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Amtliches Mitteilungsblatt - Schibri-Verlag

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Nr. 02/2013 - 17 - PASEWALKER NACHRICHTEN<br />

sorgt wurde. Das Material setzt sich auch<br />

in der benachbarten Latrinenentleerungsgrube<br />

fort, die zweifelsfrei in Verbindung<br />

mit dem erstgenannten Befund steht. Aus<br />

der Grube konnten ebenfalls Fragmente<br />

weißer bis gelber glasierter Irdenware und<br />

roter glasierter Irdenware entnommen werden.<br />

Aus den weißen bis gelben Scherben<br />

glasierter Irdenware wurden vier Teller fast<br />

vollständig sowie fünf Grapen partiell rekonstruiert.<br />

Im selben Befundzusammenhang<br />

wurde ein Hutmedaillon süddeutscher<br />

Provinienz aus der 1. Hälfte des 16. Jhs.<br />

entdeckt. Das Medaillon aus Buntmetall<br />

mit Vergoldung auf der Schauseite durchmisst<br />

3,5 cm und ist 13,9 g schwer. Ursprünglich<br />

waren vier gegenüberliegende<br />

Befestigungsösen an dem Objekt (Abb. Pasewalk<br />

252, Befund 78, DM 3,5 cm). Am<br />

Ansatz der oberen und der unteren Öse wird<br />

die Eierstabrahmung durch Masken unterbrochen.<br />

Bei der im Relief dargestellten<br />

Figurengruppe handelt es sich um das in<br />

der Renaissance häufig rezipierte Motiv<br />

des Urteils des Paris aus der griechischen<br />

Mythologie. Vergleichsstücke in Form und<br />

Größe befinden sich u. a. im British Museum<br />

in London. Zur Tragweise des Hutmedaillons<br />

geben zeitgenössische Darstellungen,<br />

etwa ein Portraitgemälde aus dem<br />

Rijksmuseum in Amsterdam von Phillip I.,<br />

dem Schönen (1478–1506), Aufschluss. Es<br />

sind Adlige und Kaufmänner/Fernhändler,<br />

die solche Medaillons als Zierde v. a. an<br />

Baretts trugen.<br />

In der Mitte des heutigen Verlaufes der<br />

Roßstraße wurden in Baugrabenbreite drei<br />

Keller angetroffen, die dem ehemaligen<br />

Grundstück Ueckerstraße 40 zugeordnet<br />

werden können. Der zur Ueckerstraße orientierte<br />

tonnengewölbte Keller unter dem<br />

Haupthaus war bis 1945 in Nutzung, während<br />

zwei weiter westlich anschließende<br />

Keller bereits während bzw. nach der Zerstörung<br />

der Stadt im September 1630 mit<br />

Brandschutt verfüllt wurden. Den Kellerverfüllungen<br />

konnten neben 6 Fragmenten<br />

Grauer Irdenware Variante D, einem<br />

Fragment Siegburger Steinzeugs, einem<br />

Fragment Steinzeug Muskauer Art und 37<br />

Fragmenten weiß bis weißgelb glasierter<br />

Irdenware auch 23 Fragmente z. T. malhornverzierter<br />

glasierter roter Irdenware<br />

entnommen werden, darunter ein zu 1/3 erhaltener<br />

Teller mit Spruchband im Spiegel.<br />

Zur geborgenen Ofenkeramik zählen zwei<br />

z. T. rekonstruierte Schüsselkacheln, sowie<br />

15 weitere Scherben dieser Ofenkachelformen.<br />

Zusammen mit 21 grünglasierten und<br />

fünf schwarzglasierten Kachelfragmenten<br />

datiert das Fundmaterial in die erste Hälfte<br />

des 17. Jh. Neben schmucklosen Blattkachelfragmenten<br />

konnten auch solche mit<br />

Eierstabrahmung in der Kellerverfüllung<br />

entnommen werden. In einem Kachelfragment<br />

ist in der Rahmung noch der Rest einer<br />

Männerdarstellung erkennbar. Ein vollständiges<br />

Exemplar dieser Kachel konnte<br />

2002 bei der Marktplatzgrabung (Fpl. 188)<br />

in Pasewalk geborgen werden.<br />

Auf dem Grundstück ehemals Ueckerstraße<br />

41 wurde ein Fundamentstreifen des nicht<br />

unterkellerten Haupthauses nachgewiesen,<br />

sowie an der nördlichen Grundstücksgrenze<br />

eine halbkreisförmig erhaltene, drei Meter<br />

durchmessende Feldsteinstruktur deren<br />

ursprüngliche Form wurde durch einen<br />

Versorgungsgraben 1988/98 zerstört war.<br />

Am Boden der Feldsteinstruktur traten geschwärzte<br />

faustgroße Lesesteine zum Vorschein,<br />

was auf eine nicht näher bestimmbare<br />

feuertechnische Anlage schließen<br />

lässt. Aus Brandschuttverfüllung konnten<br />

neun schwarzglasierte und ein grünglasiertes<br />

Ofenkachelfragmente geborgen werden,<br />

die stilistisch ins späte 16., frühe 17. Jahrhundert<br />

datieren. 11 Fragmente der glasierten<br />

roten Irdenware, ein Flaschenhals<br />

sowie wie ein Fragment Stettiner Fayence<br />

des 18./19. Jh. zählen weiterhin zum Fundmaterial.<br />

Der Hinterhofbereich des Grundstücks ehemals<br />

Ueckerstraße 42 war bis 1945 frei von<br />

massiver Bebauung. Aus einer 10 cm starken<br />

Schicht mittelalterlichen Gartenlandes<br />

konnten neben 135 Scherben auch zwei fast<br />

vollständig rekonstruierte Gefäße und ein<br />

Schalenrand der grauen Irdenware geborgen<br />

werden. Bei den Gefäßen handelt es<br />

sich um zwei flache Schalen und eine Becher<br />

mit Knickwand und Kerbverzierung<br />

mit durch Fingereindruck geformtem Wellenrand.<br />

Auch sechs Scherben der frühen<br />

außenglasierten roten Irdenware, drei Fragmente<br />

von außen braunglasierten Faststeinzeugs<br />

und zwei Scherben spätslawischer<br />

Keramik zählen zum keramischen Fundmaterial.<br />

Die drei angetroffenen Silbermünzen<br />

datieren ins späte 13./frühe 14. Jh. Neben<br />

einem Hohlpfennig geprägt unter dem<br />

Rügenfürsten Wizlaw II. (1260–1306) in<br />

Stralsund und einem weiteren schlecht erhaltenen<br />

derselben Epoche und Provinienz<br />

mit abgebildeter Fahne, handelt es sich um<br />

einen Stettiner Denar des frühen 14. Jhs.<br />

Bei der Erweiterung eines Fundamentdurchbruchs<br />

des zur Ueckerstraße orientierten<br />

ehemaligen Wohnhauses Nr. 42 wurde<br />

westlich vor diesem eine bereits zuvor<br />

gestörte Keramiklinse angetroffen. Es handelt<br />

sich um Ausschussmaterial eines Töpfers,<br />

das um 1800 in den Boden gelangte.<br />

Insgesamt wurden 184 kg Keramik aus dem<br />

Töpfereiabfall geborgen.<br />

82 kg bestanden aus Fragmenten von Gefäßen<br />

der glasierten roten Irdenware, die<br />

z. T. Malhornverzierung trägt. 84 kg wa-

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