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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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IV.2 Interpretation <strong>und</strong> Konstruktion 183<br />

Chomsky, Allen Newell <strong>und</strong> Herbert Simon sowie Miller selbst drei Bahnbrechende<br />

Vorträge auf einem Symposion am MIT lieferten. 35<br />

Ihre Wurzeln hat die cognitive revolution wie Greenwood <strong>und</strong> Murray deutlich<br />

zeigen konnten, vor allem in der deutschsprachigen Gestaltpsychologie der Vorkriegszeit.<br />

36 Darüber hinaus basiert sie jedoch auch auf wesentlich älterem Gedankengut.<br />

Noam Chomsky selbst hat vor kurzem noch einmal auf die aristotelischen<br />

Wurzeln hingewiesen, deren Negierung von einem mangelnden Geschichtsbewusstsein<br />

innerhalb des Faches Psychologie zeugt. Selbst in den aktuellsten Ansätzen<br />

der Kognitionswissenscha lassen sich ältere Ansätze, wie etwa die Ideen<br />

von Leibniz deutlich wieder erkennen. 37<br />

Nichts desto trotz, ist es legitim von einer Revolution Mie der fünfziger Jahre<br />

zu sprechen, da die Kognitionswissenscha seither in zuvor nicht da gewesener<br />

Form sowohl durch den Einsatz des Computers – dem wichtigsten Werkzeug der<br />

Automatisierung – wie auch durch die Verbindung von zuvor eher getrennten Fächern<br />

– wie Psychologie, Künstliche Intelligenz, (Psycho-)Linguistik, Philosophie,<br />

Gehirnwissenscha, Logik, Robotik, Anthropologie <strong>und</strong> Biologie – gekennzeichnet<br />

ist.<br />

Es mag so manchen überraschen, dass die cognitive revolution sowohl in der<br />

Kunstgeschichte, wie auch in der Kunst selbst zu beobachten ist.<br />

Noch heute gehören die Mie der fünfziger Jahre erschienen Arbeiten Art and<br />

Visual Perception von Rudolf Arnheim sowie Art and Illusion von Ernst Gombrich<br />

auch außerhalb der Kunstgeschichte zu den einschlägigen Standardwerken. 38 Speziell<br />

Gombrich kommt in seinem Buch, trotz eines radikal anderen Materi<strong>als</strong>, zu<br />

Ergebnissen, die mit denen der Kognitionswissenscha vergleichbar sind. Nicht<br />

zuletzt deshalb gehört Art and Illusion nach wie vor zu den wichtigsten kunsthistorischen<br />

Werken überhaupt. 39<br />

Sucht man zur cognitive revolution vergleichbare Entwicklungen in der zeitgenössischen<br />

Kunst, so führt wohl kein Weg an den künstlerischen Aktivitäten von<br />

Richard Hamilton <strong>und</strong> der Independent Group vorbei. Ihre Ausstellung This is<br />

Tomorrow, die 1956 in der Londoner Whitechapel Gallery sta fand, spielte mit der<br />

Wahrnehmung der Besucher <strong>und</strong> sorgte gerade auch deswegen vor allem Nachträglich<br />

für Aufsehen. 40<br />

Aktuelle Standardwerke der psychologischen Kognitionsforschung sind beispielsweise<br />

Hilgards Einführung in die Psychologie, Kandels Principles of Neural Science,<br />

Palmers Vision Science sowie Fusters Cortex and Mind. Einen Einblick in die komplee<br />

Bandbreite der Kognitionswissenscha bietet die MIT Encyclopedia of the<br />

Cognitive Sciences. 41<br />

Betrachtet man die aktuelle Entwicklung innerhalb der Kunstgeschichte, so stellt<br />

man fest, dass die kognitionswissenschaliche Sichtweise nie völlig verschw<strong>und</strong>en<br />

ist 42 <strong>und</strong> seit kurzem enorm an Bedeutung gewinnt. Die aktuelle Abwendung<br />

von einer zu stark textorientierten Forschung, resultiert – ironischer Weise unter<br />

der Bezeichnung Iconic Turn – in einer Art kognitiven Kunstwissenscha. 43

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