Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen
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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND © Copyright Sauerlander Heimatbund Gefordert durch Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen 'i. SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
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SAUERLAND<br />
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Gefordert durch<br />
<strong>Der</strong> <strong>Ministerprasident</strong><br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
'i.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
ISSN 0177-8110<br />
Sauerländer Heimatbund<br />
Nr. 2/Juni1985<br />
SAUERLAND<br />
Zeitschrift <strong>des</strong><br />
Sauerlander<br />
Heimatbun<strong>des</strong><br />
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SAUERLAND<br />
31<br />
SAUERLAND Nr. 2/Juni 1985<br />
Zeitschrift <strong>des</strong><br />
Sauerlander Heimatbun<strong>des</strong><br />
40 Jahre danach<br />
Bun<strong>des</strong>prasident Richard von Weizsacker hat das Ende und den Beginn der nationalsozialistischen<br />
Gewaltherrschaft aneinandergeknupft. In seiner beachtenswerten Rede zum<br />
40. Jahrestag der deutschen Kapitulation am 8. Mai sagte er wortlich: „Wir diirfen den<br />
8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen." Fur mich, der ich beide Daten unserer<br />
deutschen Geschichte miterlebt habe, gibt es gar keinen Zweifel daran, daB es den Krieg,<br />
die Zerstorung unserer Stadte, den Zusammenbruch und die Vertreibung von Millionen<br />
Deutscher aus ihrer angestammten Heimat ohne die „Machtubernahme" Hitlers von 1933<br />
nicht gegeben hatte.<br />
Mein Vater war damals ein ..kleiner Eisenbahnbeamter" in Altenhundem. Am Tag. nachdem<br />
Hitler Reichskanzler geworden war, kam er, wie immer, nachmittags vom Dienst helm<br />
und lieB sich von mir die Zeitung bringen. Weder wir noch unsere Nachbarn hatten ein<br />
Radiogerat, so daS die Tageszeitung unsere einzige Nachrichtenquelle war. Mein Vater uberflog<br />
die Titelseite und sprang erregt und entsetzt auf: „Mein Gott. jetzt gibt es Krieg!" Als<br />
ich wissen wollte, warum er so etwas sage, herrschte er mich an: „Hast Du denn nicht gelesen.<br />
daB Hitler Reichskanzler geworden ist?"<br />
Ich, damals zehn Jahre alt, hatte es gelesen. Aber wie hatte ich aus der sproden Nachricht<br />
in der Zentrumszeitung eine solche SchluBfolgerung ziehen sollen? Freilich, das Entsetzen<br />
meines Vaters ist in mir bis auf den heutigen Tag haftengeblieben. Als wenige Wochen spater<br />
die ersten SA-Kolonnen durch Altenhundem zogen - wir Kinder durften nicht auf die<br />
StraBe und konnten sie nur durch die Gardinen vorbeimarschieren sehen -, da sah ich in<br />
ihnen die StoStrupps fur den Krieg. von dem mein Vater geredet hatte. Und dann ging esja<br />
Schlag auf Schlag. Vor den Metzgerladen von Abraham Winter und Aaron Neuhaus zogen<br />
braune Posten auf: ..Deutsche kauft nur bei Deutschen!" Die ersten Jahrgange wurden zur<br />
Wehrmacht einberufen. Es folgten: Osterreich. Sudetenland. Tschechoslowakei. Als ich sechzehn<br />
war, muBte ich mit zwei Nachrichten fertigwerden. die, wie wir heute wissen, unsere<br />
Welt verSndert haben. Da war. erstens, der Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Stalin.<br />
Und da war, zum anderen, der Uberfall auf Polen - der Beginn <strong>des</strong> Zweiten Weltkrieges.<br />
Ich bin heute noch stolz darauf. in einer Region - dem Sauerland - geboren zu sein, in der<br />
Hitler und seine NSDAP keinen Stich machen konnten. solange es noch freie Wahlen in<br />
Deutschland gab. Ich bin oft gefragt worden - und ich habe mich selber oft gefragt, warum<br />
wir christlich gepragten und gebundenen Sauerlander zu einem Zeitpunkt, wo man das<br />
Unheil vorausahnen und -sehen konnte. nicht offenen Widerstand geleistet haben. Die Frage<br />
mag manchem unangenehm sein. Aber sie ist berechtigt. Als ich 1942 als neunzehnjahriger<br />
Abiturient einberufen wurde. habe ich ein ..schlechtes Gewissen" gehabt, und ich bin es die<br />
drei Jahre danach nicht losgeworden. Man hatte uns in die Maschinerie eines Angriffskrieges<br />
gezwungen, den wir eigentlich hatten verhindern mussen. Wir Christen!<br />
Richard von Weizsacker hat in seiner Rede zum 8. Mai folgende zwei Satze gesagt: „Wir<br />
haben wahrlich keinen Grund, uns am heutigen Tag an Siegesfesten zu beteiligen. Aber wir<br />
haben alien Grund. den 8. Mai als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen,<br />
das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg."<br />
Als uns - ich lag damals schwerverwundet in einem Lazarett in Augsburg - das Ende <strong>des</strong><br />
Krieges gemeldet wurde, war ich zweiundzwanzig Jahre alt. Sicherlich noch zu jung, um die<br />
ganze Tragodie, die uber unser Land hereingebrochen war, voll ermessen zu konnen. Aber<br />
auch alt genug. um eines zu begreifen: daB es in dieser „Stunde Null" vor allem auf jenen<br />
Tell <strong>des</strong> Volkes ankommen werde, der sich den ethischen Grundsatzen <strong>des</strong> Christentums -<br />
auch uber die gottlose Nazizeit hinweg - verpflichtet gefuhlt hatte. Es gehort zu meinen<br />
nachhaltigsten Erinnerungen, daB wir - Mitglieder der Katholischen und der Evangelischen<br />
Jugend - ab 1945 auf unsere Weise an der Begriindung eines neuen Rechtsstaates mitwirken<br />
konnten, dem dann eine Epoche der moralischen Erneuerung und <strong>des</strong> materiellen Wiederaufstiegs<br />
folgen sollte, in der unser Volk in Frieden und - was die Bun<strong>des</strong>republik<br />
Deutschland betrifft - auch in Freiheit leben konnte. Die Lehre, die wir alle, Alte und Junge,<br />
aus dem traurigsten Kapitel unserer Geschichte ziehen sollten: auch den kleinsten Anfangen<br />
radikaler Umsturzversuche wehren - ob sie nun von rechts Oder von links kommen! Und:<br />
Gottes Gebote nicht mit FQBen treten lassen!<br />
W-S.*idl>«^ . (li^l^ »<br />
Willi Weiskirch<br />
Wehrbeauftragter <strong>des</strong> Deutschen Bun<strong>des</strong>tages<br />
Aus dem Inhalt Seite<br />
40 Jahre danach 31<br />
Schuler auf den Spuren der<br />
Geschichte<br />
Von Schlesien ins Sauerland 32<br />
Fluchtlingsprobieme in Olpe 35<br />
Heimat Deutschland? 37<br />
So eriebten wir das Kriegsende 38<br />
Bodendenkmalpflege 1984 44<br />
Seltene Volkskunst -<br />
Keramik In Ruthen 46<br />
Kurzgeschlchtenprelse<br />
der Stadt Arnsberg 47<br />
Nach der Landtagswahl 48<br />
Helmatkunde in der Schule 49<br />
Altes Kloster Drolshagen 50<br />
Unser Dorf soil schoner werden 51<br />
Nordenau Luftkurort 51<br />
Bucher • Schrifttum 52<br />
Hilfen fur psychiatrisch Kranke<br />
in Marsberg und Warstein 56<br />
Bilddokumentation<br />
Eine halbverfallene Feldscheune ... 58<br />
Leserbriefe 59<br />
Personallen 61<br />
Unser Titelbild:<br />
Friedhelm Ackermann fotografierte dieses<br />
einsame Waldkreuz bei Kuhhude im<br />
Rothaargebirge. Es zeigt in tragischer<br />
Weise die Gnadenlosigkeit <strong>des</strong> Zweiten<br />
Weltkrieges, die auch vor Kindern nicht<br />
Halt machte.<br />
Mitarbeiter dieses Heftes:<br />
Willi Weiskirch, Bonn; Dr. Erika Richter.<br />
Meschede; Gerhard RQsche. Drolshagen;<br />
Bernd Neufurth, Neu-Listernohl; Dr. Adalbert<br />
Mullmann, Brilon; Theo Hundt, Olpe;<br />
Bernhard Neuwohner, Ruthen; Klemens<br />
Propper, Arnsberg; Karl-Heinz Strothmann,<br />
Arnsberg; Franz-Josef Tigges,<br />
Sundern; Hans Wevering. Arnsberg; Elisabeth<br />
Thiell, Balve; Josef Wiegel,<br />
Schmallenberg; Friedhelm Ackermann,<br />
Arnsberg; Bernd Wisser, Arnsberg;<br />
Alfred Enders, Olpe; Fritz Droste, Elpe;<br />
Friedrich-Wilhelm Cordt, Olpe; Norbert<br />
Voss, Dusseldorf; Stefan Hundt. Drolshagen;<br />
Ursula Heyn, Hagen; Jochen<br />
Krause, Kirchhundem.<br />
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32<br />
Sauerländer Heimatbund<br />
Schuler auf den Spuren der Geschichte: Nachkriegszeit<br />
Von Schlesien ins Sauerland<br />
Da die Medien in seltener EinmiJtigkeit<br />
dabei sind, das Tiiema 8. Mai 1945 totzureden,<br />
soil hier von einem Ereignis bericiitet<br />
werden, das sicii als Konsequenz dieses<br />
Datums im wesentliciien erst 1946<br />
abspieite. Ein GroBteil der Journalisten<br />
und Ciironisten maclit zudem um diesen<br />
Komplex einen Bogen. der aber fur unsere<br />
Regionaigeschictite von lioiier, im einzelnen<br />
alierdings nocii wenig geklarter<br />
Bedeutung wurde: Gemeint ist die Vertreibung<br />
der Deutsclien aus den Gebieten<br />
jenseits von Oder und NeiBe und ilire Aufnahime<br />
in unseren Raum.<br />
<strong>Der</strong> diesjaiirige Wettbewerb Deutsciie<br />
Gesciiiciite thematisierte erwartungsgema3<br />
den Zeitabschnitt „Vom Zusammenbrucli<br />
zum Wiederaufbau" in der<br />
Spanne von 1945 bis 1955. Ein mogliciies<br />
Untersuciiungsbeispiel war „Die Eingliederung<br />
von Fliiclitlingen und Vertriebenen."<br />
Eine Klasse 11 (Obersekunda) <strong>des</strong><br />
Gymnasiums der Stadt Mesciiede, an<br />
dem die Wettbewerbsteilnalime zur Tradition<br />
geliort, waiilte diesen Fragekreis<br />
aus meiireren Grunden: Einmal waren 8<br />
von 28 SchiJler/innen Kinder von Vertriebenen<br />
und Fluclitiingen iiberwiegend aus<br />
Sctilesien, dem hauptsaciiliciien Herkunftsland<br />
der inier Angesiedelten. Das<br />
ubertrifft deutlich den Anteil dieser Bevolkerungsgruppe<br />
im Altkreis iVIeschede<br />
1950 = 17,1%. Die Metinode <strong>des</strong> entdekkenden<br />
Lernens war damit gesichert,<br />
denn Zeitzeugen fiir die Befragung standen<br />
reiciilicii zur Verfijgung. Zum andern<br />
konstatierten die Sctiijler mit Oberrasctiung<br />
die sparliciie Beiiandlung <strong>des</strong><br />
Tiiemas ..Vertreibung" in iliren LeiirbiJciiern.<br />
Aucii diese Erkenntnis reciitfertigte<br />
eine Auseinandersetzung mit dem<br />
Komplex zusatzlicli zum regularen Gescliiciitsunterricht,<br />
denn ein prinzipielles<br />
Aniiegen der Wettbewerbsinitiatoren ist<br />
seit langem die Aufhellung blinder Flekken<br />
in unserm Geschiciitsbild.<br />
Niemand aiinte zu Beginn, da6 die<br />
Arbeit zu einem Walzer von ca. 250 Seiten<br />
anscliwellen wurde, den Interviewteil gar<br />
niciit einbezogen. Selbstverstandlich laBt<br />
sich uber eine so umfangreiclne Dokumentation<br />
niclnt im einzelnen referieren.<br />
Ober die Interviews berichtet zudem<br />
schon das erste Jahrbucii <strong>des</strong> Hochsauerlandkreises.<br />
Den Gesamtverlauf der<br />
Arbeit iiat aucii eine Horfunksendung<br />
<strong>des</strong> WDR 1 am Sonntagabend, 3. 3.1985,<br />
in der Serie „Brummkreisel" ausfijiirlich,<br />
SAUERLAND<br />
aspektreicli und lebendig kommentiert.<br />
<strong>Der</strong> Redakteur Wolfgang Schmitz hatte<br />
die Schuler vorlier oft im Unterricht besuclit<br />
und sie bei ihren Gesprachen mit<br />
Interviewpartnern begleitet, um den Proze6<br />
der muhsamen Integration der Schlesier<br />
ins Sauerland aus der Sicht sowohl<br />
der Vertriebenen wie der Hiesigen zu dokumentieren.<br />
Er arrangierte auch ein Gesprach<br />
der Schuler mit Dr. Herbert Hupka<br />
im Januar dieses Jahres, als die Wogen<br />
um das Motto <strong>des</strong> diesjahrigen Schlesiertreffens<br />
in Hannover hochgingen. Ein Diskussionsausschnitt<br />
ist Tell der Sendung.<br />
Die enorme Brisanz <strong>des</strong> Themas „Vertreibung"<br />
bis in die Tagespolitik <strong>des</strong> Jahres<br />
1985 wurde den Jugendlichen gerade dadurch<br />
bewuBt.<br />
Von solchen Hohepunkten soil hier<br />
aber nicht die Rede sein, sondern von<br />
anderen Erfahrungen der Jugendlichen<br />
bei derZusammenstellung der Arbeit. Sie<br />
begegneten namlich plotzlich Schwierigkeiten,<br />
die sonst ein Historiker eriebt, der<br />
weit zuriickliegende Epochen rekonstruieren<br />
muB: dem Mangel an sicherem<br />
Zahlen- und Bildmaterial. So erwies es<br />
sich als nahezu unmoglich, prazise Daten<br />
iiber die Zahlen der in den Jahren<br />
1945 -1950 aus den Gebieten jenseits von<br />
Oder und NeiBe Ausgewiesenen oder Geflohenen<br />
zu gewinnen. Die Angaben differieren<br />
zwischen 8-18 Millionenje nach der<br />
herangezogenen Darstellung. Das hangt<br />
einerseits sicher mit den chaotischen Zustanden<br />
zu Beginn der Flucht von Hun-<br />
von Dr. Erika Richter, Meschede<br />
derttausenden zusammen, die auf eigene<br />
Faust nach Westen aufbrachen, als<br />
sich die russische Front uber die deutschen<br />
Grenzen vorschob. Sehr umstritten<br />
ist bis heute auch die Zahl derjenigen, die<br />
sich unter dem Schock <strong>des</strong> Zusammenbruchs<br />
das Leben nahmen, die verschleppt<br />
wurden Oder auf dem Leidensweg<br />
der Flucht den Tod fanden. Die Unsicherheit<br />
in den GroBenordnungen hat<br />
aber auch ihren Grund in der Schwierigkeit<br />
der Vertriebenen-Definition. Soil man<br />
dazu nur die tatsachlich Ausgewiesenen<br />
aus „Neu-Polen" zahlen, wie die von den<br />
Deutschen geraumten Regionen in den<br />
Mescheder Kreisarchivakten genannt<br />
werden, oder sind die im Westen geborenen<br />
Kinder dieser Volksgruppe ebenfalls<br />
.,Vertriebene"? Nach einem Presse-Bericht<br />
vom 4.4.1955 aus Bonn ist die Vertriebenen-Eigenschaft<br />
„erblich". Das<br />
ergab Zahlprobleme fiir diejenigen, die<br />
sich einer solchen Auslegung nicht anschlieBen<br />
mochten. Die Schuler konstatierten<br />
ihre Irritation biindig: die Vertriebenenzahl<br />
= ein Millionenspiel!<br />
Eine weitere Irritation war das Bilder-<br />
Defizit. In einer so stark visuell orientierten<br />
Epoche wie der unsern, die zudem<br />
seitJahrzehnteniJberdifferenziertetechnische<br />
Moglichkeiten der Dokumentation<br />
verfugt. ist der Mangel an Bildmaterial<br />
iiber die Situation der Vertriebenen in<br />
den ersten Nachkriegsjahren nicht leicht<br />
begreiflich. Einleuchtend war fur die<br />
Schuler der Hinweis vieler Interview-Partner<br />
aus dem Osten, sie hatten spatestens<br />
bei den Kontrollen durch die polnische Miliz<br />
ihre Photoapparate verloren und in<br />
ihren Notunterkunften andere Sorgen<br />
gehabt, als ihre bedrangte Lage im Bild<br />
festzuhalten. Auch die Einheimischen<br />
wiesen auf den Mangel an Filmmaterial<br />
nach dem Zusammenbruch hin. Aber es<br />
gibt viele Bilder von zerbombten Hausern,<br />
von StraBenzugen in sauerlandischen<br />
Orten, die ein bizarres Ruinenpanorama<br />
bieten, so daB allein das Fehlen von<br />
Dokumentationsmoglichkeiten nicht die<br />
Hauptursache sein kann.<br />
Vielleicht wirkte die Haufung der<br />
Elendsbilder abstumpfend. Wenn 1946<br />
wochentlich Tausende von Ausgewiesenen<br />
in Siegen eintrafen, dort „verfrachtet"<br />
und in die sauerlandischen Auffangstatten<br />
verteilt werden muBten, verlor<br />
der Vorgang seine Einmaligkeit und wurde<br />
zu einem administrativen Problem der<br />
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SAUERLAND<br />
33<br />
britischen Militarregierung und der deutschen<br />
Dienststellen - in seiner Dimension<br />
immeriiin vorstellbar durcii ein Zitat aus<br />
einem Aktenstuck <strong>des</strong> Mesciieder Kreisarciiivs<br />
vom 18. Februar 1946:<br />
..Annaiiemd 80 000 Ausgewiesene aus<br />
Neu-Polen soiien waiirend der kommenden<br />
6 Monate im Reg. Bezirk Arnsberg<br />
aufgenommen und verteilt werden.<br />
Bis Mitte April wird es sich<br />
wochentlicli um die AufnaJime von<br />
2000 Menschen iiandeln und danach<br />
um 4000 in der Woche. Die Ausgewiesenen<br />
werden inauptsaclilicli Frauen<br />
und Kinder und alte und arbeitsunfaiiige<br />
Personen sein."<br />
Biider von den Ausgewiesenen, die in Gtiterwagen<br />
eingepferciit mehrere Wochen<br />
unterwegs gewesen waren und sich nun<br />
in der Siegener Weilersberg-Kaserne den<br />
„angeordneten Verfahren" unterziehen<br />
muBten, d.h. der Entiausung, Registrierung<br />
und Verteilung, wurden fiir die heutige<br />
SciiiJier-Generation das AusmaB dieser<br />
individuellen Tragodien aiierdings<br />
noch wesentlich anschauiicher machen.<br />
Aber die Biider fehien.<br />
Auch die damaiigen Notunterkiinfte<br />
fur die masseniiaft Unterzubringenden<br />
sind niciit optisch festgehalten. Nach der<br />
Erinnerung alter Mescheder wurden leere<br />
Baracken, die im Krieg oft den Fremdarbeitern<br />
gedient hatten, durch aufgehangte<br />
Wolidecken abgeteilt, die einzeinen<br />
Familien wenigstens eine gewisse<br />
Eigensphare bewahren konnten. Verstandlich,<br />
daB es davon keine biidlichen<br />
Zeugnisse gibt. Jedoch sind auch das<br />
auBere Aussehen der Baracken, ja ihre<br />
genaue Lage im Stadtgebiet heute nur<br />
schwer rekonstruierbar, da keine Photos<br />
existieren, die Baracken langst abgerissen<br />
wurden und das Geiande durch neue<br />
Bebauung voiiig verandert ist Seibst die<br />
Akten iiber die Zahl und die Herkunft der<br />
in den Notwohnungen Lebenden, die Gesundheitsfursorge<br />
oder das AusmaB der<br />
Nahrungsmitteizuteilung in den Hungerjahren<br />
- es gab zunachst nur Gemeinschaftsverpflegung<br />
- sind nicht mehr<br />
erhalten bzw. sehr schwer auffindbar.<br />
Vergegenwartigt man sich heute aiiein<br />
die demographische Bedeutung dieses<br />
Fluchtlingsstroms ins Sauerland anhand<br />
von Statistiken, so ist es erstaunlich, daB<br />
dieser modernen Voikerwanderung und<br />
ihren Auswirkungen auf die ortiichen<br />
Verhaitnisse und Strukturen seitens der<br />
Lokaigeschichte nicht mehr Untersuchungen<br />
gewidmet worden sind. Lange<br />
Zeit wollte wohl niemand ernstiich an die<br />
Endgilitigkeit der Ausweisung glauben<br />
und betrachtete den Bevolkerungszuwachs<br />
als nur vorubergehend. Dann hatte<br />
sich erubrigt, genauer zu anaiysieren,<br />
Ob die Anwesenheit so vieler Vertriebener<br />
Veranderungen im heimischen Raum<br />
ausgelost hatte. Auch als immer klarer<br />
wurde, daB die heimatlos Gewordenen<br />
sich im Sauerland eine neue Heimat einrichteten,<br />
war die Sorge um das „Offenhalten"<br />
der Grenzfrage oft wohl ein Hindernis,<br />
der Frage nachzugehen, inwiefern<br />
die Integration der Schlesier, Pommern<br />
und OstpreuBen dem Bild <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong><br />
neue Zijge eingepragt hat.<br />
So kamen die Schuler sich uberall wie<br />
Pioniere vor. Sie suchten z.B. Unterlagen<br />
darijber, wie von den kirchlichen Instanzen<br />
das konfessionelle Problem <strong>des</strong> plotzlichen<br />
Einstromens von Tausenden von<br />
Protestanten in ein fast geschlossenes<br />
katholisches Milieu organisatorisch und<br />
mental angegangen worden war. Doch<br />
fanden sie keine entsprechende Literatur.<br />
Dabei hatten die Interviewpartner<br />
haufig von Spannungen berichtet, denn<br />
die Katholiken reagierten bei der Konfrontation<br />
mit so vielen „Ketzern", wie der<br />
Volksmund die Protestanten vielerorts<br />
noch nannte, recht intolerant. Das gait<br />
insbesondere fiir die Dorfer mit ihren<br />
stark religios gepragten Traditionen und<br />
festgefugten Strukturen im Vereinswesen.<br />
Verblufft konstatierten die Schuler,<br />
denen oekumenisches Denken langst<br />
selbstverstandlich geworden ist, was<br />
ihnen da an religiosen Vorurteilen aus<br />
den frijhen Nachkriegsjahren zugetragen<br />
wurde.<br />
Sie wollten aber auch fur den Wirtschaftssektor<br />
belegen, wie sich das Potential<br />
an neueinstromenden Arbeitskraften<br />
im Jahrzehnt nach 1946 auswirkte.<br />
Hier muBte sich nach ihrer Einschatzung<br />
ein spezielles Problem aus der Tatsache<br />
ergeben, daB ein GroBteil der Vertriebenen<br />
im Osten im Bereich der Landwirtschaft<br />
tatig gewesen war. Wie konnten<br />
sie in den hiesigen ArbeitsprozeS eingegliedert<br />
werden? Statistische Unterlagen<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>amtes Diisseldorf aus<br />
dem Jahr 1950 registrierten einen weit<br />
ijberdurchschnittlichen Anteil der Vertriebenen<br />
in der Rubrik „abhangig Be-<br />
schaftigte". Dazu meldete auch eine in<br />
der ortiichen Presse eifrig kommentierte<br />
Rundfunksendung der Reihe „Von Rhein<br />
und Ruhr" aus dem Januar 1950 ein so<br />
hohes AusmaB an Arbeitslosen und<br />
Unterstiitzungsempfangern im ostlichen<br />
Sauerland, daB die Situation als durchaus<br />
„kritisch" bezeichnet wurde. Ursache war<br />
die ganz ungleichmaBige Verteilung der<br />
Vertriebenen im Land <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />
Sie waren von den britischen Militarbehorden<br />
1946 in die landlichen Gebiete<br />
eingeschleust worden, da ihre Unterbringung<br />
dort eher moglich schien als im zerstorten<br />
Ruhrgebiet Nach der Wahrungsreform<br />
wirkte sich aber der Mangel an<br />
Arbeitsplatzen katastrophal aus.<br />
Anhand von Meldungen der Lokalpresse<br />
aus dem Jahr 1950 veranschaulichten<br />
die Schuler, wie sich der Ruf nach der<br />
Ansiedlung von neuen Industrien gerade<br />
mit dem Hinweis auf die Menge der Vertriebenen<br />
standig wiederholt Welchen<br />
Anteil diese tatsachlich an der zunehmenden<br />
Industrialisierung hatten, in welchem<br />
Tempo sich ihr IntegrationsprozeB<br />
in den Arbeitsmarkt abspielte, welche beruflichen<br />
Umschichtungen sich dabei<br />
nachweisen lassen, auch daruber fehlt<br />
konkretes Material.<br />
Interessant waren auch mehr exakte<br />
Angaben uber die Stadien einer allmahlichen<br />
Vermischung mit der „Urbev61kerung".<br />
LaBt sich z.B. ein VerschmelzungsprozeB<br />
in einer zunehmenden Zahl von<br />
EheschlieBungen zwischen Einheimischen<br />
und denen .,von drijben" chronologisch<br />
nachweisen? Beschleunigte dieser<br />
Vorgang den Abbau von Vorurteilen oder<br />
waren andere Faktoren entscheidender?<br />
Schuler waren mit umfangreichen Recherchen<br />
bei den ortiichen Stan<strong>des</strong>amtern<br />
sicher Ciberfordert. Aber schon die<br />
Feststellung der Fulle offener Fragen war<br />
fur diejungen Forscher eine wichtige Einsicht.<br />
Auch die Unterscheidung von Ereignis-<br />
und Strukturgeschichte mit je<br />
andersgeartetem Instrumentarium fiir<br />
die historische Analyse und Darstellung<br />
bedeutete eine Erweiterung ihres geistigen<br />
Horizonts.<br />
Ihre ganz personliche Stellungnahme<br />
wurde durch die emotionale Seite <strong>des</strong><br />
Themas gefordert. Das Vertriebenenproblem<br />
konfrontierte sie immer wieder<br />
mit dem Begriff „Heimat" und dem<br />
„Recht auf Heimat". Hitzige Debatten<br />
entspannen sich im Unterricht, was es<br />
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34<br />
SAUERLAND<br />
mit dem „Recht auf Heimat" auf sich habe<br />
und Ob nicht der Heimatbegriff durch seine<br />
Strapazierung in Sctinuizen und Heimatfiimen<br />
derart verkitscht sei, da6 er einen<br />
Jugendlicinen iieute nur noch absciirecken<br />
konne. Vieie gaben aucii uberrasciit<br />
zu, daB sie iiber iiire Einstellung<br />
zum Sauerland als iiirem Heimatraum<br />
nocii niemals nachgedacht iiatten und eine<br />
Antwort dazu erst finden muBten.<br />
So gab das Vertriebenentliema DenkanstoBe<br />
injeder Hinsiciit Es drangte sich<br />
niciit nur der Vergieicli der Vorurteiie gegenijber<br />
den Vertriebenen mit der lieutigen<br />
Auslanderfeindliclnkeit auf. Aucii die<br />
ortiicfien Anstrengungen aus den 50er<br />
Jainren zur angemessenen Unterbringung<br />
der Vertriebenen und Flucfitlinge<br />
wurden kritiscii diskutiert. Damals iiatte<br />
iiier eine Genossenscliaft versucht, durcii<br />
den Bau einer Nebenerwerbssiedlung fiir<br />
vertriebene Bauern iiinen wenigstens<br />
ersatzmaBig eine neue Bindung an die<br />
Sciioile zu ermoglicinen. Die Mescheder<br />
..Bauernsiediung", damals eines der<br />
groBten Projekte dieser Art in NRW, war<br />
bei iiirer Einweiiiung im Jaiir 1956 vielfacin<br />
gerufimt worden. Die fiirjede Spielart<br />
von Diskriminierung heute besonders<br />
sensiblen Sciiuler nahmen das Projekt<br />
x^:^/-^yj¥-z -^ y^^J-^ ^^^^<br />
•r4t^,<br />
1941-1942-1943-1944<br />
Vier Jahre voll Grauen!<br />
Wer mochte schauen<br />
zurijck in dies Jammertail<br />
Kein Sangermund macht uns die<br />
Scinrecken kund.<br />
sie aile verstummen vor Qual!<br />
Sauerländer Heimatbund<br />
SAUERLAND<br />
35<br />
nicht unkritisch hin. War damals nicht ein<br />
Getto fur die Vertriebenen geschaffen<br />
worden, mehr der Ausgrenzung als der<br />
Eingliederung in die Mescheder Bevolkerung<br />
dienend? Durcli interviews mit den<br />
Bewohnern der Bauernsiedlung lieB sicii<br />
feststellen, da6 die Befragten sicii nicht<br />
diskriminiert vorkommen, sondern stolz<br />
auf ihr Eigentum sind, das sie sich durch<br />
zahes Arbeiten und groSe Sparsamkeit<br />
geschaffen haben. Nach dieser augenfalligen<br />
Demonstration ihrer Tuchtigkeit in<br />
Form eigener Mauser und schoner Garten<br />
fijhlen sie sich auch von den Einheimischen<br />
akzeptiert.<br />
Zum SchluB sei hier das Titeibiid der<br />
am 28. 2. 1985 an die Hamburger Jury<br />
eingesandten Arbeit vorgesteiit. <strong>Der</strong><br />
Schuler Jens Reiche, durch seinen<br />
Wunsch nach einem Architekturstudium<br />
besonders motiviert, hatte sich intensiv<br />
mit den Baupianen der ..Bauernsiedlung"<br />
beschaftigt und ihren jetzigen Zustand.<br />
nachdem inzwischen viele der fruheren<br />
Stallungen in Garagen umgewandeit<br />
worden sind, in zahlreichen Photos festgehaiten.<br />
In seiner Tuschezeichnung<br />
kombiniert er mehrere Aspekte: im Hintergrund<br />
Mesche<strong>des</strong> Wappen. St. Waiburga-<br />
und Abteikirche. rechts ein charakteristisches<br />
Haus der Bauernsiedlung<br />
und im Vordergrund eine Vertriebenengruppe.<br />
Dabei handelt es sich um die vergroBerte<br />
Wiedergabe einer Briefmarke.<br />
1955 zur zehnjahrigen Wiederkehr der<br />
Vertreibung herausgegeben. Sie wurde<br />
sofort zu einem Politikum, da die Regierung<br />
in Pankow dagegen protestierte.<br />
Postsendungen mit dieser Marke in der<br />
DDR zu befordern. Vielleicht kann diese<br />
SchiJlerarbeit besonders gut veranschaulichen.<br />
wie die Beschaftigung mit dem<br />
Thema Vertreibung politisches BewuBtsein<br />
und menschliche Anteilnahme bei<br />
jungen Menschen zu wecken vermag.<br />
Ein kurzer Nachtrag speziell fur Lehrer:<br />
<strong>Der</strong> Wettbewerb Deutsche Geschichte<br />
wird sich gewiB bald neuen Aspekten zuwenden.<br />
Es gibt jedoch seit 1953 in NRW<br />
den Schulerwettbewerb ..Die Deutschen<br />
und ihre ostlichen Nachbarn". der sich<br />
ganz dieser Thematik verschrieben hat.<br />
<strong>Der</strong> vorstehende Bericht hat hoffentlich<br />
verdeutlicht, da6 in der Beschaftigung<br />
mit der Rolle der Vertriebenen fur die<br />
Nachkriegsgeschichte <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong><br />
noch viele Arbeitsmoglichkeiten enthalten<br />
sind.<br />
Ruchtlingsprobleme in Olpe<br />
Seit 1973 richtet die Korber-Stiftung in<br />
Hamburg den ..Schulerwettbewerb Deutsche<br />
Geschichte um den Preis <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>prasidenten"<br />
aus. Nicht ..kleine Wissenschaftler"<br />
strebt der Schulerwettbewerb<br />
an, sondern Jugendliche. die ohne<br />
professionelle Absichten ihren historischen<br />
Wissens- und Reflexionshorizont<br />
erweitern heiBt es in den Materialien<br />
zum Schulerwettbewerb Deutsche Geschichte<br />
1984/85. Hamburg 1984. Nach<br />
der Methode <strong>des</strong> ..forschenden Lernens"<br />
soli zur Forderung eines demokratischen<br />
GeschichtsbewuBtseins der Jugend beigetragen<br />
und ..die Einsicht in die Rechte<br />
und Pflichten <strong>des</strong> Staatsbiirgers im freiheitlichen,<br />
sozialen Rechtsstaat vertieft<br />
werden" formulieren die Ausschreibungen<br />
zum Wettbewerb.<br />
Nachdem in den beiden vorhergehenden<br />
Wettbewerben (1980/81 und<br />
1982/83) der „Alltag im Nationalsozialismus"<br />
vor dem und im Zweiten Weltkrieg<br />
Untersuchungsgegenstand fiir die Schuler<br />
gewesen war, lautete das Motto <strong>des</strong><br />
Wettbewerbs 1984/85 „Jugendliche<br />
erforschen die Nachkriegszeit". Die Ausschreibungen<br />
sahen vor, daB dieTeilnehmer<br />
aus dem Themenkomplex „Alltag im<br />
Nachkriegsdeutschland" ein bestimmtes<br />
Thema mit lokalem Bezug auswahlen<br />
und behandeln sollten. Jungere Schulergruppen<br />
durften sich dabei der Hilfe eines<br />
Tutors bedienen.<br />
Auf Anregung ihres Klassen- und Geschichtslehrers,<br />
der sich auch als Tutor<br />
zur Verfugung stellte, unternahm die<br />
Klasse 9a <strong>des</strong> Stadtischen Gymnasiums<br />
Olpe den Versuch, etwas Licht in das Dunkel<br />
der letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre<br />
im Kreis Olpe zu bringen. Dabei<br />
sollten besonders die Schwierigkeiten<br />
der Fliichtlinge, die den genannten Zeitabschnitt<br />
im hiesigen Raum nicht unerheblich<br />
mitgepragt haben, dargelegt<br />
werden.<br />
Mit der Bildung eines Redaktionsstabes,<br />
bei dem alle Faden zusammenliefen,<br />
begannen die Forschungsarbeiten der 9<br />
Schulerinnen und 24 Schuler. Sie suchten<br />
einzeln oder in kleinen Gruppen in Zeitungs-,<br />
Kirchen-, Behorden-, Firmen- und<br />
Privatarchiven nach Quellen und befragten<br />
ihre GroBeltern und Eltern sowie altere<br />
Mitmenschen nach deren Erinnerungen<br />
und Erfahrungen zum betreffenden<br />
Zeitraum. Korrespondenzen mit Geschaftsleuten<br />
und Privatpersonen sowie<br />
Gesprache mit den Kreisgeschaftsstellen<br />
von Gerhard Rusche,<br />
Drolshagen<br />
der beiden groBen Parteien lieferten weitere<br />
wichtige Informationen. Bei Besichtigung<br />
<strong>des</strong> Gelan<strong>des</strong> der ehemaligen<br />
Fluchtlingslager Brun und Rothemiihle<br />
(Gemeinde Wenden) konnten an Ort und<br />
Stelle Eindrijcke gesammelt und Zeitzeugen<br />
interviewt werden. Einzelne Passagen<br />
und Artikel in Biichern. Chroniken,<br />
Fest- und Zeitschriften aus dem Kreis<br />
Olpe vervollstandigten die gewonnenen<br />
Einsichten.<br />
Arbeitsergebnisse<br />
Anhand der zusammengetragenen<br />
Materialien und der erhaltenen Auskiinfte<br />
verfaBten die Schuler und Schulerin-<br />
nen ihre Berichte, die vom Redaktionsstab<br />
unter Anleitung <strong>des</strong> Tutors geordnet,<br />
redigiert und durch passende Dokumente<br />
und Fotos erganzt wurden. Sie<br />
enthalten auf 137 Seiten im wesentlichen<br />
folgende Ergebnisse:<br />
Die Unterbringung und Versorgung der<br />
rund 20 000 Evakuierten, Fluchtlinge und<br />
Vertriebenen bei Kriegsende im Kreis<br />
Olpe stellten die Behorden und Einheimischen<br />
vor fast unlosbare Probleme. Das<br />
Zusammenleben der vielen Menschen<br />
auf engstem Raum und der Mangel an<br />
Nahrungsmitteln und Brennmaterial forderten<br />
die Entstehung und Ausbreitung<br />
von Krankheiten. Industrie und Handel im<br />
Kreis Olpe kamen nur langsam und unter<br />
anderem mit Hilfe der Neubijrger wieder<br />
.,auf die Beine"; so konnte gleichzeitig deren<br />
Problem der Arbeitslosigkeit weitgehend<br />
gelost werden.<br />
Die groBe Not der Bevolkerung in alien<br />
Lebensbereichen fuhrte zu MiBmut, MiBtrauen<br />
und allgemeiner Depression.<br />
Andererseits lernten die Menschen, einander<br />
zu helfen; sie entwickelten ein zuvor<br />
kaum gekanntes Zusammengehorigkeitsgefiihl.<br />
Fiir die Neuburger setzten<br />
sich politische und karitative Gruppen,<br />
aber auch Privatpersonen ein. Teilweise<br />
schlossen sich Ruchtlinge zu Interessengruppen<br />
zusammen, ohne da3 sie viel<br />
ausrichten konnten.<br />
Die meisten Ruchtlinge und Vertriebenen<br />
sind im Kreis Olpe heimisch gewor-<br />
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36<br />
SAUERLAND<br />
den, wobei zu berucksichtigen ist, cla6<br />
eine Ruckkehr in ihre Heimat aus politischen<br />
Grunden nicht moglich war. Das<br />
Verhaltnis der Zugezogenen zu den Einheimischen<br />
und ihre Eingewohnung in die<br />
neue Umgebung gestalteten sicin niciit<br />
immer und uberaii unprobiematiscii. Vorneiimiicii<br />
in der Naiie der einemaiigen<br />
Fiuciitiingsiager Brun und Rotiiemuiile<br />
haben sicii vieie Fluciitlinge eine neue Existenz<br />
aufgebaut, wobei die Lastenausgieiciis-Gesetzgebung<br />
seit 1948 eine wesentliche<br />
Startinilfe bedeutete. Die<br />
Unmensciiiicinkeiten der Vertreibung, die<br />
Leiden und Strapazen der Fluclit aber<br />
konnten dadurcli siciier nicint vergessen<br />
gemaciit werden.<br />
Etfahrungen<br />
im SciiluBwort bericiitet die Klasse 9a:<br />
„Bei der Vorbereitung unserer Arbeit<br />
(Materialsammiung) fiaben wir vieie Zeitzeugen<br />
interviewt, die uns dabei neben<br />
den informationen auch wertvolle IVIaterialien<br />
zur Verfugung steliten. Im groBen<br />
und ganzen iiaben wir bei den Anfragen<br />
IVlitmenschen angetroffen, die uns bereitwillig<br />
Hiife leisteten. Mefirere zeigten<br />
sicii uberrascht und erfreut daruber, daB<br />
sicin Jugendliche fur die Gescinichte der<br />
Naciikriegszeit interessieren. Teilweise<br />
sind wir alierdings aucii reclit sciiroff<br />
abgewiesen worden. in einigen Fallen<br />
sagte man uns, es sei nichts da, was wir<br />
gebrauchen konnten. An anderen Stellen<br />
bekamen wir dann doch die geeigneten<br />
Unterlagen. Mehrfach erhielten wir Auskunfte,<br />
die fur unser Thema wenig aufschluBreich<br />
waren.<br />
Wir danken all denen, die uns bei der<br />
Verwirklichung unserer Arbeit geholfen<br />
haben."<br />
Dsr Surgenneister Olpe, den 8.5- 1945<br />
1) Polgende (tnordnong iat In ublicher weise anzubriagen.<br />
n o r d n u n<br />
c<br />
y^^yi<br />
Alle Kinder im Alter von 11 - 14. Jaiiren aaben^^3o«aoui-a-feag den,<br />
•i-^. Mai 1945, 9 Uar, auf dem ?3uerwearplatz anzutraten, uia mitzuhelfen,<br />
irieaen und Felder _von Steinen und Geroll zu befreien. Das Srscheinen mit<br />
Simer oder rdrbc'aen ist pflictit.- Die 31 tern sind £ur da3 Srscheinen der<br />
Kinder verantwortliob..<br />
2) Zur Sammlung.<br />
Anordnung <strong>des</strong> Burgermeisters Schrage, eriassen am Tage der deutschen Kapitulation. Josef<br />
Schraqe wir spater Landrat <strong>des</strong> Kreises Olpe. Mitglied <strong>des</strong> Landtages von <strong>Nordrhein</strong>-Westfaien<br />
und <strong>des</strong> Parlamentarischen Rates, der das Grundgesetz erarbeitete.<br />
<strong>des</strong> Oder Beruhren<strong>des</strong> dar, sondern ist fur<br />
sie gegenstandlich, aktuell geworden.<br />
Aus der Kenntnis der Nachkriegsgeschehnisse<br />
ist bei ihnen die Erkenntnis<br />
erwachsen, daB in der untersuchten Epoche<br />
die entscheidenden Weichen fur ihre<br />
eigene Gegenwart gestellt worden sind,<br />
daB ihr eigenes Dasein nur aus den Ereig-<br />
nissen und Vorgangen vor rund 40 Jahren<br />
zu verstehen ist.<br />
<strong>Der</strong> in funfmonatiger intensiver Arbeit<br />
angef ertigte Wettbewerbsbeitrag ist termingerecht<br />
an die Korberstiftung abgeschickt<br />
worden; jetzt warten alle Beteiligten<br />
voller Spannung und Hoffnung auf<br />
das Resultat ihrer Bemuhungen.<br />
Einsichten in die ZusammenhSnge<br />
Die Schulerinnen und Schuler der Klasse<br />
9a <strong>des</strong> Stadtischen Gymnasiums Olpe<br />
betrieben ihre Nachforschungen fast<br />
ausnahmslos mit ungeheurem Engagement<br />
und lieBen ein bis dahin uberwiegend<br />
vermiStes Interesse an der Geschichte<br />
erkennen. Aufgrund ihrer eigenen<br />
Aktivitaten ist den Jugendlichen bewuBt<br />
geworden, daB Beschaftigung mit<br />
der Historie mehr als das Aneignen von<br />
Fakten und Zahlen aus Buchern ist. Das<br />
Leben der Menschen in den Nachkriegsjahren,<br />
namentlich im Olper Raum, stellt<br />
fur diese jungen Menschen nicht mehr<br />
etwas Vergangenes, sie nicht Betreffen-<br />
Die Klasse 9a <strong>des</strong> Olper Gymnasiums hofft darauf, daS ihre Arbeit einen Preis bekommt.<br />
Foto: Ansgar (jniy, uipe<br />
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Heimat Deutschland?<br />
Erfahrungen mit Schulem<br />
SAUERLAND<br />
37<br />
von Bernd Neufurth, Neu-Listemohl<br />
Die Politische Akademie Biggesee in<br />
Attendorn/Neu-Listernoiil und iiir Tragerverein.<br />
das Seminar fur Staatsbiirgerkunde<br />
e.V., arbeiten seit mehr als dreiBig<br />
Jahren auf der Grundlage ciiristliciier<br />
Wertvorsteilungen fur Demokratie und<br />
Menschenrechte, fur ein freies Europa<br />
und die Uberwindung der deutschen Teiiung.<br />
Wie stelit sich eine soiciie Einriciitung<br />
dem 8. Mai und wie seiien Teilnehmer<br />
an Weiterbildungsveranstaitungen<br />
den 40. Jainrestag der Wiederkeiir <strong>des</strong><br />
8. Mai 1945?<br />
Seit der Eroffnung der Politiscinen<br />
Akademie Biggesse im Jaiire 1981 wird<br />
am 8. Mai gefiaggt und dieserTag als Gedenktag<br />
begangen. <strong>Der</strong> 8. Mai 1945 symbolisiert<br />
fur die Voiker Ost- und Westeuropas<br />
ebenso wie fur das deutsclie Volk<br />
die Befreiung vom Nationaisozialismus.<br />
Dies darf jedoch niclit verwechselt werden<br />
mit einem Tag der Freiiieit. Die Freiheit<br />
ist an diesem 8. Mai 1945 nur den Voikern<br />
Westeuropas wiedergegeben worden,<br />
nicht jedocii den Menschen in Osteuropa<br />
und aucii niclit den Deutsciien.<br />
weder im Westen nocln im Osten. Alle vier<br />
Siegermaciite betraciiteten Deutsciiland<br />
am 8. Mai 1945 als besiegtes und besetztes<br />
Land und die Deutsciien als iiire geschlagenen<br />
Feinde. Dieser doppelte Cliarakter<br />
<strong>des</strong> 8. Mai verbietet es uns. diesen<br />
Tag zu feiern. Er erfordert es, seiner zu<br />
gedenken. Desiiaib flaggt die Poiitisctie<br />
Akademie Biggesee an jedem 8. Mai.<br />
Ebenso wichtig ist es der Akademie,<br />
einen anderen Tag bewuSter zu maciien,<br />
der ebenfalis im Jainre 1985 ein run<strong>des</strong><br />
Jubilaum feiert und eng mit dem 8. Mai<br />
1945 verbunden ist: <strong>Der</strong> 5. Mai. Am 5. Mai<br />
1955 wurde die Bun<strong>des</strong>repubiik Deutschland<br />
vollberecfitigtes Mitglied der westlichen<br />
Allianz. Das Besatzungsstatut trat<br />
auBer Kraft, die Nactikriegszeit war damit<br />
fur den Westen Deutsciilands voruber.<br />
Am 8. Mai 1985 selbst waren 25 Scliulerinnen<br />
und Scliuler einer Realschule aus<br />
dem nordlichen Sauerland Teilnehmer an<br />
einem deutsciilandpolitischen Seminar in<br />
der Politisclnen Akademie Biggesee. Fur<br />
diese Scinuler spielte der 40. Jalnrestag<br />
<strong>des</strong> Kriegsen<strong>des</strong> in Europa keine Rolle.<br />
Weder wurde am Abend aucii nur eine<br />
Naclnricintensendung mit der Berichterstattung<br />
uber die Veranstaltungen zum<br />
8. Mai 1945 im Fernseiien angeseinen.<br />
noch der Wunscii geauBert, etwas zu diesem<br />
Ereignis deutscher Geschichte zu<br />
erfaiiren. Dennocln liaben diese Jugendlichen<br />
mehr mit dem 8. Mai zu tun, als<br />
ihnen selbst bewuBt ist, und auf erschreckende<br />
Art mehr, als uns Erwachsenen<br />
bekannt sein durfte. <strong>Der</strong> 8. Mai 1945<br />
mit der Kapitulation <strong>des</strong> Deutschen Reiches<br />
war zugleich auch der Tag der beginnenden<br />
deutschen Spaltung. Was aber<br />
wissen Schuler heute uber unseren Nachbarn,<br />
den anderen Teil Deutschlands? GewiB<br />
ist eine Schulklasse nicht reprasentativ<br />
fur alle Schuler, doch andere Schulklassen,<br />
die bei uns in der Politischen<br />
Akademie zu deutschlandpolitischen Seminaren<br />
waren, bestatigen das Ergebnis<br />
der Realschule aus Warstein.<br />
Die Schuler erhielten eine Karte mit den<br />
Grenzen der DDR und sollten darin verschiedene<br />
Fragen zur Geographie und Politik<br />
beantworten. Im ersten Schritt bestand<br />
die Aufgabe darin, die drei Flusse<br />
Elbe, Oder und NeiBe einzuzeichnen. Nur<br />
drei von den 25 Schulem wuBten, daB<br />
Oder und NeiBe die beiden ostlichen<br />
Grenzflusse der DDR sind. Fur andere<br />
flieBt die Oder durch Mecklenburg, entspringt<br />
in Pommern und miindet in der<br />
Lubecker Bucht. Auch die Elbe ist fur<br />
mehrere Schuler ein FluB, der im Norden<br />
der DDR entspringt und in die Ostsee<br />
miindet<br />
Im zweiten Schritt sollten drei Stadte<br />
eingezeichnet werden: Berlin, Dresden<br />
und Potsdam. Da die vorgegebene Karte<br />
die Grenzen der DDR enthielt und somit<br />
bereits West-Berlin eingezeichnet war,<br />
konnten alle Berlin richtig angeben. Doch<br />
nur zwei der 25 Schuler wuBten, daB<br />
Potsdam im Sudwesten von Berlin liegt.<br />
Keiner war in der Lage, Dresden auch nur<br />
annahernd richtig einzuzeichnen. Wahrend<br />
Potsdam zumeist nach Pommern<br />
Oder Mecklenburg verlegt wurde, siedelten<br />
die meisten Dresden in Thuringen<br />
Oder der Mark Brandenburg an. Auch<br />
wuBte niemand, daB die Elbe durch Dresden<br />
flieBt.<br />
Danach wurde nach Mecklenburg,<br />
Sachsen und Thuringen gefragt. Hier<br />
zeigte sich an den Antworten der Schuler,<br />
daB sie nur noch geraten haben: Von der<br />
Meinung, daB Mecklenburg an dertschechischen<br />
Grenze liegen wurde bis zur Vermutung,<br />
daB Sachsen an der Ostsee oder<br />
bei Hamburg liegt, reichten die Antwor-<br />
ten. Nur einer wuBte, daB Mecklenburg<br />
der Nordwesten der DDR ist. Ebenso geraten<br />
wurde bei der Frage nach den Transitstrecken<br />
nach West-Berlin. Fur mehrere<br />
gibt es sogar eine Transitstrecke von<br />
derTschechoslowakei nach Berlin. Hingegen<br />
wuBten die meisten Schuler, wie die<br />
Nachbarstaaten der DDR helBen: Die<br />
Bun<strong>des</strong>repubiik wurde von alien richtig<br />
genannt, die Tschechoslowakei von 24,<br />
Polen jedoch nur noch von 20 Schulem.<br />
Funf gaben an, daB die Sowjetunion der<br />
ostliche Nachbar der DDR sei.<br />
Vierzig Jahre nach der Aufteilung <strong>des</strong><br />
Deutschen Reiches in vier Besatzungszonen<br />
wissen bun<strong>des</strong>republikanische<br />
Schuler kaum noch etwas vom anderen<br />
Teil Deutschlands.<br />
Den Schiilem kann man sicherlich daraus<br />
keinen Vorwurf machen. Vielmehr<br />
sollten wir alteren uns fragen, ob wir<br />
nicht etwas falsch gemacht haben. Offensichtlich<br />
reicht es nicht aus, wenn unsere<br />
Medien uber geschichtliche Ereignisse in<br />
Hulle und Fulle berichten, wenn gerade<br />
ein runder Jahrestag begangen wird.<br />
Offensichtlich wird in den Schulen zu wenig<br />
iJber die DDR informiert. Seit Jahren<br />
wird die Geschichtslosigkeit welter Kreise<br />
unserer Bevolkerung beklagt. Gleichzeitig<br />
werden finanzielle Mittel fur die Einrichtungen,<br />
die die Versaumnisse von<br />
Elternhaus, Schule und Medien aufarbeiten<br />
konnten, gekurzt und gestrichen. Die<br />
Antworten. der Schuler aus Warstein zeigen<br />
jedoch deutlich, daB die politische<br />
Weiterbildung heute notwendiger denn<br />
je ist.<br />
Vor vierzig Jahren, am 8. Mai 1945, kapitulierte<br />
das Deutsche Reich. Seither ist<br />
Deutschland gespalten - gegen den Willen<br />
<strong>des</strong> deutschen Volkes. Wenn das Desinteresse<br />
an zeitgeschichtlichen Ereignissen<br />
welter zunimmt, wenn die Unkenntnis<br />
uber den anderen Teil Deutschlands<br />
welter wachst, dann besteht die groBe<br />
Gefahr, daB eines Tages niemand mehr in<br />
der Bun<strong>des</strong>repubiik Interesse an der<br />
DDR, ihren Menschen und ihrer Unterdruckung<br />
bekundet und damit auch die<br />
Teilung Deutschlands nur noch Desinteresse<br />
hervorruft.<br />
<strong>Der</strong> 8. Mai ist <strong>des</strong>halb fur die Politische<br />
Akademie Biggesee Herausforderung<br />
zur Fortsetzung ihrer Bildungsarbeit, die<br />
Wissen und politische Verantwortung<br />
vermittelt.<br />
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SAUERLAND<br />
38<br />
So eriebten wir das I^riegsendel<br />
Die letzten Tage<br />
an der Nordsee<br />
Als Angehoriger <strong>des</strong> Geburtsjahrgangs<br />
1922 befand ich mich bei Kriegsbeginn<br />
in der letzten Klasse meines Heimatgymnasiums.<br />
Es war fur uns alls<br />
selbstverstandlich, uns als Kriegsfreiwillige<br />
zu melden. Ich kam zur Kriegsmarine<br />
und war selt Ende 1944 Chef einer Marineflakbatterie<br />
im Nordseeraum.<br />
Als slch Ende April 1945 die ersten<br />
amerikanischen und kanadischen Truppen<br />
unserem Verteidigungsabschnitt naherten.<br />
wurde die Batterie, die an sich fur<br />
die Luftabwehr vorgesehen war, noch in<br />
Erdkampfe verwickelt, auf die sie weder<br />
personell noch materialmaBig vorbereitet<br />
war. Dabei ist zu bedenken, da6 zu<br />
den mir unterstellten 150 Soldaten auch<br />
Besatzungsmitglieder von U-Booten und<br />
Minensuchbooten gehorten, die kurz vorher<br />
ihre Schiffe verloren hatten. Ferner<br />
gehorten zu der Einheit altere Soldaten,<br />
die vorher Burodienst gemacht hatten.<br />
Ich selbst war mit knapp 23 Jahren einer<br />
der jungsten Batterieangehorigen.<br />
Die Disziplin innerhalb unserer Einheit<br />
blieb bis in die ersten Maitage von der<br />
sich zunehmend verschlechternden politischen<br />
und militarischen Gesamtlage<br />
unberijhrt. Einzelfalle von Fahnenflucht<br />
in Nachbareinheiten wurden durch ein<br />
Standgericht der Kriegsmarine abgeurteilt,<br />
ohne daB es allerdings noch zur<br />
Urteilsvollstreckung gekommen ware.<br />
Am 2. Mai, zwei Tage nach dem Tod<br />
Hitlers - der von den Soldaten bezeichnenderweise<br />
ohne erkennbare Bewegung<br />
zur Kenntnis genommen wurde -,<br />
wurde bekannt, daB der Oberbefehlshaber<br />
im Nordseeraum, Generalfeldmarschall<br />
Busch, Waffenstillstandsverhandlungen<br />
mit Feldmarschall Montgomery<br />
aufgenommen hatte. der die 21. Armeegruppe<br />
der alliierten Streitkrafte befehligte.<br />
Das gab Veranlassung, auch ohne<br />
Befehl .,von oben" die Feuereinstellung<br />
fijr die Batterie anzuordnen.<br />
Kurz darauf erschien eine Gruppe britischer<br />
Offiziere im Befehlsstand unseres<br />
Abschnittskommandeurs, um ,die Einzelheiten<br />
<strong>des</strong> Waffenstillstan<strong>des</strong> festzulegen.<br />
Wahrend die Feuereinstellung bei<br />
meinen Soldaten ein Gefuhl der Erleichterung<br />
und der Befreiung ausloste, brachten<br />
die im scharfen Ton erteilten Anord-<br />
nungen der britischen Offiziere. die sich<br />
auf die Ablieferung samtlicher Waffen sowie<br />
auf die Cernierung innerhalb der Batteriestellung<br />
bezogen, eine allgemeine<br />
Erniichterung. Vielen deutschen Soldaten<br />
wurde offenbar erst jetzt bewuBt,<br />
was eine totale militarische Niederlage<br />
bedeutet Einzig die Anderung der GruBform<br />
- der „Deutsche GruB" wurde durch<br />
die Qberkommene militarische GruBform<br />
abgelost - wurde allgemein mit Zustimmung<br />
aufgenommen.<br />
Wenn ich mich an die Gesprache innerhalb<br />
unserer Einheit in den Tagen der Kapitulation<br />
zu erinnern suche, dann fallt<br />
mir auf, daB die Diskussionen hauptsachlich<br />
dem Schicksal der Angehorigen galten,<br />
daB aber der politische Bereich nur<br />
unter Teilaspekten beruhrt wurde. Die<br />
„Partei" war einfach nicht mehr existent;<br />
selbst die Person und die verhangnisvolle<br />
Rolle <strong>des</strong> „Fuhrers" blieb merkwurdig<br />
blaB, zumal das AusmaB seiner verbrecherischen<br />
Politik noch nicht bekannt<br />
war. Erst als sich Einzelheiten der KZ-<br />
Greuel herumsprachen, schienen die Soldaten<br />
aus dieser politischen Teilnahmslosigkeit<br />
zu erwachen. Gleichzeitig wurde<br />
vielen aber auch bewuBt, daB diese Vorgange<br />
in der Zukunft zu einer historisch<br />
bisher nicht gekannten Belastung fur das<br />
deutsche Volk und ebenso fur jeden einzelnen<br />
werden wurden.<br />
Dr. Adalbert IVIQIImann<br />
Mai 1945<br />
Fur mich fand die Kapitulation am<br />
4. Mai statt. Im Herbst 44, bei der Auflosung<br />
unseres intakt aus Frankreich<br />
zurijckgefuhrten Fliegerhorstes, wurde<br />
ich, obwohl Jahrgang 06 und kv, zufallig<br />
nicht wie alle anderen der Waffen-<br />
SS zugewiesen. Ab zum Ersatztruppenteill<br />
Von dort welter nach Gardelegen, wo<br />
Gorings neue Fallschirmjagerdivisionen<br />
rekrutiert wurden. Aus dem Unteroffizier<br />
wurde ein Oberjager, der als lA-Schreiber<br />
zur Stabskompanie der 8. Fallschirmjagerdivision<br />
kam. Weselbriickenkopf.<br />
Rees, dann iJber Wilhelmshaven nach<br />
Hamburg, wo die 8. und zwei andere Fallschirmjagerdivisionen<br />
zum BefreiungsstoB<br />
auf Berlin ansetzen sollten. Statt<strong>des</strong>sen<br />
zogen wir, um nicht in die Kapitulation<br />
der Stadt Hamburg am 1.5. einbezogen<br />
zu werden. nach Norden. Schon<br />
sijdlich von Neumunster gab es kein Weiterkommen,<br />
so stauten sich die Truppen.<br />
In benachbarten Dorfern bezogen die drei<br />
Divisionen Quartier und schickten Parlamentare<br />
zu den nachfolgenden Englandern.<br />
Das war am 4.; wir erfuhren noch.<br />
daB am 6. Mai Admiral Donitz die Kapitulation<br />
angeboten habe; von ihrem AbschluB<br />
am 8., erinnere ich mich nicht.<br />
damals gehort zu haben. Einige Wochen<br />
spater ging es in den groBen Eutiner<br />
Kriegsgefangenenbereich. Theo Hundt<br />
Fahrradtour am<br />
Tag der Kapitulation<br />
Nach einer im Winter 1941/42 vor Sewastopol<br />
zugezogenen Verwundung, in<br />
deren Folge das rechte Ellenbogengelenk<br />
versteifte, wurde ich in den letzten Monaten<br />
<strong>des</strong> Krieges als Gefangenenlagerfiihrer<br />
in Schleswig-Holstein eingesetzt. Das<br />
Ende <strong>des</strong> Krieges erlebte ich als Lagerfijhrer<br />
von 26 Jugoslawen und 8 Franzosen,<br />
die mit ihren Bauern aus OstpreuBen<br />
vor der Roten Armee nach Schleswig-Holstein<br />
geflohen waren. Tagsuber arbeiteten<br />
alle bei Bauern der Umgebung und<br />
kamen gegen 18 Uhr zuruck ins Lager,<br />
das ich um 22 Uhr abschlieBen muBte. An<br />
jedem Abend verbrachte ich ein bis zwei<br />
Stunden mit den Gefangenen im Lager.<br />
Im Laufe dieser Begegnungen entwickelte<br />
sich zwischen ihnen und mir ein fast<br />
freundschaftliches Verhaltnis. So bet mir<br />
der Vertrauensmann und Dolmetscher<br />
der Jugoslawen noch am 5. Mai 1945 eine<br />
jugoslawische Uniform an, die ich anziehen<br />
sollte, wenn die Englander kamen.<br />
Dieses Angebot nahm ichjedoch nicht an,<br />
sondern handelte mit ihren Bauern und<br />
Sprechern aus, daB die Arbeitsverpflichtung<br />
beendet sei, daB sie von den Bauern<br />
welter verpflegt wurden und daB sie nicht<br />
mehr eingeschlossen werden sollten. Es<br />
gelang mir auch, die Gefangenen davon<br />
zu uberzeugen, daB es das beste fur sie<br />
sei, wenn sie friedlich und geduldig auf<br />
ihren Transport in die Freiheit und Heimat<br />
warteten.<br />
Als diese Dinge zur Zufriedenheit aller<br />
geregelt waren, besorgte ich mir im Austausch<br />
gegen meine Uniform einen einigermaBen<br />
passenden Zivilanzug, einen<br />
mit Dienstsiegel versehenen ..Entlassungsschein",<br />
warf meine Pistole und<br />
meine Munition in einen sumpfigen Teich,<br />
verabschiedete mich von meinen Gefangenen<br />
und fuhr am friihen Morgen <strong>des</strong> 8.<br />
Mai 1945 von Neuendorf bei Pinneberg<br />
mit meinem Fahrrad in Richtung Lipp-<br />
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SAUERLAND<br />
39<br />
stadt, wo ich am 10. Mai 1945 nach der<br />
abenteuerlichsten Radtour meines Lebens<br />
wohlbehalten eintraf. Meine<br />
Marschverpflegung stammte ubrigens<br />
zum groBten Teil aus ..Abschiedsgeschenken"<br />
der serbischen und franzosischen<br />
Freunde. Auch das sei noch<br />
erwahnt: Zu einem Bauern. der mich mit<br />
einem Ruderboot iiber die Weser setzte,<br />
fiiiirte mich nach einer gemeinsamen Zigarette<br />
im StraSengraben ein polnischer<br />
..Fremdarbeiter" (Jeder Weg iiber eine<br />
BriJcke fuhrte ins Gefangeneniager).<br />
Fur das Gelingen meiner Fahrt schulde ich<br />
noch besonderen Dank einem amerikanischen<br />
Offizier und einem engiischen Korporai,<br />
die bei Rotenburg und Bad Oeynhausen<br />
meine Papiere und mein Gepack<br />
zu kontroiiieren hatten.<br />
Bernhard Neuwdhner<br />
Erinnerung an die letzten<br />
Bombenwochen in Arnsberg<br />
Als jene Jahre sich ganz langsam aber<br />
sicher dem bitteren Ende naherten und<br />
Frauen und Kinder sich um Vater, Manner<br />
und Sohne sorgten und ihre baldige<br />
Heimkehr ersehnten, begann die Zeit <strong>des</strong><br />
Grauens und Schreckens in der Heimat<br />
Ab Januar 1945 - so berichten zahireiche<br />
Aufzeichnungen aus jener Zeit - gab es<br />
im Arnsberger Raum fast taglich Fliegeralarm.<br />
immer wieder heulten die Sirenen<br />
auf und zwangen Frauen, Kinder, Kranke<br />
und alte Leute in die Luftschutzkeller, die<br />
ofter zum grausigen Grab wurden.<br />
Nach dem schweren Luftangriff vom<br />
9. Februar 1945 sowie vom Samstag,<br />
dem 12. Marz 1945 - als am anderen Tage<br />
in Arnsberg die Erstkommunion angesetzt<br />
war und die Kommunionkinder <strong>des</strong><br />
Eichholzvierteis iiber frisch von Bomben<br />
aufgerissene Graber von Toten, uber<br />
Sargsplitter und Kcirper Verblichener hastend<br />
und stoipernd hinwegklettern<br />
muBten - kam, nach fortwahrender<br />
Angst vor neuem Alarm, vor neuen<br />
Angriffen, jener grausame, aber von<br />
Schrecken erlosende 19. Marz 1945, im<br />
Friihlingserwachen <strong>des</strong> Kalenders. Eine<br />
200-Zentner-Bombe traf „endlich" den<br />
Arnsberger Eisenbahn-Viadukt.<br />
Fritz Schumacher schrieb:<br />
.,36 Flugzeuge griffen an diesem Tag Bahnhof<br />
und Eisenbahnviadukt an. Die Spezialbombe<br />
„Grand Slam" war eine Erfindung von Barnes<br />
<strong>Der</strong> Arnsberger Viadukt im Wiederaufbau. Ringsherum Bombentrichter und TriJmmer.<br />
(Foto: Archiv Propper)<br />
Wallis, derjahrelang an der Konstruktion gearbeitet<br />
hatte. Er hatte die groSte Bombe geschaffen,<br />
die je Tod und Verderben gebracht<br />
hat Er soil dafur eine Belohnung von 10000<br />
Pfund erhalten haben... Beim vierten Anflug<br />
(nachdem drei Angriffe zuvor die Umgebung<br />
in eine Krater-Landschaft verwandelt hatten)<br />
ri3 die Bombe ein breites Loch in den Viadukt".<br />
Helmut Euler („Als Deutschlands Damme<br />
brachen") berichtete u.a.:<br />
..Innerhalb von wenigen Minuten werfen die<br />
Manner in den Lancaster-Maschinen mehrere<br />
Bomben auf den Eisenbahnviadukt Nachfolgende<br />
Flugzeuge mussen ihr Bombardement<br />
unterbrechen, well sie durch die Rauch- und<br />
Staubentwicklung der explodierenden Ungeheuer<br />
nicht mehr ihre Ziele sehen konnen. Um<br />
10.S4 Uhr stellt die Besatzung der Lancaster<br />
PD 119 fest: ..Treffer! Viadukt zerstorti".<br />
Die „gro3en" Luftangriffe horten auf.<br />
<strong>Der</strong> Wunsch der gequalten Bevolkerung<br />
nach Ruhe - „Wenn er doch erst kaputt<br />
ware, der Viadukt!" - war in Erfullung gegangen.<br />
Zu allem Leid und zu allerTrauer<br />
kam endlich Erleichterung. Eine Frau, aus<br />
SicherheitsgriJnden vom Rheinland ins<br />
Ruhrtal evakuiert, entsann sich <strong>des</strong> guten<br />
heiligen Josefs und seines Namenstages:<br />
„Nun holen wir aber die Flasche aus<br />
dem Keller. Jetzt haben wir guten Grund,<br />
auf Omas Wohl - wegen <strong>des</strong> Namenstages<br />
- ein Glaschen zu nehmen".<br />
Bei zwolf Bombenangriffen starben in<br />
Arnsberg 140 Menschen, davon 20 Kinder<br />
und 56 Frauen. Es fielen rund 1800<br />
Bomben. 44 Hauser wurden teilweise<br />
und 102 vollig zerstort.<br />
Im gesamten (alten) Kreisgebiet hatte<br />
die Zivilbevolkerung 556 To<strong>des</strong>opfer<br />
durch Bomben, Artillerie-BeschuB und<br />
die Mohnekatastrophe zu beklagen.<br />
Klemens PrSpper<br />
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SAUERLAND<br />
Noch wochenlang<br />
„unter Gewehr"<br />
In meiner Erinnerung an die Kapitulation<br />
der Deutschen Wehrmacht und die<br />
Ereignisse vor und nacli diesem Tage haftet<br />
nicht metir aiizuviel. Die 11. Staffel <strong>des</strong><br />
Naciitjagdgeschwaders 4, <strong>des</strong>sen Hauptfeldwebei<br />
ich zu Kriegsende war, befand<br />
sich seit Wociien sclion auf dauemder<br />
Fiucht vor feindliciien Luftangriffen auf<br />
die nocFi brauchibaren Fiugplatze im Westen<br />
Deutsctilands. Fast kaum ein Nactiteinsatz<br />
verging ohne schwere personelle<br />
und materieiie Veriuste. Nachi einem veriieerenden<br />
Angriff auf den Fliegeriiorst<br />
Giitersloh verlegte die Einheit - das war<br />
nur naclits noch mogiicii - nach Wunstorf-Hannover.<br />
Dann liieB es weiter zuruck<br />
nacli Fiensburg. Kaum zu besciireiben,<br />
weicfie Versorgungssciiwierigkeiten<br />
auftraten.<br />
Am 7. Mai verkiindeten die Lautsprecher<br />
die Kapituiation fur den 8. Mai. Die<br />
Kasernenleitung gab fur alle Einheiten<br />
bekannt, wir wurden an diesem Tage von<br />
Englandern „ubernommen". Dazu wurde<br />
ein Offizierskommando morgens auf<br />
dem Fiiegerhorst landen. Bei geringster<br />
Abwelir hatten wir mit GegenmaBnalimen<br />
zu reclinen. So standen wir am<br />
8. Mai morgens in Erwartung der kommenden<br />
Dinge vor unserer Unterkunft,<br />
bis dann tatsacJiiicfi einige engiisciie Masctiinen<br />
sicti naherten. Sie flogen in nicFit<br />
ailzu gro8er Hohe und piotzlicii, wie der<br />
Blitz aus heiterem Himmel, fielen etiictie<br />
Bomben aus iliren SciiacFiten. Was iiatte<br />
das zu bedeuten? War das der FriedensgruB<br />
Oder ein Einsdiiicliterungsmanover?<br />
Wir haben es nie erfahren.<br />
Als spater dann in einer zweiten Welle<br />
einige Tommys landeten, wurden die<br />
strengen VerhaltensmaSregeln verkijndet.<br />
Wir aber ratselten an dem Wort<br />
..ubernommen". Was wijrde geschehen?<br />
Die tollsten Parolen wurden verbreitet.<br />
Wurde Schleswig-Holstein russisctie Besatzungszone<br />
und wir ubergeben? Soilten<br />
wir in Danemark oder Norwegen Wiedergutmachungsarbeit<br />
verrichten? Ein<br />
Teil sail sich schon als „PW"-Holzfaller<br />
(PW = Prisoner of War) auf dem Transport<br />
nach Canada. Immer wteder aber<br />
kursierte das - von einigen unserer Offiziere<br />
mit lancierte - Gerucht. wir kamen<br />
mit englisch-amerikanischer Unterstutzung<br />
nochmals zum Einsatz.<br />
Tatsache war, daB wir noch Wochen<br />
„unter Gewehr" standen, unsere voile<br />
Uniform mit Rangabzeichen trugen und<br />
an samtlichen flugtauglichen Maschinen<br />
nur die Propeller entfernt, oder Dusenelemente<br />
ausgebaut, und diese „V6gel" bestens<br />
„eingemottet" wurden. Nach Wochen<br />
erst erfolgte dann die Verlegung<br />
aller Soldaten als Kriegsgefangene in Lager<br />
zwischen Kanal und Eider, und die<br />
Hungerepoche verstarkte sich von Tag zu<br />
Tag. Karl Heinz Strothmann<br />
Bomben auf Sundern<br />
Meine Mutter hatte ein Textilladchen.<br />
und da ein noch bestehen<strong>des</strong> Textillager<br />
aufgelost werden sollte, muBten wir zu<br />
einem Geschaft in Sundern Mitte, wo dieses<br />
Lager unter den Geschaften aufgeteilt<br />
werden sollte, um die Textilien dann<br />
weiterzuverkaufen. Mein GroBvater und<br />
ich - ich war gerade 12 Jahre alt geworden<br />
- standen vor dem Hause Biirmann,<br />
um nach einem Gefahrt Ausschau zu halten,<br />
das uns unseren Lageranteil heimwarts<br />
fahren wiirde.<br />
Plotzlich das Gerausch von Flugzeugen,<br />
ohne daB es Alarm gegeben hatte. Wir<br />
verschwanden schnell im Keller <strong>des</strong> Hauses<br />
Burmann, in dem ich auch meine Mutter<br />
traf. Wir waren zu 80 Personen dort<br />
unten und horten auch schon Bombeneinschlage.<br />
Dann fielen auch auf das Haus<br />
Burmann drei Bomben. Gott sei Dank<br />
blieb der Kellerausgang frei, das Haus<br />
war nach vorne eingesturzt Wegen <strong>des</strong><br />
dichten Staubes dachten wir zunachst an<br />
einen Brand; die Kellerdecke hatte wegen<br />
einer Abstutzung gehalten.<br />
Wir gingen dann auf Umwegen nach<br />
Hause und trafen den Rest unserer Famine<br />
- mein Vater allerdings war Soldat,<br />
- der sich groBe Sorgen gemacht hatte,<br />
denn man hatte von dem Bombardement<br />
in Mitte Sundern gehort. Von da an<br />
setzte Artillerie-BeschuB ein, und wir<br />
waren dann drei Tage mit unseren samtlichen<br />
Nachbarn in unserem elterlichen<br />
Keller untergebracht, da dieser Keller als<br />
besonders sicher gait.<br />
Einem Soldaten, der unserem Hause<br />
gegeniiber mit einem MG auf ein amerikanisches<br />
Flugzeug schieBen wollte, wurde<br />
von beherzten Mannern unserer Nachbarschaft<br />
das MG entwunden; er wurde<br />
weggejagt.<br />
Am Abend bevor die Amis einrijckten,<br />
machten die Manner weiBe Fahnen fur<br />
je<strong>des</strong> Haus zurecht und das mit Schwermut,<br />
well die Zukunft ungewiB vor ihnen<br />
stand. Am anderen Morgen rCickten dann<br />
die Amis ziemlich friedlich ein; sie warfen<br />
nur einen Blick in unser Haus, und die<br />
Ubergabe war vollzogen. Am Abend bekamen<br />
wir eine Einquartierung von 8<br />
amerikanischen Soldaten. die auBerst<br />
hoflich und bescheiden bei uns lebten. Sie<br />
sahen an unserer Hausausstattung, daB<br />
wir katholisch sind, und sie waren es<br />
auch.<br />
Meine Mutter auBerte die Befurchtung,<br />
daB wir dem Osten ausgeliefert<br />
wurden, die der Offizier zerstreute und<br />
ihr das Angebot machte, wenn das auf<br />
uns zukommen wurde, dann wiirde er<br />
mich und meinen Bruder mit nach Amerika<br />
nehmen.<br />
Zum SchluB sei noch erwahnt, daB der<br />
Bombenangriff in dem Augenblick eingesetzt<br />
haben soil, als ein deutscher Offizier<br />
die bereits an unserem Kirchturm gehiBte<br />
weiBe Fahne wieder eingezogen habe.<br />
Jedenfalls hatte Sundern bis drei Tage<br />
vor dem Einrijcken der Amerikaner so<br />
gut wie keine Kriegsschaden erlitten;<br />
jetzt war die ganze Ortsmitte zerstort,<br />
einschlieBlich eines Teils der Kirche, mehrerer<br />
Schulen, und es gab noch unnotig<br />
mehrere To<strong>des</strong>opfer.<br />
Franz-Josef Tigges<br />
Kriegsende am 3. Mai 1945,<br />
21.00 Uhr<br />
Von der Kapituiation und dem Selbstmord<br />
Hitlers habe ich erst viel spater gehort,<br />
denn der Krieg war fijr uns am<br />
3. Mai beendet. An diesem Tag traten wir<br />
den Weg in eine groBe UngewlBheit an.<br />
Eine UngewiBheit, die aber auch sehr<br />
starke positive Seiten hatte. Gingen wir<br />
doch zu diesem Zeitpunkt uber die amerikanischen<br />
Linien und damit in amerikanische<br />
Gefangenschaft statt in russische<br />
Gefangenschaft, womit wir eigentlich gerechnet<br />
hatten.<br />
Ort der Handlung: Mecklenburg. Seit<br />
Tagen hatten wir uns mit durchbrechenden<br />
russischen Einheiten herumgeschlagen,<br />
seit Tagen keine verniinftige Verpflegung<br />
erhalten; diese wurde organisiert,<br />
wie man das damals nannte. Versprengte<br />
wurden schnell wieder zu<br />
„ZBV-Einheiten zusammengestellt Tat-<br />
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SAUERLAND<br />
41<br />
sachlich offneten sich in unserem Rucken<br />
die amerikanischen Linien - was nicht<br />
seibstverstandlich war. Alles strebte<br />
nacfi Westen. Obwohi wir kein Gefuhl fur<br />
die Entfernung iiatten, hieB es schon in<br />
der Naciit: Wir miissen unbedingt uber<br />
die Elbe, der Russe bekommt dieses ganze<br />
Gebiet Ungeaiinte Krafte wurden freigesetzt,<br />
aber der Traum, die Elbe zu erreichen,<br />
war im iVIorgengrauen zu Ende.<br />
wurden auf einem riesigen Getreidefeid<br />
zusammengetrieben, umstellt von amerikanischen<br />
Panzern und Panzerspahwagen.<br />
Sammelstelle fur ca. 25 000 deutsche<br />
Kriegsgefangene. Das groBe Hungem<br />
begann. Erst nach 2 Oder 3 Tagen<br />
bekamen wir die erste Verpflegung - Tagesration<br />
3 Kekse.<br />
Aus irgendwelchen unerfindliciien<br />
Grijnden begann nacii ca. 14 Tagen eine<br />
groSe Zahlaktion, deren Sinn wir selbstverstandlicti<br />
niciit verstanden. Kurz darauf<br />
wurden wir in Eisenbatinwaggons<br />
verladen und eine ungewisse Reise begann<br />
- geiit es nacii Westen Oder nacii<br />
Osten? Zunaciist ging es aber offensiciitlicii<br />
nacii Norden. Und nachdem wir in<br />
Schwerin angekommen waren, bewegte<br />
sicti der Zug nacii Nord-Westen. Tatsaciilich<br />
landeten wir zu unserer groBen<br />
Erieicliterung in Lubeck. Nun begann ein<br />
selir beschwerlichier FuBmarscfi durch<br />
Schieswig-Holstein bis irgendwo in den<br />
Waldern in der Naiie von Eutin. Zeltplanen<br />
tiatte man uns abgenommen, wir lagerten<br />
im Wald, bauten uns mitabgebroclienen<br />
Zweigen ein Dacli Ciber den Kopf,<br />
denn es regnete seit Tagen. Die Hauptbeschaftigung<br />
bestand darin, vielleiclit<br />
docin noch irgendetwas EBbares zu organisieren<br />
und unsere eigenen Lause zu bekampfen.<br />
Es wurde ein riclitiger Sport,<br />
und wer die dickste Laus knackte, war<br />
der GroBte.<br />
Es sickerte das Geruciit durcii, daB<br />
Landarbeiter und Bergarbeiter bevorzugt<br />
entlassen wurden. Auf Befragung,<br />
wer diesen Berufsgruppen zugeiiorig sei,<br />
war icii selbstverstandiicii Landarbeiter.<br />
Logik: Bei der Landarbeit wird eBbares<br />
produziert und Essen war ein Hauptbedijrfnis.<br />
Oiine Uberprufung der Faiiigkeiten<br />
wurden wir bald in ein A-Lager verlegt<br />
und nacli ein paar weiteren Tagen ging es<br />
per FuB, soweit icii micli erinnere,<br />
zu den Eutiner Kasernen, wo nicht nur die<br />
Entlassung, sondern auch die groBe<br />
Entlausungsprozedur stattfand. Ich bekam<br />
die Entlassungsnummer SG/248,<br />
ein Merkblatt fur zur Landarbeit entlassene<br />
deutsche Kriegsgefangene ausgehandigt<br />
und wurde in ein E-Lager (wohl)<br />
Entlassungslager) verlegt. Es erfolgte<br />
eine Einteilung in 10-er und 100-erschaf-<br />
21 Army Group Form 105. Serie A<br />
MERKBLATT<br />
fur zur<br />
LANDARBEIT<br />
ENTLASSENE DEUTSCHE KRIEGS0EFAN8ENE<br />
Amtlich<br />
Herausgegeben von d
Sauerländer Heimatbund<br />
SAUERLAND<br />
42<br />
her. Aus dem Kampfgebiet Allendorf-<br />
Amecke kamen taglich viele Verwundete<br />
in das Lazarett im Balver Krankenhaus.<br />
Am Donnerstag, dem 12. April 1945,<br />
wurde morgens unser Nacinbar beerdigt,<br />
der nacii einer sciiweren Kriegsverwundung<br />
im Balver Lazarett gestorben war.<br />
Waiirend der Beerdigung auf dem Friedhof<br />
waren rundiierum Tiefflieger in der<br />
Luft, und man horte auch Einsctilage. Wir<br />
liefen schnell nach Hause und verbrachten<br />
den Tag im Keller. Ich erinnere micii,<br />
da6 wir alle zusammen laut den Rosenkranz<br />
gebetet haben. Abends kamen die<br />
ersten amerikanisclien Panzer Qber die<br />
Langeniiolthauser Ciiaussee nacii Balve.<br />
in unserer Stadt wurde niclit meiir gekampft;<br />
einige Hauser wurden von deutschem<br />
BesciiuB der zurijckweiclienden<br />
Truppen beschadigt. Als wir am 13. April<br />
vorsichtig aus dem Keller kamen, war es<br />
sommerlich warm. Es war ein straiilender<br />
Fruiilingstag, und die Kastanien an der<br />
StraBe waren uber Naciit grun geworden.<br />
Das erste Gefiihl war eine groBe<br />
Erleiciiterung daruber, daB keine Sirenen<br />
mehr heulten und daS niclit mehr geschossen<br />
wurde. Wir waren dankbar, daB<br />
wir alle lebten und daB unser Haus unzerstort<br />
war. Abends erschien Iwan und<br />
erklarte. er wolle bei uns im Haus bleiben.<br />
Iwan war ein Russe aus dem Gefangenenlager<br />
in der Helle, der in den letzten<br />
Kriegsmonaten bei uns gearbeitet hatte.<br />
Sein Besuch war uns nicht ganz geheuer,<br />
denn er hatte ein Gewehr bei sich. Hinterher<br />
wurde uns War, daB Iwan uns beschutzen<br />
wollte, denn nun begannen die<br />
Plijnderungen der befreiten Fremdarbeiter.<br />
An den eigentlichen Tag der deutschen<br />
Kapitulation habe ich keine Erinnerung.<br />
Fur die Erwachsenen kam nach dem Ende<br />
<strong>des</strong> Krieges der muhsame Kampf um die<br />
Normalisierung <strong>des</strong> alltaglichen Lebens.<br />
Ober ihre Sorgen, wie es nun weitergehen<br />
solle, und ihreTrauer um unser besiegtes<br />
Vaterland machten wir Kinder uns keine<br />
Gedanken. Wir genossen im Sommer<br />
1945 die groBe Freiheit, denn wir waren<br />
mehr Oder weniger uns selbst uberlassen.<br />
Die Schule begann erst im Januar<br />
1946 wieder. Wir suchten Beeren und Pilze<br />
und im Herbst Bucheckern und Eicheln<br />
fur die Schweine. Wir unternahmen auch<br />
manches, was Eltern in normalen Zeiten<br />
ihren Kindern verboten hatten.<br />
In der Reithalle in Wocklum lagerten<br />
groBe Zuckervorrate einer Iserlohner LebensmittelgroBhandlung.<br />
Als diese<br />
Schatze zur Verteilung freigegeben wurden.<br />
war ganz Balve mit Karren und<br />
Handwagen unterwegs, um den Zucker<br />
zentnerweise nach Hause zu schaffen. In<br />
alien Hausern kochten die Kinder mit<br />
Schmalz und Zucker Karamellen. Diese<br />
„Bomskes" ruinierten die Bratpfannen,<br />
zogen die Plomben aus den Zahnen und<br />
machten Bauchweh.<br />
Es liegt in der menschlichen Natur, daB<br />
die Erinnerung Helles und Heiteres, das<br />
es auch in schlimmen Zeiten gibt. besser<br />
bewahrt als das Angstvolle und Bedrukkende,<br />
obwohl wir, die wir als Kinder den<br />
Krieg bewuBt eriebt haben, durch ihn<br />
doch fijr unser ganzes Leben gepragt<br />
wurden. Elisabeth Thiell<br />
Im Lager an der Elbe<br />
UnterZehntausenden von Soldaten gehorte<br />
ich, 24 Jahre alt. zu dem kleinen<br />
Rest von etwa 25 Mannern <strong>des</strong> 2. Fallschirmjagerbataillons<br />
im Regiment 27<br />
unter Oberst Wilke. Wir waren der 9. Fallschirmjagerdivision<br />
unterstellt gewesen,<br />
die zur 9. Armee unter Generaloberst<br />
Busse gehort hatte.<br />
Unsere Aufgabe, die Rote Armee an<br />
der Oderfront aufzuhalten, war gescheitert.<br />
..Berlin bleibt deutsch, Wien wird<br />
wieder deutsch", hatte die bekannte kreischende<br />
Stimme <strong>des</strong> Reichspropagandaministers<br />
Dr. Goebbels noch Anfang April<br />
verkundet Durch den Einsatz neuer<br />
Wunderwaffen sollte unseren Feinden<br />
„Horen und Sehen vergehen", hieB es.<br />
Um diese Zeit war unser Bataillon<br />
unter Hauptmann Max Graul aus Altena<br />
sudostlich von Stettin zum erstenmal<br />
nahezu aufgerieben worden. Mit Paul<br />
Wurm aus Finnentrop und Peter Hofacker<br />
aus Koln war ich damals nachts nur<br />
knapp den Russen iiber die fast 3 km lange<br />
Autobahnbriicke im Oderdelta<br />
entkommen. Noch einmal, am 20. April,<br />
„Fuhrer's Geburtstag", sollte es uns gelingen,<br />
nach kurzem SchuBwechsel mit<br />
etwa 20 Russen doch noch um eine Hausecke<br />
zu entweichen.<br />
Bis zum 2. Mai hatten wir fast taglich<br />
FeindberiJhrung mit den Russen. Beim<br />
letztenmal fiel ihnen mein Rucksack mit<br />
meinem Kriegstagebuch doch noch in die<br />
Hande. Wir hatten den Ruckzug <strong>des</strong> Oberkommandos<br />
der Wehrmacht nach SchloB<br />
Rheinsberg decken mussen und waren so<br />
auBerhalb <strong>des</strong> russischen Ringes, der sich<br />
um Berlin schloB.<br />
Am Abend <strong>des</strong> 2. Mai ergaben wir uns<br />
den Amerikanern. Sie stellten uns vor die<br />
Wahl, in alliierte oder russische Gefangenschaft<br />
zu kommen. Wir fuhren nach<br />
Westen, zur Elbbrucke bei Lauenburg.<br />
Hier nahmen uns Englander in Empfang,<br />
weniger freundlich, und befahlen uns auf<br />
eine feucht-nasse Wiese; heute f uhrt dort<br />
die Grenze zur DDR in Richtung Boizenburg<br />
vorbei.<br />
Mit alliierten Fahrzeugen wurden wir<br />
ijber die Elbbrucke gebracht, wurde versichert.<br />
Doch das sollte noch zehn Tage<br />
dauern - und zehn lange Nachte ohne<br />
Schutz vor Regen und Kalte. Drei Kekse<br />
gab es taglich seit dem 5. Mai; bis dahin<br />
nichts. Drei Mann durften sich dazu eine<br />
kleine Dose Corned beef teilen. Wir suchten<br />
frische Brennessein, Wegerich und<br />
andere Fruhlingskrauter als Rohgemiise<br />
hinzu. Das war unsere Kost. bis wir am<br />
13. Mai endlich uber die Briicke ins Munsterlager<br />
(Liineburger Heide) transportiert<br />
wurden. Landwirte wurden zuerst<br />
entlassen, hieB es. Nach einigem Hin und<br />
Her glaubte man mir, daB ich einer war.<br />
Am 7. Juli 1945 war ich zu Hause.<br />
Fritz Droste<br />
Ein Osterspaziergang<br />
In einem kurz nach dem Kriege (vermutlich<br />
noch 1945) von Rektor Karl Willeke<br />
aus Schmallenberg verfaBten Bericht<br />
heiSt es: ..Am Ostermorgen (1. 4. 1945)<br />
erlebten die Schmallenberger wieder eine<br />
Uberraschung: Die Truppe, die sich am<br />
Vorabend fiir mehrere Tage einzurichten<br />
schien, war vollstandig ausgeruckt, man<br />
sagte auf Winterberg zu.... Wenn auch<br />
die Truppe abgezogen war, so lieB doch<br />
das Erscheinen von feindlichen Bombern<br />
am Ostermorgen gegen 11 Uhr vermuten,<br />
daB der Gegner Ahnung davon bekommen<br />
hatte. <strong>Der</strong> Angriff, der die Stadt<br />
selbst unbehelligt lieB, wirkte sich besonders<br />
iJber dem Wormbacher Berg und<br />
Beerenberg aus. Man vermutete, daB im<br />
Steinbruch am Werper Wege auf dort<br />
parkende deutsche Panzer Treffer erzielt<br />
wurden."<br />
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SAUERLAND<br />
43<br />
Zu genau dieser Stunde untemahmen<br />
mein Freund und ich einen „Osterspaziergang".<br />
Wir naherten uns von Schmallenberg<br />
her dem Steinbruch. Auf der StraBe<br />
waren Panzer unterwegs. Da tauchten<br />
plotzlich im Westen vier Jagdflugzeuge<br />
auf. Kur2 darauf gingen sie aus der Gegenrichtung<br />
im Tiefflug zum Angriff uber.<br />
Bordwaffenfeuer setzte ein. Wir warfen<br />
uns in den StraBengraben. Die Einsciilage<br />
in der StraBe lagen knapp neben uns. Hier<br />
war kein Bleiben. Die Panzer sucFiten<br />
ScFiutz im Steinbruch und nebeiten sich<br />
ein. Wir nutzten eine Angriffslucke und<br />
rannten auf der anderen StraBenseite die<br />
Boschung hinab. Schon ging es wieder<br />
los. Diesmal fielen auch Bomben, drei<br />
Oder vier, nicht bedrohlich nah. Noch ein<br />
paar Anfluge. dann war der Spuk vorbei.<br />
Einige Tage spater. Donnerstag oder<br />
Freitag in der Osterwoche. Seit Tagen<br />
hieiten sich alle Hausbewohner von<br />
Nordstr. 1 und einige Nachbarn und Bekannte<br />
(28Personen) imfursichergehaltenen.<br />
baikengestiitzten Hauskeller auf.<br />
<strong>Der</strong> ArtilleriebeschuB wollte und wollte<br />
nicht aufhoren. Man wurde ungeduldig -<br />
und leichtsinnig. In einer Feuerpause<br />
wagte ich mich auf die StraBe. Da, hinterm<br />
Haus ein Einschlag! Beim Nachbarn<br />
ins Schlachthausdach. Sofort zurijck in<br />
den Kellerl Und richtig, - die nachste Granate<br />
setzten sie vor's Haus, auf die andere<br />
StraBenseite. Die Splitterwirkung war<br />
enorm. Unsere hohe Haustreppe war ruiniert,<br />
jede Stufe. Dort hatte ich gestanden.<br />
Samstag. 7. April. <strong>Der</strong> Jabo-Angriff<br />
war vorbei. Neunzig unendliche Minuten.<br />
Minuten <strong>des</strong> Grauens und der To<strong>des</strong>angst.<br />
Das wird keiner vergessen. Neunzig<br />
IVIinuten Hollenlarm. immer neue<br />
Anfluge, FeuerstoBe, Brandbomben. - So<br />
machten sie das. In der Militarsprache<br />
hieB es: „assisted by air and arty". Erst<br />
Artillerie. dann Flugzeuge, dann Schweigen.<br />
Fast vierzig brennende Hauser. - Die<br />
Deutschen waren weg. - Wann kommen<br />
sie denn endlich, die andern? Es dauerte<br />
und dauerte. Dann waren sie da. Einer<br />
kam ins Haus. Kein Soldat bei euch? Alle<br />
raus! Alle in die Kirchel<br />
Abend und Nacht <strong>des</strong> gleichen Tages.<br />
Ein Gerucht ging urn. Die Deutschen kommen<br />
wieder, sie machen einen Gegenangriff.<br />
So war es. Deutscher BeschuB in die<br />
Stadt, amerikanischer BeschuB iiber die<br />
Stadt hinweg nach Westen. Eine letzte<br />
schreckliche Nacht in Kellern und Stollen.<br />
Die neuen Verteidiger waren starker.<br />
Josef Wiegel<br />
Meine Erinnerung<br />
an das Fruhjahr 1945<br />
Meine Erinnerungen an das Fruhjahr<br />
1945 stehen, obwohl ich erst 10 Jahre alt<br />
war, noch deutlich vor mir, mussen jedoch<br />
unter dem Vorbehalt kindlicher Subjektivitat<br />
hier wiedergegeben werden.<br />
Ich bin in einem katholischen Elternhaus<br />
in Neheim aufgewachsen. Mein Vater<br />
wurde bereits 1939 sofort bei Kriegsbeginn<br />
zum Wehrdienst eingezogen. Ich<br />
habe ihn bewuBt nur bei einigen Heimaturlauben<br />
kennengelernt.<br />
Meine Einstellung zum Dritten Reich -<br />
soweit ich in diesem Alter Qberhaupt eine<br />
gehabt haben kann - war bestimmt von<br />
der meiner Mutter und von der meiner<br />
GroBeltern, mit denen wir zusammenlebten.<br />
DaB meine GroBeltern NS-GroBen<br />
durchweg nur als Verbrecher bezeichneten,<br />
ist mir deutlich in Erinnerung geblieben.<br />
Fur einige Monate war ich auch noch<br />
bei der Hitlerjugend, oder richtiger gesagt<br />
beim Jungvolk, wie wir Jiingeren bezeichnet<br />
wurden. Da ich als MeBdiener tatig<br />
war, gab es Konflikte an Sonntagen, denn<br />
zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Gottesdienstes wurden<br />
regelmaBig sogenannte Jugendfilmstunden<br />
veranstaltet, die fiir uns Kinder<br />
nicht ohne Reiz waren. Auf Grund der<br />
unbeugsamen Haltung meiner Mutter<br />
und meiner GroBeltern ging ich naturlich<br />
zur Messe und nicht ins Kino, wo spannende<br />
Filme gezeigt wurden. Beschwerden<br />
von seiten meines Jungvolkfuhrers<br />
wegen mangelnder Teilnahme am<br />
„Dienst" nahm man zu Hause nicht sonderlich<br />
ernst und hatten auch keine Konsequenzen.<br />
Die wenigen Monate bis zum<br />
Kriegsende verbrachten wir Pimpfe mit<br />
der Versorgung der ersten deutschen<br />
Fluchtlinge aus OstpreuBen, die in Husten<br />
in der Ruhrschule untergebracht wurden.<br />
Welch hartes Schicksal diese Menschen<br />
getroffen hatte, war uns lOjahrigen damals<br />
Qberhaupt nicht bewuBt geworden,<br />
als wir deren Habseligkeiten auf Handwagen<br />
vom Bahnhof in die Schule brachten.<br />
Im Februar 1945 - ich besuchte gerade<br />
die Sexta <strong>des</strong> Neheimer Gymnasiums -<br />
wurde unsere Schule geschlossen. Sie<br />
wurde Lazarett. Verstandnislos stand<br />
unser Klassenlehrer unserem Freudengeheul<br />
gegenuber. als er uns die Nachricht<br />
von der SchulschlieBung iiberbrachte.<br />
Seinen Appell, auch weiter fur Fuhrer,<br />
Volk und Vaterland zu kampfen, horte ich<br />
gerade noch, als wir schon aus der Klasse<br />
stijrmten. Fur uns brach eine schulfreie<br />
Zeit an, die 1 y2Jahre dauern sollte.<br />
Die Erstkommunion meiner jungeren<br />
Schwester fand auf Grund der immer<br />
naher ruckenden Front unter Granatfeuer<br />
bereits am Ostermontag statt. Es<br />
war eine Erstkommunionfeier unter<br />
karglichsten Verhaltnissen. Wenige Tage<br />
spater war die Front bis auf wenige Kilometer<br />
an Neheim herangeriickt. Wahrend<br />
der Beisetzung eines gefallenen<br />
Volkssturmmannes, an der ich als MeBdiener<br />
teilnahm, schlugen amerikanische<br />
Granaten auf dem Friedhof ein. Die wenigen<br />
Trauergaste, der Pastor und ich suchten<br />
Deckung hinter dem aufgeworfenen<br />
Grabhugel. Mein GroBvater, ein Schreiner,<br />
hatte in diesen Tagen den Auftrag<br />
erhalten, 5 Sarge zu machen. Darin soilten<br />
3 Deutsche und 2 russische Kriegsgefangene<br />
bestattet werden. Fur die Russen<br />
sollten nur einfache Bretterkisten genijgen.<br />
Mein GroBvater schreinerte 5<br />
ordentliche Sarge und handelte sich damit<br />
noch einigen Arger mit einem „Goldfasan",<br />
so nannten wir damals die ParteigroBen<br />
in ihrer braunen Uniform, ein. Die<br />
Kontroverse wuchs sich aus zu einer fast<br />
handgreiflichen Auseinandersetzung,<br />
und der Parteifunktionar verlieB schlieBlich<br />
die Werkstatt unter Androhung von<br />
Konsequenzen, denn trotz allem sei der<br />
Endsieg naturlich sicher und dann kamen<br />
air die Schwarzen an die Wand. Dazu kam<br />
es allerdings nicht mehr, denn schon am<br />
nachsten Tag ruckten die Amerikaner<br />
ein, und damit war der Krieg fiir uns Neheimer<br />
zu Ende.<br />
Die ersten amerikanischen Soldaten<br />
habe ich angestaunt wie Menschen von<br />
einem anderen Stern. Die offensichtliche<br />
Wohlgenahrtheit, die Ausrustung, die<br />
Fahrzeuge, die Uniformen und auch das<br />
saloppe Verhalten der Soldaten stand im<br />
volligen Gegensatz zu dem, was wir von<br />
der deutschen Wehrmacht kannten. Von<br />
den amerikanischen Soldaten erhielten<br />
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44<br />
SAUERLAND<br />
Bodendenkmalpflege<br />
Jahresbericht 1984<br />
wir auch die ersten Kaugummis unseres<br />
Lebens.<br />
Mit einer gewissen Schadenfreude habe<br />
ich einige Tage nach dem Einmarsch<br />
der Amerikaner dabeigestanden, wie<br />
ehemalige stadtbekannte, allmachtige<br />
und gefijrchtete NS-Lokalgr66en die zur<br />
Verteidigung der Stadt ausgehobenen<br />
Sciiutzengraben wieder zusciiaufein<br />
muSten. Ein ais Kommunist bekannter<br />
Neiieimer Burger f uiirte bei diesem Kommando<br />
genuBlicii die Aufsiciit, denn<br />
unter den ..Arbeitern" war aucii sein fruinerer<br />
Arbeitgeber.<br />
Eine Kuriositat besonderer Art ist mir<br />
aus dieser Zeit nocii in Erinnerung geblieben.<br />
Ein bekanntes Textilgeschaft an der<br />
Adoif-Hitler-StraBe, lieute HauptstraSe,<br />
hatte u.a. den Vertrieb von Uniformen,<br />
Sciiulterstucken und Orden- und Ehrenzeiciien<br />
von Partei und Wehrmaciit<br />
Offenbar in klarer Erkenntnis, daS diese<br />
Artikel in nachster Zukunft niciit meiir<br />
sonderlich gefragt sein wijrden, veranstaitete<br />
dieser kluge Kaufmann bereits<br />
Wociien vor Kriegsende einen von uns<br />
Jugendlichen vieibeachteten Ausverkauf.<br />
Auch ich bin mit den Achseistucken<br />
eines Hauptmanns und einer prachtigen<br />
SchieBkordel - Affenschaukei nannten<br />
die deutschen Soidaten dies - tagelang<br />
herumgelaufen.<br />
Ein Eriebnis vom 30. April 1945 soil diesen<br />
kurzen Ruckbiick beenden. Als die<br />
Nachricht vom Tode Hitlers durch das Radio<br />
verbreitet wurde, brach ein etwa<br />
ISjahriges ehemaliges BDM-Madchen<br />
aus unserer Nachbarschaft in bittere Tranen<br />
aus. Ich habe es noch Tage spater mit<br />
verweinten Augen gesehen. Eine Welt<br />
war f ijr dieses verfijhrte Kind zusammengebrochen.<br />
Friedhelm Ackermann<br />
Im ailjahrlich erscheinenden ..NeujahrsgruB"<br />
berichten das Westfaiische Museum<br />
fijr Archaologie, Amt fur Bodendenkmalpflege,<br />
und die Altertumskommission<br />
fur <strong>Westfalen</strong> gemeinsam uber<br />
ihre Arbeiten (NeujahrsgruB 1985. Jahresbericht<br />
1984. Herausgegeben vom<br />
Landschaftsverband <strong>Westfalen</strong>-Lippe,<br />
88 S.). Museumsdirektor Dr. Bendix Trier<br />
blickt dabei auf das Jubilaumsjahr zuruck,<br />
insbesondere die Sonderausstellung<br />
..Archaologie in <strong>Westfalen</strong> 1824 -<br />
1934 - 1984. 160 Jahre Sammlung -<br />
50 Jahre Museum", die vom 21. Oktober<br />
1984 bis 1. Januar 1985 dauerte.<br />
Kummervolle Bemerkungen geiten<br />
der Notwendigkeit, unter Zeitdruck und<br />
bei unzureichenden personeiien und finanziellen<br />
Mitteln Rettungsgrabungen<br />
durchfuhren zu miJssen, um so wenigstens<br />
einen Teil der Bodendenkmaler fiir<br />
die Nachwelt in einer .,Abschrift" zu iiberliefern.<br />
Gute Fortschritte machte das<br />
Arbeitsprogramm „Erfassung <strong>des</strong> denkmaiwerten<br />
Kulturgutes", kurz .,Schnellinventarisation"<br />
genannt, wodurch den<br />
unteren Denkmaibehorden gesicherte<br />
Materialien zur Unterschutzsteiiung von<br />
Bodendenkmaiern zugeleitet werden<br />
konnen. Neben der Kontrolle bereits bekannter<br />
Denkmaler werden dabei immer<br />
wieder bisher unbekannte Objekte<br />
erkundet. Hier sind die Bodendenkmai-<br />
pfleger in besonderem MaBe auf die Mithilfe<br />
ehrenamtlicher Mitarbeiter angewiesen.<br />
Das Jubilaumsjahr war auch AnlaB, die<br />
diesjahrige Tagung <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> der<br />
Lan<strong>des</strong>archaologen in der Bun<strong>des</strong>republik<br />
Deutschland in <strong>Westfalen</strong> durchzufijhren,<br />
und zwar vom 29. bis zum 31.<br />
Oktober 1984 in Bodefeld im Hochsauerlandkreis.<br />
Die Mitarbeiter der AuBenstelle<br />
Olpe, Frau A. H. Heidinger M.A. und Herr<br />
Dr. H. Laumann leiteten die Exkursionen<br />
zu den Wallburgen, neu entdeckten Siedlungsplatzen<br />
und Friedhofen in dem fiir<br />
archaologische Forschungen besonders<br />
schwierigen, bis vor kurzem nahezu fundleer<br />
gebliebenen Gebiet <strong>des</strong> sauerlandischen<br />
Berglan<strong>des</strong>.<br />
Ubrigens ist auch hier wieder die Beobachtung<br />
gemacht worden, daB Ausstellungen<br />
zu Themen der heimischen Vorund<br />
Fruhgeschichte bei weitem nicht so<br />
viele Besucher anziehen wie solche uber<br />
entfernte Kulturbereiche wie Mesopotamien<br />
oder Agypten. Nicht zuletzt <strong>des</strong>halb<br />
bemuht sich das Westfaiische Museum<br />
fur Archaologie in Zusammenarbeit mit<br />
dem Referat fur Museumspadagogik bei<br />
der Lan<strong>des</strong>bildstelle um eine bessere ErschlieBung<br />
der standigen Schausammlung,<br />
insbesondere fur Schulen. So werden<br />
Materialien zu ausgewahlten Unter-<br />
- ••••• .-:•>• -• •.-••".--Ay-^-:•'*•'v;?!ri^ij<br />
Blick nach Osten auf den fruhmittelalterlichen Friedhof im Bereich der Linde, in Meschede-Berghausen.<br />
<strong>Der</strong> Zaun in der linken Bildhalfte markiert den Verlauf <strong>des</strong> vom Rhein kommenden .,Romerweges",<br />
der von hier aus in das Tal der Ruhr (im Hintergrund) hinabfuhrt.<br />
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45<br />
richtseinheiten und verschiedene Diaserien<br />
herausgebracht<br />
Funde im Sauerland<br />
Eine Gruppe von Hohlenforschem ging<br />
in Zusammenarbeit mit dem Institut fCir<br />
Ur- und Fruhgeschichte der Universitat<br />
Koln auf Suche nach altsteinzeitlichen<br />
Tierdarstellungen an den Hohlenwanden<br />
der Veleda-Hohle in Bestwig-Veimede. im<br />
Berictit heiBt es: ..Die melirwocliige intensive<br />
Erkundung unter starken Liciitquelien.<br />
die mit ihrem scliarfen Streifliciitjede<br />
Kontur in der Oberflaclie der Felswande<br />
hervortreten lieBen, fuinrte jedocii niclit<br />
zu dem eriiofften Erfolg. - Die Arbeiten in<br />
der Veleda-Hohle iiaben jedocii deutiicii<br />
werden lassen, wie verietzlicii derartige<br />
Zeugnisse <strong>des</strong> altsteinzeitlichen iVienschen<br />
sind, die wir auch in den Hohlen <strong>des</strong><br />
Sauerlan<strong>des</strong> erwarten diirften. Die zahllosen<br />
Einritzungen auf den Hohlenwanden.<br />
mit denen der moderne Mensch seine<br />
Anwesenheit dokumentieren zu miissen<br />
glaubte und glaubt, konnen die oft auBerordentlich<br />
schlecht auszumachenden<br />
alten Einritzungen bis zur Unkenntlichkeit<br />
uberdecken und zerstoren. Ein wirksamer<br />
Schutz der Hohlen vor unbedachten<br />
Eingriffen ist <strong>des</strong>halb auch unter diesem<br />
Aspekt dringend geboten. Es ist<br />
Aufgabe der betreffenden Unteren Denkmalbehorden.<br />
durch technische und<br />
organisatorische MaBnahmen den Zugang<br />
zu den in Frage kommenden Hohlen<br />
unter Kontrolle zu bringen".<br />
Die Tagespresse berichtete bereits<br />
Ober einen Fund, den K. Hagemann bei<br />
Ausschachtungsarbeiten in seinem Garten<br />
in Arnsberg-Husten machte. Er fand<br />
eine Hammeraxt mit nach unten gezogener<br />
Schneide aus Diabas. 1.5 m tief unter<br />
der heutigen Oberflache im Schotter der<br />
Ruhraue. - In der Nahe von Garbeck bei<br />
Halve muBte wegen eines StraBenbaus<br />
auf einem vorgeschichtlichen Fundplatz<br />
eine Rettungsgrabung begonnen werden.<br />
Zahlreiche Pfosten und Siedlungsgruben<br />
und mehrere Grubenhauser traten<br />
zu Tage. Drei durchbohrte Bleibarren<br />
aus den Grubenhausern mogen als Webgewichte<br />
Verwendung gefunden haben.<br />
Das umfangreiche Keramikmaterial legt<br />
eine Datierung der Siedlung in das erste<br />
Jahrhundert nach Christus nahe. Dieser<br />
Fund ist <strong>des</strong>halb wichtig, well dieser Zeitraum<br />
im ganzen Sauerland bisher kaum<br />
belegt werden konnte und weitere Funde<br />
Mitglieder <strong>des</strong> Heimatvereins Grevenbruck arbeiten mit bei der Freilegung der Peperburg in Lennestadt-GrevenbriJck.<br />
Blick nach Nordosten auf die Auflenseite der auf den Pels aufgesetzten<br />
Ringmauer.<br />
Fotos: Westfalisches Museum fur Archaologie, Amt fur Bodendenkmalpflege. Munster.<br />
aus der Zeit um Christi Geburt bis in das<br />
Fruhmittelalter im Sauerland bisher nicht<br />
bekannt sind.<br />
Im Ortsteil Berghausen in Meschede<br />
wurde ein bereits seit 1930 bekannter<br />
frijhmittelalterlicher Friedhof untersucht.<br />
Da das Gelande hier durch verschiedene<br />
BaumaBnahmen und landwirtschaftliche<br />
Nutzung bereits tiefgrundig gestort worden<br />
ist. wurde nicht mehr viel gefunden.<br />
Nahe <strong>des</strong> hier vom Rhein kommenden<br />
..Romerweges" soil in diesem Jahr die<br />
Ausdehnung und Erhaltung <strong>des</strong> Friedhofs<br />
welter ermittelt werden. - Neue<br />
Die schone Hammeraxt aus Diabas der ausgehenden Jungsteinzelt aus Arnsberg-Husten.<br />
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46<br />
Seltene Volkskunst-Keramik<br />
in Ruthen<br />
Erkenntnisse scheinen weitere Grabungen<br />
in der Wallburg Borbergs Kirchhof bei<br />
Brilon zu vermitteln. Zwei West-Ost gerichtete<br />
Graber lieferten den ersten<br />
archaologischen Beleg fur den Namen<br />
der Wallburg. Im Inneren der Kirche wurde<br />
ein axial angelegtes, gemauertes Grab<br />
mit Kopfnische entdeckt, das mit Steinplatten<br />
abgedeckt. sonst jedoch leer war.<br />
Dieses Zentralgrab und der im Vorjalir<br />
freigelegte aufwendige ChorabscliiuS<br />
mit drei Apsiden lassen die Wissenschaftler<br />
vermuten, daB die Einsiedeiei „Borbergs<br />
Kirchhof" von groBerer Bedeutung<br />
ais bisher angenommen gewesen ist<br />
In Lennestadt-Grevenbruck wurde an<br />
der Peperburg welter gegraben. Das reiche<br />
Fundmaterial mit Geraten, Beschlagen<br />
und Schmuck und vor allem keramischen<br />
Funden laSt einen aufschluBreichen<br />
Einblick in das Leben auf einer mittelalterlichen<br />
Burg zu. Die Stammburg<br />
der Edelherren von Gevore-Bilstein laBt<br />
sich nun genauer in das 12. und 13. Jahrhundert<br />
einordnen.<br />
Die Planung einer Talsperre im oberen<br />
Negertal lieB die Archaologen nach dem<br />
ehemaligen Kirchdorf Neghere in Winterberg-Siedlinghausen<br />
suchen. Vom ehemaligen<br />
Ort sind nur noch Mauerreste der<br />
Kirche sichtbar. Diejetzt gemachten Funde<br />
von Steinpackungen sollen welter verf<br />
olgt werden, um AufschluB uber die Konstruktion<br />
der Hauswande zu geben. Die<br />
gefundenen Keramikbruchstucke gehoren<br />
in die Zeit von 900 bis zum 14. Jahrhundert.<br />
- Nicht weit hiervon. auf dem<br />
„Schlo6berg" bei Medebach-Kustelberg,<br />
fanden sich Bruchstiicke eines verzierten<br />
BronzegefaBes mit Eisenhenkel. Hier<br />
muBte festgestellt werden, daB rucksichtslose<br />
Raubgraber am Werke gewesen<br />
waren. Auch im nahen Niedersfeld<br />
waren in jungster Zeit in der unter Denkmalschutz<br />
gestellten Ortswustung<br />
Neuenhagen ungenehmigte Grabungen<br />
vorgenommen worden. Hier konnten<br />
mittelalterliche Scherben der in 750 m<br />
Hohe liegenden, erstmals 1220 erwahnten<br />
Siedlung geborgen werden.<br />
Am nordlichen Rand <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong>,<br />
in Ruthen, wurde eine im Jahre 1200 vom<br />
Kolner Erzbischof Adolf 1. iiber dem Mohnetal<br />
gegen Paderborn angelegte Grenzfeste<br />
untersucht. Die Rudenburg ist bereits<br />
um 1400 wieder verfallen. Heute ist<br />
dort der Friedhof der Stadt Ruthen. PI.<br />
Aus einer 25jahrigen Sammlertatigkeit,<br />
die die Auktionen hauptsachlich gemieden<br />
hat, trug die kunsthistorisch vorgebildete<br />
Sammlerin Dr. Berna Kirchner,<br />
Eringerfeld/<strong>Westfalen</strong>, volkstumliche<br />
Keramik der Vergangenheit und der Neuzeit<br />
aus vielen Kontinenten zusammen,<br />
wobei mit zunehmender Aktivitat immer<br />
ediere, einmaligere und typische Stucke<br />
zusammenkamen. Fur ein breites Publikum<br />
wurden ein Tell demonstrierbarer<br />
Einzelstiicke in der Volksbank Ruthen/<br />
<strong>Westfalen</strong> ausgestellt, da die Sammlerin<br />
den Aufbau eines systematisch angelegten<br />
Museums erst fur die Zukunft planen<br />
kann.<br />
Allen Sammlerstiicken gleichermaBen<br />
zu eigen ist die Herstellung aus Ton mit<br />
handwerklicher und kunsthandwerklicher<br />
nichtkunstlerischer Hand. Die Dekoration<br />
erstreckt sich von einfacher Angove<br />
Ober Schlickermalerei, Aufgelegtes,<br />
Verlaufenes, Geflattertes, Geritztes bis zu<br />
bunt gemischter Erde. Es sind Stucke, die<br />
ein hohes Talent auch in der Gestaltung<br />
und im Detail voraussetzen. Allen gemeinsam<br />
ist die Bleiglasur. Burgerliches<br />
Oder anspruchsvolleres ist nur vorhanden,<br />
soweit es den Impulsen echter<br />
Volkskunst zuzuschreiben ist. Chemische<br />
Farben und elektrische Ofen stehen bei<br />
den produzierten Stucken im Hintergrund.<br />
In ihrem Fachgebiet ist die Sammlerin<br />
Frau Dr. Kirchner inzwischen sehr erfahren<br />
und sicher und hat dem Aufschwung<br />
<strong>des</strong> Topferwesens in Mitteleuropa durch<br />
die Kontaktaufnahme mit den entsprechenden<br />
Topfern viele Impulse gegeben.<br />
Die Sammlung wird eines Tages in SchloB<br />
Eringerfeld, einem renomierten Spatrenaissance-Bau<br />
zwischen Paderborn und<br />
Lippstadt, ihren Platz finden.<br />
VB Ruthen<br />
Russische Bauerin, Mittelschleslen nach 1900<br />
Kanne, Melnberg bei Thun/Schweiz 1830<br />
Fotos: Ulrich Biene. Ruthen<br />
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Kurzgeschichtenpreise<br />
der Stadt Arnsberg<br />
47<br />
Zum 9. Male vergab eine international<br />
besetzte Jury den Deutschen und den<br />
Intemationalen Kurzgeschichtenpreis<br />
der Stadt Arnsberg. Den Deutschen Kurzgeschichtenpreis<br />
- mit 10 000 DM dotiert<br />
- erhielt die Schriftstellerin HanneliesTaschau<br />
aus Hameln fiir ..Angebote an den<br />
Durchreisenden". Damit verbunden war<br />
in diesem Jahr die Vergabe <strong>des</strong> Dr. Hartwig<br />
Kleinholz Preises in Hohe von 5000<br />
DM.<br />
<strong>Der</strong> Internationale Kurzgeschichtenpreis<br />
- ebenfalls mit 10000 DM dotiert -<br />
wurde der bisher unbekannten rumanischen<br />
Schriftstellerin Carmen-Francesca<br />
Banciu fiir „Das strahlende Getto" zugesprochen.<br />
Die von der international besetzten<br />
Hauptjury unabhangig entscheidende<br />
Schiilerjury vergab den Intemationalen<br />
Kurzgeschichtenpreis der Schuler<br />
im Wert von 1500 DM ebenfalls an die<br />
Rumanin. Den Deutschen Kurzgeschichtenpreis<br />
der Schuler erhielt der Redakteur<br />
und Kurzgeschichten-Autor Anatol<br />
Johansen fur „<strong>Der</strong> kleine Fisch".<br />
Zum Wettbewerb wurden insgesamt<br />
657 Kurzgeschichten aus 26 Nationen<br />
eingereicht, darunter auch alle Staaten<br />
Osteuropas, auBer Albanien und der<br />
Sowjetunion. Verbunden mit der Preisverleihung<br />
war ein Schriftstellertreffen in<br />
Arnsberg. An diesem Intemationalen<br />
Kurzgeschichten-Kolloquium nahmen 47<br />
Autoren aus 14 Nationen teil.<br />
Von den vier Entscheidungen veroffentlicht<br />
die Redaktion diejenige der<br />
Schulerjury zum Deutschen Kurzgeschichtenpreis<br />
im Wortlaut:<br />
<strong>Der</strong> Text „<strong>Der</strong> kleine Fisch" <strong>des</strong> deutschen<br />
Autors Anatol Johanson wurde von uns als<br />
bester deutschsprachiger Wettbewerbsbeitrag<br />
ausgezeichnet.<br />
<strong>Der</strong> Autor versucht in Form einer Parabel<br />
individuelles menschliches Fehlverhalten und<br />
daraus resultierende gesellschaftliche MiBstande<br />
modellhaft am Beispiel der Gewalt zu<br />
zeigen.<br />
Erzahlt wird die Geschichte eines jungen<br />
Fischers, der versucht, den Ursprung <strong>des</strong> Leidens<br />
und der Ungerechtigkeit in der Welt zu<br />
finden. Zu spat erkennt er, daB deren Ursachen<br />
injedem selbst grunden.<br />
Wir fiihlen uns hierdurch betroffen, well wir<br />
unsere eigene Gesellschaft dargestellt sehen.<br />
In dieser endetjeder. der nach Ursachen fragt<br />
und Veranderungen anstrebt, bei derNotwendigkeit<br />
deer eigenen VerSnderung. Die einfache<br />
klare Sprache bewirkt, daB diese Geschichte<br />
jedem Leser zuganglich ist.<br />
Wir mochten erwahnen. daB diese Geschichte<br />
aufgrund ihrer literarischen Zuordnung<br />
umstritten war und erst nach eingehender<br />
Diskussion als Sieger anerkannt wurde, da<br />
sich uns die Frage stellte, ob diese Parabel tatsachlich<br />
eine Kurzgeschichte darstellt.<br />
Da wir aber als Schulerjury nicht an streng literarische<br />
Gesichtspunkte gebunden sind, haben<br />
wir uns auf die Bewertung von Thema und<br />
stilistischer sowie inhaltlicher Bewaltigung<br />
konzentriert.<br />
Insgesamt fanden wir unter den 30 Texten<br />
uberraschend wenige, von denen wir uns<br />
uberhaupt angesprochen fuhlten.<br />
Bemd Wisser<br />
Philharmonia Hungarica in der<br />
Balver H6hle<br />
mit Christian Tetzlaff<br />
Christian Tetzlaff, der erst 19jahrige<br />
Geiger aus Hamburg, Stipendiat der Markischen<br />
Kulturkonferenz und Preistrager<br />
<strong>des</strong> ARD-Musikwettbewerbs 1984, gastierte<br />
beim 4. Sinfoniekonzert der Philharmonia<br />
Hungarica in der Balver Hohle<br />
am 9. Juni als Solist.<br />
Die ausverkauften Gastspiele <strong>des</strong> beruhmten<br />
Sinfonieorchesters aus Marl in<br />
Deutschlands groBter Kulturhohle werden<br />
schon fast zu einer Tradition. Auf<br />
dem Programm <strong>des</strong> diesjahrigen Konzerts<br />
unter der Stabfuhrung von Michael<br />
Halasz stand zunachst das Konzert fur<br />
Violoncello und Orchester Nr. 1 von Camille<br />
Saint-Saens, mit Catalin llea am Cello.<br />
Das auBerst schwer zu spielende Konzert<br />
fiir Violine und Orchester Nr. 1, fis-moll,<br />
von Henri Wieniawski spielte Christian<br />
Tetzlaff mit einer atemberaubenden<br />
Technik und einfuhlenden Empfindsamkeit<br />
in dies spatromantische Werk, daS<br />
das Publikum den jugendlichen Meister<br />
mit Beifall tiberschiittete. Zweifellos erlebten<br />
die Balver und ihre konzertliebenden<br />
Freunde aus dem Sauerland einen<br />
aufgehenden Stem am Geigerhimmell<br />
Ludwig van Beethovens 4. Sinfonie in<br />
a-moll bildete den AbschluB dieses rundum<br />
schonen Konzertnachmittags. PI.<br />
Biggeseetreffen<br />
20 Jahre nach dem Einstau<br />
<strong>Der</strong> Heimatverein fur OIpe und Umgebung<br />
e.V. hat sich im Laufe der letzten<br />
Jahre in mehreren Veranstaltungen mit<br />
dem Biggetal zwischen Olpe und Attendorn<br />
beschaftigt. In Diavortragen und<br />
Filmvorfuhrungen wurden das alte Tal<br />
vor dem Talsperrenbau gezeigt und die<br />
BaumaBnahmen in vielen Einzeldarstellungen<br />
in Erinnerung gerufen. Die Veranstaltungen<br />
im Ratssaal in Olpe zogen Jewells<br />
bis zu 200 Personen an, die zu den<br />
Vorfuhrungen lebhaft diskutierten und<br />
regen Gedankenaustausch anschlossen.<br />
Besonderes Interesse fanden die Bilder<br />
von der Eroffnungsfeierlichkeit beim<br />
Einstau der Biggetalsperre am 15. November<br />
1965.<br />
Zur 20jahrigen Wiederkehr dieses Tages<br />
hat der Vorstand <strong>des</strong> Heimatvereins<br />
beim Kreis Olpe und beim Ruhrtalsperrenverein<br />
angeregt, im Jahre 1985 die fiir<br />
den Bau Verantwortlichen und am Bau<br />
Beteiligten, soweit sie noch leben, zu einem<br />
Treffen einzuladen; dieses wird am<br />
19. Juni stattfinden.<br />
Mit der Veranstaltung soil erreicht<br />
werden, den fiir den Talsperrenbau Verantwortlichen<br />
zu zeigen, wie rundum gelungen<br />
sich das Werk nach nunmehr 20<br />
Jahren darbietet Sie sollen Gelegenheit<br />
haben, sich nach 20 Jahren an ihre gemeinsame<br />
Tatigkeit zu erinnem, und<br />
schlieBlich sollen Berichte, Foto- und Filmaufnahmen<br />
von damals mit Videoaufnahmen<br />
von heute gesammelt und fiir<br />
die Zukunft archiviert werden.<br />
Alfred Enders<br />
100 Jalire Volksbank<br />
in Oberhundem<br />
„Genossenschaften sind Kinder der<br />
Not. Daher sind die ersten Genossenschaften<br />
<strong>Westfalen</strong>s auf den kargen Boden<br />
<strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> entstanden. So wurde<br />
am 8. Marz 1885 der Spar- und Darlehnskassenverein<br />
Oberhundem, eingetragene<br />
Genossenschaft mit unbeschrankter<br />
Haftung, von Landwirten,<br />
Kaufleuten und Handwerkern gegriindet".<br />
So heiBt es in der kleinen Festschrift,<br />
die die Volksbank Hundem-Lenne eG<br />
zum Jubilaum herausgegeben und die<br />
Jochen Krause mit besonderer Liebe gestaltet<br />
hat. Denn die Volksbank und fruhere<br />
Spar- und Darlehnskasse Oberhundem<br />
ist das alteste Glied der Volksbank<br />
Hundem-Lenne, die 1970 bzw. 1972 durch<br />
Fusionen von sechs ehemaligen Sparund<br />
Darlehnskassen entstanden ist. In<br />
der Festschrift ist besonders aufschluBreich<br />
der Blick in die wirtschaftlichen Verhaltnisse<br />
in Oberhundem vor 100 Jahren.<br />
Die Geschichte dieser altesten Selbsthilfe-Einrichtung<br />
<strong>des</strong> modemen Wirtschaftslebens<br />
ist gut bebildert und<br />
anschaulich erzahlt, nicht ohne Seitenblicke<br />
auf die nationale und Internationale<br />
Wirtschaftsentwicklung.<br />
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Die Grafen<br />
SAUERLAND<br />
Nach der Landtagswahl<br />
Stolberg.<br />
Die Brauerei Westheim<br />
ist seit uber 100 Jahren im Familienbesitz.<br />
Joseph Graf zu Stolberg begann im Jahre<br />
1848 mit dem Verkauf <strong>des</strong> seit altersher<br />
auf dem Gut Westheim gebrauten Bieres.<br />
Sein Sohn Hermann baute die Brauerei<br />
ab 1876 nach modernsten Erkenntnissen<br />
aus. Heutige Inhaberin ist seine Urenkelin,<br />
Baronin Twickel. Mit handwerklicher<br />
Sorgfalt wird hier ausschliefllich<br />
das WESTHEIMER HIRSCH-BRAU<br />
PILSENER gebraut, 1982 DLG-<br />
C^^^<br />
Hirsch<br />
Bi^u Pilsener<br />
AusderGriifllch zu Stolbergschen<br />
Brauerei Westheim /Sauerl.<br />
Seit uber 100 Jahren<br />
im Familienbesitz.<br />
Die Oberraschung in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
vom 12. Mai 1985 hat aucii ihre Entsprechung<br />
im Sauerland. Zwei langjaiirige<br />
Abgeordnete kehren nicht zurijck, die<br />
fest damit gerechnet iiatten; Dr. Tiieo<br />
Sciiwefer verior. oiine auf der Reserveliste<br />
abgeslchert zu sein, das bisher stets<br />
von der CDU gewonnene iVIandat an seinen<br />
Herausforderer, Joaciilnn Westermann.<br />
Die politische Karriere Dr. Sciiwefers,<br />
der seit 1970 im Landtag saS und<br />
sicfi im vorigen Jaiir zum Cinef der staatlichen<br />
Lotteriegeseiisciiaft hatte maciien<br />
lassen, dtirfte damit zu Ende geiien. Ganze<br />
568 Stimmen noch (von 60723) feiilten<br />
iiim. Diplom-Oi^onom Joachim Westermann,<br />
Jahrgang 1948 und seit 1980<br />
uber die Reserveiiste im Landtag, vertritt<br />
nun den praktisch aus dem Aitkreis<br />
Arnsberg bestehenden Wahikreis 142<br />
Hochsaueriand 1.<br />
Doch auch unter den Lan<strong>des</strong>siegern<br />
gab es einen personiichen Verlierer: Theo<br />
Heimes aus Saaihausen.seit 1952 in der<br />
Kommunalpoiitik. schlug zwar in seiner<br />
Heimatstadt Lennestadt, deren stellvertretender<br />
Burgermeister er seit Oktober<br />
1984 ist, seinen Landtagskoilegen Hartmut<br />
Schauerte urn 407 Stimmen (7508<br />
gegen 7101), womlt die SPD hier zum<br />
ersten Mai die CDU uberrundete. Aber die<br />
hohen Gewinne seiner Partei be! den Direktmandaten<br />
bewirken, daB Theo Heimes,<br />
auf dem ansonsten sicheren Platz 18<br />
der Lan<strong>des</strong>iiste, nicht wieder in den Landtag<br />
kommt. So ereilt den nicht nur von<br />
seinen Parteifreunden geachteten<br />
Bauunternehmer im Augenblick seines<br />
groBten personiichen Erfoiges ein fast<br />
tragisches Geschick. Vieiieicht ruckt er<br />
noch nach.<br />
So kommt es, daB der Kreis Olpe nun<br />
nicht mehr drei Abgeordnete in DQsseidorf<br />
hat, sondern nur noch einen. Nach<br />
dem Verzicht von Eisbeth Rickers (Wenden),<br />
die zunachst (1969) uber die Liste,<br />
dann direkt und zuietzt wieder uber einen<br />
Listenplatz im Landtag war, vertritt<br />
Hartmut Schauerte aus Kirchhundem,<br />
Rechtsanwait und Notar in Lennestadt,<br />
den Wahikreis 147 Olpe. Er konnte mit minus<br />
6,5% den Verlust seiner Partei etwas<br />
geringer halten als im Lan<strong>des</strong>durchschnltt.<br />
Den Wahikreis 143 Hochsauerlandkrels<br />
11, der den Aitkreis Brilon und die Gemeinde<br />
Bestwig umfaBt, konnte Bauingenieur<br />
(grad.) Hans Watzke aus Marsberg-<br />
Erlinghausen gegen seinen Kontrahenten<br />
Helmut Woyzechowski (Brilon) halten.<br />
Hans Watzke ist seit 1975 Landtagsabgeordneter.<br />
Fur den Wahikreis 144 Hochsauerlandkrels<br />
111 - Siegen 1 bleibt Karl Knipschild<br />
(Schmallenberg) in Dusseldorf. In den<br />
Stadten und Gemeinden Eslohe. Meschede,<br />
Schmallenberg, Erntebruck, Bad Berleburg<br />
und Bad Laasphe behauptete er<br />
sich gegen seinen ebenfalls aus der Kommunalpoiitik<br />
stammenden Kontrahenten,<br />
Konrad Heutger (Eslohe). <strong>Der</strong> fruhere<br />
Westernbodefelder Landwirt und jetzige<br />
Kaufmann Knipschild ist seit 1980 im<br />
Landtag. PI.<br />
Ein Knochelbruch konnte die Abgeordnete Eisbeth Rickers (CDU) nicht davon abhalten, im Landtag<br />
zum Strafvollzug das Wort zu ergreifen. Nach Ende ihrer letzten Rede vor dem Plenum standen<br />
der Altersprasidentin die Fraktionskollegen Peter Daners (links) und Hermann Josef Geismann<br />
(rechts) hilfreich zur Seite. Text und Foto entnommen aus ..Landtag intern"<br />
Foto: Theo Heimes. MdL<br />
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Heimatkunde in der Schule<br />
SAUERLAND<br />
49<br />
Seit Jahren wird in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>,<br />
besonders im Lan<strong>des</strong>teil <strong>Westfalen</strong>.<br />
die WiedereinfuFirung <strong>des</strong> Heimatl
Sauerländer Heimatbund<br />
SAUERLAND<br />
50<br />
Altes Kloster Drolshagen<br />
in geschichtlichem Glanz<br />
Den diesjahrigen kulturellen HQhepunkt<br />
hat die Stadt Drolshagen bereits<br />
erlebt Denn von Freitag, 19. April, bis<br />
Sonntag, 28. April, wurde der 750jahrigen<br />
Wiederkehr der Griindung <strong>des</strong> Zisterzienserinnenklosters<br />
Drolshagen gedacht<br />
Optische, verbale und musikalische<br />
Veranstaltungsbeitrage weckten<br />
und stillten Kulturinteresse <strong>des</strong> zum Teil<br />
von weit her angereisten Publikums. Die<br />
Kritiker in der heimischen und regionalen<br />
Tagespresse gaben ihr Urteil:<br />
- Josef Hesse (Vortrag „Die Zisterzienserinnen<br />
von Drolshagen - dem Himmel<br />
verpflichtet, der Erde verhaftet")<br />
„fesselte . . . rd. 300 Interessenten mit<br />
einem historischen AbrlB" (<strong>Westfalen</strong>post<br />
vom 25. 4.1985)<br />
Oder:<br />
- die Stadt Drolshagen „erganzt auf das<br />
schonste aus lokalhistorischer Perspektive<br />
das Gesamtblld der Gemeinde" (Westfalische<br />
Rundschau vom 27. 4.1985).<br />
So wurden rd. 1000 Besucher wahrend<br />
der Ausstellung „Die Zlsterzienser" gezahlt.<br />
Auf 55 Informationstafeln war<br />
in vorbildlich didaktischer Weise Geschlchte<br />
und Leben <strong>des</strong> Zisterzienserordens<br />
dargestellt Dlese Ausstellung, vom<br />
Rheinischen Museumsamt ursprunglich<br />
erarbeitet, wurde von der Stadt Drolshagen<br />
speziell fur den Jubilaumszweck reproduziert<br />
und neu gestaltet. Erganzend<br />
war als zentrales Ausstellungsstuck die<br />
Schenkungsurkunde von 1235 mit Ubersetzung<br />
zu beslchtigen.<br />
Man erinnere sich: Im Jahre 1235<br />
schenkten Graf Heinrich ill. von Sayn und<br />
seine Gemahlin Mechthildis, geb. von<br />
Landsberg, den Zisterzienserinnen In<br />
Drolshagen Grundbesitz. Damit gilt das<br />
Jahr 1235 als das Grundungsjahr <strong>des</strong> Klosters<br />
Drolshagen.<br />
In der Folgezeit war das Kloster Drolshagen<br />
als einziges von 19 westfalischen<br />
Frauenklostern <strong>des</strong> Zisterzienserordens<br />
der Mutterabtei in Citeaux/Frankreich<br />
unterstellt; es gehorte spater zu Heisterbach,<br />
<strong>des</strong>sen Abt bereits die Stiftung <strong>des</strong><br />
Sayner Grafenpaares mit bezeugt hatte.<br />
Das Kloster Drolshagen hatte auch Kontakt<br />
mit dem Kloster Marienstatt im Westerwald,<br />
<strong>des</strong>sen Abte seit 1539 als Visitatoren<br />
von Drolshagen riachzuweisen<br />
sind.<br />
Das Kloster war bis ins 17. Jahrhundert<br />
vornehmlich dem Adel vorbehalten. Es<br />
<strong>Der</strong> aus dem Jahre 1780 stammende Gebaudeflugel, FotO: Stadt Drolsliagen<br />
waren Tochter sauerlandischer Geschlechter<br />
und solcher <strong>des</strong> angrenzenden<br />
nassauischen und bergischen Raumes,<br />
die in Drolshagen Aufnahme fanden. In<br />
der Zeit um 1590 sank die Zahl der<br />
Ordensfrauen auf vier, so da6 der Chordienst<br />
nicht mehr „gehorig" wahrgenommen<br />
werden konnte; die Klausur wurde<br />
nachlassig gehandhabt, die Ordenstracht<br />
verschmaht. Vor Beginn der Wirren <strong>des</strong><br />
30jahrigen Krieges, in denen der Konvent<br />
zeitweise Zuflucht in Koln suchte, nahm<br />
<strong>Der</strong> sittliche Verfall <strong>des</strong> Klosters ein Ende.<br />
Auch wurde das Kloster finanziell arg<br />
strapaziert, insbesondere durch den<br />
unternehmungslustigen Prior Eugen<br />
Hartung (1762-1785). Nach dem Ubergang<br />
<strong>des</strong> Herzogtums <strong>Westfalen</strong> an Hessen-Darmstadt<br />
erging am 1. Oktober<br />
1803 der landgrafliche AuflosungsbeschluS<br />
(Sakularisatlon). Im Jahre 1844<br />
kaufte die Stadt Drolshagen fur 4 250 Taler<br />
das alte Klostergebaude von Theodor<br />
Alterauge. Fiir die Unterbringung einer<br />
Schule mit 120 Kindern. einer Lehrerwohnung,<br />
eines Verwaltungsbiiros und einer<br />
Vikariewohnung mu6te noch einmal fiir<br />
2000 Taler investlert werden. Von dem<br />
Kloster zeugt heute nur noch ein im Zusammenhang<br />
der 1780 konsekrierten<br />
Klosterklrche errichteter Flugel; die Kirche<br />
selbst und alle anderen Baulichkeiten<br />
fielen dem Abbruch zum Opfer.<br />
Im Jahre 1975 konnte der Abbruch <strong>des</strong><br />
erhalten gebliebenen Tells verhindert<br />
werden. In dieser Zeit begannen auch die<br />
Restaurierungsarbeiten am und im Gebaude.<br />
Seit 1978 ist das stadtische Verkehrsamt<br />
im „Alten Kloster" untergebracht.<br />
Ein Jahr spater wurde ein weiterer<br />
Raum fur die Musikschule fertiggestellt<br />
IVlit finanzieller Unterstutzung <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> und <strong>des</strong> Kreises Olpe hat die<br />
Stadt Drolshagen 1981 den machtigen<br />
Gewolbekeller fur Zwecke der Erwachsenenblldung<br />
sowie fiir kulturelle und gesellschaftliche<br />
Veranstaltungen ausgebaut.<br />
Die Feiern<br />
Im Jubilaumsjahr 1985 wuSte Josef<br />
Hesse in seinem Vortrag ..Die Zisterzienserinnen<br />
von Drolshagen - dem Himmel<br />
verpflichtet, der Erde verhaftet" in<br />
anschaulicher Weise aus der Vergangenheit<br />
zu erzahlen. Die Verbindung von regionalen<br />
und lokalen Entwicklungen und<br />
Ereignissen im Zisterzienserorden machten<br />
den vielzahlig erschienenen Zuhorern<br />
eindrucksvoll das Leben im und urns Kloster<br />
Drolshagen War.<br />
Theologische Akzente wurden schlieBlich<br />
am Besuchstag der Patres <strong>des</strong> Zisterzienserklosters<br />
Marienstatt (Westerwald)<br />
gesetzt. Nach einer feierlichen<br />
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SAUERLAND<br />
„Unser Dorf soil<br />
schoner werden'<br />
51<br />
Vesper widmete sich Abt Dr. Thomas<br />
Center OCist in seinem Vortrag dem Zisterzienserleben<br />
mit einem Blick auf .,Geschichte<br />
und Anspruch". Geistlich gelost<br />
und mit weltiicliem Bezug, so l
Sauerländer 52 Heimatbund<br />
SAUERLAND<br />
BOCHER • SCHRIFTTUM<br />
„Werl, gestern, heute, morgen"<br />
Ein Jahrbuch<br />
Die Stadt Werl gab in Verbindung mit<br />
dem neuen „Gesciiiciits- und Heimatverein<br />
Werl e.V." erstmalig ein Heimatjahrbuch<br />
(1984) mit dem Titel „Werl, gestern,<br />
ineute und morgen" Fieraus, das seinen<br />
Lesern die 700 Jaiire alte Gesciiiciite der<br />
Stadt Werl und seiner Lande, den beruiimten<br />
Walifahrtsort in all seiner bemerkenswerten<br />
Historie, erinnernd naherbringen<br />
und Besonderheiten unserer<br />
Tage festhalten soil.<br />
Schon diese erste Ausgabe, die „Premiere<br />
eines Werler Jahrbuches" ist eine<br />
ausgezeichnete Auf- bzw. Ausfuhrung.<br />
Es ist den Mitarbeitern vollauf geiungen,<br />
„gehaltvolle Beitrage und unterhaltsame<br />
Aufsatze geschichtliche und kulturelle<br />
Besonderheiten auftuzeigen sowie Vergangenes,<br />
Gegenwartiges und Zukunftsplanungen<br />
zu einem interessanten, sinnvollen<br />
Zusammenklang zu bringen", wie<br />
es auch das Geleitwort zum Ausdruck<br />
bringt<br />
Das rund 90 Seiten umfassende Heft<br />
enthalt in uberraschender Vielzahl Beitrage<br />
hervorragender Werl-Kenner in bester<br />
Mannigfaltigkeit<br />
Dem trefflichen Titelbild folgen die gut<br />
zusammengestellten Aufsatze und Beitrage,<br />
eingerahmt in erlauternde Graphiken,<br />
einer Federzeichnung und zahlreichen<br />
Bildern. Sie beginnen mit der erfreulicherschopfendenVorstellungallerGlokken<br />
der Stadt Werl mit Inschriften, technischen<br />
Daten und ihrer jeweiligen Geschichte<br />
(Gerh. Best/Theo Halekotte).<br />
Gut ist der Gedanke, dem Jahrbuch regeimaBig<br />
eine Abhandlung unter dem Titel<br />
,.Sie hinterlieBen Spuren ..." beizufijgen,<br />
wie jetzt fur die Schlesische Bildhauerin<br />
Maria Liebich „Ein Leben unter dem<br />
Kreuz" (Albert Dalhoff).<br />
„Das Tor zum Sauerland" und „Uralte<br />
Kultur am StraBenrand" - Haus Fuchten<br />
mit den 365 Fenstern sowie - im Gedenken<br />
an den Werler Ehrenburger Lorenz<br />
Kardinal Jager -, ..Mein Herz schiagt fur<br />
Werl" schrieb Wilfried von Ruden. Stadtarchivar<br />
Heinrich Josef Deisting berichtet,<br />
getreu seinem Wahlspruch und seiner<br />
Berufung „Das Gestern fur Morgen<br />
bewahren" uber „Zerschnittene Urkunden<br />
im Stadtarchiv".<br />
Zur Stadtentwicklung schreibt Dirk<br />
Werl<br />
'1984 -•'-!<br />
gestern heute morgen<br />
stover „Die Werler Altstadt" von umfassenden<br />
Entwicklungen. Interessant ist<br />
der Bericht der Naturschutzgruppe <strong>des</strong><br />
Neuen Heimatvereins („Reden ist Silber<br />
V. Josef Lefarth), dem anschlieBend<br />
ein echt zeitgemaBes Wort Horst Sterns<br />
passende Wiirze gibt. Brauchtum („Rasseln,<br />
Klappern" v. Hartmut Platte), ein Bericht<br />
iJber eine Keilschriftsammlung (Alb.<br />
Dalhoff) und Einschlagiges aus der „Werler<br />
Musizierpraxis um 1600" (Johannes<br />
Beulertz) leiten unversehens zum frohlichen<br />
Plattdeutsch im ..Schweine-Huter-<br />
Denkmal" (Suege-Haier-Denkmol) und<br />
„Solt-Knecht-Denkmal" von Josef Steinweg<br />
uber und munden abschlieBend in<br />
die sehr begruSenswerte Aufstellung<br />
„ausgewahlte Literatur von Werlern bzw.<br />
der Stadt Werl und ihres Umfel<strong>des</strong>" von H.<br />
J. Deisting und Reinhard Stein, welcher<br />
auch die verlegerische Aufgabe ubernahm.<br />
Den ruckseitigen Umschlag ziert die<br />
neue Werler Bronze-Eule im Photo von<br />
Euler. Man kann sich mit Vergnugen diesem<br />
Jahrbuch widmen und die Stadt<br />
kann stolz darauf sein.<br />
..Werl - gestern - heute - morgen". Ein Jahrbuch<br />
der Stadt Werl und <strong>des</strong> ..Neuen Heimat- und Geschichtsvereins<br />
Werl e.V., Werl 1984. Verl. Stein'sche<br />
Buchhandlung" (ISBN 3 - 920 - 9801S - 8).<br />
Klemens Propper<br />
Norbert Voss: Zwei neue Biicher:<br />
,.Liebe in Dur und Moll"<br />
Norbert Voss, der Dichter aus dem<br />
Sauerland, lebt schon seit langen Jahrzehnten<br />
in derLan<strong>des</strong>hauptstadtDusseldorf,<br />
wo er auch seine schriftstellerischen<br />
Erfolge zu verzeichnen hatte. Fast an die<br />
20 Biicher hat er bereits herausgegeben.<br />
Vor Jahresfrist etwa war es der Band<br />
„Liebe in Dur und Moll" mit einem Dutzend<br />
Erzahlungen, Genrebildern unterschiedlichster<br />
Art. Es sind Geschichten im<br />
Leitthema Liebe mit all ihren Varianten<br />
zu dem, was man unter Liebe versteht<br />
bzw. verstehen kann oder will, sei es im<br />
Verlangen nach Besitz, im Gefuhl der<br />
Wertschatzung, in der Liebe zum Guten.<br />
im idealen Verlangen, in innerer Hingabe,<br />
aber auch in der Profanitat lusterner Befriedigung<br />
menschlicher Triebe. Die<br />
Unterschiedlichkeit <strong>des</strong> von Norbert Voss<br />
Geschriebenen regt zum Nachdenken an.<br />
Man muB ihm zuhoren konnen, um ihn zu<br />
verstehen. Es sind Gedanken <strong>des</strong> Lebens,<br />
rankend aus dem Alltag, <strong>des</strong> Erzahlers<br />
Gedanken, die er in der ihm eigenen Art<br />
<strong>des</strong> Schreibens niederlegte. Gedanken,<br />
die man nicht einfach iiberfliegen kann.<br />
<strong>Der</strong> gefallige Umschlag <strong>des</strong> Buches<br />
sagt auf der Innenseite u.a.:<br />
Auch in unseren Tagen solcher<br />
sehr verbreiteten ethisch-moralischen<br />
Zustandlichkeit, an der hier nicht weltfremd<br />
vorbeigegangen wird, treten<br />
immer wieder in schonster Beispielhaftigkeit<br />
Erstaunen hervorrufende<br />
und Achtung erheischende Liebestaten<br />
edelster Mitmenschlichkeit leuchtend<br />
hervor. Sie . . . konnen An- und<br />
Auftrieb alien hoffnungsvollen Werdens<br />
sein."<br />
Voss, Norbert: Liebe in Dur und Moll. Erzahlungen.<br />
1983, Blaschke-Verlag,<br />
A 9143 St. Michael (Osterreich)<br />
ISBN 3 - 7053 - 2030 - 0.<br />
„Die Weltstunde"<br />
Im selben Verlag erschien gleichzeitig<br />
„Die Weltstunde", eine .,Allegorische<br />
Versdichtung", in deren Mitte die Kulpa<br />
(auch Kupa). der unendlich lange rechte<br />
NebenfluB der Save in Kroatien/Jugoslawien,<br />
rijckt<br />
Zurnend hebt der Dichter den Zeigefinger<br />
gegen die Uneinsichtigkeit der Welt,<br />
gegen das ubersteigerte Machtstreben<br />
der Menschen, gegen alle egoistische<br />
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SAUERLAND<br />
53<br />
Rucksichtslosigkeit Er mahnt und beklagt:<br />
Verrat?<br />
Wer nahm das Wort<br />
noch in den Mund,<br />
da nur der eigene Vorteil zahlte?<br />
Von Ehrlichkeit und Treue,<br />
von Anstand und VerlaBlichkeit<br />
war keine Spur geblieben ...".<br />
In der Verlagsbesprechung (innere Umschlaghulle)<br />
kommt die Mahnung zum<br />
Ausdruck:<br />
,.Ein Zeitgennalde also der Nactidenkliciikeit;<br />
ein letzter unuberiiorbarer<br />
Ruf an den irrenden iVIensciien, sicii<br />
wieder den uneriaBliciien Bindungsund<br />
Wertgesetzen vergangener Tage<br />
zu unterwerfen, den Bindungen gegenuber<br />
dem Schopfer dieser Welt und damit<br />
auch gegenuber dem Mitmensclien,<br />
der doch einesjeden Bruder ist"<br />
Die Absiciit <strong>des</strong> Autors. zur Lauterung<br />
aufzurufen und ein „Haltet ein!" zu erfle-<br />
hen, verdient es. da3 aucii dieses Werk<br />
ebensoviel Freunde findet, wie Norbert<br />
Voss, der Verfasser, schon be! seinen bislierigen<br />
Buciiern fand.<br />
Voss, Norbert: Die Weltstunde. allegorische Vers-<br />
dichtung, 1983. Blaschke-Verlag.<br />
A 9143 St. Michael (Osterreicli)<br />
ISBN 3 - 7053 - 2031 - 9. Klemens PrSpper<br />
Und uber dem Stacheldraht<br />
die Sonne<br />
Roman von Franz Starke<br />
Kriegsbuciier und kein Ends? Haben<br />
sich niciit langst die Uberlebenden aiies<br />
von der Seele geschrieben, was den Naciigeborenen<br />
gesagt werden nnu6? Zu denen,<br />
die solciie Fragen konsequent mit<br />
nein beantworten, geiiort der in Mohnesee-Stockum<br />
iebende Franz Starke. Er<br />
hat seinen Roman „Und uber dem Staciieldraht<br />
die Sonne", 1983 im iVIohne-<br />
Verlag. iVIoiinesee 17, erschienen, <strong>des</strong>halb<br />
geschrieben, weil er in unzahligen Dokumentationen<br />
uber Kriegsgefangenschaft<br />
nicht die historischen Fakten, wohl aber<br />
das menschliche Vibrato vermiBte.<br />
Und ihm sind die Schiiderungen zu einseitig:<br />
Den Schrecknissen ostlicher Lager<br />
wird zu wenig gegenubergestellt, was<br />
sich bei westiichen Gewahrsamsmachten<br />
abspielte. Franz Starke weiB, wovon er<br />
schreibt Er hat ais engiischer Kriegsgefangener<br />
funf Jahre seines Lebens in<br />
agyptischen, palastinensischen, sijdafrikanischen,<br />
kanadischen und englischen<br />
Lagern zugebracht.<br />
<strong>Der</strong> „Fall" seines Buches schildertjedoch<br />
ein Schicksal in franzosischerGefangenschaft.<br />
Es mag in die groSe Freundschaftssinfonie<br />
dieser Tage nicht mehrso<br />
recht passen. <strong>Der</strong>en Tone aber werden<br />
immer nur so giaubwurdig sein, wie der<br />
Wahrheit die Ehre gegeben wird. Franz<br />
Starke mochte in seinem Buch nicht von<br />
jenen Demutigungen der 100000 deutschen<br />
Kriegsgefangenen berichten, die<br />
1946 von den Amerikanern an die Franzosen<br />
ausgeliefert wurden. Er mochte den<br />
groSen Rahmen abstecken, in dem sich<br />
ZINNGESCHIRR<br />
Schott Zinn GmbH • Horlecke 5<br />
5750 Menden • Tel. 02373/1328<br />
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54<br />
das Einzelschicksal, das er mit Distanz<br />
ohne Ha3, aber nicht ohne Emotion schildert,<br />
abgespielt hat. So leistet sein Buch<br />
einen Beitrag zur Volkerverstandigung.<br />
Ursula Heyn<br />
(Nachdruck aus der <strong>Westfalen</strong>post)<br />
..Jahrbuch Hochsauerlandkreis 1985,<br />
Berichte, Erzahlungen, Aufsatze,<br />
Gedichte"<br />
Hsg. <strong>Der</strong> Oberkreisdirektor <strong>des</strong> Hochsauerlandkreises.<br />
Flexibler farb. Umschlag.<br />
128 S. m. zahr. Abb. Brilon 1985,<br />
Vlg. W. Podszun. ISBN 3-923448-20-1.<br />
Eine sehr gefallige Mischung nach Kalenderart;<br />
bei Historischem tritt Wissenschaftlichkeit<br />
meist hinter der flussigen<br />
Darstellung zurijck. <strong>Der</strong> Druck ist sauber,<br />
konnte aber im Interesse alterer Leser eine<br />
groBere Type und meiir Schwarze vertragen;<br />
die seiir schon gewaliiten farbigen<br />
Biider kommen etwas sciiwacin. Dem<br />
Heimatfreund oiine Vorbeiiaite zu empfeiilen.<br />
Preis: 10- DM. Theo Hundt<br />
Das „OIper Land" um 1830<br />
Neuer Band der Schriftenreihe<br />
<strong>des</strong> Kreises OIpe erschienen<br />
Ais Band Nr. 9 der Schriftenreiiie <strong>des</strong><br />
Kreises Olpe ersciiien jetzt ein unveranderter<br />
Naciidruck der Veroffentliciiung<br />
„Das Oiper Land" von Otto Lucas. Heimatf<br />
reunden wird damit wieder eine Pubiikation<br />
zugangiicii gemacht, die erstmais<br />
1941 vom Provinzialinstitut fur westfalisciie<br />
Lan<strong>des</strong>- und Volkskunde iierausgegeben<br />
wurde. Dr. Otto Lucas (iVIunster)<br />
wahite seinerzeit das von iiim ..Oiper<br />
Land" genannte Sudsauerland fur seine<br />
Dissertation. Er tiat In dieser Arbeit die<br />
Mittelgebirgsiandsciiaft im sudliciien<br />
<strong>Westfalen</strong> zum erstenmai ais Ganzes<br />
zum Gegenstand einer eingeiienden, geschiossenen<br />
geograpinischen Darstellung<br />
gemacht. In seiner Untersuchung befaBt<br />
sich Otto Lucas mit dem Kreis Olpe um<br />
1830. Anschaulich beschreibt er den damaligen<br />
Landschaftszustand unter<br />
Beachtung aller relevanten Teilbereiche<br />
wie Lan<strong>des</strong>natur, Siedlung, Wirtschaft,<br />
Verkehr und Bevolkerung. Er vermittelt<br />
ein prazises Bild der Kulturlandschaft <strong>des</strong><br />
Sudsauerlan<strong>des</strong> zur damaligen Zeit. <strong>Der</strong><br />
mehr ais 130 Seiten starke Band ist im<br />
ortlichen Buchhandel (Preis6,50DM) und<br />
im Kreisarchiv in Olpe erhaltlich. Fur Mitglieder<br />
<strong>des</strong> Kreisheimatbun<strong>des</strong> Olpe kostet<br />
die Schrift 4,50 DM. Co<br />
<strong>Nordrhein</strong>-Westfalische<br />
Bibliographie<br />
Hsgg. v. d. Universitatsbibliotheken<br />
Dusseldorf und Munster in Zusammenarbeit<br />
mit dem Hochschulbibliothekszentrum<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> in<br />
Koln, Band 1, Berichtsjahr 1983; Vlg.<br />
Schwann-Bagel, Dusseldorf 1984; Gzln.,<br />
776 S., 98,00 DM.<br />
Ein auch im buchstablichen Sinne gewichtiges<br />
Werk wissenschaftlicher Gemeinschaftsarbeit,<br />
auf das keine heimatkundliche<br />
Bibliothek von Format verzichten<br />
kann. Nach „bewahrtem Vorbild" ist<br />
diese vom Land <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
neugeschaffene Bibliographie geordnet<br />
in drei Teile; Teil 1: „Sachgebiete" (35 an<br />
derZahl, S. 13-243) darunter Biowissenschaft,<br />
Archaologie, Staatskunde, Gesundheitswesen,<br />
Wirtschaft, Verkehr,<br />
Kirchen, Kunst, Naturschutz usw. Teil 11;<br />
„Regionen" (S. 247-330. davon Regierungsbezirke<br />
S. 318, Kreise S. 319 ff.) Die<br />
einzelnen Regionen sind jeweils nach der<br />
in Teil 1 gegebenen Sachgebietsfolge<br />
geordnet. Teil 111; .,Orte, Aachen bis Zulpich"<br />
(S. 333-575). Auch in diesem Abschnitt<br />
gilt die grundsatzliche Gliederung<br />
Das Bad der leisen Therapie. Kur -|- Einkehr = 4780 Bad Waldliesborn,<br />
^ (0 29 41) 80 02 34.<br />
nach dem Schema von Teil 1 fiirjeden behandelten<br />
Ort. Zu bemerken ist aber, da6<br />
der Obertitel „Orte" eigentlich unzutreffend<br />
ist, da die Einteilung nach politischen<br />
Verwaltungseinheiten, d.h. Stadten<br />
und Gemeinden vorgenommen ist,<br />
innerhalb derer die jeweiligen Orte mit<br />
Bin<strong>des</strong>trich angefugt werden. Wer also<br />
einen „Ort" sucht, mu6 erstfeststellen, zu<br />
welcher Stadt oder Gemeinde er gehort.<br />
Rumbeck beispielsweise zu Arnsberg, Bilstein<br />
zu Lennestadt usw. Da auch das Register<br />
ebenso verfahrt, ist ein Ort, <strong>des</strong>sen<br />
Gemeindezugehorigkeit nicht bekannt<br />
ist, schwer zu finden. - Einer der vielen<br />
Mangel und Unsicherheiten, die uns die<br />
kommunale Neugliederung beschert hat,<br />
und deren Ende nicht abzusehen ist Wie<br />
sollen beispielsweise in einer genauen<br />
Karte, in welcher bisher bereits die Unterbringung<br />
so vieler Namen Schwierigkeiten<br />
bereitet hat, kiinftig die „Bin<strong>des</strong>trich-<br />
Namen" untergebracht werden?<br />
Es folgt ein Verfasser- und Titelregister<br />
(S. 579-665) und das Orts-, Personenund<br />
Sachregister (S. 665-776). Ein Beispiel;<br />
Arnsberg, mit 14 Einriickungen<br />
nach Sachgebieten, dann Arnsberg<br />
(Grafschaft), Arnsberg-Dinschede,<br />
Arnsberger Wald, Arnsberg-Glosingen,<br />
Arnsberg-Neheim-Husten, Arnsberg-Oeventrop.<br />
Insgesamt enthalt dies voluminose<br />
Werk ca. 6.000 Literaturnachweise a.d.<br />
Erscheinungsjahr 1983. Alljahrlich wird<br />
ein weiterer Folgeband erscheinen. Es ist,<br />
wie gesagt, ein gewaltiges Werkzu einem<br />
(trotz finanzieller Unterstutzung durch<br />
das NW-Kultusministerium!) gewaltigen<br />
Preis. Stehen Umfang <strong>des</strong> Druckwerks,<br />
aufgewandte Arbeitskraft und erbrachte<br />
Leistung (6.000 Titel) in wirklich angemessener<br />
Relation? Oder lieBe sich nicht<br />
diese Materie auch rationeller bewaltigen?<br />
Wenn nicht, muB das Land seinen<br />
ZuschuB ganz erheblich erhohen, so daB<br />
der Verkaufspreis nicht nur fur die GroBstadte,<br />
sondern auch fur die naturgemaB<br />
finanzschwacheren Buchereien im landlichen<br />
Raum erschwingbar wird. Hierfragt<br />
man sich unwillkurlich, ob man nicht fruher<br />
mit der von Dortmund herausgegebenen<br />
weitaus bescheideneren „Westfalischen<br />
Bibliographie", die mit Band 28<br />
(Berichtsjahr 1982, Kart. 139 S.) um <strong>des</strong><br />
neuen. vom Land begrundeten Unternehmens<br />
willen ihr Erscheinen einstellen<br />
muBte, min<strong>des</strong>tens ebensogut bedient<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund<br />
SAUERLAND<br />
55<br />
war. Sie konnte jeder Heimatverein ohne<br />
merkliches Opfer in seine Bibliotiiek einstellen.<br />
im Verzeichnis der ausgewerteten<br />
Zeitscliriften (S. 3 ff) sind vom Hoitiiauser<br />
„Fickeltunnes" und dem neuen<br />
..Strunzerdaa!" aus Olsberg abgeseiien,<br />
aucii die Scinmalienberger Heimatbiatter<br />
nlciit aufgefiJhrt. inwieweit das ubrige<br />
Heimatsciirifttum <strong>des</strong> kurkolnischen<br />
Sauerlan<strong>des</strong> vollstandig ausgewertet ist,<br />
war niciit Qberprufbar. Theo Hundt<br />
10 Jahre „0E bleibt"<br />
Neueste Ausgabe der Heimatstimmen<br />
Es ist sciion eine seitene Freude, gute<br />
Heimatliteratur im regeimaBigen Turnus<br />
ins Haus zu bekommen. Die Burger im<br />
Kreise Olpe konnen sich gitickiich sciiatzen,<br />
mit den ..Heimatstimmen" die<br />
Schonlneiten und Besonderlieiten. die geschiciitlicli<br />
kuiturellen Begebeniieiten<br />
ifirer Heimat, itirer Dorfer und Stadte<br />
immer wieder erneut kennenzulernen.<br />
Guntlier Becker. Studiendirektor <strong>des</strong><br />
Lennestadter Gymnasiums, Kreisheimatpfleger.<br />
sorgt und kummert sicli im<br />
walirsten Sinne <strong>des</strong> Wortes mit liebevoller<br />
Hingabe. daB diese Quelle der informationen<br />
und Erinnerungen aus dem iieimatliclnen<br />
Raume nie versiegt. Spottbiilig<br />
sind die vier Ausgaben der Heimatstimmen.<br />
die ailjaiirlich in einer Druckauflage<br />
von 1800 Exemplaren uber die Geschaftsstelie<br />
<strong>des</strong> Kreisiieimatbun<strong>des</strong> an<br />
die Bezielier im Kreisgebiet vertrieben<br />
werden. Spottbiilig, da die mehr als 250<br />
Seiten geschichtlich kuiturellen inhalts<br />
nur 16 DM kosten.<br />
Soeben ist die 138. Folge erschienen.<br />
diesmal im Hinblick auf die kommunale<br />
Neugliederung vor 10 Jahren mit einem<br />
GruBwort <strong>des</strong> Landrats und <strong>des</strong> Oberkreisdirektors<br />
in einer doppelt starken<br />
Nummer. Dr. Joachim Grunewaid erinnert<br />
mit seinem Beitrag ..10 Jahre - OE<br />
bleibt" an die Bilanz einer Reform, die fur<br />
den Kreis keine war. Uber die Arbeit <strong>des</strong><br />
Olper Kreistages berichten Landrat Hanspeter<br />
Klein, uber Struktur. Verkehr und<br />
Kommunalwirtschaft Dr. Grunewaid und<br />
Kreiskammerer Ewald Fischer, belegt mit<br />
vielen Zahlen und Fakten. Sehr aufschluBreich<br />
in vieler Hinsicht ist Gunther<br />
Beckers Aufsatz uber die Bevoikerungs-<br />
Heimatstimmen<br />
aus dem Kreis Olpe<br />
entwicklung und Bevolkerungsstruktur<br />
<strong>des</strong> Kreises Olpe nach der Gebietsreform<br />
von 1975. ebenso interessant die Darstellung<br />
von Biirgermeister K.J. Luster-Haggeney<br />
uber den Landschafts- und Naturschutz<br />
und den Umwelt- und Gewasserschutz<br />
im Kreisgebiet<br />
Ruckschau und Ausblick iiber die<br />
Abfallbeseitigung im Kreise. von dem<br />
dornenreichen Weg zur Zentraldeponie.<br />
gibt Kreistagsabgeordneter Dr. Friedrich<br />
Gutheil. DaS Jugend und Soziales gesellschaftspolitische<br />
Felder von wachsender<br />
Bedeutung sind, beschreibt der Vorsitzende<br />
<strong>des</strong> Jugendwohlfahrtsausschusses<br />
Josef Kuthe. Eine FleiBarbeit bedeuten<br />
auch die Berichte von Kreistagsabgeordnetem<br />
Leo Stickeler iiber das Gesundheitswesen<br />
und uber den Sport im<br />
Kreise Olpe. Es folgen die Beitrage von<br />
Beiratsvorsitzendem Dr. Koster uber die<br />
Polizei und den Feuer-. Zivil- und Katastrophenschutz<br />
im Kreisgebiet von Dezernent<br />
Werner Gierse. Mit dem Schulwesen<br />
seit 1975 befassen sich Kreisdirektor<br />
Knut Friedrich Platz. und mit der Erwachsenenbildung<br />
im Kreis Olpe der Vorsitzende<br />
<strong>des</strong> VHS-Ausschusses Franz Bekker<br />
und VHS-Direktor Klaus Droste. Kreisarchivar<br />
Dieter Trops schreibt uber das<br />
kommunale Archivwesen. und den AbschluB<br />
bildet Gunther Beckers Aufsatz<br />
uber Heimatpflege und heimatbezogene<br />
Kulturarbeit im Kreise Olpe im Zeichen<br />
eines neuen HeimatbewuBtseins. Alles in<br />
allem eine enorme FleiBarbeit der Autoren<br />
und fur die Burger. Behorden. besonders<br />
fiir Padagogen und Schuler und fur<br />
die Ratsherren in den Gemeinden ein<br />
wichtiges und bleiben<strong>des</strong> Dokument<br />
iiber einen Raum und <strong>des</strong>sen Menschen,<br />
die sie hiermit alle personlich ansprechen.<br />
Jochen Krause<br />
Bucher und Kataloge<br />
Rund 800 Publikationen umfaBt das<br />
Verzeichnis der Biicher und Kataloge. die<br />
die Einrichtungen der Kulturpflegeabteilung<br />
<strong>des</strong> Landschaftsverban<strong>des</strong> <strong>Westfalen</strong>-Lippe<br />
herausgegeben haben. Veroffentlichungen<br />
aus den Bereichen Kunst.<br />
Geschichte. Mundart. Geographie,<br />
Archaologie. Natur- und Volkskunde sind<br />
in der Zeitung ..Biicher und Kataloge"<br />
ubersichtlich zusammengestellt Fiir die<br />
praktische Handhabung ist es wichtig.<br />
daB alle aufgefiihrten Werke lieferbar<br />
sind. Sie werden mit kurzen Erlauterungen<br />
zu Inhalt. Umfang und Preis vorgestellt<br />
Die Zeitung ist bei den Heimatmuseen<br />
in <strong>Westfalen</strong> und Lippe, den Lan<strong>des</strong>museen<br />
und der Pressestelle <strong>des</strong> Landschaftsverban<strong>des</strong><br />
<strong>Westfalen</strong>-Lippe. Postfach<br />
6125, 4400 Munster, kostenlos zu<br />
erhalten. LWL<br />
Nachdruck der<br />
..Heimatstimmen aus dem<br />
Kreise Olpe"<br />
<strong>Der</strong> Kreisheimatbund Olpe e.V. beabsichtigt.<br />
die Folgen 1 -13 der ..Heimatstimmen<br />
aus dem Kreise Olpe", Jahrgange<br />
1948-1953. nachdrucken zu lassen. Im<br />
Jahre 1948 erschienen die ersten beiden<br />
Folgen. danach jahrlich vier Folgen. Die<br />
..Heimatstimmen" sind die Fortsetzung<br />
der ..Heimatbiatter", die in 18 Jahrgangen<br />
von 1922-1941 unter etwas wechselnden<br />
Titein herausgebracht wurden. Nach der<br />
kriegs- und nachkriegsbedingten Pause<br />
enthalten die ersten Folgen der „Heimatstimmen"<br />
grundlegende Beitrage zur Geschichte<br />
und Heimatkunde <strong>des</strong> Kreises<br />
Olpe.<br />
<strong>Der</strong> Nachdruck wird ca. 830 Seiten umfassen,<br />
die in zwei leinengebundenen<br />
Banden zusammengefaBt werden. Interessenten<br />
konnen den Nachdruck zum<br />
Subskriptionspreis von 38,00 DM beim<br />
Kreisheimatbund Olpe e.V.. Geschaftsstelle.<br />
Kurfurst-Heinrich-StraBe 34,5960<br />
Olpe, bestellen. Nach Ablauf der Subskriptionsfrist<br />
am 30. 6.1985 kosten die<br />
beiden Bande 48.00 DM.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer 56 Heimatbund<br />
SAUERLAND<br />
Hilfen fur psychiatrisch Kranke<br />
in Marsberg und Warstein<br />
Zur Fruhgeschichte<br />
<strong>Westfalen</strong>s<br />
Die Altertumskommission fur <strong>Westfalen</strong><br />
ehrt ihren Vorsitzenden, Prof. Dr. Wilhelm<br />
Winkelmann, zu <strong>des</strong>sen 70. Geburtstag<br />
am 30. September 1981 mit der<br />
Herausgabe eines Sammelban<strong>des</strong> wichtiger<br />
Arbeiten. Aus den uber 100 Titeln seiner<br />
Bibiiograpiiie wurden 26 Aufsatze<br />
der Jafire 1938 bis 1980/81 zusammengestellt.<br />
Sie geben einen guten Oberbiick<br />
ijber wicintige Fragenkomplexe der westfaiisciien<br />
Friihgesciniciite <strong>des</strong> 5. bis 10.<br />
Jainriiunderts. wobei Orte wie Beckum,<br />
Warendorf, Mijnster. Paderborn und<br />
Soest viele bedeutende arciiaologische<br />
Ausgrabungen der letzten drei Jaiirzeinnte<br />
kennzeiclinen. in ubergreifenden Bericiiten<br />
wird zum Stand der arctiaoiogisclien<br />
Forscinung in westfalisctien Teiiregionen<br />
referiert. Die Redaktion <strong>des</strong> einscliiieBlicii<br />
der ScliwarzweiB- und Farbtafeln<br />
iiervorragend gedruckten Ban<strong>des</strong><br />
besorgte Dr. Pfiiiipp R. Homberg, Olpe.<br />
Beitrage zur Fruiigescfiiclite <strong>Westfalen</strong>s.<br />
Gesammeite Aufsatze von Wiliielm<br />
Winkelmann. iViunster: Asclnendorffsclie<br />
Verlagsbucliiiandiung 1984. 184 Seiten.<br />
109 Bildtafeln und 3 Karten. 74,00 DiVI.<br />
Familie Kraas-Korte<br />
IVIehir als eine zeitgesciiiciitliclie Dokumentation<br />
ist das Bucli<br />
Maria Christine Kraas, geb. Korte<br />
(1885-1970),<br />
zusammengesteiit und iierausgegeben<br />
von Helmut Albrecht Kraas . . ., Ludenscheid<br />
1985, Selbstverlag, 256 Seiten;<br />
6. Band in der Reihe „Familiengeschichtlictie<br />
Forsciiungen Kraas/Korte".<br />
Die Erinnerungen, weitgehend dem<br />
Gedachtnisprotokoll folgend und durch<br />
Briefe und andere Zeugnisse erganzt,<br />
sind eine aufsciiiuBreiciie Queile fiir Fragen,<br />
wie „einfaclne" Frauen und iVianner<br />
die Anforderungen und Zumutungen der<br />
groBen Politik bewaltigten und verarbeiteten<br />
(Ltd. Staatsarchivdirektor Dr. Belir,<br />
iViunster). Es ist die Lebensgesciiiclite<br />
einer f ruh verwitweten Frau, die zur Seele<br />
iiirer sauerlandisciien GroBfamilie geworden<br />
war; man liest sie bewundernd,<br />
sogar gebannt (Prof. Dr. Fleckenstein,<br />
Wurzburg).<br />
FiJr die Patienten <strong>des</strong> Westfalischen<br />
Lan<strong>des</strong>krankentiauses Marsberg soil ein<br />
Sozialzentrum eingerictitet werden. In<br />
dem ehemaligen Wirtschaftsgebaude<br />
wurden 1983 im ErdgeschoB die neue Kuche<br />
und ein neues Treppenhaus samt<br />
Aufzug installiert. 1984 entstand im<br />
ersten ObergesclioB das Zentrallager<strong>des</strong><br />
Wirtschaftsbetriebes. Im zweiten ObergeschoB,<br />
in dem bereits ein Festsaal vorhanden<br />
ist, soli nun das Sozial- und Kommunikationszentrum<br />
entstehen - mit<br />
Cafeteria, Verkaufsladen, Frisorsalon,<br />
Biicherei und weiteren Raumen fiir Besprechungen<br />
Oder Spiel- und Freizeitgestaltung.<br />
Zu den Gesamtbaukosten<br />
von 730000 Mark wird ein Lan<strong>des</strong>zuschuB<br />
von knapp 390 000 Mark erwartet.<br />
„Archaologie in Deutschland"<br />
<strong>Der</strong> Verband der Lan<strong>des</strong>archaologen in<br />
der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland stellt<br />
seine Arbeit in einer neuen Zeitschrift<br />
..Archaologie in Deutschland" vor. Die<br />
neue Zeitschrift will in spannender, leicht<br />
lesbarer und dennoch wissenschaftlich<br />
einwandfreier Form die Arbeit der<br />
Archaologie, ihre Ergebnisse, aber auch<br />
die Probleme schildern und nicht nur<br />
Fachleute, sondern auch interessierte<br />
Laien iiber neue Erkenntnisse und wissenschaftliche<br />
Ergebnisse informieren.<br />
Die Zeitschrift erscheint zunachst vierteljahrlich<br />
in einer Auflage von 10 000 Exemplaren.<br />
Je<strong>des</strong> Heft steht unter einem bestimmten<br />
Oberthema. Heft 1 befaBte sich<br />
Z.B. mit der Urgeschichte Deutschlands,<br />
Heft 2 mit den Ergebnissen der Luftbildarchaologie.<br />
Eines der nachsten Hefte<br />
wird in die Archaologie <strong>des</strong> friihen Mittelalters,<br />
in die Zeit Karls d. Gr., einfuhren.<br />
Auskunfte erteilt der Verband der Lan<strong>des</strong>archaologen<br />
in der Bun<strong>des</strong>republik<br />
Deutschland, Romisch-Germanisches-<br />
Museum, Roncalliplatz 4, 5000 Koln 1.<br />
Red.<br />
Dieser Ausgabe liegt eine Beilage <strong>des</strong><br />
Konrad Theiss Verlages bei, die wir der<br />
besonderen Beachtung unserer Leser<br />
empfehlen.<br />
Das Westfalische Lan<strong>des</strong>krankenhaus<br />
Marsberg (670 Platze) behandelt Patienten<br />
aus dem Hochsauerlandkreis und<br />
dem Kreis Olpe.<br />
Mutter und Kind bleiben zusammen<br />
Ebenfalls in Marsberg will das St-Johannes-Stift<br />
sein Behandlungsangebot<br />
um eine psychotherapeutische Station<br />
erweitern und sechs Behandlungsplatze<br />
fiir Mutter mit behinderten Kindern einrichten.<br />
Zu den notwendigen Umbaukosten<br />
von insgesamt 300 000 Mark wird<br />
vom Land <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> ein ZuschuB<br />
von 160000 Mark erwartet. Erst<br />
kurzlich hat die Fachklinik fur Kinder und<br />
Jugendpsychiatrie eine institutsambulanz<br />
mit AuBenstelle in Paderborn eingerichtet<br />
Jetzt soli eine Psychotherapie-<br />
Station (12 Platze) fiir die Behandlung<br />
von Kindern mit neurotischen und psychosomatischen<br />
Storungen geschaffen<br />
werden. AuBerdem sollen sechs Platze<br />
zur Fruhbehandlung verhaltensauffalliger,<br />
behinderter Kinder entstehen. Wahrend<br />
der Behandlung bleiben die Kinder<br />
mit ihren Muttern zusammen, wohnen<br />
mit ihnen in einem Raum.<br />
Das St-Johannes-Stift (470 Platze) behandelt<br />
Kinder und Jugendliche aus dem<br />
Sauerland, aus dem Siegerland und aus<br />
Ostwestfalen-Lippe.<br />
Arbeitstherapie fiir Patienten <strong>des</strong><br />
WLK Warstein<br />
Die Patienten <strong>des</strong> Westfalischen Lan<strong>des</strong>krankenhauses<br />
Warstein sollen im<br />
ehemaligen Wirtschaftsgebaude 60 Platze<br />
fur die Arbeitstherapie erhalten. Hier<br />
wird zu den Kosten von 590 000 Mark ein<br />
Lan<strong>des</strong>zuschuB von rund 315000 Mark<br />
erwartet.<br />
Als Folge der Auflosung der Fachklinik<br />
fiir Erkrankungen der Atmungsorgane<br />
Stillenberg ist das Wirtschaftsgebaude<br />
freigeworden, in dem nach entsprechendem<br />
Umbau 60 Platze fiir die Arbeitstherapie<br />
entstehen werden. Ein weitererTeil<br />
<strong>des</strong> Gebau<strong>des</strong> soil an die Lebenshilfe in<br />
Lippstadt zur Einrichtung einer Werkstatt<br />
fiir Behinderte vermietet werden.<br />
Das Westfalische Lan<strong>des</strong>krankenhaus<br />
Warstein (960 Platze) behandelt psychisch<br />
kranke Erwachsene aus Teilen <strong>des</strong><br />
Kreises Soest und <strong>des</strong> Hochsauerlandkreises<br />
und <strong>des</strong> Kreises Siegen-Wittgenstein.<br />
LWL<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Sauerländer Heimatbund<br />
SAUERLAND<br />
57<br />
<strong>Der</strong> Kreis OIpe im<br />
„<strong>Westfalen</strong>spiegel"<br />
Herzogtum <strong>Westfalen</strong><br />
am Ende <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts<br />
Auch seitdem der „<strong>Westfalen</strong>spiegel",<br />
der vom Westfalischen Heimatbund und<br />
vom Lan<strong>des</strong>verkehrsverband <strong>Westfalen</strong><br />
herausgegeben wird, nicht mehr jeden<br />
Monat, sondern nur noch viermal im Jahr<br />
erscheint, wird ein Sciiwerpunkttiiema<br />
einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt<br />
in <strong>Westfalen</strong> gewidmet im zweiten Heft<br />
<strong>des</strong> Jatires 1985, im 34. Jalnrgang der<br />
Zeitsciirift, ist es wieder einmal der Kreis<br />
Olpe, der zuvor im Februar 1969, im Oktober<br />
1971 (zusammen mit den anderen<br />
an der Sauerlandiinie geiegenen Kreisen),<br />
August 1974, Januar 1977, November<br />
1979 und im Januar 1981 ausfuiiriich prasentiert<br />
worden war. Diesmal wird auf 14<br />
Seiten iiber den Kreis Olpe berictitet: Waiter<br />
Hense, langjaliriger Leiter der Oiper<br />
Redaktion der Westfaienpost und jetzt<br />
fur deren gesamte AuSenredaktion in<br />
der Zentraie zustandig, meint 10 Jaiire<br />
nacii der Gebietsreform: .,Ein ausgesprochener<br />
Gliicksfail". Uber das Kulturprogramm<br />
in der groSten Stadt <strong>des</strong> Kreises,<br />
Lennestadt, bericiitet Jiirgen Blecliinger<br />
von der Kreisredaktion der Westfaiiscinen<br />
Rundscliau; deren Leiter, Gerd Hausen,<br />
blickt 20 Jaiire nacii dem Einstau auf den<br />
„Biggesee und die Foigen". Wiederum aus<br />
der Redaktion der Westfaienpost, von<br />
Gunnar Steinbach, stammt ein Beitrag<br />
uber die Wendener HiJtte, die zur Zeit welter<br />
restauriert wird. <strong>Der</strong> Leiter der<br />
AuBenstelle Olpe <strong>des</strong> Westfalischen Museums<br />
fur Archaologie - Amt fur Bodendenkmalpflege<br />
-, Dr. Philipp Homberg,<br />
bericiitet uber die fruhe Besiedelung Sudwestfalens.<br />
<strong>Der</strong> fruliere Gesdiaftsfiihrer<br />
der Historischen Kommission fur <strong>Westfalen</strong>,<br />
Dr. Klaus Gruna, weist auf „Alte<br />
Orgeln im Kreis Olpe" bin, und Gisbert<br />
Baltes, WDR-Studio Siegen, berichtet<br />
uber ,,750 Jahre Kloster Drolshagen". Zur<br />
Lage der Landwirtschaft im Kreis Olpe<br />
meint abschlieBend Bernd Sangermann:<br />
„Uberleben wird schwerer".<br />
<strong>Der</strong> Anzeigenteil informiert zusatzlich<br />
ijber den Kreis Olpe, seine Gemeinden<br />
und seine Wirtschaft und seinen Fremdenverkehr<br />
denjenigen, der in und aus<br />
diesen meist sorgfaltigen Inseraten zu<br />
lesen versteht. Eher storend wirken die in<br />
den letzten Heften mehr und mehr<br />
erscheinenden werbenden Beitrage und<br />
Anzeigen f ur weit entfernte Fremdenverkehrsregionen,<br />
z.B. in Osterreich, Ungarn<br />
und Rumanien. Diese passen besser in<br />
andere Zeitschriften, wo sie ohnehin zu<br />
finden sind. PI.<br />
Auf Einladung <strong>des</strong> Kreisheimatbun<strong>des</strong><br />
Olpe hielt Privatdozent Dr. Harm Klueting,<br />
M.A„ der am Historischen Seminar der<br />
Universitat zu Koln arbeitet, am 29. iVIai in<br />
Attendorn einen Vortrag zum Thema<br />
„Kirche, Kloster und geistlicher Staat im<br />
Herzogtum <strong>Westfalen</strong> am Ende <strong>des</strong> 18,<br />
Jahrhunderts". Dabei ging er auf die lokalen<br />
kirchlichen Zentren der damaligen<br />
Zeit im Kreis Olpe, namlich Attendorn,<br />
Olpe und Drolshagen, besonders ein.<br />
Im groBen Uberblick stellt der Vortrag<br />
das ehemalige kurkolnische Herzogtum<br />
<strong>Westfalen</strong> - heute der Kreis Olpe, der<br />
Hochsauerlandkreis, groBe Teile <strong>des</strong> Kreises<br />
Soest und ein kleiner Tell <strong>des</strong> Markischen<br />
Kreises - als ein geistliches Territorium<br />
<strong>des</strong> Heiligen Romischen Reiches<br />
deutscher Nation unter dem Kurfurst-<br />
Erzbischof von Koln im letzten Halbjahrhundert<br />
vor dem Untergang <strong>des</strong> Alten<br />
Reiches und der katholischen Reichskirche<br />
vor. Die kirchlichen Verhaltnisse und<br />
die Lage der Kloster und Stifte in diesem<br />
damals noch nahezu ausnahmslos katho-<br />
lischen Land wurden ausfuhrlich behandelt<br />
Auch die auf dem Boden der sogenannten<br />
„katholischen Aufklarung" gewachsenen<br />
Reformen <strong>des</strong> geistlichen<br />
Staates im spaten 18. Jahrhundert wurden<br />
dargestellt<br />
Privatdozent Dr. Harm Klueting M.A.<br />
arbeitet als Historiker und Hochschullehrer<br />
insbesondere auf dem Gebiet der<br />
europaischen Geschichte <strong>des</strong> 16. bis fruhen<br />
19. Jahrhunderts und verfolgt u.a.<br />
Forschungsarbeiten iiber die katholische<br />
Aufklarung und die geistlichen Territorien.<br />
1980 hat er ein Buch uber die Sakularisation<br />
im Herzogtum <strong>Westfalen</strong> veroffentlicht<br />
und im AnschluB daran mehrere<br />
kleinere Arbeiten uber diesen Raum publiziert.<br />
Er plant eine weitere groBere<br />
Arbeit iiber die Geschichte <strong>des</strong> Herzogtums<br />
<strong>Westfalen</strong>s. Seit 1984 ist der Referent<br />
ordentliches Mitglied der „Historischen<br />
Kommission fur <strong>Westfalen</strong>" und<br />
der „Commission Internationale pour I'histoire<br />
<strong>des</strong> Assemblies d'Etats".<br />
PI.<br />
Bergbau-Museum<br />
und<br />
Besucherbergwerk Ramsbeck<br />
Information und Eriebnis fijr die ganze Familie<br />
bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit<br />
Wenn Sie im Hochsauerland<br />
sind, versaumen Sie nicht in<br />
der Bergfreiheit Ramsbeck<br />
das Bergbaumuseum mit Besucherbergwerk<br />
zu besichtigen.<br />
Im Museum wird uber den<br />
Erzbergbau <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong><br />
vom Mittelalter bis zur heutigen<br />
Zeit informiert, das Besucherbergwerk<br />
zeigt den Abbau<br />
von Blei und Zink in den<br />
Originalstollen. Untertagefuhrung,<br />
Steilung von Heim und<br />
Schutzkleidung.<br />
Offnungszeiten: TSgiich von<br />
9.00-17,00 Uhr, letzte Einfahrt<br />
16Uhr, Einfahrt jenach Bedarf<br />
aile halbe Stunde.<br />
Vom 15. Oklober bis 15. IViarz<br />
montags geschiossen und<br />
vom 1. Adventssonntag bis<br />
einschl. 2. Weihnachtstag<br />
standig geschiossen.<br />
Gruppenanmeldungen:<br />
Bergbaumuseum Ramsbeck - Telefon (02905) 250<br />
Auskunft erteilt auch das Verkehrsamt Bestwig,<br />
Telefon (02904) 81275<br />
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SAUERLAND<br />
58<br />
Eine halb verfallene Feldscheune bei<br />
Arpe im Schmallenberger Land. Das Jahrhunderte<br />
alte, von Wind und Wetter<br />
beeintrachtigte Bruchsteinmauerwerk<br />
kann kaum noch die Last <strong>des</strong> Scineunendaches<br />
tragen. Die Rader <strong>des</strong> zweispannigen<br />
Heuwagens haben sicin nicint nnehr<br />
bewegt, seit ein Trecker den Pferdewa-<br />
gen abloste. Die alten eiciienen Zaunpfaiiie<br />
auf dem Scheunenboden werden<br />
auch nicint meiir benotigt; fur sie ist mit<br />
der Einfuinrung <strong>des</strong> eiektrisclnen Weidezaunes<br />
keine Verwendung mehr gegeben.<br />
Eines Tages wird die Scineune zusamnnenfalien.<br />
Ein Bagger wird die Uberreste<br />
beseitigen. Ein weiteres Stiickuber-<br />
kommener landliciier Bausubstanz ist<br />
daiiingegangen. - Welcti rasciien Wandei<br />
das bauerliclie Handwerk in nur wenigen<br />
Jaiirzeiinten erlebt iiat wird in dem Heimatmuseum<br />
Eversberg deutlicii. Hier<br />
sind systematiscli die Geratschaften, die<br />
vor kurzer Zeit noch im Gebraucii waren.<br />
zusammengetragen worden.<br />
Text und Foto: Friedlielm Ackermann<br />
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LESERBRIEFE<br />
SAUERLAND<br />
59<br />
Hundts-Neugliederungs-Ruckschau<br />
Sauerland 1/85<br />
Zehn Jahre spater, ei der Daus,<br />
da findet doch der Hundt heraus,<br />
daB Amsberg-alt sei deklassiert.<br />
Ob das bei uns wohl int'ressiert,<br />
well statt Prestige die Vernunft<br />
hat docii geformt Arnsbergs Zukunft?<br />
Da iiaben docii Gsciieidies Mannen<br />
vor Ait-Arnsberg nur ® gehangen.<br />
Und das, so sieht's Herr Hundt mit Graus,<br />
sieht doch nach Deidassierung aus.<br />
Doch Neheims Anseh'n in der Welt<br />
ward nie durch ® in Frag' gesteilt,<br />
weii, wenn sie mit uns sprechen wolien,<br />
sie dann die 0293® wohl wahlen sollen.<br />
Und auch das Rathaus als Verwaitungssitz<br />
Ait-Arnsberg nicht deklassiert - Potz-Blitz!<br />
<strong>Der</strong> Burger hatt' doch nie verstanden,<br />
wenn fur's vorhandene war neu erstanden<br />
ein Rathaus fur so viele Millionen,<br />
die an and'rer Stelle sich viel besser lohnen.<br />
Und Neheim, so ganz und gar Bescheidenheit,<br />
macht daraus keine Prestige-Angelegenheit<br />
Es trennet sich durch Wall und Mauer<br />
von der Verwaltungsburg auf Dauer.<br />
Die bietet ihre schonste Seit' nach Osten nun,<br />
von wo die Sonne kommt und gruBt der Glockenturm,<br />
in <strong>des</strong>sen Schatten. will die Stadt wohl prasentieren<br />
sich auch die Neheimer nicht lange zieren.<br />
1st doch, wie Teriet am Alten Markt verkundet,<br />
Alt-Arnsbergs Schonheit wohl gegrundet,<br />
wo Neheims Geld in Tunnel, StraB', Kanal entschwindet.<br />
Zehn Jahre wahret jetzt die Ehe,<br />
die Eheleuf teil'n sich das Wohl und Wehe.<br />
Und wenn entlang der neuen Autobahn<br />
Arnsberg setzt seinen FuB auf Neheim oder Husten,<br />
so triumphiert der Eine nicht mit Lusten:<br />
Nein, Arnsberg's Adler einigt alle unter seinen Schwingen.<br />
Ob Arnsberg 1, ob Arnsberg 2, ob Rathaus hin und her:<br />
Arnsberg aller Wege! Wir sind doch Wer!<br />
Herbold scripsit<br />
Pixa pinxit<br />
Neues Aussehen<br />
„Das Heft 1/1985 mit der schwarz umrandeten<br />
Titelseite wirkt wie ein Totenbrief!"<br />
Herbert Schulte, Iserlohn<br />
„Herzlichen Gluckwunsch zur Neugestaltung<br />
von SAUERLAND. Alle guten Wunsche".<br />
Helmut A. Kraas, LQdenscheid<br />
%%d ^ldUe§bon\,<br />
Eigener Herd ist Gol<strong>des</strong> wert — auch in der Kur. Kommen<br />
Sie mit Kind und Kegel in unsere Kurappartements.<br />
Auskunft: Kurverwaltung, 4780 Bad Waldliesbom,<br />
® 0 29 41 / 80 02 05.<br />
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60<br />
SAUERLAND<br />
RBLRGBAL<br />
HElM^r<br />
^/IUSEU^/<br />
HOLTHAUSEN<br />
Goldmedaillengewinner<br />
im Bun<strong>des</strong>wettbewerb<br />
„Unser Dorf soil schoner<br />
werden"1979<br />
Waslstzusehen?<br />
Alles iJber Schiefer, viele<br />
Gesteine, Tiere <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong>,<br />
Arbeitsgerate aus der Vergangenheit<br />
<strong>des</strong> Hochsauerlan<strong>des</strong><br />
sowie Kunst <strong>des</strong><br />
Bildhauers Senge-Platten.<br />
Geoffnet:<br />
Mittwochs und samstags<br />
15-17 Uhr, sonntags 10-12 Uhr<br />
5948 Schmallenberg-<br />
Holthausen<br />
Telefon(0 29 74)6019<br />
H.&F.SCHNEIDER KORNBRENNEREI<br />
NUHLAR-HOCHSAUERLAND<br />
Ersatz fur A 4<br />
Bisher glaubte ich, der Sauerlander<br />
Heimatbund sei eine Vereinigung von<br />
Menschen, die in tiefer Verantwortung<br />
fur ihren heimatliciien Lebensraum ihre<br />
Aufgabe darin sehen, diesen Lebensraum<br />
zu erhalten und zu pflegen. i-leimatliebe<br />
oiine Heimatpflege ist unmogiich.<br />
Mit Erstaunen, urn niciit zu sagen mit<br />
MiBfaiien lese ich soiclne Artikei wie den<br />
oben erwaiinten, aus dem ich interpretiere,<br />
daB namhafte Vertreter <strong>des</strong> Heimatbun<strong>des</strong><br />
dem Bau einer Autobahn das<br />
Wort reden. Ich verweise auf ahnliche<br />
AuBerungen im neuen Jahrbuch <strong>des</strong><br />
Hochsauerlandkreises und auf Stellungnahmen<br />
zur Negertaisperre in der Zeitschrift<br />
„Saueriand". ich halte es fur sehr<br />
bedenklich, wenn die Zeitschrift eines<br />
Heimatbun<strong>des</strong> von offiziellen Vertretern<br />
benutzt wird, Tendenzen zu befurworten,<br />
die auf eine Zerstorung der Landschaft<br />
und damit der Heimat zieien. Fur mich<br />
steilt sich die Frage. welche Interessen<br />
hier vertreten werden? Wo bleibt die Gegenmeinung,<br />
die von vieien Mitgliedern<br />
<strong>des</strong> 1-leimatbun<strong>des</strong> vertreten wird? ich<br />
frage: Wo blieb der Sauerlander Heimatbund,<br />
als die sogenannte Stadtsanierung<br />
Meschede. Bigge-Olsberg und Winterberg-Niedersfeld<br />
zerstorte? Wehrte er<br />
der Gigantomanie der Planer und Technokraten.<br />
die hier in GroBstadtmanier bauten?<br />
Freunde von mir waren entsetzt, als<br />
sie diese Siedlungen sahen; sie iiberlegten<br />
fur sich, ob es sich iohne, sich in einem<br />
Land zu erholen, wo solche Bauwut zerstorerisch<br />
wirkt<br />
Wie besturzt mussen doch solche Burger<br />
sein, die mit Liebe Haus, Garten und<br />
Dorf pflegen. wenn nebenan ohne Rucksicht<br />
auf gewachsene Strukturen die<br />
Landschaft „entwickelt" wird. Ich muB<br />
feststeilen, daB offenbar Entwicklung<br />
und Zerstorung haufig synonyme Begriffe<br />
sind. StraBen werden gebaut mit dem<br />
Anspruch, Landschaften zu entwickeln,<br />
wirtschaftlich zu entwickeln. Was will<br />
man im Sauerland noch entwickeln? Ich<br />
kenne alle deutschen Landschaften. besonders<br />
die deutschen Mittelgebirge. und<br />
behaupte aus dieser Kenntnis heraus:<br />
Von den vergleichbaren Landschaften<br />
hat das Sauerland mit den hochsten Lebensstandard.<br />
Beweise dafur sind leicht<br />
zu finden:<br />
- saubere. sehr gepflegte Dorfer-,<br />
- kostenaufwendige Bauten in den gro-<br />
Beren Orten;<br />
- asphaltierte Wege bis in die Walder;<br />
ich kenne kein deutsches Mittelgebirge,<br />
in dem so viele Wege geteert sind<br />
wie im Sauerland.<br />
Daraus folgt: Je hoher der Lebensstandard<br />
einer Region ist, umso mehr werden<br />
Heimat und Landschaft zerstort. Das sollte<br />
man sich merken!<br />
In dem erwahnten Artikei ist von einem<br />
Gutachten die Rede: ich bin skeptisch.<br />
was den Wert solcher Gutachten<br />
betrifft. Zu oft kommen verschiedene<br />
Gutachten zu entgegengesetzten Bewertungen<br />
<strong>des</strong> gleichen Sachverhaltes. <strong>Der</strong><br />
Auftraggeber erwartet ein ihm genehmes<br />
Gutachten und zahlt dafur. Wenn<br />
von der Entwicklung eines Wirtschaftsraumes<br />
gesprochen wird, frage ich: Welcher<br />
MaBstab wird angewendet, ist der<br />
hochste MaBstab wirklich der beste?<br />
Wenn Entwicklung schlieBlich dazu fuhrt.<br />
daB Stadte und manche Dorfer nicht<br />
mehr lebenswert sind, well alles naturliche<br />
fortentwickelt wurde, dann ist<br />
Entwicklung nichts anderes als ein schleichender<br />
Tod.<br />
Betrachten Sie bitte diesen Brief als<br />
den Beitrag eines Menschen. der das<br />
Sauerland als seine Heimat liebt<br />
Wilfried Schmidt<br />
Theo Hundt:<br />
„Geschichten aus der Heimat"<br />
Als Mitglied <strong>des</strong> Sauerlander Heimatbun<strong>des</strong><br />
freue ich mich auf jede Nr. ..Sauerland".<br />
Doch diesmal ist Herrn Hundt ein<br />
Tiefschlag gelungen. Bel aller Kritik an<br />
ARD/WDR, der ich mich anschlieBe, ist es<br />
doch gemein, ..weiterfahrene Hauptschulabganger"<br />
als dumm und leichtglaubig<br />
hinzustellen. Schon die Klassifizierung<br />
..Hauptschulabganger" zeigt. wie<br />
mancher uber manchen denkt!<br />
Franz SchSrmann<br />
Bestwig-Velmede<br />
Anmerkung:<br />
<strong>Der</strong> Ausdruck ist in der Tat miBverstandlich<br />
und wird von Verfasser und Redaktion<br />
bedauert.<br />
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PERSONALIEN<br />
SAUERLAND<br />
61<br />
Verdienstmedaille fur Peter Kuhlmann<br />
Bun<strong>des</strong>pradisent Dr. Richard von Weizsacker<br />
hat Peter Kuhlmann aus Saalhausen<br />
die Verdienstmedaille <strong>des</strong> Verdienstordens<br />
der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland<br />
verliehen. Landrat Hanspeter Klein uberreichte<br />
diese Auszeichnung in einer kleinen<br />
Feierstunde im Olper Kreishaus.<br />
Seit mehreren Jahren ist Peter Kuhlmann<br />
welt uber die Grenzen <strong>des</strong> Kreises<br />
OIpe hinaus als „Sauerlander Orgelmann"<br />
bekannt geworden. Bei unterschiedlichsten<br />
Anlassen erfreut er mit Darbietungen<br />
seiner Drehorgel und bittetum Spenden<br />
fur karitative Zwecke. Den durch seine<br />
Auftritte erzielten Erlos hat er seit<br />
1975 fur die behinderten Kinder im Laurentiusheim<br />
<strong>des</strong> Caritasverban<strong>des</strong> fur<br />
den Kreis OIpe in Attendorn zur Verfugung<br />
gestellt Insgesamt sind mehr als<br />
100000 DM auf diese Art und Weise zusammengekommen.<br />
Die Mittel wurden<br />
fur Bau und Ausrustung von Behinderteneinrichtungen<br />
und verschiedene Behinderten-Arbeitsgemeinschaften<br />
verwendet<br />
Mit seinem Pensionsbetrieb in Saalhausen<br />
mit seinem uber dem durchschnittlichen<br />
Niveau liegenden Angebot<br />
in der Gastronomie tragt Peter Kuhlmann<br />
zur Bereicherung und Forderung <strong>des</strong><br />
Fremdenverkehrs hierzulande maBgeblich<br />
bei. Co<br />
Kreisoberamtsrat<br />
Heinz Becker t<br />
Am 2. April 1985 schied Herr Kreisoberamtsrat<br />
Heinz Becker plotzlich und unerwartet<br />
aus unserer Mitte. <strong>Der</strong> Verstorbene<br />
trat sogleich nach seiner Schulausbildung<br />
im Jahre 1939 in den Dienst <strong>des</strong><br />
Altkreises Brilon. Seine Verwaltungstatigkeit<br />
wurde von 1943 bis 1945 durch<br />
Arbeitsdienst- und Militarzeit sowie<br />
Kriegsgefangenschaft unterbrochen.<br />
Nach Wiederaufnahme <strong>des</strong> Dienstes leitete<br />
er viele Jahre hindurch das Schulamt<br />
<strong>des</strong> Kreises Brilon. Im Mai 1979 wurde er<br />
mit der Leitung der Kulturabteilung <strong>des</strong><br />
Hochsauerlandkreises betraut Diese ihm<br />
lieb gewordene Funktion bestimmte bis<br />
zuletzt nicht nur sein dienstliches Wirken,<br />
sie strahlte auch weit in sein Privatleben<br />
hinein. Unermiidlich und allzeit aufgeschlossen<br />
fur die kulturellen Belange im<br />
Hochsauerlandkreis setzte er seine ganze<br />
Kraft sowohl in die Organisation einer<br />
Reihe von Ausstellungen, als auch bei der<br />
Forderung <strong>des</strong> Sauerland-Museums ein.<br />
Besonders zu betonen sind seine Verdienste,<br />
die er sich um die Jugendmusikschule<br />
und die Volkshochschule <strong>des</strong> Kreises<br />
Brilon und <strong>des</strong> spateren Hochsauerlandkreises<br />
erwarb. Steter Eifer und<br />
allzeitige Einsatzbereitschaft kennzeichneten<br />
so seinen Lebensweg.<br />
Als gebiJrtigem Altenbiirener gait all'<br />
sein Muhen und Schaffen seiner sauerlandischen<br />
Heimat<br />
Wer Heinz Becker gekannt und mit ihm<br />
zum Wohle der Allgemeinheit gew/irkt<br />
hat, wird mit mir seiner stets gem gedenken<br />
und sein Andenken in Ehren halten.<br />
Karl Heinz Strothmann<br />
Kreisheimatpfleger HSK<br />
Ministerialrat Alfred Wirtz (SPD), seit<br />
1983 personlicher Referent <strong>des</strong> Chefs der<br />
Dusseldorfer Staatskanzlei, Staatssekretar<br />
Klaus-Dieter Leister, wurde am 1. Juni<br />
neuer Regierungsvizeprasident in Munster.<br />
Wirtz wurde am 11. Juli 1943 in Wenden,<br />
Kreis OIpe, geboren, und begann<br />
nach dem juristischen Referendardienst<br />
Ende 1976 seine Karriere im Lan<strong>des</strong>dienst.<br />
^^<br />
Landrat Hanspeter Klein uberreicht die Verdienstmedaille an Peter Kuhlmann<br />
Foto: Bernd Sangermann<br />
Am 18. Februar starb Geistlicher Rat<br />
Pfarrer i.R. Aloys Klein. Er war geboren<br />
am 1. November 1907 in Schneppenohl<br />
bei OIpe. Durch seinen Onkel, Erzbischof<br />
Dr. Caspar Klein, wurde er am 28. Marz<br />
1936 im Dom zu Paderborn zum Priester<br />
geweiht. Zunachst war er Seelsorger in<br />
Dortmund. Von 1941 bis 1946 war er Sanitater<br />
an der Ostfront und in russischer<br />
Kriegsgefangenschaft. 1952 ubernahm<br />
er die Pfarrei Oberhundem. Zeitweise war<br />
er auch Dechant <strong>des</strong> Dekanats Elspe. Er<br />
war Initiator und Herausgeber der ,.Beitrage<br />
zur Geschichte von Kirchspiel und<br />
Gemeinde Oberhundem" zur 675-Jahr-<br />
Feier 1972. Auch uber seine Pensionierung<br />
1976 hinaus blieb er ein treuer<br />
Freund seiner sauerlandischen Heimat.<br />
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SAUERLAND<br />
62<br />
Leitender Kreisverwaltungsdirektor<br />
Franz K6per, Arnsberg, starb am 11. April<br />
im Alter von 59 Jahren. Nach Kriegsdienst<br />
und Kriegsgefangenschaft hatte<br />
er 1946 beim Kreis Arnsberg den Verwaltungsdienst<br />
begonnen. Nach langjahriger<br />
Tatigkeit im Hauptamt war er am 1. September<br />
1980 Dezernent fur Soziales, Jugend<br />
und Sport <strong>des</strong> Hochsauerlandkreises<br />
geworden. Seit vielen Jahren war er<br />
ehrenamtllcher Geschaftsfuhrer und Vorstandsmitglied<br />
<strong>des</strong> Kreisverban<strong>des</strong><br />
Arnsberg <strong>des</strong> Deutschen Roten Kreuzes.<br />
*<br />
<strong>Der</strong> geschaftsfuhrende Gesellschafter<br />
der Krombacher Brauerei, Friedrich Schadeberg.<br />
vollendete am 23. April sein 65.<br />
Lebensjahr. <strong>Der</strong> Diplom-Brauerei-lngenieur<br />
fuhrte in drei Jahrzehnten die Marke<br />
..Krombacher Pils" von lokaler zu bun-<br />
<strong>des</strong>weiter Bedeutung. In zahlreichen<br />
Fach- und Verbandsgremien der Brauwirtschaft<br />
ist er ehrenamtlich tatig, ebenso<br />
in der Industrie- und Handelskammer<br />
Siegen. Im Sommer erholt er sich segelnd<br />
auf dem Biggesee, im Winter als Skiwanderer<br />
im Rothaargebirge.<br />
Elmar Klagges Lan<strong>des</strong>sieger<br />
Elmar Klagges aus Siedlinghausen,<br />
Schuler <strong>des</strong> Schmallenberger Organisten<br />
Ulrich Schauerte, belegte bei der NRW-<br />
Endausscheidung <strong>des</strong> Wettbewerbs .,Jugend<br />
musiziert" im Fach Orgel unangefochten<br />
den 1. Platz. Als Lan<strong>des</strong>sieger<br />
vertritt der 19jahrige Gymnasiast das<br />
Land NRW bei der Bun<strong>des</strong>ausscheidung<br />
vom 24. bis 31. Mai in Mainz.<br />
<strong>Der</strong> ISjahrige Alex Konig aus Fredeburg,<br />
ebenfalls ein Schuler von Ulrich<br />
Schauerte, wurde in seiner Altersklasse<br />
Dritter.<br />
Familienforschung<br />
Die Anregung im Dezember-Heft <strong>des</strong><br />
vergangenen Jahres, die an der Familienforschung<br />
Interessierten mochten sich<br />
bei der Geschaftsstelle melden, hat ein<br />
unerwartet groBes Echo gefunden. <strong>Der</strong><br />
Vorstand <strong>des</strong> Sauerlander Heimatbun<strong>des</strong><br />
hat daraufhin mit der Westfalischen<br />
Gesellschaft fur Genealogie und Familienforschung<br />
in Munster Kontakt aufgenommen.<br />
Es wurde vereinbart, daB die<br />
Familienforscher aus dem kurkolnischen<br />
Sauerland sich anlaBlich der Jahreshauptversammlung<br />
der Gesellschaft am<br />
1. Juni in Dortmund treffen, um zu uberlegen,<br />
ob und wie eine Zusammenarbeit<br />
stattfinden soil.<br />
Paderborn<br />
,V Eggegeb/<br />
Land der tausend Berge<br />
Touristikzentrale Sauerland • ft)stfach 1460 • D-5790 BrilonTelefon 02961-912 29 Q<br />
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SAUERLAND<br />
63<br />
o<br />
Leistung<br />
und<br />
Partnerschaft<br />
Wenn Sie die Dresdner Bank heute im Kreise<br />
der ganz GroBen finden, dann gibt es dafur viele<br />
Grijnde. Einer davon ist, daB bei alien unseren<br />
BemiJhungen und Leistungen immer der Kunde<br />
im Mittelpunkt steht. GroBcomputer, Klarsichtleser,<br />
elektronische Datentibermittlung helfen<br />
uns, die Flut der taglichen Geschafte schnell<br />
und zuverlassig abzuwickein und unsere Kunden<br />
so zu betreuen, wie sie es von uns erwarten<br />
konnen. Denn erst dieTechnik einer groBen<br />
Bank gibt uns die Zeit fur eine personliche, auf<br />
die individuellen Probleme <strong>des</strong> einzelnen Kunden<br />
zugeschnittene Beratung. Daraus entstand die<br />
vertrauensvolle Partnerschaft, die uns mit Kunden<br />
und Geschaftsfreunden in alierWelt verbindet.<br />
Mit dem griinen Band der Sympathie<br />
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64<br />
SAUERLAND<br />
Neue Mitglieder<br />
bzw. Abonnenten:<br />
Alfred Schneider, Lennestadt-Elspe<br />
Werner Schroder, Stadtlohn<br />
Heinz-Jurgen Fach, Dusseldorf<br />
Ursula Mecke, Duderstadt<br />
Franz Koerdt, Menden<br />
Renate Schaefer, Meschede<br />
Otto Schleime, Lennestadt<br />
Marianne Feldhaus-Kemper,<br />
Schmallenberg<br />
Winfried Dickel, Brilon<br />
Maria Pape, Winterberg-Altastenberg<br />
Ciliy Schutte, Winterberg-Altastenberg<br />
Berghote! Astenkrone,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Johanna Hanses,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Hotel Kirchmeier,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Pension Haus Tina,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Maria Agnes Pape,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Josef Koch, Winterberg-Altastenberg<br />
Gerd-Werner Gierse,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Elisabeth Heine,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Friedrich Bausen,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Rudiger Sauer,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Heinz Simon, Winterberg-Altastenberg<br />
Otto Wagener, Winterberg-Altastenberg<br />
Hans Zurhorst, Winterberg-Altastenberg<br />
Helmuth Asbrand,<br />
Winterberg-Altastenberg<br />
Wolfgang Weidel, Neuss<br />
Gerd Piwinski, Arnsberg<br />
Asmuth Leuchten und Hubert Lattrich,<br />
Medebach-Dudinghausen<br />
Wilhelm Padberg, Karlsruhe<br />
Clemens Haite, Eslohe<br />
Gregor Schnutgen,<br />
Lennestadt-Kirchveischede<br />
Klaus Sternemann, Medebach<br />
Erwin Tepel, Marsberg<br />
Norbert Vollmer, Medebach-Kustelberg<br />
Helmut Busch, Brilon<br />
Franz Osebold, Neuss<br />
Jenny Cronenbergh, Meschede<br />
Else Neudek, Meschede<br />
Paul Schulte, Meschede<br />
Johannes Wilmers, Meschede<br />
Heinrich Schmidt, Paderborn<br />
Dr. med. Josef Rorig, Marsberg<br />
Paul Grotmann, Munster<br />
Dr. Ronald Koenig, Munster<br />
Dr. med. Franz Otto Rinsche, Munster<br />
Dr. med. Eduard Pack, Munster<br />
Prof. Dr. med. Elmar Schnepper,<br />
Munster<br />
Detlef Ludemann, Arnsberg-Rumbeck<br />
Theo Krick, Arnsberg 1<br />
Heino Kunkenrenken, Arnsberg 1<br />
Friedhelm Sieland, Arnsberg 1<br />
Hermann Reuther,<br />
Arnsberg-Bruchhausen<br />
Radegunde Ising, Arnsberg 1<br />
Friedrich Berken, Arnsberg 1<br />
Dieter Korn, Sundern<br />
Gerhard Rusche, Drolshagen<br />
SAUERLAIMD. Zeitschrift <strong>des</strong> Sauerlander Heimatbun<strong>des</strong><br />
(fruher Trutznachtigall. Heimwacht und Sauerlandruf)<br />
18. Jahrgang Heft 1 Marz 1985<br />
ISSN 0177-8110<br />
Herausgeber und Verlag: Sauerlander Heimatbund e.V..<br />
Postfach 1140, 5948 Schmallenberg<br />
Vorsitzender: Dr. Albert Mullmann, Jupiterweg 7,5790 Brilon,<br />
Tel. (02961) 91370. Stellv. Vorsitzender: Karl-Josef<br />
Luster-Haggeney, Schwartmecke, 5942 Kirchhundem 3,<br />
Tel. (02723) 72538.<br />
Geschaftsstelle: Geschaftsfuhrerin Hiltraud Schuttler.<br />
Postfach 1140, 5948 Schmallenberg, Tel. (02972) 30062.<br />
Konten: Stadtsparkasse Schmallenberg (BLZ 4605Z8S5)<br />
40011116, Postscheckamt Dortmund (BLZ 44010046)<br />
4876-461.<br />
Jahresbeitrag zum Sauerlander Heimatbund einschlieSlich<br />
<strong>des</strong> Bezuges dieser Zeitschrift 9,- DM. Einzelpreis 3.- DM.<br />
Erscheinungsweise vierteljahrlich.<br />
Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors.), Sebastiansweg<br />
10,5960Olpe,Tel.(02761) 81258(d).63301 (p).Hans<br />
Wevering (techn. Redaktion), SchloBstraSe 54, 5760 Arnsberg<br />
2, Tel, (02931) 1853 (d), 3262 (p).<br />
Friedhelm Ackermann, Arnsberg. Gunther Becker. Lennestadt.<br />
Fritz Droste. Elpe. Theo Hundt, Olpe. Hedwig Jungblut-Bergenthal,<br />
Schmallenberg. Heinz Lettermann. 01sberg.<br />
Heinz-Josef Padberg, Meschede. Klemens Propper.<br />
Arnsberg. Siegfried Richter. Arnsberg. Werner Riemer.<br />
Arnsberg. Josef Wiegel, Schmallenberg.<br />
Anzeigenverwaltung: Geschaftsstelle.<br />
Layout: Werner Ahrens. Grafik-Designer grad. BOG. Balve.<br />
Gesamtherstellung: Strobel-Druck, Zur Feldmuhle 11,<br />
5760 Arnsberg 2, Tel, (02931) 1853 u, 1851.<br />
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Am besten ist<br />
sofort ein Scheck,<br />
Denn wenn wir Ihren Schaden sofort per Scheck regulieren, sind beide<br />
Seiten fein heraus. Sie haben schnell Ihr Geld. Wir eriedigen unsere<br />
Arbeit ohne Papierkrieg - so unkompliziert wie moglich und so genau<br />
wie notig. Klar, daB unsere Kunden weit und breit<br />
diese Sofortregulierung schatzen.<br />
Das ist Service, wie ersein soil!<br />
Und das Resultat:<br />
In der Hausrat- und<br />
Gebaudeversicherung<br />
zum Beispiel<br />
regulieren wir von<br />
jahrlich 160.000 Schaden<br />
mehr als zwei Drittel<br />
sofort per Scheck<br />
Meine Kollegen und ich.<br />
Wenn Sie auf guten Service und gijnstige<br />
Preise achten,kommen Sie zur Provinzial.<br />
•%Westtaliscne •<br />
PROVINZIAL<br />
Versicherung der©Sparkassen<br />
Die Versicherung in Ihrer Nahe<br />
Geschaftsstellen in ganz <strong>Westfalen</strong>. Informationen bei jeder Sparkasse und bei der LBS.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
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Sauerländer Heimatbund<br />
SAUERLAND<br />
Was ist das?<br />
Es ist das standig uberwachte Erdgasleitungsnetz<br />
der WFG, das sich in einem Versorgungsgebiet<br />
von 14000 l
Sauerländer Heimatbund<br />
SAUERLAND<br />
Wenn einer<br />
eine Reise tut.<br />
... dann kann er was erzahlen.<br />
Unliebsame Uberraschungen konnen Sie<br />
bei grundlicherVorbereitung meistens<br />
vermeiden.<br />
Ihr Geldberater bei uns sagt Ihnen nicht<br />
nur, wie Sie bequem und sicher bezahlen,<br />
sondern gibt iiinen aucin eine Menge<br />
Tips, die das Reisen fur Sie angenehm machen.<br />
Ihre Geldberater<br />
Die Sparkassen <strong>des</strong> Sauerian<strong>des</strong><br />
Sparkasse Arnsberg-Sundem • Sparkasse Attendorn • Sparkasse Balve-Neuenrade • Sparkasse Bestwig • Sparkasse<br />
Hochsauerland • Sparkasse Finnentrop • Sparkasse Lennestadt-Kirchhundem • Sparkasse Meschede • Stadtsparkasse<br />
Marsberg • Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden • Stadtsparkasse Schmallenberg.<br />
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SAUERLAND<br />
? P767<br />
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22t)7 102<br />
^Mit her<br />
5960 (ILPE-RHOOE<br />
Griifien aas dem<br />
Sauerlandr<br />
C. & A. Veltins Brauerei, 5778 Meschede-Grevenstein/Hochsauerland, Telefon 02934/710<br />
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