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AB Biopolymere - Chik.die-sinis.de

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Reihe „Alles Plastik? - Kleidung aus Kunststoffen“<br />

Naturfasern und <strong>Biopolymere</strong><br />

I. Historisches<br />

Naturfasern wer<strong>de</strong>n bereits seit <strong>de</strong>r Steinzeit für verschie<strong>de</strong>nste technologische Anwendungen genutzt.<br />

Nachgewiesen sind <strong>die</strong> Nutzung von zusammengedrehten Pflanzenfasern (Gras, Bast, Schilf,<br />

Palmfasern) zur Herstellung von Schnüren und Seilen. Tierische Fasern (Wolle, Sehnen) wer<strong>de</strong>n je<br />

nach Qualität zum Zusammennähen von Fellen/Pelzen (v.a. Bekleidung, Schmuck) o<strong>de</strong>r zur Herstellung<br />

von Gebrauchsgegenstän<strong>de</strong>n (z.B. Bogensehnen, Fixierung von Steinäxten, Körben etc.) verwen<strong>de</strong>t.<br />

Bald nach <strong>de</strong>r Domestizierung von Schafen und Ziegen sowie von Kamelen begannen <strong>die</strong> Menschen,<br />

neben <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>s Fleisches und <strong>de</strong>s Le<strong>de</strong>rs auch <strong>die</strong> Wolle als eigenes Produkt zu verwerten.<br />

Die Tiere können mehrfach ohne Scha<strong>de</strong>n geschoren wer<strong>de</strong>n, wodurch sich <strong>de</strong>r Ertrag <strong>de</strong>r Wolle erhöht.<br />

Wolle kann durch Walken (vielfaches Kneten und Klopfen bei Zusatz von Wasser) zur Herstellung<br />

von festen Filztuchen verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Später konnte durch <strong>die</strong> Erfindung <strong>de</strong>s Webens zu langen<br />

Fä<strong>de</strong>n versponnene Wolle zur Herstellung dünnerer und damit <strong>de</strong>utlich weicherer Tuche genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Kleidung aus <strong>die</strong>sem Material war angenehm zu tragen, relativ kostengünstig zu fertigen und<br />

konnte schon damals z.B. mit Pflanzenfarbstoffen eingefärbt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bekannte auch heute noch genutzte pflanzliche Fasern sind Flachs (Leinen), Sisal (Seile) und natürlich<br />

Baumwolle (v.a. Kleidung).<br />

II. Chemischer Aufbau von Proteinen<br />

Chemisch betrachtet han<strong>de</strong>lt es sich bei fast allen Naturfasern um Proteine (Eiweißstoffe). Sie wer<strong>de</strong>n<br />

auch Polypepti<strong>de</strong> genannt, was ihren polymeren Charakter besser trifft. Bei <strong>de</strong>n Monomeren han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um Aminosäuren (AS), genauer (2S)-Aminocarbonsäuren. Aminosäuren besitzen eine Aminogruppe<br />

und eine Carboxylgruppe.<br />

Struktur einer S-Aminosäure:<br />

Aminosäuren besitzen ein chirales C-Atom. In <strong>de</strong>r belebten Natur kommen bis auf wenigen Ausnahmen<br />

nur 20 L-konfigurierte Aminosäuren vor. Sie unterschei<strong>de</strong>n sich hauptsächlich durch ihre Restgruppen<br />

(mit R gekennzeichnet). Diese Reste <strong>de</strong>cken ein weites Spektrum chemischer und physikalischer<br />

Eigenschaften ab (Acidität, sterische Parameter, Aromatizität, hydrophil/hydrophob...) und sind<br />

wahrscheinlich wegen ihrer Vielfalt <strong>de</strong>r Grund, warum von <strong>de</strong>n ca. 500 natürlich vorkommen<strong>de</strong>n Aminosäuren<br />

„nur“ 20 effektiv von leben<strong>de</strong>n Zellen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Aminosäuren wer<strong>de</strong>n über Peptidbindungen unter Wasserabspaltung miteinan<strong>de</strong>r verknüpft:<br />

+ H 2 O<br />

Die Peptidbindung hat partiellen Doppelbindungscharakter, ist also um <strong>die</strong> (dargestellte) Einfachbindung<br />

nicht frei drehbar. Das entstan<strong>de</strong>ne Dipeptid besitzt zwei unterschiedliche En<strong>de</strong>n: ein aminoterminales<br />

En<strong>de</strong> (-NH 2 ) und ein carboxyterminales (-COOH) En<strong>de</strong>. Aus zwei verschie<strong>de</strong>nen Aminosäuren<br />

können zwei chemisch unterschiedliche Dipepti<strong>de</strong> synthetisiert wer<strong>de</strong>n (NH 2 -AS1-AS2-COOH und<br />

NH 2 -AS2-AS1-COOH).<br />

Aufgabe:<br />

Wieviele unterschiedliche Tripepti<strong>de</strong> können aus drei verschie<strong>de</strong>nen Aminosäuren synthetisiert wer<strong>de</strong>n?<br />

Wieviele sind es, wenn je<strong>de</strong> AS auch mehrfach vorkommen darf?


III. Proteinstrukturen<br />

Die Abfolge <strong>de</strong>r einzelnen Aminosäuren in Polypepti<strong>de</strong>n nennt man Primärstruk ur. t Die Anordnung <strong>de</strong>r<br />

Substituenten im Raum ergibt sich aus einer Minimierung <strong>de</strong>r gegenseitigen sterischen Wechselwirkungen,<br />

wobei das Grundgerüst <strong>de</strong>r Aminosäuren (N-C-C) das „Rückgrat“ <strong>de</strong>s Peptids bil<strong>de</strong>t. Die Subsituenten<br />

bzw. Reste R ordnen sich in <strong>de</strong>r Regel in trans-Stellung an.<br />

Durch Wechselwirkungen <strong>de</strong>r Reste untereinan<strong>de</strong>r (Wasserstoffbrückenbindungen, van-<strong>de</strong>r-Waals-<br />

Kräfte, ionische Wechselwirkung) kommt es zu einer staibilisierten Anordnung <strong>de</strong>r Peptidkette im<br />

Raum. Man unterschei<strong>de</strong>t als Substrukturen α-Helix, β-Faltblatt, β-Turns und random-coil, <strong>die</strong> alle als<br />

Sekundärstrukturen bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Die zufällige Anordnung ist <strong>de</strong>r random-coil. vhelicale Strukturen<br />

entstehen durch intramolekulare Wasserstoffbrückenbindungen, wobei <strong>die</strong>se zwischen <strong>de</strong>m H-<br />

Atom <strong>de</strong>r Amidgruppe und <strong>de</strong>m Sauerstoff <strong>de</strong>r übernächsten Carboxylgruppe ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Struktur ist relativ stabil, beson<strong>de</strong>rs, da zahlreiche H-Brücken beteiligt sind.<br />

β-Faltblatt-Strukturen entstehen durch H-Brücken und ionische Wechselwirkungen zwischen parallel<br />

verlaufen<strong>de</strong>n Peptidketten (i.d.R. dasselbe Molekül durch Rückfaltung).<br />

Die räumliche Anordnung <strong>de</strong>r Sekundärstrukturen eines Peptids nennt man Tertiärstruktur.<br />

Ordnen sich mehrere Pepti<strong>de</strong>/Proteine gemeinsam zu einer Gesamteinheit, so spricht man von <strong>de</strong>r<br />

Quartärstruktur <strong>de</strong>r Proteine.<br />

IV. Tierhaare, Wolle<br />

Wolle sind längere Haare bestimmter Tiere, vor allem von Schafen (z.B. Merino, Crossbred), Ziegen<br />

(z.B. Mohair) o<strong>de</strong>r Kamelen (z.B. Alpaka, Vikunja). Vikunjas, eine in <strong>de</strong>n südamerikanischen An<strong>de</strong>n<br />

meist frei leben<strong>de</strong> Lamaart, liefert <strong>die</strong> feinste und teuerste Wolle überhaupt. Wollhaare bestehen (wie<br />

alle Säugetierhaare) aus einer äußeren Schicht abgestorbener Zellen, <strong>de</strong>ren Zustand vor allem das<br />

Erscheinungsbild prägt (Glanz) und für das Verfilzen <strong>de</strong>r Wolle sorgt, und einer inneren, aus Faserproteinen<br />

gebil<strong>de</strong>ten Röhre. Diese hohle Struktur sorgt u.a. für <strong>die</strong> schlechte Wärmeleitfähigkeit und damit<br />

für <strong>die</strong> isolieren<strong>de</strong> Wirkung <strong>de</strong>s Fells.<br />

Den Hauptteil <strong>de</strong>s Haares machen lange Fasern aus β-Keratin aus. Dies sind lange Proteine mit α-<br />

helicaler Struktur. Je drei β-Keratinfasern sind in einer Superhelix umeinan<strong>de</strong>r gewun<strong>de</strong>n.<br />

Stabilisiert wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Tertiär- und Quartärstrukturen durch Wasserstoffbrückenbindungen (<strong>die</strong> vor<br />

allem in <strong>de</strong>r Wärme zu lösen sind -> „Fönwelle“) und durch intra- und intermolekulare Disulfidbrücken<br />

zwischen <strong>de</strong>n Keratinmolekülen. Die Schwefelbrücken wer<strong>de</strong>n z.B. für eine Dauerwelle gelöst und anschließend<br />

in neuer Anordnung neu geknüpft.<br />

Bei zu Kleidung verarbeiteter Wolle sind <strong>die</strong>se Eigenschaften <strong>de</strong>r Proteine weiter spürbar: Zu heiß gewaschene<br />

Wolle, insbeson<strong>de</strong>re in alkalischem Medium (Seifen), neigt aufgrund seines isoelektrischen<br />

Punktes von ca. 4,9 schnell zur Umstrukturierung durch Neuknüpfung von H-Brücken, was neben <strong>de</strong>m<br />

Auffalten <strong>de</strong>r schützen<strong>de</strong>n Zellschicht stark zum Verfilzen beiträgt. Im Extremfall können <strong>die</strong> Peptidbindungen<br />

im alkalischen Medium aufgespalten wer<strong>de</strong>n. Die Faser löst sich auf.<br />

Je nach<strong>de</strong>m, welche Reste <strong>die</strong> Aminosäuren tragen, än<strong>de</strong>rn sich <strong>die</strong> Eigenschaften <strong>de</strong>r Haare. Wolle<br />

von Schafen besitzt einen höheren Anteil saurer und insgesamt hydrophiler Restgruppen, weshalb sie<br />

sehr viel Wasser aufnehmen kann, Haare von Fischottern enthalten einen höheren Anteil hydrophober<br />

Aminosäuren und sind extrem dicht, wodurch das Fell annähernd wasserundurchlässig wird. Eisbären<br />

besitzen ein „lichtleiten<strong>de</strong>s“ Haar, das <strong>die</strong> wenigen Sonnenstrahlen direkt auf <strong>die</strong> (sehr dunkel pigmentierte)<br />

Haut leitet.<br />

Die Vielfalt <strong>de</strong>r möglichen Kombinationen verschie<strong>de</strong>ner Aminosäuren ermöglicht maßgeschnei<strong>de</strong>rte<br />

Haare. Auch spezielle verhornte Haare (Igel, Stachelschwein, Nashorn) bestehen letztlich aus Keratinen.<br />

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V. Weitere <strong>Biopolymere</strong><br />

Sei<strong>de</strong><br />

Cellulose<br />

Besteht aus Protein, besitzt jedoch hohen Anteil an β-Faltblattstrukturen, was zur<br />

weitgehen<strong>de</strong>n Wasserunlöslichkeit führt. Wird aus <strong>de</strong>n Kokons <strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>nspinnerraupe<br />

gewonnen. Die Fä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Spinnen („Spinnensei<strong>de</strong>“) sind chemisch eng verwandt.<br />

Große Be<strong>de</strong>utung für <strong>die</strong> Textilindustrie.<br />

Polymer aus Zucker: 1,4-verknüpftes Poly-β-D-glucopyranosid, ca. 3000 Monomereinheiten<br />

ergeben ein Polysaccharid mit molarer Masse von ca. 500.000. Hauptbestandteil<br />

<strong>de</strong>r Zellwän<strong>de</strong> von Pflanzenzellen (z.B. Holz, Stroh). Der größte Teil <strong>de</strong>r Biomasse<br />

weltweit besteht aus Cellulose. Technische Be<strong>de</strong>utung: Papierindustrie, Sprengstoff<br />

(Salpetersäureester <strong>de</strong>r freien Hydroxylgruppen), Celluloid (einer <strong>de</strong>r ersten Kunststoffe<br />

überhaupt, Verwendung in <strong>de</strong>r Fotoindustrie).<br />

Praktisch alle Pflanzenfasern bestehen aus Cellulose bzw. enthalten einen hohen Anteil<br />

an Cellulose. Für Säugetiere aufgrund <strong>de</strong>r β-Verknüpfung <strong>de</strong>r Glucoseeinheiten nicht<br />

verdaulich (fehlen<strong>de</strong> Enzyme), jedoch für viele Bakterien verwendbar (Symbiose von<br />

cellulosezersetzen<strong>de</strong>n Bakterien z.B. im Pansen <strong>de</strong>r Kuh)<br />

Glycogen,<br />

Stärke<br />

Baumwolle<br />

weitere Polysacchari<strong>de</strong> (Zuckerpolymere), <strong>die</strong> als Energiespeichermoleküle auch im<br />

menschlichen Körper vorkommen (Leber als Glykogenspeicher, zur schnellen Bereitstellung<br />

von Glucose (Traubenzucker). Stärke ist <strong>de</strong>r pflanzliche Zuckerspeicher; besteht<br />

aus ca. 20% Amylose und 80% Amylopektin.<br />

(vgl. Cellulose) fast reine Cellulose<br />

Desoxyribonucleinsäure<br />

z.T. zentimeterlange Riesenmoleküle aus Nucleinsäuren, <strong>die</strong> über Phosphorsäureester<br />

verknüpft sind. Die DNS <strong>die</strong>nt als Speichermolekül <strong>de</strong>r Erbinformation. Eng verwandt:<br />

Ribonucleinsäuren (anfälliger für Hydrolyse), RNS<br />

Myosin,<br />

Actin<br />

Kollagen<br />

Zwei Proteine, <strong>die</strong> <strong>die</strong> faserige Struktur z.B. im Muskel bil<strong>de</strong>n und durch Vorbeigleiten<br />

<strong>de</strong>r abwechselnd angeordneten Proteine für <strong>die</strong> Kontraktion <strong>de</strong>s Muskels sorgen. Actin<br />

ist <strong>de</strong>r Hauptbestandteil <strong>de</strong>s Cytoskeletts.<br />

Proteine. Bestandteil flexibler Gewebe, <strong>de</strong>r Haut und auch in Knochen, sehr elastisch<br />

und fest.<br />

Aufgaben:<br />

1. Informieren Sie sich über <strong>die</strong> Struktur <strong>de</strong>r Aminosäure Cystein und zeichnen Sie zwei Tripepti<strong>de</strong><br />

unter Beteiligung von Cystein! Bil<strong>de</strong>n Sie eine Disulfidbrücke zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Pepti<strong>de</strong>n!<br />

2. Informieren Sie sich über <strong>die</strong> Struktur von Kohlenhydraten (Zuckern)! Zeichnen Sie eine β-<br />

glycosidische und eine α-glycosidische Bindung zwischen zwei Glucosemolekülen!<br />

3. Bauen Sie mit einem Molekülbaukasten <strong>die</strong> Strukturen von Aufgabe 2 nach und ver<strong>de</strong>utlichen Sie<br />

sich <strong>die</strong> sterischen Unterschie<strong>de</strong>!<br />

4. Überlegen Sie sich, wieso <strong>die</strong> Reinigung von Kleidung aus Baumwolle im Vergleich zu solcher aus<br />

Wolle erheblich unproblematischer ist! Fin<strong>de</strong>n Sie aufgrund <strong>de</strong>r Strukturen chemische Grün<strong>de</strong> für<br />

Ihre Annahmen! (Literatur nutzen!)<br />

5. Schlagen sie in einem geeigneten Lehrbuch <strong>de</strong>r Biochemie <strong>die</strong> Struktur von DNS nach! Zeichnen<br />

Sie in einen Ausschnitt <strong>de</strong>s Polymers und kennzeichnen sie <strong>die</strong> Monomere!<br />

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