Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich
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V. Zu komplexen Netzwerken<br />
Glossar der Netzwerkfachwörter<br />
Netzwerk (network )<br />
Knoten (node )<br />
Knoten-ID (node ID )<br />
Knoten-Bezeichnung (node label )<br />
Knotenset (nodeset )<br />
Knotenart (node type )<br />
Ein Netzwerk besteht aus einer nicht leeren Menge von Knoten <strong>und</strong> einer Menge von Kanten. Jede Kante<br />
endet in zwei Knoten, die auch zusammenfallen können. Der Begriff Netzwerk wird hier synonym zu Graph<br />
im Sinne der Graphentheorie benutzt.<br />
Die f<strong>und</strong>amentale Einheit in einem Netzwerk. Synonym sind die Begriffe Record oder Titel<br />
(Netzwerkdatenbanken), Vertex (pl. vertices) oder Ecke (Mathematik), Actor (Soziologie) sowie Site<br />
(Physik).<br />
In einer Netzwerkdatenbank besitzt jeder Knoten eine eindeutige Identifikation, in der Regel eine<br />
Recordnummer (RecNo). Zusammen mit einer eindeutigen Adresse für die Datenbank kann man so von<br />
Überall auf die Knoten zugreifen.<br />
In einer Netzwerkdatenbank besitzt jeder Knoten in der Regel eine Bezeichnung (auch Label, Titel oder<br />
Titeltext).<br />
Menge der Knoten in einem (Teil)Netzwerk.<br />
Vor allem in Netzwerkdatenbanken gibt es in der Regel mehr <strong>als</strong> eine Knoten- oder Recordart. Vergleichbar<br />
sind auch die Objektklassen einer objektorientierten Datenbank beziehungsweise die Titeltextarten einer<br />
Bibliotheksdatenbank. Für eine Forschungsdatenbank genügen in der Regel die Knotenarten: Objekt,<br />
Person, Ort, Zeitbereich, Ereignis <strong>und</strong> Periode.<br />
Kante (edge ) Die Verbindung von zwei Knoten; synonym sind die Begriffe Link <strong>und</strong> Verweis (reference )<br />
(Netzwerkdatenbanken) sowie tie (Soziologie) oder bond (Physik). Gerichtete Kanten heißen auch Bogen<br />
(arcs ).<br />
Kantenset (edgeset )<br />
Linkart (edge type )<br />
Menge der Kanten in einem (Teil)Netzwerk.<br />
In Netzwerkdatenbanken können in der Regel mehrere Linkarten inklusive automatischer Rücklinks<br />
(aquired links) definiert werden; dabei ist es möglich (<strong>und</strong> in vielen Datenbanken notwendig) für jeden Link<br />
einen Linkausgangsbereich (domain ) sowie ein Linkziel (range ) anzugeben; Beispiele: <strong>Rezeption</strong>slink,<br />
Archetyplink, Zitatlink, Künstlerzuweisung, Autorenlink...<br />
Baum (tree )<br />
Ein Baum ist ein zusammenhängendes Netzwerk das keinen Zyklus enthält. Die Anzahl der Kanten in einem<br />
Baum entspricht der Anzahl der Knoten minus eins. Es gibt nur einen Weg zwischen zwei Knoten in einem<br />
Baum. Mehrere Bäume ergeben einen Wald (forest ). In der vorliegenden Arbeit erfasst die globale Frage<br />
einen ganzen Baum; eine lokale Frage erfasst jeden Knoten des Baumes einzeln; eine metalokale Frage<br />
erfasst einen Ast inklusive seiner abhängigen Knoten.<br />
Parent-Knoten (parent node ) Der nächste übergeordnete Knoten eines Knotens in einem Baum; abhängige Knoten (subordinate nodes )<br />
heissen auch Kinder (children ).<br />
Gerichtetes/ungerichtetes Netzwerk<br />
(directed/<strong>und</strong>irected network )<br />
Eine Kante ist gerichtet wenn sie nur in eine Richtung begehbar ist (wie eine Einbahnstrasse), ungerichtet<br />
wenn man in beide Richtungen navigieren kann. Gerichtete Kanten, auch arcs genannt, kann man sich am<br />
einfachsten <strong>als</strong> Pfeil vorstellen, bei dem die Spitze die Richtung angibt. Ein Netzwerk ist gerichtet wenn alle<br />
seine Kanten gerichtet sind. Ein ungerichtetes Netzwerk kann man sich <strong>als</strong> gerichtetes Netzwerk vorstellen,<br />
in dem jede ungerichtete Kante durch zwei gerichtete Kanten ersetzt wird (je eine in jede Richtung).<br />
Multivariates Netz (multivariate network ) Hier ein Netzwerk mit mehreren Knotenarten sowie mehreren Linkarten. Es kann Mehrfachkanten (melons )<br />
zwischen zwei Knoten sowie Schlingen (loops ), d.h. Knoten die mit sich selbst verlinkt sind, enthalten.<br />
Beide Phänomene tauchen innerhalb einer Linkart für gewöhnlich nicht in einer Netzwerkdatenbank auf. Bei<br />
einer Zusammenfassung auf globale Einheiten treten jedoch sowohl Mehrfachkanten wie Schlingen auf,<br />
besonders im Netz der <strong>Tradierung</strong>. In der Literatur variiert die Definition des multivariaten Netzwerks, da<br />
die dort behandelten Netzwerke in der Regel wesentlich weniger komplex sind.<br />
Grad (degree )<br />
power law<br />
Ereignis (event )<br />
Anzahl der Kanten an einem Knoten. Der Grad entspricht nicht unbedingt der Anzahl von Knoten die mit<br />
einem Knoten verb<strong>und</strong>en sind, da es mehr <strong>als</strong> eine Kante zwischen zwei Knoten geben kann. In einem<br />
gerichteten Netzwerk besitzt jeder Knoten einen OUT-Grad sowie einen IN-Grad, entsprechend den Kanten,<br />
die aus dem Knoten heraus <strong>und</strong> in den Knoten hinein zeigen.<br />
siehe Abschnitt V.1 s.v. Gradverteilung<br />
In einer Netzwerkdatenbank ist ein Ereignis die Zusammenkunft mehrerer Links an einem ansonsten nicht<br />
unbedingt spezifizierten Knoten. Ereignisse werden in der Regel mit einem Typ versehen, können aber<br />
auch rein topologisch aus der Netzwerkstruktur (motif ) erkannt werden. Ein Provenienzereignis ist<br />
beispielsweise die Zusammenkunft der Links vom Dokument, zum Objekt, zum Ort sowie zum Zeitbereich.<br />
Periode (period )<br />
In einer Netzwerkdatenbank ist eine Periode eine kontinuierliche Ausdehnung in einer oder mehreren der<br />
repräsentierten Dimensionen. Dabei ist in der Regel ein Bezugssystem nötig (z.B. eine Zeitkonkordanz oder<br />
ein geographisches Notationssystem), da das Netzwerk in diskrete Einheiten (Knoten) geteilt ist. Ein<br />
Beispiel für Perioden wären Stilepochen, die sich in den Dimensionen Zeit, Raum <strong>und</strong> Objekt ausdehnen.<br />
Quellen: Newman 2003 S. 168-173 inkl. Box 1; Wassermann Faust 1994 S. 119f./145f.; Nitzsche 2004 S. 225-228; Diestel 2000 S. 309-312<br />
Abb. 147.