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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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IV.1 Visuelle <strong>und</strong> verbale <strong>Tradierung</strong> 177<br />

nen gezwungen, selektiv vorzugehen. Ein Hauptaugenmerk legten die Forscher<br />

darauf, wie es den Teilnehmern gelang, das offensichtliche Fehlen einer natürlichen<br />

Beschreibungsroute durch den Elefanten zu umgehen. Sie hoben damit auf<br />

ein generelles Problem im Verhältnis Text–Bild ab: Bilder haben in der Regel einen<br />

stark parallelen Charakter. Texte sowie die mündliche Sprache hingegen sind<br />

sequentieller Natur. Jaques Bertin fasst dies in seiner matrix theory of graphics wie<br />

folgt zusammen:<br />

„The wrien transcriptions of music, words and mathematics are<br />

techniques of memorizing f<strong>und</strong>amentally sonic systems, thus keeping the<br />

linear and temporal character of these systems. Through the telephone, the<br />

ear can hear an equation but not a map.” 17<br />

Die Versuchsteilnehmer von Gullberg et al. waren gezwungen, die Information<br />

durch einen sequentiellen Engpass zu leiten. Sie verließen sich dabei auf das angenommene<br />

Allgemeinwissen ihres Gegenübers.<br />

Die Ergebnisse in Abb. 139 zeigen wohl ausreichend, wie schwierig es sein düre,<br />

einen nicht allgemein bekannten Gegenstand geometrisch kongruent durch Sprache<br />

zu übermieln.<br />

Abb. 139. Verbal tradierte Versionen des Elefanten mit Cockpit <strong>und</strong> Motor.<br />

Die Teilnehmer in den Versuchen umgingen den Engpass unter zu Hilfenahme<br />

von zwei verschiedenen Strategien. Die erste wird von den Forschern <strong>als</strong> componential<br />

view umschrieben, die zweite <strong>als</strong> flat survey view.<br />

Beim componential view organisiert der Beschreiber seine Ausführungen in mehreren<br />

Ebenen. Er beginnt mit einem breiten Fokus auf das Gesamtbild, <strong>als</strong>o den<br />

Elefanten <strong>als</strong> ganzes. Als nächstes beschreibt er die untergeordneten Hauptbestandteile,<br />

wie zum Beispiel die einzelnen Kammern. In einem weiteren Schri<br />

geht er auf die Details ein, die er in heuristischer Art abhandelt. Der componential<br />

view erweist sich <strong>als</strong> besonders geeignet zur Übermilung der verbalen Information,<br />

da es sehr einfach ist, die Details genauer zu lokalisieren, wenn die übergeordneten<br />

Themen bereits etabliert sind. Wird etwa der Fahrersitz genauer beschrieben,<br />

so hat der Zeichner die obere Kammer sowie die Gesamtgestalt des Elefanten<br />

bereits halbaktiv im Hinterkopf.

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