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7.11 Tympanie und Kolik – Kälber/Jungrinder - Schattauer

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228<br />

7 Notfälle<br />

Notfall akute Mastitis<br />

1. gründliche klinische Untersuchung (inkl. geburtshilflicher Untersuchung),<br />

2. Euteruntersuchung,<br />

3. mehrmaliges Ausmelken nach Oxytozingabe,<br />

4. Glukoseinfusion, Drenchen oder Infusion isotonischer Kochsalzlösung,<br />

5. intravenöse Gabe von NSAID <strong>und</strong> Antibiotika, z.B. 5 ml Flunixin plus 5 ml<br />

Baytril 10% pro 100 kg,<br />

6. intramammäre Antibiotikatherapie,<br />

7. Dokumentation <strong>und</strong> Tierkennzeichnung,<br />

8. Nachkontrolle bzw. Nachbehandlung am nächsten Tag.<br />

<strong>7.11</strong> <strong>Tympanie</strong> <strong>und</strong> <strong>Kolik</strong> <strong>–</strong><br />

<strong>Kälber</strong>/<strong>Jungrinder</strong><br />

Zahlreiche Fütterungsfehler kommen als Ursache einer <strong>Tympanie</strong> oder von<br />

<strong>Kolik</strong>en infrage, die natürlich beseitigt werden müssen. Bei älteren <strong>Kälber</strong>n<br />

tritt das Aufblähen auch häufig rezidivierend auf.<br />

Untersuchung <strong>und</strong> Behandlung<br />

• Werden Sie zu einem geblähten Kalb oder einem Kalb mit <strong>Kolik</strong> gerufen,<br />

müssen Sie immer von einem lebensbedrohlichen Ileus ausgehen, solange<br />

nicht das Gegenteil durch eine gründliche klinische Untersuchung<br />

bewiesen wurde.<br />

• Wenn sich die Bauchdecken des Kalbes auf beiden Seiten gleich stark vorwölben,<br />

ist es zunächst unklar, ob die Umfangsvermehrung vom Pansen<br />

(<strong>Tympanie</strong>), vom Labmagen oder vom Darm kommt.<br />

• Betrachten Sie das Kalb von hinten <strong>und</strong> tasten Sie dann die Bauchdecken<br />

am stehenden Kalb ab. Damit können Sie oft schon differenzieren, ob die<br />

linke Seite (Pansen) oder die rechte Seite (Labmagen) härter gespannt ist.<br />

• Danach führen Sie eine Maulsonde in den Pansen ein (Größe wie<br />

Nasenschl<strong>und</strong>sonde von Fohlen):<br />

<strong>–</strong> Klemmen Sie sich dazu den Kopf des Kalbes unter den Arm.<br />

<strong>–</strong> Spreizen Sie mit einer Hand das Maul auf <strong>und</strong> schieben Sie dann mit<br />

der anderen Hand die Maulsonde über die Zunge. Benutzen Sie einen<br />

Maulkeil, damit das Kalb nicht die Sonde beschädigt.


<strong>7.11</strong> <strong>Tympanie</strong> <strong>und</strong> <strong>Kolik</strong> <strong>–</strong> <strong>Kälber</strong>/<strong>Jungrinder</strong> 229<br />

<strong>–</strong><br />

<strong>–</strong><br />

<strong>–</strong><br />

Warten Sie kurz, bis das Kalb schluckt, <strong>und</strong> schieben Sie dann die<br />

Sonde weiter durch die Speiseröhre bis in den Pansen vor.<br />

Die richtige Position der Sonde in der Speiseröhre lässt sich gut an<br />

der linken Halsseite palpieren.<br />

Kommt jetzt spontan Gas aus dem Pansen <strong>und</strong> ist die Blähung beseitigt,<br />

handelte es sich offenbar um eine <strong>Tympanie</strong> mit Vergrößerung<br />

der dorsalen Gasblase.<br />

Einsetzen eines Buff-Trokars<br />

Wenn ein solches Kalb bereits ein- oder zweimal wegen <strong>Tympanie</strong> mit der<br />

Maulsonde behandelt worden war, lassen Sie das Gas nicht ab, sondern setzen<br />

einen „Buff-Trokar“ ein (Abb. 7.4). Dieser wird etwa eine Handbreit<br />

rechts neben dem Rippenbogen <strong>und</strong> eine Handbreit unterhalb der Lenden -<br />

wirbel in der linken Hungergrube eingesetzt.<br />

Rasieren <strong>und</strong> desinfizieren Sie diese Stelle.<br />

• Injizieren Sie etwa 20 ml Lokalanästhetikum in die Unterhaut <strong>und</strong> etwa<br />

20 ml in die tieferen Schichten des Stichkanals.<br />

• Dann setzen Sie mit dem Skalpell an dieser Stelle einen etwa 2<strong>–</strong>3 cm langen<br />

Hautschnitt.<br />

• Nun drücken Sie den Buff-Trokar mit der eingesetzten Metalllanzette mit<br />

einer ruckartigen, festen Bewegung durch den Hautschnitt in den Pansen<br />

hinein. Dazu muss der Pansen richtig straff gebläht sein, damit Sie nicht<br />

in der Bauchhöhle landen.<br />

Jetzt schrauben Sie den Trokar unter festem Druck in den Pansen ein.<br />

•<br />

Wenn sich das Gewinde vollständig im Pansen befindet, können Sie den<br />

Trokar ohne Widerstand rechts <strong>und</strong> links herum drehen.<br />

Dann entfernen Sie den Metallstab. Jetzt muss Gas aus dem Pansen ent-<br />

•<br />

weichen (Abb. 7.5).<br />

Bei jüngeren Tieren mit noch dünnen Bauchdecken sitzt der Trokar nicht fest genug.<br />

In diesem Fall wickeln Sie eine Mullbinde zwischen Trokardeckel <strong>und</strong> Bauchwand,<br />

bis der Trokar fest sitzt.<br />

• Belassen Sie den Metallmandrin beim Landwirt <strong>und</strong> zeigen Sie ihm, wie<br />

er bei erneuter <strong>Tympanie</strong> den verstopften Trokar damit wieder durchgängig<br />

machen kann.<br />

• Versorgen Sie das Kalb einige Tage antibiotisch mit Tetrazyklin oder<br />

Penicillin.


230<br />

7 Notfälle<br />

Abb. 7.4 Buff-Trokar.<br />

Abb. 7.5 Buff-Trokar eine Woche nach dem Einsetzen.


<strong>7.11</strong> <strong>Tympanie</strong> <strong>und</strong> <strong>Kolik</strong> <strong>–</strong> <strong>Kälber</strong>/<strong>Jungrinder</strong> 231<br />

Labmagenverlagerung nach links<br />

Wenn kein Gas durch die Pansenschl<strong>und</strong>sonde abgeht <strong>und</strong> die linke Hungergrube<br />

gespannt bleibt, untersuchen Sie, ob es sich um eine Labmagenverlagerung nach<br />

links handelt.<br />

• Legen Sie das Kalb dazu auf den Rücken <strong>und</strong> punktieren Sie mit einer langen<br />

Kanüle (80 mm) den geblähten Labmagen, um das Gas abzulassen.<br />

• Tritt Gas aus, können Sie am säuerlichen Geruch erkennen, dass es sich<br />

um den verlagerten Labmagen handelt. Lassen Sie so viel Gas wie möglich<br />

ab.<br />

• Dann ziehen Sie die Kanüle etwas zurück, bis Sie in der Bauchhöhle sind<br />

<strong>und</strong> geben gleichzeitig mit einer vorbereiten Spritze etwa 15 ml Anti -<br />

biotika in die Bauchhöhle bzw. die Punktionsstelle.<br />

• Danach legen Sie das Kalb zurück auf die rechte Seite <strong>und</strong> wälzen es über<br />

den Rücken auf die linke. Die Labmagenverlagerung nach links ist durch<br />

dieses Manöver in den meisten Fällen behoben.<br />

Labmagenverlagerung nach rechts<br />

Wenn auf der linken Seite kein Gas austritt, aber eine deutliche Umfangs -<br />

vermehrung <strong>und</strong> Verhärtung auf der rechten Seite vorhanden ist, kann eine<br />

Labmagenverlagerung nach rechts vorliegen.<br />

Stellen Sie das Kalb mit der linken Seite gegen die Wand.<br />

• Drücken Sie mit Ihrem linkem Knie <strong>und</strong> dem Oberschenkel die<br />

Bauchdecken hoch, <strong>und</strong> versuchen Sie dann den dilatierten Labmagen zu<br />

ertasten <strong>und</strong> die gasgefüllte Kuppel mit der rechten Hand zu punktieren.<br />

• Da die Labmagenverlagerung nach rechts oft von einer Drehung begleitet<br />

wird, sind weniger Gas <strong>und</strong> mehr Flüssigkeit enthalten.<br />

Versuchen Sie, soviel Gas wie möglich abzulassen.<br />

• Geben Sie beim Herausziehen der Kanüle wieder Antibiotika lokal in den<br />

Labmagen, in die Bauchhöhle <strong>und</strong> in die Punktionsstelle, indem Sie vor<br />

dem Herausziehen der Kanüle eine mit 10 ml Amoxicillin gefüllte Spritze<br />

aufsetzen <strong>und</strong> beim Zurückziehen der Nadel langsam injizieren.<br />

• Nachdem Sie die Kanüle entfernt haben, drücken Sie die Punktionsstelle<br />

noch eine Minute lang mit der Faust zu.

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