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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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III.3 Die Extraktion von Erkenntnissen 167<br />

Beispiel 3 – Der zentrale Schnitt durch die Diokletiansthermen<br />

In der ersten Zeile erkennt man die schon oben vorgestellte Montage von vier<br />

Einzelzeichungen aus dem Codex-Destailleur-Material in Berlin (vgl. Abb. 75 <strong>und</strong><br />

100), die der darunter zu sehenden Zeichnung aus Wien zum Vorbild gedient<br />

hat. 107 Gezeigt ist in beiden Fällen das dem Caldarium zugewandte Seitenschiff 108<br />

des Frigidariums der Diokletiansthermen sowie die daran angrenzenden Räume.<br />

In der drien Zeile sieht man den ebenfalls im Codex-Destailleur-Material in<br />

Berlin befindlichen Schni durch das entsprechende Mielschiff. 109 An dem mit K<br />

gekennzeichneten Raum im rechten Bildviertel erkennt man, dass der Blick hier in<br />

Richtung Natatio, <strong>als</strong>o in die entgegen gesetzte Richtung gewendet ist.<br />

In der vierten Zeile erkennt man eine Vergleichbare Perspektive aus der Rekonstruktion<br />

von Oya <strong>und</strong> Cock. 110 Die Darstellung kombiniert die zwei in den oberen<br />

Beispielen gezeigten Raumschichten zu einer einzigen Darstellung. 111 Wichtig ist<br />

die Feststellung, dass die Rekonstruktion von Oya <strong>und</strong> Cock offenbar nicht mit<br />

dem Codex-Destailleur-Material zusammenhängt, da hierfür die Unterschiede vor<br />

allem im Bereich ganz rechts außen zu groß erscheinen.<br />

In den Zeilen fünf bis sieben erkennt man Zeichnungen aus der Hand von Andrea<br />

Palladio. 112 Die Perspektive in Zeile fünf ähnelt, wie bereits erwähnt (vgl. Abb.<br />

32), in Bezug auf die Projektionsweise in außerordentlicher Weise derjenigen von<br />

Oya <strong>und</strong> Cock. Die Zeichnungen in Zeile sechs <strong>und</strong> sieben zeigen außerdem ganz<br />

rechts außen die gleiche Wandstruktur. Für diese Struktur gibt es keine weitere<br />

Quelle. Generell erinnert sie mehr an Westwerke, die Pfalzkapelle, Ravenna oder<br />

die Außenfensterkreuze der Hagia Sophia, weniger jedoch an irgendeine Renaissancebauform.<br />

Der bedeutendste Unterschied zwischen der Rekonstruktion von Oya <strong>und</strong> Cock<br />

sowie Palladio besteht in der Verwendung der Palladiomotive. Sie wechseln in<br />

seinen drei Zeichnungen offensichtlich beliebig die Position. Palladio entfernt sich<br />

hier deutlich vom Bef<strong>und</strong>. Vermutlich basieren seine Rekonstruktionen daher<br />

nicht auf seinen eigenen Vermessungen. Eher griff er wohl auf das Material von<br />

Oya selbst zurück, oder er verarbeitete die Publikation dieses Materi<strong>als</strong> von Hieronymus<br />

Cock.<br />

In Zeile acht erkennt man den zentralen Schni durch das Frigidarium der Diokletiansthermen<br />

von Edouard Paulin. 113 Er grei nach eigener Aussage auf das<br />

Berliner Material des Codex Destailleur sowie die Stiche von Oya <strong>und</strong> Cock, <strong>als</strong>o<br />

auf die Darstellungen in den Zeilen eins, drei <strong>und</strong> vier zurück. 114 Seine Montage<br />

der Einzelteile des Berliner Materi<strong>als</strong> ist jedoch misslungen: Der Blick ist in der<br />

Mie auf die Schleusenwand des Caldariums gerichtet, an den Rändern jedoch<br />

in Richtung Natatio, analog zu der Darstellung in Zeile drei. Die suggestive Ausschmückung<br />

mit Wandmalerei <strong>und</strong> ähnlicher Zierde ist ebenso phantastisch wie<br />

Palladios Motive.

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