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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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2<br />

I. Einführung<br />

“Basti richiamare il radicale divorzio fra la storia dell’arte antica e la<br />

storia dell’arte post-antica, quando tui sappiamo che si traa di un unico<br />

processo storico...” 1<br />

“The producers are the audience, the act of making is the act of watching,<br />

and every link is both a point of departure and a destination.” 2<br />

…each time knowledge about anything is recalled, the recall is built up<br />

from distinct bits of information…“ 3<br />

Die vorliegende Arbeit behandelt Phänomene des Nachlebens antiker Monumente<br />

in visuellen Darstellungen. 4 Die damit verb<strong>und</strong>enen Gr<strong>und</strong>fragen betreffen einerseits<br />

den Bezug zum gezeigten Gegenstand sowie andererseits den Bezug der Darstellungen<br />

untereinander.<br />

Der Bezug zum gezeigten Gegenstand wird im Folgenden unter dem Begriff<br />

<strong>Rezeption</strong> 5 angesprochen. Der Bezug der Darstellungen untereinander wird <strong>als</strong><br />

<strong>Tradierung</strong> 6 definiert:<br />

Fertigt ein Künstler eine Zeichnung an, die ein antikes Monument – etwa das<br />

Pantheon – zeigt, so sprechen wir in der Folge von <strong>Rezeption</strong>. Kopiert ein weiterer<br />

Künstler die Zeichnung des ersten Künstlers so sprechen wir von <strong>Tradierung</strong>.<br />

Der ursprüngliche Zweck der vorliegenden Definition ist die Rekonstruktion des<br />

<strong>Tradierung</strong>sgeschehens aus dem Bef<strong>und</strong> der <strong>Rezeption</strong> – ein Vorhaben, das sinnvoll<br />

erscheint, da sich die <strong>Rezeption</strong> in der Regel wesentlich einfacher erkennen<br />

lässt <strong>als</strong> die <strong>Tradierung</strong>:<br />

Rezipieren zwei Zeichnungen den selben Gegenstand in ähnlicher Weise, so ist<br />

das in Regel klar zu erkennen. Weitaus schwieriger ist es hingegen, eine eindeutige<br />

Abhängigkeit festzustellen – besonders wenn der kopierende Künstler nicht<br />

eigens auf die Verwendung eines Vorbildes verweist.<br />

Über den ursprünglichen Zweck hinaus ergeben sich im Laufe der Arbeit zahlreiche<br />

weitere Erkenntnismöglichkeiten.<br />

Die Analyse von <strong>Rezeption</strong> <strong>und</strong> <strong>Tradierung</strong> umfasst sowohl eine nicht zu unterschätzende<br />

Komplexität im Detail, <strong>als</strong> auch einen, bisher nicht vollständig ergründeten,<br />

globalen Problemraum.<br />

Der Detailbereich von <strong>Rezeption</strong> <strong>und</strong> <strong>Tradierung</strong>, das heisst der Einzelbezug von<br />

einer Darstellung zum Monument oder zur vorbildlichen Darstellung wird im<br />

Folgenden <strong>als</strong> <strong>Rezeption</strong>s- beziehungsweise <strong>Tradierung</strong>sereignis angesprochen.<br />

Beide Ereignisse verkomplizieren sich bei genauerer Betrachtung in mindestens<br />

zwei Dimensionen beliebig: Erstens wenn man die mentalen Vorstellungen der<br />

Urheber von Darstellungen hinzurechnet; zweitens wenn man bedenkt, dass ein<br />

<strong>und</strong> dasselbe physikalische Objekt – Monument wie Dokument – im Fall einer<br />

Wiederverwendung zu unterschiedlichen Zeiten, für unterschiedliche Personen,

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