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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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a1.1 Zur Dokumentation der Kaiserthermen in Rom 255<br />

Abhandlung im Anhang einer Dokumentation zu den verschiedenen Arten der<br />

Soldatenkleidung befindet. Sie wird damit in den militärischen Bereich gerückt;<br />

an Stelle der privaten Ges<strong>und</strong>heit tri die Motivation <strong>und</strong> Fitness der Soldaten –<br />

Thermenforschung wird hier zur rocket science. 18<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die in unserem Zusammenhang<br />

relevanten visuellen Dokumente zu den Thermen, vor einem faceenreichen<br />

Hintergr<strong>und</strong> von Phänomenen betrachtet werden müssen. Auffällig ist, dass es<br />

sich bei den visuellen Dokumenten fast nie um amateurhae Produkte von vorwinckelmannschen<br />

Hobbyarchäologen handelt. Unabhängig von ihrer Entstehungszeit<br />

verdienen sie deshalb allesamt genauso ernst genommen zu werden<br />

wie die wissenschalichen Produktionen der Gegenwart. Da selbst die neusten<br />

Dokumente in aller Regel indirekt über mehrere Generationen von den älteren<br />

abhängen wird ihr ernsthaes Studium zur gr<strong>und</strong>legenden Notwendigkeit.<br />

Berücksichtigt man den ursprünglichen Zweck, den man zugegebenermaßen o<br />

nur vermuten kann, so lassen sich die auch die älteren Quellen in den aktuellen<br />

archäologischen Erkenntnisprozess einbeziehen.<br />

Vorsicht ist dabei in erster Linie nicht bei besonders künstlerischen Auseinandersetzungen<br />

geboten, sondern vielmehr bei denjenigen Produkten, die den aktuellen<br />

archäologischen Dokumenten besonders nahe kommen.<br />

Gerade die besonders vollständigen Rekonstruktionen der Thermen in Gr<strong>und</strong>riß,<br />

Schni <strong>und</strong> perspektivischer Ansicht sind aufgr<strong>und</strong> ihrer weitreichenden sek<strong>und</strong>ären<br />

Bearbeitung zahlreichen Verzerrungen ausgesetzt.<br />

Gesamtbilder wie diejenigen von Oya <strong>und</strong> Cock, Scamozzi oder Palladio müssen<br />

daher einer besonders kritischen Prüfung unterzogen werden. Selbst einfache<br />

Gr<strong>und</strong>risse einer einzelnen Therme setzen sich notgedrungen aus zahlreichen,<br />

sek<strong>und</strong>är montierten Einzelteilen zusammen – es handelt sich schliesslich in der<br />

Regel um Gebäude mit zigtausend Quadratmetern Gr<strong>und</strong>fläche.<br />

Fragmente wie diejenigen des Codex Destailleur dürfen umgekehrt nicht isoliert<br />

betrachtet werden, sondern müssen zum tieferen Verständnis in grösserem Rahmen<br />

verglichen <strong>und</strong> gegebenenfalls sinnvoll montiert werden.<br />

Auf den ersten Blick künstlerische Auseinandersetzungen mit den Thermen – wie<br />

etwa die zahlreichen Veduten – eignen sich im Gegensatz zu den bekannten<br />

Rekonstruktionen o wesentlich besser <strong>als</strong> Quelle der archäologischen Erkenntnis,<br />

da von dieser Art von Dokumenten in der Regel wesentlich mehr von einander<br />

unabhängige Exemplare existieren, die denselben Gegenstand wiedergeben.<br />

Während der Vergleich von etablierten Gr<strong>und</strong>rissen zumeist zahlreiche Artefakte<br />

zu tage bringt, führt der Vergleich zahlreicher Veduten o zu einem spürbaren<br />

Erkenntnisgewinn bezüglich des Monuments selbst.<br />

Eine wichtige Implikation der visuellen Dokumente, abgesehen von ihrer gegenseitigen<br />

Abhängigkeit sowie ihrer Abhängigkeit vom Monument ist die Einbin-

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