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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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218<br />

V. Zu komplexen Netzwerken<br />

V.3 Visualisierungen von Netzwerken<br />

„polipi mentem obtine“ 72<br />

Komplexe Netzwerke lassen sich in der Regel durch keine einzelne Visualisierung<br />

komple, das heißt in all ihren Aspekten erschöpfend beleuchten. Dies führt<br />

wie beim Polypen des Erasmus von Roerdam zu einer Vielgestaltigkeit, die den<br />

Betrachter sowohl in die Irre führen kann, <strong>als</strong> auch dazu dienen kann einen positiven<br />

Erkenntnisgewinn aus der Darstellung zu ziehen.<br />

Eine der wichtigsten Veränderungen der letzten fünfzig Jahre in der Analyse von<br />

Netzwerken ist die explosive Zunahme von Quantität. Sta Netzwerke mit einigen<br />

wenigen bis zu einigen h<strong>und</strong>erten Knoten werden in jüngster Zeit Netzwerke<br />

mit Millionen oder sogar Milliarden von Knoten untersucht. 73<br />

In jeder Form der visuellen Darstellung wird dabei schnell das sinnvolle Maß<br />

überschrien. Statistische Methoden rücken deshalb stärker in den Vordergr<strong>und</strong>:<br />

„The recent development of statistical methods for quantifying large<br />

networks is to a large extent an aempt to find something to play the part<br />

played by the eye in the network analysis of the twentieth century.” 74<br />

Der direkte Blick auf die Daten wird <strong>als</strong>o immer mehr durch rechnerisch-sensorische<br />

Meßmethoden ersetzt.<br />

Was M.E.J. Newman in seiner Aussage allerdings verschweigt, ist die Tatsache,<br />

dass auch die Ergebnisse der statistischen Untersuchung in der Regel visuell präsentiert<br />

werden. Das Auge spielt hier gerade im Umgang mit komplexen Phänomenen<br />

eine zentrale Rolle. Stephen Wolfram fasst dies im folgenden – auch auf<br />

diese Arbeit anwendbaren – Satz zusammen:<br />

„For while ordinary human language has lile trouble describing<br />

repetitive and even nested paerns, it seems to be able to do very lile<br />

with more complex paerns – which is in a sense why this book, for<br />

example, depends so heavily on visual presentation“ 75<br />

Das Auge spielt gerade auch im Umgang mit großen <strong>und</strong> komplexen Datenmengen<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Da man sich aber in der Regel durch die statistischen Methoden, das heißt durch<br />

den Filter der Werkzeugbenutzung, noch weiter vom Gegenstand entfernt, <strong>als</strong><br />

man es durch die Unzulänglichkeiten der eigenen Sinnesorgane ohnehin ist, wird<br />

die bildkritische Sicht der Kunstgeschichte bei der Betrachtung der Ergebnisse zu<br />

einem universellen Bedürfnis. Nicht von ungefähr erlebt die kunstwissenschaliche<br />

Untersuchung wissenschalicher Visualisierungsmethoden in den letzten<br />

Jahren einen wahrnehmbaren Aufschwung. 76<br />

Das vorliegende Kapitel liefert keinen Beitrag zu dieser dringend erforderlichen,<br />

kritischen Betrachtung der Visualisierungsmethoden. Vielmehr ist es eine Zusam-

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