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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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Appendix 1: Zugangsverzeichnis zur THERMAE-Datenmenge<br />

lung in eine Reihe stellen mit den ebenfalls häufigen Idealrekonstruktionen von<br />

Thermenanlagen <strong>und</strong> Palaestren, die, ausgehend von Vitruv <strong>und</strong> Galen aber auch<br />

von den Ruinen selbst, einen eher theoretischen <strong>und</strong> nur potenziell praktischen<br />

Eindruck vom antiken Badegeschehen vermieln sollten. 15<br />

Neben dem medizinischen <strong>und</strong> theoretischen Interesse am Bad, ist schliesslich<br />

eine weitere Art der visuellen Darstellung zu erwähnen, die in ungebrochener<br />

Tradition vermutlich seit der Antike zu allen Zeiten auri: Die Darstellung von<br />

Badenden, die sowohl christlich-moralisch wie auch amoralisch-lüstern konotiert<br />

sein kann.<br />

Sie enthält zumeist Badende beim Reinigungsakt, eine antikische Badewanne<br />

sowie einen baldachinartiges Raumgehäuse oder eine apsidenförmige Exedra.<br />

Obwohl sich in den meisten Fällen keine direkte Bezüglichkeit zwischen den<br />

entsprechenden Darstellungen feststellen lässt, taucht das Motiv zu allen Zeiten<br />

regelmässig auf. Es findet sich in der mielalterlichen Buchmalerei genauso wie<br />

am Rand von Rekonstruktionen des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts oder in der Literatur der<br />

Klassischen Archäologie (vgl. Abb. 178, 179 <strong>und</strong> 180). 16 Es handelt sich um ein<br />

klassisches Bildmotiv im Sinne von Aby Warburgs Mnemosyne.<br />

Dass zwischen allen genannten Bereichen der Beschäigung mit dem Baden wie<br />

mit den Thermen Querverbindungen bestehen, lässt sich in Einzelfällen belegen:<br />

Ein interessantes Beispiel ist hierzu die Auseinandersetzung mit dem Bad im<br />

Umkreis Kaiser Karls V.:<br />

Dem Monarchen ist einerseits die oben vorgestellte Monumentalrekonstruktion<br />

der Diokletiansthermen von Oya <strong>und</strong> Cock aus dem Jahre 1558 gewidmet, in der<br />

sich ebenfalls eine moralische Badeszene nach dem gerade angesprochenen Muster<br />

findet (siehe Abb. 102 in den Nischen der Umfassungsbauten). 17<br />

Andererseits existiert aus der Hand einer seiner engsten Berater eine Publikation<br />

zu den Badegewohnheiten der Antike. Die Besonderheit ist dabei, dass sich die<br />

Abb. 178. Petrus de Ebulo:<br />

Balneum Sudatoria (13. Jh.)<br />

Abb. 179. Fabio Calvo:<br />

Balneum (1527)<br />

Abb. 180. W. Andreae: [Nackt im islamischen Bad?]<br />

(aus Krencker 1929)

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