Heft 1 - Sauerländer Heimatbund e.V.
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Gefordert durch<br />
Der Ministerprasident<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
%<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Nr.T<br />
L 20232 F<br />
SAUERLAND<br />
Mgrz1974<br />
ZeitsGhrift des<br />
Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
':.fei*' ..<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Uriaub und Wochenend im Feriengebiet<br />
Hoch-Sauerland<br />
Informationen und Prospekte: Kreisverwaltung, Abt. Fremdenverkehr, 579 Brilon, Telefon (02961) 91266<br />
Reizvolle Erholungslandschaft (Mittelgebirge bis 843 m). Vielseitige Hobbymoglichkeiten: Wassersport, Reiten,<br />
Tennis, Kegein, Klettern, Golf, Wandern. Schneesicheres Wintersportgebiet urn den Kahlen Asten und Winterberg.<br />
Hotels, Gasthbfe, Pensionen, Uriaub auf dem Bauernhof, Ferienwohnungen, Jugendherbergen, Cannping.<br />
SehenswiJrdJgkeiten und kuiturelle Veranstaltungen. Sonderprogramme fur Gruppenreisen und Vereinsausflijge.<br />
DurchfiJhrung von Tagungen und Veranstaltungen. Preise: Dbernachtung mit Fruhstuck von<br />
8,50 DM bis 25,— DM; Vollpension von 16,50 DM bis 60,— DM.<br />
Blick auf Bruchhausen und die Bruchhauser Steine im Feriengebiet Bigge-Oisberg<br />
KNEIPPKUROR<br />
340-732 m u. N. N.<br />
lOCHSAUERLAND<br />
Prospekte und Informationen:<br />
Kurverwaltung<br />
5787 Bigge-Olsberg<br />
Telefon: (02962) 1922<br />
Auf Grund des besonderen Reizkiimas des Mittelgebirges<br />
ist gerade im Winter und Fruhjahr ein<br />
Kuraufcnthalt von besonderem Erfolg. Zur Erholung<br />
und Gesundung laden au(3er den Kurmittein<br />
auch ein gut ausgebautes Wanderwegenetz, der<br />
Schwimmpark mit Hallenbad und beheiztem Freibad<br />
ein. Fur Individuaiisten bieten sich Minigoif,<br />
Tennis und Reitmoglichkeiten an. Ein kulturelles<br />
Veranstaltungsprogramm sowie Sehenswijrdigkeiten<br />
vervollstandigen das Angebot.<br />
Wir berat Sie gern bei der Gestaltung ihres Kuroder<br />
Erholungsaufenthaltes und sind Ihnen bei<br />
der Wahl Ihrer Unterkunft behilflich.<br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Das Sauerland<br />
warb in Berlin<br />
Wieder einmal hat das Sauerland in<br />
Berlin geworben, zum vierten Male<br />
waren die Kreise Arnsberg, Meschede,<br />
Brilon und OIpe auf der ..Internationalen<br />
Touristenborse" vertreten. Als<br />
Nr. 5 inn Bunde kam die Kurverwaltung<br />
Willingen dazu.<br />
Das begann, wie die „WP" berichtete,<br />
schon mit einem Fruhstart. Am Vorabend<br />
der Messe gab es die erste<br />
Pressekonferenz.<br />
Beobachter verglichen nach ersten<br />
Eindrucken den Sauerlandstand mit<br />
einem rustikal eingerichteten Warenhaus,<br />
in dessen Fachabteilungen geschultes<br />
Personal das Uriaubsangebot<br />
des Landes der 1000 Berge den Interessenten<br />
unterbreitete.<br />
Dabei ging es urn Hotels, Gasthofe,<br />
Pensionen und urn Bauernhofe.<br />
„Komm ins Sauerland" war grol3 uber<br />
dem 100-qm-Stand zu lesen, und 13<br />
groBformatige Fotos, eher schon Riesenposter,<br />
zeigten den Besuchern der<br />
Schau am Funkturm, wie schon das<br />
Land der 1000 Berge ist. Hinzu kam<br />
eine routierende Saule, auf der in bunten<br />
Farben zu sehen war, was den<br />
Gast zwischen Neheim-Husten und<br />
Willingen und von Warstein bis nach<br />
OIpe erwartet.<br />
Die Konkurrenz war selbstverstandlich<br />
wieder grol3. 57 Lander warben vom<br />
2. bis zum 11. Marz.<br />
In unserer nachsten Ausgabe wird<br />
Walter Hense daruber berichten, was<br />
sauerlandische Aussteller und Beobachter<br />
fur ein Fazit zogen. Nach dem<br />
Winter ohne Schnee, schon dem vierten,<br />
der dem Fremdenverkehrsgewerbe<br />
nicht gerade goldene Eier legte,<br />
ware ein gut melibarer Erfolg von<br />
Berlin genau das, was man hierzulande<br />
brauchte.<br />
Zeitschrift<br />
des<br />
Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
SAUERLAND<br />
Friiher Trutznachtigall Heimwacht und Sauerlandruf<br />
UnserTitelbild:<br />
Blick auf Assinghausen<br />
Foto: Kraling<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Seite<br />
Bigge-Olsberg 2<br />
Theater im Sauerland 6<br />
100 Jahre „Sursum corda" 10<br />
B. Bahnschulte t 12<br />
Der Bauernpastor von Eslohe 13<br />
Strukturfragen 14<br />
Vertellekes 16<br />
Seltene Rathausuhr 17<br />
Neue Bijcher 18<br />
Alfred Grosche 22<br />
Autoren:<br />
Heinrich Ochsenfeld, Bigge-Ols-<br />
berg; Walter Hense, OIpe; Magnus<br />
Muller, Brilon; Alfred Redecker,<br />
Neheim-Husten; Albert Zimmer-<br />
mann, Meschede; Dr. Magdalene<br />
Padberg, Eslohe; Theo Hundt, OI-<br />
pe; Theodor Tochtrop, Brilon; Jupp<br />
Schottler, Bamenohl; Fritz Droste,<br />
Brilon; Dr. W. Dalhoff, Ruthen;<br />
Fritz Dulberg, Neheim-Husten.<br />
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SAUERLAND<br />
Bigge-Olsberg,<br />
Eingangspforte<br />
zum Hochsauerland<br />
Von Stadtdirektor<br />
Heinrich Ochsenfeld<br />
Bigge-Olsberg, die Junge Stadt am<br />
Oberlauf der Ruhr, zahit heute etwa<br />
7.200 Einwohner. Sie ist verkehrsmaBig<br />
gut erschlossen durch die B 480<br />
(Paderborn - Siegen), die durch den<br />
Stadtteil Olsberg fiJhrt, die B 7 (Kassel<br />
- Dusseldorf), die unmittelbar am<br />
Rande des Stadtteiles Bigge vorbeifijhrt,<br />
sowie die Bahnlinien Hagen -<br />
Kassel und Bestwig - WInterberg. Alle<br />
Verkehrswege von und zum sudlichen<br />
Teil des Kreises Brilon, dem eigentlichen<br />
Hochsauerland, fijhren durch<br />
die Stadt Bigge-Olsberg; somit ist die<br />
Stadt Bigge-Olsberg das Tor zum<br />
Hochsauerland.<br />
Geschichtliche Entwicklung<br />
Die ersten Siediungsansatze im Raum<br />
Bigge-Olsberg beginnen vermutlich in<br />
der fruhmittelalterlichen Rodungszeit<br />
(500-800 n.Chr.). Im Jahre 1222 wird<br />
Bigge zum ersten Male in einer Urkunde,<br />
der „Sacerdos de Bige", genannt.<br />
Olsbergs erste urkundliche Erwahnung<br />
findet sich im Jahre 1333.<br />
Die zentralortliche Bedeutung von<br />
Bigge-Olsberg im Ostabschnitt der<br />
Ruhrachse wird bereits im vorigen<br />
Jahrhundert sichtbar. 1826 erhalt Bigge<br />
den Amtssitz fur insgesamt 15 Gemeinden.<br />
Wegen der zentralen Lage<br />
haben Behorden, Fachverbande und<br />
Versicherungen die Stadt Bigge-Olsberg<br />
zu Ihrem Sitz gewahlt.<br />
In den Jahren seit dem 2. Weltkrieg<br />
verwischen sich die Grenzen zwischen<br />
den Gemelnden Bigge und<br />
Olsberg, deren Ortskerne nur etwa<br />
1 km auseinander liegen, mehr und<br />
mehr. Ein Zusammenwachsen wird<br />
aber durch das Uberschwemmungsgebiet<br />
der Ruhr und ein Sagewerk,<br />
das in der Talaue angesiedelt ist, verhindert.<br />
Im Jahre 1953 wird durch den<br />
hochwasserfreien Ausbau der Ruhr<br />
eine dieser Schwierigkeiten beseitigt.<br />
1964 beginnt auf Amtsebene als BeispielsmaBnahme<br />
eine Gebletssanierung<br />
des LandesNordrhein-Westfalen.<br />
Das Sagewerk wird im Rahmen die-<br />
Stadtdirektor Heinrich Ochsenfeld<br />
ser MaBnahme umgesiedelt, so dal3<br />
nunmehr die Voraussetzungen fur ein<br />
echtes Zusammenwachsen und die<br />
Bildung eines neuen Stadtmittelpunktes<br />
raumlich gegeben sind.<br />
Politisch haben die beiden Gemeindevertretungen<br />
im Jahre 1969 dieser Entwicklung<br />
Rechnung getragen. Aufgrund<br />
eines freiwilligen Gebietsanderungsvertrages<br />
vom 9.1.1969 zwischen<br />
den Gemeinden Bigge und Olsberg<br />
entsteht durch Gesetz des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen vom 18. Juli<br />
1969 mit Wirkung vom 1. Juli 1969 die<br />
Stadt Bigge-Olsberg.<br />
Wirtschaftliche Struktur<br />
Seit dem 2. Weltkrieg hat Bigge-Olsberg<br />
eine standige Aufwartsentwicklung<br />
erfahren. Dieser Aufwartstrend<br />
la(3t sich bereits aus den Einwohnerzahlen<br />
erkennen. 1939 zahlten die Gemeinden<br />
Bigge und Olsberg 4.128 Einwohner,<br />
1973 ist ihre Zahl auf 7.200<br />
angewachsen. Die industrielle Entwicklung<br />
hat ihren Ursprung im Erzbergbau,<br />
aus dem eine beachtliche<br />
Ofenindustrie hervorgeht. In der Folgezeit<br />
entstehen eine Armaturenfabrik,<br />
Sagewerke, holzverarbeitende<br />
Industrien. Im Landesentwicklungsplan<br />
II ist Bigge-Olsberg als Zentralort<br />
mit einer Nahversorgung fur 10 bis<br />
20.000 Einwohner eingestuft.<br />
Die WIrtschaftsstruktur der Stadt<br />
Bigge-Olsberg wird einerseits durch<br />
Industrie, Handwerk und Handel gepragt,<br />
andererseits durch den Kurund<br />
Fremdenverkehr.<br />
Im produzierenden Gewerbe bieten<br />
sich der Bevolkerung der Stadt und<br />
der weiteren Umgebung iJber 3.500<br />
Arbeitsplatze an, und zwar in der<br />
Ofen- und Heizgerateindustrie durch<br />
die OlsbergerHutte, im Metallgewerbe<br />
durch die Armaturenfabrik F.W. Oventrop<br />
Arn. Sohn KG, in der holzverarbeitenden<br />
Industrie durch die Firma<br />
Huttemann und den Ladenbau Korling,<br />
sowie durch verschiedene andere Mittel-<br />
und Kleinbetriebe.<br />
Durch die Unterstutzung der Stadt<br />
konnten die Gewerbeflachen der Industrie<br />
erweitert werden oder aber<br />
Industriebetriebe ausgesiedeltwerden.<br />
Der Umsiedlung und anderweitigen<br />
Ansiedlung von Industriebetrieben<br />
kommt In der engen Tallage der Stadt<br />
durch die verscharften Bestimmungen<br />
des Umweltschutzes besondere Bedeutung<br />
zu.<br />
Nur durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zwischen Stadt und Industrie<br />
und den beteiligten Behorden<br />
konnen diese Problems zufriedenstellend<br />
gelost werden.<br />
Zur Verbesserung des Arbeitsplatzangebotes<br />
wird z.Z. im Westen der<br />
Stadt ein neues Gewerbegebiet erschlossen.<br />
Burgermeister Niggemann<br />
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SAUERLAND<br />
Gaste und Kuren<br />
Der Kur- und Fremdenverkehr nimmt<br />
in Bigge-Olsberg eine besondere Stellung<br />
ein. Der Grundstein dafur wurde<br />
bereits im Jahre 1894 durch Dr. Grune,<br />
einem SchCiler Pfarrer Kneipps, mit<br />
dem Bau eines Kneipp-Sanatoriums<br />
gelegt. 1960 wurde der damaligen Gemeinde<br />
Olsberg auf dem Deutschen<br />
Badertag in Garmisch-Partenkirchen<br />
mit Zustimmung des Innenministers<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen die<br />
Anerkennung als Kneipp-Kurort ausgesprochen.<br />
Die weiteren Voraussetzungen<br />
sind durch das Vorhandensein<br />
der Kleinen Klimaanalyse, einer medizin-klimatologischen<br />
Begutachtung<br />
sowie durch vorhandene Kureinrichtungen<br />
gegeben. Die 1970 gegrijndete<br />
Kneipp-Kurgesellschaft mbH und Co.<br />
KG Bigge-Olsberg, in der die Stadt<br />
vertreten ist unternimmt besondere<br />
Anstrengungen, den Kneipp-Kurort<br />
auszubauen.<br />
Das neue Sanatorium „Am Stein" mit<br />
42 Betten ist bereits fertiggestellt.<br />
Ein weiteres Sanatorium mit ca. 130<br />
Betten und angegliedertem Kurmittelhaus<br />
befinden sich z.Z. in der Planung.<br />
Weitere bereits fertiggestellte Kurund<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen<br />
sind eine Kur- und Konzerthalle sowie<br />
ein Kurpark. Zur Erholung der Gaste<br />
stehen ein Netz gut gepflegter Wanderwege,<br />
Wassertretbecken und Armbadeanlagen<br />
— auch im Frelen —,<br />
bewegungs-therapeutische Einrichtungen,<br />
Park- und Waldanlagen mit gekennzeichnetem<br />
Wegenetz fur Terralnkuren<br />
und Sport-, Spiel- und Liegewiesen<br />
zur Verfugung.<br />
Auch die Burger der Stadt haben zur<br />
Verschonerung des Ortsblldes und damlt<br />
auch zur Profilierung als Kur- und<br />
Fremdenverkehrsort erheblich beigetragen.<br />
Die 70 Beherbergungsbetriebe, die<br />
ijber insgesamt 700 Betten verfugen,<br />
zahlten 1973 ca. 105.000 Gbernachtungen.<br />
Ein beachtlicher Teil der angebotenen<br />
Betten sind auf den neuesten<br />
Stand gebracht und mit NaBzellen<br />
versehen. Damit entsprechen<br />
sie in vollem Umfang den gehobenen<br />
AnspriJchen.<br />
Bauen, Sanieren, Planen<br />
Das Wachstum der Stadt hatte<br />
zwangslaufig die Ausweisung neuer<br />
Baugebiete zur Folge. Bereits in den<br />
sechziger Jahren wurde mit der Bebauung<br />
im Wohngebiet „Am Losenberg",<br />
das demnachst eine Verbindung<br />
zur Nachbargemeinde Gevelinghausen,<br />
mit der auch eine Planungsgemeinschaft<br />
besteht, darstellen wird,<br />
begonnen. Das in der Pianung befindliche<br />
Baugebiet „lm SIchtern" soil<br />
fur ca. 700 Menschen Wohnraum<br />
bringen. Weitere Baugebiete sind In<br />
den Randzonen vorgesehen. Durch<br />
die Erstellung eines neuen Stadtzentrums<br />
soil das Zusammenwachsen der<br />
beiden Stadtteile Bigge und Olsberg<br />
erieichtert werden. In diesem Gebiet<br />
sind u.a. ein Geschaftszentrum und<br />
das neue Rathaus vorgesehen. Aulierdem<br />
soil hier Wohnraum fCir ca. 1.000<br />
Menschen geschaffen werden.<br />
Die Sanrerung der Ortskerne hat bereits<br />
grofie Fortschritte erzielt. Im<br />
Westen der Stadt sind mehrere Betriebe<br />
mit insgesamt mehr als 300 Beschaftigten<br />
angesledelt worden. Ebenfalls<br />
wurde bereits ein Teil der landwirtschaftlichen<br />
Betrlebe ausgesiedelt.<br />
Dm den Verkehrsproblemen der Zukunft<br />
rechtzeitig zu begegnen, wurde<br />
in Verbindung mit dem StraBenneubauamt<br />
Unna die Trassierung fCir eine<br />
geplante UmgehungsstraBe festgelegt.<br />
Dem ruhenden Verkehr stehen in<br />
Bigge-Olsberg 14 Parkplatze mit 700<br />
Einstellmoglichkeiten zur Verfugung.<br />
Am Bahnhof Olsberg (Bahnlinie Hagen<br />
- Kassel) wurde ein Omnibusbahnhof<br />
mit entsprechenden Halteplatzen<br />
ausgebaut. Im Bereich des<br />
neuen Stadtzentrums sollen Verkehrsprobleme<br />
durch die Schaffung einer<br />
FuBgangerzone vermieden werden.<br />
Die Bemuhungen der Stadt und die<br />
Privatinitiative fanden ihren Niederschlag<br />
im Jahre 1970, als Bigge-Olsberg<br />
im Wettbewerb „ Burger, es geht<br />
um deineGemeinde" auf Bundesebene<br />
den 1. Preis erreichte und mit einer<br />
Goldmedaille ausgezeichnet wurde.<br />
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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
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SAUERLAND<br />
Schulwesen<br />
In den vergangenen Jahren hat sich<br />
Bigge-Olsberg zu einerSchulstadt entwickelt.<br />
Zwei Grundschulen, eine<br />
Hauptschule, eine Realschule und Aufbaurealschule,<br />
eine Schule fijr Korperbehinderte<br />
(Sonderschule), Berufsund<br />
Berufsfachschulen fur Technik,<br />
Hauswirtschaft undSozialpflege, Fachoberschule,<br />
Technikerfachschule, Schule<br />
fiJr Sozialpadagogik, Berufsgrundschuljahr<br />
und Pharmazeutisch-Technische<br />
Lehranstalt sind Ausdruck dieser<br />
Entwicklung. Fast 3.500 SchiJier<br />
aus den Stadten und Gemeinden des<br />
Kreises und den angrenzenden Ge-<br />
meinden des Kreises Meschede besuchen<br />
die genannten Einrichtungen.<br />
Weiterhin befindet sich in unserer<br />
Stadt ein Bezirksseminar der Regierung<br />
Arnsberg fur Lehramtsanwarter<br />
an Grund- und Hauptschulen.<br />
Mit dem Bau der Amtshauptschule fiJr<br />
den Amtsbezirk Bigge wurde kiirzlich<br />
begonnen. Nach Fertigstellung dieser<br />
Schule werden auch ein Schulkindergarten<br />
und eine Schule fiJr Lernbehinderte,<br />
die sich z.Z. in Nachbargemeinden<br />
befinden, ihren Standort in Bigge-<br />
Olsberg haben. Die Erwachsenenbildung<br />
obliegt der Kolpingsfamilie in<br />
Verbindung mit der Kreisvolkshochschule.<br />
Kur- und Konzerthalle<br />
Krankenhauser und Soziales<br />
Das St. Josefs-Hospital im Stadtteil<br />
Olsberg wurde bereits Ende des vorigen<br />
Jahrhunderts in der Tragerschaft<br />
der kath. Kirchengemeinde Olsberg<br />
aufgebaut. Dieses Krankenhaus wurde<br />
durch finanzielle UnterstiJtzung des<br />
Amtes und der Stadt modernisiert und<br />
auf 140 Betten erweitert.<br />
Im Jahre 1905 wurde im Stadtteil Bigge<br />
die Josefs-Gesellschaft gegrijndet,<br />
die es sich zur Aufgabe machte, korperbehinderte<br />
Kinder in verschiedenen<br />
Berufen auszubilden. In den „ Bigger<br />
Werkstatten", die diese Gesellschaft<br />
einrichtete, erlernen jeweils<br />
etwa 400 behinderte Jugendliche einen<br />
ihren Fahigkeiten entsprechenden Beruf.<br />
Den Bigger Werkstatten angegliedert<br />
ist die Elisabeth-Klinik, eine Spezialklinik<br />
fur Orthopadie, mit ca. 140<br />
Betten.<br />
Ein Kinderheim, 2 Kindergarten und<br />
ein Kinderhort — mit Ausnahme des<br />
Kinderhorts alle in freier Tragerschaft<br />
— runden das Bild im sozialen Bereich<br />
ab.<br />
Kultur, Sport, Freizeit<br />
Verantwortlich fur das kulturelle Leben<br />
zeichnen der 1957 entstandene<br />
Kulturring und der 1969 gegrCindete<br />
Jugendkulturring. In den Raumen der<br />
Kur- und Konzerthalle werden Schau-<br />
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SAUERLAND<br />
spiele, Operetten, Konzerte, Dichterlesungen<br />
und dergl. mit groBern Erfolg<br />
aufgefiJhrt.<br />
Durch gute raumliche Gestaltung der<br />
Kur- und Konzerthalle (Fassungsvermogen<br />
1.200 Personen) ist gewahrleistet,<br />
da(3 viele und verschiedenartige<br />
Veranstaltungen hier durchgefuhrt<br />
warden konnen.<br />
FiJr die sportliche Betatigung finden<br />
sich vielfaltige Aniagen. Zur Verfugung<br />
stehen z.Z. zwei Sportplatze,<br />
eine Freibadanlage mit Bocciabahnen<br />
und Tennisplatzen, ein Hallenbad und<br />
drei Turnhallen. Zwei Rennrodelbahnen<br />
stehen fur Winter- und Sommertraining<br />
bereit.<br />
Ein Leichtathletikzentrum des Typs B<br />
nach den Rlchtiinien des Deutschen<br />
Der Ortskern des Stadtteils Olsberg<br />
Sportbundes geht der Voilendung entgegen.<br />
Im Zuge des Neubaues der<br />
Amtshauptschule wird eine Dreifachturnhalle<br />
mit ZuschauertribiJnen errichtet.<br />
Im Stadtteil Bigge befindet<br />
sich ein Erholungsheim des Westdeutschen<br />
Leichtathietikverbandes.<br />
Ausblick auf die Zukunft<br />
Auch die Stadt Bigge-Olsberg wird<br />
von der kommunalen Gebietsreform<br />
beruhrt. Noch steht nicht endgijltig<br />
fest, welche Gemeinden mit Bigge-<br />
Olsberg durch das zum 1.1. 1975 erwartete<br />
Neuordnungsgesetz zu einer<br />
neuen Stadt zusammengeschlossen<br />
werden.<br />
Schon frijh wurde jedoch in Bigge-<br />
Olsberg die Erkenntnis gewonnen,<br />
da(3 eine interkommunale Zusammenarbeit<br />
fur eine vernijnftige Planung<br />
unbedingt notwendig ist. Aus diesem<br />
Grunde wurde im Jahre 1964 die Planungshoheit<br />
von alien Gemeinden dem<br />
Amt iJbertragen, urn fur die Zukunft<br />
eine uberdrtliche, dem Gesamtinteresse<br />
der Bevblkerung dienende Planung<br />
sicherzustellen und die Sanierung<br />
in den einzelnen Orten zu koordinieren.<br />
Wahrend Realschule, Krankenhaus<br />
und Hallenbad von den Gemeinden<br />
finanziell unterstutzt werden,<br />
wird das Hauptschulwesen vom Amt<br />
getragen.<br />
Fur die Zukunft hat die Stadt Bigge-<br />
Olsberg fur sich und ihren Nahversorgungsbereich<br />
noch umfangreiche<br />
Aufgaben zu bewaltigen.<br />
Es kommt darauf an, einerseits die<br />
vorhandenen Industrie- und Gewerbebetriebe<br />
zu unterstutzen, urn die vorhandenen<br />
Arbeitsplatze zu erhalten<br />
und krisenfest zu machen, darijberhinaus<br />
weitere Arbeitsplatze zu schaffen.<br />
Andererseits obliegt der Stadt<br />
Bigge-Olsberg als Kneipp-Kurort die<br />
besondere Aufgabe, den Kur- und<br />
Fremdenverkehr welter auszubauen<br />
und zu fordern.<br />
Zu den Aufgaben gehoren auch die<br />
AufschlieBung neuer Wohngebiete<br />
nach fortschrittlichen stadtebaulichen<br />
Gesichtspunkten, der Ausbau der 6ffentlichen<br />
Einrichtungen entsprechend<br />
der Bevolkerungszunahme.<br />
Es ist zu hoffen, da(3 die neue Stadt<br />
in der Lage ist, diese Aufgaben zum<br />
Wohle der Burger zu erfijllen.<br />
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SAUERLAND<br />
Nichtnurin<br />
Ariisberg:„Sauerlandtheater"<br />
-<br />
IcingsteinBegriff!<br />
Arnsbergs Theaterlandschaft mit welter<br />
Ausstrahlung in den Kreis und gelegentlich<br />
dariiberhinaus, wird durch<br />
das „Sauerlandtheather" bestimmt.<br />
Ein kleines Haus mit knapp 600 Piatzen,<br />
als Aula fiir Schulen gebaut, in<br />
Wirklichkeit aber ein richtiges Theater,<br />
auch wenn die Drehbiihne fehlt. Und<br />
noch dazu ein sehr schones, intimes<br />
Haus, dessen Lob die Mimen mit den<br />
kiingenden Namen vielstimmig im<br />
Gastebuch besungen haben.<br />
Auch in Zahlen wird das deutlich:<br />
45 Mai hob und hebt sich in dieser<br />
Spielzeit der Vorhang. 33 Theaterstucke,<br />
zwei Musicals, zwei Operetten,<br />
zwei Opern, ein Balettabend und<br />
funf Konzerte bietet das Programm<br />
der Kreisvolkshochschule. In diesen<br />
Zahlen ist neun ma! Theater fiir die<br />
Jugend enthalten, und wenn man die<br />
groBe Gruppe des Sprechtheaters<br />
noch weiter untergliedert, ergibt sich<br />
dies: 18 Schauspiele, zehn Komodien,<br />
vier Trauerspiele und ein KriminalstCick.<br />
Ein buntes Angebot, fCir jeden<br />
Geschmack etwas.<br />
Besucher in der Spielzeit 72/73:<br />
knapp 29.000. Wieder gegliedert:<br />
22.470 gingen ins Erwachsenentheater,<br />
6.490 ins Jugendtheater. Von der<br />
ersten Gruppe kamen 10.490 Besucher<br />
aus Arnsberg selbst, 1.827 aus<br />
Neheim-HCisten und der Rest aus<br />
40 Gemeinden des Kreises Arnsberg,<br />
wahrend 3.122 Gaste von auBerhalb<br />
des Kreises registriert wurden.<br />
Balve mit 1.749 Besuchern, gefolgt<br />
von Neheim-Hilsten mit 1736 und<br />
Arnsberg mit 1.091 die Spitzengruppe.<br />
Auch hier wieder 295 jugendliche Besucher<br />
von aul3erhalb des Kreises.<br />
Die Preise liegen im Abbonnement<br />
zwischen 10 und 8 Mark, im Einzelverkauf<br />
zwischen 12 und 10 Mark, Sonderveranstaltungen<br />
kosten 15 Mark,<br />
Jugendliche und Schwerbeschadigte<br />
zahlen die Halfte. Im Jugendtheater<br />
werden 2 bis 3 Mark verlangt.<br />
Von Brechts „Kaukasischem Kreide-<br />
Und abends ins Theater...<br />
nProvinz" — dieser Bezeichnung haftet gerade mit dem Blick auf den<br />
kulturellen Bereich nach wie vor eine Negativ-Bewertung an. Rellkt<br />
einer Zeit, da das, was man kulturelles Leben nennt, sich fast ganz<br />
iiberwiegend in Kapitalen und Metropolen artikullerte und darstellte.<br />
„ln der Provinz" tat sich halt wenig.<br />
Solche Betrachtungsweise ist heutzutage schlicht ein Fehlurteil. Sicherlich:<br />
Der Trupp feuilletonistischer Kritiker von Presse und Funk<br />
muB zu Premieren und spektakularen Experimenten so gut wie nie<br />
in die Provinz reisen. Gelegentlich ignoriert er sie auch, wie jiingst<br />
Mario Adorfs Regiedebut in Arnsberg. Doch gemessen an der Einwohner-Dichte<br />
braucht das flache Land den Vergleich auch mit IHalb-<br />
Millionen-Stadten keinesfalls zu scheuen. Das gilt fiir die Breite der<br />
Programm-Palette ebenso wie fur die Resonanz.<br />
Am Beispiel des Kreises OIpe kann man die wichtigsten Buhnen ablesen,<br />
sie sind auswechselbar, well Tournee-Theater breit streut. An<br />
den Besucherzahlen in Arnsberg ist zu erkennen, was es bedeutet,<br />
einen guten Theaterbau zu haben. Provinztheater im alten Sinne mit<br />
festem Ensemble, das konnen sich Kleinstadte ohnehin nicht leisten.<br />
Und dies kommt unserer Kulturlandschaft zugute. Hier ein Oberblick.<br />
kreis" bis zu Hebbels „Maria Magdalena"<br />
und von Fassbinders „Bremer<br />
Freiheit" bis zu Ibsens „Volksfeind"<br />
reicht die Skala desGebotenen.<br />
Einer der Hohepunkte der laufenden<br />
Spielzeit war Ewald Balser als Konig<br />
Lear. Es gastierte ein Ensemble der<br />
Wiener Burg. Der gr6l3te Reinfall —<br />
und zugleich die groBe Ausnahme —<br />
war „Eisenwichser" von H. Henkel.<br />
Gelegentlich scharf kritisiertes Tourneetheater:<br />
hier kommt es an. Und es<br />
ist ja auch wesentlich besser geworden.<br />
Die Tournee-Agentur, die sich<br />
lediglich eines einzigen guten Namens<br />
als Zugpferd bedient, hat wenig Chancen.<br />
Der groBen Namen sind viele,<br />
nicht selten mehrere in einem Stuck.<br />
Das geht von Messemer bis Luders<br />
und von Clarin bis Hinz und ist eine<br />
lange, lange Liste.<br />
Auch drei Premieren gab es schon in<br />
Arnsberg, eine mit der Flickenschildt,<br />
eine weitere in der jetzt laufenden<br />
Spielzeit mit einem Regie-Debut: Mario<br />
Adorf inszenierte in Arnsberg Molieres<br />
Komodie „Der Wirrkopf", und<br />
das mit viel Erfolg. Fast gleichzeitig<br />
kam die Nachricht aus Berlin, daB er<br />
fur die beste komodiantische Leistung<br />
im deutschsprachigen Film den „Ernst-<br />
Lubitsch-Preis 1974" erhalten hat.<br />
Fazit fiir Arnsberg: Das „KleineHaus"<br />
an der Ruhr, hat aus einer fast theatertoten<br />
Stadt ein Zentrum des kulturellen<br />
Lebens gemacht.<br />
Die Spielzeit endet diesmal mit:<br />
23.4.: „Von Mausen und Menschen",<br />
(John Steinbeck), Regie Boleslaw Barlog,<br />
Buhne64 Zurich, Hauptrollen Peer<br />
Schmidt, Hannelore Eisner.<br />
5. 5./6. 5.: „Vor Sonnenuntergang",<br />
(GerhartHauptmann), Schweizer Tourneetheater<br />
mit Gustav Knuth und Elisabeth<br />
Lennartz.<br />
18. 5. und 16. 5.: „Kiss me Kate" (Cole<br />
Porter), Stadtische Bijhne Hagen.<br />
In Neheim-Hilsten:<br />
Gutes Angebot,<br />
aber Icein Haus<br />
(S.R.)<br />
Das Kulturleben in der Leuchtenstadt<br />
Neheim-Husten leidet trotz eines ausgesuchten<br />
Angebots unter der Raumfrage.<br />
Das Neheimer Kolpinghaus ist,<br />
obwohl vor einigen Jahren groBzugig<br />
ausgebaut, fiir Theater- und Konzertveranstaltungen<br />
nicht sonderlich geeignet.<br />
Ein Silberstreif am Horizont<br />
ist das geplante Kultur- und Bildungszentrum,<br />
das auch eine optimal ausgestattete<br />
Musikbiihne haben wird.<br />
Das Theaterleben diirfte sich indes<br />
nach der sich abzeichnenden Tendenz<br />
kijnftig starker nach Arnsberg in das<br />
Sauerlandtheater verlagern.<br />
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SAUERLAND<br />
Vor allem Volkshochschule und Musikverein<br />
geben dem Kulturleben die<br />
Impulse.<br />
Acht Gastspiele vermittelt der VHS-<br />
Theaterring im Winter 1973/74. Gleich<br />
die Eroffnung der Saison durch das<br />
Renaissance-Theater Berlin mit der<br />
Komodie „Die Schmetterlinge sind<br />
frei" (Leonhard Gershe) mit Inge Meysel<br />
wurde zu einem der Hohepunkte,<br />
ebenso wie Norman Krasnas Komodie<br />
„lndiskret" mit Joachim Fuchsberger<br />
in der Auffijhrung des Euro-Studios.<br />
Auch bei dem Lustspiel „Dle Hose"<br />
(Carl Sternheim) mit Horst Tappert,<br />
dem Schauspiel „Caligula" von Albert<br />
Camus mit Uwe Friedrichsen und der<br />
WLT-Auffiihrung „Leben und Tod der<br />
Marilyn Monroe" von Gerlind Reinshagen<br />
war man mit dem Besucherecho<br />
den Umstanden nach zufrieden.<br />
Eine kaum iibersehbare Zahl weltbedeutender<br />
Ktjnstler hat der Musikverein<br />
in den letzten Jahren nach Neheim-Husten<br />
gebracht. Drei Orchesterund<br />
funf Kammerkonzerte stehen im<br />
Winter 73/74 auf dem Programm. Sie<br />
vermittelten bisher die Bekanntschaft<br />
mit dem japanischen Harfenorchester<br />
aus Tokio (im Rahmen der „Japanischen<br />
Akzente"), der Munchener „Capella<br />
Moncensis", die Weihnachtsmusik<br />
auf alten Instrumenten bot,<br />
einer Detmolder Kantorei bei einem<br />
Chor- undOrgelkonzert in derKlosterkirche<br />
Oelinghausen (mit Prof. Schneider<br />
an der alten Barockorgel) und dem<br />
Solistenensemble des Mainzer Kammerorchestes.<br />
Aber auch solche experimentelle<br />
Musik wie die des Gldbokar-Ensembles<br />
Paris „New Phonic<br />
Art" mit Eigenkompositionnen und<br />
freiem Zusammenspiel gehort dazu.<br />
Was der Ausklang der Saison brachte<br />
und bringt? Im Theater-Ring John<br />
Steinbecks Schauspiel „Von Mausen<br />
und Menschen" mit Peer Schmidt und<br />
Hannelore Eisner am 6. Marz, die Komodie<br />
„Vater und Sohn" (Curt Flatow)<br />
mit Uschi Glas und Karl Schonbock<br />
am 13. Marz sowie die Komodie „Mandragola"<br />
von Machiavelli mit Gotz George.<br />
Der Musikverein hatte am<br />
3. Marz einen Abend mit klassischer<br />
Musik Indiens. Am 29. Marz stehen<br />
junge Solisten auf dem Podium und<br />
am 22. April das Bundesjugendsinfonieorchester<br />
unter Prof. Wangenheim.<br />
Alfred Redecker<br />
In Meschede:<br />
Oft ist der<br />
Saal zu klein<br />
Auch das bisher vergebliche Hoffen<br />
auf eine Stadthalle und damit auf<br />
einen geeigneten Theatersaal hat den<br />
Kulturring Meschede nicht entmutigen<br />
lassen. In dieser Spielzeit hatte er<br />
wieder ein Programm vorgelegt, das<br />
verwohnten Anspriichen gerecht wird.<br />
Der Kulturring, der auch ein ansehnliches<br />
Konzertprogramm zusammenstellt,<br />
paart in seinem Programm klassische<br />
Kunst mit Neuerscheinungen<br />
aus der Welt des Theaters.<br />
So sah man neben „K6nig Lear" von<br />
William Shakespeare u.a. mit Ewald<br />
Balser „Endstation Sehnsucht" von<br />
Tennesee Williams mit Sonja Ziemann,<br />
Gotz George und Gunnar Moller. „Der<br />
Kaukasische Kreidekreis" von Bertolt<br />
Brecht in der Inszenierung des Westfalischen<br />
Landestheaters eroffnete die<br />
Spielzeit im September. Der Saal des<br />
Franz-Schweitzer-Hauses erwies sich<br />
auch bei dieser Gelegenheit wieder<br />
einmal als zu klein: Dutzende der<br />
mehr als 500 Zuschauer muBten sich<br />
mit Stehplatzen begnugen — ein Mangel,<br />
der vor allem und immer wieder<br />
die theaterbegeisterten Schiiler trifft.<br />
Das Lippische Landestheater Detmold<br />
zeigte am 5. November den Vollender<br />
des russischen „nationalen Theaters",<br />
AN. Ostrowskij, mit „Wie man Karriere<br />
macht." In einer Gemeinschaftsveranstaltung<br />
mit dem Kreisjugendring<br />
prasentierte der Kulturring Im<br />
Dezember wieder einmal das „theatermobil"<br />
aus Neuwied mit Gisela Hagenau<br />
und Sepp Holstein, die alljahrlich<br />
mit ihrem kleinen Ensemble das Mescheder<br />
Publikum fesseln.<br />
Die „Deutschen Kammerspiele" aus<br />
Buenos Aires waren am 29. Januar mit<br />
„Tanz auf dem Vulkan („Die tollen<br />
Zwanziger") zu Gast.<br />
„Ohne kulturelle Veranstaltungen<br />
blelbt das stadtische Leben farblos.<br />
Wir hoffen, mit dem neuen Programm<br />
einen kraftigen Farbtupfer gesetzt zu<br />
haben," schrieb Vorsitzender Martin<br />
Goldbeck im Vorwort des Programmheftes.<br />
Seine Hoffnung hat sich erfullt.<br />
Albert Zimmermann<br />
InSchmallenberg:<br />
Auch Platz fijr<br />
die groBe „Show"<br />
Praktisch als Ein-Mann-Betrieb wird<br />
die „Kulturelle Vereinigung Schmallenberg<br />
von Verwaltungsrat Reinhold<br />
Weber gefiihrt, der das Theaterprogramm<br />
der Strumpfstadt lenkt. Mit der<br />
Stadthalle verfiigt Schmallenberg Ciber<br />
eine in heimischen Breiten geradezu<br />
hervorragende Theaterstatte, die auch<br />
schon oft Buhnen und Darstellungen<br />
von Ruf eriebt hat. Zu nennen ware<br />
belspielsweise die groBe WDR-Show<br />
„Tanz fiJr die Jugend" mit bekannteh<br />
Rundfunk-Bands und Schlagerstars,<br />
die „live" ijber die Sender geht.<br />
In dieser Saison war das Westfalische<br />
Landestheater Castrop-Rauxel<br />
gern gesehener Gast in der Stadthalle<br />
Schmallenberg. Im Januar begeisterte<br />
die BiJhne ihr Publikum noch mit „Der<br />
kaukasische Kreidekreis" von Bertolt<br />
Brecht, der als die bislang hervorragendste<br />
Inszenierung der Castrop-<br />
Rauxeler gilt. Von der Regie von Roland<br />
Gall und der Musik von Paul Dessau<br />
zeigte sich das Publikum beeindruckt.<br />
Begonnen hatte die Spielzeit mit stattlichem<br />
Zuschauer-Andrang, als Inge<br />
Meysel mit dem Berliner Rennaissance-Theater<br />
im Oktober in Schmallenberg<br />
gastierte. Dber 500 sahen die<br />
Boulevard-Komodie „Schmetterlinge<br />
sind frei" bei der der kurzlich verstorbene<br />
Viktor de Kowa Regie fuhrte.<br />
Benno Sterzenbach war der Stargast<br />
be! „ Maria Magdalena" von Friedrich<br />
Hebbel. Es gastierte das WLT.<br />
Aus dem Termlnkalender der Kulturellen<br />
Vereinigung:<br />
23. Marz: „PI6tzlich und unerwartet",<br />
eine Krimi-Komodie von Francis Durbridge<br />
(„Das Halstuch") mit Heinz<br />
Drache und Nadja Tiller. Es spielt das<br />
Baseler Tournee-Theater, das im vorigen<br />
Jahr mit Gustav Knuth in Schmallenberg<br />
weilte.<br />
Weiter auf der nachsten<br />
Seite: „Die klelne Form<br />
von Fredeburg."<br />
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SAUERLAND<br />
Die „Kleine Form"<br />
von Fredeburg<br />
Die kleine Form pflegt der Kulturausschu6<br />
in Fredeburg und entspricht damit<br />
den Moglichkeiten einer kleinen<br />
Landstadt von 3.500 Einwohner. Wahrend<br />
am 25. Januar Peter Kreuder, der<br />
Konig der Evergreens, in der Aula<br />
der Deutschen Landjugend-Akademie<br />
mehr als 200 Zuhorer fesselte, registrierte<br />
im November das Marburger<br />
Schauspiel mit Martin Balsers „Zlmmerschlacht"<br />
maRigen Besuch, obwohl<br />
die Marburger eine gute Auffuhrung<br />
lieferten.<br />
Fredeburg — dort werden die Kulturveranstaltungen<br />
getragen von KulturausschuB<br />
aus Stadtvertretern und<br />
sachkundlgen Burgern mit Apotheker<br />
F.H. Hohmann und Dozent Ferdinand<br />
Kamender an der Spitze — kann sich<br />
„kein Startheater leisten". Mit der<br />
Aussteiiung von Josef Vo(3 „Bllder,<br />
Grafiken, Zeichnungen", sowie mit<br />
dem Jazz-Abend von Dr. Schulz-Kohn<br />
vom WDR hat es aber doch ein treues<br />
Publikum. Das zeigt sich vor allem<br />
auch in der Reihe der Kammermusik,<br />
die das Internat pflegt. Lutz Letzkowitz,<br />
Monika Hattingberg und Prof.<br />
Schmitz waren bedeutende Namen<br />
dieser Reihe.<br />
Am 15. Februar folgte noch die Boulevard-Komodie<br />
„Hier sind Sie richtig",<br />
die seit Anfang des Jahres im Kleinen<br />
Theater Bad Godesberg lief. In der<br />
Hauptrolle sah man Brigitte Mira.<br />
KreisBrilon:<br />
Stddte helfen<br />
mit Zuscliussen<br />
bei Defizit<br />
Nach dem (zu bedauernden) Marsberger<br />
Ausstieg aus der Theaterlandschaft<br />
— der Kulturring hat seine Arbeit<br />
einstellen miissen, well die Besucher<br />
ausblieben und dadurch allzu<br />
groBe Locher in sein ohnehin nur<br />
schmales Budget gerissen wurden —<br />
ist die Szenerie der uber den ortlichen<br />
Rahmen hinausgehenden Theater- und<br />
Konzertveranstaltungen im Kreise Bri-<br />
lon naturgemaB schmaler geworden.<br />
Abgesehen von einigen Auffuhrungen<br />
in Winterberg, der den Kurgastwochen<br />
ein wenig kulturellen Glanz verleiht,<br />
sind bedeutende Theater- und Konzertabende<br />
fast ausschlieBlich auf Brilon<br />
und Bigge-Olsberg konzentriert.<br />
Umso erfreulicher die Feststellung,<br />
dal3 trotz des Marsberger Debakels<br />
auf dem Theater-Sektor in diesen beiden<br />
Stadten nichts von Resignation<br />
zu spuren ist — wenngleich auch hier<br />
die Bedingungen, gutes Theater- und<br />
gute Konzerte zu prasentieren, immer<br />
schwerer werden: Gastspiele ohne<br />
Defizit gibt es angesichts der immer<br />
teurer werdenden Offerten der Tournee-Theater<br />
selbst bei vollen Hausern<br />
kaum noch.<br />
In beiden Stadten dijrfen Theater- und<br />
Konzertfreunde dennoch optimistisch<br />
in die Zukunft sehen; denn bisher<br />
wurden finanzielle Ausfalle von den<br />
Kommunen ijbernommen. Das soil sich<br />
auch nicht andern.<br />
Dank dieser Aufgeschlossenheit von<br />
Stadtvatern und Verwaltungen sowie<br />
der Treue von vielen hundert Abonnementen<br />
— ohne sie ware gerade in<br />
landlichen Raumen Jedes Theaterleben<br />
von vornherein zum Tode verurteilt —<br />
haben die Kulturringe beider Stadte<br />
auch in der jetzt zu Ende gehenden<br />
Saison wieder Programme anbieten<br />
konnen, die denen der vergangenen<br />
Jahre vom Niveau her nicht nachstanden.<br />
In Bigge-Olsberg eriebte man u.a.<br />
Gerlinde Locker und Joachim Fuchsberger<br />
in der Komodie „lndiskret",<br />
einen Liederabend mit Ingeborg Hallstein,<br />
das Schauspiel „Home" (von<br />
David Storey) mit Werner Hinz, Arno<br />
Assmann und Judith Holzmeister, das<br />
Arthur Miller-Schauspiel „Alle meine<br />
Sohne" mit Rene Deltgen.<br />
Noch mehr Prominenz war in Brilon<br />
zu Gast, wo die Saison von einem<br />
Neger-Ensemble aus New York mit<br />
dem Musical „Carmen Jones" eroffnet<br />
worden war. Man sah u.a. Helmut<br />
Lohner in „Der Lugner", Inge Meysel<br />
in „Schmetterlinge sind frei", Horst<br />
Tappert in der Sternheim-Komodie<br />
„Die Hose", Gotz George und Sonja<br />
Ziemann in „Endstation Sehnsucht",<br />
Uwe Friedrichsen in „Caligula" und<br />
Maria Wimmer in „Phadra".<br />
Bemerkenswert auch, dal5 in beiden<br />
Stadten zusatzliche Musik- und Theaterveranstaltungen<br />
fur die Jugend ein<br />
ungemein starkes Echo fanden.<br />
Magnus Miiller<br />
,f<br />
Und im Sommer:<br />
„Sauerlandische FreilichtbOhnen"<br />
in Hallenberg, Herdringen<br />
und Elspe<br />
Vielfciltiges<br />
Angebot im<br />
Krels OIpe<br />
Den 123 000 Einwohnern des Kreises<br />
OIpe wird schon seit vielen Jahren<br />
von der Stadt OIpe, von der Gemeinde<br />
bzw. dem Kulturring Finnentrop<br />
und an Hundem und Lenne von der<br />
gleichnamigen Kulturgemeinde ein<br />
Programm angeboten, das aus bewahrten<br />
kulturellen Aussage- und Ausdrucksmitteln<br />
zusammengefijgt wurde;<br />
Schauspiel, Oper, Operette, Musik,<br />
Ballett.<br />
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SAUERLAND<br />
In OIpe nennt das Programm 20, in<br />
Finnentrop und in Lennestadt fijr die<br />
Kulturgemeinde Hundem/Lenne jeweils<br />
9 Termine. Autoren und Komponisten<br />
mit einenn Dauer-Platz in der<br />
Weltliteratur finden sich dort ebenso<br />
wie die Namen moderner StOckeschrelber:<br />
G.B. Shaw, Mozart, Franz Werfel,<br />
Steinbeck und Goldoni, Shakespeare<br />
und Durbridge, Aldo Benetti, Arthur<br />
Miller, Loliere undGerhartHauptmann,<br />
Ralph Benatzki, Robert Andersen und<br />
Leonard Gershe.<br />
Erwahnung verdienen auch das brasilianische<br />
Show-Ballett, das lateinamerikanische<br />
Folklore nach OIpe importiert,<br />
das Siegerland-Orchester mit<br />
Sinfonie-Konzerten in Finnentrop und<br />
OIpe. Den musikalischen Beitrag fiJr<br />
das Programm der Kulturgemeinde<br />
Hundem/Lenne lieferte die ev. Kantorei<br />
Siegen mit einer „Weihnachtsmusik<br />
alter Meister". In Lennestadt<br />
stellt man sich metaphysischen Fragen<br />
in einer Gesprachsrunde zur<br />
„Gottesfrage im Erziehungsfeld" und<br />
zum Thema „Der Naturwissenschaftler<br />
vor der Gottesfrage". Dort schon<br />
seit vielen Jahren fester Bestandteil<br />
des Angebots: Vermittlung bemerkenswerter<br />
Filme.<br />
Folgende BiJhnen sind in der Olper<br />
Stadthalle, in Finnentrops Festhalle<br />
Oder in der Aula der Meggener Realschule<br />
bzw. der Sauerlandhalle in<br />
Lennestadt in dieser Saison aktiv:<br />
LandestheaterNeuB (OIpe und Finnentrop),<br />
Tourneetheater Thespiskarren<br />
(OIpe), Neue Schaubuhne Salzburg<br />
(OIpe), Renaissance-Theater Berlin<br />
(OIpe), Offenbach-TheaterKoln (OIpe),<br />
Euro-Studio (OIpe, Lennestadt und<br />
Finnentrop), Tourneetheater Basel (OIpe,<br />
Finnentrop und Lennestadt), Thalia-Theater<br />
Zurich (OIpe), Buhne 64<br />
Zurich (OIpe), Berliner Tourneetheater<br />
(OIpe und Lennestadt), Landestheater<br />
Detmold (Finnentrop), Westdeutsches<br />
Tourneetheater (Lennestadt).<br />
nas Komodie „lndiskret" (Finnentrop<br />
und OIpe); Vera Tschechowa in Arthur<br />
Millers „Hexenjagd" (Finnentrop<br />
und OIpe); Hans Sohnker in „Hauptsiche<br />
Minister" (Lennestadt und OIpe);<br />
Inge Meysel, Heinz Drache, Peter<br />
Mosbacher, Gerlinde Locker — eine<br />
Liste, die sich noch ein ganzes Stuck<br />
verlangern lielJe.<br />
Popularitat und Prominenz dieser<br />
Stars steigern die Attraktivitat. Sie<br />
vermittein dem Publikum so etwas wie<br />
„Markenartikel-Garantie".<br />
Walter Hense<br />
Schauspieler der „ersten Garnitur"<br />
haben keineswegs Seltenheitswert.<br />
Hier ein paar Namen und Titel: Giinter<br />
Luders als Haushofmeister Malvolio<br />
in der Shakespeare-Komodie<br />
„Was ihr wollt" (Lennestadt); Hardy<br />
Kruger in dem Camus-Schauspiel<br />
.Caligula" (Lennestadt und OIpe), Joachim<br />
Fuchsberger in Norman Kras-<br />
Krombacher Privatbrauerel Bernhard Schadeberg 591 Kreuztal-Krombach<br />
Postfach 760 Tel.: (02732) 8721, Telex: 0875574<br />
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SAUERLAND<br />
lOOJahre<br />
„Sursum corda"<br />
Seine Schopfer<br />
waren Sauerlander<br />
Von Theodor Tochtrop<br />
Die Vorarbeiten fur das neue Einheitsgesangbuch<br />
der Diozese Paderborn<br />
sind fast abgeschlossen. Im<br />
Frijhjahr 1975 sei mit der Neuerscheinung<br />
zu rechnen. Damit endet die<br />
lOOjahrige Geschichte des „Sursum<br />
corda". Ein Anlal3, in diesem 100. Jahr<br />
des Anfangs, das zugleich sein Ende<br />
bedeutet, die Entstehungsgeschichte<br />
dieses katholischen Diozesangesangund<br />
gebetbuches zu beleuchten, ist<br />
fur das Sauerland besonders gegeben,<br />
weil zwei sauerlandische Pfarrer<br />
es geschaffen haben. Es sind der Briloner<br />
Josef Kieinschmidt und der aus<br />
Rhonard bei OIpe stammende Ferdinand<br />
Wacker. Als dritten kann man<br />
ihnen noch Vikar Somer aus Drolshagen<br />
zurechnen, der als einziger<br />
Mitarbeiter der ersten Ausgabe bekannt<br />
ist.<br />
Dem „Sursum corda" vorausgegangen<br />
war insbesondere „Der heilige<br />
Gesang", ein „vollstandiges katholisches<br />
Gesangbuch", wie es im Untertltel<br />
genannt wurde. Sein Schopfer<br />
und Gestalter war der Pfarrer Melchior<br />
Ludolph Herold aus Hoinkliausen,<br />
der die erste Auflage (1803) bei<br />
Lange in Lippstadt herstellen lleB.<br />
Bei der Bearbeltung der zweiten Auflage<br />
(18,07) zog er den Pfarrer Korholz<br />
von Madfeld, den Leherer Conradi<br />
von Effein und den Justizbeamten<br />
Kayser von Ostinghausen als<br />
wertvolle Mitarbeiter heran, ohne ihren<br />
guten Anregungen und Empfehlungen<br />
weitgehend zu entsprechen.<br />
In seinen „Westfalischen Beitrage zur<br />
deutsche Geschichte" (Darmstadt 1819)<br />
gibt Seibertz dazu einen ausfCihrlichen<br />
Bericht und bemerkt u.a.: „Der hi.<br />
Gesang" war seinem Zwecke nach<br />
zwar sehr gut angelegt, aber in der<br />
AusfiJhrung, besonders des ersten<br />
Teils, nicht ganz gelungen. Im Auftrage<br />
Herolds kiindigte der Madfelder<br />
Pfarrer Korholz eine verbesserte<br />
zweite Auflage an und forderte alle<br />
Berufenen auf, das Buch durch neue<br />
Beitrage so zu verbessern, da(5 es<br />
Dechant Ferdinand Wacker war<br />
einer der Vater des SURSUM<br />
CORDA, von Dechant Josef<br />
Kieinschmidt war trotz groRter<br />
Bemuhungen kein Bild mehr<br />
aufzufinden.<br />
wenigstens fiir ein Menschenleben<br />
seinen Wert behalte. Aber eine ausreichende<br />
Mitarbelt blieb aus, nur<br />
Kirchenrat Sauer in Arnsberg und Justizamtmann<br />
Kayser in Ostinghausen,<br />
der Tonsetzer vieler Choralmelodien,<br />
der den gesanglichen Teil hervorragend<br />
beeinfluBte, standen ihm zur<br />
Seite. Auch an der bald folgenden<br />
dritten Auflage war Pfarrer Korholz<br />
maUgeblich beteiligt, ohne den groBten<br />
Teil seiner Plane Herold gegenijber<br />
durchzusetzen. Dieser war von<br />
seiner ersten eigenen Arbeit zu sehr<br />
eingenommen."<br />
Seibertz bemerkte welter: „Dessen<br />
ungeachtet wurde auch in dieser Form<br />
das Buch mit einem Beifall aufgenommen<br />
und in den geschatzesten Zeitschriften<br />
Deutschlands beurteilt, der<br />
selten in so ungetheiltem MaaBe<br />
einer llterarischen Erscheinung zu<br />
Theil wird."<br />
Davon abweichende neuere Forschungsergebnisse<br />
finden wir in der<br />
Untersuchung von Theo Hundt „Die<br />
Geschichte des Kirchenliedes im „Sursum<br />
corda" („De Suerlanner", Jahrg.<br />
1964, 1965): „Der HI. Gesang" wurde<br />
offiziell empfohlen im ganzen rechtsrheinischen<br />
Erzbistum Koln, ja mancherorts<br />
von Staats wegen mit Ge-<br />
walt eingefijhrt. In Attendorn, Drolshagen<br />
und Fredeburg kam es dabei<br />
zu ijblen Krawallen. Immerhin fand<br />
der Herold so groBe Verbreitung.<br />
Pfarrer Herold, ein eifriger Priester,<br />
glaubte an den Satz: Eifrig gesungen<br />
ist zweimal gebetet und hat seine Lieder<br />
durchweg anderen Gesangbuchern<br />
entnommen, jedoch so schreibt Baumker,<br />
an jedem Lied, das er entlehnte,<br />
nahm er mehr oder weniger Anderungen<br />
vor, ungeschoren lie(5 er keinen<br />
Text."<br />
Das „Sursum corda" beendete vor<br />
100 Jahren (1874) die lange „Herold-<br />
Zeit", hat aber einen Teil des Erbes<br />
ubernommen, was sogar seine letzten<br />
Ausgaben noch deutlich erkennen lassen.<br />
Die ersten Anregungen zur Herstellung<br />
eines einheitlichen Diozesangesangbuches,<br />
so hei(5t es in einer<br />
Mitteilung von Dechant Ferdinand<br />
Wacker in der Pfarrchronik Warburg,<br />
ging von der Jungfermannschen Buchhandlung<br />
in Paderborn aus. Die Vorarbeiten<br />
begannen mit einem regen<br />
Gedankenaustausch des Verlages mit<br />
dem Warburger Pfarrer J. Kieinschmidt.<br />
Der alte „Herold" hat in diesen<br />
Vorverhandlungen sicher eine erhebliche<br />
Rolle gespielt. Der Briefwechsel<br />
und die ubrigen Unterlagen<br />
dieser vorbereitenden Arbeit sind<br />
leider nicht mehr vorhanden. Nach<br />
Angaben von Prof. Dr. H. Schauerte<br />
(„Die Warte", Jahrg. 1933) sind sie<br />
bei einem Brande in den SOer Jahren<br />
vernichtet worden.<br />
Nachdem Pfarrer Kieinschmidt schon<br />
eine Zeit lang am Konzept und der<br />
Gestaltung des „Sursum corda" gearbeitet<br />
hatte „zog er mich zur Mitwirkung<br />
heran; so wurde das „Sursum<br />
coda" das Resultat unserer gemeinsamen<br />
Arbeit. Pfarrer Kieinschmidt<br />
bearbeitete vor allem den gesanglichen<br />
Teil. Einen Mitarbeiter hatten<br />
wir nicht, wohl aber hat der verstorbene<br />
Vikar Somer in Biiderich einige<br />
Liedertexte geliefert". Das ist die Erklarung<br />
von Dechant Ferdinand Wakker<br />
aus Wunnenberg in der Pfarrchronik<br />
von Warburg.<br />
Und hier ein kurzes Lebensbild der<br />
drei sauerlandischen Autoren:<br />
Josef Kieinschmidt wurde am 18. Oktober<br />
1819 als fijnftes Kind des Backers<br />
Franz Kieinschmidt in Brilon,<br />
Keffelker Quartal, geboren. Die Mut-<br />
10<br />
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EinHausfur<br />
die Behinderten<br />
Ein Behinderten-Zentrum, und zwar<br />
zunachst eine Schulungsstatte fiir 150<br />
geistig und kbrperbehinderte Kinder<br />
baut die Caritas des Kreises Arnsberg<br />
mit einem Finanzaufwand von 5,5<br />
Millionen DM im Arnsberger „Alten<br />
Feld". Das Unternehmen ist der besonderen<br />
Initiative des Pfarrvlkars<br />
Josef Hulster zu verdanken. Das drei<br />
Abteilungen umfassende Zentrum wird<br />
voraussichtlich schon in dlesem Herbst<br />
32 Schutzlinge aufnehmen. In Werkstatten,<br />
zu denen eine Weberei, eine<br />
Schreinerei und eine Abteilung fiir<br />
Metallverarbeitung gehort, sollen behinderte<br />
Jugendliche und Erw/achsene<br />
ausgebildet werden. Ein Areal von<br />
22 000 m^ steht zur Verfugung. An der<br />
Finanzierung beteiligen sich das Ar-<br />
100 Jahre „Sursuin corda"<br />
(Schlu5)<br />
ter Christine geb. Lenze stannmt aus<br />
Alme. Nach dem Besuch des Progymnasiums<br />
in Brilon und dem Abitur<br />
in MiJnster studierte er Theologie und<br />
wurde 1843 in Paderborn geweiht.<br />
Sein berufliches Leben fijhrte ihn zur<br />
Brede, als Pfarrverweser nach Letmathe,<br />
als Pfarrer nach Kothen, als<br />
Prases des Knabenseminars nach Paderborn,<br />
als Domvikar nach Erfurt und<br />
schlieBlich (1871) als Pfarrer nach<br />
Warburg. Er starb 18.92.<br />
Ferdinand Wacker ist am 9. 2. 1834 in<br />
Rhonard bei OIpe geboren. Am 18.8.<br />
1857 empfing er in Paderborn die<br />
Priesterweihe. Er wirkte zunachst als<br />
Kooperator in Verne, dann als Vikar<br />
in Welver und RiJthen. Im Jahre 1862<br />
kam er nach Wunneberg im Kreise<br />
BCiren. Im Jahre 1873 wurde er zum<br />
Pfarrer ernannt und 1882 als Landdechant<br />
berufen. Er starb am 14. Dezember<br />
1910. Durch seine Andachtsbucher<br />
fur Priester und Laien war er<br />
bereits weit bekannt geworden, als er<br />
seine Mitarbeit fiir das „Sursum corda"<br />
begann. (Mitgeteilt von N. Scheele<br />
in „Geschichte von Olpe-Land)."<br />
Peter Somer war ein echtes Dorfkind<br />
mit einem tiefen Gemiit und von<br />
beits- und Sozlalministerium, das<br />
Landesarbeitsamt, der Krels Arnsberg<br />
und die Caritas. Die ..Aktion Sorgenkind"<br />
stellte den Betrag von 400000<br />
DM zur Verfugung.<br />
Der Prasident des Verwaltungsgerichts<br />
Arnsberg, Karl-Josef Peters, zugleich<br />
Vorsitzender des Kreis-Caritas-<br />
Verbandes Arnsberg, erklarte bei der<br />
Grundsteinlegung u.a. folgendes:<br />
„Die Gesellschaft, in der wir leben,<br />
nimmt sich des behinderten Menschen<br />
mehr an, als vielleicht die Gesellschaft<br />
vor 25 Jahren, und wir durfen<br />
hoffen, daB dieses Verstandnis wachst<br />
und nicht schwindet. Dazu ist aber<br />
erforderlich, dal3 wir den behinderten<br />
Menschen in seiner Not, in seinen Bedijrfnissen<br />
immer wieder neu entdekken.<br />
Jeder Behinderte ist Mensch im<br />
Wesen dieses Wortes. Er ist eine spezifische<br />
Erscheinungsweise mensch-<br />
schlichter Frommigkeit. Er ist am<br />
12.8.1832 in Elspe geboren, wurde<br />
durch den Ortspfarrer auf das Studium<br />
vorbereitet, besuchte die Gymnasien<br />
in Brilon und Paderborn, studierte<br />
Theologie in MCinster und Paderborn<br />
und wurde 1859 von Bischof Konrad-<br />
Martin geweiht. Er wirkte kurze Zeit<br />
als Kaplan in Bielefeld, 8 Jahre in<br />
Grevenstein und seit 1869 als Vikar<br />
in BiJderich bei Werl, wo er am 4. Oktober<br />
1902 gestorben ist. Auch neuere<br />
Ausgaben des „Sursum corda" nennen<br />
Somer verschiedentlich als Autor.<br />
Seine Mitarbeit kommt auch durch den<br />
Namen Hiittemann zum Ausdruck, der<br />
in jungen Jahren von Peter Somer<br />
manche Anregung erhalten hat. (Mitteilung<br />
der „Heimatstimmen" des Kreises<br />
OIpe, 20. Folge).<br />
Das „Sursum corda" hat in seiner<br />
lOOjahrigen Geschichte eine Anzahl<br />
bereicherter Neuauflagen eriebt. In<br />
den letzten Ausgaben finden wir neben<br />
Ferdinand Wacker und Peter Somer<br />
auch manche Namen bekannter<br />
z.T. bedeutender Autoren, aber nicht<br />
mehr die Erinnerung an Josef Kleinschmidt,<br />
der den „Grundstein zu diesem<br />
Buche legte", aus dem Millionen<br />
besinnlich, in guten und bosen Tagen<br />
gesungen und gebetet haben.<br />
lichen Daseins, eine von unendlich<br />
vielen Moglichkeiten menschlicher<br />
Existenz. Jeder Mensch, mag er behindert<br />
sein oder nicht, hat eine unverlierbare<br />
Personalitat, hat seine besondere<br />
Wijrde als Mensch, als Geschopf<br />
Gottes. Menschenwiirde ist<br />
unverlierbar, mogen die Daseinsbebedingungen<br />
noch so behindernd und<br />
leidvoll sein. Das Behindertsein, das<br />
Leid, das Unvollkommensein ist unabdingbarer<br />
Bestandteil jeglicher Existenz<br />
des Menschen. Jeder von uns<br />
eriebt sich als homo patiens, als Leidender.<br />
Und wenn er oder sein Kind<br />
oder ein naher Verwandter morgen<br />
Opfer eines Verkehrsunfalls wird, zum<br />
Behinderten wird, kann er allzu schnell<br />
selbst „drau6en vor der TiJr" stehen<br />
und mehr mitmenschliche Hilfe brauchen.<br />
Behinderte Menschen sind immer irgendwie<br />
auf Hilfe angewiesene Menschen.<br />
Sie konnen von uns erwarten,<br />
daBwir sie so annehmen,wie sie sind,<br />
daB wir sie voll mit einschlieBen in<br />
unser Leben, dali wir sie Zugehorigkeit<br />
erieben lassen, da6 wir ihnen<br />
Geborgenheit geben. Keine menschliche<br />
Gesellschaft, keine Familie, keine<br />
staatliche Gemeinschaft kann wirklich<br />
stark sein, wenn sie ihre Schwachen<br />
nicht tragen will, Gerade das unscheinbare<br />
Werk, den Schwachen zu helfen,<br />
ist das, was eine Gemeinschaft am<br />
intimsten und sichersten zusammenhalt.<br />
Ich mochte jeden MitbCirger bitten,<br />
sich weiter der Aufgaben am behinderten<br />
Menschen und auch an diesem<br />
Werk, das hier entsteht, verbunden<br />
und verpflichtet zu fijhlen. Unsere Arbeit<br />
umfa6t auch die Hilfe fiir die Familien<br />
mit behinderten Angehorigen.<br />
Wir sollten Beratungen und Sozialdienste<br />
erweitern und fordern, die<br />
Behinderten im taglichen Umgang voll<br />
akzeptieren, sie sozial und beruflich<br />
eingliedern und ihre Selbsthilfe aktivieren.<br />
Es ist noch viel Aufklarungsarbeit<br />
zu leisten. Gerade in unserer<br />
Wohlstandsgesellschaft mit ihren starken<br />
geistigen, gesellschaftlichen und<br />
politischenVeranderungen mussen wir<br />
uns immer wieder neu bekennen zum<br />
Lebenssinn und zum Lebensrecht der<br />
Schwachen, die wichtige und notwendige<br />
Teilfunktionen im Gefijge und<br />
Zusammenwirken des Ganzen erfCillen."<br />
n<br />
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SAUERLAND<br />
B. Bahnschulte t<br />
Ein Wegbereiter des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
Wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag<br />
starb in Neheim-HCisten Rektor i.R.<br />
Bernhard Bahnschulte. Urn ihn trauern<br />
weite Kreise des Sauerlandes und<br />
Westfalens. Bernhard Bahnschulte,<br />
Lehrer, Volksbildner und Forscher aus<br />
Berufung, hat schon als junger Lehrer<br />
sein Interesse der sauerlandlschen<br />
FriJh- und Vorgeschichte zugewandt,<br />
urn seiner heimatkundlichen Bildungsarbeit<br />
ein sicheres Fundament zu geben.<br />
Nach fast funfjahriger harter<br />
Kriegsgefangenschaft heimgekehrt,<br />
suchte er die Spuren sauerlandischer<br />
Vergangenheit. Mit wachsender Hingabe<br />
und Erkenntnis, beflugelt durch<br />
herausragende Ergebnisse seiner Forschung,<br />
hat er sich dieser Aufgabe<br />
immer erfolgreicher gewidmet. Von<br />
Eisenschlacken mittelalterlicher Zeit,<br />
Schanzen aus der Zeit des DreiBigjahrigen<br />
Krieges, Burganlagen oder<br />
„Saatkampe" aus dem 19. Jahrhundert<br />
reichte die Skala dessen, was er untersuchte.<br />
Aber damit nicht genug.<br />
SeIn wichtigstes Arbeitsfeld war die<br />
Vor- und FriJhgeschichte des Sauerlandes.<br />
Der Balver Hohle als schier<br />
unerschopfliche Fundgrube altsteinzeitlicher<br />
Kultur gait lange Zeit seine<br />
ergiebige Forschung. Jahrelange Grabungen<br />
im Furstenberg haben nnanches<br />
Ereignis der Furstenberg-Geschichte<br />
ans Licht gebracht. Besondere<br />
Aufmerksamkeit schenkte er auch<br />
den Hugen und Wallen inn Arnsberger<br />
Wald, be! Bodefeld, im Honnetal und<br />
ijberall, wohin man ihn rief und seinen<br />
Rat suchte.<br />
DasGespur fur vorgeschichtliche Siedlungsplatze<br />
war bei Bahnschulte auBerordentlich<br />
entwickelt. Der Entdeckung<br />
und Forschung der Hugelgraber im<br />
Neheimer Stadtwald unter Einsatz von<br />
100 Arbeitslosen, von Prof. Stieren<br />
kraftig unterstutzt, folgten zahlreiche<br />
Nachweise vorgeschichtlicher Siedlungsplatze<br />
bei Holzen, Herdringen,<br />
Stiepel. in Redde und im Werler Raum.<br />
Die reichen Forschungsergebnisse<br />
konnen hier nur angedeutet, nicht annahernd<br />
registriert werden. Sie fanden<br />
Ihren Niederschlag in zahllosen Vortragen,<br />
Berichten und uber 400 Auf-<br />
Suchte die Spuren Sauerlandischer Vergangenhe/t; Bernhard Bahnschulte<br />
satzen, die er in Fachzeitschriften und<br />
den Zeitschriften des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es veroffentlichte. Die Geschichte<br />
der Stadt Neheim hat B. Bahnschulte<br />
im ersten Stadtbuch, in einer<br />
Jubilaumsschrift.teilweise auch in einer<br />
Schriftenreihe niedergelegt. Von der<br />
Erforschung des Furstenbergs berichtet<br />
eine besonders lesenswerte Schrift,<br />
die eigens fiJr die Jugend geschrieben<br />
wurde.<br />
Eine in den letzten Jahren durchgefijhrte<br />
Untersuchung zur Geschichte<br />
der Druggelter Kapelle durfte manches<br />
Ratsei des umstrittenen Baues gelbst<br />
Oder erhellt haben. Anerkannte Fachgelehrte<br />
haben dem Forscher dafur<br />
Dank und Anerkennung ausgespro-<br />
chen.<br />
Bernhard Bahnschulte war an der Seite<br />
von Franz Hoffmeister, Josef Ruther<br />
und Theodor Propper auch Wegbereiter<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es.<br />
Mehr als vier Jahrzehnte leitete er den<br />
Neheimer <strong>Heimatbund</strong>, der fur das<br />
kulturelle Leben der Stadt erhebliche<br />
Bedeutung eriangte. Die vielseitige<br />
Betatigung des groBen Ortsvereins<br />
auf dem Gebiete der Forschung, der<br />
Information, besonders aber der<br />
Brauchtumspflege war gepragt durch<br />
die sachkundige FiJhrung seines Vorsitzenden.<br />
Dem wiedererstandenen<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> stellte er<br />
sich als Mitglied des Vorstandes und<br />
als engagierter Mitarbeiter zur VerfCigung.<br />
Diese Arbeit war fCir ihn ein<br />
Lebenseement. Kurz vor seinem Tode<br />
schrieb er daruber mit zitternder Hand<br />
„Es war so schon . . .". Er war auch<br />
Mitglied der Westf. Altertumskommission,<br />
der volkskundlichen Abteilung<br />
des WHB, Berater der hoheren Naturschutzstelle<br />
und des Hauptvorstandes<br />
des SGV und leitete die vorgeschichtliche<br />
Abteilung des Sauerland-Museums.<br />
Der Bundesprasident verlieh ihm<br />
das Bundesverdienstkreuz und seine<br />
Vaterstadt Neheim-Hijsten den Ehren-<br />
ring.<br />
Wir trauern um den Verlust eines so<br />
gijtigen und stets hilfsbereiten Freundes,<br />
der sich durch seine reich gesegnete<br />
Lebensarbeit im Dienste seiner<br />
sauerlandlschen Heimatselbst ein bleibendes<br />
Denkmal schuf.<br />
Theodor Tochtrop<br />
lOOjahriges Jubilaum<br />
Drolshagen. Die alteste Spar- u. Darlehnskasse<br />
im Kr. OIpe in Wenden-<br />
Drolshagen konnte im Januar auf ihr<br />
lOOjahriges Bestehen zurijckblicken.<br />
Dechant Gerhard Fischer und Amtmann<br />
Emil Neuhaus waren Anfang<br />
1874 ihre Grunder. Als erster gratulierte<br />
damals Landrat Freusberg zu<br />
dem mutigen Unternehmen. Er stellte<br />
die „Drolshagener Kurie" als beispielhafte<br />
Einrichtung hin, die Nachahmung<br />
verdiene.<br />
12<br />
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SAUERLAND<br />
Der Bauernpastor<br />
von Eslohe<br />
Von Dr. Magdalena Padberg<br />
Der vor 60 Jahren als „Pfarrer, Definitor<br />
und Jubilarpriester" verstorbene<br />
Johannes Dornseiffer (1837-1914) wird<br />
von alten Eslohern immer noch zitiert.<br />
Seine Seelsorge umfaBte auch eine<br />
unermijdliche „Leibsorge" fur die Bev6ll
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Strukturfragen:<br />
Wasser,<br />
Erholung<br />
und Industrie<br />
Von Fritz Droste, Brilon<br />
Im Landesentwickungsplan III werden<br />
die Gebiete der Wasserwlrtschaft und<br />
die Erholungsgebiete unter Bezeichnung<br />
von Freizelt- und Erholungsschwerpunkten<br />
sowie die Waldgeblete<br />
dargestellt. Der Plan soil dazu beitragen,<br />
die natiirlichen Lebensgrundlagen<br />
zu schutzen, das Gleichgewicht<br />
des Natur- und Landschaftshaushaltes<br />
zu erhalten und Erholungsgebiete zu<br />
sichern und zu erschlieBen. Sie sollen<br />
als sogenannte „Vorranggebiete fCir<br />
Freiraumfunktionen" dienen und im<br />
Hinblick auf die wechselseitigen und<br />
vielfaltigen Beziehungen zwischen dem<br />
Verdichtungsgebiet des Ruhrgebietes<br />
und den landlichen Zonen konkretisiert<br />
werden.<br />
Schutz fiJr das Wasser<br />
Welche Bedeutung in diesem Zusammenhang<br />
die Wasserwlrtschaft besitzt,<br />
dCirfte nach den besonders trockenen<br />
Sommern der letzten Jahre den Bewohnern<br />
unseres Landes, die in irgendeiner<br />
Form die Wasserknappheit<br />
zu spiJren bekommen haben, klar geworden<br />
sein. Hier hat das Sauerland<br />
als Quellgebiet im Gesamtinteresse<br />
der Bevolkerung des Landes eine besondere<br />
Aufgabe zu erfiJllen. Wegen<br />
der zunehmenden Besiedlung und der<br />
wachsenden Anspruche an die Gewasser<br />
ist die Sicherung der Wasservorkommen<br />
unbedingt notwendig geworden.<br />
Das machen auch einige Zahlen<br />
deutlich: Derzeit werden in NRW<br />
jahrlich etwa 1,6 Mrd. cbm Trinkwasser<br />
durch Versorgungsunternehmen<br />
gewonnen und rund 4,6 Mrd. cbm<br />
Wasser durch die gewerbliche Wirtschaft<br />
verbraucht. Eine Steigerung des<br />
Wasserbedarf wird jahrlich zwischen<br />
0.5 und 1,0 v.H. geschatzt. Im Sauerland<br />
sollen vor allem groBe zusammenhangende<br />
Gebiete fur die Wasserwlrtschaft<br />
gesichert und vor stbrenden<br />
Einwirkungen geschCitzt werden.<br />
Die zunehmende Freizeit bewirkt steigende<br />
Nutzungsanspriiche an bisher<br />
unbesiedelte Raume. Fur das Sauerland<br />
ist dabei die Wochenenderholung<br />
von besonderer Bedeutung. Es ist wegen<br />
seiner landschaftlichen Reize Naherholungsgebiet<br />
Nr. 1 vor der Haustur<br />
des Ruhrgebietes. So fallt dem Sauerland<br />
eine doppelte Funktion im Interesse<br />
der Gesamtbewohner des Landes<br />
NRW zu, namlich Wasserreservoir und<br />
Naherholungsgebiet fur die Ballungsgebiete<br />
zu sein. Damit sind zwangslaufig<br />
in wirtschaftlicher und erwerbsmaBlger<br />
Hinsicht fur die Bewohner des<br />
Sauerlandes gewisse Belastungen vorgegeben.<br />
Der Landesentwicklungsplan<br />
III macht besonders deutlich, welche<br />
Anspruche die modernen Menschen<br />
an die freie Natur stellen. Es ist<br />
in unserer Gesellschaft einfach nicht<br />
mehr moglich, daB uneingeschrankt<br />
ohne Rijcksichtnahme auf andere<br />
raumbezogene Bediirfnisse Teile freier<br />
Landschaft in Anspruch genommen<br />
werden. Die Bevolkerung des Sauerlandes<br />
hat also In starkem MaBe<br />
RCicksicht zu nehmen auf die Anspruche<br />
anderswo wohnender Menschen,<br />
deren Lebensbedingungen sonst erheblich<br />
beeintrachtigtwijrden.<br />
So ist es wichtig, eine Zerstorung der<br />
fiir die Erholung notwendigen naturlichen<br />
Bedingungen zu verhindern. Es<br />
wird der Sauerlandbevolkerung zuzumuten<br />
sein, sich weitgehend auf die<br />
Erholungsfunktion ihrer Landschaft<br />
einzustellen. Dabei muB aber auch erwartet<br />
werden, daB das Land NRW<br />
aus Ciberregionaler Sicht das Sauerland<br />
bei der VerkehrserschlieBung<br />
dieses Erholungsgebietes und hinsichtlich<br />
der Erstellung notwendiger Einrichtungen<br />
fiJr die Wochenend- und<br />
Ferienerholung nachhaltig unterstutzt.<br />
Nicht ohne Industrie<br />
Es muB auch bedacht werden, daB die<br />
Bevolkerung vom Fremdenverkehr allein<br />
nicht leben kann; vielmehr mussen<br />
zumindesstens in Schwerpunktorten<br />
zur Steigerung der Wirtschaftskraft<br />
industrielle Betatigungsmoglichkeiten<br />
erhalten und ausgebaut werden<br />
konnen. Bedenklich im Landesentwicklungsplan<br />
III ist die Aussage, daB<br />
„durch die Ansiedlung oder Erweiterung<br />
von Betrieben der gewerblichen<br />
Wirtschaft die Funktion der Erholungsgebiete<br />
nicht gefahrdet werden" darf.<br />
Das darf aber nicht so verstanden<br />
werden, daB ausnahmslos samtliche<br />
Talervon industriellerBebauungfreizuhalten<br />
sind. Die Industrie braucht fiJr<br />
einen rationellen Produktionsablauf in<br />
der Regel flaches Gelande, das zudem<br />
verkehrsmaBig durch StraBe und moglichst<br />
auch durch Schiene erschlieBbar<br />
sein muB. Das ist ohnehin im Sauerland<br />
aus GriJnden der Topographie<br />
sehr problematisch.<br />
Vorsicht mit Zweitwohnungen<br />
Erfreulich ist, daB der Bau von Zweitwohnungen<br />
in Erholungsgebieten an<br />
exponierten Standorten (Bergkuppen,<br />
FluB- und Seeufern usw.) nicht gestattet<br />
ist. Zweitwohnungen, soweit<br />
sie vorgesehen sind, sollen zu Recht<br />
nicht in den Freiraum, sondern vorhandenen<br />
Ortschaften, besser Zentralorten<br />
und Entwicklungsschwerpunkten<br />
zugeordnet werden. Die Erklarung<br />
im Eriauterungsbericht zum<br />
Landesentwicklungsplan llh daB statt<br />
eines groBeren Erholungsschwerpunktes<br />
auch mehrere kleinere geeignet<br />
sein konnen, liegt vor allem im Interesse<br />
der sauerlandischen Bevolkerung,<br />
die beispielhafte BiJrgerinitiativen gerade<br />
in zahlreichen kleineren Gemeinden<br />
hinsichtlich einer schmucken Ortsgestaltung<br />
entwickelt hat, wodurch der<br />
Erholungswert beachtlich gesteigert<br />
wurde.<br />
Landschaftsplane notwendig<br />
Im Sauerland kommt es darauf an,<br />
drei groBe Bereiche sinnvoll zu ordnen<br />
und welter zu entwickein: Wasserwirtschaftliche<br />
Erfordernisse, Erholungsfunktion<br />
und industriell-gewerbliche<br />
Betatigung. Alle drei Komponenten<br />
gilt es in Einklang zu bringen.<br />
Das ist leicht gesagt, in der Praxis<br />
aber oft schwierig zu verwirklichen.<br />
Mehr noch als die vorausgegangenen<br />
Entwicklungsplane des Landes bezieht<br />
sich der Entwurf des Landesentwicklungsplanes<br />
III auf die Landschaft, die<br />
wir Menschen als Grundfaktor der<br />
Volkswirtschaft in vielfaltiger Weise in<br />
Anspruch nehmen. Es ist deshalb<br />
zwingend erforderlich, in Verbindung<br />
mit den Entwicklungsplanen des Landes<br />
Landschafts(rahmen)plane in Erganzung<br />
der Gebietsentwickungsplane<br />
der Kreise und der ortlichen Flachennutzungsplane<br />
aufzustellen.<br />
14<br />
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SAUERLAND<br />
Lebendiges Erbe<br />
Jede Landschaft hat ihre Geschichte<br />
und ihr eigenes Gesicht, und sie pragt<br />
unbewuBt an Gesicht und Lebensbild<br />
der Bewohner mit: den Bewohnern<br />
der Ebene wie den Bergbauern oder<br />
die Hirtenvolker, den Seefahrer wie<br />
den Alpinisten, den Skilaufer. Vielgestaltig<br />
und vielgesichtig wie ihr<br />
Land der tausend Berge sind auch die<br />
Menschen im Sauerland, und welche<br />
Vielfalt bietet Westfalen oder der von<br />
den Kusten bis zum Rothaar-GeBirge<br />
langsam aufsteigende Raum, sprachlich<br />
verbunden durch die alte niederdeutsche<br />
Sprache, die Ursprache der<br />
Menschen des groBen Dreiecks Livland<br />
und Gent-Briigge und dem letzten<br />
Ort am Durchbruch des Rothaargebirges<br />
zum Siegerland „Welschen-<br />
Ennest". So wird uns leicht verstandlich,<br />
daB wir die Flamen und die Niederlander,<br />
ja die Hamburger und Holsteiner,<br />
die Mecklenburger und die<br />
„Angelsachsen" beim Sprachenvergleich<br />
naher und verwandter empfanden,<br />
als die „Oberdeutschen".<br />
Aber ganz Niederdeutschland war sich<br />
einig, als man den ersten Klaus-Groth-<br />
Preis fur niederdeutsche Lyrik an eine<br />
stille Frau im Sauerland vergab, an<br />
Christine Koch in Bracht, — einen<br />
Preis ubrigens, den ein Jahr spater der<br />
Urenkel des groBen Matthias Claudius<br />
— Hermann Claudius — bekam.<br />
Zweifellos gehort diese „Sauerlandische<br />
Nachtigall" zu den Kunstlern,<br />
die ihres Volkchens „Art und Weis"<br />
sinnfalliger als andere spiegein und in<br />
ihrem Werk zwingender gestalten.<br />
Hier sagte ein Mund aus, was die<br />
andern fiihlten — wenngleich diese<br />
Menschen meist gar nicht wuBten und<br />
wissen, woher das kommt. Aber sie<br />
spricht zu ihnen in der Sprache, von<br />
der Franz Hofmeister einmal sagte,<br />
„in der schon die GroBvater gefreit,<br />
geflucht und gebetet" hatten.<br />
Wir mogen nicht von einer Metaphysik<br />
der niederdeutschen Sprache reden,<br />
vom Sinn hinter den Dingen oder<br />
zwischen den Zeilen, sondern einfach<br />
sagen, diese alte Umgangssprache ist<br />
— wie auch unser Humor! — heimatund<br />
milieu-gebunden, sie sagt JA zur<br />
kleinen Umwelt, von dort bezieht sie<br />
ihre Bildhaftigkeit, ihre Warme wie<br />
ihre Pragnanz des Ausdrucks. Und so<br />
ist auch das Wort des Fabulierers<br />
hierzulande, auch inseinenSchwanken<br />
wirklich zwischen Herz und Zwerchfell<br />
angesiedelt.<br />
Man hat gesagt, die gesamte niederdeutsche,<br />
westfalische und sauerlandische<br />
Sprache habe einen hervorstechenden<br />
Zug des langsamen Spa-<br />
Bes und der wortspielenden Ironie!<br />
Das beginnt bei dem Spruch am Giebelbalken<br />
„Gunne mey jeder wat he<br />
well, — ik gijnne diam neo mol seo<br />
viell!"<br />
Oder man sagt auf die Frage, wie es<br />
einem erginge, ganz schlicht: „Seo,<br />
as ik et verdaine." Und dann passierts<br />
einem, daB man als Antwort einen<br />
frohlichen Nasenstuber bekommt:<br />
„Nee, ik dachte, et wor Dey blatter<br />
gohn!"<br />
Mit der Ironie ist vielleicht die wesentliche<br />
EigentiJmlichkeit sauerlandischen<br />
Humors beriJhrt. Sie wurde<br />
auch die vielen Schelmenstucke erklaren,<br />
die weithin im Land erzahit<br />
werden, mit Dber- und Untertreibungen.<br />
Und auch die Sprichworte<br />
(Spruch-Worte) Reime und Redewendungen,<br />
Brauchtums und Wiegenlieder.<br />
Nun, man sagt uns nach, wir seien<br />
stur und schweigsam, viel Worte zu<br />
machen ware nicht unsere Art, und<br />
vielerlei Art sind die kurzen „Vertellekes"<br />
die von dieser Art erzahlen:<br />
Vamme aollen Schoper<br />
De aolle Schoper kuiere gar nit viell.<br />
Do is mol enner et Sunndages nit in<br />
ide Kiarke kummen, diam kam de<br />
Schoper entgiegen, dai gerade iuter<br />
Kiarke kam.<br />
„Muarren, Schopers Vatter, — wai<br />
harre die Priarge dijen Muarren, de<br />
Pasteoer oder de Vicarges?"<br />
„De Vicarges!"<br />
„Wovan hiot hai dann seo priarget?"<br />
„Van der DeotsiJnde."<br />
„Unwat saggte hai dann seodervan?"<br />
„Hai was dergiegen."<br />
De Rahrkuser<br />
De Rahrkuser Jungens wullet ens den<br />
Rhyn saihen un komet no Kollen. Op<br />
der greoten Rheinbrugge ha enner dai<br />
greote Riggel verluaren, hai dragete<br />
sik en paar mol ijmme un frogere dann<br />
in seyner Neot den aisten besten Haren;<br />
„Haschte kainen Rahrkuser gesaihn?"<br />
„Dai aiste van uns"<br />
So erzahlte mirSchwagerCarl: „Wenn<br />
man vom Handwerk her zu den Geburtstagen<br />
der 80- oder 90-jahrigen<br />
geht, hort man manchen originellen<br />
Ausspruch. Z.B. erzahlte Handwerksmeister<br />
S. an seinem 90. Geburtstage:<br />
„Ja, Carl, denk mol noh, — wann van<br />
meyner Surte, dian Niegenzegjohregen<br />
bleos tweientwinteg hingernein<br />
ob de Welt kummen woren, dann<br />
worik de tweiuntwintegeste, und dai<br />
aiste van uns, dai harre dann dian<br />
Jesus met seynen Jungens neo saihn!"<br />
Nit iut Boushait...<br />
Do was mol wier en Kind seo niawenbey<br />
op de Welt kummen, un do wor<br />
wahne uewer disketeiert, eok beym<br />
Kornkes Otto in Feier. Dai harre niu<br />
alt twei Stunnen tauhort, do was et<br />
iamme te dumm, met diam Frogen noh<br />
diam Vatter und diam Lastern iiewer<br />
dat Miaken, un hai saggte: „Niu<br />
sweyg et mey awer mol langsam stille<br />
dervan — et is doch nit iut Boushait<br />
geschaihn!"<br />
Lebendige<br />
Vogel-Scheuche<br />
Unsere Homma war Kohlers Dina,<br />
und sie soil gern im Garten gearbeitet<br />
haben, beim Unkrautzupfen sagt der<br />
Nachbar ubern Zaun: „Wann dey de<br />
ViJegel dai junge Soot liuter riutpicket,<br />
— wiu wor et dann met ner „Viuel-<br />
Schoiche"? da soil die eulenspiegelige<br />
Homma gesagt haben: „Och nee,<br />
wo ik doch siilbens dian ganzen Dag<br />
immer Gaaren stohe ..."<br />
Zwischen den Jahren<br />
Da schickt die frohliche Nachbarin am<br />
3. Weihnachtstage ihren kleinen Hannes<br />
herijber und laBt fragen: „0f sal<br />
wual seo guet woren und of se uns<br />
wual fiar Sylwaster seo twinteg Ualg-<br />
Krabbeln in iahrem Potte metbacken<br />
wollen?" Etwas Erstaunen, ein kleines<br />
Lachein und Ja-Nacken ist die Antwort.<br />
Da fahrt das Hannesken fort:<br />
„0p Hilligendrai konn Ey dann jo en<br />
paar Mettwurste in unem Sultemaus<br />
met-kuaken" ...<br />
JS<br />
15<br />
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SAUERLAND<br />
Seltene<br />
Rathausuhr<br />
in Brilon<br />
Den Weg der Stadt Brilon in die<br />
zweiten tausend Jahre ihres Bestehens<br />
schlagt seit dem Jahreswechsel auch<br />
eine Uhr an, die jungstes Schmuckstuck<br />
der grol3en Eingangshalle im<br />
Rathaus ist.<br />
Idee und Entwurf der einen Eichenschrank<br />
kronenden Uhr stammen von<br />
dem KiJnstler Bufe (Ruthen), der viele<br />
Jahre lang am Briloner Gymnasium als<br />
Kunsterzieher tatig war. Die AusfCihrung<br />
und technische Einrichtung lag in<br />
den Handen des Riithener Maschinenbau-lngenieurs<br />
Josef Samol.<br />
Alle Teile der kunstvollen Uhr sind<br />
handgearbeitet. Ihr Antrieb erfolgt<br />
uber ein feines mechanisches Werk<br />
im Schrank mit 12 Volt Gleichstrom.<br />
Als einmalig gilt die von Josef Samol<br />
ausgeklugelte Funktion des Uhrwerks,<br />
das acht Tage lauft und sich dann<br />
automatisch selbst aufzieht.<br />
Die Uhr wird alle halbe Stunde von<br />
zwei holzernen Stadtglocknern geschlagen,<br />
die der Munsteraner Bildhauer<br />
Heising schnitzte. Die Glockner<br />
warden von der Uhr mit Hilfe von<br />
Ouecksilberschaltern gesteuert.<br />
Unterhalb des Zifferblattes befindet<br />
sich eine Hansekogge. Sie setzt den<br />
Hanse-Gedanken fort, dem die gesamte<br />
Eingangshalle gewidmet ist, die<br />
im Mittelalter bedeutender Umschlag-<br />
platz fur Waren aller Art war, die uber<br />
LCibeck nach Brilon kamen oder von<br />
hier aus nach Lijbeck und dann per<br />
Schiff in andere Lander gingen. Daran<br />
erinnert auch das groRe Hanse-Siegel<br />
im neuen FuBboden der Rathaushalle.<br />
Elektromechanische Uhren, die ahnlich<br />
wie die neue Uhr in der Briloner Rathaushalle<br />
die Zeit „ansagen", gibt es<br />
nur sehr wenige. Bekannteste Beispiele<br />
sind Uhren in Miinster, StraBburg<br />
und Brugge, wo ebenfalls Glokkenschlager<br />
ihren Dienst tun.<br />
Wer das kijnstlerisch-technische Meisterwerk<br />
betrachtet und das Schlagen<br />
Ferdinand Tonne<br />
wurde 70 Jahre alt<br />
Sein 70. Lebensjahr vollendete Ende<br />
Februar Sonderschulrektor i.R. Ferdinand<br />
Tonne in Bigge-Olsberg. Er hat<br />
seit 1926, noch uber das Alter des<br />
Ruhestandes hinaus, als Lehrer und<br />
Schulleiter an der Sonderschule des<br />
Josefsheimes in Bigge gewirkt. Als<br />
padagogischer Schriftstellfer ist er auf<br />
dem Gebiete der Krijppelfursorge und<br />
des Werkunterrichts bekannt geworden<br />
und hat sich noch in den letzten<br />
Jahren als Dozent der Padagogischen<br />
Hochschule in Dortmund fiJr die Ausbildung<br />
junger Padagogen zur Verfiigung<br />
gestellt. Besondere Verdienste<br />
erwarb sich Ferdinand Tonne, der aus<br />
Bestwig stammt, als sauerlandischer<br />
Heimatkundler. Seine 20jahrige Mitarbeit<br />
in einem heimatkundlichen Arbeitskreis,<br />
ist fur das Bildungswesen<br />
der Uhr hort, dem drangt sich fast<br />
zwangslaufig die Idee auf, am historischen<br />
Rathaus der alten Hanse- und<br />
Glockenstadt Brilon auch ein groBeres<br />
Glockenspiel Wirklichkeit werden zu<br />
lassen. Als Erinnerung an die Vergangenheit<br />
dieser tausendjahrigen Stadt<br />
und als Attraktion nicht nur fur die<br />
Gegenwart.<br />
Die Geburtsstunde der GroBgemeinde<br />
Brilon mit Inkrafttreten der kommunalen<br />
Neugliederung am 1.Januar1975<br />
ware sicher geeigneter AnIaB, ein solches<br />
Glockenspiel in Betrieb zu nehmen.<br />
des oberen Sauerlandes nicht ohne<br />
Bedeutung gewesen. Das Wirken des<br />
verdienstreichen Padagogen wurde<br />
durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />
ausgezeichnet. Kirchlicherseits<br />
wurde Ferdinand Tonne des<br />
papstlichen Komturkreuz des Ordens<br />
vom hi. Silvester verliehen.<br />
25% mehr Klagen, aber<br />
weniger Querulanten<br />
Arnsberg. Urn rund 25 Prozent auf<br />
2028 stieg 1973 die Zahl der beim Verwaltungsgericht<br />
eingegangenen Klagen.<br />
Die Ursache, so das Gericht, sei<br />
nicht wachsende Unzufriedenheit mit<br />
der Verwaltung sondern ein zunehmendes<br />
Leistungsangebot der Behorden,<br />
das zwangslaufig mehr Reibungspunkte<br />
mit den Burgern zur Folge babe.<br />
Querulanten gebe es nur wenige.<br />
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SAUERLAND<br />
Menden<br />
(Sauerlancl)-eine<br />
Stadt in Ihrem Raum<br />
So lautet derTitel eines ausgezeichnet<br />
ausgestatteten Buches von mehr als<br />
450Seiten Text und zahlreichen Kunstdruckbildern.<br />
Der gute Eindruck, den<br />
das AuBere erweckt, vertieft sich,<br />
wenn man sich in den Inhalt versenkt.<br />
Die Einteilung dieser Selbstdarstellung<br />
von Stadt und Amt Menden ist<br />
nicht alltaglich, aber beispielgebend.<br />
Im Einleitungsabschnitt „Das nordliche<br />
Sauerland" (49 Seiten) werden<br />
die natijrlichen Gegebenheiten dargestellt:<br />
Geologie, Tierwelt, Naturschutz<br />
und Landschaftspflege und, hier eingepaibt,<br />
die Vor- und FriJhgeschiclite<br />
(mit angeschiossenem Fundverzeichnis).<br />
Vorbildlich die Kapitel Weidwerk<br />
und Fisclierei, die Vogelwelt, Lurche<br />
und Krieclitiere von Reiner Feldmann.<br />
Der Abschnitt Geschicfite umfa(5t 245<br />
Seiten. Im Beginn ein wiederum<br />
schwer zu uberbietendes Kapitel<br />
„Mittelalter" von Joachim Bruning, das<br />
eigentlich eine Geschichte des nordwestlichen<br />
Sauerlandes genannt werden<br />
kann. Wie im vorigen ist die Materie<br />
souveran erfa(3t und ohne irgend<br />
etwas vorauszusetzen in knappster<br />
Form und doch jedermann verstandlich<br />
dargestellt.<br />
In Zeitabschnitte zusammengefaUt folgen<br />
die weiteren Darstellungen der<br />
Geschichte von der Hand mehrerer<br />
Mitarbeiter, wobei hervorgehoben werden<br />
muB, da(5 die Zeit des 3. Reichs<br />
keineswegs ausgespart sondern sogar<br />
recht ausfuhrlich behandelt ist, und<br />
dal3 das Kapitel iiber die Nachkriegsgeschichte<br />
der Stadtdirektor, Dr. Rips,<br />
selbst beigesteuert hat. In einem weiteren<br />
Abschnitt (91 Seiten) wird der<br />
kirchliche Bereich dargestellt, und<br />
auch hier ist der Hinweis am Platz,<br />
da(3 10 Seiten Raum der jijdischen<br />
Gemeinde gewidmet sind. (Bemerkt<br />
sei; Das Regal des Judengeleits wurde<br />
nach W. Keller den Erzbischofen<br />
von Koln bereits unter den Ottonen<br />
ubertragen; auch liegt uber die Juden<br />
im Herzogtum Westfalen ubrigens<br />
eine grundliche Arbeit in WZ. Bd. 96,<br />
Seiten 48-152 vor.<br />
Der Abschnitt „Schulwesen" umfaRt<br />
52 Seiten. Interessant ist, daB Menden<br />
erkundlich belegen kann, dal3 bereits<br />
1272 — vor seiner Erhebung zur Stadt<br />
— einen geistlichen Lehrer, also auch<br />
eine Schule aufzuweisen hatte. Das<br />
Jahr 1976 mCissen wir uns ubrigens<br />
als Jubilaumsjahr der Stadtgrundung<br />
vormerken.<br />
Ein Kapitel „Kunst im Raum Menden"<br />
von Elmar Hartmann scheint bereits<br />
vor mehreren Jahren verfaBt zu sein,<br />
denn der Verfasser schildert einen<br />
Hochaltar aus dem Barock (Seite 397),<br />
der in der St. Vinzenz-Kirche von<br />
Menden nach einer Abbildung Seite<br />
336 frijher nicht mehr vorhanden zu<br />
sein scheint. Der ortsfremde Leser<br />
jedenfalls findet dafur keine Erklarung.<br />
Gleichwohl mochte man diesen Abschnitt,<br />
der in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert<br />
ist, keinesfalls missen.<br />
Dem Brauchtum — wer denkt da nicht<br />
nicht sofort an die Mendener Kreuztracht<br />
— sind 18 Seiten gewidmet. Es<br />
folgen als AbschluB auf 27 Seiten die<br />
Einzeldarstellungen der 6 amtsangehorigen<br />
Gemeinden Bosperde, Halingen,<br />
Lendringsen, Oesbern, Schwitten<br />
und Siimmern.<br />
Was leider fehit, ist ein Personen- und<br />
Sachregister — der einzige Mangel,<br />
scheint mir, dieses Buches, das wirklich<br />
halt, was sein Klappentext verspricht:<br />
bei Wahrung der Wissenschaftlichkeit<br />
alien landeskundlich<br />
Interessierten im volkstumlichen Ton<br />
daruber zu berichten, wie dieser Raum<br />
beschaffen ist, was in ihm geschah<br />
und was sich mit ihm heute tut!" Den<br />
Mendenern kann man zu diesem Buch<br />
gratulieren, noch dazu, well es fast<br />
ausschlielilich mit ansassigen Mltarbeitern<br />
geschaffen wurde. Stadte, die<br />
sich mit dem Gedanken tragen, fiJr<br />
ihre Burger ein gutes Buch iiber ihren<br />
Raum zu schaffen, konnen hier viel<br />
abschauen, wie man es machen kann.<br />
Das es daruberhinaus in alle heimatkundlichen<br />
Bibliotheken gehort, versteht<br />
sich am Rande. Das Buch ist<br />
zu beziehen von der Stadtverwaltung,<br />
575 Menden (Sauerl.). Preis 35,- DM.<br />
1000-Jahr-Verein<br />
(ThHt.)<br />
Stockum. Ein 1000-Jahr-Verein ist in<br />
der Gemeinde Stockum, Kr. Arnsberg,<br />
gegrundet worden. Er soil die Feiern<br />
zum lOOjahrigen Bestehen im Jahre<br />
1976 vorbereiten.<br />
Chronik von Liesen<br />
Die soeben veroffentlichte 100 Seiten<br />
umfassende Dorfchronik von Liesen<br />
hat in der Chronik von Franz Lachmeyer<br />
aus dem Jahre 1836 eine Vorgangerin.<br />
Durch Konrad Leineweber,<br />
der diese alte Aufzeichnung auch als<br />
Quelle benutzen konnte, ist sie nicht<br />
nur weitergefuhrt, sondern ganz neu<br />
gestaltet worden, wobei neuere Literatur<br />
besonders hilfreich war. Der besondere<br />
Wert dieser quellenmaBig<br />
wohlfundierten, geschichtlichen Zusammenschau<br />
mu(5 in der Fiille zeitgenossischer<br />
Aussagen und Berichte<br />
erblickt werden, fiJr die Kirchen-, Ortsund<br />
Schulchronik offenbar eine reiche<br />
Fundgrube gewesen sind.<br />
Das sorgfaltige Zusammenfugen und<br />
Ordnen dieses Materials, erganzt<br />
durch vollstandige Perso"en- und<br />
Hauserlisten, durch Steuer- und Kopfschatzregister<br />
und einen volkskundlichen<br />
Teil, bieten das Bild einer gestrafften<br />
Chronik, die man sich in dieser<br />
Art fur Jedes Dorf wunschen<br />
mochte.<br />
Das im hektographischen Verfahren<br />
hergestellte, im Selbstverlag erschienene<br />
Buch ist fur 8,— DM von der<br />
Gemeinde Liesen zu beziehen.<br />
(T.T.)<br />
Mohnesee wird Baustelle<br />
Mohnesee. Mit erheblichen Verkehrsstockungen<br />
ist zu rechnen, wenn ab<br />
April dieses Jahres die B 229 im Bereich<br />
der Delecker Brucke und der<br />
Hevebrucke gesperrt wird. Beide Brijkken<br />
werden erneuert und breiter. Der<br />
Bau der Delecker Brucke soil zwei<br />
Jahre dauern, der Bau der Hevebrucke<br />
neun Monate.<br />
Die Gesamtkosten beider MaBnahmen<br />
werden auf 10 Millionen DM geschatzt.<br />
Die LandesstraBenbauverwaltung riet<br />
durchfahrenden Autofahrern, den Mohnesee<br />
wahrend der Bauzeit zu meiden.<br />
Sie hat die BaumaBnahmen mit alien<br />
beteiligten Behorden abgestimmt. —<br />
Kritisch anzumerken ist, daB man nach<br />
so langer Wartezeit sicherlich mit der<br />
verkehrsbehindernden Baustelle auch<br />
noch hatte warten konnen, bis die neue<br />
Autobahn von Werl Neheim-Husten<br />
erreicht hat.<br />
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SAUERLAND<br />
Miinzen<br />
von Medebach<br />
Wie manche andere kleine Stadte des<br />
Sauerlandes hatte Medebach im Mittelalter<br />
groBere wirtschaftliche Bedeutung<br />
als heute und eine landesherrliche<br />
Munzstatte in seinen Mauern.<br />
Wurde das Buch von A. Trippe nicht<br />
mehr besagen, so konnte mit dieser<br />
Feststellung die Besprechung schlie-<br />
Ben, auch wenn Medebachs alte MClnzen<br />
heute zu den numismatischen Raritaten<br />
Westfalens gehoren. Doch aus<br />
dem, was Weingartner, „Die Silber-<br />
Munzen von Colnisch Herzogthum<br />
Westfalen" (Munster 1886) auf 3 Seiten<br />
behandelt, hat der Verfasser hier<br />
ein ganzes Buch gemacht. Nicht nur<br />
beschreibt er die in verschiedenen<br />
Museen und Sammlungen noch vorhandenen<br />
oder durch den Krieg mittlerweile<br />
verlorengegangenen MedebacherMunzen<br />
sehr eingehend, ordnet<br />
sie zeitlich ein und versucht die jeweiligen<br />
Miinzbiider zu deuten, sondern<br />
er schildert auch die Umstande<br />
der einzelnen Munzfunde und gibt die<br />
Geschichte einer jeden Munze wieder.<br />
Er zleht Vergleiche und Parallelen zu<br />
den Ausgaben anderer Miinzstatten<br />
wie Arnsberg, Attendorn, Brilon, Hallenberg,<br />
Korbach, Lippstadt, Paderborn,<br />
Siegen, Schmallenberg, War-<br />
burg.<br />
Das Buch gibt auBerdem ein anschauliches<br />
Bild des ganzen Drum und Dran<br />
einer Munzstatte um 1250 im Kolnischen<br />
Westfalen und bezieht uber die<br />
Medebacher Editionen auch die spatere<br />
Geldgeschichte mit ein, insbesondere<br />
auch den weithin unbekannten<br />
Bereich der Gegenstempel.<br />
So kann man dies auch in seinem<br />
AuBeren ausgezeichnet gestaltete<br />
Buch als eine kolnisch-westfalische<br />
Geldgeschichte des Saue-iandes im<br />
Mittelalter, dargestellt am Beispiel der<br />
Stadt Medebach, bezeichnen. Es sollte<br />
in alien Schulbibliotheken stehen,<br />
denn es vermittelt mehr Geschichtskenntnis<br />
(im modernen Sinn), als<br />
manches Lehrbuch.<br />
(Th.Ht.)<br />
Trippe, Anton, „Munzen von Medebach",<br />
Verlag Klinkhardt & Biermann,<br />
Braunschweig, 1967, Ganzleinen, 79<br />
Seiten und 8 Tafein mit 93 Abbildungen,<br />
Preis 16,— DM.<br />
500 Jahre Albers<br />
aus Bodeffeld<br />
Bietet uns die unlangst erschienene<br />
Genealogie Scheele den „sauerlandischen<br />
AhnenpaB von AuBenminister<br />
Scheel", so kann die bis 1460 zurCickreichende<br />
Stammtafel der Familie Albers<br />
mit berechtigtem Stolz den beruhmten<br />
Kunstler in den USA, Josef<br />
Albers, geb. 1888 in Bottrop, elffachen<br />
Ehrendoktor und Inhaber des<br />
GroBen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik,<br />
aufweisen. Auch diese in<br />
Maschinenschrift — Rotaprint — gedruckte<br />
Arbeit ist das Ergebnis einer<br />
jahrzehntelangen Forschungsarbeit<br />
von verburgterGewissenhaftigkeit und<br />
Zuverlassigkeit.<br />
Auf 66 Seiten DIN A 4 gibt der Autor<br />
zunachst einen zusammenhangenden<br />
Gberblick uber die aus Bodefeld im<br />
Kreis Meschede stammende Familie<br />
Albers; dem folgt eine Auswahl von<br />
Auszugen aus besonders instruktiven<br />
Urkunden und schlieBlich — Seiten<br />
18-20 — ein knapper AbriB der Geschichte<br />
von Bodefeld. Das alles ist<br />
zweckdienlich und instruktiv — wenn<br />
auch die Herleitung des Namens<br />
„Sauerland" von dem angeblich hier<br />
ansassig gewesenen germanischen<br />
Stamm der Sugambrer von der Fachwissenschaft<br />
nicht mehr akzeptiert<br />
Das Kirchspiel<br />
Enkhausen<br />
Das Kirchspiel Enkhausen GrundriB<br />
seiner Geschichte von Th. Simon. Enk-<br />
hausen, Gemeinde Enkhausen.<br />
Der Verfasser, bereits bekannt durch<br />
die Chronik derFreiheit Hachen (1955)<br />
hat auf 170 Seiten einen Uberblick<br />
ijber die Vergangenheit der einst umfangreichen<br />
Pfarrei Enkhausen geboten.<br />
Zur Beleuchtung der Bevoikerung sind<br />
die Schatzregister von 1565 und 1685<br />
veroffentlicht, (leider ohne die Steuersatze:<br />
sie haben groBen Aussagewert<br />
iJber GroBe der Hofe und wirtschaftliche<br />
Lage). Die Kirche und ihre Ausstattung<br />
und die Pfarrer ab 1210 sind<br />
in ihren vielseitigen Betatigungen behandelt.<br />
Einschneidende Ereignisse<br />
wie Kriege mit Einquartierung und<br />
wird — und bringt Leben in die nachfolgende<br />
trockene Materie des rein<br />
genealogischen Materials. Dieses ist<br />
nach den verschiedenen Stammen der<br />
Familie gegliedert, denen jeweils eine<br />
Seite mit einer schematischen Dberslcht<br />
vorangestellt ist. Der beruhmte<br />
Kunstler Albers z. B. gehort zum<br />
„ Stamm Schmies" (Hausname, von<br />
Schmied, Genitiv Schmiedes). Fiir eine<br />
Reihe von Seitenlinien behalt sich der<br />
Verfasser Erganzungen durch eine<br />
spatere Veroffentlichung vor.<br />
Die Schrift ist eine verdienstvolle Arbeit,<br />
die durch die Hausnamen und<br />
die Nennung der Ehepartner und ihrer<br />
Herkunft auch auBerhalb der Namenstrager<br />
Albers vielen Familienforschern<br />
vor allem fiir den Raum Bodefeld-<br />
Fredeburg-Schmallenberg wertvolle<br />
Aufschlusse zu geben vermag.<br />
Trager des Namens Albers leben aber<br />
auch in den USA, in Heidelberg, Bochum,<br />
Diisseldorf, Wuppertal, Essen,<br />
Meschede, Witten, Melle usw., was<br />
wieder einmal beweist, das sauerlandisches<br />
Blut allenthalben zu finden ist.<br />
(Th. Ht.)<br />
Albers, Josef, ,,500 Jahre Stamm Albers<br />
aus Bodefeld (Sauerland) 1460-<br />
1972", 2. erganzte und erweiterte Auflage,<br />
zu beziehen von dem Autor,<br />
44 Munster, IHabichtshdhe 78 c, zum<br />
Selbstkostenpreis von 24 DM.<br />
Kontributionen,Seuchen u.a. sind festgehalten,<br />
auch die zur Pfarrei gehorenden<br />
Gemeinden vorgefiihrt, und die<br />
groBen Sohne des Kirchspiels vor<br />
allem Heinrich Liibke, gebuhrend gewurdigt.<br />
Viele Abbildungen heben den<br />
Wert der Schrift. N. Scheele<br />
25 Jahre „Deutsche<br />
Landjugendakademie"<br />
Fredeburg. Die Deutsche Landjugendakademie<br />
in Fredeburg, eine Einrichtung<br />
des Deutschen Bauernverbandes,<br />
feierte am 15. Februar ihr 25jahriges<br />
Bestehen. Allein im Jahr 1973 wurden<br />
in Fredeburg rund 3000 Besucher von<br />
Kursen und Tagungen mit etwa 11 000<br />
Dbernachtungen gezahlt. Zum Ende<br />
deises Jahrzehnts soil die Akademie<br />
nach Bonn verlegt werden. An der<br />
25-Jahrfeier nahm auch der Prasident<br />
des Deutschen Bauernverbandes,<br />
Freiherr von Heeremann, teil.<br />
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SAUERLAND<br />
Geld f ijr Sportstatten<br />
Brilon. Der Sportstatten-lnvestitionsplan<br />
des Kreises stellt bis zum Jahre<br />
1977 mehr als 2 Millionen DM zur Verfugung.<br />
Neben der Kunsteisbobbahn<br />
in Winterberg, deren Baukosten mit<br />
5 Millionen DM veranschlagt werden,<br />
wird die Vierfach-Turnhalle im Schulzentrum<br />
Brilon, die Dreifach-Turnhalle<br />
in Bigge-Olsberg, das Hallenbad in<br />
Niedermarsberg und eine Freibad-<br />
Kombination in Brilon aus diesen Mitteln<br />
gefordert. Die geplante Kunsteis-<br />
Bobbahn in Winterberg kann voraussichtlich<br />
schon im Jahre 1974 gebaut<br />
werden.<br />
Abwasserprobleme<br />
Arnsberg. Auf 75 Millionen DM schatzt<br />
die Kreisverwaltung Arnsberg die Kosten<br />
zur Losung der Abwasserprobleme<br />
der Gemeinden. In 34, meist kle1-<br />
neren Gemeinden des Kreises ist hier<br />
noch vie! zu investieren. — Auch in<br />
45, ebenfalls meist kleineren Industriebetrieben,<br />
sind die Klaranlagen verbesserungsbedijrftig.<br />
Jugendzentrum fur OIpe<br />
Olpe. Mit dem Bau eines neuen Jugendzentrums<br />
kann nach wiederholten<br />
Uberarbeitungen dervorliegenden Entwurfe<br />
in absehbarer Zeit gerechnet<br />
werden. Inzwischen hat die kirchliche<br />
Behorde dem Forderkreis „Zentrum<br />
fur Jugend, Eltern und Alter" die Genehmigung<br />
zur Planung erteilt.<br />
Aussichtsturm?<br />
Ostwig. Die Schornstein-Ruine auf<br />
dem Steinberg sol! nach den Planen<br />
der Gemeindeverwaltung restauriert<br />
und moglicherweise als Aussichtsturm<br />
gestaltet werden. Die Ruine ist ein<br />
Gberbleibsel aus der sogen. „Franzosenzeit"<br />
(1854), als ein auslandisches<br />
Konsortium plante, das Ramsbecker<br />
Revier zum groBten Industriezentrum<br />
Europas zu machen. Der illusionare<br />
Versuch brach nach der Dauer<br />
eines Jahres im Mai 1855v6llig zusammen.<br />
Die Schornstein-Ruine ist der<br />
Rest einer den Steinberg hinauf gefuhrten<br />
Abteilung giftiger Dampfe der<br />
Friedrich-Wilhelm-Hutte im Elpetal, die<br />
halbfertig niedergerissen wurde.<br />
Zwei Jugendhauser<br />
Lennestadt. Als Schwerpunkte fur Jugendarbeit<br />
innerhalb Lennestadt sind<br />
der Bau eines Hauses der offenen Tur<br />
in Grevenbrijck und eines Jugendheims<br />
in Meggen geplant. Bauherren sind<br />
der „F6rderverein Grevenbruck" und<br />
die kath. Kirchengemeinde Meggen.<br />
Aufgabenteilung bewahrt<br />
Ziischen. Eine Aufgabenteilung zwischen<br />
dem Verkehrsverein und dem<br />
Verkehrsamt hat sich fiir die Entwicklung<br />
des Fremdenverkehrs hervorragend<br />
bewahrt. Die Zahl der Ubernachtungen<br />
stiegen im Jahre 1972 auf<br />
126.800. In der Gemeinde wurden 444<br />
Zimmer mit 841 Betten fiir die Gaste<br />
zur Verfugung gestellt.<br />
Film ijber Bauerinnen<br />
Arnsberg. In Berghausen, Niederberndorf,<br />
AlteniIpe und Hellefeld drehte<br />
der Arnsberger Filmproduzent und<br />
Regisseur Wilhelm Gareis einen 27-<br />
Minuten-Streifen iJber die Arbeit der<br />
Bauerin. Leihkopien gibt es beim „Artikeldienst<br />
Land- und Forstwirtschaft,<br />
Landliche Hauswirtschaft" 53 Bonn-<br />
Bad Godesberg. Postfach 708.<br />
Personalien<br />
Neuer Chef der VEW-Bezirksdirektion<br />
Arnsberg wurde der 38jahrige Dipl.-<br />
Ing. Werner Riemer. Er loste Dipl.-lng.<br />
Felix Buschbaum, 65. ab, der elf Jahre<br />
lang die Arnsberger Direktion geleitet<br />
hat. Buschbaum stammt aus Tiflis, Riemer<br />
aus Halle an der Saale.<br />
Alfred Siepmann geschaftsfiJhrender<br />
Gesellschafter der Firmen Siepmann-<br />
Werke KG und Stahlarmaturen Persta<br />
GmbH KG Belecke ist im Alter von 74<br />
Jahren gestorben.<br />
Dr. Karl Wurm, President des Landgerichts<br />
Arnsberg, Vorsitzender der<br />
Diozesangemeinschaft Paderborn des<br />
Familienbundes der deutschen Katholiken<br />
und Autor der ..Arnsberger Gerichtsgeschichte"<br />
wurde am 6. Februar<br />
60 Jahre alt.<br />
Lehrer i.R. Anton Runte aus Rahrbach<br />
sitzt seit 70 Jahren an der Orgel. Er<br />
ist mithin der alteste amtierende Organist<br />
in der Bundesrepublik. Er wurde<br />
mit dem Orden „Pro Ecclesia et<br />
Pontifice" ausgezeichnet.<br />
Sauerland in<br />
Funk und Fernsehen<br />
Gleich zweimal in vierzehn Tagen<br />
..ging der Name Attendorn durch den<br />
Ather": Am 26. 1. brachte das ZDF<br />
nachmittags die Sendung ..Die Musik<br />
kommt" aus der 1972 fertiggestellten<br />
Attendorner Stadthalle, und am 10. 2.<br />
wurde uber WDR I ein sonntagliches<br />
..Platzkonzert" aus der gleichen Halle<br />
ubertragen. Gleich vorab: Diesmal<br />
wurde das Sauerland nicht blamiert!<br />
Zur Fernsehsendung: Gute Regie und<br />
KostCimberatung lieBen im Verein mit<br />
sauberen Leistungen aller Mitwirkenden<br />
ein zCigige Schau fiir Auge und<br />
Ohr abrollen, die fiir das Sauerland<br />
und Attendorn Werbung war. Die Sendung<br />
kam nicht nur aus dem Sauerland,<br />
sie war auch zum groBen Teil<br />
getragen von Kraften aus dem Sauerland.<br />
Plesshorn- und Halbmondblaser,<br />
ein Jagerchor und nicht zuletzt ein<br />
Rudel von 15 schweifwedelnden Olper<br />
Bracken machten Jagdmusik.<br />
Der Jagerchor war iibrigens ganz echt,<br />
lauterJager aus Attendorn, die sonst in<br />
den Choren verschiedener Vereine<br />
singen. — Kunststiick! Das Sauerland<br />
ist ja auch, sogar noch mehr, ein Sangerland!<br />
Allein der Kreis Olpe zahit<br />
mehr als 80 Chore mit uber 2000 Aktiven.<br />
Diese Zahlen, auf das ganze<br />
Sauerland ubertragen. waren mindestens<br />
ebenso erwahnenswertgewesen<br />
wie die rund 300.000 jahrlichen Besucher<br />
der Atta-Hohle. Ihr unterirdisches<br />
Zauberreich war eine der drei Einblendungen<br />
aus dem Sauerland. die in<br />
die Show eingebaut waren. Die Auftakt<br />
machte der Asten-Turm mit dem<br />
„hochsten" Beamten Nordrhein-Westfalens<br />
(vomWetterdienst), mit unwahrscheinlich<br />
gutem Fernblick und mit den<br />
Geschwistern Leismann; die dritte<br />
zeigte das Dorf Nordenau mit seinen<br />
schonen Fachwerkhausern.<br />
Die Attendorner Halle war fiir diese<br />
Sendung in ein groBes Fachwerkhaus<br />
(unterbrochen mit Attendorner Bildern)<br />
umgestaltet worden, nur haben die<br />
Saalgestalter aus Mainz verkannt, daB<br />
sauerlandisches Fachwerk schwarzweiB<br />
ist, (braunes ist hessisch). Auch<br />
die Fragen der Interviews, die das<br />
Drehbuch vorschrieb, zeigten nicht<br />
iibermaBig viel Verstandnis mit Land<br />
19<br />
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und Leuten. Warum nicht vorher erkunden?<br />
Doch zurClck zur Show! Eine freudige<br />
Mischung von Ostereier-Farben und<br />
flotter Musik bot eine Mandolinenund<br />
Gitarrengruppe aus Kamen-Heeren,<br />
deren Instrumente z.T. (eine verbesserte<br />
Mandolinenart) von ihrem<br />
Leiter Hubert selbst entwickelt und gebaut<br />
waren. Naturlich fehlte auch eine<br />
Musikkapelle nicht: die „fidelen Sauerlander"<br />
waren allerdings eine Kolner<br />
Polizeikapelle.<br />
Blau war die Uniform des Trommlerund<br />
Fanfarenkorps Lichtringhausen.<br />
„Habt's an ganz schonen Wirbl<br />
gmacht!", lobte sie Maria Hellwig, die<br />
die ganze Show meisterte. Mit von der<br />
Partie waren aul3er ihr noch andere<br />
Professionals, wie Toni Marshall und<br />
der Bodo-Lucas-Chor.<br />
Was allerdings gesungen wurde, war<br />
leider nichts Sauerlandisches. Vielleicht<br />
weiB man in den Funkanstalten<br />
gar nicht, was fiJr fidele Lieder auch<br />
hier im Sauerland aufgezeichnet worden<br />
sind. Doch die Trivialitat der Texte<br />
ging im Tempo und in der Stimmung<br />
der Veranstaltung unter. Dennoch hat<br />
etwas am Kolorit gefehit, namlich ein<br />
wenig sauerlandisches Platt! Frau Hellwig<br />
sang und sprach so unbekummert<br />
ihren bayerischen Dialekt; sie pflaumte<br />
sogar die Horer, die nach fruheren<br />
Sendungen ihr Reither Deutsch beanstandet<br />
hatten, ganz munter an und<br />
gab eigentich bereits das Stichwort fCir<br />
eine sauerlandische Probe: „Jeder<br />
Dialekt hat seinen Sinn, drum nehmt's<br />
mi halt wia i bin!" So sang sie: Warum<br />
also nicht auch Platt?<br />
Baumblute in Arnsberg. Im Hintergrund der Glockenturm.<br />
Schwamm drijberl Alles in allem war<br />
es eben doch ein fidele Stunde „Ruhpolding"<br />
in Attendorn. Das Sauerland<br />
wurde mit Erfolg vom ZDF entdeckt.<br />
Am Sonntag, 10. Februar, gab es —<br />
wieder aus Attendorn — ein Sauerlander<br />
Konzert mit den Leismanns, der<br />
Meggener Knappenkapelle, den Grevenbrijcker<br />
„fr6hlichen Spatzen", der<br />
Schmallenberger Knabenkapelle, dem<br />
MGV. Cacilia Attendorn, dem Quartett-Verein<br />
Hunsborn und den Olper<br />
Halbmondblasern. Und da(3 sie alle<br />
ihre Sache ebenso gut gemacht haben<br />
wie Maria Hellwig und ihre Show,<br />
braucht nicht besonders erwahnt zu<br />
werden. Theo Hundt<br />
20<br />
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Weltklasse:<br />
DerSkispringer<br />
Alfred Grosche<br />
Von Fritz Dulberg<br />
Der Mensch Alfred Grosche, der als<br />
Skispringer urn die Jahreswende fur<br />
Schlagzeilen in den bundesdeutsclien<br />
Zeitungen sorgte, hat eine erstaunliche<br />
Wandlung durchgemacht: Aus<br />
dem schuchternen 19jahrigen Burschen,<br />
der 1969 auf der Iberg-Schanze<br />
in Isny im Allgau seine erste deutsche<br />
Meisterschaft errang, spater von Zweifeln<br />
am eignen Kbnnen geplagt war,<br />
ist heute mit 24 Jahren ein selbstbewuBter<br />
Junger Mann geworden, der<br />
auch hartnackigen Interviewern standzuhalten<br />
vermag.<br />
Sicherlich macht ihm sein etwas dunnes<br />
NervenkostiJm manchmal noch zu<br />
schaffen, steht er gelegentlich etwas<br />
verloren vor grol3en Wettkampfen hoch<br />
oben am Schanzentisch und zurrt —<br />
die unbestechliche TV-Kamere hat dieses<br />
Bild schon oft in die Wohnstuben<br />
transportiert — nervos an seiner PudelmiJtze;<br />
doch dann, wenn er ijber<br />
den Bakken fliegt, wenn er die<br />
schnelle Fahrt vom Schanzentisch in<br />
den Skiflug ubersetzt, hat er wieder<br />
Sicherheit.<br />
Der gelernte Maurer aus dem Hochsauerland,<br />
der als Mjahriger mit der<br />
„Hupferei" anfing, 1967 und 1968<br />
Deutscher Jugendmeister wurde, hat<br />
viele sportliche Tiefen durchgestanden.<br />
Aber er fand immer gute Freunde,<br />
die ihn aufrichteten und sein SelbstbewuBtsein<br />
starken. Sie wohnen rund<br />
urn den Kahlen Asten.<br />
Die erste Deutsche Meisterschaft auf<br />
einer GroRschanze die er vor Jahresfrist<br />
in Neustadt im Schwarzwald errang,<br />
hat die letzte Phase dieses Prozesses<br />
eingeleitet. Ein Sommer der<br />
Ruhe folgte und selbst eine Beinverletzung<br />
warf ihn jetzt nicht mehr aus<br />
der Bahn. So stand er die acht schweren<br />
Sprunge der Intersport-Springer-<br />
Tournee in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen,<br />
Innsbruck und Bischofshofen<br />
durch; zuletzt, well es ihm an<br />
Training mangelte, zwar mit zitternden<br />
Knien, aber trotzdem bombensicher.<br />
Man spiJrte, nicht auf die Weite kam<br />
es an, sondern auf die Nervenkraft,<br />
denn ein Sturz hatte fur ihn das Aus<br />
bedeutet.<br />
Mit ihm zitterten nicht nur die Winterberger,<br />
sondern auch sein Bundes-<br />
trainer Aloyc Gorjannc. Dem wackeren<br />
Jugoslawen, zu dem Alfred Grosche<br />
ein ausgezeichnetes Verhaltnis<br />
hat, hat der Winterberger das „Fell<br />
gerettet", denn es gab nicht wenige<br />
Stimmen, die diesem Mann, ahnlich<br />
wie in der FuBball-Bundeslige ijblich,<br />
den Stuhl wegziehen wollten. Der siebte<br />
Platz unter den besten Skispringern<br />
der Welt ist daran zu messen, da(3 seit<br />
den Zeiten von Max Bolkert, der 1962/<br />
63 die Tournee gewann, und von Franz<br />
Keller, der 1966/67 sechster wurde, ein<br />
solcher Erfolg nicht mehr errungen<br />
wurde. Der Attendorner Werner Albrecht,<br />
Sportwart im deutschen Skiverband,<br />
traf denn auch an Ort und<br />
Stelle den Nagel auf den Kopf: „AIfred<br />
Grosches Selbstbewul5tsein ist<br />
gewaltig gestiegen. sein Vorbild wird<br />
andere Springer mitziehen".<br />
So zum Favoriten gestempelt, kletterte<br />
Alfred Grosche am 3. Februar wieder<br />
auf die Hochfirstschanze in Neustadt,<br />
um seinen deutschen Meistertitel zu<br />
verteidigen. Es storte ihn wenig, daB<br />
er im Probedurchgang nicht uberzeugt<br />
und sein Freund, der Pepi Schwinghammer<br />
aus Partenkirchen die groBte<br />
Weite gestanden hatte. Der selbstbewuRte<br />
Alfred Grosche holte sich<br />
schlie(3lich doch noch seine zweite<br />
deutsche Meisterschaft.<br />
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Neue Mitglieder<br />
bzw.Abonnenten:<br />
1<br />
Josef Mijller, Allendorf<br />
Johannes Brodger, Altastenberg<br />
Otto Keseberg, Brilon<br />
Augustin Pieper, Stockum<br />
Heinz Lange, Allagen<br />
Wilhelm Strake, Bigge-Olsberg<br />
Gerhard Dirk de Poei, Brilon<br />
Dr. R. Achternnann, Meschede<br />
Reinhold Hesse, Wenholthausen<br />
Otto Wiegelmann, Brilon-Gudenhagen<br />
Hans Vollmayer, Fockinghausen<br />
Josef Hellermann, Lennestadt 17<br />
Ernst Hansmann, Plettenberg<br />
Dr. Specht, Arnsberg<br />
Hans Kluger, Grafschaft<br />
Karl Heinz Stute, Kirchhundem-Wirne<br />
Barbara Rickert, Hagen<br />
Anton Hoffmann, Niedersfeld<br />
Ewald Vahrst, Neheim-Husten<br />
Kath. Grundschule Eversberg<br />
Franz Schmidt, Berghausen<br />
Josef Braukmann, Schederberge<br />
Peter Canisius, Medebach<br />
Fritz Aue, Bigge-Olsberg<br />
Hubert Bathen, Bigge-Olsberg<br />
Hubert Baumann, Bigge-Olsberg<br />
Vinzenz Bartmann, Bigge-Olsberg<br />
Leonhard Benk, Bigge-Olsberg<br />
Hubert Busch, Bigge-Olsberg<br />
Josef Busch, Bigge-Olsberg<br />
Hubert Cordes, Bigge-Olsberg<br />
Wilhelm Cordes, Bigge-Olsberg<br />
Josef Cordes sen., Bigge-Olsberg<br />
Hermann Ditz, Bigge-Olsberg<br />
Heinrich Dunnebacke, Bigge-Olsberg<br />
Heinrich Eickler, Bigge-Olsberg<br />
Hubert Freisen, Bigge-Olsberg<br />
Karl Hachmann sen., Bigge-Olsberg<br />
Karl Hammerschmidt, Bigge-Olsberg<br />
Josef Hesse, Wulmeringhausen<br />
Karl Kahle, Bigge-Olsberg<br />
Hermann Kdrner, Bigge-Olsberg<br />
Karl Korner, Bigge-Olsberg<br />
Fritz Koster, Bigge-Olsberg<br />
Franz-Lenze, Bigge-Olsberg<br />
August Menke, Bigge-Olsberg<br />
Leo Menke, Bigge-Olsberg<br />
Paul Menke sen., Bigge-Olsberg<br />
Valentin Menke, Bigge-Olsberg<br />
Karl Meyer, Bigge-Olsberg<br />
Eduard MiJller, Bigge-Olsberg<br />
Josef Oberdick sen., Bigge-Olsberg<br />
Bernhard Pack, Bontklrchen<br />
Karl Potthoff sen., Bigge-Olsberg<br />
Anton Rohleder, Bigge-Olsberg<br />
Anton Rosenkranz, Bigge-Olsberg<br />
Heinrich Poertgen<br />
Heinrich Poertgen<br />
75Jalirealt<br />
Hi.!XSS^<br />
Am 9. Marz 1974 wurde der in den<br />
letzten Jahren erfolgreich als Bildschnitzer<br />
an die Offentlichkeit getretene<br />
Heinrich Poertgen in Oeventrop<br />
75 Jahre alt.<br />
Der gelernte Buchhandler begann erst<br />
im Alter von 65 Jahren mit der Bildschnitzerei,<br />
nachdem er Schnitzgerate<br />
zu Weihnachten bekommen hatte. Der<br />
fast zaghaft unternommene Versuch<br />
gelang wider Erwarten gut. Von an<br />
lieB ihn das entdeckte Talent nicht<br />
mehr los, so da6 in den vergangenen<br />
Wilhelm Rosenkranz, Bigge-Olsberg<br />
Anton Ruthersen., Elleringhausen<br />
Josef RiJther, Wulmeringhausen<br />
Wilhelm Ruther, Bigge-Olsberg<br />
Franz Schmidt, Bigge-Olsberg<br />
Karl Sommer, Bigge-Olsberg<br />
Franz Stahlmecke, Bigge-Olsberg<br />
Josef SteinrCicken, Bigge-Olsberg<br />
Alois Stratmann, Bigge Olsberg<br />
Karl Vorderwulbecke, Bigge-Olsberg<br />
Wilhelm Vorderwulbecke, Bigge-Olsb.<br />
Franz Vorsmann, Bigge Olsberg<br />
Hubert Weller, Bigge-Olsberg<br />
KasparWrede, Bigge-Olsberg<br />
Alfons Wundling, Bigge-Olsberg<br />
Poertgen: Mann und Frau<br />
10 Jahren eine Fiille von Einzelfiguren<br />
und Gruppen entstanden. Mehr und<br />
mehr wurde dabei urwijchsig, rustikales<br />
Konnen sichtbar. Die Motive: Mutter<br />
und Kind, Einzelkopfe, immer wieder<br />
Menschen. Technisch bedient sich<br />
Poertgen sowohl des Flach- oder<br />
Hochreliefs als auch der Vollplastik.<br />
Ohne jede Vorzeichnung geht er mit<br />
Hammer und Beitel ans Werk. Er sieht<br />
voraus, was da unter seinen Handen<br />
entsteht.<br />
Poertgen ist einer der Stillen im Lande.<br />
Aber die Zahl derer, die das<br />
Westfalisch-Rustikale seines Werkes<br />
lieben, wird immer grolier.<br />
(Dr.W.D.)<br />
SauerlSnder Melmatbund<br />
Vorsitzender: Dr. Adalbert MQllmann, Brilon,<br />
Jupiterweg 7, Telefon (02961) 91370.<br />
Geschaftsstelle- 5947 Fredeburg/Hochsauerland.<br />
Postfach 2. TeleTon (02974) 351. Geschaftsfuhrerin:<br />
Hlltraud Schuttier. Konten:<br />
11114 Sparkasse Fredeburg, 4876-461 Postscheckamt<br />
Dortmund. Jahresbeitrag einschl.<br />
des Bezuges dieser Zeitschrlft 6,— DM. Beitragszahlungen<br />
werden auf eines der vorgenannten<br />
Konten erbeten.<br />
Redaktionsstab: Vors. Theo Mundt, 586 OIpe,<br />
Keschladeweg 3; Dr. Magdalene Padberg,<br />
Eslohe; Jupp Schottler, Bamenohl; Theodor<br />
Tochtrop, Brilon; Fritz Droste, EIpe; Josef<br />
Wiegel. Schmalienberg; Friedhelm Ackermann,<br />
Arnsberg.<br />
.Sauerland". Zeitschrlft des SauerlSnder<br />
Helmatbundes e. V.. 5949 Fredeburg, Im<br />
Ohio 33, Telefon (02974) 351. — Redaktion:<br />
Siegfried Richter, 577 Arnsberg, BodelschwinghstraSe<br />
24. Druck: Strobel-Druok.<br />
Arnsberg.<br />
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