Heft 1 - Sauerländer Heimatbund e.V.
Heft 1 - Sauerländer Heimatbund e.V. Heft 1 - Sauerländer Heimatbund e.V.
Saurländer Heimatbund SAUERLAND © Copyright Saueriander Heimatbund Gefordert durch Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen KREIS SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
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Gefordert durch<br />
Der Ministerprasident<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
KREIS<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
ISSN 0177-8110<br />
Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />
Nr. 1/Marz 1999<br />
SAUERLAND<br />
SAUERLAND<br />
Zeitschrift<br />
des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
K2767<br />
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SAUERLAND NR. 1/1999<br />
SAUERLAND Nr. 1/Marz 1999<br />
Zeitschrift des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
SAUERLAND<br />
n<br />
Resolution<br />
der westfalischen Kreisheimatpfleger<br />
„Eine Reform der Verwaltung auf der Ebene der mittleren<br />
Behorden ist im politischen Rahmen und in den Medien in den<br />
letzten Jahren wiederholt erortert worden. Neu entflammt ist die<br />
Diskussion durch ein Eckpunktepapier, das das Dusseldorfer Innen-<br />
und Justizministerium dem Kabinett vorgelegt hat, das sowohl<br />
die Bezirksregierungen wie auch die Landschaftsverbande<br />
Rheinland und Westfalen-Lippe auf den Prufstand stellt. Eine<br />
Verwaltungsreform ist sicher notwendig, doch kann in Zukunft<br />
nicht auf die Landschaftsverbande verzichtet werden.<br />
Als gewahlte Vertreter von rund 100.000 Westfalen sprechen<br />
wir als Kreisheimatpfleger uns einstimmig fur den Erhalt<br />
der Landschaftsverbande aus. Eine Auflosung wurde die<br />
Schwachung der Kulturarbeit im allgemeinen und der Heimatpflege<br />
im besonderen bedeuten.<br />
Die enge Verbindung des Westfalischen <strong>Heimatbund</strong>es zum<br />
Landschaftsverband Westfalen-Lippe garantiert die fachliche Betreuung<br />
der ortlichen und uberregionalen Heimatvereine in<br />
Westfalen.<br />
Der Landesteil Westfalen hat innerhalb des Bundeslandes trotz<br />
seiner historisch gewachsenen Strukturen stets um die Anerkennung<br />
als eigenstandige Landschaft kampfen mussen. Die Zukunft<br />
dieser eigenstandigen Landschaft ware durch die Auflosung<br />
der Landschaftsverbande ungewiE, denn unser Landschaftsverband<br />
ist eine der wenigen bestehenden leistungsstarken<br />
Institutionen, die in ihrer raumlichen Zustandigkeit fur ganz<br />
Westfalen zu einem entscheidenden Faktor fur den Zusammenhalt<br />
der einzelnen westfalischen Regionen geworden ist. Er tragt<br />
dafur Sorge, dalJ Westfalen und das Rheinland als Landesteile<br />
gleichberechtigt behandelt werden, und tritt dafur ein, die Vernachlassigung<br />
Westfalens innerhalb Nordrhein-Westfalens abzubauen<br />
und die Position Westfalens zu starken.<br />
Die Kreisheimatpfleger Westfalens sprechen sich daher gegen<br />
alle Bestrebungen aus, die die Landschaftsverbande als tragende<br />
Institutionen Westfalens und des Rheinlandes in Frage stellen.<br />
Die Landschaftsverbande folgen einem ganzheitlichen Ansatz,<br />
tragen so zu einer erfolgreichen politischen und kulturellen Arbeit<br />
bei und sichern die regionale Identitat sowohl der Westfalen<br />
wie auch der Rheinlander."<br />
Aus dem Inhalt<br />
Seite<br />
Zerschlagt die Verwaltungsstrukturreform<br />
Westfalen? 4<br />
Lenne, Silberdorf 1998 7<br />
Essinghausen errang Silber im<br />
Bundeswettbewerb 10<br />
40 Essinghauser in der Bundeshauptstadt<br />
Berlin 12<br />
Das teciinische Kulturdenkmal<br />
Wendener Hiitte auf dem Weg<br />
zum Museum 14<br />
Der Schmallenberger Kirchturmstreit 17<br />
Die Eule als Abwehrzauber im<br />
sauerlandischen Brauchtum 20<br />
MaRnahmen zum Schutz von<br />
Sitte und Sittlichkeit um die Jahrhundertwende<br />
im Amt Bigge 22<br />
Familienforschung im Kreis Olpe 28<br />
825 Jafire Kloster Oelinghausen 30<br />
Der Vorstand des SHB unterwegs 31<br />
Biicher • Scfirifttum 34<br />
Leserbriefe 46<br />
Personalien 48<br />
Unser Titelbild<br />
zeigt den spatgotischen Schnitzaltar der<br />
Klausenkapelle bei Meschede (siehe auch<br />
Seite 34) Foto: Friedhelm Ackermann.<br />
Mitarbeiter dieses <strong>Heft</strong>es:<br />
Dr. Adalbert Mullmann, Brilon; Dieter<br />
Wiethoff, Meschede; Werner F. Cordes,<br />
Attendorn; Dr. Erika Richter, Meschede;<br />
Dr. Fritz Reckling, Brilon; Gunther<br />
Becker, Lennestadt; Dieter Wurm,<br />
Meschede; Hermann-Josef Feldmann,<br />
Lenne; Roland Vossel, Olpe; Theo<br />
Hilchenbach, Drolshagen; Paul Rotz,<br />
Olpe; Heinz-Joachim Sack, Drolshagen;<br />
Monika Socken, Olpe; Britta Schmid,<br />
Frankfurt; Friedhelm Ackermann, Arnsberg;<br />
Karl-H. Falk, Attendorn; A. Wenke,01sberg;<br />
Robert Rameil, Korschenbroich;<br />
Werner Saure, Neheim-<br />
Husten; Gunter Kotthoff, Meschede;<br />
Ulrich Wiegelmann, Olsberg; Dr Edeltraud<br />
Klueting, Munster; Dieter Trops,<br />
Olpe; Heinz-Josef Padberg, Meschede.<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Zerschlagt die Verwaltungsstrukturreform<br />
Brief des<br />
12. Februar 1999<br />
Westfalischen<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
an den<br />
Ministerprasidenten<br />
des<br />
Landes<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Herrn<br />
Wolfgang Clement<br />
Sehr geehrter Herr Ministerprasident,<br />
der Berichterstattung in der Presse zufolge haben Sie am 6. Februar<br />
bei einer Delegiertenkonferenz des SPD-Unterbezirks<br />
Coesfeld in Diilmen bekundet, „die westfalische Identitat ...<br />
hangt nicht allein am Landschaftsverband Westfalen-Lippe."<br />
Dieser Einschatzung des WestfalenbewuIStseins widersprechen<br />
die in den iiber 520 Heimatvereinen in Westfalen organisierten<br />
100.000 Mitglieder des Westfalischen <strong>Heimatbund</strong>es entschieden.<br />
Fur uns alle in Westfalen besitzt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe<br />
als Garant fiir die westfalische Selbstverwaltung einen<br />
hohen und unersetzbaren Wert. Hier findet das HeimatbewuBtsein<br />
aller Westfalen seine institutionelle Verankerung. Als<br />
Bindeglied fiir die westfalischen Regionen sichert er die Einheit<br />
Westfalens und nimmt originare politische Aufgaben fiir den<br />
Landesteil Westfalen wahr. Er ist die einzige gesamtwestfalische<br />
Klammer. Wer den Landschaftsverband zerstort, der muB wissen,<br />
dal^ er damit Westfalen zerstort und das politische Gleichgewicht<br />
zwischen Rheinland und Westfalen aus dem Lot bringt.<br />
Noch 1993 haben Sie, damals Chef der Staatskanzlei, vor ca.<br />
200 Zuhorern im Miinster'schen Erbdrostenhof bekannt: „Ich<br />
bin ein Anhanger der Landschaftsverbande, um das klar zu sagen."<br />
Wir Westfalen sind ebenfalls Anhanger unseres Landschaftsverbandes,<br />
und daran wird sich nichts andern. Wir wollen weder zu<br />
einem „Verwaltungsbezirk NW 11" der Dusseldorfer gemacht<br />
noch in diffuse Teilregionen, die auf dem Reil^brett der Technokraten<br />
entstehen, auseinanderdividiert werden. Mit der Landschaftsversammlung<br />
als unserer demokratischen Vertretung<br />
werden wir Westfalen auch in Zukunft eine aktive politisch-kulturelle<br />
Leistung erbringen, die unsere westfalische Identitat sichert.<br />
Wir werden bis zu einem Volksbegehren dafiir kampfen, dal^ die<br />
westfalische Selbstverwaltung, die seit 180 Jahren den Westfalen<br />
garantiert ist, erhalten bleibt und nicht von Diisseldorf zerstort<br />
wird.<br />
Mit freundlichen Griil^en<br />
Dr. Manfred Scholle<br />
Vorsitzender<br />
Dr Adalbert Mullmann<br />
Stelivertretender Vorsitzender<br />
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SAUERLAND NR. 1/1999<br />
SAUERLAND<br />
Westfalen?<br />
Ministerprasident<br />
Clement<br />
im Kreuzfeuer<br />
der Kritik<br />
Dieter Wurm<br />
Vorsitzender des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
Der Weg, den der Ministerprasident Clement einschlagt,<br />
die Landschaftsverbande Rheiniand und Westfalen-Lippe<br />
aufzulosen, koppelt die Staatsverwaltung in<br />
groBem MaBe von der Bevolkerung und deren demokratischer<br />
Teilhabe ab und wird deshalb zu Recht von<br />
Kritikern aus alien politischen Lagern und bedeutenden<br />
Reprasentanten des offentlichen Lebens als Ruckfall in<br />
den Staatszentralismus gegeiBelt.<br />
Wie glaubwlirdig ist eigentlich Herr Clement, der als Minister<br />
fur besondere Angelegenheiten und Chef der nordrhein-westfalischen<br />
Staatskanzlel am 17. Mai 1993 in Miinster, beim zweiten<br />
Erbdrostenhofgesprach, zum Thema „Regionale Selbstverwaltung<br />
und Subsidiaritdt in der Europdischen Gemeinschaft"<br />
erklart hat: „Zu den Landschaftsuerbdnden - damit Sie<br />
meine personliche Uberzeugung kennen - ich halte sie fur gut<br />
und richtig. Ich glaube, dad es fur den Zusammenhalt Nordrhein-Westfalens<br />
wichtig und uon groBer Bedeutung ist, dad<br />
es die Landschaftsuerbdnde gibt. Ich bin ein Anhdnger der<br />
Landschaftsverbande, urn das klar zu sagen."- und der heute<br />
ab 1. Februar 1999 nach der Klausurtagung der SPD-Fraktion<br />
in Liidenscheid im Eilschritt die Landschaftsverbande auflosen will.<br />
• Wie ernst genommen will der „Modernisierer" Clement sein,<br />
der bei seiner angeblichen Verwaltungsreform das inzwischen<br />
europaische Prinzip subsidiarer Selbstverwaltung straflich<br />
auEer acht laEt.<br />
• Wie fragwlirdig handelt der Ministerprasident, der vor einer<br />
zugesagten Akzeptanzpriifung und Aufgabenkritik bereits<br />
fertige Tatsachen durch die Auflosung der Landschaftsverbande<br />
schaffen will.<br />
• Wie zweifelhaft erscheint das Vorgehen des Ministerprasidenten,<br />
der ohne vorliegende gutachterliche Aussagen die verfassungsrechtliche<br />
Zulassigkeit einer Auflosung der Landschaftsverbande<br />
als nach Art. 28 GG geschiitzte Selbstverwaltungseinrichtungen<br />
der Kommunen und als nach Art. 29 GG<br />
schiitzenswerte landsmannschaftliche Organe keine Beachtung<br />
schenkt.<br />
• Wie fahrlassig handelt der Ministerprasident, wenn er grol^flachige<br />
und leistungsfahige Selbstverwaltungskorperschaften<br />
fiir die Bereiche Kultur, Soziales und Stral^enbau mit<br />
demokratischen Reprasentationsorganen auflost und glaubt,<br />
mit einer Stiftung fiir Kultur, mit Zweckverbanden im Sozial-<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
bereich und Verstaatlichung des Stral^enbaus<br />
effektive und zukunftsweisende Losungen<br />
gefunden zu haben.<br />
• Wie sehr handelt er damit im Gegensatz<br />
zu seinen bisher positiven AulSerungen zu<br />
den Westfalischen StraEenbauamtern, die<br />
gerade unter erheblichen Strukturreformen<br />
mit der Auflosung von 5 StraEenneubauamtern<br />
und im Betriebsdienst<br />
schon ab 1992 durch „Verschlankung"<br />
von 58 auf 45 StraEenbaumeistereien mit<br />
Vergrol^erung der StraEennetze (alles<br />
zusammen uber 100 Millionen Einsparung<br />
jahrlich!) ihre Reformfahigkeit<br />
bewiesen haben.<br />
• Wie problematisch wirkt sich sein Eingriff<br />
in die Westfalischen psychiatrischen Einrichtungen<br />
mit ihren spezialisierten und<br />
komplementaren Abteilungen aus, die gerade<br />
die langjahrigen und schwierigen<br />
Prozesse der Psychiatriereform erfolgreich<br />
vorangetrieben haben.<br />
• Wie verhangnisvoll mul? sein Vorgehen in<br />
bezug auf die landschaftliche Kulturpflege<br />
mit deren vielschichtigen Aufgabenfeldern<br />
angesehen werden, die gleichsam<br />
die kulturellen Klammerfunktionen fur die<br />
Regionen Nordrhein und Westfalen-Lippe<br />
bilden und somit zur Identitat in den Landesteilen<br />
erheblich beitragen.<br />
Bleibt zum SchluR die Frage nach dem nicht<br />
unbetrachtlichen kommunalen Vermogen der<br />
Landschaftsverbande (ca. 15 Milliarden), das<br />
trotz gegenteiliger Beteuerungen erhebliche<br />
Begehrlichkeiten weckt. Bleibt daruber hinaus<br />
die Hoffnung, da£ bei der nachsten Klausurtagung<br />
die Einsichtsfahigkeit des Ministerprasidenten<br />
einkehren moge. Etwa in dem Sinne,<br />
wie es sein Vorganger, der langjahrige<br />
Ministerprasident NRW, Dr. h.c. Johannes<br />
Rau, am 21. November 1986 im Landeshaus<br />
in Miinster sagte:<br />
„Mit der Gliederung unseres Landes in<br />
Gemeinden mit groBer Selbstdndigkeit, in<br />
Landschaftsverbande, die hohe Leistungsfdhigkeit<br />
verbinden mit burgerschaftlicher<br />
Mitbestimmung, damit haben wir alle miteinander<br />
dem biirokratischen Zentralismus<br />
eine Absage erteilt. Damit sind wir anderen<br />
Ldndern einen ganzen Schritt uoraus, und<br />
damit konnen wir auch fur die Weiterentwicklung<br />
regionaler Interessen in Europa<br />
ein gutes Beispiel anbieten. Die burgernahe<br />
Verfassung der Landschaftsverbande - das<br />
ist der gute Rahmen, der ausgeschopft werden<br />
kann durch profilierte Kommunalpolitiker<br />
regionaler Selbstverwaltung. So werden<br />
wir nach meiner Oberzeugung dem<br />
Auftrag der Burger am besten gerecht. Wir<br />
sind stolz auf die Leistung, auf die Lebenskraft<br />
dieser Regionalverwaltung."<br />
Eine Nachbemerkung zur vergleichenden<br />
Betrachtung scheint ganz aufschluEreich zu<br />
sein zu dem Stichwort „UbermdbIierung" der<br />
Mittelinstanzen in NRW im „Eckpunktepapier<br />
zur Verwaltungsstrukturreform" der Landesregierung.<br />
Niedersachsen beispielsweise unterhalt<br />
fur insgesamt 7,8 Mio. Einwohner vier<br />
Bezirksregierungen. Der Freistaat Bayern hat<br />
12 Mio. Einwohner und halt dafur sieben<br />
Regierungsprasidien und sieben Bezirke<br />
(= hohere Kommunalverbande) vor. Sachsen-<br />
Anhalt hat bei nur 2,7 Mio. Einwohnern drei<br />
Regierungsprasidenten, wahrend der Freistaat<br />
Sachsen fur 4,5 Mio. Einwohner drei<br />
Regierungsprasidenten und einen Landeswohlfahrtsverband<br />
hat.<br />
Wenn Nordrhein-Westfalen demgegenuber<br />
funf Bezirksregierungen auf staatlicher Ebene<br />
und zwei Landschaftsverbande auf kommunaler<br />
Ebene eingerichtet hat, um damit Aufsichts-<br />
und Dienstleistungen fur 19 Mio. Einwohner<br />
zu erbringen, so kann das keine<br />
„Uberm6bIierung" sein.<br />
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SAUERLAND NR. 1/1999<br />
SAUERLAND<br />
Lenne, Silberdorf 1998<br />
von Ortsvorsteher Hermann-Josef Feldmann<br />
Lenne liegt im sudwestlichen Zipfel<br />
des Hochsauerlandkreises, bis zur Kreisgrenze<br />
Olpe sind es 4 km, bis zur Grenze<br />
nach Wittgenstein ca. 6 km. Die Entfernung<br />
zum Nachbarort Fleckenberg<br />
betragt 3 km, bis zur Mitte Schmallenbergs<br />
7 km. Heute hat Lenne 385 Einwohner<br />
Lenne liegt abseits der B 236 im<br />
Tal der Uentrop. Das Tal ist eng, die<br />
Bebauung und die Bewirtschaftung<br />
nicht leicht. Landwirtschaft und Wohnungsbau<br />
haben aber einen Konsens<br />
gefunden.<br />
Leno 1072 - Lenne 1997<br />
Erstmals erwahnt wird Lenne 1072 in<br />
der Grundungsurkunde des Klosters<br />
Grafschaft als dem Kloster abgabepflichtige<br />
Hufe „Leno". An das Grundungsjahr<br />
erinnert auch der Stein nahe dem Pfarrhaus.<br />
Seinen Namen hat das Dorf wohl<br />
vom FluB Lenne erhalten, der es durchflieKt.<br />
Die Bebauung hat dann weitgehend<br />
im Tal des Uentropbaches stattgefunden,<br />
an dessen Mundung in die Lenne<br />
der ersterwahnte Hof liegt.<br />
Das 925-jahrige Jubilaum feierten die<br />
Bewohner von Lenne mit mehreren Veranstaltungen<br />
im Laufe des Jahres 1997.<br />
Bei den vielen Zusammentreffen, z. B.<br />
beim Jubilaumsfestakt oder dem Dorfaktionstag,<br />
stand die Entwicklung von Per-<br />
spektiven fur die<br />
Zukunft im Mittelpunkt<br />
der Uberlegungen.<br />
Lenne war bis<br />
1975 selbstandige<br />
politische Gemeinde,<br />
eine der kleinsten<br />
im Kreis Olpe,<br />
nunmehr ist es ein<br />
Ortsteil der Stadt<br />
Schmallenberg.<br />
Gerade im Jubilaumsjahr<br />
1997<br />
wurden die Jahrhunderte<br />
bestehenden<br />
Beziehungen<br />
zu den Nachbarorten<br />
im Kreis Olpe<br />
und der Gemeinde<br />
Kirchhundem neu<br />
belebt.<br />
Mittelpunkt des<br />
Dorfes ist die Pfarrkirche,<br />
die erstmals Blick vom Taasberg aus<br />
1221 erwahnt wird,<br />
mit dem daran gelegenen Friedhof, dem dem Kloster in Altenhundem ubernom-<br />
Kirchplatz mit Mahnmal, Pfarrhaus, Pfarr- men. Wegen des Priestermangels konnheim<br />
und einer Grunanlage. Einen eige- te die Zusammenarbeit nicht mehr aufnen<br />
Pfarrer hat Lenne seit 1969 nicht rechterhalten werden. Jetzt ubernimmt<br />
mehr. Die Verwaltung liegt beim Pastor der Pastor von Fleckenberg auch die<br />
von Fleckenberg, die Seelsorge wurde Seelsorge in Lenne. Dies bedeutet fur<br />
30 Jahre lang bis zum 30. Mai 1998 von beide Gemeinden Einschrankungen und<br />
Umgewohnungen. Die Gottesdienste<br />
werden mittels der ortlichen Gemeinschaftsantennenanlage<br />
direkt uber das<br />
Radio in die Hauser ubertragen.<br />
Eine uberortliche Zusammenarbeit<br />
gibt es mit Fleckenberg schon in den Bereichen<br />
Kindergarten und Schule. Lenne<br />
hat nur kurze Zeiten einen Kindergarten<br />
gehabt, schmerzlich war dagegen der<br />
Veriust der Schule im Jahr 1975. Ab diesem<br />
Zeitpunkt mussen alle Kinder mit<br />
dem Schulbus nach Fleckenberg bzw.<br />
Schmallenberg fahren.<br />
Zweiter Dorfmittelpunkt ist die Schutzenhalle<br />
mit dem angrenzenden Kinderspielplatz.<br />
Blick auf Lenne<br />
Das Dorf wird gepragt durch seine gepflegten<br />
Fachwerkhauser und die in das<br />
Dorfbild integrierten Bauernhofe. Die<br />
Durchgrunung wurde in den letzten Jahren<br />
konsequent fortgefuhrt und die zahlreichen<br />
Trockenmauern restauriert und<br />
neu gesetzt.<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Die Infrastruktur<br />
Im Jahr 1989 wurde der Abwasserkanal<br />
im Ort erneuert und an die Verbindungsleitung<br />
zur Klaranlage in Maumke<br />
angeschlossen. Auch durch die geregelte<br />
Abwassersituation Jiat sich das Wasser<br />
der Bache und Flusse entscheidend verbessert,<br />
sodaR heute wieder die Kinder in<br />
den Flussen baden.<br />
Unter Denkmalschutz stehen die Kirche,<br />
das Pfarriiaus, der Fachwerkgiebel<br />
des Hofes VoK und das Bauernhaus Wiese.<br />
Die Stadt Schmallenberg hat im Marz<br />
1997 fur den Ort Lenne eine Gestaltungssatzung<br />
eriassen.<br />
Der offentliche Personennahverkehr<br />
incl. des Schulbusdienstes wird von der<br />
Westfalen Bus GmbH im Rahmen der<br />
Linie Lennestadt/Arnsberg/Meschede<br />
durchgefuhrt.<br />
Erwerbsmoglichkeiten fur die Lenner<br />
Bevolkerung gibt es :<br />
• in Lenne<br />
- im Betrieb Sternberg<br />
- in der Landwirtschaft<br />
- in den Pensionsbetrieben<br />
• in Hundesossen<br />
- im Industriebetrieb Liesmann<br />
• in Schmallenberg<br />
- in uerschiedenen Industrieund<br />
Handwerksbetrieben,<br />
allerdings mussen auch einige Lenner<br />
Burger bis ins Siegeriand, nach Meschede,<br />
Arnsberg usw. fahren. Eine Anderung<br />
dieser Situation ist leider nicht zu<br />
erwarten. In der Landwirtschaft sind<br />
noch drei Voiierwerbs- und zwei Nebenerwerbsbetriebe<br />
tatig. Nur in der Kombination<br />
mit der Bewirtschaftung der eigenen<br />
forstwirtschaftlichen Flachen ist eine<br />
Rentabilitat der Betriebe gegeben.<br />
Das Amt fur Agrarordnung fuhrt seit<br />
1977 fur den Bereich Lenne ein Flurbereinigungsverfahren<br />
durch. Im Zuge dieses<br />
Verfahrens wurde 1983 ein Dorfentwicklungsplan<br />
erstellt, der wichtige Anregungen<br />
fur die Gestaltung des Dorfes<br />
enthalt. Eine Gegenuberstellung des Planes<br />
und der tatsachlichen Entwicklung<br />
erfolgte auf dem Dorfaktionstag 1997<br />
und auf einer Burgerversammlung im<br />
Marz 1998. Daraus soil sich eine Weiterfuhrung<br />
des Dorfentwicklungskonzeptes<br />
ergeben.<br />
Bauernhaus Wiese<br />
Im Ort gibt es ein Lebensmittelgeschaft,<br />
eine Gaststatte und einen Friseursalon.<br />
Zwei Banken unterhalten in Lenne<br />
Filialen.<br />
Als Gemeinschaftseinrichtungen sind<br />
vorhanden: Schiitzenhalle, zwei Spielplatze,<br />
Bolzplatz, Pfarrheim, SchieBraum,<br />
Feuerwehrhaus, Parkanlage und<br />
Gemeinschaftsantennenanlage, an die<br />
auch die Kirche angeschlossen ist.<br />
Fur die Wasserversorgung sorgt der<br />
ortliche Wasserbeschaffungsverband.<br />
Die Qualitat des Wassers aus ortsnahen<br />
Quellen ist sehr gut. Lenne ist stolz auf<br />
eine eigene freiwillige Feuerwehr.<br />
Viele Vereine bemiihen sich um das<br />
kulturelle Leben im Dorf und um die Aufrechterhaltung<br />
von Dorfgemeinschaft<br />
und Traditionen: Schutzenverein,<br />
SchieBsportverein, Gesangverein, Theaterverein,<br />
Jagdhornblasercorps, Frauenund<br />
Mutterverein, Tambourcorps, Katholische<br />
Junge Gemeinde, Caritas, Heimat-<br />
und Verkehrsverein, Antennengemeinschaft,<br />
Jugendforderverein. Bei der<br />
geringen Einwohnerzahl sind viele Bewohner<br />
in mehreren Vereinen tatig, Abstimmung<br />
ist notwendig und Verstandnis<br />
unabdingbar. Alle Vereine sind auch aktiv<br />
bei den Dorfverschonerungsarbeiten<br />
tatig gewesen.<br />
Fur die weitere Entwicklung ist die zur<br />
Zeit in Bearbeitung befindliche Flachennutzungsplananderung<br />
wichtig, um Bau-<br />
Fotos: H.-J. Feldmann<br />
moglichkeiten fur unsere Jugend zu<br />
schaffen. Das neue Baugebiet soil sich<br />
an die vorhandene Bebauung anschlie-<br />
Ren und so wenig wie eben moglich die<br />
Landwirtschaft beeintrachtigen.Es soil<br />
der ortlichen Talbebauung entsprechen.<br />
Seit 1971 Teilnahnme am Wettbewerb<br />
Am Wettbewerb ..Unser Dorf soil<br />
schoner werden" beteiligt sich Lenne seit<br />
1971. Nach zwei ersten Platzen im<br />
Stadtwettbewerb wurde Lenne 1994<br />
erstmals Sieger im Wettbewerb auf<br />
Kreisebene. Die damit verbundene Teilnahme<br />
am Landeswettbewerb 1995<br />
ergab die Zuerkennung einer Silbermedaille<br />
und zusatzlich einen Sonderpreis<br />
fur beispielhaftes Bemuhen um die Erhaltung<br />
eines geschlossenen Sauerlandischen<br />
Ortsbildes. Auch im Kreiswettbewerb<br />
1996 konnte Lenne den 1. Platz<br />
erreichen. Die mit einer Goldplakette<br />
belohnte Teilnahme am Landeswettbewerb<br />
1997 fuhrte zur Berechtigung der<br />
Teilnahme am Bundeswettbewerb<br />
1998. Die Besichtigung am 24.8.1998<br />
erbrachte die Zuerkennung einer Silberplakette<br />
auf Bundesebene.<br />
Ziel des Wettbewerbs ist die Verbesserung<br />
der ortlichen Lebensqualitat, hin zu<br />
einem liebens- und lebenswerten Dorf.<br />
In diesem Jahr trug der Wettbewerb den<br />
Untertitel: „Unser Dorf hat Zukunft". Es<br />
sollten Perspektiven fur die Zukunft des<br />
Dorfes aufgezeigt werden.<br />
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SAUERLAND NR. 1/1999<br />
SAUERLAND<br />
Bewertungskriterien bei der Besichtigung<br />
und Bewertung durch die Kommissionen<br />
sind:<br />
1. Allgemeine Entwicklung,<br />
2. BiJrgerschaftliche Aktivitaten und<br />
Selbsthilfeleistungen,<br />
3. Baugestaltung im offentlichen und<br />
privaten Bereich,<br />
4. Grun im offentlichen und privaten<br />
Bereich,<br />
5. Dorf in der Landschaft.<br />
Fur jeden dieser Bereiche pruft ein<br />
Fachmann der Kommission die Umsetzung<br />
im jeweiligen Dorf, zusatzlich geben<br />
drei Mitglieder eine Gesamtbeurteilung<br />
ab. Jedes Dorf soil dabei nach der<br />
Umsetzung nach den speziellen dorfeigenen<br />
Moglichkeiten beurteilt werden:<br />
Was haben die Dorfbewohner aus ihrem<br />
Dorf gemacht ? Dabei soil heute nicht<br />
nur der auKere Eindruck bewertet werden,<br />
sondern zunehmend auch das Dorfgemeinschaftsleben,<br />
das Einsetzen fiir<br />
das Dorf und die Aktivierung des gemeinsamen<br />
Arbeitens. Das Dorf soli seine<br />
eigene Perspektive entwickeln.<br />
Lenner jubeln in Berlin und in Lenne<br />
Eine beachtliche Delegation in Berlin<br />
Am 28. Januar konnten sich die Vertreter aus dem Schmallenberger<br />
Sauerland mit Biirgermeister Franz-Josef Pape und<br />
Stadtdirektor Bernhard Halbe iiber das errungene Bundessilber<br />
im Wettbewerb „Unser Dorf soil schoner werden"<br />
freuen. Mit zwei Bussen waren 85 Lenner in die Bundeshauptstadt<br />
zum Congress Center gereist. Hier konnten sie den<br />
Lofin ihrer Bemiihungen entgegennehmen. Red.<br />
Besondere Bedeutung hat die okologische<br />
Situation des Dorfes. Auf naturliche<br />
Bachrandgestaltung, standortgerechte<br />
Bepflanzung, naturbelassene Wegerander,<br />
Entsiegelungen und Schutz<br />
von Lebensraumen achtet die Kommission<br />
ganz besonders. Sie bewertet auch,<br />
wie ehemals landwirtschaftliche Gebaude<br />
nach Aufgabe der Landwirtschaft genutzt<br />
werden, z.B. durch Umbau in Wohnungen<br />
oder fur den Fremdenverkehr.<br />
Wichtiger Punkt ist auch die Erhaltung<br />
und Neuschaffung von Arbeitsplatzen im<br />
Dorf. Auch die Versorgungseinrichtungen,<br />
wie das Geschaft oder die Bankfiliale<br />
im Ort, werden in die Gesamtbewertung<br />
mit einbezogen.<br />
U. Steinmetz, Hermann-Josef Feldmann, Grafin Sonja Bernadotte,<br />
Minister K. H.Funtte und F. Josef Sternberg (v.li.)<br />
stellten sicfi nacfi der Verleihung der Kamera<br />
Foto: Roland Vossel<br />
Mitarbeit der Jugend<br />
In den 27 Jahren der Teilnahme wurden<br />
in Lenne im Rahmen der Gemeinschaftsarbeiten,<br />
ohne die privaten und<br />
offentlichen MaBnahmen, uber 18.000<br />
Stunden von den Dorfbewohnern kostenlos<br />
geleistet. Schwerpunkte waren<br />
die Grungestaltung, die Pflege der dorf lichen<br />
Einrichtungen, die Gestaltung der<br />
Ortsmittelpunkte, Neugestaltung der<br />
Bushaltestellen, Erstellung einer Stra-<br />
Benbeleuchtung und das Setzen von<br />
Trockenmauern. Alle Vereine und Gruppen<br />
haben sich an den Arbeiten beteiligt,<br />
alle Altersgruppen, ob Jugendliche oder<br />
Rentner, waren aktiv dabei.<br />
Durch eine hohe Zahl von Teilnehmern<br />
aus Lenne, aller Vereine und<br />
Gruppen dokumentierte das Dorf die<br />
Unterstutzung der Ziele des Dorfwettbe-<br />
werbs. Besonders hervorzuheben ist die<br />
Beteiligung der Jugendlichen bei den Arbeiten<br />
im Dorf, aber auch bei den Aktivitaten<br />
der Vereine, so sind z.B. im<br />
Mannergesangverein Lenne elf Sanger<br />
unter 23 Jahren alt.<br />
Ohne die Teilnahme am Dorfwettbewerb<br />
ware Lenne sicherlich nicht auf<br />
dem heutigen Stand.<br />
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SAUERLAND<br />
10<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
errang Silber im Bundeswettbewerb<br />
von Burgermeister Theo Hilchenbach<br />
Ein groBer Tag fur Essinghausen, die<br />
Stadt Drolshagen und den Kreis Olpe.<br />
Erstnnals betrat am 25. August 1998 eine<br />
Bundesbewertungskommission das<br />
Drolshagener Stadtgebiet, urn die kleine<br />
Ortschaft im 19. Bundeswettbewerb zu<br />
besuchen und zu bewerten. Essinghausen<br />
hatte sich zunachst beim<br />
Gemeindewettbewerb 1996 und beim<br />
Kreiswettbewerb 1996 durchgesetzt und<br />
bereits bei der Landesentscheidung<br />
1997 die Goldplakette errungen. Hierbei<br />
hatte Essinghausen von alien 35<br />
bewerteten Ortschaften die hochste<br />
Punktzahl.<br />
Essinghausen vertrat gemeinsam mit<br />
Diedenshausen (Stadt Berleburg), Gehrden<br />
(Stadt Brakel), Lenne (Stadt Schmallenberg),<br />
Westfalen-Lippe auf Bundesebene.<br />
Ein stolzer Erfolg. Dieses groKartige<br />
Ergebnis veranlaBte die Essinghauser<br />
Bev5lkerung, sich fruhzeitig auf<br />
den Bundeswettbewerb vorzubereiten.<br />
GroRer Jubel herrscht in Essinghausen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses der Bundesbewertungskommission<br />
am 18. September 1998.<br />
Um es vorweg zu sagen: die 125-Seelen-Ortschaft<br />
hat sich vorbildlich prasentiert.<br />
Das war nicht nur die Meinung der<br />
Bundeskommission, sondern auch zahlreicher<br />
Fachbesucher aus den Reihen<br />
der Landes-, Kreis- und Gemeindekommissionen.<br />
Die iiber dreistiindige<br />
Prasentation lief an zwolf Stationen im<br />
Ort so ab:<br />
Ortsvorsteher Walter Liitticke, Grafin Sonja Bernadotte und Burgermeister Hilchenbach bei<br />
der Besichtigung der 1837 erbauten Kapelle Mater Dolorosa (v.I.) Eoto: Paul Rotz<br />
Der Gang durchs Dorf<br />
Nach der BegruBung durch Burgermeister,<br />
GruBworten von Landrat Hanspeter<br />
Klein sowie den Worten des Ortsvorstehers<br />
Walter Liitticke wurde die<br />
historische Seite der Ortschaft beleuchtet.<br />
AnschlieBend gaben der Ortsvorsteher<br />
und Dechant Udo Linke an und in<br />
der Kapelle „Mater Dolorosa" Erlauterungen<br />
zum religiosen Zusammenleben<br />
im Dorf und in der Pfarrgemeinde.<br />
An acht Stellen im Dorf waren zudem<br />
Erlauterungstafeln angebracht worden,<br />
auf denen der „Vorher-Nachher"-Effekt<br />
dargestellt wurde. Diese Idee wurde von<br />
der Bundeskommission besonders gelobt.<br />
Es wurde sogar darum gebeten, das<br />
Bildmaterial zu bekommen, um es in einem<br />
Diavortrag einem breiteren Personenkreis<br />
zuganglich zu machen.<br />
Eine Station war der Vorbereitung auf<br />
den „Sendschotter Umgang" gewidmet.<br />
Die Ortsbewohner konnten hier belegen,<br />
wie sehr sie sich mit der Sakramentsprozession<br />
zum Fest Maria Heimsuchung,<br />
kurz ,.Ummegang" genannt,<br />
verbunden fuhlen. Mehrere grof^e Bildtafeln<br />
zeigten das enorme Engagement<br />
von GroB und Klein zu diesem Fest.<br />
Dann wurde eine im Jahre 1997 durchgeflihrte<br />
Dorferneuerungsmaf^nahme.<br />
die zusammen mit den Dorfbewohnern<br />
realisiert und vom Amt fiir Agrarordnung<br />
Siegen unterstiitzt wurde, erlautert.<br />
Informationen zum Thema „Landwirtschaftliche<br />
Betriebe im Wandel der<br />
Zeit" gab ausfiihrlich Mia Feldmann in<br />
gekonnter Manier. Sie berichtete iiber<br />
Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe sowie<br />
die schwierige Situation der Landwirte<br />
in heutiger Zeit.<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 11<br />
Im AnschluR an diese Worte verteilten<br />
die Kinder des Ehepaares Feldmann<br />
kleine Schnittchen mit selbstgemachter<br />
Blut- und Leberwurst an die Anwesenden.<br />
Diese schmeckten besonders<br />
gut, zumal bei der kiihlen Witterung auch<br />
ein Hochprozentiger von der Vorsitzenden<br />
der Bundesbewertungskommission,<br />
Grafin Sonja Bernadotte, genehmigt<br />
wurde.<br />
Weitere Stationen, an denen umfangreiche<br />
Informationen gegeben wurden,<br />
waren der Bildstock sowie der<br />
Kreuzungsbereich „Weiler/In der Hoh".<br />
Hier wurden die umfangreichen EntsiegelungsmaBnahmen,<br />
an denen die Ortschaft<br />
beteiligt war, vorgestellt. Hinweisund<br />
Erlauterungstafeln waren auch beim<br />
Hause Franz Schurholz aufgestellt. Hier<br />
war ein zentraler Punkt nach Vorschlagen<br />
der Landesbewertungskommission<br />
neu gestaltet worden.<br />
Uber die beispielhaften Streuobstwiesen<br />
im Dorf wuBte Gerhard Schurholz<br />
einiges zu berichten. Man muB ohnehin<br />
hervorheben, daR die Vorstellung<br />
der dorflichen Aktivitaten durch verschiedene<br />
Personen positiv bewertet<br />
wurde.<br />
„Hinger unserm Huse"<br />
Vor dem Geburtshaus des Heimatdichters<br />
Heinrich Schurholz wurde dessen<br />
Lebenslauf von Ortsvorsteher Walter<br />
Lutticke vorgetragen. Heinrich Schurholz<br />
(gen. Adames, geb. 1914, gefallen<br />
1944), hat der Nachwelt Gedichte und<br />
Geschichten in Drolshagener Mundart<br />
hinterlassen. Sie sind im ubrigen in einem<br />
kleinen Buchlein zusammengefaBt,<br />
das noch in wenigen Exemplaren zur<br />
Verfugung steht. Aus diesem Buchlein<br />
mit dem Titel „Hinger unserm Huse" las<br />
zur Freude aller Anwesenden Helene<br />
Lutticke ein kleines Gedicht vor und<br />
iiberreichte anschlieKend Grafin Bernadotte<br />
ein Exemplar.<br />
Weitere Stationen waren die Talaue,<br />
wo Landschaftsingenieur Karl-Josef<br />
Vogt, Kreisverwaltung Olpe, uber die<br />
Kleingewasser im Dorf referierte. Er<br />
stellte bei den vielen okologischen MaEnahmen<br />
der letzten Jahre die gute und<br />
vielseitige Zusammenarbeit mit der<br />
Dorfgemeinschaft heraus.<br />
Beim Hause Reinhard Schurholz<br />
konnte sich die Kommission von den vie-<br />
Die Bewertungskommission<br />
in Essinghausen. Grafin Sonja Bernadotte,<br />
Ortsvorsteher Walter Lutticke,<br />
BiJrgermeister Theo Hilchenbach (u.l.j.<br />
Im Hintergrund: li. Landrat Hanspeter Klein<br />
len Maf^nahmen zur Verkehrsberuhigung<br />
ein Bild machen. Ferner wurden die umfangreichen<br />
Pflanzungen von StraUenbaumen<br />
erlautert.<br />
Uber die Nutzgarten im Dorf berichtete<br />
Klaus Lutticke im Detail. Er stellte<br />
bei seinem Anwesen auch den Erntewagen<br />
vor, der von ihm alljahrlich zum<br />
„Drolshagener Ernte- und Tierschaufest"<br />
hergerichtet wird und immer<br />
erste Preise erzielt. Die Bundeskommission<br />
war von diesen Ausfuhrungen sehr<br />
angetan.<br />
Auch die Jugendlichen kamen zu<br />
Wort. Sie berichteten auf den vor kurzer<br />
Zeit in Eigenleistung erstellten Bolzplatz<br />
liber ihre Jahresaktionen, was immer<br />
wieder ein Schmunzeln der Anwesenden<br />
hervorrief. Insbesondere stellten sie den<br />
Jahreskreis der Sitten und Gebrauche im<br />
Ort vor. Eine gelungene Aktion.<br />
Zum AbschluR der dreistundigen Begehung<br />
begaben sich alle zum Dorfgemeinschaftshaus.<br />
Hier erwarteten Agnes<br />
Wurm und Bernadette Hundt die Kommission,<br />
um uber die Versorgung des<br />
Dorfes (kein Geschaft), Elterninitiativen,<br />
Kindergartensituation, Schulbesuch sowie<br />
besondere Aktionen und Veranstaltungen<br />
des Dorfes zu berichten.<br />
Die letzte Viertelstunde der Begehung<br />
von Essinghausen wurde im Backhaus<br />
verbracht. Grafin Sonja Bernadotte bedankte<br />
sich abschlieRend mit besonders<br />
herzlichen Worten bei der Dorfgemeinschaft<br />
fiir die Presentation ihres<br />
Dorfes. Sie teilte mit, daE das Endergebnis<br />
am 18. September. 1998 im Bundespresseamt<br />
bekanntgegeben werde. Und<br />
das Resultat konnte sich sehen lassen!<br />
Drolshagcn jubelt<br />
Am Freitag, 18. September. 1998,<br />
unmittelbar vor dem Drolshagener Ernte-<br />
und Tierschaufest herrschte Hochspannung<br />
in Essinghausen. Es wurde das<br />
Ergebnis im Bundeswettbewerb „Unser<br />
Dorf soil schoner werden" erwartet. 41<br />
Ortschaften aus dem gesamten Bundesgebiet<br />
hatten sich dafur qualifiziert.<br />
Um 10.25 Uhr traf die Meldung per<br />
Telefax bei der Stadtverwaltung Drolshagen<br />
ein. Eine Minute spater klingelte bei<br />
Ortsvorsteher Walter Lutticke in Essinghausen<br />
das Telefon. Seine erste Reaktion<br />
faBte er mit dem Wort: „sensationeir<br />
zusammen. Die ganze Ortschaft frente<br />
sich uber die errungene Silbermedaille,<br />
und sofort wurden einige Sektflaschen<br />
geoffnet und auf den Erfolg geleert.<br />
Zahlreiche Gratulanten fanden sich im<br />
Laufe des Tages in der Ortschaft ein.<br />
Oberkreisdirektor Frank Beckehoff<br />
gratulierte der Ortschaft Essinghausen,<br />
die als erste Ortschaft des Kreises Olpe<br />
eine Silbermedaille im Bundeswettbewerb<br />
erringen konnte, sehr herzlich und<br />
uberreichte einen Scheck. AnschlieBend<br />
wurde im Backhaus kraftig gefeiert.<br />
GroBen Applaus gab es am Erntefest-<br />
Sonntag im Festzelt. Einen BlumenstrauB<br />
erhielt die Frau des Ortsvorstehers,<br />
Helene Liitticke. Im AnschluB daran<br />
sprach der Niederlassungsleiter der<br />
Sparkasse Drolshagen, Klaus Strugalla,<br />
die Gluckwiinsche in Draulzer Platt aus<br />
und uberreichte einen Scheck iiber<br />
1.250 DM (125 Einwohner x 10 DM).<br />
Ortsvorsteher Walter Lutticke konnte<br />
an diesem Tage noch zahlreiche Gluckwunsche<br />
der Drolshagener Bevolkerung<br />
entgegennehmen. Die Essinghauser namen<br />
den schonen Erfolg zum AnlaB, um<br />
ausgiebig zu feiern.<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
40 Essinghauser in der Bundeshauptstadt Berlin<br />
von Heinz-Joachim Sack<br />
Am 27. Januar fruhmorgens startete<br />
eine 40-kopfige Reisegruppe aus Essinghausen<br />
zur Bundeshauptstadt Berlin, urn<br />
dort die Silbermedaille im Wettbewerb<br />
„Unser Dorf soil schoner werden" in<br />
Empfang zu nehmen.<br />
Alle Mitreisenden, unter ihnen Oberkreisdirektor<br />
Frank Beckehoff, Burgermeister<br />
Theo Hilchenbach, Walter Rittinghaus<br />
als Vorsitzender und Klaus<br />
Strugalla als Mitglied der Bewertungskommission<br />
sowie Karl-Josef Vogt<br />
(Kreisbewertungskommission) fuhren<br />
mit groRen Erwartungen in die Bundeshauptstadt.<br />
Trotz der vielen Baustellen kam der<br />
Bus gut voran und war urn 10.30 Uhr im<br />
Berliner Hotel „Holiday Inn." Nach einem<br />
vorzuglichen Mittagessen begann<br />
das Rahmenprogramm.<br />
Von links: Oberkreisdirektor Frank Beckehoff. Mia Feldmann, Christian Schiirholz.<br />
Walter Lutticke. Walter Rittinghaus.<br />
Burgermeister Theo Hilchenbach, stellv. Biirgermeister Rudi Liitticke.<br />
Foto: Heinz-Joachim Sack<br />
...LIEBER<br />
GANZ ALTER<br />
SCHNEIDER'<br />
H.&F. SCHNEIDER KORNBRENNEREI<br />
NUTTLAR-HOCHSAUERLAND<br />
Eine dreistundige Stadtrundfahrt unter<br />
fachkundiger Fuhrung zeigte den<br />
Besuchern aus dem sudlichen Sauerland<br />
Sehenswurdigkeiten sowie die zahlreichen<br />
BaumaRnahmen in der Bundeshauptstadt.<br />
Den Abend verbrachte die<br />
Reisegruppe naturlich am Kurfurstendamm.<br />
Der Tag fand beim Italiener<br />
„um die Ecke" so einen gemutlichen<br />
Ausklang.<br />
Am nachsten Morgen stand im<br />
riesengroBen Messegelande von Berlin<br />
zunachst ein Besuch am Krombacher<br />
Stand auf dem Programm. Verkaufsdirektor<br />
Gregor Schmelzer hatte die<br />
Drolshagener Gruppe eingeladen und<br />
sprach seine GliJckwunsche zur Erringung<br />
der Silbermedaille aus.<br />
Nachdem die Dorfer an der Informationsborse<br />
das Dorfschild sowie verschiedene<br />
Unterlagen abgeholt hatten,<br />
begann fur die 2.600 Teilnehmer<br />
urn 14.00 Uhr im Internationalen<br />
KongreRzentrum die SchluRveranstaltung.<br />
Zunachst gab es eine musikalische<br />
Einstimmung und anschlieRend „Singen<br />
mit Gotthilf Fischer". Die Begruf^ung der<br />
Senatsverwaltung fur Wirtschaft und<br />
Betriebe Berlin hielt der Staatssekretar<br />
Detlef Orwarth sowie fur die teilnehmenden<br />
Dorfer sprach Frau Regina<br />
Frens als Burgermeisterin von Steckby<br />
die BegriiRungsworte.<br />
Um 16.00 Uhr sagte die Vorsitzende<br />
der Bundesbewertungskommission, Grafin<br />
Sonja Bernadotte in ihrer Ansprache:<br />
„Quer durch Deutschland konnten wir<br />
feststellen, daB der Dorfwettbewerb in<br />
den vergangenen acht Jahren, also tiber<br />
drei Wettbewerbe hinweg seinen Standard<br />
durchgangig erheblich verbessert<br />
hat. Der Wettbewerb hat nichts an Aktualitat<br />
verloren und ist in vielen<br />
Teilen gelebte lokale Agenda 21. Der<br />
hohe Standard darf zukunftige Teilnehmer<br />
ebenso wenig abschrecken wie<br />
die Veranderungen in der dorflichen<br />
Struktur."<br />
Nach einer wunderschonen Bilderschau,<br />
in der auch die Ortschaft Essinghausen<br />
viermal angesprochen wurde,<br />
folgte die Festrede von Karl-Heinz Funke,<br />
Bundesminister fiir Ernahrung,<br />
Landwirtschaft und Forsten. AnschlieBend<br />
wurden die Plaketten und Urkunden<br />
uberreicht.<br />
Zum AbschluB standen alle Teilnehmer<br />
und Besucher im Internationalen<br />
KongreRzentrum auf und sangen gemeinsam<br />
die Nationalhymne.<br />
Auf der Ruckfahrt wurde noch viel<br />
von den Erlebnissen der vergangenen<br />
zwei Tage gesprochen und nach 48<br />
Stunden ging die Reisegruppe aus<br />
Essinghausen mit vielen schonen Eindrticken<br />
wieder auseinander.<br />
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SAUERLAND<br />
14<br />
Das technische Kulturdenkmal Wendener Hutte<br />
auf dem Weg zum Museum<br />
SAUtRLAND NR. 1/1999<br />
von Monika Locken M.A.<br />
„Willkommen im oberen Biggetal<br />
an der Wendener Hutte. Wir laden<br />
S\e ein, die reizvoUe und dock durch<br />
das fruhindustrielle Eisengewerbe<br />
geprdgte Landschaft zu entdecken."<br />
So wendet sich eine groRe, am Parkplatz<br />
der Hutte angebrachte Tafel an die<br />
Besucher und ladt sie zur Erforschung<br />
der naheren Umgebung ein. Seit dem<br />
Fruhsommer 1996 hat der Museumsverein<br />
dafur einen hutten- und naturkundlichen<br />
Wanderweg angelegt, auf dem die h<br />
naturlichen Voraussetzungen und die j,<br />
Spuren der gewerblichen Nutzung erwandert<br />
werden konnen.<br />
Die Eisenhiitte<br />
Die Hutte ist eine Griindung des Jahres<br />
1728, sie liegt an der oberen Bigge<br />
in der Ortschaft Wendenerhutte in der<br />
Gemeinde Wenden. Schon fruh gelangte<br />
sie in den Besitz der Familie Remy, die Die Wendener Hutte<br />
Foto:R. Willeke. 1996<br />
im 18. Jahrhundert zu den Pionieren der<br />
deutschen Bsenindustrie zahlte. ^^^ Wendener Hutte das erste Hammer- sie waren die ersten, die das Puddelver-<br />
Die Remys lieRen zum Beispiel im werk dieser Art im damaligen kurkolni- fahren in die deutsche Eisenindustrie ein-<br />
Jahre 1774 mit dem Raffinierhammer schen Herzogtum Westfalen errichten; fuhrten und so den Weg zur massenhaf-<br />
Ansicht der Wendener Hutte urn 1826 (Zeichnungj<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 15<br />
ten Stahlproduktion<br />
ebneten, und die<br />
in in ihrem Werk Rasselstein<br />
die Schienen<br />
der ersten in Deutschland<br />
verlegten Eisenbahntrasse<br />
(Nurnberg -<br />
Furth) walzen lieRen.<br />
Die Huttenanlage<br />
sowie das Grabensystem<br />
stehen heute unter<br />
Denkmalbzw.<br />
Bodendenkmal-<br />
Schutz. Das Hammerwerk<br />
wurde als Reckhammerwerk<br />
rekonstruiert<br />
und ermoglicht<br />
regelmaEige Schmiedevorfiihmngen.<br />
Seine<br />
beiden Schwanzhammer<br />
und Geblase, die<br />
durch drei Wasserrader angetrieben wt i -<br />
den, und das groRe Kastengeblase des<br />
Hochofens, mit einem 6 m hohen Wasserrad,<br />
geben den Besuchern einen Einblick<br />
in die Moglichkeiten der mechanischen<br />
Nutzung der Wasserenergie in der<br />
Zeit vor der Verbreitung der Dampfmaschine.<br />
Das Museum<br />
Der Museumsverein Wendener Hiitte<br />
wurde gegrundet, um ein Museum aufzubauen,<br />
in dem die vielfaltigen technischen,<br />
kulturgeschichtlichen und sozialen<br />
Verflechtungen einer solchen Hiittenanlage<br />
aufgegriffen und dargestellt<br />
werden.<br />
Die wichtigste Etappe auf dem langen<br />
Weg dorthin war in den letzten fiinf Jahren<br />
der Erwerb der historischen Gebaude<br />
der Huttenanlage. Lange Zeit war es<br />
jedoch nicht moglich, ein Haus zu erwerben,<br />
das sich museal oder als Besucherzentrum<br />
nutzen lieR. Erst kurz vor<br />
Weihnachten 1998 konnten die vielfaltigen<br />
Schwierigkeiten iiberwunden werden<br />
und es gelang, alle historischen Betriebseinheiten<br />
der Hiitte zu erwerben.<br />
Damit ist es nunmehr moglich, den weiteren<br />
Ausbau des Museums verstarkt zu<br />
betreiben. In diesem Sommer werden<br />
auf der Grundlage eines Museumskonzeptes<br />
die konkreten Planungen fur ein<br />
Museum beginnen.<br />
Ein weiterer notwendiger Schritt fur<br />
die Errichtung eines Museums, ist der<br />
Schmiede-Work-Shop ain 13. September 1998<br />
Aufbau einer musealen Sammlung zur<br />
Eisenverhuttung und -verarbeitung im<br />
sudlichen Westfalen und speziell zur<br />
Wendener Hutte. Eine solche Sammlung<br />
muKte ganz neu aufgebaut werden. Inzwischen<br />
ist es jedoch gelungen, diverse<br />
homogen auf das Thema ausgerichtete<br />
Bestande zu erwerben, die in der konsequenten<br />
Ausrichtung auf das westfalische<br />
Eisengewerbe und seine Kulturgeschichte<br />
bundesweite Zeichen setzen<br />
kann. Gleichwohl mul^ die Sammlungstatigkeit<br />
fortgesetzt werden. Gesammelt<br />
werden Gegenstande, die aus dem Kontext<br />
der Wendener Hutte selbst und dem<br />
Lebenszusammenhang der Bewohner<br />
und Arbeiter stammen, die die Bereiche<br />
Schmiede und Eisen, Fuhrmannswesen,<br />
Bergbau, Hauberg und Kohlerei des 18.<br />
und 19. Jh. betreffen (Werkzeuge, Kataloge,<br />
Arbeitskleidung, Bucher), oder aus<br />
dem hiesigen Alltagsleben der letzten<br />
drei Jahrhunderte stammen.<br />
Gleichrangige Bedeutung kommt<br />
aber auch der Erforschung, der Dokumentation<br />
und der Erhaltung des technischen<br />
Kulturdenkmals Wendener Hutte<br />
zu. Deshalb wird in diesem Jahr, mit beratender<br />
Hilfe des Museums fur Archaologie,<br />
Amt fiir Bodendenkmalpflege, in<br />
der GieRhalle eine archaologische Bodenuntersuchung<br />
durchgefuhrt, die unser<br />
Wissen um den historischen Bestand<br />
der Hutte erweitern soil. Auf dieser<br />
Foto: Monika LOcken<br />
Grundlage soil dann in Zukunft das Innere<br />
der GieRhalle rekonstruiert werden.<br />
Das Aussehen und die Funktion einer<br />
Schlackenpoche konnte auf diese Weise<br />
durch eine erste Grabung auf dem Hiittenplatz<br />
vor funf Jahren ermittelt werden.<br />
Die weitlaufige Anlage, die zwei Teiche,<br />
einen 1 km langen Wassergraben,<br />
Grunflachen und fiinf Gebaude mit vier<br />
Wasserradern umfaftt, bedarf besonders<br />
in den Sommermonaten standiger Pflege<br />
und Wartung. Da alle Gebaude nicht<br />
beheizt werden konnen und zudem von<br />
Kanalen um- oder unterspult werden, die<br />
das Antriebswasser der Wellen ableiten,<br />
muE der Bauerhaltung besonderes Augenmerk<br />
gewidmet werden.<br />
Tourismus<br />
Ein weiteres und ganz andersgeartetes<br />
Aufgabenfeld liegt in dem direkt von<br />
den Besuchern erlebbaren Bereich des<br />
technischen Kulturdenkmals und des<br />
spateren Museums. Hierzu sind Ausstellungen,<br />
museumspadagogische Programme,<br />
der Ausbau des Besucherservice<br />
sowie Veranstaltungen und Veroffentlichungen<br />
zu zahlen.<br />
Hier stehen die Ziele der Unterhaltung<br />
in Vordergrund. Die Hutte soil regional<br />
und uberregional bekannt werden,<br />
sie soil im BewuJJtsein der Ansassi-<br />
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16<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
gen verankert, und in die touristische<br />
Freizeitkultur der Region integriert werden.<br />
Seit 1993 wurden deshalb neun unterschiedliche<br />
Ausstellungen erarbeitet<br />
und prasentiert. Dabei handelte es sich<br />
um vier Ausstellungen, thematisch eng<br />
an das Eisenhiittenwesen angelehnt mit<br />
den Titeln: „Rohstoffe im Eisenhiittenwesen<br />
des 18. Jh. "(1993), „GieBen,<br />
Frischen, Raffinieren" (1994), „Eisenzeit,<br />
Eisenuerhuttung einst und jetzt"<br />
(1995) und „Der Eisenguli" (1996).<br />
Zwei Ausstellungen stellten „Museen<br />
und Sammlungen" (97) sowie „Technische<br />
Kulturdenkmale" (1998) im Kreis<br />
Olpe in den Mittelpunkt.<br />
1998 wurde die Ausstellung „Die<br />
Remys, Eisenhuttenleute mit Leib und<br />
Seele" prasentiert. Sie schloR nicht nur<br />
eine Forschungslucke in der Geschichte<br />
der Wendener Hutte, sondern hier wurden<br />
erstmalig kostbare und kunst- und<br />
kulturgeschichtlich wertvolle Exponate,<br />
die bislang zum groRen Teil noch in privatem<br />
Besitz sind, der Offentlichkeit prasentiert.<br />
Auch in diesem Jahr sind Veranstaltungen<br />
vorgesehen, die Besucher zur<br />
Hiitte locken sollen:<br />
1. Mai 1999: Eroffnung einer Ausstellung<br />
zum EisenkunstguR;<br />
24. Mai 1999: Teilnahme am „Deutschen<br />
Muhlentag" mit Schmiedevorfuhrungen,<br />
DIA-Vortrag, naturund<br />
kulturkundliche Wanderung<br />
und Fuhrungen durch das Museum;<br />
12. September 1999: „Tag des Offenen<br />
Denkmals" mit Museumsfuhrungen,<br />
Wanderung, Kaffe und<br />
Kuchen.<br />
Naturlich werden die Schmiedevorfuhrungen,<br />
die einmal monatlich angeboten<br />
werden, auch in diesem Jahre<br />
stattfinden und auch die Museumsrallye<br />
steht in der kommenden Saison wieder<br />
alien groKen und kleinen Schlaukopfen<br />
of fen.<br />
Der Verein erwartet daruber hinaus<br />
den Besuch von zwei prominenten Besuchergruppen:<br />
Am 17. Marz 1999 statten die Teilnehmer<br />
des Westfalischen Archivtages<br />
der Wendener Hutte einen Besuch ab<br />
und am 8. September 1999 werden die<br />
ca. 100 Teilnehmer der CIMUSET-Tagung<br />
(Commite International de Musees<br />
de Sciences et de Techniques), die in diesem<br />
Jahr vom Westfalischen Freilichtmuseum<br />
in Hagen ausgerichtet wird, die<br />
Hutte besichtigen.<br />
Der Wanderweg<br />
Der Wanderweg wendet sich<br />
hauptsachlich an naturliebende Besucher,<br />
die, noch ohne explizites Interesse<br />
an der Eisenverhuttung, die Wendener<br />
Hiitte im Sommer auf Grund der reizvollen<br />
Landschaft besuchen und bereit sind,<br />
sich auf das spannende Wechselspiel von<br />
Natur und historischer Friihindustrie einzulassen.<br />
Sie konnen hier auf unterhaltsame<br />
Weise ( immer vorausgesetzt Bewegung<br />
in der Natur wird als angenehm empfunden)<br />
entweder die Natur genieBen, ein alteres<br />
„Industriegebiet" als das Ruhrgebiet<br />
entdecken oder sich die Technik der<br />
Eisengewinnung- und -verarbeitung im<br />
westfalischen Bergland demonstrieren<br />
lassen.<br />
Vor der Industrialisierung waren fur<br />
den Betrieb einer Eisenhutte bestimmte<br />
naturliche Voraussetzungen notwendig.<br />
Die wichtigsten waren Wasser, Eisenerz<br />
und Holz. Die Landschaft rund um die<br />
Wendener Hutte tragt auch heute noch<br />
die Spuren der ehemaligen intensiven<br />
Nutzung dieser naturlichen Ressourcen.<br />
Die Wanderwegstationen weisen die<br />
Besucher auf die besonderen Eigenarten<br />
dieser, fur das sudliche Westfalen so typischen,<br />
gewerblichen Nutzung hin.<br />
Aus heutiger Sicht gewinnen vor allem<br />
die regenerierbaren Rohstoffe, wie<br />
das Wasser und die Holzkohle an Bedeutung.<br />
Der schonende oder vernichtende<br />
Umgang mit ihnen entschied uber<br />
das Bestehen der Werke.<br />
Der Verlauf des Wanderweges fiigt<br />
sich bis auf wenige Ausnahmen in das<br />
bestehende Wanderwegnetz ein:<br />
Beginnend an der Wendener Hiitte<br />
fuhrt der Weg die Besucher an einem<br />
Nebenbach der Bigge, dem Rehsiepen,<br />
entlang, wo bereits im 16. Jahrhundert<br />
ein Hammerwerk gelegen hat. Im weiteren<br />
Talvedauf finden sich auch ein Stolleneingang,<br />
Reste eines Fuhrmannsweges<br />
und ein Meilerplatz.<br />
Am Ende des Rehsiepentales besteht<br />
die Moglichkeit, einen Abstecher zum alten<br />
Erzgrubenfeld des Junkerberges zu<br />
machen, das vom Naturpark Ebbegebirge<br />
durch ein speziell ausgewiesenes Wegenetz<br />
erschlossen wird.<br />
Uber die Bruner Hohe, auf der sich<br />
am ehemaligen Bruner Kirchweg eine<br />
Marienkapelle befindet, gelangen die Besucher<br />
in die heute noch bewirtschafteten<br />
Haubergparzellen der Jahnschaften<br />
von Ottfingen, Briin und Mollmicke. Am<br />
Rande dieser Waldstiicke wird mit Hilfe<br />
einer groBen Tafel die Waldwirtschaftsform<br />
eines Haubergs und die von ihr abhangenden<br />
speziellen Vegetationsformen<br />
erlautert.<br />
An einem Steinbruch, der die Grauwackesteine<br />
zum Hiittenbau geliefert<br />
hat, kehren die Wanderer ins Biggetal<br />
zuruck. Hier werden sie, einem Waldwirtschaftsweg<br />
folgend, zunachst durch<br />
ein historisches, oberirdisches Eisenabbaugebiet,<br />
ein sogenanntes Pingenfeld,<br />
gefuhrt, in dem Brauneisenstein gewonnen<br />
wurde. Der Weg endet in der Ortschaft<br />
Vahlberg. Hier befand sich im 18.<br />
Jahrhundert neben dem Bergwerken<br />
Vahlberg und Loh, die die Hutte mit<br />
Brauneisenstein versorgten, eine weitere<br />
Eisenhutte, deren Profile noch gut im<br />
Gelande erkennbar sind.<br />
In Vahlberg zweigt auch der langste<br />
der beiden Huttengraben, der sogenannte<br />
obere Obergraben von der Bigge ab.<br />
Ihm folgend durchwandern die Besucher<br />
auf dem Fahrradweg das Biggetal fluBabwarts,<br />
um zur Wendener Hutte zuruck<br />
zu gelangen.<br />
Das Biggetal, mit seiner bislang unverbauten<br />
Auenlandschaft, einem alten<br />
Biggearm und den Wassergraben der<br />
Hiitte bietet einen guten Eindruck der<br />
Vegetationsformen und ihrer Veranderung<br />
durch die friihindustrielle Eisengewinnung<br />
und durch die Wiesenbewirtschaftung<br />
des siidlichen Sauerlandes.<br />
Insgesamt konnen 18 Stationen mit<br />
Hilfe einer im Museum erhaltlichen<br />
Wanderkarte (2,- DM) und einer zuruckhaltenden<br />
Beschilderung erwandert werden,<br />
die durch eine Forderung des Naturparks<br />
Ebbegebirge realisiert werden<br />
konnten. Vertiefenden Einblick gewinnen<br />
die Besucher, bei vorheriger Anmeldung,<br />
bei natur- und kulturgeschichtliche<br />
Fuhrungen durch einen Forster (100,-<br />
DM pro Gruppe) .<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 17<br />
Der Schmallenberger Kirchturmstreit<br />
In Schmallenberg ist ein heftiger Streit entbrannt, der langst uber die Grenzen<br />
der Stadt hinaus die Gemilter bewegt. Im Mittelpunkt dieser Kontroverse<br />
steht der Kirchturm der katholischer} Pfarrkirche St. Alexander, richtiger<br />
gesagt, der zukiinftige Turm, denn der alte ist wegen Baufalligkeit langst abgebrochen<br />
warden. Der bisherige Turm wit Kirche wurde in den Jahren<br />
1905/06 direkt an die alte Basilika aus dem 13. Jahrhundert errichtet. Alte<br />
wie neue Kirche bildeten eine harnionische Einheit. Seit nahezu hundert Jahren<br />
hatte dieser Kirchturm das Gesicht von Schmallenberg geprdgt und bestimmt.<br />
Uniibersehbar aus alien Himmelsrichtungen wurde er zum Wahrzeichen<br />
der Stadt. Im Laufe der Jahre waren jedoch Schaden am Bruchsteinmauerwerk<br />
entstanden, die nicht mehr behoben werden konnten, und so<br />
mulite der Turm abgerissen werden. Seitdem geht der Streit, ob der Turm unverandert<br />
wiedererrichtet oder in Anlehnung an den historischen Turm von<br />
modernen Stilmerkmalen geprdgt werden soil. Das Ministerium fur Stadtentwicklung<br />
als oberste Denkmalbehorde hat inzwischen eine finanzielle Unterstutzung<br />
fur die erneute Errichtung eines steinsichtigen Turmes zugesagt<br />
und damit die Festlegung verbunden:<br />
„1. Eine originalgetreue Rekonstruktion soil nicht durchgefuhrt werden, um<br />
die anerkannten, unstreitigen Mangel in der Konstruktion zu vermeiden.<br />
2. Die Wiederherstellung des Turmes soil sich an der Form des alten Turmes<br />
orientieren."<br />
Damit konnte ein Kompromili angeboten sein, der beiden bisher unversohnt<br />
streitenden Parteien erlaubt, sich auf einen Turm zu einigen, der sowohl der<br />
Kirche und dem Schmallenberger Stadtbild entspricht als auch bautechnischer<br />
Vernunft und - behutsam - einer heutigen Formsprache gerecht wird.<br />
Der hier wiedergegebene Artikel entstammt der Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung vom 18.12 1998. Er schildert die Situation, plddiert aber<br />
fur eine unverdnderte Rekonstruktion. Wir werden das Thema wegen seiner<br />
grundsdtzlichen Bedeutung in einer der folgenden Ausgaben von<br />
SAUERLAND emeut aufgreifen.<br />
Red.<br />
Der historische Stadtkern von<br />
Schmallenberg im Hochsauerland ist ein<br />
architektonisches Kleinod. Er wurde in<br />
den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />
nach einem GroRbrand, dem<br />
vierten in den siebenhundertfiinfzig Jahren<br />
Stadtgeschichte, nach klassizistischem<br />
Muster und auf einem veranderten<br />
GrundriB neu erbaut. Nur die spatmittelalterliche<br />
Kirche St. Alexander<br />
blieb unbeschadigt.<br />
Die Architekten damals nutzten die<br />
ungewohnte Freiheit der Planung mit<br />
Begeisterung: In Form einer Leiter wurden<br />
zwei parallele HauptstraBen und funf<br />
QuerstraRen angelegt. An ihnen reihten<br />
sich, einheitlich gestaltet, freistehende<br />
zweigeschossige Hauser. Fur die Gestaltung<br />
ist der bedeutendste deutsche Baumeister<br />
dieser Zeit, Kari Friedrich Schinkel,<br />
indirekt verantwortlich: In seiner<br />
Funktion als Preul?ens Oberbaudirektor<br />
in Berlin beeinfluBte Schinkel den 1817<br />
begonnen Bau der Neustadt im westfali^<br />
schen Arnsberg. Die dortigen Planungen<br />
wurden nachweislich auf Schmallenberg<br />
ubertragen.<br />
Knapp hundert Jahre spater, als kronender<br />
AbschluB durchgreifender Mo-<br />
von Britta Schmid<br />
dernisierungen, wurde 1906 der Erweiterungsbau<br />
der Alexanderkirche abgeschlossen:<br />
Der spatere Aachener Dombaumeister<br />
Joseph Buchkremer hatte<br />
zwei Joche sowie den Chor samt Apsis<br />
der dreischiffigen Hallenkirche aus dem<br />
dreizehnten Jahrhundert restauriert. An<br />
sie baute er im rechten Winkel eine dreischiffige<br />
Basilika mit uberwiegend spitzbogigen<br />
Offnungen und einem hohen<br />
Turm in den Formen der Romantik und<br />
Friihgotik an. Die damals eher unubliche<br />
Kirchenerweiterung unter Beriicksichtigung<br />
des Denkmalschutzes erregte Aufsehen.<br />
Die Schmallenberger Bevolkerung<br />
lieR sich von dem vollendeten Bauwerk<br />
iiberzeugen.<br />
Der klassizistische Ortskern Schmallenbergs<br />
blieb bis in unsere Tage intakt.<br />
Deshalb bezeichnete ihn 1975 die erste<br />
Ausgabe des „Westfalischen Stadteatlas"<br />
als „besonders lehrreichen Sonderfall";<br />
1990 wurde er in das Forderprogramm<br />
„Historische Stadtkerne" von<br />
Nordrhein-Westfalen aufgenommen.<br />
Viel Geld floB in den Erhalt der Bauten<br />
und die im Bau befindliche Umgehungsstral^e<br />
hat Millionen verschlungen.<br />
Auch St. Alexander profitierte: Die<br />
spatromanischen Trakte sind geweiKt,<br />
der neuromanische Trakt Buchkremers<br />
zeigt sich als unverputzter Bruchstein-<br />
Die abgetragenen Turmhauben stehen nun schon seit zwei Jaliren auf dem Kirchplatz und<br />
sehen ihrem ungewissen Schicksal entgegen: Wiederverwendung oder Demontage?<br />
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18 SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Nahezu 100 Jahre bestimmte der Kirchturm in Naturstein das Stadtbild von Schmallenberg. Das Foto zeigt die Stadt uon Grafschaft aus gesehen.<br />
Eine Aufnahme aus dem Jahre 1994<br />
bau. Doch den Turm, der jahrzehntelang<br />
die Stadtsilhouette pragte, konnte die<br />
Auszeichnung nicht mehr schutzen - er<br />
wurde vor wenigen Jahren abgerissen.<br />
Nur ein Stumpf blieb, uber dem ein offenes<br />
Notdach klafft. Seither steht die<br />
Alexanderkirche im Mittelpunkt einer<br />
denkmalpflegerischen Grundsatzdebatte:<br />
1st ein Kirchenbau unseres Jahrhunderts<br />
als unbedingt erhaltenswert einzustufen?<br />
Ware damit die turmlose<br />
Schmallenberger Kirche ein , ,teilzerst6rtes<br />
Baudenkmal" und deshalb nach den<br />
Grundsatzen der Denkmalpflege eine<br />
Rekonstruktion angebracht?<br />
Unversohnlich stehen die Befurworter<br />
der Rekonstruktion und der Kirchenvor-<br />
stand, der einen neuen, schlichten<br />
weiBverputzten Betonturm will, einander<br />
gegeniiber. Ein gestalterisch und materiell<br />
veranderter Turm, der zudem nicht<br />
am ursprunglichen Platz, sondern von<br />
der Kirche abgeruckt errichtet wurde,<br />
schade dem gesamten Bauwerk, furchten<br />
die Anhanger der Nachbildung. Ihre<br />
vehementen Pladoyers fiir eine zumindest<br />
auBerliche Rekonstruktion haben<br />
den fiir 1997 geplanten Baubeginn bislang<br />
verzogert.<br />
Die Verfechter einer originalgetreuen<br />
auKeren Wiederherstellung haben ein<br />
gewichtiges Argument fijr sich. Denn<br />
Buchkremers Anbau von 1906 ist das<br />
seltene Beispiel einer europaischen<br />
Ubernahme amerikanischer Neuroma-<br />
nik: Mauerwerk aus Bossenquadern, der<br />
Hang zum Monumentalen, gepaart mit<br />
dem Streben nach malerischem burgartigen<br />
Eindruck kennzeichnet diese als<br />
,,Modern Romanesque" bekannt gewordene<br />
Richtung, die Mitte des neunzehnten<br />
Jahrhunderts von dem amerikanischen<br />
Architecten Henry H. Richardson<br />
entwickelt wurde. Das bekannteste Beispiel<br />
ist die Trinity Church in Boston<br />
(1875), die zehn Jahre nach ihrer Vollendung<br />
von der Bauzeitung ,,American<br />
Architekt" zum schonsten Bauwerk der<br />
Vereinigten Staaten gewahlt worden<br />
war. Spatestens die Weltausstellung von<br />
1893 in Chicago ruckte diese Baukunst<br />
ins Blickfeld der hiesigen Bauzeichnungen<br />
und Architekturdiskussionen.<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 19<br />
Dos grolie Loch in der Kirchwand wartet darauf, geschlossen zu werden<br />
Fotos: Friedhelm Ackermann<br />
In Deutschland zeigen die wenige<br />
Jahre vor St. Alexander entstandenen<br />
Kirchen der Karlsruher Architekten<br />
Curjel und Moser den amerikanischen<br />
EinfluK; beispielsweise die<br />
Kalsruher Christuskirche oder die Johanniskirche<br />
in Mannheim. Letztere,<br />
1904 fertiggestellt, inspirierte Buchkremer<br />
zu Entwurfsveranderungen an<br />
St. Alexander. An ihrem Ende stand<br />
die Oberwindung des akademischen<br />
Historismus zugunsten einer moderneren,<br />
weniger auf historische Vorbilder<br />
fixierten Ausfiihrung. Als Gruppenbau<br />
vermlttelte die Kirche nun eine<br />
subjektive Auffassung des Mittelalters,<br />
ein Stimmungsbild, in dessen Eigenwilligkeit<br />
sich die Baukunst befreit<br />
hatte, ehe sie zwanzig Jahre spater<br />
dem Dogma des Funktionalismus unterworfen<br />
wurde. In Nordrhein-Westfalen,<br />
wo mittlerweile Bauwerke der<br />
funfziger Jahre unter Denkmalschutz<br />
stehen, sollte dies Grund genug sein,<br />
sich fur eine Rekonstruktion zu entschlieRen.<br />
Plattdeutsch<br />
in Gottesdiensten<br />
Beim 5. Plattdeutschen Tag in Eslohe<br />
sprach Pater Clemens OSB, Prior der<br />
Abtei Konigsmiinster in Meschede, iiber<br />
die Gestaltung von Plattdeutschen<br />
Gottesdiensten. Der kleine Arbeitskreis<br />
Plattdeutsch im SHB hat daraufhin<br />
eine Hilfe fiir die Gestaltung Plattdeutscher<br />
Gottesdienste zusammen gestellt.<br />
Sie soil sowohl den Geistlichen als auch<br />
den Organisatoren die Gestaltung<br />
erleichtern.<br />
Diese Hilfe besteht aus der Mess Ordo,<br />
die den Wechsel zwischen Priester,<br />
Lektor und Gemeinde umfasst, mit zehn<br />
verschiedenen Fiirbitten und dem zweiten<br />
und ftinften Hochgebet mit funf<br />
Prafationen. Von den eingereichten Liedern<br />
wurden 76 in das Verzeichnis aufgenommen<br />
und in der entsprechenden<br />
Mundart aufgezeichnet. Im Inhaltsverzeichnis<br />
sind die Nummern der hochdeutschen<br />
Liedanfange aus dem Gotteslob<br />
(GL) und dem Sursumcorda (SC) angegeben.<br />
Bei jedem Lied ist vermerkt, in<br />
welcher Mundart es verfasst ist.<br />
Kreuzweg, Marienandacht und Gebete<br />
wurden auch dann aufgenommen, wenn<br />
es sich um sehr ortlich bezogene handelt.<br />
Da bei den Gottesdiensten jeder iiber einen<br />
Text verfUgen soil, liegt ein Muster<br />
bei, wie auf kleinstem Raum ein solcher<br />
Text gestaltet werden kann. Mit der beigefugten,<br />
auf Winword 2 erstellten Diskette<br />
lassen sich alle Texte leicht in die<br />
ortliche Mundart umschreiben. Epistel,<br />
Evangelium, Tagesgebete und evtl. die<br />
Predigt mussten dann noch entsprechend<br />
in die Mundart iibertragen werden.<br />
Mit dieser Hilfe kommt der „Kleine<br />
Arbeitskreis Plattdeutsch im SHB" dem<br />
Wunsch vieler Arbeitskreise und auch<br />
der Geistlichen nach und erhofft sich eine<br />
Zunahme von Plattdeutschen Gottesdiensten,<br />
die immer eine besondere Anziehungskraft<br />
fur die Besucher aufweisen.<br />
Bei der Geschaftsstelle des SHB kann<br />
die Zusammenstellung „Plattdeutsche<br />
Gottesdienste" bezogen werden.<br />
Karl-H. Falk<br />
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SAUERLAND<br />
20<br />
SAUHRLAND NR. 1/1999<br />
Die Eule als Abwehrzauber im sauerlandischen Brauchtum<br />
von Werner F. Cordes<br />
Das erste <strong>Heft</strong> des Jahrgangs 1875<br />
der „ Blatter zur naheren Kunde Westfalens"<br />
(iberliefert unter der Oberschrift<br />
„Volkslied" einen friiher im Sauerland<br />
weit verbreiteten Brauch.i Der Herausgeber<br />
der genannten Zeitschrift des „historischen<br />
Vereins fur das Herzogtfium<br />
Westfalen", Karl Tucking, schickt dem<br />
aufgezeichneten „Liede" einen erklarenden<br />
Satz voraus. Er schreibt: „Pfingsten<br />
trugen die Kinder im Herzogthum Westfalen<br />
frufier eine todte Eule umher und<br />
sammelten Speck und Eier zu Pfannkuchen,<br />
wobei sie folgenden Reim fiersagten:<br />
„Hie is dat dingen, /<br />
dat de kuiken sluiket /<br />
und de egger iutsuipet. /<br />
Et stieget nohme stalle/<br />
un saiket uweralle. /<br />
Et finget hundert dahler, /<br />
dai behallet ih; /<br />
et finget hundert egger, /<br />
dai gidt ih mi. /<br />
Et stieget op de wieme/<br />
un tuiht met dem rosskamme diar<br />
de Siehe. /<br />
De hiusheer maint, de katte hidrret<br />
dohn; /<br />
de hiusheer werd bedruagen, /<br />
de katte werd beluagen. /<br />
Speck un egger in unsen kuarv!"<br />
Peter Somer erwahnt 1892 in seinen<br />
„Hager6schen aus dem Herzogtum<br />
Westfalen" den gleichen Text in einer etwas<br />
anderen plattdeutscfien Version, bezieht<br />
ifin aber auf den Ort Kirchilpe<br />
(Schmallenberg) und erlautert genauer,<br />
daft die Jungen des Dorfes einen Iltis<br />
(Illebutten) herumtrugen ^<br />
Paul Sartori befaBt sich in seiner<br />
„Westfalischen Volkskunde" von 1922<br />
ebenfalls mit dem Gegenstand und erganzt<br />
weiter, daE es sich um „eine lebende<br />
oder tote Eule" gehandelt babe<br />
oder auch um eine Katze.^<br />
Heinrich Schauerte endlich berichtet<br />
in seinem „Brauchtum des Sauerlandes"<br />
ijber Fredeburg: „Am Pfingstsonntag um<br />
ein Uhr nachmittags versammelten sich<br />
Knaben und Madchen. Die Knaben<br />
steckten eine Eule oder in deren Ermangelung<br />
eine junge Katze (anderswo auch<br />
ein totes Huhn) in einen eigens hierzu<br />
verfertigten Korb und befestigten diesen<br />
an einer hohen Stange. Mit dem Korbe<br />
zogen sie von Haus zu Haus und sangen<br />
dabei das vorhin mitgeteilte Lied."* Dessen<br />
Text entspricht, wie in alien anderen<br />
Fallen, der friihen Uberlieferung durch<br />
K. Tucking.<br />
Eine besondere Variante des Pfingstumzugs<br />
entwickelte sich in Bracht. Dort<br />
wurde einem Jungen ein Sack iiber den<br />
Kopf gezogen. Dazu notiert Schauerte:<br />
„Der Junge bekam eine Schelle in die<br />
Hand und wurde an einem Strick geleitet,<br />
an dem er sich moglichst wild gebardete,<br />
um das Damonische hervortreten<br />
zu lassen. Dabei sangen die Jungen folgendes<br />
Lied, das mit einigen Abweichungen<br />
bei ahnlichen Pfingstumzugen<br />
auch von anderen Orten des oberen Sauerlandes<br />
bekannt ist".<br />
Kern all dieses Pfingstbrauchtums ist<br />
das ,,Lied" oder der Spruch zur Abwehr<br />
von Bosem in Haus und Stall. Als Mittel<br />
dient ein herumgetragenes lebendes<br />
oder totes Tier. An erster Stelle wird die<br />
Eule genannt. Dagegen scheinen Iltis,<br />
Katze oder gar Huhn nur eine Ersatzfunktion<br />
gehabt zu haben.<br />
Die Eule ist als Nachtvogel wegen ihrer<br />
ungewohnlichen Fahigkeiten nicht<br />
nur Symbol der Weisheit und Klugheit,<br />
Eule am Schloli in Miinster<br />
sondern auch Inbegriff des Unheimlichen<br />
und des Bosen. Sie gait und gilt<br />
vielleicht auch noch als Totenvogel, der<br />
in der Nacht vor beleuchteten Fenstern<br />
ruft und so mit dem Tod von Menschen<br />
in Verbindung gebracht werden kann.<br />
Das „Kiwitt" des Kauzchens wurde<br />
als „Komm mit!" gedeutet, obwohl das<br />
Verhalten der Eulen durch ihre Art<br />
der Nahrungssuche eine einfache Erklarung<br />
findet.<br />
Ein anderer im Sauerland friiher weit<br />
verbreiteter Brauch. der mit dem bisher<br />
erorterten in Verbindung steht, war das<br />
Anbringen von Eulen als Abwehrzauber<br />
uber Eingangstiiren. Die Eulen wurden<br />
mit ausgebreiteten Flugeln angenagelt,<br />
weil man sich von diesem abwehrenden<br />
(apotropaischen) Gestus eine moglichst<br />
groBe magische Abschreckungswirkung<br />
versprach.<br />
Gertrud Benker beschreibt in ihrem<br />
zur Eulenausstellung im Jagdmuseum<br />
Miinchen 1993 erschienenen Buch ,.Eule<br />
und Mensch" die zahlreichen Formen<br />
des Aberglaubens, welche mit Eulen verbunden<br />
sind. Das Annageln von Eulen<br />
als zauberisches Mittel gegen „Feuer,<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 21<br />
Eule an der Kirche in Stockum/Sundern<br />
Foto: Friedhelm Ackermann<br />
Blitz, Behexung und alles denkbare Ungluck"<br />
weist sie vor allem fur Frankreich<br />
nach. Nach Benker war es dort ein<br />
„fester Bestand der Volksmeinung" bis<br />
ins 20. Jahrhundert und finden sich<br />
dafur zahlreiche Beispiele in der franz5-<br />
sischen Literatur.s<br />
Aber auch das westfalische Schrifttum<br />
bietet Hinweise auf „gekreuzigte Eulen".<br />
So verzeichnet Karl Prumer 1909 fiir<br />
das Furstentum Waldeck und Pyrmont<br />
als Grenzgebiet zu den Kreisen Meschede,<br />
Brilon, Buren und Warburg: „An die<br />
Scheunenturen wurden Eulen und Habichte<br />
genagelt, zum Schutz des Viehes<br />
vor Hexen und Bezauberung. Eulengeschrei<br />
brachte den Tod."<br />
Fiir die Grafschaft Mark, den Hellweg<br />
und die Soester Borde merkt er an: „Einen<br />
eigenartigen Schmuck der Nienduor<br />
(grof^es Tennentor) bildeten bisweilen<br />
angenagelte Eulen und Raubvogel."'^ Damit<br />
darf der Branch auch fur das Sauerland<br />
angenommen werden.<br />
Eindeutige bildliche Zeugnisse sind gegenuber<br />
der schriftlichen Oberlieferung<br />
rar. Eine Eulenskulptur aus dem 19.<br />
Jahrhundert befindet sich im linken Ge-<br />
wande des Sudportals der Kirche in<br />
Stockum bei Sundern. Unabhangig von<br />
der sonstigen symbolischen Bedeutung<br />
ist festzuhalten, daB sie in einer Art von<br />
apotropaischem Gestus dargestellt ist.<br />
Auch die Anbringung vor einem Portal<br />
legt eine Beziehung zum alten Brauchtum<br />
nahe.<br />
Ebenfalls im Zusammenhang mit einer<br />
Eingangssituation ist eine in Stein<br />
gehauene Eule am ehemals furstbischoflichen<br />
SchloB in Miinster, dem heutigen<br />
Hauptgebaude der dortigen Universitat,<br />
zu sehen. Sie wurde durch den Bildhauer<br />
Joseph Feill im dritten Viertel des 18.<br />
Jahrhunderts geschaffen, also zu einer<br />
Zeit, als die Anbringung von Eulen uber<br />
Tennenturen noch ublich war. Die Anordnung<br />
mitten iiber dem Gartenportal<br />
sowie die ausgebreiteten Fliigel und die<br />
starre Frontalitat des Nachtvogels machen<br />
den Abwehrcharakter deutlich, der<br />
mit dem Bildprogramm der Fassade vereinbar<br />
ist.<br />
Leider ist das Original, wie in<br />
Stockum, erheblich durch Verwitterung<br />
beschadigt, doch ist der fruhere Zustand<br />
in alteren Fotos uberliefert.<br />
Trotz des umweltbedingten Riickgangs<br />
der Eulenpopulation, die fur einige<br />
Arten die Gefahr des Aussterbens mit<br />
sich gebracht hat, ist die Eule als Motiv in<br />
der Kunst und im Kunsthandwerk verbreiteter<br />
als je zuvor.<br />
Alle naturwissenschaftlich begriindeten<br />
Erkenntnisse haben dieser Tierart<br />
nicht den Reiz des Geheimnisvollen<br />
und die Bewunderung fur ihre Fahigkeiten<br />
und ihre Schonheit nehmen konnen.<br />
Anmerkungen<br />
1 Karl Tucking, Volkslied, in: Blatter zur naheren<br />
Kunde Westfalens,<br />
XIII. Jahrgang, 1. <strong>Heft</strong>, Meschede 1875, S. 28.<br />
2 Peter Somer. Hageroschen aus dem Herzogtum<br />
Westfalen, Paderborn 1892, S. 147.<br />
3 Paul Sartori, Westfalische Volkskunde, Leipzig<br />
1922, S. 164.<br />
4 Heinrich Schauerte, Brauchtum des Sauerlandes,<br />
in: Ferdinand Wagner (Hrsg.), Das Sauedand. Band 3,<br />
Meschede 1938, S, 83f.<br />
5 Gertrud Benker, Eule und Mensch. Freiburg i, Brsg.<br />
1993, S. 81f.<br />
6 Karl Priimer, Unsere Westfalische Heimat und ihre<br />
Nachbargebiete, Leipzig 1909, S. 276 und 437.<br />
Fotos: Landesdenkmahmt Miinster<br />
Friedhelm Ackermann<br />
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SAUERLAND<br />
22 SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Maf^nahmen zum Schutz von Sitte und Sittlichkeit<br />
um die Jahrhundertwende im Amt Bigge<br />
von A. Wenke<br />
Die Begriffe Sitte und Sittlichkeit unterliegen<br />
in ihren Bedeutungsinhalten sicherlicin<br />
personlicJier Interpretation. In<br />
weit groKerem Umfang spiegeln sie den<br />
Zeitgeist wider. Dies wird deutlich in der<br />
Akzeptanz von Lebensformen friiherer<br />
und iieutiger Zeit. Viele der um die Jainrhundertwende<br />
als unsittlich empfundenen<br />
Lebensformen konnen dem heutigen<br />
Zeitgenossen allenfalls ein Achseizucken<br />
entiocken - die fortgesctirittene<br />
Liberalisierung des offentiichen und privaten<br />
Lebens in unserer Gesellschaft hat<br />
zu einer entsprechenden Verschiebung<br />
der Auffassungen von Sitte und Sittlichkeit<br />
gefiihrt. Im folgenden sollen anhand<br />
von Regierungshandeln die vorherrschenden<br />
Sorgen der Regierung um<br />
die Jahrhundertwende im Blick auf Aufrechterhaltung<br />
von Sitte und Sittlichkeit<br />
verdeutlicht werden. Wo dies moglich ist,<br />
wird der Bezug zum alten Amt Bigge hergestellt,<br />
dessen Akten im Archiv der<br />
Stadt Olsberg Grundlage dieser Ausfiihrungen<br />
sind.<br />
Wenn wir heute von Schlepperbanden<br />
lesen oder h5ren, die junge Frauen<br />
und Madchen aus vornehmlich osteuropaischen<br />
oder asiatischen Landern<br />
nach Deutschland locken, um sie hier in<br />
Bordellen gegen ihren Willen gefangenzuhalten,<br />
so ist uns in der Regel nicht bewuBt,<br />
daR die gleiche Form inhumaner<br />
Sklaverei schon vor mehr als 100 Jahren<br />
bestand. Damals waren im Kaiserreich<br />
haufig junge deutsche Madchen und<br />
Frauen die Opfer, die in auslandische<br />
Bordelle nach Belgien, in die Niederlande<br />
oder sogar nach Siidamerika verschleppt<br />
wurden. Es handelte sich bei<br />
den Frauen und Madchen laut Quellenmaterial<br />
nicht selten um „stellenlose<br />
Dienstmadchen, Naherinnen, welche<br />
unter trugerischen Vorspiegelungen in<br />
die betreffenden Hauser verlockt" wurden.<br />
Die Anwerbung erfolgte uber sogenannte<br />
„Gesindevermittler oder auch<br />
Vermietfirmen, heruntergekommene<br />
Kellner und Weibspersonen, welche<br />
friiher in Bordellen gearbeitet" hatten.<br />
Mit ErlaB vom Januar 1884 wurden die<br />
Amtsbehorden - auch das Amt Bigge -<br />
von der Regierung in Berlin aufgefordert,<br />
ihr besonderes Augenmerk auf die<br />
Verhinderung solcher Anwerbungen zu<br />
richten. Zugleich sollten die Amtsbehorden<br />
bei Bekanntwerden schon erfolgter<br />
Verschleppungsaktionen mit der Regierung<br />
in Berlin Kontakt aufnehmen<br />
zwecks Befreiung der im Ausland gegen<br />
ihren Willen festgehaltenen Madchen.<br />
Diese Befreiungsaktion speziell in den<br />
Niederlanden und in Belgien, konnte nur<br />
in enger Abstimmung mit den auslandischen<br />
Regierungsbehorden durchgefuhrt<br />
werden. Schwieriger gestalteten<br />
sich Rijckholaktionen bei Madchen, die<br />
in Sudamerika gefangengehalten wurden.<br />
Hier setzten die Behorden mehr auf<br />
Pravention. Wiederholt wurden Amtsbehorden<br />
die Namen wie auch das Aussehen<br />
der Schlepper bzw. Kuppler aus<br />
Buenos Aires - damals Hauptumschlagplatz<br />
fur deutsche Madchen - angezeigt<br />
mit der MaKgabe, diesen Personen das<br />
Handwerk zu legen.<br />
Im ubrigen war Deutschland in dem<br />
genannten Bereich eine Art Transitland,<br />
wurden doch Madchen aus dem Ausland<br />
von den Kupplern angeworben, dann<br />
anschlieBend nach Deutschland gebracht,<br />
um von hier weiterverschickt zu<br />
werden. Wahrend inlandische Kuppler<br />
ohne weiteres strafrechtlich verfolgt werden<br />
konnten, bedurfte es bei auslandischen<br />
Schleppern zur strafrechtlichen<br />
Verfolgung enger Absprachen mit den<br />
hochsten Regierungsstellen der Heimatlander<br />
der Straftater Hinsichtlich der Betroffenheit<br />
des Amtes Bigge ist festzustellen,<br />
daii keine diesbezuglichen Schriftsatze<br />
oder Aktennotizen vorliegen, so<br />
daB davon ausgegangen werden kann,<br />
daR der Amtsbereich nicht betroffen war<br />
Insgesamt spielte fur Regierungshandeln<br />
um die Jahrhundertwende im Bereich<br />
Sitte/Sittlichkeit auch die inlandische<br />
Prostitution eine groEe Rolle.<br />
Aus dem Jahre 1899 datiert eine Weisung<br />
der Regierung an die nachgeordneten<br />
Behorden, dafiir Sorge zu tragen,<br />
daR nicht schon Madchen im jugendlichen<br />
Alter der „gewerbsmaRigen Unzucht"<br />
verfielen. Offensichtlich wurden<br />
schon Kinder unter 12 Jahren wegen<br />
„liederlichen Umhertreibens" aufgegriffen.<br />
Sie wurden bei Auf griff der Zwangserziehung<br />
zugefuhrt - ebenso wie<br />
Madchen zwischen 12 und 18 Jahren,<br />
die der gewerbsmaBigen Unzucht nachgingen.<br />
Sorgen bereiteten der Regierung<br />
Krankheiten, die sich aus der Prostitution<br />
filr die Bevolkerung ergeben konnten,<br />
aus welchem Grunde mit Verordnung<br />
aus dem Jahre 1905 verbindliche<br />
Durchfuhrungsbestimmungen fiir die<br />
arztliche Untersuchung von Protestuierten<br />
fixiert wurden. Zugleich wurden die<br />
Amtsbehorden vor Ort angehalten, alle<br />
Bestrebungen zu unterstiitzen, die darauf<br />
abzielten, den „gefallenen Frauen und<br />
Madchen die Riickkehr zu anstandigem<br />
Lebenswandel zu erleichtern". Zustandig<br />
fiir diese Bestrebungen war der Rettungsverein.<br />
Auf Nachfrage der Regierung<br />
im Amt Bigge, ob hier zur Erhaltung<br />
der Gesundheit besondere SchutzmaBregeln<br />
erforderlich seien, konnte der<br />
Bigger Amtmann abwinken. Er erklarte,<br />
daB ein Bediirfnis zur Einfuhrung solcher<br />
SchutzmaBregeln gegen die Verbreitung<br />
der Geschlechtskrankheiten durch Gewerbeunzucht<br />
in seinem Amtsbezirk<br />
nicht vorlage, konne doch - so in einer<br />
spateren Aussage - „in hiesigen landlichen<br />
Bezirken die Prostitution keinen<br />
Boden fassen".<br />
Eheahnliche Lebensgemeinschaften<br />
ohne Trauschein sind heutzutage keine<br />
Seltenheit. Keine Amtsbehorde wurde<br />
gegen diese Form der Lebensgemeinschaft<br />
einschreiten wollen oder auch unter<br />
rechtlichen Gesichtspunkten konnen.<br />
Vollig anders sahen die diesbezuglichen<br />
Verhaltnisse um die Jahrhundertwende<br />
aus. Bezeichnend fur die damalige Auffassung<br />
von Sitte und Sittlichkeit sind<br />
Quellen aus den Jahren 1886, 1891 und<br />
1900. 1886 wurden die Amter seitens<br />
der Bezirksregierung in Arnsberg auf<br />
dringliche Empfehlung des koniglichen<br />
Amtsgerichts in Soest angewiesen, dafur<br />
zu sorgen, daB die „Turen der Schlafzimmer<br />
der weiblichen Dienstboten mit<br />
soliden, der auBeren Gewalt Widerstand<br />
leistenden, nur von innen zu offnenden<br />
eisernen Schubriegeln versehen" wurden.<br />
Die Verbindungstiiren zwischen den<br />
Schlafzimmern der Dienstboten verschiedenen<br />
Geschlechts muBten „vermauert<br />
oder mit fester Holzverschalung<br />
verschlossen" werden. Nach Aktennotiz<br />
des Amtes Bigge waren die vorstehend<br />
genannten Empfehlungen bereits vor<br />
Weisung der Regierung im Amtsbezirk<br />
ubliche Praxis.<br />
Aus dem Jahre 1891 datiert eine<br />
Weisung der Regierung bezilglich. WandergesellschaftenAVohnwagengemeinschaften.<br />
Die Regierung wies die Polizeibehorden<br />
an, mit alien rechtlichen Mitteln<br />
dagegen einzuschreiten, daB - sofern<br />
es sich nicht um Familienmitglieder<br />
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SAUERLAND NR. 1/1999 23<br />
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24 SAUERLAND NR. 1/1999<br />
handelte - Personen verschiedenen Geschlechts<br />
in denselben Raumen eines<br />
Wohnwagens zusammen wohnten. Die<br />
Gewerbetreibenden, die gegen die amtlichen<br />
Weisungen verstieBen, verloren ihre<br />
Konzession und konnten damit ihrem<br />
Gewerbe nicht mehr nachgehen. Aus<br />
gegebenem AnlaR wies die Berliner Regierung<br />
im Jahre 1900 die nachgeordneten<br />
Behorden an, auf die Einhaltung<br />
der folgenden Bestimmungen zu achten:<br />
a) Niemand durfte ohne besondere<br />
Poiizeierlaubnis „Sciilafleute verschiedenen<br />
Geschiechts gleichzeitig bei<br />
sich aufnehmen oder behalten, wenn<br />
die ungenannten Personen nicht zueinander<br />
im Verhaltnis von Eheleuten,<br />
von Eltern und Kindern oder von Geschwistern"<br />
standen.<br />
b) Lagen o.g. Verwandtschaftsverhaltnisse<br />
nicht vor, so muRten Schlafleute<br />
verschiedenen Geschiechts in verschiedenen<br />
Raumen untergebracht sein.<br />
c) Fiir jeden Erwachsenen, uber<br />
14 Jahre alten Schlafgast muf^te eine<br />
eigene Lagerstatte vorhanden sein.<br />
Offensichtlich machte den Polizeibehorden<br />
die Kontrolle der Einhaltung<br />
der vorstehend genannten Bestimmungen<br />
insofern erhebliche Schwierigkeiten,<br />
als das gesetzliche Verbot bestand, in<br />
Wohnungen bei Nachtzeit einzudringen.<br />
Eine Ausnahme von diesem Verbot bestand<br />
nur dann, wenn die kontrollierende<br />
Polizeibehorde den Nachweis dafur<br />
erbrachte, daR ihr Eindringen in die<br />
Wohnung bei Nacht eine Gefahr im Verzuge<br />
abwehren half oder der Sicherung<br />
von Beweismitteln diente. Hinsichtlich<br />
der Verhaltnisse im Amt Bigge konnte<br />
der Amtmann auf Anfrage versichern,<br />
daR die o.g. Bestimmungen in seinem<br />
Bezirk eingehalten wurden. Einen<br />
Rechtsstreit wegen umstrittenen Eindringens<br />
in Hauser von Schlafstellenanbietern<br />
bei Nacht hatte es bis 1900 hier<br />
noch nicht gegeben.<br />
Einschrankungen beim Besuch von<br />
Pest- und Tanzveranstaltungen sowie<br />
Shows, Filmen, Theaterauffiihrungen<br />
oder auch nur von Lokalen unterliegt der<br />
heutige Zeitgenosse allenfalls aufgrund<br />
fehlender finanzieller Mittel - es sei<br />
denn, er fiele unter die Bestimmungen<br />
des Jugendschutzgesetzes. Dem Nachtschwarmer<br />
sind ansonsten heute keine<br />
Grenzen gesetzt. Die diesbeziigliche Situation<br />
stellte sich um die Jahrhundertwende<br />
aus Griinden von Sitte und Anstand<br />
vollig anders dar. Der Amiisierbereich<br />
unterlag restriktiven Bestimmungen.<br />
Mit Weisung aus dem Jahre 1882<br />
wurde - nach 1868 noch einmal - je Ort<br />
die Dauer von Schiitzenfesten auf hochstens<br />
zwei aufeinander folgende Tage<br />
beschrankt. Jegliche Vor- oder Nachfeier,<br />
die mit Tanzlustbarkeiten verbunden<br />
war, war untersagt. Es durfte je Verein<br />
pro Jahr nur ein Schiitzenfest gefeiert<br />
werden. Sofern Schutzenvereine keine<br />
periodischen Schiitzenfeste feierten,<br />
durften sie fiir ein Pest mit Tanz nur einen<br />
Tag in Anspruch nehmen. Grundsatzlich<br />
gait als Polizeistunde 24 Uhr. Bei<br />
Schiitzenfesten und Peiertagen war die<br />
Pestfeier einschlieBlich des Auszuges<br />
wahrend der Dauer des Vor- und Nachmittagsgottesdienstes<br />
in der nachstgelegenen<br />
Pfarrkirche einzustellen. Bei Einleitung<br />
der Peste mit Bollerschussen war<br />
dieser Vorgang an Sonn- und Feiertagen<br />
am Morgen untersagt. Offentliche Aufziige<br />
durften an Sonn- und Feiertagen<br />
erst ab 15 Uhr durchgefiihrt werden.<br />
Beim VerstoB gegen die sogenannten<br />
Auflagen drohte der Entzug der Festgenehnehmigung<br />
fiir mindestens 1 Jahr.<br />
Geringfiigige gelockerte Bestimmungen<br />
galten fiir Peste der Kriegervereine.<br />
Hinsichtlich aller anderen Vereine eines<br />
Ortes wurde bestimnt, dal? diese eine gemeinsame<br />
Jahresfeier durchfiihren soilten.<br />
Neben Vereinsfesten mit Tanzgelegenheiten<br />
bestand fiir Wirte die Moglichkeit,<br />
eine Tanzveranstaltung beim Amt<br />
zu beantragen. Die Genehmigung wurde<br />
erteilt mit der Auflage, daB die nachste<br />
Tanzveranstaltung fiir denselben Wirt<br />
und dasselbe Lokal friihestens nach 4<br />
Wochen erlaubt werden konnte. Laut<br />
Mitteilung des Bigger Amtmannes wurden<br />
in seinem Amtsbezirk die oben<br />
genannten Bestimmungen eingehalten<br />
- allerdings entsprach diese Aussage<br />
offensichtlich nicht ganz der Wahrheit.<br />
Noch im gleichen Jahr wurde er vom<br />
Landrat in Brilon ermahnt sicherzustellen,<br />
daii Schutzenfeste nicht ohne<br />
polizeiliche Genehmigung durchgefiihrt<br />
wurden, was wohl in Antfeld passiert<br />
war. Es versteht sich von selbst, daR der<br />
Bigger Amtmann nach dem landratlichen<br />
Ruffel eiligst die Schutzenvereine<br />
auf die entsprechenden Bestimmungen<br />
hinwies.<br />
Neben Vereinsfesten mit Tanzgelegenheit<br />
waren den Behorden Barbetrieb,<br />
Tingel-Tangel und Tanze, „die den<br />
Anstand verietzten", ein Dorn im „Anstandsauge".<br />
Unter Tingel-Tangel verstand<br />
die Regierung um die Jahrhundertwende<br />
„Singspiele, Gesangs- und<br />
deklamatorische Vortrage, Schaustellungen<br />
von Personen oder theatralische<br />
Vorstellungen" ohne ein ktinstlerisches<br />
oder wissenschaftliches Interesse. Der<br />
moderne Begriff ware heute wohl der<br />
des „Showbusiness". Solche Veranstaltungen<br />
sollten laut Weisung der Regierung<br />
an die Amtsbehorden vor Ort in der<br />
Zahl eingeschrankt werden und zwar<br />
durch restriktive Auflagen durch die Polizeibehorden<br />
sowie durch hohe „Lustbarkeltssteuern".<br />
Die immer einzuholende<br />
polizeiliche Genehmigung war ihrerseits<br />
gebunden an eine Vielzahl restriktiver<br />
Bestimmungen zur Gewahrung einer<br />
Schaustellerkonzesssion. Die Schaustellungen,<br />
die den speziellen Widerstand<br />
der Regierung hervorriefen. waren Auftritte<br />
weiblicher Personen auf Jahrmarkten<br />
und Messen. Auf die Verhinderung<br />
solcher Shows sollten die Aufsichtsbehorden<br />
ihre besondere Aufmerksamkeit<br />
rich ten.<br />
Zur Begrundung dieser Weisung an<br />
die Amter heiRt es 1887: „Es sollen sich<br />
haufig in diesen Schaubuden separate<br />
Kabinets befinden, in denen gegen ein<br />
Eintrittsgeld derartige Prauenzimmer in<br />
hochst mangelhafter und anstoRiger Bekleidung<br />
Vorstellungen geben oder nur<br />
sich zeigen". Gegen diese stripteaseahnlichen<br />
Shows sollte mit aller Strenge wegen<br />
..Unsittlichkeiten und AnstoRigkeiten"<br />
vorgegangen werden. Dieses Vorgehen<br />
konnte unter Umstanden fiir die<br />
Schausteller mit dem Verlust ihrer<br />
Schaustellerkonzession verbunden sein.<br />
AuBerdem stand eine gerichtliche Bestrafung<br />
ins Haus. GleichermaBen wurden<br />
Schaustellung in sogenannten anatomisch-pathologischen<br />
Museen und<br />
Panoptiken untersagt. Die hier skizzierten<br />
- den sogenannten Tingel-Tangel betreffenden<br />
- restriktiven Bestimmungen<br />
wurden 1914 zu Beginn des 1. Weltkrieges<br />
noch einmal aufgegriffen und bestatigt,<br />
diesmal unter EinschluB des Barbetriebs<br />
und der Tanze, „die den Anstand<br />
verietzten". Man geht wohl nicht<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 25<br />
fehl in der Annahme, daB es sich bei diesen<br />
Tanzen vor allem um den Tango Argentine<br />
handelte, der Eingang in das europaische<br />
Tanzrepertoire fand.<br />
Zielsetzung der Kampfansage an die<br />
als anstoBig empfundenen Darbietungen<br />
waren die „sittliche Wiedergeburt" des<br />
deutschen Volkes und das Einschreiten<br />
gegen „sittliche Entartung" - ein Begriff,<br />
der in der spateren Ideologie der Nationalsozialisten<br />
eine verhangnisvolle Bedeutung<br />
erlangen sollte. Es versteht sich<br />
eigentlich von selbst, daK dem Zeitgeist<br />
entsprechend Vereine zur Forderung der<br />
Freikorperkultur verboten waren - so der<br />
Quellennachweis von 1909. Die Regierung<br />
unterschied hier im ubrigen nicht<br />
zwisctien solchen Vereinen und ,,Schaustellungen<br />
nackter und nur wenig bekleideter<br />
Personen",<br />
Fur Regierungshandeln gait, daB bereits<br />
„das offentliche Bekanntwerden der<br />
Tatsache, daB Zusammenkunfte nackter<br />
Personen stattfinden, das Sittlichkeitsund<br />
Ordnungsgefuhl des Publikums<br />
groblich verletzt". Mit dem Kampf gegen<br />
Tingel-Tangel, Barbetrieb und anstoBige<br />
Tanze verband sich fiir die Regierung die<br />
Abwehr unsittlicher Literatur, Photografien<br />
und - spater Filme. So beklagte<br />
1887 die Regierung in Berlin die Verbreitung<br />
unzuchtiger Bilder und Schriften.<br />
Sie wies die Amter an, diese Verbreitung<br />
zu unterbinden. Vorstehende<br />
Weisung erging erneut an die Behorden<br />
im Jahre 1908. In dieser Zeit machte<br />
den Behorden besonders das Einsickern<br />
unzuchtiger Schriften, Darstellungen<br />
und Abbildungen aus dem Ausland Sorgen.<br />
Bemerkenswert ist laut Quellennachweis,<br />
daB die Rechtsprechung unter<br />
dem Gesichtspunkt von Meinungs- und<br />
Pressefreiheit wesentlich liberalere Vorstellungen<br />
zu diesem Problembereich<br />
entwickelte als der Regierung lieb sein<br />
konnte. In den politischen Wirren unmittelbar<br />
nach Ende des 1. Weltkrieges entfiel<br />
im April 1919 die generelle, zentral<br />
geleitete Zensur - damit auch die noch<br />
junge Filmzensur Was weiterhin blieb,<br />
waren die Jugendschutzbestimmungen.<br />
Der Amtmann des Amtes Bigge hielt auf<br />
Anfrage der Regierung die Beibehaltung<br />
solcher Bestimmungen vor allem im<br />
Blick auf das noch junge Medium Film<br />
fur erforderlich, wenngleich - so seine<br />
Ausfuhrungen - in seinem Amtsbezirk<br />
durch die Aufsicht der Jugendpflege wie<br />
auch der Ortsgeistlichen sichergestellt<br />
war, daB die Jugendlichen in sittlicher<br />
Hinsicht nicht unmittelbar gefahrdet waren.<br />
Trotz Entfalls der zentralen Zensur<br />
durch die Berliner Behorden blieb vor<br />
Ort der Kampf der Amtsbehorden gegen<br />
„Schmutz und Schund" in Bild, Ton und<br />
Schrift. Der Begriff der Sittlichkeit, in deren<br />
Namen der Kampf gefiihrt wurde,<br />
nahm in der spateren Zeit des Nationalsozialismus<br />
eine neue Interpretations-<br />
dimension an, verband sich doch jetzt<br />
mit diesem Begriff nach den NUrnberger<br />
Gesetzen (1935) der Rassenwahn, das<br />
heiBt die „Reinerhaltung des deutschen<br />
Blutes" und damit das dunkelste Kapitel<br />
in der deutschen Geschichte: der Antisemitismus.<br />
Literatur:<br />
Acta B 89 - AUgemeine Sittenpolizei 1884 - 1937- im<br />
Stadtarchiv der Stadt Olsberg.<br />
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26 SAUERLAND NR. 1/1999<br />
na<br />
Fruhlingsmorgen im alien Testament bei Hellefeld/Sundern<br />
•<br />
Fotos: Friedhelm Ackermann Letzter Schnee im Hevetal am Mohnesee<br />
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SAUERLAND NR. 1/1999 27<br />
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28<br />
SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Familienforschung im Kreis Olpe<br />
von Robert Rameil<br />
Nachdem in der letzten SAUER-<br />
LAND Ausgabe iiber die Familienforschung<br />
im Hochsauerlandkreis berichtet<br />
wurde, erfolgt hier nun eine Schilderung<br />
uber die Aktivitaten in der Familienforschung<br />
im westlichen Bereich des Sudsauerlandes.<br />
Im Kreis Olpe wurde<br />
- so weit man zuruckblicken<br />
kann - intensive<br />
Familienforschung betrieben.<br />
Die Ergebnisse<br />
der Forschungen in den<br />
ersten Jahrzehnten dieses<br />
Jahrhunderts sind<br />
in den Stammreihen<br />
der Deutschen Geschlechterbiichern<br />
Nr.<br />
38 (1922); Nr. 57<br />
(1927) und Nr. 97<br />
(1937) zwischen den<br />
beiden Weltkriegen<br />
veroffentlicht, die<br />
auch gem die „Sauerlandischen<br />
Geschlechterbiicher"<br />
genannt<br />
werden.<br />
Geht man<br />
Stammreihen<br />
diese<br />
aus<br />
dem Kreis Olpe<br />
durch, stellt man<br />
fest, daB der Westen<br />
des Kreises mit den<br />
Stadten Attendarn,<br />
Drolshagen und Olpe<br />
starker vertreten<br />
ist als der Osten.<br />
Parallel zu diesen<br />
Veroffentlichungen<br />
erschienen viele<br />
Beitrage in den<br />
Heimatblattern des<br />
Kreises Olpe, die<br />
mit dem Beginn<br />
des Zweiten Weltkriegs<br />
ihr Erscheinen<br />
einstellen<br />
muRten.<br />
Heiratsregister von Kirchhundem<br />
Name<br />
Nachfolger Gunther Becker 1978 -<br />
1994 die orts- und landeskundlichen<br />
Beitrage eine starkere Beachtung. In dieser<br />
Zeitspanne sind mehr Ortschroniken<br />
erschienen als je zuvor. Ein Familienforscher<br />
sollte seine Arbeit mit solchen ortsgeschichtlichen<br />
Studien beginnen, um<br />
Vorname<br />
02.08.1692 Hane, Peter<br />
Ort: Oberalbaum<br />
Name u. Vorname<br />
Droste, Elsa<br />
Ort: Milchenbach<br />
Seite 13<br />
25.07.1728 Hanses,<br />
Ort: Kirchveischede WifJel Elisabeth <br />
L\Tn^^^oir^«--=,^^«t«o^en/To„^•u«^^^<br />
Bemerk.: Entlassuno ^n J ^^' ' ^•'°hann Wiffel<br />
26.11.1725<br />
Harnischmacher, Johann Peter '^"'"'^ ''°" ^eischede; Eheberedmig am 20 06 1728<br />
Ort: Attendorn Vasbach, Maria Elisabeth<br />
""-J^'^o<br />
Zeugen: Caspar Harnischmache^ °'"" '"'>^-<br />
04.08.1714 Heidt Bemerk.: Eheberedung 3. Feria Pfi^^^f "° '"'•''"<br />
J°hann ^ '^"^ Pflngsten. Heiratsdatum unsicher<br />
Ort: Holthausen Roden, "'"'"" "' Christina<br />
'<br />
Zeugen: Hartman Zoppe/<br />
Ort: Niederalbaum<br />
Holtzhausen in Hes<br />
01.02.1682 Heimars, Joh:•-"''^"''" ""=•="'• ^"-^^edung am 08.07.1714<br />
Zeugen: Magister Schult-e/P.f«, „ • ^"^^^V' Anna<br />
zeugen: Hartman Webers/Casparpo":j"''°'"^"" Schulte, Saalhausen<br />
12.10.1693 Heymers. ^Jh^i;" SJ^^J^- ^ 28^2.1^^^-<br />
16.11.1688<br />
Ort: Marmecke Hagmans, Elisabeth<br />
Helneman, TonniefS °"= oberhundem<br />
gt. Jorgens Beckman, Elisabeth <br />
Ort: Niederalbaum ' Schnyders<br />
11.02.1696<br />
01.10.1726<br />
26.07.1700 Heins,<br />
Diese Publikation<br />
wurde in den seit<br />
1948 vierteljahrlich erscheinenden<br />
„Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe"<br />
fortgesetzt.<br />
Wahrend Norbert Scheele als Schriftleiter<br />
von 1948 - 1977 seine Schwerpunkte<br />
in vielen familienkundlichen<br />
Beitragen setzte, fanden unter seinem<br />
llulZ. !!"•"" Heinemans/Johann Schnyderf"""<br />
Zeugen: Hernrich Beckman gt. NOUiken,<br />
Altenhund/Peter Henckeln,<br />
iTuTen: ''°''"" ""'"• •=ter/„ermann Jorgen, n/Heinrich Nolliken<br />
Heinmann,Xl3^„"e1n":Z3>^ v«er d. Br.utigams... Eheberedung am 28.10.1688<br />
Ort: Bilstein Bleyer, Anna Maria <br />
Zeugen: Hermann HeitschOtter Bilstef^/; !""^^i"9fa"sen<br />
H.nemaniii;-^^-"ed--n:S^<br />
Witwer<br />
Ort: Hofolpe ^t. Schmidt<br />
Wolfs, Catharina <br />
ISk.S^^-^-?^--•/^^omasBla°2-k?1l^Sunde.<br />
Peter resbar, Eheberedung am 17.09.1726<br />
Ort: Herrntrop Nickeln, Elisabeth<br />
zeugen: Hermann Heins/Johann Asman/Ha^^n"'"'''"*^"''^"<br />
Zeugen: Mewen Nickeln/Peter u„^ ? , ^ Hermann Lysen<br />
zeugen: Heinrich Spes/ «
Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
29<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Genealogische Forschungen<br />
Josef Lauber (1905-1987) aus Fredeburg<br />
veroffentlichte in den 70er Jahren<br />
acht Bande mit „Stammreihen Sauerlandischer<br />
Familien" aus dem<br />
Hochsauerland, die auch groBe Bedeutung<br />
fiir den Kreis Olpe haben, obwohl<br />
er an der Kreisgrenze mit seinen Publikationen<br />
Halt machte. Sein Sohn, Klaus<br />
Jiirgen Lauber, setzt das Lebenswerk seines<br />
Vaters fort und erweitert mit Hilfe<br />
des ..Personal Computers" die Stammreihen<br />
der acht Bande durch die „Filiationen",<br />
der Seitenlinien. Wahrend Friedrich<br />
Schulte eine nennenswerte Sammlung<br />
Attendorner Familien erstellte, trug<br />
Albert Schnepper aus Mecklinghausen<br />
mit dem PC in den letzten Jahren Daten<br />
aus dem Heldener Raum zusammen.<br />
Seine Sammlung durfte etwa 7.000 Personen<br />
umfassen. Rudolf Arens aus<br />
Neuss besitzt eine umfangreiche familienkundliche<br />
Sammlung aus dem Bereich<br />
des alten Kirchspiels Kirchhundem mit<br />
Verzweigungen nach Brachthausen und<br />
Kohlhagen. Beachtenswert an dieser<br />
Sammlung sind die Forschungen anhand<br />
von Urkunden, die vor der Zeit der Kirchenbucher<br />
liegen.<br />
Meine eigenen Datenbestande umfassen<br />
Personen aus dem alten Kirchspiel<br />
Lenne mit den Dorfern Saalhausen,<br />
Hundesossen und Milchenbach ab 1667<br />
aus eigenen Forschungen und aus Vorarbeiten<br />
von Josef Lauber. Hierzu zahlen<br />
mehr als 1600 Personen, die sich in den<br />
Stammreihen meiner eigenen Familie<br />
befinden. Ingrid Grobbel, die mit Matthias<br />
Dumpelmann die ..Geschichte von<br />
Milchenbach zur 700-Jahrfeier 1997"<br />
erarbeitete, hat die genealogischen Daten<br />
aller Milchenbacher Familien von<br />
1667 bis etwa 1890 zusammengetragen.<br />
ErschlieBungen<br />
von Kirchenbiichern<br />
Vorrangig sollte die computermaBige<br />
ErschlieBung der Kirchenbiicher mit dem<br />
Ziel vorangetrieben werden, die Biicher<br />
einem groEeren Forscherkreis zuganglich<br />
zu machen und die alten wertvollen<br />
Biicher zu schonen. 1997 habe ich das<br />
fruhe Kirchenbuch von Kirchhundem<br />
mit etwa 1200 Tauten und iiber 300<br />
Heiraten von 1637 bis 1672 aufgenommen,<br />
nachdem ich einen Band gebundener<br />
Kopien einsehen konnte. Die Erfas-<br />
sung der weiteren Kirchenbucher befindet<br />
sich zur Zeit in Arbeit. Fur die Familienforscher<br />
ergeben sich durch meine<br />
Arbeite Vorteile, da sie nicht mehr so viel<br />
Muhe in der Entzifferung der alten Handschriften<br />
verwenden miissen. Der Druck<br />
der erfaBten Kirchenbucher erfolgt nicht<br />
in chronologischer Form, sondern alphabetisch<br />
sortiert nach Familien, wobei<br />
auch bei verschiedenen Schreibweisen<br />
die Namen zusammengefiihrt werden.<br />
Totenzettelsammlung<br />
Eine nicht zu unterschatzende Quelle<br />
sind Totenzettel. Mit Unterstiitzung vieler<br />
Familienforscher habe ich etwa 3000<br />
Totenzettel des Kreises Olpe unter genealogischen<br />
Gesichtspunkten mit dem<br />
Computer katalogisiert und ausgewertet.<br />
Und wer wuf^te nicht, wie schwer es ist,<br />
gerade Sterbedaten zu finden?<br />
Offentliche Sammlungen<br />
und Archive<br />
Neben den Sammlungen in Privathand<br />
sind auch die Bestande in den<br />
Kreis-, Stadt- und Gemeinde-Archiven<br />
von Attendorn, Kirchhundem und Olpe<br />
zu nennen. In Kirchhundem liegt das<br />
Vasbach-Archiv, das durch ein offizielles<br />
Repertorium in der Schriftenreihe des<br />
Kreisheimatbundes Olpe e. V., und<br />
durch ein privates Repertorium von dem<br />
verstorbenen Pater Hermann Deitmer<br />
erschlossen ist.<br />
Familienkundliche Nachlasse der Heimatforscher<br />
Scheele und Feldmann sind<br />
im Stadtarchiv Olpe deponiert. Erfreulich<br />
ist zudem, daB die Genealogische<br />
Sammlung Auguste Liese vor einigen<br />
Jahren aus den Bestanden der Westdeutschen<br />
Gesellschaft fur Familienkunde<br />
in Koln in das gleiche Archiv in Olpe<br />
gelangt ist. In diesem Stadtarchiv befinden<br />
sich auch Abschriften der Kirchenbucher<br />
von Drolshagen, Neuenkleusheim,<br />
Olpe, Rhode und Wenden.<br />
Die Forschung wird erheblich durch<br />
die Tatsache erschwert, daB in den letzten<br />
Jahren viele Pfarreien ihre Kirchenbiicher<br />
nach Paderborn abgeliefert haben,<br />
so daB private Forschungen nicht<br />
ohne eine groBere Anfahrt und Terminabsprache<br />
moglich sind. Weitere Forschungsmoglichkeiten<br />
gibt es im Personenstandsarchiv<br />
in Detmold. Auch wenn<br />
die dort vorhandenen westfalischen Kirchenduplikate<br />
meist nur bis 1800,<br />
manchmal bis 1779 zuruckreichen,<br />
lohnt sich eine Reise dorthin.<br />
Ausblick<br />
Auch in diesem Fruhjahr stehen familienkundliche<br />
Seminare fur Anfanger<br />
und Fortgeschrittene (mit Computeranwendung)<br />
auf dem Programm der Volkshochschule<br />
des Kreises Olpe. Besonders<br />
wichtig erscheint mir, daB die vielen Familienforscher<br />
nicht isoliert arbeiten,<br />
sondern sich mit anderen Forschern zusammensetzen<br />
um ihre Forschungsergebnisse<br />
austauschen zu konnen. Fur<br />
den 22.5.1999 ist ein familienkundliches<br />
Symposium in Olpe geplant, um einen<br />
groBeren Kreis von Teilnehmern zu<br />
erreichen als das in der beschrankten<br />
Zahl in einem VHS-Seminar moglich ist.<br />
Das Symposium soil eine Informationsund<br />
Kontakteborse werden, um so Familienforschern<br />
untereinander einen Erfahrungsaustausch<br />
zu ermoglichen. An<br />
bekannte Anschriften wird eine schriftliche<br />
Einladung versandt.<br />
Ansprechpartner: Robert Rameil, 41352 Korschenbroich,<br />
Rheydter Str. 171, Tel.: 02161-648489<br />
Herzht^er Grufi am<br />
dem Hodis'<br />
35%VOl SM^ehmksmlkmt 9J(<br />
i.AS-HOCHSAUERI..*l«liS<br />
irrSCHES KRZBtWlNIS JR•<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
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30<br />
SAUERLAND<br />
SALIERLAND NR. 1/1999<br />
825 Jahre<br />
Kloster Oelinghausen<br />
festffro^mmm 1999<br />
Philipp von Heinsberg, Erzbischof<br />
von Koln, bestatigte vor 825 Jahren die<br />
Schenkung des Kolner Ministerialen Signand<br />
von Basthausen und seiner Frau<br />
Hathewigis, namlich die ihnen rechtmaBig<br />
gehorenden Besitzungen in den<br />
Dorfern Oelinghausen und Bachum mit<br />
allem Zubehor, an den Orden der Pramonstratenser.<br />
Das geschah in Soest am<br />
29. Mai 1174. Die Pfarrei St. Peter und<br />
der Freundeskreis Oelinghausen e.V.<br />
fuhren deshalb in diesem Jahr eine Reihe<br />
von Veranstaltungen durch, die an<br />
diese Schenkung vor 825 Jahren erinnern<br />
sollen.<br />
Am 2. Mai eroffnet um 10.30 Uhr der<br />
Hochwurdige Herr Weihbischof em.<br />
Hans Leo Drewes die Jubilaumsfeierlichkeiten<br />
mit einem Pontifikalamt. Zehn Tage<br />
spater wird auf dem Schakenberg das<br />
aus der Kaiserzeit stammende steinerne<br />
Wegkreuz, der „GroKe Herrgott von<br />
Oelinghausen", mit Gottesdienst und<br />
Prozession wieder eingeweiht. Dadurch<br />
wird der mittelalterlichen Kreuzverehrung<br />
in Oelinghausen auch in unseren<br />
Tagen Anerkennung gezollt.<br />
Miinchen196?<br />
Rsrlin 1988<br />
KliillQail 1991<br />
Ralf<br />
Majtschneidermeisler<br />
Majikleidung fiir hochsle Anspriiche<br />
Aiisfeinslen Sloffenfertigen wir Hire individiielle<br />
Dainen- und Herrenmodc.<br />
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Kleidung.<br />
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inlernalionalen Kongressen und Ausslellungen<br />
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hevorzugen. wir lierawn Sie. wdlilen mil llinen<br />
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MaJSgebend liber das Sauerland liinaus!<br />
Kloster Oelinghausen - SiJdansicht<br />
In der Reihe Meditationen zu Kunstwerken<br />
werden kunstlerische Darstellungen<br />
der Klosterkirche in ihrem Gehalt erschlossen<br />
und mit gottesdienstlichen Elementen<br />
verbunden, so daB es fur die Teilnehmenden<br />
zu einer Bereicherung ihrer<br />
religiosen Erfahrung kommen kann. Alle<br />
Veranstaltungen finden sonntags um<br />
17.30 Uhr in der Pfarr- und Klosterkirche<br />
statt: Apostelfiguren (Msgr. Dr. Konrad<br />
Schmidt, Hardehausen), Fresko des<br />
Christophorus (Pastor Dr. Best, Clarholz),<br />
HI. Norbert (Pastor Reinhard Richter,<br />
Dortmund-Kommende),<br />
Hochaltar<br />
(Pater Dr. Ludger<br />
Horstkotter O.<br />
Praem., Duisburg),<br />
Kreuze (Prof. Dr.<br />
Gunter Lange, Duis-<br />
burg/Bochum),<br />
Gnadenmadonna<br />
(Pastor Dr. Butzkamm,<br />
Dortmund),<br />
Ampelmadonna<br />
(Msgr. Reinhard<br />
Heldt, Rom). An der<br />
Orgel: Gunter<br />
Briicker (Balve) und<br />
Martin Stegmann<br />
(Arnsberg/Munster).<br />
Die Musica Sacra<br />
Oelinghausen (seit<br />
1968) wird unter<br />
kunstl. Betreuung<br />
durch Prof. Zsig-<br />
Foto: Friedbelm Ackermann<br />
mond Szathmary (Freiburg) in funf Konzerten<br />
mit hervorragenden Interpreten<br />
fortgesetzt. Eroffnung ist am 21. Marz,<br />
17 Uhr, mit der Johannes-Passion (BWV<br />
245) von Johann Sebastian Bach durch<br />
die Mendener Kantorei und das Barockorchester<br />
MiJnster unter Leitung<br />
von Johannes Krutmann, Hamm.<br />
Fiihrungen und Exkursionen wollen<br />
die Gesamtstruktur des mittelalterlichen<br />
Klosters deutlich machen. Gebet und<br />
Frommigkeit sind die eine Seite klosterlichen<br />
Lebens. Der Forderung Benedikts<br />
BETE UND ARBEITE gemijR, tritt daneben<br />
die Arbeit, die Klosterwirtschaft und<br />
das Kulturschaffen der Pramonstratenserinnen<br />
in Oelinghausen.<br />
Alle Fuhrungen finden in den Monaten<br />
Mai, am 30. Juli und im August jeweils<br />
freitags ab 18 Uhr statt. Themen<br />
sind Baukunst und darstellende Kunst,<br />
Garten und Klostermauer, Geschichte<br />
der Orgel, Gutshof Oelinghausen, Luerwald<br />
als Klosterwald, Landschaftsgeschichte<br />
zwischen Oelinghauser Muhle<br />
und Oelinghauser Kamp (Biebertal) und<br />
Wirtschafts- und Gewerbegeschichte<br />
(Von der Oelinghauser Eisenhiltte zur<br />
Ziegelei).<br />
Werner Saure<br />
Programme und Informationen beim<br />
Freundeskreis Oelinghausen e.V.,<br />
Tel. 02932/951300 und beim<br />
Kloster Oelinghausen, Tel. 02932/31882.<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
SAUERLAND NR. Saurländer 1/1999 <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
31<br />
Der Vorstand<br />
des SHB unterwegs<br />
von Dr. Erika Richter<br />
Das Jahr 1999 begann mit einem<br />
denkwurdigen heimatkundlichen Auftakt:<br />
Fruhlingshaftes Wetter begleitete<br />
am 5. Januar die Vorstandsmitglieder<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es und ihre<br />
Ehepartner auf ihrer Fahrt durchs Munsterland<br />
zur Landeshauptstadt.<br />
Erstes Ziel der gut organisierten,<br />
aspektreichen Exkursion war das Landeshaus,<br />
traditionsreiches Domizil des<br />
Landschaftsverbandes. Es liegt beziehungsvoll<br />
am Freiherr-vom~Stein-Platz,<br />
dem geistigen Vater der kommunalen<br />
Selbstverwaltung, und es sind die Kommunen<br />
heute, denen der Landschaftsverband<br />
seine Arbeit widmet. Nachdem<br />
ein einfiihrender Film den Besuchern die<br />
vielfaltigen Aufgaben des Landschaftsverbands<br />
veranschaulicht hatte, entspann<br />
sich eine lebhafte Diskussion um<br />
die Frage, warum die Leistungen des<br />
Landschaftsverbandes nicht nur in den<br />
westfalischen Kreistagen und Kommunen<br />
relativ wenig gewurdigt werden, ihm<br />
insbesondere aber eine starke Verankerung<br />
im BewuRtsein der westfalischen<br />
Bevolkerung fehlt. In der aktuellen, sich<br />
immer starker zuspitzenden Debatte um<br />
den Fortbestand der Landschaftsverbande<br />
hat der SHB sich eindeutig gegen ihre<br />
Auflosung ausgesprochen. Die Bedeutung<br />
„unseres" Landschaftsverbandes<br />
fiir die Identitat der acht Millionen<br />
Westfalen bleibt fur den an der Heimat<br />
und der Selbstandigkeit kommunaler<br />
Entscheidungen Interessierten unbestreitbar.<br />
Vielleicht sind die Aktivitaten<br />
des Landschaftsverbandes in der Vergangenheit<br />
nicht immer uberzeugend<br />
genug offentlich gemacht worden, so<br />
daB dem Burger seine Leistungen in sozialer,<br />
kultureller und wirtschaftlicher<br />
Hinsicht nicht deutlich genug wurden.<br />
Fur die Besucher war es jedenfalls besonders<br />
wertvoll, daB ihnen als Gesprachspartner<br />
zwei ausgewiesene Kenner<br />
der Arbeit und der Funktionen des<br />
Landschaftsverbandes zur Verfugung<br />
standen. Das war nicht nur ihr neuer<br />
Vorsitzender Dieter Wurm, der als stellvertretender<br />
Vorsitzender der Landschaftsversammlung<br />
u.a. Antworten zur<br />
Struktur dieses Gremiums geben konnte,<br />
sondern auch der Landesrat Professor<br />
Dr. W. Gernert, der durch konkrete Informationen<br />
uber die einzelnen Sektoren,<br />
in denen der Landschaftsverband<br />
tatig ist, die enorme Breite seines Auf-<br />
Auf der Treppe des Landeshauses stellt sich die Gruppe dem Fotografen<br />
gabenbereichs verdeutlichte. So wuchs<br />
in den Zuhorern die Einsicht, daR das augenblicklich<br />
propagierte Aus fur den<br />
Landschaftsverband einen ernsten Verlust<br />
fur Westfalen darstellen wurde. Hoffentlich<br />
bleibt es uns erspart!<br />
Nach diesen der Zukunft geltenden,<br />
eher bedenklich stimmenden Betrachtungen<br />
fiihrten die nachsten Ziele zu einigen<br />
herausragenden Zeugnissen von<br />
Miinsters Vergangenheit: dem nahen<br />
Erbdrostenhof und der Clemenskirche.<br />
Nicht ohne Grund beherbergt ein Flugel<br />
des Erbdrostenhofes das Westfalische<br />
Amt fur Denkmalpflege. In der Wiedererrichtung<br />
des luftkriegszerstorten Stadthofs<br />
der Droste-Vischerings, einem Meisterwerk<br />
Schlauns aus dem 18. Jahrhundert,<br />
bezeugt sich die verantwortungsvolle<br />
Denkmalpflege, die Munster<br />
vor vielen westdeutschen Stadten beim<br />
Umgang mit seiner stark zerstorten Bausubstanz<br />
ausgezeichnet hat. Der prachtige<br />
Adelshof mit seinem spatbarocken<br />
Schwung ist eindrucksvoll wiedererstanden.<br />
Er wurde in einer brillanten<br />
Fuhrung in seiner auBeren und inneren<br />
Gestaltung den Besuchern vergegenwartigt.<br />
Eine besondere Wirkung geht von<br />
dem prachtvollen, raffiniert mit den Mitteln<br />
des Illusionismus arbeitenden Festsaal<br />
aus. Mit den pomposen Portrats des<br />
Kaisers und des KurfUrsten Clemens<br />
August, der hier manchmal residierte,<br />
wurde auch die zeitweilige personelle<br />
Verbindung von Kurkoln und Munster im<br />
Alten Reich demonstriert.<br />
Der Erbdrostenhof erganzt sich mit<br />
dem festlichen Kuppelbau der unmittel-<br />
bar benachbarten Clemenskirche zu einem<br />
Bauensemble von ganz besonderem<br />
Rang. Ihre rokokohafte Innengestaltung<br />
mit dem blau geaderten Stuckmarmor<br />
und den zahllosen Putten zaubert eine<br />
suddeutsche Atmosphare in die westfalische<br />
Welt.<br />
Nach den zwei Bauwerken, die den<br />
Stilwillen des 18. Jahrhunderts in charakteristischer<br />
Weise vergegenwartigen,begegnete<br />
am Nachmittag das<br />
17. Jahrhundert in seinem schweren<br />
Prunk und namenlosen Fiend. In der<br />
groBen Europarat-Ausstellung zur 350.<br />
Wiederkehr des Westfalischen Friedens<br />
wurden die Akteure und Aktionen des<br />
dreiBigjahrigen Krieges in groBartigen<br />
Portrats,Allegorien und Skulpturen, in<br />
Waffen und Schlachtgemalden, in verschnorkelten<br />
Akten, Flugblattern und<br />
Folianten prasentiert. Die Besucherfulle<br />
dieser opulenten Ausstellung bewies das<br />
anhaltende Interesse, das dem heute neu<br />
gedeuteten und gewurdigten AbschluB<br />
des dreiBigjahrigen Krieges als einem diplomatischen<br />
GroBereignis entgegengebracht<br />
wird, nachdem er lange Zeit nur<br />
als Ergebnis einer schmahlichen deutschen<br />
Niederlage gait.<br />
Angeregt, belehrt und bereichert<br />
kehrte die Gruppe aus der Metropole zur<br />
Heimatarbeit in die sauerlandischen Berge<br />
zuriick, mancher gewiB mit dem<br />
Wunsch, demnachst in ahnlicher Form<br />
andere fiir Gegenwart und Geschichte<br />
entsprechend bedeutsame Orte unserer<br />
Region in der belebenden Gemeinschaft<br />
Interessierter zu erfahren.<br />
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32<br />
SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Christine Koch Gesellschaft-<br />
Jahresprogamm 1999<br />
Die Christine Koch Gesellschaft zur<br />
Forderung der Literatur im Sauerland<br />
mit Sitz in Schmallenberg legt fur 1999<br />
ein reichhaltiges Programm<br />
vor, welches die<br />
verschiedensten Facetten<br />
sauerlandischen Literaturschaffens<br />
berucksichtigt.<br />
Mehr als 30 heimi-<br />
sche Autoren wirken bei<br />
insgesamt 11, uber das<br />
kurkolnische Sauerland<br />
verteilten Veranstaltungen<br />
mit. Wie es der Zielsetzung<br />
der Gesellschaft<br />
entspricht, gibt der Bezug<br />
zum Sauerland - sei es<br />
iiber Personen, Orte oder<br />
Inhalte - der Programmgestaltung ein<br />
unverwechselbares, Profil, das eine Unterscheidung<br />
von anderen Kulturangeboten<br />
ermoglicht. Den Auftakt des Jahresprogramms<br />
bildet am 19. Marz 1999 in<br />
Altenhundem eine Lesung in plattdeutscher<br />
Sprache mit anschlieRender Diskussion<br />
unter dem Thema; „Mundartdichtung<br />
- noch zeitgemaB?." Einen<br />
Hohepunkt durfte am 25. April 1999 in<br />
Schmallenberg die literaturgeschichtliche<br />
und -wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />
mit dem 2. Westfalischen Dichtertreffen<br />
darstellen, welches 1956 in<br />
Schmallenberg stattgefunden hat und<br />
den Aufbruch der literarischen Moderne<br />
in Westfalen markiert. Gegenwartsliteratur<br />
wird am 22.10.1999 in Marsberg<br />
und am 26.10.1999 in Winkhausen zu<br />
horen sein, wobei in Winkhausen im<br />
Rahmen der Kleinen Reihe ein essayistisches<br />
Sauerlandbuch vorgestellt werden<br />
soil. Thematische Veranstaltungen finden<br />
am 05. November 1999 in Borgs<br />
Scheune in Zuschen und am 03. Dezember<br />
1999 in dem Burgerzentrum Alte<br />
Synagoge in Meschede statt. Die diesjahrige<br />
Literaturfahrt fuhrt am 14. August<br />
1999 nach Kassel zum Bruder<br />
Grimm-Museum. Diese wird vorbereitet<br />
durch eine Vortragsveranstaltung uber<br />
die Sprache der Marchen am 10. August<br />
1999 auf der Jugendburg Bilstein. Das<br />
Seminar am 24. bis 26. September<br />
1999 in Langscheid zum Schreiben aus<br />
regionaler Erfahrung und die Sauerlander<br />
Buchmesse am 07. November 1999<br />
in Bad Fredeburg sind wie in den Vor-<br />
FORDERUNG<br />
DER LITERATUR<br />
IM SAUERLAND<br />
CHKISTLNKKOCH<br />
(;KSKLLSCIIAITK.V.<br />
jahren fester Bestandteil des Literaturprogramms.<br />
Zur Durchfuhrung des Programms<br />
1999 kooperiert die Christine<br />
Koch Gesellschaft im Sinne einer Vernetzung<br />
von Kulturarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Jugend und Literatur<br />
e.V. in NRW, dem<br />
Landschaftsverband Westfalen-Lippe,<br />
dem Hochsauerlandkreis,<br />
dem Kunst-verein<br />
Pro Forma Eslohe, der Bruder<br />
Grimm-Gesellschaft e.V.<br />
Kassel, dem Verein „Die Fe-<br />
dern" Marsberg, dem Verein<br />
fur Kultur in Zuschen e.V.<br />
und dem Verein Burgerzentrum<br />
Alte Synagoge e.V. Die<br />
Gesellschaft will Begeiste-<br />
rung fiir regionale Literatur<br />
wecken. Uxeter Wiethoff<br />
Programmblatter sind bei der Geschaftsstelle der Christine<br />
Koch Gesellschaft in Schmallenberg, Postfach<br />
1140, 57376 Schmallenberg. abrufbar.<br />
„Jugend musiziert"<br />
in Siidwcstfalen<br />
In diesem Jahr wurde der Regionalwettbewerb<br />
„Jugend musiziert" Sudwestfalen<br />
erstmals von den Musikschulen<br />
aus Drolshagen, Olpe und Wenden<br />
am 30. und 31. Januar gemeinsam ausgerichtet.<br />
nachdem in den drei Jahren<br />
zuvor der Hochsauerlandkeis und davor<br />
die Stadt Siegen die Organisation hatten.<br />
Zum RegionalausschuB Sudsauerland<br />
gehoren die Kreise Siegen-Wittgenstein,<br />
Hochsaueriandkeis und Olpe. Seit<br />
langem hat sich auch hier der bundesweite<br />
Wettbewerb als eine der erfolgreichsten<br />
Unternehmungen der musikalischen<br />
Jugendbildung erwiesen. Immer<br />
wieder wuchsen die jungen Musikerinnen<br />
und Musiker in die Schul- und Laienorchester.<br />
Big Bands oder Musikvereine<br />
nach, besonders mit ihren Blasinstrumenten,<br />
und manche, die gut Klavier<br />
spielen, sind schon in jungen Jahren<br />
ganz selbstverstandlich Organisten in unseren<br />
Kirchen - naturlich ehrenamtlich.<br />
Es ware unmoglich. hier alle ersten<br />
Preistrager zu nennen, geschweige denn<br />
die vielen fleiRigen Musikanten, die sich<br />
in verschiedenen Altersklassen auf den<br />
Wettbewerb vorbereitet batten. Aus dem<br />
Sauerland nahmen mit hervorragendem<br />
Erfolg teil und erhielten deshalb einen<br />
„1. Preis mit Weiterieitung" (zum Wettbewerb<br />
auf Landesebene in Munster) in<br />
der Sparte Klavier; Caspar Behme und<br />
Gerhard Vielhaber aus Attendorn, Ansgar<br />
Wunsch aus Bestwig und Carsten<br />
Gerwin aus Arnsberg. Bei den Akkordeonspielern<br />
gab es zwar nur erste und<br />
zweite Preise. aber keine Weiterieitungen.<br />
Die Blaser-Ensembles waren dicht<br />
besetzt. Hier gewann das Blockflotenduo<br />
Ilka Ufer und Kerstin Wanske aus Attendorn.<br />
Ein Blaserquartett aus Wenden,<br />
gebildet von Eric Butzkamm und Jurgen<br />
Halbe (Trompeten), Thomas Clemens<br />
(Horn) und Daniel Ridder (Posaune) trug<br />
den Sieg davon. Das Klarinettentrio<br />
Yvonne Fretter und Marion Schulte aus<br />
Olpe und Thomas Nebeling aus Drolshagen<br />
uberzeugte die Jury mit Variationen<br />
uber ein Thema J. Pleyels von Franz<br />
Vinzenz Krommer.<br />
Das Saxophonquartett Ellen Altwicker,<br />
Mareike Bieker und Martin Theile<br />
aus Drolshagen und Tobias Hammeke<br />
aus Olpe gewann mit einem Stuck nach<br />
Antonin Dvorak. Im Each Gesang gab es<br />
keinen einzigen mannlicher Bewerber.<br />
Es traten immerhin 14 Madchen bzw.<br />
junge Damen an, die bis auf eine alle aus<br />
dem Hochsauerlandkeis stammen. Beate<br />
Sulk-Clasen aus Altenruthen war eine<br />
der beiden ersten Preistragerinnen, die<br />
sich weiter qualifizierten konnten.<br />
Das abschlieBende Konzert junger<br />
Preistrager und Preistragerinnen fand<br />
am Sonntag, 21. Februar in der Stadthalle<br />
in Olpe vor dankbaren und begeisterten<br />
Zuhorern aus ganz Stidwestfalen<br />
statt. Knut Friedrich Platz<br />
„Duitske Misse"<br />
von G. Nellius nach Texten<br />
von Ch. Koch<br />
Am 19. Juni 1999 wird um 17.30<br />
Uhr in der St. Johannes-Baptist-Kirche<br />
am Neheimer Markt die ..Duitske Misse"<br />
von Georg Nellius nach Texten von Christine<br />
Koch aufgefuhrt. Der <strong>Heimatbund</strong><br />
Neheim-Husten e.V. hat die Darbietung<br />
dieses Chorwerks zum AbschluR der Veranstaltungen<br />
seines 85-iahrigen Bestehens<br />
angeregt.<br />
Unter Leitung von Kantor Heinz<br />
Senft ArnsbergAVeri singen der Mannerchor<br />
Westonnen und der Mannerchor<br />
Eintracht Hachen das umfangreiche<br />
Werk von Georg Nellius, der auf<br />
dem Neheimer Mohnefriedhof bestattet<br />
ist. Zu der „Duitsken Misse" sind alle<br />
Freunde des Plattdeutschen in den ..Sauerlander<br />
Dom" eingeladen. Red.<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
SAUERLAND NR. Saurländer 1/1999 <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Jahrcstagung „Stiftung<br />
Bruchhauser Steine"<br />
Bei der Jahrestagung der Stiftung<br />
Bruchhauser Steine am 29. Januar 1999<br />
uberreichte Hubertus Freiherr von Furstenberg<br />
einen Scheck von DM 1000.-<br />
an den Ortsvorsteher Karl-Josef Steinrucken<br />
fur die Bruchhauser Dorfgemeinschaft<br />
als Dank und Anerkennung fur die<br />
im vergangenen Jahr errungene Goldmedaille<br />
im europaischen Blumenwettbewerb<br />
„ entente florale". Zuvor hatte<br />
der Stiftungsprasident in seinem Rechenschaftsbericht<br />
vor Vertretern aus<br />
Politik und Verwaltung, Wirtschaft,<br />
Landschaftsverband und Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong> Ruckschau gehalten und<br />
die Stiftungsplane fur dieses Jahr erlautert.<br />
Die Wanderfalken sollen auch<br />
zukunftig beobachtet werden, auBerdem<br />
beginnen die Arbeiten an einem botanischen<br />
Fuhrer. Ferner soil das neue Infozentrum<br />
zu einer aktiven Begegnungsstatte<br />
fiir alt und jung werden. Zudem will<br />
man das Boden- und Kulturdenkmal mit<br />
Stiftungsprasident Hubert Freihe., .>.., .urstenberg (links)<br />
uberreichte Ortsvorsteher Karl-Josef Steinrucken einen Scheck uber lUUU-UM<br />
als Zeichen der Anerkennung fiir die Errmgung<br />
der Goldmedaille im europaischen Wettbewerb „entente florale .<br />
toto: PiUe<br />
seinem Naturschutzgebiet und archaologischen<br />
Reservat den Schulen naherbringen.<br />
Die zur Zeit laufenden archaologischen<br />
Untersuchungen haben ergeben,<br />
daB an den Steinen vor 500 Jahren<br />
vor unserer Zeitrechnung bereits Menschen<br />
gelebt haben. Der Vorsitzende des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es, Dieter<br />
Wurm, wies darauf hin, daB der gedeihliche<br />
Fortbestand der Stiftung durch die<br />
Initiative vor Ort, durch die Gemeinde<br />
und den Kreis sowie den <strong>Heimatbund</strong><br />
gewahrleistet werden musse. In diesem<br />
Zusammenhang betonte Dieter Wurm<br />
die bedeutende Rolle des Landschaftsverbandes<br />
als bewahrter Forderer westfalischer<br />
Eigenarten und Kultur. Er legte<br />
auch ein uberzeugendes Bekenntnis fur<br />
den Fortbestand des Landschaftsverbandes<br />
in seiner Ansprache dar. Red.<br />
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Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
34<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
BUCHER • SCHRIFTTUM<br />
Die Klausenkapelle in<br />
Meschede<br />
Das kleine Gotteshaus oberhalb der<br />
Stadt Meschede, die Klausenkapelle St.<br />
Michael, gehort zu den kirchengeschichtlich<br />
und kunsthistorisch interessantesten<br />
Denkmalern des Mescheder<br />
Raums. Leider fehlte bisher eine Monographie<br />
uber das Kirchlein und seine<br />
wechselhafte Geschichte. Nun hat der<br />
jetzige Klausner, Pater Hubert Tonnesmann<br />
(1928 in Bamenohl geboren), eine<br />
Darstellung der Klause verfaBt, in der<br />
er seit 1987 lebt. Seine Arbeit ist urn so<br />
verdienstvoller, als es nur sparliche,<br />
meist nur indirekt zu erschlieBende Quellenaussagen<br />
z.B. uber die Entstehung<br />
der Kapelle (urn 1150) und ihr damaliges<br />
Aussehen gibt und sie auch in den folgenden<br />
Jahrhunderten ein „verborgenes<br />
Dasein" fiihrte, wie der Verfasser<br />
schreibt.<br />
Erst in der religios bewegten Zeit des<br />
Spatmittelalters sorgten Frauen fiir eine<br />
geistige Belebung des Kapellenberges.<br />
Pater Tonnesmann erzahlt ausfuhrlich<br />
von der frommen und gelehrten Kuneke<br />
Yesvogel - sie beherrschte Latein und<br />
Hochdeutsch - die um 1430 als Klaus-<br />
^\ (^Klausen-<br />
\ ka-pelle<br />
I<br />
ST. MICHAEL IN MESCHEDE<br />
nerin hier ein allein Gott zugewandtes<br />
Leben begann, aber bald Gefahrtinnen<br />
fand. Er druckt die uns gliicklicherweise<br />
erhaltene mittelniederdeutsche Chronik<br />
(mit neuhochdeutscher Ubertragung) ab,<br />
die uns von den Klausnerinnen berichtet,<br />
die sich dem 3. Orden der Dominikanerinnen<br />
anschlossen. Als sie ein Dorf<br />
nahe Meschede zum Geschenk erhiel-<br />
4. Feld: links ..Neid des Teufels Freund"<br />
4. Feld: rechts Zwei Hunde streiten sich um einen Knochen<br />
ten, grundeten sie dort das Kloster Galilaea,<br />
das bis zur Sakularisation bestand.<br />
Nach dem Weggang der Frauen verfiel<br />
die Kapelle, doch gab es immer wieder,<br />
vom Verfasser ausfuhrlich dokumentierte<br />
Anstrengungen zu ihrem Wiederaufbau,<br />
bis sie im 19. Jh. vom Graf en von<br />
Westphalen erworben wurde. Er sorgte<br />
auch fur eine wurdige Renovierung und<br />
die Aufstellung des spatgotischen<br />
Schnitzaltars aus dem ehemaligen Kloster<br />
Galilaea, einem groRartigen, nach<br />
Datierung, Schopfer und Herkunft allerdings<br />
noch ungeklarten Kunstwerk, das<br />
T5nnesmann am SchluB der Darstellung<br />
in seinen inhaltlichen Aussagen genauer<br />
erlautert. Aber auch uber die Schicksale<br />
der einzelnen Klausner vom 18. Jh. bis<br />
zur Gegenwart erfahren wir hier erstmals<br />
im Zusammenhang wie auch jene lesenswerte<br />
Episode uber die wahrend des<br />
Kulturkampf-Hohepunktes 1876 gegen<br />
das staatliche Verbot listig gepflanzte<br />
Pius-Eiche.<br />
Der Klausner hatte lange gezogert,<br />
seine sowohl durch die Untersuchung<br />
der baulichen Merkmale wie das Studium<br />
vieler archivalischer Quellen gesammelten<br />
Erkenntnisse zu veroffentlichen,<br />
denn er war sich der noch bestehenden<br />
Lucken in unserem Wissen uber das alte<br />
Gotteshaus durchaus bewuBt. DaR er<br />
Fotos: Giinter Kotthoff<br />
schlieRlich die Zustimmung zur Veroffentlichung<br />
gab, ist unter anderem das<br />
Verdienst seines .,Mitarbeiters" und<br />
Nachbarn Giinter Kotthoff. Er hat sich<br />
nicht nur unermudlich fur die Druckfassung<br />
des Manuskripts eingesetzt. Er hat<br />
auch als Fotograf die Mehrzahl der Bilder<br />
geliefert und z.B. die kaum erkennbaren<br />
Inschriften hoch oben an den Seitenwanden<br />
des Kapellenschiffs sichtbar gemacht:<br />
alte Sinnspruche, die auf der gegenijberliegenden<br />
Seite des Kapellenraums<br />
durch treffende Strichzeichnungen<br />
veranschaulicht sind. Wer sie wann<br />
angebracht hat? Wir wissen es nicht,<br />
aber daB die zeitlos giiltigen Aussagen<br />
nun zuganglich sind, ist ein unerwarteter<br />
Gewinn. Mit Recht hat der Mescheder<br />
<strong>Heimatbund</strong>, unterstutzt durch den<br />
Landschaftsverband Westfalen-Lippe,<br />
den Hochsauerlandkreis und die Jubilaumsstiftung<br />
der Sparkasse Meschede-Eslohe<br />
uns durch die Veroffentlichung<br />
bewuEt gemacht, wie viele verborgene<br />
Geschichtszeugnisse und Kunstwerke es<br />
hier noch zu erschlieRen gibt.<br />
Dr. Erika Richter<br />
Hubert Tonnesmann: Klausenkapelle St. Michael in<br />
Meschede. Hrsg.: <strong>Heimatbund</strong> Meschede. Meschede<br />
(Verlag Drees) 1998. 121 Seiten. 20,- DM.<br />
Apsis in der Klausenkapelle<br />
(siehe auch Titelbild) ^<br />
Foto: Friedhelm Ackermann '<br />
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SAUERLAND<br />
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36<br />
SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Lcbensbilder<br />
Schmallenberger Frauen<br />
Haufig werden Funktion und Position<br />
von Gleichstellungsbeauftragten bespottelt<br />
und als eigentlich uberflussig, wenn<br />
nicht storend bewertet. In der vorliegenden<br />
Publikation zeigt sich ein Gegenbeweis,<br />
wenn auch nicht im direkten Tatigkeitsbereich<br />
dieser Frauen im Verwal-<br />
tungsrahmen. Die Schmallenberger<br />
Gleichstellungsbeauftragte Hannelore<br />
Himmelreich hat - allerdings in Zusammenarbeit<br />
mit dem ruhrigen Heimatund<br />
Geschichtsverein Schmallenbergein<br />
Buch uber Leben und Leistungen<br />
Schmallenberger Frauen herausgegeben.<br />
Die Dokumentation „Lebensbilder"<br />
will nicht vordringlich die „groRen"<br />
Frauen dieses Raumes vorstellen, obwohl<br />
es uber eine Reihe bemerkenswerter<br />
Personlichkeiten zu berichten<br />
gibt, wie uber die Unternehmerin Sophie<br />
Stecker (Hannelore Schenk), uber die<br />
Ordensgrunderin Theresia Albers (Eduard<br />
Klauke), uber die Streiterin fur hohere<br />
Madchenbildung Margret Middeler (Werner<br />
Haeser) wie uber die auch im SHB<br />
unvergessene Hedwig Jungblut-Bergenthal<br />
(Hildegunde Didam). Es ging der<br />
zwei Jahre arbeitenden Gruppe, wie es<br />
einleitend heiRt, mehr noch um die von<br />
der Offentlichkeit nie hervorgehobencn<br />
Frauen, die gewurdigt und in der Eingebundenheit<br />
in ihr Umfeld gezeigt werden<br />
sollen. Wir erfahren also iiber „Textilindustrie<br />
und Frauenarbeit"(Hermann-Josef<br />
Strieder),uber die" Frau in der Landwirtschaft"<br />
und uber die „Landhebammen"<br />
(beides Barbel Michels) oder uber<br />
die „Gemeindeschwestern" (Hannelore<br />
Himmelreich). In den letztgenannten<br />
Aufsatzen wird die weibliche Fursorgebereitschaft<br />
eindrucksvoll bezeugt. Das<br />
gilt aber auch fur die Wirksamkeit der ins<br />
Sauerland vertriebenen Grafschafter<br />
Borromaerinnen (Sw. M. Brunhilde) oder<br />
fur manche Aktivitaten der kath. Frauengemeinschaft<br />
Schmallenberg (Gertrud<br />
Siebert).Die pragende Bedeutung des<br />
Katholizismus fur das Frauenleben<br />
kommt nicht nur in diesen, sondern in<br />
fast alien, auch den hier nicht aufgelisteten<br />
Aufsatzen zum Ausdruck. Es fehlt<br />
jetzt jedoch nicht an einer bewuBten Auseinandersetzung<br />
mit dem bisherigen,<br />
jetzt problematisierten Rollenverstandnis<br />
von Frauen in der Kirche „Strukturen<br />
brechen auf - Frauen und Kirche"<br />
(Hildegard Tigges).<br />
Frauenschicksale in der NS-Zeit werden<br />
am Beispiel einer Schmallenberger<br />
Judin veranschaulicht „Hermine Stern<br />
geb. Morgenthau" (Josef Wiegel). Es war<br />
bewegend, daB bei der Vorstellung des<br />
Buches im Schmallenberger Rathaus<br />
Vertreter der Enkel von Frau Stern eigens<br />
aus Holland angereist waren und<br />
sich fur das Gedenken an ihre GroKmutter<br />
bedankten. Nicht unerwahnt bleiben<br />
soil aber schlieRlich ein Aufsatz, der<br />
einen unerwarteten Aspekt vorfuhrt:<br />
Frauen als Kriminelle in der ersten Halfte<br />
des 19. Jh. „Mit dem Gesetz in Konflikt<br />
- Frauen vor den Schranken des Fredeburger<br />
Amtsgerichts" (Gunter Schulte)<br />
Um welche „Verbrechen" ging es? Die<br />
Frauen hatten an verbotenen Stellen<br />
Vieh gehutet, Kartoffeln oder ein Brot<br />
entwendet, also Notkriminalitat in den<br />
Hungerjahren vor 1848. Sie wurde nach<br />
heutigem Empfinden drakonisch bestraft.<br />
In einem Fredeburger Urteil von<br />
1846 heiBt es, daii: „C.P. zwar mit Criminal<br />
Strafe zu verschonen, jedoch wegen<br />
der Entwendung von Futterkrautern<br />
vermittels sechs Ruthenhieben in die<br />
Hand zu zuchtigen" sei. Rechtspflege<br />
der „guten alten Zeit"...<br />
Resumee: Die Lekture der auch optisch<br />
sehr ansprechend gestalteten Aufsatzsammlung<br />
ist ausdrucklich zu empfehlen.<br />
Hoffentlich gehen Impulse zu<br />
ahnlichen Publikationen von ihr aus.<br />
Dr. Erika Richter<br />
Lebensbilder Schmallenberger Frauen.Hrsg.von der<br />
Gleichstellungsbeauftragten und dem Heimat- und Geschichtsverein<br />
Schmallenberger Sauerland e.V.. Balve<br />
(Zimmermann Druck) 1998.198 Seiten. 25,- DM.<br />
Frauenbilder aus dem<br />
Kreis Olpe<br />
Die Rezensentin hatte kaum den letzten<br />
Satz ihrer Besprechung der „Lebensbilder"<br />
von Schmallenberger Frauen<br />
formuliert, als sich ihr Wunsch unerwartet<br />
schnell erfullte. Schon sind die<br />
„Lebensbilder von Frauen im Kreis<br />
Olpe", anzuzeigen. Die dortige Beauftragte<br />
fur Gleichstellungsfragen Maria<br />
Schweinsberg hat sie „zusammengetragen",<br />
wie sie im Vorwort schreibt. Die<br />
Redaktionsarbeit teilte sie sich mit dem<br />
Archivar Dieter Trops. Es ist interessant,<br />
die beiden, im Umfang ungefahr gleichen<br />
BiJcher, in der Olper Ausgabe leider<br />
weniger stabil gebunden, miteinander<br />
zu vergleichen. Ihre Anlage ist unterschiedlich.<br />
Zu Beginn gibt Susanne Falk<br />
zwar auch eine allgemeine , ausfuhrliche<br />
und grundliche Ubersicht der Situation<br />
der Frauen in der neueren Zeit, .,Wege<br />
durch die Verhaltnisse vom Alltag der<br />
Frauen im Kreis Olpe 1850 - 1939", gefolgt<br />
von den Lebensskizzen einiger<br />
Frauen unseres Jahrhunderts gleichsam<br />
als Auftakt. Dann aber werden zunachst<br />
Frauengestalten aus dem Mittelalter und<br />
der Fruhen Neuzeit ins Gedachtnis<br />
zuruckgerufen. Die Schmallenberger<br />
..Lebensbilder" gingen dagegen nicht<br />
hinter das 19. Jahrhundert zuruck. Sie<br />
versuchten auch starker spezif ische Frauengruppen:<br />
Textilarbeiterinnen, Landfrauen,<br />
Borromaerinnen, Gemeindeschwestern<br />
in ihren typischen Lebensbedingungen<br />
darzustellen. Die Olper Studie<br />
ist starker personalisiert. Wir begegnen<br />
herausragenden Frauengestalten in<br />
ihren Leiden und Leistungen wie im<br />
weitgespannten Bericht uber die Grafin<br />
Mechthild von Sayn, Grunderin des<br />
Drolshagener Zisterzienserinnenklosters<br />
1235 (Hubertus Halbfas) oder uber die<br />
standhafte Dorothea Becker, die zur Zeit<br />
der Hexenverfolgungen um 1590 im<br />
peinlichen Verhor alien Folterqualen unbeugsam<br />
trotzte (Gunther Becker).<br />
Krankheit und Tod waren mit der weiblichen<br />
Existenz im besonderen MaBe verbunden.<br />
Das veranschaulichen auch die<br />
Schicksale von ..Walburgis Heinemann,<br />
1655-1742, eine tapfere Frau des Hundemer<br />
Landes", (Glaus Heinemann) und<br />
Maria Nies, die als einzige von 10 Geschwistern<br />
erwachsen wurde. Besondere<br />
WiJrdigung verdient sie, weil sie schon<br />
im 18. Jh zur Stifterin der Silberger<br />
Schulvikarie wurde (Martin Vormberg).<br />
Fur das charakteristische Engagement<br />
von Frauen im padagogischen Bereich<br />
stehen dann im 20. Jh. die Leiterin der<br />
Ursulinenschule in Attendorn, Innocentia<br />
Scheele (Schw. Benedista Camp), Josepha<br />
Arens, Oberstudiendirektorin aus<br />
Bausenrode (Gisbert Strotdrees), aber<br />
auch eine schlichte VolksschuUehrerin<br />
wie Anna Klunker, die sogar Zivilcourage<br />
im Nationalsozialismus bewies (Anni<br />
Siebert), Ubrigens etwas ganz Singulares!<br />
Den engen sauerlandschen Rahmen<br />
uberschritten zwei Ordensfrauen mit<br />
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SAUERLAND<br />
37<br />
weltweit ausstrahlender Caritas: Maria<br />
Theresia Bonzel, Grunderin der Kongregation<br />
der „Armen Franziskanerinnen<br />
von der ewigen Anbetung" (Gretel Kemper)<br />
und Maria Alexia Sondermann,<br />
Grunderin eines Krankenhauses in<br />
Memphis USA (Karl Heinz Kaufmann),<br />
Doch ist das unermudliche Wirken einer<br />
Daheimgebliebenen nicht vergessen,<br />
Thekla Wurm, die letzte Hebamme der<br />
Gemeinde Klausheim (Hildegard Bruggemann).<br />
Fiir derartige Lebensleistungen<br />
gibt es - wie erwahnt - Entsprechungen<br />
im Schmallenberger Band, der<br />
ebenfalls sowohl uber tatkraftige und sozial<br />
engagierte Frauen berichtete, wie es<br />
hier iiber die Olper Unternehmerin Hildegard<br />
Wolf geschieht (Wilma Ohly) oder<br />
die Schicksale judischer Frauen (Gretel<br />
Kemper). Unvergleichlich, und darum<br />
besonders lesenswert ist aber die Darstellung<br />
der viel zu wenig bekannten Genealogin<br />
des Sauerlandes Auguste Liese<br />
(Josef Wermert) oder der Kunstlerin Ina-<br />
Maria Mihlyhegi-Witthaut (Annette<br />
Domscheit-PreuK). Die Auseinandersetzung<br />
mit der umstrittenen Josefa Berens-Totenohl<br />
(Monika Locker) setzt einen<br />
deutlich kritischen Akzent. Der<br />
SchluRaufsatz, eine Untersuchung uber<br />
AusmaR und Auswahl von Frauennamen<br />
auf StraBenschildern in den Ortschaften<br />
des Kreises Olpe (Roswitha Kirsch-<br />
Stracke), gehorte auf den Schreibtisch aller<br />
Gremien, die uber StraBenbenennungen<br />
entscheiden. Viele Frauengestalten,<br />
denen in dem Buch informative Aufsatze<br />
gewidmet sind, fehlen (noch). Wenn<br />
StraEennamen „Fenster zur Geschichte<br />
von Frauen sind", wie es in dem Aufsatz<br />
heiftt, muBte noch manches Fenster aufgestoRen<br />
werden. Aber das gilt nicht nur<br />
fiir den Kreis Olpe ...<br />
Dr. Erika Richter<br />
Lebensbilder von Frauen im Kreis Olpe.Schriftenreihe<br />
des Kreise Olpe, Nr. 28,Olpe 1998, 219 S./15,- DM<br />
Strunzerdaal 17.1.1998<br />
Der Olsberger <strong>Heimatbund</strong> bringt mit<br />
dem neuesten STRUNZERDAAL-<strong>Heft</strong><br />
bereits seine 17. Ausgabe heraus. Dieses<br />
Heimatblatt hat sich inzwischen zu einem<br />
gefragten Jahrbuch entwickelt. War<br />
das erste <strong>Heft</strong> 1981 nur 48 Seiten stark,<br />
so es jetzt bei einem Preis von 15,80 DM<br />
schon 200 Seiten stark Die Redaktion<br />
liegt in den bewahrten Handen von<br />
Heinz<br />
mann.<br />
Letter-<br />
Das Titelblatt<br />
zeigt Helmeringhausen,<br />
das<br />
„sch6nste Fleckchen<br />
am Ende<br />
der Welt". Einige<br />
Beispiele aus<br />
dem Inhalt mogen<br />
die Vielfalt<br />
der Beitrage<br />
verdeutlichen:<br />
H.M. Koster: Gevelinghauser Amphore<br />
(„das schonste BronzegefdB Deutschlands"};<br />
H. Lettermann: <strong>Heimatbund</strong><br />
glanzte mit Ausstellung von alten<br />
Lesebiichem; K. Driller; Projekt PhillipstoUen<br />
im „Briloner Eisenberg";<br />
Dr. Heege: Der Brilonische Eisenberg;<br />
U. Wiegelmann: Das Ortsemblem fur<br />
EUeringhausen; Th. Hunke: Der<br />
StraBenbau von Assinghausen nach<br />
Bruchhausen; K. Joch: Schulgeschichte<br />
von Wiemeringhausen<br />
Daruberhinaus wird von vielen Jubilaen<br />
berichtet, aber auch von Oberreichungen<br />
des Bundesverdienstkreuzes (J.<br />
Rath, E. Rosenberger), vom Wettbewerb<br />
„Unser Dorf soil schoner werden", Bilder<br />
von alien Schutzenkonigspaaren im<br />
Stadtgebiet Olsberg und von Todesfallen<br />
verdienstvoller Heimatfreunde.<br />
Ulrich Wiegelmann<br />
<strong>Heft</strong> 1-16 sind noch erhaltlich in der Heimatbiicherei<br />
der Stadt Olsberg .<br />
Erinnerungen eines MeBdieners<br />
an die NS-Zeit<br />
ein neues Buch<br />
von Msgr. Dr. Wilhelm Kuhne<br />
Der Autor Msgr. Dr. Wilhelm Kuhne<br />
unseren Lesem und Leserinnen als<br />
langjahriger Rektor der Landvolkshochschule<br />
in Hardehausen und als Verfasser<br />
mehrerer regionalgeschichtlicher Beitrage<br />
in unserer Zeitschrift bekannt, hat seinem<br />
neuen Werk den umfangreichen Titel<br />
gegeben: „... Qui laetif icat juventutem<br />
meam - ... der mich erfreut von Jugend<br />
auf". Der Verfasser fugt noch den Untertitel<br />
hinzu; „ObermeKdiener in der<br />
Nazi- und Kriegszeit, vornehmlich eine<br />
Dokumentation".<br />
Es wird haufig beklagt, daR sich nur<br />
wenige ,.Zeitzeugen" bereitgefunden ha-<br />
ben, uber ihre Erinnerungen an die NS-<br />
Zeit zu berichten. Das Buch von Wilhelm<br />
Kuhne gibt einen sehr farbigen Einblick<br />
in die kirchliche Jugendarbeit der Jahre<br />
nach 1933, die von einem unerbittlichen<br />
Kampf des NS-Regimes gegen alle Aktivitaten<br />
der christlichen Kirche auRerhalb<br />
von Altar und Sakristei gepragt waren.<br />
Obwohl insbesondere die organisierte<br />
konfessionelle Jugendarbeit streng verboten<br />
war, gelang es einer kleinen MeBdienergruppe<br />
unter der Leitung des<br />
„ObermeBdieners" Wilhelm Kuhne, sich<br />
auch auBerhalb des Kirchenraumes bei<br />
Fahrten und gemeinsamen Unternehmungen<br />
zu treffen. Bei diesen Treffs zirkulierten<br />
etwa die Abschriften der gegen<br />
das herrschende Regime gerichteten<br />
Predigten des „L6wen von Munster",<br />
des Bischofs Clemens August Graf von<br />
Galen, die aus damaliger Sicht den Charakter<br />
einer geheimen Untergrundliteratur<br />
hatten.<br />
Ob man hier schon von passivem Widerstand<br />
gegen das herrschende System<br />
und von innerer Emigration sprechen<br />
kann. muB of fen bleiben. Jedenfalls gelang<br />
es dieser MeBdienergruppe, eine<br />
Nische zu finden, in der sie sich vom<br />
christlichen Glauben her fur die zu erwartenden<br />
politischen Gefahren innerlich<br />
riisten konnten.<br />
Das Buch gewinnt besonderen Wert<br />
durch den Abdruck zahlreicher Originaldokumente<br />
aus der damaligen Zeit. Viele<br />
Briefe der Jugendlichen endeten mit<br />
dem GruB: „Christus REX", ein bewegendes<br />
Zeichen des mutigen Bekenntnisses<br />
zum christlichen Glauben in einer<br />
glaubensfeindlichen Diktatur.<br />
Dr Adalbert Miillmann<br />
Dr Wilhelm Kuhne: „.., QUI LAETIFICAT JUVEN-<br />
TUTEM MEAM<br />
„ der mich erfreut von Jugend auf"- ...<br />
ObermeKdiener in der Nazi- und Kriegszeit - vornehmlich<br />
eine Dokumentation<br />
(Aufgabensammlung und Dokumentation), 192 Seiten,<br />
48 Abb. sw. 14,5 x 21 cm, 29,80 DM, Huxaria-<br />
Verlag, Hoxter,<br />
Winterpoesie<br />
Wer kennt sie nicht, die bunten Ansichtskarten<br />
uber die Winterfreuden im<br />
Sauerland; schneebedeckte Berghange<br />
vor blauem Himmel mit schnittigen Skifahrern<br />
oder putzigen Rodelkindern in<br />
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SAUERLAND<br />
38 SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Buntgestricktem? Oder wenn es stimmungsvoller<br />
sein sollte: Rehe oder anderes<br />
seltenes Wild vor einer Futterung<br />
oder eine verschneite Kapelle im Winterwald?<br />
Das alles ist nicht die „Winterpoesie",<br />
die nun in einem von Herbert<br />
Knorr im Auftrag des Hochsauerlandkreises<br />
1999 herausgegebenen Buch<br />
dokumentiert ist.<br />
Zur Vorgeschichte dieses groRformatigen<br />
Bild- und Textbandes, der ohne jede<br />
Ubertreibung als absolut neuartig und<br />
innovativ bezeichnet werden kann: Vom<br />
14.1 .-11.3.1998 veranstaltete der HSK<br />
zusammen mit der Christine-Koch-Gesellschaft,<br />
anderen literarischen Vereinigungen<br />
und dem Westfalisciien Literaturbiiro<br />
Unna ein Kulturprojekt, das der<br />
Verbindung von Kuitur und Tourismus<br />
gewidmet war. Acht renommierte Kiinstlerinnen<br />
und Kiinstler- funf Lyrikerinnen<br />
und Lyriker und drei Fotografinnen und<br />
Fotografen-nahmen „Winterresidenz"<br />
in Hotels oder Pensionen des Hochsauerlandes.<br />
Sie waren dabei, als in uber 3o<br />
Veranstaltungen wie Lesungen und Ausstellungen<br />
die Bevolkerung in das Projekt<br />
„Winterpoesie" eingefuhrt wurde.<br />
Sie waren aber auch viel unterwegs und<br />
erkundeten die Landschaft, machten ihre<br />
Erfahrungen mit Touristen und Einheimischen<br />
und bieten nun mit diesem<br />
Band ihre Wahrnehmungen und Empfindungen<br />
in ihrer jeweiligen kiinstlerischen<br />
Ausdrucksform. In seiner Einfiihrung<br />
kommentiert Herbert Knorr<br />
kundig und einfuhlsam die sehr unterschiedlichen<br />
Resultate der kunstlerischen<br />
Umsetzung von Sauerland-Eindriicken.<br />
Die Biographien der Kiinstler samt ihren<br />
Werken und Auszeichnungen werden<br />
am Buchende zusatzlich aufgefiihrt, um<br />
den Leser noch konkreter damit vertraut<br />
zu machen.<br />
Auf die Beitrage kann hier nicht im<br />
einzelnen eingegangen werden: von der<br />
ironisch-komischen „Rhapsodie in<br />
Hochsauer" des Diisseldorfers Alexander<br />
Nitzberg (1969 in Moskau geboren)<br />
bis zu den Distichen des geburtigen Dresdeners<br />
Heinz Czechowski (Jg.l935),-<br />
jetzt in Schoppingen lebend- spannt sich<br />
ein weiter Rahmen. Dem Leser wird es<br />
nicht immer leicht gemacht. Die subjektiven<br />
Erinnerungen und Assoziationen,<br />
die bei der Begegnung mit dem<br />
Hochsauerland auftauchen, wirken<br />
manchmal verschlusselt, aber sie lohnen<br />
die Auseinandersetzung wie bei Anne<br />
Duden, Saskia Fischer und Brigitte Oleschinski.<br />
Schon auf den ersten Blick fesselnd<br />
sind die Fotos, teilweise starkste Verfremdungen<br />
ublicher Sehgewohnheiten,<br />
etwa in den Beitragen der ostfriesischen<br />
Fotografin und Filmemacherin Synke<br />
Schluter, jetzt in Munster wohnend.<br />
"Schneewalzer" nennt sie eine Serie, es<br />
sind Nachtaufnahmen von Skipisten, die<br />
nachts von Spezialmaschinen fiir die<br />
Wintersportler wieder hergerichtet werden;<br />
ungewohnte Schneeformen in<br />
starkstem Grijn. Eine zweite Serie mit<br />
dem Titel „Schneeflug" sind Luftaufnahmen,<br />
geradezu surrealistisch anmutende<br />
Bilder in Blau und Griin. „Schnee" nennt<br />
auch der aus Krakau stammende, nun in<br />
Munster beheimatete Tomasz Samek<br />
seine Serie in einer abstrakt wirkenden<br />
Formensprache in Blau und Violett. Besonders<br />
ausdrucksvoll sind auch die Portratstudien<br />
der Niederlanderin Anne van<br />
der Voort. Sie fotografierte sehr alte<br />
Menschen und stellte den zerfurchten<br />
Gesichtern Jugendbilder gegeniiber.Sie<br />
dokumentiert damit in unvergeRlicher<br />
Weise die menschliche Verganglichkeit<br />
wie die Wiirde des Alters. Schon allein<br />
dieser seltenen Bilder wegen ist der Band<br />
eine Kostbarkeit. Dem Hochsauerlandkreis<br />
ist sehr zu danken, daR er das Experiment<br />
„Winterpoesie" gewagt hat<br />
und das Wagnis nun als Buch dem Betrachter<br />
vorlegt. Es ist ihm eine weite<br />
Verbreitung zu wunschen!<br />
Dr. Erika Richter<br />
Winterpoesie. Text-Foto-Edition - Winterresidenz<br />
Hochsauerland. Im Auftrag des Hochsauerlandkreises<br />
herausgegeben von Herbert Knorr. Asten-Veriag Arnsberg<br />
1999, 110 Seiten. 39.80 DM.<br />
Eine Eisenbahn<br />
iiber oder neben Brilon<br />
Das ist der Titel eines Buches, in dem<br />
der Vermessungsingenieur und Heimatfreund<br />
Klemens Wiesemann „die Verkehrssituation<br />
im Briloner und Olsberger<br />
Raum im vorigen Jahrhundert" - so der<br />
Untertitel - untersucht. AuBerer AnlaB<br />
fiir die Veroffentlichung war ein Jubilaum,<br />
das 1998 mit einer Ausstellung<br />
im Briloner Stadtmuseum gefeiert wur-<br />
de: Vor 125 Jahren war die uber Brilon-<br />
Wald fiihrende Eisenbahnlinie Arnsberg<br />
- Warburg fertiggestellt worden, wodurch<br />
das obere Ruhrtal und das Diemeltal<br />
an das Bahnnetz des Deutschen<br />
Reiches angeschlossen wurden, ein fiir<br />
die wirtschaftliche Entwicklung dieser<br />
Region bedeutendes Ereignis. Warum<br />
diese wichtige Bahnstrecke nicht uber<br />
die damalige Kreisstadt Brilon gefuhrt<br />
wurde, sondern durch ein kaum besiedeltes<br />
Tal, hatte zu der im Volksmund<br />
verbreiteten, aber auch in seriosen Veroffentlichungen<br />
wiedergegebenen Auffassung<br />
gefiihrt, einige Briloner Bauern<br />
batten ihr Land nicht fiir eine Bahntrasse<br />
hergeben wollen. Zufallig war nun der<br />
Verfasser auf eine Karte von 1865 gestof^en,<br />
die eine detaillierte Streckenplanung<br />
von Nuttlar uber Antfeld. Altenburen<br />
und Brilon enthielt. Weitere Nachforschungen<br />
batten dann ergeben, daB<br />
es in der zweiten Halfte des vorigen Jahrhunderts<br />
eine rege Diskussion um die<br />
Streckenfiihrung mit Gutachten und Finanzierungsplanen<br />
gegeben hatte und<br />
daB besonders der Briloner Burgermeister<br />
Hesse bemuht war, Brilon zu einem<br />
Eisenbahnknotenpunkt zu machen.<br />
Nicht der Eigensinn Briloner Bauern war<br />
also der Grund fiir die jetzige Streckenfiihrung,<br />
sondern allein die trotz des erforderlichen<br />
Tunnels zwischen Elleringhausen<br />
und Brilon-Wald kostengunstigere<br />
Losung. Abgedruckte Zeitungsartikel<br />
und eine Vielzahl von Faltkarten vermitteln<br />
dem Leser eine gute Vorstellung von<br />
den damaligen planerischen Unternehmungen.<br />
Da die endgultige Streckenfuhrung<br />
auch fiir den Olsberger Raum von groBer<br />
Bedeutung war, ist das Buch gemeinsam<br />
vom Briloner und Olsberger <strong>Heimatbund</strong><br />
herausgegeben worden. Kapiteliiberschriften<br />
wie ..Das Postwesen"<br />
(nach 1816), „Verkehrsplanungen im<br />
nordlichen Sauerland" oder ,.Das Bremen<br />
- Frankfurt-Projekt" mogen ein<br />
Hinweis sein, daB diese Schrift nicht nur<br />
Heimatfreunde im engeren Brilon/Olsberger<br />
Raum, sondern jeden an der Geschichte<br />
des Kurkolnischen Sauerlandes<br />
Interessierten anspricht.<br />
Dr. Fritz Reckling<br />
Das 48 Seiten starke Buch (mit vielen Karten) ist fur<br />
14.95 DM im Handel und im Stadtmuseum Brilon erhaltlich.<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
SAUERLAND NR. Saurländer 1/1999 <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
39<br />
Arnsberger<br />
Heimatblatterl998.<br />
Das <strong>Heft</strong> beginnt mit dem gekurzten<br />
Abdruck eines Beitrages von Prof. Dr.<br />
Hubertus Halbfas aus den Heimatstimmen<br />
aus dem Kreis Olpe, <strong>Heft</strong> 2/1998:<br />
„HeimatpfIege. Was sie leistet und was<br />
sie leisten muRte". Der Arnsberger <strong>Heimatbund</strong><br />
macht sich in der Vorbemerkung<br />
den darin vertretenen Ansatz von<br />
Heimatpflege als nicht so sehr historisch<br />
interessierter, sondern kritischer, politisch<br />
engagierter Heimatarbeit zu eigen.<br />
Er will diese zur „eigenen Sache" machen.<br />
Gleichwohl enthalt das <strong>Heft</strong> zunachst<br />
mehrere historische Beitrage unterschiedlicher<br />
Lange und Gewichtung.<br />
Hervorzuheben sind von Heinz Pardun<br />
„Der Ubergang der Grafschaft Arnsberg<br />
an das Erzstift Koln" und von Michael<br />
Goesmann „Graf Gottfried von Arnsberg<br />
(tl363), Dompropst in Munster<br />
(1315-1321), Bischof von Osnabruck<br />
(1321-1348), Erzbischof von Bremen<br />
(1348-1360)". Beide Beitrage sind mit<br />
Quellen belegt und der letztere ist aufschluBreich<br />
bebildert. Uber einen Arnsberger<br />
aus der Zeit des DreiBigjahrigen<br />
Krieges, der in schwedisch-hessischen<br />
Diensten 1634 seine Vaterstadt belagerte,<br />
wird in einem Manuskript von Julius<br />
Friedrich Kastner (tl987) berichtet:<br />
„Eberhard Beckermandt 1576-1641.<br />
Vom badischen Amtmann zum scfiwedischen<br />
General". Josef Georg Pollmann<br />
informiert uber „Das Arnsberger Spritzenhaus<br />
im 19. Jahrhundert" und Dr.<br />
Ernst Rehermann hat ebenfalls im Stadtarchiv<br />
geforscht: „Der Arnsberger Kriegerverein<br />
von 1845". Weitere Beitrage<br />
mit geschichtlichen Bezugen belegen das<br />
Interesse und die Aktivitaten anderer<br />
Vereinsmitglieder.<br />
Wie sehr der Arnsberger <strong>Heimatbund</strong><br />
immer wieder im offentlichen Leben der<br />
Stadt mitwirkt, lassen weitere Beitrage<br />
erkennen, so uber das Osterfeuer auf<br />
dem Kreuzberg und von Peter Noseleit<br />
,,650-Jahre Arnsberger Stadtwald.<br />
Ruckblick auf eine kleine Geburtstagsfeier"<br />
und weiter von Walter Thomas „Eine<br />
zentrale Gedenkstatte auf dem Eichholzfriedhof",<br />
von Hubert Holscher „10. November<br />
1938 auch in Arnsberg" und die<br />
Ansprache von Stadtdirektor Hans-Josef<br />
Vogel „Volkstrauertag 1998 in Arns-<br />
berg." Der Tatigkeitsbericht des Vorstandes<br />
und aktuelle Nachrichten beschlieBen<br />
das <strong>Heft</strong>, fur dessen ansprechende<br />
Gestaltung Hans Wevering verantwortlich<br />
war. PL<br />
Attendorn<br />
gestern und heute<br />
Nr. 21/22 1997/98<br />
Im 100. Jahr seines Bestehens legte<br />
der Verein fur Orts- und Heimatkunde<br />
Attendorn e.V. im Mai 1998 ein Doppelheft<br />
(80 S.) vor, das wiederum die<br />
Bandbreite des historischen Interesses<br />
der dreihundert Vereinsmitglieder widerspiegelt.<br />
Den hier umfangreichsten<br />
Beitrag steuert Stadtarchivar Otto Hoffer<br />
bei: „Die Schwedentafel und der<br />
DreiRgjahrige Krieg" (Das Gemalde ist<br />
wiedergegeben in SAUERLAND <strong>Heft</strong><br />
3/1998, vgl. auch <strong>Heft</strong> 4 S. 148). - Jurgen<br />
Meise untersucht „Das preuKische<br />
Dreiklassenwahlrecht am Beispiel Attendorner<br />
Kommunalwahlen". Bruno Andreatta<br />
beschaftigt sich mit einem Thema,<br />
das in der ortlichen und regionalen Betrachtung<br />
noch zu kurz kommt: „Italienische<br />
Auswanderungsbewegungen mit<br />
besonderer Berucksichtigung auf den<br />
Kreis Olpe", wobei er naher auf die<br />
Entstehung des Begegnungszentrums<br />
„Don Bosco" 1965 eingeht. Mit „Gelehrte(n)<br />
und Humanisten aus Attendorn"<br />
beschaftigt sich Christoph Hoberg.<br />
Das <strong>Heft</strong> enthalt weiter kleine<br />
historische Beitrage und Plattdeutsches<br />
aus Attendorn.<br />
In die Gegenwart fuhrt der Reisebericht<br />
„Ein Brijckenschlag zwischen Westphalia/Iowa<br />
in den USA und Attendorn"<br />
von Brigitte Flusche; vor 125 Jahren waren<br />
zwei ausgewanderte Bruder Flusche<br />
Grundungsvater der Stadt. Karl H. Falk<br />
widmet sich dem aktuellen Thema „Platt<br />
und wir, wir und Platt", und zum SchluB<br />
kommt noch einmal Otto Hoffer zu<br />
Wort: „Das Pfarrarchiv Quelle fiir die<br />
Stadtgeschichte". PI.<br />
Der Schwammklopper<br />
Fredeburger Heimatblatter<br />
<strong>Heft</strong> 9. 1998<br />
Das vom Arbeitskreis Heimat herausgegebene<br />
<strong>Heft</strong> (70 Seiten) enthalt wieder<br />
Beitrage mit historischer und aktueller<br />
Thematik, hier insbesondere solche der<br />
Ortsbildpflege und -planung, durchsetzt<br />
mit kurzweiligem Lesestoff ortsbezogener<br />
Art, unter anderem in Fredeburger<br />
Platt. Zum Geleit begrtlBt der Nachfolger<br />
Friedrich Heinz Hohmanns im Amt des<br />
Ortsheimatpflegers, Hanspeter Ratte,<br />
die Leser, der es als sein vorrangiges Ziel<br />
ansieht, „MaBnahmen zur Erhaltung<br />
oder Verbesserung des Ortsbildes zu unterstutzen,<br />
soweit die Behorden (!) oder<br />
Betroffenen dem nicht entgegenstehen".<br />
Er ist auch Verfasser des Fortsetzungsbeitrages<br />
(2.TeiI) uber „Hausierer<br />
und Wanderhandler Fredeburgs und des<br />
Oberen Sauerlandes" sowie „Fredeburg<br />
vonl805 bis heute - Entwicklung einer<br />
Stadt mit Karten-und Luftbild."<br />
Dem Ortsbild widmet sich auch Hubert<br />
Gierse nicht nur mit einer Beschreibung<br />
der „KapelIen und Bildstocke am<br />
Wege", sondern auch mit einer umfangreich<br />
bebilderten Dokumentation „Von<br />
Hausern, die der Spitzhacke zum Opfer<br />
vielen. Ansichten von einst und jetzt<br />
(1. Teil): Wohnhauser nach 1950". In einer<br />
FuBnote erfahrt man, daB die Stadt<br />
Schmallenberg ihren Burgern und Architekten<br />
kostenlose Beratung zur Gestaltung<br />
bzw. Umgestaltung von Gebauden<br />
anbietet, wozu auch Begriinung,<br />
Herrichtung und Gestaltung von Hofund<br />
Griinflachen sowie AuRenwanden<br />
und Dachern gehort. auBerdem erhalt<br />
man Auskunft tiber FordermaBnahmen<br />
in Bad Fredeburg. Uber Plane, die 1998<br />
zur Realisierung anstanden, schreibt BezirksausschuBvorsitzender<br />
Ludwig Poggel:<br />
„Das neue Gesicht von Bad Fredeburg.<br />
Umgestaltung des Kirchplatzes,<br />
Neubau des Kur- und Freizeitbades".<br />
<strong>Heft</strong> 10. 1999<br />
Das Jubilaumsheft (88 Seiten) enthalt<br />
Ruckblicke auf mehrere Vereine (z.B.<br />
den Arbeitskreis Heimat), Institutionen<br />
und Gebaude in Fredeburg, die 1998<br />
ebenfalls Geburtstag hatten, und deren<br />
Entwicklungen teils kurzer, teils umfangreicher<br />
beschrieben werden. Hubert<br />
Gierse berichtet tiber den groBen Stadtbrand<br />
von 1810 sowie Josef Pollmann<br />
iiber den „Vater" des Wiederaufbaus<br />
Fredeburgs Landbaumeister Ernst Vincenz<br />
PlaBmann. Stadtarchivar Dr.<br />
Gunther Schulte steuert eine umfangreiche<br />
Untersuchung „Vom Fredeburger<br />
Nachtwachter, Wegewarter und Flur-<br />
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40<br />
SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
schutzen 1829-1849" bei. Ausfuhrlich<br />
ist auch der Bericht von Hanspeter<br />
Ratte „Ackerburgertum in der Stadt<br />
Fredeburg Landwirtschaft in vergangener<br />
Zeit".<br />
Von landesweitem, ja bundesweitem<br />
Interesse ist der Ruckblick von Dr. Peter<br />
Sinkwitz „50 Jahre Deutsche Landjugend-Akademie<br />
Fredeburg", der die Entwicklungslinien<br />
in der landiichen Erwachsenenbildung<br />
von den Anfangen<br />
demokratischen Lebens nach dem Kriege<br />
bis zu den heutigen europaweiten<br />
Strukturveranderungen nachzeichnet.<br />
SchlieBlich enthalt dieses jetzt zum Teil<br />
auch farbig bebiiderte <strong>Heft</strong> wieder Besinnliches<br />
und Amusantes aus Geschichte<br />
und Gegenwart, und den gewohnten<br />
Jahresruckspiegel von Anna Meier.<br />
PI.<br />
Baudenkmalpflege<br />
auf Video<br />
Nicht nur sein Sozialverhaiten kennzeichnet<br />
den Menschen, sondern auch<br />
sein GeschichtsbewuKtsein und die Weitergabe<br />
von Traditionen. Ein spatantiker<br />
Kommentar sagt sinngemaB, daR alle die<br />
Dinge Denkmal genannt werden, die eine<br />
Erinnerung hervorrufen. Dementsprechend<br />
unterscheidet das Denkmalschutz-Gesetz<br />
zwischen Bau-, Bodenoder<br />
Naturdenkmalern. Auch bewegliche<br />
Denkmaler gibt es. Denkmaler erzahlen<br />
Geschichten, sie sind an keine<br />
GroBe, keine Form und auch nicht an ein<br />
bestimmtes asthetisches Empfinden gebunden.<br />
Die 1996 von der Landesbildstelle<br />
Westfalen herausgegebene Videodokumentation<br />
mit dem Titel „ Baudenkmalpflege"<br />
zeigt anhand eines Gebaudes<br />
in Hoxter-Bruchhausen, wie aus einem<br />
scheinbar unbrauchbaren Gebaude ein<br />
genutztes Baudenkmal wird. Das im Mittelpunkt<br />
des Films stehende Gebaude<br />
war ursprunglich Teil einer Wasserburgenanlage.<br />
Der Name des Fachwerkhauses,<br />
„Feme", deutet darauf hin, daR das<br />
Haus ursprunglich genutzt wurde, um<br />
Recht zu sprechen. Kurz zum Inhalt des<br />
Films: Die Eigentumerin des Hauses<br />
mochte es als Wohnhaus nutzen und zu<br />
diesem Zweck umbauen. Um den Denkmalwert<br />
festzustellen, arbeiten die Untere<br />
Denkmalbehorde der Stadt bzw. der<br />
Gemeinde und das Landesamt fur Denkmalpflege<br />
mit dem Architekten zusammen.<br />
Zahlreiche Bauuntersuchungen<br />
TERMI]\E 1999<br />
6. Mdrz<br />
Ganztagige Arbeitstagung von<br />
Vorstand, erweiterten Vorstand und<br />
Redaktionsstab des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
in der Politischen Akademie<br />
Biggesee, Attendorn, Neu-Listernohl<br />
17. Febr.-17. Mdrz<br />
Der Kreuzweg fur Auschwitz.<br />
Holzschnitte von HAP Grieshaber<br />
im Heimathaus Drolshagen<br />
5. Marz-23. April<br />
„Aus dem Sauerlandarchiv". Historische<br />
Fotografien aus den Altkreisen<br />
Arnsberg, Brilon und Meschede<br />
im Kreishaus Meschede<br />
13. Mdrz-7. April<br />
„Zehn Jahre gemeinsam". Funfte<br />
GroBe Ausstellung des Kunstlerbundes<br />
Sudsauerland im Kreishaus Olpe<br />
16./17. Mdrz<br />
Westfalischer Archivtag. 51. Fachtagung<br />
westfalisch-lippischer Archivarinnen<br />
und Archivare in Olpe<br />
29. Mdrz-9. Mai<br />
„Make up!" Aus der Geschichte<br />
der dekorativen Kosmetik. Fine kulturgeschichtliche<br />
Ausstellung des<br />
Westfalischen Museumsamtes im<br />
Sauerlandmuseum Arnsberg<br />
29. Mai<br />
1. Plattdeutscher Arbeitstag des<br />
Saueriander <strong>Heimatbund</strong>es in Eslohe<br />
6. Mai-l 7. Juni<br />
„Hochsauerlandkeis Leben und<br />
Landschaft". Fotografien von Georg<br />
Hennecke (geb. 1958 in Meschede)<br />
im Kreishaus Meschede.<br />
werden vorgenommen, ein verformungsgerechtes<br />
AufmaB wird erstellt.<br />
Holzproben, die an verschiedenen Stellen<br />
des Hauses mit dem Bohrer genommen<br />
werden, lassen Ruckschlusse auf<br />
das Jahr zu, in dem die Baume gefallt<br />
wurden, deren Holz verwendet wurde.<br />
2i. Mai<br />
Deutscher Muhlentag, Schmiedevorfuhrungen<br />
in der Wendener Hutte<br />
30. Mai-4. Mi<br />
Keramik. Thematische Ausstellung<br />
von Dieter Blefgen im Sauerlandmuseum<br />
Arnsberg<br />
1. Juli-12. August<br />
..Begegnungen mit Kunst". Ausstellung<br />
des Kunstlers Jurgen Diehl<br />
(geb. 1956 in Bruchhausen) im Kreishaus<br />
Meschede<br />
4. Juli-8. August<br />
„Meister im Schatten". Aspekte<br />
gegenstandlicher deutscher Bildkunst<br />
im 20. Jahrhundert. aus der Sammlung<br />
Gerhard Schneider, Olpe, im<br />
Kreishaus Olpe<br />
18. Juli-22. August.<br />
Kunstschmiedearbeiten. Gemeinschaftsausstellung<br />
des Kunstschmiedehandwerks<br />
des Hochsauerlandkreises<br />
im Sauerlandmuseum Arnsberg<br />
28. August<br />
Mitgliederversammlung des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es in Olpe<br />
7.-9. September<br />
Tagung des „Commite Internatonal<br />
de Musees de Science et de Techniques"<br />
CIMUSET im Westfalischen<br />
Freilichtmuseum Hagen, mit Exkursion<br />
der etwa 100 Teilnehmern aus<br />
aller Welt zur Wendener Hutte<br />
12. September<br />
Tag des Offenen Denkmals<br />
Die Redaktion bittet um Mitteilung weiterer<br />
Termine fur die ndchsten <strong>Heft</strong>e.<br />
Wichtig sind auch alte Zapfschlitze, die<br />
fur den Laien ratselhaft wirken, dem<br />
Fachmann aber wertvolle Hinweise auf<br />
friJhere Anbauten oder Bauteile geben.<br />
Sind alle Untersuchungen abgeschlossen,<br />
wird ein MaKnahmenkatalog erstellt,<br />
nach dem der Umbau und die Sa-<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 41<br />
nierung vorgenommen werden. Die Finanzierbarkeit<br />
bleibt selbstverstandlich<br />
zu berucksichtigen. Der Film macht deutlich,<br />
daK der Erhalt historischer Bausubstanz<br />
zwar wQnschenswert ist, ein Ruckbau<br />
aber nicht notwendig ist. Auch Umbauten<br />
und Veranderungen sind Geschichte<br />
und konnen eine wichtige dokumentarische<br />
Bedeutung haben. Zu<br />
klaren bleibt, welche Geschichtsspuren<br />
erhalten bleiben miissen, welche MaRnahmen<br />
mit den modernen Bauverordnungen<br />
wie Brandschutz und Warmeschutz<br />
und natilrlich mit dem kiinftigen<br />
Nutzungskonzept vereinbar sind. Der<br />
20minutige Film zeigt auf eindrucksvolle<br />
Weise, wie aus einem marode wirkenden<br />
Haus ein denkmalgeschiitztes Gebaude<br />
wird, in dem die Spuren der Geschichte<br />
erlebbar sind. Quelle: WHB.<br />
Das Video ist zu einem Preis von 69,- DM beim Landscliaftsverband<br />
Westfaleniippe, Landesbildstelle<br />
Westfalen, 48133 Munster, zu beziehen (Hausadresse:<br />
Warendorfer Str. 24, Munster).<br />
Leute<br />
und Pferde im Kreis Brilon<br />
Unzahlige Schubladen und so mancher<br />
alte Schuhkarton muJJten geoffnet<br />
werden, bevor sie wieder ans Tageslicht<br />
kamen: Die Sauerlander Landwirte und<br />
Fuhrleute mit ihren<br />
,ml,-,.ml"!.,.,• •.vf'.;.B„i,,, Pfcrdcn, fast schon<br />
vergessen, aber auf<br />
Photographien fiir die<br />
Nachwelt festgehalten.<br />
Das Buch ist verfaRt<br />
von Peter Becker,<br />
Industriekauf mann,<br />
Chorleiter, Organist<br />
"'^ '" und von Kindesbeinen<br />
an ein begeisterter Pferdeliebhaber. Aus<br />
dem gesamten Gebiet des ehemaligen<br />
Kreises Brilon hat er alte Fotos von<br />
Landwirten und Fuhrleuten mit ihren<br />
Pferden zusammengetragen und sich in<br />
unzahligen Begegnungen und Gesprachen<br />
iiber die Vielfaltigkeiten der Arbeiten<br />
informiert, fur die Pferde in friiherer<br />
Zeit benotigt wurden.<br />
So wird in dem Buch iiber die Pferdezucht<br />
berichtet, iiber Schmiede, Sattler<br />
und Stellmacher, iiber Reiten und Fahren.<br />
Einen breiten Raum nimmt die<br />
Landwirtschaft ein. Die Arbeiten der<br />
Pferde im Wald werden gezeigt, wie es<br />
im Winter zuging, und welche Bedeu-<br />
tung die Pferde fur die Kriege. Die Fuhrleute<br />
sind ausfuhrlich dokumentiert, die<br />
fruher fiir den Transport so wichtiger<br />
Dinge wie Milch oder Getreide zustandig<br />
waren. Zum SchluK wird aufgezeigt, welche<br />
Rolle das Pferd bei alten Brauchen<br />
im Kreis Brilon spielte.<br />
Unterstutzt wurde Peter Becker bei<br />
der Recherche zu dem Buch und bei dem<br />
Verfassen der Texte von Alexander Freiherr<br />
von Elverfeldt, Dr. Hermann Lohbeck,<br />
Paul Lefarth, Willi Prior und Josef<br />
Knickenberg, die ihm mit ihrer Sachkenntnis<br />
und vielen Ratschlagen zur Seite<br />
standen.<br />
Peter Becker: Leute und Pferde im Kreis Brilon.<br />
136 Seiten, Festeinband 28 x 21 cm, DM 39,80, ISBN<br />
3-86133-211-6<br />
Urkunden des kolnischen<br />
Westfalen 1301-1310<br />
Die Edition des Westfalischen Urkundenbuches<br />
ist seit zwei Jahrzehnten<br />
wieder in Gang gekommen. Waren die<br />
Bande 7 (Kolnisches Westfalen, 1200-<br />
1300, 1908/19) und 8 (Bistum Munster,<br />
1301-1325, 1913) noch vor dem<br />
Ersten Weltkrieg erschienen, so lag der<br />
Band 10 (Bistum Minden, 1301-1325,<br />
1940) zwar im Jahre 1940 im Druck vor,<br />
wurde aber vor seiner Auslieferung in der<br />
Druckerei durch Kriegseinwirkung fast<br />
restlos vernichtet. Erst 1977 konnte das<br />
Werk durch eine Neuauflage wieder fur<br />
die Forschung zuganglich gemacht werden.<br />
Mit dem von Joseph Prinz herausgegebenen<br />
Band 9 (Bistum Paderborn,<br />
1301-1325, 1972-1993) wurde seit den<br />
Siebziger Jahren die Edition der Urkunden<br />
fiir die Jahre 1301-1325 fortgesetzt.<br />
Die Probleme, die sich hier den Bearbeitern<br />
stellen, sind neben den spezifischen<br />
Fragen der Uberlieferung, der Diplomatik,<br />
der Identifizierung von Ortsund<br />
Personennamen u. a. - vor allem in<br />
der zunehmenden Uberlieferungsdichte<br />
zu sehen. Bereits im spaten 13., verstarkt<br />
aber im 14. Jahrhundert nimmt<br />
die Schriftlichkeit der Rechtsgeschafte in<br />
einem solchen Mafie zu, daB die Menge<br />
der erhaltenen Urkunden es kaum noch<br />
erlaubt, von einem einzelnen Bearbeiter<br />
in der Form eines regionalen Urkundenbuches<br />
zusammengestellt zu werden.<br />
Wegen der leichteren Zuganglichkeit<br />
ulnd Uberschaubarkeit des Materials<br />
haben sich deshalb Fondseditionen<br />
durchgesetzt.<br />
Umso dankbarer wird der Benutzer<br />
die Leistung von Manfred Wolf anerkennen,<br />
der mit der Bearbeitung des<br />
WUB 1 1 sich dieser muhsamen Grundlagenarbeit<br />
fur die landesgeschichtliche<br />
Forschung unterzogen hat. Als Bearbeiter<br />
der Urkundenbestande u. a. der Kloster<br />
Grafschaft. Meschede und Oelinghausen<br />
mit den Editionsproblemen bestens<br />
vertraut, hat er kein leichtes Erbe<br />
angetreten, als er 1970 die Herausgabe<br />
der Urkunden des Kolnischen Westfalen<br />
iibernahm.<br />
Friedrich Philippi, Gerhard Pfeiffer<br />
und Helmut Richtering hatten aus unterschiedlichen<br />
Grunden dieses Werk nicht<br />
abschlieBen konnen. In seiner Einleitung<br />
berichtet Manfred Wolf uber die Vorarbeiten<br />
die nur zum Teil verwertbar waren,<br />
und legt zugleich Rechenschatt ab<br />
iiber seine Editionsgrundsatze, die den<br />
Richtlinien fur die Edition landesgeschichtlicher<br />
Quellen von Walter Heinemeyer<br />
folgen. Die Urkunden sind im<br />
Volltext abgedruckt und mit einem ausfuhrlichen<br />
Kopfregister versehen, das<br />
Anmerkungen zur Lokalisierung der Orte<br />
und zur Identifizierung der Personen<br />
enthalt. Dieses Verfahren erleichtert<br />
dem Benutzer die Arbeit sehr und fuhrt<br />
in der Mehrzahl der Falle zu dem Ziel, die<br />
Einsichtnahme in das Original verzichtbar<br />
zu machen. Wichtigster, bei weitem<br />
aber nicht alleiniger „Lieferant" der ausgewerteten<br />
Urkundenbestande ist das<br />
Staatsarchiv Munster; daneben sind (in<br />
Auswahl) zu nennen die Staatsarchive<br />
Dusseldorf, Marburg, Osnabruck und<br />
Liibeck, die Stadtarchive in Dortmund,<br />
Soest und Koln, die Bayerische Staatsbibliothek<br />
Munchen, Slg. Redinghoven,<br />
sowie von den auslandischen Archiven<br />
das Public Record Office und das City<br />
Record Office in London.<br />
Es ist sehr zu wunschen daK Manfred<br />
Wolf seine langjahrigen Forschungen zu<br />
den Urkunden des Kolnischen Westfalen<br />
nun bald zum AbschluB bringen kann<br />
und daR die Folgelieferungen fiir die<br />
Jahre 1311-1325 zugig erscheinen werden.<br />
Dr. Edeltraud Klueting<br />
Wolf; Manfred (Bearb.): Westfalisches Urkundenbuch,<br />
Bd. 11: Die Urkunden des Kolnischen Westfalen<br />
1301-1325, Lieferung 1: 13011310. (Veroffentlichungen<br />
der Historischen Kommission fur Westfalen<br />
1). VerlagAschendorff. Munster 1997. 471 S., 98,-DM.<br />
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SAUERLAND<br />
42 SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Olpe<br />
Eine Stadt stellt sich vor<br />
Der Autor stellt ein schwer einzuordnendes<br />
Heimatbuch vor. Der 376 Seiten<br />
starke Band gliedert sich in Geschichte<br />
(gemeint ist: politische), Rechtswesen,<br />
Wirtschaft und Verkehr, Sozial- und Kirchenwesen,<br />
Personlichkeiten, Geologie,<br />
Kulturwesen, Sagen und Spukgeschichten,<br />
Olper Lebensart, Plattdeutsche Gedichte<br />
und „Vertelliken". Nicht nur uber<br />
diesen letzten Abschnitt, auch uber die<br />
Anmerkungen - „ain par Woore Plattdiitsch<br />
dotau" - und die Gedichte, die in<br />
die ubrigen Kapitel zum Teil iiberraschend<br />
eingefiigt sind, wird der Freund<br />
des Plattdeutschen sich freuen. Sie gewinnen<br />
dem Leser eine gewisse Voreingenommenheit<br />
fur den Autor ab. Das bewirken<br />
auch die vielen eingestreuten historischen<br />
Fotos aus der Stadt und ihren<br />
Dorfern, von Schulklassen, Personlichkeiten<br />
und Vereinen. Es macht Spaii, in<br />
dem Buch zu blattern. „Ik glouwe, dat et<br />
d'm Franz-Jousaip Schlimm Spass maket,<br />
in Olepe te wannen."<br />
Objektive Darstellungen stehen neben<br />
subjektiven Beschreibungen und Kommentaren,<br />
ijbrigens auch recht eigenwilligen<br />
Ableitungen: z.B. wird PaB von<br />
Pest abgeleitet (S. 39), was eindeutig<br />
nicht zutrifft (vom lateinischen passus=Schritt).<br />
Der Autor verarbeitet vie!<br />
Sekundarliteratur. Der Leser wird auch<br />
in Anmerkungen kaum auf Primarquellen<br />
hingewiesen, um sich weiter in die<br />
Thematik einarbeiten zu konnen.<br />
Schlimm streut sehr viel Anekdotisches<br />
ein und unterscheidet dies nicht deutlich<br />
von historischer Darstellung.<br />
Franz-Josef Schlimm, der jahrelang in<br />
der Verwaltungsspitze der Stadt gearbeitet<br />
hat, legt ein kenntnisreiches Buch<br />
vor, das sicher ein gutes „ Olper Lesebuch"<br />
ist. Dem selbstgesteckten Ziel („Eine<br />
Stadt stellt sich vor") konnte aber nur<br />
ein quellenkritisches Werk gerecht werden.<br />
Werner Saure<br />
Franz-Josef Schlimm: Olpe, 1998, Selbstverlag des<br />
Verfassers, 57462 Olpe, Am Sonnenhang 8.<br />
„Heiinatstimmen aus dem<br />
Kreis Olpe" erscheinen<br />
seit 50 Jahren<br />
Die neueste Ausgabe der „Heimatstimmen<br />
aus dem Kreis Olpe" Folge<br />
193, 4/1998, die nun schon seit 50<br />
Jahren unter diesem Titel erscheinen,<br />
enthalt neun Beitrage.<br />
Hubertus Halbfas wurdigt in seinem<br />
Aufsatz das schriftstellerische Lebenswerk<br />
des geburtigen Drolshageners und<br />
spateren Engelskirchener Gemeindedirektors<br />
Josef Hesse, der am 29. September<br />
1998 seinen 80. Geburtstag feiern<br />
konnte.An die im September im Alter<br />
von 92 Jahren verstorbene Schwester<br />
M. Ruth Tillmann, die von 1939 bis<br />
in die 70er Jahre am Olper St.-Franziskus-Gymnasium,<br />
zuletzt als dessen Direktorin<br />
tatig war, erinnert die jetzige<br />
stellvertretende Vorsitzende des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es Wilma Ohly.<br />
Der pensionierte Leiter des Werksarchivs<br />
Henkel Dr. Manfred Schone, ein<br />
geborener „01per", stellt den im November<br />
auf dem Kurk5lner Platz fertiggestellten<br />
neuen Olper Geschichtsbrunnen<br />
vor, dessen Initiator er ist. Als weiterreichende<br />
Information ist uber den<br />
neuen Brunnen eine 44seitige Broschiire<br />
erschienen, die beim Stadtarchiv Olpe<br />
und Heimatverein Olpe erhaltlich ist.<br />
Am 29. November 1998 wurde in der<br />
Olper Begegnungsstatte „Altes Lyzeum"<br />
die Ausstellung „Weihnachten in dunklen<br />
Zeiten" eroffnet. Judith Breuer stellt<br />
in ihrem Beitrag Ausstellungskonzeption<br />
und -Intention vor. Es ist eine Ausstellung<br />
gegen das Vergessen und zeigt die Entwicklung<br />
des Weihnachtsfestes seit dem<br />
Deutsch-Franzosischen Krieg 1870/71.<br />
Die einfuhrenden Worte des Olper Biirgermeisters<br />
Horst Miiller sind diesem<br />
Beitrag vorangestellt.<br />
Fritz Neuhaus geht in seinem Beitrag<br />
„Die HI. Drei Konige am Krahenpfuhl<br />
und am Totenohl" der Frage nach, ob<br />
und wie die Kolner Domschatze und hier<br />
besonders der Dreikonigsschrein bzw.<br />
die entsprechenden Reliquien uber den<br />
sogenannten „Kriegerweg" auch in den<br />
heutigen Kreis Olpe gelangt sein konnen.<br />
Der anschlieRende 24seitige Aufsatz<br />
von Wingolf Scherer beleuchtet die letzten<br />
Kriegstage im April 1945 und die<br />
Besetzung des Kreises Olpe als Teil des<br />
Ruhrkessels durch amerikanische Truppen.<br />
Die deutschen Generalfeldmarschalle<br />
Walter Model, Albert Kesselring,<br />
Reichsminister Albert Speer, Generalleutnant<br />
Fritz Bayerlein sowie der ame-<br />
rikanische Oberbefehlshaber in Europa<br />
Dwight D. Eisenhower trafen damals im<br />
Sudsauerland kriegswichtige Entscheidungen.<br />
Es folgen zwei Buchbesprechungen<br />
von Knut F. Platz und Gunther<br />
Becker.<br />
Die Heimatchronik fur das Quartal<br />
vom 1. Juli bis 30. September 1998 von<br />
Friedrich W. Cordt und der Tatigkeitsbericht<br />
des Kreisheimatbundes Olpe e. V.<br />
von Dieter Trops beschlieBen die 193.<br />
Folge der Heimatstimmen, dessen farbiger<br />
AuBenumschlag das Schwedenkreuz<br />
von Belmicke aus dem Jahr 1635 zeigt.<br />
Hubertus Halbfas gibt dazu eine ausfuhrliche<br />
Erklarung zu Geschichte und Hintergrund<br />
dieser Steinsetzung.<br />
Dieter Trops<br />
Die Mendener und ihr<br />
Maler - Friedrich Lillotte<br />
(1818- 1873)<br />
Zu danken gilt dem „ Verein der Freunde<br />
und Forderer des Stadtischen Museums<br />
Menden" fur eine Veroffentlichung,<br />
die auch fur die Kulturgeschichte<br />
Westfalens von Belang ist.<br />
Die Kunsthistorikerin Jutta Fornig-<br />
Struck hat in grundlicher wissenschaftlicher<br />
Arbeit das Leben und Wirken des<br />
bedeutendsten Mendener Malers Friedrich<br />
Lillotte, der ein grof?er Meister des<br />
Portraits im vergangenen Jahrhundert<br />
war, erforscht und in einem ubersichtlich<br />
gegliederten, ansprechend gestalteten<br />
und aufschluf^reich bebilderten Katalog<br />
dargestellt.<br />
Zu Recht stellt Prof. Dr. R. Feldmann<br />
im Vorwort heraus: „Erstmals wird jetzt<br />
die uberregionale Bedeutung dieses Malers<br />
aus der fruhen Dusseldorfer Schule<br />
offenbar, der an einer ideen- und wirtschaftsgeschichtlichen<br />
Zeitenwende in<br />
der Mitte des 19, Jahrhunderts gelebt<br />
und gearbeitet hat: zwischen Biedermeier<br />
und Realismus, zwischen Vormarz<br />
und ReichsgriJndung, zugleich den Ubergang<br />
einer agraisch orientierten Volkswirtschaft<br />
zu der immer deutlicher sich<br />
abzeichnenden Industrialisierung unseres<br />
Raumes miterlebend. Das alles spiegelt<br />
sich in uberaus reizvoller Weise im<br />
Werk Lillottes wider, und es wird das in<br />
den zugleich einftihlsamen und fachgerechten<br />
Interpretationen der Verfasserin<br />
klar erarbeitet."<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 43<br />
Uberdies werden zusatzliche Informationen<br />
(iber die portraitierten Personen<br />
in ihrem gesellschaftlichen Kontext gegeben,<br />
eine faszinierende „Bild-Wort-<br />
Reise" ins 19. Jahrhundert.<br />
Dieter Warm<br />
Jutta Forning-Struck, Die Mendener und ihr Maler —<br />
Friedrich Lillotte 1818 - 1873, 136 Seiten.<br />
Verlag: Verein der Forderer des Stadtischen Museums<br />
Menden e. V., Marktplatz 3, 58706 Menden<br />
„Ai'nsbcrg, gesehen von<br />
Wolfgang Detemple"<br />
Mit diesem Buch liegt ein weiterer<br />
Bildband uber die Stadt Arnsberg vor.<br />
Neben Zeugen der historischen Vergangenheit<br />
und der Darstellung der neuen<br />
Stadt Arnsberg ist die Umgebung mit ihrer<br />
unverwechselbaren Vielfalt in die<br />
bildliche Dokumentation einbezogen<br />
worden. Zahlreiche schone und reizvolle<br />
Bilder hat der Photograph aufgenommen.<br />
Dabei mochte er, wie es im Vorspann<br />
des Buches heiEt, „den Betrachter<br />
mit neuen Ansichten von altbekannten<br />
oder bisher unbeachteten Motiven"<br />
uberraschen. Kurze und pragnante Texte<br />
zu den Bildern oder Bildsequenzen hat<br />
Dr. Jurgen Funke beigesteuert. Der Bildband<br />
zeigt „ein schones Fleckchen Erde"<br />
und wird sicherlich von vielen Interessierten<br />
gem zur Hand genommen.<br />
Durch die Beschreibung der Bildmotive<br />
und die Angabe des Standortes im<br />
Anhang wird es moglich, die Schonheiten<br />
der Stadt selbst aufzusuchen und mit<br />
wachem Auge selbst nachzuvollziehen.<br />
Heinz-Josef Padberg<br />
..Arnsberg, gesehen von Wolfgang Detemple".<br />
Verlag Frank und Wolfgang Detemple GbR. 88 Seiten.<br />
Pappeinband. Format 24,5 x 27 cm. ISDN<br />
3-933858-00-3. 44 DM.<br />
Heinz Par dun:<br />
Aus Arnsbergs Vergangenheit<br />
Das in der stadtekundlichen Schriftenreihe<br />
iiber die Stadt Arnsberg als die<br />
Nummer 25 erschienene Buch wird<br />
schon durch die wohlgefallige Gestaltung<br />
des Einbandes, das klare Layout seines<br />
Satzes und die gute Lesbarkeit der<br />
Drucktype des Lesers finden, eine Sympathie,<br />
die wahrend des Lekture gewiB<br />
gesteigert wird: Der Autor spricht eine<br />
geschliffene, verstandliche Sprache, mit<br />
deren vorwiegender Hilfe er die Fakten,<br />
Ereignisse, Gestalten und Gegenstande<br />
seiner Darstellung zu veranschaulichen<br />
sucht. So kann er weitgehend auf die fiir<br />
manche ahnliche heimatgeschichtliche<br />
Neuerscheinungen typische und wohl<br />
auch modische uberreiche Bebilderung<br />
verzichten. Die sorgsam ausgewahlte<br />
sparsame Illustration dieses Buches wirkt<br />
wegen ihrer meist eine voile Buchseite<br />
oder gar eine Doppelseite umfassenden<br />
GroBe dem Auge wohltuend. Sie unterbricht<br />
den Text nicht unnotig, sondern<br />
erganzt und verdeutlicht ihn.<br />
Was die inhaltliche Seite des Buches<br />
betrifft, so wird der Leser bald erkennen,<br />
daE hier nicht einfach aus bekannten alten<br />
Quellen geschopft und die verschiedenen<br />
Wasserchen ein wenig verruhrt<br />
als ein neuer Trank dargeboten werden.<br />
Der Autor hat nicht nur alle ihm zuganglichen<br />
neuen Erkenntnisse der westfalischen<br />
Geschichtsforschung und die Ergebnisse<br />
eigener Archivstudien mitverarbeitet,<br />
sondern auch Meinungen und<br />
Vermutungen so bekannter alterer regionaler<br />
Historiker wie Feaux de Lacroix,<br />
Seibertz oder Huser kritisch uberdacht.<br />
Wo er sie korrigiert, sind seine Argumente<br />
logisch und immer sachlich unterbaut,<br />
so daB sie tiberzeugen.<br />
Nuchternheit und Sachlichkeit sind<br />
wohl auch der Beweggrund, auf jede Effekthascherei<br />
zu verzichten, wenn es<br />
zum Beispiel um Hexenprozesse, Epidemien<br />
oder Feuersbrunste geht. Das Buch<br />
beschrankt sich vielmehr ganz auf das archivarisch<br />
oder sonstwie dokumentarisch<br />
Oberlieferte.<br />
Eine luckenlose Geschichte der Stadt<br />
Arnsberg bietet Heinz Pardun nicht,<br />
wenn es auch seine Absicht war, eine<br />
„Gesamtdarstellung" zu geben, wie sie<br />
laut Vorwort des Autors seit Karl Feaux<br />
de Lacroix's Zeiten nicht mehr geschrieben<br />
wurde. Der Titel des Buches lautet<br />
darum wohl auch nicht unbedacht „Aus<br />
Arnsbergs Vergangenheit". Das Inhaltsverzeichnis<br />
(Die sachsisch-karolingische<br />
Zeit - Die Grafenzeit - Die kurkSlnische<br />
Zeit - Die hessisch-darmstadtische Zeit -<br />
Der Ubergang an PreuBen) laBt die<br />
Hauptrichtung der Abhandlung erkennen:<br />
die Einbettung der Geschichte der<br />
Stadt Arnsberg in den Verlauf der grof^eren<br />
deutschen bzw. europaischen Geschichte.<br />
Die Riickwirkungen bedeutsamer<br />
nationaler oder internationaler Ereignisse,<br />
Investiturstreit, Reformation,<br />
DreiBigjahriger und Siebenjahriger<br />
Krieg, ReichsdeputationshauptschluB<br />
zum Beispiel, auf eine kleine, aber ihre<br />
Rechte behauptende Stadt sind es, die<br />
das Interesse des Lesers an der Lekture<br />
dieses Buches bis zur letzten Seite wach-<br />
Aus<br />
AlUS.SKI KCS<br />
Vi,KC..\v';i vMiii i<br />
\'liM^G F.W. BECKER<br />
^'^>^i^<br />
halten. Damit er bei der Nennung so vieler<br />
Namen von Graf en, Kurfursten und<br />
Erzbischofen den Oberblick nicht verliert,<br />
findet er im Anhang neben einigen<br />
Sonderabhandlungen uber Femegerichtsbarkeit,<br />
die Propsteikirche Sankt<br />
Laurentius und die Edelherren von Rudenberg<br />
eine kurzgefaBte Zeittafel und<br />
zwei Ubersichten uber die Ahnenfolge<br />
der Grafen von Arnsberg und die Regierungszeiten<br />
der Erzbischofe bzw. Kurfursten<br />
von Koln als Landesherren des Herzogtums<br />
Westfalen und Herren des<br />
Schlosses Arnsberg.<br />
„Aus Arnsbergs Vergangenheit" ist<br />
ein Buch „aus einer Feder und einem<br />
GuB". Man wunscht ihm einen groBen<br />
Kreis interessierter Leser. Auf jeden Fall<br />
gehort es in die Klassenbtichereien der<br />
regionalen Sekundarschulen.<br />
J. Hendricks<br />
Heinz Pardun „ Aus Arnsbergs Vergangenheit - Von<br />
der sachsisch-karolingischen Zeit bis zum Ubergang an<br />
PreuBen - Gestaken und Ereignisse". Veriag: F. W.<br />
Becker GmbH, Arnsberg. Herausgeber: Arnsberger <strong>Heimatbund</strong><br />
e. V. Gebunden, 224 Seiten, 17x24 cm. Arnsberg<br />
1998 (ISBN:3-930264-23-4). 34,80 DM,<br />
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SAUERLAND<br />
44 SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Sauerland-Perspektiven?<br />
Sauerland-Perspektiven?<br />
Sauerland-Perspektiven?<br />
Sauerland-Perspektiven?<br />
Blick von Kloster Oelinghausen<br />
bei Neheim in Richtung Haarstrang<br />
Foto: Friedhelm Ackermann<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 45<br />
Antrittsbesuch beim<br />
Regierungsprasidenten<br />
Der Antrittsbesuch des neuen Vorsitzenden<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
Dieter Wurm beim Arnsberger Regierungsprasidenten<br />
Wolfram Kuschke<br />
stand im Zeichen der Verwaltungsreform<br />
in Nordrhein-Westfalen und deren Auswirkungen<br />
in den landlichen Regionen.<br />
Dieter Wurm erlauterte dem RP die Ziele<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es und<br />
dessen Bemuhungen um den Fortbestand<br />
westfalischer und sauerlander<br />
Identitat und Unverwechselbarkeit. Der<br />
<strong>Heimatbund</strong>vorsitzende benutzte seinen<br />
Antrittsbesuch gleichzeitig, um den<br />
Arnsberger Regierungsprasidenten als<br />
neues Mitglied im Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
zu begruBen. Wolfram Kuschke<br />
war im vorigen Jahr kurz nach Amtsantritt<br />
in den Arnsberger <strong>Heimatbund</strong> beigetreten.<br />
Red.<br />
Kulturpreis Hochsauerlandkreis<br />
1999: Fotografie<br />
Zum vierten Mai wird jetzt der „ Kulturpreis<br />
Hochsauerlandkreis" ausgeschrieben.<br />
Thema ist fur 1999 die Fotografie.<br />
Der Preis ist mit 10 000 DM<br />
dotiert.<br />
Teilnahmeberechtigt sind Kunstlerinnen<br />
und Kunstler, die im Hochsauerlandkreis<br />
bzw. in den Altkreisen Meschede,<br />
Arnsberg oder Brilon geboren worden<br />
sind oder seit mindestens zwei Jah-<br />
ren ihren Wohnsitz<br />
im Hochsauerlandkreis<br />
haben<br />
oder hier nachweislich<br />
uberwiegend<br />
kunstlerisch<br />
tatig sind. Der<br />
Preis wurde gestiftet<br />
zur „Forderung,<br />
Wiirdigung<br />
und zur Sichtbarmachung<br />
kultureller<br />
Aktivitaten im<br />
Kreisgebiet". Bei<br />
den eingesandten<br />
Fotografien werden<br />
keine besonderen<br />
Auflagen<br />
gemacht. Es besteht Format und Tragerfreiheit.<br />
Die Ausschreibungsunterlagen konnen<br />
ab sofort angefordert werden unter<br />
dem Stichwort: Hochsauerlandkreis,<br />
Kulturpreis HSK 1999, Steinstr. 27,<br />
59872 Meschede (Tel.: 0291/94 14 65).<br />
AnmeldeschluB ist der 31. Juli. Bewertet<br />
werden die eingesandten Arbeiten durch<br />
eine Jury in einem zweistufigem Wettbewerbsystem.<br />
Die in die engere Wahl gelangten<br />
Fotos werden nach AbschluB des<br />
Wettbewerbs in einer Ausstellung zu sehen<br />
sein. Die Preisverleihung erfolgt im<br />
November diesen Jahres.<br />
Zum ersten Mai wurde der Kulturpreis<br />
1993 fiir die Bereiche bildende<br />
Kunst/Bildhauerei vergeben. 1995 wurde<br />
er fur besondere Leistungen in der<br />
Rock- und Pop-Musik ausgelobt und<br />
1997 stand er unter dem Motto „Kurzprosa<br />
und Lyrik". Red.<br />
Neue CD<br />
des Jungen Kammerchores<br />
Arnsberg „IN CONCERT"<br />
Das von Udo Wollmeiner gestaltete<br />
Cover strahlt Sonnenenergie ins dominante<br />
Grauklima Westfalens. Auch der<br />
Fisch, uraltes Symbol des Lebens, findet<br />
sich hier wieder. Musikdirektor Schuttler's<br />
junger Chor singt gediegen, rhythmisch<br />
perfekt, intoniert sauber und verfugt<br />
uber Temperament und mitreilJende<br />
Begeisterungsfahigkeit. Das Programm<br />
spannt sich von Handels „Messias" iiber<br />
Ein Holzschnitt (Grolie 80 x 120 cm)<br />
von Maler Udo Wollmeiner<br />
diente als Vorlage fur das Cover<br />
Titel aus der Folklore bis zu Musical-Highlights.<br />
So ist die neue CD Augenweide<br />
und Ohrenschmaus in einem: sichtbar,<br />
horbar, erlebbar und genieBbar. Red.<br />
Die CD ist zum Preise von DM 20,- erhaltlich.<br />
Altere Ausgaben<br />
der Zeitschrift<br />
SAUERLAND<br />
konnen noch in begrenztem<br />
Umfang bezogen werden.<br />
Jahrgang Ausgabe Jahrgang Ausgabe<br />
1968 1,2 1982 4<br />
1969 1,2,3,4 1983 1,2,3,4<br />
1970 1,2,3,4 1984 1,2,4<br />
1971 1,2,3,4 1985 3<br />
1972 2 1986 2,3<br />
1973 3,4 1987 1,2,3,4<br />
Sonderdruck 1988 1,2,3,4<br />
1973 1 1989 2,3,4<br />
1974 1,2,3,4 1990 1,2,3,4<br />
1975 1,3 1991 1.4<br />
1976 1992 1,2,3,4<br />
1977 1,3,4 1993 1,2,4<br />
1978 1,2,3,4 1994 1,2,3,4<br />
1979 1,2 1995 1,2,3,4<br />
1980 1996 1,2,3,4<br />
1981 2,3,4<br />
Die Ausgaben konn en bezogen werden<br />
zum Preis v on3,00DIVI<br />
zuziigl. Ver sandicosten<br />
bei der Geschaft sstelle de sSHB,<br />
Hochsauerlandli reis, Kulturamt,<br />
Postfach 1465, E )9870 IWeschede<br />
Fax 0291 /94-1140<br />
^<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR.<br />
46 1/1999<br />
LESERBRIEFE<br />
Schlaun" und<br />
Klosterbrunnen<br />
„...danke fur den Beitrag iiber<br />
Schlaun, der ja sehr gut herausgekommen<br />
ist".<br />
Prof. Dr. Ribhegge, Miinster<br />
„In Ihrer Person verbindet sich das Interesse<br />
an Schlaun, Clemens August,<br />
westfalischer Kapuziner-Architektur und<br />
vieles mehr, wie ich dem sehr interessanten<br />
Beitrag uber den Altar in der<br />
Kirche zu Kloster Brunnen entnehmen<br />
konnte, wobei ich Ihrer Zuschreibung an<br />
den von mir sehr geschatzten Johann<br />
Christoph Manskirch gerne folge.<br />
Eckard Wagner, Emslander-Museum<br />
SchloB Clemenswerth, Sogel<br />
Windkraftrader<br />
im Sauerland<br />
Mit grower Besturzung habe ich untenstehenden<br />
Zeitungsartikel gelesen<br />
und mochte Sie bitten, alles zu tun, dass<br />
nicht noch mehr Windrader im Saueriand/Hochsauerland<br />
Einzug halten. Es<br />
ist gerade genug, dal? auf den Hohen des<br />
nordostlichen Randgebietes der Stadt<br />
Brilon Windrader aufgestellt worden<br />
sind. Weitere sollen folgen. Schauen wir<br />
uns doch die Landschaft an, wenn wir<br />
Richtung Haard oder Mohnesee fahren.<br />
- Das einzigartige Naturbild, das sich unserem<br />
Auge rund um Elleringhausen und<br />
Bruchhausen bietet, darf unter keinen<br />
Umstanden zerstort werden. Mit Schrekken<br />
habe ich gesehen, daR auch zwei<br />
Windrader auf den Hohen im Raum Biggesee<br />
installiert worden sind. All diese<br />
Windkraftrader sind Storenfriede in unserer<br />
wunderschonen Landschaft.<br />
W. Nickola\;,<br />
Stadtheimatpfleger Brilon<br />
Auf den Punkt<br />
Der wahre Preis alternativer<br />
Energien<br />
von Klaus Knizia<br />
Ebenso mochten wir den nachfolgenden<br />
Artikel zum gleichen Thema<br />
aus der „WIRTSCHAFT"<br />
10. Januar 1999 von Professor<br />
Dr. Klaus Knizia der uns ebenfalls<br />
uon W. Nickolax; zugesandt wurde,<br />
unseren Lesern nicht uorenthalten.<br />
Red.<br />
Die Abneigung gegen die heutige GroBteclinik<br />
in der Energieruersorgung bezieht<br />
hdufig ihre Argumente aus Vorschldgen,<br />
dienurso lange Bestandhaben, wie Vergleichsrechnungen<br />
zur Wirtschaftlichkeit<br />
als Mali fur eingesetzte Ressourcen und er^<br />
reichbaren Umweltschutz unterbleiben. Ein<br />
Urteil iiber eine zukiinftige Energiepolitik<br />
ist jedoch anethischen, politischen oder<br />
soziologischen Argumenten gemessen nur<br />
dann zu fallen, wenn solche Rechnungen zu<br />
Rategezogen werden. Die sogenannten neuen<br />
alternativen Energien wie Windkraft<br />
und Solarstrom sind nicht nur zuteuer und<br />
schaden dadurch unserer Volkswirtschaft<br />
und der Sicherung uon Arbeitspldtzen, sie<br />
tragen auch nicht zum Umweltschutz bei,<br />
wie zu zeigen ist. Geht man dauon aus, dali<br />
die technisch-wirtschaftliche Lebensdauer<br />
heutiger Wdrmekraftwerke fur ,,fossile"<br />
Energien wie Kohle, Ol oder Erdgas 30 Jah<br />
re betrdgt, dann sollten sinnuollerweise je-<br />
Thema Wilpdkraft hangt in der Luft<br />
Patt bei Abstimmung im Rat / Bauvoranfrage geht zur Bezirksregierung<br />
Olsberg. (aj) Das Thema<br />
„VVindkraftenergiB-Anlagen"<br />
stand auf der Tagesordnung<br />
einer Sitzung des Rates der<br />
Stadt Olsberg. Vor dem Hintergrund<br />
einer Bauanfrage<br />
auf Errichtung von zwei Anlagen<br />
in der Gemarkung Elleringhausen,<br />
erortertc der Rat<br />
das Fiir und Wider solcher<br />
Energietrager. In vorliegendem<br />
Fall batten sich auBer-<br />
dcni etliche Trager offentlicher<br />
Belange, z.B. das Forstamt,<br />
gegen eine Genehniigung<br />
ausgesprochen. Weiterhin<br />
besteht nach Aussage einiger<br />
Ratsmitgliedcr, sowiu<br />
der Vervvaltung kaum Aussicht<br />
seitens der zustandigen<br />
Gremicn, fiir den geplanten<br />
Standort eine Genehmigung<br />
zu erhalten.<br />
Wie sehr die Meinungen<br />
Donnerstag, 17. Dezember 1998<br />
au.seinander gelien. zcigte<br />
das abschlieBende Abstimmungsergebnis.<br />
Jevveils 14<br />
Ratsmitglieder stimmten in<br />
geheimer Wahl fiir bzw. gegen<br />
die Genehmigung. bei<br />
zwei Enthaltungen. Somit<br />
wird die Bauvoranfrage gemai5<br />
der Gemeindeordnung<br />
ohne BeschluB an die Bezirksregierung<br />
in Arnsiberg<br />
weitergeleitet.<br />
des Jahr in Deutschland etwa drei Prozent<br />
- entsprechend 3000 Megawatt (MW) - an<br />
Kraftwerksleistung erneuert werden. Das<br />
wiirde bei giinstiger Nutzung der Infrastruktur<br />
vorhandener Standorte der Altanlagen<br />
etwa 5,5 Milliarden Markan Inuestitionen<br />
erfordern, wenn die Inuestitionskosten<br />
fur die unterschiedlichen Energien gemittelt<br />
werden. Da die Entwicklung in der<br />
Technik gegenilber den heute 30 Jahre alien<br />
und diteren Aniagen nicht stehengeblieben<br />
ist, wurden diese neuen Kraftwerke<br />
durchschnittlich mindestens Prozentpunkte<br />
bessere Wirkungsgrade haben, also mindestens<br />
20 Prozent weniger Brennstoff je<br />
erzeugter Kilowattstunde verbrauchen. Das<br />
entspricht bei 6000 jdhrlichen Benutzungsstunden<br />
mit einer Erzeugung von 18 Milliarden<br />
Kilowattstunden auf Steinkohleneinheiten<br />
(SKE) bezogen einer Einsparung von<br />
etwa 1,2 Millionen Tonnen jdhrlich.<br />
Was erhalt man fur den gleichen Investitionsaufwand<br />
bei den alternativen Kraftwerks\;stemen?<br />
Aus Windkraft IdRt sich mit dem Investitionsbereich<br />
von 5,5 Milliarden Mark eine<br />
Leistung von etwa 1800 MW errichten, die<br />
bei giinstigen Windverhditnissen. aber nicht<br />
nachfragerecht, etwa 3,6 Milliarden Kilowattstunden<br />
jdhrlich erzeugen konnen. Mit<br />
dieser Elektroenergie werden in den bestehenden<br />
diteren Wdrmekraftwewrken jdhrlich<br />
etwa 1,2 Millionen Tonnen SKE eingespart,<br />
also ebensoviel wie bei Investitionen<br />
in neue Wdrmekraftwerke, die mit 6000<br />
Stunden je Jahr nachfragegerecht betrieben<br />
werden. Das ist aber nicht alles. Mit<br />
Windkraftwerken vermindert man nicht die<br />
erforderliche Leistung in herkommlichen<br />
Kraftwerken, denn sie miissen bei Ausfall<br />
von Wind einspringen. Sie werden wegen<br />
der unsicheren Verfugung Uber Windenergie<br />
nur weniger und damit unwirtschaftlicher,<br />
also mit spezifisch hoherem Energieuerbrauch<br />
betrieben. Die Kosten dafur verteuern<br />
den Windstrom noch einmal erheblich.<br />
In dieser vereinfachten Betrachtung ist<br />
eine Vielzahl von anderen EinfliJssen weggelassen,<br />
die das Bild der alternativen Energien<br />
noch weiter verschlechtern. Dazu<br />
gehoren Beeintrdchtigung der Lebensrdume<br />
von Tieren, fehlende Netzeinbindung.<br />
Verschlechterung des Landschaftsbildes usw.<br />
Der Solarstrom ist gegendber der Windkraft<br />
noch wesentlich ungiinstiger Nach<br />
den vom friiheren Bundeswirtschaftsministerium<br />
veroffentlichen Daten fiir alternative<br />
Energien konnen bei Photovoltaik fiir<br />
den giinstigsten dort angegebenen Wert<br />
von 20.000 Mark je Kilowatt Leistung mit<br />
dem genannten 5,5 Milliarden Mark nur<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999 47<br />
Sauerldndische Landschaft 2000?<br />
Das Foto entstand oberhalb des Mobnetals in Neheim<br />
Foto: Friedhelm Ackermann<br />
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48<br />
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SAUERLAND<br />
SAUERLAND NR. 1/1999<br />
PERSONALIEN<br />
275 MWan Kraftwerksleistung erstellt werden.<br />
Und die erzeugen, abhdngig von der<br />
Sonnenscheindauer, nur etwas mehr als 0,2<br />
Milliarden Kilowattstunden jiihrlich - also<br />
ein Neunzigstel dessert, was die bei gleichem<br />
Aufwand erstellten neuen Wdrmekraftwerke<br />
nachfragerecht produzieren<br />
konnen. Mit diesem Soiarstrom lassen sich<br />
uergleichsweise jdhrlich nur 66.000 Tonnen<br />
Steinkohle dquivalent, also nur etwa fiinf<br />
Prozent Brennstoffeinsparung gegenijber<br />
neuen Wdrmekraftwerken, erzielen.<br />
Nicht nur, dali dieser Soiarstrom also in<br />
der Erzeugung weit mehr als zwanzigmal<br />
teurer wdre als beispielsweise Strom aus<br />
Braun- und Importkohle und etwa zwolfmal<br />
teurer als Strom aus heimischer Steinkohleobwohl<br />
die Sonne kostenlos scheint: Er hat<br />
gegenijber gleich groliem Aufwand fur neue<br />
Kohlekraftwerke auch noch eine mindestens<br />
ISfach groliere Einsparung an Brennstoff<br />
und eine entsprechende Verminde-<br />
Neumitglieder<br />
bzw. Abonennten<br />
Volksbank Schonholthausen<br />
Franz Trippe, Medebach<br />
Richard FleiRig, Arnsberg<br />
Gretel Kemper, Olpe<br />
Horst Batke, Olsberg<br />
Alfred Wenke, Olsberg-Bigge<br />
Rudolf Grebe, Olpe-Rhode<br />
Hermann Minning, Oelde<br />
Liesel Dullmann, Frondenberg<br />
Adolf Debes, Wyhl a. Kaiserstuhl<br />
Reinhard Kuhnhenne, Medebach<br />
Wilhelm Emde, Goddelsheim<br />
Dr. Josef Jacobi, Kassel<br />
Josef Ruth, Balve-Mellen<br />
Johann-Ludwig Axmann,<br />
Olsberg-Bruchhausen<br />
Bert-Uwe Parplies, Meschede<br />
Josef Sander, Meschede<br />
Winfried Stork, Meschede<br />
Josef Jungholter, Arnsberg<br />
Klaus Lattrich, Arnsberg<br />
Sascha Wendling, Arnsberg<br />
Dr. Fritz Goeke, Arnsberg<br />
Giinter Fingerhut, Arnsberg<br />
Werner Wittek, Arnsberg<br />
Antonius Bonner, Sundern-Hellefeld<br />
Johann Schulte-Hagen,<br />
Neuenrade-Affeln<br />
rung des AusstoBes von Kohlendioxid verhindert.<br />
Von Okosteuern wird geredet, angeblich<br />
um Energie zu sparen, wohl aber auch, um<br />
zusdtzliche Steuerquellen zu erschlielien.<br />
Wind- und Soiarstrom werden jedoch gegeniiber<br />
mit gleichem Aufwand errichteten<br />
neuen Wdrmekraftwerken nicht zur Energieersparnis<br />
und zum Umweltschutz beitragen,<br />
statt dessen aber dem Arbeitsmarkt<br />
schaden und die Landschaft zerstoren. Die<br />
fiir sie erforderlichen hohen Subventionen,<br />
auch aber steueruerkiirzende Abschreibungsmodelle,<br />
finden sich leztlich als Uberwdlzungen<br />
beim Verbraucher wieder Wir<br />
sollten nicht ubersehen: Utopien, gefijttert<br />
durch Ideologien, haben die Neigung, zu<br />
Planwirtschaften zu entarten. Nach Popper<br />
hat der Versuch, den Himmel auf Erden zu<br />
errichten, uns immer die Holle beschert.<br />
Dem ist hinzuzufugen, daR in der Holle<br />
zweifellos Energie vergeudet wird.<br />
Magdalena Senft, Arnsberg<br />
Ludger Eickhoff, Sundern<br />
Mechthild Schweinsberg, Medebach<br />
Ferdi Lenze, Meschede<br />
Lothar Kwoka, Warstein<br />
Margot Schmidt, Brilon<br />
Prof. Dr Reinhard Purschke, Dortmund<br />
Friedrich Kies, Marsberg<br />
Andreas Duppe, Brilon<br />
Wolfram Kuschke, Arnsberg<br />
Reinhard Linden, Lippstadt<br />
Dr. Alfons Baumgardt, Arnsberg<br />
Martin-Maximilian Guthoff, Breckerfeld<br />
Torsten Gernhold,<br />
Schmallenberg-Winkhausen<br />
Heimat- und Forderverein<br />
Winkhausen e.V.<br />
Hans Ulrich Hess, Meschede<br />
Hubert Klaus, Ruthen-Altenruthen<br />
Werner Wolff, Meschede<br />
Bernhard Hogrebe, Brilon-Hoppecke<br />
Herbert Somplatzki, Schmallenberg<br />
Josef Vollmer, Finnentrop<br />
Franz-Josef Dransfeld, Arnsberg<br />
Hildegard Schmidt, Arnsberg<br />
Winfried Thusing, Sundern<br />
Lucia Bohmer, Arnsberg<br />
Franz Danne, Sundern-Hovel<br />
Ruth Sinzig, Dusseldorf<br />
Leonhard Ciongwa, HeiUgenhaus<br />
Renate Falke, Bleiburg (Osterreich)<br />
Reiner Joch, Niederkassel-Rheidt<br />
Martin Obertrifter, Arnsberg<br />
Heinrich Schulte, Arnsberg<br />
Ferdinand Tonne 95 Jahre<br />
Das (bisher einzige) Ehrenmitglied des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es, Sonderschulrektor<br />
i.R. Ferdinand Tonne aus<br />
Olsberg. vollendete am 27. Februar<br />
1999 sein 95. Lebensjahr. Sicher werden<br />
sich unsere Mitglieder noch an die<br />
eindrucksvolle Jahrestagung am 31. August<br />
1996 in Brilon erinnern, als ihm unter<br />
groRem Beifall der Versammlung die<br />
Ehrenurkunde iiberreicht wurde. In dem<br />
Text der Urkunde heiKt es:<br />
„Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> ernennt<br />
auf Vorschlag des Vorstandes<br />
durch BeschluR der Mitgliederversammlung<br />
Herrn Sonderschulrektor i.R. Ferdinand<br />
Tonne zum Ehrenmitglied. Mit dieser<br />
erstmals veriiehenen Auszeichnung<br />
werden seine groften Verdienste um die<br />
Heimatpflege in den Grundungsjahren<br />
des <strong>Heimatbund</strong>es sowie sein standiger<br />
Einsatz fur unsere sauerlandische Heimat<br />
gewUrdigt."<br />
Frau Dr. Erika Richter hat in ihrem<br />
Aufsatz „Alltagsarbeit im Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong> 1925/1926" (<strong>Heft</strong><br />
3/1996) ausfuhrlich iJber die Pionierarbeit<br />
unseres Heimatfreundes in den<br />
zwanziger Jahren berichtet. Als Einundzwanzigjahriger<br />
wurde der junge Lehrer<br />
am 1. Mai 1925 vom damaligen Vorsitzenden<br />
Franz Hoffmeister zum Geschaftsfuhrer<br />
des SHB bestellt. Es lohnt<br />
sich, noch einmal nachzulesen, mit welchem<br />
Engagement das ..Gespann" Hoffmeister/Tonne<br />
damals der Heimatarbeit<br />
trotz schwieriger auBerer Verhaltnisse Inhalt<br />
und Ziel zu geben wuRte.<br />
Auch in den spateren Jahren, als er<br />
bereits die Leitung der Sonderschule in<br />
Bigge ubernommen hatte, blieb Ferdinand<br />
Tonne der Heimatarbeit treu. Zusammen<br />
mit dem unvergessenen Theodor<br />
Tochtrop und Fritz Droste gab er im-<br />
Jahre 1969 das Buch „150 Jahre Kreis<br />
Brilon" heraus. Insgesamt sind nahezu<br />
50 BiJcher und Schriften mit seinem Namen<br />
verbunden, vor allem in Bereich der<br />
schulbezogenen Heimatkunde. Mit 85<br />
Jahren verfaBte er noch den Roman<br />
„Wolken ziehen", in dem sich die Geschichte<br />
des Ramsbecker Erzbergbaus<br />
wiederspiegelt .<br />
Wir wiinschen unserem bewahrten<br />
Heimatfreund Ferdinand Tonne Gottes<br />
Segen fiir weitere erfullte Jahre.<br />
Dr. Adalbert MuUmann<br />
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SAUERLAND NR. 1/1999<br />
SAUERLAND<br />
49<br />
Am 24. Dezember 1998 vollendete<br />
der Archivar der Stadt Hallenberg Anton<br />
Wirtz sein 90. Lebensjahr. In uber<br />
zwei Jahrzehnten hat er in engem Kontakt<br />
mit dem Westfalischen Archivamt in<br />
Munster das Archiv der Stadt neu eingerichtet.<br />
Wegen der ubersichtlichen Systematik<br />
der Gesamtanlage ist es zum<br />
Vorbild fur Stadte vergleichbarer GroRe<br />
geworden. Alle interessierten Heimatfreunde<br />
konnen nunmehr die wertvollen<br />
Archivalien der alten kurkolnischen<br />
Stadt zum Quellenstudium benutzen.<br />
Durch Herausgabe des Bildbandes „ Hallenberg<br />
wie es einmal war" machte er die<br />
umfangreiche Fotosammlung des Archivs<br />
bekannt. Im Jahre 1995 hat der Rat<br />
der Stadt Hallenberg ihn durch die uberaus<br />
seltene Verleihung des Ehrenburgerrechtes<br />
besonders ausgezeichnet. Red.<br />
Am 15. Dezember 1998 wurde der<br />
letzte Oberkreisdirektor des Hochsauerlandkreises,<br />
unser Heimatfreund Egon<br />
Muhr, 65 Jahre alt. Nach dem Studium<br />
der Rechtswissenschaften und voriibergehender<br />
Tatigkeit in einer Anwaltskanzlei<br />
und bei der Bundeswehrverwaltung<br />
kam er im Jahre 1972 in die<br />
Rechtsabteilung des damaligen Kreises<br />
Arnsberg. Nach der kommunalen Neuordnung<br />
1975 war er im neuen<br />
Hochsauerlandkreis zunachst Dezernent<br />
und seit 1979 Kreisdirektor. Am 1. Mai<br />
1987 ubernahm er als Nachfolger des<br />
Oberkreisdirektors Dr. Adalbert MuUmann<br />
die Leitung der Kreisverwaltung<br />
mit ihren rund eintausend Bediensteten.<br />
Wahrend seiner achtjahrigen Amtszeit<br />
widmete er sich mit groRem Erfolg der<br />
Verbesserung der Infrastruktur im obe~<br />
ren Sauerland. Seine besondere Aufmerksamkeit<br />
gait der Entwicklung des<br />
Fremdenverkehrs und der kreiseigenen<br />
Gesellschaften sowie dem Wettbewerb<br />
„Unser Dorf soil schoner werden". Bei<br />
seinem Ausscheiden nach Ablaut der<br />
Wahlperiode verlieh ihm der Kreistag<br />
den Ehrenring des Hochsauerlandkreises.<br />
Seine freie Zeit widmet er neben<br />
dem Golfspiel seinen ehrenamtlichen<br />
Aufgaben als Verwaltungsratsvorsitzender<br />
des St. Johanneshospitals in<br />
Neheim-Husten sowie der Pflege des<br />
Kontaktes mit dem schottischen Partnerkreis<br />
West Lothian. Red.<br />
Der im Wahlkreis Olpe direkt in den<br />
Landtag gewahlte Theo Kruse (CDU)<br />
hat eine neue Kollegin und einen neuen<br />
Kollegen bekommen: Gisela Lehwald<br />
(SPD) und Fred Josef Hansen (Bundnis<br />
90/ Die Grunen) ruckten jetzt kurz<br />
nacheinander uber die Reservelisten<br />
nach. Red.<br />
Der 1. stellvertretende Burgermeister<br />
von Drolshagen Rudolf Lutticke erhielt<br />
den Silbernen Ehrenring der Stadt.<br />
Der 69jahrige ist Gastwirt in Dumicke<br />
und seit 1961 kommunalpolitisch tatig.<br />
Von 1957 bis 1991 war er Vorstandsmitglied<br />
(1976 bis 1991 Vorsitzender)<br />
des St. Georg Reiter- und Heimatvereins<br />
Buhren. Red<br />
Professor<br />
Dr. Gerhard Schulte t<br />
Am 13. Januar 1999 verstarb im AL<br />
ter von 66 Jahren nach langer, schwerer<br />
Krankheit Professor Dr. Gerhard Schulte.<br />
Mit ihm hat der Kreisheimatbund<br />
Olpe seinen langjahrigen ersten Vorsitzenden<br />
verloren. Zum erstenmal wurde<br />
er in der Grundungsversammlung des<br />
Kreisheimatbundes am 26. September<br />
1980 in dieses Amt gewahlt. Nach Ablauf<br />
der jeweiligen<br />
Amtszeit<br />
schenkten ihm<br />
die Mitglieder bei<br />
alien bisherigen<br />
Vorstandswahlen<br />
erneut ihr Vertrauen<br />
und bestatigten<br />
ihn als<br />
Vorsitzenden.<br />
DaE sich Prof.<br />
Schulte trotz seiner<br />
vielfaltigen<br />
Aufgaben, die er<br />
Pro/essor<br />
Dr. Gerhard Schulte<br />
als Musikwissenschaftler und passionierter<br />
Chorleiter im Chorwesen Siidwestfalens<br />
und daruber hinaus ubernommen<br />
hatte, immer wieder auch fur eine<br />
fuhrende Tatigkeit in der Heimatpflege<br />
des Kreises Olpe zur Verfugung stellte,<br />
war Ausdruck seiner tiefen Verbundenheit<br />
mit seiner sauerlandischen Heimat<br />
und ihren Menschen.<br />
Am 30. August 1932 in Altenhundem<br />
geboren, wuchs er in Meggen (Len-<br />
nestadt) auf, das er als Wohnsitz auch<br />
beibehielt, als ihn sein beruflicher Weg<br />
als Hochschullehrer ins Ruhrgebiet fiihrte.<br />
Sein Abitur legte er 1953 am Aloysius-<br />
Kolleg der Jesuiten in Bad Godesberg<br />
ab. Vier Jahre spater beschloR er sein<br />
Studium der Musikwissenschaft mit dem<br />
ersten Staatsexamen fur das hohere<br />
Lehramt. 1958 folgte das Chordirektor-<br />
Examen. Nach Jahren im Schuldienst<br />
nahm er 1964 das Musikstudium wieder<br />
auf, diesmal mit den Schwerpunkten<br />
Akustik und Gehorpsychologie. 1967<br />
promovierte er mit einer in Fachkreisen<br />
stark beachteten Untersuchung zum<br />
Phanomen des Tonhoheneindrucks bei<br />
verschiedenen Vokalfarben (erschienen<br />
bei Bosse, Regensburg 1968) und trat in<br />
den Hochschuldienst ein. Nach der Habilitation<br />
1972 war er zunachst Privatdozent<br />
an der damaligen Padagogischen<br />
Hochschule in Hagen, dann auf^erplanmaf^iger<br />
Professor an der Gesamthochschule<br />
Dortmund und ab 1980 ordentlicher<br />
Professor fur Musik und ihre Didaktik<br />
an der Universitat Dortmund und Leiter<br />
des dortigen Tonstudios. Seine<br />
Schwerpunkte in Lehre und Forschung<br />
waren Arbeiten im elektroakustischen<br />
Bereich, zur H5rpsychologie sowie der<br />
musikalischen Akustik und der Akustik<br />
der Musikinstrumente. Aus gesundheitlichen<br />
Grunden lieR er sich 1994 emeritieren,<br />
blieb aber dem Each Musikwissenschaft<br />
an der Universitat Dortmund<br />
weiter als Berater und Heifer verbunden.<br />
In seltener Weise verstand es Professor<br />
Schulte, der 1973 vom Fachverband<br />
Deutscher Berufschorleiter zum Musikdirektor<br />
ernannt wurde, die Lehrtatigkeit<br />
als Musikwissenschaftler mit einem breiten,<br />
vom Siegerland bis ins Ruhrrevier<br />
reichenden Wirken als Dirigent zu verbinden.<br />
Zeitlebens galten ihm die Pflege<br />
des Chorgesangs und die Vermittlung<br />
und Weitergabe deutschen Liedguts als<br />
Herzenssache. Bereits als 20jahriger<br />
ubernahm er 1952 die musikalische Leitung<br />
des Katholischen Kirchenchores<br />
„St. Bartholomaus" Meggen, den er auf<br />
vielen Konzertreisen zu glanzvollen<br />
Hohepunkten fuhrte und dem er bis in<br />
sein Todesjahr die Treue hielt. Noch bis<br />
1998 leitete er auch den Mannerchor in<br />
Nachrodt und den Werkschor der Stadtwerke<br />
Dortmund. Im Kreis Olpe war er<br />
liber viele Jahre Dirigent der Mannergesangvereine<br />
Meggen, Benolpe, Bilstein,<br />
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SAUERLAND<br />
50 SAUERLAND NR. 1/1999<br />
Elspe, Oberhundem und Weringhausen<br />
sowie des Kirchenchors Oberhundem<br />
und der Meggener Knappenkapelle. Wo<br />
immer Professor Schulte als Chorleiter<br />
tatig war, stets erfreute er sich nicht nur<br />
ob seines hohen musikalischen Sachverstandes<br />
und seines padagogischen Geschicks,<br />
sondern auch wegen seiner<br />
freundlichen und unkomplizierten Umgangsart<br />
und seines nie versiegenden, in<br />
christlicher Lebenshaltung wurzelnden<br />
Humors der ungeteilten Wertschatzung<br />
seiner Sangerinnen und Sanger Die Laienchore<br />
Siidwestfalens haben mit Gerhard<br />
Schulte, der bis 1993 auch<br />
Kreischorleiter des Kreises Olpe war, einen<br />
ihrer grof^en Freunde und Fursprecher<br />
verloren.<br />
Ober die siidwestfalische Region hinaus<br />
iibte er mehrere Ehrenamter im<br />
deutschen Chorwesen aus. So war er<br />
Prasident des Fachverbandes Deutscher<br />
Berufschorleiter, Mitgiied im Deutschen<br />
Musikrat und im Landesmusikrat, im<br />
Studienkreis Rundfunk und Geschichte,<br />
in der Jury fiir den Deutschen Chorwettbewerb<br />
und in der Selektion Mitteleuropa<br />
der Audio Engineering Society New<br />
York. Bei nationalen und internationalen<br />
Wettbewerben schatzte man ihn als Wertungsrichter<br />
Treffend hat man ihn einmal<br />
als „Weltreisenden und Entwicklungshelfer<br />
in Sachen Chormusik" bezeichnet.<br />
Der Kreis Olpe und der Kreisheimatbund<br />
Olpe haben mit dem Tod von Professor<br />
Dr. Gerhard Schulte von einer<br />
Personlichkeit Abschied nehmen mussen,<br />
die im kulturellen Leben des Kreises<br />
unausloschbare Spuren hinterlassen und<br />
im Chorwesen wie in der Heimatarbeit<br />
Wegmarken fiir die Zukunft gesetzt hat.<br />
Prof. Dr. theol.<br />
Erich Feldmann t<br />
Giinther Becker<br />
Ein langer Trauerzug mit vielen geistlichen<br />
Mitbriidern gab am Silvestertag<br />
1998 dem emeritierten miinsterschen<br />
Kirchenhistoriker Prof. Dr. Erich Feldmann<br />
das letzte Geleit auf dem Weg zu<br />
seinem Grab auf dem Friedhof in Bamenohl<br />
(Gem. Finnentrop). Sich seinem<br />
Heimatort zeitlebens eng verbunden fuh-<br />
lend, hatte er<br />
sich dort auch<br />
seine letzte<br />
Ruhestatte<br />
gewunscht.<br />
Professor<br />
Dr Erich Feldmann<br />
wurde<br />
am 9. Mai<br />
1929 in Bamenohl<br />
geboren.<br />
Nach dem Professor<br />
Abitur Studierte er Dr Erich Feldmar^r^<br />
Theologie, Philosophic<br />
und Geschichte in Paderborn,<br />
Miinchen, Rom und Miinster. 1957 in<br />
Paderborn zum Priester geweiht, war er<br />
zunachst als Vikar an St. Georg in Paderborn<br />
tatig, dann als Religionslehrer<br />
am Jungen-Realgymnasium in Hamm.<br />
1966 trat er als Studienrat in den Hochschuldienst<br />
an der Katholisch-Theologischen<br />
Fakultat in Munster ein und promovierte<br />
1975 mit der Arbeit „Der EinfluB<br />
des Hortensius und des Manichaismus<br />
auf das Denken des jungen Augustinus".<br />
1982 wurde er Professor am Seminar<br />
fiir Alte Kirchengeschichte der Katholisch-Theologischen<br />
Fakultat. Wegen<br />
einer Erkrankung lieB er sich 1990 emeritieren,<br />
ein EntschluB, der ihm nicht<br />
leicht fiel, weil er nun auf den gewohnten<br />
taglichen Kontakt mit seinen Studenten<br />
verzichten muf^te, auf die er stets<br />
seine Begeisterung fUr die Kirchengeschichte<br />
und ihre Spannungsfelder zu<br />
Ubertragen verstand. Neben seiner Lehrund<br />
Forschungstatigkeit beteiligte er sich<br />
liber dreiBig Jahre an der Seelsorge in<br />
der Pfarrei St. Stephanus in Miinster, in<br />
der er wohnte.<br />
Den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen<br />
Arbeit, die er auch nach seiner<br />
Emeritierung weiterbetrieb, bildeten<br />
die Schriften des hi. Augustinus. In zahlreichen<br />
Veroffentlichungen hat er die<br />
theologische Bedeutung des groBten<br />
lateinischen Kirchenlehrers des christlichen<br />
Altertums und dessen Position und<br />
historische Grenzen vor dem Hintergrund<br />
religioser Stromungen der<br />
Spatantike neu beleuchtet und sich<br />
dadurch einen internationalen Ruf<br />
verschafft. Seit 1976 war Erich Feldmann<br />
Mitgiied des international besetzten<br />
Herausgebergremiums des Augustinus-Lexikons.<br />
Seine lebenslange enge Verbundenheit<br />
mit seiner sauerlandischen Heimat<br />
fand ihren Ausdruck in der Anteilnahme,<br />
die er der heimatgeschichtlichen Forschung<br />
im Kreis Olpe entgegenbrachte.<br />
Sein besonderes Interesse gait der Geschichte<br />
des Dorfes und des adeligen<br />
Hauses Bamenohl, der er in Vorarbeiten<br />
fur eine anvisierte Veroffentlichung<br />
nachgegangen ist.<br />
Giinther Becker<br />
Anzeigen- und RedaktionsschluB<br />
fur die Ausgabe 2/99 ist am<br />
15. Mai 1999.<br />
SAUERLAND,<br />
Zeitschrift des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es (fruher Trutznachtigall,<br />
Heimwacht und Sauerlandruf)<br />
32. Jahrgang • <strong>Heft</strong> 1 Marz 1999<br />
ISSNO 177-8110<br />
Herausgeber und Verlag: Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
e. v., Postfach 1465, 59870 Meschede<br />
Vorsitzender: Dieter Wurm, Am Hainberg 8 a, 59872<br />
Meschede, Tel. (02 91) 71 90 p. 94-16 05 d,. Fax 94-<br />
1140. Stellv. Vorsitzende; Wilma Ohly, Goerdeoerweg<br />
7, 57462 Olpe, Tel. (0 27 61) 6 16 98.<br />
Ehrenvorsitzendcr: Dr. Adalbert Mullmann. Jupiterweg<br />
7, 59929 Brilon, Tel. (0 29 61) 13 40<br />
Geschaftsstelle: Hochsauerlandkreis, Kulturamt. Thomas<br />
Schmidt. Tel. (02 91) 94-14 65. Rudolf Kraft, Tel.<br />
(02 91) 94-14 62, Gerald Rieger, Tel. (02 91) 94-13 03,<br />
Telefax (02 91) 94-11 40, Postfach 1465, 59870 Meschede.<br />
Konten: Sparkasse Arnsberg-Sundern<br />
(BLZ 466 500 05) 4 000 600.<br />
Jahresbeitrag zum Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> einschlieRlich<br />
des Bezuges dieser Zeitschrift 15,- DM.<br />
Einzelpreis 5.- DM.<br />
Erscheinungsweise vierteljahrlich.<br />
Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors.), Sebastiansweg<br />
10, 57462 Olpe. Tel. (0 27 61) 633 01.<br />
Hans Weuering (Layout und techn. Redaktion). SchloRstraSe<br />
54. 59821 Arnsberg, Tel, (0 29 31) 32 62, Fax:<br />
(0 29 31) 12983, e-mail: hanswevering@cityweb,de,<br />
Friedhelm Ackermann, Arnsberg. Gunther Becker,<br />
Lennestadt, Heinz Lettermann, Olsberg-Bigge, Dr.<br />
Adalbert Mullmann, Brilon. Heinz-Josef Padberg. Meschede.<br />
Dr. Erika Richter, Meschede,<br />
Anzeigenverwaltung: F. W. Becker GmbH, GrafenstraBe<br />
46, 59821 Arnsberg, Tel. (0 29 31) 52 19-0,<br />
Fax(0 29 31)52 19-33.<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr 7 vom 1. Januar 1997.<br />
Gesamtherstellung: F W. Becker GmbH, Druckerei<br />
und Verlag, GrafenstraBe 46, 59821 Arnsberg, Tet<br />
(0 29 31) 52 19-0<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Saurländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
WARTEN SIE NICHT, BIS ER<br />
FUR SIE SORGT.<br />
SPARKASSEN-PRIVATVORSORGE.<br />
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Rechtzeifig tur den Kuhestand vorsorgen. Mit Pramiensparen, Immobilien, Lebensversicherung,<br />
DekaConcept. Und wir rechnen auch fur Sie aus, was so zu Ihrer Rente<br />
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SAUERLAND<br />
DAS DUNKLE<br />
GEHEIMNIS.<br />
Langst verloren geglaubt,<br />
jetzt wiederentdeckt.<br />
Das Geheimnis des<br />
dunklen Bieres, das<br />
Graf Stolberg 1882 zum<br />
ersten Mai brauen lieE, „Graf Stolberg Dunkel".<br />
Das Bier, das so ganz anders ist. Geheimnisvoll dunkel.<br />
Mit feinem Malzaroma und einer kraftvoUen Wiirze.<br />
Jetzt wieder neu gebraut: Westheimer Graf Stolberg<br />
Dunkel. Es wird Sie bezaubern.<br />
Einzigartig im Geschmack.<br />
Aus der Graflich zu Stolberg'schen Brauerei Westheim im Sauerland. Kasseler StraKe 7- Westheim • 34431 Marsberg • Telefon 02994/889-0<br />
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