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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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184<br />

IV. Zu <strong>Rezeption</strong> <strong>und</strong> <strong>Tradierung</strong> visueller Information<br />

Wahrnehmung<br />

Die visuelle Wahrnehmung beschreibt Palmer in weitgehender Übereinstimmung<br />

mit Helmholtzs unbewusster Interferenz (unconscious interference), 44 <strong>als</strong> heuristischen<br />

Interpretationsprozess (heuristic interpretation process). 45<br />

Das visuelle System verarbeitet dabei die eingehende optische Information unter<br />

Einbeziehung einer Anzahl von hochwahrscheinlichen Vorannahmen bezüglich<br />

der Natur der Umwelt sowie bezüglich der Umstände ihrer Wahrnehmung.<br />

Die Theorie zum Vorhandensein solcher Vorannahmen wird dabei unter dem<br />

Begriff liklihood principle zusammengefasst. Es kontrastiert o mit dem Prinzip der<br />

Prägnanz (auch minimum principle), bei dem das Auswahlkriterium für eine mögliche<br />

Interpretation im Gegensatz zu der vom Betrachter herangetragenen hochwahrscheinlichen<br />

Vorannahme von der simplicity bzw. goodness der Form selbst<br />

abhängt:<br />

„One of the great difficulties“, so Palmer, „is that there is a very high<br />

correlation between what is likely and what is simple. The events most<br />

likely to produce observed paerns of stimulation <strong>als</strong>o tend to be simpler<br />

than the alternative objects and events that might have produced the same<br />

optical image.“ 46<br />

Es lässt sich folglich nicht immer entscheiden, ob eine bestimmte Eigenscha unserer<br />

Wahrnehmung vom Filter (d.h. dem Auge) oder vom Gedächtnis abhängt.<br />

Ein gutes Beispiel für Prägnanz (simplicity) bieten die so genannten Gestaltgesetze<br />

– etwa das Prinzip der Geschlossenheit (closure), das die Tendenz beschreibt,<br />

einzelne getrennte Elemente, die eine geschlossene Form umschreiben, <strong>als</strong> Gruppe<br />

zu sehen (siehe Abb. 143). 47 Doch auch hier ist die Entscheidung zwischen<br />

simplicity <strong>und</strong> likelyhood nicht für jedermann einfach. Gombrich schreibt in Art and<br />

Illusion:<br />

“My hypothesis would be that the filling in would again be determined by<br />

the interpretation of what is presented”, 48<br />

das heißt <strong>als</strong>o von hochwahrscheinlichen Vorannahmen.<br />

continuity<br />

closure<br />

Abb. 143. Deckt man eine der beiden Lösungsfiguren ab, so erscheint die jeweils andere <strong>als</strong> plausiblere<br />

Erklärung für die Figur in der Mie.

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