Physiogeographie Geologie1 WS07.pdf
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<strong>Physiogeographie</strong>:<br />
Geologie 1<br />
Vorlesung im WS 2007/08<br />
Hans STEYRER
Einleitung<br />
Die Reste der Markthalle von Pozzuoli<br />
(Neapel), der „Tempel der Serapis“.<br />
Titelbild der ersten Ausgabe von Charles<br />
LYELLs „Principles of Geology“ (1830). In<br />
einigen späteren Ausgaben wurde die Figur des<br />
Philosophen links unten im Bild weggelassen.<br />
<strong>Physiogeographie</strong>: Geologie 1 (Hans STEYRER) 1
Geologische Zeitrechnung und -messung<br />
Die Geologische Zeitskala,<br />
zusammengstellt von den IUGS<br />
stratigraphy commissions<br />
4.6 Milliarden Jahre<br />
Erdgeschichte –<br />
komprimiert auf einen<br />
24-Stunden Tag<br />
<strong>Physiogeographie</strong>: Geologie 1 (Hans STEYRER) 2
Geologische Zeitrechnung und -messung<br />
Als Eukaryoten oder<br />
Eukaryonten (Eucaryota)<br />
werden alle Lebewesen mit<br />
Zellkern und Cytoskelett zusammengefasst<br />
(Griechisch<br />
karyon = Kern, eu = gut).<br />
Eukaryoten entwickeln sich<br />
immer aus zell-kernhaltigen<br />
Ausgangszellen (Zygoten,<br />
Sporen). Alle anderen<br />
zellulären Lebewesen, die<br />
keinen echten Zellkern<br />
besitzen, Archaeen (Archaea)<br />
und Bakterien<br />
(Bacteria), darunter die<br />
Cyanobakterien (Cyanobacteria),<br />
werden als<br />
Prokaryoten bezeichnet.<br />
Diplomonaden (Lamblia)<br />
besitzen zwei separate<br />
Zellkerne (Doppelkernigkeit)<br />
<strong>Physiogeographie</strong>: Geologie 1 (Hans STEYRER) 3
Der innere Aufbau der Erde<br />
<strong>Physiogeographie</strong>: Geologie 1 (Hans STEYRER) 4
Der innere Aufbau der Erde<br />
Seismograph zur Registrierung einer horizontalen<br />
Komponente der Bewegung<br />
Scherbruchhypothese zur<br />
Entstehung von Erdbeben: 2<br />
Blöcke sind tektonischen<br />
Kräften ausgesetzt (stressed),<br />
Reibung an der Störungsfläche<br />
verhindert das<br />
Gleiten, auf beiden Seiten<br />
kommt es zur Deformation.<br />
Schließlich wird die Reibungsblockade<br />
überwunden<br />
(released), es kommt zum<br />
Aufreissen an der Störungsfläche<br />
(=Bebenherd, das<br />
Epizentrum liegt direkt darüber<br />
an der Erdoberfläche).<br />
<strong>Physiogeographie</strong>: Geologie 1 (Hans STEYRER) 5
Der innere Aufbau der Erde<br />
Erdbebenwellen:<br />
a) und b) sind Raumwellen,<br />
c) und d) sind<br />
Oberflächenwellen<br />
<strong>Physiogeographie</strong>: Geologie 1 (Hans STEYRER) 6
Der innere Aufbau der Erde<br />
Abb. rechts: Herdflächenlösungen von<br />
Erdbeben und ihre Darstellung im Kartenbild<br />
Extension:<br />
Abschiebungen<br />
Kompression:<br />
Aufschiebungen<br />
Herdflächenlösungen von Erdbeben in Griechenland, der<br />
Ägäis und der westlichen Türkei zwischen 1900 und 1981.<br />
Herdflächenlösungen von Erdbeben in Asien zwischen 1900<br />
und 1987. Der Pfeil zeigt die Richtung der Relativbewegung<br />
zwischen der Indischen Platte und Asien<br />
<strong>Physiogeographie</strong>: Geologie 1 (Hans STEYRER) 7
Der innere Aufbau der Erde<br />
<strong>Physiogeographie</strong>: Geologie 1 (Hans STEYRER) 8
Minerale<br />
Die Kristallstruktur der<br />
Silikatmineralien (a)-(f),<br />
deren Systematik auf<br />
der unterschiedlichen<br />
Verknüpfung der<br />
Tetraeder beruht.<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 9
Minerale<br />
Härteskala nach MOHS<br />
Die physikalischen Eigenschaften der Minerale und die Beziehung zu Chemismus<br />
und Kristallbau<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 10
Magmengenese<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 11
Magmengenese<br />
Modell einer<br />
Subduktionszone und<br />
der damit verbundenen<br />
Magmengenese<br />
Zusammenhang zwischen Kieselsäuregehalt<br />
von Magmen und<br />
den wichtigsten Hauptelementen<br />
sowie der wesentlichen physikalischen<br />
Eigenschaften von<br />
Schmelzen (Schmelztemperatur<br />
und Viskosität)<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 12
Vulkanismus<br />
5. GEOLOGIE UND VULKANISMUS<br />
aus: Schermaier und Steyrer 2005 („Island – ein geologisches Abenteuer am trotzigen Ende<br />
der Welt)<br />
5.1. Plattentektonik<br />
Lithosphäre = feste, äußere Schicht der<br />
Erde<br />
lithos (gr.) = Stein<br />
asthenos (gr.) = nicht hart<br />
sphäros (gr.) = Kugel<br />
Tektonik = Lehre vom Bau und der<br />
Bewegung der Erdkruste<br />
Die äußere Schale der Erde ist ein Mosaik<br />
aus mehreren unterschiedlich großen<br />
Lithosphärenplatten, die sich gegeneinander<br />
bewegen. Jede Lithosphärenplatte besteht<br />
aus starrer Kruste und einem festen Anteil<br />
des oberen Mantels.<br />
Es gibt acht große und mehrere kleinere<br />
Platten (Abb. 5. 1.). Die Lithosphärenplatten<br />
sind ca. 50 bis 100 Kilometer dick (Abb. 5.<br />
2.). Darunter befindet sich die weichere<br />
Asthenosphäre, auf der sich die Lithosphärenplatten<br />
mehrere Zentimeter pro Jahr gegeneinander bewegen. Diese moderne<br />
geologische Betrachtungsweise nennt man Plattentektonik.<br />
Vergleich der beiden Krustentypen<br />
ozeanisch<br />
dünner (meist 5-10 km)<br />
kontinental<br />
dicker (meist 30-40 km)<br />
schwerer (3,0 g/cm 3 ) leichter (2,7-2,8 g/cm 3 )<br />
kieselsäurearme (= basische) Gesteine<br />
Basalt, Gabbro)<br />
kieselsäurereiche (= saure) Gesteine<br />
(Granit, Gneis, Schiefer, Sedimente)<br />
Abb. 5. 1: Plattentektonik (aus FAUPL 2000): Die Lithosphäre der Erde besteht aus<br />
mehreren getrennten Platten, die einer ständigen Neubildung an den mittelozeanischen<br />
Rücken und einem Abbau in den Subduktionszonen unterliegen.<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 13
Vulkanismus<br />
Subduktion = Ozeanische<br />
Lithosphäre wird unter die<br />
kontinentale gezogen<br />
subducere (lat.) = hinunterziehen<br />
Kollision = Zusammenstoß zweier<br />
Kontinentalplatten<br />
collidere (lat.) = zusammenstoßen<br />
Mit den Plattenbewegungen sind viele geologische<br />
Erscheinungen verbunden. Wo zwei Platten<br />
auseinander driften, kann Magma an die Erdoberfläche<br />
gelangen, und es entstehen Vulkane. In den<br />
Ozeanen bezeichnet man solche Bereiche als Mittelozeanische<br />
Rücken.<br />
Wenn zwei Platten zusammenstoßen, wird<br />
zunächst eine Platte unter die andere gezogen (=<br />
Subduktion). Die abtauchende Platte schmilzt<br />
durch die zunehmende Temperatur, das geschmolzene<br />
Gesteinsmaterial steigt in Spalten auf. Dadurch kommt es in der darüber<br />
liegenden Platte zur Bildung von Vulkanen. In der Knautschzone zwischen den<br />
zusammenstoßenden Platten (= Kollision) kommt es auch häufig zu Gebirgsbildungen. Die<br />
meisten Erdbeben sind an Plattengrenzen gebunden und 95% der weltweit aktiven Vulkane<br />
treten an den Plattenrändern auf. Weiters erklärt die Plattentektonik auch noch viele andere<br />
geografische Merkmale unserer Erde, wie z. B. Tiefseerinnen und andere Grabenstrukturen.<br />
Abb. 5.2: Die Bewegungen der Platten in einem Schnitt durch die Erde (aus FAUPL 2002)<br />
Die Afrikanische Platte und die Südamerikanische Platte trennen sich am Mittelatlantischen Rücken<br />
mit einer Geschwindigkeit von einigen Zentimetern pro Jahr. Die Südamerikanische und die Nazca-<br />
Platte (im östlichen Pazifik) schieben sich übereinander und schaffen dabei die Anden. Die<br />
Mächtigkeit der Platten ist hier aus Gründen der Anschaulichkeit vergrößert dargestellt.<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 14
Vulkanismus<br />
Durch die Bewegungen der Lithosphärenplatten ergeben sich drei Arten von Plattengrenzen:<br />
(1) Zwei Platten bewegen sich voneinander weg (Riftzonen, Abb. 5.3. und 5.4.)<br />
Durch aufsteigendes Mantelmaterial kommt es zu intensivem Vulkanismus, wodurch sich<br />
eine neue Kruste bildet.<br />
Ozeane/ sea floor spreading: Dort bilden sich die Mittelozeanischen Rücken, die nur selten<br />
über den Meeresspiegel ragen (Island).<br />
Kontinente: Es entstehen große kontinentale Grabenbrüche (Ostafrika, Rheingraben). Bei<br />
anhaltender Bewegung kommt es zur Bildung zweier selbstständiger Kontinente, zwischen<br />
denen sich neue Meeresbereiche bilden (Rotes Meer), die schließlich zu Ozeanen werden.<br />
Abb. 5.3: Sea floor<br />
spreading und Subduktion<br />
einer<br />
ozeanischen Platte durch<br />
einen Konvektionsstrom<br />
als Grundprinzip der<br />
Plattentektonik (nach verschiedenen<br />
Autoren,<br />
stark geändert).<br />
(2) Zwei Platten stoßen zusammen (Subduktion/Kollision, Abb. 5.3.)<br />
Subduktionszonen:<br />
Subduktionszonen sind unter Wasser durch Tiefseerinnen, wie sie vor allem rund um den<br />
Pazifik bestehen, gekennzeichnet. Teile der verschluckten ozeanischen Kruste schmelzen in<br />
der Erdtiefe durch Temperaturerhöhung. Dadurch kommt es über Subduktionszonen häufig<br />
zu intensivem Vulkanismus.<br />
Aktive Kontinentalränder: Ozeanische Kruste wird unter die kontinentale gezogen (Anden).<br />
Inselbögen: Ozeanische Kruste wird im Randbereich von Ozeanen unter kontinentaler oder<br />
ozeanischer Kruste verschluckt (Japan, Philippinen, Indonesien, Aleuten).<br />
Kollisionszonen: Wenn der gesamte ozeanische Bereich zwischen zwei Kontinenten verschluckt<br />
ist, prallen sie schließlich aufeinander, es entstehen große Gebirgsgürtel (Alpen,<br />
Himalaya, Ural).<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 15
Vulkanismus<br />
(3) Zwei Platten bewegen sich aneinander vorbei (Transformstörungen, Abb. 5.3.)<br />
Solche Reibungszonen sind durch besonders häufige Erdbeben gekennzeichnet (San<br />
Andeas Störung/Kalifornien, Nordanatolische Störung/Türkei, Jordantal/Naher Osten).<br />
Ursachen der Plattenbewegungen<br />
Zweifellos sind die Kräfte für die Plattenbewegungen im Erdmantel zu suchen. Dieser<br />
besteht aus heißem, plastischem Gesteinsmaterial. Viele Forscher denken heute, dass sich<br />
die beweglichen Schmelzmassen im Mantel ähnlich verhalten wie eine dicke Suppe, die in<br />
einem Topf aufgekocht wird. Dort steigt die kochende Suppe auf Grund der<br />
Wärmebewegung im Zentrum an die Oberfläche, strömt zur Seite, kühlt ab und sinkt seitlich<br />
wieder zu Boden, womit der Kreislauf von neuem beginnt (= Konvektionsströmung, Abb.<br />
5.4.).<br />
Abb. 5.4: Konvektionsströme im Erdmantel als Ursache tektonischer Bewegungsvorgänge<br />
der Erdkruste (nach WUNDERLICH, aus RAST 1987)<br />
Rechts im Bild: Kontinentaler Krustenbereich mit zentraler Orogenzone über absteigendem<br />
Konvektionsbereich, kontinentale Dehnungszone mit Bruch- und Grabentektonik nebst zugehörigem<br />
Vulkanismus (Mitte rechts) über aufsteigendem Konvektionsbereich; randständiges Orogen an der<br />
Außenflanke des Kontinents (Mitte links) mit teilweiser Überschiebung der Ozeanischen Kruste. Links<br />
außen: mittelozeanischer Rücken über aufsteigendem Ast der Konvektionsströme; Dehnung und<br />
Aufreißen der Ozeanischen Kruste sowie Aufdringen von basaltischem Magma und Bildung<br />
vulkanischer Inseln.<br />
Im Bereich der Mittelozeanischen Rücken steigt demnach heißes, leichteres Material auf,<br />
während seitlich kälteres und dichteres Material absinkt. Auf diese Weise treiben riesige<br />
Konvektionszellen die Plattenbewegungen an (Abb. 5.4.). Dafür sind riesige Mengen an<br />
Wärme erforderlich, die aus zwei Quellen stammen:<br />
1. Aus dem radioaktiven Zerfall von Elementen im Erdinneren (v. a. Uran, Thorium und<br />
Kalium) sowie<br />
2. aus einer Restwärme, die im Erdinneren seit der Entstehung der Erde gespeichert ist.<br />
In diesem Zusammenhang sind aber auch noch viele Fragen ungeklärt. Warum konzentriert<br />
sich die Hitze aus dem Erdinneren in bestimmten Regionen und formt dort Konvektionszellen?<br />
Wie groß sind die Konvektionszellen im Mantel wirklich? Wo und wie entstehen sie, wie<br />
sind sie aufgebaut?<br />
Führende Geowissenschafter gehen in jüngster Zeit davon aus, dass zusätzlich zu den<br />
Mantelströmungen vor allem die Zugkräfte, die absinkende Platten in Subduktionszonen hervorufen<br />
(„slab pull“, slab = Platte, pull = ziehen, engl.), ganz wesentlich zu den Plattenbewegungen<br />
beitragen. Ihr Beitrag wird heute wesentlich höher gewertet, als die Schubkräfte<br />
(„ridge push“, ridge = Rücken, push = stoßen, engl.), die durch aufsteigendes Mantelmaterial<br />
an den Mittelozeanischen Rücken entstehen (Abb. 5.3. und 5.4.).<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 16
Vulkanismus<br />
5. 2. Vulkane<br />
Entstehung<br />
Durch Vulkane dringt heißes, geschmolzenes Gesteinsmaterial (= Magma) in Form von Lava<br />
oder ausgeschleuderten Lockerprodukten an die Erdoberfläche. Dies ist möglich, wenn in<br />
der Erdkruste Schwächezonen in Form von Rissen und Spalten (=Förderschlote) entstehen,<br />
durch die das Material aufsteigen kann (Abb. 5.5.). Die größten Schwächezonen der<br />
Erdkruste sind die Plattenränder.<br />
Abb. 5. 5:<br />
Die wichtigsten<br />
Erscheinungsformen<br />
bei Effusiv- und<br />
Intrusivgesteinen.<br />
Gänge<br />
durchschlagen<br />
das Nebengestein,<br />
Lagergänge<br />
(=Sills)<br />
dringen parallel<br />
zu den Gesteinsschichten<br />
ein.<br />
(verändert aus<br />
Decker & Decker<br />
1998)<br />
Lebenszyklus von Vulkanen<br />
Wenn die Magmenkammer unter einem Vulkan leer ist, brechen Vulkane meist unter ihrem<br />
eigenen Gewicht in sich zusammen (Abb. 5. 6.). Die enstehenden Einbruchsstrukturen, die<br />
meist kreisrund sind, nennt man Calderen. Eine Caldera weist meist einen viel größeren<br />
Durchmesser auf als ein Förderkrater. Calderen werden nach ihrer Bildung häufig durch<br />
neue Lavaströme aufgefüllt. Oft entsteht dadurch im Bereich einer Caldera auch ein neuer<br />
Vulkan.<br />
In tropischen Gebieten bilden sich im Bereich von Vulkanflanken, die ins Meer abfallen<br />
Korallenriffe (Hawaii). Wenn erloschene Vulkane im Meer versinken oder durch Erosion<br />
abgetragen werden, bilden sich Atolle, also kreisförmige Anordnungen von Korallenriffen (z.<br />
B. Südsee). Wenn sich ehemalige Vulkankrater mit Wasser füllen, entstehen kleine Seen,<br />
die man als Maare bezeichnet (Laacher Seengebiet/Deutschland).<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 17
Vulkanismus<br />
Abb. 5. 6: Entstehung einer CaIdera<br />
(aus RAST 1992) durch Einbruch<br />
eines Krustenblockes in eine darunter<br />
befindliche Magmenkammer<br />
Die drei Haupttypen von Vulkanen<br />
<br />
<br />
<br />
Abb. 5. 7.: Die drei Haupttypen von Vulkanen, unterschieden nach ihrer plattentektonischen<br />
Position, sowie die jährliche Magmenproduktion (SCHMINCKE 2000)<br />
Riftvulkane: Lithosphäre wird im Bereich auseinander driftender Platten entlang eines<br />
weltumspannenden, 70.000 Kilometer langen Spaltensystems gebildet.<br />
Vorkommen: In den Ozeanen an den Mittelozeanischen Rücken (Abb. 5. 3. Position <br />
in Abb. 5. 7.) , die drei Viertel des gesamten Fördervolumens der Vulkane auf der Erde<br />
liefern. Selten ragt der mittelozeanische Rücken über den Meeresspiegel (z. B. in<br />
Island – Hekla, Laki, Askja, Krafla,<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 18
Vulkanismus<br />
Surtsey). Auf den Kontinenten befinden sich Riftvulkane im Bereich großer Grabenbrüche (z.<br />
B. Ostafrika – Kilimandscharo) und ausdünnender Kruste (z. B. Oststeiermark, Burgenland).<br />
Subduktionszonenvulkane: Lithosphäre wird im Bereich zusammenstoßender<br />
Platten verschluckt (Abb. 5. 3. Position in Abb. 5. 7.)<br />
Vorkommen: Anden (Nevado del Ruiz, Cotopaxi), Mexiko (Popocatepetl, Paricutin), Neuseeland,<br />
Indonesien (Krakatau), Philippinen (Mayon, Unzen, Pinatubo), Japan (Fujiyama),<br />
Aleuten, Kamchatka (Kliuchewskoy, Avachinsky, Tolbachik) Karibik (Mt. Pelée, Montserrat).<br />
Hot Spots: Der einzige Vulkantyp, der nicht an Plattenränder gebunden ist (Position <br />
in Abb. 5. 7.). Hot Spots sind ortsfeste Aufwölbungen des Erdmantels, wo heißes<br />
Mantelmaterial die Kruste durchbricht und Vulkane bildet. Durch die Plattenbewegung<br />
entfernen sich die entstehenden Vulkane vom Hot Spot, bis sie schließlich ganz von ihm<br />
getrennt werden. Im Laufe von Jahrmillionen entsteht so eine perlschnurförmige Vulkankette,<br />
die, wie im Fall von Hawaii, mehrere tausend Kilometer lang werden kann. Vorkommen:<br />
Hawaii-Kilauea, Kanarische Inseln-Lanzarote/Teide, Galapagos-Inseln, Hoggar-<br />
Massiv/Sahara.<br />
Unterscheidung von Vulkanen nach Form und Aufbau<br />
SCHILDVULKANE<br />
(Abb.5.8.)<br />
SCHICHTVULKANE<br />
(Abb.5.9.)<br />
Form flach gewölbt kegelförmig<br />
Volumen oft gigantisch (bis 80 000 km 3 ) meist viel geringer (5-500 km 3 )<br />
Hangneigung flach (wenige Grad) steiler (20-40 Grad)<br />
Aufbau vorwiegend Lava-Schichten Lava-Schichten und<br />
Lockermaterial<br />
Kieselsäuregehalt der Lava gering hoch<br />
Wassergehalt der Lava unterschiedlich meist hoch<br />
Temperatur der Lava höher (1000-1200°C) niedriger (800-1000°C)<br />
Fließverhalten der Lava schnell (bis 50 km/h und mehr) langsam<br />
Gefährlichkeit meist gering – weniger explosiv meist hoch - explosiv<br />
Vorkommen (bezüglich v. a. an ozeanischen Rifts v. a. an Subduktionszonen und<br />
der Plattentektonik) und als Hot Spots und kontinentalen Rifts<br />
Berühmte Beispiele<br />
Mauna Loa, Mauna Kea<br />
Kilauea/Hawaii<br />
Trölladyngja/Island<br />
Vesuv und Stromboli/Italien<br />
Pico/Azoren<br />
Fujijama/Japan<br />
Gorely (Kamtschatka) Tolbatschik und Klutschevskoy<br />
(beide Kamtschatka)<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 19
Vulkanismus<br />
Abb. 5.8: Schematische<br />
Darstellung eines<br />
Schildvulkans<br />
Diese vorwiegend in<br />
ozeanischen Gebieten<br />
anzutreffenden, flach gewölbten,<br />
oft riesige Ausmaße<br />
erreichenden Vulkanbauten<br />
bauen sich vom Tiefseeboden<br />
her aus zahllosen übereinanderfolgenden<br />
Lavaströmen<br />
unterschiedlicher Mächtigkeit<br />
und Flächenausdehnung auf.<br />
Abb. 5.9: Schematische<br />
Darstellung eines<br />
Stratovulkans<br />
Diese in Subduktionszonen und<br />
kontinentalen Riftzonen weit<br />
verbreiteten Vulkanbauten<br />
bestehen aus einer geneigten<br />
schichtartigen Aufeinanderfolge<br />
von Lavaströmen und vulkanischen<br />
Lockerprodukten<br />
unterschiedlichen<br />
Mengenverhältnisses<br />
Eruptionsformen<br />
Man unterscheidet magmatische Eruptionen, deren Explosivität allein von der Viskosität<br />
und vom Anteil an juvenilen (=vom Magma mitgeführten) Volatilen (=Gasen) bestimmt wird,<br />
von phreatomagmatischen Eruptionen, bei denen unterschiedliche Mengen von externem<br />
Wasser eine Rolle spielen. Bei phreatischen Eruptionen verdampft externes Wasser, welches<br />
sich im Kontakt zu Magma oder zu heißem Gestein aufgeheizt hat, explosionsartig.<br />
Magma wird hierbei nicht oder nur unwesentlich gefördert.<br />
Das Spektrum magmatischer Eruptionen reicht von hawaiianisch bis ultraplinianisch.<br />
Hawaiianische Eruptionen sind gekennzeichnet von der Effusion dünnflüssiger, volatilarmer,<br />
basaltischer Magmen, die in Form von Lavafontänen bis 500 m hoch eruptieren und z.T.<br />
ausgedehnte Lavaströme bilden. Etwas viskoser (=zäher) und volatilreicher sind die Basaltmagmen,<br />
die strombolianisch ausbrechen. Hierbei entstehen durch das Zerplatzen von<br />
Gasblasen relativ grobe Fragmente, die aus dem Schlot herausgeschleudert und zu einem<br />
Vulkankegel aufgeschichtet werden. Untergeordnet können sich relativ zähe Lavaströme bilden.<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 20
Vulkanismus<br />
Gelangt zähflüssiges und volatilreiches Magma an die Oberfläche, kommt es zu hochexplosiven<br />
Eruptionen, die als plinianisch bezeichnet werden. Dabei bilden sich Eruptionswolken,<br />
die bis zu 65 km hoch steigen. Die Höhe der Eruptionssäule, die Magmeneruptionsrate und<br />
das Gesamtvolumen (bis 7 x 10 14 kg) korrelieren bei plinianischen Eruption positiv miteinander.<br />
Wenn die mitgeführten vulkanischen Fragmente (Tephra) vom Wind verdriftet werden,<br />
entstehen ausgedehnte Aschedecken. Wolken von feiner Tephra und Aerosol (Tröpfchen<br />
von Schwefelsäure und anderen Volatilprodukten) können monate- bis jahrelang in der<br />
Atmosphäre bleiben und mehrmals um den Globus reisen. Dies kann zu einer zeitweiligen<br />
Klimaverschlechterung führen. Der große Ausbruch des Tambora 1815 in Indonesien hatte<br />
einen drastischen Temperatursturz zur Folge, welcher auf der Nordhalbkugel einen Ausfall<br />
des Sommers 1816 mit katastrophalen Ernteausfällen bewirkte.<br />
Trifft heißes Magma auf Grundwasser kann es zu extrem explosiven, phreatomagmatischen<br />
Eruptionen kommen, in deren Verlauf besonders feine Fragmente aus dem Magma sowie<br />
aus dem Material in den Schlotwänden entstehen. Dies geschieht nur, wenn das Magma und<br />
externes Wasser kurz vor oder während der Eruption einen innigen Kontakt eingegangen<br />
sind.<br />
FÖRDERPRODUKTE VON VULKANEN<br />
(I) Lava:<br />
Je nach Temperatur, Gasgehalt und Ort der Abkühlung kommen verschiedene<br />
Oberflächenformen zu Stande. Die bekanntesten sind:<br />
Blocklava: Entsteht, wenn die Lava eher kühler und gasärmer ist. Bei Abkühlung bilden sich<br />
scharfkantige Lavablöcke mit rauer Oberfläche. Wird nach einem Ausdruck auf Hawaii auch<br />
„Aa-Lava“ genannt (Abb. 5.10).<br />
Stricklava: Wenn die Lava sehr heiß und beweglich und der Gasgehalt eher hoch ist; bildet<br />
bei Abkühlung glatte wulstige Oberflächen (Abb. 5.10.); andere Namen sind Seillava oder<br />
Pahoehoe-Lava (Hawaii).<br />
Abb. 5. 10.: Im Vordergrund Strick- oder<br />
Pahoehoe-Lava, im Hintergrund die<br />
scharfkantigen Blöcke der Aa-Lava<br />
(aus PRESS & SIEVER 2003).<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 21
Vulkanismus<br />
Basaltsäulen: Durch Schwundrisse bei der Abkühlung im Inneren von Schlotfüllungen oder<br />
dicken Lavaströmen kommt es zur Bildung fünf- und sechseckiger Säulen (Giant´s<br />
Causeway, Alcantara-Schlucht)<br />
Kissenlava (= Pillow Lava): Wenn Lava unter Wasser abkühlt, entstehen schlauchförmige<br />
Gebilde, die durch die rasche Abkühlung glasig erstarrte Ränder besitzen.<br />
(II) Lockermaterial (Pyroklastika):<br />
Entsteht, wenn Magma explosiv gefördert wird und in der Luft in kleinere und kleinste<br />
Brocken zerfetzt oder zerstäubt wird. Je nach Korngröße unterscheidet man (unabhängig<br />
von der Gesteinszusammensetzung) drei Formen:<br />
Asche (Korngröße kleiner als 2 mm)<br />
Lapilli (zwischen 2 und 63 mm)<br />
Bomben (über 63 mm; nach oben unbegrenzt, z. B. auf Vulcano)<br />
Wenn Lavafetzen in unmittelbarer Umgebung kleinerer Förderschlote niederfallen, entstehen<br />
häufig Schlackenkegel. Solche Explosionskrater werden kaum höher als 250 Meter und<br />
besitzen meist Durchmesser von weniger als 500 Metern. Sie kommen vor allem an Vulkanflanken<br />
vor und gehören zu den häufigsten vulkanisch bedingten Landschaftsformen der<br />
Erde.<br />
Zu den Pyroklastika wird auch Bimsstein (z. B. auf Lipari) gerechnet. Er bildet sich aus sehr<br />
kieselsäurereicher Lava, die beim Aufstieg im Förderschlot stark aufschäumt. Durch die<br />
rasche Abkühlung besteht Bimsstein dann vorwiegend aus Gasblasen. Das Gewicht von<br />
Bimsstein ist auf Grund seiner schaumigen Struktur so gering, dass er auf dem Wasser<br />
schwimmt.<br />
(III) Gase:<br />
Vulkanische Gase, die der eigentliche Antrieb für Vulkanausbrüche sind, werden nicht nur<br />
während der Ausbruchsphasen von Vulkanen gefördert. Auch in Ruhephasen und lange<br />
nach der letzten Aktivität von Vulkanen strömen Gase aus Kratern, Spalten und Rissen hervor.<br />
Teilweise ruhig, teilweise aber auch unter erheblichem Druck mit lautem Zischen oder<br />
Pfeifen. An Gasen, die im Eruptionsstadium von Vulkanen gefördert werden, sind nachgewiesen<br />
worden: reichlich Wasser (H 2 0), Chlorwasserstoff (HCI), Schwefelwasserstoff (H 2 S),<br />
Wasserstoff (H 2 ), Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO 2 ), Chlor, Fluor, Fluorwasserstoff<br />
(HF), Siliziumfluorid (SiF 4 ), Methan (CH 4 ).<br />
Dazu kommen noch verschiedene Gase, die sich durch Reaktion des Luftsauerstoffs mit<br />
magmatischen Gasen bilden, wie z. B. die Oxidationsprodukte des Schwefelwasserstoffs,<br />
wie Schwefeldioxid (SO 2 ), Schwefeltrioxid (SO 3 ) und als Zwischenprodukt elementarer<br />
Schwefel. Einige Gase stammen aus beigemengter Luft. Zahlreiche weitere Gase kommen<br />
nur in sehr kleinen Mengen vor. Gelbrotes FeCl 3 färbt die Eruptionswolke zeitweise orange.<br />
Durch die Abkühlung und die Reaktion der austretenden Gase mit dem Luftsauerstoff kommt<br />
es häufig zur Bildung von Mineralbelägen (z. B. Schwefel, Alaun etc.), die teilweise sogar<br />
abgebaut werden.<br />
Gas- und Dampfaustritte, die Temperaturen von über 1000°C erreichen können, bezeichnet<br />
man als Fumarolen. Niedriger temperierte schwefelreiche Gasaustritte bezeichnet man –<br />
nach dem gleichnamigen Ort im Golf von Neapel – auch als Solfataren (z. B. campi flegrei).<br />
Wasserdämpfe ohne Schwefel mit hohem Gehalt an Kohlendioxid, deren Temperatur 100 °C<br />
kaum überschreitet, nennt man Mofetten.<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 22
Vulkanismus<br />
Basaltsäulen: Durch Schwundrisse bei der Abkühlung im Inneren von Schlotfüllungen oder<br />
dicken Lavaströmen kommt es zur Bildung fünf- und sechseckiger Säulen (Giant´s<br />
Causeway, Alcantara-Schlucht)<br />
Kissenlava (= Pillow Lava): Wenn Lava unter Wasser abkühlt, entstehen schlauchförmige<br />
Gebilde, die durch die rasche Abkühlung glasig erstarrte Ränder besitzen.<br />
(II) Lockermaterial (Pyroklastika):<br />
Entsteht, wenn Magma explosiv gefördert wird und in der Luft in kleinere und kleinste<br />
Brocken zerfetzt oder zerstäubt wird. Je nach Korngröße unterscheidet man (unabhängig<br />
von der Gesteinszusammensetzung) drei Formen:<br />
Asche (Korngröße kleiner als 2 mm)<br />
Lapilli (zwischen 2 und 63 mm)<br />
Bomben (über 63 mm; nach oben unbegrenzt, z. B. auf Vulcano)<br />
Wenn Lavafetzen in unmittelbarer Umgebung kleinerer Förderschlote niederfallen, entstehen<br />
häufig Schlackenkegel. Solche Explosionskrater werden kaum höher als 250 Meter und<br />
besitzen meist Durchmesser von weniger als 500 Metern. Sie kommen vor allem an Vulkanflanken<br />
vor und gehören zu den häufigsten vulkanisch bedingten Landschaftsformen der<br />
Erde.<br />
Zu den Pyroklastika wird auch Bimsstein (z. B. auf Lipari) gerechnet. Er bildet sich aus sehr<br />
kieselsäurereicher Lava, die beim Aufstieg im Förderschlot stark aufschäumt. Durch die<br />
rasche Abkühlung besteht Bimsstein dann vorwiegend aus Gasblasen. Das Gewicht von<br />
Bimsstein ist auf Grund seiner schaumigen Struktur so gering, dass er auf dem Wasser<br />
schwimmt.<br />
(III) Gase:<br />
Vulkanische Gase, die der eigentliche Antrieb für Vulkanausbrüche sind, werden nicht nur<br />
während der Ausbruchsphasen von Vulkanen gefördert. Auch in Ruhephasen und lange<br />
nach der letzten Aktivität von Vulkanen strömen Gase aus Kratern, Spalten und Rissen hervor.<br />
Teilweise ruhig, teilweise aber auch unter erheblichem Druck mit lautem Zischen oder<br />
Pfeifen. An Gasen, die im Eruptionsstadium von Vulkanen gefördert werden, sind nachgewiesen<br />
worden: reichlich Wasser (H 2 0), Chlorwasserstoff (HCI), Schwefelwasserstoff (H 2 S),<br />
Wasserstoff (H 2 ), Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO 2 ), Chlor, Fluor, Fluorwasserstoff<br />
(HF), Siliziumfluorid (SiF 4 ), Methan (CH 4 ).<br />
Dazu kommen noch verschiedene Gase, die sich durch Reaktion des Luftsauerstoffs mit<br />
magmatischen Gasen bilden, wie z. B. die Oxidationsprodukte des Schwefelwasserstoffs,<br />
wie Schwefeldioxid (SO 2 ), Schwefeltrioxid (SO 3 ) und als Zwischenprodukt elementarer<br />
Schwefel. Einige Gase stammen aus beigemengter Luft. Zahlreiche weitere Gase kommen<br />
nur in sehr kleinen Mengen vor. Gelbrotes FeCl 3 färbt die Eruptionswolke zeitweise orange.<br />
Durch die Abkühlung und die Reaktion der austretenden Gase mit dem Luftsauerstoff kommt<br />
es häufig zur Bildung von Mineralbelägen (z. B. Schwefel, Alaun etc.), die teilweise sogar<br />
abgebaut werden.<br />
Gas- und Dampfaustritte, die Temperaturen von über 1000°C erreichen können, bezeichnet<br />
man als Fumarolen. Niedriger temperierte schwefelreiche Gasaustritte bezeichnet man –<br />
nach dem gleichnamigen Ort im Golf von Neapel – auch als Solfataren (z. B. campi flegrei).<br />
Wasserdämpfe ohne Schwefel mit hohem Gehalt an Kohlendioxid, deren Temperatur 100 °C<br />
kaum überschreitet, nennt man Mofetten.<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 23
Vulkanismus<br />
Hochexplosiv und gefährlich oder nicht? – Kieselsäuregehalt und Wasser im<br />
Magma sind entscheidend!<br />
Ein Vulkanausbruch beginnt damit, dass ein zunehmender Druck in der Magmenkammer das<br />
Magma an die Erdoberfläche presst.<br />
Folgende Faktoren erhöhen die Explosivität und damit Gefährlichkeit von Vulkanen:<br />
Der Kieselsäuregehalt des Magmas: Je höher er ist, desto zähflüssiger ist die Schmelze<br />
und umso schlechter können die im Magma gelösten Gase entweichen. Dadurch baut sich<br />
großer Druck auf, der sich in heftigen Explosionen entlädt.<br />
Lava mit geringem Kieselsäuregehalt ist dagegen sehr dünnflüssig. Die Gase können gut<br />
entweichen, die ausfließende Lava erreicht oft hohe Geschwindigkeiten (bis 50 km/h und<br />
mehr) und kommt erst viele Kilometer vom Ausbruchszentrum entfernt zum Stillstand.<br />
Der Wassergehalt des Magmas: Je höher er ist, umso explosionsfreudiger ist auch die<br />
Lava. Wasser kann durch Druck aus wasserhältigen Mineralen (z. B. Glimmer, Hornblenden)<br />
freigesetzt werden. Dies ist besonders bei Subduktionszonen der Fall.<br />
Geothermische Energie<br />
Die Temperatur in der Erdtiefe steigt alle 100 m um 3° C an, d. h. pro Kilometer etwa um<br />
30°C (= normaler geothermischer Gradient). In Vulkangebieten ist dieser Wert doppelt so<br />
hoch oder höher. Um diese Temperatur zu nutzen pumpt man kaltes Wasser in die Erdtiefe<br />
zur Erwärmung oder man nutzt das bereits aufgeheizte Grundwasser. Mit dem heißen Wasserdampf<br />
betreibt man Turbinen bzw. Generatoren zur Erzeugung elektrischer Energie. In<br />
vielen Ländern, die in den aktiven Vulkanzonen der Erde liegen, macht die Nutzung von geothermischer<br />
Energie einen bedeutenden Anteil der Energieversorgung aus, in Island z. B.<br />
bereits mehr als 50%. Leider ist man technisch noch nicht in der Lage direkt die im Magma<br />
gespeicherte Energie zu nutzen. Die Energie in einem km³ Magma würde ausreichen, um<br />
etwa San Franzisko 200 Jahre lang zu beleuchten!<br />
Abb. 5. 12. :<br />
Schematische<br />
Darstellung eines<br />
geothermi-schen<br />
Kraftwerkes<br />
Im porösen Gestein<br />
zirku-lierendes Wasser<br />
wird aufge-heizt und<br />
steigt als hydrothermales<br />
Wasser an<br />
die Ober-fläche, wo es<br />
in geothermi-schen<br />
Kraftwerken angezapft<br />
werden kann.<br />
(SCHMINCKE 2000).<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 24
Vulkanismus<br />
Jedes Jahr brechen weltweit durchschnittlich 60 Vulkane aus, aber die meisten Ausbrüche<br />
sind nur schwach. Wie messen nun Geologen und Vulkanologen die Stärke eines Ausbruches?<br />
Es gibt keine messbare Einzelgröße, die uns die Intensität eines Ausbruches wiedergeben<br />
kann, aber die folgende Skala, die den volcanic explosivity index (VEI) in einer<br />
Tabelle zusammenstellt, fasst die wesentlichen messbaren Parameter zusammen, die für<br />
Vulkanausbrüche charakteristisch sind. Nach dieser Skala treten wirklich große Eruptionen<br />
wie die „megakolossalen Ausbrüche“ mit VEI 8 – nur relativ selten auf – glücklicherweise!<br />
VEI<br />
Beschreibung<br />
Rauchwolke Volumen Klassifikation Häufigkeit Beispiele<br />
0 non-explosive 25 km 1 km³ Plinian Jahrhunderte St. Helens, 1981<br />
6 colossal >25 km 10er km³ Plin/Ultra-Plinian Jahrhunderte<br />
Krakatau, 1883<br />
7 super-colossal >25 km 100e km³ Ultra-Plinian Jahrtausende Tambora, 1815<br />
8 mega-colossal >25 km 1,000e km³ Ultra-Plinian<br />
Hundertausende<br />
von Jahren<br />
Yellowstone, vor<br />
2 Ma<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 25
Sedimente: Einteilung der Sedimentgesteine<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 26
Sedimente: nichtmarine Sedimentationsräume – Wüsten und Gletscher<br />
Längsschnitt durch einen<br />
Talgletscher mit<br />
Schichtflächen und<br />
Hauptbewegungszonen<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 27
Sedimente: nichtmarine Sedimentationsräume – Flüsse und Seen<br />
Verschiedene<br />
Möglichkeiten<br />
zur Entstehung<br />
von Quellen<br />
An einer Störungszone<br />
aufsteigende Quelle<br />
In den Gewässern des Festlandes gebildete Sedimente<br />
Blockbild des<br />
Vogelfußdeltas des<br />
Mississippi: Sand- und<br />
Schlickablagerungen (weit<br />
punktiert und gestrichelt)<br />
bedecken die Sedimente<br />
eines älteren Deltas (enge<br />
Signatur)<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 28
Sedimente: marine Sedimentationsräume<br />
Wasserspiegel<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 29
Sedimente: marine Sedimentationsräume<br />
Verbreitung der Sedimente auf den heutigen Ozeanböden<br />
Die verschiedenen marinen Sedimente<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 30
Verwitterung und Bodenbildung<br />
Beispiele für:<br />
Physikalische Verwitterung / Chemische Verwitterung<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 31
Verwitterung und Bodenbildung<br />
Verwitterungsstabilität der häufigsten Minerale im Vergleich zur Bowenschen<br />
Reaktionsreihe.<br />
Vereinfachte Temperaturgeschichte der Erde,<br />
Für das Phanerozoikum (570 Ma bis heute)<br />
sind auch die (eustatischen) Schwankungen<br />
des Meeresspiegels eingetragen.<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 32
Verwitterung und Bodenbildung<br />
Fließdiagramm der Verwitterung,<br />
Erosion und Bodenbildung:<br />
Am Beginn (oben) bestimmt das<br />
Ausgangsgestein Art und Stabilität<br />
der Minerale, Klima (vor allem<br />
Temperatur und Niederschläge),<br />
Relief und Zeit beeinflussen die<br />
physikalische und chemische<br />
Verwitterung.<br />
Böden sind Verwitterungsprodukte,<br />
die am Bildungsort verbleiben,<br />
während durch Erosion die<br />
Verwitterungsprodukte weggeführt<br />
werden.<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 33
Sedimente: marine Sedimentationsräume<br />
Verwitterung und Bodenbildung in einem Profil vom Pol (links) bis zum Äquator (rechts), beachte die<br />
tiefgründige Verwitterung im warm-feuchten Bereich<br />
Schema des Wasserkreislaufes in<br />
verschiedenen Klimazonen<br />
Humide Klimazone<br />
Aride Klimazone<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 34
Sedimente: marine Sedimentationsräume<br />
Vereinfachte Bodenkarte von Europa<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 35
Plattentektonik<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 36
Plattentektonik<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 37
Plattentektonik<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 38
Plattentektonik<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 39
Plattentektonik<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 40
Plattentektonik: Metamorphose<br />
Temperatur °C →<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 41
Falten und Tektonik<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 42
Falten und Tektonik<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 43
Falten und Tektonik<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 44
Fragebkatalog<br />
Fragenkatalog<br />
1. Entstehung des Sonnensystems<br />
2. Entstehung und Entwicklung der Erde<br />
3. Grundprinzipien der Geologie<br />
4. Das Prinzip des Aktualismus (Beispiele und Einschränkungen)<br />
5. Methoden der Geologie<br />
6. Die Geologische Zeitskala, Zeitrechnung und –messung*<br />
7. Schalenaufbau der Erde<br />
8. Erdbeben (Ursachen, Typen, Stärke, Wellentypen)*<br />
9. Mineralien: Definition und Entstehung<br />
10. Bindungsarten in Mineralen + Zusammenhang mit ihren Eigenschaften<br />
11. Die gesteinsbildenden Minerale<br />
12. Physikalische Eigenschaften der Minerale und der Zusammenhang mit ihrem<br />
Aufbau<br />
13. Der Kreislauf der Gesteine<br />
14. Entstehung und Differentiation von Magmen*<br />
15. Klassifikation der Magmatite (Chemie, Gefüge), Zusammenhang zwischen<br />
Magmeneigenschaften und chemischer Zusammensetzung*<br />
16. Vulkanismus (Förderprodukte, Entstehungsursachen und -orte)*<br />
17. Plutonismus (Entstehung unterschiedlicher Magmen, Entstehungsursachen<br />
und –orte)<br />
18. Bildung und Eigenschaften von Sedimentgesteinen*<br />
19. Klassifikation der klastischen, chemischen und biogenen Sedimente (Tabelle)<br />
20. Marine Ablagerungsräume und –sedimente<br />
21. Nichtmarine Ablagerungsräume und –sedimente<br />
22. Physikalische Verwitterung<br />
23. Chemische Verwitterung<br />
24. Klimazonen und Bodenbildung<br />
25. Metamorphe Gesteine (Entstehung, Einteilung nach dem P-T Diagramm)<br />
26. Prinzipien der Plattentektonik (Typen von Plattengrenzen, Prozesse an diesen<br />
Grenzen)*<br />
27. Tektonische Decke, Fenster, Klippe (Skizze)<br />
28. Elemente einer Falte (Skizze)<br />
29. Typen von Falten (Skizze)<br />
30. Profil durch den penninischen Ozean (Skizze)<br />
31. Paläogeographische Rekonstruktion der alpinen Ablagerungsräume und<br />
Kurzcharakteristik (Profilskizze)*<br />
32. Deckenbau der Alpen<br />
Aus dem Fragenkatalog kommen 5 Fragen, davon eine der mit * gekennzeichneten<br />
Übersichtsfragen (10 Punkte). Von den verbleibenden 4 „Normalfragen“ (je 5 Punkte)<br />
kann eine gestrichen werden. Maximal können somit 25 Punkte erreicht werden.<br />
Bewertung: 0-13 nicht genügend, 14-16 genügend, 17-19 befriedigend, 20-22 gut,<br />
23-25 sehr gut.<br />
Grundlagen der Geologie (Hans STEYRER) 45