25.06.2014 Aufrufe

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

304<br />

Die Konstantinsthermen befanden sich in sehr exponierter Lage auf dem Quirinal<br />

<strong>und</strong> waren wesentlich kleiner <strong>als</strong> die bereits behandelten Thermen. 59<br />

Das ehemalige Ruinengelände deckt sich zu Grossteil mit dem Gr<strong>und</strong>stück des<br />

heutigen Palazzo Rospigliosi-Pallavicini. Erhalten sind nur noch zwei Räume im<br />

Keller des Palastes sowie einige Versorgungsgänge im südlichen Bereich des<br />

Gartens. Die Außenmauer sowie die Gartenfassade folgen in ihrem Verlauf ebenfalls<br />

noch den alten Strukturen. Südlich des Anwesens befand sich eine wohl zu<br />

den Thermen gehörige r<strong>und</strong>liche Substruktionsmauer, die den Hügel gegen das<br />

Tal der Kaiserfora abgrenzte. Für eine Umfassungsmauer ähnlich der anderen<br />

großen Anlagen gibt es keine Zeugnisse. 60<br />

Die in zahlreichen Rekonstruktionen im Bereich des Palazzo della Consulta eingezeichnete<br />

große Exedra ist ein Artefakt. Wahrscheinlich handelt es sich um eine<br />

Rückübertragung einer der drei großen Exedren, die sich in den frühen Rekonstruktionen<br />

der Trajansthermen finden, in die der Gr<strong>und</strong>riss der Konstantinsthermen<br />

integriert wurde. 61 Palladios Rekonstruktion, von der alle späteren abhängen, die<br />

die Exedra zeigen, wirkt im Aufriss sogar eher wie genuine Renaissancearchitektur.<br />

62<br />

Nach Hubertus Günther bilden die Ruinen der Thermen, die auch <strong>als</strong> Palazzo<br />

Corneliorum identifiziert wurden, 63 die Gr<strong>und</strong>lage für Albertis Beschreibung einer<br />

römischen Domus. Hauptgr<strong>und</strong>lage dafür sind die drei aufeinander folgenden<br />

R<strong>und</strong>räume, die sowohl in frühen Gr<strong>und</strong>rissen, 64 wie auch in Albertis Beschreibung<br />

auauchen. 65 Gleichzeitig zu Alberti, d.h. um 1450, nennt Poggio Bracciolini<br />

die Konstantinsthermen jedoch auch <strong>als</strong> die dribesterhaltenen nach den Diokletians-<br />

<strong>und</strong> den Caracallathermen. 66 Passend dazu stellen auch alle bekannten Rekonstruktionen<br />

des Ruinenkomplexes die Konstantinsthermen dar, sofern sie nicht zur<br />

Vervollständigung der Trajansthermen verwendet werden.<br />

Die wichtigsten Teilgr<strong>und</strong>risse stammen aus der Zeit kurz vor dem Abriss der<br />

Thermen. Sie sind extrem wertvoll, da es sich um Bauaufnahmen zur Dokumentation<br />

des Bestandes handelt. 67<br />

Ansichten <strong>und</strong> Veduten zu den Konstantinsthermen sind eher selten. Die vorhandenen<br />

zeigen sie jedoch o <strong>als</strong> deutlichen Bezugspunkt im Stadtbild. In einem Fall<br />

stehen die Konstantinsthermen im Zentrum eines Panoramas, das die ganze Stadt<br />

überblickt, wie von keinem anderen der bekannten Aussichtspunkte. Im Vordergr<strong>und</strong><br />

des R<strong>und</strong>blicks, der in die erste Häle des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts datiert, erkennt<br />

man die Ruinen im Detail. 68 Aufgr<strong>und</strong> des Sichtbaren lässt sich belegen, dass die<br />

frühen Gr<strong>und</strong>risse eher zutreffen, <strong>als</strong> die späteren von Palladio abhängigen Rekonstruktionen.<br />

69<br />

Die moderne Archäologie liefert neben dem ungefilterten Palladiogr<strong>und</strong>riss<br />

lediglich eine Spezialuntersuchung der erhaltenen Substruktionen sowie einige<br />

wilde Spekulationen. 70 Dies ist verw<strong>und</strong>erlich, da es bei genauerer Betrachtung<br />

der Quellen durchaus mehr zu sagen gäbe. Die Konstantinsthermen sind nicht nur<br />

einer der sehr wenigen konstantinischen Profanbauten von denen wir überhaupt<br />

mehr <strong>als</strong> dessen Existenz kennen; ihre anthropomorphe Form verweist zudem<br />

eher auf frühchristliche Basilikalarchitektur, <strong>als</strong> auf die spätantike Gewölbearchia1.3<br />

Konstantinsthermen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!