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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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II.1 Forschung zu komplexen Netzwerken 15<br />

sowie einen äußerlichen.<br />

Der inhaltliche Umstand war die Beobachtung, dass ein sehr geringer Anteil aller<br />

Zeitschrien, einen Großteil der zitierten Artikel enthält. 13 Es musste <strong>als</strong>o zur<br />

Kreation eines Vorteils nicht die gesamte Forschungsliteratur erfasst werden. Der<br />

inhaltliche Umstand ist in der Literatur auch <strong>als</strong> Pareto-Prinzip bekannt, benannt<br />

nach dem italienischen Wirtschaswissenschaler Vilfredo Pareto, der um 1900<br />

feststellte, dass 20% der Einwohner Italiens 80% des Landes besitzen.<br />

Verhältnisse die das Pareto-Prinzip widerspiegeln, lassen sich in sehr vielen verschiedenen<br />

Netzwerken beobachten. Es ist für bestimmte komplexe Netzwerke<br />

genauso signifikant wie in anderen Lebensbereichen die Gaußsche Normalverteilung.<br />

Kann man in einem Netzwerk das Pareto-Prinzip entdecken, so entspricht<br />

die zugehörige Verteilung in der Regel einem power law, ein mathematischer<br />

Begriff der unten genauer behandelt wird. 14<br />

Der äußerliche Umstand, der den Science Citation Index begünstigte, war das<br />

Werennen des kalten Krieges, das neben der direkten Rüstung auch die Wissenschaen<br />

betraf. Der Index war ein perfektes out-sputniking tool, da er es ermöglichte<br />

„vorwärts“ zu bibliographieren <strong>und</strong> so die Arbeit zu beschleunigen. 15<br />

Technisch profitierte der Index von Fortschrien im Bereich des information retrieval.<br />

Erstaunlich ist dabei die Nähe der Entwicklung zur unten noch einmal relevanten,<br />

so genannten cognitive revolution:<br />

1956 arbeitete Eugene Garfield eng mit Casimir Borkowski zusammen, der zuerst<br />

ein Projekt der maschinellen Übersetzung aus dem Russischen betrieb, <strong>und</strong> dann<br />

wie Noam Chomsky <strong>und</strong> Naomi Sager an der Pennsylvania University über tranformational<br />

grammars forschte. Garfield hebt hierzu selbst hervor, dass die Bereiche<br />

von machine translation, computational linguistics <strong>und</strong> information retrieval in dieser<br />

Zeit offensichtlich eng zusammen lagen. 16<br />

Der Aufschwung von Garfields Index ist daher von der Verfügbarkeit der selben<br />

verbesserten Werkzeuge abhängig wie diejenigen der Kognitionswissenschaften<br />

<strong>und</strong> der Netzwerkforschung im Allgemeinen. Darin besteht ein signifikanter<br />

Unterschied der cognitive revolution zu den stärker politisch motivierten linguistic<br />

beziehungsweise pictorial turns von Rorty <strong>und</strong> Mitchell. 17<br />

Das Potenzial des Science Citation Index steckt nicht nur in der gegenläufigen<br />

Navigation durch die wissenschaliche Literatur. Eine seiner interessantesten<br />

aber auch umstriensten Anwendungen ist die Untersuchung der enthaltenen<br />

Strukturen, die in einem neuen Forschungsgebiet mündete, das unter dem Namen<br />

bibliometrics bzw. scientometrics bekannt werden sollte. Die Entwicklung<br />

dieses Fachbreichs wird von Paul Wouters in The Citation Culture eingehend – d.h.<br />

auch technisch – beschrieben. Fachbegriffe werden im Virgil Diodatos Dictionary<br />

of Bibliometrics erklärt; sehr nützlich sind auch die Informationen <strong>und</strong> Artikel,<br />

die Eugene Garfield selbst auf seiner Homepage bereitstellt. 18 Es würde an dieser<br />

Stelle zu weit führen, die Forschungsgeschichte genauer aufzuarbeiten. Es folgen

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