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Jahrgang 8 ISSN 1611-227X 16. Oktober 2010 Nr. 10 - Schibri-Verlag

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PASEWALKER NACHRICHTEN - <strong>10</strong> - <strong>Nr</strong>. <strong>10</strong>/<strong>20<strong>10</strong></strong><br />

KULTUR & MUSEUM<br />

Auferstanden aus Ruinen – DDR Stadtplanung in Pasewalk<br />

Ein Rückblick auf die Ausstellungseröffnung am 28.08. im Museum der Stadt Pasewalk<br />

(PN/Rahde). Dass das Interesse der Pasewalker<br />

an der Baugeschichte ihrer Stadt<br />

groß sein würde, deutete sich bereits bei<br />

der Eröffnung der neuen Sonderausstellung<br />

„Auferstanden aus Ruinen – DDR-Stadtplanung<br />

in Pasewalk“ an. Etwa 50 Besucher<br />

drängten sich am 28. August im Sonderausstellungsraum<br />

und Treppenhaus des<br />

städtischen Museums um alte Fotos und<br />

Aufbaupläne aus 40 Jahren Pasewalker<br />

Baugeschichte in Augenschein zu nehmen.<br />

Die stellvertretende Bürgermeisterin Gudrun<br />

Baganz verwies in ihrer Eröffnungsrede<br />

auf den schwierigen Neuanfang für<br />

die Pasewalker nach dem Ende des Zweien<br />

Weltkriegs. Die Stadt war beinahe völlig<br />

zerstört worden. Pasewalker und hier<br />

gestrandete Flüchtlinge vornehmlich aus<br />

Hinterpommern und Stettin lebten in den<br />

Ruinen. Oberste Priorität hatten damals<br />

die Enttrümmerung der Stadt und die zügige<br />

Schaffung von neuen Wohnbauten. Die<br />

DDR-Architektur gab der Stadt ein völlig<br />

neues Aussehen. Aus der einstigen Ackerbürger-<br />

und Garnisonsstadt mit etwa 9.600<br />

Einwohnern vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

war bis 1989 eine etwa <strong>16.</strong>000 Einwohner<br />

zählende Kreisstadt geworden. Zweidrittel<br />

der Bevölkerung lebte in nach 1950 geschaffenen<br />

Neubauten von der Grünstraße<br />

bis in die Oststadt.<br />

„Die Hintergründe für den Wohnungsbau,<br />

die einzelnen Etappen und die ideologisch<br />

aufgeladenen Aufbauprogramme der DDR<br />

werden in der Ausstellung schlaglichtartig<br />

beleuchtet. Die Sonderschau bietet einen anderen,<br />

meist schwarz-weißen Blick auf Pasewalk<br />

vom Trümmerfeld bis zur WBS 70.<br />

Was der älteren Generation noch bestens<br />

bekannt ist, wird bei jüngeren und denjenigen,<br />

die nach der politischen Wende in Pasewalk<br />

ihre Heimat fanden, sicherlich neu und<br />

von Interesse sein“ meinte Gudrun Baganz.<br />

Für die Konzeption und Umsetzung der<br />

Ausstellung dankte die stellvertretende<br />

Bürgermeisterin dem Autor. Bei der Entwicklung<br />

der Sonderausstellung und der<br />

Suche nach Unterlagen der ehemaligen<br />

Stadtplaner Pasewalks fand dieser Unterstützung<br />

in Neubrandenburg beim Architekten<br />

Lutz Braun und Jens Hoffmann von<br />

der Fachhochschule Neubrandenburg. Der<br />

Pasewalker Vermessungsingenieur Winfried<br />

Gentz unterstütze die Ausstellung<br />

durch das Digitalisieren der großformatigen<br />

Baupläne, die in der Sonderausstellung<br />

gezeigt werden. Der Stadthistoriker Wolfgang<br />

Brose stellte eigenes Recherchematerial<br />

zu den Pasewalker Großbetrieben zur<br />

Verfügung, das er für sein neuestes Buch<br />

zum Pasewalker Wirtschaftsleben zusammengetragen<br />

hat. Der Städteplaner im Ruhestand,<br />

Ulrich Müntz, lieferte im Gespräch<br />

Ideen für die Ausstellung und half beim<br />

Finden der Schlechtwetterlösung für die<br />

anschließende Filmvorführung. Ohne die<br />

qualitätsvollen Fotos des Museumsarchivs<br />

wäre die aktuelle Sonderausstellung wohl<br />

kaum gelungen. Die Aufnahmen vom Wiederaufbau<br />

Pasewalks, die die Schautafeln<br />

zieren, stammen vor allem von Artur Wieland,<br />

Theodor Haase und Eugen Schmitzdorf.<br />

Im Anschluss an die Eröffnungsfeier<br />

zogen viele der Ausstellungsbesucher gegen<br />

21.30 Uhr in den Saal des Bürohauses,<br />

um hier den DEFA-Kultstreifen „Spur der<br />

Steine“ mit Manfred Krug in der Hauptrolle<br />

zu sehen. 1966 kam der Film in die Kinos<br />

der DDR und fand großen Zuspruch in<br />

der Bevölkerung, die ihre eigenen Probleme<br />

im DDR-Alltag, beim „Aufbau des Sozialismus“<br />

auf der Leinwand in ungeschönter<br />

Form wieder fanden. Bereits nach drei<br />

Tagen wurde der Film aus den Kinos genommen<br />

und erst 1989 wieder aufgeführt.<br />

Die Sonderausstellung „Auferstanden aus<br />

Ruinen“ kann noch bis zum 21. November<br />

im Museum der Stadt Pasewalk besichtigt<br />

werden.<br />

„Mittwochs im Museum“ mit Vortrag<br />

zur DDR-Stadtplanung in Pasewalk<br />

aus der Sommerpause zurück<br />

Der erste Vortrag der Vortragsreihe „Mittwochs<br />

im Museum“ nach der Sommerpause<br />

ergänzte hervorragend das Programm<br />

um die neue Sonderausstellung „Auferstanden<br />

aus Ruinen – DDR-Stadtplanung<br />

in Pasewalk“. 26 Besucher stellten sich am<br />

1. September um 18.30 Uhr im Sonderausstellungsraum<br />

des städtischen Museums<br />

ein, um den Vortrag „Städtebau und Architektur<br />

in Pasewalk in der Zeit zwischen<br />

1945 bis 1990“ des Neubrandenburger Architekten<br />

und Stadtplaners Lutz Braun zu<br />

sehen. In 45 Minuten gab Lutz Braun einen<br />

anschaulichen Überblick über 40 Jahre<br />

Stadtplanung in Pasewalk: von den Enttrümmerungsmaßnahmen,<br />

über die ersten<br />

Wohnungsneubauten der 50er Jahre des 20.<br />

Jahrhunderts in der Markt- und der Stettiner<br />

Straße, bis hin zum Bau der Oststadt<br />

in den 1970ern und dem Bau des Neuen<br />

Marktes 1988/89 unmittelbar vor der politischen<br />

Wende. Herausragende Gesellschaftsbauten<br />

wie das 1957 eröffnete Filmtheater<br />

Maxim Gorki oder das heute unter<br />

Denkmalschutz stehende ehemalige Kaufhaus<br />

Magnet (heute Woolworth), 1959 eröffnet,<br />

wurden ebenso beleuchtet wie das<br />

Bauen der 60er und 70er Jahre in Pasewalk.<br />

In den 1960er Jahren entstanden vor<br />

allem in der nördlichen Altstadt zwischen<br />

Uecker- und Markstraße die ersten Zeilenwohnblocks<br />

in Montagebauweise. Diese<br />

Gebäude sollten, orientiert an der Ausrichtung<br />

des einzelnen Wohnungsgrundrisses,<br />

in „licht- luft- gründurchwobenen“ Zeilen<br />

in regelmäßigen Abständen zueinander errichtet<br />

werden. Auf die ursprüngliche Quartierbebauung<br />

oder Straßenfluchten nahm<br />

man kaum Rücksicht. Die Graben- und<br />

die Mühlenstraße wurden beispielsweise<br />

überbaut. Extensiv wurde in den 70er Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts die Oststadt auf<br />

die grüne Wiese gesetzt, eine Schlafstadt<br />

in der neu entwickelten WBS 70-Bauweise<br />

(Wohnbauserie 70). Mit der Schaffung<br />

des Neuen Marktes wurde 1989 die letzte<br />

große Baulücke im Altstadtkern geschlossen.<br />

Anstelle von zweigeschossigen Fachwerkhäusern<br />

prägten jetzt fünfgeschossige<br />

Plattenbauten das Aussehen des Zentrums.<br />

Im Anschluss an den Vortrag nutzten die<br />

Zuhörer die Gelegenheit zur angeregten<br />

Diskussion des Themas mit dem Referenten<br />

über den Sinn und Unsinn des Massenwohnungsbaus<br />

in den Wiederaufbaustädten<br />

der ehemaligen DDR und das architektonische<br />

Erbe Pasewalks, dem zu begegnen<br />

nicht selten als (Alt)Last empfunden wird.<br />

M. Fraumann<br />

„Die DDR war ein Teil meines Lebens“<br />

Ein deutsches Geschichtsbuch 1918–2000<br />

EUR 14,90 inkl. Mwst • 2. Auflage • 2009<br />

ISBN 978-3-937895-49-9 • broschiert<br />

• 893 Seiten • Format: 14,8 x 21 cm<br />

Lesungen auf Anfrage möglich.<br />

Für Lesungen stehen zur Verfügung: die Dokumentalistin,<br />

der Professor, die Dolmetscherin,<br />

der Stasi-Ausbilder, die Soziologin<br />

„Es gibt wohl kaum ein Buch, mit dem man die<br />

verblichene DDR und ihre Bürger besser kennenlernen<br />

kann als dieses.“<br />

EDFC-Magazin, Passau<br />

(siehe auch Anzeige S. 3 in diesem Amtsblatt)

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