25.06.2014 Aufrufe

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

72<br />

II. Komplexe Netzwerke<br />

Pirro Ligorios Buch 7 aus der Nationalbibliothek in Neapel 132 wird hier vom Codex<br />

Ursinianus aus der Vaticana 133 zitiert. Dieser wird seinerseits von Pirro Ligorios<br />

Buch 10 134 <strong>als</strong> Vorlage benutzt.<br />

Würde man Pirro Ligorios Manuskriptbände zu einer Einheit zusammenfassen,<br />

ergäbe sich hier ein Zirkelbezug. Eine Tatsache die theoretisch in einem Netzwerk<br />

von Zitaten aufgr<strong>und</strong> der Zeitabhängigkeit nicht vorkommen kann. Ein früherer<br />

Autor kann sich theoretisch nicht auf einen Aufsatz beziehen, der noch nicht<br />

geschrieben worden ist.<br />

Im vorliegenden Material wäre ein Zirkelbezug jedoch möglich, da es sich bei<br />

Ligorios Büchern schließlich nicht um eine Publikation mit festem Veröffentlichungsdatum<br />

handelt, sondern um eine Handschri, die über einen längeren<br />

Zeitraum hinweg entstanden ist. Solange Ligorios Arbeit nicht abgeschlossen war,<br />

war es durchaus auch möglich, dass andere Künstler, die von ihm abgeschrieben<br />

haben, auch durch ihn selbst wieder rezipiert wurden.<br />

Genau nach diesem Schema treten Zirkelbezüge auch zwischen modernen wissenschalichen<br />

Publikationen auf, <strong>und</strong> zwar wenn Wissenschaler sich bereits<br />

vor der Publikation ihre Ergebnisse gegenseitig mieilen. 135<br />

Im vorliegenden Fall ist der Zirkelbezug jedoch bei genauerer Betrachtung ein<br />

rein hypothetischer, da die Darstellung verkürzt ist, durch die Zusammenfassung<br />

der Dokumentkomplexe zu Ihren höheren Einheiten.<br />

Im Gegensatz zu einer Zitatedatenbank werden im CENSUS nicht die Archetypverhältnisse<br />

der Dokumentkomplexe <strong>als</strong> ganzes, sondern die Verhältnisse zwischen<br />

Einzelzeichnungen beziehungsweise -erwähnungen registriert, so wie in<br />

Abb. 37 zu sehen. Die Darstellung beantwortet hier die lokale Standardfrage der<br />

<strong>Tradierung</strong>.<br />

In blau erscheinen die Archetyplinks zwischen den einzelnen Stellen. Die restlichen<br />

Links vereinen die Einzelstellen mit ihrem übergeordneten Dokumentkomplex.<br />

Kopien erscheinen hell, Archetypen erscheinen Dunkel.<br />

Nach wie vor gibt es verhältnismäßig viele Dokumente, die nur durch ein einziges<br />

oder durch wenige Archetypverhältnisse verb<strong>und</strong>en sind. Daneben erscheinen<br />

jedoch auch sehr wenige superverb<strong>und</strong>ene Dokumenthaufen. Die Größe der<br />

Dokumenthaufen folgt einem power law, genauso wie die Graderteilung beim<br />

Verhältnis Monument–Dokument. Eine Tatsache, die aufgr<strong>und</strong> der spärlichen<br />

Datenbasis verblü.<br />

Es wäre wohl zu früh, von den vorliegenden Daten auf das Netzwerk der <strong>Tradierung</strong><br />

<strong>als</strong> ganzes zu schließen. Zu erwarten wäre eine solche Verteilung allerdings<br />

schon, da Broder et al. ein vergleichbares Phänomen auch für das world wide web<br />

nachweisen konnten.<br />

Wie das world wide web wird das Netzwerk der <strong>Tradierung</strong> nicht aus einer einzigen<br />

zusammenhängenden Baum bestehen. Es wird auf jeden Fall unzusammenhängende<br />

Dokumenthaufen enthalten, deren Größenverteilung einem power law<br />

folgen wird.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!