25.06.2014 Aufrufe

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

V.3 Visualisierungen von Netzwerken 227<br />

Neben den technisch bedingten Besonderheiten der Netzvisualisierung ist aufgr<strong>und</strong><br />

bekannter Missverständnisse in der Kunstgeschichte dringend noch eine<br />

weitere Einschränkung zu nennen:<br />

Bereits Osgood hat 1957 hervorgehoben, dass der semantische Raum von multidimensionaler<br />

Art ist. 109 Daraus folgt, dass das Ergebnis einer Netzvisualisierung<br />

niem<strong>als</strong> eindeutig sein kann: Jeder Link erzeugt letztendlich eine eigene Dimension,<br />

die im Rahmen der Visualisierung in den zweidimensionalen Raum projiziert<br />

wird. Schon ein Netz mit vier Knoten <strong>und</strong> sechs gleichwertigen Links ergibt in<br />

der Visualisierung entweder vier kurze sowie zwei längere oder fünf gleichlange<br />

<strong>und</strong> einen längeren Link (vgl. Abb. 166).<br />

Komplexere Darstellungen resultieren daher in mehreren Ergebnissen, in denen<br />

die Darstellung ein Gleichgewicht erreicht. Eine große Netzvisualisierung lässt<br />

daher keine stichhaltigen Detailaussagen zu. Auf höherer Ebene, das heißt zur<br />

Projektion eines big picture, erscheint sie aber trotzdem sehr wertvoll.<br />

Die Geschichte der Netzwerkvisualisierung reicht sehr weit zurück. Das Beispiel<br />

in Abb. 167 stammt wie dasjenige zur Baumvisualisierung aus dem um 1330 entstandenen<br />

Codex Cremifarnensis 243 <strong>und</strong> zeigt ein bipartites Netzwerk der zwölf<br />

Stämme Israels, die mit ihren jeweiligen Städten verlinkt sind. Das Netzwerk<br />

besitzt drei Komponenten, ist <strong>als</strong>o nicht zusammenhängend (disconnected). 110<br />

Abb. 166. Im 2-dimensionalen Raum ist es unmöglich<br />

alle möglichen Links zwischen vier oder mehr<br />

Knoten in gleicher Länge anzuzeigen, sofern alle<br />

vier Knoten unterschiedlich positioniert sind. Im<br />

3-dimensionalen Raum gilt analoges für fünf oder<br />

mehr Knoten. Ein <strong>und</strong> das selbe Netzwerk kann<br />

daher in der Visualisierung höchst unterschiedliche<br />

Form annehmen.<br />

Abb. 167. Die zwölf Stämme Isre<strong>als</strong> (schwarz) <strong>und</strong> ihre zugehörogen<br />

Städte (rot) (um 1330): Kremsmünster, Benediktinersti, Stisbibliothek,<br />

Codex Cremifarnensis 243, fol. 57v. Das Netzwerk ist bipartit<br />

sowie disconnected. Es besitzt drei Komponenten sowie einen isolierten<br />

Knoten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!