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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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IV. Zu <strong>Rezeption</strong> <strong>und</strong> <strong>Tradierung</strong> visueller Information<br />

Darüber hinaus kann die Erforschung der Gr<strong>und</strong>lagen der Gedächtnisfunktion<br />

eine Hilfe leisten, beim Auau einer Datenstruktur, aus der sich verschiedene<br />

Vorstellungen rekonstruieren lassen, ohne dass man eine vorgegebene Ordnung<br />

postuliert. 32<br />

Die der Kognitionswissenscha zu Gr<strong>und</strong>e liegende Theorie kann nach Greenwood<br />

<strong>und</strong> Fodor ziemlich breit definiert werden,<br />

„as any theory that postulates representational states that are semantically<br />

evaluable ... and rules, heuristics, or schemata governing the operation of<br />

such representational states, as they are held to be involved in receiving,<br />

processing, and storing information.” 33<br />

Zu den postulierten Repräsentationen (representational states) gehören unter anderen<br />

Wahrnehmungen (perceptions), Konzepte (concepts), Vermutungen (beliefs),<br />

Erinnerungen (memories) <strong>und</strong> Bilder (images).<br />

Als wichtiger Teil zur Kognitionswissenscha zählt neben der kognitiven Psychologie<br />

auch die sozusagen hardwarebezogene kognitive Gehirnwissenscha. Sie<br />

erforscht, wie Kandel anmerkt, erst seit relativ kurzer Zeit die physiologischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Gedächtnisrepräsentation auf kognitiver Basis:<br />

„Neural science is only beginning to analyze the nature of the internal<br />

representations that cognitive psychologists have insisted intervene<br />

between stimulus and response…” 34<br />

Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die wir aus diesen neueren Forschungen mitnehmen<br />

können, ist die Tatsache, dass die representational states alles andere <strong>als</strong><br />

statisch sind. Es handelt sich in der Regel um komplexe Prozesse. Jede feste Vorstellung<br />

hat zum Beispiel einen zeitlichen Verlauf. Keine Vorstellung lässt sich <strong>als</strong><br />

exklusiv verbal oder visuell beschreiben.<br />

Da die Gr<strong>und</strong>lagen dieser Erkenntnisse in der Kunstgeschichte nicht immer angemessen<br />

bekannt sind <strong>und</strong> deren Entwicklung auch in anderem Zusammenhang<br />

der vorliegenden Arbeit implizit wie explizit eine wichtige Rolle spielt, lohnt es<br />

sich hier einige Punkte genauer zu beleuchten:<br />

Am Beginn der heutigen psychologischen Kognitionswissenscha stand die so<br />

genannte cognitive revolution – eine auch finanzierungsbedingte Schwerpunktverlagerung<br />

von der dam<strong>als</strong> dominanten Verhaltensforschung, die der Psychologie<br />

sowie zahlreichen anderen beteiligten Fächern einen starken Schub mit zahlreichen<br />

neuen Erkenntnissen gebracht hat.<br />

Datiert wurde die cognitive revolution etwas überspitzt von George Miller – selbst<br />

eine ihrer Schlüsselfiguren – auf den 11. September 1956, dem Tag an dem Noam

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