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THO 1: Liste prägender Beziehungen und ... - Schattauer

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<strong>THO</strong> 1: <strong>Liste</strong> <strong>prägender</strong> <strong>Beziehungen</strong> <strong>und</strong><br />

Interpersonelle Diskriminationsübung<br />

Dem Patienten das Vorgehen erklären<br />

Der Therapeut kann das Vorgehen beim Erstellen der <strong>Liste</strong> <strong>prägender</strong> <strong>Beziehungen</strong> folgendermaßen einleiten:<br />

„Heute schauen wir uns Ihre <strong>Beziehungen</strong> zu den Menschen an, die auf Ihren bisherigen Lebensweg <strong>und</strong> Ihre Persönlichkeitsentwicklung<br />

den deutlichsten Einfluss hatten. Bei diesen prägenden Bezugspersonen handelt es sich in<br />

der Regel um mehr als nur Bekannte oder Fre<strong>und</strong>e. Damit sind vielmehr Menschen gemeint, die Sie geprägt haben<br />

<strong>und</strong> ihren Stempel auf Ihnen hinterlassen haben, z.B. Ihre Eltern. Es kann sich um vergangene <strong>Beziehungen</strong> (z.B. aus<br />

der Kindheit) oder um aktuelle <strong>Beziehungen</strong> (z.B. der Lebenspartner) handeln. Oder auch um <strong>Beziehungen</strong>, die kaum<br />

gelebt wurden (z.B. ein Vater, der die Familie früh verlassen hat). Die Einflüsse können positiver oder negativer Natur<br />

sein, schmerzhaft oder auch zuträglich. Wer fällt Ihnen ein? Es sollten höchstens sechs Personen genannt werden.“<br />

Auflisten der prägenden Bezugspersonen<br />

Der Therapeut schreibt die Namen der Personen in der Reihenfolge auf, in der sie genannt werden (max. 6 Personen,<br />

z.B. Mutter, Vater, Bruder Hans, Fre<strong>und</strong>in Stella) <strong>und</strong> geht die <strong>Liste</strong> dann der Reihe nach durch.<br />

Einfluss der Bezugspersonen explorieren<br />

Der Therapeut beginnt die Exploration mit Fragen zur ersten Bezugsperson:<br />

„Wie war es, bei aufzuwachsen bzw. mit zusammen zu sein?“ (Den Patienten Erinnerungen,<br />

Beispiele <strong>und</strong> Situationen benennen lassen.) Was war für eine Person?“<br />

„In welcher Weise hat die Beziehung zu Sie geprägt bzw. Ihr Leben beeinflusst (so wie Sie heute leben<br />

<strong>und</strong> die Persönlichkeit, die Sie heute sind)?“<br />

„Welche Auswirkung hatte das Verhalten von auf Ihr Leben <strong>und</strong> Ihre Lebensweise? Welchen Stempel hat<br />

auf Ihnen hinterlassen?“<br />

„Was für eine Persönlichkeit ist aus Ihnen geworden als Resultat des Stempels durch ?“<br />

Kausale Schlussfolgerungen ableiten<br />

Der Patient soll pro Bezugsperson eine kausale Schlussfolgerung ableiten, die den Stempel repräsentiert, den die<br />

jeweilige Bezugsperson auf ihm hinterlassen hat (z.B. „Weil ich so mit meiner Mutter aufgewachsen bin, vertraue<br />

ich heute keiner Frau.“).<br />

Der Therapeut kann den Patienten hierbei unterstützen <strong>und</strong> ihm entgegenkommen, ohne ihm jedoch die Arbeit<br />

abzunehmen, indem er die kausalen Schlussfolgerungen selbst formuliert.<br />

© 2012 <strong>Schattauer</strong> GmbH, Stuttgart; www.schattauer.de <strong>THO</strong> 1/1


Übertragungshypothese ableiten<br />

Die Stempel bzw. die kausalen Schlussfolgerungen aller Bezugspersonen werden im Überblick betrachtet (z.B. am<br />

Flipchart), um gemeinsam ein (negatives) Beziehungsthema in einer der Domänen „Nähe“, „Emotionale Bedürfnisse“,<br />

„Fehler/Versagen“ oder „Negative Affekte“ zu identifizieren, das sich durch alle <strong>Beziehungen</strong> hindurch zieht<br />

(z.B. „Nähe ist gefährlich“). Dieses Beziehungsthema manifestiert sich typischerweise auch im bisherigen therapeutischen<br />

Kontakt (z.B. Patient vermeidet Blickkontakt). Daraus wird dann die Übertragungshypothese abgeleitet<br />

(z.B. „Wenn ich meinem Therapeuten näher komme, wird er mich verletzen“). Es soll berücksichtigt werden, dass<br />

die Übertragungshypothese auch auf implizitem, also nicht notwendigerweise bewusst abrufbarem Wissen beruhen<br />

kann.<br />

Interpersonelle Diskriminationsübung (IDÜ) durchführen<br />

Das CBASP setzt sich mit wahrscheinlichen Übertragungsproblemen in den vier interpersonellen Bereichen „Nähe“,<br />

„Emotionale Bedürfnisse“, „Fehler/Versagen“ <strong>und</strong> „Negative Affekte“ auseinander. Die Übertragungshypothesen<br />

werden für jeweils einen der vier Bereiche individuell formuliert:<br />

Nähe/Intimität: „Wenn ich meinem Therapeuten näher komme, dann<br />

(z.B. wird er mich missbrauchen).“<br />

Fehler/Versagen: „Wenn ich einen Fehler mache bei meinem Therapeuten, dann<br />

(z.B. wird er mich fallen lassen).“<br />

Emotionale Bedürftigkeit: „Wenn ich etwas von meinem Therapeuten brauche, dann<br />

(z.B. habe ich nichts zu erwarten).“<br />

Negativer Affekt: „Wenn ich auf meinen Therapeuten ärgerlich bin oder negative Gefühle ihm gegenüber habe,<br />

dann<br />

(z.B. wird er gewalttätig werden).“<br />

Mithilfe dieser Übertragungshypothesen lassen sich problematische Übertragungsphänomene schon vorhersagen,<br />

bevor sie manifest werden. Bei der darauf basierenden IDÜ handelt es sich um eine proaktive Gegenüberstellung<br />

des Therapeutenverhaltens mit dem einer prägenden Bezugsperson. Es werden beispielsweise folgende Fragen der<br />

Reihe nach gestellt:<br />

„Wie würde Ihre Mutter (Vater, Geschwister etc.) reagieren, wenn Sie über diese Dinge sprechen oder sich in<br />

einer bestimmten Weise verhalten würden?“<br />

„Wie habe ich darauf reagiert? Was habe ich gesagt, getan, wie habe ich es gesagt etc.?“<br />

„Was für Unterschiede zwischen den Reaktionen Ihrer Bezugspersonen <strong>und</strong> der Art, wie ich reagiert habe, können<br />

Sie sehen?“ (Diskriminationstraining)<br />

„Was bedeutet das für Sie, wenn ich in einer anderen Weise reagiere als Ihre Bezugsperson?“<br />

Das systematische Gegenüberstellen der negativen interpersonellen Erfahrungen des Patienten <strong>und</strong> des realen<br />

Verhaltens des Therapeuten wird dann eingesetzt, wenn sich Therapeut <strong>und</strong> Patient in einer potenziell problematischen<br />

Übertragungssituation befinden („Hotspot Zone“; z.B. für den Bereich „Fehler/Versagen“: Der Patient hat<br />

seine Hausaufgaben nicht erledigt).<br />

© 2012 <strong>Schattauer</strong> GmbH, Stuttgart; www.schattauer.de <strong>THO</strong> 1/2

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