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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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IV. Zu <strong>Rezeption</strong> <strong>und</strong> <strong>Tradierung</strong> visueller Information<br />

Geruch sowie der Geschmack. Ergänzt wird die Vorstellung durch das sprichwörtliche<br />

Jucken in den Fingern, die zum Aufwickeln der Gabel verwendet werden.<br />

Außerdem kommt einem eventuell das Gefühl des initiierenden Restaurantbesuches<br />

wieder in den Sinn.<br />

Weder durch Zeichnen noch durch Schreiben ist es möglich, eine solch komplexe<br />

Repräsentation vollständig zu niederzulegen. Nur das komplee Nachstellen der<br />

Situation käme der Repräsentation sowie der repräsentierten Origin<strong>als</strong>ituation<br />

näher. Doch wie die Repräsentation selbst wäre auch dieses erneute Nachstellen<br />

stets ein Konstrukt aus unvollständigen Teilen, das heißt eine sek<strong>und</strong>äre Simulation.<br />

Konstruktion<br />

Als Fazit lässt sich festhalten, dass das synthetische Zusammenspiel der verschiedenen<br />

Kodierungen in einer Repräsentation dazu führt, dass die Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> die in der motorischen Komponente angelegte Aktion zu einem integrierten<br />

rekursiven Prozess verschmelzen. Anders gesagt verschwimmen die beiden<br />

Schenkel an der drien Ecke der semantischen Triade zu einer unscharfen Einheit.<br />

Der komplexe, konstruktive Auau der jeweiligen Repräsentation ist dabei in<br />

jeder Form der Verarbeitung im Gedächtnis zu beobachten – egal, ob es sich um<br />

passive Wahrnehmung oder kreative Aktion handelt. Kandel verdeutlicht dies<br />

noch einmal eindrucksvoll:<br />

„When we recall a concept it comes to mind in one smooth and continuous<br />

operation.<br />

However, studies of patients with damages to the association cortices have<br />

shown that different representations of an object – say different aspects<br />

of elephants – are stored separately. These studies have made clear that<br />

our experience of knowledge as a seamless, orderly, and cross-referenced<br />

database is the product of integration of multiple representations in the<br />

brain at many distinct autonomical sites, each concerned with only one<br />

aspect of the concept that came to mind. Thus, there is no general semantic<br />

memory store; semantic knowledge is not stored in a single region.<br />

Rather, each time knowledge about anything is recalled, the recall is built<br />

up from distinct bits of information, each of which is stored in specialized<br />

(dedicated) memory stores.“ 62<br />

“…Retrieval of memory is much like perception; it is a constructive<br />

process and therefore subject to distortion, much as perception is subject to<br />

illusions.” 63<br />

Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass der Raum für Fehler hierbei von enormer<br />

Größe ist. Bereits der Auau der Repräsentation selbst ist Gegenstand diverser<br />

Verzerrungen; schließlich setzt sich die Repräsentation stets aus unvollständigen<br />

Teilen zusammen. Für die kreative Aktion – etwa der Rekonstruktion eines Bauwerks<br />

– bedeutet dies, dass bereits die kognitive Gr<strong>und</strong>lage diversen Verzerrun-

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