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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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IV.3 Sequenzen <strong>und</strong> Netzwerke 195<br />

Wie gezeigt lässt sich aus der <strong>Rezeption</strong> eventuell in einem zweiten Schri die<br />

<strong>Tradierung</strong>, d.h. die explizite Übernahme von einem Objekt zum anderen, im<br />

Sinne Ores erschließen.<br />

Da beide Phänomene in der Form eines multivariaten Netzwerks explizit in den<br />

zugehörigen Kontext eingeb<strong>und</strong>en sind, werden darüber hinaus auch Spezialfragen<br />

im Sinne der von Kubler zunächst kritisierten, 81 synchron-kontextualisierenden<br />

Forschungsansätze möglich.<br />

Die in dieser Arbeit vorgestellten Verfahren enthalten folglich sowohl den generalisierenden<br />

Überblick über größere Mengen von Daten <strong>als</strong> auch die kontextspezifische<br />

Einzeluntersuchung. Beide Ansätze werden <strong>als</strong> komplementäre Pole eines<br />

rekursiven Forschungsprozesses betrachtet. Einzelaussagen sind schliesslich ohne<br />

Überblickswissen im Hintergr<strong>und</strong> genauso schwer zu treffen wie umgekehrt. 82<br />

Auch George Kubler war dies prinzipiell bewusst. Schon er sucht die Lösung des<br />

Widerspruchs zwischen Generalisierung <strong>und</strong> Individualbehandlung von Objekten<br />

in der Akzeptanz der Komplexität des einzelnen Objekts 83 – eine dringende<br />

Notwendigkeit angesichts seines Einwandes gegen, …<br />

”any idea of regular cyclical happening on the paern of necessary stylistic<br />

series by the biological metaphor of archaic, classic and baroque styles.“ 84<br />

Ziel muss es daher auch Kubler zufolge sein, bei der Generalisierung von Aussagen<br />

über eine bestimmte Menge von Gegenständen, die komplee, in den Einzelgegenständen<br />

implizierte Komplexität zu erhalten, da es nur so möglich ist,<br />

langfristige Verkürzungsfehler bezüglich des Gesamtbildes beziehungsweise des<br />

objektspezifischen Kontextes zu verhindern.<br />

Ermöglicht wird der Erhalt von Komplexität vor allem durch den Einsatz des<br />

Rechners – eine Tatsache, die hier hervorgehoben werden muß, galten doch Computer<br />

lange Zeit <strong>als</strong> ein Symbol für in Form gepresste vereinfachte Information. 85<br />

Vorraussetzung ist lediglich eine Datenstruktur, die – analog zur THERMAE-Datenmenge<br />

beziehungsweise zum CENSUS – zu 100% von den Daten bestimmt ist,<br />

nicht jedoch vom derzeitigen Entwicklungsstand der Hardware, den Möglichkeiten<br />

eines aktuellen (bzw. des nächsten) Datenformats oder von der angeblichen<br />

Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit vereinfachter Darstellung.<br />

Mithilfe dieser Datenstruktur lassen sich Phänomene erforschen, die jenseits des<br />

Blickwinckels einer lokal orientierten, kontextspezifischen Forschung liegen.<br />

Kubler konnte die möglichen Ergebnisse aufgr<strong>und</strong> der fehlenden Automatisierung<br />

o nur erahnen. Dennoch war er im Gegensatz zu Oystein Ore großteils auf<br />

der richtigen Fährte:

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