Heft 3 - Sauerländer Heimatbund e.V.

Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
no
0, Du schdnes Sauerland De duieren Wiesenblaumen
Beim Stobern auf dem Balken
entdeckt: „Fuhrer fur Ferien, Urlaub und
Erholung im Sauerland, Siegerland und
Wittgenstein", vor genau 50 Jahren 1935
iierausgegeben vom Landesverkeiirsverband
Westfalen e.V. Dortmund,
Schutzgebiihr 30 Pfennig.
Im Vorwort liest man, da6 das Sauerland
„unter den Reisezielen, die von Jahr
zu Jahr mehr in Aufnahme kommen", mit
an erster Stelle stehe. Die „Volksgenossen"
hatten den Erholungswert der Region
erkannt und wurden in groBen Scharen
ihre Ferien hier verbringen wollen.
„Wie stark dieser Wunsch bereits heute
in weiten Teilen unseres deutschen Vaterlandes
ist, beweist das Sauerlandlied,
das die braunen Bataillone der SA bei
ihren Marschen uberall zu singen pflegen.
Die SchluBzeilen dieses Sauerlandliedes:
Ein jeder mocht dich sehen gem,
drum eilt herbei von nah und fern."
Von Affeln bis Zinse im Kreis Wittgenstein
verzeichnet der Fiihrer samtliche
Orte mit Angaben uber Hotels, Pensionen
und Privatquartiere. Der Preis fur Obernachtung
mit Fruhstuck bewegte sich
zwischen 1,50 und 2,— Reichsmark. Fur
Vollpension muBte man durciisciinittlich
3,50 RM aufwenden. Es gab allerdings
auch schon Spitzenherbergen wie Hotel
Gnacke in Nordenau, Schutte in Oberkirciien
Oder Stormann in Schmallenberg, in
denen man 5,- bis 5,50 RM fur Vollpension
ausgeben konnte. Im Gasthof Rademacher
in Weuspert (Faule Butter) konnte
man das Sauerland fiir 1,75 RM bei
Obernachtung mit Fruhstuck Oder 3,25
RM Vollpension genieBen. Einige wenige,
ganz fortschrittliche Betriebe boten sogar
„Zimmer mit flieBendem Wasser" an.
e.t.
Tante Mariechen harr Qmmer ne oapene
Hand. Dat wuBten alle, besonders
de Blagen eot der Noberskopp. Un se
nutzeren dat redlek QQt.
Ennes Middages - Tante Mariechen
harr siek grade en kitzken oppet Ohr
laggt, geng de Klingel van der HOusediSr.
Tante Mariechen questere eismol,
dat se all wier opstohn mochte, machte
dann awer doch op.
Do stong Schmitten kloine Karl var
der Diar, hSIt Tante Mariechen enpaar
Bloimekes, dai hoi op der Wiese Oder
amme Auwer pluggt harr, entgiegen
un saggte: „Tante, ich wollte Dir ne
BlumenstrauS bringen, hab ich extra
fur Dich gesucht."
Tante Mariechen was ganz geroihert,
nahm dian Klolnen eismol met rin un
gaffte me en Tuitelken met Gummibarkes,
van dian dai Junge foot en paar in't
Muilken stoppere. Dann frogere hoi
trulhiarteg: „Tante, heute ist Zirkus
oben auf n Wiesen. Gehste mit mir dahin?"
,.Ach. Junge," saggte Tante Mariechen,
„das ist nix mehr fur mich. Da
kannste doch allein oder mit einem
Euerer Jungens hin gehen." (De Nober
harr droi van der Surte, un se mochten
iarg recht un schlecht derdiar schlohn).
.,Tante, ich hab aber kein Geld fQr'n
Zirkus," drucksere Karlchen rQmme un
de Mamma hat auch keins".
„Aha", dachte Tante Mariechen un
lachere haimiek, „derQmme dai Blaumen,"
Na, se geng an't Schaap. halere droi
Mark SQt'm bloen Kaffeekoppken un
gaffte se Karlchen. „So, ich denke, dafQr
kannst Du innen Zirkus gehen, und
morgen erzahlst Du mir, was Du alles
gesehn hast."
Dai Kloine strohlere uwer't ganze Gesichtken,
stak et Geld in de Taske, roip
in der Diar namol .,danke", un wiag
was hoi.
Tante Mariechen schlurfere tefrian
trilgge und laggte siek im Liegestauhl
wier trechte.
Et woar vlichte ne Vaieristunde vergohn,
do schaltet namol an der H6Qsediar.
Tante Mariechen, dai grade innikket
woar, floag verstuiert op: „Wat is
dann dQen Dag laos? Wellt se mey kennen
Middagesschlop gOnnen?" Awer
guettmoideg ase se was, geng se wier
rout un soh ganz verwQnnert en Brauer
vam kloinen Kari do stohn. Hoi hail Tante
Mariechen ne StrSuB Wiesenblaumen
hien un stoatere veriiagen: ..Die
hab ich auf Kampers Wiese gefunden,
und Du hast doch so geme Blumen."
Tante Mariechen dachte siek iahr
Deil, nahm en Jungen met rin, greip
wier nom bloen KaffekOppken, driickere
diam Kloinen droi Mark in de Hand
un saggte: „Du willst doch sicher auch
in den Zirkus, und die Mamma hat kein
Geld dafur."
„Ja," roip dai Junge un machte ne Luftsprung.
„Tante Mariechen, Du bist die
beste Tante von der ganzen Welt, und
unser Fritzchen soil Dir auch noch en
paar Blumen bringen!"
„Nai, nai", roip Tante Mariechen,
„kenne Blaumen mehr. saviell Vasen
hav iek jo gar nit!" Awer de Junge was
all ter Diar rOQt sprungen.
Tante Mariechen sSchtere en kitzken,
dachte an de duieren Wiesenblaumen
un laggte siek wier oppet Ohr. Ase
de Klingel awer taum drQdden mole
geng, ahnere se all wat Un richtig! Do
stong de drudde kloine Schmitte, harr
wier en Bungelken Blaumen in der
Hand, awer dutmol footens im Glase,
„Tante, ich hab die Blumen sofort in
ein leeres Geleeglas gestellt, well Du
nicht soviel Vasen hast!"
Un Tante Mariechen geng taum
druddenmol an't bloe Kaffe-koppken,
fang awer mens na twai Mark fiftig
drinne, reikere Fritzken dat Geld un
saggte: „Mehr hav iek nit mehr, awer
wann Ey tau Droien innen Zirkus gatt,
gierret sieker feyf Grosken ErmaBigung.
Un nou schicket mey awer kenne
Blaumen mehr. Iek make de Diar nit
mer op."
As de Junge rSut was, sOchtere Tante
Mariechen namol un dachte an't liege
Kaffekoppken: „Acht Mark fiftig!
Duiere Wiesenblaumen! Guett, dat nit
alle Dage Zirkus is, awer de Blagen wert
sieker viell Spass hawen, un de amnen
Zirkusluie mot schlieBleck aok liawen!"
H. Jungblut-Bergenthal
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
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