Heft 3 - SauerlÃ¤nder Heimatbund e.V.

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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 75 Brandkatastrophen und Stahlgewitter unter auBerst gluckhaften Umstanden in unsere Zeit hinubergerettet haben. Es sind zwei schone alte Fachwerkhauser, die auch uber den ortliciien Raiimen iiinaus Beachtung finden. In ihrer unterschiedliciien Art und Zweckbestimmung sind sie sprechende Beispiele, wie Mensciien im Laufe der 300 Jahre in bestandigem FlelB gewirkt iiaben. ihr niciit immer leiciites Tagewerk erhalt in diesen Hausern symbolisciie Kraft. FurOberhundem und seine Bewohner ist dies Grund genug, sicii bei Fest und Feier dankbar ihrer geschichtlichen Verpfiichtung zu erinnern, Dorf und Umwelt in ihrer natiJrlichen Schonheit zu erhalten." Inzwischen liegt die Arbeit, reich bebildert mit alten und neuen Fotos und Details aus den die Adolfsburg zeigenden Kupferstichen, als begrenzter Sonder- druck der Familien Luster-Haggeney und Steinacker vor. Alles in allem: Das Dorf Oberhundem hat sich und seine altesten Fachwerkhauser stilvoll gefeiert. Jochen Krause Mit der hlstorlschen Postkutsche konnten auch die erholungsuchenden Gaste durch das Dorf fahren. Fotos: Joclien Krause Pfarrhaus und Kirche. Zeichnung: Udo Krause SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund
76 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Pralat Josef Kayser 90 Jahre Deutsche Geschichte im Spiegel eines bewegten Lebens Dr. Erika Richter Ein deutsches Priesterleben im 20. Jahrhundert - das ist wohl in keinem Fall ein besciiauliches Seelengluck in der Gottgeborgeniieit. Seiten verdiciiten sicii aber in einer Biograplnie die untersctiiedlichen Stromungen, Konfiikte und Katastropiien unseres Sakulums so anscliaulicii, wie in der des 1895 in Sciimallenberg geborenen Geistliclien Josef Kayser, der am 22. November dieses Jalires seinen 90. Geburtstag feiern kann. Als der ISjainrige Fabrikantensotin sicii Ostern 1914 mit seinen Attendorner Mitschiilern fiir das obligate Erinnerungspiioto der Abiturientia postierte, sciiien die willielminisciie Welt noch in Ordnung. Der Linse des Kleinstadt-Photographen prasentierten sich 17 gravitatisch dreinschauende Jungmanner in steifem Kragen und strammer Haltung samt dem wiirdevollen Ordinarius, einem Major der Reserve, als eine sauerlandische Elite dieser Zeit. Soil man es als symbolisch empfinden, daB Josef Kayser der diistere Links-AuBen ist? In einem kurzen, Jahrzehnte spater entworfenen Lebenslauf berichtet er, daB er schon als Gymnasiast von den religiosen und sozialen Ideen des schwungvollen und unkonventionellen Dr. Carl Sonnenschein gepackt war. Dieser katholisclie Priester schrieb und agitierte damals im Rahmen des „Volksvereins fiir das katholische Deutschland", in dessen Zentrale bekanntlich der bedeutende Sauerlander August Pieper eine entsctieidende Rolle spielte. Sonnenscheins Bemiihungen galten vor allem den der Kirche entfremdeten Arbeiterschichten und Akademikern. Schon erwog Josef Kayer einen Beruf, in dem er seine sozialen und religiosen Neigungen verwirkliclien konnte. Aber der Vater, Textilfabrikant in Schmallenberg, hatte mit dem einzigen Sohn neben vier Tochtern andere Plane. Der Kriegsausbruch verschob eine Entscheidung. Seibstverstandlich meldete sich der junge Sauerlander wie viele seiner Altersgenossen freiwillig und kampfte im Osten und in Frankreich, wurde mehrfach verwundet und erlebte als Kompaniefiihrer 1918, wie die scheinbar festgefugte Welt des Kaiserreichs zerbrach. Der junge Leutnant der Reserve wurde Bergmann im Ruhrgebiet, arbeitete aber auch in Kali-Zechen in Mitteldeutschland, im Olschacht Heide/Hoistein und in den Schwefelkiesgruben in Abiturientia Ostern 1914 / Attendorn Meggen im Sauerland. Neben der praktischen Tatigkeit studierte er Bergbauwissenschaft in Clausthal-Zellerfeld im Harz und in Berlin. 1924 machte er dort sein Examen als Diplom-Bergingenieur. Es war charakteristisch fiir ihn, daB er in Berlin zum engsten Kern des Sonnenschein-Zirkels stieB, da Dr. Sonnenschein mittlerweile unter den Katholiken der Reichshauptstadt und auch iiber ihre Kreise hinausstrahlend eine breite Wirksamkeit entfaltet hatte. So ist es nicht ganz uberraschend, daB Josef Kaysers Neigung zum geistlichen Stand die bis ins hohe Alter gebliebene Passion fiir die Geologie zuriickdrangte. 1926 entschloB er sich zum Theologiestudium in Paderborn. Hier wurde er am 15. Marz 1931 zum Priester geweiht. Der Lagerkaplan Inzwischen hatte die in Amerika ausgebrochene Weltwirtschaftskrise mit ihren verheerenden Auswirkungen Deutschland erreicht. Auftragsriickgange in der Industrie, Konkurse groBer und kleiner Firmen, Entlassungen der Arbeitnehmer, dazu der rigorose Sparkurs des Reichskanzlers Briining fiihrten bei den steil ansteigenden Arbeitslosenmassen zu heute unvorstellbarer wirtschaftlicher Not. Erbitterte Auseinandersetzungen in der immer wirrer werdenden Parteienszene wegen der Wirtschaftsmisere, dazu die wilden Kontroversen iiber die richtige deutsche AuBenpolitik nach dem verlorenen Krieg weckten in der verunsicherten, an obrigkeitliche Leitung gewohnten Bevolkerung eine tiefe Sehnsucht nach einem Ende der Zerrissenheit und neuer deutscher Harmonie. Der Begriff der „Volksgemeinschaft" - in der NS- Zeit dann vollig korrumpiert - war ein Kultwort in der Spatphase der Weimarer Republik. Aber auch andere Beschworungsformeln und Idealvorstellungen feierten zumindest verbale Triumphe: Arbeit als Ehrendienst fiir das deutsche Volk - deutsche Seele und deutsche Scholle - deutsches Bauerntum als Jungbrunnen der Nation ... die Aufzahlung lieBe sich beliebig fortsetzen. Solche gefuhlstrachtigen Formulierungen, die man nach dem MiBbrauch im Dritten Reich kaum noch unbefangen verwenden kann, finden sich zuhauf in den zeitgenossischen Broschuren, die neue Losungsformen in der volkischen Zerrissenheit propagieren: z.B. „Volkslager" unter Beteiligung aller Klassen und Stande oder „Arbeitslager" auf freiwilliger Grundlage. In den Notgebieten Schlesiens waren sie durch den Grafen Moltke aus Kreisau und seinen geistigen Mitstreiter Prof. Eugen Rosenstock bereits seit 1928 eingerichtet worden. 1931 wird die Idee eines „Feiwilligen Arbeitsdienstes" mit dem Ziel, den Erwerbslosen eine sinnvolle Tatigkeit bei der AufschlieBung von kulturfahigem Odland zu ermoglichen, auch in Ostwestfalen aufgegriffen. Der Nationalsozialismus hat mit der © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
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