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Jahrgang 11 ISSN 1611-227X 21. Dezember 2013 ... - Schibri-Verlag

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Nr. 12/<strong>2013</strong> - 15 - PASEWALKER NACHRICHTEN<br />

Rainer Dambach – Ein Nachruf<br />

(PN/PM). Im Juli 2002 wählten die Pasewalker<br />

Bürgerinnen und Bürger den Quereinsteiger<br />

Rainer Dambach zum Bürgermeister<br />

ihrer Stadt. Vom ersten Tag seines<br />

Amtsantritts, den 01.08.2002, bis zu seinem<br />

Todestag, am 22.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>, war sein<br />

wichtigstes Anliegen, direkter Ansprechpartner<br />

für die Einwohner von Pasewalk<br />

zu sein und die Geschicke der Stadt so zu<br />

lenken, dass sie sich zum Wohl aller Bürgerinnen<br />

und Bürger entwickeln. Sein Motto<br />

während seiner gesamten Amtszeit war,<br />

ein „Bürgermeister zum Anfassen“ zu sein.<br />

Dass er es damit ernst meinte, hat er – bei<br />

Wind und Wetter – <strong>11</strong> Jahre mit seinem regelmäßig<br />

statt findenden „Rathaus auf dem<br />

Markt“ gezeigt. Hier konnte jeder kommen<br />

und ihm seine kleinen und großen Nöte<br />

vortragen und er sorgte dafür, dass sie so<br />

schnell wie möglich von der Verwaltung<br />

bearbeitet wurden. Einmal im Jahr lud er<br />

alle Senioren der Stadt zu einer Stadtrundfahrt<br />

ein, um sie über die neuesten Entwicklungen<br />

zu informieren. Unbürokratisches<br />

und zügiges Handeln standen für<br />

ihn immer im Vordergrund. Ganz wichtig<br />

war ihm daher auch, die Verwaltung zu einem<br />

modernen Dienstleistungsunternehmen<br />

zu entwickeln. Das war nicht leicht,<br />

denn um eingefahrene Strukturen zu verändern,<br />

bedarf es eines langen Atems. Vor<br />

allem in vernünftiger Teamarbeit sah er<br />

die große Chance für die Weiterentwicklung<br />

der Stadt.<br />

Seine nicht leichte <strong>11</strong>-jährige Amtszeit war<br />

aber auch geprägt von vielen Anfeindungen<br />

und Anschuldigungen. So wurde er im<br />

September 2008 auf Antrag der Mehrheit<br />

der Stadtvertretung für 3 Monate vom Amt<br />

suspendiert. Das OVG hob jedoch den Beschluss<br />

wieder auf und RD wurde im April<br />

2010 zum 2. Mal in das Amt des Bürgermeisters<br />

der Stadt Pasewalk gewählt.<br />

Rainer Dambach hat in seiner Amtszeit Pasewalk<br />

zu einer Stadt gemacht, die bürgerfreundlich,<br />

seniorenfreundlich, kinderfreundlich<br />

und offen für neue Ideen und<br />

Gestaltung ist. Mit großem Engagement,<br />

seiner ganzen Schaffenskraft und Kompetenz<br />

wurden wichtige Weichenstellungen<br />

für Pasewalk vorgenommen. Beispielhaft<br />

seien hier die Sanierung und der Ausbau der<br />

GS-Mitte genannt, der Oststadtpark, Straßensanierungen<br />

in der Oststadt und der Innenstadt,<br />

Sanierung der Marktstraße, Stettiner<br />

Straße etc., neue Spielplätze für Kinder,<br />

die Ansiedlung von Kaufland, der Abriss<br />

maroder Plattenbauten in der Oststadt und<br />

der Bauruinen in der Stadt (alte Molkerei,<br />

Gropa, ehem. Fleischkombinat, Hotel an<br />

der Uecker, Schützenpark, ehem. Geflügelschlachthof<br />

etc.). Insgesamt hat er mehr<br />

als 10 Millionen Euro an Fördermitteln für<br />

Pasewalk eingeworben!<br />

Auf seiner Agenda stand auch, das Rathaus<br />

wieder in der Mitte der Stadt anzusiedeln,<br />

den Anfang sollte das Haus Am Markt 12<br />

machen. Dort sollten zuerst das Standesamt<br />

und die Stadtinformation einziehen,<br />

um den Bürgerinnen und Bürgern ein direkter<br />

Ansprechpartner zu sein.<br />

Als studierter Landschaftsplaner lag ihm<br />

der Naturschutz ebenso am Herzen. Kein<br />

Baum durfte ohne seine Zustimmung gefällt<br />

werden. Auch hier hat er beispielhaftes<br />

für Pasewalk geleistet: über 700<br />

Bäume wurden in und um Pasewalk gepflanzt!<br />

Er holte die Uecker wieder in das Bewusstsein<br />

der Pasewalker und der Stadtvertreter<br />

zurück, richtete an der Uecker einen Wasserwanderrastplatz<br />

ein und ließ somit den<br />

Berlin–Usedom-Radweg durch Pasewalk<br />

führen. Viele Straßen in Pasewalk wurden<br />

saniert und von Landschaftsplanern zeitgemäß<br />

begrünt. Für die meisten Pasewalker<br />

fast das ganze Jahr ein erfreulich blühender<br />

Anblick!<br />

Im kulturellen Bereich setzte er sich besonders<br />

ein für die Unterstützung der ortsansässigen<br />

Vereine, Schloss Bröllin, den<br />

KunstgARTen, die „Trümmerkugel“ oder<br />

die „goldene Linie“. Jede Ausstellung im<br />

Historischen U versuchte er selbst zu eröffnen.<br />

Der direkte Kontakt zu den ausstellenden<br />

Künstlern war ihm wichtig und<br />

er war über die Region hinaus als Freund<br />

der klassischen sowie der avantgardistischen<br />

Kunst bekannt. Er ließ das Kürassierdenkmal<br />

sanieren, nahm teil an den Festen<br />

in der Innenstadt, immer wollte er Pasewalk<br />

wirtschaftlich, touristisch und kulturell<br />

überregional aufwerten.<br />

Mit Rainer Dambach verliert Pasewalk<br />

nicht nur seinen Bürgermeister, sondern<br />

auch einen Mann, der Pasewalk über die<br />

Region hinaus durch sein demokratisches<br />

Engagement bekannt gemacht hat. Er war<br />

Mitbegründer des Aktionsbündnis Vorpommern:<br />

weltoffen-demokratisch-bunt! und<br />

konnte mit seinem unerschrockenem Engagement<br />

viele Bürgermeister in MV überzeugen,<br />

sich ebenfalls offensiv gegen undemokratische<br />

und menschenverachtende<br />

Ideologien öffentlich zu stellen. 2012 empfing<br />

er in Berlin den Demokratie-Fuchs und<br />

<strong>2013</strong> nahm er gemeinsam mit dem Aktionsbündnis<br />

den Johannes-Stelling-Preis<br />

entgegen.<br />

Im letzten Jahr waren ihm die gesundheitlichen<br />

Strapazen anzusehen und sie waren<br />

ihm wohl auch bewusst. Vielleicht zeigte<br />

er sich deshalb in persönlichen Gesprächen<br />

kämpferisch und positiv gestimmt.<br />

Rainer Dambach hatte noch viele Pläne und<br />

Ideen. Sein Kampf um die Grundwerte der<br />

Menschenrechte und der Demokratie haben<br />

ihn mit Pasewalk deutschlandweit bekannt<br />

gemacht. Das bleibt!<br />

Nachruf<br />

Schon 1998 reifte im Kriegsmuseum von<br />

Halen die Idee zu einer Städtepartnerschaft<br />

zwischen Halen und einer ehemaligen<br />

Garnisonsstadt von deutschen<br />

Cavaleriesoldaten, die sich am 12. August<br />

1914 einen Kampf in unserer Stadt<br />

lieferten. Nach gegenseitigen Kontakten<br />

und Besuchen, wurde am 20. Oktober<br />

2001 in den Räumen der ehemaligen<br />

Kürassierkaserne der Partnerschaftsvertrag<br />

durch den Bürgermeister von Pasewalk<br />

und Halen unterzeichnet. Das Motto<br />

lautete: Damals Krieg, jetzt Freundschaft.<br />

Auf Pasewalker Seite brachten besonders<br />

die Bürgerväter Sieber und Dambach lebendige<br />

Begeisterung entgegen.<br />

Der Freundeskreis Partnerstadt aus Halen ist<br />

jetzt ungemein betroffen, dass Bürgermeister<br />

Rainer Dambach, nach <strong>11</strong> Jahren, so unerwartet<br />

aus unserer Mitte gerissen wurde.<br />

Wir trauern mit der Pasewalker Bevölkerung,<br />

denen wir unser Mitgefühl ausdrücken.<br />

Zu gleicher Zeit wünschen wir allen<br />

ein gesegnetes Weihnachtsfest und viel<br />

Glück zum Neuen Jahr 2014!<br />

Für den Vorsitzenden des Freundeskreises<br />

Partnerstadt aus Halen, Julien<br />

Stroobants und die Mitglieder Urbain<br />

Clemens, Jean Vanonckelen, François<br />

Peetermans en Carol Persoons<br />

Marcel Corthouts

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