25.06.2014 Aufrufe

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

194<br />

IV. Zu <strong>Rezeption</strong> <strong>und</strong> <strong>Tradierung</strong> visueller Information<br />

Betrachten wir Kublers Definition der Sequenzen genauer so wird der Vorteil<br />

seines Ansatzes noch klarer. Als Gr<strong>und</strong>lage seiner Sequenzen nennt er die Klassifikation<br />

nach korrelativen Kriterien:<br />

“The problem disclosed by any sequence of artefacts may be regarded as<br />

its mental form, and the linked solutions as its class of being. The entity<br />

composed by the problem and its solutions constitutes a form-class.<br />

Historically only those solutions related to one another by the bonds of<br />

tradition and influence are linked as a sequence.” 77<br />

“Sequence classing allows us to bridge the gap between biography and the<br />

history of style with a conception less protean than biological or dialectic<br />

theories of the dynamics of style, and more powerfully descriptive than<br />

biography” 78<br />

Schwierig bleibt dabei die Einschränkung der linked solutions auf formale Probleme.<br />

Da man auch nach anderen Ähnlichkeiten <strong>als</strong> dem künstlerischen Problem<br />

klassifizieren kann, wird die daraus folgende Kritik aber in der allgemeinen Anwendung<br />

obsolet.<br />

Es eröffnet sich ein Arbeitsfeld, das weit über die Möglichkeiten von Ores Ansatz<br />

hinausgeht. Ideell mögen die direkten Bezüglichkeiten stets zu Gr<strong>und</strong>e liegen<br />

– Kubler eröffnet jedoch auch Aktionsraum für den Fall, dass man diese (noch)<br />

nicht kennt. Entgegen einigen Befürchtungen 79 lassen sich die Serien <strong>und</strong> Sequenzen<br />

auch dann aufstellen, wenn man das anzunehmende erste Objekt seiner Art<br />

– das prime object, das am Beginn der Sequenz steht – noch nicht kennt. Auch dies<br />

hebt Kubler bereits selbst hervor:<br />

“In the course of time, most of these solutions may have been destroyed,<br />

but that difficulty is only an apparent one, for our determinations of<br />

sequence can if necessary be fo<strong>und</strong>ed upon only one surviving solution or<br />

example. Such determinations are of course provisional and incomplete.<br />

Yet every object aests to the existence of a requirement for which it is<br />

the solution, even when that object is only a late copy in a long series of<br />

coarsened products far removed from the clarity and sharpness of an<br />

original.” 80<br />

Kublers Sequenzen lassen sich folglich auch dann durch einfache Klassifikation<br />

ähnlicher Gegenstände erzeugen, wenn es sich bei den Gegenständen um eher<br />

schlechte (vermutlich relativ spät entstandene) handelt.<br />

Spezialforschung <strong>und</strong> Gesamtbild<br />

In der THERMAE-Datenmenge wie im CENSUS nehmen die dargestellten antiken<br />

Monumente die Rolle des kublerschen Problems ein. Damit fällt die Sammlung<br />

der Sequenzen mit der Rekonstruktion der <strong>Rezeption</strong> der antiken Monumente<br />

zusammen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!