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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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III.2 Die Ambivalenz der höheren Einheit 123<br />

Beispiele sinnvoller Kognitiver Konzepte<br />

Im Folgenden werden einige fragmentierte Dokumente zu alternativen höheren<br />

Einheiten montiert. Alle Beispiele lassen sich darauin in ihrer hypothetischen<br />

Ausarbeitung <strong>als</strong> kognitive Konzepte in der Ausgangsdatenmenge hinterlegen,<br />

ohne die physikalisch orientierte Dokumentstruktur zu stören.<br />

Die Anlage der Montagen <strong>als</strong> kongnitives Konzept erscheint dabei generell sinnvoll:<br />

Einerseits handelt es sich streng genommen um neue Dokumente, die dem Verfasser<br />

zugeschrieben <strong>und</strong> in diesem Fall ins Jahr 2003 datiert werden müssen. Andererseits<br />

lassen sich die Montagen im erweiterten Sinne gegebenenfalls auch <strong>als</strong><br />

virtuelle Dokumente verstehen, die etwa eine Zielvorstellung der Autoren eines<br />

Codex vorwegnehmen, die beispielsweise Mie des 16. Jh. eingeordnet werden<br />

kann.<br />

In keinem Fall entsprechen die Montagen jedoch dem vorgef<strong>und</strong>enen physikalischen<br />

Material.<br />

Dass die vorgehensweise der Montage im Umgang mit dem historischen Material<br />

legitim ist, ergibt sich aus dem Material selbst. Buchstabenverweise <strong>und</strong> ähnliche<br />

Markierungen beweisen, wie unten gezeigt wird, dass das Material nicht nur zur<br />

Montage fähig, sondern vor allem auch dazu gedacht ist.<br />

Daneben besitzen wir eine zeitgenössische Aussage, in der die fragmentarische<br />

Dokumentation von Gebäuden sowie das nachträgliche Montieren der Teile <strong>als</strong><br />

Rekonstruktionsmöglichkeit ausdrücklich genannt ist. Antonio da Sangallo erkennt<br />

in der Technik angeblich sogar die einzige Möglichkeit, grosse Ruinenkomplexe<br />

wie den Palazzo Maggiore auf dem Palatin – d.h. implizit auch die Thermen<br />

– zu rekonstruieren. 29<br />

Beispiel 1 – Panorama des Anonymus Mantovanus A<br />

Die in Abb. 84 halbrechts zu erkennende Doppelseite zeigt das Zentralgebäude<br />

der Diokletiansthermen. 30 Die Darstellung wird in der Archäologie in der Regel<br />

<strong>als</strong> Heemskerk tradiert, stammt aber vom Anonymus Mantovanus A, dessen so<br />

genanntes Mantuaner Skizzenbuch in das Heemskerk Sketchbook II des Berliner<br />

Kupferstichkabines eingeb<strong>und</strong>en ist. Innerhalb des Skizzenbuches liegen die<br />

beiden Seiten einander nicht gegenüber – sie werden aber spätestens seit dem frühen<br />

zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>ert richtig montiert <strong>und</strong> in zahlreichen archäologischen<br />

Publikationen abgebildet. 31

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