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Heft 3 - Sauerländer Heimatbund e.V.

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Gefordert durch<br />

Der Ministerprasident<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

'i.<br />

W<br />

KREIS<br />

ULPE<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

ISSN 0177-8110<br />

SAUERLAND<br />

L 2767 F<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

o<br />

Leistung<br />

und<br />

Partnerschaft<br />

Wenn Sie die Dresdner Bank heute im Kreise<br />

der ganz GroBen finden, dann gibt es dafijr viele<br />

Grijnde. Einer davon ist, daB bei alien unseren<br />

Bemuhungen und Leistungen immer der Kunde<br />

im Mittelpunkt steht. GroBcomputer, Klarsichtleser,<br />

elektronische Datenubermittlung helfen<br />

uns, die Rut der taglichen Geschafte schnell<br />

und zuverlassig abzuwickein und unsere Kunden<br />

so zu betreuen, wie sie es von uns erwarten<br />

konnen. Denn erst dieTechnik einer groBen<br />

Bank gibt uns die Zeit fur eine personliche, auf<br />

die individuellen Probleme des einzelnen Kunden<br />

zugeschnittene Beratung. Daraus entstand die<br />

vertrauensvolle Partnerschaft, die uns mit Kunden<br />

und Geschaftsfreunden in alter Welt verbindet.<br />

Mit dem griinen Band der Sympathie<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND Nr. 3 / Sept 1985<br />

Zeitschrift des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

Neue Schutzenkonlge uberall<br />

Schijtzenfeste und KOnigsschieBen beinhalten auch im Sauerland Fortsetzung<br />

im Wandel. Fortsetzung und Wandel klammern sich gegenseitig nicht aus. Recht<br />

verstanden und richtig vollzogen sind sie zusammen erst das, was wir unter<br />

lebendiger Tradition verstehen. Tradiert - also weitergegeben - soil immer nur<br />

das werden, was aucli wert ist, uber Zeiten iiinweg weiter vermitteit zu werden.<br />

Kontinuitat im Wandel lieiBt dafier, von Zeit zu Zeit aus Einsiclit auf Verl^rustungen<br />

und falsclies Pathos zu verzicliten; z.B. im Ersciieinungsbiid von Konigspaar<br />

und Hofstaat Prunl< und Protz immer wieder zu loci^ern Oder iialbmiiitaristisclie<br />

Zurscliaustellerei abzubauen. Was sollen eigentlicli willneiminisclie Offiziersmutzen<br />

ais Schutzeninsignien? Tut es niciit gerade heute der gute aite Scliutzenliut?<br />

Wesentiicli ist docli, was das Konigsprinzip im Sdiiitzenwesen im Kern veranschauliciien<br />

soli: im sctineiiebigen Abiauf der Zeit soii es zum Ausdruck bringen,<br />

daB wir am gesunden Brauchtum festliaiten woiien, damit unser Heimatempfinden<br />

niclit in falschen BewuBtseinsinlialten verloren geiit.<br />

Einer soldier BewuBtseinsinliaite ist das Gespiir fiir Heimat; Heimat ais Ausdrucl^<br />

der dem Mensciien angeborenen Seiinsucht nacli Eingebundenlieit und<br />

Geborgenheit in einer Gemeinsctiaft. So wird der durch Geburt zugewachsene<br />

Lebensbereich zum Erlebensbereich gewonnen und gewahrt. Eriebte Heimat pragt<br />

die Jugend fur das Leben, das iiaufig auch anderwarts bestanden werden muB.<br />

Aber so wie landlich gepragte Jugend oft weit auswarts neue Heimat findet, so<br />

kommen auch stadtisch gepragte jungere, vor ailem aber altere Menschen wieder<br />

Oder erstmalig in unsere landliche Welt Und auch ihnen wachst Heimat zu, wenn<br />

sie die Bereitschaft mitbringen, angenommen zu werden. Denn Heimat - das<br />

wissen wir von den Vertriebenen - ist nicht nur Geburtsheimat allein; sie kann<br />

auch andernorts eriebbar werden. Uber das bloBe Wohnen und Arbeiten hinaus<br />

kann Gluck und Zufriedenheit gewonnen werden.<br />

Gerade das jahriiche Schutzenfest ist ein Fest des heimatvermittelnden Ortes<br />

der lebendigen Gemeinschaft von Jung und Alt, von Eingeborenen und Hinzugekommenen.<br />

Dabei reprasentiert der jahriiche Wechsel vom alten zum neuen<br />

Konig die Durchgangigkeit von HeimatbewuBtsein auch im gesunden Wandel der<br />

Generationen. Und in dieser „dreitagigen Messe der Gemeinschaft" steht der Konig<br />

mit seiner Konigin fiir den Anspruch, uns diese Gemeinschaft voll erleben zu<br />

lassen: in Besinnlichkeit ebenso wie in ausgelassener Freude. In unseren schonen<br />

sauerlander Dorfern und Stadten sind wir in der glijcklichen Lage, uns vor einem<br />

Verlust an Heimat zu bewahren, einem Verlust, der auch Verlust von uns selbst<br />

ware.<br />

Im Konigtum und in der sich jShrlich verlangernden Konigskette symbolisieren<br />

wir die so immer fortgeschriebenen Wunsche und Erwartungen.<br />

In diesem Sinne alien neuen Konigspaaren ein dreifach kraftiges<br />

HORRIDO - HORRIDO - HORRIDO!<br />

SAUERLAND<br />

Heinrich Koppel<br />

Im Vorstand der Schutzenbruderschaft St. Franziskus-Xaverius<br />

Arnsberg-Wennigloh<br />

71<br />

Aus dem Inhalt: Seite<br />

Neue Schutzenkonlge uberall 71<br />

Werner Helwig t • Ein Brief aus Genf 72<br />

300 Jahre Fachwerkhauser<br />

in Oberhundem 74<br />

Pralat Josef Kayser 90 Jahre 76<br />

Die Gemeinden und Kreise<br />

nach den Reformen 80<br />

Balve 5 - und doch: Beckum 81<br />

Golddorfer 82<br />

DenkmalplakettederStadt Attendorn 83<br />

Zehn Jahre Hochsauerlandkreis<br />

625 Jahre Freiheit Husten<br />

Gold fur die Feuerwehr Olpe<br />

Der Heimatverein feiert<br />

20 Jahre Biggesee<br />

Ortsheimatpfleger des HSK<br />

im WDR-Studio Dortmund<br />

Neue Technik auf der oberen<br />

Ruhrtalbahn<br />

Vor 175 Jahren wurde Franz-Josef<br />

Harbecke Pastor zu Hesborn<br />

Barock in Arnsberg<br />

Bucher Schrifttum<br />

Leserbrief<br />

Personalien<br />

84<br />

84<br />

86<br />

88<br />

92<br />

93<br />

95<br />

97<br />

98<br />

107<br />

107<br />

Das Titelfoto - Feldflur zwischen Medebach<br />

und Schmallenberg - und das Foto<br />

in der <strong>Heft</strong>mitte nahm Friedhelm Ackermann<br />

auf.<br />

Mitarbeiter dieses <strong>Heft</strong>es:<br />

Heinrich Koppel, Arnsberg; Gerda Helwig-<br />

Heimes, Genf; Jochen Krause, Kirchhundem;<br />

Dr. Erika Richter, Meschede; Heinz<br />

Koerdt, Arnsberg; Elisabeth Thiell, Balve;<br />

Otto Hoffer, Attendorn; Heribert Heymer,<br />

Sundern; Karl-Heinz Keller, Arnsberg;<br />

Klaus Hohmann, Olpe; Theo Hundt, Olpe;<br />

Heinz Lettermann, Olsberg; H. Ruschenbaum,<br />

Arnsberg; Anton Wirtz, Hallenberg;<br />

Dr. Jijrgen Richter, Arnsberg; Giinther<br />

Becker; Lennestadt; Hedwig Jungblut-Bergenthal.<br />

Schmallenberg.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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72<br />

Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

Werner Helwig t<br />

Ein Brief aus Genf<br />

SAUERLAND<br />

Seitdem der Dichter Werner Helwig<br />

am 9. Februar in Wormbach begraben<br />

worden ist, iiat man micii oft gefragt,<br />

warum mein Mann auf diesem Friediiof<br />

beerdigt wurde. immer ist ein kleines<br />

Erstaunen in der Frage zu spuren. Ich<br />

antworte dann meistens: „Faiiren Sie<br />

nacli Wormbacii, dann wissen Sie es".<br />

Wer hinfuiir, verstand es, aucfi wenn er<br />

voriier gemeint hatte, sein Grab liabe<br />

eher nach Griechenland Oder nacli Capri<br />

Oder vieileiclit sogar nacin island geliort.<br />

Ich weiS es iieute noch nicht, was Werner<br />

Heiwig nacFi Wormbacli zog. Ein<br />

Alinen vieileiclit Vieileiclit ein Erinnern.<br />

Wormbacli gehorte frijh schon zu uns.<br />

Das ist fast dreiBig Jalire her. Damais<br />

fand man bei Restaurationsarbeiten im<br />

Deci


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

73<br />

der Verlassenheit, den Hijtem der<br />

Ordnung, die in alien Landern auf denTyp<br />

des mittellosen Asoziaien gieich reagieren<br />

und iiin gem einsperren, wenn es<br />

geiit. Aus einschlagigen Erfahrungen<br />

schrieb Helwig spater dariiber einen<br />

„Knigge fur Knast".<br />

Dennoch fiat er die Herkunft aus burgerlichem<br />

iVIiiieu - sein Vater war Kunstmaier<br />

in Beriin (dort wurde er 1905 geboren)<br />

- nie verieugnen konnen, so seiir<br />

sein Dasein auch den Protest gegen ailes<br />

BiidungsbCirgertum ausdriickte. Vieles<br />

aus diesen f ruhen Jahren deutet noch auf<br />

den Wandervogei iiin, auf einen heftigjugendbewegten<br />

Absclinitt seiner Vergangenheit<br />

Er spracti gerne von der Burg im<br />

Hunsriick, der Waldeck, wo er iange lebte.<br />

Und die jungen Nerotiier spreclien noch<br />

iieute mit Bewunderung von ihrem Burgpoeten.<br />

Viele Lieder liat er fur sie geschrieben<br />

und komponiert. Sie werden<br />

gesungen, niclit nur von Nerothern.<br />

Die Gitarre gehorte zu ihm. Er konnte<br />

auf ihir seltsame und markige Tone anschlagen,<br />

wenn er russisclie, tunesisclie,<br />

bosnisclie Volkslieder und Gassenliauer<br />

sang und unter Anschlag sclirilier MiStone<br />

aus Brechts ..Hauspostille" psalmodierte.<br />

Manche nannten ihn deshalb gem<br />

einen Vaganten. Doch sclimeckt das zu<br />

seiir nach Mittelalter und Spielmann. Er<br />

aber war ein iVIenscli dieses Jahrhunderts.<br />

War er ein Tramp? Dann aber mu6<br />

man wissen, daS er jaiirelang Daublers<br />

„Nordliciit" im Brotbeutel mit sicin trug<br />

und gern uber die dunkelsten Ausspruche<br />

Heraklits meditierte.<br />

Gerade hiat er in Capri ein Haus gefunden,<br />

dort Japanverse iibertragen und<br />

war den iViythen der Hopi-indianer naciigegangen,<br />

da reiste er sciion wieder, fuhr<br />

uber Bornholm, wo er den Dicliter-Freund<br />

Hans Henny Jahnn besuctite. nach Island,<br />

kehrte iiber London, Paris und Rom zuruck<br />

und schrieb das ..Islandische Kajutenbuch",<br />

schrieb es wie eine mannliche<br />

Fee. Jetzt konnte er beides: Norden und<br />

Suden verkoppeln.<br />

Goring kam zu Besuch nach Capri.<br />

Axel Munthe wollte ihm San Michele verkaufen.<br />

Werner Helwig hatte den guten<br />

Instinkt zu verschwinden.<br />

Und dann kam der Krieg.<br />

Ich vermute, daS Helwig, der viel mehr<br />

Anstrengungen, Gefahrnisse und Exi-<br />

Mit der Scharfe sines Kristalls<br />

sich in den Raum einschneiden<br />

darin das eigene Sein verwirklichen<br />

mit Handen, ieicht<br />

wie eines Vogels Schwinge<br />

das Schwerste leisten: den Plug.<br />

In den prazisen Formen<br />

der Unbestimmtheit, wie ein Gedicht,<br />

das sein eigenes Ende noch nicht kennt.<br />

Denn unser Zeichnen<br />

gilt vom friihesten bis zum spatesten Zug<br />

immer nur der einen Gestaltung,<br />

wieviel Blatter das auch sein mogen<br />

und wir kennen ihr letztes Ansehen nicht,<br />

da es sich voilzog<br />

mit unserem letzten AtemstoB.<br />

Wir sterben nicht,<br />

nur die Widerstande fallen weg<br />

sie, die dem Ich Profil gaben.<br />

Danach stimmen wir wieder<br />

mit dem Raum uberein:<br />

das Erbe, aus dem wir kamen.<br />

Werner Helwig<br />

stenzbedrohungen hinter sich gebracht<br />

hatte als die meisten, fur sich personlich<br />

den Krieg weniger fijrchtete als den Kommi6.<br />

Den aber furchtete er uber die<br />

MaBen. Die Phobie, die ihn schon beim<br />

Anblick eines Gendarmen oderZollbeamten<br />

ergriff, ist mir oft aufgefallen, und der<br />

Gedanke an erzwungene Einordnung<br />

kam fur ihn der Vorstellung vom Zuchthaus<br />

gieich. Er blieb also drauBen, setzte<br />

sich in der Schweiz, dann in Liechtenstein<br />

fest Es war, als wenn ein Seeadler sich<br />

auf einer Wascheleine niederlassen wollte.<br />

Und damit die Drehung um 180 Grad<br />

voll werde, heiratete er, eine Frau sehr<br />

franzosischen Wesens. Sie machte ihn<br />

seBhaft. Von 1950 an lebte er mit ihr in<br />

Genf. Zwar verlor er nicht die Reiselust,<br />

aber der Hang zum abenteuerlichen<br />

Schweifen verlagerte sich auf die Leidenschaft<br />

zu ausschweifender LektiJre. Eine<br />

monstrose Belesenheit begann ihn auszuzeichnen<br />

und schlug sich jahrzehntelang<br />

in zahlreichen Buchrezensionen nieder.<br />

DaB Werner Helwig zu den exemplarischen<br />

Gestalten unseres Jahrhunderts<br />

gehort, darf man heute sagen. Er war<br />

einer der letzten Uberlebenden der Vaga-<br />

bunden- und Wikinger-Generation und<br />

mit seinem universellen Wissen einer der<br />

letzten hommes de lettres. Damit gehorte<br />

er einer aussterbenden Basse an. „lch<br />

bin einer der letzten von etwas, was es nie<br />

wieder geben wird", schrieb er.<br />

Helwig hat es nie verstanden, sich gebuhrend<br />

in Szene zu setzen. Prominenz hat<br />

ihn nicht iiberzeugt. So stand er, selbstverstandlich,<br />

nie im Mittelpunkt der<br />

Offentlichkeit, nie dort, wo man seine Kollegen,<br />

die Romanciers, die Lyriker oder<br />

Literaturkritiker antreffen konnte. Er<br />

blieb fur sich - souveran im Abseits.<br />

KompromiBlos. Konsequent Unbestechiich.<br />

Freiheit und die Selbstbestimmung<br />

seines Lebensraumes galten ihm mehr<br />

als der Ruhm.<br />

Als er 73 Jahre alt geworden war, starb<br />

seine Frau Yvonne, deren kleines Aschesackchen<br />

ich zu ihm in den Sarg legte. Sie<br />

war nicht gem getrennt von ihm. Fiir sie<br />

schrieb er sein letztes Buch: „Totenklage".<br />

Er schrieb es aus der Hohe eines denkend<br />

und schreibend verbrachten Lebens.<br />

Es ist das Bekenntnis eines Liebenden,<br />

ist die Reflexion uber das Weiterleben<br />

nach dem Tod, ist die genau beobachtete<br />

Selbsterfahrung eines Trauemden.<br />

„Totenklage" ist nicht nur ein Unikum im<br />

Lebenswerk von Werner Helwig, sondern<br />

in der deutschen Literatur uberhaupt<br />

Das Buch gewinnt dem Tod negativ Leben<br />

ab, wie es so sensibel, so schuldbewuBt,<br />

so voller Zartheit und Subtilitat des<br />

Denkens und Fuhlens, dabei so genau im<br />

Ausdruck der unmittelbaren, meistens<br />

nur ins Innerste gewendeten Wirklichkeit<br />

keinen Vorlaufer hat, keine literarischen<br />

Beispiele.<br />

Ob es die Kronung seines dichterischen<br />

Schaffens war, weiB ich nicht. Manche<br />

meinen es. Er selber sagte, als das Buch<br />

vor einem Jahr erschien: „Das ist meine<br />

Todesanzeige". Er hatte Krebs. Aber er<br />

schrieb welter. Ein Gedicht folgte dem<br />

anderen. Im Winter erscheinen sie unter<br />

dem Titel: „Wann bin ich es mit verloschendem<br />

Gesicht".<br />

„Was ich zu sagen hatte, steht in meinen<br />

Buchern", hat Werner Helwig einmal<br />

geschrieben, aber auch: „Was wir, als Gedachtes,<br />

in Buchstaben fassen, ist weniger<br />

als eine Ritzspur auf dem ungeheuerlichen<br />

Block des fur immer Unbegreiflichen.<br />

Und auch, was wir als unsere Sprache<br />

erfassen und zur Anwendung brin-<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

74<br />

SAUERLAND<br />

300 Jahre Fachwerkhauser<br />

in Oberhundem<br />

gen, ist dann noch sehr schwankend in<br />

seiner Ausdrucksgenauigkeit".<br />

Einmal, im frOhen Sommer, war ich in<br />

Schmallenberg im Elternhaus, lief unter<br />

einem blauen Kinderiiimmei uber den<br />

Berg zu iiim, braciite ihm Farn, den er<br />

liebte. Icii kniete an seinem Grab, fuiiite<br />

die Erde, pflanzte Blumen. icii tat es<br />

sciieu, doch lachelte man mir zu. Es war<br />

ein wenig schwer zuruckzuiacineln, denn<br />

mit diesem Grab teiie icii eine Liebe. die<br />

hierher fuiirte, zu einem Platz, zu dem<br />

man seit uralten Zeiten die Toten brachte,<br />

damals, als man noch wuBte, da6 die<br />

Toten starker sind als die Lebenden. Sie<br />

alle schauen nach Osten, dorthin, wo die<br />

Sonne aufgeht. Es ist nicht Untergang,<br />

wohin sie schauen. Kein Stein, kein Kreuz<br />

lastet auf ihrem Kopf. Sie schauen auf<br />

ihren Namen, in dem sich ihr Wesen verdichtete.<br />

Langsam mit den Jahren wird Efeu das<br />

Grab uberwachsen, das damals so nackt<br />

war, als wir Werner Helwig begruben, mit<br />

Blumen, mit Schnee - ihn, den groSen<br />

Zauberer der Sprache, den VerfXihrer zu<br />

den Abenteuern des Herzens und des<br />

Geistes, der aus den Phantasien. den<br />

Marchen und Sagen, den groBen Mythen<br />

der Volker die Wirklichkeit des Lebens gewann.<br />

Gerda Helwig-Heimes<br />

Das Golddorf Oberhundem feierte eine<br />

Woche den Geburtstag zweier Fachwerkhauser,<br />

die vor 300 Jahren gebaut und<br />

bezogen wurden. Es sind der Finkenhof in<br />

Schwartmecke der Familie des Kirchhundemer<br />

Bugermeisters Luster-Haggeney<br />

und die „Alte Pastorat", das heutige<br />

Stickmuseum der Familie Steinacker.<br />

Die Dorfbevolkerung hatte sich mit Hingabe<br />

und Freude an diesem Jubilaum<br />

beteiligt, wobei sie an einem derFesttage<br />

dorfliches Leben vergangener Jahrhunderte<br />

mit vielen agierenden Gruppen den<br />

staunenden Gasten zeigte. So waren am<br />

Gasthof ,.Zu den Linden" drei hessendarmstadtische<br />

Soldaten postiert, um<br />

die hessische Okkupationsurkunde zu<br />

verlesen. Ein Imker, eine Topferin an der<br />

Topferscheibe, ein Korbflechter und ein<br />

Dorfschmied stellten sich und ihre Arbeit<br />

sicherlich ein Ereignis, uber das man<br />

nicht so ohne weiteres zur Tagesordnung<br />

iibergehen sollte. Sind sie doch baugeschichtliche<br />

Zeugen, die auf ihre Weise<br />

iiber das Leben und Wirken langst vergangener<br />

Tage zu berichten wissen, Menschengesichtern<br />

gleich, in denen sich die<br />

Weisheit und Erfahrung eines langen<br />

Lebens widerspiegelt Gerade angesichts<br />

der Tatsache, daB in unserer so schnellebigen<br />

und fortschrittstrunkenen Zeit so<br />

manches Fachwerkhaus von historischem<br />

Wert ohne sonderliche Kenntnisnahme<br />

der Offentlichkeit „wegsaniert"<br />

wurde, ist es um so erfreulicher festzustellen,<br />

da6 es auch noch positive Beispiele<br />

kulturgesellschaftlichen BewuBtseins<br />

gibt. Konkret sind damit nicht nur<br />

alte Bauten gemeint. die wegen Baufalligkeit<br />

abgerissen wurden und in den<br />

BQcher von Werner Helwig:<br />

Im Buchhandel<br />

.Totenklage" / Insel Verlag / 1984 / 24- DM<br />

Jsiandisches Kajutenbuch" / Limes Verlaq / 1983 /<br />

24.80 DM<br />

.Klange und Schatten" / Nachdichtungenjapanischer<br />

Texte / Claassen Verlag / 1972 / ca. 24- DM<br />

.Die Parabel vom gestarten Kristall" / Erinnerungen an<br />

Hans Henny Jahnn / v. Hase a Koehler Verlaq / 1974 /<br />

12.80 DM<br />

..Raubfischer in Hellas" / Moewig Verlag / 1981 / 7,80 DM<br />

Direkt zu beziehen durch<br />

Sudmarkverlag Fritsch KG, Goethestr. 3S, 7920 Heidenheim:<br />

.Ich Dickicht des Pelion" / 7,80 DM<br />

.Die Blaue Blume des Wandervogels" / Vom Aufstieg,<br />

Glanz und Sinn einer Jugendbewegung / 29.- DM<br />

.Lapplandstory" / 6,90 DM<br />

.Carmina Nerothana" / Lieder von Werner Helwig,<br />

mit Noten / 29,80 DM<br />

Zu beziehen durch Aldus-Presse Reicheneck, Eifelstr, 22,<br />

7410 Reutlingen:<br />

.Grottenspruche" / 198S / Handdruck / 20.- DM<br />

Der Finkenhof In Schwartmecke<br />

vor. PreuBische Soldaten zogen auf<br />

Wache, und ein Nachtwachter sagte die<br />

Stunden an. Die bilsteinische Miliz verweiite<br />

sich am Lagerfeuer usw. usw. Das<br />

ganze Dorf war voller Leben.<br />

Bel einem festlichen Abend in der<br />

Alten Pastorat trug Ortsvorsteher Karl<br />

NOcker seine Forschungen zum Alter und<br />

fruheren Aussehen der beiden „Geburtstagshauser"<br />

vor. Dabei sagte er:<br />

„Wenn zwei alte Fachwerkhauser<br />

gemeinsam Geburtstag feiern, ist das<br />

Freilichtmuseen in strahlender Schonheit<br />

wieder erstanden, sondern auch gerade<br />

solche, die heute noch mitten im pulsierenden<br />

Leben ihre Aufgabe erfullen und<br />

sich der fursorglichen Pflege ihrer Besitzer<br />

erfreuen.<br />

Der kleine Luftkurort Oberhundem<br />

weiB sich glucklich zu schatzen, daB er<br />

neben der altehrwurdigen Pfarrkirche<br />

und der weithin bekannten historischen<br />

Adolfsburg weitere Kleinode beherbergen<br />

darf, die sich trotz verheerender<br />

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SAUERLAND<br />

75<br />

Brandkatastrophen und Stahlgewitter<br />

unter auBerst gluckhaften Umstanden in<br />

unsere Zeit hinubergerettet haben. Es<br />

sind zwei schone alte Fachwerkhauser,<br />

die auch uber den ortliciien Raiimen iiinaus<br />

Beachtung finden. In ihrer unterschiedliciien<br />

Art und Zweckbestimmung<br />

sind sie sprechende Beispiele, wie Mensciien<br />

im Laufe der 300 Jahre in bestandigem<br />

FlelB gewirkt iiaben. ihr niciit<br />

immer leiciites Tagewerk erhalt in diesen<br />

Hausern symbolisciie Kraft. FurOberhundem<br />

und seine Bewohner ist dies Grund<br />

genug, sicii bei Fest und Feier dankbar<br />

ihrer geschichtlichen Verpfiichtung zu<br />

erinnern, Dorf und Umwelt in ihrer natiJrlichen<br />

Schonheit zu erhalten."<br />

Inzwischen liegt die Arbeit, reich bebildert<br />

mit alten und neuen Fotos und<br />

Details aus den die Adolfsburg zeigenden<br />

Kupferstichen, als begrenzter Sonder-<br />

druck der Familien Luster-Haggeney und<br />

Steinacker vor.<br />

Alles in allem: Das Dorf Oberhundem<br />

hat sich und seine altesten Fachwerkhauser<br />

stilvoll gefeiert.<br />

Jochen Krause<br />

Mit der hlstorlschen Postkutsche konnten<br />

auch die erholungsuchenden Gaste durch das<br />

Dorf fahren. Fotos: Joclien Krause<br />

Pfarrhaus und Kirche.<br />

Zeichnung: Udo Krause<br />

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76<br />

Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Pralat Josef Kayser 90 Jahre<br />

Deutsche Geschichte im Spiegel eines bewegten Lebens<br />

Dr. Erika Richter<br />

Ein deutsches Priesterleben im 20.<br />

Jahrhundert - das ist wohl in keinem Fall<br />

ein besciiauliches Seelengluck in der<br />

Gottgeborgeniieit. Seiten verdiciiten sicii<br />

aber in einer Biograplnie die untersctiiedlichen<br />

Stromungen, Konfiikte und Katastropiien<br />

unseres Sakulums so anscliaulicii,<br />

wie in der des 1895 in Sciimallenberg<br />

geborenen Geistliclien Josef Kayser, der<br />

am 22. November dieses Jalires seinen<br />

90. Geburtstag feiern kann.<br />

Als der ISjainrige Fabrikantensotin sicii<br />

Ostern 1914 mit seinen Attendorner Mitschiilern<br />

fiir das obligate Erinnerungspiioto<br />

der Abiturientia postierte, sciiien<br />

die willielminisciie Welt noch in Ordnung.<br />

Der Linse des Kleinstadt-Photographen<br />

prasentierten sich 17 gravitatisch dreinschauende<br />

Jungmanner in steifem Kragen<br />

und strammer Haltung samt dem<br />

wiirdevollen Ordinarius, einem Major der<br />

Reserve, als eine sauerlandische Elite dieser<br />

Zeit. Soil man es als symbolisch<br />

empfinden, daB Josef Kayser der diistere<br />

Links-AuBen ist? In einem kurzen, Jahrzehnte<br />

spater entworfenen Lebenslauf<br />

berichtet er, daB er schon als Gymnasiast<br />

von den religiosen und sozialen Ideen des<br />

schwungvollen und unkonventionellen<br />

Dr. Carl Sonnenschein gepackt war. Dieser<br />

katholisclie Priester schrieb und agitierte<br />

damals im Rahmen des „Volksvereins<br />

fiir das katholische Deutschland", in<br />

dessen Zentrale bekanntlich der bedeutende<br />

Sauerlander August Pieper eine<br />

entsctieidende Rolle spielte. Sonnenscheins<br />

Bemiihungen galten vor allem<br />

den der Kirche entfremdeten Arbeiterschichten<br />

und Akademikern. Schon<br />

erwog Josef Kayer einen Beruf, in dem er<br />

seine sozialen und religiosen Neigungen<br />

verwirkliclien konnte. Aber der Vater,<br />

Textilfabrikant in Schmallenberg, hatte<br />

mit dem einzigen Sohn neben vier Tochtern<br />

andere Plane.<br />

Der Kriegsausbruch verschob eine Entscheidung.<br />

Seibstverstandlich meldete<br />

sich der junge Sauerlander wie viele seiner<br />

Altersgenossen freiwillig und kampfte<br />

im Osten und in Frankreich, wurde<br />

mehrfach verwundet und erlebte als<br />

Kompaniefiihrer 1918, wie die scheinbar<br />

festgefugte Welt des Kaiserreichs zerbrach.<br />

Der junge Leutnant der Reserve<br />

wurde Bergmann im Ruhrgebiet, arbeitete<br />

aber auch in Kali-Zechen in Mitteldeutschland,<br />

im Olschacht Heide/Hoistein<br />

und in den Schwefelkiesgruben in<br />

Abiturientia Ostern 1914 / Attendorn<br />

Meggen im Sauerland. Neben der praktischen<br />

Tatigkeit studierte er Bergbauwissenschaft<br />

in Clausthal-Zellerfeld im Harz<br />

und in Berlin. 1924 machte er dort sein<br />

Examen als Diplom-Bergingenieur. Es<br />

war charakteristisch fiir ihn, daB er in<br />

Berlin zum engsten Kern des Sonnenschein-Zirkels<br />

stieB, da Dr. Sonnenschein<br />

mittlerweile unter den Katholiken der<br />

Reichshauptstadt und auch iiber ihre<br />

Kreise hinausstrahlend eine breite Wirksamkeit<br />

entfaltet hatte. So ist es nicht<br />

ganz uberraschend, daB Josef Kaysers<br />

Neigung zum geistlichen Stand die bis ins<br />

hohe Alter gebliebene Passion fiir die<br />

Geologie zuriickdrangte. 1926 entschloB<br />

er sich zum Theologiestudium in Paderborn.<br />

Hier wurde er am 15. Marz 1931 zum<br />

Priester geweiht.<br />

Der Lagerkaplan<br />

Inzwischen hatte die in Amerika ausgebrochene<br />

Weltwirtschaftskrise mit ihren<br />

verheerenden Auswirkungen Deutschland<br />

erreicht. Auftragsriickgange in der<br />

Industrie, Konkurse groBer und kleiner<br />

Firmen, Entlassungen der Arbeitnehmer,<br />

dazu der rigorose Sparkurs des Reichskanzlers<br />

Briining fiihrten bei den steil<br />

ansteigenden Arbeitslosenmassen zu<br />

heute unvorstellbarer wirtschaftlicher<br />

Not. Erbitterte Auseinandersetzungen in<br />

der immer wirrer werdenden Parteienszene<br />

wegen der Wirtschaftsmisere, dazu<br />

die wilden Kontroversen iiber die richtige<br />

deutsche AuBenpolitik nach dem<br />

verlorenen Krieg weckten in der verunsicherten,<br />

an obrigkeitliche Leitung gewohnten<br />

Bevolkerung eine tiefe Sehnsucht<br />

nach einem Ende der Zerrissenheit<br />

und neuer deutscher Harmonie. Der Begriff<br />

der „Volksgemeinschaft" - in der NS-<br />

Zeit dann vollig korrumpiert - war ein<br />

Kultwort in der Spatphase der Weimarer<br />

Republik. Aber auch andere Beschworungsformeln<br />

und Idealvorstellungen<br />

feierten zumindest verbale Triumphe:<br />

Arbeit als Ehrendienst fiir das deutsche<br />

Volk - deutsche Seele und deutsche<br />

Scholle - deutsches Bauerntum als Jungbrunnen<br />

der Nation ... die Aufzahlung<br />

lieBe sich beliebig fortsetzen.<br />

Solche gefuhlstrachtigen Formulierungen,<br />

die man nach dem MiBbrauch im<br />

Dritten Reich kaum noch unbefangen<br />

verwenden kann, finden sich zuhauf in<br />

den zeitgenossischen Broschuren, die<br />

neue Losungsformen in der volkischen<br />

Zerrissenheit propagieren: z.B. „Volkslager"<br />

unter Beteiligung aller Klassen und<br />

Stande oder „Arbeitslager" auf freiwilliger<br />

Grundlage. In den Notgebieten Schlesiens<br />

waren sie durch den Grafen Moltke<br />

aus Kreisau und seinen geistigen Mitstreiter<br />

Prof. Eugen Rosenstock bereits<br />

seit 1928 eingerichtet worden. 1931 wird<br />

die Idee eines „Feiwilligen Arbeitsdienstes"<br />

mit dem Ziel, den Erwerbslosen eine<br />

sinnvolle Tatigkeit bei der AufschlieBung<br />

von kulturfahigem Odland zu ermoglichen,<br />

auch in Ostwestfalen aufgegriffen.<br />

Der Nationalsozialismus hat mit der<br />

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SAUERLAND<br />

77<br />

Zwangsorganisation „Reichsarbeitsdienst"<br />

auch die freiwillige Vorform mit<br />

einem negativen Odium beiegt. Weil im<br />

allgemeinen nur nocii wenig dariiber bekannt<br />

ist, mu6 etwas ausfuiirliciier berichtet<br />

werden.<br />

Pastor V. Bodelsciiwingh von der<br />

Anstalt Bethel geJiOrte in Westfalen zu<br />

den initiatoren des Freiwilligen Arbeitsdienstes.<br />

In einem bemerkenswerten Akt<br />

oekumenischer Zusammenarbeit hatte<br />

der Protestant dem Paderborner Bischof<br />

Kaspar Klein angeboten, auf dem Truppenijbungsplatz<br />

Sennelager ein zwar<br />

konfessionell getrenntes, aber in der<br />

technischen Arbeitsorganisation gemeinsam<br />

wirkendes Arbeitsdienstlager<br />

zu errichten.<br />

Die praktische Umsetzung des Vorschlags<br />

fiel dem Diozesanprases der<br />

Merkblatt<br />

fiir die Staumiihler<br />

Arbeitsdienstwilligen, welche in landwirt-<br />

schafdiche Arbeitsstellen vermittelt werden.<br />

katholischen Arbeitervereine in Paderborn<br />

zu. Das war der Domvikar Heinrich<br />

Marx, der sich spater dem Sauerland<br />

auf s engste verbunden hat Von 1933-<br />

1958 war er Pastor in Bodefeld und ein<br />

angesehener Heimatforscher in unserem<br />

Raum. Mit groSer Tatkraft griff er die Idee<br />

des Freiwilligen Arbeitsdienstes auf und<br />

organisierte das im Ersten Weltkrieg von<br />

englischen Kriegsgefangenen gebaute<br />

Lager Staumiihle zu einer Unterkunft fiir<br />

„Alu"- und „Kru"-Leute um, d.h. mannliche<br />

Empfanger von Arbeitslosen- und<br />

Krisenunterstutzung, die sich auf eine<br />

Ausschreibung hin freiwillig meldeten.<br />

Trager der Einrichtung war der Diozesanverband<br />

Paderborn der katholischen<br />

Arbeitervereine Westdeutschlands und<br />

das Arbeitsamt Paderborn. Als Taschengeld<br />

erhielten die in den Lagerlisten<br />

„Dienstwillige" genannten Manner taglich<br />

50 Pfennig. Dafiir sollten sie an dem<br />

groBen Projekt mitarbeiten, das nach damaligen<br />

Schatzungen bei ..Anwendung<br />

von Maschinen auf das MindestmaS", wie<br />

Domvikar Marx in einem Aufsatz in der<br />

Reihe ..Heimat und Scholle" schrieb, Tausenden<br />

Arbeit fiir 10 Jahre versprach: Regulierung<br />

der Ems und damit Melioration<br />

des Emslandes - eine Aktion, die spater<br />

von den „Moorsoldaten" der nationalsozialistischen<br />

Konzentrationslager in einer<br />

entsetzlichen Pervertierung des ursprijnglichen<br />

Ansatzes fortgefuhrt<br />

werden muBte.<br />

Domvikar Marx suchte fiir seine katholischen<br />

Dienstwilligen eine seelsorgliche<br />

Betreuung. Und hier kehrt die Darstellung<br />

zu ihrem Ausgangspunkt zuruck.<br />

Auf einer Tagung iiber die Organisation<br />

des Freiwilligen Arbeitsdienstes in Duisburg<br />

lernte Marx im Jahr 1931 Josef<br />

Kayser kennen, der gerade seine erste<br />

Stelle als Kaplan an der Propsteikirche in<br />

Dortmund angetreten hatte.<br />

Kurz nach der ersten Begegnung, so<br />

schildert es Josef Kayser, der noch heute<br />

iiber ein bewundernswertes Gedachtnis<br />

verfugt, habe ihm Marx auseinandergesetzt.<br />

daB er im Lager „ein herrliches Feld<br />

der Betatigung" finde und mit seinen drei<br />

Berufen: als Priester, als Ingenieur und<br />

gewesener Kompaniefuhrer der geeignete<br />

Mann fiir die Lagerleitung sei. So begann<br />

Kaysers Aufgabe als Lagerkaplan.<br />

Jetzt trafen sich der Schwung desjungen<br />

Geistlichen und des Geologen, und mit<br />

Stolz berichtet er noch heute iiber die damals<br />

geleistete Arbeit: „Wir rigolten 320<br />

Morgen Heide bis zu 1.50 m durch die<br />

Ortsteinschicht, wir bauten 5 Siedlungsdorfer,<br />

regulierten die Grimke usw. (rigolen=tief<br />

umstechen)" Dabei ging es allerdings<br />

weniger um die Effizienz der Arbeit<br />

als um die Bemiihung, diejungen Stadter<br />

wieder zu erdnahem Tun zu fiihren und<br />

die Verantwortung vor der Schopfung zu<br />

wecken. Das ist auch in einem von Marx<br />

und Kayser gemeinsam unterzeichneten<br />

Merkblatt spurbar, das im Tenor von<br />

Demut vor der Natur, nicht im Sinne des<br />

Pralat Josef Kayser 1984 - hinter dem Findling<br />

am Hauseingang in Eickelborn<br />

„Machet euch die Erde untertan!" gepragt<br />

ist. Das Emblem des Merkblatts:<br />

„Fur Gott und Volk! faBt die Antriebskrafte<br />

der Leiter sinnfallig zusammen.<br />

Zum religiosen Fundament noch ein<br />

paar Hinweise Kaysers: „Ein Kreuzweg<br />

wurde gebastelt, ein Turm gebaut, fiir<br />

den Pralat Wolker die Glocke stiftete, jeden<br />

Morgen nach der Messe war die<br />

Arbeitseinteilung."<br />

Die besonderen MeBintentionen deuten<br />

den Versuch an, in einer die politischen<br />

Spannungen der Krisenzeit iiberwolbenden<br />

Deutschland-Mystik alle Gegensatze<br />

zu ignorieren: „Fur die Freiheit<br />

des deutschen Arbeiterstandes" - „0b<br />

Hitler Oder Thalmann, wir niitzen<br />

Deutschland"...<br />

Ganz lieBen sich die zeitgenossischen<br />

Richtungskampfe allerdings nicht wegdenken.<br />

Krafte, die den Freiwilligen<br />

Arbeitsdienst zu einer Art paramilitarischer<br />

Organisation umfunktionieren<br />

wollten, regten sich allenthalben. Es gab<br />

auch Resonanz dafiir unter den Arbeitsleuten.<br />

Wie ware es sonst verstandlich,<br />

daB sie ihren Kaplan angingen, er solle<br />

ihnen doch den Parademarsch beibringen<br />

- in Holzschuhen!...<br />

Kayser war ein vielgesuchter Multiplikator<br />

der Arbeitsdienstidee. In einer<br />

Ansprache im Berliner Rundfunk vom<br />

Fruhjahr 1932, deren Manuskript glilcklicherweise<br />

erhalten ist, eriauterte er seine<br />

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78<br />

SAUERLAND<br />

Vorstellungen vom Fuhrertum im F.A.D.<br />

Nach Ablehnung des militarischen und<br />

des beamteten Fiihrers kennzeichnete er<br />

den „mutterlichen" Fiihrer als Leitfigur:<br />

Mutterlichkeit mu6 heute das Charakteristikum<br />

des Fuhrers sein und dazu<br />

gehort:<br />

1. Der Fuhrer muS stets das groSte Kreuz<br />

tragen wollen, also nichts fordern. was<br />

er nicht selbst zu leben bereit ist, und<br />

nicht nur im Rausch der ersten Begeisterung.<br />

sondern fort und fort.<br />

2. Der Fuhrer muS bereit sein. seine stets<br />

wechselnde Gefoigschaft freudig als<br />

sein groBtes Kreuz zu tragen."<br />

Spitzbubisch lachelt der fast Neunzigjahrige<br />

noch heute, wenn er das unmittelbare<br />

Ergebnis der Ansprache nennt: 28<br />

Antrage von heiratslustigen jungen Damen.<br />

Die spatere Folge einer derartigen<br />

Interpretation von Fuhrertum und Gefoigschaft<br />

war leicht auszudenken. Als<br />

die Nationalsozialisten die Macht ergriffen<br />

und in wenigen Jahren den Arbeitsdienst<br />

zu einer straff soidatischen<br />

Zwangsorganisation umformten, war<br />

der Kaplan mit den sonderbaren Vorstellungen<br />

von Fuhrertugenden ..untragbar".<br />

Ihm wurde eroffnet, da6 er kein deutsches<br />

Arbeitsdienstlager mehr betreten<br />

diirfe. Heinrich Marx, der das Ende des<br />

konfessionell gepragten Arbeitsdienstes<br />

als unausweichlich ansah, loste das Lager<br />

Staumuhle auf. Die Einrichtung wurde<br />

vom Militar des Truppenubungsplatzes<br />

ubernommen, die von den Mannern<br />

erbauten Sennedorfer Ziele fur Artillerieijbungen.<br />

Josef Kayser kam als Vikar<br />

nach Hoxter.<br />

Fast ist es unnotig zu berichten, daB er<br />

auch dort heimlich eine katholische Jungschar<br />

weiterfuhrte, sich um „rassisch<br />

Verfolgte" kummerte und wegen „organisierter<br />

Zersetzungsarbeit gegen den<br />

Staat" mit der SA immer wieder aneinandergeriet<br />

Als der Wagen fur das KZ<br />

Oranienburg schon bestellt war, wShlte<br />

er nach eigener Darstellung eine andere<br />

Losung. Er meldete sich als Militarseelsorger.<br />

Der Divisionspfarrer<br />

Seine soldatische Vergangenheit hatte<br />

Kayser immer wieder eingeholt. In durren<br />

Worten vermerken es die Personalnotizen<br />

des Generalvikariats: 1935 mit der<br />

Seelsorge im Pionierbataillon Hoxter<br />

beauftragt, seit Juli 1939 zur Disposition<br />

gestellt fiir die Wehrmachtseelsorge, am<br />

1.1.1940 Wehrmachtpfarrer in Brandenburg,<br />

anschlieBend Kriegsdienst und Gefangenschaft.<br />

Kriegsdienst, das bedeutete Pfarrer in<br />

der 76. Infanterie-Division, Durchquerung<br />

der Ukraine, VorstoB bis zur Wolga. Die<br />

Weite der russischen Landschaft und die<br />

Menschen der Ukraine waren ein bewegendes<br />

Eriebnis fur ihn, dem er - wie er es<br />

auch schon vorher bei besonders starken<br />

Eindrucken getan hatte - im Gedicht<br />

Ausdruck verlieh. Nach Gestaltung in Gebet<br />

und Gedicht drangte spater auch die<br />

Erfahrung des Furchtbaren, das im<br />

Herbst 1942 auf ihn wartete: der Kessel<br />

von Stalingrad. Das Inferno der gewaltigen<br />

Schlacht eriebte er bis zum Ende: Kellerlocher<br />

voll Hungernder, Verstiimmelter,<br />

Erfrorener. Eine Kalte, so morderisch,<br />

da3 sich zwischen Wandlung und Kommunion<br />

im MeBwein Eiskliimpchen bildeten.<br />

Massenhaftes Sterben, so auf dem<br />

Hauptverbandsplatz von Bolsche-Rossoschka,<br />

wo er im November 1056 Tote<br />

„beerdigte". Gebete an von den Sanitatern<br />

herangeschafften Bahren, auf denen<br />

vermeintlich Tote plotzlich seine Gebete<br />

fortsetzten. Aufwachen nach einem<br />

Erschopfungsschlaf zwischen 19 Toten in<br />

der als Hauptverbandsplatz eingerichteten<br />

Schweinekolchose. Immer wieder<br />

sagt er, wenn er nach diesen Stalingrad-<br />

Erfahrungen gefragt wird: „Das eigentliche<br />

Stalingrad kann man nicht aussprechen<br />

und nicht beschreiben. Es kann nur<br />

gebetet werden." Immerhin hat er dem<br />

Schriftsteller Heinz Schroter fur sein Stalingrad-Buch<br />

berichtet, was sich im Januar<br />

1943 zutrug, als die Russen auftauchten.<br />

Er rief dem kleinen Trupp, der<br />

sich dem Bunker naherte, auf russisch zu:<br />

„lch bin der Priester, Christus ist im Krieg<br />

auferstanden." Da lieSen die Sibiriaken<br />

die Maschinenpistolen sinken, bekreuzigten<br />

sich: „Wahrhaftig, er ist auferstanden",<br />

und gaben ihm den OsterkuB.<br />

In der Gefangenschaft begann das,<br />

was ein spateres Buch ijber diese Vorgange<br />

„Krieg hinterm Stacheldraht" genannt<br />

hat. Sollten die Deutschen auf das<br />

Angebot der Russen eingehen und sich<br />

im Widerstand gegen Hitler mit ihnen zusammentun?<br />

War das Verrat an der<br />

deutschen Sache oder der Anfang fur ein<br />

besseres Deutschland? Die Offiziere in<br />

den Gefangenenlagern waren tief zer-<br />

stritten in dieser Situation. Kayser entschied<br />

sich schlieSlich dafur, dem Bund<br />

Deutscher Offiziere, der Seydlitzbewegung,<br />

beizutreten. Er uberwand seine nationalen<br />

Bedenken mit der Erklarung:<br />

Ich will einen Anfang machen, daS sich<br />

finde Mensch zu Mensch und Volk zu<br />

Volk. Es lebe die Liebe und die gegenseitige<br />

Hingabe. Es sterbe der HaS und<br />

der Stolz.<br />

Von Lunowo bei Moskau aus, dem Sitz<br />

des Nationalkomitees Freies Deutschland,<br />

mit dem Manner des Bundes zusammenarbeiteten,<br />

wurde der antifaschistische<br />

Widerstand in alien Medien<br />

propagiert. Hier konnte Kayser im Rundfunk<br />

Gottesdienste feiern, hier wurden<br />

auch Flugblatter mit Appellen zum<br />

Kampf gegen Hitler verfaBt.<br />

Im Januar 1944 entdeckte in der Ukraine<br />

ein junger Funker aus der Umgebung<br />

Meschedes ein solches Flugblatt. Kayser<br />

hatte es gut sichtbar an drei Gruppen in<br />

der Heimat adressiert:<br />

Meine Kumpels im Ruhrgebiet!<br />

Meine Sauerlander Landsleute in Schmallenberg!<br />

Meine liebe Gemeinde in Hoxter!<br />

Es ist verstandlich, daB derjunge Deutsche<br />

im russischen Kampfgebiet von der<br />

Anrede „Sauerlander" wie elektrisiert<br />

war und trotz des strengen Verbots,<br />

feindliche Propaganda anzuruhren, das<br />

Flugblatt heimlich an seine Eltern gelangen<br />

lieB. Die Odyssee dieses Blattes und<br />

seine Auswertung durch Mescheder<br />

Gymnasiasten aniaBlich eines Wettbewerbs<br />

zum Thema „Nationalsozialismus"<br />

ist im Jahrbuch 1984 des Gymnasiums<br />

der Stadt Meschede nachzulesen. Dort ist<br />

auch das auf seinem abenteuerlichen<br />

Weg etwas bruchig gewordene Flugblatt<br />

abgebildet, das Kayser in einer Runde neben<br />

Walther v. Seydlitz zeigt. Er appelliert<br />

in dem Text:<br />

als Deutscher:<br />

Macht SchluS mit dem Krieg und<br />

mit Hitler!<br />

als Soldat:<br />

Seid tapfer und kampft fiir die Freiheit<br />

gegen den inneren Feind des deutschen<br />

Volkes, den Nationalsozialismus!<br />

als Priester;<br />

Alles was gegen Eure Uberzeugung ist.<br />

ist Siinde. Nur keine Unterlassungssiinden!<br />

Es gibt heute nur eine Siinde: die<br />

Feigheit! Ihr wiSt, das habe ich immer gepredigt<br />

und tue es auch heute.<br />

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SAUERLAND<br />

Schwester Ferreria<br />

60 Jahre Franziskanerin<br />

79<br />

Auf ein frohes Wiedersehen in einem<br />

friedlichen freien Deutschland ohne Diktator,<br />

SS und KZ!<br />

Auch wenn Kayser die Chancen nutzte,<br />

durch das NKFD das Gewissen der Deutschen<br />

aufrijtteln zu konnen, so begegnete<br />

er der Organisation insgesamt kritiscii.<br />

Zwar war er ein im Grunde unpolitischer<br />

iVIensch, vie! mehr am religiosen Aspekt<br />

seines Tuns interessiertals an politischen<br />

Debatten, aber das Spannungsveriialtnis<br />

zu den das Nationalkomitee bestimmenden<br />

ortiiodoxen Kommunisten blieb konstant.<br />

Er konnte aucin niciit Qberseiien,<br />

da6 es bei den russisciien Pianen fur<br />

Deutschland um die Durchsetzung einer<br />

stramm kommunistischen Linie ging und<br />

da6 die Mitarbeit der Deutsciien fur die<br />

Sowjets um so uninteressanter wurde,je<br />

meiir sicii das Kriegsglijck zu itiren Gunsten<br />

wendete. Nacii Jalta geiiorte er zu<br />

denjenigen, die eine Auflosung des Bundes<br />

Deutsciier Offiziere vorschlugen.<br />

Docii als er im Dezember 1945 aus der Gefangensciiaft<br />

entlassen wurde, war ihm<br />

fijr die Deutschen im Westen der Stempel<br />

aufgedrijckt: Mitglied des Nationalkomitees.<br />

Wie ilin Jaiire voriier seine nationale<br />

Argumentation und die Aktivitat im Freiwiliigen<br />

Arbeitsdienst scheinbar in die<br />

Nahe der Nationaisoziaiisten gerijckt iiatte,<br />

so belastete ihn nun das Odium des<br />

Paktierens mit dem Kommunismus, ein<br />

gerade in der Zeit des Kalten Krieges unverzeiiiiiciier<br />

iVIakel. Bei der Obersciiau<br />

iiber seinen Lebensweg urteilt der alte<br />

Geistliche mit gelassener Seibsteinschatzung:<br />

„Der Weg des Christen ist der<br />

schmale Gipfelpfad. Es mag sein, daB ich<br />

sowohl nach rechts wie nach links einige<br />

Schritte gestolpert bin." insgesamt aber<br />

bewertet er seine Rolle im Nationalkomitee<br />

angesichts der Hoffnungen, die er<br />

anfangs mit seinem Wirken in diesem<br />

Gremium verbunden hatte: „Wir waren<br />

keine betrogenen Betruger - aber vielleicht<br />

enttauschte Enttauscher!"<br />

Der Anstaltsgeistliche<br />

Wenn ein Funfzigjahriger nach den<br />

Schrecknissen und Belastungen dieses<br />

gewaltigen Krieges heimkehrt, sollte<br />

man meinen, er sehne sich nach einem<br />

ruhigen Hafen - in den Kategorien des<br />

Geistiichen gedacht: nach einer moglichst<br />

bequemen Pfarre. Nicht so Pastor Kayser.<br />

Nach einigen Monaten im Suchdienst,<br />

nach kurzer Pfarrvikartatigkeit in Dort-<br />

Sie gehort seit 60 Jahren dem Olper Orden der Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung an<br />

und ist seit 42 Jahren im Franziskus-Haus in Elspe. dort wo alte Menschen ihren Lebensabend<br />

verbringen, tatig. Der 86jahrigen Schwester Ferreria (geb. Theresia Groblinghoff), die wahrend<br />

der Kriegsjahre als Stationsschwester Verwundete ohne Riicksicht auf ihre eigene Gesundheit<br />

Tag und Nacht betreute und danach viele Jahre in der Kranken- und Altenpflege tatig war, wurde<br />

jetzt das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik<br />

Deutschland verliehen. Landrat Hanspeter Klein wurdigte die unermiidliche Arbeit der in<br />

Westendorf bei Warstein geborenen Schwester, die sich bester Gesundheit erfreut Unser Bild<br />

zeigt (von links) Schwester Oberin Melitia. Landrat Klein, Schwester Ferreria, Pastor Nebeling<br />

und Burgermeister Soemer (Lennestadt). Foto: Jochen Krause<br />

mund-Kirchhorde schlieBlich 1949 als<br />

Pfarrer in das Dorf Bosseborn im Kreis<br />

Hoxter versetzt, hielt es ihn dort nicht. Er<br />

suchte wieder einen Brennpunkt, nun<br />

aber in einem ganz anderen, dem psychischen<br />

Bereich. Schon fruher hatte er sich<br />

mit den Arbeiten des bekannten Schweizer<br />

Psychiaters Binswanger beschaftigt,<br />

seine Anstalten besucht und mit vielen<br />

namhaften Psychotherapeuten korrespondiert.<br />

So bewarb er sich 1954 um die<br />

Stellung als Anstaltsgeistlicher in Eickelborn<br />

bei Lippstadt In dieser groBen westfalischen<br />

Klinik fur Psychiatric - sie hatte<br />

damals fast 2000 Betten - werden u.a.<br />

die besonderen Opfer der bundesdeutschen<br />

Nachkriegsgesellschaft gesammelt<br />

und betreut: die Sucht- und Drogenabhangigen.<br />

Als Anstaltsgeistlicher wirkte<br />

Kayser hier bis weit iiber die Pensionierungsgrenze.<br />

Seine besondere Aktivitat<br />

gait einer Sozial-psychiatrischen Hilfsgemeinschaft,<br />

die. Ideen C.G. Jungs aufnehmend,<br />

in Eickelborn begriindet wurde<br />

und als deren Vorsitzender er lange Zeit<br />

amtierte. Die Erfahrungen im Umgang<br />

mit den Suchtkranken und den psychisch<br />

kranken Rechtsbrechern. die als doppelt<br />

stigmatisiert, namlich psychisch krank<br />

und kriminell eine auBerste soziale Randgruppe<br />

unserer Gesellschaft bilden,<br />

nennt Kayser: mein zweites Stalingrad.<br />

Auch heute noch hat er eine Wohnung<br />

auf dem Gelande der Krankenanstalten.<br />

Von hier aus fuhrt er eine riesige Korrespondenz<br />

mit alien, die im Laufe seines<br />

bewegten Lebens seine Bahn kreuzten,<br />

von hier aus gibt der unermiidliche Leser<br />

seine Anregungen zur Lekture welter. Ein<br />

von ihm oft zitiertes Gedicht von Boris<br />

Pasternak, wie eigens fur ihn verfaBt,<br />

charakterisiert seine Haltung treffender<br />

als umfangreiche Studien zur Person:<br />

Dein Weg wird auf lebendigen Fahrten<br />

Einst andern Stuf-um Stufe War.<br />

Doch selber darfst du nie bewerten.<br />

Was Sieg, was Niederlage war.<br />

Und keinen Deut von dem aufgeben.<br />

Was der Person gehoren muB -<br />

Lebendig bleiben, nichts als leben,<br />

Nichts als lebendig. bis zum SchluS.<br />

In diesem Sinne kommen auch herzliche<br />

Geburtstagsgliickwiinsche aus dem<br />

Sauerland.<br />

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80<br />

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Die Gemeinden und Kreise<br />

SAUERLAND<br />

n3Cn Oen HGTOrmGn<br />

Ministenaldirigent Kostering vor dem Kreistag des HSK<br />

Mit der kommunalen Gebietsreform<br />

und der ihr folgenden Funktionalreform<br />

wurde die Leistungsfahigkeit der meisten<br />

Gemeinden und Kreise im iandiiciien<br />

Raum eindeutig gestarkt. Die Versorgung<br />

der landlicfien Gebiete mit Einrichtungen<br />

der Infrastruktur ist ein gutes<br />

Stuck an den stadtischen Standard iierangeruckt.<br />

Das sagte Ministerialdirigent<br />

Heinz Kostering vom Innenministerium<br />

des Landes Nordriiein-Westfalen in seinem<br />

Festvortrag in einer Sondersitzung<br />

des Kreistages Hociisaueriand am 4. September<br />

in iVIescliede. Sie fand mit zahlreichen<br />

Gasten - darunter eine Delegation<br />

aus dem schottischen District West Lotiiian,<br />

mit dem der Kreis eine Partnerscliaft<br />

unterlnait - aus AnlaB des lOjaiirigen<br />

Besteiiens des Hochisauerlandkreises<br />

statt.<br />

Defizite bei der Burgerbeteiligung<br />

Kostering, einer der Vater der kommunalen<br />

Neugliederung, raumte in seiner Bilanz<br />

alierdings ein, daB „einige Losungen<br />

die Bewahrung nocii nicht bestanden,<br />

well die Erwartungen, die man bei derBildung<br />

der Gemeinden und an eine neue<br />

Kommunalpolitik knupfte, zu hoch<br />

angesetzt waren." Defizite seien eingetreten<br />

bei dem Problem der Burgeridentifikation<br />

mit den neuen Gemeinden und<br />

der kommunalpolitischen Biirgermitwirkung.<br />

Diese seien trotz meiirerer flankierender<br />

MaBnahmen nocin keineswegs betioben.<br />

Ein Zuruck zu friiherem Zustand<br />

gebe es alierdings nicht, unterstrich der<br />

Referent Bestehende Mangel kommunaler<br />

AufgabenerfiJllung miJSten auf der<br />

Basis der durch die Neugliederung geschaffenen<br />

Gebietsstrukturen beseitigt<br />

werden, forderte er.<br />

Weit besser als vor der Gebietsreform<br />

sind nach Meinung des Referenten die<br />

Voraussetzungen fiir eine effektive Organisation,<br />

Personalverwaltung, Haushaltsund<br />

Finanzwirtschaft sowie fur eine gestarkte<br />

Investitionskraft und organische<br />

Planung. Zudem verfugten heute alle Gemeinden<br />

uber einen erstklassigen fachlich<br />

gegliederten Personalkorper, mit<br />

dessen Hilfe iiberall eine sachkompetente<br />

burgergemaBe Verwaltung gewahrleistet<br />

ist.<br />

Weder sei die befiirchtete Entfremdung<br />

zwischen den Burgern und den<br />

neuen Verwaltungen eingetreten, noch<br />

der in anderen Landern festgestellte Personalzuwachs<br />

fur die landlichen Gebiete.<br />

Verbesserung der Infrastruktur<br />

Auch im Hochsauerlandkreis werde<br />

man nicfit bestreiten, daB durch die Verbesserung<br />

der Investitionskraft der Gemeinden<br />

und des Kreises Entwicklungen<br />

moglich geworden sind, die ohne die Gebietsreform<br />

nicht Oder sicher nur bescheidener<br />

denkbar gewesen waren. Kostering<br />

erwahnte die groBraumige Wasserversorgung,<br />

die Neuorganisation der<br />

Abfailbeseitigung, die Wirtschafts- und<br />

Fremdenverkehrsforderung, die Ausweitung<br />

des beruflichen Schulwesens und<br />

des Rettungswesens sowie den Ausbau<br />

der KreisstraBen.<br />

Da samtlichen Gemeinden durch den<br />

Landesentwicklungsplan 1/11 nach der Gebietsreform<br />

neue landesplanerische<br />

Entwicklungsziele vorgegeben wurden<br />

und besonders derStadtebau in den 70er<br />

Jahren mit ungewohnlich hohen Landesmitteln<br />

gefordert wurde, zeigen sich, so<br />

Kostering, iiberall Erfolge einer besseren<br />

stadtebaulichen Gemeinde- und Stadtentwicklung.<br />

Leider habe sich die<br />

erwunschte starkere Konzentration der<br />

Bebauung auf Siedlungsschwerpunkte<br />

nicht in alien Flachengemeinden durchgesetzt.<br />

Hier sieht der Ministerialbeamte einen<br />

„neuralgischen Punkt" bei der<br />

Umsetzung von Gebietsreformzielen. Es<br />

sei nicht zu bestreiten, daB das mit der<br />

Gebietsreform verfolgte Ziel, die Bautatigkeit<br />

in den eingegliederten Klein- und<br />

Kleinstgemeinden zu beschranken, in der<br />

Bevolkerung auf wenig Verstandnis stieB<br />

und viele Rate nicht bereit waren, dem<br />

Druck aus der Bevolkerung zu widerstehen.<br />

Vermutlich sei es eine optimistische<br />

Erwartung gewesen, daB das Ortsteildenken<br />

in den Gemeinderaten bei der Bildung<br />

von Flachengemeinden bald iiberwindbar<br />

sein wurde. Besonders problematisch<br />

habe sich diese Mentalitat in sog.<br />

„zwei- Oder mehrpoligen Gemeinden"<br />

erwiesen. Die Neugliederungsbegriindung,<br />

daB eine Ware Funktionsteilung<br />

zwischen den Siediungsschwerpunkten<br />

stattfinden sollte und keine „gleichma6ige<br />

Entwicklung" der Pole, sei in einer traditionsbewuBten<br />

Bevolkerung offenbar<br />

schwerer zu verankern als angenommen.<br />

Solange alierdings Mandatstrager mehrpoliger<br />

Gemeinden ihre ausschlieBliche<br />

Aufgabe darin sahen, die Interessen ihrer<br />

Ortschaft im Rat zu vertreten, wurden<br />

Flachengemeinden dieser Art problembeladen<br />

bleiben.<br />

Kommunalpolitische Probleme<br />

Nicht zu bestreiten sei auch, daB bei einem<br />

auf Steigerung derVerwaltungseffizienz<br />

ausgerichteten Reformkonzept<br />

andere Kriterien des Selbstverwaltungsverstandnisses<br />

in den Hintergrund traten:<br />

Geschichte, Tradition, die Identifikation<br />

des Burgers mit der Gemeinde oder<br />

auch die Bereitschaft der Burger, in Raten<br />

und AusschiJssen an der kommunalpolitischen<br />

Willensbildung mitzuwirken. Das<br />

GefiJhl der Verbundenheit mit einer Flachengemeinde<br />

sei sicher nicht leicht herstellbar.<br />

Aber: Die Identifikation des Burgers<br />

mit der Gemeinde ist auch ein GewohnungsprozeB<br />

- und der braucht seine<br />

Zeit. Landesregierung und Landtag hatten<br />

einiges getan, um die kommunalpolitischen<br />

Defizite zu verringern. Kostering<br />

erwahnte die Bezirks- und Ortschaftsverfassungen,<br />

Bezirksverwaltungsstellen,<br />

Ortsvorsteher, Erweiterung der Burgerrechte<br />

und des Biirgerservices in der Gemeindeordnung,<br />

Abbau von Ausstattungsstandards.<br />

Wiederzulassung von<br />

Ortsnamen in Briefanschriften und standesamtlichen<br />

Eintragungen usw. „Mit all<br />

diesen MaBnahmen soil die verlorengegangene<br />

Biirgernahe wieder gefordert<br />

werden".<br />

AbschlieBend unterstrich der Referent,<br />

daB die Kommunalreformen notwendig<br />

waren, well sich die Gemeindestrukturen<br />

in den letzten 100 Jahren nicht in gleichem<br />

MaBe verandert hatten wie die Gesellschaftsstrukturen.<br />

„Die kommunale<br />

Gebiets- und Funktionalreform war<br />

nichts anderes als der Versuch, die ortlichen<br />

Verwaltungen an die Gegebenheiten<br />

und Erfordernisse der Industriegesellschaft<br />

anzupassen. Das haben alle gewollt<br />

und es ist im wesentlichen gelungen.<br />

Aber, wir durfen nicht stehenbleiben!<br />

Die Idee der Selbstverwaltung muB<br />

weitergefijhrt werden!".<br />

Heinz Koerdt<br />

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Balve 5 - und doch: BeckumI<br />

SAUERLAND<br />

81<br />

Mit einer Festwoche feierte die ehemals<br />

selbstandige Gemeinde Beckum -<br />

heute Balve 5 - im August ihr TOOjahriges<br />

Bestehen. Ein ganzes Dorf feierte seine<br />

Geschichte.<br />

Unter der Sciiirmherrschaft von Dieter<br />

Graf Landsberg-Velen, Wocl^lum, wurde<br />

ein reiciiiialtiges Programm abgewickelt,<br />

zu dessen Holiepunkten die Besiegelung<br />

der Partnerscliaft zwisclien Beckum und<br />

der bretonisciien Gemeinde Roussay in<br />

Frankreicti sowie der groSartige iiistorisclie<br />

Festzug am Sonntag zahiten.<br />

Am Vorabend des Festsonntags tiieit<br />

Weilibischof Dr. Nordhues in der uberfijllten<br />

Scfiutzentialie eine Euctiaristiefeier,<br />

assistiert von seinen Amtsbrudern der<br />

umiiegenden Gemeinden, dem Abbe Lemesle<br />

aus Roussay und dem evangelischen<br />

F^arrer Quadbeck aus Balve. Bei<br />

der anschlieBenden Gedenkfeier am Kriegerehrenmal<br />

wurde der Gefallenen aus<br />

Beckum und Roussay gedacht, die sich in<br />

drei Kriegen auf dem Schlachtfeld gegenuberstanden.<br />

Was alle Bemijhungen der<br />

Regierungen um eine europaische Eini-<br />

Folkloregruppe aus Roussay<br />

Gast in Beckumer Familien. Die Verstandigung<br />

klappte trotz mangeinder Spraciikenntnisse<br />

hervorragend: Wer in Bekkum<br />

franzosiscii sprechen und dolmetschen<br />

konnte, war eine Woche lang „voll<br />

im StreB". Ein Burger aus Roussay soil am<br />

Ende der Festwoche sogar Sauerlander<br />

Platt verstanden haben.<br />

Der uber SOjahrige liebenswurdige<br />

Pfarrer Lemesle. der zusammen mit dem<br />

Biirgermeisterehepaar seine Gemeinde<br />

nach Beckum begleitet hatte, faBte die<br />

Begegnung mit den Worten zusammen:<br />

Foto: Elmerhaus<br />

„Wir sind mehr als Freunde, wir sind Bruder".<br />

Vor einer riesigen Zuschauermenge<br />

zog am Sonntag. 18. August, bei herrlichem<br />

Wetter der kilometerlange historische<br />

Festzug durch das Dorf. Liebevoli<br />

und einfallsreich waren die Festwagen in<br />

vielen Arbeitsstunden gestaitet worden.<br />

Man merkte es deutlich: Die Beckumer<br />

hatten SpaB an sich selbst, ungeachtet<br />

der Tatsache, daB sie seit 10 Jahren offiziell<br />

nicht mehr „Beckum", sondern „Balve<br />

5" sind.<br />

Graf und Grafln Landsberg-Velen im Gewand<br />

der ersten Landsberger auf Wocklum im 17.<br />

Jahrhundert<br />

gung bisher niclit zustandebraciiten,<br />

wurde hier deutlich: Ein geeintes Europa<br />

kann nur von unten wachsen, mitBegegnungen<br />

solcherart, wie sie sich in Beckum<br />

wahrend der Jubilaumswoche abspieiten.<br />

170 Burger aus Roussay, darunter<br />

viele Jugendliche, waren eine Woche lang<br />

Jahreshauptversammlung<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

am 28. September in<br />

Medebach<br />

In diesem Jahr ladt der Vorstand die<br />

Mitglieder und Freunde des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es in die sudostlichste Ecke<br />

des kurkolnischen Sauerlandes ein, nach<br />

Medebach. Bei der Vorbereitung und<br />

Gestaltung des Tages hat die Stadt<br />

Medebach zuvorkommend mitgewirkt.<br />

Sie stellt die Aula im Schulzentrum zur<br />

Verfugung und ladt die Teilnehmer - in<br />

guter Tradition der gastgebenden Stadte<br />

- mittags zur kraftigenden Erbsensuppe<br />

ein.<br />

Herr Privatdozent Dr. phil. Harm Klueting<br />

wird das Hauptreferat zum Thema<br />

„Kirche, Kloster und geistlicher Staat im<br />

Herzogtum Westfalen am Ende des 18.<br />

Jahrhunderts" halten und damit auch<br />

einen Bezug zum nahen ehemaligen Kloster<br />

Glindfeld herstellen. Der Heimat- und<br />

Geschichtsverein Medebach wird die in<br />

den letzten Jahren gesammelten archaologischen<br />

Funde zeigen, wichtige Exponate,<br />

die das Alter der Stadt Medebach<br />

schon vor der ersten Erwahnung (1144)<br />

ansiedeln. Weitere Ausstellungsstucke<br />

werden dem Kloster Glindfeld gewidmet<br />

sein, das nachmittags besucht werden<br />

soil.<br />

Im nahen Staatswald wird Herr Oberforstrat<br />

Dr. H. Lohbeck eine forstkundliche<br />

und landschaftsbezogene Exkursion<br />

durchfuhren. Danach wird man zum<br />

plattdeutschen Gottesdienst nach Deifeld<br />

aufbrechen, zur altesten Kirche im<br />

Stadtbereich Medebach. Herr Pfarrer<br />

Otto wird den Gottesdienst halten.<br />

Alle Mitglieder und Freunde des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es sind herzlich nach<br />

Medebach eingeladeni<br />

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82<br />

Golddorfer<br />

SAUERLAND<br />

Oberhenneborn und Wenholthausen<br />

Im 13. Landeswettbewerb waren Oberhenneborn<br />

in der Stadt Schmallenberg<br />

und Wenholthausen in der Stadt Eslohe,<br />

beide Hochsauerlandkreis, die glCickiichen<br />

Gewinner einer Goldpiakette. Das<br />

Landesgold ist mit 2500- DM dotiert.<br />

Oberhenneborn wird mit drei anderen<br />

Dorfern den Landesteil Westfalen-Lippe<br />

im Bundeswettbewerb vertreten und hat<br />

auch hier Gold errungen.<br />

Silberplaketten erhielten die Dorfer<br />

Altenheilefeld in der Stadt Sundern,<br />

Assinghausen in der Stadt Olsberg und<br />

Hildfeld in der Stadt Winterberg, alle<br />

Hochsauerlandkreis, sowie die Dorfer<br />

Hunsborn in der Gemeinde Wenden, Milchenbach<br />

in der Stadt Lennestadt und<br />

Niederhelden in der Stadt Attendorn,<br />

Kreis Olpe. Zur Silberplakette kommt ein<br />

Scheck von 2000— DM. Insgesamt waren<br />

6 Goldmedaiiien und 19 Silbermedaillen<br />

vergeben worden.<br />

Auch bei den Bronzeplaketten war das<br />

Saueriand, seiner wieder uberaus groBen<br />

Teilnahme entsprechend, erfolgreich:<br />

Berge in der Stadt Meschede und Kirch-<br />

A Moderner Teil des Dorfes Wenholthausen<br />

V Gesamtansicht von Oberhenneborn<br />

Fotos: Friedhelm Ackermann<br />

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SAUERLAND<br />

Denkmalplakette<br />

der Stadt Attendorn<br />

83<br />

rarbach in der Stadt Schmallenberg<br />

(Hochsauerlandkreis) sowie Kirchveischede<br />

in der Stadt Lennestadt und Oberveisciiede<br />

und Rhode in der Stadt Olpe<br />

(alie Krels Olpe) erinielten eine der 19<br />

bronzenen Auszeichnungen.<br />

Wieder kamen auch einige zusatziiche<br />

Auszeictinungen in den Hochsauerlandkreis<br />

bzw. den Kreis Olpe: Der Sonderpreis<br />

des Ministers fur Umwelt, Raunnordnung<br />

und Landwirtschaft des Landes<br />

Nordrhein-Westfaien ..Bemuhungen der<br />

Burger um die Erhaitung und Wiederhersteilung<br />

wertvoiier ortstypischer Bausubstanz"<br />

ging an Kirchveischede, der<br />

von einigen Vereinigungen gestiftete<br />

Ehrenpreis fur ..Wirkungsvoiie Vor- und<br />

Wirtschaftsgarten durch besonders<br />

reichhaltige Bepflanzung mit Blumen<br />

und Geholzen" an Hunsborn, Kirchrarbach<br />

und Milchenbach. Zwei von drei<br />

Ehrenpreisen des Landesverbandes Gartenbau<br />

fiir ..Reichhaitigen Blumenschmuck"<br />

gingen in das Sauerland, nannlich<br />

nach Hildfeid und Oberveischeide. Die<br />

Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe<br />

stiftete einen Ehrenpreis „Vorbildiiche<br />

Leistungen der Dorgugend", den Niederhelden<br />

bekam. Der vom Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

gestiftete Ehrenpreis fur „Besonders<br />

gute Pflege heimatlichen<br />

Brauchtums" wurde an Assinghausen<br />

verliehen; er wird im Winter in einer Feierstunde<br />

iiberreicht werden. PI.<br />

Amecke ist endlich<br />

Erholungsort<br />

Nach dreizehnjahriger Bemijhung ist<br />

es den Ameckern endlich gelungen: Seit<br />

dem 1. Juni kann sich das Dorf in der<br />

Stadt Sundern staatlich anerkannter<br />

Erholungsort nennen. Aus der Hand von<br />

Regierungsprasident Grijnschlager ubernahm<br />

Burgermeister Franz-Josef Tigges<br />

die Anerkennungsurkunde und reichte<br />

sie umgehend dem Ortsvorsteher Wilhelm<br />

Hansknecht weiter. Das Pradikat<br />

..Erholungsort" soil, so Regierungsprasident<br />

Grunschiager, nach dem Willen des<br />

Landes die Besucher und Gaste auf hervorragende<br />

Erholungsmogiichkeiten in<br />

einem schonen Ort aufmerksam machen.<br />

Foto: Stadtarchiv Attendorn<br />

in zunehmendem IVIaBe konnte in der<br />

Stadt Attendorn in den vergangenen<br />

Jahren beobachtet werden, daB Gebaude<br />

in vorbildlicher Weise renoviert wurden.<br />

Das Stadtbiid erfuhr auf diese Weise eine<br />

wesentliche Bereicherung.<br />

Deshalb beschloB die Stadtverordnetenversammlung<br />

der Hansestadt im<br />

Monat Januar 1985 auf Empfehlung des<br />

Denkmaiausschusses, eine Plakette herstellen<br />

zu lassen und den Gebaudeeigentiimern<br />

zu verleihen, die bei der Renovierung<br />

ihrer Hauser oder sonstiger denkmalschutzwiirdiger<br />

Objekte den Belangen<br />

des Denkmaischutzes und der Stadtbzw.<br />

Ortsbildpflege in besonderer Weise<br />

Rechnung getragen haben. Dabei mu6<br />

sich die Wiederherstellung oder Sanierung<br />

an den Kriterien der Denkmalpflege<br />

orientieren. Bei Geschaftshausern wird<br />

die Bewertung der AuBenwerbung in die<br />

Beurteiiung einbezogen.<br />

Ober Vorschlage fur die Verleihung der<br />

Denkmalplakette, die von den Bijrgern<br />

der Stadt eingebracht werden konnen,<br />

berat und entscheidet der DenkmalausschuB.<br />

Die Ubergabe erfolgt dann durch<br />

den Burgermeister in einer besonderen<br />

Feierstunde.<br />

Die Auszeichnung wird in Abstimmung<br />

mit dem Eigentiimer sichtbar am<br />

betreffenden Gebaude angebracht. Der<br />

Eigentumer erhalt eine Verleihungsurkunde,<br />

in der das Objekt beschrieben und<br />

gewurdigt wird.<br />

Die Plakette, die von dem heimischen<br />

Kunstler Karl-Josef Hoffmann stammt,<br />

zeigt im Kern das historische Rathaus als<br />

Wahrzeichen der Stadt, einen Turm aus<br />

der im Jahre 1810 geschleiften Stadtbefestigung<br />

und ein Biirgerhaus, umgeben<br />

von Baumen und Bergen, die der heimi-<br />

schen Landschaft nachempfunden wurden.<br />

Die Umschrift „Fur besondere Leistung<br />

im Denkmalschutz" mit dem<br />

Stadtwappen bezeichnet den Zweck der<br />

Plakette.<br />

Durch dieses Zeichen hat die Stadt<br />

Attendorn sicherlich einen lohnenden<br />

Anreiz fiir die Erhaitung eines liebenswerten<br />

Stadtbildes und die Sanierung<br />

und Renovierung historischer Gebaude<br />

geschaffen.<br />

Otto Hoffer<br />

700 Jahre Estinghausen<br />

Seit dem Jahre 1285 ist der Ort Estinghausen,<br />

heute zur Stadt Sundern gehorig,<br />

urkundlich nachweisbar. In mehreren<br />

Urkunden des hohen Mittelalters ist<br />

immer von drei Hofen die Rede, die im<br />

Jahre 1444 von Godert von Beringhusen<br />

genannt von Estinghusen an das Kloster<br />

Oelinghausen verkauft wurden, Ein spater<br />

offenbar abgeteilter Hof blieb zehntfrei,<br />

wahrend die alten Hofe bis zum<br />

Jahre 1936 an das Kloster rentenpflichtig<br />

waren.<br />

Die Zahl der Einwohner bzw. Familien<br />

ist in Estinghausen fast immer konstant<br />

gewesen. In der urspriinglich kleinsten<br />

selbstandigen Gemeinde des Bundesgebietes<br />

war die Hochstzahl der Wahlberechtigten<br />

zur Gemeindewahl 24 und die<br />

niedrigste 14; gleichwohl ist es immer<br />

gelungen, einen Gemeinderat zu wahl^n,<br />

die Gemeinde zu verwalten. die Wege zu<br />

bauen und zu unterhalten und die Wasserversorgung<br />

und -entsorgung sicherzustellen.<br />

Wahrend fruher viele Arbeiten<br />

in Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe<br />

eriedigt wurden, well es selbstverstandlich<br />

war, ist die Verwaltung des<br />

Ortsteils Estinghausen der Stadt Sundern<br />

um ein vielfaches teurer.<br />

Heribert Heymer<br />

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84<br />

Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

10 Jahre Hochsauerlandkreis<br />

GroSes Kulturprogramm<br />

SAUERLAND<br />

625 Jahre<br />

Freiheit Husten<br />

Ein umfangreiches kulturelles Angebot<br />

machte der Hochsauerlandkreis den<br />

Burgern anlaBlich seines lOjaiirigen Besteiiens.<br />

Es wurde ein groBartiger<br />

Erfolg. Besucher der Veranstaltungen<br />

aus alien Teilen des Kreises bestatigten:<br />

„Ein gelungener Wurf".<br />

Ausstellungen<br />

Als zu klein erwies sich der Rittersaal<br />

des Alten Rathauses in Arnsberg, als die<br />

Wanderausstellung des „Berufsverbandes<br />

bildender Kunstler" eroffnet wurde.<br />

25 sauerlandische Kunstler stellten<br />

Arbeiten vor. Viele Kunstschaffende aus<br />

dem Sauerland haben sich in den letzten<br />

Jahren ein Ansehen geschaffen, das weit<br />

uber die Region hinausgeht, unterstrich<br />

der Ehrenvorsitzende des Verbandes Will<br />

Schwarzer. Wahrend vor Jahrzehnten<br />

das Sauerland fur die deutschen Kunstmetropolen<br />

noch ein „wei6er Fleck" auf<br />

der Landkarte gewesen sei, hatten sich<br />

z.B. an der letzten Exponata in MiJnster<br />

27 Maler und Bildhauer aus dieser Region<br />

beteiligt<br />

Den informativen Katalog zur Ausstellung<br />

gestaltete der junge Graphiker Axel<br />

Schubert (Ense-Oberense). Mit Anneliese<br />

Schmitt-Schottler und Karl-Richard<br />

Monteverdis „L-Orfeo" in<br />

der Balver HShle<br />

Am 30. August 1985 gastierte das<br />

Ensemble der Bad Hersfelder Festspiele<br />

im Rahmen der Balver Hohlenfestspiele<br />

mit Monteverdis Oper ..Orfeo" in der Balver<br />

Hohle. Dem Leiter der Hohlenfestspiele<br />

Professor Hermann Wedekind war es<br />

gelungen, das bekannte Hersfelder<br />

Ensemble zu einem einmaligen Gastspiel<br />

in die Hohle nach Balve zu engagieren.<br />

Begleitet auf alten Instrumenten mit<br />

dem „Studio fur Alte Oper Frankfurt" des<br />

hessischen Kammerorchesters bot die<br />

Hersfelder Schauspieltruppe einem begeisterten<br />

Publikum vor ausverkaufter<br />

Hohle ein Erlebnis besonderer Art.<br />

Wohl nirgends kann die alte Sage von<br />

Orpheus und Euridyke in der fast vierhundert<br />

Jahre alten Fassung der Oper<br />

von Monteverdi so eindrucksvoll dargestellt<br />

werden wie in der groBartigen Kulisse<br />

der Balver Urzeithohle. e.t<br />

Jauns trug er wesentlich zum Zustandekommen<br />

der Ausstellung bei. Sie ist noch<br />

bis zum 29. September in Eslohe zu sehen.<br />

Vom 18. Oktober bis 3. November<br />

sind die Arbeiten in Olsberg und vom 10.<br />

November bis 1. Dezember in Marsberg<br />

ausgestellt.<br />

„Kreatives Gestalten an Beruflichen<br />

Schulen" heiBt eine weitere Wanderausstellung.<br />

Sie zeigt Schulerarbeiten und ist<br />

zu sehen vom 15. 9. bis 13.10. im Sauerland-Museum<br />

in Arnsberg, vom 19.10. bis<br />

10.11. in der Aula der Beruflichen Schulen<br />

in Olsberg und vom 16.11. bis 8.12. in den<br />

Beruflichen Schulen in Meschede.<br />

Mit von der Partie war auch die Kreis-<br />

Volkshochschule, die ihr Schaffen in einer<br />

Ausstellung unter dem MottO: „Mitmachen,<br />

Selbermachen, Weitermachen"<br />

in Meschede prasentierte.<br />

Konzerte<br />

GroBen Zuspruch fand ebenfalls die<br />

Konzertreihe auf acht historischen Orgeln<br />

im Kreisgebiet: Oelinghausen, Reiste, Klosterbrunnen,<br />

Rumbeck, Obermarsberg,<br />

Calle, Brunskappel und Wormbach. Interpreten<br />

der Orgelkonzerte waren: Jurgen<br />

Maag (Finnentrop), Josef Friedrich ABheuer<br />

(Attendorn), Ulrich Schauerte<br />

(Schmallenberg) und Hermann Pongartz<br />

(Arnsberg). Welter wirkten mit der Motettenchor<br />

Meschede unter der Leitung<br />

von Michael Schafer, die Choralschola der<br />

Abtei KonigsmiJnster (Meschede), das<br />

Arnsberger Streichtrio Manfred Horr, der<br />

Kammerchor Schmallenberg und das Collegium<br />

musicum vocale (Sundern) unter<br />

der Leitung von Klaus Baulmann.<br />

Zu dieser Reihe hat Dr. Magdalena Padberg<br />

eine BroschCire mit dem Titel „Der<br />

Hochsauerlandkreis als Orgellandschaft"<br />

geschrieben. Darin wird - erganzt durch<br />

Farb- und Schwarz-WeiB-Fotos - die Geschichte<br />

der Orgeln wissenschaftlich fundiert<br />

und zugleich flussig lesbar dargestellt.<br />

Die Konzertreihe versteht sich auch<br />

als ein Beitrag zum „Europaischen Jahr<br />

der Musik".<br />

Den musikalischen Nachwuchs hat die<br />

Musikschule des Kreises in Zusammenarbeit<br />

mit dem Volksmusikerbund zum<br />

2. November zu einem Wettbewerb eingeladen.<br />

Er wendet sich an Blaserspielkreise,<br />

Jugendblasorchester und Big<br />

Bands. Heinz Koerdt<br />

Das ganze Jahr uber. so konnte man<br />

meinen, begeht Husten sein 625jahriges<br />

Jubilaum als „Freiheit". Am 25. Februar<br />

1360 wurde durch den letzten Graf en von<br />

Arnsberg zu Husten eine „Freiheit gemaket"<br />

nach Arnsberger Stadtrecht.<br />

Haus Husten<br />

Im Jubilaumsjahr feiert auch die Schutzenbruderschaft<br />

„unter dem Schutze des<br />

heiligen Geistes von 1435": Sie wird 550<br />

Jahre alt. Das groBe Fest - das SOOjahrige<br />

konnte 1935 wahrend des Dritten Reiches<br />

nicht gefeiert werden - findet am 21. und<br />

22. September statt; an diesem Sonntag<br />

wird ein groBer historischer Festzug der<br />

Hohepunkt der Jubilaen von Freiheit Hasten<br />

und Schiitzenbruderschaft sein.<br />

Der Festzug, zu dem uber 50 Wagen<br />

und FuBgruppen gemeldet sind, fuhrt die<br />

historische Entwicklung der Freiheit vor<br />

Augen, von der ersten sachsischen Sledlung<br />

iJber mittelalterliche Gewerke, den<br />

Tjahrigen Krieg und die Revolution von<br />

1848, die Landwehr und die Kleinbahnen<br />

bis zu den heutigen Hustener Vereinen.<br />

26 Bruderschaften mit uber 2000<br />

Schutzen aus dem gesamten ehemaligen<br />

Kirchspiel Husten werden dabei sein.<br />

Und noch ein kleines Jubilaum kann gefeiert<br />

werden: Die seit 1976 jahrlich<br />

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SAUERLAND<br />

85<br />

erscheinende Schijtzenzeitung - ein Novum<br />

weit und breit - „Dei Schiittenglogers"<br />

erscheint zum zehnten Mai.<br />

Aus dem hohen geschichtlichen Wert<br />

dieser standigen Ausstellung geht ebenfalls<br />

hervor, daS unter den Konigen da-<br />

maliger Schutzenfeste auch mehrfach<br />

der Adel und die Geistlichkeit mit 14 Konigen<br />

vertreten waren.<br />

Karl-Heinz Keller<br />

SchQtzenmuseum<br />

Mit der EInweihung der Historischen<br />

Schutzenstube im „Haus Husten" (Hovelsgasse)<br />

am 9. Mai wurde das 550jahrige<br />

Bruderschaftsjubiiaum eingeleitet<br />

EInst gehorte das adelige „Haus Husten"<br />

zu den 13 urkundlich erwahnten Hofen,<br />

die das Dorf Husten bildeten und war<br />

schon vor 1298 im Besitz der Grafen von<br />

Arnsberg; vor 6V2 Jahren ging es vom<br />

Hause Furstenberg, Herdringen, in den<br />

Besitz der HiJstener SchiJtzenbrudersciiaft<br />

uber.<br />

In elnem GruBwort dankte Arnsbergs<br />

Burgermeister Alex Paust den Hustener<br />

Schijtzen fur die instandsetzung des Hauses.<br />

Die Kosten In Hohe von 40 000 — DM<br />

wurden allein durch Spenden der Mitglieder<br />

gedeckt.<br />

<strong>Heimatbund</strong>-Vorsitzender Franz-Clemens<br />

Feldmann enthijilte zusammen mit<br />

Oberst Karl-Josef Tetampei einen Findling,<br />

auf dem eine Platte mit den wichtigsten<br />

historischen Daten des Hauses<br />

angebracht worden sind. Feldmann. der<br />

zuvor die wechselvolle Geschichte des<br />

Hauses erlautert hatte, hob besonders<br />

hervor, da3 die Geschicke und Geschichte<br />

der Freiheit Husten seit Jahrhunderten<br />

von der Schutzenbruderschaft begleitet<br />

wurde, die Mittrager und Mitgestaiter<br />

des kulturellen und sozialen Lebens war<br />

und sich stets der Pfiege der geschichtlichen<br />

Oberlieferung und des althergebrachten<br />

Brauchtums angenommen habe.<br />

Nach der Segnung des Hauses durch<br />

Prases Pfarrer Wilhelm Henkenmeier,<br />

erlauterte Realschuldirektor Werner Saure<br />

den musealen Charakter der Schutzenstube,<br />

die wohl weit und breit seinesgleichen<br />

sucht Aus den vergangenen Jahrhunderten<br />

der Hustener Schiitzentradition<br />

wurden hier Urkunden und historische<br />

Dokumente aus dem 16. Jahrhundert,<br />

Konigsketten, Plaketten, Mltgliedslisten,<br />

Fotos fruherer Konigspaare, Plakate<br />

einstiger Feste und viele wertvolle Erinnerungsstucke,<br />

u.a. zwei Konigsketten,<br />

zusammengetragen, um sie in Glasvitrinen<br />

oder an den Wanden der Nachwelt zu<br />

erhalten.<br />

f^m^,:^<br />

'X3'"'j^'> ''<br />

\<br />

von links: Ehrenburgermeister Gerhard Teriet, 1. Beigeordneter Richard FleiBig. Hauptmann Helmut<br />

Schulte. Konigspaar Bernd Rahmann und Birgit Menke, Burgermeister Alex Paust, Oberst<br />

Karl-Josef Tetampei, Realschul-Direktor Werner Saure, W. Schmidt vom Kreisvorstand, <strong>Heimatbund</strong>vorsitzender<br />

Franz-Clemens Feldmann, Kreisoberst Franz Rottger<br />

links: Oberst K. J. Tetampei<br />

rechts: Neheim-Hustens <strong>Heimatbund</strong>vorsitzender Franz-Clemens Feldmann<br />

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SAUERLAND<br />

86<br />

Gold fur die Feuerwehr Olpe<br />

Bei den VIII. Intern. Feuerwehrwettkannpfen in VQcklabruck erfolgreich<br />

Nach Trient 1977 und Boblingen 1981<br />

konnte sich unsere Freiwillige Feuerwehr<br />

Olpe erneut fur die Internationalen Feuerwehrwettkampfe,<br />

die diesmal im oberosterreichischen<br />

Vocklabruck stattfanden,<br />

quaiifizieren. Bei der Landesausscheidung<br />

von Nordriiein-Westfalen 1983<br />

in Heiden, wo sich 58 Feuerwehren beteiiigten,<br />

hatte die Feuerwehr Olpe ebenso<br />

den 1. Platz errungen wie bei der Bundesausscheidung<br />

1984 in Holzminden, wo die<br />

57 besten Gruppen aus ganz Deutschland<br />

angetreten waren. Fiir die Feuerwehr<br />

Olpe hatte eine Phase des eisernen<br />

Trainings begonnen: im Winterhalbjahr<br />

1984/85 jede Woche in der Turnhalle und<br />

ab April 1985 auf dem Olper Kreuzberg.<br />

Die letzten beiden Monate vor Vocklabruck<br />

wurde jeden Abend eine Stunde<br />

trainiert.<br />

Am 6. Juli machte sich unsere Truppe<br />

auf, um in der Nahe von Vocklabruck, in<br />

Seewalchen am Attersee, die Woche vor<br />

den Wettkampfen ihr letztes Training zu<br />

absolvieren. Mit den Originaigeraten der<br />

dortigen Feuerwehr, mit der wir sofort ein<br />

herzliches Verhaltnis hatten, wurde nun<br />

zweimal am Tage trainiert. Zwischendurch<br />

wurde die Freizeit mit Wandern,<br />

Schwimmen und durch Ausfliige zu nahe<br />

gelegenen Sehenswiirdigkeiten, wie<br />

Mondsee, Traunsee, St. Wolfgang und<br />

Salzburg, ausgefullt Am 15. Juli traf sich<br />

die Deutsche Nationaimannschaft in Passau,<br />

um von dort aus im Konvoi nach<br />

Vocklabruck zu fahren. Dort wurde die<br />

deutsche Mannschaft vom Prasidenten<br />

des Deutschen Feuerwehrverbandes,<br />

Hinrich Struwe, empfangen und begruBt.<br />

Insgesamt waren mehr als 20 Nationen<br />

aus ganz Europa vertreten. Freudig begriJBten<br />

wir jene Mannschaften, die wir<br />

schon von Boblingen oder gar von Trient<br />

her kannten.<br />

Nach der feierlichen Lagereroffnung<br />

am 16. Juli gait es noch einmal den Ernstfall<br />

zu proben, zumal die Schiedsrichter<br />

des Wettkampfes dabei waren. Wir waren<br />

voller Optimismus. Zwischendurch<br />

trainierten wir naturlich, mit neuen<br />

Erkenntnissen, die uns die Wettkampfschiedsrichter<br />

eriautert hatten, bei der<br />

Feuerwehr in Seewalchen. Am 18. Juli<br />

fand dann die feierliche Eroffnung der<br />

Wettkampfe im Stadion statt, wie bei einer<br />

Olympiade ubiich mit dem Einmarsch<br />

der Nationen. Im Stadion waren etwa<br />

20000 Zuschauer anwesend. Die Wett-<br />

Die Olper Wettkampfgruppe beim Schlauchangriff<br />

kampfe der Freiwilligen Feuerwehren,<br />

Berufsfeuerwehren und der Jugendfeuerwehren<br />

begannen. Jetzt ging es<br />

also um Gold, Silber und Bronze. Wir zogen<br />

uns, nach kurzem Zuschauen bei einigen<br />

Gruppen, wieder zuruck ins ruhigere<br />

Seewalchen, denn unser Wettkampf war<br />

auf Freitagmorgen um 8.30 Uhr angesetzt.<br />

In Seewalchen konnten wir prominenten<br />

Besuch aus Olpe begrClBen. Frau<br />

BiJrgermeister Wilma Ohiy, Stadtdirektor<br />

Dr. Ernst Elbers und der Leiter des<br />

Ordnungsamtes, Stadtamtsrat Walter<br />

Thone, waren angereist<br />

Mit der friihen Zeit, zu der wir unseren<br />

Wettkampf bestreiten muSten, hatten<br />

wir echte Probleme. Wie bringt man den<br />

Korper und den Geist bereits zu einem<br />

solchen Zeitpunkt auf den Hohepunkt der<br />

Leistungsfahigkeit? Wir hatten in Seewalchen<br />

feststellen mussen, daB unsere<br />

Trainingszeiten am spaten Nachmittag<br />

immer um zwei bis drei Sekunden besser<br />

waren als am Vormittag. In der letzten<br />

Woche vor dem Wettkampf sind wir darum<br />

bereits um 7 Uhr aufgestanden und<br />

haben vor dem Training durch Gymnastik<br />

und Waldlaufe versucht, uns fitzumachen.<br />

Freitagmorgen, punktiich um 8.15 Uhr,<br />

der Einmarsch der Feuerwehr Olpe auf<br />

Fotos: Berthold Stamm. Olpe<br />

der Wettkampfbahn 6. Schon einige tausend<br />

Zuschauer fiillten das Stadion. In<br />

der Nahe der Wettkampfbahn 6 war der<br />

groBte Andrang. Alle wollten die Feuerwehr<br />

Olpe sehen, denn wir gehorten sicherzum<br />

Favoritenkreis. Der Empfang im<br />

Stadion war groBartig. Alle unsere<br />

Schlachtenbummler jubelten schon im<br />

voraus. Die wollten uns wohl Mut machen.<br />

Dann plotzlich wurden zwei Transparente<br />

enthullt: „Feuerwehr Kaunertal<br />

gruBt die Feuerwehr Olpe" und „Lutringhausen<br />

griJBt die Feuerwehr Olpe".<br />

Schlachtenbummler aus Lutringhausen,<br />

die gerade Uriaub im Salzkammergut<br />

verbrachten, waren gekommen, um die<br />

Feuerwehr Olpe zu unterstutzen. Und<br />

dann unsere Freunde aus dem Kaunertal<br />

in Triol. Fast die gesamte Feuerwehr war<br />

da. Sie hatten den Weg von uber 350 km,<br />

vom Kaunertal nach Vocklabruck, nicht<br />

gescheut, um dabei zu sein und die Olper<br />

Wehr zu unterstutzen.<br />

Die Spannung und der Druck auf unsere<br />

Gruppe wurden immer groBer. Bei soviel<br />

Anteilnahme und einer direkten<br />

Ubertragung im Westdeutschen Rundfunk<br />

durfte, um Gottes Willen, nichts<br />

schief gehen. Dann erfolgte die Meldung<br />

an den luxemburgischen Oberschiedsrichter:<br />

..Feuerwehr Olpe zum Wettkampf<br />

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SAUERLAND<br />

87<br />

bereit". Darauf das Kommando: „Beginnen".<br />

Blitzschnell werden die Schlauche<br />

verlegt, sauber und schnell gekuppelt<br />

Von der Tribune kommen Anfeuerungsrufe,<br />

die sich zum Orkan verstarken. Man<br />

hat dort die Zeit mitgestoppt und gemerkt,<br />

dies muB eine gute Zeit werden!<br />

Bei exakt 52,6 Sekunden bieiben die<br />

Stoppuliren der Zeitnelimer steiien. Eine<br />

Superzeit! Hoffentlicii iiaben die seinr kritisciien<br />

Sciiiedsriciiter keinen Feiiier in<br />

der Ubung entdeckt, der bis zu 20 Sekunden<br />

Zeitaufschlag bedeuten konnte. Als<br />

das Zeiciien „Nuli Feliier" kommt, kennt<br />

der Jubel bei uns auf dem grunen Rasen,<br />

aber aucii bei den Schlaciitenbummlern<br />

auf der Tribune keine Grenzen. Die Rufe<br />

„Oipe, Oipe" tonen durcii's Stadion.<br />

Nun nocii den zweiten Teil der Aufgabe,<br />

den Staffeliauf, in guter Zeit absoivieren,<br />

dann konnte nicht mehr viel passieren.<br />

Wenn wir den Staffeliauf in 75 Sekunden<br />

sciiafften, eine Zeit, die wir bisher<br />

noch nie erreiciit hatten, konnten wir 434<br />

Punkte machen, das ware fiinf Punkte<br />

besser als der bisiierige Internationale<br />

Rekord. Der Staffeliauf ist ein 9 x 50 m-<br />

Lauf mit drei Hindernissen. Ein 8 m langes<br />

Rohr mit einem Innendurclimesser<br />

von 70 cm, eine 1,50 m iiohe Wand und<br />

ein Baiken 6 m lang, 20 cm breit, der 60<br />

cm hoch lag, waren innerhalb dieses Laufes<br />

zu ijberwinden. Unsere bisherige<br />

Bestzeit lag bei 77,6 Sekunden. Wir woiiten<br />

und muBten schneller sein, wenn wir<br />

unserem Ziel, der Goidmedaille, nahe<br />

kommen woilten. Der StartschuB fiel und<br />

von der Tribune wurden wir mit iautem<br />

Beifaii und Zurufen angefeuert. Genau<br />

bei 75 Sekunden blieb die eiektronische<br />

Zeitmessung stehen. Eine Traumzeit fiir<br />

uns. Die kuhne Vorausberechnung<br />

stimmte, ein neuer Rekord mit 434 Punkten<br />

war erreichtl<br />

Der Jubel war groB. Auf der Tribune<br />

erwarteten uns unsere Frauen, die die<br />

letzten Tage so sehr mit uns oder besser<br />

fijr uns gezittert hatten. Wir muBten zahllose<br />

Hande schutteln. Gluckwunsche der<br />

uberglucklichen Glper Schlachtenbummler,<br />

unserer jubelnden Burgermeisterin,<br />

des mitgereisten Stadtdirektors, unseres<br />

glucklichen Stadtbrandmeisters sowie<br />

des Kreisbrandmeisters, der uns bisher<br />

uberallhin begleitet hatte. Selbst fremde<br />

Feuerwehrleute, Wettkampfer aus anderen<br />

Nationen, gratulierten zu dieser<br />

groBartigen Leistung. Dann kam das<br />

riii^l:r-''^TW<br />

Warten auf die anderen Gruppen, die vielleicht<br />

noch eine Oberraschung bringen<br />

konnten. SchlieBlich kam vorzeitig die<br />

Erlosung. Die Feuerwehr Olpe hatte auch<br />

diesmal wieder die Goidmedaille errungen.<br />

Die ersten Telegramme und Telefonate<br />

aus Olpe erreichten uns, Gliickwiinsche<br />

aus der Heimat. Gliicklich fuhren wir<br />

nun aus dem Stadion, zuriick nach Seewalchen,<br />

wo es am Abend eine zunftige<br />

Siegesfeier gab.<br />

Am Samstag waren Begegnungen mit<br />

den Feuerwehren aus Oberosterreich vorgesehen.<br />

Wir waren zu Cast bei den uns<br />

langst bekannten und ans Herz gewachsenen<br />

Feuerwehrmannern von Seewalchen.<br />

Der Sonntag war der Tag der Siegerehrung.<br />

Er begann bereits um 9 Uhr<br />

mit einem okumenischen Gottesdienst<br />

im Stadion. Gegen 10 Uhr traf der osterreichische<br />

Bundesprasident Kirchschlager<br />

bei den 35 000 Menschen im Stadion<br />

ein. Dann begann der feierliche Einmarsch<br />

der Nationen zur Siegerehrung.<br />

Die Gruppenkommandanten der siegreichen<br />

Gruppen aus den verschiedenen<br />

Wettbewerben marschierten getrennt<br />

ein und nahmen vor der Ehrentribune<br />

Aufstellung. Wir, die Feuerwehr Olpe, waren<br />

dabei. Nach den Festreden wurden<br />

den Gruppenkommandanten die Goldmedaillen<br />

iiberreicht Als Gruppenfuhrer<br />

der Feuerwehr Olpe durfte ich die unsrige<br />

in Empfang nehmen.<br />

Den Hohepunkt der Ehrungen erfuhren<br />

wir zu Hause: Die Manner der Wettkampfgruppe<br />

Olpe wurden gebeten, sich<br />

Gisbert Baltes vom WDR Studio Siegen interviewt<br />

Kreisbrandmeister Bernhard Grunebohmer;<br />

im Hintergrund Schlachtenbummler<br />

Altburgermeister Alfred Enders<br />

in das Goldene Buch der Stadt Olpe einzutragen.<br />

Danach holte uns die ganze<br />

Feuerwehr Olpe, voran der Musikzug,<br />

vom Rathaus ab. Klaus Hohmann<br />

Hiarwest<br />

von Theo Breider<br />

In de Boime stigg de Wind,<br />

raspelt wane't Leov dQarneun,<br />

da'et runn van'n Twuigen flQgg<br />

mank de Buske, op et Greun.<br />

Gastrig wS'et niu all faaken,<br />

Sunnendag' sint selt'ner waoen,<br />

wann de LSnner luig staoht<br />

un opruimet is de Gaoen.<br />

Bleot de Reuwen sint neo biuten,<br />

duach de Tiufeln all im Keller,<br />

wann de Biuer'n Acker pleuget<br />

un buistellt de niggen Lanner.<br />

LSngest is de Jagd all uapen<br />

op de Hauhner un FaBanen -<br />

iiawer't Land sint wuier trocken<br />

alle de eusten Kriunekranen. -<br />

Jia, fist Hiarwest, un et diich mi,<br />

met diam geuht duach viel dohenne -<br />

Hiarwestwind, wann dian man spuart,<br />

is de Suemertuid te Enne.<br />

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88<br />

Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

Der Heimatverein feiert 20 Jahre Biggesee<br />

von Theo Hundt<br />

SAUERLAND<br />

Am 5. November 1985 jahrt sich zum<br />

zwanzigsten Mai der Tag, an dem Ministerprasident<br />

Meyers durch einen Knopfdruck<br />

den Einstau von Westfalens gro6-<br />

ter Talsperre ausloste. Die Schotten der<br />

AbfluBschachte schlossen sich. Das Wasser<br />

stieg mit sichtbarer Geschwindigl


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Auch damals gab es ortliche Burgerinitiativen,<br />

diejedoch nicht darauf abzielten,<br />

das Untemehmen „Talsperre" zu torpedieren,<br />

sondern nur, alle Interessen der<br />

Betroffenen zu wahren. So konnte die<br />

Biggetalsperre nach anfanglichen Verzogerungen<br />

in einem halben Jahrzeiint zijgig<br />

fertiggestellt werden. Aus dem aiiseitigen<br />

Ringen um die beste Losung ist der<br />

Biggesee entstanden.<br />

Bei der Biggetalsperre hat sich somit<br />

keiner der zumindest subjektiv angenommenen<br />

Notwendigkeit verweigert.<br />

Keine Gemeinde, keiner der 2 500 Ausgesiedelten<br />

liat Klage dagegen eriioben,<br />

wie das im Fall Brunskappel geschehen<br />

ist. Die allgemeine Kontra-Einstellung,<br />

wie sie heute fast alien Unannehmliclikeiten,<br />

die im offentlichen Rechtsbereich auf<br />

den Einzelnen zukommen, entgegengebracht<br />

wird, bestand damals noch nicht.<br />

Auch die Verwaltungsgerichte zeigten<br />

anscheinend eine andere Grundhaltung.<br />

Mit einigen Dutzend Prozessen hatte<br />

man zwar sicher auch hier den Bau um<br />

Jahre, vielleicht um ein Jahrzehnt verzogert<br />

und dadurch um 50 Oder 100% verteuert.<br />

Aber daB etwa ein Verwaltungsgericht<br />

entschieden hatte, das industriegebiet<br />

an Rhein und Ruhr habe Wasserreserven<br />

genug, denn man konneja Rheinwasser<br />

in jeder Menge dorthin pumpen,<br />

ist schwer vorstellbar.<br />

Dennoch war und ist sich jeder Unterrichtete<br />

damals wie heute daruber War,<br />

daB die schone Talsperre zweifellos fiir<br />

das Biggetal, seine Gemeinden und den<br />

Kreis Olpe ein schlechtes Geschaft war.<br />

Fremdenverkehr, noch dazu hauptsachlich<br />

Ausflugsbetrieb an Wochenenden,<br />

laBt sich wirtschaftlich mit industrieller<br />

Fertigung ijberhaupt nicht vergleichen.<br />

Die Stadte bzw. Amter Olpe und Attendorn<br />

verloren mit diesem Teil des Biggetals<br />

groBe Raumreserven fur die Ansiedlung<br />

von neuen Industrien, und zwar gerade<br />

in der Zeit des groBten wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs in der Bundesrepublik.<br />

Olpe hat fast alle seine industriell<br />

nutzbaren Flachen verloren, Attendorn<br />

seine besten. Das sind Schaden, fur die es<br />

keinen Ersatz gab und gibt. Der Kreis Olpe<br />

dagegen ist nicht zuletzt durch den Biggesee<br />

in eine absolut falsche Optik geraten<br />

und wird landesplanerisch als Fremdenverkehrskreis<br />

eingestuft, obgleich<br />

seine Bevolkerung friiher und auch heute<br />

noch weitaus iiberwiegend von Indu-<br />

strie und Handel lebt Das ist das eine,<br />

weshalb beim Gedenken an den Einstau<br />

der Biggetalsperre vor 20 Jahren bei Vielen<br />

mit Recht auch Skepsis herrscht.<br />

Das Andere, was zu dem gleichen<br />

Ergebnis fiihrt, ist die konkrete Belastung<br />

des Kreises und seiner Bewohner<br />

durch den Talsperrenbau: Da ist einmal<br />

die Ungerechtigkeit, daB die Bewohner<br />

des Biggeraumes durch den sog. Biggepfennig<br />

auchjetzt noch zu den Kosten des<br />

Talsperrenbaues beitragen miissen. Eine<br />

noch weit groBere Belastung fiir den<br />

Kreis liegt aber darin, daB er durch den<br />

Masseneinfall von Erholungssuchenden<br />

erheblich belastet ist. GewiB, auch mancher<br />

Olper und Attendorner badet im Biggesee.<br />

So mancher unterhalt darauf ein<br />

Segelboot oder ein Surfbrett. So mancher<br />

„fahrt im Schiffle uber'n See" oder geht<br />

mit Wohlgefallen auf den Uferrandwegen<br />

spazieren. Aber das sind allenfalls einige<br />

Hundert. Was bedeuten sie gegen die<br />

40/50000 von Rhein und Ruhr, die bei<br />

jedem schonen Wochenende in einer<br />

wahren Blechlawine am Biggesee einfallen!<br />

Der wirtschaftliche Wert ist gering,<br />

auch wenn man alle die nicht in Betracht<br />

zieht, die Wurstchen und Kartoffelsalat<br />

von Hause mitbringen und nur ihre Abfalle<br />

liegenlassen. Mit einem Aufwand von<br />

bis jetzt 30 Mio. DM muBte die Biggesee<br />

GmbH - heutige Personalausgaben jahrlich<br />

950000 DM - jene preisgekronten<br />

und naturgemaB unrentablen Erholungsanlagen<br />

errichten, um den ganzen Trubel<br />

in geordnete Bahnen zu lenken. Und an<br />

diesen Kosten hat sich keine der groSen<br />

Stadte im Kohlenpott, fiir die die Bigge<br />

das Wasser sichert, mit auch nur 1 Pfennig<br />

beteiligt Ist das nicht auch ein Grund<br />

zu skeptischer Betrachtung?<br />

Und doch: Der Biggesee ist wunderschon,<br />

und sein Anstau vor 20 Jahren<br />

war ein Gedenken wert, auch ein festliches.<br />

Und der Heimatverein Olpe tat<br />

recht, nicht sinnlos Vergangenem nachzutrauern,<br />

sondern pragmatisch die<br />

Schonheit des Heutigen hervorzukehren.<br />

Nur soil niemand heuchlerisch oder aus<br />

Ignoranz sagen, der Kreis Olpe hatte<br />

durch die Biggetalsperre gewonnen; den<br />

Nutzen hat nur das Ballungsgebiet an der<br />

Ruhr - das gesicherte Wasser. Der Kreis<br />

Olpe hat die - vielleicht verbesserte -<br />

Schonheit. Sie ist allemal ein Feiern wert,<br />

auch wenn sie Geld kostet und dauernder<br />

Wandlung unterliegt<br />

handweiidicher<br />

Soi^alt<br />

gebraut.<br />

Die Brauerei Westheim<br />

ist seit iiber 100 Jahren im Familienbesitz.<br />

Joseph Graf zu Stolberg begann im Jahre<br />

1848 mit dem Verkauf des seit altersher<br />

auf dem Gut Westheim gebrauten Bieres.<br />

Sein Sohn Hermann baute die Brauerei<br />

ab 1876 nach modernsten Erkenntnissen<br />

aus. Heutige Inhaberin ist seine Urenkelin,<br />

Baronin Twickel. Mit handwcrklicher<br />

Sorgfalt wird hier ausschlieBlich<br />

das WESTHEIMER HIRSCH-BRAU<br />

PILSENER gebraut, 1982 DLGpramiiert.<br />

^m^<br />

w<br />

Hirsch<br />

Bi^u Pilsener<br />

Aus derCraflich zu Stolbergschen<br />

Brauerei Westheim /Sauerl.<br />

Seit iiber 100Jahren<br />

im Familienbesitz.<br />

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SAUERLAND<br />

Reype Ahren<br />

leck sat am Wiagesranne,<br />

as sacht de Sunne sank<br />

un iiewerm stillen Lanne<br />

de Owendglocke klang.<br />

Doip boggten sieck de Ahren<br />

beym Owendglockenklang,<br />

as saggten se diam Heeren:<br />

„AdjuB" un „Erntedank",<br />

as wiiBten se vam Daoe,<br />

vam aisten, doipen Schniett<br />

un van diam Hiarteblaue,<br />

dat me fiar annere giet.<br />

Mey gafften diiese Ahren<br />

am Wiagrand te verstohn:<br />

Reype un nutze weren<br />

fiar annere — un vergohn! —<br />

Taum allerlesten Mole<br />

spann Sunne iahren Glanz,<br />

;, as giillene Gloriole<br />

iimme Halm un Ahrenkranz.<br />

Hedwig Jungblut-Bergenthal<br />

t,,>s¥«fl!^asj,;-aus ..Reype Ahren" Grobbel-Verlag, 1983<br />

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Sauerländer 92 <strong>Heimatbund</strong><br />

Ortsheimatpfleger des HSK<br />

im WDR-Studio Dortmund<br />

SAUERLAND<br />

Aus alien Teilen des Hochsauerlandkreises<br />

besuchten Ortsheimatpfleger das<br />

WDR-Studio in Dortmund, urn sich vor Ort<br />

iiber die technische und personelle Situation<br />

dieses Mediums zu orientieren.<br />

Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Strothmann<br />

begruBte diese erste Kontaktaufnahme.<br />

Gleichzeitig sprach er sich fur einen<br />

kritischen Dialog mit den Verantwortlichen<br />

des WDR-Studios aus, um das<br />

Sauerland aus der bisher iiblichen „Randsituation"<br />

in der WDR-Berichterstattung<br />

herauszufuhren. Gesprachspartner im<br />

Dortmunder Studio waren die Chefs vom<br />

Dienst beim Horfunk und Fernsehen,<br />

Gerlach und Kickuth,<br />

Willi Gerlach aus Neheim-Husten<br />

raumte zunachst ein, da6 der WDR zu<br />

spat mit der Regionalisierung begonnJb<br />

habe, Bel der Eroffnung der sogenannten<br />

Fensterprogramme seien Techniker und<br />

Redakteure gleichermaBen ins Wasser<br />

geworfen worden. Mit der Inbetriebnahme<br />

neuer Sender im Jahre 1986 (u,a. wird<br />

dann der 55 Meter hohe Sender „01sberg"<br />

fertiggestellt), soil gewahrleistet werden,<br />

daB auch alle Fensterprogramme in der<br />

dafiir vorgesehenen Region empfangen<br />

werden konnen.<br />

Gerlach meinte in dem Gesprach, da6<br />

durch den sogenannten Regionalkorrespondenten<br />

Tom Zimmermann in<br />

Arnsberg zahlreiche Beitrage iiber das<br />

Sauerland vom Studio Dortmund ausgestrahlt<br />

worden seien. Im nachsten Jahr<br />

werde Arnsberg ein regelrechtes Redaktionsbiiro<br />

mit einer entsprechenden<br />

technischen Einrichtung erhalten. Den<br />

Menschen des Sauerlandes wurde man<br />

am nachsten kommen, wenn es ein eigenstandiges<br />

,.Radio Sauerland" geben<br />

wijrde. Aber das sind vorlaufig Wunschvorstellungen,<br />

es sei denn, Privatsender<br />

wurden die regionale Versorgung ubernehmen.<br />

Im Laufe des Gesprachs nahmen diverse<br />

Ortsheimatpfleger den Sender WDR<br />

hart „ins Gebet". Es wurde gerijgt, daB<br />

etliche Moderatoren kaum derdeutschen<br />

Sprache machtig seien. Von hilflosen Redakteuren<br />

wurden diimmliche Fragen<br />

gestellt. Von einem Redakteur musse<br />

man eine bestimmte Professionalitat<br />

erwarten. Wenn sie die deutsche Sprache<br />

nicht beherrschten, dann sei das blamabel<br />

fur so einen groBen Sender wie den<br />

WDR.<br />

Ein Ortsheimatpfleger kritisierte den<br />

haufig belehrenden und oft provozierenden<br />

Ton des WDR. Bei diesem Sender<br />

konne man sich als Sauerlander nicht<br />

unbedingt beheimatet fuhlen. Oft genug<br />

seien die Sauerlander als die letzten Deppen<br />

und Hinterwaldler dargestellt worden.<br />

Bei etlichen Beitragen in der Vergangenheit<br />

habe der WDR eine „ganz linke<br />

Tour geritten". Verlangt wurde, daB nicht<br />

nur der Bereich Olpe/Attendorn (da sei<br />

wohl der EinfluBbereich von Gisbert Baltes<br />

entscheidend) dargestellt werde. Das<br />

sinfonische Blasorchester der Kreismusikschule<br />

oder die Blaservereinigungen<br />

aus dem Bereich Olsberg und Brilon hatten<br />

auch ein Recht, uber den Ather zu<br />

kommen.<br />

Gefordert wurde, daB die zentrale<br />

Ubermacht des Senders in Koln abgebaut<br />

werde. Der WDR miisse auch auf dem<br />

Lande von sich aus kulturelle Leckerbis-<br />

sen anbieten und ubertragen. Nicht nur in<br />

Koln, Dusseldorf und Dortmund gebe es<br />

entsprechende Moglichkeiten, auch das<br />

Sauerland halte gute Hallen zur Obertragung<br />

bereit.<br />

SchlieBlich wurde kritisiert, da3 der<br />

WDR allzu oft und sehr einseitig negative<br />

Dinge behandle. „Wann wird den Menschen<br />

im Alltag vom WDR Mut gemacht,<br />

wann gibt's den WDR einmal zum<br />

Schmunzeln?" wurde gefragt. Haufig<br />

ftihle sich der Horer beim benachbarten<br />

hessischen Sender besser aufgehoben.<br />

„Die Hessen sind naher am Menschen, sie<br />

sind volkstiimlicher!" hieB eine These.<br />

Zum SchluB der Unterredung wurde<br />

von alien Beteiligten die Hoffnung<br />

geauBert, daB es in Zukunft zu einer besseren<br />

Kommunikation mit dem WDR<br />

komme. Die Ortsheimatpfleger sollen als<br />

ortliche Ansprechpartner dazu ihren Beitrag<br />

leisten. Heinz Lettermann<br />

Oekonomie und Oekologie im Sauerland<br />

vor 175 Jahren<br />

.... entdeckt von Oberstudiendirektor Karl Egon Gordes. Meschede<br />

|) e f f t f ^ e 3 e i t u n 8.<br />

©am^fag. 1 8 1 1« Nro, 96.<br />

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in SEBefipbalen 7C.yc-<br />

3n 6et Ianb««()errlid)en QSerotbnu«a vtm aSuit 2fugufl iSoig,' bi« 'Sertifguitg ber f^jaUIidjen<br />

Snfcften in ben SBalbungen Befreffenb, »(l jrtxir im §, 2.'ent^atun, bafj bie SSercrbnung com<br />

5ten gcbruar 1785 megen ja^rli^er Ciefnung Btn @|J»vring«f6pfen bur(t) bte Untett^anm, ft roie<br />

ber ^Udt vtn fHaUn ttnbT)ef)Un bur($ bt« 5st(l*ienet/ M auf meitcte aserfiigung, aiifgcfjeben<br />

(etjn fott*, unb Uirit biefer 93Jgei mittt getobtet toerben fcCkn. SDJan ^at (id) injwif^en tiberjcugt/<br />

bap bie ge'nannten aSogetaifen, Ui airjuilatfeir


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SAUERLAND<br />

93<br />

Neue Technik auf der Oberen Ruhrtalbahn<br />

Viele Stellwerke und Schrankenposten werden UberflQssig<br />

Zur Zeit verandert sich das Gesicht der<br />

Bahnstrecken auf der Ruhrtalstrecke der<br />

Bundesbahn. In sehr kurzer Zeit verschwinden"<br />

viele altvertraute Stellwerke,<br />

Schrankenwarterhauschen und Blockstellen<br />

und machen modernen Einrichtungen<br />

Platz.<br />

Diese Gebaude haben in den letzten<br />

80 Jahren das Gesicht unserer Bahnlandschaft<br />

mitgepragt Unubersehbar waren<br />

die meist 2-stockigen, oft im Fachwerkstil<br />

errichteten Bahngebaude. Es ware wunschenswert,<br />

wenn einige dieser Exemplare<br />

erhalten blieben. Auch diese Gebaude<br />

sind in unserer schnellebigen Zeit wichtige<br />

Dokumente einer uber lOOjahrigen<br />

Eisenbahngescliichte im Oberen Ruhrtal<br />

und Baudenknnale der jijngeren Zeit. Das<br />

Bundesbahnbetriebsamt Arnsberg<br />

schreibt zu dieser Situation wie folgt:<br />

Die Obere Ruhrtalbahn erstreckt sich<br />

zwischen Schwerte (Ruhr) und Warburg<br />

(Westf.). Sie war die wichtigste Eisenbahn-Verbindung<br />

im Kurkolnischen<br />

Sauerland, diente bis zum Ende des<br />

2. Weltkrieges dem Durchgangsverkehr<br />

Aachen - Leipzig/Berlin, hat heute regionalen<br />

Charakter mit der westlichen<br />

Anbindung an die Fernstrecken der Bundesbahn<br />

in Hagen/Koln bzw. einer Anbindung<br />

im Osten in Kassel/Bebra.<br />

In Deutschland wurde die 1. Eisenbahnstrecke<br />

von Nurnberg nach Furth am<br />

7. Dezember 1835 eroffnet. Daher feiert<br />

die Bahn in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag.<br />

Die Obere Ruhrtalbahn wurde<br />

in den 70er Jahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts durch die Bergisch-Markische-Eisenbahngesellschaft<br />

erbaut.<br />

Die einzelnen Streckenabschnitte wurden<br />

wie folgt eroffnet:<br />

Schwerte (Ruhr) - Arnsberg (Westf.)<br />

1. 6. 1870<br />

Arnsberg (Westf.) - Meschede<br />

18. 12. 1871<br />

Meschede - Bestwig 1. 7.1872<br />

Bestwig - Scherfede 6. 1.1873<br />

In den Anfangsjahren war die Sicherungstechnik<br />

der Eisenbahnen relativ<br />

einfach. Aufgrund der geringen Geschwindigkeit<br />

reichten z.B. bei Bahniibergangen,<br />

die damals nur von FuBgangern<br />

und Pferdefuhrwerken benutzt wurden.<br />

die Sicht und der Achtungspfiff der Lokomotive.<br />

Die Signale und Weichen in den<br />

Bahnhofen wurden an Ort und Stelle von<br />

Stiligelegtes Gebaude am Bahnhof in Arnsberg<br />

Hand bedient Mit der Erhohung der Geschwindigkeit<br />

und zunehmender Betriebsdichte<br />

wurden um die Jahrhundertwende<br />

neue Sicherungstechniken erforderlich.<br />

BahniJbergange wurden durch<br />

Schrankenanlagen gesichert, Bedienungseinrichtungen<br />

fiir Weichen und<br />

Signale wurden in Stellwerken zusammengefaBt.<br />

So wurden auch im Bereich der Oberen<br />

Ruhrtalbahn zahlreiche Schrankenpostengebaude<br />

und Stellwerke errichtet.<br />

Folgende Daten vom Bau der Stellwerke<br />

sind bekannt:<br />

1904 Neheim-Husten<br />

(westliches Stellwerk)<br />

1908 Arnsberg<br />

1909 Oeventrop (an der B 7)<br />

1910 Meschede<br />

1911/12 Wennemen<br />

1913 Freienohl<br />

1914/19 Bestwig<br />

1916 Brilon Wald<br />

Aus Griinden der Sicherheit wurde<br />

schon sehr fruhzeitig gefordert, daB ein<br />

Zug erst abfahren darf, wenn der vorausfahrende<br />

Zug den nachsten Bahnhof<br />

erreicht hat. Diese langen Abschnitte<br />

ergaben wegen der geringen Geschwindigkeiten<br />

lange Fahrzeiten. so daB nur<br />

wenige Ztige iiber die Strecke fahren<br />

konnten. Steigende Verkehrsbedijrfnisse<br />

verlangten bald eine Unterteilung dieser<br />

Abschnitte, es wurden dort Blockstellen<br />

eingerichtet (der folgende Abschnitt<br />

konnte dort „blockiert" werden). Diese<br />

Blockstellen lagen oft sehr einsam, z.B.<br />

die Blockstellen Miischede, Hebreme,<br />

Rumbeck. Eschental zwischen Brilon<br />

Wald und Hoppecke, Grottenburg zwischen<br />

Messinghausen und Bredelar, Diemelbrijcke<br />

zwischen Bredelar und Marsberg.<br />

Nachdem die Blockstellen bereits in<br />

den 60er Jahren durch die Technik<br />

ersetzt werden konnten und deshalb aufgehoben<br />

wurden, werden jetzt vermehrt<br />

Schrankenposten und Stellwerke aufgelassen.<br />

Die Sicherung durch den Schrankenwarter<br />

wird - sofern keine Brucke gebaut<br />

werden kann - durch Lichtzeichenanlagen<br />

mit Halbschranken ersetzt. Die<br />

Aufgaben mehrerer Stellwerke werden<br />

durch die Einfuhrung neuer Techniken in<br />

Gleisbildstellwerken zusammengefaBt.<br />

GroBtes Vorhaben dieser Art ist das neue<br />

Stellwerk in Neheim-Husten, das mit<br />

einem Kostenaufwand von mehr als<br />

10 Millionen DM erbaut und im vergangenen<br />

Dezember in Betrieb genommen<br />

wurde. In einem kunftigen Bauabschnitt<br />

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SAUERLAND<br />

94<br />

konnen von diesem Stellwerk die Stellwerke<br />

bis einsctil. Mesciiede ferngesteuert<br />

werden.<br />

Kleinere Anlagen wurden in Langscinede,<br />

Wickede, Arnsberg und Messinghausen<br />

erbaut Weitere Anlagen sind im Bau<br />

bzw. gepiant in Frondenberg. Meschede,<br />

Bestwig, Brilon Waid und Marsberg. Aus<br />

bauliclien und wirtscliaftlichen Griinden<br />

konnen oft die Neuanlagen nicint in den<br />

alten Stellwerken instaliiert werden. So<br />

werden viele Steilwerksgebaude uberflussig,<br />

Z.B. in Neheim-Husten 3,<br />

Arnsberg 2, Oeventrop 2. Freienoiil 1,<br />

Wennemen 2, Meschede 2, Brilon Wald 1,<br />

Marsberg 2 Gebaude. Falls keine wirtschaftliche<br />

Nutzung moglich ist, werden<br />

die Gebaude, die oft im typischen Fachwerk-Baustil<br />

errichtet wurden und Zeugen<br />

einer langen Eisenbahngeschichte<br />

sind, wohl der Spitzhacke bzw. dem<br />

Abbruciibagger zum Opfer fallen.<br />

Stellwerk Oeventrop, KirchstraBe<br />

Fotos: Friedhelm Ackermann<br />

H.&F. SCHNEIDER KORNBRENNEREI<br />

NUHLAR-HOCHSAUERLAND<br />

Ahnlich ergeht es den Schrankenpostengebauden.<br />

Zwischen Wickede und<br />

Neheim-Husten wurden in jungster Zeit<br />

6 Gebaude abgerissen, weitere Postengebaude<br />

in Arnsberg am SchloBbergtunnel,<br />

in Meschede an der alten B 55 und in<br />

Nuttlar an der KirchstraBe. Als nachstes<br />

folgen Gebaude zwischen Meschede und<br />

Bestwig und im ostlichen Bereich der<br />

Oberen Ruhrtalbahn. Nach Durchfuhrung<br />

der StraBenbaumaBnahmen werden<br />

auch die Schrankenpostengebaude an<br />

der Rohrbrijcke und Husten Ost in Neheim-Husten<br />

abgerissen.<br />

So heiBt es Abschiednehmen von<br />

Schrankenposten, Stellwerken und den<br />

Eisenbahnern, die dort rund urn die Uhr<br />

Dienst geleistet haben, Der Mensch mit<br />

seinen moglichen Fehiern wird durch die<br />

nuchterne Technik, die weniger versagt,<br />

ersetzt.<br />

Wegen dieser Rationalisierungen wird<br />

die Obere Ruhrtalbahn wirtschaftlicher,<br />

bei einer entsprechenden Nutzung durch<br />

Bevolkerung und Industrie kann ihr noch<br />

ein langes Leben beschieden sein.<br />

Heinrich Ruschenbaum<br />

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SAUERLAND<br />

95<br />

Vor 175 Jahren wurde Franz-Josef Harbecke<br />

Pastor zu Hesborn<br />

Drei Umstande sollen AnlaS sein, einen<br />

Blick auf Leben und Wirken des Glindfelder<br />

Moriches und Hesborner Pfarrers zu<br />

werfen: Der Bericht uber das Hesborner<br />

Kreuz im vorletzten <strong>Heft</strong>, die diesjahrige<br />

Mitgliederversammlung des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es in Medebach und Glindfeid,<br />

und die 175jaiirige Wiederkeiir des<br />

Amtsantritts des Pastors Harbecke in<br />

Hesborn.<br />

Franz-Josef Harbecke wurde am 22.<br />

Februar 1778 in Liesen geboren auf dem<br />

Feltensiiof, den der Hallenberger Chronist<br />

Lacliemeyer ..die bedeutendste Okonomie<br />

in Liesen" nennt. Er wurde sclion<br />

fruii fur einen geistliclien Beruf erzogen.<br />

Die weitliciien und geistigen Grundlagen<br />

dazu legten der Leiirer von Ziisclien und<br />

der Vikar von Liesen. Der Sciiuler sciiaffte<br />

die Aufnaiime in das von den Franziskanern<br />

geleitete Gymnasium Antonianum<br />

in Gesecke.<br />

im Jalire 1800 war seine Sciiulausbildung<br />

beendet und der iioffnungsvolle<br />

Studiosus trat in das Kloster Glindfeld bei<br />

Medebacli ein, wo er seine plniiosopliischen<br />

und tlieoiogischen Studien vervollkommnen<br />

konnte. Schon nacli einem<br />

guten Jahr, am 1. Dezember 1801, empfing<br />

er mit 22 Jaliren die Priesterweiine.<br />

Das Kloster Glindfeld, Konvent der<br />

Augustiner-Kreuzherren, hatte eine<br />

lange, verdienstvolle Tradition im weiten<br />

Umkreis, und es ist sicher, daB der heranwachsende<br />

Franz-Josef erwartete,<br />

dort ein geistliches Betatigungsfeld zu<br />

finden. Bruder des Konvents versahen<br />

schon seit Jahren die Seelsorge der<br />

umiiegenden Ortschaften, und vom Kloster<br />

selbst wurden angehende Geistliche<br />

in besonderen Kursen auf ihren kiinftigen<br />

Beruf vorbereitet. Eine hervorragend<br />

bestijckte Bibliothek. zum Teil<br />

heute im Besitz der Hesborner Gemeinde,<br />

versorgte vor allem die Pfarramter<br />

der Umgebung mit Literatur fur Studium<br />

und Weiterbildung. Nicht zuletzt leistete<br />

das Kloster vorbildliche soziale Hilfe und<br />

Fiirsorge.<br />

Fur all das sollte dem jungen Ordensmann<br />

nicht viel Zeit beschieden sein: In<br />

den Jahren 1803/04 wurde im Zuge der<br />

Sakularisation auch das Kloster Glindfeld<br />

aufgehoben und wurde Forstamt; die<br />

Augustiner-Kreuzherren und mit ihnen<br />

Franz-Josef Harbecke verloren ihre Heimat.<br />

Wohl bald darauf schon wurde der<br />

ehemalige Monch Verwaiter der ..Synesischen<br />

Vikarie", eines kirchlichen Sondervermogens<br />

fur fromme und mildtatige<br />

Zwecke, das zu verwalten und einzusetzen<br />

war, sowie Betreuer der Madchenschuie<br />

in Hallenberg. Deren Leitung<br />

erwies sich spater als besonderes Verdienst<br />

seiner Hallenberger Zeit. Er hatte<br />

bei seiner padagogischen Arbeit einen<br />

hervorragenden Schulmann zur Seite,<br />

den Lehrer und Kiister Caspar Lachemeyer,<br />

den ersten staatlich ausgebildeten<br />

Lehrer Hallenbergs. Ihm blieb er sein<br />

Leben iang freundschaftlich verbunden.<br />

Im Jahre 1806 hob er dessen jungsten<br />

Sohn, Franz, den spateren Hallenberger<br />

Chronisten, aus der Taufe.<br />

Vierzehn Tage vor Weihnachten, am<br />

10. Dezember 1810, trat Franz-Josef Harbecke<br />

sein Amt als Pastor von St. Goar in<br />

Hesborn an. Uber seine eigentliche<br />

Lebensarbeit, das Pfarramt dort, hat er<br />

(leider nur) 11 Jahre Iang sein Herz im Kirchenbuch<br />

ausgeschuttet. Das Pfarrhaus<br />

muB eine halbe Ruine gewesen sein, „fur<br />

einen Geistlichen zu bewohnen fast nicht<br />

mehr anstandig". Die Kirche war ein<br />

unvollendeter Neubau (vor dem der heutigen<br />

Kirche von 1914/15) und dazu<br />

erwiesen sich „die Rechnungen des kirchlichen<br />

Vermogens, wie auch der geringe<br />

Armenfonds in einem Zeitraum von 14<br />

Jahren nicht abgelegt." - „Verdru6 war<br />

Ernte", sagte er von dem, was bei seinen<br />

ersten Bemuhungen herauskam. Dem<br />

hier erlebten Gottesdienst spricht er das<br />

Recht ab, sich so zu nennen, denn „Rufen<br />

und Schreien muB Gesang heiBen". Und:<br />

„Keine Schule war da, im Pfarrhaus saSen<br />

die Schulkinder wie in einer Heringstonne...(Er)<br />

fand sich also genotigt,<br />

durch verschiedene, jedoch nimmer<br />

erlaubte Kunstgriffe die Bauern dahin zu<br />

bringen, die... notigen Reparaturen vorzunehmen."<br />

Besondere Anerkennung verdient<br />

seine entschiossene Haltung wahrend<br />

einer Pockenepidemie im Jahre 1817, als<br />

40 Hesborner Kinder von der Seuche<br />

befallen waren. Obschon keine Verpflichtung<br />

zur Schutzimpfung, eher noch<br />

Bedenken dagegen bestanden, lieB er sie<br />

in Hesborn durchfiihren. Er kann den<br />

Skeptikern vorhalten, daB es „zu bewundern<br />

ist, daB die geimpften nicht so hart<br />

litten, wie die ungeimpften."<br />

Leider ist uns kein Predigtkonzept von<br />

Pastor Harbecke erhalten geblieben.<br />

Dafiir wissen wir von seiner Griindung<br />

zweier Bruderschaften, der „Vom bittern<br />

Leiden unseres Herrn Jesus Christus"<br />

und der „Von Jesus, Maria und Josef. Sie<br />

sollten wohl Trost und Starke im Leid und<br />

Ruckhalt in der glaubigen Familie bewirken.<br />

AuBere Anerkennung erfuhr der<br />

Pastor bezeichnenderweise von weltlicher<br />

Seite: In besonderer Wurdigung seiner<br />

Lehrertatigkeit in Hallenberg in den<br />

Jahren 1803/04 bis 1810 verlieh ihm die<br />

Stadt den Ehrenburgerbrief, den ihm<br />

anIaBlich des Goldenen Priesterjubilaums<br />

der Burgermeister personlich iiberbrachte.<br />

Oberhaupt war er auch als Pfarrer<br />

immer noch in der Schularbeit tatig<br />

geblieben. Ihm war zuletzt die Aufsicht<br />

uber die Schulen des naheren Bezirks<br />

ubertragen worden.<br />

Am 7. Januar 1852 konnte der mittlerweile<br />

74jahrige Pastor Harbecke sein Goldenes<br />

Priesterjubilaum feiern, am prachtigen<br />

Hochaltar seiner Pfarrkirche, den er<br />

einst zusammen mit vielen weiteren<br />

Kunstwerken aus dem NachlaB der<br />

Glindfelder Klosterkirche fur seine F>farrkirche<br />

hatte sichern konnen. Vier Jahre<br />

spater, am 9. Februar 1856, starb er. Er<br />

hatte gehalten, was er auf den ersten Seiten<br />

seines vertrauten Kirchenbuches versprochen<br />

hatte, namlich „das Meinige<br />

getan, um fur meinen getreuen Nachfolger<br />

den Bestand der gleichsam verwilderten<br />

und verwusteten Pfarrey HeBborn<br />

wiederherzustellen."<br />

Vor ca. 15 Jahren ist das Grabdenkmal,<br />

das seine Gemeinde Pastor Harbecke<br />

gesetzt hatte, bei „Renovierungsarbeiten"<br />

um die Kirche abhanden gekommen.<br />

Dem verdienten Seelsorger, Lehrer,<br />

ja Vater seiner einst so armlichen<br />

Gemeinde soil nun ein neues Denkmal<br />

aufgestellt werden.<br />

Anton Wirtz, Hallenberg<br />

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Sauerländer 96 <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Familienforschung<br />

Auf Anregung des Vorstandes des<br />

Saueriander <strong>Heimatbund</strong>es trafen sich<br />

anIaBlich der Mitgliederversammlung<br />

der Westfaiischen Gesellschaft fur Genealogie<br />

und Familienforschung am 1. Juni<br />

in Dortmund dort aucii ein knappes<br />

Dutzend Famiiienforscher und -kundler<br />

des kurkolnisciien Sauerlandes. Sie nahmen<br />

untereinander fachliche Kontakte<br />

auf und informierten sich uber die Zlele<br />

und die Arbeitsweise der in Munster<br />

ansassigen westfalischen Gesellschaft.<br />

Man will untereinander in Verbindung<br />

bleiben und spater entscheiden, ob und<br />

wie eine Zusammenarbeit in einen organisatorischen<br />

Rahmen eingeordnet werden<br />

soil. Inzwischen haben sich weitere<br />

Interessierte beim Vorstand gemeldet.<br />

Dieser wird den Archivar der Stadt Weri,<br />

Harm Josef Deisting, bitten, demnachst<br />

einmal fiber den Stand der Familienforschung<br />

im Sauerland aus seiner Sicht zu<br />

berichten und evtl. weitere Vorschlage zu<br />

Bergbau-Museum<br />

und<br />

Besucherbergwerk Ramsbeck<br />

Information und Eriebnis fiir die ganze Familie<br />

bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit<br />

Wenn Sie im Hochsauerland<br />

sind, versaumen Sie nicht in<br />

der Bergfreiheit Ramsbeck<br />

das Bergbaumuseum mit Besucherbergwerk<br />

zu besichtigen.<br />

Im l\/luseumwird uber den<br />

Erzbergbau des Saueriandes<br />

vom Mittelalter bis zur lieutigen<br />

Zeit intormiert, das Besucherbergwerk<br />

zeigt den Abbau<br />

von Biei und Zink in den<br />

Originalstolien. Untertagefiihrung,<br />

Stellung von Helm und<br />

Schutzkleidung.<br />

Oftnungszeiten: Tagllch von<br />

9.00-17.00 Uhr, letzte Einfahrt<br />

16 Uhr. Einfahrt je nach Bedarf<br />

aile haibe Stunde.<br />

Vom 15. Oktober bis 15. MSrz<br />

montags geschlossen und<br />

vom 1. Adventssonntag bis<br />

einschi. 2. Weihnachtstag<br />

standig geschlossen.<br />

machen. Herr Deisting hatte sich in Dortmund<br />

bereiterklart, fur die sauerlandischen<br />

Forscher als fachliche Anlaufs- und<br />

Auskunftsadresse zur Verfugung zu stehen.<br />

PI.<br />

Familienkundliche Arbeitsgemeinschaft<br />

in Sundern<br />

Zu einer zweiten Zusammenkunft traf<br />

sich die familienkundliche Arbeitsgemeinschaft<br />

des Sunderner <strong>Heimatbund</strong>es,<br />

Verein fur Geschichte, Kultur und<br />

Heimatpflege. Nach einem einfuhrenden<br />

Referat von Gerhard Kuhn uber Sinn und<br />

Bedeutung der Familienforschung entwickelte<br />

sich ein angeregtes Gesprach<br />

ijber die Motive, die zur Beschaftigung<br />

mit der Familienforschung fuhren, und<br />

iJber den daraus fur den einzelnen Menschen<br />

und die Familie zu erzielenden<br />

ideellen Nutzen.<br />

Deutlich wurden im Referat die unterschiediichen<br />

Anforderungen an die Fami-<br />

Jew"*"' «<br />

fWitf<br />

Gruppenanmeldungen:<br />

Bergbaumuseum Ramsbeck - Telefon (02905) 250<br />

Auskunft erteilt auch das Verkehrsamt Bestwig,<br />

Telefon (02904) 81275<br />

lienforschung in den vergangenen Epochen<br />

der Geschichte, die haufig auf die<br />

Sicherung politischer und materieller<br />

Macht ausgerichtet waren. Heute konne<br />

sie frei von diesen Belastungen und ideoiogischen<br />

Zwangen dem Menschen und<br />

der Familie dienen. Familienforschung<br />

stelle eine notwendige Verbindung zwischen<br />

den vergangenen Generationen<br />

und der heutigen dar. Um mit Arthur<br />

Schopenhauer zu formulieren, schaffe sie<br />

das „vernQnftige SelbstbewuStsein" fiir<br />

die Gemeinschaft Familie.<br />

Der Referent machte deutlich, da3<br />

alles im menschlichen Leben in den von<br />

frijheren Generationen ererbten Denkgebauden<br />

und Traditionen wurzele, ob der<br />

einzelne wolle oder nicht, und ob er sie im<br />

Einzelfall als Gewinn oder als hemmende<br />

Last empfinde. Jeder musse mit ihnen<br />

und aus ihnen leben. Deshalb sei es wichtig,<br />

die Vergangenheit der Familie zu kennen,<br />

um sich selbst zu erkennen.<br />

Auch der heimatkundliche Bezug der<br />

Familienforschung kam zur Sprache. Oft<br />

beginnt das Interesse an der Heimatkunde<br />

bei der Familienforschung. G.K.<br />

Neue Mitglieder<br />

Gerhard Rusche, Drolshagen<br />

Wilhelm Hiinninghaus, Meschede<br />

Ewald Cramer, Meschede<br />

Josef Remberg, Munster<br />

Ulrike Grafin zu Vischering, Marsberg-<br />

Padberg<br />

Kurt Dreier, Meschede-Wallen<br />

Helmut Herrmann, Schmallenberg<br />

Peter Kuhlmann, Saalhausen<br />

Elmar Schwermer, Kirchhundem<br />

Detlef Alldorf, Arnsberg 1<br />

Werner Brochhausen, Arnsberg 1<br />

Detlev Becker, Arnsberg 23<br />

Franz Geue, Arnsberg 1<br />

Friedrich Nase, Arnsberg 1<br />

Alex Paust, Arnsberg 14<br />

Hans Josef Rocholl, Arnsberg 14<br />

Hans J. Bartmann, Bonn<br />

Anna Hellhake, Olsberg-Assinghausen<br />

Anton Nolke, Olsberg-Assinghausen<br />

Klaus Vorderwulbecke, Olsberg<br />

Engelbert Godde, Balve 1<br />

Franz W. Vohle, Balve 1<br />

Alois Hoffmann, Balve 1<br />

Robert Freese, Balve 1<br />

Roswitha Berken, Balve 1<br />

Karl Cordes, Balve-Helle<br />

Alfons Rohleder, Garbeck<br />

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Barock in Arnsberg<br />

SAUERLAND<br />

97<br />

Die Kunde, in Arnsberg werde ein barockes<br />

Stadtfest durchgefuhrt, mu6te<br />

selbst be! Heimatkennern erst elnmai ein<br />

Schmunzeln hervorrufen; wu6te man<br />

docii: Barocke Kunstzeugnisse gibt es In<br />

Arnsberg niciit<br />

Aber Arnsbergs barocke Vergangenheit<br />

war nicht der Grund fur dieses Stadtfest,<br />

sondern das Europaische Jahr der<br />

Musik mit den Jubiiaren Schutz, Handel,<br />

Bach und Scarlett!. Ganz allgemein soilte<br />

die ZOOjahrige Epoche des Barock ins BewuBtsein<br />

der Burger gebracht und iiire<br />

Reflexion als kunstlerische Aufgabe von<br />

moglichst vielen angegangen werden.<br />

Und dann stellte sich heraus, daB die<br />

Barockzeit doch nicht spurlos an<br />

Arnsberg vorbeigegangen war. Man denke<br />

an das Ensemble von Glockenturm<br />

und Stadtkapelle, an Hirschberger Tor<br />

und Propsteikirche, an die Klosterkirche<br />

in Rumbeck oder die Ruine des Lust- und<br />

Jagdschlosses Clemens Augusts.<br />

Mit der Unterstiitzung des Landes<br />

konnte die groSe Aufgabe, dieses Fest<br />

auszustatten, von Seiten der Stadt, des<br />

Verkehrsvereins, des <strong>Heimatbund</strong>es und<br />

mit viel Eigeninitiative und Engagement<br />

in Angriff genommen werden.<br />

An zwei Wochenenden, dem 18. Mai<br />

und dem 8. und 9. Juni, - eingebettet in<br />

Arnsberger Woche und Ruinenfest -<br />

wurde ein Programm kijnstlerischer Vielfalt<br />

von originaler Darstellung bis zur modernen<br />

Auseinandersetzung mit dem Barock<br />

angeboten. Das Spektrum der Veranstaltungen<br />

reichte von 3 Ausstellungen<br />

im Sauerland-Museum, einerPrasentation<br />

von ,.2 Hofischen Tanzen" (Ortrud<br />

Schmale) und J.S. Bach Concerti fur 3<br />

Cembali (Kammermusikkreis der VHS)<br />

ijber Theatervorstellungen - „Arnsberger<br />

Marktspiel" (Konrektorin Muller, Norbertusschule),<br />

„Peter Squentz" von<br />

Andreas Gryphius (Mariengymnasium) -<br />

bis zu Experimenten wie „Wortspiele" -<br />

Adaption barocker Lyrik mit Pantomime<br />

- und dem Ruinenfest auf dem SchloBberg,<br />

zu dessen Hohepunkten ein barokkes<br />

Feuerwerk unter Begleitung der<br />

Feuerwerksmusik von Handel und der historische<br />

Umzug und das Laienspiel „Clemens<br />

August und die Jagd" des Arnsberger<br />

<strong>Heimatbund</strong>es zahlten. Eine Probe<br />

aus Jurgen Diehls moderner Barock-Lyrik<br />

mag einen Eindruck vermitteln, wie<br />

auch die Fotos von einzelnen Veranstaltungen.<br />

Dr. Jurgen Richter<br />

Wortgewinst<br />

Fotos: Hanns-Jurgen Vormweg<br />

dikkdunkler glantz der stinkt umfrieSt der mQnder fetter<br />

trief umgiebt umschiebt dies teutschgesinnte wort in<br />

WECHSEL-ZEDDELN<br />

ietztes denck und ehren mahi in einem gedSchtnuB SERMONE<br />

aufgerichtet an euer satansklipp und lippen<br />

die unheilvoll gerlchtet ohren= facher SCHLAMPAMPEN<br />

IHRIHR edelwOlstiges neidtOkkisch beierkohren aergernQB:<br />

das pflanzreich ist durchsichtig wi ein glas<br />

das ertzreich lichtfixes wundernas<br />

der menschen einerLEI ein herrlichst lustgewQrm das kriecht<br />

das paaret sich zu iauter wunderwuchs in grOStem heiligem licht<br />

verkaufft den geist und all sein lippgestell zu wunder flucht:<br />

TRIUMF HOSANN TRIUMF HOSANNS HOSANNS schlimmgruntz<br />

ohn eingeweide ist die leichnam schand<br />

wir Wohnen nun ein einzig mal im irden freudenhaus<br />

viel jammerthai und grauSe wandelen ohn unschuld ohne schuld<br />

besudelt gar veil GOLDGERUCH<br />

aus „Wechsel—Zeddel, Wortgewinst". Jurgen Diehl 1985.<br />

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SAUERLAND<br />

98<br />

BUCHER • SCHRIFTTUM<br />

BarockaltSre<br />

Das im Verlag Dr. Rudolf Habelt, Bonn.<br />

1983 erschienene Buch von Angelika Seifert<br />

..Westfalische Altarretabel (1650-<br />

1720), ein Beitrag zur Interpretationsmethodik<br />

barocker Altarbaukunst",<br />

erschien in ..Habelts Dissertationsdrucke,<br />

Reihe Kunstgeschichte" als <strong>Heft</strong> 7. Das<br />

„<strong>Heft</strong>" ist ein 753 S. dicker, kartonierter<br />

Band im Format 21 x 14.5 cm und mefir als<br />

1 kg sciiwer. Davon sind 609 S. Text in<br />

Scinreibmascfiinenoffset. 72 Bl. Fotowiedergaben<br />

auf Kunstdruckpapier. Vom<br />

auBeren iier also ein unhandlictier Band<br />

ist das Bucli alierdings, was das innere<br />

Format angelnt. iioctiwissensciiaftlicfi, so<br />

hocii. daB man sicfi als Laie kaum berechtigt<br />

fuiilt. daruber zu urteilen. Es ist also<br />

ein Bucin, das man nicht ..liest", zumal die<br />

Verfasserin mit fachspezifiscinen Fremdwortern<br />

und Wortbiidungen verschwenderisch<br />

umgeht, sondern nur zur Hand<br />

nimmt. um sich ganz ernsthaft mit der<br />

Materie zu befassen. oder darin uber ein<br />

ganz besonderes Objekt etwas zu erfahren.<br />

Fur beide Falle konnte sich das Studium<br />

lohnen.<br />

Die Verfasserin geht ihr Thema sehr<br />

griindlich in zwei Hauptteilen an: I. Methodologie.<br />

11. Materialanalyse. Sie beginnt<br />

den erstenTeil mit den spezifischen<br />

kirciien- und kulturgescliichtlichen Verhaltnissen<br />

Westfalens. um dann in weiteren<br />

Kapiteln die Problematik des Barockaltars<br />

allgemein vielseitig zu untersuchen.<br />

Im zweiten Tell wird sie konkret. Sie<br />

untersciieidet fur Westfalen die Perioden<br />

Spatrenaissance (1600-1650).<br />

Fruhbarock (1650-1675). Hociibarock<br />

(1675-1720) und sclilieBt nocli ein Kapitel<br />

fur den Rest des 18. Jahrhunderts an. Fur<br />

die erste Barockperiode bedient sie sicli<br />

der Propsteikirciie in Recklinghausen.<br />

der Sieciienkapelle zu Beckum und des<br />

Doms zu Paderborn als Beispiel. Doch<br />

widmet die Verfasserin den Bereichen<br />

Paderborn und kolnisches Westfalen ein<br />

eigenes Kapitel. Aus dem ehemaligen<br />

Herzogtum Westfalen beschaftigen sie<br />

vor allem Belecke, die Arnsberger Stadtkapelle<br />

und die Altarstiftungen des Paderborner<br />

Bischofs Ferdinand v. Furstenberg,<br />

dessen EinfluB im Sauerland sie<br />

moglicherweise ubersdhatzt. Fur die<br />

Zweitperiode geht sie ein auf die Werkstatten<br />

der Papen. Rudolphi, Ambrosius<br />

von Olde, Hulse, der Groninger; fur den<br />

Rest des Jahrhunderts bezieht sie sich<br />

Kreuzkapelle Olpe<br />

auf Schlaun und Nagel. Damit beschlieBt<br />

sie grundsatzlich ihr Thema, nicht jedoch<br />

ihr Buch.<br />

Der mit S. 399 beginnende Anhang mit<br />

Abkurzungsverzeichnis, Altarindex, Verzeichnis<br />

der Werkstatten, Altarkatalog,<br />

Anmerkungen (fiJrTeil 1: Nr. 1-350,32 S.,<br />

Teil 11: Nr. 1-716, 36 S.) und Literaturverzeichnis.<br />

In diesem Anhang, dessen Seitenzahlen<br />

im Inhaltsverzeichnis ubrigens<br />

f ehlen, hat auch der, der nicht so tief in die<br />

Materie eindringen will, die Moglichkeit,<br />

fur sein konkretes Objekt Wissenswertes<br />

Foto: Werner Ruegenberg<br />

ZU finden. Eine nicht geringe Zahl von<br />

sauerlandischen Altaren findet sich im<br />

Index aufgefuhrt. und ein Teil von ihnen<br />

ist im Katalog mehr oder weniger ausfuhrlich<br />

gewijrdigt DaB einige Kirchen<br />

und Kapellen mit guten Barockaltaren<br />

fehlen, beispielsweise Kirchrarbach,<br />

Wormbach, Schlipruthen, Fehrenbracht<br />

und Schonholthausen, sei vermerkt. Im<br />

Katalog finden sich Balve. Belecke, Bodefeld,<br />

Geseke, Heddinghausen, Hesborn,<br />

Himmelpforten, Hoinkhausen, Korbecke,<br />

Menden (Rosenbergkapelle), Meschede,<br />

Obermarsberg, Oelinghausen, Osting-<br />

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SAUERLAND<br />

99<br />

hausen, Olpe (Kreuzkapelle). Wenden<br />

und Zuschen. Bei manchen mag der heimische<br />

Kenner etwas hinzuzusetzen oder<br />

gar auszusetzen haben, bei anderen findet<br />

er Anregungen, neu aufgezeigten<br />

Wegen nachzugehen.<br />

Der Bildanhang (ein Auszug aus dem<br />

Bildteil der Arbeit, der kompiett in Munster<br />

liegt) ist leider „auf Sparflamme gekocht".<br />

Die Biider sind durclnwegs zu<br />

klein, der Druck teils zu biaB, teils zu dunkel.<br />

Sie erwecken im Rezensenten den<br />

Wunsch nacln einem eigenen Bildband<br />

uber die Barockaltare des Sauerlands,<br />

doch Biid fur Bild im GroBformat Es gibt<br />

also eine Reiine Kritiken, die nicint zuletzt<br />

auch im Technischen liegen, aber es ist<br />

und bieibt ein Buch, das des Studiums<br />

wert ersciieint, und deshalb mindestens<br />

in die wissenschaftlichen Bibliotheken<br />

geinort. Preis: 48,00 DM.<br />

Theo Hundt<br />

Kreuzkapelle, innen<br />

Foto: Werner Ruegenberg<br />

Kreuzkapelle Olpe, linker Seitenaltar, gotische Pieta, dito Rochus<br />

Foto: Ochsenfarth<br />

Kreuzkapelle Olpe, rechter Seitenaltar von Duringer Foto: Ochsenfarth<br />

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100<br />

SAUERLAND<br />

700 Jahre Beckum<br />

Die Geschichte eines Dorfes<br />

im Sauerland<br />

Anfang Juli wurde ein Buch derOffentlichkeit<br />

vorgestellt, das uber seine regionale<br />

Bedeutung hinaus Beachtung verdient:<br />

,,700 Jahre Beckum" - Die Gesciiichte<br />

eines Dorfes im Sauerland.<br />

in metir als zweijaliriger Arbeit hat die<br />

bis 1975 selbstandige Gemeinde Beckum<br />

- heute Balve 5 - anlaBlich ihrer 700-<br />

Jahrfeier eine 300 Seiten starke Chronik<br />

erarbeitet. die sich vom inhalt und der Art<br />

der Darstellung her weit uber vergleichbare<br />

Pubiikationen anderer Orte hinaushebt<br />

Wer das Buch in die Hand nimmt,<br />

liest sich fest - so lebendig und interessant<br />

wurde hier das Leben einer sauerlandischen<br />

Dorfgemeinschaft von den<br />

Anfangen vor 700 Jahren bis in die Gegenwart<br />

dargestellt Die Chronik ist an<br />

keiner Stelle langweilig. was m.E. daraus<br />

resultiert, daB 23 verschiedene Autoren<br />

zu verschiedenen Themen mit ihrer jeweils<br />

eigenen Kenntnis der Materie<br />

und mit ganz individuellem Stil geschrieben<br />

haben.<br />

Wegen der Fulle des Gebotenen ist es<br />

leider nicht moglich, in diesem Rahmen<br />

auf jeden einzelnen Artikel des Buches<br />

einzugehen. Alle sind lesenswert und mit<br />

Sachkenntnis und Liebe geschrieben.<br />

Ohne die Beitrage der ubrigen Autoren<br />

abzuwerten, seien jedoch einige besonders<br />

interessante Aufsatze kurz<br />

erwahnt:<br />

Der Beitrag von iVlartina Werth befaBt<br />

sich mit der historischen Entwicklung der<br />

Gemeinde Beckum von der ersten<br />

urkundlichen Erwahnung am 15. Juli 1285<br />

bis zur Neuzeit. Die Autorin hat neben<br />

umfangreichen Nachforschungen in<br />

staatlichen und privaten Archiven die gesamte<br />

landesgeschichtliche Literatur<br />

zum Thema aufgearbeitet.<br />

Besonders erwahnenswert ist der<br />

umfassende wissenschaftliche Artikei<br />

von Hans Grunwald ,.Zur Fiora und Fauna<br />

des Raumes Beckum", dem jahrelange<br />

Beobachtungen und Forschungen in der<br />

Beckumer Flur vorausgingen. Aus der Feder<br />

des Beckumer Ortsvorstehers Reinhard<br />

Grendel stammt ein Beitrag iiber die<br />

Beckumer Hofe, der - reich bebiidert - einen<br />

besonderen Einblick in die soziologische<br />

Struktur der Dorfgemeinschaft ver-<br />

mittelt. Weitere Artikel befassen sich mit<br />

der Ur- und Fruhgeschichte, den Fiurbe-<br />

zeichnungen, landlicher Hauswirtschaft,<br />

der Postgeschichte des Dorfes, mit Berichten<br />

aus alten Ratsprotokollen der bis<br />

1975 selbstandigen Gemeinde, dem Vereinsleben,<br />

der Geschichte der Kirchengemeinde<br />

St. Nikolaus, der Schulgeschichte<br />

und dem Brauchtum in Beckum. Die<br />

Entwicklung von Industrie, Handel und<br />

Gewerbe wird in mehreren Beitragen behandelt<br />

Die engen Verflechtungen des<br />

Dorfes mit den benachbarten Adelssitzen<br />

Wocklum und Melschede und ihrer Bewohner<br />

werden geschildert, und auch die<br />

jungste Vergangenheit, d.h. die Zeit des<br />

Nationalsoziaiismus, die Kriegs- und<br />

Nachkriegszeit, die Eingliederung der heimatvertriebenen<br />

Ostdeutschen wird<br />

sachlich und informativ dargestellt. Von<br />

besonderem Interesse ist der Beitrag von<br />

Peter Witte uber das „Arbeitserziehungslager",<br />

das von der Organisation Todt<br />

vom Herbst 1944 bis Kriegsende im Steinbruch<br />

hinter dem Bahnhof Sanssouci<br />

unterhalten wurde. Uber dieses Lager ist<br />

meines Wissens bisher noch nirgends<br />

etwas veroffentlicht worden. Langjahrige<br />

Nachforschungen des Autors u.a. in internationalen<br />

Archiven und viele Gesprache<br />

mit Zeitzeugen gingen dem Bericht voraus.<br />

Diese beispielhafte Ortschronik, die<br />

von dem Balver Grafiker Werner Ahrens<br />

gestaltet und von der Sparkasse Balve-<br />

Neuenrade finanziell gefordert wurde,<br />

erschien zunachst in einer Auflage von<br />

1000 Exemplaren. Bei einem Preis von<br />

58,- DM ist die erste Auflage fast vergriffen.<br />

Das einzige, was mir an dem Buch nicht<br />

gefallt, ist der gelbe Einband. e.t.<br />

Freiheit Husten<br />

Festbuch und Lesebuch<br />

„Freiheit Husten - Geschichte und Geschichten<br />

einer der altesten Gemeinden<br />

des Sauerlandes" nennt sich stolz das<br />

Buch, das Gerhard Teriet und Werner<br />

Saure im Selbstverlag zum Jubilaum herausgegeben<br />

haben. Ober ein Jahr lang<br />

hat sich ein Redaktionsteam, von den<br />

Herausgebern gefuhrt, die Arbeit gemacht,<br />

ein volkstumliches Heimatbuch<br />

zu gestalten. Das ist ihnen voll gelungen.<br />

Obwohl das Buch kein wissenschaftliches<br />

Nachschlagewerk sein will, halt es, wie<br />

Stichproben zeigen, auch kritischer Begutachtung<br />

stand; die Herausgeber haben<br />

sich rechtzeitig der Mitarbeit wissen-<br />

schaftlicher Berater, vorwiegend aus<br />

MiJnster, versichert.<br />

Die einzelnen Beitrage von mehr als einem<br />

Dutzend Autoren sind kurz und verstandlich<br />

geschrieben, in drei Teile zusammengefaBt,<br />

namlich Geschichte und<br />

Geschichten aus Dorf und Freiheit Husten,<br />

Vereinsleben und Wirtschaftsleben.<br />

Die Bebilderung mit zahlreichen Fotos,<br />

Skizzen, Reproduktionen aus alten Karten<br />

und Abbildungen, Tabelien und Zeitungen<br />

zeugen in ihrer Auswahl und<br />

Anordnung von groBer Sorgfalt und Liebe<br />

zum Werk. Das Buch von 323 Seiten ist<br />

in biaues Leinen mit silbernem Aufdruck<br />

gebunden und mit farbigem Schutzumschlag<br />

versehen. Von der 3 OOOer Auflage<br />

zum Subskriptionspreis von 19,50 DM<br />

sind uber 2500 Exemplare schon verkauft.<br />

Es wird bald vergriffen sein, und<br />

das mit Recht. P|.<br />

Erlinghausen<br />

Der Verfasser, der nur funf Jahre als<br />

Lehrer in Erlinghausen gelebt hat, hat<br />

dem Dorf am Rande des Sauerlandes eine<br />

fast ausschlieBlich aus eigenen Forschungen<br />

gespeiste Dorfgeschichte geschrieben,<br />

die wissenschaftlichen Ansprijchen<br />

vollauf genijgen diirfte und die zudem<br />

lesbar ist. Das umfangreiche Buch ist<br />

ubersichtlich gegliedert und enthalt im<br />

Anhang abgedruckt Urkunden und<br />

Tabelien von Bedeutung fur die<br />

Geschichte des Dorfes, das bis zur Eingliederung<br />

in die Stadt Marsberg am<br />

1. Januar 1975 uber 160 Jahre eine selbstandige<br />

Gemeinde war. So sorgfaltig<br />

sollte jede Vereins-, Dorf- oder Stadtgeschichte<br />

im Sauerland sein!<br />

Erlinghausen. Eine Dorfgeschichte.<br />

Von Gerhard Broke!.<br />

Hrsg. von der Kath. Kirchengemeinde<br />

St. Vitus Erlinghausen. 1984.972 S. Gzln.<br />

50,- DM.<br />

Der alte Kreis Brilon<br />

Mit vielen alten Fotos, vornehmlich seit<br />

der Jahrhundertwende entstanden,<br />

weckt das Buch Erinnerungen der alteren<br />

Generation an ihre Kindheit Die Ansichten<br />

von Dorfern und Stadten, Landschaften,<br />

StraSen und Hausern, Wohnungen<br />

und Menschen, Festen und Gebrauchen<br />

werden von knappen Bildzeilen begleitet.<br />

GliJcklicherweise sind auch immer wieder<br />

Menschen bei Arbeit und Feier zu sehen.<br />

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SAUERLAND<br />

101<br />

Leider waren die Vorlagen fur die Bilder<br />

haufig niciit mehr ganz scharf; der brauniich-graue<br />

Druck vermittelt (unnotigerweise)<br />

den Eindruck besonderen Alters.<br />

Insgesamt jedoch ein gutes Bucii zum<br />

Erinnern und Nachdenken.<br />

Herausgeber: Berniiard Weber. Verlag<br />

Walter Podszun, Brilon. 1981.170 S.<br />

39,80 DM.<br />

Freiwillige Feuerwehr der<br />

Stadt Attendorn. 1885-1985<br />

Das Biichlein, in rotes Leinen gebunden<br />

und mit Goidaufdruck verseiien, ist<br />

mit groBer Sorgfalt und Liebe gemacht<br />

und groBzugig bebiidert. Es ist zugleicii<br />

eine Geschichte der letzten 100 Jaiire<br />

der Stadt Attendorn, eine ansprechende<br />

Dokumentation und eine gut iesbare<br />

dazu.<br />

Eine Dokumentation zum eininundertjahrigen<br />

Bestehen. Redaktion: Stadtar-<br />

ciiivar Otto Hoffer, Herausgeber: Freiwillige<br />

Feuerwehr der Stadt Attendorn.<br />

1985. 179 S.<br />

Bombenhagel auf Arnsberg<br />

im Luftbild<br />

Im Februar und Marz 1945 erlebte<br />

Arnsberg durch die fortwahrenden Bombenangriffe<br />

die schwersten Stunden seiner<br />

Geschichte. Deutsche und alliierte<br />

Luftbildaufnahmen zeigen die Bombentrichter<br />

in der schwer getroffenen Stadt.<br />

Das gesamte Stadtgebiet nach den verheerenden<br />

Angriffen ist nun, aus verschiedenen<br />

Luftaufnahmen zusammengesetzt,<br />

nach reprographischer GroBenanpassung<br />

auf einer Luftbildkarte (ca.<br />

80 X 60 cm) zu sehen. Auf der Ruckseite<br />

der Karte schildert Heinz Pardun die<br />

Angriffe, insbesondere auf den Eisenbahnviadukt<br />

iiber die Ruhr, und ihre Folgen.<br />

Karte und Text konnen beispielhaft<br />

stehen fiir das Schicksal vieler sauerlandischen<br />

Stadte und Stadtchen in jenen<br />

Monaten.<br />

Herausgeber: Arnsberger <strong>Heimatbund</strong><br />

e.V., Verlag A. Strobel KG Arnsberg,<br />

9,- DM. PI.<br />

Neue Wanderkarten<br />

Naturpark Ebbegebirge. Das Landesvermessungsamt<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

hat die Naturparkkarte Ebbegebirge im<br />

MaBstab 1:50 000 in iiberarbeiteter Auflage<br />

neu herausgegeben. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Sauerlandischen Gebirgsverein<br />

und dem Zweckverband Naturpark<br />

Ebbegebirge wurde diese Karte auf<br />

der Grundlage der Landeskarten aktualisiert.<br />

Sie beinhaltet den groBten Teil des<br />

sijdwestlichen Sauerlandes. Sie reicht<br />

von der westfalisch-bergischen Grenze<br />

im Westen bis zur mittleren Lenne im<br />

Osten, von der Linie Halver-Ludenscheid-<br />

ZINNGESCHIRR<br />

Schott Zinn GmbH • Horlecke 5<br />

5750 Menden • Tel. 02373/1328<br />

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SAUERLAND<br />

102<br />

Werdohl im Norden bis zum Siegerland<br />

im SiJden. Auf der Ruckseite findet der<br />

Wanderer historische, kunstgeschichtliche<br />

und naturkundliche Erlauterungen.<br />

Die Karte kostet im Buchhandel 9- DiVl.<br />

Olsberg. Eine weitere Umgebungswanderkarte<br />

1:25 000 erfaBt das Gebiet<br />

der Stadt Olsberg und die Umgebung von<br />

Bestwig bis Brilon und reicht von Sciiarfenberg<br />

im Norden bis Niedersfeld am<br />

sijdliciien Kartenrand.<br />

Das dichte Netz der Wanderwege des<br />

Saueriandisciien Gebirgsvereins, die<br />

Rundwege und ortlichen Wanderwege<br />

sowie die Hervorhebung interessanter<br />

touristisclner Objekte werden siciierlich<br />

Anregung geben zu vielen Wanderungen<br />

in diesem Gebiet. Die bebilderte Kartenruckseite<br />

entinalt ausfutnriiche informationen<br />

uber die Gemeinden, landeskundlictie<br />

Hinweise sowie Besclireibungen der<br />

Wanderwege.<br />

Die Karte ist fur 6,50 DIVI eriiaitiich bei<br />

der Kur- und Fremdenverkehrs GmbH,<br />

BaiinliofstraBe 4, 5787 Olsberg.<br />

Die S3ugetiere Westfalens<br />

Bine genaue Inventarisierung der in<br />

Westfalen vorkommenden Saugetiere,<br />

aufgenommen von der westfalischen<br />

Arbeitsgemeinscliaft in 1 Sjaiirigen<br />

Reciierchen: Vorkommen und Verbreitung,<br />

Bestand und Bestandsentwicklung,<br />

Feinde, Jaiiresrhytinmus, IViaBe und<br />

Gewiciite, dazu 76 Karten. Die genauen<br />

Kenntnisse ermogliclien es, Hinweise zur<br />

Bedroiiung und zum Scinutz gefainrdeter<br />

Arten zu geben. (Von den 74 Saugetierarten<br />

in Westfalen sind mittlerweile 10 ausgestorben).<br />

Bin Buch fiirjede Schulbibliothek.<br />

Herausgegeben von R. Schropfer, R.<br />

Feldmann und H. Vierhaus. Miinster<br />

1984. 393 S.<br />

Abinandlungen aus dem Westfalischen<br />

Museum fur Naturkunde, 46. Jahrgang,<br />

<strong>Heft</strong> 4. 36.- DM.<br />

Burgen, Schlosser und KISster<br />

im Sauerland<br />

Ackernnann's Dokumentation<br />

Seit Jahren schon bringt SAUBRLAND<br />

fast regelmaBig Fotos von Friedhelm<br />

Ackermann, und iiber sein gewaltiges<br />

Voriiaben, die gesamte historisch und<br />

kulturell bedeutsame Bausubstanz des<br />

kolnischen Sauerlandes in einer Fotodokumentation<br />

zusammenzutragen, wurde<br />

berichtet. Der Saueriander <strong>Heimatbund</strong><br />

fordert diese Arbeit nach Kraften. Injeder<br />

Generalversammlung wird sie behandeit<br />

und ist meist auch in Bildern prasent Im<br />

Hochsauerlandkreis ist Ackermann's<br />

Arbeit fast abgesclilossen, im Sudsauerland<br />

- Kreis Oipe - ist sie angelaufen, und<br />

<strong>Heimatbund</strong> und Heimatfreunde hoffen.<br />

da3 sie aucli tiier bald weiter fortschreitet<br />

Doch nun ist das groBe Unternehmen<br />

in ein neues Stadium getreten; es hat seinen<br />

ersten Bildband veroffentlicht „Burgen,<br />

Schldsser und KIdster im Sauerland"<br />

nennt sich das groBformatige Buch, als<br />

dessen Autoren Friedhelm Ackermann<br />

(fijr die Fotos) und Landesarchivdirektor<br />

Dr. Alfred Bruns (fur Text und historische<br />

Bilder) zeichnen. Herausgeber sind der<br />

Saueriander <strong>Heimatbund</strong> und das Schieferbergbaumuseum<br />

Holthausen. Das<br />

ietztere hat namlich im Zuge seiner vielen<br />

attraktiven Aussteliungen vor einigen<br />

Jahren auch eine solche fur diese Spezialreihe<br />

von Ackermann's Fotos veranstaltet.<br />

Erschienen ist der Bildband im Strobei-Verlag<br />

in Arnsberg. Auf 174 Seiten<br />

zeigt der solide Ganzleinenband mit farbigem<br />

Schutzumschlag mehr als 70<br />

GroBaufnahmen und zahlreiche kieinere<br />

Abbildungen, tells Fotos, tells Reproduktionen<br />

von Karten, Skizzen usw., eine<br />

ijberraschende Fulle an Bildern zum Thema.<br />

In der Regel sind jedem Objekt 2 Seiten<br />

gewidmet, ausnahmsweise, aber<br />

nicht eben seiten, auch mehr. zu jedem<br />

Objekt hat der Historiker Bruns einen<br />

\^<br />

^ f^ i^^<br />

Eine Erganzung zum Buch: Die beiden eiiemallgen SchlOsser der Herren von Horde und von Schnelienberg bei Schonholthausen, nach einer Skizze<br />

in einer ProzeSakte von 1700 im Staatsarchiv Munster. Der Weg zwischendurch fuhrt nach Faulebutter.<br />

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SAUERLAND<br />

103<br />

Zfach vergroSert aus dem Bildband. Seite 17: Die verschwundene Burg Siedlinghausen, aus einer Karte von 1658. Die Anlage verrat zwei Bauperioden:<br />

Die Kernburg mit Bergfried und Wohngebauden und ein iVIauerring mit vier Rundturmen und einem Torliaus. vorn Mitte; das sprictit fur<br />

ein betractitliclies Alter und ist burgenl


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104<br />

SAUERLAND<br />

Familienforschung<br />

Wer daran gehen will, eine Ahnentafel<br />

zu entwickeln oder einen Stammbaum zu<br />

erarbeiten, der tut gut, sich gleich<br />

anfangs umzusehen, ob nicht bereits<br />

Veroffentlichungen vorliegen, aus denen<br />

er Daten oder Anregungen entnehmen<br />

kann. Solche gedruckten Quellenwerke<br />

wurden in SAUERLAND bereits mehrfach<br />

erwahnt. Auch diesmal konnen wir auf<br />

zwei Neuerscheinungen hinweisen:<br />

„Chronik der Familien Gnacke<br />

und Frisse, 1835 -1985"<br />

Die 64 Seiten umfassende hartkartonierte<br />

Schrift, herausgegeben vom Hotel<br />

Gnacke in Nordenau, ist verfaSt von Else<br />

Roetz-Tommes. Familiengeschichtlich ist<br />

die Chronistin offenbar nicht „vom Fach",<br />

sie hatte sonst gewuBt, da6 es im 14./15.<br />

Jahriiundert noch keine Kirchenbiicher<br />

gab; das ist jedoch kein Schaden, da sie<br />

sich einer bereits vorhandenen Genealo-<br />

gie Gnacke von Bernhard Greiff bedienen<br />

kann. Die Gnacken erscheinen erstmals<br />

in einem kolnischen Verzeichnis von 1373<br />

als Lehnstrager des halben Gutes zu<br />

Werentroff (Wemtrop im Fredeburger<br />

Haverland). Sie besaBen einen eigenen<br />

freien Besitz und trugen einen weiteren<br />

als „Wachszensige" des Kiosters Grafschaft<br />

zu Lehen. DafiJr leisteten sie dem<br />

Kloster u.a. mit 3 Pferden Fahrdienste<br />

.,nach Warstein" (zu der dortigen Propstei<br />

Belecke). Die verschiedenen Steuerli-<br />

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SAUERLAND<br />

105<br />

sten weisen sie als sehr begijterte Vollbauern<br />

aus.<br />

Fur Nordenau ermittelt die Chronistin<br />

als Vorganger der Sohlstatte Frisse die<br />

Besitzer Veseler, Grotlie, Grotjohanns<br />

und Tiione. Der Hausname ist Joiianns".<br />

Caspar Frisse eroffnete 1835 eine Gastwirtschaft<br />

und beherbergte offenbar<br />

sciion in den 80er Jahren des Jaiirliunderts<br />

Gaste. 1889 iieiratete iiier Josef<br />

Gnacke, jungerer Soiin aus dem Hof in<br />

Werntrop ein. Seitdem tragen Hof und<br />

Gastfiaus seinen Namen. Er und seine<br />

Naciikommen liaben das Haus zu dem<br />

erstklassigen Hotel entwickelt, das es<br />

heute ist<br />

Das alies bericiitet die Ciironistin in<br />

gekonnter und gefalliger Manier, geht<br />

beiiaufig auf die allgemeinen Zeitumstande<br />

der jeweiligen Personen ein und<br />

maclit aus trockenen Ahnenlisten eine<br />

flussige Erzahlung, die aucii ein voiiig<br />

AuSenstehender mit interesse liest Das<br />

ist geradezu vorbiidiich.<br />

Familienkundlicii interessierte beachten,<br />

wie sich die Hofe uber Tochter vererben:<br />

in Werntrop ubernimmt der einiieiratende<br />

Mann, selbst wenn er erhebliciies<br />

Vermogen mitbringt und damit den<br />

Hof saniert, jeweils den Hofnamen<br />

Gnacke; in Nordenau wechseln die<br />

Namen der Hofbesitzer mit jeder Einheirat.<br />

in Werntrop also westfalisches<br />

Gewoiinheitsrecht, in Nordenau, das<br />

lange zu Waldeck gehorte, iiessisch-frankischer<br />

Brauch.<br />

Unvorteilhaft ist aber der Druck in<br />

brauner statt sciiwarzer Farbe. Vor allem<br />

die zahlreichen Abbildungen, Wiedergaben<br />

alter Schriftstiicke und vergilbter<br />

Fotos kommen in braun weit schlechter.<br />

Schade, sonst ware das Biichlein im Format<br />

21 X 17 oinne jeden Vorbehalt zu<br />

loben.<br />

Carl Josef Muller<br />

„MQIIer's in Flape, eine Familien-<br />

und Ortsgesciiichte"<br />

162 S., DIN A 5 in Schreibmaschinenoffset.<br />

zahlreiche Einschlagtafeln, aus DIN A<br />

4 verkleinert, mit Abbildungen, grun kartoniert.<br />

Etwa je zur Halfte der Familiengeschichte<br />

und dem Ort Flape gewidmet, ist<br />

dieser „Privatdruck" fur den Familienkreis<br />

Muller ebenso wie fiir die Heimatkunde<br />

interessant Nach knapper Wiedergabe<br />

der historischen Daten der<br />

bedeutenden Sohlstatten VoB, Sommer,<br />

Griine in Flape geht der Verfasser eingehender<br />

auf die Flaper Vorfahren der<br />

Begrijnder der Firma C & H Muller ein. Die<br />

Situation fur den Familienforscher ist bei<br />

den „Bilsteinisch Freien" in Flape schwieriger<br />

als im Vorland von Grafschaft, denn<br />

hier gibt es keine Lehnsurkunden und<br />

kein Kloster, das sorgsam Buch gefuhrt<br />

hat Urkunden mogen auch hier vorhanden<br />

gewesen sein, dochjeweils nur in den<br />

eigenen Truhen der Bauern, und dort<br />

waren sie vielen Gefahren ausgesetzt.<br />

Der Verfasser zahlt daher in seinem Quellenverzeichnis<br />

hauptsachlich Archive auf,<br />

drei private in Flape selbst Daneben<br />

nutzt er das Schrifttum, nicht zuletzt die<br />

„Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe".<br />

Man konnte seine fleiSige Arbeit<br />

durchaus als Beispiel dafiir heranziehen,<br />

wie wichtig eine eigene heimatkundliche<br />

Zeitschrift und fundiertes ortskundliches<br />

Schrifttum sind.<br />

Wenn auch nicht so professionell flussig<br />

geschrieben wie das aus Nordenau,<br />

gibt dies Buchlein doch dem Leser viele<br />

auch allgemein interessante Aufschlusse,<br />

wie etwa den Hinweis, da6 der<br />

StraBenbau in den Jahren nach 1816 in<br />

vielen Dorfern auch Not entstehen lieS.<br />

Die Moglichkeit, durch Vorspannleistung<br />

ein zusatzliches Verdienst zu gewinnen,<br />

entfiel namlich, als die alten, in gerader<br />

Linie uber Berg und Tal fiihrenden Verkehrswege<br />

durch dieTalstraSen abgelQst<br />

wurden. In Flape waren mehr als die<br />

Halfte der Bewohner Fuhrleute, zum gro-<br />

6en Teil Fernhandler, die mit Ro6 und<br />

Wagen standig unterwegs Guter aller Art<br />

beforderten. Sie fuhren z.B. mit Schinken<br />

und anderen Landesprodukten nach<br />

Frankfurt und kamen mit Wein oder<br />

Tabak zuruck, der hier im Sauerland „versponnen",<br />

d. h. zu dem wie ein Sell festgedrehten<br />

„Strang"-Tabak verarbeitet<br />

wurde. Die Muller's begriindeten schlieBlich<br />

eine Weinfirma, die vor allem mit den<br />

Weinen der „wei6en Vater" aus Algier ein<br />

Geschaft betreiben konnten, das weit<br />

uber die Grenzen Deutschlands hinaus<br />

ging. Die Weine waren „gesichert reine"<br />

MeBweine, wie sie die katholische Kirche<br />

fordert, die auch von Laien, die einen sauberen<br />

Wein schatzen, gekauft wurden.<br />

Obwohl diese Firma durch die Person des<br />

Verfassers offenbar hinter dem Buche<br />

steht ist es keineswegs als Loblied auf<br />

C & H Muller - Flape konzipiert, sondern,<br />

wie der Titel besagt, eine echte Familienund<br />

Ortsgeschichte. Sein einziger Mangel<br />

ist die minimal geringe Auflage, eben nur<br />

„fur den Familienkreis", und der Rezensent<br />

mu6 dem Verfasser danken, da3 er<br />

ihm ein Exemplar (nicht zur Rezension!)<br />

zugesandt hat. Wer sich dafiir interessiert,<br />

wird daher versuchen miissen, vielleicht<br />

im Archiv der Gemeinde Kirchhundem,<br />

im Kreisarchiv Olpe oder bei Freunden<br />

im Raum Flape ein Exemplar zu entleihen.<br />

Theo Hundt<br />

SAUERLAND. zeitschrift des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

(fruher Trutznachtigall. Heimwacht und Sauerlandruf)<br />

18. Jahrgang • <strong>Heft</strong> 3 • Sept. 1985<br />

ISSN 0177-8110<br />

Herausgeber und Verlag: Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> e.V..<br />

Postfach 1140, 5948 Sctimallenberg<br />

Vorsitzender: Dr. Albert Mullmann. Jupiterweg 7.5790 Brilon.<br />

Tel. (02961) 91370. Stellv. Vorsitzender: Karl-Josef<br />

Luster-Haggeney, Schwartmecke, 5942 Kirchhundem 3,<br />

Tel. (02723) 72538.<br />

Geschaftsstelle: Geschaftsfuhrerin Hiltraud SchUttler.<br />

Postfach 1140. 5948 Schmallenberg, Tel. (02972) 30062.<br />

Konten: Stadtsparkasse Schmallenberg (BLZ 46052855)<br />

40011116, Postscheckamt Dortmund (BLZ 44010046)<br />

4876-461.<br />

Jahresbeitrag zum Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> einschlieSlich<br />

des Bezuges dieser Zeitschrift 9,- DM. Einzelpreis 3.- DM.<br />

Erscheinungsweise vierteljahrlich.<br />

Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors.). SebastiansweglO,5960Olpe,Tel.(02761)<br />

81258(d).63301 (p).Hans<br />

Wevering (techn. Redaktion), SchloSstraSe 54.5760 Arnsberg<br />

2, Tel. (02931) 1853 (d), 3262 (p),<br />

Friedhelm Ackermann. Arnsberg, GOnther Becker, Lennestadt.<br />

Fritz Droste, Elpe. Theo Hundt, Olpe. Hedwig Jungblut-Bergenthal.<br />

Schmallenberg. Heinz Lettermann. 01sberg.<br />

Heinz-Josef Padberg, Meschede. Klemens PrOpper,<br />

Arnsberg. Siegfried Richter. Arnsberg. Werner Riemer.<br />

Arnsberg. Josef Wiegel. Schmallenberg.<br />

Anzeigenverwaltung: Geschaftsstelle.<br />

Layout; Werner Ahrens, Grafik-Designer grad, BDG, Balve.<br />

Gesamtherstellung: Strobel-Druck, Zur Feldmuhle 11,<br />

5760 Arnsberg 2, Tel. (02931) 18S3 u. 1851.<br />

%j|,d niSldlie§borii<br />

Eine Herbstkur bei uns - das Weihnachtsgeschenk fur Sie!<br />

Kur + Einkehr = 4780 Bad Waldliesbom, ® 02941/8002,34<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

106<br />

..Strunzerdaal" -<br />

das „Helmatblatt" des<br />

<strong>Heimatbund</strong>es der Stadt<br />

Olsberg<br />

Der 1979 gegrijndete riihrige <strong>Heimatbund</strong><br />

der Stadt Olsberg gibt seit 1981<br />

unter dem Namen „Strunzerdaal" ein eigenes<br />

Heimatblatt heraus. Inzwischen<br />

liegen drei Ausgaben mit einem Gesamtumfang<br />

von 288 Seiten vor. DerThemenkatalog<br />

ist breit gefachert. Historische<br />

Beitrage wechseln mit Artikeln Qber biirgerschaftliche<br />

Aktivitaten der Gegenwart,<br />

Gedichten und kurzen Notizen.<br />

Friedrich Wilhelm Grimmes ..Luafgesang<br />

oppet Strunzerdaal" eroffnet das<br />

erste <strong>Heft</strong>. Es enthalt zwei Dutzend meist<br />

kurze Beitrage, die gesciiiclntliciie Themen<br />

aufgreifen und von der Heimatarbeit<br />

in der Stadt Olsberg berichten. Bis auf<br />

vier stammen sie allesamt aus der Feder<br />

von Heinz Lettermann, der aucii die Redaktion<br />

des Heimatblattes ubernommen<br />

liat<br />

Reicin bebildert und themenreicii wie<br />

das erste <strong>Heft</strong> ist aucin das zweite, das im<br />

Dezember 1983 als DoppelFieft ersciiien,<br />

weii die Redaktionsmitglieder 1982 durcii<br />

die Herausgabe des Bildbandes „Stadt<br />

Olsberg - Bilder aus der Geschiciite ihrer<br />

Dorfer" in Ansprucii genommen waren.<br />

Der erste Teil bringt Bericiite und zeitgenossisciie<br />

Queilen zum Thema „Notzeiten",<br />

darunter eine Darstellung „Drangsaie<br />

und VerwQstungen in Olsbergs Dorfern"<br />

von F. Droste und unter dem Titel<br />

„Bat kost dat?" eine gelungene Dokumentation<br />

Qber den „Geldverfali in den<br />

zwanziger Jaiiren", die H. JVIiiller zusammengestellt<br />

inat Der zweite Teil enthalt<br />

aktuelie Nachrichten und Notizen Qber<br />

Ereignisse im Olsberger Stadtgebiet aus<br />

dem Zeitraum von Ende 1981 bis Herbst<br />

1983.<br />

Im dritten <strong>Heft</strong> nimmt eine Dokumentation<br />

der juristischen Auseinandersetzung<br />

um die im Brunskappeler Negertal<br />

geplante Talsperre breiten Raum ein. Das<br />

bei RedaktionsschluB am 15. Oktober<br />

1984 - einen Monat vor dem endgQltigen<br />

juristischen „Aus" fur das umstrittene<br />

Projekt - noch nicht rechtskraftige Urteil<br />

des Oberverwaltungsgerichts MQnster<br />

vom 4. Juni 1984 in Sachen ..Negertalsperre"<br />

ist im Wortlaut abgedruckt. Danach<br />

folgen Pressestimmen, die Qber die<br />

Gerichtsentscheidung berichten und sie<br />

kommentieren. Nicht nur der mit 144 Seiten<br />

respektable Umfang des fQr 9,80 DM<br />

erhaltlichen <strong>Heft</strong>es zeigt, daB „Strunzerdaal"<br />

inzwischen eine Publikation ist, die<br />

einen offenkundigen Nachholbedarf auf<br />

dem Gebiet heimatkundlicher Wissensvermittlung<br />

befriedigt; auch die Zahl von<br />

insgesamt zwolf Autoren, die zu dieser<br />

Ausgabe Beitrage geliefert haben, belegt<br />

das. Wenigstens zwei Arbeiten sollten<br />

erwahnt werden: ein Aufsatz Qber „Reformation<br />

und Gegenreformation unter<br />

BerQcksichtigung des heutigen Stadtgebietes<br />

Olsberg" von E. Vollmecke und die<br />

Wiedergabe eines Referates von Dr. Ph.<br />

Homberg uber den ..Forschungsstand zur<br />

vor- und fruhgeschichtlichen Besiedlung<br />

des Sauerlandes".<br />

Im Vorwort des dritten <strong>Heft</strong>es sprechen<br />

der Vorsitzende des <strong>Heimatbund</strong>es,<br />

F. Droste, Stadtheimatpfleger 0. Knoche<br />

und Redakteur H. Lettermann die Hoffnung<br />

aus, dafi mit dieser Ausgabe der<br />

Schritt zu einer heimatbezogenen Schriftenreihe<br />

getan ist. In der Tat ware es<br />

schade, wenn es bei den drei bisher<br />

erschienenen <strong>Heft</strong>en bliebe. Bei dem positiven<br />

Echo, das sie wegen ihres reichen<br />

Inhalts und ihrer leserfreundlichen Aufmachung<br />

gefunden haben, durfte es<br />

nicht schwer sein, aus dem „Heimatblatt"<br />

„Strunzerdaar' eine regelmaBig erscheinende<br />

Heimatzeitschrift mit einem festen<br />

Abonnentenstamm zu machen. Fur<br />

das sauerlandische Schrifttum ware das<br />

eine Bereicherung.<br />

Bezugsmoglichkeit uber die Banken und Sparkassen der<br />

Stadt Olsberg und den dortigen Buchhandel.<br />

GOnther Becker<br />

Aus westfSlischen Museen<br />

Das Westfalische Museumsamt des<br />

Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe<br />

will kQnftig zweimal im Jahr den Qber 180<br />

IVluseen der Kreise und Kommunen und<br />

den sechs IVluseen des Landschaftsverbandes<br />

ein Forum schaffen, das Fachkollegen,<br />

Museumstrager und ein interessiertes<br />

Publikum uber Arbeitsergebnisse,<br />

geplante und laufende Vorhaben,<br />

Restaurierungen, Museums-Padagogik<br />

und neue Hauser informiert. in einer Auflage<br />

von 1.000 Exemplaren erschienjetzt<br />

das erste <strong>Heft</strong> der Reihe: „Aus westfalischen<br />

IVluseen", 1. Jahrgang, <strong>Heft</strong> 1. Im<br />

Titelbeitrag wird das Dortmunder<br />

Museum fur Kunst- und Kulturgeschichte<br />

im neuen Hause vorgestellt<br />

Darum gruppieren sich viele interessante<br />

und wissenswerte Beitrage aus der vielfaltigen<br />

Museumslandschaft Westfalens;<br />

darunter sind aus unserem Raum vertreten<br />

das Sauerland-Museum in Arnsberg,<br />

das Erzbergbaumuseum Bestwig-Ramsbeck,<br />

das Museum im Osthofentor in<br />

Soest und das Kreisheimatmuseum<br />

Attendorn. Das 96seitige <strong>Heft</strong> 1 der Reihe<br />

ist noch kostenlos beim Museumsamt zu<br />

erhalten; die nachsten <strong>Heft</strong>e werden zu<br />

einem noch nicht ermittelten Einheitspreis<br />

verkauft.<br />

Meggens Kirchenchor<br />

zu Cast in Wien<br />

Die diesjahrige Konzertreise des Kirchenchores<br />

St. Bartholomaus Meggen<br />

(Lennestadt) ging in diesem Jahr nach<br />

Wien. Nachdem der Chor 1974 Innsbruck,<br />

1976 Belgien, 1980 Polen und 1982<br />

Rom besucht hatte, wurden jetzt die in<br />

Rom geknupften Kontakte zum Wiener<br />

Lehrer-acapella-Chor vertieft. Auf dem<br />

umfangreichen Programm der Meggener<br />

stand neben Besichtigungsfahrten ein<br />

gemeinsamer Auftritt mit dem befreundeten<br />

Wiener Chor sowie ein Konzert in<br />

der Pfarrkirche St. Johann und ein Empfang<br />

im Wiener Rathaus.<br />

Der 1923 gegrundete Kirchenchor St.<br />

Bartholomaus Meggen steht seit 1952<br />

unter der musikalischen Leitung von<br />

Musikdirektor Prof. Dr. Gerhard Schulte,<br />

der ubrigens auch Vorsitzender des<br />

Kreisheimatbundes Olpe e.V. seit 5 Jahren<br />

ist. Unter seiner Fuhrung nahm der<br />

Chor einen bemerkenswerten Aufschwung.<br />

Zahlreiche geistliche und kirchliche<br />

Konzerte machten den Chor bald<br />

uber die Grenzen seines Heimatortes hinaus<br />

bekannt. Chorleiter und der Vorsitzende<br />

Georg Kiner (seit 1967) knQpften<br />

Verbindungen zu Choren des In- und Auslandes.<br />

Auch in Sendungen des Rundfunks<br />

und des Fernsehens wirkte der<br />

Chor mit bw<br />

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SAUERLAND<br />

107<br />

LESERBRIEF<br />

PERSONALIEN<br />

Zum Hesborner Kreuz<br />

Von samtlichen 22 deutschen Diozesen,<br />

denen ich das Marz-<strong>Heft</strong> (1/1985)<br />

von SAUERLAND zugeschickt habe, ist<br />

inzwischen die Antwort gekommen. daB<br />

es nirgendwo ein solches Kreuz gibt; also<br />

ein echtes Unikat<br />

Von funf Kunstsachverstandigen kam<br />

aber die Anregung und dringende Bitte,<br />

das Kreuz nocii einer tecfiniscii-restaurativen<br />

Untersuchung zu unterzieiien. da es<br />

unmogiicii „aus einem Gu6" sein kann.<br />

Der Landeskonservator in iViunster ist<br />

bereit, das Kreuz nun zu untersuchen.<br />

Das Ergebnis eriialt Prof. Dr. Wagner, der<br />

Verfasser des Artikels, der ebenfalls<br />

bereit ist, einen Aninang zu schreiben, urn<br />

sich ggfs. zu korrigieren.<br />

Hermann-Josef Kurze. Pfarrer, Hesborn<br />

Der Landtagsabgeordnete Karl Knipschild<br />

aus Sclimalienberg wurde vom<br />

PetitionsaussciiuB des Landtages Nordrhein-Westfalen<br />

zu dessen Vorsitzenden<br />

gewaiiit. Der PetitionsaussctiuB mu6 sich<br />

mit etwa 25 Eingaben pro Werktag, rund<br />

5.000 im Jahr, befassen. So viele Burger<br />

fijhlen sicli ungereciit oder falscli beliandelt<br />

von staatiictien Beliorden und wenden<br />

sicfi desFialb an diesen AussciiuB.<br />

GroBe Resonanz in der Offentliciikeit<br />

konnen die AussciiuBmitglieder ailerdings<br />

niciit erwarten, dafiir viel Kleinarbeit.<br />

*<br />

Im Altenzentrum des Caritas-Verbandes<br />

Arnsberg-Sundern vollendete die<br />

alteste Einwolinerin der Stadt, Schwester<br />

M. Helicena (Angela Helmes) am 4.<br />

Juli ilir 101. Lebensjalir. Sie ist die zweite<br />

i-lundertjaiirige in der mehr ais 175jaiirigen<br />

Gesciiiclite der Clemens-Scinwestern,<br />

die seit 1840 in Arnsberg wirken. Scliwester<br />

Helicena arbeitete zuletzt - 30 Jahre<br />

lang - als Krankenschwester im Marienhospital.<br />

*<br />

Bundesverdienstkreuze fQr<br />

Herbert Prott und Josef Niggemann<br />

Der Vorsitzende des Landschaftsbeirats<br />

beim Regierungsprasidenten Arnsberg,<br />

Dipl.-lng. Herbert Prott (74) aus<br />

Meschede erhielt aus der Hand von<br />

Regierungsprasident Richard Grunschlager<br />

das Bundesverdienstkreuz. Der<br />

Geehrte ist einer der ersten und bekanntesten<br />

NaturschiJtzer im Sauerland.<br />

Ab 1953 baute Herbert Prott die<br />

AuBenstelle fur Landschaftspflege des<br />

Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe<br />

Mit dem VEW-Energiekonzept<br />

haben wir heute<br />

bereits die Entwiclclungen<br />

von morgen vorgezeichnet.<br />

Es faBt fortschrittliche<br />

Energietechniken auf<br />

der Basis von Kohle und<br />

Kernenergie zu einem wirtschaftlichen<br />

und umweltschonenden<br />

Energie-<br />

Gesamtsystem zusammen.<br />

In diesen Pionierleistungen:<br />

• unserem neuen Kraftwerk<br />

Werne, einem Kohle-Kombi-<br />

Block mit modernster<br />

Rauchgasentschwefelung,<br />

• dem VEW-Kohleumwandlungsverfahren,<br />

das mehr aus Kohle macht,<br />

• dem Thorium-Hochtemperatur-Reaktor<br />

THTR 300<br />

in Hamm-Uentrop,<br />

steckt ein gutes Stiick<br />

Zukunft der Stromversorgung,<br />

steckt ein<br />

gutes Stiick Zukunft<br />

fur uns alle.<br />

Wir sorgen mit Energie<br />

dafur, daB kommende<br />

Generationen weder im<br />

dunklen tappen noch in<br />

einer diisteren Umwelt<br />

leben miissen.<br />

Vereinigte Elektrizitatswerke<br />

Westfalen AG • Dortmund<br />

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108<br />

SAUERLAND<br />

auf, zunachst in Meschede, spater in<br />

Arnsberg. In 23 Dienstjaiiren pragte er<br />

die Landschaftsplanung wesentlich mit.<br />

Unter seiner Federfuhrung entstand der<br />

Teilplan ..Landschaft und Eriiolung" zum<br />

Raumordnungsplan fur das Erhoiungsgebiet<br />

Arnsberger Waid. Dieser Plan war<br />

Grundstein fiir aiie folgenden Naturparkplanungen.<br />

Auch in seiner Freizeit und<br />

nacii der Pensionierung blieb er dem<br />

Naturscinutz verbunden. Von 1966 bis<br />

1983 war er Hauptnatursciiutzwart im<br />

Sauerlandisciien Gebirgsverein. Seit 1968<br />

ist er im Natursciiutzbeirat des Verbandes<br />

Deutscher Gebirgs- und Wandervereine.<br />

Aucii an den Zielen der Landesgemeinschaft<br />

Naturschutz und Umweit hat<br />

er seit 1976 aktiv mitgearbeitet Seit<br />

diesem Jahr ist er aucii 1. Vorsitzender<br />

des (damais installierten) Landscliaftsbeirats<br />

beim Regierungsprasidenten<br />

Arnsberg.<br />

Dem Burgermeister der Stadt Olsberg,<br />

iiandigte Landrat Rolf Fullgrabe das Bundesverdienstkreuz<br />

am Bands aus.<br />

Seit iiirer Grundung im Jaiire 1962 ist<br />

Josef Niggemann Rektor der Reaisctiuie<br />

Olsberg. Von 1964 bis 1974 war er Mitglied<br />

des Rates von Bigge und spater Bigge-Oisberg,<br />

von 1969 bis 1974 aucti der<br />

Amtsvertretung Bigge. im Jaiire 1969<br />

wurde er erstmals zum Burgermeister<br />

gewaiilt, im Jaiire 1975 zum Burgermeister<br />

der neugegliederten Stadt Olsberg.<br />

in Anerkennung seiner Tatigkeit fur die<br />

Entwicklung der neuen Stadt walilte ihn<br />

der Rat sowolnl 1979 als auch 1984 wieder<br />

einstimmig zum Burgermeister. Burgermeister<br />

Niggemann ist uberortlich tatig<br />

im Kreistag des Hochsauerlandkreises,<br />

im Sparkassenzweckverband und im<br />

Verwaltungsrat der Sparkasse Hochsauerland<br />

und im VerwaltungsausschuS<br />

des Arbeitsamtes Meschede, wo er sich<br />

vor allem den Problemen der Behinderten<br />

widmet. Auf Landesebene arbeitet er<br />

im Jugend-. Sozial- und Gesundheitsausschu6<br />

des nordrhein-westfalischen Stadte-<br />

und Gemeindebundes.<br />

AnlaBlich eines Empfanges der Industrie-<br />

und Handelskammer Siegen<br />

(zustandig fur die Kreise Siegen-Wittgenstein<br />

und Olpe) zu seinem 50. Geburtstag<br />

rief der Prasident der IHK, Dr. Henning<br />

Schleifenbaum, einen jahrlich zu ver-<br />

Das Alpenhaus oberhalb von Schwartmecke, Selbecke und Oberhundem wurde 1935 von Essener<br />

Burgern eingeweihit. Ober 50 Jahre blieb die Oase der Ruhe Anziehungspunkt zahlreicher<br />

Wanderer aus nah und fern. Huttenwart Gunter Schapers mit Ehefrau Edith bewirtschaften das<br />

Alpenhaus (elf Schlafraume. 28 Betten - das Gastezimmer faSt bis zu 40 Personen) seit nunmehr<br />

13 Jahren.<br />

gebenden Preis in Hohe von 5.000 DM ins<br />

Leben. Der Preis wurde von der Siegerlander<br />

Wirtschaft gestiftet fur die „beste<br />

anwendungsbezogene naturwissenschaftliche,<br />

technische oder betriebswirtschaftliche<br />

Diplomarbeit, Dissertation<br />

Oder Habilitation" an der Universitat Siegen.<br />

Dr. Schleifenbaum ist gleichzeitig<br />

langjahriger Vorsitzender der Gesellschaft<br />

der Freunde und Forderer der Universitat-Gesamthochschule<br />

Siegen. Mit<br />

der Auszeichnung soil alien Diplomanden<br />

und Doktoranden ein Ansporn gegeben<br />

werden, praxisbezogener mit der Zielsetzung<br />

eines besseren Technologietransfers<br />

zu forschen, andererseits soil sie<br />

die Wirtschaftsregion Siegerland anre-<br />

gen, sich starker mit ihrer Universitat zu<br />

identifizieren. Fiir die Hochschule dankte<br />

deren Rektor, Prof. Dr. Gerhard Rimbach,<br />

fur diese hochwillkommene erste Initiative.<br />

In der Verwaltung des Hochsauerlandkreises<br />

ist als Nachfolger fur den am 11.<br />

April verstorbenen Dezernenten Franz<br />

K6per nunmehr Walter BSckeler (47)<br />

Dezernent fur Soziales, Jugend und Sport<br />

geworden. Bockeler ist seit 1965 bei der<br />

Kreisverwaltung; 13 Jahre war er Leiter<br />

des Amtes fur Schulverwaltung und Kultur<br />

und 5 Jahre leitete er das Hauptamt<br />

Der neue Dezernent, seit fast 10 Jahren<br />

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auch Mitglied des Vorstandes der Sauerlandklinik<br />

in Hachen, stammt aus Hirschberg.<br />

SAUERLAND<br />

Ein Mann von der Ruhr<br />

Bischof Dr. Franz Hengsbach<br />

10. September 1910-1985<br />

109<br />

Grubenbetriebsfuhrer Dipl.-Ing. Hans<br />

Gunther Schmidt als Leiter des Besucherbergwerks<br />

in der Grube Ramsbeck<br />

noch immer bergmanniscii tatig, starb im<br />

Alter von 65 Jaliren am 19. 8.1985.<br />

Dipl.-lng. Schmidt stammte aus Sciiiesien,<br />

war lange Jaiirzeinnte im Siegerlander<br />

Erzbergbau und im Ausland tatig,<br />

und war zuletzt Betriebsfuiirer der von<br />

der ' Firma Saciitleben (Metallgesellscliaft)<br />

ubernommenen Grube Ramsbeck,<br />

in der er nach der Stillegung 1974<br />

mit viel Engagement und Erfolg den Ausbau<br />

zum Besuciierbergwerk betrieb (s.<br />

SAUERLAND <strong>Heft</strong> 2/1984, S. 47-49).<br />

Am 15. September voilendete Dr.<br />

Alfons Mohr in Medebacii das 75. Lebensjahr.<br />

Der Jubilar stammt aus Alteninundem<br />

und nainm sich nacii der spaten<br />

Ruckkehr aus Kriegsgefangensctiaft der<br />

Geschichte von Medebacii und seiner<br />

Umgebung an. Sein erstes Werk war der<br />

Ende der 70er Jalire ersciiienene Kirchenfuiirer.<br />

Es folgte im Jalire 1980 der<br />

erste Teil des Bildbandes ..iVIedebacli und<br />

seine Ortsteile", dessen zweiter Band im<br />

Oktober ersciieint. Elirenamtlicli ist Dr.<br />

i\/Iohr seit Jaliren als Ortsheimatpfleger<br />

und Denkmalpfleger tatig. Dem treuen<br />

Freund seiner sauerlandischen Heimat<br />

gelten nachtraglich unsere herzlichen<br />

Gluckwijnsche.<br />

August-Macke-Preis<br />

fur Gunter Ferdinand Ris<br />

Die Stadt Meschede verlieh ihre nach<br />

dem in Meschede geborenen Maler<br />

August Macke benannte Auszeichnung<br />

in diesem Jahr an den 57jahrigen<br />

Kunstler Gunter Ferdinand Ris und eroffnete<br />

eine Ausstellung mit 66 Objekten<br />

aus der Zeit von 1956 bis 1985. Der Preistrager<br />

ist einer der bedeutendsten deutschen<br />

Bildhauer der Gegenwart. Er<br />

erhielt den mit 7.000,- DM dotierten<br />

Preis als Leistungspreis, der damit zum<br />

dritten Male vergeben wurde; viermal ist<br />

der August-Macke-Preis bisher als Forderpreis<br />

ausgesetzt worden.<br />

Hochwurdigster Herr Bischof Hengsbach!<br />

In herzlicher Mitfreude nimmt das kurkolnische Sauerland Anteil an der Feier Ihres<br />

75. Geburtstages.<br />

Wir danken Ihnen gleichzeitig dafur, da3 Sie die Arbeit des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

in den vergangenen Jahren so aufmerksam verfolgt haben. Ihre Ausfuhrungen<br />

anIaBlich der Eroffnung der Ausstellung „Schutzenwesen im kurkolnischen Sauerland"<br />

am 23. September 1983 in Arnsberg haben AnlaS gegeben, uns verstarkt um die<br />

christliche Substanz unserer sauerlandischen Heimat zu bemiihen, wie sie sich in<br />

800 Jahren gemeinsamer „kurk61nischer" Vergangenheit bewahrt hat.<br />

Es ware fur uns eine groBe Freude, wenn Sie gelegentlich Zeit fanden, unserer Zeitschrift<br />

einen Beitrag zur Sicherung und Forderung christlicher Wertvorstellungen in<br />

der modernen Arbeitswelt - gerade auch auf dem Lande - zu widmen.<br />

Der Begriff „Ruhrbischof", dem Sie in Ihrem langjahrigen segensreichen Wirken an<br />

der unteren Ruhr hohen Rang gegeben haben, wird auch bei Ihren Landsleuten und<br />

Freunden an der oberen Ruhr als ein Titel empfunden, der dem ganzen kurkolnischen<br />

Sauerland zur Ehre gereicht.<br />

Mogen Ihnen, hochverehrter Herr Bischof, noch weitere Jahre gottgesegneten Wirkens<br />

in Ihrer „zweifachen" Ruhrheimat geschenkt sein.<br />

Mit heimatlichen GruBen verbleibe ich '<br />

Ihr sehr ergebener<br />

Dr. Adalbert Mullmann<br />

1. Vorsitzender des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

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SAUERLAND<br />

no<br />

0, Du schdnes Sauerland De duieren Wiesenblaumen<br />

Beim Stobern auf dem Balken<br />

entdeckt: „Fuhrer fur Ferien, Urlaub und<br />

Erholung im Sauerland, Siegerland und<br />

Wittgenstein", vor genau 50 Jahren 1935<br />

iierausgegeben vom Landesverkeiirsverband<br />

Westfalen e.V. Dortmund,<br />

Schutzgebiihr 30 Pfennig.<br />

Im Vorwort liest man, da6 das Sauerland<br />

„unter den Reisezielen, die von Jahr<br />

zu Jahr mehr in Aufnahme kommen", mit<br />

an erster Stelle stehe. Die „Volksgenossen"<br />

hatten den Erholungswert der Region<br />

erkannt und wurden in groBen Scharen<br />

ihre Ferien hier verbringen wollen.<br />

„Wie stark dieser Wunsch bereits heute<br />

in weiten Teilen unseres deutschen Vaterlandes<br />

ist, beweist das Sauerlandlied,<br />

das die braunen Bataillone der SA bei<br />

ihren Marschen uberall zu singen pflegen.<br />

Die SchluBzeilen dieses Sauerlandliedes:<br />

Ein jeder mocht dich sehen gem,<br />

drum eilt herbei von nah und fern."<br />

Von Affeln bis Zinse im Kreis Wittgenstein<br />

verzeichnet der Fiihrer samtliche<br />

Orte mit Angaben uber Hotels, Pensionen<br />

und Privatquartiere. Der Preis fur Obernachtung<br />

mit Fruhstuck bewegte sich<br />

zwischen 1,50 und 2,— Reichsmark. Fur<br />

Vollpension muBte man durciisciinittlich<br />

3,50 RM aufwenden. Es gab allerdings<br />

auch schon Spitzenherbergen wie Hotel<br />

Gnacke in Nordenau, Schutte in Oberkirciien<br />

Oder Stormann in Schmallenberg, in<br />

denen man 5,- bis 5,50 RM fur Vollpension<br />

ausgeben konnte. Im Gasthof Rademacher<br />

in Weuspert (Faule Butter) konnte<br />

man das Sauerland fiir 1,75 RM bei<br />

Obernachtung mit Fruhstuck Oder 3,25<br />

RM Vollpension genieBen. Einige wenige,<br />

ganz fortschrittliche Betriebe boten sogar<br />

„Zimmer mit flieBendem Wasser" an.<br />

e.t.<br />

Tante Mariechen harr Qmmer ne oapene<br />

Hand. Dat wuBten alle, besonders<br />

de Blagen eot der Noberskopp. Un se<br />

nutzeren dat redlek QQt.<br />

Ennes Middages - Tante Mariechen<br />

harr siek grade en kitzken oppet Ohr<br />

laggt, geng de Klingel van der HOusediSr.<br />

Tante Mariechen questere eismol,<br />

dat se all wier opstohn mochte, machte<br />

dann awer doch op.<br />

Do stong Schmitten kloine Karl var<br />

der Diar, hSIt Tante Mariechen enpaar<br />

Bloimekes, dai hoi op der Wiese Oder<br />

amme Auwer pluggt harr, entgiegen<br />

un saggte: „Tante, ich wollte Dir ne<br />

BlumenstrauS bringen, hab ich extra<br />

fur Dich gesucht."<br />

Tante Mariechen was ganz geroihert,<br />

nahm dian Klolnen eismol met rin un<br />

gaffte me en Tuitelken met Gummibarkes,<br />

van dian dai Junge foot en paar in't<br />

Muilken stoppere. Dann frogere hoi<br />

trulhiarteg: „Tante, heute ist Zirkus<br />

oben auf n Wiesen. Gehste mit mir dahin?"<br />

,.Ach. Junge," saggte Tante Mariechen,<br />

„das ist nix mehr fur mich. Da<br />

kannste doch allein oder mit einem<br />

Euerer Jungens hin gehen." (De Nober<br />

harr droi van der Surte, un se mochten<br />

iarg recht un schlecht derdiar schlohn).<br />

.,Tante, ich hab aber kein Geld fQr'n<br />

Zirkus," drucksere Karlchen rQmme un<br />

de Mamma hat auch keins".<br />

„Aha", dachte Tante Mariechen un<br />

lachere haimiek, „derQmme dai Blaumen,"<br />

Na, se geng an't Schaap. halere droi<br />

Mark SQt'm bloen Kaffeekoppken un<br />

gaffte se Karlchen. „So, ich denke, dafQr<br />

kannst Du innen Zirkus gehen, und<br />

morgen erzahlst Du mir, was Du alles<br />

gesehn hast."<br />

Dai Kloine strohlere uwer't ganze Gesichtken,<br />

stak et Geld in de Taske, roip<br />

in der Diar namol .,danke", un wiag<br />

was hoi.<br />

Tante Mariechen schlurfere tefrian<br />

trilgge und laggte siek im Liegestauhl<br />

wier trechte.<br />

Et woar vlichte ne Vaieristunde vergohn,<br />

do schaltet namol an der H6Qsediar.<br />

Tante Mariechen, dai grade innikket<br />

woar, floag verstuiert op: „Wat is<br />

dann dQen Dag laos? Wellt se mey kennen<br />

Middagesschlop gOnnen?" Awer<br />

guettmoideg ase se was, geng se wier<br />

rout un soh ganz verwQnnert en Brauer<br />

vam kloinen Kari do stohn. Hoi hail Tante<br />

Mariechen ne StrSuB Wiesenblaumen<br />

hien un stoatere veriiagen: ..Die<br />

hab ich auf Kampers Wiese gefunden,<br />

und Du hast doch so geme Blumen."<br />

Tante Mariechen dachte siek iahr<br />

Deil, nahm en Jungen met rin, greip<br />

wier nom bloen KaffekOppken, driickere<br />

diam Kloinen droi Mark in de Hand<br />

un saggte: „Du willst doch sicher auch<br />

in den Zirkus, und die Mamma hat kein<br />

Geld dafur."<br />

„Ja," roip dai Junge un machte ne Luftsprung.<br />

„Tante Mariechen, Du bist die<br />

beste Tante von der ganzen Welt, und<br />

unser Fritzchen soil Dir auch noch en<br />

paar Blumen bringen!"<br />

„Nai, nai", roip Tante Mariechen,<br />

„kenne Blaumen mehr. saviell Vasen<br />

hav iek jo gar nit!" Awer de Junge was<br />

all ter Diar rOQt sprungen.<br />

Tante Mariechen sSchtere en kitzken,<br />

dachte an de duieren Wiesenblaumen<br />

un laggte siek wier oppet Ohr. Ase<br />

de Klingel awer taum drQdden mole<br />

geng, ahnere se all wat Un richtig! Do<br />

stong de drudde kloine Schmitte, harr<br />

wier en Bungelken Blaumen in der<br />

Hand, awer dutmol footens im Glase,<br />

„Tante, ich hab die Blumen sofort in<br />

ein leeres Geleeglas gestellt, well Du<br />

nicht soviel Vasen hast!"<br />

Un Tante Mariechen geng taum<br />

druddenmol an't bloe Kaffe-koppken,<br />

fang awer mens na twai Mark fiftig<br />

drinne, reikere Fritzken dat Geld un<br />

saggte: „Mehr hav iek nit mehr, awer<br />

wann Ey tau Droien innen Zirkus gatt,<br />

gierret sieker feyf Grosken ErmaBigung.<br />

Un nou schicket mey awer kenne<br />

Blaumen mehr. Iek make de Diar nit<br />

mer op."<br />

As de Junge rSut was, sOchtere Tante<br />

Mariechen namol un dachte an't liege<br />

Kaffekoppken: „Acht Mark fiftig!<br />

Duiere Wiesenblaumen! Guett, dat nit<br />

alle Dage Zirkus is, awer de Blagen wert<br />

sieker viell Spass hawen, un de amnen<br />

Zirkusluie mot schlieBleck aok liawen!"<br />

H. Jungblut-Bergenthal<br />

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SAUERLAND<br />

OberwoMste^?<br />

Wer denkt im Herbst nicht manchmal an die Drachen,<br />

die er in seiner Kindheit iiat steigen lassen und an das<br />

frohliche Spiel mit dem Wind.<br />

Die erwartungsvolle Kinderfrage war dann immer, ob<br />

er steigt oder nicht. Denn man hat gelernt, dal3 der Wind<br />

launisch ist.<br />

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REICHER GENUSS ENTSPRINGT DER NATUR.<br />

180 JAHRE ERFAHRUNG UND F E L S Q U E L LWA S S E R MACHEN KROMBACHER PILS SO EINZIGARTIG.<br />

Krombacher<br />

S^K^" mit Felsquellwasser gebraut<br />

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