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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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IV.2 Interpretation <strong>und</strong> Konstruktion 185<br />

Wendet man sich sta einem hypothetischen Beispiel realen Gegenständen – etwa<br />

einem Text – zu, so kommt man an den hochwahrscheinlichen Vorannahmen<br />

nicht mehr vorbei:<br />

„... no text can make all it’s premises explicit, in this sense, a text can be<br />

seen as a lazy machine asking the reader to fill in a whole series of gaps.<br />

In order to fully <strong>und</strong>erstand a text, the reader has to make a series of<br />

abductions (known as inferential walks) on the basis of both her general<br />

knowledge of the world and specific textual scripts.” 49<br />

Die visuelle Wahrnehmung folgt ähnlichen Prinzipen, wie zum Beispiel Max<br />

Black in Bezug auf die Psychologen Tolman <strong>und</strong> Miller hervorhebt:<br />

„The fact is that we do not look everywhere in the field, and the looking<br />

process is both an active and selective one.”<br />

”Analyses of skilled sequential behaviours … all suggest the existence of<br />

guiding structures: of expectations, cognitive maps or deep structure.” 50<br />

Die Reduktion der Wahrnehmung auf die Sinnesreize macht <strong>als</strong>o schlechterdings<br />

keinen Sinn. Will man zum Beispiel eine Rekonstruktionszeichnung bewerten, so<br />

ist es nicht nur notwendig, zu erforschen, was der jeweilige Urheber gesehen hat,<br />

sondern auch welche Konzepte er zusätzlich im Kopf hae. Nur so lässt sich auch<br />

die zweite Kante der semantischen Triade, <strong>als</strong>o die praktische Umsetzung, bewerten.<br />

Bei der Bewertung von Rekonstruktionen nur teilweise erhaltener Gebäude ist die<br />

Existenz von Vorannahmen so einleuchtend, dass man sich w<strong>und</strong>ert, dass sie von<br />

manchen Psychologen erst <strong>als</strong> unerforschbar negiert werden mussten, 51 um dann<br />

erneut erforscht zu werden:<br />

Zahlreiche Rekonstruktionen von Thermenräumen werden beispielsweise o in<br />

klarer Abhängigkeit ihrer angenommenen Raumfunktion abwechselnd offen oder<br />

geschlossen vervollständigt. Die Annahme der Raumfunktion stammt dabei o<br />

völlig offensichtlich aus sek<strong>und</strong>ären, auch visuellen Quellen. Die Ruinen oder<br />

der zu Gr<strong>und</strong>e liegende Gr<strong>und</strong>riss geben dabei in der Regel entweder gar keinen<br />

einfachen optischen Hinweis (im Sinne der simplicity) oder sogar einen gegenteiligen.<br />

52<br />

Repräsentation<br />

Geht man von der Existenz von Vorannahmen im Sinne Palmers aus, so stellt sich<br />

die Frage von welcher Natur diese sein können. Eines der häufigsten Missverständnisse<br />

ist hierbei die Trennung der Repräsentation in exklusiv bildliche <strong>und</strong><br />

verbale Komponenten. 53<br />

Stand der kognitionswissenschalichen Forschung ist hierzu, dass es zwar natür-

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