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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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IV. Zu <strong>Rezeption</strong> <strong>und</strong> <strong>Tradierung</strong> visueller Information<br />

IV.3 Sequenzen <strong>und</strong> Netzwerke<br />

“The shapes of time are the prey we want to capture. The time of history<br />

is too coarse and brief to be an evenly granular duration such as the<br />

physicists suppose for natural time; it is more like a sea occupied by<br />

innumerable forms of a finite number of types. A net of another mesh is<br />

required, different from any now in use.” 66<br />

Shapes of Time<br />

Im Jahr 1962 stellt George Kubler in seinem Buch The<br />

Shape of Time 67 einen Ansatz vor, der zu demjenigen der<br />

vorliegenden Arbeit viele Vergleichsmomente bietet. Da<br />

sein Ansatz in dieser Form nicht ausreichend gewürdigt<br />

worden ist, wird er hier etwas genauer vorgestellt:<br />

Kublers Hauptinteresse liegt zunächst auf diachronen<br />

Sachverhalten, <strong>als</strong>o Entwicklungen über die Zeit. Er<br />

wendet sich gegen eine Negierung der größeren zeitlichen<br />

Zusammenhänge, die er in den stark kontextualisierenden<br />

(synchronen) Ansätzen der Forschung verkörpert<br />

sieht.<br />

Er wendet sich zwar nicht prinzipiell dagegen, Einzelgegenstände<br />

individuell in ihrer ganzen Tiefe zu erforschen.<br />

Sein Ziel ist es jedoch, die zahlreichen Spezialuntersuchungen<br />

in ein neues Gesamtbild einzubeen, das<br />

nicht von holzschniartigen Konzepten wie den klassischen<br />

Epochen getragen wird.<br />

Seine Herangehensweise ist geprägt durch die Idee<br />

formaler Sequenzen von Objekten, die der Definition der<br />

<strong>Rezeption</strong> in der vorliegenden Arbeit sehr nahe kommt.<br />

Erweitert wird sein Ansatz im vorliegenden Fall durch<br />

die Erforschung der <strong>Tradierung</strong>, <strong>als</strong>o ein Netzwerk von<br />

direkten Bezüglichkeiten zwischen den Objekten – eine<br />

Idee, die sich ebenfalls bereits in Kublers Buch wieder<br />

findet:<br />

In einer Anmerkung druckt Kubler dort Auszüge aus<br />

einem Brief des Mathematikers Oystein Ore von der<br />

Yale-University, dem er – ein Jahr vor Erscheinen von<br />

dessen Standardwerk zur Graphentheorie 68 – ein Kapitel<br />

zu lesen überlies.<br />

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass diese Anmerkung<br />

über die Jahrzehnte völlig unbeachtet blieb. In der deutschen<br />

Ausgabe machte man sich nicht einmal die Mühe,<br />

Abb. 144. Kublers Kapitelinspizien ergeben eine formale Sequenz, die jedoch keine kausale Entwicklung impliziert.

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