Heft 1 - Sauerländer Heimatbund e.V.

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Saurländer Heimatbund SAUERLAND © Copyright Saueriander Heimatbund Gefordert durch Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen KREIS SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund

Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

© Copyright Saueriander <strong>Heimatbund</strong><br />

Gefordert durch<br />

Der Ministerprasident<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

KREIS<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>


ISSN 0177-8110<br />

Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

Nr. 1/Marz 1999<br />

SAUERLAND<br />

SAUERLAND<br />

Zeitschrift<br />

des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

K2767<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

SAUERLAND Nr. 1/Marz 1999<br />

Zeitschrift des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

SAUERLAND<br />

n<br />

Resolution<br />

der westfalischen Kreisheimatpfleger<br />

„Eine Reform der Verwaltung auf der Ebene der mittleren<br />

Behorden ist im politischen Rahmen und in den Medien in den<br />

letzten Jahren wiederholt erortert worden. Neu entflammt ist die<br />

Diskussion durch ein Eckpunktepapier, das das Dusseldorfer Innen-<br />

und Justizministerium dem Kabinett vorgelegt hat, das sowohl<br />

die Bezirksregierungen wie auch die Landschaftsverbande<br />

Rheinland und Westfalen-Lippe auf den Prufstand stellt. Eine<br />

Verwaltungsreform ist sicher notwendig, doch kann in Zukunft<br />

nicht auf die Landschaftsverbande verzichtet werden.<br />

Als gewahlte Vertreter von rund 100.000 Westfalen sprechen<br />

wir als Kreisheimatpfleger uns einstimmig fur den Erhalt<br />

der Landschaftsverbande aus. Eine Auflosung wurde die<br />

Schwachung der Kulturarbeit im allgemeinen und der Heimatpflege<br />

im besonderen bedeuten.<br />

Die enge Verbindung des Westfalischen <strong>Heimatbund</strong>es zum<br />

Landschaftsverband Westfalen-Lippe garantiert die fachliche Betreuung<br />

der ortlichen und uberregionalen Heimatvereine in<br />

Westfalen.<br />

Der Landesteil Westfalen hat innerhalb des Bundeslandes trotz<br />

seiner historisch gewachsenen Strukturen stets um die Anerkennung<br />

als eigenstandige Landschaft kampfen mussen. Die Zukunft<br />

dieser eigenstandigen Landschaft ware durch die Auflosung<br />

der Landschaftsverbande ungewiE, denn unser Landschaftsverband<br />

ist eine der wenigen bestehenden leistungsstarken<br />

Institutionen, die in ihrer raumlichen Zustandigkeit fur ganz<br />

Westfalen zu einem entscheidenden Faktor fur den Zusammenhalt<br />

der einzelnen westfalischen Regionen geworden ist. Er tragt<br />

dafur Sorge, dalJ Westfalen und das Rheinland als Landesteile<br />

gleichberechtigt behandelt werden, und tritt dafur ein, die Vernachlassigung<br />

Westfalens innerhalb Nordrhein-Westfalens abzubauen<br />

und die Position Westfalens zu starken.<br />

Die Kreisheimatpfleger Westfalens sprechen sich daher gegen<br />

alle Bestrebungen aus, die die Landschaftsverbande als tragende<br />

Institutionen Westfalens und des Rheinlandes in Frage stellen.<br />

Die Landschaftsverbande folgen einem ganzheitlichen Ansatz,<br />

tragen so zu einer erfolgreichen politischen und kulturellen Arbeit<br />

bei und sichern die regionale Identitat sowohl der Westfalen<br />

wie auch der Rheinlander."<br />

Aus dem Inhalt<br />

Seite<br />

Zerschlagt die Verwaltungsstrukturreform<br />

Westfalen? 4<br />

Lenne, Silberdorf 1998 7<br />

Essinghausen errang Silber im<br />

Bundeswettbewerb 10<br />

40 Essinghauser in der Bundeshauptstadt<br />

Berlin 12<br />

Das teciinische Kulturdenkmal<br />

Wendener Hiitte auf dem Weg<br />

zum Museum 14<br />

Der Schmallenberger Kirchturmstreit 17<br />

Die Eule als Abwehrzauber im<br />

sauerlandischen Brauchtum 20<br />

MaRnahmen zum Schutz von<br />

Sitte und Sittlichkeit um die Jahrhundertwende<br />

im Amt Bigge 22<br />

Familienforschung im Kreis Olpe 28<br />

825 Jafire Kloster Oelinghausen 30<br />

Der Vorstand des SHB unterwegs 31<br />

Biicher • Scfirifttum 34<br />

Leserbriefe 46<br />

Personalien 48<br />

Unser Titelbild<br />

zeigt den spatgotischen Schnitzaltar der<br />

Klausenkapelle bei Meschede (siehe auch<br />

Seite 34) Foto: Friedhelm Ackermann.<br />

Mitarbeiter dieses <strong>Heft</strong>es:<br />

Dr. Adalbert Mullmann, Brilon; Dieter<br />

Wiethoff, Meschede; Werner F. Cordes,<br />

Attendorn; Dr. Erika Richter, Meschede;<br />

Dr. Fritz Reckling, Brilon; Gunther<br />

Becker, Lennestadt; Dieter Wurm,<br />

Meschede; Hermann-Josef Feldmann,<br />

Lenne; Roland Vossel, Olpe; Theo<br />

Hilchenbach, Drolshagen; Paul Rotz,<br />

Olpe; Heinz-Joachim Sack, Drolshagen;<br />

Monika Socken, Olpe; Britta Schmid,<br />

Frankfurt; Friedhelm Ackermann, Arnsberg;<br />

Karl-H. Falk, Attendorn; A. Wenke,01sberg;<br />

Robert Rameil, Korschenbroich;<br />

Werner Saure, Neheim-<br />

Husten; Gunter Kotthoff, Meschede;<br />

Ulrich Wiegelmann, Olsberg; Dr Edeltraud<br />

Klueting, Munster; Dieter Trops,<br />

Olpe; Heinz-Josef Padberg, Meschede.<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Zerschlagt die Verwaltungsstrukturreform<br />

Brief des<br />

12. Februar 1999<br />

Westfalischen<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

an den<br />

Ministerprasidenten<br />

des<br />

Landes<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Herrn<br />

Wolfgang Clement<br />

Sehr geehrter Herr Ministerprasident,<br />

der Berichterstattung in der Presse zufolge haben Sie am 6. Februar<br />

bei einer Delegiertenkonferenz des SPD-Unterbezirks<br />

Coesfeld in Diilmen bekundet, „die westfalische Identitat ...<br />

hangt nicht allein am Landschaftsverband Westfalen-Lippe."<br />

Dieser Einschatzung des WestfalenbewuIStseins widersprechen<br />

die in den iiber 520 Heimatvereinen in Westfalen organisierten<br />

100.000 Mitglieder des Westfalischen <strong>Heimatbund</strong>es entschieden.<br />

Fur uns alle in Westfalen besitzt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe<br />

als Garant fiir die westfalische Selbstverwaltung einen<br />

hohen und unersetzbaren Wert. Hier findet das HeimatbewuBtsein<br />

aller Westfalen seine institutionelle Verankerung. Als<br />

Bindeglied fiir die westfalischen Regionen sichert er die Einheit<br />

Westfalens und nimmt originare politische Aufgaben fiir den<br />

Landesteil Westfalen wahr. Er ist die einzige gesamtwestfalische<br />

Klammer. Wer den Landschaftsverband zerstort, der muB wissen,<br />

dal^ er damit Westfalen zerstort und das politische Gleichgewicht<br />

zwischen Rheinland und Westfalen aus dem Lot bringt.<br />

Noch 1993 haben Sie, damals Chef der Staatskanzlei, vor ca.<br />

200 Zuhorern im Miinster'schen Erbdrostenhof bekannt: „Ich<br />

bin ein Anhanger der Landschaftsverbande, um das klar zu sagen."<br />

Wir Westfalen sind ebenfalls Anhanger unseres Landschaftsverbandes,<br />

und daran wird sich nichts andern. Wir wollen weder zu<br />

einem „Verwaltungsbezirk NW 11" der Dusseldorfer gemacht<br />

noch in diffuse Teilregionen, die auf dem Reil^brett der Technokraten<br />

entstehen, auseinanderdividiert werden. Mit der Landschaftsversammlung<br />

als unserer demokratischen Vertretung<br />

werden wir Westfalen auch in Zukunft eine aktive politisch-kulturelle<br />

Leistung erbringen, die unsere westfalische Identitat sichert.<br />

Wir werden bis zu einem Volksbegehren dafiir kampfen, dal^ die<br />

westfalische Selbstverwaltung, die seit 180 Jahren den Westfalen<br />

garantiert ist, erhalten bleibt und nicht von Diisseldorf zerstort<br />

wird.<br />

Mit freundlichen Griil^en<br />

Dr. Manfred Scholle<br />

Vorsitzender<br />

Dr Adalbert Mullmann<br />

Stelivertretender Vorsitzender<br />

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SAUERLAND NR. 1/1999<br />

SAUERLAND<br />

Westfalen?<br />

Ministerprasident<br />

Clement<br />

im Kreuzfeuer<br />

der Kritik<br />

Dieter Wurm<br />

Vorsitzender des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

Der Weg, den der Ministerprasident Clement einschlagt,<br />

die Landschaftsverbande Rheiniand und Westfalen-Lippe<br />

aufzulosen, koppelt die Staatsverwaltung in<br />

groBem MaBe von der Bevolkerung und deren demokratischer<br />

Teilhabe ab und wird deshalb zu Recht von<br />

Kritikern aus alien politischen Lagern und bedeutenden<br />

Reprasentanten des offentlichen Lebens als Ruckfall in<br />

den Staatszentralismus gegeiBelt.<br />

Wie glaubwlirdig ist eigentlich Herr Clement, der als Minister<br />

fur besondere Angelegenheiten und Chef der nordrhein-westfalischen<br />

Staatskanzlel am 17. Mai 1993 in Miinster, beim zweiten<br />

Erbdrostenhofgesprach, zum Thema „Regionale Selbstverwaltung<br />

und Subsidiaritdt in der Europdischen Gemeinschaft"<br />

erklart hat: „Zu den Landschaftsuerbdnden - damit Sie<br />

meine personliche Uberzeugung kennen - ich halte sie fur gut<br />

und richtig. Ich glaube, dad es fur den Zusammenhalt Nordrhein-Westfalens<br />

wichtig und uon groBer Bedeutung ist, dad<br />

es die Landschaftsuerbdnde gibt. Ich bin ein Anhdnger der<br />

Landschaftsverbande, urn das klar zu sagen."- und der heute<br />

ab 1. Februar 1999 nach der Klausurtagung der SPD-Fraktion<br />

in Liidenscheid im Eilschritt die Landschaftsverbande auflosen will.<br />

• Wie ernst genommen will der „Modernisierer" Clement sein,<br />

der bei seiner angeblichen Verwaltungsreform das inzwischen<br />

europaische Prinzip subsidiarer Selbstverwaltung straflich<br />

auEer acht laEt.<br />

• Wie fragwlirdig handelt der Ministerprasident, der vor einer<br />

zugesagten Akzeptanzpriifung und Aufgabenkritik bereits<br />

fertige Tatsachen durch die Auflosung der Landschaftsverbande<br />

schaffen will.<br />

• Wie zweifelhaft erscheint das Vorgehen des Ministerprasidenten,<br />

der ohne vorliegende gutachterliche Aussagen die verfassungsrechtliche<br />

Zulassigkeit einer Auflosung der Landschaftsverbande<br />

als nach Art. 28 GG geschiitzte Selbstverwaltungseinrichtungen<br />

der Kommunen und als nach Art. 29 GG<br />

schiitzenswerte landsmannschaftliche Organe keine Beachtung<br />

schenkt.<br />

• Wie fahrlassig handelt der Ministerprasident, wenn er grol^flachige<br />

und leistungsfahige Selbstverwaltungskorperschaften<br />

fiir die Bereiche Kultur, Soziales und Stral^enbau mit<br />

demokratischen Reprasentationsorganen auflost und glaubt,<br />

mit einer Stiftung fiir Kultur, mit Zweckverbanden im Sozial-<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

bereich und Verstaatlichung des Stral^enbaus<br />

effektive und zukunftsweisende Losungen<br />

gefunden zu haben.<br />

• Wie sehr handelt er damit im Gegensatz<br />

zu seinen bisher positiven AulSerungen zu<br />

den Westfalischen StraEenbauamtern, die<br />

gerade unter erheblichen Strukturreformen<br />

mit der Auflosung von 5 StraEenneubauamtern<br />

und im Betriebsdienst<br />

schon ab 1992 durch „Verschlankung"<br />

von 58 auf 45 StraEenbaumeistereien mit<br />

Vergrol^erung der StraEennetze (alles<br />

zusammen uber 100 Millionen Einsparung<br />

jahrlich!) ihre Reformfahigkeit<br />

bewiesen haben.<br />

• Wie problematisch wirkt sich sein Eingriff<br />

in die Westfalischen psychiatrischen Einrichtungen<br />

mit ihren spezialisierten und<br />

komplementaren Abteilungen aus, die gerade<br />

die langjahrigen und schwierigen<br />

Prozesse der Psychiatriereform erfolgreich<br />

vorangetrieben haben.<br />

• Wie verhangnisvoll mul? sein Vorgehen in<br />

bezug auf die landschaftliche Kulturpflege<br />

mit deren vielschichtigen Aufgabenfeldern<br />

angesehen werden, die gleichsam<br />

die kulturellen Klammerfunktionen fur die<br />

Regionen Nordrhein und Westfalen-Lippe<br />

bilden und somit zur Identitat in den Landesteilen<br />

erheblich beitragen.<br />

Bleibt zum SchluR die Frage nach dem nicht<br />

unbetrachtlichen kommunalen Vermogen der<br />

Landschaftsverbande (ca. 15 Milliarden), das<br />

trotz gegenteiliger Beteuerungen erhebliche<br />

Begehrlichkeiten weckt. Bleibt daruber hinaus<br />

die Hoffnung, da£ bei der nachsten Klausurtagung<br />

die Einsichtsfahigkeit des Ministerprasidenten<br />

einkehren moge. Etwa in dem Sinne,<br />

wie es sein Vorganger, der langjahrige<br />

Ministerprasident NRW, Dr. h.c. Johannes<br />

Rau, am 21. November 1986 im Landeshaus<br />

in Miinster sagte:<br />

„Mit der Gliederung unseres Landes in<br />

Gemeinden mit groBer Selbstdndigkeit, in<br />

Landschaftsverbande, die hohe Leistungsfdhigkeit<br />

verbinden mit burgerschaftlicher<br />

Mitbestimmung, damit haben wir alle miteinander<br />

dem biirokratischen Zentralismus<br />

eine Absage erteilt. Damit sind wir anderen<br />

Ldndern einen ganzen Schritt uoraus, und<br />

damit konnen wir auch fur die Weiterentwicklung<br />

regionaler Interessen in Europa<br />

ein gutes Beispiel anbieten. Die burgernahe<br />

Verfassung der Landschaftsverbande - das<br />

ist der gute Rahmen, der ausgeschopft werden<br />

kann durch profilierte Kommunalpolitiker<br />

regionaler Selbstverwaltung. So werden<br />

wir nach meiner Oberzeugung dem<br />

Auftrag der Burger am besten gerecht. Wir<br />

sind stolz auf die Leistung, auf die Lebenskraft<br />

dieser Regionalverwaltung."<br />

Eine Nachbemerkung zur vergleichenden<br />

Betrachtung scheint ganz aufschluEreich zu<br />

sein zu dem Stichwort „UbermdbIierung" der<br />

Mittelinstanzen in NRW im „Eckpunktepapier<br />

zur Verwaltungsstrukturreform" der Landesregierung.<br />

Niedersachsen beispielsweise unterhalt<br />

fur insgesamt 7,8 Mio. Einwohner vier<br />

Bezirksregierungen. Der Freistaat Bayern hat<br />

12 Mio. Einwohner und halt dafur sieben<br />

Regierungsprasidien und sieben Bezirke<br />

(= hohere Kommunalverbande) vor. Sachsen-<br />

Anhalt hat bei nur 2,7 Mio. Einwohnern drei<br />

Regierungsprasidenten, wahrend der Freistaat<br />

Sachsen fur 4,5 Mio. Einwohner drei<br />

Regierungsprasidenten und einen Landeswohlfahrtsverband<br />

hat.<br />

Wenn Nordrhein-Westfalen demgegenuber<br />

funf Bezirksregierungen auf staatlicher Ebene<br />

und zwei Landschaftsverbande auf kommunaler<br />

Ebene eingerichtet hat, um damit Aufsichts-<br />

und Dienstleistungen fur 19 Mio. Einwohner<br />

zu erbringen, so kann das keine<br />

„Uberm6bIierung" sein.<br />

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SAUERLAND NR. 1/1999<br />

SAUERLAND<br />

Lenne, Silberdorf 1998<br />

von Ortsvorsteher Hermann-Josef Feldmann<br />

Lenne liegt im sudwestlichen Zipfel<br />

des Hochsauerlandkreises, bis zur Kreisgrenze<br />

Olpe sind es 4 km, bis zur Grenze<br />

nach Wittgenstein ca. 6 km. Die Entfernung<br />

zum Nachbarort Fleckenberg<br />

betragt 3 km, bis zur Mitte Schmallenbergs<br />

7 km. Heute hat Lenne 385 Einwohner<br />

Lenne liegt abseits der B 236 im<br />

Tal der Uentrop. Das Tal ist eng, die<br />

Bebauung und die Bewirtschaftung<br />

nicht leicht. Landwirtschaft und Wohnungsbau<br />

haben aber einen Konsens<br />

gefunden.<br />

Leno 1072 - Lenne 1997<br />

Erstmals erwahnt wird Lenne 1072 in<br />

der Grundungsurkunde des Klosters<br />

Grafschaft als dem Kloster abgabepflichtige<br />

Hufe „Leno". An das Grundungsjahr<br />

erinnert auch der Stein nahe dem Pfarrhaus.<br />

Seinen Namen hat das Dorf wohl<br />

vom FluB Lenne erhalten, der es durchflieKt.<br />

Die Bebauung hat dann weitgehend<br />

im Tal des Uentropbaches stattgefunden,<br />

an dessen Mundung in die Lenne<br />

der ersterwahnte Hof liegt.<br />

Das 925-jahrige Jubilaum feierten die<br />

Bewohner von Lenne mit mehreren Veranstaltungen<br />

im Laufe des Jahres 1997.<br />

Bei den vielen Zusammentreffen, z. B.<br />

beim Jubilaumsfestakt oder dem Dorfaktionstag,<br />

stand die Entwicklung von Per-<br />

spektiven fur die<br />

Zukunft im Mittelpunkt<br />

der Uberlegungen.<br />

Lenne war bis<br />

1975 selbstandige<br />

politische Gemeinde,<br />

eine der kleinsten<br />

im Kreis Olpe,<br />

nunmehr ist es ein<br />

Ortsteil der Stadt<br />

Schmallenberg.<br />

Gerade im Jubilaumsjahr<br />

1997<br />

wurden die Jahrhunderte<br />

bestehenden<br />

Beziehungen<br />

zu den Nachbarorten<br />

im Kreis Olpe<br />

und der Gemeinde<br />

Kirchhundem neu<br />

belebt.<br />

Mittelpunkt des<br />

Dorfes ist die Pfarrkirche,<br />

die erstmals Blick vom Taasberg aus<br />

1221 erwahnt wird,<br />

mit dem daran gelegenen Friedhof, dem dem Kloster in Altenhundem ubernom-<br />

Kirchplatz mit Mahnmal, Pfarrhaus, Pfarr- men. Wegen des Priestermangels konnheim<br />

und einer Grunanlage. Einen eige- te die Zusammenarbeit nicht mehr aufnen<br />

Pfarrer hat Lenne seit 1969 nicht rechterhalten werden. Jetzt ubernimmt<br />

mehr. Die Verwaltung liegt beim Pastor der Pastor von Fleckenberg auch die<br />

von Fleckenberg, die Seelsorge wurde Seelsorge in Lenne. Dies bedeutet fur<br />

30 Jahre lang bis zum 30. Mai 1998 von beide Gemeinden Einschrankungen und<br />

Umgewohnungen. Die Gottesdienste<br />

werden mittels der ortlichen Gemeinschaftsantennenanlage<br />

direkt uber das<br />

Radio in die Hauser ubertragen.<br />

Eine uberortliche Zusammenarbeit<br />

gibt es mit Fleckenberg schon in den Bereichen<br />

Kindergarten und Schule. Lenne<br />

hat nur kurze Zeiten einen Kindergarten<br />

gehabt, schmerzlich war dagegen der<br />

Veriust der Schule im Jahr 1975. Ab diesem<br />

Zeitpunkt mussen alle Kinder mit<br />

dem Schulbus nach Fleckenberg bzw.<br />

Schmallenberg fahren.<br />

Zweiter Dorfmittelpunkt ist die Schutzenhalle<br />

mit dem angrenzenden Kinderspielplatz.<br />

Blick auf Lenne<br />

Das Dorf wird gepragt durch seine gepflegten<br />

Fachwerkhauser und die in das<br />

Dorfbild integrierten Bauernhofe. Die<br />

Durchgrunung wurde in den letzten Jahren<br />

konsequent fortgefuhrt und die zahlreichen<br />

Trockenmauern restauriert und<br />

neu gesetzt.<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Die Infrastruktur<br />

Im Jahr 1989 wurde der Abwasserkanal<br />

im Ort erneuert und an die Verbindungsleitung<br />

zur Klaranlage in Maumke<br />

angeschlossen. Auch durch die geregelte<br />

Abwassersituation Jiat sich das Wasser<br />

der Bache und Flusse entscheidend verbessert,<br />

sodaR heute wieder die Kinder in<br />

den Flussen baden.<br />

Unter Denkmalschutz stehen die Kirche,<br />

das Pfarriiaus, der Fachwerkgiebel<br />

des Hofes VoK und das Bauernhaus Wiese.<br />

Die Stadt Schmallenberg hat im Marz<br />

1997 fur den Ort Lenne eine Gestaltungssatzung<br />

eriassen.<br />

Der offentliche Personennahverkehr<br />

incl. des Schulbusdienstes wird von der<br />

Westfalen Bus GmbH im Rahmen der<br />

Linie Lennestadt/Arnsberg/Meschede<br />

durchgefuhrt.<br />

Erwerbsmoglichkeiten fur die Lenner<br />

Bevolkerung gibt es :<br />

• in Lenne<br />

- im Betrieb Sternberg<br />

- in der Landwirtschaft<br />

- in den Pensionsbetrieben<br />

• in Hundesossen<br />

- im Industriebetrieb Liesmann<br />

• in Schmallenberg<br />

- in uerschiedenen Industrieund<br />

Handwerksbetrieben,<br />

allerdings mussen auch einige Lenner<br />

Burger bis ins Siegeriand, nach Meschede,<br />

Arnsberg usw. fahren. Eine Anderung<br />

dieser Situation ist leider nicht zu<br />

erwarten. In der Landwirtschaft sind<br />

noch drei Voiierwerbs- und zwei Nebenerwerbsbetriebe<br />

tatig. Nur in der Kombination<br />

mit der Bewirtschaftung der eigenen<br />

forstwirtschaftlichen Flachen ist eine<br />

Rentabilitat der Betriebe gegeben.<br />

Das Amt fur Agrarordnung fuhrt seit<br />

1977 fur den Bereich Lenne ein Flurbereinigungsverfahren<br />

durch. Im Zuge dieses<br />

Verfahrens wurde 1983 ein Dorfentwicklungsplan<br />

erstellt, der wichtige Anregungen<br />

fur die Gestaltung des Dorfes<br />

enthalt. Eine Gegenuberstellung des Planes<br />

und der tatsachlichen Entwicklung<br />

erfolgte auf dem Dorfaktionstag 1997<br />

und auf einer Burgerversammlung im<br />

Marz 1998. Daraus soil sich eine Weiterfuhrung<br />

des Dorfentwicklungskonzeptes<br />

ergeben.<br />

Bauernhaus Wiese<br />

Im Ort gibt es ein Lebensmittelgeschaft,<br />

eine Gaststatte und einen Friseursalon.<br />

Zwei Banken unterhalten in Lenne<br />

Filialen.<br />

Als Gemeinschaftseinrichtungen sind<br />

vorhanden: Schiitzenhalle, zwei Spielplatze,<br />

Bolzplatz, Pfarrheim, SchieBraum,<br />

Feuerwehrhaus, Parkanlage und<br />

Gemeinschaftsantennenanlage, an die<br />

auch die Kirche angeschlossen ist.<br />

Fur die Wasserversorgung sorgt der<br />

ortliche Wasserbeschaffungsverband.<br />

Die Qualitat des Wassers aus ortsnahen<br />

Quellen ist sehr gut. Lenne ist stolz auf<br />

eine eigene freiwillige Feuerwehr.<br />

Viele Vereine bemiihen sich um das<br />

kulturelle Leben im Dorf und um die Aufrechterhaltung<br />

von Dorfgemeinschaft<br />

und Traditionen: Schutzenverein,<br />

SchieBsportverein, Gesangverein, Theaterverein,<br />

Jagdhornblasercorps, Frauenund<br />

Mutterverein, Tambourcorps, Katholische<br />

Junge Gemeinde, Caritas, Heimat-<br />

und Verkehrsverein, Antennengemeinschaft,<br />

Jugendforderverein. Bei der<br />

geringen Einwohnerzahl sind viele Bewohner<br />

in mehreren Vereinen tatig, Abstimmung<br />

ist notwendig und Verstandnis<br />

unabdingbar. Alle Vereine sind auch aktiv<br />

bei den Dorfverschonerungsarbeiten<br />

tatig gewesen.<br />

Fur die weitere Entwicklung ist die zur<br />

Zeit in Bearbeitung befindliche Flachennutzungsplananderung<br />

wichtig, um Bau-<br />

Fotos: H.-J. Feldmann<br />

moglichkeiten fur unsere Jugend zu<br />

schaffen. Das neue Baugebiet soil sich<br />

an die vorhandene Bebauung anschlie-<br />

Ren und so wenig wie eben moglich die<br />

Landwirtschaft beeintrachtigen.Es soil<br />

der ortlichen Talbebauung entsprechen.<br />

Seit 1971 Teilnahnme am Wettbewerb<br />

Am Wettbewerb ..Unser Dorf soil<br />

schoner werden" beteiligt sich Lenne seit<br />

1971. Nach zwei ersten Platzen im<br />

Stadtwettbewerb wurde Lenne 1994<br />

erstmals Sieger im Wettbewerb auf<br />

Kreisebene. Die damit verbundene Teilnahme<br />

am Landeswettbewerb 1995<br />

ergab die Zuerkennung einer Silbermedaille<br />

und zusatzlich einen Sonderpreis<br />

fur beispielhaftes Bemuhen um die Erhaltung<br />

eines geschlossenen Sauerlandischen<br />

Ortsbildes. Auch im Kreiswettbewerb<br />

1996 konnte Lenne den 1. Platz<br />

erreichen. Die mit einer Goldplakette<br />

belohnte Teilnahme am Landeswettbewerb<br />

1997 fuhrte zur Berechtigung der<br />

Teilnahme am Bundeswettbewerb<br />

1998. Die Besichtigung am 24.8.1998<br />

erbrachte die Zuerkennung einer Silberplakette<br />

auf Bundesebene.<br />

Ziel des Wettbewerbs ist die Verbesserung<br />

der ortlichen Lebensqualitat, hin zu<br />

einem liebens- und lebenswerten Dorf.<br />

In diesem Jahr trug der Wettbewerb den<br />

Untertitel: „Unser Dorf hat Zukunft". Es<br />

sollten Perspektiven fur die Zukunft des<br />

Dorfes aufgezeigt werden.<br />

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SAUERLAND NR. 1/1999<br />

SAUERLAND<br />

Bewertungskriterien bei der Besichtigung<br />

und Bewertung durch die Kommissionen<br />

sind:<br />

1. Allgemeine Entwicklung,<br />

2. BiJrgerschaftliche Aktivitaten und<br />

Selbsthilfeleistungen,<br />

3. Baugestaltung im offentlichen und<br />

privaten Bereich,<br />

4. Grun im offentlichen und privaten<br />

Bereich,<br />

5. Dorf in der Landschaft.<br />

Fur jeden dieser Bereiche pruft ein<br />

Fachmann der Kommission die Umsetzung<br />

im jeweiligen Dorf, zusatzlich geben<br />

drei Mitglieder eine Gesamtbeurteilung<br />

ab. Jedes Dorf soil dabei nach der<br />

Umsetzung nach den speziellen dorfeigenen<br />

Moglichkeiten beurteilt werden:<br />

Was haben die Dorfbewohner aus ihrem<br />

Dorf gemacht ? Dabei soil heute nicht<br />

nur der auKere Eindruck bewertet werden,<br />

sondern zunehmend auch das Dorfgemeinschaftsleben,<br />

das Einsetzen fiir<br />

das Dorf und die Aktivierung des gemeinsamen<br />

Arbeitens. Das Dorf soli seine<br />

eigene Perspektive entwickeln.<br />

Lenner jubeln in Berlin und in Lenne<br />

Eine beachtliche Delegation in Berlin<br />

Am 28. Januar konnten sich die Vertreter aus dem Schmallenberger<br />

Sauerland mit Biirgermeister Franz-Josef Pape und<br />

Stadtdirektor Bernhard Halbe iiber das errungene Bundessilber<br />

im Wettbewerb „Unser Dorf soil schoner werden"<br />

freuen. Mit zwei Bussen waren 85 Lenner in die Bundeshauptstadt<br />

zum Congress Center gereist. Hier konnten sie den<br />

Lofin ihrer Bemiihungen entgegennehmen. Red.<br />

Besondere Bedeutung hat die okologische<br />

Situation des Dorfes. Auf naturliche<br />

Bachrandgestaltung, standortgerechte<br />

Bepflanzung, naturbelassene Wegerander,<br />

Entsiegelungen und Schutz<br />

von Lebensraumen achtet die Kommission<br />

ganz besonders. Sie bewertet auch,<br />

wie ehemals landwirtschaftliche Gebaude<br />

nach Aufgabe der Landwirtschaft genutzt<br />

werden, z.B. durch Umbau in Wohnungen<br />

oder fur den Fremdenverkehr.<br />

Wichtiger Punkt ist auch die Erhaltung<br />

und Neuschaffung von Arbeitsplatzen im<br />

Dorf. Auch die Versorgungseinrichtungen,<br />

wie das Geschaft oder die Bankfiliale<br />

im Ort, werden in die Gesamtbewertung<br />

mit einbezogen.<br />

U. Steinmetz, Hermann-Josef Feldmann, Grafin Sonja Bernadotte,<br />

Minister K. H.Funtte und F. Josef Sternberg (v.li.)<br />

stellten sicfi nacfi der Verleihung der Kamera<br />

Foto: Roland Vossel<br />

Mitarbeit der Jugend<br />

In den 27 Jahren der Teilnahme wurden<br />

in Lenne im Rahmen der Gemeinschaftsarbeiten,<br />

ohne die privaten und<br />

offentlichen MaBnahmen, uber 18.000<br />

Stunden von den Dorfbewohnern kostenlos<br />

geleistet. Schwerpunkte waren<br />

die Grungestaltung, die Pflege der dorf lichen<br />

Einrichtungen, die Gestaltung der<br />

Ortsmittelpunkte, Neugestaltung der<br />

Bushaltestellen, Erstellung einer Stra-<br />

Benbeleuchtung und das Setzen von<br />

Trockenmauern. Alle Vereine und Gruppen<br />

haben sich an den Arbeiten beteiligt,<br />

alle Altersgruppen, ob Jugendliche oder<br />

Rentner, waren aktiv dabei.<br />

Durch eine hohe Zahl von Teilnehmern<br />

aus Lenne, aller Vereine und<br />

Gruppen dokumentierte das Dorf die<br />

Unterstutzung der Ziele des Dorfwettbe-<br />

werbs. Besonders hervorzuheben ist die<br />

Beteiligung der Jugendlichen bei den Arbeiten<br />

im Dorf, aber auch bei den Aktivitaten<br />

der Vereine, so sind z.B. im<br />

Mannergesangverein Lenne elf Sanger<br />

unter 23 Jahren alt.<br />

Ohne die Teilnahme am Dorfwettbewerb<br />

ware Lenne sicherlich nicht auf<br />

dem heutigen Stand.<br />

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SAUERLAND<br />

10<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

errang Silber im Bundeswettbewerb<br />

von Burgermeister Theo Hilchenbach<br />

Ein groBer Tag fur Essinghausen, die<br />

Stadt Drolshagen und den Kreis Olpe.<br />

Erstnnals betrat am 25. August 1998 eine<br />

Bundesbewertungskommission das<br />

Drolshagener Stadtgebiet, urn die kleine<br />

Ortschaft im 19. Bundeswettbewerb zu<br />

besuchen und zu bewerten. Essinghausen<br />

hatte sich zunachst beim<br />

Gemeindewettbewerb 1996 und beim<br />

Kreiswettbewerb 1996 durchgesetzt und<br />

bereits bei der Landesentscheidung<br />

1997 die Goldplakette errungen. Hierbei<br />

hatte Essinghausen von alien 35<br />

bewerteten Ortschaften die hochste<br />

Punktzahl.<br />

Essinghausen vertrat gemeinsam mit<br />

Diedenshausen (Stadt Berleburg), Gehrden<br />

(Stadt Brakel), Lenne (Stadt Schmallenberg),<br />

Westfalen-Lippe auf Bundesebene.<br />

Ein stolzer Erfolg. Dieses groKartige<br />

Ergebnis veranlaBte die Essinghauser<br />

Bev5lkerung, sich fruhzeitig auf<br />

den Bundeswettbewerb vorzubereiten.<br />

GroRer Jubel herrscht in Essinghausen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses der Bundesbewertungskommission<br />

am 18. September 1998.<br />

Um es vorweg zu sagen: die 125-Seelen-Ortschaft<br />

hat sich vorbildlich prasentiert.<br />

Das war nicht nur die Meinung der<br />

Bundeskommission, sondern auch zahlreicher<br />

Fachbesucher aus den Reihen<br />

der Landes-, Kreis- und Gemeindekommissionen.<br />

Die iiber dreistiindige<br />

Prasentation lief an zwolf Stationen im<br />

Ort so ab:<br />

Ortsvorsteher Walter Liitticke, Grafin Sonja Bernadotte und Burgermeister Hilchenbach bei<br />

der Besichtigung der 1837 erbauten Kapelle Mater Dolorosa (v.I.) Eoto: Paul Rotz<br />

Der Gang durchs Dorf<br />

Nach der BegruBung durch Burgermeister,<br />

GruBworten von Landrat Hanspeter<br />

Klein sowie den Worten des Ortsvorstehers<br />

Walter Liitticke wurde die<br />

historische Seite der Ortschaft beleuchtet.<br />

AnschlieBend gaben der Ortsvorsteher<br />

und Dechant Udo Linke an und in<br />

der Kapelle „Mater Dolorosa" Erlauterungen<br />

zum religiosen Zusammenleben<br />

im Dorf und in der Pfarrgemeinde.<br />

An acht Stellen im Dorf waren zudem<br />

Erlauterungstafeln angebracht worden,<br />

auf denen der „Vorher-Nachher"-Effekt<br />

dargestellt wurde. Diese Idee wurde von<br />

der Bundeskommission besonders gelobt.<br />

Es wurde sogar darum gebeten, das<br />

Bildmaterial zu bekommen, um es in einem<br />

Diavortrag einem breiteren Personenkreis<br />

zuganglich zu machen.<br />

Eine Station war der Vorbereitung auf<br />

den „Sendschotter Umgang" gewidmet.<br />

Die Ortsbewohner konnten hier belegen,<br />

wie sehr sie sich mit der Sakramentsprozession<br />

zum Fest Maria Heimsuchung,<br />

kurz ,.Ummegang" genannt,<br />

verbunden fuhlen. Mehrere grof^e Bildtafeln<br />

zeigten das enorme Engagement<br />

von GroB und Klein zu diesem Fest.<br />

Dann wurde eine im Jahre 1997 durchgeflihrte<br />

Dorferneuerungsmaf^nahme.<br />

die zusammen mit den Dorfbewohnern<br />

realisiert und vom Amt fiir Agrarordnung<br />

Siegen unterstiitzt wurde, erlautert.<br />

Informationen zum Thema „Landwirtschaftliche<br />

Betriebe im Wandel der<br />

Zeit" gab ausfiihrlich Mia Feldmann in<br />

gekonnter Manier. Sie berichtete iiber<br />

Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe sowie<br />

die schwierige Situation der Landwirte<br />

in heutiger Zeit.<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 11<br />

Im AnschluR an diese Worte verteilten<br />

die Kinder des Ehepaares Feldmann<br />

kleine Schnittchen mit selbstgemachter<br />

Blut- und Leberwurst an die Anwesenden.<br />

Diese schmeckten besonders<br />

gut, zumal bei der kiihlen Witterung auch<br />

ein Hochprozentiger von der Vorsitzenden<br />

der Bundesbewertungskommission,<br />

Grafin Sonja Bernadotte, genehmigt<br />

wurde.<br />

Weitere Stationen, an denen umfangreiche<br />

Informationen gegeben wurden,<br />

waren der Bildstock sowie der<br />

Kreuzungsbereich „Weiler/In der Hoh".<br />

Hier wurden die umfangreichen EntsiegelungsmaBnahmen,<br />

an denen die Ortschaft<br />

beteiligt war, vorgestellt. Hinweisund<br />

Erlauterungstafeln waren auch beim<br />

Hause Franz Schurholz aufgestellt. Hier<br />

war ein zentraler Punkt nach Vorschlagen<br />

der Landesbewertungskommission<br />

neu gestaltet worden.<br />

Uber die beispielhaften Streuobstwiesen<br />

im Dorf wuBte Gerhard Schurholz<br />

einiges zu berichten. Man muB ohnehin<br />

hervorheben, daR die Vorstellung<br />

der dorflichen Aktivitaten durch verschiedene<br />

Personen positiv bewertet<br />

wurde.<br />

„Hinger unserm Huse"<br />

Vor dem Geburtshaus des Heimatdichters<br />

Heinrich Schurholz wurde dessen<br />

Lebenslauf von Ortsvorsteher Walter<br />

Lutticke vorgetragen. Heinrich Schurholz<br />

(gen. Adames, geb. 1914, gefallen<br />

1944), hat der Nachwelt Gedichte und<br />

Geschichten in Drolshagener Mundart<br />

hinterlassen. Sie sind im ubrigen in einem<br />

kleinen Buchlein zusammengefaBt,<br />

das noch in wenigen Exemplaren zur<br />

Verfugung steht. Aus diesem Buchlein<br />

mit dem Titel „Hinger unserm Huse" las<br />

zur Freude aller Anwesenden Helene<br />

Lutticke ein kleines Gedicht vor und<br />

iiberreichte anschlieKend Grafin Bernadotte<br />

ein Exemplar.<br />

Weitere Stationen waren die Talaue,<br />

wo Landschaftsingenieur Karl-Josef<br />

Vogt, Kreisverwaltung Olpe, uber die<br />

Kleingewasser im Dorf referierte. Er<br />

stellte bei den vielen okologischen MaEnahmen<br />

der letzten Jahre die gute und<br />

vielseitige Zusammenarbeit mit der<br />

Dorfgemeinschaft heraus.<br />

Beim Hause Reinhard Schurholz<br />

konnte sich die Kommission von den vie-<br />

Die Bewertungskommission<br />

in Essinghausen. Grafin Sonja Bernadotte,<br />

Ortsvorsteher Walter Lutticke,<br />

BiJrgermeister Theo Hilchenbach (u.l.j.<br />

Im Hintergrund: li. Landrat Hanspeter Klein<br />

len Maf^nahmen zur Verkehrsberuhigung<br />

ein Bild machen. Ferner wurden die umfangreichen<br />

Pflanzungen von StraUenbaumen<br />

erlautert.<br />

Uber die Nutzgarten im Dorf berichtete<br />

Klaus Lutticke im Detail. Er stellte<br />

bei seinem Anwesen auch den Erntewagen<br />

vor, der von ihm alljahrlich zum<br />

„Drolshagener Ernte- und Tierschaufest"<br />

hergerichtet wird und immer<br />

erste Preise erzielt. Die Bundeskommission<br />

war von diesen Ausfuhrungen sehr<br />

angetan.<br />

Auch die Jugendlichen kamen zu<br />

Wort. Sie berichteten auf den vor kurzer<br />

Zeit in Eigenleistung erstellten Bolzplatz<br />

liber ihre Jahresaktionen, was immer<br />

wieder ein Schmunzeln der Anwesenden<br />

hervorrief. Insbesondere stellten sie den<br />

Jahreskreis der Sitten und Gebrauche im<br />

Ort vor. Eine gelungene Aktion.<br />

Zum AbschluR der dreistundigen Begehung<br />

begaben sich alle zum Dorfgemeinschaftshaus.<br />

Hier erwarteten Agnes<br />

Wurm und Bernadette Hundt die Kommission,<br />

um uber die Versorgung des<br />

Dorfes (kein Geschaft), Elterninitiativen,<br />

Kindergartensituation, Schulbesuch sowie<br />

besondere Aktionen und Veranstaltungen<br />

des Dorfes zu berichten.<br />

Die letzte Viertelstunde der Begehung<br />

von Essinghausen wurde im Backhaus<br />

verbracht. Grafin Sonja Bernadotte bedankte<br />

sich abschlieRend mit besonders<br />

herzlichen Worten bei der Dorfgemeinschaft<br />

fiir die Presentation ihres<br />

Dorfes. Sie teilte mit, daE das Endergebnis<br />

am 18. September. 1998 im Bundespresseamt<br />

bekanntgegeben werde. Und<br />

das Resultat konnte sich sehen lassen!<br />

Drolshagcn jubelt<br />

Am Freitag, 18. September. 1998,<br />

unmittelbar vor dem Drolshagener Ernte-<br />

und Tierschaufest herrschte Hochspannung<br />

in Essinghausen. Es wurde das<br />

Ergebnis im Bundeswettbewerb „Unser<br />

Dorf soil schoner werden" erwartet. 41<br />

Ortschaften aus dem gesamten Bundesgebiet<br />

hatten sich dafur qualifiziert.<br />

Um 10.25 Uhr traf die Meldung per<br />

Telefax bei der Stadtverwaltung Drolshagen<br />

ein. Eine Minute spater klingelte bei<br />

Ortsvorsteher Walter Lutticke in Essinghausen<br />

das Telefon. Seine erste Reaktion<br />

faBte er mit dem Wort: „sensationeir<br />

zusammen. Die ganze Ortschaft frente<br />

sich uber die errungene Silbermedaille,<br />

und sofort wurden einige Sektflaschen<br />

geoffnet und auf den Erfolg geleert.<br />

Zahlreiche Gratulanten fanden sich im<br />

Laufe des Tages in der Ortschaft ein.<br />

Oberkreisdirektor Frank Beckehoff<br />

gratulierte der Ortschaft Essinghausen,<br />

die als erste Ortschaft des Kreises Olpe<br />

eine Silbermedaille im Bundeswettbewerb<br />

erringen konnte, sehr herzlich und<br />

uberreichte einen Scheck. AnschlieBend<br />

wurde im Backhaus kraftig gefeiert.<br />

GroBen Applaus gab es am Erntefest-<br />

Sonntag im Festzelt. Einen BlumenstrauB<br />

erhielt die Frau des Ortsvorstehers,<br />

Helene Liitticke. Im AnschluB daran<br />

sprach der Niederlassungsleiter der<br />

Sparkasse Drolshagen, Klaus Strugalla,<br />

die Gluckwiinsche in Draulzer Platt aus<br />

und uberreichte einen Scheck iiber<br />

1.250 DM (125 Einwohner x 10 DM).<br />

Ortsvorsteher Walter Lutticke konnte<br />

an diesem Tage noch zahlreiche Gluckwunsche<br />

der Drolshagener Bevolkerung<br />

entgegennehmen. Die Essinghauser namen<br />

den schonen Erfolg zum AnlaB, um<br />

ausgiebig zu feiern.<br />

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12<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

40 Essinghauser in der Bundeshauptstadt Berlin<br />

von Heinz-Joachim Sack<br />

Am 27. Januar fruhmorgens startete<br />

eine 40-kopfige Reisegruppe aus Essinghausen<br />

zur Bundeshauptstadt Berlin, urn<br />

dort die Silbermedaille im Wettbewerb<br />

„Unser Dorf soil schoner werden" in<br />

Empfang zu nehmen.<br />

Alle Mitreisenden, unter ihnen Oberkreisdirektor<br />

Frank Beckehoff, Burgermeister<br />

Theo Hilchenbach, Walter Rittinghaus<br />

als Vorsitzender und Klaus<br />

Strugalla als Mitglied der Bewertungskommission<br />

sowie Karl-Josef Vogt<br />

(Kreisbewertungskommission) fuhren<br />

mit groRen Erwartungen in die Bundeshauptstadt.<br />

Trotz der vielen Baustellen kam der<br />

Bus gut voran und war urn 10.30 Uhr im<br />

Berliner Hotel „Holiday Inn." Nach einem<br />

vorzuglichen Mittagessen begann<br />

das Rahmenprogramm.<br />

Von links: Oberkreisdirektor Frank Beckehoff. Mia Feldmann, Christian Schiirholz.<br />

Walter Lutticke. Walter Rittinghaus.<br />

Burgermeister Theo Hilchenbach, stellv. Biirgermeister Rudi Liitticke.<br />

Foto: Heinz-Joachim Sack<br />

...LIEBER<br />

GANZ ALTER<br />

SCHNEIDER'<br />

H.&F. SCHNEIDER KORNBRENNEREI<br />

NUTTLAR-HOCHSAUERLAND<br />

Eine dreistundige Stadtrundfahrt unter<br />

fachkundiger Fuhrung zeigte den<br />

Besuchern aus dem sudlichen Sauerland<br />

Sehenswurdigkeiten sowie die zahlreichen<br />

BaumaRnahmen in der Bundeshauptstadt.<br />

Den Abend verbrachte die<br />

Reisegruppe naturlich am Kurfurstendamm.<br />

Der Tag fand beim Italiener<br />

„um die Ecke" so einen gemutlichen<br />

Ausklang.<br />

Am nachsten Morgen stand im<br />

riesengroBen Messegelande von Berlin<br />

zunachst ein Besuch am Krombacher<br />

Stand auf dem Programm. Verkaufsdirektor<br />

Gregor Schmelzer hatte die<br />

Drolshagener Gruppe eingeladen und<br />

sprach seine GliJckwunsche zur Erringung<br />

der Silbermedaille aus.<br />

Nachdem die Dorfer an der Informationsborse<br />

das Dorfschild sowie verschiedene<br />

Unterlagen abgeholt hatten,<br />

begann fur die 2.600 Teilnehmer<br />

urn 14.00 Uhr im Internationalen<br />

KongreRzentrum die SchluRveranstaltung.<br />

Zunachst gab es eine musikalische<br />

Einstimmung und anschlieRend „Singen<br />

mit Gotthilf Fischer". Die Begruf^ung der<br />

Senatsverwaltung fur Wirtschaft und<br />

Betriebe Berlin hielt der Staatssekretar<br />

Detlef Orwarth sowie fur die teilnehmenden<br />

Dorfer sprach Frau Regina<br />

Frens als Burgermeisterin von Steckby<br />

die BegriiRungsworte.<br />

Um 16.00 Uhr sagte die Vorsitzende<br />

der Bundesbewertungskommission, Grafin<br />

Sonja Bernadotte in ihrer Ansprache:<br />

„Quer durch Deutschland konnten wir<br />

feststellen, daB der Dorfwettbewerb in<br />

den vergangenen acht Jahren, also tiber<br />

drei Wettbewerbe hinweg seinen Standard<br />

durchgangig erheblich verbessert<br />

hat. Der Wettbewerb hat nichts an Aktualitat<br />

verloren und ist in vielen<br />

Teilen gelebte lokale Agenda 21. Der<br />

hohe Standard darf zukunftige Teilnehmer<br />

ebenso wenig abschrecken wie<br />

die Veranderungen in der dorflichen<br />

Struktur."<br />

Nach einer wunderschonen Bilderschau,<br />

in der auch die Ortschaft Essinghausen<br />

viermal angesprochen wurde,<br />

folgte die Festrede von Karl-Heinz Funke,<br />

Bundesminister fiir Ernahrung,<br />

Landwirtschaft und Forsten. AnschlieBend<br />

wurden die Plaketten und Urkunden<br />

uberreicht.<br />

Zum AbschluB standen alle Teilnehmer<br />

und Besucher im Internationalen<br />

KongreRzentrum auf und sangen gemeinsam<br />

die Nationalhymne.<br />

Auf der Ruckfahrt wurde noch viel<br />

von den Erlebnissen der vergangenen<br />

zwei Tage gesprochen und nach 48<br />

Stunden ging die Reisegruppe aus<br />

Essinghausen mit vielen schonen Eindrticken<br />

wieder auseinander.<br />

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14<br />

Das technische Kulturdenkmal Wendener Hutte<br />

auf dem Weg zum Museum<br />

SAUtRLAND NR. 1/1999<br />

von Monika Locken M.A.<br />

„Willkommen im oberen Biggetal<br />

an der Wendener Hutte. Wir laden<br />

S\e ein, die reizvoUe und dock durch<br />

das fruhindustrielle Eisengewerbe<br />

geprdgte Landschaft zu entdecken."<br />

So wendet sich eine groRe, am Parkplatz<br />

der Hutte angebrachte Tafel an die<br />

Besucher und ladt sie zur Erforschung<br />

der naheren Umgebung ein. Seit dem<br />

Fruhsommer 1996 hat der Museumsverein<br />

dafur einen hutten- und naturkundlichen<br />

Wanderweg angelegt, auf dem die h<br />

naturlichen Voraussetzungen und die j,<br />

Spuren der gewerblichen Nutzung erwandert<br />

werden konnen.<br />

Die Eisenhiitte<br />

Die Hutte ist eine Griindung des Jahres<br />

1728, sie liegt an der oberen Bigge<br />

in der Ortschaft Wendenerhutte in der<br />

Gemeinde Wenden. Schon fruh gelangte<br />

sie in den Besitz der Familie Remy, die Die Wendener Hutte<br />

Foto:R. Willeke. 1996<br />

im 18. Jahrhundert zu den Pionieren der<br />

deutschen Bsenindustrie zahlte. ^^^ Wendener Hutte das erste Hammer- sie waren die ersten, die das Puddelver-<br />

Die Remys lieRen zum Beispiel im werk dieser Art im damaligen kurkolni- fahren in die deutsche Eisenindustrie ein-<br />

Jahre 1774 mit dem Raffinierhammer schen Herzogtum Westfalen errichten; fuhrten und so den Weg zur massenhaf-<br />

Ansicht der Wendener Hutte urn 1826 (Zeichnungj<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 15<br />

ten Stahlproduktion<br />

ebneten, und die<br />

in in ihrem Werk Rasselstein<br />

die Schienen<br />

der ersten in Deutschland<br />

verlegten Eisenbahntrasse<br />

(Nurnberg -<br />

Furth) walzen lieRen.<br />

Die Huttenanlage<br />

sowie das Grabensystem<br />

stehen heute unter<br />

Denkmalbzw.<br />

Bodendenkmal-<br />

Schutz. Das Hammerwerk<br />

wurde als Reckhammerwerk<br />

rekonstruiert<br />

und ermoglicht<br />

regelmaEige Schmiedevorfiihmngen.<br />

Seine<br />

beiden Schwanzhammer<br />

und Geblase, die<br />

durch drei Wasserrader angetrieben wt i -<br />

den, und das groRe Kastengeblase des<br />

Hochofens, mit einem 6 m hohen Wasserrad,<br />

geben den Besuchern einen Einblick<br />

in die Moglichkeiten der mechanischen<br />

Nutzung der Wasserenergie in der<br />

Zeit vor der Verbreitung der Dampfmaschine.<br />

Das Museum<br />

Der Museumsverein Wendener Hiitte<br />

wurde gegrundet, um ein Museum aufzubauen,<br />

in dem die vielfaltigen technischen,<br />

kulturgeschichtlichen und sozialen<br />

Verflechtungen einer solchen Hiittenanlage<br />

aufgegriffen und dargestellt<br />

werden.<br />

Die wichtigste Etappe auf dem langen<br />

Weg dorthin war in den letzten fiinf Jahren<br />

der Erwerb der historischen Gebaude<br />

der Huttenanlage. Lange Zeit war es<br />

jedoch nicht moglich, ein Haus zu erwerben,<br />

das sich museal oder als Besucherzentrum<br />

nutzen lieR. Erst kurz vor<br />

Weihnachten 1998 konnten die vielfaltigen<br />

Schwierigkeiten iiberwunden werden<br />

und es gelang, alle historischen Betriebseinheiten<br />

der Hiitte zu erwerben.<br />

Damit ist es nunmehr moglich, den weiteren<br />

Ausbau des Museums verstarkt zu<br />

betreiben. In diesem Sommer werden<br />

auf der Grundlage eines Museumskonzeptes<br />

die konkreten Planungen fur ein<br />

Museum beginnen.<br />

Ein weiterer notwendiger Schritt fur<br />

die Errichtung eines Museums, ist der<br />

Schmiede-Work-Shop ain 13. September 1998<br />

Aufbau einer musealen Sammlung zur<br />

Eisenverhuttung und -verarbeitung im<br />

sudlichen Westfalen und speziell zur<br />

Wendener Hutte. Eine solche Sammlung<br />

muKte ganz neu aufgebaut werden. Inzwischen<br />

ist es jedoch gelungen, diverse<br />

homogen auf das Thema ausgerichtete<br />

Bestande zu erwerben, die in der konsequenten<br />

Ausrichtung auf das westfalische<br />

Eisengewerbe und seine Kulturgeschichte<br />

bundesweite Zeichen setzen<br />

kann. Gleichwohl mul^ die Sammlungstatigkeit<br />

fortgesetzt werden. Gesammelt<br />

werden Gegenstande, die aus dem Kontext<br />

der Wendener Hutte selbst und dem<br />

Lebenszusammenhang der Bewohner<br />

und Arbeiter stammen, die die Bereiche<br />

Schmiede und Eisen, Fuhrmannswesen,<br />

Bergbau, Hauberg und Kohlerei des 18.<br />

und 19. Jh. betreffen (Werkzeuge, Kataloge,<br />

Arbeitskleidung, Bucher), oder aus<br />

dem hiesigen Alltagsleben der letzten<br />

drei Jahrhunderte stammen.<br />

Gleichrangige Bedeutung kommt<br />

aber auch der Erforschung, der Dokumentation<br />

und der Erhaltung des technischen<br />

Kulturdenkmals Wendener Hutte<br />

zu. Deshalb wird in diesem Jahr, mit beratender<br />

Hilfe des Museums fur Archaologie,<br />

Amt fiir Bodendenkmalpflege, in<br />

der GieRhalle eine archaologische Bodenuntersuchung<br />

durchgefuhrt, die unser<br />

Wissen um den historischen Bestand<br />

der Hutte erweitern soil. Auf dieser<br />

Foto: Monika LOcken<br />

Grundlage soil dann in Zukunft das Innere<br />

der GieRhalle rekonstruiert werden.<br />

Das Aussehen und die Funktion einer<br />

Schlackenpoche konnte auf diese Weise<br />

durch eine erste Grabung auf dem Hiittenplatz<br />

vor funf Jahren ermittelt werden.<br />

Die weitlaufige Anlage, die zwei Teiche,<br />

einen 1 km langen Wassergraben,<br />

Grunflachen und fiinf Gebaude mit vier<br />

Wasserradern umfaftt, bedarf besonders<br />

in den Sommermonaten standiger Pflege<br />

und Wartung. Da alle Gebaude nicht<br />

beheizt werden konnen und zudem von<br />

Kanalen um- oder unterspult werden, die<br />

das Antriebswasser der Wellen ableiten,<br />

muE der Bauerhaltung besonderes Augenmerk<br />

gewidmet werden.<br />

Tourismus<br />

Ein weiteres und ganz andersgeartetes<br />

Aufgabenfeld liegt in dem direkt von<br />

den Besuchern erlebbaren Bereich des<br />

technischen Kulturdenkmals und des<br />

spateren Museums. Hierzu sind Ausstellungen,<br />

museumspadagogische Programme,<br />

der Ausbau des Besucherservice<br />

sowie Veranstaltungen und Veroffentlichungen<br />

zu zahlen.<br />

Hier stehen die Ziele der Unterhaltung<br />

in Vordergrund. Die Hutte soil regional<br />

und uberregional bekannt werden,<br />

sie soil im BewuJJtsein der Ansassi-<br />

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16<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

gen verankert, und in die touristische<br />

Freizeitkultur der Region integriert werden.<br />

Seit 1993 wurden deshalb neun unterschiedliche<br />

Ausstellungen erarbeitet<br />

und prasentiert. Dabei handelte es sich<br />

um vier Ausstellungen, thematisch eng<br />

an das Eisenhiittenwesen angelehnt mit<br />

den Titeln: „Rohstoffe im Eisenhiittenwesen<br />

des 18. Jh. "(1993), „GieBen,<br />

Frischen, Raffinieren" (1994), „Eisenzeit,<br />

Eisenuerhuttung einst und jetzt"<br />

(1995) und „Der Eisenguli" (1996).<br />

Zwei Ausstellungen stellten „Museen<br />

und Sammlungen" (97) sowie „Technische<br />

Kulturdenkmale" (1998) im Kreis<br />

Olpe in den Mittelpunkt.<br />

1998 wurde die Ausstellung „Die<br />

Remys, Eisenhuttenleute mit Leib und<br />

Seele" prasentiert. Sie schloR nicht nur<br />

eine Forschungslucke in der Geschichte<br />

der Wendener Hutte, sondern hier wurden<br />

erstmalig kostbare und kunst- und<br />

kulturgeschichtlich wertvolle Exponate,<br />

die bislang zum groRen Teil noch in privatem<br />

Besitz sind, der Offentlichkeit prasentiert.<br />

Auch in diesem Jahr sind Veranstaltungen<br />

vorgesehen, die Besucher zur<br />

Hiitte locken sollen:<br />

1. Mai 1999: Eroffnung einer Ausstellung<br />

zum EisenkunstguR;<br />

24. Mai 1999: Teilnahme am „Deutschen<br />

Muhlentag" mit Schmiedevorfuhrungen,<br />

DIA-Vortrag, naturund<br />

kulturkundliche Wanderung<br />

und Fuhrungen durch das Museum;<br />

12. September 1999: „Tag des Offenen<br />

Denkmals" mit Museumsfuhrungen,<br />

Wanderung, Kaffe und<br />

Kuchen.<br />

Naturlich werden die Schmiedevorfuhrungen,<br />

die einmal monatlich angeboten<br />

werden, auch in diesem Jahre<br />

stattfinden und auch die Museumsrallye<br />

steht in der kommenden Saison wieder<br />

alien groKen und kleinen Schlaukopfen<br />

of fen.<br />

Der Verein erwartet daruber hinaus<br />

den Besuch von zwei prominenten Besuchergruppen:<br />

Am 17. Marz 1999 statten die Teilnehmer<br />

des Westfalischen Archivtages<br />

der Wendener Hutte einen Besuch ab<br />

und am 8. September 1999 werden die<br />

ca. 100 Teilnehmer der CIMUSET-Tagung<br />

(Commite International de Musees<br />

de Sciences et de Techniques), die in diesem<br />

Jahr vom Westfalischen Freilichtmuseum<br />

in Hagen ausgerichtet wird, die<br />

Hutte besichtigen.<br />

Der Wanderweg<br />

Der Wanderweg wendet sich<br />

hauptsachlich an naturliebende Besucher,<br />

die, noch ohne explizites Interesse<br />

an der Eisenverhuttung, die Wendener<br />

Hiitte im Sommer auf Grund der reizvollen<br />

Landschaft besuchen und bereit sind,<br />

sich auf das spannende Wechselspiel von<br />

Natur und historischer Friihindustrie einzulassen.<br />

Sie konnen hier auf unterhaltsame<br />

Weise ( immer vorausgesetzt Bewegung<br />

in der Natur wird als angenehm empfunden)<br />

entweder die Natur genieBen, ein alteres<br />

„Industriegebiet" als das Ruhrgebiet<br />

entdecken oder sich die Technik der<br />

Eisengewinnung- und -verarbeitung im<br />

westfalischen Bergland demonstrieren<br />

lassen.<br />

Vor der Industrialisierung waren fur<br />

den Betrieb einer Eisenhutte bestimmte<br />

naturliche Voraussetzungen notwendig.<br />

Die wichtigsten waren Wasser, Eisenerz<br />

und Holz. Die Landschaft rund um die<br />

Wendener Hutte tragt auch heute noch<br />

die Spuren der ehemaligen intensiven<br />

Nutzung dieser naturlichen Ressourcen.<br />

Die Wanderwegstationen weisen die<br />

Besucher auf die besonderen Eigenarten<br />

dieser, fur das sudliche Westfalen so typischen,<br />

gewerblichen Nutzung hin.<br />

Aus heutiger Sicht gewinnen vor allem<br />

die regenerierbaren Rohstoffe, wie<br />

das Wasser und die Holzkohle an Bedeutung.<br />

Der schonende oder vernichtende<br />

Umgang mit ihnen entschied uber<br />

das Bestehen der Werke.<br />

Der Verlauf des Wanderweges fiigt<br />

sich bis auf wenige Ausnahmen in das<br />

bestehende Wanderwegnetz ein:<br />

Beginnend an der Wendener Hiitte<br />

fuhrt der Weg die Besucher an einem<br />

Nebenbach der Bigge, dem Rehsiepen,<br />

entlang, wo bereits im 16. Jahrhundert<br />

ein Hammerwerk gelegen hat. Im weiteren<br />

Talvedauf finden sich auch ein Stolleneingang,<br />

Reste eines Fuhrmannsweges<br />

und ein Meilerplatz.<br />

Am Ende des Rehsiepentales besteht<br />

die Moglichkeit, einen Abstecher zum alten<br />

Erzgrubenfeld des Junkerberges zu<br />

machen, das vom Naturpark Ebbegebirge<br />

durch ein speziell ausgewiesenes Wegenetz<br />

erschlossen wird.<br />

Uber die Bruner Hohe, auf der sich<br />

am ehemaligen Bruner Kirchweg eine<br />

Marienkapelle befindet, gelangen die Besucher<br />

in die heute noch bewirtschafteten<br />

Haubergparzellen der Jahnschaften<br />

von Ottfingen, Briin und Mollmicke. Am<br />

Rande dieser Waldstiicke wird mit Hilfe<br />

einer groBen Tafel die Waldwirtschaftsform<br />

eines Haubergs und die von ihr abhangenden<br />

speziellen Vegetationsformen<br />

erlautert.<br />

An einem Steinbruch, der die Grauwackesteine<br />

zum Hiittenbau geliefert<br />

hat, kehren die Wanderer ins Biggetal<br />

zuruck. Hier werden sie, einem Waldwirtschaftsweg<br />

folgend, zunachst durch<br />

ein historisches, oberirdisches Eisenabbaugebiet,<br />

ein sogenanntes Pingenfeld,<br />

gefuhrt, in dem Brauneisenstein gewonnen<br />

wurde. Der Weg endet in der Ortschaft<br />

Vahlberg. Hier befand sich im 18.<br />

Jahrhundert neben dem Bergwerken<br />

Vahlberg und Loh, die die Hutte mit<br />

Brauneisenstein versorgten, eine weitere<br />

Eisenhutte, deren Profile noch gut im<br />

Gelande erkennbar sind.<br />

In Vahlberg zweigt auch der langste<br />

der beiden Huttengraben, der sogenannte<br />

obere Obergraben von der Bigge ab.<br />

Ihm folgend durchwandern die Besucher<br />

auf dem Fahrradweg das Biggetal fluBabwarts,<br />

um zur Wendener Hutte zuruck<br />

zu gelangen.<br />

Das Biggetal, mit seiner bislang unverbauten<br />

Auenlandschaft, einem alten<br />

Biggearm und den Wassergraben der<br />

Hiitte bietet einen guten Eindruck der<br />

Vegetationsformen und ihrer Veranderung<br />

durch die friihindustrielle Eisengewinnung<br />

und durch die Wiesenbewirtschaftung<br />

des siidlichen Sauerlandes.<br />

Insgesamt konnen 18 Stationen mit<br />

Hilfe einer im Museum erhaltlichen<br />

Wanderkarte (2,- DM) und einer zuruckhaltenden<br />

Beschilderung erwandert werden,<br />

die durch eine Forderung des Naturparks<br />

Ebbegebirge realisiert werden<br />

konnten. Vertiefenden Einblick gewinnen<br />

die Besucher, bei vorheriger Anmeldung,<br />

bei natur- und kulturgeschichtliche<br />

Fuhrungen durch einen Forster (100,-<br />

DM pro Gruppe) .<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 17<br />

Der Schmallenberger Kirchturmstreit<br />

In Schmallenberg ist ein heftiger Streit entbrannt, der langst uber die Grenzen<br />

der Stadt hinaus die Gemilter bewegt. Im Mittelpunkt dieser Kontroverse<br />

steht der Kirchturm der katholischer} Pfarrkirche St. Alexander, richtiger<br />

gesagt, der zukiinftige Turm, denn der alte ist wegen Baufalligkeit langst abgebrochen<br />

warden. Der bisherige Turm wit Kirche wurde in den Jahren<br />

1905/06 direkt an die alte Basilika aus dem 13. Jahrhundert errichtet. Alte<br />

wie neue Kirche bildeten eine harnionische Einheit. Seit nahezu hundert Jahren<br />

hatte dieser Kirchturm das Gesicht von Schmallenberg geprdgt und bestimmt.<br />

Uniibersehbar aus alien Himmelsrichtungen wurde er zum Wahrzeichen<br />

der Stadt. Im Laufe der Jahre waren jedoch Schaden am Bruchsteinmauerwerk<br />

entstanden, die nicht mehr behoben werden konnten, und so<br />

mulite der Turm abgerissen werden. Seitdem geht der Streit, ob der Turm unverandert<br />

wiedererrichtet oder in Anlehnung an den historischen Turm von<br />

modernen Stilmerkmalen geprdgt werden soil. Das Ministerium fur Stadtentwicklung<br />

als oberste Denkmalbehorde hat inzwischen eine finanzielle Unterstutzung<br />

fur die erneute Errichtung eines steinsichtigen Turmes zugesagt<br />

und damit die Festlegung verbunden:<br />

„1. Eine originalgetreue Rekonstruktion soil nicht durchgefuhrt werden, um<br />

die anerkannten, unstreitigen Mangel in der Konstruktion zu vermeiden.<br />

2. Die Wiederherstellung des Turmes soil sich an der Form des alten Turmes<br />

orientieren."<br />

Damit konnte ein Kompromili angeboten sein, der beiden bisher unversohnt<br />

streitenden Parteien erlaubt, sich auf einen Turm zu einigen, der sowohl der<br />

Kirche und dem Schmallenberger Stadtbild entspricht als auch bautechnischer<br />

Vernunft und - behutsam - einer heutigen Formsprache gerecht wird.<br />

Der hier wiedergegebene Artikel entstammt der Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung vom 18.12 1998. Er schildert die Situation, plddiert aber<br />

fur eine unverdnderte Rekonstruktion. Wir werden das Thema wegen seiner<br />

grundsdtzlichen Bedeutung in einer der folgenden Ausgaben von<br />

SAUERLAND emeut aufgreifen.<br />

Red.<br />

Der historische Stadtkern von<br />

Schmallenberg im Hochsauerland ist ein<br />

architektonisches Kleinod. Er wurde in<br />

den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

nach einem GroRbrand, dem<br />

vierten in den siebenhundertfiinfzig Jahren<br />

Stadtgeschichte, nach klassizistischem<br />

Muster und auf einem veranderten<br />

GrundriB neu erbaut. Nur die spatmittelalterliche<br />

Kirche St. Alexander<br />

blieb unbeschadigt.<br />

Die Architekten damals nutzten die<br />

ungewohnte Freiheit der Planung mit<br />

Begeisterung: In Form einer Leiter wurden<br />

zwei parallele HauptstraBen und funf<br />

QuerstraRen angelegt. An ihnen reihten<br />

sich, einheitlich gestaltet, freistehende<br />

zweigeschossige Hauser. Fur die Gestaltung<br />

ist der bedeutendste deutsche Baumeister<br />

dieser Zeit, Kari Friedrich Schinkel,<br />

indirekt verantwortlich: In seiner<br />

Funktion als Preul?ens Oberbaudirektor<br />

in Berlin beeinfluBte Schinkel den 1817<br />

begonnen Bau der Neustadt im westfali^<br />

schen Arnsberg. Die dortigen Planungen<br />

wurden nachweislich auf Schmallenberg<br />

ubertragen.<br />

Knapp hundert Jahre spater, als kronender<br />

AbschluB durchgreifender Mo-<br />

von Britta Schmid<br />

dernisierungen, wurde 1906 der Erweiterungsbau<br />

der Alexanderkirche abgeschlossen:<br />

Der spatere Aachener Dombaumeister<br />

Joseph Buchkremer hatte<br />

zwei Joche sowie den Chor samt Apsis<br />

der dreischiffigen Hallenkirche aus dem<br />

dreizehnten Jahrhundert restauriert. An<br />

sie baute er im rechten Winkel eine dreischiffige<br />

Basilika mit uberwiegend spitzbogigen<br />

Offnungen und einem hohen<br />

Turm in den Formen der Romantik und<br />

Friihgotik an. Die damals eher unubliche<br />

Kirchenerweiterung unter Beriicksichtigung<br />

des Denkmalschutzes erregte Aufsehen.<br />

Die Schmallenberger Bevolkerung<br />

lieR sich von dem vollendeten Bauwerk<br />

iiberzeugen.<br />

Der klassizistische Ortskern Schmallenbergs<br />

blieb bis in unsere Tage intakt.<br />

Deshalb bezeichnete ihn 1975 die erste<br />

Ausgabe des „Westfalischen Stadteatlas"<br />

als „besonders lehrreichen Sonderfall";<br />

1990 wurde er in das Forderprogramm<br />

„Historische Stadtkerne" von<br />

Nordrhein-Westfalen aufgenommen.<br />

Viel Geld floB in den Erhalt der Bauten<br />

und die im Bau befindliche Umgehungsstral^e<br />

hat Millionen verschlungen.<br />

Auch St. Alexander profitierte: Die<br />

spatromanischen Trakte sind geweiKt,<br />

der neuromanische Trakt Buchkremers<br />

zeigt sich als unverputzter Bruchstein-<br />

Die abgetragenen Turmhauben stehen nun schon seit zwei Jaliren auf dem Kirchplatz und<br />

sehen ihrem ungewissen Schicksal entgegen: Wiederverwendung oder Demontage?<br />

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SAUERLAND<br />

18 SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Nahezu 100 Jahre bestimmte der Kirchturm in Naturstein das Stadtbild von Schmallenberg. Das Foto zeigt die Stadt uon Grafschaft aus gesehen.<br />

Eine Aufnahme aus dem Jahre 1994<br />

bau. Doch den Turm, der jahrzehntelang<br />

die Stadtsilhouette pragte, konnte die<br />

Auszeichnung nicht mehr schutzen - er<br />

wurde vor wenigen Jahren abgerissen.<br />

Nur ein Stumpf blieb, uber dem ein offenes<br />

Notdach klafft. Seither steht die<br />

Alexanderkirche im Mittelpunkt einer<br />

denkmalpflegerischen Grundsatzdebatte:<br />

1st ein Kirchenbau unseres Jahrhunderts<br />

als unbedingt erhaltenswert einzustufen?<br />

Ware damit die turmlose<br />

Schmallenberger Kirche ein , ,teilzerst6rtes<br />

Baudenkmal" und deshalb nach den<br />

Grundsatzen der Denkmalpflege eine<br />

Rekonstruktion angebracht?<br />

Unversohnlich stehen die Befurworter<br />

der Rekonstruktion und der Kirchenvor-<br />

stand, der einen neuen, schlichten<br />

weiBverputzten Betonturm will, einander<br />

gegeniiber. Ein gestalterisch und materiell<br />

veranderter Turm, der zudem nicht<br />

am ursprunglichen Platz, sondern von<br />

der Kirche abgeruckt errichtet wurde,<br />

schade dem gesamten Bauwerk, furchten<br />

die Anhanger der Nachbildung. Ihre<br />

vehementen Pladoyers fiir eine zumindest<br />

auBerliche Rekonstruktion haben<br />

den fiir 1997 geplanten Baubeginn bislang<br />

verzogert.<br />

Die Verfechter einer originalgetreuen<br />

auKeren Wiederherstellung haben ein<br />

gewichtiges Argument fijr sich. Denn<br />

Buchkremers Anbau von 1906 ist das<br />

seltene Beispiel einer europaischen<br />

Ubernahme amerikanischer Neuroma-<br />

nik: Mauerwerk aus Bossenquadern, der<br />

Hang zum Monumentalen, gepaart mit<br />

dem Streben nach malerischem burgartigen<br />

Eindruck kennzeichnet diese als<br />

,,Modern Romanesque" bekannt gewordene<br />

Richtung, die Mitte des neunzehnten<br />

Jahrhunderts von dem amerikanischen<br />

Architecten Henry H. Richardson<br />

entwickelt wurde. Das bekannteste Beispiel<br />

ist die Trinity Church in Boston<br />

(1875), die zehn Jahre nach ihrer Vollendung<br />

von der Bauzeitung ,,American<br />

Architekt" zum schonsten Bauwerk der<br />

Vereinigten Staaten gewahlt worden<br />

war. Spatestens die Weltausstellung von<br />

1893 in Chicago ruckte diese Baukunst<br />

ins Blickfeld der hiesigen Bauzeichnungen<br />

und Architekturdiskussionen.<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 19<br />

Dos grolie Loch in der Kirchwand wartet darauf, geschlossen zu werden<br />

Fotos: Friedhelm Ackermann<br />

In Deutschland zeigen die wenige<br />

Jahre vor St. Alexander entstandenen<br />

Kirchen der Karlsruher Architekten<br />

Curjel und Moser den amerikanischen<br />

EinfluK; beispielsweise die<br />

Kalsruher Christuskirche oder die Johanniskirche<br />

in Mannheim. Letztere,<br />

1904 fertiggestellt, inspirierte Buchkremer<br />

zu Entwurfsveranderungen an<br />

St. Alexander. An ihrem Ende stand<br />

die Oberwindung des akademischen<br />

Historismus zugunsten einer moderneren,<br />

weniger auf historische Vorbilder<br />

fixierten Ausfiihrung. Als Gruppenbau<br />

vermlttelte die Kirche nun eine<br />

subjektive Auffassung des Mittelalters,<br />

ein Stimmungsbild, in dessen Eigenwilligkeit<br />

sich die Baukunst befreit<br />

hatte, ehe sie zwanzig Jahre spater<br />

dem Dogma des Funktionalismus unterworfen<br />

wurde. In Nordrhein-Westfalen,<br />

wo mittlerweile Bauwerke der<br />

funfziger Jahre unter Denkmalschutz<br />

stehen, sollte dies Grund genug sein,<br />

sich fur eine Rekonstruktion zu entschlieRen.<br />

Plattdeutsch<br />

in Gottesdiensten<br />

Beim 5. Plattdeutschen Tag in Eslohe<br />

sprach Pater Clemens OSB, Prior der<br />

Abtei Konigsmiinster in Meschede, iiber<br />

die Gestaltung von Plattdeutschen<br />

Gottesdiensten. Der kleine Arbeitskreis<br />

Plattdeutsch im SHB hat daraufhin<br />

eine Hilfe fiir die Gestaltung Plattdeutscher<br />

Gottesdienste zusammen gestellt.<br />

Sie soil sowohl den Geistlichen als auch<br />

den Organisatoren die Gestaltung<br />

erleichtern.<br />

Diese Hilfe besteht aus der Mess Ordo,<br />

die den Wechsel zwischen Priester,<br />

Lektor und Gemeinde umfasst, mit zehn<br />

verschiedenen Fiirbitten und dem zweiten<br />

und ftinften Hochgebet mit funf<br />

Prafationen. Von den eingereichten Liedern<br />

wurden 76 in das Verzeichnis aufgenommen<br />

und in der entsprechenden<br />

Mundart aufgezeichnet. Im Inhaltsverzeichnis<br />

sind die Nummern der hochdeutschen<br />

Liedanfange aus dem Gotteslob<br />

(GL) und dem Sursumcorda (SC) angegeben.<br />

Bei jedem Lied ist vermerkt, in<br />

welcher Mundart es verfasst ist.<br />

Kreuzweg, Marienandacht und Gebete<br />

wurden auch dann aufgenommen, wenn<br />

es sich um sehr ortlich bezogene handelt.<br />

Da bei den Gottesdiensten jeder iiber einen<br />

Text verfUgen soil, liegt ein Muster<br />

bei, wie auf kleinstem Raum ein solcher<br />

Text gestaltet werden kann. Mit der beigefugten,<br />

auf Winword 2 erstellten Diskette<br />

lassen sich alle Texte leicht in die<br />

ortliche Mundart umschreiben. Epistel,<br />

Evangelium, Tagesgebete und evtl. die<br />

Predigt mussten dann noch entsprechend<br />

in die Mundart iibertragen werden.<br />

Mit dieser Hilfe kommt der „Kleine<br />

Arbeitskreis Plattdeutsch im SHB" dem<br />

Wunsch vieler Arbeitskreise und auch<br />

der Geistlichen nach und erhofft sich eine<br />

Zunahme von Plattdeutschen Gottesdiensten,<br />

die immer eine besondere Anziehungskraft<br />

fur die Besucher aufweisen.<br />

Bei der Geschaftsstelle des SHB kann<br />

die Zusammenstellung „Plattdeutsche<br />

Gottesdienste" bezogen werden.<br />

Karl-H. Falk<br />

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SAUERLAND<br />

20<br />

SAUHRLAND NR. 1/1999<br />

Die Eule als Abwehrzauber im sauerlandischen Brauchtum<br />

von Werner F. Cordes<br />

Das erste <strong>Heft</strong> des Jahrgangs 1875<br />

der „ Blatter zur naheren Kunde Westfalens"<br />

(iberliefert unter der Oberschrift<br />

„Volkslied" einen friiher im Sauerland<br />

weit verbreiteten Brauch.i Der Herausgeber<br />

der genannten Zeitschrift des „historischen<br />

Vereins fur das Herzogtfium<br />

Westfalen", Karl Tucking, schickt dem<br />

aufgezeichneten „Liede" einen erklarenden<br />

Satz voraus. Er schreibt: „Pfingsten<br />

trugen die Kinder im Herzogthum Westfalen<br />

frufier eine todte Eule umher und<br />

sammelten Speck und Eier zu Pfannkuchen,<br />

wobei sie folgenden Reim fiersagten:<br />

„Hie is dat dingen, /<br />

dat de kuiken sluiket /<br />

und de egger iutsuipet. /<br />

Et stieget nohme stalle/<br />

un saiket uweralle. /<br />

Et finget hundert dahler, /<br />

dai behallet ih; /<br />

et finget hundert egger, /<br />

dai gidt ih mi. /<br />

Et stieget op de wieme/<br />

un tuiht met dem rosskamme diar<br />

de Siehe. /<br />

De hiusheer maint, de katte hidrret<br />

dohn; /<br />

de hiusheer werd bedruagen, /<br />

de katte werd beluagen. /<br />

Speck un egger in unsen kuarv!"<br />

Peter Somer erwahnt 1892 in seinen<br />

„Hager6schen aus dem Herzogtum<br />

Westfalen" den gleichen Text in einer etwas<br />

anderen plattdeutscfien Version, bezieht<br />

ifin aber auf den Ort Kirchilpe<br />

(Schmallenberg) und erlautert genauer,<br />

daft die Jungen des Dorfes einen Iltis<br />

(Illebutten) herumtrugen ^<br />

Paul Sartori befaBt sich in seiner<br />

„Westfalischen Volkskunde" von 1922<br />

ebenfalls mit dem Gegenstand und erganzt<br />

weiter, daE es sich um „eine lebende<br />

oder tote Eule" gehandelt babe<br />

oder auch um eine Katze.^<br />

Heinrich Schauerte endlich berichtet<br />

in seinem „Brauchtum des Sauerlandes"<br />

ijber Fredeburg: „Am Pfingstsonntag um<br />

ein Uhr nachmittags versammelten sich<br />

Knaben und Madchen. Die Knaben<br />

steckten eine Eule oder in deren Ermangelung<br />

eine junge Katze (anderswo auch<br />

ein totes Huhn) in einen eigens hierzu<br />

verfertigten Korb und befestigten diesen<br />

an einer hohen Stange. Mit dem Korbe<br />

zogen sie von Haus zu Haus und sangen<br />

dabei das vorhin mitgeteilte Lied."* Dessen<br />

Text entspricht, wie in alien anderen<br />

Fallen, der friihen Uberlieferung durch<br />

K. Tucking.<br />

Eine besondere Variante des Pfingstumzugs<br />

entwickelte sich in Bracht. Dort<br />

wurde einem Jungen ein Sack iiber den<br />

Kopf gezogen. Dazu notiert Schauerte:<br />

„Der Junge bekam eine Schelle in die<br />

Hand und wurde an einem Strick geleitet,<br />

an dem er sich moglichst wild gebardete,<br />

um das Damonische hervortreten<br />

zu lassen. Dabei sangen die Jungen folgendes<br />

Lied, das mit einigen Abweichungen<br />

bei ahnlichen Pfingstumzugen<br />

auch von anderen Orten des oberen Sauerlandes<br />

bekannt ist".<br />

Kern all dieses Pfingstbrauchtums ist<br />

das ,,Lied" oder der Spruch zur Abwehr<br />

von Bosem in Haus und Stall. Als Mittel<br />

dient ein herumgetragenes lebendes<br />

oder totes Tier. An erster Stelle wird die<br />

Eule genannt. Dagegen scheinen Iltis,<br />

Katze oder gar Huhn nur eine Ersatzfunktion<br />

gehabt zu haben.<br />

Die Eule ist als Nachtvogel wegen ihrer<br />

ungewohnlichen Fahigkeiten nicht<br />

nur Symbol der Weisheit und Klugheit,<br />

Eule am Schloli in Miinster<br />

sondern auch Inbegriff des Unheimlichen<br />

und des Bosen. Sie gait und gilt<br />

vielleicht auch noch als Totenvogel, der<br />

in der Nacht vor beleuchteten Fenstern<br />

ruft und so mit dem Tod von Menschen<br />

in Verbindung gebracht werden kann.<br />

Das „Kiwitt" des Kauzchens wurde<br />

als „Komm mit!" gedeutet, obwohl das<br />

Verhalten der Eulen durch ihre Art<br />

der Nahrungssuche eine einfache Erklarung<br />

findet.<br />

Ein anderer im Sauerland friiher weit<br />

verbreiteter Brauch. der mit dem bisher<br />

erorterten in Verbindung steht, war das<br />

Anbringen von Eulen als Abwehrzauber<br />

uber Eingangstiiren. Die Eulen wurden<br />

mit ausgebreiteten Flugeln angenagelt,<br />

weil man sich von diesem abwehrenden<br />

(apotropaischen) Gestus eine moglichst<br />

groBe magische Abschreckungswirkung<br />

versprach.<br />

Gertrud Benker beschreibt in ihrem<br />

zur Eulenausstellung im Jagdmuseum<br />

Miinchen 1993 erschienenen Buch ,.Eule<br />

und Mensch" die zahlreichen Formen<br />

des Aberglaubens, welche mit Eulen verbunden<br />

sind. Das Annageln von Eulen<br />

als zauberisches Mittel gegen „Feuer,<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 21<br />

Eule an der Kirche in Stockum/Sundern<br />

Foto: Friedhelm Ackermann<br />

Blitz, Behexung und alles denkbare Ungluck"<br />

weist sie vor allem fur Frankreich<br />

nach. Nach Benker war es dort ein<br />

„fester Bestand der Volksmeinung" bis<br />

ins 20. Jahrhundert und finden sich<br />

dafur zahlreiche Beispiele in der franz5-<br />

sischen Literatur.s<br />

Aber auch das westfalische Schrifttum<br />

bietet Hinweise auf „gekreuzigte Eulen".<br />

So verzeichnet Karl Prumer 1909 fiir<br />

das Furstentum Waldeck und Pyrmont<br />

als Grenzgebiet zu den Kreisen Meschede,<br />

Brilon, Buren und Warburg: „An die<br />

Scheunenturen wurden Eulen und Habichte<br />

genagelt, zum Schutz des Viehes<br />

vor Hexen und Bezauberung. Eulengeschrei<br />

brachte den Tod."<br />

Fiir die Grafschaft Mark, den Hellweg<br />

und die Soester Borde merkt er an: „Einen<br />

eigenartigen Schmuck der Nienduor<br />

(grof^es Tennentor) bildeten bisweilen<br />

angenagelte Eulen und Raubvogel."'^ Damit<br />

darf der Branch auch fur das Sauerland<br />

angenommen werden.<br />

Eindeutige bildliche Zeugnisse sind gegenuber<br />

der schriftlichen Oberlieferung<br />

rar. Eine Eulenskulptur aus dem 19.<br />

Jahrhundert befindet sich im linken Ge-<br />

wande des Sudportals der Kirche in<br />

Stockum bei Sundern. Unabhangig von<br />

der sonstigen symbolischen Bedeutung<br />

ist festzuhalten, daB sie in einer Art von<br />

apotropaischem Gestus dargestellt ist.<br />

Auch die Anbringung vor einem Portal<br />

legt eine Beziehung zum alten Brauchtum<br />

nahe.<br />

Ebenfalls im Zusammenhang mit einer<br />

Eingangssituation ist eine in Stein<br />

gehauene Eule am ehemals furstbischoflichen<br />

SchloB in Miinster, dem heutigen<br />

Hauptgebaude der dortigen Universitat,<br />

zu sehen. Sie wurde durch den Bildhauer<br />

Joseph Feill im dritten Viertel des 18.<br />

Jahrhunderts geschaffen, also zu einer<br />

Zeit, als die Anbringung von Eulen uber<br />

Tennenturen noch ublich war. Die Anordnung<br />

mitten iiber dem Gartenportal<br />

sowie die ausgebreiteten Fliigel und die<br />

starre Frontalitat des Nachtvogels machen<br />

den Abwehrcharakter deutlich, der<br />

mit dem Bildprogramm der Fassade vereinbar<br />

ist.<br />

Leider ist das Original, wie in<br />

Stockum, erheblich durch Verwitterung<br />

beschadigt, doch ist der fruhere Zustand<br />

in alteren Fotos uberliefert.<br />

Trotz des umweltbedingten Riickgangs<br />

der Eulenpopulation, die fur einige<br />

Arten die Gefahr des Aussterbens mit<br />

sich gebracht hat, ist die Eule als Motiv in<br />

der Kunst und im Kunsthandwerk verbreiteter<br />

als je zuvor.<br />

Alle naturwissenschaftlich begriindeten<br />

Erkenntnisse haben dieser Tierart<br />

nicht den Reiz des Geheimnisvollen<br />

und die Bewunderung fur ihre Fahigkeiten<br />

und ihre Schonheit nehmen konnen.<br />

Anmerkungen<br />

1 Karl Tucking, Volkslied, in: Blatter zur naheren<br />

Kunde Westfalens,<br />

XIII. Jahrgang, 1. <strong>Heft</strong>, Meschede 1875, S. 28.<br />

2 Peter Somer. Hageroschen aus dem Herzogtum<br />

Westfalen, Paderborn 1892, S. 147.<br />

3 Paul Sartori, Westfalische Volkskunde, Leipzig<br />

1922, S. 164.<br />

4 Heinrich Schauerte, Brauchtum des Sauerlandes,<br />

in: Ferdinand Wagner (Hrsg.), Das Sauedand. Band 3,<br />

Meschede 1938, S, 83f.<br />

5 Gertrud Benker, Eule und Mensch. Freiburg i, Brsg.<br />

1993, S. 81f.<br />

6 Karl Priimer, Unsere Westfalische Heimat und ihre<br />

Nachbargebiete, Leipzig 1909, S. 276 und 437.<br />

Fotos: Landesdenkmahmt Miinster<br />

Friedhelm Ackermann<br />

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SAUERLAND<br />

22 SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Maf^nahmen zum Schutz von Sitte und Sittlichkeit<br />

um die Jahrhundertwende im Amt Bigge<br />

von A. Wenke<br />

Die Begriffe Sitte und Sittlichkeit unterliegen<br />

in ihren Bedeutungsinhalten sicherlicin<br />

personlicJier Interpretation. In<br />

weit groKerem Umfang spiegeln sie den<br />

Zeitgeist wider. Dies wird deutlich in der<br />

Akzeptanz von Lebensformen friiherer<br />

und iieutiger Zeit. Viele der um die Jainrhundertwende<br />

als unsittlich empfundenen<br />

Lebensformen konnen dem heutigen<br />

Zeitgenossen allenfalls ein Achseizucken<br />

entiocken - die fortgesctirittene<br />

Liberalisierung des offentiichen und privaten<br />

Lebens in unserer Gesellschaft hat<br />

zu einer entsprechenden Verschiebung<br />

der Auffassungen von Sitte und Sittlichkeit<br />

gefiihrt. Im folgenden sollen anhand<br />

von Regierungshandeln die vorherrschenden<br />

Sorgen der Regierung um<br />

die Jahrhundertwende im Blick auf Aufrechterhaltung<br />

von Sitte und Sittlichkeit<br />

verdeutlicht werden. Wo dies moglich ist,<br />

wird der Bezug zum alten Amt Bigge hergestellt,<br />

dessen Akten im Archiv der<br />

Stadt Olsberg Grundlage dieser Ausfiihrungen<br />

sind.<br />

Wenn wir heute von Schlepperbanden<br />

lesen oder h5ren, die junge Frauen<br />

und Madchen aus vornehmlich osteuropaischen<br />

oder asiatischen Landern<br />

nach Deutschland locken, um sie hier in<br />

Bordellen gegen ihren Willen gefangenzuhalten,<br />

so ist uns in der Regel nicht bewuBt,<br />

daR die gleiche Form inhumaner<br />

Sklaverei schon vor mehr als 100 Jahren<br />

bestand. Damals waren im Kaiserreich<br />

haufig junge deutsche Madchen und<br />

Frauen die Opfer, die in auslandische<br />

Bordelle nach Belgien, in die Niederlande<br />

oder sogar nach Siidamerika verschleppt<br />

wurden. Es handelte sich bei<br />

den Frauen und Madchen laut Quellenmaterial<br />

nicht selten um „stellenlose<br />

Dienstmadchen, Naherinnen, welche<br />

unter trugerischen Vorspiegelungen in<br />

die betreffenden Hauser verlockt" wurden.<br />

Die Anwerbung erfolgte uber sogenannte<br />

„Gesindevermittler oder auch<br />

Vermietfirmen, heruntergekommene<br />

Kellner und Weibspersonen, welche<br />

friiher in Bordellen gearbeitet" hatten.<br />

Mit ErlaB vom Januar 1884 wurden die<br />

Amtsbehorden - auch das Amt Bigge -<br />

von der Regierung in Berlin aufgefordert,<br />

ihr besonderes Augenmerk auf die<br />

Verhinderung solcher Anwerbungen zu<br />

richten. Zugleich sollten die Amtsbehorden<br />

bei Bekanntwerden schon erfolgter<br />

Verschleppungsaktionen mit der Regierung<br />

in Berlin Kontakt aufnehmen<br />

zwecks Befreiung der im Ausland gegen<br />

ihren Willen festgehaltenen Madchen.<br />

Diese Befreiungsaktion speziell in den<br />

Niederlanden und in Belgien, konnte nur<br />

in enger Abstimmung mit den auslandischen<br />

Regierungsbehorden durchgefuhrt<br />

werden. Schwieriger gestalteten<br />

sich Rijckholaktionen bei Madchen, die<br />

in Sudamerika gefangengehalten wurden.<br />

Hier setzten die Behorden mehr auf<br />

Pravention. Wiederholt wurden Amtsbehorden<br />

die Namen wie auch das Aussehen<br />

der Schlepper bzw. Kuppler aus<br />

Buenos Aires - damals Hauptumschlagplatz<br />

fur deutsche Madchen - angezeigt<br />

mit der MaKgabe, diesen Personen das<br />

Handwerk zu legen.<br />

Im ubrigen war Deutschland in dem<br />

genannten Bereich eine Art Transitland,<br />

wurden doch Madchen aus dem Ausland<br />

von den Kupplern angeworben, dann<br />

anschlieBend nach Deutschland gebracht,<br />

um von hier weiterverschickt zu<br />

werden. Wahrend inlandische Kuppler<br />

ohne weiteres strafrechtlich verfolgt werden<br />

konnten, bedurfte es bei auslandischen<br />

Schleppern zur strafrechtlichen<br />

Verfolgung enger Absprachen mit den<br />

hochsten Regierungsstellen der Heimatlander<br />

der Straftater Hinsichtlich der Betroffenheit<br />

des Amtes Bigge ist festzustellen,<br />

daii keine diesbezuglichen Schriftsatze<br />

oder Aktennotizen vorliegen, so<br />

daB davon ausgegangen werden kann,<br />

daR der Amtsbereich nicht betroffen war<br />

Insgesamt spielte fur Regierungshandeln<br />

um die Jahrhundertwende im Bereich<br />

Sitte/Sittlichkeit auch die inlandische<br />

Prostitution eine groEe Rolle.<br />

Aus dem Jahre 1899 datiert eine Weisung<br />

der Regierung an die nachgeordneten<br />

Behorden, dafiir Sorge zu tragen,<br />

daR nicht schon Madchen im jugendlichen<br />

Alter der „gewerbsmaRigen Unzucht"<br />

verfielen. Offensichtlich wurden<br />

schon Kinder unter 12 Jahren wegen<br />

„liederlichen Umhertreibens" aufgegriffen.<br />

Sie wurden bei Auf griff der Zwangserziehung<br />

zugefuhrt - ebenso wie<br />

Madchen zwischen 12 und 18 Jahren,<br />

die der gewerbsmaBigen Unzucht nachgingen.<br />

Sorgen bereiteten der Regierung<br />

Krankheiten, die sich aus der Prostitution<br />

filr die Bevolkerung ergeben konnten,<br />

aus welchem Grunde mit Verordnung<br />

aus dem Jahre 1905 verbindliche<br />

Durchfuhrungsbestimmungen fiir die<br />

arztliche Untersuchung von Protestuierten<br />

fixiert wurden. Zugleich wurden die<br />

Amtsbehorden vor Ort angehalten, alle<br />

Bestrebungen zu unterstiitzen, die darauf<br />

abzielten, den „gefallenen Frauen und<br />

Madchen die Riickkehr zu anstandigem<br />

Lebenswandel zu erleichtern". Zustandig<br />

fiir diese Bestrebungen war der Rettungsverein.<br />

Auf Nachfrage der Regierung<br />

im Amt Bigge, ob hier zur Erhaltung<br />

der Gesundheit besondere SchutzmaBregeln<br />

erforderlich seien, konnte der<br />

Bigger Amtmann abwinken. Er erklarte,<br />

daB ein Bediirfnis zur Einfuhrung solcher<br />

SchutzmaBregeln gegen die Verbreitung<br />

der Geschlechtskrankheiten durch Gewerbeunzucht<br />

in seinem Amtsbezirk<br />

nicht vorlage, konne doch - so in einer<br />

spateren Aussage - „in hiesigen landlichen<br />

Bezirken die Prostitution keinen<br />

Boden fassen".<br />

Eheahnliche Lebensgemeinschaften<br />

ohne Trauschein sind heutzutage keine<br />

Seltenheit. Keine Amtsbehorde wurde<br />

gegen diese Form der Lebensgemeinschaft<br />

einschreiten wollen oder auch unter<br />

rechtlichen Gesichtspunkten konnen.<br />

Vollig anders sahen die diesbezuglichen<br />

Verhaltnisse um die Jahrhundertwende<br />

aus. Bezeichnend fur die damalige Auffassung<br />

von Sitte und Sittlichkeit sind<br />

Quellen aus den Jahren 1886, 1891 und<br />

1900. 1886 wurden die Amter seitens<br />

der Bezirksregierung in Arnsberg auf<br />

dringliche Empfehlung des koniglichen<br />

Amtsgerichts in Soest angewiesen, dafur<br />

zu sorgen, daB die „Turen der Schlafzimmer<br />

der weiblichen Dienstboten mit<br />

soliden, der auBeren Gewalt Widerstand<br />

leistenden, nur von innen zu offnenden<br />

eisernen Schubriegeln versehen" wurden.<br />

Die Verbindungstiiren zwischen den<br />

Schlafzimmern der Dienstboten verschiedenen<br />

Geschlechts muBten „vermauert<br />

oder mit fester Holzverschalung<br />

verschlossen" werden. Nach Aktennotiz<br />

des Amtes Bigge waren die vorstehend<br />

genannten Empfehlungen bereits vor<br />

Weisung der Regierung im Amtsbezirk<br />

ubliche Praxis.<br />

Aus dem Jahre 1891 datiert eine<br />

Weisung der Regierung bezilglich. WandergesellschaftenAVohnwagengemeinschaften.<br />

Die Regierung wies die Polizeibehorden<br />

an, mit alien rechtlichen Mitteln<br />

dagegen einzuschreiten, daB - sofern<br />

es sich nicht um Familienmitglieder<br />

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24 SAUERLAND NR. 1/1999<br />

handelte - Personen verschiedenen Geschlechts<br />

in denselben Raumen eines<br />

Wohnwagens zusammen wohnten. Die<br />

Gewerbetreibenden, die gegen die amtlichen<br />

Weisungen verstieBen, verloren ihre<br />

Konzession und konnten damit ihrem<br />

Gewerbe nicht mehr nachgehen. Aus<br />

gegebenem AnlaR wies die Berliner Regierung<br />

im Jahre 1900 die nachgeordneten<br />

Behorden an, auf die Einhaltung<br />

der folgenden Bestimmungen zu achten:<br />

a) Niemand durfte ohne besondere<br />

Poiizeierlaubnis „Sciilafleute verschiedenen<br />

Geschiechts gleichzeitig bei<br />

sich aufnehmen oder behalten, wenn<br />

die ungenannten Personen nicht zueinander<br />

im Verhaltnis von Eheleuten,<br />

von Eltern und Kindern oder von Geschwistern"<br />

standen.<br />

b) Lagen o.g. Verwandtschaftsverhaltnisse<br />

nicht vor, so muRten Schlafleute<br />

verschiedenen Geschiechts in verschiedenen<br />

Raumen untergebracht sein.<br />

c) Fiir jeden Erwachsenen, uber<br />

14 Jahre alten Schlafgast muf^te eine<br />

eigene Lagerstatte vorhanden sein.<br />

Offensichtlich machte den Polizeibehorden<br />

die Kontrolle der Einhaltung<br />

der vorstehend genannten Bestimmungen<br />

insofern erhebliche Schwierigkeiten,<br />

als das gesetzliche Verbot bestand, in<br />

Wohnungen bei Nachtzeit einzudringen.<br />

Eine Ausnahme von diesem Verbot bestand<br />

nur dann, wenn die kontrollierende<br />

Polizeibehorde den Nachweis dafur<br />

erbrachte, daR ihr Eindringen in die<br />

Wohnung bei Nacht eine Gefahr im Verzuge<br />

abwehren half oder der Sicherung<br />

von Beweismitteln diente. Hinsichtlich<br />

der Verhaltnisse im Amt Bigge konnte<br />

der Amtmann auf Anfrage versichern,<br />

daR die o.g. Bestimmungen in seinem<br />

Bezirk eingehalten wurden. Einen<br />

Rechtsstreit wegen umstrittenen Eindringens<br />

in Hauser von Schlafstellenanbietern<br />

bei Nacht hatte es bis 1900 hier<br />

noch nicht gegeben.<br />

Einschrankungen beim Besuch von<br />

Pest- und Tanzveranstaltungen sowie<br />

Shows, Filmen, Theaterauffiihrungen<br />

oder auch nur von Lokalen unterliegt der<br />

heutige Zeitgenosse allenfalls aufgrund<br />

fehlender finanzieller Mittel - es sei<br />

denn, er fiele unter die Bestimmungen<br />

des Jugendschutzgesetzes. Dem Nachtschwarmer<br />

sind ansonsten heute keine<br />

Grenzen gesetzt. Die diesbeziigliche Situation<br />

stellte sich um die Jahrhundertwende<br />

aus Griinden von Sitte und Anstand<br />

vollig anders dar. Der Amiisierbereich<br />

unterlag restriktiven Bestimmungen.<br />

Mit Weisung aus dem Jahre 1882<br />

wurde - nach 1868 noch einmal - je Ort<br />

die Dauer von Schiitzenfesten auf hochstens<br />

zwei aufeinander folgende Tage<br />

beschrankt. Jegliche Vor- oder Nachfeier,<br />

die mit Tanzlustbarkeiten verbunden<br />

war, war untersagt. Es durfte je Verein<br />

pro Jahr nur ein Schiitzenfest gefeiert<br />

werden. Sofern Schutzenvereine keine<br />

periodischen Schiitzenfeste feierten,<br />

durften sie fiir ein Pest mit Tanz nur einen<br />

Tag in Anspruch nehmen. Grundsatzlich<br />

gait als Polizeistunde 24 Uhr. Bei<br />

Schiitzenfesten und Peiertagen war die<br />

Pestfeier einschlieBlich des Auszuges<br />

wahrend der Dauer des Vor- und Nachmittagsgottesdienstes<br />

in der nachstgelegenen<br />

Pfarrkirche einzustellen. Bei Einleitung<br />

der Peste mit Bollerschussen war<br />

dieser Vorgang an Sonn- und Feiertagen<br />

am Morgen untersagt. Offentliche Aufziige<br />

durften an Sonn- und Feiertagen<br />

erst ab 15 Uhr durchgefiihrt werden.<br />

Beim VerstoB gegen die sogenannten<br />

Auflagen drohte der Entzug der Festgenehnehmigung<br />

fiir mindestens 1 Jahr.<br />

Geringfiigige gelockerte Bestimmungen<br />

galten fiir Peste der Kriegervereine.<br />

Hinsichtlich aller anderen Vereine eines<br />

Ortes wurde bestimnt, dal? diese eine gemeinsame<br />

Jahresfeier durchfiihren soilten.<br />

Neben Vereinsfesten mit Tanzgelegenheiten<br />

bestand fiir Wirte die Moglichkeit,<br />

eine Tanzveranstaltung beim Amt<br />

zu beantragen. Die Genehmigung wurde<br />

erteilt mit der Auflage, daB die nachste<br />

Tanzveranstaltung fiir denselben Wirt<br />

und dasselbe Lokal friihestens nach 4<br />

Wochen erlaubt werden konnte. Laut<br />

Mitteilung des Bigger Amtmannes wurden<br />

in seinem Amtsbezirk die oben<br />

genannten Bestimmungen eingehalten<br />

- allerdings entsprach diese Aussage<br />

offensichtlich nicht ganz der Wahrheit.<br />

Noch im gleichen Jahr wurde er vom<br />

Landrat in Brilon ermahnt sicherzustellen,<br />

daii Schutzenfeste nicht ohne<br />

polizeiliche Genehmigung durchgefiihrt<br />

wurden, was wohl in Antfeld passiert<br />

war. Es versteht sich von selbst, daR der<br />

Bigger Amtmann nach dem landratlichen<br />

Ruffel eiligst die Schutzenvereine<br />

auf die entsprechenden Bestimmungen<br />

hinwies.<br />

Neben Vereinsfesten mit Tanzgelegenheit<br />

waren den Behorden Barbetrieb,<br />

Tingel-Tangel und Tanze, „die den<br />

Anstand verietzten", ein Dorn im „Anstandsauge".<br />

Unter Tingel-Tangel verstand<br />

die Regierung um die Jahrhundertwende<br />

„Singspiele, Gesangs- und<br />

deklamatorische Vortrage, Schaustellungen<br />

von Personen oder theatralische<br />

Vorstellungen" ohne ein ktinstlerisches<br />

oder wissenschaftliches Interesse. Der<br />

moderne Begriff ware heute wohl der<br />

des „Showbusiness". Solche Veranstaltungen<br />

sollten laut Weisung der Regierung<br />

an die Amtsbehorden vor Ort in der<br />

Zahl eingeschrankt werden und zwar<br />

durch restriktive Auflagen durch die Polizeibehorden<br />

sowie durch hohe „Lustbarkeltssteuern".<br />

Die immer einzuholende<br />

polizeiliche Genehmigung war ihrerseits<br />

gebunden an eine Vielzahl restriktiver<br />

Bestimmungen zur Gewahrung einer<br />

Schaustellerkonzesssion. Die Schaustellungen,<br />

die den speziellen Widerstand<br />

der Regierung hervorriefen. waren Auftritte<br />

weiblicher Personen auf Jahrmarkten<br />

und Messen. Auf die Verhinderung<br />

solcher Shows sollten die Aufsichtsbehorden<br />

ihre besondere Aufmerksamkeit<br />

rich ten.<br />

Zur Begrundung dieser Weisung an<br />

die Amter heiRt es 1887: „Es sollen sich<br />

haufig in diesen Schaubuden separate<br />

Kabinets befinden, in denen gegen ein<br />

Eintrittsgeld derartige Prauenzimmer in<br />

hochst mangelhafter und anstoRiger Bekleidung<br />

Vorstellungen geben oder nur<br />

sich zeigen". Gegen diese stripteaseahnlichen<br />

Shows sollte mit aller Strenge wegen<br />

..Unsittlichkeiten und AnstoRigkeiten"<br />

vorgegangen werden. Dieses Vorgehen<br />

konnte unter Umstanden fiir die<br />

Schausteller mit dem Verlust ihrer<br />

Schaustellerkonzession verbunden sein.<br />

AuBerdem stand eine gerichtliche Bestrafung<br />

ins Haus. GleichermaBen wurden<br />

Schaustellung in sogenannten anatomisch-pathologischen<br />

Museen und<br />

Panoptiken untersagt. Die hier skizzierten<br />

- den sogenannten Tingel-Tangel betreffenden<br />

- restriktiven Bestimmungen<br />

wurden 1914 zu Beginn des 1. Weltkrieges<br />

noch einmal aufgegriffen und bestatigt,<br />

diesmal unter EinschluB des Barbetriebs<br />

und der Tanze, „die den Anstand<br />

verietzten". Man geht wohl nicht<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 25<br />

fehl in der Annahme, daB es sich bei diesen<br />

Tanzen vor allem um den Tango Argentine<br />

handelte, der Eingang in das europaische<br />

Tanzrepertoire fand.<br />

Zielsetzung der Kampfansage an die<br />

als anstoBig empfundenen Darbietungen<br />

waren die „sittliche Wiedergeburt" des<br />

deutschen Volkes und das Einschreiten<br />

gegen „sittliche Entartung" - ein Begriff,<br />

der in der spateren Ideologie der Nationalsozialisten<br />

eine verhangnisvolle Bedeutung<br />

erlangen sollte. Es versteht sich<br />

eigentlich von selbst, daK dem Zeitgeist<br />

entsprechend Vereine zur Forderung der<br />

Freikorperkultur verboten waren - so der<br />

Quellennachweis von 1909. Die Regierung<br />

unterschied hier im ubrigen nicht<br />

zwisctien solchen Vereinen und ,,Schaustellungen<br />

nackter und nur wenig bekleideter<br />

Personen",<br />

Fur Regierungshandeln gait, daB bereits<br />

„das offentliche Bekanntwerden der<br />

Tatsache, daB Zusammenkunfte nackter<br />

Personen stattfinden, das Sittlichkeitsund<br />

Ordnungsgefuhl des Publikums<br />

groblich verletzt". Mit dem Kampf gegen<br />

Tingel-Tangel, Barbetrieb und anstoBige<br />

Tanze verband sich fiir die Regierung die<br />

Abwehr unsittlicher Literatur, Photografien<br />

und - spater Filme. So beklagte<br />

1887 die Regierung in Berlin die Verbreitung<br />

unzuchtiger Bilder und Schriften.<br />

Sie wies die Amter an, diese Verbreitung<br />

zu unterbinden. Vorstehende<br />

Weisung erging erneut an die Behorden<br />

im Jahre 1908. In dieser Zeit machte<br />

den Behorden besonders das Einsickern<br />

unzuchtiger Schriften, Darstellungen<br />

und Abbildungen aus dem Ausland Sorgen.<br />

Bemerkenswert ist laut Quellennachweis,<br />

daB die Rechtsprechung unter<br />

dem Gesichtspunkt von Meinungs- und<br />

Pressefreiheit wesentlich liberalere Vorstellungen<br />

zu diesem Problembereich<br />

entwickelte als der Regierung lieb sein<br />

konnte. In den politischen Wirren unmittelbar<br />

nach Ende des 1. Weltkrieges entfiel<br />

im April 1919 die generelle, zentral<br />

geleitete Zensur - damit auch die noch<br />

junge Filmzensur Was weiterhin blieb,<br />

waren die Jugendschutzbestimmungen.<br />

Der Amtmann des Amtes Bigge hielt auf<br />

Anfrage der Regierung die Beibehaltung<br />

solcher Bestimmungen vor allem im<br />

Blick auf das noch junge Medium Film<br />

fur erforderlich, wenngleich - so seine<br />

Ausfuhrungen - in seinem Amtsbezirk<br />

durch die Aufsicht der Jugendpflege wie<br />

auch der Ortsgeistlichen sichergestellt<br />

war, daB die Jugendlichen in sittlicher<br />

Hinsicht nicht unmittelbar gefahrdet waren.<br />

Trotz Entfalls der zentralen Zensur<br />

durch die Berliner Behorden blieb vor<br />

Ort der Kampf der Amtsbehorden gegen<br />

„Schmutz und Schund" in Bild, Ton und<br />

Schrift. Der Begriff der Sittlichkeit, in deren<br />

Namen der Kampf gefiihrt wurde,<br />

nahm in der spateren Zeit des Nationalsozialismus<br />

eine neue Interpretations-<br />

dimension an, verband sich doch jetzt<br />

mit diesem Begriff nach den NUrnberger<br />

Gesetzen (1935) der Rassenwahn, das<br />

heiBt die „Reinerhaltung des deutschen<br />

Blutes" und damit das dunkelste Kapitel<br />

in der deutschen Geschichte: der Antisemitismus.<br />

Literatur:<br />

Acta B 89 - AUgemeine Sittenpolizei 1884 - 1937- im<br />

Stadtarchiv der Stadt Olsberg.<br />

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26 SAUERLAND NR. 1/1999<br />

na<br />

Fruhlingsmorgen im alien Testament bei Hellefeld/Sundern<br />

•<br />

Fotos: Friedhelm Ackermann Letzter Schnee im Hevetal am Mohnesee<br />

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SAUERLAND NR. 1/1999 27<br />

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28<br />

SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Familienforschung im Kreis Olpe<br />

von Robert Rameil<br />

Nachdem in der letzten SAUER-<br />

LAND Ausgabe iiber die Familienforschung<br />

im Hochsauerlandkreis berichtet<br />

wurde, erfolgt hier nun eine Schilderung<br />

uber die Aktivitaten in der Familienforschung<br />

im westlichen Bereich des Sudsauerlandes.<br />

Im Kreis Olpe wurde<br />

- so weit man zuruckblicken<br />

kann - intensive<br />

Familienforschung betrieben.<br />

Die Ergebnisse<br />

der Forschungen in den<br />

ersten Jahrzehnten dieses<br />

Jahrhunderts sind<br />

in den Stammreihen<br />

der Deutschen Geschlechterbiichern<br />

Nr.<br />

38 (1922); Nr. 57<br />

(1927) und Nr. 97<br />

(1937) zwischen den<br />

beiden Weltkriegen<br />

veroffentlicht, die<br />

auch gem die „Sauerlandischen<br />

Geschlechterbiicher"<br />

genannt<br />

werden.<br />

Geht man<br />

Stammreihen<br />

diese<br />

aus<br />

dem Kreis Olpe<br />

durch, stellt man<br />

fest, daB der Westen<br />

des Kreises mit den<br />

Stadten Attendarn,<br />

Drolshagen und Olpe<br />

starker vertreten<br />

ist als der Osten.<br />

Parallel zu diesen<br />

Veroffentlichungen<br />

erschienen viele<br />

Beitrage in den<br />

Heimatblattern des<br />

Kreises Olpe, die<br />

mit dem Beginn<br />

des Zweiten Weltkriegs<br />

ihr Erscheinen<br />

einstellen<br />

muRten.<br />

Heiratsregister von Kirchhundem<br />

Name<br />

Nachfolger Gunther Becker 1978 -<br />

1994 die orts- und landeskundlichen<br />

Beitrage eine starkere Beachtung. In dieser<br />

Zeitspanne sind mehr Ortschroniken<br />

erschienen als je zuvor. Ein Familienforscher<br />

sollte seine Arbeit mit solchen ortsgeschichtlichen<br />

Studien beginnen, um<br />

Vorname<br />

02.08.1692 Hane, Peter<br />

Ort: Oberalbaum<br />

Name u. Vorname<br />

Droste, Elsa<br />

Ort: Milchenbach<br />

Seite 13<br />

25.07.1728 Hanses,<br />

Ort: Kirchveischede WifJel Elisabeth <br />

L\Tn^^^oir^«--=,^^«t«o^en/To„^•u«^^^<br />

Bemerk.: Entlassuno ^n J ^^' ' ^•'°hann Wiffel<br />

26.11.1725<br />

Harnischmacher, Johann Peter '^"'"'^ ''°" ^eischede; Eheberedmig am 20 06 1728<br />

Ort: Attendorn Vasbach, Maria Elisabeth<br />

""-J^'^o<br />

Zeugen: Caspar Harnischmache^ °'"" '"'>^-<br />

04.08.1714 Heidt Bemerk.: Eheberedung 3. Feria Pfi^^^f "° '"'•''"<br />

J°hann ^ '^"^ Pflngsten. Heiratsdatum unsicher<br />

Ort: Holthausen Roden, "'"'"" "' Christina<br />

'<br />

Zeugen: Hartman Zoppe/<br />

Ort: Niederalbaum<br />

Holtzhausen in Hes<br />

01.02.1682 Heimars, Joh:•-"''^"''" ""=•="'• ^"-^^edung am 08.07.1714<br />

Zeugen: Magister Schult-e/P.f«, „ • ^"^^^V' Anna<br />

zeugen: Hartman Webers/Casparpo":j"''°'"^"" Schulte, Saalhausen<br />

12.10.1693 Heymers. ^Jh^i;" SJ^^J^- ^ 28^2.1^^^-<br />

16.11.1688<br />

Ort: Marmecke Hagmans, Elisabeth<br />

Helneman, TonniefS °"= oberhundem<br />

gt. Jorgens Beckman, Elisabeth <br />

Ort: Niederalbaum ' Schnyders<br />

11.02.1696<br />

01.10.1726<br />

26.07.1700 Heins,<br />

Diese Publikation<br />

wurde in den seit<br />

1948 vierteljahrlich erscheinenden<br />

„Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe"<br />

fortgesetzt.<br />

Wahrend Norbert Scheele als Schriftleiter<br />

von 1948 - 1977 seine Schwerpunkte<br />

in vielen familienkundlichen<br />

Beitragen setzte, fanden unter seinem<br />

llulZ. !!"•"" Heinemans/Johann Schnyderf"""<br />

Zeugen: Hernrich Beckman gt. NOUiken,<br />

Altenhund/Peter Henckeln,<br />

iTuTen: ''°''"" ""'"• •=ter/„ermann Jorgen, n/Heinrich Nolliken<br />

Heinmann,Xl3^„"e1n":Z3>^ v«er d. Br.utigams... Eheberedung am 28.10.1688<br />

Ort: Bilstein Bleyer, Anna Maria <br />

Zeugen: Hermann HeitschOtter Bilstef^/; !""^^i"9fa"sen<br />

H.nemaniii;-^^-"ed--n:S^<br />

Witwer<br />

Ort: Hofolpe ^t. Schmidt<br />

Wolfs, Catharina <br />

ISk.S^^-^-?^--•/^^omasBla°2-k?1l^Sunde.<br />

Peter resbar, Eheberedung am 17.09.1726<br />

Ort: Herrntrop Nickeln, Elisabeth<br />

zeugen: Hermann Heins/Johann Asman/Ha^^n"'"'''"*^"''^"<br />

Zeugen: Mewen Nickeln/Peter u„^ ? , ^ Hermann Lysen<br />

zeugen: Heinrich Spes/ «


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SAUERLAND<br />

29<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Genealogische Forschungen<br />

Josef Lauber (1905-1987) aus Fredeburg<br />

veroffentlichte in den 70er Jahren<br />

acht Bande mit „Stammreihen Sauerlandischer<br />

Familien" aus dem<br />

Hochsauerland, die auch groBe Bedeutung<br />

fiir den Kreis Olpe haben, obwohl<br />

er an der Kreisgrenze mit seinen Publikationen<br />

Halt machte. Sein Sohn, Klaus<br />

Jiirgen Lauber, setzt das Lebenswerk seines<br />

Vaters fort und erweitert mit Hilfe<br />

des ..Personal Computers" die Stammreihen<br />

der acht Bande durch die „Filiationen",<br />

der Seitenlinien. Wahrend Friedrich<br />

Schulte eine nennenswerte Sammlung<br />

Attendorner Familien erstellte, trug<br />

Albert Schnepper aus Mecklinghausen<br />

mit dem PC in den letzten Jahren Daten<br />

aus dem Heldener Raum zusammen.<br />

Seine Sammlung durfte etwa 7.000 Personen<br />

umfassen. Rudolf Arens aus<br />

Neuss besitzt eine umfangreiche familienkundliche<br />

Sammlung aus dem Bereich<br />

des alten Kirchspiels Kirchhundem mit<br />

Verzweigungen nach Brachthausen und<br />

Kohlhagen. Beachtenswert an dieser<br />

Sammlung sind die Forschungen anhand<br />

von Urkunden, die vor der Zeit der Kirchenbucher<br />

liegen.<br />

Meine eigenen Datenbestande umfassen<br />

Personen aus dem alten Kirchspiel<br />

Lenne mit den Dorfern Saalhausen,<br />

Hundesossen und Milchenbach ab 1667<br />

aus eigenen Forschungen und aus Vorarbeiten<br />

von Josef Lauber. Hierzu zahlen<br />

mehr als 1600 Personen, die sich in den<br />

Stammreihen meiner eigenen Familie<br />

befinden. Ingrid Grobbel, die mit Matthias<br />

Dumpelmann die ..Geschichte von<br />

Milchenbach zur 700-Jahrfeier 1997"<br />

erarbeitete, hat die genealogischen Daten<br />

aller Milchenbacher Familien von<br />

1667 bis etwa 1890 zusammengetragen.<br />

ErschlieBungen<br />

von Kirchenbiichern<br />

Vorrangig sollte die computermaBige<br />

ErschlieBung der Kirchenbiicher mit dem<br />

Ziel vorangetrieben werden, die Biicher<br />

einem groEeren Forscherkreis zuganglich<br />

zu machen und die alten wertvollen<br />

Biicher zu schonen. 1997 habe ich das<br />

fruhe Kirchenbuch von Kirchhundem<br />

mit etwa 1200 Tauten und iiber 300<br />

Heiraten von 1637 bis 1672 aufgenommen,<br />

nachdem ich einen Band gebundener<br />

Kopien einsehen konnte. Die Erfas-<br />

sung der weiteren Kirchenbucher befindet<br />

sich zur Zeit in Arbeit. Fur die Familienforscher<br />

ergeben sich durch meine<br />

Arbeite Vorteile, da sie nicht mehr so viel<br />

Muhe in der Entzifferung der alten Handschriften<br />

verwenden miissen. Der Druck<br />

der erfaBten Kirchenbucher erfolgt nicht<br />

in chronologischer Form, sondern alphabetisch<br />

sortiert nach Familien, wobei<br />

auch bei verschiedenen Schreibweisen<br />

die Namen zusammengefiihrt werden.<br />

Totenzettelsammlung<br />

Eine nicht zu unterschatzende Quelle<br />

sind Totenzettel. Mit Unterstiitzung vieler<br />

Familienforscher habe ich etwa 3000<br />

Totenzettel des Kreises Olpe unter genealogischen<br />

Gesichtspunkten mit dem<br />

Computer katalogisiert und ausgewertet.<br />

Und wer wuf^te nicht, wie schwer es ist,<br />

gerade Sterbedaten zu finden?<br />

Offentliche Sammlungen<br />

und Archive<br />

Neben den Sammlungen in Privathand<br />

sind auch die Bestande in den<br />

Kreis-, Stadt- und Gemeinde-Archiven<br />

von Attendorn, Kirchhundem und Olpe<br />

zu nennen. In Kirchhundem liegt das<br />

Vasbach-Archiv, das durch ein offizielles<br />

Repertorium in der Schriftenreihe des<br />

Kreisheimatbundes Olpe e. V., und<br />

durch ein privates Repertorium von dem<br />

verstorbenen Pater Hermann Deitmer<br />

erschlossen ist.<br />

Familienkundliche Nachlasse der Heimatforscher<br />

Scheele und Feldmann sind<br />

im Stadtarchiv Olpe deponiert. Erfreulich<br />

ist zudem, daB die Genealogische<br />

Sammlung Auguste Liese vor einigen<br />

Jahren aus den Bestanden der Westdeutschen<br />

Gesellschaft fur Familienkunde<br />

in Koln in das gleiche Archiv in Olpe<br />

gelangt ist. In diesem Stadtarchiv befinden<br />

sich auch Abschriften der Kirchenbucher<br />

von Drolshagen, Neuenkleusheim,<br />

Olpe, Rhode und Wenden.<br />

Die Forschung wird erheblich durch<br />

die Tatsache erschwert, daB in den letzten<br />

Jahren viele Pfarreien ihre Kirchenbiicher<br />

nach Paderborn abgeliefert haben,<br />

so daB private Forschungen nicht<br />

ohne eine groBere Anfahrt und Terminabsprache<br />

moglich sind. Weitere Forschungsmoglichkeiten<br />

gibt es im Personenstandsarchiv<br />

in Detmold. Auch wenn<br />

die dort vorhandenen westfalischen Kirchenduplikate<br />

meist nur bis 1800,<br />

manchmal bis 1779 zuruckreichen,<br />

lohnt sich eine Reise dorthin.<br />

Ausblick<br />

Auch in diesem Fruhjahr stehen familienkundliche<br />

Seminare fur Anfanger<br />

und Fortgeschrittene (mit Computeranwendung)<br />

auf dem Programm der Volkshochschule<br />

des Kreises Olpe. Besonders<br />

wichtig erscheint mir, daB die vielen Familienforscher<br />

nicht isoliert arbeiten,<br />

sondern sich mit anderen Forschern zusammensetzen<br />

um ihre Forschungsergebnisse<br />

austauschen zu konnen. Fur<br />

den 22.5.1999 ist ein familienkundliches<br />

Symposium in Olpe geplant, um einen<br />

groBeren Kreis von Teilnehmern zu<br />

erreichen als das in der beschrankten<br />

Zahl in einem VHS-Seminar moglich ist.<br />

Das Symposium soil eine Informationsund<br />

Kontakteborse werden, um so Familienforschern<br />

untereinander einen Erfahrungsaustausch<br />

zu ermoglichen. An<br />

bekannte Anschriften wird eine schriftliche<br />

Einladung versandt.<br />

Ansprechpartner: Robert Rameil, 41352 Korschenbroich,<br />

Rheydter Str. 171, Tel.: 02161-648489<br />

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Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

30<br />

SAUERLAND<br />

SALIERLAND NR. 1/1999<br />

825 Jahre<br />

Kloster Oelinghausen<br />

festffro^mmm 1999<br />

Philipp von Heinsberg, Erzbischof<br />

von Koln, bestatigte vor 825 Jahren die<br />

Schenkung des Kolner Ministerialen Signand<br />

von Basthausen und seiner Frau<br />

Hathewigis, namlich die ihnen rechtmaBig<br />

gehorenden Besitzungen in den<br />

Dorfern Oelinghausen und Bachum mit<br />

allem Zubehor, an den Orden der Pramonstratenser.<br />

Das geschah in Soest am<br />

29. Mai 1174. Die Pfarrei St. Peter und<br />

der Freundeskreis Oelinghausen e.V.<br />

fuhren deshalb in diesem Jahr eine Reihe<br />

von Veranstaltungen durch, die an<br />

diese Schenkung vor 825 Jahren erinnern<br />

sollen.<br />

Am 2. Mai eroffnet um 10.30 Uhr der<br />

Hochwurdige Herr Weihbischof em.<br />

Hans Leo Drewes die Jubilaumsfeierlichkeiten<br />

mit einem Pontifikalamt. Zehn Tage<br />

spater wird auf dem Schakenberg das<br />

aus der Kaiserzeit stammende steinerne<br />

Wegkreuz, der „GroKe Herrgott von<br />

Oelinghausen", mit Gottesdienst und<br />

Prozession wieder eingeweiht. Dadurch<br />

wird der mittelalterlichen Kreuzverehrung<br />

in Oelinghausen auch in unseren<br />

Tagen Anerkennung gezollt.<br />

Miinchen196?<br />

Rsrlin 1988<br />

KliillQail 1991<br />

Ralf<br />

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Kloster Oelinghausen - SiJdansicht<br />

In der Reihe Meditationen zu Kunstwerken<br />

werden kunstlerische Darstellungen<br />

der Klosterkirche in ihrem Gehalt erschlossen<br />

und mit gottesdienstlichen Elementen<br />

verbunden, so daB es fur die Teilnehmenden<br />

zu einer Bereicherung ihrer<br />

religiosen Erfahrung kommen kann. Alle<br />

Veranstaltungen finden sonntags um<br />

17.30 Uhr in der Pfarr- und Klosterkirche<br />

statt: Apostelfiguren (Msgr. Dr. Konrad<br />

Schmidt, Hardehausen), Fresko des<br />

Christophorus (Pastor Dr. Best, Clarholz),<br />

HI. Norbert (Pastor Reinhard Richter,<br />

Dortmund-Kommende),<br />

Hochaltar<br />

(Pater Dr. Ludger<br />

Horstkotter O.<br />

Praem., Duisburg),<br />

Kreuze (Prof. Dr.<br />

Gunter Lange, Duis-<br />

burg/Bochum),<br />

Gnadenmadonna<br />

(Pastor Dr. Butzkamm,<br />

Dortmund),<br />

Ampelmadonna<br />

(Msgr. Reinhard<br />

Heldt, Rom). An der<br />

Orgel: Gunter<br />

Briicker (Balve) und<br />

Martin Stegmann<br />

(Arnsberg/Munster).<br />

Die Musica Sacra<br />

Oelinghausen (seit<br />

1968) wird unter<br />

kunstl. Betreuung<br />

durch Prof. Zsig-<br />

Foto: Friedbelm Ackermann<br />

mond Szathmary (Freiburg) in funf Konzerten<br />

mit hervorragenden Interpreten<br />

fortgesetzt. Eroffnung ist am 21. Marz,<br />

17 Uhr, mit der Johannes-Passion (BWV<br />

245) von Johann Sebastian Bach durch<br />

die Mendener Kantorei und das Barockorchester<br />

MiJnster unter Leitung<br />

von Johannes Krutmann, Hamm.<br />

Fiihrungen und Exkursionen wollen<br />

die Gesamtstruktur des mittelalterlichen<br />

Klosters deutlich machen. Gebet und<br />

Frommigkeit sind die eine Seite klosterlichen<br />

Lebens. Der Forderung Benedikts<br />

BETE UND ARBEITE gemijR, tritt daneben<br />

die Arbeit, die Klosterwirtschaft und<br />

das Kulturschaffen der Pramonstratenserinnen<br />

in Oelinghausen.<br />

Alle Fuhrungen finden in den Monaten<br />

Mai, am 30. Juli und im August jeweils<br />

freitags ab 18 Uhr statt. Themen<br />

sind Baukunst und darstellende Kunst,<br />

Garten und Klostermauer, Geschichte<br />

der Orgel, Gutshof Oelinghausen, Luerwald<br />

als Klosterwald, Landschaftsgeschichte<br />

zwischen Oelinghauser Muhle<br />

und Oelinghauser Kamp (Biebertal) und<br />

Wirtschafts- und Gewerbegeschichte<br />

(Von der Oelinghauser Eisenhiltte zur<br />

Ziegelei).<br />

Werner Saure<br />

Programme und Informationen beim<br />

Freundeskreis Oelinghausen e.V.,<br />

Tel. 02932/951300 und beim<br />

Kloster Oelinghausen, Tel. 02932/31882.<br />

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SAUERLAND NR. Saurländer 1/1999 <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

31<br />

Der Vorstand<br />

des SHB unterwegs<br />

von Dr. Erika Richter<br />

Das Jahr 1999 begann mit einem<br />

denkwurdigen heimatkundlichen Auftakt:<br />

Fruhlingshaftes Wetter begleitete<br />

am 5. Januar die Vorstandsmitglieder<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es und ihre<br />

Ehepartner auf ihrer Fahrt durchs Munsterland<br />

zur Landeshauptstadt.<br />

Erstes Ziel der gut organisierten,<br />

aspektreichen Exkursion war das Landeshaus,<br />

traditionsreiches Domizil des<br />

Landschaftsverbandes. Es liegt beziehungsvoll<br />

am Freiherr-vom~Stein-Platz,<br />

dem geistigen Vater der kommunalen<br />

Selbstverwaltung, und es sind die Kommunen<br />

heute, denen der Landschaftsverband<br />

seine Arbeit widmet. Nachdem<br />

ein einfiihrender Film den Besuchern die<br />

vielfaltigen Aufgaben des Landschaftsverbands<br />

veranschaulicht hatte, entspann<br />

sich eine lebhafte Diskussion um<br />

die Frage, warum die Leistungen des<br />

Landschaftsverbandes nicht nur in den<br />

westfalischen Kreistagen und Kommunen<br />

relativ wenig gewurdigt werden, ihm<br />

insbesondere aber eine starke Verankerung<br />

im BewuRtsein der westfalischen<br />

Bevolkerung fehlt. In der aktuellen, sich<br />

immer starker zuspitzenden Debatte um<br />

den Fortbestand der Landschaftsverbande<br />

hat der SHB sich eindeutig gegen ihre<br />

Auflosung ausgesprochen. Die Bedeutung<br />

„unseres" Landschaftsverbandes<br />

fiir die Identitat der acht Millionen<br />

Westfalen bleibt fur den an der Heimat<br />

und der Selbstandigkeit kommunaler<br />

Entscheidungen Interessierten unbestreitbar.<br />

Vielleicht sind die Aktivitaten<br />

des Landschaftsverbandes in der Vergangenheit<br />

nicht immer uberzeugend<br />

genug offentlich gemacht worden, so<br />

daB dem Burger seine Leistungen in sozialer,<br />

kultureller und wirtschaftlicher<br />

Hinsicht nicht deutlich genug wurden.<br />

Fur die Besucher war es jedenfalls besonders<br />

wertvoll, daB ihnen als Gesprachspartner<br />

zwei ausgewiesene Kenner<br />

der Arbeit und der Funktionen des<br />

Landschaftsverbandes zur Verfugung<br />

standen. Das war nicht nur ihr neuer<br />

Vorsitzender Dieter Wurm, der als stellvertretender<br />

Vorsitzender der Landschaftsversammlung<br />

u.a. Antworten zur<br />

Struktur dieses Gremiums geben konnte,<br />

sondern auch der Landesrat Professor<br />

Dr. W. Gernert, der durch konkrete Informationen<br />

uber die einzelnen Sektoren,<br />

in denen der Landschaftsverband<br />

tatig ist, die enorme Breite seines Auf-<br />

Auf der Treppe des Landeshauses stellt sich die Gruppe dem Fotografen<br />

gabenbereichs verdeutlichte. So wuchs<br />

in den Zuhorern die Einsicht, daR das augenblicklich<br />

propagierte Aus fur den<br />

Landschaftsverband einen ernsten Verlust<br />

fur Westfalen darstellen wurde. Hoffentlich<br />

bleibt es uns erspart!<br />

Nach diesen der Zukunft geltenden,<br />

eher bedenklich stimmenden Betrachtungen<br />

fiihrten die nachsten Ziele zu einigen<br />

herausragenden Zeugnissen von<br />

Miinsters Vergangenheit: dem nahen<br />

Erbdrostenhof und der Clemenskirche.<br />

Nicht ohne Grund beherbergt ein Flugel<br />

des Erbdrostenhofes das Westfalische<br />

Amt fur Denkmalpflege. In der Wiedererrichtung<br />

des luftkriegszerstorten Stadthofs<br />

der Droste-Vischerings, einem Meisterwerk<br />

Schlauns aus dem 18. Jahrhundert,<br />

bezeugt sich die verantwortungsvolle<br />

Denkmalpflege, die Munster<br />

vor vielen westdeutschen Stadten beim<br />

Umgang mit seiner stark zerstorten Bausubstanz<br />

ausgezeichnet hat. Der prachtige<br />

Adelshof mit seinem spatbarocken<br />

Schwung ist eindrucksvoll wiedererstanden.<br />

Er wurde in einer brillanten<br />

Fuhrung in seiner auBeren und inneren<br />

Gestaltung den Besuchern vergegenwartigt.<br />

Eine besondere Wirkung geht von<br />

dem prachtvollen, raffiniert mit den Mitteln<br />

des Illusionismus arbeitenden Festsaal<br />

aus. Mit den pomposen Portrats des<br />

Kaisers und des KurfUrsten Clemens<br />

August, der hier manchmal residierte,<br />

wurde auch die zeitweilige personelle<br />

Verbindung von Kurkoln und Munster im<br />

Alten Reich demonstriert.<br />

Der Erbdrostenhof erganzt sich mit<br />

dem festlichen Kuppelbau der unmittel-<br />

bar benachbarten Clemenskirche zu einem<br />

Bauensemble von ganz besonderem<br />

Rang. Ihre rokokohafte Innengestaltung<br />

mit dem blau geaderten Stuckmarmor<br />

und den zahllosen Putten zaubert eine<br />

suddeutsche Atmosphare in die westfalische<br />

Welt.<br />

Nach den zwei Bauwerken, die den<br />

Stilwillen des 18. Jahrhunderts in charakteristischer<br />

Weise vergegenwartigen,begegnete<br />

am Nachmittag das<br />

17. Jahrhundert in seinem schweren<br />

Prunk und namenlosen Fiend. In der<br />

groBen Europarat-Ausstellung zur 350.<br />

Wiederkehr des Westfalischen Friedens<br />

wurden die Akteure und Aktionen des<br />

dreiBigjahrigen Krieges in groBartigen<br />

Portrats,Allegorien und Skulpturen, in<br />

Waffen und Schlachtgemalden, in verschnorkelten<br />

Akten, Flugblattern und<br />

Folianten prasentiert. Die Besucherfulle<br />

dieser opulenten Ausstellung bewies das<br />

anhaltende Interesse, das dem heute neu<br />

gedeuteten und gewurdigten AbschluB<br />

des dreiBigjahrigen Krieges als einem diplomatischen<br />

GroBereignis entgegengebracht<br />

wird, nachdem er lange Zeit nur<br />

als Ergebnis einer schmahlichen deutschen<br />

Niederlage gait.<br />

Angeregt, belehrt und bereichert<br />

kehrte die Gruppe aus der Metropole zur<br />

Heimatarbeit in die sauerlandischen Berge<br />

zuriick, mancher gewiB mit dem<br />

Wunsch, demnachst in ahnlicher Form<br />

andere fiir Gegenwart und Geschichte<br />

entsprechend bedeutsame Orte unserer<br />

Region in der belebenden Gemeinschaft<br />

Interessierter zu erfahren.<br />

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32<br />

SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Christine Koch Gesellschaft-<br />

Jahresprogamm 1999<br />

Die Christine Koch Gesellschaft zur<br />

Forderung der Literatur im Sauerland<br />

mit Sitz in Schmallenberg legt fur 1999<br />

ein reichhaltiges Programm<br />

vor, welches die<br />

verschiedensten Facetten<br />

sauerlandischen Literaturschaffens<br />

berucksichtigt.<br />

Mehr als 30 heimi-<br />

sche Autoren wirken bei<br />

insgesamt 11, uber das<br />

kurkolnische Sauerland<br />

verteilten Veranstaltungen<br />

mit. Wie es der Zielsetzung<br />

der Gesellschaft<br />

entspricht, gibt der Bezug<br />

zum Sauerland - sei es<br />

iiber Personen, Orte oder<br />

Inhalte - der Programmgestaltung ein<br />

unverwechselbares, Profil, das eine Unterscheidung<br />

von anderen Kulturangeboten<br />

ermoglicht. Den Auftakt des Jahresprogramms<br />

bildet am 19. Marz 1999 in<br />

Altenhundem eine Lesung in plattdeutscher<br />

Sprache mit anschlieRender Diskussion<br />

unter dem Thema; „Mundartdichtung<br />

- noch zeitgemaB?." Einen<br />

Hohepunkt durfte am 25. April 1999 in<br />

Schmallenberg die literaturgeschichtliche<br />

und -wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />

mit dem 2. Westfalischen Dichtertreffen<br />

darstellen, welches 1956 in<br />

Schmallenberg stattgefunden hat und<br />

den Aufbruch der literarischen Moderne<br />

in Westfalen markiert. Gegenwartsliteratur<br />

wird am 22.10.1999 in Marsberg<br />

und am 26.10.1999 in Winkhausen zu<br />

horen sein, wobei in Winkhausen im<br />

Rahmen der Kleinen Reihe ein essayistisches<br />

Sauerlandbuch vorgestellt werden<br />

soil. Thematische Veranstaltungen finden<br />

am 05. November 1999 in Borgs<br />

Scheune in Zuschen und am 03. Dezember<br />

1999 in dem Burgerzentrum Alte<br />

Synagoge in Meschede statt. Die diesjahrige<br />

Literaturfahrt fuhrt am 14. August<br />

1999 nach Kassel zum Bruder<br />

Grimm-Museum. Diese wird vorbereitet<br />

durch eine Vortragsveranstaltung uber<br />

die Sprache der Marchen am 10. August<br />

1999 auf der Jugendburg Bilstein. Das<br />

Seminar am 24. bis 26. September<br />

1999 in Langscheid zum Schreiben aus<br />

regionaler Erfahrung und die Sauerlander<br />

Buchmesse am 07. November 1999<br />

in Bad Fredeburg sind wie in den Vor-<br />

FORDERUNG<br />

DER LITERATUR<br />

IM SAUERLAND<br />

CHKISTLNKKOCH<br />

(;KSKLLSCIIAITK.V.<br />

jahren fester Bestandteil des Literaturprogramms.<br />

Zur Durchfuhrung des Programms<br />

1999 kooperiert die Christine<br />

Koch Gesellschaft im Sinne einer Vernetzung<br />

von Kulturarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Jugend und Literatur<br />

e.V. in NRW, dem<br />

Landschaftsverband Westfalen-Lippe,<br />

dem Hochsauerlandkreis,<br />

dem Kunst-verein<br />

Pro Forma Eslohe, der Bruder<br />

Grimm-Gesellschaft e.V.<br />

Kassel, dem Verein „Die Fe-<br />

dern" Marsberg, dem Verein<br />

fur Kultur in Zuschen e.V.<br />

und dem Verein Burgerzentrum<br />

Alte Synagoge e.V. Die<br />

Gesellschaft will Begeiste-<br />

rung fiir regionale Literatur<br />

wecken. Uxeter Wiethoff<br />

Programmblatter sind bei der Geschaftsstelle der Christine<br />

Koch Gesellschaft in Schmallenberg, Postfach<br />

1140, 57376 Schmallenberg. abrufbar.<br />

„Jugend musiziert"<br />

in Siidwcstfalen<br />

In diesem Jahr wurde der Regionalwettbewerb<br />

„Jugend musiziert" Sudwestfalen<br />

erstmals von den Musikschulen<br />

aus Drolshagen, Olpe und Wenden<br />

am 30. und 31. Januar gemeinsam ausgerichtet.<br />

nachdem in den drei Jahren<br />

zuvor der Hochsauerlandkeis und davor<br />

die Stadt Siegen die Organisation hatten.<br />

Zum RegionalausschuB Sudsauerland<br />

gehoren die Kreise Siegen-Wittgenstein,<br />

Hochsaueriandkeis und Olpe. Seit<br />

langem hat sich auch hier der bundesweite<br />

Wettbewerb als eine der erfolgreichsten<br />

Unternehmungen der musikalischen<br />

Jugendbildung erwiesen. Immer<br />

wieder wuchsen die jungen Musikerinnen<br />

und Musiker in die Schul- und Laienorchester.<br />

Big Bands oder Musikvereine<br />

nach, besonders mit ihren Blasinstrumenten,<br />

und manche, die gut Klavier<br />

spielen, sind schon in jungen Jahren<br />

ganz selbstverstandlich Organisten in unseren<br />

Kirchen - naturlich ehrenamtlich.<br />

Es ware unmoglich. hier alle ersten<br />

Preistrager zu nennen, geschweige denn<br />

die vielen fleiRigen Musikanten, die sich<br />

in verschiedenen Altersklassen auf den<br />

Wettbewerb vorbereitet batten. Aus dem<br />

Sauerland nahmen mit hervorragendem<br />

Erfolg teil und erhielten deshalb einen<br />

„1. Preis mit Weiterieitung" (zum Wettbewerb<br />

auf Landesebene in Munster) in<br />

der Sparte Klavier; Caspar Behme und<br />

Gerhard Vielhaber aus Attendorn, Ansgar<br />

Wunsch aus Bestwig und Carsten<br />

Gerwin aus Arnsberg. Bei den Akkordeonspielern<br />

gab es zwar nur erste und<br />

zweite Preise. aber keine Weiterieitungen.<br />

Die Blaser-Ensembles waren dicht<br />

besetzt. Hier gewann das Blockflotenduo<br />

Ilka Ufer und Kerstin Wanske aus Attendorn.<br />

Ein Blaserquartett aus Wenden,<br />

gebildet von Eric Butzkamm und Jurgen<br />

Halbe (Trompeten), Thomas Clemens<br />

(Horn) und Daniel Ridder (Posaune) trug<br />

den Sieg davon. Das Klarinettentrio<br />

Yvonne Fretter und Marion Schulte aus<br />

Olpe und Thomas Nebeling aus Drolshagen<br />

uberzeugte die Jury mit Variationen<br />

uber ein Thema J. Pleyels von Franz<br />

Vinzenz Krommer.<br />

Das Saxophonquartett Ellen Altwicker,<br />

Mareike Bieker und Martin Theile<br />

aus Drolshagen und Tobias Hammeke<br />

aus Olpe gewann mit einem Stuck nach<br />

Antonin Dvorak. Im Each Gesang gab es<br />

keinen einzigen mannlicher Bewerber.<br />

Es traten immerhin 14 Madchen bzw.<br />

junge Damen an, die bis auf eine alle aus<br />

dem Hochsauerlandkeis stammen. Beate<br />

Sulk-Clasen aus Altenruthen war eine<br />

der beiden ersten Preistragerinnen, die<br />

sich weiter qualifizierten konnten.<br />

Das abschlieBende Konzert junger<br />

Preistrager und Preistragerinnen fand<br />

am Sonntag, 21. Februar in der Stadthalle<br />

in Olpe vor dankbaren und begeisterten<br />

Zuhorern aus ganz Stidwestfalen<br />

statt. Knut Friedrich Platz<br />

„Duitske Misse"<br />

von G. Nellius nach Texten<br />

von Ch. Koch<br />

Am 19. Juni 1999 wird um 17.30<br />

Uhr in der St. Johannes-Baptist-Kirche<br />

am Neheimer Markt die ..Duitske Misse"<br />

von Georg Nellius nach Texten von Christine<br />

Koch aufgefuhrt. Der <strong>Heimatbund</strong><br />

Neheim-Husten e.V. hat die Darbietung<br />

dieses Chorwerks zum AbschluR der Veranstaltungen<br />

seines 85-iahrigen Bestehens<br />

angeregt.<br />

Unter Leitung von Kantor Heinz<br />

Senft ArnsbergAVeri singen der Mannerchor<br />

Westonnen und der Mannerchor<br />

Eintracht Hachen das umfangreiche<br />

Werk von Georg Nellius, der auf<br />

dem Neheimer Mohnefriedhof bestattet<br />

ist. Zu der „Duitsken Misse" sind alle<br />

Freunde des Plattdeutschen in den ..Sauerlander<br />

Dom" eingeladen. Red.<br />

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SAUERLAND<br />

Jahrcstagung „Stiftung<br />

Bruchhauser Steine"<br />

Bei der Jahrestagung der Stiftung<br />

Bruchhauser Steine am 29. Januar 1999<br />

uberreichte Hubertus Freiherr von Furstenberg<br />

einen Scheck von DM 1000.-<br />

an den Ortsvorsteher Karl-Josef Steinrucken<br />

fur die Bruchhauser Dorfgemeinschaft<br />

als Dank und Anerkennung fur die<br />

im vergangenen Jahr errungene Goldmedaille<br />

im europaischen Blumenwettbewerb<br />

„ entente florale". Zuvor hatte<br />

der Stiftungsprasident in seinem Rechenschaftsbericht<br />

vor Vertretern aus<br />

Politik und Verwaltung, Wirtschaft,<br />

Landschaftsverband und Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong> Ruckschau gehalten und<br />

die Stiftungsplane fur dieses Jahr erlautert.<br />

Die Wanderfalken sollen auch<br />

zukunftig beobachtet werden, auBerdem<br />

beginnen die Arbeiten an einem botanischen<br />

Fuhrer. Ferner soil das neue Infozentrum<br />

zu einer aktiven Begegnungsstatte<br />

fiir alt und jung werden. Zudem will<br />

man das Boden- und Kulturdenkmal mit<br />

Stiftungsprasident Hubert Freihe., .>.., .urstenberg (links)<br />

uberreichte Ortsvorsteher Karl-Josef Steinrucken einen Scheck uber lUUU-UM<br />

als Zeichen der Anerkennung fiir die Errmgung<br />

der Goldmedaille im europaischen Wettbewerb „entente florale .<br />

toto: PiUe<br />

seinem Naturschutzgebiet und archaologischen<br />

Reservat den Schulen naherbringen.<br />

Die zur Zeit laufenden archaologischen<br />

Untersuchungen haben ergeben,<br />

daB an den Steinen vor 500 Jahren<br />

vor unserer Zeitrechnung bereits Menschen<br />

gelebt haben. Der Vorsitzende des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es, Dieter<br />

Wurm, wies darauf hin, daB der gedeihliche<br />

Fortbestand der Stiftung durch die<br />

Initiative vor Ort, durch die Gemeinde<br />

und den Kreis sowie den <strong>Heimatbund</strong><br />

gewahrleistet werden musse. In diesem<br />

Zusammenhang betonte Dieter Wurm<br />

die bedeutende Rolle des Landschaftsverbandes<br />

als bewahrter Forderer westfalischer<br />

Eigenarten und Kultur. Er legte<br />

auch ein uberzeugendes Bekenntnis fur<br />

den Fortbestand des Landschaftsverbandes<br />

in seiner Ansprache dar. Red.<br />

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Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

34<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

BUCHER • SCHRIFTTUM<br />

Die Klausenkapelle in<br />

Meschede<br />

Das kleine Gotteshaus oberhalb der<br />

Stadt Meschede, die Klausenkapelle St.<br />

Michael, gehort zu den kirchengeschichtlich<br />

und kunsthistorisch interessantesten<br />

Denkmalern des Mescheder<br />

Raums. Leider fehlte bisher eine Monographie<br />

uber das Kirchlein und seine<br />

wechselhafte Geschichte. Nun hat der<br />

jetzige Klausner, Pater Hubert Tonnesmann<br />

(1928 in Bamenohl geboren), eine<br />

Darstellung der Klause verfaBt, in der<br />

er seit 1987 lebt. Seine Arbeit ist urn so<br />

verdienstvoller, als es nur sparliche,<br />

meist nur indirekt zu erschlieBende Quellenaussagen<br />

z.B. uber die Entstehung<br />

der Kapelle (urn 1150) und ihr damaliges<br />

Aussehen gibt und sie auch in den folgenden<br />

Jahrhunderten ein „verborgenes<br />

Dasein" fiihrte, wie der Verfasser<br />

schreibt.<br />

Erst in der religios bewegten Zeit des<br />

Spatmittelalters sorgten Frauen fiir eine<br />

geistige Belebung des Kapellenberges.<br />

Pater Tonnesmann erzahlt ausfuhrlich<br />

von der frommen und gelehrten Kuneke<br />

Yesvogel - sie beherrschte Latein und<br />

Hochdeutsch - die um 1430 als Klaus-<br />

^\ (^Klausen-<br />

\ ka-pelle<br />

I<br />

ST. MICHAEL IN MESCHEDE<br />

nerin hier ein allein Gott zugewandtes<br />

Leben begann, aber bald Gefahrtinnen<br />

fand. Er druckt die uns gliicklicherweise<br />

erhaltene mittelniederdeutsche Chronik<br />

(mit neuhochdeutscher Ubertragung) ab,<br />

die uns von den Klausnerinnen berichtet,<br />

die sich dem 3. Orden der Dominikanerinnen<br />

anschlossen. Als sie ein Dorf<br />

nahe Meschede zum Geschenk erhiel-<br />

4. Feld: links ..Neid des Teufels Freund"<br />

4. Feld: rechts Zwei Hunde streiten sich um einen Knochen<br />

ten, grundeten sie dort das Kloster Galilaea,<br />

das bis zur Sakularisation bestand.<br />

Nach dem Weggang der Frauen verfiel<br />

die Kapelle, doch gab es immer wieder,<br />

vom Verfasser ausfuhrlich dokumentierte<br />

Anstrengungen zu ihrem Wiederaufbau,<br />

bis sie im 19. Jh. vom Graf en von<br />

Westphalen erworben wurde. Er sorgte<br />

auch fur eine wurdige Renovierung und<br />

die Aufstellung des spatgotischen<br />

Schnitzaltars aus dem ehemaligen Kloster<br />

Galilaea, einem groRartigen, nach<br />

Datierung, Schopfer und Herkunft allerdings<br />

noch ungeklarten Kunstwerk, das<br />

T5nnesmann am SchluB der Darstellung<br />

in seinen inhaltlichen Aussagen genauer<br />

erlautert. Aber auch uber die Schicksale<br />

der einzelnen Klausner vom 18. Jh. bis<br />

zur Gegenwart erfahren wir hier erstmals<br />

im Zusammenhang wie auch jene lesenswerte<br />

Episode uber die wahrend des<br />

Kulturkampf-Hohepunktes 1876 gegen<br />

das staatliche Verbot listig gepflanzte<br />

Pius-Eiche.<br />

Der Klausner hatte lange gezogert,<br />

seine sowohl durch die Untersuchung<br />

der baulichen Merkmale wie das Studium<br />

vieler archivalischer Quellen gesammelten<br />

Erkenntnisse zu veroffentlichen,<br />

denn er war sich der noch bestehenden<br />

Lucken in unserem Wissen uber das alte<br />

Gotteshaus durchaus bewuBt. DaR er<br />

Fotos: Giinter Kotthoff<br />

schlieRlich die Zustimmung zur Veroffentlichung<br />

gab, ist unter anderem das<br />

Verdienst seines .,Mitarbeiters" und<br />

Nachbarn Giinter Kotthoff. Er hat sich<br />

nicht nur unermudlich fur die Druckfassung<br />

des Manuskripts eingesetzt. Er hat<br />

auch als Fotograf die Mehrzahl der Bilder<br />

geliefert und z.B. die kaum erkennbaren<br />

Inschriften hoch oben an den Seitenwanden<br />

des Kapellenschiffs sichtbar gemacht:<br />

alte Sinnspruche, die auf der gegenijberliegenden<br />

Seite des Kapellenraums<br />

durch treffende Strichzeichnungen<br />

veranschaulicht sind. Wer sie wann<br />

angebracht hat? Wir wissen es nicht,<br />

aber daB die zeitlos giiltigen Aussagen<br />

nun zuganglich sind, ist ein unerwarteter<br />

Gewinn. Mit Recht hat der Mescheder<br />

<strong>Heimatbund</strong>, unterstutzt durch den<br />

Landschaftsverband Westfalen-Lippe,<br />

den Hochsauerlandkreis und die Jubilaumsstiftung<br />

der Sparkasse Meschede-Eslohe<br />

uns durch die Veroffentlichung<br />

bewuEt gemacht, wie viele verborgene<br />

Geschichtszeugnisse und Kunstwerke es<br />

hier noch zu erschlieRen gibt.<br />

Dr. Erika Richter<br />

Hubert Tonnesmann: Klausenkapelle St. Michael in<br />

Meschede. Hrsg.: <strong>Heimatbund</strong> Meschede. Meschede<br />

(Verlag Drees) 1998. 121 Seiten. 20,- DM.<br />

Apsis in der Klausenkapelle<br />

(siehe auch Titelbild) ^<br />

Foto: Friedhelm Ackermann '<br />

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© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


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SAUERLAND<br />

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36<br />

SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Lcbensbilder<br />

Schmallenberger Frauen<br />

Haufig werden Funktion und Position<br />

von Gleichstellungsbeauftragten bespottelt<br />

und als eigentlich uberflussig, wenn<br />

nicht storend bewertet. In der vorliegenden<br />

Publikation zeigt sich ein Gegenbeweis,<br />

wenn auch nicht im direkten Tatigkeitsbereich<br />

dieser Frauen im Verwal-<br />

tungsrahmen. Die Schmallenberger<br />

Gleichstellungsbeauftragte Hannelore<br />

Himmelreich hat - allerdings in Zusammenarbeit<br />

mit dem ruhrigen Heimatund<br />

Geschichtsverein Schmallenbergein<br />

Buch uber Leben und Leistungen<br />

Schmallenberger Frauen herausgegeben.<br />

Die Dokumentation „Lebensbilder"<br />

will nicht vordringlich die „groRen"<br />

Frauen dieses Raumes vorstellen, obwohl<br />

es uber eine Reihe bemerkenswerter<br />

Personlichkeiten zu berichten<br />

gibt, wie uber die Unternehmerin Sophie<br />

Stecker (Hannelore Schenk), uber die<br />

Ordensgrunderin Theresia Albers (Eduard<br />

Klauke), uber die Streiterin fur hohere<br />

Madchenbildung Margret Middeler (Werner<br />

Haeser) wie uber die auch im SHB<br />

unvergessene Hedwig Jungblut-Bergenthal<br />

(Hildegunde Didam). Es ging der<br />

zwei Jahre arbeitenden Gruppe, wie es<br />

einleitend heiRt, mehr noch um die von<br />

der Offentlichkeit nie hervorgehobencn<br />

Frauen, die gewurdigt und in der Eingebundenheit<br />

in ihr Umfeld gezeigt werden<br />

sollen. Wir erfahren also iiber „Textilindustrie<br />

und Frauenarbeit"(Hermann-Josef<br />

Strieder),uber die" Frau in der Landwirtschaft"<br />

und uber die „Landhebammen"<br />

(beides Barbel Michels) oder uber<br />

die „Gemeindeschwestern" (Hannelore<br />

Himmelreich). In den letztgenannten<br />

Aufsatzen wird die weibliche Fursorgebereitschaft<br />

eindrucksvoll bezeugt. Das<br />

gilt aber auch fur die Wirksamkeit der ins<br />

Sauerland vertriebenen Grafschafter<br />

Borromaerinnen (Sw. M. Brunhilde) oder<br />

fur manche Aktivitaten der kath. Frauengemeinschaft<br />

Schmallenberg (Gertrud<br />

Siebert).Die pragende Bedeutung des<br />

Katholizismus fur das Frauenleben<br />

kommt nicht nur in diesen, sondern in<br />

fast alien, auch den hier nicht aufgelisteten<br />

Aufsatzen zum Ausdruck. Es fehlt<br />

jetzt jedoch nicht an einer bewuBten Auseinandersetzung<br />

mit dem bisherigen,<br />

jetzt problematisierten Rollenverstandnis<br />

von Frauen in der Kirche „Strukturen<br />

brechen auf - Frauen und Kirche"<br />

(Hildegard Tigges).<br />

Frauenschicksale in der NS-Zeit werden<br />

am Beispiel einer Schmallenberger<br />

Judin veranschaulicht „Hermine Stern<br />

geb. Morgenthau" (Josef Wiegel). Es war<br />

bewegend, daB bei der Vorstellung des<br />

Buches im Schmallenberger Rathaus<br />

Vertreter der Enkel von Frau Stern eigens<br />

aus Holland angereist waren und<br />

sich fur das Gedenken an ihre GroKmutter<br />

bedankten. Nicht unerwahnt bleiben<br />

soil aber schlieRlich ein Aufsatz, der<br />

einen unerwarteten Aspekt vorfuhrt:<br />

Frauen als Kriminelle in der ersten Halfte<br />

des 19. Jh. „Mit dem Gesetz in Konflikt<br />

- Frauen vor den Schranken des Fredeburger<br />

Amtsgerichts" (Gunter Schulte)<br />

Um welche „Verbrechen" ging es? Die<br />

Frauen hatten an verbotenen Stellen<br />

Vieh gehutet, Kartoffeln oder ein Brot<br />

entwendet, also Notkriminalitat in den<br />

Hungerjahren vor 1848. Sie wurde nach<br />

heutigem Empfinden drakonisch bestraft.<br />

In einem Fredeburger Urteil von<br />

1846 heiBt es, daii: „C.P. zwar mit Criminal<br />

Strafe zu verschonen, jedoch wegen<br />

der Entwendung von Futterkrautern<br />

vermittels sechs Ruthenhieben in die<br />

Hand zu zuchtigen" sei. Rechtspflege<br />

der „guten alten Zeit"...<br />

Resumee: Die Lekture der auch optisch<br />

sehr ansprechend gestalteten Aufsatzsammlung<br />

ist ausdrucklich zu empfehlen.<br />

Hoffentlich gehen Impulse zu<br />

ahnlichen Publikationen von ihr aus.<br />

Dr. Erika Richter<br />

Lebensbilder Schmallenberger Frauen.Hrsg.von der<br />

Gleichstellungsbeauftragten und dem Heimat- und Geschichtsverein<br />

Schmallenberger Sauerland e.V.. Balve<br />

(Zimmermann Druck) 1998.198 Seiten. 25,- DM.<br />

Frauenbilder aus dem<br />

Kreis Olpe<br />

Die Rezensentin hatte kaum den letzten<br />

Satz ihrer Besprechung der „Lebensbilder"<br />

von Schmallenberger Frauen<br />

formuliert, als sich ihr Wunsch unerwartet<br />

schnell erfullte. Schon sind die<br />

„Lebensbilder von Frauen im Kreis<br />

Olpe", anzuzeigen. Die dortige Beauftragte<br />

fur Gleichstellungsfragen Maria<br />

Schweinsberg hat sie „zusammengetragen",<br />

wie sie im Vorwort schreibt. Die<br />

Redaktionsarbeit teilte sie sich mit dem<br />

Archivar Dieter Trops. Es ist interessant,<br />

die beiden, im Umfang ungefahr gleichen<br />

BiJcher, in der Olper Ausgabe leider<br />

weniger stabil gebunden, miteinander<br />

zu vergleichen. Ihre Anlage ist unterschiedlich.<br />

Zu Beginn gibt Susanne Falk<br />

zwar auch eine allgemeine , ausfuhrliche<br />

und grundliche Ubersicht der Situation<br />

der Frauen in der neueren Zeit, .,Wege<br />

durch die Verhaltnisse vom Alltag der<br />

Frauen im Kreis Olpe 1850 - 1939", gefolgt<br />

von den Lebensskizzen einiger<br />

Frauen unseres Jahrhunderts gleichsam<br />

als Auftakt. Dann aber werden zunachst<br />

Frauengestalten aus dem Mittelalter und<br />

der Fruhen Neuzeit ins Gedachtnis<br />

zuruckgerufen. Die Schmallenberger<br />

..Lebensbilder" gingen dagegen nicht<br />

hinter das 19. Jahrhundert zuruck. Sie<br />

versuchten auch starker spezif ische Frauengruppen:<br />

Textilarbeiterinnen, Landfrauen,<br />

Borromaerinnen, Gemeindeschwestern<br />

in ihren typischen Lebensbedingungen<br />

darzustellen. Die Olper Studie<br />

ist starker personalisiert. Wir begegnen<br />

herausragenden Frauengestalten in<br />

ihren Leiden und Leistungen wie im<br />

weitgespannten Bericht uber die Grafin<br />

Mechthild von Sayn, Grunderin des<br />

Drolshagener Zisterzienserinnenklosters<br />

1235 (Hubertus Halbfas) oder uber die<br />

standhafte Dorothea Becker, die zur Zeit<br />

der Hexenverfolgungen um 1590 im<br />

peinlichen Verhor alien Folterqualen unbeugsam<br />

trotzte (Gunther Becker).<br />

Krankheit und Tod waren mit der weiblichen<br />

Existenz im besonderen MaBe verbunden.<br />

Das veranschaulichen auch die<br />

Schicksale von ..Walburgis Heinemann,<br />

1655-1742, eine tapfere Frau des Hundemer<br />

Landes", (Glaus Heinemann) und<br />

Maria Nies, die als einzige von 10 Geschwistern<br />

erwachsen wurde. Besondere<br />

WiJrdigung verdient sie, weil sie schon<br />

im 18. Jh zur Stifterin der Silberger<br />

Schulvikarie wurde (Martin Vormberg).<br />

Fur das charakteristische Engagement<br />

von Frauen im padagogischen Bereich<br />

stehen dann im 20. Jh. die Leiterin der<br />

Ursulinenschule in Attendorn, Innocentia<br />

Scheele (Schw. Benedista Camp), Josepha<br />

Arens, Oberstudiendirektorin aus<br />

Bausenrode (Gisbert Strotdrees), aber<br />

auch eine schlichte VolksschuUehrerin<br />

wie Anna Klunker, die sogar Zivilcourage<br />

im Nationalsozialismus bewies (Anni<br />

Siebert), Ubrigens etwas ganz Singulares!<br />

Den engen sauerlandschen Rahmen<br />

uberschritten zwei Ordensfrauen mit<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

37<br />

weltweit ausstrahlender Caritas: Maria<br />

Theresia Bonzel, Grunderin der Kongregation<br />

der „Armen Franziskanerinnen<br />

von der ewigen Anbetung" (Gretel Kemper)<br />

und Maria Alexia Sondermann,<br />

Grunderin eines Krankenhauses in<br />

Memphis USA (Karl Heinz Kaufmann),<br />

Doch ist das unermudliche Wirken einer<br />

Daheimgebliebenen nicht vergessen,<br />

Thekla Wurm, die letzte Hebamme der<br />

Gemeinde Klausheim (Hildegard Bruggemann).<br />

Fiir derartige Lebensleistungen<br />

gibt es - wie erwahnt - Entsprechungen<br />

im Schmallenberger Band, der<br />

ebenfalls sowohl uber tatkraftige und sozial<br />

engagierte Frauen berichtete, wie es<br />

hier iiber die Olper Unternehmerin Hildegard<br />

Wolf geschieht (Wilma Ohly) oder<br />

die Schicksale judischer Frauen (Gretel<br />

Kemper). Unvergleichlich, und darum<br />

besonders lesenswert ist aber die Darstellung<br />

der viel zu wenig bekannten Genealogin<br />

des Sauerlandes Auguste Liese<br />

(Josef Wermert) oder der Kunstlerin Ina-<br />

Maria Mihlyhegi-Witthaut (Annette<br />

Domscheit-PreuK). Die Auseinandersetzung<br />

mit der umstrittenen Josefa Berens-Totenohl<br />

(Monika Locker) setzt einen<br />

deutlich kritischen Akzent. Der<br />

SchluRaufsatz, eine Untersuchung uber<br />

AusmaR und Auswahl von Frauennamen<br />

auf StraBenschildern in den Ortschaften<br />

des Kreises Olpe (Roswitha Kirsch-<br />

Stracke), gehorte auf den Schreibtisch aller<br />

Gremien, die uber StraBenbenennungen<br />

entscheiden. Viele Frauengestalten,<br />

denen in dem Buch informative Aufsatze<br />

gewidmet sind, fehlen (noch). Wenn<br />

StraEennamen „Fenster zur Geschichte<br />

von Frauen sind", wie es in dem Aufsatz<br />

heiftt, muBte noch manches Fenster aufgestoRen<br />

werden. Aber das gilt nicht nur<br />

fiir den Kreis Olpe ...<br />

Dr. Erika Richter<br />

Lebensbilder von Frauen im Kreis Olpe.Schriftenreihe<br />

des Kreise Olpe, Nr. 28,Olpe 1998, 219 S./15,- DM<br />

Strunzerdaal 17.1.1998<br />

Der Olsberger <strong>Heimatbund</strong> bringt mit<br />

dem neuesten STRUNZERDAAL-<strong>Heft</strong><br />

bereits seine 17. Ausgabe heraus. Dieses<br />

Heimatblatt hat sich inzwischen zu einem<br />

gefragten Jahrbuch entwickelt. War<br />

das erste <strong>Heft</strong> 1981 nur 48 Seiten stark,<br />

so es jetzt bei einem Preis von 15,80 DM<br />

schon 200 Seiten stark Die Redaktion<br />

liegt in den bewahrten Handen von<br />

Heinz<br />

mann.<br />

Letter-<br />

Das Titelblatt<br />

zeigt Helmeringhausen,<br />

das<br />

„sch6nste Fleckchen<br />

am Ende<br />

der Welt". Einige<br />

Beispiele aus<br />

dem Inhalt mogen<br />

die Vielfalt<br />

der Beitrage<br />

verdeutlichen:<br />

H.M. Koster: Gevelinghauser Amphore<br />

(„das schonste BronzegefdB Deutschlands"};<br />

H. Lettermann: <strong>Heimatbund</strong><br />

glanzte mit Ausstellung von alten<br />

Lesebiichem; K. Driller; Projekt PhillipstoUen<br />

im „Briloner Eisenberg";<br />

Dr. Heege: Der Brilonische Eisenberg;<br />

U. Wiegelmann: Das Ortsemblem fur<br />

EUeringhausen; Th. Hunke: Der<br />

StraBenbau von Assinghausen nach<br />

Bruchhausen; K. Joch: Schulgeschichte<br />

von Wiemeringhausen<br />

Daruberhinaus wird von vielen Jubilaen<br />

berichtet, aber auch von Oberreichungen<br />

des Bundesverdienstkreuzes (J.<br />

Rath, E. Rosenberger), vom Wettbewerb<br />

„Unser Dorf soil schoner werden", Bilder<br />

von alien Schutzenkonigspaaren im<br />

Stadtgebiet Olsberg und von Todesfallen<br />

verdienstvoller Heimatfreunde.<br />

Ulrich Wiegelmann<br />

<strong>Heft</strong> 1-16 sind noch erhaltlich in der Heimatbiicherei<br />

der Stadt Olsberg .<br />

Erinnerungen eines MeBdieners<br />

an die NS-Zeit<br />

ein neues Buch<br />

von Msgr. Dr. Wilhelm Kuhne<br />

Der Autor Msgr. Dr. Wilhelm Kuhne<br />

unseren Lesem und Leserinnen als<br />

langjahriger Rektor der Landvolkshochschule<br />

in Hardehausen und als Verfasser<br />

mehrerer regionalgeschichtlicher Beitrage<br />

in unserer Zeitschrift bekannt, hat seinem<br />

neuen Werk den umfangreichen Titel<br />

gegeben: „... Qui laetif icat juventutem<br />

meam - ... der mich erfreut von Jugend<br />

auf". Der Verfasser fugt noch den Untertitel<br />

hinzu; „ObermeKdiener in der<br />

Nazi- und Kriegszeit, vornehmlich eine<br />

Dokumentation".<br />

Es wird haufig beklagt, daR sich nur<br />

wenige ,.Zeitzeugen" bereitgefunden ha-<br />

ben, uber ihre Erinnerungen an die NS-<br />

Zeit zu berichten. Das Buch von Wilhelm<br />

Kuhne gibt einen sehr farbigen Einblick<br />

in die kirchliche Jugendarbeit der Jahre<br />

nach 1933, die von einem unerbittlichen<br />

Kampf des NS-Regimes gegen alle Aktivitaten<br />

der christlichen Kirche auRerhalb<br />

von Altar und Sakristei gepragt waren.<br />

Obwohl insbesondere die organisierte<br />

konfessionelle Jugendarbeit streng verboten<br />

war, gelang es einer kleinen MeBdienergruppe<br />

unter der Leitung des<br />

„ObermeBdieners" Wilhelm Kuhne, sich<br />

auch auBerhalb des Kirchenraumes bei<br />

Fahrten und gemeinsamen Unternehmungen<br />

zu treffen. Bei diesen Treffs zirkulierten<br />

etwa die Abschriften der gegen<br />

das herrschende Regime gerichteten<br />

Predigten des „L6wen von Munster",<br />

des Bischofs Clemens August Graf von<br />

Galen, die aus damaliger Sicht den Charakter<br />

einer geheimen Untergrundliteratur<br />

hatten.<br />

Ob man hier schon von passivem Widerstand<br />

gegen das herrschende System<br />

und von innerer Emigration sprechen<br />

kann. muB of fen bleiben. Jedenfalls gelang<br />

es dieser MeBdienergruppe, eine<br />

Nische zu finden, in der sie sich vom<br />

christlichen Glauben her fur die zu erwartenden<br />

politischen Gefahren innerlich<br />

riisten konnten.<br />

Das Buch gewinnt besonderen Wert<br />

durch den Abdruck zahlreicher Originaldokumente<br />

aus der damaligen Zeit. Viele<br />

Briefe der Jugendlichen endeten mit<br />

dem GruB: „Christus REX", ein bewegendes<br />

Zeichen des mutigen Bekenntnisses<br />

zum christlichen Glauben in einer<br />

glaubensfeindlichen Diktatur.<br />

Dr Adalbert Miillmann<br />

Dr Wilhelm Kuhne: „.., QUI LAETIFICAT JUVEN-<br />

TUTEM MEAM<br />

„ der mich erfreut von Jugend auf"- ...<br />

ObermeKdiener in der Nazi- und Kriegszeit - vornehmlich<br />

eine Dokumentation<br />

(Aufgabensammlung und Dokumentation), 192 Seiten,<br />

48 Abb. sw. 14,5 x 21 cm, 29,80 DM, Huxaria-<br />

Verlag, Hoxter,<br />

Winterpoesie<br />

Wer kennt sie nicht, die bunten Ansichtskarten<br />

uber die Winterfreuden im<br />

Sauerland; schneebedeckte Berghange<br />

vor blauem Himmel mit schnittigen Skifahrern<br />

oder putzigen Rodelkindern in<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Saueriander <strong>Heimatbund</strong>


Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

38 SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Buntgestricktem? Oder wenn es stimmungsvoller<br />

sein sollte: Rehe oder anderes<br />

seltenes Wild vor einer Futterung<br />

oder eine verschneite Kapelle im Winterwald?<br />

Das alles ist nicht die „Winterpoesie",<br />

die nun in einem von Herbert<br />

Knorr im Auftrag des Hochsauerlandkreises<br />

1999 herausgegebenen Buch<br />

dokumentiert ist.<br />

Zur Vorgeschichte dieses groRformatigen<br />

Bild- und Textbandes, der ohne jede<br />

Ubertreibung als absolut neuartig und<br />

innovativ bezeichnet werden kann: Vom<br />

14.1 .-11.3.1998 veranstaltete der HSK<br />

zusammen mit der Christine-Koch-Gesellschaft,<br />

anderen literarischen Vereinigungen<br />

und dem Westfalisciien Literaturbiiro<br />

Unna ein Kulturprojekt, das der<br />

Verbindung von Kuitur und Tourismus<br />

gewidmet war. Acht renommierte Kiinstlerinnen<br />

und Kiinstler- funf Lyrikerinnen<br />

und Lyriker und drei Fotografinnen und<br />

Fotografen-nahmen „Winterresidenz"<br />

in Hotels oder Pensionen des Hochsauerlandes.<br />

Sie waren dabei, als in uber 3o<br />

Veranstaltungen wie Lesungen und Ausstellungen<br />

die Bevolkerung in das Projekt<br />

„Winterpoesie" eingefuhrt wurde.<br />

Sie waren aber auch viel unterwegs und<br />

erkundeten die Landschaft, machten ihre<br />

Erfahrungen mit Touristen und Einheimischen<br />

und bieten nun mit diesem<br />

Band ihre Wahrnehmungen und Empfindungen<br />

in ihrer jeweiligen kiinstlerischen<br />

Ausdrucksform. In seiner Einfiihrung<br />

kommentiert Herbert Knorr<br />

kundig und einfuhlsam die sehr unterschiedlichen<br />

Resultate der kunstlerischen<br />

Umsetzung von Sauerland-Eindriicken.<br />

Die Biographien der Kiinstler samt ihren<br />

Werken und Auszeichnungen werden<br />

am Buchende zusatzlich aufgefiihrt, um<br />

den Leser noch konkreter damit vertraut<br />

zu machen.<br />

Auf die Beitrage kann hier nicht im<br />

einzelnen eingegangen werden: von der<br />

ironisch-komischen „Rhapsodie in<br />

Hochsauer" des Diisseldorfers Alexander<br />

Nitzberg (1969 in Moskau geboren)<br />

bis zu den Distichen des geburtigen Dresdeners<br />

Heinz Czechowski (Jg.l935),-<br />

jetzt in Schoppingen lebend- spannt sich<br />

ein weiter Rahmen. Dem Leser wird es<br />

nicht immer leicht gemacht. Die subjektiven<br />

Erinnerungen und Assoziationen,<br />

die bei der Begegnung mit dem<br />

Hochsauerland auftauchen, wirken<br />

manchmal verschlusselt, aber sie lohnen<br />

die Auseinandersetzung wie bei Anne<br />

Duden, Saskia Fischer und Brigitte Oleschinski.<br />

Schon auf den ersten Blick fesselnd<br />

sind die Fotos, teilweise starkste Verfremdungen<br />

ublicher Sehgewohnheiten,<br />

etwa in den Beitragen der ostfriesischen<br />

Fotografin und Filmemacherin Synke<br />

Schluter, jetzt in Munster wohnend.<br />

"Schneewalzer" nennt sie eine Serie, es<br />

sind Nachtaufnahmen von Skipisten, die<br />

nachts von Spezialmaschinen fiir die<br />

Wintersportler wieder hergerichtet werden;<br />

ungewohnte Schneeformen in<br />

starkstem Grijn. Eine zweite Serie mit<br />

dem Titel „Schneeflug" sind Luftaufnahmen,<br />

geradezu surrealistisch anmutende<br />

Bilder in Blau und Griin. „Schnee" nennt<br />

auch der aus Krakau stammende, nun in<br />

Munster beheimatete Tomasz Samek<br />

seine Serie in einer abstrakt wirkenden<br />

Formensprache in Blau und Violett. Besonders<br />

ausdrucksvoll sind auch die Portratstudien<br />

der Niederlanderin Anne van<br />

der Voort. Sie fotografierte sehr alte<br />

Menschen und stellte den zerfurchten<br />

Gesichtern Jugendbilder gegeniiber.Sie<br />

dokumentiert damit in unvergeRlicher<br />

Weise die menschliche Verganglichkeit<br />

wie die Wiirde des Alters. Schon allein<br />

dieser seltenen Bilder wegen ist der Band<br />

eine Kostbarkeit. Dem Hochsauerlandkreis<br />

ist sehr zu danken, daR er das Experiment<br />

„Winterpoesie" gewagt hat<br />

und das Wagnis nun als Buch dem Betrachter<br />

vorlegt. Es ist ihm eine weite<br />

Verbreitung zu wunschen!<br />

Dr. Erika Richter<br />

Winterpoesie. Text-Foto-Edition - Winterresidenz<br />

Hochsauerland. Im Auftrag des Hochsauerlandkreises<br />

herausgegeben von Herbert Knorr. Asten-Veriag Arnsberg<br />

1999, 110 Seiten. 39.80 DM.<br />

Eine Eisenbahn<br />

iiber oder neben Brilon<br />

Das ist der Titel eines Buches, in dem<br />

der Vermessungsingenieur und Heimatfreund<br />

Klemens Wiesemann „die Verkehrssituation<br />

im Briloner und Olsberger<br />

Raum im vorigen Jahrhundert" - so der<br />

Untertitel - untersucht. AuBerer AnlaB<br />

fiir die Veroffentlichung war ein Jubilaum,<br />

das 1998 mit einer Ausstellung<br />

im Briloner Stadtmuseum gefeiert wur-<br />

de: Vor 125 Jahren war die uber Brilon-<br />

Wald fiihrende Eisenbahnlinie Arnsberg<br />

- Warburg fertiggestellt worden, wodurch<br />

das obere Ruhrtal und das Diemeltal<br />

an das Bahnnetz des Deutschen<br />

Reiches angeschlossen wurden, ein fiir<br />

die wirtschaftliche Entwicklung dieser<br />

Region bedeutendes Ereignis. Warum<br />

diese wichtige Bahnstrecke nicht uber<br />

die damalige Kreisstadt Brilon gefuhrt<br />

wurde, sondern durch ein kaum besiedeltes<br />

Tal, hatte zu der im Volksmund<br />

verbreiteten, aber auch in seriosen Veroffentlichungen<br />

wiedergegebenen Auffassung<br />

gefiihrt, einige Briloner Bauern<br />

batten ihr Land nicht fiir eine Bahntrasse<br />

hergeben wollen. Zufallig war nun der<br />

Verfasser auf eine Karte von 1865 gestof^en,<br />

die eine detaillierte Streckenplanung<br />

von Nuttlar uber Antfeld. Altenburen<br />

und Brilon enthielt. Weitere Nachforschungen<br />

batten dann ergeben, daB<br />

es in der zweiten Halfte des vorigen Jahrhunderts<br />

eine rege Diskussion um die<br />

Streckenfiihrung mit Gutachten und Finanzierungsplanen<br />

gegeben hatte und<br />

daB besonders der Briloner Burgermeister<br />

Hesse bemuht war, Brilon zu einem<br />

Eisenbahnknotenpunkt zu machen.<br />

Nicht der Eigensinn Briloner Bauern war<br />

also der Grund fiir die jetzige Streckenfiihrung,<br />

sondern allein die trotz des erforderlichen<br />

Tunnels zwischen Elleringhausen<br />

und Brilon-Wald kostengunstigere<br />

Losung. Abgedruckte Zeitungsartikel<br />

und eine Vielzahl von Faltkarten vermitteln<br />

dem Leser eine gute Vorstellung von<br />

den damaligen planerischen Unternehmungen.<br />

Da die endgultige Streckenfuhrung<br />

auch fiir den Olsberger Raum von groBer<br />

Bedeutung war, ist das Buch gemeinsam<br />

vom Briloner und Olsberger <strong>Heimatbund</strong><br />

herausgegeben worden. Kapiteliiberschriften<br />

wie ..Das Postwesen"<br />

(nach 1816), „Verkehrsplanungen im<br />

nordlichen Sauerland" oder ,.Das Bremen<br />

- Frankfurt-Projekt" mogen ein<br />

Hinweis sein, daB diese Schrift nicht nur<br />

Heimatfreunde im engeren Brilon/Olsberger<br />

Raum, sondern jeden an der Geschichte<br />

des Kurkolnischen Sauerlandes<br />

Interessierten anspricht.<br />

Dr. Fritz Reckling<br />

Das 48 Seiten starke Buch (mit vielen Karten) ist fur<br />

14.95 DM im Handel und im Stadtmuseum Brilon erhaltlich.<br />

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SAUERLAND NR. Saurländer 1/1999 <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

39<br />

Arnsberger<br />

Heimatblatterl998.<br />

Das <strong>Heft</strong> beginnt mit dem gekurzten<br />

Abdruck eines Beitrages von Prof. Dr.<br />

Hubertus Halbfas aus den Heimatstimmen<br />

aus dem Kreis Olpe, <strong>Heft</strong> 2/1998:<br />

„HeimatpfIege. Was sie leistet und was<br />

sie leisten muRte". Der Arnsberger <strong>Heimatbund</strong><br />

macht sich in der Vorbemerkung<br />

den darin vertretenen Ansatz von<br />

Heimatpflege als nicht so sehr historisch<br />

interessierter, sondern kritischer, politisch<br />

engagierter Heimatarbeit zu eigen.<br />

Er will diese zur „eigenen Sache" machen.<br />

Gleichwohl enthalt das <strong>Heft</strong> zunachst<br />

mehrere historische Beitrage unterschiedlicher<br />

Lange und Gewichtung.<br />

Hervorzuheben sind von Heinz Pardun<br />

„Der Ubergang der Grafschaft Arnsberg<br />

an das Erzstift Koln" und von Michael<br />

Goesmann „Graf Gottfried von Arnsberg<br />

(tl363), Dompropst in Munster<br />

(1315-1321), Bischof von Osnabruck<br />

(1321-1348), Erzbischof von Bremen<br />

(1348-1360)". Beide Beitrage sind mit<br />

Quellen belegt und der letztere ist aufschluBreich<br />

bebildert. Uber einen Arnsberger<br />

aus der Zeit des DreiBigjahrigen<br />

Krieges, der in schwedisch-hessischen<br />

Diensten 1634 seine Vaterstadt belagerte,<br />

wird in einem Manuskript von Julius<br />

Friedrich Kastner (tl987) berichtet:<br />

„Eberhard Beckermandt 1576-1641.<br />

Vom badischen Amtmann zum scfiwedischen<br />

General". Josef Georg Pollmann<br />

informiert uber „Das Arnsberger Spritzenhaus<br />

im 19. Jahrhundert" und Dr.<br />

Ernst Rehermann hat ebenfalls im Stadtarchiv<br />

geforscht: „Der Arnsberger Kriegerverein<br />

von 1845". Weitere Beitrage<br />

mit geschichtlichen Bezugen belegen das<br />

Interesse und die Aktivitaten anderer<br />

Vereinsmitglieder.<br />

Wie sehr der Arnsberger <strong>Heimatbund</strong><br />

immer wieder im offentlichen Leben der<br />

Stadt mitwirkt, lassen weitere Beitrage<br />

erkennen, so uber das Osterfeuer auf<br />

dem Kreuzberg und von Peter Noseleit<br />

,,650-Jahre Arnsberger Stadtwald.<br />

Ruckblick auf eine kleine Geburtstagsfeier"<br />

und weiter von Walter Thomas „Eine<br />

zentrale Gedenkstatte auf dem Eichholzfriedhof",<br />

von Hubert Holscher „10. November<br />

1938 auch in Arnsberg" und die<br />

Ansprache von Stadtdirektor Hans-Josef<br />

Vogel „Volkstrauertag 1998 in Arns-<br />

berg." Der Tatigkeitsbericht des Vorstandes<br />

und aktuelle Nachrichten beschlieBen<br />

das <strong>Heft</strong>, fur dessen ansprechende<br />

Gestaltung Hans Wevering verantwortlich<br />

war. PL<br />

Attendorn<br />

gestern und heute<br />

Nr. 21/22 1997/98<br />

Im 100. Jahr seines Bestehens legte<br />

der Verein fur Orts- und Heimatkunde<br />

Attendorn e.V. im Mai 1998 ein Doppelheft<br />

(80 S.) vor, das wiederum die<br />

Bandbreite des historischen Interesses<br />

der dreihundert Vereinsmitglieder widerspiegelt.<br />

Den hier umfangreichsten<br />

Beitrag steuert Stadtarchivar Otto Hoffer<br />

bei: „Die Schwedentafel und der<br />

DreiRgjahrige Krieg" (Das Gemalde ist<br />

wiedergegeben in SAUERLAND <strong>Heft</strong><br />

3/1998, vgl. auch <strong>Heft</strong> 4 S. 148). - Jurgen<br />

Meise untersucht „Das preuKische<br />

Dreiklassenwahlrecht am Beispiel Attendorner<br />

Kommunalwahlen". Bruno Andreatta<br />

beschaftigt sich mit einem Thema,<br />

das in der ortlichen und regionalen Betrachtung<br />

noch zu kurz kommt: „Italienische<br />

Auswanderungsbewegungen mit<br />

besonderer Berucksichtigung auf den<br />

Kreis Olpe", wobei er naher auf die<br />

Entstehung des Begegnungszentrums<br />

„Don Bosco" 1965 eingeht. Mit „Gelehrte(n)<br />

und Humanisten aus Attendorn"<br />

beschaftigt sich Christoph Hoberg.<br />

Das <strong>Heft</strong> enthalt weiter kleine<br />

historische Beitrage und Plattdeutsches<br />

aus Attendorn.<br />

In die Gegenwart fuhrt der Reisebericht<br />

„Ein Brijckenschlag zwischen Westphalia/Iowa<br />

in den USA und Attendorn"<br />

von Brigitte Flusche; vor 125 Jahren waren<br />

zwei ausgewanderte Bruder Flusche<br />

Grundungsvater der Stadt. Karl H. Falk<br />

widmet sich dem aktuellen Thema „Platt<br />

und wir, wir und Platt", und zum SchluB<br />

kommt noch einmal Otto Hoffer zu<br />

Wort: „Das Pfarrarchiv Quelle fiir die<br />

Stadtgeschichte". PI.<br />

Der Schwammklopper<br />

Fredeburger Heimatblatter<br />

<strong>Heft</strong> 9. 1998<br />

Das vom Arbeitskreis Heimat herausgegebene<br />

<strong>Heft</strong> (70 Seiten) enthalt wieder<br />

Beitrage mit historischer und aktueller<br />

Thematik, hier insbesondere solche der<br />

Ortsbildpflege und -planung, durchsetzt<br />

mit kurzweiligem Lesestoff ortsbezogener<br />

Art, unter anderem in Fredeburger<br />

Platt. Zum Geleit begrtlBt der Nachfolger<br />

Friedrich Heinz Hohmanns im Amt des<br />

Ortsheimatpflegers, Hanspeter Ratte,<br />

die Leser, der es als sein vorrangiges Ziel<br />

ansieht, „MaBnahmen zur Erhaltung<br />

oder Verbesserung des Ortsbildes zu unterstutzen,<br />

soweit die Behorden (!) oder<br />

Betroffenen dem nicht entgegenstehen".<br />

Er ist auch Verfasser des Fortsetzungsbeitrages<br />

(2.TeiI) uber „Hausierer<br />

und Wanderhandler Fredeburgs und des<br />

Oberen Sauerlandes" sowie „Fredeburg<br />

vonl805 bis heute - Entwicklung einer<br />

Stadt mit Karten-und Luftbild."<br />

Dem Ortsbild widmet sich auch Hubert<br />

Gierse nicht nur mit einer Beschreibung<br />

der „KapelIen und Bildstocke am<br />

Wege", sondern auch mit einer umfangreich<br />

bebilderten Dokumentation „Von<br />

Hausern, die der Spitzhacke zum Opfer<br />

vielen. Ansichten von einst und jetzt<br />

(1. Teil): Wohnhauser nach 1950". In einer<br />

FuBnote erfahrt man, daB die Stadt<br />

Schmallenberg ihren Burgern und Architekten<br />

kostenlose Beratung zur Gestaltung<br />

bzw. Umgestaltung von Gebauden<br />

anbietet, wozu auch Begriinung,<br />

Herrichtung und Gestaltung von Hofund<br />

Griinflachen sowie AuRenwanden<br />

und Dachern gehort. auBerdem erhalt<br />

man Auskunft tiber FordermaBnahmen<br />

in Bad Fredeburg. Uber Plane, die 1998<br />

zur Realisierung anstanden, schreibt BezirksausschuBvorsitzender<br />

Ludwig Poggel:<br />

„Das neue Gesicht von Bad Fredeburg.<br />

Umgestaltung des Kirchplatzes,<br />

Neubau des Kur- und Freizeitbades".<br />

<strong>Heft</strong> 10. 1999<br />

Das Jubilaumsheft (88 Seiten) enthalt<br />

Ruckblicke auf mehrere Vereine (z.B.<br />

den Arbeitskreis Heimat), Institutionen<br />

und Gebaude in Fredeburg, die 1998<br />

ebenfalls Geburtstag hatten, und deren<br />

Entwicklungen teils kurzer, teils umfangreicher<br />

beschrieben werden. Hubert<br />

Gierse berichtet tiber den groBen Stadtbrand<br />

von 1810 sowie Josef Pollmann<br />

iiber den „Vater" des Wiederaufbaus<br />

Fredeburgs Landbaumeister Ernst Vincenz<br />

PlaBmann. Stadtarchivar Dr.<br />

Gunther Schulte steuert eine umfangreiche<br />

Untersuchung „Vom Fredeburger<br />

Nachtwachter, Wegewarter und Flur-<br />

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40<br />

SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

schutzen 1829-1849" bei. Ausfuhrlich<br />

ist auch der Bericht von Hanspeter<br />

Ratte „Ackerburgertum in der Stadt<br />

Fredeburg Landwirtschaft in vergangener<br />

Zeit".<br />

Von landesweitem, ja bundesweitem<br />

Interesse ist der Ruckblick von Dr. Peter<br />

Sinkwitz „50 Jahre Deutsche Landjugend-Akademie<br />

Fredeburg", der die Entwicklungslinien<br />

in der landiichen Erwachsenenbildung<br />

von den Anfangen<br />

demokratischen Lebens nach dem Kriege<br />

bis zu den heutigen europaweiten<br />

Strukturveranderungen nachzeichnet.<br />

SchlieBlich enthalt dieses jetzt zum Teil<br />

auch farbig bebiiderte <strong>Heft</strong> wieder Besinnliches<br />

und Amusantes aus Geschichte<br />

und Gegenwart, und den gewohnten<br />

Jahresruckspiegel von Anna Meier.<br />

PI.<br />

Baudenkmalpflege<br />

auf Video<br />

Nicht nur sein Sozialverhaiten kennzeichnet<br />

den Menschen, sondern auch<br />

sein GeschichtsbewuKtsein und die Weitergabe<br />

von Traditionen. Ein spatantiker<br />

Kommentar sagt sinngemaB, daR alle die<br />

Dinge Denkmal genannt werden, die eine<br />

Erinnerung hervorrufen. Dementsprechend<br />

unterscheidet das Denkmalschutz-Gesetz<br />

zwischen Bau-, Bodenoder<br />

Naturdenkmalern. Auch bewegliche<br />

Denkmaler gibt es. Denkmaler erzahlen<br />

Geschichten, sie sind an keine<br />

GroBe, keine Form und auch nicht an ein<br />

bestimmtes asthetisches Empfinden gebunden.<br />

Die 1996 von der Landesbildstelle<br />

Westfalen herausgegebene Videodokumentation<br />

mit dem Titel „ Baudenkmalpflege"<br />

zeigt anhand eines Gebaudes<br />

in Hoxter-Bruchhausen, wie aus einem<br />

scheinbar unbrauchbaren Gebaude ein<br />

genutztes Baudenkmal wird. Das im Mittelpunkt<br />

des Films stehende Gebaude<br />

war ursprunglich Teil einer Wasserburgenanlage.<br />

Der Name des Fachwerkhauses,<br />

„Feme", deutet darauf hin, daR das<br />

Haus ursprunglich genutzt wurde, um<br />

Recht zu sprechen. Kurz zum Inhalt des<br />

Films: Die Eigentumerin des Hauses<br />

mochte es als Wohnhaus nutzen und zu<br />

diesem Zweck umbauen. Um den Denkmalwert<br />

festzustellen, arbeiten die Untere<br />

Denkmalbehorde der Stadt bzw. der<br />

Gemeinde und das Landesamt fur Denkmalpflege<br />

mit dem Architekten zusammen.<br />

Zahlreiche Bauuntersuchungen<br />

TERMI]\E 1999<br />

6. Mdrz<br />

Ganztagige Arbeitstagung von<br />

Vorstand, erweiterten Vorstand und<br />

Redaktionsstab des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

in der Politischen Akademie<br />

Biggesee, Attendorn, Neu-Listernohl<br />

17. Febr.-17. Mdrz<br />

Der Kreuzweg fur Auschwitz.<br />

Holzschnitte von HAP Grieshaber<br />

im Heimathaus Drolshagen<br />

5. Marz-23. April<br />

„Aus dem Sauerlandarchiv". Historische<br />

Fotografien aus den Altkreisen<br />

Arnsberg, Brilon und Meschede<br />

im Kreishaus Meschede<br />

13. Mdrz-7. April<br />

„Zehn Jahre gemeinsam". Funfte<br />

GroBe Ausstellung des Kunstlerbundes<br />

Sudsauerland im Kreishaus Olpe<br />

16./17. Mdrz<br />

Westfalischer Archivtag. 51. Fachtagung<br />

westfalisch-lippischer Archivarinnen<br />

und Archivare in Olpe<br />

29. Mdrz-9. Mai<br />

„Make up!" Aus der Geschichte<br />

der dekorativen Kosmetik. Fine kulturgeschichtliche<br />

Ausstellung des<br />

Westfalischen Museumsamtes im<br />

Sauerlandmuseum Arnsberg<br />

29. Mai<br />

1. Plattdeutscher Arbeitstag des<br />

Saueriander <strong>Heimatbund</strong>es in Eslohe<br />

6. Mai-l 7. Juni<br />

„Hochsauerlandkeis Leben und<br />

Landschaft". Fotografien von Georg<br />

Hennecke (geb. 1958 in Meschede)<br />

im Kreishaus Meschede.<br />

werden vorgenommen, ein verformungsgerechtes<br />

AufmaB wird erstellt.<br />

Holzproben, die an verschiedenen Stellen<br />

des Hauses mit dem Bohrer genommen<br />

werden, lassen Ruckschlusse auf<br />

das Jahr zu, in dem die Baume gefallt<br />

wurden, deren Holz verwendet wurde.<br />

2i. Mai<br />

Deutscher Muhlentag, Schmiedevorfuhrungen<br />

in der Wendener Hutte<br />

30. Mai-4. Mi<br />

Keramik. Thematische Ausstellung<br />

von Dieter Blefgen im Sauerlandmuseum<br />

Arnsberg<br />

1. Juli-12. August<br />

..Begegnungen mit Kunst". Ausstellung<br />

des Kunstlers Jurgen Diehl<br />

(geb. 1956 in Bruchhausen) im Kreishaus<br />

Meschede<br />

4. Juli-8. August<br />

„Meister im Schatten". Aspekte<br />

gegenstandlicher deutscher Bildkunst<br />

im 20. Jahrhundert. aus der Sammlung<br />

Gerhard Schneider, Olpe, im<br />

Kreishaus Olpe<br />

18. Juli-22. August.<br />

Kunstschmiedearbeiten. Gemeinschaftsausstellung<br />

des Kunstschmiedehandwerks<br />

des Hochsauerlandkreises<br />

im Sauerlandmuseum Arnsberg<br />

28. August<br />

Mitgliederversammlung des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es in Olpe<br />

7.-9. September<br />

Tagung des „Commite Internatonal<br />

de Musees de Science et de Techniques"<br />

CIMUSET im Westfalischen<br />

Freilichtmuseum Hagen, mit Exkursion<br />

der etwa 100 Teilnehmern aus<br />

aller Welt zur Wendener Hutte<br />

12. September<br />

Tag des Offenen Denkmals<br />

Die Redaktion bittet um Mitteilung weiterer<br />

Termine fur die ndchsten <strong>Heft</strong>e.<br />

Wichtig sind auch alte Zapfschlitze, die<br />

fur den Laien ratselhaft wirken, dem<br />

Fachmann aber wertvolle Hinweise auf<br />

friJhere Anbauten oder Bauteile geben.<br />

Sind alle Untersuchungen abgeschlossen,<br />

wird ein MaKnahmenkatalog erstellt,<br />

nach dem der Umbau und die Sa-<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 41<br />

nierung vorgenommen werden. Die Finanzierbarkeit<br />

bleibt selbstverstandlich<br />

zu berucksichtigen. Der Film macht deutlich,<br />

daK der Erhalt historischer Bausubstanz<br />

zwar wQnschenswert ist, ein Ruckbau<br />

aber nicht notwendig ist. Auch Umbauten<br />

und Veranderungen sind Geschichte<br />

und konnen eine wichtige dokumentarische<br />

Bedeutung haben. Zu<br />

klaren bleibt, welche Geschichtsspuren<br />

erhalten bleiben miissen, welche MaRnahmen<br />

mit den modernen Bauverordnungen<br />

wie Brandschutz und Warmeschutz<br />

und natilrlich mit dem kiinftigen<br />

Nutzungskonzept vereinbar sind. Der<br />

20minutige Film zeigt auf eindrucksvolle<br />

Weise, wie aus einem marode wirkenden<br />

Haus ein denkmalgeschiitztes Gebaude<br />

wird, in dem die Spuren der Geschichte<br />

erlebbar sind. Quelle: WHB.<br />

Das Video ist zu einem Preis von 69,- DM beim Landscliaftsverband<br />

Westfaleniippe, Landesbildstelle<br />

Westfalen, 48133 Munster, zu beziehen (Hausadresse:<br />

Warendorfer Str. 24, Munster).<br />

Leute<br />

und Pferde im Kreis Brilon<br />

Unzahlige Schubladen und so mancher<br />

alte Schuhkarton muJJten geoffnet<br />

werden, bevor sie wieder ans Tageslicht<br />

kamen: Die Sauerlander Landwirte und<br />

Fuhrleute mit ihren<br />

,ml,-,.ml"!.,.,• •.vf'.;.B„i,,, Pfcrdcn, fast schon<br />

vergessen, aber auf<br />

Photographien fiir die<br />

Nachwelt festgehalten.<br />

Das Buch ist verfaRt<br />

von Peter Becker,<br />

Industriekauf mann,<br />

Chorleiter, Organist<br />

"'^ '" und von Kindesbeinen<br />

an ein begeisterter Pferdeliebhaber. Aus<br />

dem gesamten Gebiet des ehemaligen<br />

Kreises Brilon hat er alte Fotos von<br />

Landwirten und Fuhrleuten mit ihren<br />

Pferden zusammengetragen und sich in<br />

unzahligen Begegnungen und Gesprachen<br />

iiber die Vielfaltigkeiten der Arbeiten<br />

informiert, fur die Pferde in friiherer<br />

Zeit benotigt wurden.<br />

So wird in dem Buch iiber die Pferdezucht<br />

berichtet, iiber Schmiede, Sattler<br />

und Stellmacher, iiber Reiten und Fahren.<br />

Einen breiten Raum nimmt die<br />

Landwirtschaft ein. Die Arbeiten der<br />

Pferde im Wald werden gezeigt, wie es<br />

im Winter zuging, und welche Bedeu-<br />

tung die Pferde fur die Kriege. Die Fuhrleute<br />

sind ausfuhrlich dokumentiert, die<br />

fruher fiir den Transport so wichtiger<br />

Dinge wie Milch oder Getreide zustandig<br />

waren. Zum SchluK wird aufgezeigt, welche<br />

Rolle das Pferd bei alten Brauchen<br />

im Kreis Brilon spielte.<br />

Unterstutzt wurde Peter Becker bei<br />

der Recherche zu dem Buch und bei dem<br />

Verfassen der Texte von Alexander Freiherr<br />

von Elverfeldt, Dr. Hermann Lohbeck,<br />

Paul Lefarth, Willi Prior und Josef<br />

Knickenberg, die ihm mit ihrer Sachkenntnis<br />

und vielen Ratschlagen zur Seite<br />

standen.<br />

Peter Becker: Leute und Pferde im Kreis Brilon.<br />

136 Seiten, Festeinband 28 x 21 cm, DM 39,80, ISBN<br />

3-86133-211-6<br />

Urkunden des kolnischen<br />

Westfalen 1301-1310<br />

Die Edition des Westfalischen Urkundenbuches<br />

ist seit zwei Jahrzehnten<br />

wieder in Gang gekommen. Waren die<br />

Bande 7 (Kolnisches Westfalen, 1200-<br />

1300, 1908/19) und 8 (Bistum Munster,<br />

1301-1325, 1913) noch vor dem<br />

Ersten Weltkrieg erschienen, so lag der<br />

Band 10 (Bistum Minden, 1301-1325,<br />

1940) zwar im Jahre 1940 im Druck vor,<br />

wurde aber vor seiner Auslieferung in der<br />

Druckerei durch Kriegseinwirkung fast<br />

restlos vernichtet. Erst 1977 konnte das<br />

Werk durch eine Neuauflage wieder fur<br />

die Forschung zuganglich gemacht werden.<br />

Mit dem von Joseph Prinz herausgegebenen<br />

Band 9 (Bistum Paderborn,<br />

1301-1325, 1972-1993) wurde seit den<br />

Siebziger Jahren die Edition der Urkunden<br />

fiir die Jahre 1301-1325 fortgesetzt.<br />

Die Probleme, die sich hier den Bearbeitern<br />

stellen, sind neben den spezifischen<br />

Fragen der Uberlieferung, der Diplomatik,<br />

der Identifizierung von Ortsund<br />

Personennamen u. a. - vor allem in<br />

der zunehmenden Uberlieferungsdichte<br />

zu sehen. Bereits im spaten 13., verstarkt<br />

aber im 14. Jahrhundert nimmt<br />

die Schriftlichkeit der Rechtsgeschafte in<br />

einem solchen Mafie zu, daB die Menge<br />

der erhaltenen Urkunden es kaum noch<br />

erlaubt, von einem einzelnen Bearbeiter<br />

in der Form eines regionalen Urkundenbuches<br />

zusammengestellt zu werden.<br />

Wegen der leichteren Zuganglichkeit<br />

ulnd Uberschaubarkeit des Materials<br />

haben sich deshalb Fondseditionen<br />

durchgesetzt.<br />

Umso dankbarer wird der Benutzer<br />

die Leistung von Manfred Wolf anerkennen,<br />

der mit der Bearbeitung des<br />

WUB 1 1 sich dieser muhsamen Grundlagenarbeit<br />

fur die landesgeschichtliche<br />

Forschung unterzogen hat. Als Bearbeiter<br />

der Urkundenbestande u. a. der Kloster<br />

Grafschaft. Meschede und Oelinghausen<br />

mit den Editionsproblemen bestens<br />

vertraut, hat er kein leichtes Erbe<br />

angetreten, als er 1970 die Herausgabe<br />

der Urkunden des Kolnischen Westfalen<br />

iibernahm.<br />

Friedrich Philippi, Gerhard Pfeiffer<br />

und Helmut Richtering hatten aus unterschiedlichen<br />

Grunden dieses Werk nicht<br />

abschlieBen konnen. In seiner Einleitung<br />

berichtet Manfred Wolf uber die Vorarbeiten<br />

die nur zum Teil verwertbar waren,<br />

und legt zugleich Rechenschatt ab<br />

iiber seine Editionsgrundsatze, die den<br />

Richtlinien fur die Edition landesgeschichtlicher<br />

Quellen von Walter Heinemeyer<br />

folgen. Die Urkunden sind im<br />

Volltext abgedruckt und mit einem ausfuhrlichen<br />

Kopfregister versehen, das<br />

Anmerkungen zur Lokalisierung der Orte<br />

und zur Identifizierung der Personen<br />

enthalt. Dieses Verfahren erleichtert<br />

dem Benutzer die Arbeit sehr und fuhrt<br />

in der Mehrzahl der Falle zu dem Ziel, die<br />

Einsichtnahme in das Original verzichtbar<br />

zu machen. Wichtigster, bei weitem<br />

aber nicht alleiniger „Lieferant" der ausgewerteten<br />

Urkundenbestande ist das<br />

Staatsarchiv Munster; daneben sind (in<br />

Auswahl) zu nennen die Staatsarchive<br />

Dusseldorf, Marburg, Osnabruck und<br />

Liibeck, die Stadtarchive in Dortmund,<br />

Soest und Koln, die Bayerische Staatsbibliothek<br />

Munchen, Slg. Redinghoven,<br />

sowie von den auslandischen Archiven<br />

das Public Record Office und das City<br />

Record Office in London.<br />

Es ist sehr zu wunschen daK Manfred<br />

Wolf seine langjahrigen Forschungen zu<br />

den Urkunden des Kolnischen Westfalen<br />

nun bald zum AbschluB bringen kann<br />

und daR die Folgelieferungen fiir die<br />

Jahre 1311-1325 zugig erscheinen werden.<br />

Dr. Edeltraud Klueting<br />

Wolf; Manfred (Bearb.): Westfalisches Urkundenbuch,<br />

Bd. 11: Die Urkunden des Kolnischen Westfalen<br />

1301-1325, Lieferung 1: 13011310. (Veroffentlichungen<br />

der Historischen Kommission fur Westfalen<br />

1). VerlagAschendorff. Munster 1997. 471 S., 98,-DM.<br />

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SAUERLAND<br />

42 SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Olpe<br />

Eine Stadt stellt sich vor<br />

Der Autor stellt ein schwer einzuordnendes<br />

Heimatbuch vor. Der 376 Seiten<br />

starke Band gliedert sich in Geschichte<br />

(gemeint ist: politische), Rechtswesen,<br />

Wirtschaft und Verkehr, Sozial- und Kirchenwesen,<br />

Personlichkeiten, Geologie,<br />

Kulturwesen, Sagen und Spukgeschichten,<br />

Olper Lebensart, Plattdeutsche Gedichte<br />

und „Vertelliken". Nicht nur uber<br />

diesen letzten Abschnitt, auch uber die<br />

Anmerkungen - „ain par Woore Plattdiitsch<br />

dotau" - und die Gedichte, die in<br />

die ubrigen Kapitel zum Teil iiberraschend<br />

eingefiigt sind, wird der Freund<br />

des Plattdeutschen sich freuen. Sie gewinnen<br />

dem Leser eine gewisse Voreingenommenheit<br />

fur den Autor ab. Das bewirken<br />

auch die vielen eingestreuten historischen<br />

Fotos aus der Stadt und ihren<br />

Dorfern, von Schulklassen, Personlichkeiten<br />

und Vereinen. Es macht Spaii, in<br />

dem Buch zu blattern. „Ik glouwe, dat et<br />

d'm Franz-Jousaip Schlimm Spass maket,<br />

in Olepe te wannen."<br />

Objektive Darstellungen stehen neben<br />

subjektiven Beschreibungen und Kommentaren,<br />

ijbrigens auch recht eigenwilligen<br />

Ableitungen: z.B. wird PaB von<br />

Pest abgeleitet (S. 39), was eindeutig<br />

nicht zutrifft (vom lateinischen passus=Schritt).<br />

Der Autor verarbeitet vie!<br />

Sekundarliteratur. Der Leser wird auch<br />

in Anmerkungen kaum auf Primarquellen<br />

hingewiesen, um sich weiter in die<br />

Thematik einarbeiten zu konnen.<br />

Schlimm streut sehr viel Anekdotisches<br />

ein und unterscheidet dies nicht deutlich<br />

von historischer Darstellung.<br />

Franz-Josef Schlimm, der jahrelang in<br />

der Verwaltungsspitze der Stadt gearbeitet<br />

hat, legt ein kenntnisreiches Buch<br />

vor, das sicher ein gutes „ Olper Lesebuch"<br />

ist. Dem selbstgesteckten Ziel („Eine<br />

Stadt stellt sich vor") konnte aber nur<br />

ein quellenkritisches Werk gerecht werden.<br />

Werner Saure<br />

Franz-Josef Schlimm: Olpe, 1998, Selbstverlag des<br />

Verfassers, 57462 Olpe, Am Sonnenhang 8.<br />

„Heiinatstimmen aus dem<br />

Kreis Olpe" erscheinen<br />

seit 50 Jahren<br />

Die neueste Ausgabe der „Heimatstimmen<br />

aus dem Kreis Olpe" Folge<br />

193, 4/1998, die nun schon seit 50<br />

Jahren unter diesem Titel erscheinen,<br />

enthalt neun Beitrage.<br />

Hubertus Halbfas wurdigt in seinem<br />

Aufsatz das schriftstellerische Lebenswerk<br />

des geburtigen Drolshageners und<br />

spateren Engelskirchener Gemeindedirektors<br />

Josef Hesse, der am 29. September<br />

1998 seinen 80. Geburtstag feiern<br />

konnte.An die im September im Alter<br />

von 92 Jahren verstorbene Schwester<br />

M. Ruth Tillmann, die von 1939 bis<br />

in die 70er Jahre am Olper St.-Franziskus-Gymnasium,<br />

zuletzt als dessen Direktorin<br />

tatig war, erinnert die jetzige<br />

stellvertretende Vorsitzende des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es Wilma Ohly.<br />

Der pensionierte Leiter des Werksarchivs<br />

Henkel Dr. Manfred Schone, ein<br />

geborener „01per", stellt den im November<br />

auf dem Kurk5lner Platz fertiggestellten<br />

neuen Olper Geschichtsbrunnen<br />

vor, dessen Initiator er ist. Als weiterreichende<br />

Information ist uber den<br />

neuen Brunnen eine 44seitige Broschiire<br />

erschienen, die beim Stadtarchiv Olpe<br />

und Heimatverein Olpe erhaltlich ist.<br />

Am 29. November 1998 wurde in der<br />

Olper Begegnungsstatte „Altes Lyzeum"<br />

die Ausstellung „Weihnachten in dunklen<br />

Zeiten" eroffnet. Judith Breuer stellt<br />

in ihrem Beitrag Ausstellungskonzeption<br />

und -Intention vor. Es ist eine Ausstellung<br />

gegen das Vergessen und zeigt die Entwicklung<br />

des Weihnachtsfestes seit dem<br />

Deutsch-Franzosischen Krieg 1870/71.<br />

Die einfuhrenden Worte des Olper Biirgermeisters<br />

Horst Miiller sind diesem<br />

Beitrag vorangestellt.<br />

Fritz Neuhaus geht in seinem Beitrag<br />

„Die HI. Drei Konige am Krahenpfuhl<br />

und am Totenohl" der Frage nach, ob<br />

und wie die Kolner Domschatze und hier<br />

besonders der Dreikonigsschrein bzw.<br />

die entsprechenden Reliquien uber den<br />

sogenannten „Kriegerweg" auch in den<br />

heutigen Kreis Olpe gelangt sein konnen.<br />

Der anschlieRende 24seitige Aufsatz<br />

von Wingolf Scherer beleuchtet die letzten<br />

Kriegstage im April 1945 und die<br />

Besetzung des Kreises Olpe als Teil des<br />

Ruhrkessels durch amerikanische Truppen.<br />

Die deutschen Generalfeldmarschalle<br />

Walter Model, Albert Kesselring,<br />

Reichsminister Albert Speer, Generalleutnant<br />

Fritz Bayerlein sowie der ame-<br />

rikanische Oberbefehlshaber in Europa<br />

Dwight D. Eisenhower trafen damals im<br />

Sudsauerland kriegswichtige Entscheidungen.<br />

Es folgen zwei Buchbesprechungen<br />

von Knut F. Platz und Gunther<br />

Becker.<br />

Die Heimatchronik fur das Quartal<br />

vom 1. Juli bis 30. September 1998 von<br />

Friedrich W. Cordt und der Tatigkeitsbericht<br />

des Kreisheimatbundes Olpe e. V.<br />

von Dieter Trops beschlieBen die 193.<br />

Folge der Heimatstimmen, dessen farbiger<br />

AuBenumschlag das Schwedenkreuz<br />

von Belmicke aus dem Jahr 1635 zeigt.<br />

Hubertus Halbfas gibt dazu eine ausfuhrliche<br />

Erklarung zu Geschichte und Hintergrund<br />

dieser Steinsetzung.<br />

Dieter Trops<br />

Die Mendener und ihr<br />

Maler - Friedrich Lillotte<br />

(1818- 1873)<br />

Zu danken gilt dem „ Verein der Freunde<br />

und Forderer des Stadtischen Museums<br />

Menden" fur eine Veroffentlichung,<br />

die auch fur die Kulturgeschichte<br />

Westfalens von Belang ist.<br />

Die Kunsthistorikerin Jutta Fornig-<br />

Struck hat in grundlicher wissenschaftlicher<br />

Arbeit das Leben und Wirken des<br />

bedeutendsten Mendener Malers Friedrich<br />

Lillotte, der ein grof?er Meister des<br />

Portraits im vergangenen Jahrhundert<br />

war, erforscht und in einem ubersichtlich<br />

gegliederten, ansprechend gestalteten<br />

und aufschluf^reich bebilderten Katalog<br />

dargestellt.<br />

Zu Recht stellt Prof. Dr. R. Feldmann<br />

im Vorwort heraus: „Erstmals wird jetzt<br />

die uberregionale Bedeutung dieses Malers<br />

aus der fruhen Dusseldorfer Schule<br />

offenbar, der an einer ideen- und wirtschaftsgeschichtlichen<br />

Zeitenwende in<br />

der Mitte des 19, Jahrhunderts gelebt<br />

und gearbeitet hat: zwischen Biedermeier<br />

und Realismus, zwischen Vormarz<br />

und ReichsgriJndung, zugleich den Ubergang<br />

einer agraisch orientierten Volkswirtschaft<br />

zu der immer deutlicher sich<br />

abzeichnenden Industrialisierung unseres<br />

Raumes miterlebend. Das alles spiegelt<br />

sich in uberaus reizvoller Weise im<br />

Werk Lillottes wider, und es wird das in<br />

den zugleich einftihlsamen und fachgerechten<br />

Interpretationen der Verfasserin<br />

klar erarbeitet."<br />

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Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 43<br />

Uberdies werden zusatzliche Informationen<br />

(iber die portraitierten Personen<br />

in ihrem gesellschaftlichen Kontext gegeben,<br />

eine faszinierende „Bild-Wort-<br />

Reise" ins 19. Jahrhundert.<br />

Dieter Warm<br />

Jutta Forning-Struck, Die Mendener und ihr Maler —<br />

Friedrich Lillotte 1818 - 1873, 136 Seiten.<br />

Verlag: Verein der Forderer des Stadtischen Museums<br />

Menden e. V., Marktplatz 3, 58706 Menden<br />

„Ai'nsbcrg, gesehen von<br />

Wolfgang Detemple"<br />

Mit diesem Buch liegt ein weiterer<br />

Bildband uber die Stadt Arnsberg vor.<br />

Neben Zeugen der historischen Vergangenheit<br />

und der Darstellung der neuen<br />

Stadt Arnsberg ist die Umgebung mit ihrer<br />

unverwechselbaren Vielfalt in die<br />

bildliche Dokumentation einbezogen<br />

worden. Zahlreiche schone und reizvolle<br />

Bilder hat der Photograph aufgenommen.<br />

Dabei mochte er, wie es im Vorspann<br />

des Buches heiEt, „den Betrachter<br />

mit neuen Ansichten von altbekannten<br />

oder bisher unbeachteten Motiven"<br />

uberraschen. Kurze und pragnante Texte<br />

zu den Bildern oder Bildsequenzen hat<br />

Dr. Jurgen Funke beigesteuert. Der Bildband<br />

zeigt „ein schones Fleckchen Erde"<br />

und wird sicherlich von vielen Interessierten<br />

gem zur Hand genommen.<br />

Durch die Beschreibung der Bildmotive<br />

und die Angabe des Standortes im<br />

Anhang wird es moglich, die Schonheiten<br />

der Stadt selbst aufzusuchen und mit<br />

wachem Auge selbst nachzuvollziehen.<br />

Heinz-Josef Padberg<br />

..Arnsberg, gesehen von Wolfgang Detemple".<br />

Verlag Frank und Wolfgang Detemple GbR. 88 Seiten.<br />

Pappeinband. Format 24,5 x 27 cm. ISDN<br />

3-933858-00-3. 44 DM.<br />

Heinz Par dun:<br />

Aus Arnsbergs Vergangenheit<br />

Das in der stadtekundlichen Schriftenreihe<br />

iiber die Stadt Arnsberg als die<br />

Nummer 25 erschienene Buch wird<br />

schon durch die wohlgefallige Gestaltung<br />

des Einbandes, das klare Layout seines<br />

Satzes und die gute Lesbarkeit der<br />

Drucktype des Lesers finden, eine Sympathie,<br />

die wahrend des Lekture gewiB<br />

gesteigert wird: Der Autor spricht eine<br />

geschliffene, verstandliche Sprache, mit<br />

deren vorwiegender Hilfe er die Fakten,<br />

Ereignisse, Gestalten und Gegenstande<br />

seiner Darstellung zu veranschaulichen<br />

sucht. So kann er weitgehend auf die fiir<br />

manche ahnliche heimatgeschichtliche<br />

Neuerscheinungen typische und wohl<br />

auch modische uberreiche Bebilderung<br />

verzichten. Die sorgsam ausgewahlte<br />

sparsame Illustration dieses Buches wirkt<br />

wegen ihrer meist eine voile Buchseite<br />

oder gar eine Doppelseite umfassenden<br />

GroBe dem Auge wohltuend. Sie unterbricht<br />

den Text nicht unnotig, sondern<br />

erganzt und verdeutlicht ihn.<br />

Was die inhaltliche Seite des Buches<br />

betrifft, so wird der Leser bald erkennen,<br />

daE hier nicht einfach aus bekannten alten<br />

Quellen geschopft und die verschiedenen<br />

Wasserchen ein wenig verruhrt<br />

als ein neuer Trank dargeboten werden.<br />

Der Autor hat nicht nur alle ihm zuganglichen<br />

neuen Erkenntnisse der westfalischen<br />

Geschichtsforschung und die Ergebnisse<br />

eigener Archivstudien mitverarbeitet,<br />

sondern auch Meinungen und<br />

Vermutungen so bekannter alterer regionaler<br />

Historiker wie Feaux de Lacroix,<br />

Seibertz oder Huser kritisch uberdacht.<br />

Wo er sie korrigiert, sind seine Argumente<br />

logisch und immer sachlich unterbaut,<br />

so daB sie tiberzeugen.<br />

Nuchternheit und Sachlichkeit sind<br />

wohl auch der Beweggrund, auf jede Effekthascherei<br />

zu verzichten, wenn es<br />

zum Beispiel um Hexenprozesse, Epidemien<br />

oder Feuersbrunste geht. Das Buch<br />

beschrankt sich vielmehr ganz auf das archivarisch<br />

oder sonstwie dokumentarisch<br />

Oberlieferte.<br />

Eine luckenlose Geschichte der Stadt<br />

Arnsberg bietet Heinz Pardun nicht,<br />

wenn es auch seine Absicht war, eine<br />

„Gesamtdarstellung" zu geben, wie sie<br />

laut Vorwort des Autors seit Karl Feaux<br />

de Lacroix's Zeiten nicht mehr geschrieben<br />

wurde. Der Titel des Buches lautet<br />

darum wohl auch nicht unbedacht „Aus<br />

Arnsbergs Vergangenheit". Das Inhaltsverzeichnis<br />

(Die sachsisch-karolingische<br />

Zeit - Die Grafenzeit - Die kurkSlnische<br />

Zeit - Die hessisch-darmstadtische Zeit -<br />

Der Ubergang an PreuBen) laBt die<br />

Hauptrichtung der Abhandlung erkennen:<br />

die Einbettung der Geschichte der<br />

Stadt Arnsberg in den Verlauf der grof^eren<br />

deutschen bzw. europaischen Geschichte.<br />

Die Riickwirkungen bedeutsamer<br />

nationaler oder internationaler Ereignisse,<br />

Investiturstreit, Reformation,<br />

DreiBigjahriger und Siebenjahriger<br />

Krieg, ReichsdeputationshauptschluB<br />

zum Beispiel, auf eine kleine, aber ihre<br />

Rechte behauptende Stadt sind es, die<br />

das Interesse des Lesers an der Lekture<br />

dieses Buches bis zur letzten Seite wach-<br />

Aus<br />

AlUS.SKI KCS<br />

Vi,KC..\v';i vMiii i<br />

\'liM^G F.W. BECKER<br />

^'^>^i^<br />

halten. Damit er bei der Nennung so vieler<br />

Namen von Graf en, Kurfursten und<br />

Erzbischofen den Oberblick nicht verliert,<br />

findet er im Anhang neben einigen<br />

Sonderabhandlungen uber Femegerichtsbarkeit,<br />

die Propsteikirche Sankt<br />

Laurentius und die Edelherren von Rudenberg<br />

eine kurzgefaBte Zeittafel und<br />

zwei Ubersichten uber die Ahnenfolge<br />

der Grafen von Arnsberg und die Regierungszeiten<br />

der Erzbischofe bzw. Kurfursten<br />

von Koln als Landesherren des Herzogtums<br />

Westfalen und Herren des<br />

Schlosses Arnsberg.<br />

„Aus Arnsbergs Vergangenheit" ist<br />

ein Buch „aus einer Feder und einem<br />

GuB". Man wunscht ihm einen groBen<br />

Kreis interessierter Leser. Auf jeden Fall<br />

gehort es in die Klassenbtichereien der<br />

regionalen Sekundarschulen.<br />

J. Hendricks<br />

Heinz Pardun „ Aus Arnsbergs Vergangenheit - Von<br />

der sachsisch-karolingischen Zeit bis zum Ubergang an<br />

PreuBen - Gestaken und Ereignisse". Veriag: F. W.<br />

Becker GmbH, Arnsberg. Herausgeber: Arnsberger <strong>Heimatbund</strong><br />

e. V. Gebunden, 224 Seiten, 17x24 cm. Arnsberg<br />

1998 (ISBN:3-930264-23-4). 34,80 DM,<br />

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Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

44 SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Sauerland-Perspektiven?<br />

Sauerland-Perspektiven?<br />

Sauerland-Perspektiven?<br />

Sauerland-Perspektiven?<br />

Blick von Kloster Oelinghausen<br />

bei Neheim in Richtung Haarstrang<br />

Foto: Friedhelm Ackermann<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 45<br />

Antrittsbesuch beim<br />

Regierungsprasidenten<br />

Der Antrittsbesuch des neuen Vorsitzenden<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

Dieter Wurm beim Arnsberger Regierungsprasidenten<br />

Wolfram Kuschke<br />

stand im Zeichen der Verwaltungsreform<br />

in Nordrhein-Westfalen und deren Auswirkungen<br />

in den landlichen Regionen.<br />

Dieter Wurm erlauterte dem RP die Ziele<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es und<br />

dessen Bemuhungen um den Fortbestand<br />

westfalischer und sauerlander<br />

Identitat und Unverwechselbarkeit. Der<br />

<strong>Heimatbund</strong>vorsitzende benutzte seinen<br />

Antrittsbesuch gleichzeitig, um den<br />

Arnsberger Regierungsprasidenten als<br />

neues Mitglied im Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

zu begruBen. Wolfram Kuschke<br />

war im vorigen Jahr kurz nach Amtsantritt<br />

in den Arnsberger <strong>Heimatbund</strong> beigetreten.<br />

Red.<br />

Kulturpreis Hochsauerlandkreis<br />

1999: Fotografie<br />

Zum vierten Mai wird jetzt der „ Kulturpreis<br />

Hochsauerlandkreis" ausgeschrieben.<br />

Thema ist fur 1999 die Fotografie.<br />

Der Preis ist mit 10 000 DM<br />

dotiert.<br />

Teilnahmeberechtigt sind Kunstlerinnen<br />

und Kunstler, die im Hochsauerlandkreis<br />

bzw. in den Altkreisen Meschede,<br />

Arnsberg oder Brilon geboren worden<br />

sind oder seit mindestens zwei Jah-<br />

ren ihren Wohnsitz<br />

im Hochsauerlandkreis<br />

haben<br />

oder hier nachweislich<br />

uberwiegend<br />

kunstlerisch<br />

tatig sind. Der<br />

Preis wurde gestiftet<br />

zur „Forderung,<br />

Wiirdigung<br />

und zur Sichtbarmachung<br />

kultureller<br />

Aktivitaten im<br />

Kreisgebiet". Bei<br />

den eingesandten<br />

Fotografien werden<br />

keine besonderen<br />

Auflagen<br />

gemacht. Es besteht Format und Tragerfreiheit.<br />

Die Ausschreibungsunterlagen konnen<br />

ab sofort angefordert werden unter<br />

dem Stichwort: Hochsauerlandkreis,<br />

Kulturpreis HSK 1999, Steinstr. 27,<br />

59872 Meschede (Tel.: 0291/94 14 65).<br />

AnmeldeschluB ist der 31. Juli. Bewertet<br />

werden die eingesandten Arbeiten durch<br />

eine Jury in einem zweistufigem Wettbewerbsystem.<br />

Die in die engere Wahl gelangten<br />

Fotos werden nach AbschluB des<br />

Wettbewerbs in einer Ausstellung zu sehen<br />

sein. Die Preisverleihung erfolgt im<br />

November diesen Jahres.<br />

Zum ersten Mai wurde der Kulturpreis<br />

1993 fiir die Bereiche bildende<br />

Kunst/Bildhauerei vergeben. 1995 wurde<br />

er fur besondere Leistungen in der<br />

Rock- und Pop-Musik ausgelobt und<br />

1997 stand er unter dem Motto „Kurzprosa<br />

und Lyrik". Red.<br />

Neue CD<br />

des Jungen Kammerchores<br />

Arnsberg „IN CONCERT"<br />

Das von Udo Wollmeiner gestaltete<br />

Cover strahlt Sonnenenergie ins dominante<br />

Grauklima Westfalens. Auch der<br />

Fisch, uraltes Symbol des Lebens, findet<br />

sich hier wieder. Musikdirektor Schuttler's<br />

junger Chor singt gediegen, rhythmisch<br />

perfekt, intoniert sauber und verfugt<br />

uber Temperament und mitreilJende<br />

Begeisterungsfahigkeit. Das Programm<br />

spannt sich von Handels „Messias" iiber<br />

Ein Holzschnitt (Grolie 80 x 120 cm)<br />

von Maler Udo Wollmeiner<br />

diente als Vorlage fur das Cover<br />

Titel aus der Folklore bis zu Musical-Highlights.<br />

So ist die neue CD Augenweide<br />

und Ohrenschmaus in einem: sichtbar,<br />

horbar, erlebbar und genieBbar. Red.<br />

Die CD ist zum Preise von DM 20,- erhaltlich.<br />

Altere Ausgaben<br />

der Zeitschrift<br />

SAUERLAND<br />

konnen noch in begrenztem<br />

Umfang bezogen werden.<br />

Jahrgang Ausgabe Jahrgang Ausgabe<br />

1968 1,2 1982 4<br />

1969 1,2,3,4 1983 1,2,3,4<br />

1970 1,2,3,4 1984 1,2,4<br />

1971 1,2,3,4 1985 3<br />

1972 2 1986 2,3<br />

1973 3,4 1987 1,2,3,4<br />

Sonderdruck 1988 1,2,3,4<br />

1973 1 1989 2,3,4<br />

1974 1,2,3,4 1990 1,2,3,4<br />

1975 1,3 1991 1.4<br />

1976 1992 1,2,3,4<br />

1977 1,3,4 1993 1,2,4<br />

1978 1,2,3,4 1994 1,2,3,4<br />

1979 1,2 1995 1,2,3,4<br />

1980 1996 1,2,3,4<br />

1981 2,3,4<br />

Die Ausgaben konn en bezogen werden<br />

zum Preis v on3,00DIVI<br />

zuziigl. Ver sandicosten<br />

bei der Geschaft sstelle de sSHB,<br />

Hochsauerlandli reis, Kulturamt,<br />

Postfach 1465, E )9870 IWeschede<br />

Fax 0291 /94-1140<br />

^<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR.<br />

46 1/1999<br />

LESERBRIEFE<br />

Schlaun" und<br />

Klosterbrunnen<br />

„...danke fur den Beitrag iiber<br />

Schlaun, der ja sehr gut herausgekommen<br />

ist".<br />

Prof. Dr. Ribhegge, Miinster<br />

„In Ihrer Person verbindet sich das Interesse<br />

an Schlaun, Clemens August,<br />

westfalischer Kapuziner-Architektur und<br />

vieles mehr, wie ich dem sehr interessanten<br />

Beitrag uber den Altar in der<br />

Kirche zu Kloster Brunnen entnehmen<br />

konnte, wobei ich Ihrer Zuschreibung an<br />

den von mir sehr geschatzten Johann<br />

Christoph Manskirch gerne folge.<br />

Eckard Wagner, Emslander-Museum<br />

SchloB Clemenswerth, Sogel<br />

Windkraftrader<br />

im Sauerland<br />

Mit grower Besturzung habe ich untenstehenden<br />

Zeitungsartikel gelesen<br />

und mochte Sie bitten, alles zu tun, dass<br />

nicht noch mehr Windrader im Saueriand/Hochsauerland<br />

Einzug halten. Es<br />

ist gerade genug, dal? auf den Hohen des<br />

nordostlichen Randgebietes der Stadt<br />

Brilon Windrader aufgestellt worden<br />

sind. Weitere sollen folgen. Schauen wir<br />

uns doch die Landschaft an, wenn wir<br />

Richtung Haard oder Mohnesee fahren.<br />

- Das einzigartige Naturbild, das sich unserem<br />

Auge rund um Elleringhausen und<br />

Bruchhausen bietet, darf unter keinen<br />

Umstanden zerstort werden. Mit Schrekken<br />

habe ich gesehen, daR auch zwei<br />

Windrader auf den Hohen im Raum Biggesee<br />

installiert worden sind. All diese<br />

Windkraftrader sind Storenfriede in unserer<br />

wunderschonen Landschaft.<br />

W. Nickola\;,<br />

Stadtheimatpfleger Brilon<br />

Auf den Punkt<br />

Der wahre Preis alternativer<br />

Energien<br />

von Klaus Knizia<br />

Ebenso mochten wir den nachfolgenden<br />

Artikel zum gleichen Thema<br />

aus der „WIRTSCHAFT"<br />

10. Januar 1999 von Professor<br />

Dr. Klaus Knizia der uns ebenfalls<br />

uon W. Nickolax; zugesandt wurde,<br />

unseren Lesern nicht uorenthalten.<br />

Red.<br />

Die Abneigung gegen die heutige GroBteclinik<br />

in der Energieruersorgung bezieht<br />

hdufig ihre Argumente aus Vorschldgen,<br />

dienurso lange Bestandhaben, wie Vergleichsrechnungen<br />

zur Wirtschaftlichkeit<br />

als Mali fur eingesetzte Ressourcen und er^<br />

reichbaren Umweltschutz unterbleiben. Ein<br />

Urteil iiber eine zukiinftige Energiepolitik<br />

ist jedoch anethischen, politischen oder<br />

soziologischen Argumenten gemessen nur<br />

dann zu fallen, wenn solche Rechnungen zu<br />

Rategezogen werden. Die sogenannten neuen<br />

alternativen Energien wie Windkraft<br />

und Solarstrom sind nicht nur zuteuer und<br />

schaden dadurch unserer Volkswirtschaft<br />

und der Sicherung uon Arbeitspldtzen, sie<br />

tragen auch nicht zum Umweltschutz bei,<br />

wie zu zeigen ist. Geht man dauon aus, dali<br />

die technisch-wirtschaftliche Lebensdauer<br />

heutiger Wdrmekraftwerke fur ,,fossile"<br />

Energien wie Kohle, Ol oder Erdgas 30 Jah<br />

re betrdgt, dann sollten sinnuollerweise je-<br />

Thema Wilpdkraft hangt in der Luft<br />

Patt bei Abstimmung im Rat / Bauvoranfrage geht zur Bezirksregierung<br />

Olsberg. (aj) Das Thema<br />

„VVindkraftenergiB-Anlagen"<br />

stand auf der Tagesordnung<br />

einer Sitzung des Rates der<br />

Stadt Olsberg. Vor dem Hintergrund<br />

einer Bauanfrage<br />

auf Errichtung von zwei Anlagen<br />

in der Gemarkung Elleringhausen,<br />

erortertc der Rat<br />

das Fiir und Wider solcher<br />

Energietrager. In vorliegendem<br />

Fall batten sich auBer-<br />

dcni etliche Trager offentlicher<br />

Belange, z.B. das Forstamt,<br />

gegen eine Genehniigung<br />

ausgesprochen. Weiterhin<br />

besteht nach Aussage einiger<br />

Ratsmitgliedcr, sowiu<br />

der Vervvaltung kaum Aussicht<br />

seitens der zustandigen<br />

Gremicn, fiir den geplanten<br />

Standort eine Genehmigung<br />

zu erhalten.<br />

Wie sehr die Meinungen<br />

Donnerstag, 17. Dezember 1998<br />

au.seinander gelien. zcigte<br />

das abschlieBende Abstimmungsergebnis.<br />

Jevveils 14<br />

Ratsmitglieder stimmten in<br />

geheimer Wahl fiir bzw. gegen<br />

die Genehmigung. bei<br />

zwei Enthaltungen. Somit<br />

wird die Bauvoranfrage gemai5<br />

der Gemeindeordnung<br />

ohne BeschluB an die Bezirksregierung<br />

in Arnsiberg<br />

weitergeleitet.<br />

des Jahr in Deutschland etwa drei Prozent<br />

- entsprechend 3000 Megawatt (MW) - an<br />

Kraftwerksleistung erneuert werden. Das<br />

wiirde bei giinstiger Nutzung der Infrastruktur<br />

vorhandener Standorte der Altanlagen<br />

etwa 5,5 Milliarden Markan Inuestitionen<br />

erfordern, wenn die Inuestitionskosten<br />

fur die unterschiedlichen Energien gemittelt<br />

werden. Da die Entwicklung in der<br />

Technik gegenilber den heute 30 Jahre alien<br />

und diteren Aniagen nicht stehengeblieben<br />

ist, wurden diese neuen Kraftwerke<br />

durchschnittlich mindestens Prozentpunkte<br />

bessere Wirkungsgrade haben, also mindestens<br />

20 Prozent weniger Brennstoff je<br />

erzeugter Kilowattstunde verbrauchen. Das<br />

entspricht bei 6000 jdhrlichen Benutzungsstunden<br />

mit einer Erzeugung von 18 Milliarden<br />

Kilowattstunden auf Steinkohleneinheiten<br />

(SKE) bezogen einer Einsparung von<br />

etwa 1,2 Millionen Tonnen jdhrlich.<br />

Was erhalt man fur den gleichen Investitionsaufwand<br />

bei den alternativen Kraftwerks\;stemen?<br />

Aus Windkraft IdRt sich mit dem Investitionsbereich<br />

von 5,5 Milliarden Mark eine<br />

Leistung von etwa 1800 MW errichten, die<br />

bei giinstigen Windverhditnissen. aber nicht<br />

nachfragerecht, etwa 3,6 Milliarden Kilowattstunden<br />

jdhrlich erzeugen konnen. Mit<br />

dieser Elektroenergie werden in den bestehenden<br />

diteren Wdrmekraftwewrken jdhrlich<br />

etwa 1,2 Millionen Tonnen SKE eingespart,<br />

also ebensoviel wie bei Investitionen<br />

in neue Wdrmekraftwerke, die mit 6000<br />

Stunden je Jahr nachfragegerecht betrieben<br />

werden. Das ist aber nicht alles. Mit<br />

Windkraftwerken vermindert man nicht die<br />

erforderliche Leistung in herkommlichen<br />

Kraftwerken, denn sie miissen bei Ausfall<br />

von Wind einspringen. Sie werden wegen<br />

der unsicheren Verfugung Uber Windenergie<br />

nur weniger und damit unwirtschaftlicher,<br />

also mit spezifisch hoherem Energieuerbrauch<br />

betrieben. Die Kosten dafur verteuern<br />

den Windstrom noch einmal erheblich.<br />

In dieser vereinfachten Betrachtung ist<br />

eine Vielzahl von anderen EinfliJssen weggelassen,<br />

die das Bild der alternativen Energien<br />

noch weiter verschlechtern. Dazu<br />

gehoren Beeintrdchtigung der Lebensrdume<br />

von Tieren, fehlende Netzeinbindung.<br />

Verschlechterung des Landschaftsbildes usw.<br />

Der Solarstrom ist gegendber der Windkraft<br />

noch wesentlich ungiinstiger Nach<br />

den vom friiheren Bundeswirtschaftsministerium<br />

veroffentlichen Daten fiir alternative<br />

Energien konnen bei Photovoltaik fiir<br />

den giinstigsten dort angegebenen Wert<br />

von 20.000 Mark je Kilowatt Leistung mit<br />

dem genannten 5,5 Milliarden Mark nur<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999 47<br />

Sauerldndische Landschaft 2000?<br />

Das Foto entstand oberhalb des Mobnetals in Neheim<br />

Foto: Friedhelm Ackermann<br />

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48<br />

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SAUERLAND<br />

SAUERLAND NR. 1/1999<br />

PERSONALIEN<br />

275 MWan Kraftwerksleistung erstellt werden.<br />

Und die erzeugen, abhdngig von der<br />

Sonnenscheindauer, nur etwas mehr als 0,2<br />

Milliarden Kilowattstunden jiihrlich - also<br />

ein Neunzigstel dessert, was die bei gleichem<br />

Aufwand erstellten neuen Wdrmekraftwerke<br />

nachfragerecht produzieren<br />

konnen. Mit diesem Soiarstrom lassen sich<br />

uergleichsweise jdhrlich nur 66.000 Tonnen<br />

Steinkohle dquivalent, also nur etwa fiinf<br />

Prozent Brennstoffeinsparung gegenijber<br />

neuen Wdrmekraftwerken, erzielen.<br />

Nicht nur, dali dieser Soiarstrom also in<br />

der Erzeugung weit mehr als zwanzigmal<br />

teurer wdre als beispielsweise Strom aus<br />

Braun- und Importkohle und etwa zwolfmal<br />

teurer als Strom aus heimischer Steinkohleobwohl<br />

die Sonne kostenlos scheint: Er hat<br />

gegenijber gleich groliem Aufwand fur neue<br />

Kohlekraftwerke auch noch eine mindestens<br />

ISfach groliere Einsparung an Brennstoff<br />

und eine entsprechende Verminde-<br />

Neumitglieder<br />

bzw. Abonennten<br />

Volksbank Schonholthausen<br />

Franz Trippe, Medebach<br />

Richard FleiRig, Arnsberg<br />

Gretel Kemper, Olpe<br />

Horst Batke, Olsberg<br />

Alfred Wenke, Olsberg-Bigge<br />

Rudolf Grebe, Olpe-Rhode<br />

Hermann Minning, Oelde<br />

Liesel Dullmann, Frondenberg<br />

Adolf Debes, Wyhl a. Kaiserstuhl<br />

Reinhard Kuhnhenne, Medebach<br />

Wilhelm Emde, Goddelsheim<br />

Dr. Josef Jacobi, Kassel<br />

Josef Ruth, Balve-Mellen<br />

Johann-Ludwig Axmann,<br />

Olsberg-Bruchhausen<br />

Bert-Uwe Parplies, Meschede<br />

Josef Sander, Meschede<br />

Winfried Stork, Meschede<br />

Josef Jungholter, Arnsberg<br />

Klaus Lattrich, Arnsberg<br />

Sascha Wendling, Arnsberg<br />

Dr. Fritz Goeke, Arnsberg<br />

Giinter Fingerhut, Arnsberg<br />

Werner Wittek, Arnsberg<br />

Antonius Bonner, Sundern-Hellefeld<br />

Johann Schulte-Hagen,<br />

Neuenrade-Affeln<br />

rung des AusstoBes von Kohlendioxid verhindert.<br />

Von Okosteuern wird geredet, angeblich<br />

um Energie zu sparen, wohl aber auch, um<br />

zusdtzliche Steuerquellen zu erschlielien.<br />

Wind- und Soiarstrom werden jedoch gegeniiber<br />

mit gleichem Aufwand errichteten<br />

neuen Wdrmekraftwerken nicht zur Energieersparnis<br />

und zum Umweltschutz beitragen,<br />

statt dessen aber dem Arbeitsmarkt<br />

schaden und die Landschaft zerstoren. Die<br />

fiir sie erforderlichen hohen Subventionen,<br />

auch aber steueruerkiirzende Abschreibungsmodelle,<br />

finden sich leztlich als Uberwdlzungen<br />

beim Verbraucher wieder Wir<br />

sollten nicht ubersehen: Utopien, gefijttert<br />

durch Ideologien, haben die Neigung, zu<br />

Planwirtschaften zu entarten. Nach Popper<br />

hat der Versuch, den Himmel auf Erden zu<br />

errichten, uns immer die Holle beschert.<br />

Dem ist hinzuzufugen, daR in der Holle<br />

zweifellos Energie vergeudet wird.<br />

Magdalena Senft, Arnsberg<br />

Ludger Eickhoff, Sundern<br />

Mechthild Schweinsberg, Medebach<br />

Ferdi Lenze, Meschede<br />

Lothar Kwoka, Warstein<br />

Margot Schmidt, Brilon<br />

Prof. Dr Reinhard Purschke, Dortmund<br />

Friedrich Kies, Marsberg<br />

Andreas Duppe, Brilon<br />

Wolfram Kuschke, Arnsberg<br />

Reinhard Linden, Lippstadt<br />

Dr. Alfons Baumgardt, Arnsberg<br />

Martin-Maximilian Guthoff, Breckerfeld<br />

Torsten Gernhold,<br />

Schmallenberg-Winkhausen<br />

Heimat- und Forderverein<br />

Winkhausen e.V.<br />

Hans Ulrich Hess, Meschede<br />

Hubert Klaus, Ruthen-Altenruthen<br />

Werner Wolff, Meschede<br />

Bernhard Hogrebe, Brilon-Hoppecke<br />

Herbert Somplatzki, Schmallenberg<br />

Josef Vollmer, Finnentrop<br />

Franz-Josef Dransfeld, Arnsberg<br />

Hildegard Schmidt, Arnsberg<br />

Winfried Thusing, Sundern<br />

Lucia Bohmer, Arnsberg<br />

Franz Danne, Sundern-Hovel<br />

Ruth Sinzig, Dusseldorf<br />

Leonhard Ciongwa, HeiUgenhaus<br />

Renate Falke, Bleiburg (Osterreich)<br />

Reiner Joch, Niederkassel-Rheidt<br />

Martin Obertrifter, Arnsberg<br />

Heinrich Schulte, Arnsberg<br />

Ferdinand Tonne 95 Jahre<br />

Das (bisher einzige) Ehrenmitglied des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es, Sonderschulrektor<br />

i.R. Ferdinand Tonne aus<br />

Olsberg. vollendete am 27. Februar<br />

1999 sein 95. Lebensjahr. Sicher werden<br />

sich unsere Mitglieder noch an die<br />

eindrucksvolle Jahrestagung am 31. August<br />

1996 in Brilon erinnern, als ihm unter<br />

groRem Beifall der Versammlung die<br />

Ehrenurkunde iiberreicht wurde. In dem<br />

Text der Urkunde heiKt es:<br />

„Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> ernennt<br />

auf Vorschlag des Vorstandes<br />

durch BeschluR der Mitgliederversammlung<br />

Herrn Sonderschulrektor i.R. Ferdinand<br />

Tonne zum Ehrenmitglied. Mit dieser<br />

erstmals veriiehenen Auszeichnung<br />

werden seine groften Verdienste um die<br />

Heimatpflege in den Grundungsjahren<br />

des <strong>Heimatbund</strong>es sowie sein standiger<br />

Einsatz fur unsere sauerlandische Heimat<br />

gewUrdigt."<br />

Frau Dr. Erika Richter hat in ihrem<br />

Aufsatz „Alltagsarbeit im Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong> 1925/1926" (<strong>Heft</strong><br />

3/1996) ausfuhrlich iJber die Pionierarbeit<br />

unseres Heimatfreundes in den<br />

zwanziger Jahren berichtet. Als Einundzwanzigjahriger<br />

wurde der junge Lehrer<br />

am 1. Mai 1925 vom damaligen Vorsitzenden<br />

Franz Hoffmeister zum Geschaftsfuhrer<br />

des SHB bestellt. Es lohnt<br />

sich, noch einmal nachzulesen, mit welchem<br />

Engagement das ..Gespann" Hoffmeister/Tonne<br />

damals der Heimatarbeit<br />

trotz schwieriger auBerer Verhaltnisse Inhalt<br />

und Ziel zu geben wuRte.<br />

Auch in den spateren Jahren, als er<br />

bereits die Leitung der Sonderschule in<br />

Bigge ubernommen hatte, blieb Ferdinand<br />

Tonne der Heimatarbeit treu. Zusammen<br />

mit dem unvergessenen Theodor<br />

Tochtrop und Fritz Droste gab er im-<br />

Jahre 1969 das Buch „150 Jahre Kreis<br />

Brilon" heraus. Insgesamt sind nahezu<br />

50 BiJcher und Schriften mit seinem Namen<br />

verbunden, vor allem in Bereich der<br />

schulbezogenen Heimatkunde. Mit 85<br />

Jahren verfaBte er noch den Roman<br />

„Wolken ziehen", in dem sich die Geschichte<br />

des Ramsbecker Erzbergbaus<br />

wiederspiegelt .<br />

Wir wiinschen unserem bewahrten<br />

Heimatfreund Ferdinand Tonne Gottes<br />

Segen fiir weitere erfullte Jahre.<br />

Dr. Adalbert MuUmann<br />

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SAUERLAND NR. 1/1999<br />

SAUERLAND<br />

49<br />

Am 24. Dezember 1998 vollendete<br />

der Archivar der Stadt Hallenberg Anton<br />

Wirtz sein 90. Lebensjahr. In uber<br />

zwei Jahrzehnten hat er in engem Kontakt<br />

mit dem Westfalischen Archivamt in<br />

Munster das Archiv der Stadt neu eingerichtet.<br />

Wegen der ubersichtlichen Systematik<br />

der Gesamtanlage ist es zum<br />

Vorbild fur Stadte vergleichbarer GroRe<br />

geworden. Alle interessierten Heimatfreunde<br />

konnen nunmehr die wertvollen<br />

Archivalien der alten kurkolnischen<br />

Stadt zum Quellenstudium benutzen.<br />

Durch Herausgabe des Bildbandes „ Hallenberg<br />

wie es einmal war" machte er die<br />

umfangreiche Fotosammlung des Archivs<br />

bekannt. Im Jahre 1995 hat der Rat<br />

der Stadt Hallenberg ihn durch die uberaus<br />

seltene Verleihung des Ehrenburgerrechtes<br />

besonders ausgezeichnet. Red.<br />

Am 15. Dezember 1998 wurde der<br />

letzte Oberkreisdirektor des Hochsauerlandkreises,<br />

unser Heimatfreund Egon<br />

Muhr, 65 Jahre alt. Nach dem Studium<br />

der Rechtswissenschaften und voriibergehender<br />

Tatigkeit in einer Anwaltskanzlei<br />

und bei der Bundeswehrverwaltung<br />

kam er im Jahre 1972 in die<br />

Rechtsabteilung des damaligen Kreises<br />

Arnsberg. Nach der kommunalen Neuordnung<br />

1975 war er im neuen<br />

Hochsauerlandkreis zunachst Dezernent<br />

und seit 1979 Kreisdirektor. Am 1. Mai<br />

1987 ubernahm er als Nachfolger des<br />

Oberkreisdirektors Dr. Adalbert MuUmann<br />

die Leitung der Kreisverwaltung<br />

mit ihren rund eintausend Bediensteten.<br />

Wahrend seiner achtjahrigen Amtszeit<br />

widmete er sich mit groRem Erfolg der<br />

Verbesserung der Infrastruktur im obe~<br />

ren Sauerland. Seine besondere Aufmerksamkeit<br />

gait der Entwicklung des<br />

Fremdenverkehrs und der kreiseigenen<br />

Gesellschaften sowie dem Wettbewerb<br />

„Unser Dorf soil schoner werden". Bei<br />

seinem Ausscheiden nach Ablaut der<br />

Wahlperiode verlieh ihm der Kreistag<br />

den Ehrenring des Hochsauerlandkreises.<br />

Seine freie Zeit widmet er neben<br />

dem Golfspiel seinen ehrenamtlichen<br />

Aufgaben als Verwaltungsratsvorsitzender<br />

des St. Johanneshospitals in<br />

Neheim-Husten sowie der Pflege des<br />

Kontaktes mit dem schottischen Partnerkreis<br />

West Lothian. Red.<br />

Der im Wahlkreis Olpe direkt in den<br />

Landtag gewahlte Theo Kruse (CDU)<br />

hat eine neue Kollegin und einen neuen<br />

Kollegen bekommen: Gisela Lehwald<br />

(SPD) und Fred Josef Hansen (Bundnis<br />

90/ Die Grunen) ruckten jetzt kurz<br />

nacheinander uber die Reservelisten<br />

nach. Red.<br />

Der 1. stellvertretende Burgermeister<br />

von Drolshagen Rudolf Lutticke erhielt<br />

den Silbernen Ehrenring der Stadt.<br />

Der 69jahrige ist Gastwirt in Dumicke<br />

und seit 1961 kommunalpolitisch tatig.<br />

Von 1957 bis 1991 war er Vorstandsmitglied<br />

(1976 bis 1991 Vorsitzender)<br />

des St. Georg Reiter- und Heimatvereins<br />

Buhren. Red<br />

Professor<br />

Dr. Gerhard Schulte t<br />

Am 13. Januar 1999 verstarb im AL<br />

ter von 66 Jahren nach langer, schwerer<br />

Krankheit Professor Dr. Gerhard Schulte.<br />

Mit ihm hat der Kreisheimatbund<br />

Olpe seinen langjahrigen ersten Vorsitzenden<br />

verloren. Zum erstenmal wurde<br />

er in der Grundungsversammlung des<br />

Kreisheimatbundes am 26. September<br />

1980 in dieses Amt gewahlt. Nach Ablauf<br />

der jeweiligen<br />

Amtszeit<br />

schenkten ihm<br />

die Mitglieder bei<br />

alien bisherigen<br />

Vorstandswahlen<br />

erneut ihr Vertrauen<br />

und bestatigten<br />

ihn als<br />

Vorsitzenden.<br />

DaE sich Prof.<br />

Schulte trotz seiner<br />

vielfaltigen<br />

Aufgaben, die er<br />

Pro/essor<br />

Dr. Gerhard Schulte<br />

als Musikwissenschaftler und passionierter<br />

Chorleiter im Chorwesen Siidwestfalens<br />

und daruber hinaus ubernommen<br />

hatte, immer wieder auch fur eine<br />

fuhrende Tatigkeit in der Heimatpflege<br />

des Kreises Olpe zur Verfugung stellte,<br />

war Ausdruck seiner tiefen Verbundenheit<br />

mit seiner sauerlandischen Heimat<br />

und ihren Menschen.<br />

Am 30. August 1932 in Altenhundem<br />

geboren, wuchs er in Meggen (Len-<br />

nestadt) auf, das er als Wohnsitz auch<br />

beibehielt, als ihn sein beruflicher Weg<br />

als Hochschullehrer ins Ruhrgebiet fiihrte.<br />

Sein Abitur legte er 1953 am Aloysius-<br />

Kolleg der Jesuiten in Bad Godesberg<br />

ab. Vier Jahre spater beschloR er sein<br />

Studium der Musikwissenschaft mit dem<br />

ersten Staatsexamen fur das hohere<br />

Lehramt. 1958 folgte das Chordirektor-<br />

Examen. Nach Jahren im Schuldienst<br />

nahm er 1964 das Musikstudium wieder<br />

auf, diesmal mit den Schwerpunkten<br />

Akustik und Gehorpsychologie. 1967<br />

promovierte er mit einer in Fachkreisen<br />

stark beachteten Untersuchung zum<br />

Phanomen des Tonhoheneindrucks bei<br />

verschiedenen Vokalfarben (erschienen<br />

bei Bosse, Regensburg 1968) und trat in<br />

den Hochschuldienst ein. Nach der Habilitation<br />

1972 war er zunachst Privatdozent<br />

an der damaligen Padagogischen<br />

Hochschule in Hagen, dann auf^erplanmaf^iger<br />

Professor an der Gesamthochschule<br />

Dortmund und ab 1980 ordentlicher<br />

Professor fur Musik und ihre Didaktik<br />

an der Universitat Dortmund und Leiter<br />

des dortigen Tonstudios. Seine<br />

Schwerpunkte in Lehre und Forschung<br />

waren Arbeiten im elektroakustischen<br />

Bereich, zur H5rpsychologie sowie der<br />

musikalischen Akustik und der Akustik<br />

der Musikinstrumente. Aus gesundheitlichen<br />

Grunden lieR er sich 1994 emeritieren,<br />

blieb aber dem Each Musikwissenschaft<br />

an der Universitat Dortmund<br />

weiter als Berater und Heifer verbunden.<br />

In seltener Weise verstand es Professor<br />

Schulte, der 1973 vom Fachverband<br />

Deutscher Berufschorleiter zum Musikdirektor<br />

ernannt wurde, die Lehrtatigkeit<br />

als Musikwissenschaftler mit einem breiten,<br />

vom Siegerland bis ins Ruhrrevier<br />

reichenden Wirken als Dirigent zu verbinden.<br />

Zeitlebens galten ihm die Pflege<br />

des Chorgesangs und die Vermittlung<br />

und Weitergabe deutschen Liedguts als<br />

Herzenssache. Bereits als 20jahriger<br />

ubernahm er 1952 die musikalische Leitung<br />

des Katholischen Kirchenchores<br />

„St. Bartholomaus" Meggen, den er auf<br />

vielen Konzertreisen zu glanzvollen<br />

Hohepunkten fuhrte und dem er bis in<br />

sein Todesjahr die Treue hielt. Noch bis<br />

1998 leitete er auch den Mannerchor in<br />

Nachrodt und den Werkschor der Stadtwerke<br />

Dortmund. Im Kreis Olpe war er<br />

liber viele Jahre Dirigent der Mannergesangvereine<br />

Meggen, Benolpe, Bilstein,<br />

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SAUERLAND<br />

50 SAUERLAND NR. 1/1999<br />

Elspe, Oberhundem und Weringhausen<br />

sowie des Kirchenchors Oberhundem<br />

und der Meggener Knappenkapelle. Wo<br />

immer Professor Schulte als Chorleiter<br />

tatig war, stets erfreute er sich nicht nur<br />

ob seines hohen musikalischen Sachverstandes<br />

und seines padagogischen Geschicks,<br />

sondern auch wegen seiner<br />

freundlichen und unkomplizierten Umgangsart<br />

und seines nie versiegenden, in<br />

christlicher Lebenshaltung wurzelnden<br />

Humors der ungeteilten Wertschatzung<br />

seiner Sangerinnen und Sanger Die Laienchore<br />

Siidwestfalens haben mit Gerhard<br />

Schulte, der bis 1993 auch<br />

Kreischorleiter des Kreises Olpe war, einen<br />

ihrer grof^en Freunde und Fursprecher<br />

verloren.<br />

Ober die siidwestfalische Region hinaus<br />

iibte er mehrere Ehrenamter im<br />

deutschen Chorwesen aus. So war er<br />

Prasident des Fachverbandes Deutscher<br />

Berufschorleiter, Mitgiied im Deutschen<br />

Musikrat und im Landesmusikrat, im<br />

Studienkreis Rundfunk und Geschichte,<br />

in der Jury fiir den Deutschen Chorwettbewerb<br />

und in der Selektion Mitteleuropa<br />

der Audio Engineering Society New<br />

York. Bei nationalen und internationalen<br />

Wettbewerben schatzte man ihn als Wertungsrichter<br />

Treffend hat man ihn einmal<br />

als „Weltreisenden und Entwicklungshelfer<br />

in Sachen Chormusik" bezeichnet.<br />

Der Kreis Olpe und der Kreisheimatbund<br />

Olpe haben mit dem Tod von Professor<br />

Dr. Gerhard Schulte von einer<br />

Personlichkeit Abschied nehmen mussen,<br />

die im kulturellen Leben des Kreises<br />

unausloschbare Spuren hinterlassen und<br />

im Chorwesen wie in der Heimatarbeit<br />

Wegmarken fiir die Zukunft gesetzt hat.<br />

Prof. Dr. theol.<br />

Erich Feldmann t<br />

Giinther Becker<br />

Ein langer Trauerzug mit vielen geistlichen<br />

Mitbriidern gab am Silvestertag<br />

1998 dem emeritierten miinsterschen<br />

Kirchenhistoriker Prof. Dr. Erich Feldmann<br />

das letzte Geleit auf dem Weg zu<br />

seinem Grab auf dem Friedhof in Bamenohl<br />

(Gem. Finnentrop). Sich seinem<br />

Heimatort zeitlebens eng verbunden fuh-<br />

lend, hatte er<br />

sich dort auch<br />

seine letzte<br />

Ruhestatte<br />

gewunscht.<br />

Professor<br />

Dr Erich Feldmann<br />

wurde<br />

am 9. Mai<br />

1929 in Bamenohl<br />

geboren.<br />

Nach dem Professor<br />

Abitur Studierte er Dr Erich Feldmar^r^<br />

Theologie, Philosophic<br />

und Geschichte in Paderborn,<br />

Miinchen, Rom und Miinster. 1957 in<br />

Paderborn zum Priester geweiht, war er<br />

zunachst als Vikar an St. Georg in Paderborn<br />

tatig, dann als Religionslehrer<br />

am Jungen-Realgymnasium in Hamm.<br />

1966 trat er als Studienrat in den Hochschuldienst<br />

an der Katholisch-Theologischen<br />

Fakultat in Munster ein und promovierte<br />

1975 mit der Arbeit „Der EinfluB<br />

des Hortensius und des Manichaismus<br />

auf das Denken des jungen Augustinus".<br />

1982 wurde er Professor am Seminar<br />

fiir Alte Kirchengeschichte der Katholisch-Theologischen<br />

Fakultat. Wegen<br />

einer Erkrankung lieB er sich 1990 emeritieren,<br />

ein EntschluB, der ihm nicht<br />

leicht fiel, weil er nun auf den gewohnten<br />

taglichen Kontakt mit seinen Studenten<br />

verzichten muf^te, auf die er stets<br />

seine Begeisterung fUr die Kirchengeschichte<br />

und ihre Spannungsfelder zu<br />

Ubertragen verstand. Neben seiner Lehrund<br />

Forschungstatigkeit beteiligte er sich<br />

liber dreiBig Jahre an der Seelsorge in<br />

der Pfarrei St. Stephanus in Miinster, in<br />

der er wohnte.<br />

Den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen<br />

Arbeit, die er auch nach seiner<br />

Emeritierung weiterbetrieb, bildeten<br />

die Schriften des hi. Augustinus. In zahlreichen<br />

Veroffentlichungen hat er die<br />

theologische Bedeutung des groBten<br />

lateinischen Kirchenlehrers des christlichen<br />

Altertums und dessen Position und<br />

historische Grenzen vor dem Hintergrund<br />

religioser Stromungen der<br />

Spatantike neu beleuchtet und sich<br />

dadurch einen internationalen Ruf<br />

verschafft. Seit 1976 war Erich Feldmann<br />

Mitgiied des international besetzten<br />

Herausgebergremiums des Augustinus-Lexikons.<br />

Seine lebenslange enge Verbundenheit<br />

mit seiner sauerlandischen Heimat<br />

fand ihren Ausdruck in der Anteilnahme,<br />

die er der heimatgeschichtlichen Forschung<br />

im Kreis Olpe entgegenbrachte.<br />

Sein besonderes Interesse gait der Geschichte<br />

des Dorfes und des adeligen<br />

Hauses Bamenohl, der er in Vorarbeiten<br />

fur eine anvisierte Veroffentlichung<br />

nachgegangen ist.<br />

Giinther Becker<br />

Anzeigen- und RedaktionsschluB<br />

fur die Ausgabe 2/99 ist am<br />

15. Mai 1999.<br />

SAUERLAND,<br />

Zeitschrift des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es (fruher Trutznachtigall,<br />

Heimwacht und Sauerlandruf)<br />

32. Jahrgang • <strong>Heft</strong> 1 Marz 1999<br />

ISSNO 177-8110<br />

Herausgeber und Verlag: Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

e. v., Postfach 1465, 59870 Meschede<br />

Vorsitzender: Dieter Wurm, Am Hainberg 8 a, 59872<br />

Meschede, Tel. (02 91) 71 90 p. 94-16 05 d,. Fax 94-<br />

1140. Stellv. Vorsitzende; Wilma Ohly, Goerdeoerweg<br />

7, 57462 Olpe, Tel. (0 27 61) 6 16 98.<br />

Ehrenvorsitzendcr: Dr. Adalbert Mullmann. Jupiterweg<br />

7, 59929 Brilon, Tel. (0 29 61) 13 40<br />

Geschaftsstelle: Hochsauerlandkreis, Kulturamt. Thomas<br />

Schmidt. Tel. (02 91) 94-14 65. Rudolf Kraft, Tel.<br />

(02 91) 94-14 62, Gerald Rieger, Tel. (02 91) 94-13 03,<br />

Telefax (02 91) 94-11 40, Postfach 1465, 59870 Meschede.<br />

Konten: Sparkasse Arnsberg-Sundern<br />

(BLZ 466 500 05) 4 000 600.<br />

Jahresbeitrag zum Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> einschlieRlich<br />

des Bezuges dieser Zeitschrift 15,- DM.<br />

Einzelpreis 5.- DM.<br />

Erscheinungsweise vierteljahrlich.<br />

Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors.), Sebastiansweg<br />

10, 57462 Olpe. Tel. (0 27 61) 633 01.<br />

Hans Weuering (Layout und techn. Redaktion). SchloRstraSe<br />

54. 59821 Arnsberg, Tel, (0 29 31) 32 62, Fax:<br />

(0 29 31) 12983, e-mail: hanswevering@cityweb,de,<br />

Friedhelm Ackermann, Arnsberg. Gunther Becker,<br />

Lennestadt, Heinz Lettermann, Olsberg-Bigge, Dr.<br />

Adalbert Mullmann, Brilon. Heinz-Josef Padberg. Meschede.<br />

Dr. Erika Richter, Meschede,<br />

Anzeigenverwaltung: F. W. Becker GmbH, GrafenstraBe<br />

46, 59821 Arnsberg, Tel. (0 29 31) 52 19-0,<br />

Fax(0 29 31)52 19-33.<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr 7 vom 1. Januar 1997.<br />

Gesamtherstellung: F W. Becker GmbH, Druckerei<br />

und Verlag, GrafenstraBe 46, 59821 Arnsberg, Tet<br />

(0 29 31) 52 19-0<br />

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