Heft 3 - Sauerländer Heimatbund e.V.
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Gefordert durch<br />
Der Ministerprasident<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
'i.<br />
W<br />
KREIS<br />
ULPE<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
ISSN 0177-8110<br />
SAUERLAND<br />
L 2767 F<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
o<br />
Leistung<br />
und<br />
Partnerschaft<br />
Wenn Sie die Dresdner Bank heute im Kreise<br />
der ganz GroBen finden, dann gibt es dafijr viele<br />
Grijnde. Einer davon ist, daB bei alien unseren<br />
Bemuhungen und Leistungen immer der Kunde<br />
im Mittelpunkt steht. GroBcomputer, Klarsichtleser,<br />
elektronische Datenubermittlung helfen<br />
uns, die Rut der taglichen Geschafte schnell<br />
und zuverlassig abzuwickein und unsere Kunden<br />
so zu betreuen, wie sie es von uns erwarten<br />
konnen. Denn erst dieTechnik einer groBen<br />
Bank gibt uns die Zeit fur eine personliche, auf<br />
die individuellen Probleme des einzelnen Kunden<br />
zugeschnittene Beratung. Daraus entstand die<br />
vertrauensvolle Partnerschaft, die uns mit Kunden<br />
und Geschaftsfreunden in alter Welt verbindet.<br />
Mit dem griinen Band der Sympathie<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND Nr. 3 / Sept 1985<br />
Zeitschrift des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
Neue Schutzenkonlge uberall<br />
Schijtzenfeste und KOnigsschieBen beinhalten auch im Sauerland Fortsetzung<br />
im Wandel. Fortsetzung und Wandel klammern sich gegenseitig nicht aus. Recht<br />
verstanden und richtig vollzogen sind sie zusammen erst das, was wir unter<br />
lebendiger Tradition verstehen. Tradiert - also weitergegeben - soil immer nur<br />
das werden, was aucli wert ist, uber Zeiten iiinweg weiter vermitteit zu werden.<br />
Kontinuitat im Wandel lieiBt dafier, von Zeit zu Zeit aus Einsiclit auf Verl^rustungen<br />
und falsclies Pathos zu verzicliten; z.B. im Ersciieinungsbiid von Konigspaar<br />
und Hofstaat Prunl< und Protz immer wieder zu loci^ern Oder iialbmiiitaristisclie<br />
Zurscliaustellerei abzubauen. Was sollen eigentlicli willneiminisclie Offiziersmutzen<br />
ais Schutzeninsignien? Tut es niciit gerade heute der gute aite Scliutzenliut?<br />
Wesentiicli ist docli, was das Konigsprinzip im Sdiiitzenwesen im Kern veranschauliciien<br />
soli: im sctineiiebigen Abiauf der Zeit soii es zum Ausdruck bringen,<br />
daB wir am gesunden Brauchtum festliaiten woiien, damit unser Heimatempfinden<br />
niclit in falschen BewuBtseinsinlialten verloren geiit.<br />
Einer soldier BewuBtseinsinliaite ist das Gespiir fiir Heimat; Heimat ais Ausdrucl^<br />
der dem Mensciien angeborenen Seiinsucht nacli Eingebundenlieit und<br />
Geborgenheit in einer Gemeinsctiaft. So wird der durch Geburt zugewachsene<br />
Lebensbereich zum Erlebensbereich gewonnen und gewahrt. Eriebte Heimat pragt<br />
die Jugend fur das Leben, das iiaufig auch anderwarts bestanden werden muB.<br />
Aber so wie landlich gepragte Jugend oft weit auswarts neue Heimat findet, so<br />
kommen auch stadtisch gepragte jungere, vor ailem aber altere Menschen wieder<br />
Oder erstmalig in unsere landliche Welt Und auch ihnen wachst Heimat zu, wenn<br />
sie die Bereitschaft mitbringen, angenommen zu werden. Denn Heimat - das<br />
wissen wir von den Vertriebenen - ist nicht nur Geburtsheimat allein; sie kann<br />
auch andernorts eriebbar werden. Uber das bloBe Wohnen und Arbeiten hinaus<br />
kann Gluck und Zufriedenheit gewonnen werden.<br />
Gerade das jahriiche Schutzenfest ist ein Fest des heimatvermittelnden Ortes<br />
der lebendigen Gemeinschaft von Jung und Alt, von Eingeborenen und Hinzugekommenen.<br />
Dabei reprasentiert der jahriiche Wechsel vom alten zum neuen<br />
Konig die Durchgangigkeit von HeimatbewuBtsein auch im gesunden Wandel der<br />
Generationen. Und in dieser „dreitagigen Messe der Gemeinschaft" steht der Konig<br />
mit seiner Konigin fiir den Anspruch, uns diese Gemeinschaft voll erleben zu<br />
lassen: in Besinnlichkeit ebenso wie in ausgelassener Freude. In unseren schonen<br />
sauerlander Dorfern und Stadten sind wir in der glijcklichen Lage, uns vor einem<br />
Verlust an Heimat zu bewahren, einem Verlust, der auch Verlust von uns selbst<br />
ware.<br />
Im Konigtum und in der sich jShrlich verlangernden Konigskette symbolisieren<br />
wir die so immer fortgeschriebenen Wunsche und Erwartungen.<br />
In diesem Sinne alien neuen Konigspaaren ein dreifach kraftiges<br />
HORRIDO - HORRIDO - HORRIDO!<br />
SAUERLAND<br />
Heinrich Koppel<br />
Im Vorstand der Schutzenbruderschaft St. Franziskus-Xaverius<br />
Arnsberg-Wennigloh<br />
71<br />
Aus dem Inhalt: Seite<br />
Neue Schutzenkonlge uberall 71<br />
Werner Helwig t • Ein Brief aus Genf 72<br />
300 Jahre Fachwerkhauser<br />
in Oberhundem 74<br />
Pralat Josef Kayser 90 Jahre 76<br />
Die Gemeinden und Kreise<br />
nach den Reformen 80<br />
Balve 5 - und doch: Beckum 81<br />
Golddorfer 82<br />
DenkmalplakettederStadt Attendorn 83<br />
Zehn Jahre Hochsauerlandkreis<br />
625 Jahre Freiheit Husten<br />
Gold fur die Feuerwehr Olpe<br />
Der Heimatverein feiert<br />
20 Jahre Biggesee<br />
Ortsheimatpfleger des HSK<br />
im WDR-Studio Dortmund<br />
Neue Technik auf der oberen<br />
Ruhrtalbahn<br />
Vor 175 Jahren wurde Franz-Josef<br />
Harbecke Pastor zu Hesborn<br />
Barock in Arnsberg<br />
Bucher Schrifttum<br />
Leserbrief<br />
Personalien<br />
84<br />
84<br />
86<br />
88<br />
92<br />
93<br />
95<br />
97<br />
98<br />
107<br />
107<br />
Das Titelfoto - Feldflur zwischen Medebach<br />
und Schmallenberg - und das Foto<br />
in der <strong>Heft</strong>mitte nahm Friedhelm Ackermann<br />
auf.<br />
Mitarbeiter dieses <strong>Heft</strong>es:<br />
Heinrich Koppel, Arnsberg; Gerda Helwig-<br />
Heimes, Genf; Jochen Krause, Kirchhundem;<br />
Dr. Erika Richter, Meschede; Heinz<br />
Koerdt, Arnsberg; Elisabeth Thiell, Balve;<br />
Otto Hoffer, Attendorn; Heribert Heymer,<br />
Sundern; Karl-Heinz Keller, Arnsberg;<br />
Klaus Hohmann, Olpe; Theo Hundt, Olpe;<br />
Heinz Lettermann, Olsberg; H. Ruschenbaum,<br />
Arnsberg; Anton Wirtz, Hallenberg;<br />
Dr. Jijrgen Richter, Arnsberg; Giinther<br />
Becker; Lennestadt; Hedwig Jungblut-Bergenthal.<br />
Schmallenberg.<br />
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72<br />
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
Werner Helwig t<br />
Ein Brief aus Genf<br />
SAUERLAND<br />
Seitdem der Dichter Werner Helwig<br />
am 9. Februar in Wormbach begraben<br />
worden ist, iiat man micii oft gefragt,<br />
warum mein Mann auf diesem Friediiof<br />
beerdigt wurde. immer ist ein kleines<br />
Erstaunen in der Frage zu spuren. Ich<br />
antworte dann meistens: „Faiiren Sie<br />
nacli Wormbacii, dann wissen Sie es".<br />
Wer hinfuiir, verstand es, aucfi wenn er<br />
voriier gemeint hatte, sein Grab liabe<br />
eher nach Griechenland Oder nacli Capri<br />
Oder vieileiclit sogar nacin island geliort.<br />
Ich weiS es iieute noch nicht, was Werner<br />
Heiwig nacFi Wormbacli zog. Ein<br />
Alinen vieileiclit Vieileiclit ein Erinnern.<br />
Wormbacli gehorte frijh schon zu uns.<br />
Das ist fast dreiBig Jalire her. Damais<br />
fand man bei Restaurationsarbeiten im<br />
Deci
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
73<br />
der Verlassenheit, den Hijtem der<br />
Ordnung, die in alien Landern auf denTyp<br />
des mittellosen Asoziaien gieich reagieren<br />
und iiin gem einsperren, wenn es<br />
geiit. Aus einschlagigen Erfahrungen<br />
schrieb Helwig spater dariiber einen<br />
„Knigge fur Knast".<br />
Dennoch fiat er die Herkunft aus burgerlichem<br />
iVIiiieu - sein Vater war Kunstmaier<br />
in Beriin (dort wurde er 1905 geboren)<br />
- nie verieugnen konnen, so seiir<br />
sein Dasein auch den Protest gegen ailes<br />
BiidungsbCirgertum ausdriickte. Vieles<br />
aus diesen f ruhen Jahren deutet noch auf<br />
den Wandervogei iiin, auf einen heftigjugendbewegten<br />
Absclinitt seiner Vergangenheit<br />
Er spracti gerne von der Burg im<br />
Hunsriick, der Waldeck, wo er iange lebte.<br />
Und die jungen Nerotiier spreclien noch<br />
iieute mit Bewunderung von ihrem Burgpoeten.<br />
Viele Lieder liat er fur sie geschrieben<br />
und komponiert. Sie werden<br />
gesungen, niclit nur von Nerothern.<br />
Die Gitarre gehorte zu ihm. Er konnte<br />
auf ihir seltsame und markige Tone anschlagen,<br />
wenn er russisclie, tunesisclie,<br />
bosnisclie Volkslieder und Gassenliauer<br />
sang und unter Anschlag sclirilier MiStone<br />
aus Brechts ..Hauspostille" psalmodierte.<br />
Manche nannten ihn deshalb gem<br />
einen Vaganten. Doch sclimeckt das zu<br />
seiir nach Mittelalter und Spielmann. Er<br />
aber war ein iVIenscli dieses Jahrhunderts.<br />
War er ein Tramp? Dann aber mu6<br />
man wissen, daS er jaiirelang Daublers<br />
„Nordliciit" im Brotbeutel mit sicin trug<br />
und gern uber die dunkelsten Ausspruche<br />
Heraklits meditierte.<br />
Gerade hiat er in Capri ein Haus gefunden,<br />
dort Japanverse iibertragen und<br />
war den iViythen der Hopi-indianer naciigegangen,<br />
da reiste er sciion wieder, fuhr<br />
uber Bornholm, wo er den Dicliter-Freund<br />
Hans Henny Jahnn besuctite. nach Island,<br />
kehrte iiber London, Paris und Rom zuruck<br />
und schrieb das ..Islandische Kajutenbuch",<br />
schrieb es wie eine mannliche<br />
Fee. Jetzt konnte er beides: Norden und<br />
Suden verkoppeln.<br />
Goring kam zu Besuch nach Capri.<br />
Axel Munthe wollte ihm San Michele verkaufen.<br />
Werner Helwig hatte den guten<br />
Instinkt zu verschwinden.<br />
Und dann kam der Krieg.<br />
Ich vermute, daS Helwig, der viel mehr<br />
Anstrengungen, Gefahrnisse und Exi-<br />
Mit der Scharfe sines Kristalls<br />
sich in den Raum einschneiden<br />
darin das eigene Sein verwirklichen<br />
mit Handen, ieicht<br />
wie eines Vogels Schwinge<br />
das Schwerste leisten: den Plug.<br />
In den prazisen Formen<br />
der Unbestimmtheit, wie ein Gedicht,<br />
das sein eigenes Ende noch nicht kennt.<br />
Denn unser Zeichnen<br />
gilt vom friihesten bis zum spatesten Zug<br />
immer nur der einen Gestaltung,<br />
wieviel Blatter das auch sein mogen<br />
und wir kennen ihr letztes Ansehen nicht,<br />
da es sich voilzog<br />
mit unserem letzten AtemstoB.<br />
Wir sterben nicht,<br />
nur die Widerstande fallen weg<br />
sie, die dem Ich Profil gaben.<br />
Danach stimmen wir wieder<br />
mit dem Raum uberein:<br />
das Erbe, aus dem wir kamen.<br />
Werner Helwig<br />
stenzbedrohungen hinter sich gebracht<br />
hatte als die meisten, fur sich personlich<br />
den Krieg weniger fijrchtete als den Kommi6.<br />
Den aber furchtete er uber die<br />
MaBen. Die Phobie, die ihn schon beim<br />
Anblick eines Gendarmen oderZollbeamten<br />
ergriff, ist mir oft aufgefallen, und der<br />
Gedanke an erzwungene Einordnung<br />
kam fur ihn der Vorstellung vom Zuchthaus<br />
gieich. Er blieb also drauBen, setzte<br />
sich in der Schweiz, dann in Liechtenstein<br />
fest Es war, als wenn ein Seeadler sich<br />
auf einer Wascheleine niederlassen wollte.<br />
Und damit die Drehung um 180 Grad<br />
voll werde, heiratete er, eine Frau sehr<br />
franzosischen Wesens. Sie machte ihn<br />
seBhaft. Von 1950 an lebte er mit ihr in<br />
Genf. Zwar verlor er nicht die Reiselust,<br />
aber der Hang zum abenteuerlichen<br />
Schweifen verlagerte sich auf die Leidenschaft<br />
zu ausschweifender LektiJre. Eine<br />
monstrose Belesenheit begann ihn auszuzeichnen<br />
und schlug sich jahrzehntelang<br />
in zahlreichen Buchrezensionen nieder.<br />
DaB Werner Helwig zu den exemplarischen<br />
Gestalten unseres Jahrhunderts<br />
gehort, darf man heute sagen. Er war<br />
einer der letzten Uberlebenden der Vaga-<br />
bunden- und Wikinger-Generation und<br />
mit seinem universellen Wissen einer der<br />
letzten hommes de lettres. Damit gehorte<br />
er einer aussterbenden Basse an. „lch<br />
bin einer der letzten von etwas, was es nie<br />
wieder geben wird", schrieb er.<br />
Helwig hat es nie verstanden, sich gebuhrend<br />
in Szene zu setzen. Prominenz hat<br />
ihn nicht iiberzeugt. So stand er, selbstverstandlich,<br />
nie im Mittelpunkt der<br />
Offentlichkeit, nie dort, wo man seine Kollegen,<br />
die Romanciers, die Lyriker oder<br />
Literaturkritiker antreffen konnte. Er<br />
blieb fur sich - souveran im Abseits.<br />
KompromiBlos. Konsequent Unbestechiich.<br />
Freiheit und die Selbstbestimmung<br />
seines Lebensraumes galten ihm mehr<br />
als der Ruhm.<br />
Als er 73 Jahre alt geworden war, starb<br />
seine Frau Yvonne, deren kleines Aschesackchen<br />
ich zu ihm in den Sarg legte. Sie<br />
war nicht gem getrennt von ihm. Fiir sie<br />
schrieb er sein letztes Buch: „Totenklage".<br />
Er schrieb es aus der Hohe eines denkend<br />
und schreibend verbrachten Lebens.<br />
Es ist das Bekenntnis eines Liebenden,<br />
ist die Reflexion uber das Weiterleben<br />
nach dem Tod, ist die genau beobachtete<br />
Selbsterfahrung eines Trauemden.<br />
„Totenklage" ist nicht nur ein Unikum im<br />
Lebenswerk von Werner Helwig, sondern<br />
in der deutschen Literatur uberhaupt<br />
Das Buch gewinnt dem Tod negativ Leben<br />
ab, wie es so sensibel, so schuldbewuBt,<br />
so voller Zartheit und Subtilitat des<br />
Denkens und Fuhlens, dabei so genau im<br />
Ausdruck der unmittelbaren, meistens<br />
nur ins Innerste gewendeten Wirklichkeit<br />
keinen Vorlaufer hat, keine literarischen<br />
Beispiele.<br />
Ob es die Kronung seines dichterischen<br />
Schaffens war, weiB ich nicht. Manche<br />
meinen es. Er selber sagte, als das Buch<br />
vor einem Jahr erschien: „Das ist meine<br />
Todesanzeige". Er hatte Krebs. Aber er<br />
schrieb welter. Ein Gedicht folgte dem<br />
anderen. Im Winter erscheinen sie unter<br />
dem Titel: „Wann bin ich es mit verloschendem<br />
Gesicht".<br />
„Was ich zu sagen hatte, steht in meinen<br />
Buchern", hat Werner Helwig einmal<br />
geschrieben, aber auch: „Was wir, als Gedachtes,<br />
in Buchstaben fassen, ist weniger<br />
als eine Ritzspur auf dem ungeheuerlichen<br />
Block des fur immer Unbegreiflichen.<br />
Und auch, was wir als unsere Sprache<br />
erfassen und zur Anwendung brin-<br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
74<br />
SAUERLAND<br />
300 Jahre Fachwerkhauser<br />
in Oberhundem<br />
gen, ist dann noch sehr schwankend in<br />
seiner Ausdrucksgenauigkeit".<br />
Einmal, im frOhen Sommer, war ich in<br />
Schmallenberg im Elternhaus, lief unter<br />
einem blauen Kinderiiimmei uber den<br />
Berg zu iiim, braciite ihm Farn, den er<br />
liebte. Icii kniete an seinem Grab, fuiiite<br />
die Erde, pflanzte Blumen. icii tat es<br />
sciieu, doch lachelte man mir zu. Es war<br />
ein wenig schwer zuruckzuiacineln, denn<br />
mit diesem Grab teiie icii eine Liebe. die<br />
hierher fuiirte, zu einem Platz, zu dem<br />
man seit uralten Zeiten die Toten brachte,<br />
damals, als man noch wuBte, da6 die<br />
Toten starker sind als die Lebenden. Sie<br />
alle schauen nach Osten, dorthin, wo die<br />
Sonne aufgeht. Es ist nicht Untergang,<br />
wohin sie schauen. Kein Stein, kein Kreuz<br />
lastet auf ihrem Kopf. Sie schauen auf<br />
ihren Namen, in dem sich ihr Wesen verdichtete.<br />
Langsam mit den Jahren wird Efeu das<br />
Grab uberwachsen, das damals so nackt<br />
war, als wir Werner Helwig begruben, mit<br />
Blumen, mit Schnee - ihn, den groSen<br />
Zauberer der Sprache, den VerfXihrer zu<br />
den Abenteuern des Herzens und des<br />
Geistes, der aus den Phantasien. den<br />
Marchen und Sagen, den groBen Mythen<br />
der Volker die Wirklichkeit des Lebens gewann.<br />
Gerda Helwig-Heimes<br />
Das Golddorf Oberhundem feierte eine<br />
Woche den Geburtstag zweier Fachwerkhauser,<br />
die vor 300 Jahren gebaut und<br />
bezogen wurden. Es sind der Finkenhof in<br />
Schwartmecke der Familie des Kirchhundemer<br />
Bugermeisters Luster-Haggeney<br />
und die „Alte Pastorat", das heutige<br />
Stickmuseum der Familie Steinacker.<br />
Die Dorfbevolkerung hatte sich mit Hingabe<br />
und Freude an diesem Jubilaum<br />
beteiligt, wobei sie an einem derFesttage<br />
dorfliches Leben vergangener Jahrhunderte<br />
mit vielen agierenden Gruppen den<br />
staunenden Gasten zeigte. So waren am<br />
Gasthof ,.Zu den Linden" drei hessendarmstadtische<br />
Soldaten postiert, um<br />
die hessische Okkupationsurkunde zu<br />
verlesen. Ein Imker, eine Topferin an der<br />
Topferscheibe, ein Korbflechter und ein<br />
Dorfschmied stellten sich und ihre Arbeit<br />
sicherlich ein Ereignis, uber das man<br />
nicht so ohne weiteres zur Tagesordnung<br />
iibergehen sollte. Sind sie doch baugeschichtliche<br />
Zeugen, die auf ihre Weise<br />
iiber das Leben und Wirken langst vergangener<br />
Tage zu berichten wissen, Menschengesichtern<br />
gleich, in denen sich die<br />
Weisheit und Erfahrung eines langen<br />
Lebens widerspiegelt Gerade angesichts<br />
der Tatsache, daB in unserer so schnellebigen<br />
und fortschrittstrunkenen Zeit so<br />
manches Fachwerkhaus von historischem<br />
Wert ohne sonderliche Kenntnisnahme<br />
der Offentlichkeit „wegsaniert"<br />
wurde, ist es um so erfreulicher festzustellen,<br />
da6 es auch noch positive Beispiele<br />
kulturgesellschaftlichen BewuBtseins<br />
gibt. Konkret sind damit nicht nur<br />
alte Bauten gemeint. die wegen Baufalligkeit<br />
abgerissen wurden und in den<br />
BQcher von Werner Helwig:<br />
Im Buchhandel<br />
.Totenklage" / Insel Verlag / 1984 / 24- DM<br />
Jsiandisches Kajutenbuch" / Limes Verlaq / 1983 /<br />
24.80 DM<br />
.Klange und Schatten" / Nachdichtungenjapanischer<br />
Texte / Claassen Verlag / 1972 / ca. 24- DM<br />
.Die Parabel vom gestarten Kristall" / Erinnerungen an<br />
Hans Henny Jahnn / v. Hase a Koehler Verlaq / 1974 /<br />
12.80 DM<br />
..Raubfischer in Hellas" / Moewig Verlag / 1981 / 7,80 DM<br />
Direkt zu beziehen durch<br />
Sudmarkverlag Fritsch KG, Goethestr. 3S, 7920 Heidenheim:<br />
.Ich Dickicht des Pelion" / 7,80 DM<br />
.Die Blaue Blume des Wandervogels" / Vom Aufstieg,<br />
Glanz und Sinn einer Jugendbewegung / 29.- DM<br />
.Lapplandstory" / 6,90 DM<br />
.Carmina Nerothana" / Lieder von Werner Helwig,<br />
mit Noten / 29,80 DM<br />
Zu beziehen durch Aldus-Presse Reicheneck, Eifelstr, 22,<br />
7410 Reutlingen:<br />
.Grottenspruche" / 198S / Handdruck / 20.- DM<br />
Der Finkenhof In Schwartmecke<br />
vor. PreuBische Soldaten zogen auf<br />
Wache, und ein Nachtwachter sagte die<br />
Stunden an. Die bilsteinische Miliz verweiite<br />
sich am Lagerfeuer usw. usw. Das<br />
ganze Dorf war voller Leben.<br />
Bel einem festlichen Abend in der<br />
Alten Pastorat trug Ortsvorsteher Karl<br />
NOcker seine Forschungen zum Alter und<br />
fruheren Aussehen der beiden „Geburtstagshauser"<br />
vor. Dabei sagte er:<br />
„Wenn zwei alte Fachwerkhauser<br />
gemeinsam Geburtstag feiern, ist das<br />
Freilichtmuseen in strahlender Schonheit<br />
wieder erstanden, sondern auch gerade<br />
solche, die heute noch mitten im pulsierenden<br />
Leben ihre Aufgabe erfullen und<br />
sich der fursorglichen Pflege ihrer Besitzer<br />
erfreuen.<br />
Der kleine Luftkurort Oberhundem<br />
weiB sich glucklich zu schatzen, daB er<br />
neben der altehrwurdigen Pfarrkirche<br />
und der weithin bekannten historischen<br />
Adolfsburg weitere Kleinode beherbergen<br />
darf, die sich trotz verheerender<br />
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SAUERLAND<br />
75<br />
Brandkatastrophen und Stahlgewitter<br />
unter auBerst gluckhaften Umstanden in<br />
unsere Zeit hinubergerettet haben. Es<br />
sind zwei schone alte Fachwerkhauser,<br />
die auch uber den ortliciien Raiimen iiinaus<br />
Beachtung finden. In ihrer unterschiedliciien<br />
Art und Zweckbestimmung<br />
sind sie sprechende Beispiele, wie Mensciien<br />
im Laufe der 300 Jahre in bestandigem<br />
FlelB gewirkt iiaben. ihr niciit<br />
immer leiciites Tagewerk erhalt in diesen<br />
Hausern symbolisciie Kraft. FurOberhundem<br />
und seine Bewohner ist dies Grund<br />
genug, sicii bei Fest und Feier dankbar<br />
ihrer geschichtlichen Verpfiichtung zu<br />
erinnern, Dorf und Umwelt in ihrer natiJrlichen<br />
Schonheit zu erhalten."<br />
Inzwischen liegt die Arbeit, reich bebildert<br />
mit alten und neuen Fotos und<br />
Details aus den die Adolfsburg zeigenden<br />
Kupferstichen, als begrenzter Sonder-<br />
druck der Familien Luster-Haggeney und<br />
Steinacker vor.<br />
Alles in allem: Das Dorf Oberhundem<br />
hat sich und seine altesten Fachwerkhauser<br />
stilvoll gefeiert.<br />
Jochen Krause<br />
Mit der hlstorlschen Postkutsche konnten<br />
auch die erholungsuchenden Gaste durch das<br />
Dorf fahren. Fotos: Joclien Krause<br />
Pfarrhaus und Kirche.<br />
Zeichnung: Udo Krause<br />
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76<br />
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SAUERLAND<br />
Pralat Josef Kayser 90 Jahre<br />
Deutsche Geschichte im Spiegel eines bewegten Lebens<br />
Dr. Erika Richter<br />
Ein deutsches Priesterleben im 20.<br />
Jahrhundert - das ist wohl in keinem Fall<br />
ein besciiauliches Seelengluck in der<br />
Gottgeborgeniieit. Seiten verdiciiten sicii<br />
aber in einer Biograplnie die untersctiiedlichen<br />
Stromungen, Konfiikte und Katastropiien<br />
unseres Sakulums so anscliaulicii,<br />
wie in der des 1895 in Sciimallenberg<br />
geborenen Geistliclien Josef Kayser, der<br />
am 22. November dieses Jalires seinen<br />
90. Geburtstag feiern kann.<br />
Als der ISjainrige Fabrikantensotin sicii<br />
Ostern 1914 mit seinen Attendorner Mitschiilern<br />
fiir das obligate Erinnerungspiioto<br />
der Abiturientia postierte, sciiien<br />
die willielminisciie Welt noch in Ordnung.<br />
Der Linse des Kleinstadt-Photographen<br />
prasentierten sich 17 gravitatisch dreinschauende<br />
Jungmanner in steifem Kragen<br />
und strammer Haltung samt dem<br />
wiirdevollen Ordinarius, einem Major der<br />
Reserve, als eine sauerlandische Elite dieser<br />
Zeit. Soil man es als symbolisch<br />
empfinden, daB Josef Kayser der diistere<br />
Links-AuBen ist? In einem kurzen, Jahrzehnte<br />
spater entworfenen Lebenslauf<br />
berichtet er, daB er schon als Gymnasiast<br />
von den religiosen und sozialen Ideen des<br />
schwungvollen und unkonventionellen<br />
Dr. Carl Sonnenschein gepackt war. Dieser<br />
katholisclie Priester schrieb und agitierte<br />
damals im Rahmen des „Volksvereins<br />
fiir das katholische Deutschland", in<br />
dessen Zentrale bekanntlich der bedeutende<br />
Sauerlander August Pieper eine<br />
entsctieidende Rolle spielte. Sonnenscheins<br />
Bemiihungen galten vor allem<br />
den der Kirche entfremdeten Arbeiterschichten<br />
und Akademikern. Schon<br />
erwog Josef Kayer einen Beruf, in dem er<br />
seine sozialen und religiosen Neigungen<br />
verwirkliclien konnte. Aber der Vater,<br />
Textilfabrikant in Schmallenberg, hatte<br />
mit dem einzigen Sohn neben vier Tochtern<br />
andere Plane.<br />
Der Kriegsausbruch verschob eine Entscheidung.<br />
Seibstverstandlich meldete<br />
sich der junge Sauerlander wie viele seiner<br />
Altersgenossen freiwillig und kampfte<br />
im Osten und in Frankreich, wurde<br />
mehrfach verwundet und erlebte als<br />
Kompaniefiihrer 1918, wie die scheinbar<br />
festgefugte Welt des Kaiserreichs zerbrach.<br />
Der junge Leutnant der Reserve<br />
wurde Bergmann im Ruhrgebiet, arbeitete<br />
aber auch in Kali-Zechen in Mitteldeutschland,<br />
im Olschacht Heide/Hoistein<br />
und in den Schwefelkiesgruben in<br />
Abiturientia Ostern 1914 / Attendorn<br />
Meggen im Sauerland. Neben der praktischen<br />
Tatigkeit studierte er Bergbauwissenschaft<br />
in Clausthal-Zellerfeld im Harz<br />
und in Berlin. 1924 machte er dort sein<br />
Examen als Diplom-Bergingenieur. Es<br />
war charakteristisch fiir ihn, daB er in<br />
Berlin zum engsten Kern des Sonnenschein-Zirkels<br />
stieB, da Dr. Sonnenschein<br />
mittlerweile unter den Katholiken der<br />
Reichshauptstadt und auch iiber ihre<br />
Kreise hinausstrahlend eine breite Wirksamkeit<br />
entfaltet hatte. So ist es nicht<br />
ganz uberraschend, daB Josef Kaysers<br />
Neigung zum geistlichen Stand die bis ins<br />
hohe Alter gebliebene Passion fiir die<br />
Geologie zuriickdrangte. 1926 entschloB<br />
er sich zum Theologiestudium in Paderborn.<br />
Hier wurde er am 15. Marz 1931 zum<br />
Priester geweiht.<br />
Der Lagerkaplan<br />
Inzwischen hatte die in Amerika ausgebrochene<br />
Weltwirtschaftskrise mit ihren<br />
verheerenden Auswirkungen Deutschland<br />
erreicht. Auftragsriickgange in der<br />
Industrie, Konkurse groBer und kleiner<br />
Firmen, Entlassungen der Arbeitnehmer,<br />
dazu der rigorose Sparkurs des Reichskanzlers<br />
Briining fiihrten bei den steil<br />
ansteigenden Arbeitslosenmassen zu<br />
heute unvorstellbarer wirtschaftlicher<br />
Not. Erbitterte Auseinandersetzungen in<br />
der immer wirrer werdenden Parteienszene<br />
wegen der Wirtschaftsmisere, dazu<br />
die wilden Kontroversen iiber die richtige<br />
deutsche AuBenpolitik nach dem<br />
verlorenen Krieg weckten in der verunsicherten,<br />
an obrigkeitliche Leitung gewohnten<br />
Bevolkerung eine tiefe Sehnsucht<br />
nach einem Ende der Zerrissenheit<br />
und neuer deutscher Harmonie. Der Begriff<br />
der „Volksgemeinschaft" - in der NS-<br />
Zeit dann vollig korrumpiert - war ein<br />
Kultwort in der Spatphase der Weimarer<br />
Republik. Aber auch andere Beschworungsformeln<br />
und Idealvorstellungen<br />
feierten zumindest verbale Triumphe:<br />
Arbeit als Ehrendienst fiir das deutsche<br />
Volk - deutsche Seele und deutsche<br />
Scholle - deutsches Bauerntum als Jungbrunnen<br />
der Nation ... die Aufzahlung<br />
lieBe sich beliebig fortsetzen.<br />
Solche gefuhlstrachtigen Formulierungen,<br />
die man nach dem MiBbrauch im<br />
Dritten Reich kaum noch unbefangen<br />
verwenden kann, finden sich zuhauf in<br />
den zeitgenossischen Broschuren, die<br />
neue Losungsformen in der volkischen<br />
Zerrissenheit propagieren: z.B. „Volkslager"<br />
unter Beteiligung aller Klassen und<br />
Stande oder „Arbeitslager" auf freiwilliger<br />
Grundlage. In den Notgebieten Schlesiens<br />
waren sie durch den Grafen Moltke<br />
aus Kreisau und seinen geistigen Mitstreiter<br />
Prof. Eugen Rosenstock bereits<br />
seit 1928 eingerichtet worden. 1931 wird<br />
die Idee eines „Feiwilligen Arbeitsdienstes"<br />
mit dem Ziel, den Erwerbslosen eine<br />
sinnvolle Tatigkeit bei der AufschlieBung<br />
von kulturfahigem Odland zu ermoglichen,<br />
auch in Ostwestfalen aufgegriffen.<br />
Der Nationalsozialismus hat mit der<br />
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SAUERLAND<br />
77<br />
Zwangsorganisation „Reichsarbeitsdienst"<br />
auch die freiwillige Vorform mit<br />
einem negativen Odium beiegt. Weil im<br />
allgemeinen nur nocii wenig dariiber bekannt<br />
ist, mu6 etwas ausfuiirliciier berichtet<br />
werden.<br />
Pastor V. Bodelsciiwingh von der<br />
Anstalt Bethel geJiOrte in Westfalen zu<br />
den initiatoren des Freiwilligen Arbeitsdienstes.<br />
In einem bemerkenswerten Akt<br />
oekumenischer Zusammenarbeit hatte<br />
der Protestant dem Paderborner Bischof<br />
Kaspar Klein angeboten, auf dem Truppenijbungsplatz<br />
Sennelager ein zwar<br />
konfessionell getrenntes, aber in der<br />
technischen Arbeitsorganisation gemeinsam<br />
wirkendes Arbeitsdienstlager<br />
zu errichten.<br />
Die praktische Umsetzung des Vorschlags<br />
fiel dem Diozesanprases der<br />
Merkblatt<br />
fiir die Staumiihler<br />
Arbeitsdienstwilligen, welche in landwirt-<br />
schafdiche Arbeitsstellen vermittelt werden.<br />
katholischen Arbeitervereine in Paderborn<br />
zu. Das war der Domvikar Heinrich<br />
Marx, der sich spater dem Sauerland<br />
auf s engste verbunden hat Von 1933-<br />
1958 war er Pastor in Bodefeld und ein<br />
angesehener Heimatforscher in unserem<br />
Raum. Mit groSer Tatkraft griff er die Idee<br />
des Freiwilligen Arbeitsdienstes auf und<br />
organisierte das im Ersten Weltkrieg von<br />
englischen Kriegsgefangenen gebaute<br />
Lager Staumiihle zu einer Unterkunft fiir<br />
„Alu"- und „Kru"-Leute um, d.h. mannliche<br />
Empfanger von Arbeitslosen- und<br />
Krisenunterstutzung, die sich auf eine<br />
Ausschreibung hin freiwillig meldeten.<br />
Trager der Einrichtung war der Diozesanverband<br />
Paderborn der katholischen<br />
Arbeitervereine Westdeutschlands und<br />
das Arbeitsamt Paderborn. Als Taschengeld<br />
erhielten die in den Lagerlisten<br />
„Dienstwillige" genannten Manner taglich<br />
50 Pfennig. Dafiir sollten sie an dem<br />
groBen Projekt mitarbeiten, das nach damaligen<br />
Schatzungen bei ..Anwendung<br />
von Maschinen auf das MindestmaS", wie<br />
Domvikar Marx in einem Aufsatz in der<br />
Reihe ..Heimat und Scholle" schrieb, Tausenden<br />
Arbeit fiir 10 Jahre versprach: Regulierung<br />
der Ems und damit Melioration<br />
des Emslandes - eine Aktion, die spater<br />
von den „Moorsoldaten" der nationalsozialistischen<br />
Konzentrationslager in einer<br />
entsetzlichen Pervertierung des ursprijnglichen<br />
Ansatzes fortgefuhrt<br />
werden muBte.<br />
Domvikar Marx suchte fiir seine katholischen<br />
Dienstwilligen eine seelsorgliche<br />
Betreuung. Und hier kehrt die Darstellung<br />
zu ihrem Ausgangspunkt zuruck.<br />
Auf einer Tagung iiber die Organisation<br />
des Freiwilligen Arbeitsdienstes in Duisburg<br />
lernte Marx im Jahr 1931 Josef<br />
Kayser kennen, der gerade seine erste<br />
Stelle als Kaplan an der Propsteikirche in<br />
Dortmund angetreten hatte.<br />
Kurz nach der ersten Begegnung, so<br />
schildert es Josef Kayser, der noch heute<br />
iiber ein bewundernswertes Gedachtnis<br />
verfugt, habe ihm Marx auseinandergesetzt.<br />
daB er im Lager „ein herrliches Feld<br />
der Betatigung" finde und mit seinen drei<br />
Berufen: als Priester, als Ingenieur und<br />
gewesener Kompaniefuhrer der geeignete<br />
Mann fiir die Lagerleitung sei. So begann<br />
Kaysers Aufgabe als Lagerkaplan.<br />
Jetzt trafen sich der Schwung desjungen<br />
Geistlichen und des Geologen, und mit<br />
Stolz berichtet er noch heute iiber die damals<br />
geleistete Arbeit: „Wir rigolten 320<br />
Morgen Heide bis zu 1.50 m durch die<br />
Ortsteinschicht, wir bauten 5 Siedlungsdorfer,<br />
regulierten die Grimke usw. (rigolen=tief<br />
umstechen)" Dabei ging es allerdings<br />
weniger um die Effizienz der Arbeit<br />
als um die Bemiihung, diejungen Stadter<br />
wieder zu erdnahem Tun zu fiihren und<br />
die Verantwortung vor der Schopfung zu<br />
wecken. Das ist auch in einem von Marx<br />
und Kayser gemeinsam unterzeichneten<br />
Merkblatt spurbar, das im Tenor von<br />
Demut vor der Natur, nicht im Sinne des<br />
Pralat Josef Kayser 1984 - hinter dem Findling<br />
am Hauseingang in Eickelborn<br />
„Machet euch die Erde untertan!" gepragt<br />
ist. Das Emblem des Merkblatts:<br />
„Fur Gott und Volk! faBt die Antriebskrafte<br />
der Leiter sinnfallig zusammen.<br />
Zum religiosen Fundament noch ein<br />
paar Hinweise Kaysers: „Ein Kreuzweg<br />
wurde gebastelt, ein Turm gebaut, fiir<br />
den Pralat Wolker die Glocke stiftete, jeden<br />
Morgen nach der Messe war die<br />
Arbeitseinteilung."<br />
Die besonderen MeBintentionen deuten<br />
den Versuch an, in einer die politischen<br />
Spannungen der Krisenzeit iiberwolbenden<br />
Deutschland-Mystik alle Gegensatze<br />
zu ignorieren: „Fur die Freiheit<br />
des deutschen Arbeiterstandes" - „0b<br />
Hitler Oder Thalmann, wir niitzen<br />
Deutschland"...<br />
Ganz lieBen sich die zeitgenossischen<br />
Richtungskampfe allerdings nicht wegdenken.<br />
Krafte, die den Freiwilligen<br />
Arbeitsdienst zu einer Art paramilitarischer<br />
Organisation umfunktionieren<br />
wollten, regten sich allenthalben. Es gab<br />
auch Resonanz dafiir unter den Arbeitsleuten.<br />
Wie ware es sonst verstandlich,<br />
daB sie ihren Kaplan angingen, er solle<br />
ihnen doch den Parademarsch beibringen<br />
- in Holzschuhen!...<br />
Kayser war ein vielgesuchter Multiplikator<br />
der Arbeitsdienstidee. In einer<br />
Ansprache im Berliner Rundfunk vom<br />
Fruhjahr 1932, deren Manuskript glilcklicherweise<br />
erhalten ist, eriauterte er seine<br />
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78<br />
SAUERLAND<br />
Vorstellungen vom Fuhrertum im F.A.D.<br />
Nach Ablehnung des militarischen und<br />
des beamteten Fiihrers kennzeichnete er<br />
den „mutterlichen" Fiihrer als Leitfigur:<br />
Mutterlichkeit mu6 heute das Charakteristikum<br />
des Fuhrers sein und dazu<br />
gehort:<br />
1. Der Fuhrer muS stets das groSte Kreuz<br />
tragen wollen, also nichts fordern. was<br />
er nicht selbst zu leben bereit ist, und<br />
nicht nur im Rausch der ersten Begeisterung.<br />
sondern fort und fort.<br />
2. Der Fuhrer muS bereit sein. seine stets<br />
wechselnde Gefoigschaft freudig als<br />
sein groBtes Kreuz zu tragen."<br />
Spitzbubisch lachelt der fast Neunzigjahrige<br />
noch heute, wenn er das unmittelbare<br />
Ergebnis der Ansprache nennt: 28<br />
Antrage von heiratslustigen jungen Damen.<br />
Die spatere Folge einer derartigen<br />
Interpretation von Fuhrertum und Gefoigschaft<br />
war leicht auszudenken. Als<br />
die Nationalsozialisten die Macht ergriffen<br />
und in wenigen Jahren den Arbeitsdienst<br />
zu einer straff soidatischen<br />
Zwangsorganisation umformten, war<br />
der Kaplan mit den sonderbaren Vorstellungen<br />
von Fuhrertugenden ..untragbar".<br />
Ihm wurde eroffnet, da6 er kein deutsches<br />
Arbeitsdienstlager mehr betreten<br />
diirfe. Heinrich Marx, der das Ende des<br />
konfessionell gepragten Arbeitsdienstes<br />
als unausweichlich ansah, loste das Lager<br />
Staumuhle auf. Die Einrichtung wurde<br />
vom Militar des Truppenubungsplatzes<br />
ubernommen, die von den Mannern<br />
erbauten Sennedorfer Ziele fur Artillerieijbungen.<br />
Josef Kayser kam als Vikar<br />
nach Hoxter.<br />
Fast ist es unnotig zu berichten, daB er<br />
auch dort heimlich eine katholische Jungschar<br />
weiterfuhrte, sich um „rassisch<br />
Verfolgte" kummerte und wegen „organisierter<br />
Zersetzungsarbeit gegen den<br />
Staat" mit der SA immer wieder aneinandergeriet<br />
Als der Wagen fur das KZ<br />
Oranienburg schon bestellt war, wShlte<br />
er nach eigener Darstellung eine andere<br />
Losung. Er meldete sich als Militarseelsorger.<br />
Der Divisionspfarrer<br />
Seine soldatische Vergangenheit hatte<br />
Kayser immer wieder eingeholt. In durren<br />
Worten vermerken es die Personalnotizen<br />
des Generalvikariats: 1935 mit der<br />
Seelsorge im Pionierbataillon Hoxter<br />
beauftragt, seit Juli 1939 zur Disposition<br />
gestellt fiir die Wehrmachtseelsorge, am<br />
1.1.1940 Wehrmachtpfarrer in Brandenburg,<br />
anschlieBend Kriegsdienst und Gefangenschaft.<br />
Kriegsdienst, das bedeutete Pfarrer in<br />
der 76. Infanterie-Division, Durchquerung<br />
der Ukraine, VorstoB bis zur Wolga. Die<br />
Weite der russischen Landschaft und die<br />
Menschen der Ukraine waren ein bewegendes<br />
Eriebnis fur ihn, dem er - wie er es<br />
auch schon vorher bei besonders starken<br />
Eindrucken getan hatte - im Gedicht<br />
Ausdruck verlieh. Nach Gestaltung in Gebet<br />
und Gedicht drangte spater auch die<br />
Erfahrung des Furchtbaren, das im<br />
Herbst 1942 auf ihn wartete: der Kessel<br />
von Stalingrad. Das Inferno der gewaltigen<br />
Schlacht eriebte er bis zum Ende: Kellerlocher<br />
voll Hungernder, Verstiimmelter,<br />
Erfrorener. Eine Kalte, so morderisch,<br />
da3 sich zwischen Wandlung und Kommunion<br />
im MeBwein Eiskliimpchen bildeten.<br />
Massenhaftes Sterben, so auf dem<br />
Hauptverbandsplatz von Bolsche-Rossoschka,<br />
wo er im November 1056 Tote<br />
„beerdigte". Gebete an von den Sanitatern<br />
herangeschafften Bahren, auf denen<br />
vermeintlich Tote plotzlich seine Gebete<br />
fortsetzten. Aufwachen nach einem<br />
Erschopfungsschlaf zwischen 19 Toten in<br />
der als Hauptverbandsplatz eingerichteten<br />
Schweinekolchose. Immer wieder<br />
sagt er, wenn er nach diesen Stalingrad-<br />
Erfahrungen gefragt wird: „Das eigentliche<br />
Stalingrad kann man nicht aussprechen<br />
und nicht beschreiben. Es kann nur<br />
gebetet werden." Immerhin hat er dem<br />
Schriftsteller Heinz Schroter fur sein Stalingrad-Buch<br />
berichtet, was sich im Januar<br />
1943 zutrug, als die Russen auftauchten.<br />
Er rief dem kleinen Trupp, der<br />
sich dem Bunker naherte, auf russisch zu:<br />
„lch bin der Priester, Christus ist im Krieg<br />
auferstanden." Da lieSen die Sibiriaken<br />
die Maschinenpistolen sinken, bekreuzigten<br />
sich: „Wahrhaftig, er ist auferstanden",<br />
und gaben ihm den OsterkuB.<br />
In der Gefangenschaft begann das,<br />
was ein spateres Buch ijber diese Vorgange<br />
„Krieg hinterm Stacheldraht" genannt<br />
hat. Sollten die Deutschen auf das<br />
Angebot der Russen eingehen und sich<br />
im Widerstand gegen Hitler mit ihnen zusammentun?<br />
War das Verrat an der<br />
deutschen Sache oder der Anfang fur ein<br />
besseres Deutschland? Die Offiziere in<br />
den Gefangenenlagern waren tief zer-<br />
stritten in dieser Situation. Kayser entschied<br />
sich schlieSlich dafur, dem Bund<br />
Deutscher Offiziere, der Seydlitzbewegung,<br />
beizutreten. Er uberwand seine nationalen<br />
Bedenken mit der Erklarung:<br />
Ich will einen Anfang machen, daS sich<br />
finde Mensch zu Mensch und Volk zu<br />
Volk. Es lebe die Liebe und die gegenseitige<br />
Hingabe. Es sterbe der HaS und<br />
der Stolz.<br />
Von Lunowo bei Moskau aus, dem Sitz<br />
des Nationalkomitees Freies Deutschland,<br />
mit dem Manner des Bundes zusammenarbeiteten,<br />
wurde der antifaschistische<br />
Widerstand in alien Medien<br />
propagiert. Hier konnte Kayser im Rundfunk<br />
Gottesdienste feiern, hier wurden<br />
auch Flugblatter mit Appellen zum<br />
Kampf gegen Hitler verfaBt.<br />
Im Januar 1944 entdeckte in der Ukraine<br />
ein junger Funker aus der Umgebung<br />
Meschedes ein solches Flugblatt. Kayser<br />
hatte es gut sichtbar an drei Gruppen in<br />
der Heimat adressiert:<br />
Meine Kumpels im Ruhrgebiet!<br />
Meine Sauerlander Landsleute in Schmallenberg!<br />
Meine liebe Gemeinde in Hoxter!<br />
Es ist verstandlich, daB derjunge Deutsche<br />
im russischen Kampfgebiet von der<br />
Anrede „Sauerlander" wie elektrisiert<br />
war und trotz des strengen Verbots,<br />
feindliche Propaganda anzuruhren, das<br />
Flugblatt heimlich an seine Eltern gelangen<br />
lieB. Die Odyssee dieses Blattes und<br />
seine Auswertung durch Mescheder<br />
Gymnasiasten aniaBlich eines Wettbewerbs<br />
zum Thema „Nationalsozialismus"<br />
ist im Jahrbuch 1984 des Gymnasiums<br />
der Stadt Meschede nachzulesen. Dort ist<br />
auch das auf seinem abenteuerlichen<br />
Weg etwas bruchig gewordene Flugblatt<br />
abgebildet, das Kayser in einer Runde neben<br />
Walther v. Seydlitz zeigt. Er appelliert<br />
in dem Text:<br />
als Deutscher:<br />
Macht SchluS mit dem Krieg und<br />
mit Hitler!<br />
als Soldat:<br />
Seid tapfer und kampft fiir die Freiheit<br />
gegen den inneren Feind des deutschen<br />
Volkes, den Nationalsozialismus!<br />
als Priester;<br />
Alles was gegen Eure Uberzeugung ist.<br />
ist Siinde. Nur keine Unterlassungssiinden!<br />
Es gibt heute nur eine Siinde: die<br />
Feigheit! Ihr wiSt, das habe ich immer gepredigt<br />
und tue es auch heute.<br />
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SAUERLAND<br />
Schwester Ferreria<br />
60 Jahre Franziskanerin<br />
79<br />
Auf ein frohes Wiedersehen in einem<br />
friedlichen freien Deutschland ohne Diktator,<br />
SS und KZ!<br />
Auch wenn Kayser die Chancen nutzte,<br />
durch das NKFD das Gewissen der Deutschen<br />
aufrijtteln zu konnen, so begegnete<br />
er der Organisation insgesamt kritiscii.<br />
Zwar war er ein im Grunde unpolitischer<br />
iVIensch, vie! mehr am religiosen Aspekt<br />
seines Tuns interessiertals an politischen<br />
Debatten, aber das Spannungsveriialtnis<br />
zu den das Nationalkomitee bestimmenden<br />
ortiiodoxen Kommunisten blieb konstant.<br />
Er konnte aucin niciit Qberseiien,<br />
da6 es bei den russisciien Pianen fur<br />
Deutschland um die Durchsetzung einer<br />
stramm kommunistischen Linie ging und<br />
da6 die Mitarbeit der Deutsciien fur die<br />
Sowjets um so uninteressanter wurde,je<br />
meiir sicii das Kriegsglijck zu itiren Gunsten<br />
wendete. Nacii Jalta geiiorte er zu<br />
denjenigen, die eine Auflosung des Bundes<br />
Deutsciier Offiziere vorschlugen.<br />
Docii als er im Dezember 1945 aus der Gefangensciiaft<br />
entlassen wurde, war ihm<br />
fijr die Deutschen im Westen der Stempel<br />
aufgedrijckt: Mitglied des Nationalkomitees.<br />
Wie ilin Jaiire voriier seine nationale<br />
Argumentation und die Aktivitat im Freiwiliigen<br />
Arbeitsdienst scheinbar in die<br />
Nahe der Nationaisoziaiisten gerijckt iiatte,<br />
so belastete ihn nun das Odium des<br />
Paktierens mit dem Kommunismus, ein<br />
gerade in der Zeit des Kalten Krieges unverzeiiiiiciier<br />
iVIakel. Bei der Obersciiau<br />
iiber seinen Lebensweg urteilt der alte<br />
Geistliche mit gelassener Seibsteinschatzung:<br />
„Der Weg des Christen ist der<br />
schmale Gipfelpfad. Es mag sein, daB ich<br />
sowohl nach rechts wie nach links einige<br />
Schritte gestolpert bin." insgesamt aber<br />
bewertet er seine Rolle im Nationalkomitee<br />
angesichts der Hoffnungen, die er<br />
anfangs mit seinem Wirken in diesem<br />
Gremium verbunden hatte: „Wir waren<br />
keine betrogenen Betruger - aber vielleicht<br />
enttauschte Enttauscher!"<br />
Der Anstaltsgeistliche<br />
Wenn ein Funfzigjahriger nach den<br />
Schrecknissen und Belastungen dieses<br />
gewaltigen Krieges heimkehrt, sollte<br />
man meinen, er sehne sich nach einem<br />
ruhigen Hafen - in den Kategorien des<br />
Geistiichen gedacht: nach einer moglichst<br />
bequemen Pfarre. Nicht so Pastor Kayser.<br />
Nach einigen Monaten im Suchdienst,<br />
nach kurzer Pfarrvikartatigkeit in Dort-<br />
Sie gehort seit 60 Jahren dem Olper Orden der Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung an<br />
und ist seit 42 Jahren im Franziskus-Haus in Elspe. dort wo alte Menschen ihren Lebensabend<br />
verbringen, tatig. Der 86jahrigen Schwester Ferreria (geb. Theresia Groblinghoff), die wahrend<br />
der Kriegsjahre als Stationsschwester Verwundete ohne Riicksicht auf ihre eigene Gesundheit<br />
Tag und Nacht betreute und danach viele Jahre in der Kranken- und Altenpflege tatig war, wurde<br />
jetzt das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik<br />
Deutschland verliehen. Landrat Hanspeter Klein wurdigte die unermiidliche Arbeit der in<br />
Westendorf bei Warstein geborenen Schwester, die sich bester Gesundheit erfreut Unser Bild<br />
zeigt (von links) Schwester Oberin Melitia. Landrat Klein, Schwester Ferreria, Pastor Nebeling<br />
und Burgermeister Soemer (Lennestadt). Foto: Jochen Krause<br />
mund-Kirchhorde schlieBlich 1949 als<br />
Pfarrer in das Dorf Bosseborn im Kreis<br />
Hoxter versetzt, hielt es ihn dort nicht. Er<br />
suchte wieder einen Brennpunkt, nun<br />
aber in einem ganz anderen, dem psychischen<br />
Bereich. Schon fruher hatte er sich<br />
mit den Arbeiten des bekannten Schweizer<br />
Psychiaters Binswanger beschaftigt,<br />
seine Anstalten besucht und mit vielen<br />
namhaften Psychotherapeuten korrespondiert.<br />
So bewarb er sich 1954 um die<br />
Stellung als Anstaltsgeistlicher in Eickelborn<br />
bei Lippstadt In dieser groBen westfalischen<br />
Klinik fur Psychiatric - sie hatte<br />
damals fast 2000 Betten - werden u.a.<br />
die besonderen Opfer der bundesdeutschen<br />
Nachkriegsgesellschaft gesammelt<br />
und betreut: die Sucht- und Drogenabhangigen.<br />
Als Anstaltsgeistlicher wirkte<br />
Kayser hier bis weit iiber die Pensionierungsgrenze.<br />
Seine besondere Aktivitat<br />
gait einer Sozial-psychiatrischen Hilfsgemeinschaft,<br />
die. Ideen C.G. Jungs aufnehmend,<br />
in Eickelborn begriindet wurde<br />
und als deren Vorsitzender er lange Zeit<br />
amtierte. Die Erfahrungen im Umgang<br />
mit den Suchtkranken und den psychisch<br />
kranken Rechtsbrechern. die als doppelt<br />
stigmatisiert, namlich psychisch krank<br />
und kriminell eine auBerste soziale Randgruppe<br />
unserer Gesellschaft bilden,<br />
nennt Kayser: mein zweites Stalingrad.<br />
Auch heute noch hat er eine Wohnung<br />
auf dem Gelande der Krankenanstalten.<br />
Von hier aus fuhrt er eine riesige Korrespondenz<br />
mit alien, die im Laufe seines<br />
bewegten Lebens seine Bahn kreuzten,<br />
von hier aus gibt der unermiidliche Leser<br />
seine Anregungen zur Lekture welter. Ein<br />
von ihm oft zitiertes Gedicht von Boris<br />
Pasternak, wie eigens fur ihn verfaBt,<br />
charakterisiert seine Haltung treffender<br />
als umfangreiche Studien zur Person:<br />
Dein Weg wird auf lebendigen Fahrten<br />
Einst andern Stuf-um Stufe War.<br />
Doch selber darfst du nie bewerten.<br />
Was Sieg, was Niederlage war.<br />
Und keinen Deut von dem aufgeben.<br />
Was der Person gehoren muB -<br />
Lebendig bleiben, nichts als leben,<br />
Nichts als lebendig. bis zum SchluS.<br />
In diesem Sinne kommen auch herzliche<br />
Geburtstagsgliickwiinsche aus dem<br />
Sauerland.<br />
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Die Gemeinden und Kreise<br />
SAUERLAND<br />
n3Cn Oen HGTOrmGn<br />
Ministenaldirigent Kostering vor dem Kreistag des HSK<br />
Mit der kommunalen Gebietsreform<br />
und der ihr folgenden Funktionalreform<br />
wurde die Leistungsfahigkeit der meisten<br />
Gemeinden und Kreise im iandiiciien<br />
Raum eindeutig gestarkt. Die Versorgung<br />
der landlicfien Gebiete mit Einrichtungen<br />
der Infrastruktur ist ein gutes<br />
Stuck an den stadtischen Standard iierangeruckt.<br />
Das sagte Ministerialdirigent<br />
Heinz Kostering vom Innenministerium<br />
des Landes Nordriiein-Westfalen in seinem<br />
Festvortrag in einer Sondersitzung<br />
des Kreistages Hociisaueriand am 4. September<br />
in iVIescliede. Sie fand mit zahlreichen<br />
Gasten - darunter eine Delegation<br />
aus dem schottischen District West Lotiiian,<br />
mit dem der Kreis eine Partnerscliaft<br />
unterlnait - aus AnlaB des lOjaiirigen<br />
Besteiiens des Hochisauerlandkreises<br />
statt.<br />
Defizite bei der Burgerbeteiligung<br />
Kostering, einer der Vater der kommunalen<br />
Neugliederung, raumte in seiner Bilanz<br />
alierdings ein, daB „einige Losungen<br />
die Bewahrung nocii nicht bestanden,<br />
well die Erwartungen, die man bei derBildung<br />
der Gemeinden und an eine neue<br />
Kommunalpolitik knupfte, zu hoch<br />
angesetzt waren." Defizite seien eingetreten<br />
bei dem Problem der Burgeridentifikation<br />
mit den neuen Gemeinden und<br />
der kommunalpolitischen Biirgermitwirkung.<br />
Diese seien trotz meiirerer flankierender<br />
MaBnahmen nocin keineswegs betioben.<br />
Ein Zuruck zu friiherem Zustand<br />
gebe es alierdings nicht, unterstrich der<br />
Referent Bestehende Mangel kommunaler<br />
AufgabenerfiJllung miJSten auf der<br />
Basis der durch die Neugliederung geschaffenen<br />
Gebietsstrukturen beseitigt<br />
werden, forderte er.<br />
Weit besser als vor der Gebietsreform<br />
sind nach Meinung des Referenten die<br />
Voraussetzungen fiir eine effektive Organisation,<br />
Personalverwaltung, Haushaltsund<br />
Finanzwirtschaft sowie fur eine gestarkte<br />
Investitionskraft und organische<br />
Planung. Zudem verfugten heute alle Gemeinden<br />
uber einen erstklassigen fachlich<br />
gegliederten Personalkorper, mit<br />
dessen Hilfe iiberall eine sachkompetente<br />
burgergemaBe Verwaltung gewahrleistet<br />
ist.<br />
Weder sei die befiirchtete Entfremdung<br />
zwischen den Burgern und den<br />
neuen Verwaltungen eingetreten, noch<br />
der in anderen Landern festgestellte Personalzuwachs<br />
fur die landlichen Gebiete.<br />
Verbesserung der Infrastruktur<br />
Auch im Hochsauerlandkreis werde<br />
man nicfit bestreiten, daB durch die Verbesserung<br />
der Investitionskraft der Gemeinden<br />
und des Kreises Entwicklungen<br />
moglich geworden sind, die ohne die Gebietsreform<br />
nicht Oder sicher nur bescheidener<br />
denkbar gewesen waren. Kostering<br />
erwahnte die groBraumige Wasserversorgung,<br />
die Neuorganisation der<br />
Abfailbeseitigung, die Wirtschafts- und<br />
Fremdenverkehrsforderung, die Ausweitung<br />
des beruflichen Schulwesens und<br />
des Rettungswesens sowie den Ausbau<br />
der KreisstraBen.<br />
Da samtlichen Gemeinden durch den<br />
Landesentwicklungsplan 1/11 nach der Gebietsreform<br />
neue landesplanerische<br />
Entwicklungsziele vorgegeben wurden<br />
und besonders derStadtebau in den 70er<br />
Jahren mit ungewohnlich hohen Landesmitteln<br />
gefordert wurde, zeigen sich, so<br />
Kostering, iiberall Erfolge einer besseren<br />
stadtebaulichen Gemeinde- und Stadtentwicklung.<br />
Leider habe sich die<br />
erwunschte starkere Konzentration der<br />
Bebauung auf Siedlungsschwerpunkte<br />
nicht in alien Flachengemeinden durchgesetzt.<br />
Hier sieht der Ministerialbeamte einen<br />
„neuralgischen Punkt" bei der<br />
Umsetzung von Gebietsreformzielen. Es<br />
sei nicht zu bestreiten, daB das mit der<br />
Gebietsreform verfolgte Ziel, die Bautatigkeit<br />
in den eingegliederten Klein- und<br />
Kleinstgemeinden zu beschranken, in der<br />
Bevolkerung auf wenig Verstandnis stieB<br />
und viele Rate nicht bereit waren, dem<br />
Druck aus der Bevolkerung zu widerstehen.<br />
Vermutlich sei es eine optimistische<br />
Erwartung gewesen, daB das Ortsteildenken<br />
in den Gemeinderaten bei der Bildung<br />
von Flachengemeinden bald iiberwindbar<br />
sein wurde. Besonders problematisch<br />
habe sich diese Mentalitat in sog.<br />
„zwei- Oder mehrpoligen Gemeinden"<br />
erwiesen. Die Neugliederungsbegriindung,<br />
daB eine Ware Funktionsteilung<br />
zwischen den Siediungsschwerpunkten<br />
stattfinden sollte und keine „gleichma6ige<br />
Entwicklung" der Pole, sei in einer traditionsbewuBten<br />
Bevolkerung offenbar<br />
schwerer zu verankern als angenommen.<br />
Solange alierdings Mandatstrager mehrpoliger<br />
Gemeinden ihre ausschlieBliche<br />
Aufgabe darin sahen, die Interessen ihrer<br />
Ortschaft im Rat zu vertreten, wurden<br />
Flachengemeinden dieser Art problembeladen<br />
bleiben.<br />
Kommunalpolitische Probleme<br />
Nicht zu bestreiten sei auch, daB bei einem<br />
auf Steigerung derVerwaltungseffizienz<br />
ausgerichteten Reformkonzept<br />
andere Kriterien des Selbstverwaltungsverstandnisses<br />
in den Hintergrund traten:<br />
Geschichte, Tradition, die Identifikation<br />
des Burgers mit der Gemeinde oder<br />
auch die Bereitschaft der Burger, in Raten<br />
und AusschiJssen an der kommunalpolitischen<br />
Willensbildung mitzuwirken. Das<br />
GefiJhl der Verbundenheit mit einer Flachengemeinde<br />
sei sicher nicht leicht herstellbar.<br />
Aber: Die Identifikation des Burgers<br />
mit der Gemeinde ist auch ein GewohnungsprozeB<br />
- und der braucht seine<br />
Zeit. Landesregierung und Landtag hatten<br />
einiges getan, um die kommunalpolitischen<br />
Defizite zu verringern. Kostering<br />
erwahnte die Bezirks- und Ortschaftsverfassungen,<br />
Bezirksverwaltungsstellen,<br />
Ortsvorsteher, Erweiterung der Burgerrechte<br />
und des Biirgerservices in der Gemeindeordnung,<br />
Abbau von Ausstattungsstandards.<br />
Wiederzulassung von<br />
Ortsnamen in Briefanschriften und standesamtlichen<br />
Eintragungen usw. „Mit all<br />
diesen MaBnahmen soil die verlorengegangene<br />
Biirgernahe wieder gefordert<br />
werden".<br />
AbschlieBend unterstrich der Referent,<br />
daB die Kommunalreformen notwendig<br />
waren, well sich die Gemeindestrukturen<br />
in den letzten 100 Jahren nicht in gleichem<br />
MaBe verandert hatten wie die Gesellschaftsstrukturen.<br />
„Die kommunale<br />
Gebiets- und Funktionalreform war<br />
nichts anderes als der Versuch, die ortlichen<br />
Verwaltungen an die Gegebenheiten<br />
und Erfordernisse der Industriegesellschaft<br />
anzupassen. Das haben alle gewollt<br />
und es ist im wesentlichen gelungen.<br />
Aber, wir durfen nicht stehenbleiben!<br />
Die Idee der Selbstverwaltung muB<br />
weitergefijhrt werden!".<br />
Heinz Koerdt<br />
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Balve 5 - und doch: BeckumI<br />
SAUERLAND<br />
81<br />
Mit einer Festwoche feierte die ehemals<br />
selbstandige Gemeinde Beckum -<br />
heute Balve 5 - im August ihr TOOjahriges<br />
Bestehen. Ein ganzes Dorf feierte seine<br />
Geschichte.<br />
Unter der Sciiirmherrschaft von Dieter<br />
Graf Landsberg-Velen, Wocl^lum, wurde<br />
ein reiciiiialtiges Programm abgewickelt,<br />
zu dessen Holiepunkten die Besiegelung<br />
der Partnerscliaft zwisclien Beckum und<br />
der bretonisciien Gemeinde Roussay in<br />
Frankreicti sowie der groSartige iiistorisclie<br />
Festzug am Sonntag zahiten.<br />
Am Vorabend des Festsonntags tiieit<br />
Weilibischof Dr. Nordhues in der uberfijllten<br />
Scfiutzentialie eine Euctiaristiefeier,<br />
assistiert von seinen Amtsbrudern der<br />
umiiegenden Gemeinden, dem Abbe Lemesle<br />
aus Roussay und dem evangelischen<br />
F^arrer Quadbeck aus Balve. Bei<br />
der anschlieBenden Gedenkfeier am Kriegerehrenmal<br />
wurde der Gefallenen aus<br />
Beckum und Roussay gedacht, die sich in<br />
drei Kriegen auf dem Schlachtfeld gegenuberstanden.<br />
Was alle Bemijhungen der<br />
Regierungen um eine europaische Eini-<br />
Folkloregruppe aus Roussay<br />
Gast in Beckumer Familien. Die Verstandigung<br />
klappte trotz mangeinder Spraciikenntnisse<br />
hervorragend: Wer in Bekkum<br />
franzosiscii sprechen und dolmetschen<br />
konnte, war eine Woche lang „voll<br />
im StreB". Ein Burger aus Roussay soil am<br />
Ende der Festwoche sogar Sauerlander<br />
Platt verstanden haben.<br />
Der uber SOjahrige liebenswurdige<br />
Pfarrer Lemesle. der zusammen mit dem<br />
Biirgermeisterehepaar seine Gemeinde<br />
nach Beckum begleitet hatte, faBte die<br />
Begegnung mit den Worten zusammen:<br />
Foto: Elmerhaus<br />
„Wir sind mehr als Freunde, wir sind Bruder".<br />
Vor einer riesigen Zuschauermenge<br />
zog am Sonntag. 18. August, bei herrlichem<br />
Wetter der kilometerlange historische<br />
Festzug durch das Dorf. Liebevoli<br />
und einfallsreich waren die Festwagen in<br />
vielen Arbeitsstunden gestaitet worden.<br />
Man merkte es deutlich: Die Beckumer<br />
hatten SpaB an sich selbst, ungeachtet<br />
der Tatsache, daB sie seit 10 Jahren offiziell<br />
nicht mehr „Beckum", sondern „Balve<br />
5" sind.<br />
Graf und Grafln Landsberg-Velen im Gewand<br />
der ersten Landsberger auf Wocklum im 17.<br />
Jahrhundert<br />
gung bisher niclit zustandebraciiten,<br />
wurde hier deutlich: Ein geeintes Europa<br />
kann nur von unten wachsen, mitBegegnungen<br />
solcherart, wie sie sich in Beckum<br />
wahrend der Jubilaumswoche abspieiten.<br />
170 Burger aus Roussay, darunter<br />
viele Jugendliche, waren eine Woche lang<br />
Jahreshauptversammlung<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
am 28. September in<br />
Medebach<br />
In diesem Jahr ladt der Vorstand die<br />
Mitglieder und Freunde des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es in die sudostlichste Ecke<br />
des kurkolnischen Sauerlandes ein, nach<br />
Medebach. Bei der Vorbereitung und<br />
Gestaltung des Tages hat die Stadt<br />
Medebach zuvorkommend mitgewirkt.<br />
Sie stellt die Aula im Schulzentrum zur<br />
Verfugung und ladt die Teilnehmer - in<br />
guter Tradition der gastgebenden Stadte<br />
- mittags zur kraftigenden Erbsensuppe<br />
ein.<br />
Herr Privatdozent Dr. phil. Harm Klueting<br />
wird das Hauptreferat zum Thema<br />
„Kirche, Kloster und geistlicher Staat im<br />
Herzogtum Westfalen am Ende des 18.<br />
Jahrhunderts" halten und damit auch<br />
einen Bezug zum nahen ehemaligen Kloster<br />
Glindfeld herstellen. Der Heimat- und<br />
Geschichtsverein Medebach wird die in<br />
den letzten Jahren gesammelten archaologischen<br />
Funde zeigen, wichtige Exponate,<br />
die das Alter der Stadt Medebach<br />
schon vor der ersten Erwahnung (1144)<br />
ansiedeln. Weitere Ausstellungsstucke<br />
werden dem Kloster Glindfeld gewidmet<br />
sein, das nachmittags besucht werden<br />
soil.<br />
Im nahen Staatswald wird Herr Oberforstrat<br />
Dr. H. Lohbeck eine forstkundliche<br />
und landschaftsbezogene Exkursion<br />
durchfuhren. Danach wird man zum<br />
plattdeutschen Gottesdienst nach Deifeld<br />
aufbrechen, zur altesten Kirche im<br />
Stadtbereich Medebach. Herr Pfarrer<br />
Otto wird den Gottesdienst halten.<br />
Alle Mitglieder und Freunde des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es sind herzlich nach<br />
Medebach eingeladeni<br />
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82<br />
Golddorfer<br />
SAUERLAND<br />
Oberhenneborn und Wenholthausen<br />
Im 13. Landeswettbewerb waren Oberhenneborn<br />
in der Stadt Schmallenberg<br />
und Wenholthausen in der Stadt Eslohe,<br />
beide Hochsauerlandkreis, die glCickiichen<br />
Gewinner einer Goldpiakette. Das<br />
Landesgold ist mit 2500- DM dotiert.<br />
Oberhenneborn wird mit drei anderen<br />
Dorfern den Landesteil Westfalen-Lippe<br />
im Bundeswettbewerb vertreten und hat<br />
auch hier Gold errungen.<br />
Silberplaketten erhielten die Dorfer<br />
Altenheilefeld in der Stadt Sundern,<br />
Assinghausen in der Stadt Olsberg und<br />
Hildfeld in der Stadt Winterberg, alle<br />
Hochsauerlandkreis, sowie die Dorfer<br />
Hunsborn in der Gemeinde Wenden, Milchenbach<br />
in der Stadt Lennestadt und<br />
Niederhelden in der Stadt Attendorn,<br />
Kreis Olpe. Zur Silberplakette kommt ein<br />
Scheck von 2000— DM. Insgesamt waren<br />
6 Goldmedaiiien und 19 Silbermedaillen<br />
vergeben worden.<br />
Auch bei den Bronzeplaketten war das<br />
Saueriand, seiner wieder uberaus groBen<br />
Teilnahme entsprechend, erfolgreich:<br />
Berge in der Stadt Meschede und Kirch-<br />
A Moderner Teil des Dorfes Wenholthausen<br />
V Gesamtansicht von Oberhenneborn<br />
Fotos: Friedhelm Ackermann<br />
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SAUERLAND<br />
Denkmalplakette<br />
der Stadt Attendorn<br />
83<br />
rarbach in der Stadt Schmallenberg<br />
(Hochsauerlandkreis) sowie Kirchveischede<br />
in der Stadt Lennestadt und Oberveisciiede<br />
und Rhode in der Stadt Olpe<br />
(alie Krels Olpe) erinielten eine der 19<br />
bronzenen Auszeichnungen.<br />
Wieder kamen auch einige zusatziiche<br />
Auszeictinungen in den Hochsauerlandkreis<br />
bzw. den Kreis Olpe: Der Sonderpreis<br />
des Ministers fur Umwelt, Raunnordnung<br />
und Landwirtschaft des Landes<br />
Nordrhein-Westfaien ..Bemuhungen der<br />
Burger um die Erhaitung und Wiederhersteilung<br />
wertvoiier ortstypischer Bausubstanz"<br />
ging an Kirchveischede, der<br />
von einigen Vereinigungen gestiftete<br />
Ehrenpreis fur ..Wirkungsvoiie Vor- und<br />
Wirtschaftsgarten durch besonders<br />
reichhaltige Bepflanzung mit Blumen<br />
und Geholzen" an Hunsborn, Kirchrarbach<br />
und Milchenbach. Zwei von drei<br />
Ehrenpreisen des Landesverbandes Gartenbau<br />
fiir ..Reichhaitigen Blumenschmuck"<br />
gingen in das Sauerland, nannlich<br />
nach Hildfeid und Oberveischeide. Die<br />
Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe<br />
stiftete einen Ehrenpreis „Vorbildiiche<br />
Leistungen der Dorgugend", den Niederhelden<br />
bekam. Der vom Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
gestiftete Ehrenpreis fur „Besonders<br />
gute Pflege heimatlichen<br />
Brauchtums" wurde an Assinghausen<br />
verliehen; er wird im Winter in einer Feierstunde<br />
iiberreicht werden. PI.<br />
Amecke ist endlich<br />
Erholungsort<br />
Nach dreizehnjahriger Bemijhung ist<br />
es den Ameckern endlich gelungen: Seit<br />
dem 1. Juni kann sich das Dorf in der<br />
Stadt Sundern staatlich anerkannter<br />
Erholungsort nennen. Aus der Hand von<br />
Regierungsprasident Grijnschlager ubernahm<br />
Burgermeister Franz-Josef Tigges<br />
die Anerkennungsurkunde und reichte<br />
sie umgehend dem Ortsvorsteher Wilhelm<br />
Hansknecht weiter. Das Pradikat<br />
..Erholungsort" soil, so Regierungsprasident<br />
Grunschiager, nach dem Willen des<br />
Landes die Besucher und Gaste auf hervorragende<br />
Erholungsmogiichkeiten in<br />
einem schonen Ort aufmerksam machen.<br />
Foto: Stadtarchiv Attendorn<br />
in zunehmendem IVIaBe konnte in der<br />
Stadt Attendorn in den vergangenen<br />
Jahren beobachtet werden, daB Gebaude<br />
in vorbildlicher Weise renoviert wurden.<br />
Das Stadtbiid erfuhr auf diese Weise eine<br />
wesentliche Bereicherung.<br />
Deshalb beschloB die Stadtverordnetenversammlung<br />
der Hansestadt im<br />
Monat Januar 1985 auf Empfehlung des<br />
Denkmaiausschusses, eine Plakette herstellen<br />
zu lassen und den Gebaudeeigentiimern<br />
zu verleihen, die bei der Renovierung<br />
ihrer Hauser oder sonstiger denkmalschutzwiirdiger<br />
Objekte den Belangen<br />
des Denkmaischutzes und der Stadtbzw.<br />
Ortsbildpflege in besonderer Weise<br />
Rechnung getragen haben. Dabei mu6<br />
sich die Wiederherstellung oder Sanierung<br />
an den Kriterien der Denkmalpflege<br />
orientieren. Bei Geschaftshausern wird<br />
die Bewertung der AuBenwerbung in die<br />
Beurteiiung einbezogen.<br />
Ober Vorschlage fur die Verleihung der<br />
Denkmalplakette, die von den Bijrgern<br />
der Stadt eingebracht werden konnen,<br />
berat und entscheidet der DenkmalausschuB.<br />
Die Ubergabe erfolgt dann durch<br />
den Burgermeister in einer besonderen<br />
Feierstunde.<br />
Die Auszeichnung wird in Abstimmung<br />
mit dem Eigentiimer sichtbar am<br />
betreffenden Gebaude angebracht. Der<br />
Eigentumer erhalt eine Verleihungsurkunde,<br />
in der das Objekt beschrieben und<br />
gewurdigt wird.<br />
Die Plakette, die von dem heimischen<br />
Kunstler Karl-Josef Hoffmann stammt,<br />
zeigt im Kern das historische Rathaus als<br />
Wahrzeichen der Stadt, einen Turm aus<br />
der im Jahre 1810 geschleiften Stadtbefestigung<br />
und ein Biirgerhaus, umgeben<br />
von Baumen und Bergen, die der heimi-<br />
schen Landschaft nachempfunden wurden.<br />
Die Umschrift „Fur besondere Leistung<br />
im Denkmalschutz" mit dem<br />
Stadtwappen bezeichnet den Zweck der<br />
Plakette.<br />
Durch dieses Zeichen hat die Stadt<br />
Attendorn sicherlich einen lohnenden<br />
Anreiz fiir die Erhaitung eines liebenswerten<br />
Stadtbildes und die Sanierung<br />
und Renovierung historischer Gebaude<br />
geschaffen.<br />
Otto Hoffer<br />
700 Jahre Estinghausen<br />
Seit dem Jahre 1285 ist der Ort Estinghausen,<br />
heute zur Stadt Sundern gehorig,<br />
urkundlich nachweisbar. In mehreren<br />
Urkunden des hohen Mittelalters ist<br />
immer von drei Hofen die Rede, die im<br />
Jahre 1444 von Godert von Beringhusen<br />
genannt von Estinghusen an das Kloster<br />
Oelinghausen verkauft wurden, Ein spater<br />
offenbar abgeteilter Hof blieb zehntfrei,<br />
wahrend die alten Hofe bis zum<br />
Jahre 1936 an das Kloster rentenpflichtig<br />
waren.<br />
Die Zahl der Einwohner bzw. Familien<br />
ist in Estinghausen fast immer konstant<br />
gewesen. In der urspriinglich kleinsten<br />
selbstandigen Gemeinde des Bundesgebietes<br />
war die Hochstzahl der Wahlberechtigten<br />
zur Gemeindewahl 24 und die<br />
niedrigste 14; gleichwohl ist es immer<br />
gelungen, einen Gemeinderat zu wahl^n,<br />
die Gemeinde zu verwalten. die Wege zu<br />
bauen und zu unterhalten und die Wasserversorgung<br />
und -entsorgung sicherzustellen.<br />
Wahrend fruher viele Arbeiten<br />
in Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe<br />
eriedigt wurden, well es selbstverstandlich<br />
war, ist die Verwaltung des<br />
Ortsteils Estinghausen der Stadt Sundern<br />
um ein vielfaches teurer.<br />
Heribert Heymer<br />
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84<br />
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
10 Jahre Hochsauerlandkreis<br />
GroSes Kulturprogramm<br />
SAUERLAND<br />
625 Jahre<br />
Freiheit Husten<br />
Ein umfangreiches kulturelles Angebot<br />
machte der Hochsauerlandkreis den<br />
Burgern anlaBlich seines lOjaiirigen Besteiiens.<br />
Es wurde ein groBartiger<br />
Erfolg. Besucher der Veranstaltungen<br />
aus alien Teilen des Kreises bestatigten:<br />
„Ein gelungener Wurf".<br />
Ausstellungen<br />
Als zu klein erwies sich der Rittersaal<br />
des Alten Rathauses in Arnsberg, als die<br />
Wanderausstellung des „Berufsverbandes<br />
bildender Kunstler" eroffnet wurde.<br />
25 sauerlandische Kunstler stellten<br />
Arbeiten vor. Viele Kunstschaffende aus<br />
dem Sauerland haben sich in den letzten<br />
Jahren ein Ansehen geschaffen, das weit<br />
uber die Region hinausgeht, unterstrich<br />
der Ehrenvorsitzende des Verbandes Will<br />
Schwarzer. Wahrend vor Jahrzehnten<br />
das Sauerland fur die deutschen Kunstmetropolen<br />
noch ein „wei6er Fleck" auf<br />
der Landkarte gewesen sei, hatten sich<br />
z.B. an der letzten Exponata in MiJnster<br />
27 Maler und Bildhauer aus dieser Region<br />
beteiligt<br />
Den informativen Katalog zur Ausstellung<br />
gestaltete der junge Graphiker Axel<br />
Schubert (Ense-Oberense). Mit Anneliese<br />
Schmitt-Schottler und Karl-Richard<br />
Monteverdis „L-Orfeo" in<br />
der Balver HShle<br />
Am 30. August 1985 gastierte das<br />
Ensemble der Bad Hersfelder Festspiele<br />
im Rahmen der Balver Hohlenfestspiele<br />
mit Monteverdis Oper ..Orfeo" in der Balver<br />
Hohle. Dem Leiter der Hohlenfestspiele<br />
Professor Hermann Wedekind war es<br />
gelungen, das bekannte Hersfelder<br />
Ensemble zu einem einmaligen Gastspiel<br />
in die Hohle nach Balve zu engagieren.<br />
Begleitet auf alten Instrumenten mit<br />
dem „Studio fur Alte Oper Frankfurt" des<br />
hessischen Kammerorchesters bot die<br />
Hersfelder Schauspieltruppe einem begeisterten<br />
Publikum vor ausverkaufter<br />
Hohle ein Erlebnis besonderer Art.<br />
Wohl nirgends kann die alte Sage von<br />
Orpheus und Euridyke in der fast vierhundert<br />
Jahre alten Fassung der Oper<br />
von Monteverdi so eindrucksvoll dargestellt<br />
werden wie in der groBartigen Kulisse<br />
der Balver Urzeithohle. e.t<br />
Jauns trug er wesentlich zum Zustandekommen<br />
der Ausstellung bei. Sie ist noch<br />
bis zum 29. September in Eslohe zu sehen.<br />
Vom 18. Oktober bis 3. November<br />
sind die Arbeiten in Olsberg und vom 10.<br />
November bis 1. Dezember in Marsberg<br />
ausgestellt.<br />
„Kreatives Gestalten an Beruflichen<br />
Schulen" heiBt eine weitere Wanderausstellung.<br />
Sie zeigt Schulerarbeiten und ist<br />
zu sehen vom 15. 9. bis 13.10. im Sauerland-Museum<br />
in Arnsberg, vom 19.10. bis<br />
10.11. in der Aula der Beruflichen Schulen<br />
in Olsberg und vom 16.11. bis 8.12. in den<br />
Beruflichen Schulen in Meschede.<br />
Mit von der Partie war auch die Kreis-<br />
Volkshochschule, die ihr Schaffen in einer<br />
Ausstellung unter dem MottO: „Mitmachen,<br />
Selbermachen, Weitermachen"<br />
in Meschede prasentierte.<br />
Konzerte<br />
GroBen Zuspruch fand ebenfalls die<br />
Konzertreihe auf acht historischen Orgeln<br />
im Kreisgebiet: Oelinghausen, Reiste, Klosterbrunnen,<br />
Rumbeck, Obermarsberg,<br />
Calle, Brunskappel und Wormbach. Interpreten<br />
der Orgelkonzerte waren: Jurgen<br />
Maag (Finnentrop), Josef Friedrich ABheuer<br />
(Attendorn), Ulrich Schauerte<br />
(Schmallenberg) und Hermann Pongartz<br />
(Arnsberg). Welter wirkten mit der Motettenchor<br />
Meschede unter der Leitung<br />
von Michael Schafer, die Choralschola der<br />
Abtei KonigsmiJnster (Meschede), das<br />
Arnsberger Streichtrio Manfred Horr, der<br />
Kammerchor Schmallenberg und das Collegium<br />
musicum vocale (Sundern) unter<br />
der Leitung von Klaus Baulmann.<br />
Zu dieser Reihe hat Dr. Magdalena Padberg<br />
eine BroschCire mit dem Titel „Der<br />
Hochsauerlandkreis als Orgellandschaft"<br />
geschrieben. Darin wird - erganzt durch<br />
Farb- und Schwarz-WeiB-Fotos - die Geschichte<br />
der Orgeln wissenschaftlich fundiert<br />
und zugleich flussig lesbar dargestellt.<br />
Die Konzertreihe versteht sich auch<br />
als ein Beitrag zum „Europaischen Jahr<br />
der Musik".<br />
Den musikalischen Nachwuchs hat die<br />
Musikschule des Kreises in Zusammenarbeit<br />
mit dem Volksmusikerbund zum<br />
2. November zu einem Wettbewerb eingeladen.<br />
Er wendet sich an Blaserspielkreise,<br />
Jugendblasorchester und Big<br />
Bands. Heinz Koerdt<br />
Das ganze Jahr uber. so konnte man<br />
meinen, begeht Husten sein 625jahriges<br />
Jubilaum als „Freiheit". Am 25. Februar<br />
1360 wurde durch den letzten Graf en von<br />
Arnsberg zu Husten eine „Freiheit gemaket"<br />
nach Arnsberger Stadtrecht.<br />
Haus Husten<br />
Im Jubilaumsjahr feiert auch die Schutzenbruderschaft<br />
„unter dem Schutze des<br />
heiligen Geistes von 1435": Sie wird 550<br />
Jahre alt. Das groBe Fest - das SOOjahrige<br />
konnte 1935 wahrend des Dritten Reiches<br />
nicht gefeiert werden - findet am 21. und<br />
22. September statt; an diesem Sonntag<br />
wird ein groBer historischer Festzug der<br />
Hohepunkt der Jubilaen von Freiheit Hasten<br />
und Schiitzenbruderschaft sein.<br />
Der Festzug, zu dem uber 50 Wagen<br />
und FuBgruppen gemeldet sind, fuhrt die<br />
historische Entwicklung der Freiheit vor<br />
Augen, von der ersten sachsischen Sledlung<br />
iJber mittelalterliche Gewerke, den<br />
Tjahrigen Krieg und die Revolution von<br />
1848, die Landwehr und die Kleinbahnen<br />
bis zu den heutigen Hustener Vereinen.<br />
26 Bruderschaften mit uber 2000<br />
Schutzen aus dem gesamten ehemaligen<br />
Kirchspiel Husten werden dabei sein.<br />
Und noch ein kleines Jubilaum kann gefeiert<br />
werden: Die seit 1976 jahrlich<br />
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SAUERLAND<br />
85<br />
erscheinende Schijtzenzeitung - ein Novum<br />
weit und breit - „Dei Schiittenglogers"<br />
erscheint zum zehnten Mai.<br />
Aus dem hohen geschichtlichen Wert<br />
dieser standigen Ausstellung geht ebenfalls<br />
hervor, daS unter den Konigen da-<br />
maliger Schutzenfeste auch mehrfach<br />
der Adel und die Geistlichkeit mit 14 Konigen<br />
vertreten waren.<br />
Karl-Heinz Keller<br />
SchQtzenmuseum<br />
Mit der EInweihung der Historischen<br />
Schutzenstube im „Haus Husten" (Hovelsgasse)<br />
am 9. Mai wurde das 550jahrige<br />
Bruderschaftsjubiiaum eingeleitet<br />
EInst gehorte das adelige „Haus Husten"<br />
zu den 13 urkundlich erwahnten Hofen,<br />
die das Dorf Husten bildeten und war<br />
schon vor 1298 im Besitz der Grafen von<br />
Arnsberg; vor 6V2 Jahren ging es vom<br />
Hause Furstenberg, Herdringen, in den<br />
Besitz der HiJstener SchiJtzenbrudersciiaft<br />
uber.<br />
In elnem GruBwort dankte Arnsbergs<br />
Burgermeister Alex Paust den Hustener<br />
Schijtzen fur die instandsetzung des Hauses.<br />
Die Kosten In Hohe von 40 000 — DM<br />
wurden allein durch Spenden der Mitglieder<br />
gedeckt.<br />
<strong>Heimatbund</strong>-Vorsitzender Franz-Clemens<br />
Feldmann enthijilte zusammen mit<br />
Oberst Karl-Josef Tetampei einen Findling,<br />
auf dem eine Platte mit den wichtigsten<br />
historischen Daten des Hauses<br />
angebracht worden sind. Feldmann. der<br />
zuvor die wechselvolle Geschichte des<br />
Hauses erlautert hatte, hob besonders<br />
hervor, da3 die Geschicke und Geschichte<br />
der Freiheit Husten seit Jahrhunderten<br />
von der Schutzenbruderschaft begleitet<br />
wurde, die Mittrager und Mitgestaiter<br />
des kulturellen und sozialen Lebens war<br />
und sich stets der Pfiege der geschichtlichen<br />
Oberlieferung und des althergebrachten<br />
Brauchtums angenommen habe.<br />
Nach der Segnung des Hauses durch<br />
Prases Pfarrer Wilhelm Henkenmeier,<br />
erlauterte Realschuldirektor Werner Saure<br />
den musealen Charakter der Schutzenstube,<br />
die wohl weit und breit seinesgleichen<br />
sucht Aus den vergangenen Jahrhunderten<br />
der Hustener Schiitzentradition<br />
wurden hier Urkunden und historische<br />
Dokumente aus dem 16. Jahrhundert,<br />
Konigsketten, Plaketten, Mltgliedslisten,<br />
Fotos fruherer Konigspaare, Plakate<br />
einstiger Feste und viele wertvolle Erinnerungsstucke,<br />
u.a. zwei Konigsketten,<br />
zusammengetragen, um sie in Glasvitrinen<br />
oder an den Wanden der Nachwelt zu<br />
erhalten.<br />
f^m^,:^<br />
'X3'"'j^'> ''<br />
\<br />
von links: Ehrenburgermeister Gerhard Teriet, 1. Beigeordneter Richard FleiBig. Hauptmann Helmut<br />
Schulte. Konigspaar Bernd Rahmann und Birgit Menke, Burgermeister Alex Paust, Oberst<br />
Karl-Josef Tetampei, Realschul-Direktor Werner Saure, W. Schmidt vom Kreisvorstand, <strong>Heimatbund</strong>vorsitzender<br />
Franz-Clemens Feldmann, Kreisoberst Franz Rottger<br />
links: Oberst K. J. Tetampei<br />
rechts: Neheim-Hustens <strong>Heimatbund</strong>vorsitzender Franz-Clemens Feldmann<br />
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SAUERLAND<br />
86<br />
Gold fur die Feuerwehr Olpe<br />
Bei den VIII. Intern. Feuerwehrwettkannpfen in VQcklabruck erfolgreich<br />
Nach Trient 1977 und Boblingen 1981<br />
konnte sich unsere Freiwillige Feuerwehr<br />
Olpe erneut fur die Internationalen Feuerwehrwettkampfe,<br />
die diesmal im oberosterreichischen<br />
Vocklabruck stattfanden,<br />
quaiifizieren. Bei der Landesausscheidung<br />
von Nordriiein-Westfalen 1983<br />
in Heiden, wo sich 58 Feuerwehren beteiiigten,<br />
hatte die Feuerwehr Olpe ebenso<br />
den 1. Platz errungen wie bei der Bundesausscheidung<br />
1984 in Holzminden, wo die<br />
57 besten Gruppen aus ganz Deutschland<br />
angetreten waren. Fiir die Feuerwehr<br />
Olpe hatte eine Phase des eisernen<br />
Trainings begonnen: im Winterhalbjahr<br />
1984/85 jede Woche in der Turnhalle und<br />
ab April 1985 auf dem Olper Kreuzberg.<br />
Die letzten beiden Monate vor Vocklabruck<br />
wurde jeden Abend eine Stunde<br />
trainiert.<br />
Am 6. Juli machte sich unsere Truppe<br />
auf, um in der Nahe von Vocklabruck, in<br />
Seewalchen am Attersee, die Woche vor<br />
den Wettkampfen ihr letztes Training zu<br />
absolvieren. Mit den Originaigeraten der<br />
dortigen Feuerwehr, mit der wir sofort ein<br />
herzliches Verhaltnis hatten, wurde nun<br />
zweimal am Tage trainiert. Zwischendurch<br />
wurde die Freizeit mit Wandern,<br />
Schwimmen und durch Ausfliige zu nahe<br />
gelegenen Sehenswiirdigkeiten, wie<br />
Mondsee, Traunsee, St. Wolfgang und<br />
Salzburg, ausgefullt Am 15. Juli traf sich<br />
die Deutsche Nationaimannschaft in Passau,<br />
um von dort aus im Konvoi nach<br />
Vocklabruck zu fahren. Dort wurde die<br />
deutsche Mannschaft vom Prasidenten<br />
des Deutschen Feuerwehrverbandes,<br />
Hinrich Struwe, empfangen und begruBt.<br />
Insgesamt waren mehr als 20 Nationen<br />
aus ganz Europa vertreten. Freudig begriJBten<br />
wir jene Mannschaften, die wir<br />
schon von Boblingen oder gar von Trient<br />
her kannten.<br />
Nach der feierlichen Lagereroffnung<br />
am 16. Juli gait es noch einmal den Ernstfall<br />
zu proben, zumal die Schiedsrichter<br />
des Wettkampfes dabei waren. Wir waren<br />
voller Optimismus. Zwischendurch<br />
trainierten wir naturlich, mit neuen<br />
Erkenntnissen, die uns die Wettkampfschiedsrichter<br />
eriautert hatten, bei der<br />
Feuerwehr in Seewalchen. Am 18. Juli<br />
fand dann die feierliche Eroffnung der<br />
Wettkampfe im Stadion statt, wie bei einer<br />
Olympiade ubiich mit dem Einmarsch<br />
der Nationen. Im Stadion waren etwa<br />
20000 Zuschauer anwesend. Die Wett-<br />
Die Olper Wettkampfgruppe beim Schlauchangriff<br />
kampfe der Freiwilligen Feuerwehren,<br />
Berufsfeuerwehren und der Jugendfeuerwehren<br />
begannen. Jetzt ging es<br />
also um Gold, Silber und Bronze. Wir zogen<br />
uns, nach kurzem Zuschauen bei einigen<br />
Gruppen, wieder zuruck ins ruhigere<br />
Seewalchen, denn unser Wettkampf war<br />
auf Freitagmorgen um 8.30 Uhr angesetzt.<br />
In Seewalchen konnten wir prominenten<br />
Besuch aus Olpe begrClBen. Frau<br />
BiJrgermeister Wilma Ohiy, Stadtdirektor<br />
Dr. Ernst Elbers und der Leiter des<br />
Ordnungsamtes, Stadtamtsrat Walter<br />
Thone, waren angereist<br />
Mit der friihen Zeit, zu der wir unseren<br />
Wettkampf bestreiten muSten, hatten<br />
wir echte Probleme. Wie bringt man den<br />
Korper und den Geist bereits zu einem<br />
solchen Zeitpunkt auf den Hohepunkt der<br />
Leistungsfahigkeit? Wir hatten in Seewalchen<br />
feststellen mussen, daB unsere<br />
Trainingszeiten am spaten Nachmittag<br />
immer um zwei bis drei Sekunden besser<br />
waren als am Vormittag. In der letzten<br />
Woche vor dem Wettkampf sind wir darum<br />
bereits um 7 Uhr aufgestanden und<br />
haben vor dem Training durch Gymnastik<br />
und Waldlaufe versucht, uns fitzumachen.<br />
Freitagmorgen, punktiich um 8.15 Uhr,<br />
der Einmarsch der Feuerwehr Olpe auf<br />
Fotos: Berthold Stamm. Olpe<br />
der Wettkampfbahn 6. Schon einige tausend<br />
Zuschauer fiillten das Stadion. In<br />
der Nahe der Wettkampfbahn 6 war der<br />
groBte Andrang. Alle wollten die Feuerwehr<br />
Olpe sehen, denn wir gehorten sicherzum<br />
Favoritenkreis. Der Empfang im<br />
Stadion war groBartig. Alle unsere<br />
Schlachtenbummler jubelten schon im<br />
voraus. Die wollten uns wohl Mut machen.<br />
Dann plotzlich wurden zwei Transparente<br />
enthullt: „Feuerwehr Kaunertal<br />
gruBt die Feuerwehr Olpe" und „Lutringhausen<br />
griJBt die Feuerwehr Olpe".<br />
Schlachtenbummler aus Lutringhausen,<br />
die gerade Uriaub im Salzkammergut<br />
verbrachten, waren gekommen, um die<br />
Feuerwehr Olpe zu unterstutzen. Und<br />
dann unsere Freunde aus dem Kaunertal<br />
in Triol. Fast die gesamte Feuerwehr war<br />
da. Sie hatten den Weg von uber 350 km,<br />
vom Kaunertal nach Vocklabruck, nicht<br />
gescheut, um dabei zu sein und die Olper<br />
Wehr zu unterstutzen.<br />
Die Spannung und der Druck auf unsere<br />
Gruppe wurden immer groBer. Bei soviel<br />
Anteilnahme und einer direkten<br />
Ubertragung im Westdeutschen Rundfunk<br />
durfte, um Gottes Willen, nichts<br />
schief gehen. Dann erfolgte die Meldung<br />
an den luxemburgischen Oberschiedsrichter:<br />
..Feuerwehr Olpe zum Wettkampf<br />
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SAUERLAND<br />
87<br />
bereit". Darauf das Kommando: „Beginnen".<br />
Blitzschnell werden die Schlauche<br />
verlegt, sauber und schnell gekuppelt<br />
Von der Tribune kommen Anfeuerungsrufe,<br />
die sich zum Orkan verstarken. Man<br />
hat dort die Zeit mitgestoppt und gemerkt,<br />
dies muB eine gute Zeit werden!<br />
Bei exakt 52,6 Sekunden bieiben die<br />
Stoppuliren der Zeitnelimer steiien. Eine<br />
Superzeit! Hoffentlicii iiaben die seinr kritisciien<br />
Sciiiedsriciiter keinen Feiiier in<br />
der Ubung entdeckt, der bis zu 20 Sekunden<br />
Zeitaufschlag bedeuten konnte. Als<br />
das Zeiciien „Nuli Feliier" kommt, kennt<br />
der Jubel bei uns auf dem grunen Rasen,<br />
aber aucii bei den Schlaciitenbummlern<br />
auf der Tribune keine Grenzen. Die Rufe<br />
„Oipe, Oipe" tonen durcii's Stadion.<br />
Nun nocii den zweiten Teil der Aufgabe,<br />
den Staffeliauf, in guter Zeit absoivieren,<br />
dann konnte nicht mehr viel passieren.<br />
Wenn wir den Staffeliauf in 75 Sekunden<br />
sciiafften, eine Zeit, die wir bisher<br />
noch nie erreiciit hatten, konnten wir 434<br />
Punkte machen, das ware fiinf Punkte<br />
besser als der bisiierige Internationale<br />
Rekord. Der Staffeliauf ist ein 9 x 50 m-<br />
Lauf mit drei Hindernissen. Ein 8 m langes<br />
Rohr mit einem Innendurclimesser<br />
von 70 cm, eine 1,50 m iiohe Wand und<br />
ein Baiken 6 m lang, 20 cm breit, der 60<br />
cm hoch lag, waren innerhalb dieses Laufes<br />
zu ijberwinden. Unsere bisherige<br />
Bestzeit lag bei 77,6 Sekunden. Wir woiiten<br />
und muBten schneller sein, wenn wir<br />
unserem Ziel, der Goidmedaille, nahe<br />
kommen woilten. Der StartschuB fiel und<br />
von der Tribune wurden wir mit iautem<br />
Beifaii und Zurufen angefeuert. Genau<br />
bei 75 Sekunden blieb die eiektronische<br />
Zeitmessung stehen. Eine Traumzeit fiir<br />
uns. Die kuhne Vorausberechnung<br />
stimmte, ein neuer Rekord mit 434 Punkten<br />
war erreichtl<br />
Der Jubel war groB. Auf der Tribune<br />
erwarteten uns unsere Frauen, die die<br />
letzten Tage so sehr mit uns oder besser<br />
fijr uns gezittert hatten. Wir muBten zahllose<br />
Hande schutteln. Gluckwunsche der<br />
uberglucklichen Glper Schlachtenbummler,<br />
unserer jubelnden Burgermeisterin,<br />
des mitgereisten Stadtdirektors, unseres<br />
glucklichen Stadtbrandmeisters sowie<br />
des Kreisbrandmeisters, der uns bisher<br />
uberallhin begleitet hatte. Selbst fremde<br />
Feuerwehrleute, Wettkampfer aus anderen<br />
Nationen, gratulierten zu dieser<br />
groBartigen Leistung. Dann kam das<br />
riii^l:r-''^TW<br />
Warten auf die anderen Gruppen, die vielleicht<br />
noch eine Oberraschung bringen<br />
konnten. SchlieBlich kam vorzeitig die<br />
Erlosung. Die Feuerwehr Olpe hatte auch<br />
diesmal wieder die Goidmedaille errungen.<br />
Die ersten Telegramme und Telefonate<br />
aus Olpe erreichten uns, Gliickwiinsche<br />
aus der Heimat. Gliicklich fuhren wir<br />
nun aus dem Stadion, zuriick nach Seewalchen,<br />
wo es am Abend eine zunftige<br />
Siegesfeier gab.<br />
Am Samstag waren Begegnungen mit<br />
den Feuerwehren aus Oberosterreich vorgesehen.<br />
Wir waren zu Cast bei den uns<br />
langst bekannten und ans Herz gewachsenen<br />
Feuerwehrmannern von Seewalchen.<br />
Der Sonntag war der Tag der Siegerehrung.<br />
Er begann bereits um 9 Uhr<br />
mit einem okumenischen Gottesdienst<br />
im Stadion. Gegen 10 Uhr traf der osterreichische<br />
Bundesprasident Kirchschlager<br />
bei den 35 000 Menschen im Stadion<br />
ein. Dann begann der feierliche Einmarsch<br />
der Nationen zur Siegerehrung.<br />
Die Gruppenkommandanten der siegreichen<br />
Gruppen aus den verschiedenen<br />
Wettbewerben marschierten getrennt<br />
ein und nahmen vor der Ehrentribune<br />
Aufstellung. Wir, die Feuerwehr Olpe, waren<br />
dabei. Nach den Festreden wurden<br />
den Gruppenkommandanten die Goldmedaillen<br />
iiberreicht Als Gruppenfuhrer<br />
der Feuerwehr Olpe durfte ich die unsrige<br />
in Empfang nehmen.<br />
Den Hohepunkt der Ehrungen erfuhren<br />
wir zu Hause: Die Manner der Wettkampfgruppe<br />
Olpe wurden gebeten, sich<br />
Gisbert Baltes vom WDR Studio Siegen interviewt<br />
Kreisbrandmeister Bernhard Grunebohmer;<br />
im Hintergrund Schlachtenbummler<br />
Altburgermeister Alfred Enders<br />
in das Goldene Buch der Stadt Olpe einzutragen.<br />
Danach holte uns die ganze<br />
Feuerwehr Olpe, voran der Musikzug,<br />
vom Rathaus ab. Klaus Hohmann<br />
Hiarwest<br />
von Theo Breider<br />
In de Boime stigg de Wind,<br />
raspelt wane't Leov dQarneun,<br />
da'et runn van'n Twuigen flQgg<br />
mank de Buske, op et Greun.<br />
Gastrig wS'et niu all faaken,<br />
Sunnendag' sint selt'ner waoen,<br />
wann de LSnner luig staoht<br />
un opruimet is de Gaoen.<br />
Bleot de Reuwen sint neo biuten,<br />
duach de Tiufeln all im Keller,<br />
wann de Biuer'n Acker pleuget<br />
un buistellt de niggen Lanner.<br />
LSngest is de Jagd all uapen<br />
op de Hauhner un FaBanen -<br />
iiawer't Land sint wuier trocken<br />
alle de eusten Kriunekranen. -<br />
Jia, fist Hiarwest, un et diich mi,<br />
met diam geuht duach viel dohenne -<br />
Hiarwestwind, wann dian man spuart,<br />
is de Suemertuid te Enne.<br />
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88<br />
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
Der Heimatverein feiert 20 Jahre Biggesee<br />
von Theo Hundt<br />
SAUERLAND<br />
Am 5. November 1985 jahrt sich zum<br />
zwanzigsten Mai der Tag, an dem Ministerprasident<br />
Meyers durch einen Knopfdruck<br />
den Einstau von Westfalens gro6-<br />
ter Talsperre ausloste. Die Schotten der<br />
AbfluBschachte schlossen sich. Das Wasser<br />
stieg mit sichtbarer Geschwindigl
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Auch damals gab es ortliche Burgerinitiativen,<br />
diejedoch nicht darauf abzielten,<br />
das Untemehmen „Talsperre" zu torpedieren,<br />
sondern nur, alle Interessen der<br />
Betroffenen zu wahren. So konnte die<br />
Biggetalsperre nach anfanglichen Verzogerungen<br />
in einem halben Jahrzeiint zijgig<br />
fertiggestellt werden. Aus dem aiiseitigen<br />
Ringen um die beste Losung ist der<br />
Biggesee entstanden.<br />
Bei der Biggetalsperre hat sich somit<br />
keiner der zumindest subjektiv angenommenen<br />
Notwendigkeit verweigert.<br />
Keine Gemeinde, keiner der 2 500 Ausgesiedelten<br />
liat Klage dagegen eriioben,<br />
wie das im Fall Brunskappel geschehen<br />
ist. Die allgemeine Kontra-Einstellung,<br />
wie sie heute fast alien Unannehmliclikeiten,<br />
die im offentlichen Rechtsbereich auf<br />
den Einzelnen zukommen, entgegengebracht<br />
wird, bestand damals noch nicht.<br />
Auch die Verwaltungsgerichte zeigten<br />
anscheinend eine andere Grundhaltung.<br />
Mit einigen Dutzend Prozessen hatte<br />
man zwar sicher auch hier den Bau um<br />
Jahre, vielleicht um ein Jahrzehnt verzogert<br />
und dadurch um 50 Oder 100% verteuert.<br />
Aber daB etwa ein Verwaltungsgericht<br />
entschieden hatte, das industriegebiet<br />
an Rhein und Ruhr habe Wasserreserven<br />
genug, denn man konneja Rheinwasser<br />
in jeder Menge dorthin pumpen,<br />
ist schwer vorstellbar.<br />
Dennoch war und ist sich jeder Unterrichtete<br />
damals wie heute daruber War,<br />
daB die schone Talsperre zweifellos fiir<br />
das Biggetal, seine Gemeinden und den<br />
Kreis Olpe ein schlechtes Geschaft war.<br />
Fremdenverkehr, noch dazu hauptsachlich<br />
Ausflugsbetrieb an Wochenenden,<br />
laBt sich wirtschaftlich mit industrieller<br />
Fertigung ijberhaupt nicht vergleichen.<br />
Die Stadte bzw. Amter Olpe und Attendorn<br />
verloren mit diesem Teil des Biggetals<br />
groBe Raumreserven fur die Ansiedlung<br />
von neuen Industrien, und zwar gerade<br />
in der Zeit des groBten wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs in der Bundesrepublik.<br />
Olpe hat fast alle seine industriell<br />
nutzbaren Flachen verloren, Attendorn<br />
seine besten. Das sind Schaden, fur die es<br />
keinen Ersatz gab und gibt. Der Kreis Olpe<br />
dagegen ist nicht zuletzt durch den Biggesee<br />
in eine absolut falsche Optik geraten<br />
und wird landesplanerisch als Fremdenverkehrskreis<br />
eingestuft, obgleich<br />
seine Bevolkerung friiher und auch heute<br />
noch weitaus iiberwiegend von Indu-<br />
strie und Handel lebt Das ist das eine,<br />
weshalb beim Gedenken an den Einstau<br />
der Biggetalsperre vor 20 Jahren bei Vielen<br />
mit Recht auch Skepsis herrscht.<br />
Das Andere, was zu dem gleichen<br />
Ergebnis fiihrt, ist die konkrete Belastung<br />
des Kreises und seiner Bewohner<br />
durch den Talsperrenbau: Da ist einmal<br />
die Ungerechtigkeit, daB die Bewohner<br />
des Biggeraumes durch den sog. Biggepfennig<br />
auchjetzt noch zu den Kosten des<br />
Talsperrenbaues beitragen miissen. Eine<br />
noch weit groBere Belastung fiir den<br />
Kreis liegt aber darin, daB er durch den<br />
Masseneinfall von Erholungssuchenden<br />
erheblich belastet ist. GewiB, auch mancher<br />
Olper und Attendorner badet im Biggesee.<br />
So mancher unterhalt darauf ein<br />
Segelboot oder ein Surfbrett. So mancher<br />
„fahrt im Schiffle uber'n See" oder geht<br />
mit Wohlgefallen auf den Uferrandwegen<br />
spazieren. Aber das sind allenfalls einige<br />
Hundert. Was bedeuten sie gegen die<br />
40/50000 von Rhein und Ruhr, die bei<br />
jedem schonen Wochenende in einer<br />
wahren Blechlawine am Biggesee einfallen!<br />
Der wirtschaftliche Wert ist gering,<br />
auch wenn man alle die nicht in Betracht<br />
zieht, die Wurstchen und Kartoffelsalat<br />
von Hause mitbringen und nur ihre Abfalle<br />
liegenlassen. Mit einem Aufwand von<br />
bis jetzt 30 Mio. DM muBte die Biggesee<br />
GmbH - heutige Personalausgaben jahrlich<br />
950000 DM - jene preisgekronten<br />
und naturgemaB unrentablen Erholungsanlagen<br />
errichten, um den ganzen Trubel<br />
in geordnete Bahnen zu lenken. Und an<br />
diesen Kosten hat sich keine der groSen<br />
Stadte im Kohlenpott, fiir die die Bigge<br />
das Wasser sichert, mit auch nur 1 Pfennig<br />
beteiligt Ist das nicht auch ein Grund<br />
zu skeptischer Betrachtung?<br />
Und doch: Der Biggesee ist wunderschon,<br />
und sein Anstau vor 20 Jahren<br />
war ein Gedenken wert, auch ein festliches.<br />
Und der Heimatverein Olpe tat<br />
recht, nicht sinnlos Vergangenem nachzutrauern,<br />
sondern pragmatisch die<br />
Schonheit des Heutigen hervorzukehren.<br />
Nur soil niemand heuchlerisch oder aus<br />
Ignoranz sagen, der Kreis Olpe hatte<br />
durch die Biggetalsperre gewonnen; den<br />
Nutzen hat nur das Ballungsgebiet an der<br />
Ruhr - das gesicherte Wasser. Der Kreis<br />
Olpe hat die - vielleicht verbesserte -<br />
Schonheit. Sie ist allemal ein Feiern wert,<br />
auch wenn sie Geld kostet und dauernder<br />
Wandlung unterliegt<br />
handweiidicher<br />
Soi^alt<br />
gebraut.<br />
Die Brauerei Westheim<br />
ist seit iiber 100 Jahren im Familienbesitz.<br />
Joseph Graf zu Stolberg begann im Jahre<br />
1848 mit dem Verkauf des seit altersher<br />
auf dem Gut Westheim gebrauten Bieres.<br />
Sein Sohn Hermann baute die Brauerei<br />
ab 1876 nach modernsten Erkenntnissen<br />
aus. Heutige Inhaberin ist seine Urenkelin,<br />
Baronin Twickel. Mit handwcrklicher<br />
Sorgfalt wird hier ausschlieBlich<br />
das WESTHEIMER HIRSCH-BRAU<br />
PILSENER gebraut, 1982 DLGpramiiert.<br />
^m^<br />
w<br />
Hirsch<br />
Bi^u Pilsener<br />
Aus derCraflich zu Stolbergschen<br />
Brauerei Westheim /Sauerl.<br />
Seit iiber 100Jahren<br />
im Familienbesitz.<br />
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SAUERLAND<br />
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SAUERLAND<br />
Reype Ahren<br />
leck sat am Wiagesranne,<br />
as sacht de Sunne sank<br />
un iiewerm stillen Lanne<br />
de Owendglocke klang.<br />
Doip boggten sieck de Ahren<br />
beym Owendglockenklang,<br />
as saggten se diam Heeren:<br />
„AdjuB" un „Erntedank",<br />
as wiiBten se vam Daoe,<br />
vam aisten, doipen Schniett<br />
un van diam Hiarteblaue,<br />
dat me fiar annere giet.<br />
Mey gafften diiese Ahren<br />
am Wiagrand te verstohn:<br />
Reype un nutze weren<br />
fiar annere — un vergohn! —<br />
Taum allerlesten Mole<br />
spann Sunne iahren Glanz,<br />
;, as giillene Gloriole<br />
iimme Halm un Ahrenkranz.<br />
Hedwig Jungblut-Bergenthal<br />
t,,>s¥«fl!^asj,;-aus ..Reype Ahren" Grobbel-Verlag, 1983<br />
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Sauerländer 92 <strong>Heimatbund</strong><br />
Ortsheimatpfleger des HSK<br />
im WDR-Studio Dortmund<br />
SAUERLAND<br />
Aus alien Teilen des Hochsauerlandkreises<br />
besuchten Ortsheimatpfleger das<br />
WDR-Studio in Dortmund, urn sich vor Ort<br />
iiber die technische und personelle Situation<br />
dieses Mediums zu orientieren.<br />
Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Strothmann<br />
begruBte diese erste Kontaktaufnahme.<br />
Gleichzeitig sprach er sich fur einen<br />
kritischen Dialog mit den Verantwortlichen<br />
des WDR-Studios aus, um das<br />
Sauerland aus der bisher iiblichen „Randsituation"<br />
in der WDR-Berichterstattung<br />
herauszufuhren. Gesprachspartner im<br />
Dortmunder Studio waren die Chefs vom<br />
Dienst beim Horfunk und Fernsehen,<br />
Gerlach und Kickuth,<br />
Willi Gerlach aus Neheim-Husten<br />
raumte zunachst ein, da6 der WDR zu<br />
spat mit der Regionalisierung begonnJb<br />
habe, Bel der Eroffnung der sogenannten<br />
Fensterprogramme seien Techniker und<br />
Redakteure gleichermaBen ins Wasser<br />
geworfen worden. Mit der Inbetriebnahme<br />
neuer Sender im Jahre 1986 (u,a. wird<br />
dann der 55 Meter hohe Sender „01sberg"<br />
fertiggestellt), soil gewahrleistet werden,<br />
daB auch alle Fensterprogramme in der<br />
dafiir vorgesehenen Region empfangen<br />
werden konnen.<br />
Gerlach meinte in dem Gesprach, da6<br />
durch den sogenannten Regionalkorrespondenten<br />
Tom Zimmermann in<br />
Arnsberg zahlreiche Beitrage iiber das<br />
Sauerland vom Studio Dortmund ausgestrahlt<br />
worden seien. Im nachsten Jahr<br />
werde Arnsberg ein regelrechtes Redaktionsbiiro<br />
mit einer entsprechenden<br />
technischen Einrichtung erhalten. Den<br />
Menschen des Sauerlandes wurde man<br />
am nachsten kommen, wenn es ein eigenstandiges<br />
,.Radio Sauerland" geben<br />
wijrde. Aber das sind vorlaufig Wunschvorstellungen,<br />
es sei denn, Privatsender<br />
wurden die regionale Versorgung ubernehmen.<br />
Im Laufe des Gesprachs nahmen diverse<br />
Ortsheimatpfleger den Sender WDR<br />
hart „ins Gebet". Es wurde gerijgt, daB<br />
etliche Moderatoren kaum derdeutschen<br />
Sprache machtig seien. Von hilflosen Redakteuren<br />
wurden diimmliche Fragen<br />
gestellt. Von einem Redakteur musse<br />
man eine bestimmte Professionalitat<br />
erwarten. Wenn sie die deutsche Sprache<br />
nicht beherrschten, dann sei das blamabel<br />
fur so einen groBen Sender wie den<br />
WDR.<br />
Ein Ortsheimatpfleger kritisierte den<br />
haufig belehrenden und oft provozierenden<br />
Ton des WDR. Bei diesem Sender<br />
konne man sich als Sauerlander nicht<br />
unbedingt beheimatet fuhlen. Oft genug<br />
seien die Sauerlander als die letzten Deppen<br />
und Hinterwaldler dargestellt worden.<br />
Bei etlichen Beitragen in der Vergangenheit<br />
habe der WDR eine „ganz linke<br />
Tour geritten". Verlangt wurde, daB nicht<br />
nur der Bereich Olpe/Attendorn (da sei<br />
wohl der EinfluBbereich von Gisbert Baltes<br />
entscheidend) dargestellt werde. Das<br />
sinfonische Blasorchester der Kreismusikschule<br />
oder die Blaservereinigungen<br />
aus dem Bereich Olsberg und Brilon hatten<br />
auch ein Recht, uber den Ather zu<br />
kommen.<br />
Gefordert wurde, daB die zentrale<br />
Ubermacht des Senders in Koln abgebaut<br />
werde. Der WDR miisse auch auf dem<br />
Lande von sich aus kulturelle Leckerbis-<br />
sen anbieten und ubertragen. Nicht nur in<br />
Koln, Dusseldorf und Dortmund gebe es<br />
entsprechende Moglichkeiten, auch das<br />
Sauerland halte gute Hallen zur Obertragung<br />
bereit.<br />
SchlieBlich wurde kritisiert, da3 der<br />
WDR allzu oft und sehr einseitig negative<br />
Dinge behandle. „Wann wird den Menschen<br />
im Alltag vom WDR Mut gemacht,<br />
wann gibt's den WDR einmal zum<br />
Schmunzeln?" wurde gefragt. Haufig<br />
ftihle sich der Horer beim benachbarten<br />
hessischen Sender besser aufgehoben.<br />
„Die Hessen sind naher am Menschen, sie<br />
sind volkstiimlicher!" hieB eine These.<br />
Zum SchluB der Unterredung wurde<br />
von alien Beteiligten die Hoffnung<br />
geauBert, daB es in Zukunft zu einer besseren<br />
Kommunikation mit dem WDR<br />
komme. Die Ortsheimatpfleger sollen als<br />
ortliche Ansprechpartner dazu ihren Beitrag<br />
leisten. Heinz Lettermann<br />
Oekonomie und Oekologie im Sauerland<br />
vor 175 Jahren<br />
.... entdeckt von Oberstudiendirektor Karl Egon Gordes. Meschede<br />
|) e f f t f ^ e 3 e i t u n 8.<br />
©am^fag. 1 8 1 1« Nro, 96.<br />
£U5D®2B3@ »«>n ®otUi ©naBcn ©cogljcrjog t>on ^cjftn/ ^erjog<br />
in SEBefipbalen 7C.yc-<br />
3n 6et Ianb««()errlid)en QSerotbnu«a vtm aSuit 2fugufl iSoig,' bi« 'Sertifguitg ber f^jaUIidjen<br />
Snfcften in ben SBalbungen Befreffenb, »(l jrtxir im §, 2.'ent^atun, bafj bie SSercrbnung com<br />
5ten gcbruar 1785 megen ja^rli^er Ciefnung Btn @|J»vring«f6pfen bur(t) bte Untett^anm, ft roie<br />
ber ^Udt vtn fHaUn ttnbT)ef)Un bur($ bt« 5st(l*ienet/ M auf meitcte aserfiigung, aiifgcfjeben<br />
(etjn fott*, unb Uirit biefer 93Jgei mittt getobtet toerben fcCkn. SDJan ^at (id) injwif^en tiberjcugt/<br />
bap bie ge'nannten aSogetaifen, Ui airjuilatfeir
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
93<br />
Neue Technik auf der Oberen Ruhrtalbahn<br />
Viele Stellwerke und Schrankenposten werden UberflQssig<br />
Zur Zeit verandert sich das Gesicht der<br />
Bahnstrecken auf der Ruhrtalstrecke der<br />
Bundesbahn. In sehr kurzer Zeit verschwinden"<br />
viele altvertraute Stellwerke,<br />
Schrankenwarterhauschen und Blockstellen<br />
und machen modernen Einrichtungen<br />
Platz.<br />
Diese Gebaude haben in den letzten<br />
80 Jahren das Gesicht unserer Bahnlandschaft<br />
mitgepragt Unubersehbar waren<br />
die meist 2-stockigen, oft im Fachwerkstil<br />
errichteten Bahngebaude. Es ware wunschenswert,<br />
wenn einige dieser Exemplare<br />
erhalten blieben. Auch diese Gebaude<br />
sind in unserer schnellebigen Zeit wichtige<br />
Dokumente einer uber lOOjahrigen<br />
Eisenbahngescliichte im Oberen Ruhrtal<br />
und Baudenknnale der jijngeren Zeit. Das<br />
Bundesbahnbetriebsamt Arnsberg<br />
schreibt zu dieser Situation wie folgt:<br />
Die Obere Ruhrtalbahn erstreckt sich<br />
zwischen Schwerte (Ruhr) und Warburg<br />
(Westf.). Sie war die wichtigste Eisenbahn-Verbindung<br />
im Kurkolnischen<br />
Sauerland, diente bis zum Ende des<br />
2. Weltkrieges dem Durchgangsverkehr<br />
Aachen - Leipzig/Berlin, hat heute regionalen<br />
Charakter mit der westlichen<br />
Anbindung an die Fernstrecken der Bundesbahn<br />
in Hagen/Koln bzw. einer Anbindung<br />
im Osten in Kassel/Bebra.<br />
In Deutschland wurde die 1. Eisenbahnstrecke<br />
von Nurnberg nach Furth am<br />
7. Dezember 1835 eroffnet. Daher feiert<br />
die Bahn in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag.<br />
Die Obere Ruhrtalbahn wurde<br />
in den 70er Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts durch die Bergisch-Markische-Eisenbahngesellschaft<br />
erbaut.<br />
Die einzelnen Streckenabschnitte wurden<br />
wie folgt eroffnet:<br />
Schwerte (Ruhr) - Arnsberg (Westf.)<br />
1. 6. 1870<br />
Arnsberg (Westf.) - Meschede<br />
18. 12. 1871<br />
Meschede - Bestwig 1. 7.1872<br />
Bestwig - Scherfede 6. 1.1873<br />
In den Anfangsjahren war die Sicherungstechnik<br />
der Eisenbahnen relativ<br />
einfach. Aufgrund der geringen Geschwindigkeit<br />
reichten z.B. bei Bahniibergangen,<br />
die damals nur von FuBgangern<br />
und Pferdefuhrwerken benutzt wurden.<br />
die Sicht und der Achtungspfiff der Lokomotive.<br />
Die Signale und Weichen in den<br />
Bahnhofen wurden an Ort und Stelle von<br />
Stiligelegtes Gebaude am Bahnhof in Arnsberg<br />
Hand bedient Mit der Erhohung der Geschwindigkeit<br />
und zunehmender Betriebsdichte<br />
wurden um die Jahrhundertwende<br />
neue Sicherungstechniken erforderlich.<br />
BahniJbergange wurden durch<br />
Schrankenanlagen gesichert, Bedienungseinrichtungen<br />
fiir Weichen und<br />
Signale wurden in Stellwerken zusammengefaBt.<br />
So wurden auch im Bereich der Oberen<br />
Ruhrtalbahn zahlreiche Schrankenpostengebaude<br />
und Stellwerke errichtet.<br />
Folgende Daten vom Bau der Stellwerke<br />
sind bekannt:<br />
1904 Neheim-Husten<br />
(westliches Stellwerk)<br />
1908 Arnsberg<br />
1909 Oeventrop (an der B 7)<br />
1910 Meschede<br />
1911/12 Wennemen<br />
1913 Freienohl<br />
1914/19 Bestwig<br />
1916 Brilon Wald<br />
Aus Griinden der Sicherheit wurde<br />
schon sehr fruhzeitig gefordert, daB ein<br />
Zug erst abfahren darf, wenn der vorausfahrende<br />
Zug den nachsten Bahnhof<br />
erreicht hat. Diese langen Abschnitte<br />
ergaben wegen der geringen Geschwindigkeiten<br />
lange Fahrzeiten. so daB nur<br />
wenige Ztige iiber die Strecke fahren<br />
konnten. Steigende Verkehrsbedijrfnisse<br />
verlangten bald eine Unterteilung dieser<br />
Abschnitte, es wurden dort Blockstellen<br />
eingerichtet (der folgende Abschnitt<br />
konnte dort „blockiert" werden). Diese<br />
Blockstellen lagen oft sehr einsam, z.B.<br />
die Blockstellen Miischede, Hebreme,<br />
Rumbeck. Eschental zwischen Brilon<br />
Wald und Hoppecke, Grottenburg zwischen<br />
Messinghausen und Bredelar, Diemelbrijcke<br />
zwischen Bredelar und Marsberg.<br />
Nachdem die Blockstellen bereits in<br />
den 60er Jahren durch die Technik<br />
ersetzt werden konnten und deshalb aufgehoben<br />
wurden, werden jetzt vermehrt<br />
Schrankenposten und Stellwerke aufgelassen.<br />
Die Sicherung durch den Schrankenwarter<br />
wird - sofern keine Brucke gebaut<br />
werden kann - durch Lichtzeichenanlagen<br />
mit Halbschranken ersetzt. Die<br />
Aufgaben mehrerer Stellwerke werden<br />
durch die Einfuhrung neuer Techniken in<br />
Gleisbildstellwerken zusammengefaBt.<br />
GroBtes Vorhaben dieser Art ist das neue<br />
Stellwerk in Neheim-Husten, das mit<br />
einem Kostenaufwand von mehr als<br />
10 Millionen DM erbaut und im vergangenen<br />
Dezember in Betrieb genommen<br />
wurde. In einem kunftigen Bauabschnitt<br />
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SAUERLAND<br />
94<br />
konnen von diesem Stellwerk die Stellwerke<br />
bis einsctil. Mesciiede ferngesteuert<br />
werden.<br />
Kleinere Anlagen wurden in Langscinede,<br />
Wickede, Arnsberg und Messinghausen<br />
erbaut Weitere Anlagen sind im Bau<br />
bzw. gepiant in Frondenberg. Meschede,<br />
Bestwig, Brilon Waid und Marsberg. Aus<br />
bauliclien und wirtscliaftlichen Griinden<br />
konnen oft die Neuanlagen nicint in den<br />
alten Stellwerken instaliiert werden. So<br />
werden viele Steilwerksgebaude uberflussig,<br />
Z.B. in Neheim-Husten 3,<br />
Arnsberg 2, Oeventrop 2. Freienoiil 1,<br />
Wennemen 2, Meschede 2, Brilon Wald 1,<br />
Marsberg 2 Gebaude. Falls keine wirtschaftliche<br />
Nutzung moglich ist, werden<br />
die Gebaude, die oft im typischen Fachwerk-Baustil<br />
errichtet wurden und Zeugen<br />
einer langen Eisenbahngeschichte<br />
sind, wohl der Spitzhacke bzw. dem<br />
Abbruciibagger zum Opfer fallen.<br />
Stellwerk Oeventrop, KirchstraBe<br />
Fotos: Friedhelm Ackermann<br />
H.&F. SCHNEIDER KORNBRENNEREI<br />
NUHLAR-HOCHSAUERLAND<br />
Ahnlich ergeht es den Schrankenpostengebauden.<br />
Zwischen Wickede und<br />
Neheim-Husten wurden in jungster Zeit<br />
6 Gebaude abgerissen, weitere Postengebaude<br />
in Arnsberg am SchloBbergtunnel,<br />
in Meschede an der alten B 55 und in<br />
Nuttlar an der KirchstraBe. Als nachstes<br />
folgen Gebaude zwischen Meschede und<br />
Bestwig und im ostlichen Bereich der<br />
Oberen Ruhrtalbahn. Nach Durchfuhrung<br />
der StraBenbaumaBnahmen werden<br />
auch die Schrankenpostengebaude an<br />
der Rohrbrijcke und Husten Ost in Neheim-Husten<br />
abgerissen.<br />
So heiBt es Abschiednehmen von<br />
Schrankenposten, Stellwerken und den<br />
Eisenbahnern, die dort rund urn die Uhr<br />
Dienst geleistet haben, Der Mensch mit<br />
seinen moglichen Fehiern wird durch die<br />
nuchterne Technik, die weniger versagt,<br />
ersetzt.<br />
Wegen dieser Rationalisierungen wird<br />
die Obere Ruhrtalbahn wirtschaftlicher,<br />
bei einer entsprechenden Nutzung durch<br />
Bevolkerung und Industrie kann ihr noch<br />
ein langes Leben beschieden sein.<br />
Heinrich Ruschenbaum<br />
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SAUERLAND<br />
95<br />
Vor 175 Jahren wurde Franz-Josef Harbecke<br />
Pastor zu Hesborn<br />
Drei Umstande sollen AnlaS sein, einen<br />
Blick auf Leben und Wirken des Glindfelder<br />
Moriches und Hesborner Pfarrers zu<br />
werfen: Der Bericht uber das Hesborner<br />
Kreuz im vorletzten <strong>Heft</strong>, die diesjahrige<br />
Mitgliederversammlung des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es in Medebach und Glindfeid,<br />
und die 175jaiirige Wiederkeiir des<br />
Amtsantritts des Pastors Harbecke in<br />
Hesborn.<br />
Franz-Josef Harbecke wurde am 22.<br />
Februar 1778 in Liesen geboren auf dem<br />
Feltensiiof, den der Hallenberger Chronist<br />
Lacliemeyer ..die bedeutendste Okonomie<br />
in Liesen" nennt. Er wurde sclion<br />
fruii fur einen geistliclien Beruf erzogen.<br />
Die weitliciien und geistigen Grundlagen<br />
dazu legten der Leiirer von Ziisclien und<br />
der Vikar von Liesen. Der Sciiuler sciiaffte<br />
die Aufnaiime in das von den Franziskanern<br />
geleitete Gymnasium Antonianum<br />
in Gesecke.<br />
im Jalire 1800 war seine Sciiulausbildung<br />
beendet und der iioffnungsvolle<br />
Studiosus trat in das Kloster Glindfeld bei<br />
Medebacli ein, wo er seine plniiosopliischen<br />
und tlieoiogischen Studien vervollkommnen<br />
konnte. Schon nacli einem<br />
guten Jahr, am 1. Dezember 1801, empfing<br />
er mit 22 Jaliren die Priesterweiine.<br />
Das Kloster Glindfeld, Konvent der<br />
Augustiner-Kreuzherren, hatte eine<br />
lange, verdienstvolle Tradition im weiten<br />
Umkreis, und es ist sicher, daB der heranwachsende<br />
Franz-Josef erwartete,<br />
dort ein geistliches Betatigungsfeld zu<br />
finden. Bruder des Konvents versahen<br />
schon seit Jahren die Seelsorge der<br />
umiiegenden Ortschaften, und vom Kloster<br />
selbst wurden angehende Geistliche<br />
in besonderen Kursen auf ihren kiinftigen<br />
Beruf vorbereitet. Eine hervorragend<br />
bestijckte Bibliothek. zum Teil<br />
heute im Besitz der Hesborner Gemeinde,<br />
versorgte vor allem die Pfarramter<br />
der Umgebung mit Literatur fur Studium<br />
und Weiterbildung. Nicht zuletzt leistete<br />
das Kloster vorbildliche soziale Hilfe und<br />
Fiirsorge.<br />
Fur all das sollte dem jungen Ordensmann<br />
nicht viel Zeit beschieden sein: In<br />
den Jahren 1803/04 wurde im Zuge der<br />
Sakularisation auch das Kloster Glindfeld<br />
aufgehoben und wurde Forstamt; die<br />
Augustiner-Kreuzherren und mit ihnen<br />
Franz-Josef Harbecke verloren ihre Heimat.<br />
Wohl bald darauf schon wurde der<br />
ehemalige Monch Verwaiter der ..Synesischen<br />
Vikarie", eines kirchlichen Sondervermogens<br />
fur fromme und mildtatige<br />
Zwecke, das zu verwalten und einzusetzen<br />
war, sowie Betreuer der Madchenschuie<br />
in Hallenberg. Deren Leitung<br />
erwies sich spater als besonderes Verdienst<br />
seiner Hallenberger Zeit. Er hatte<br />
bei seiner padagogischen Arbeit einen<br />
hervorragenden Schulmann zur Seite,<br />
den Lehrer und Kiister Caspar Lachemeyer,<br />
den ersten staatlich ausgebildeten<br />
Lehrer Hallenbergs. Ihm blieb er sein<br />
Leben iang freundschaftlich verbunden.<br />
Im Jahre 1806 hob er dessen jungsten<br />
Sohn, Franz, den spateren Hallenberger<br />
Chronisten, aus der Taufe.<br />
Vierzehn Tage vor Weihnachten, am<br />
10. Dezember 1810, trat Franz-Josef Harbecke<br />
sein Amt als Pastor von St. Goar in<br />
Hesborn an. Uber seine eigentliche<br />
Lebensarbeit, das Pfarramt dort, hat er<br />
(leider nur) 11 Jahre Iang sein Herz im Kirchenbuch<br />
ausgeschuttet. Das Pfarrhaus<br />
muB eine halbe Ruine gewesen sein, „fur<br />
einen Geistlichen zu bewohnen fast nicht<br />
mehr anstandig". Die Kirche war ein<br />
unvollendeter Neubau (vor dem der heutigen<br />
Kirche von 1914/15) und dazu<br />
erwiesen sich „die Rechnungen des kirchlichen<br />
Vermogens, wie auch der geringe<br />
Armenfonds in einem Zeitraum von 14<br />
Jahren nicht abgelegt." - „Verdru6 war<br />
Ernte", sagte er von dem, was bei seinen<br />
ersten Bemuhungen herauskam. Dem<br />
hier erlebten Gottesdienst spricht er das<br />
Recht ab, sich so zu nennen, denn „Rufen<br />
und Schreien muB Gesang heiBen". Und:<br />
„Keine Schule war da, im Pfarrhaus saSen<br />
die Schulkinder wie in einer Heringstonne...(Er)<br />
fand sich also genotigt,<br />
durch verschiedene, jedoch nimmer<br />
erlaubte Kunstgriffe die Bauern dahin zu<br />
bringen, die... notigen Reparaturen vorzunehmen."<br />
Besondere Anerkennung verdient<br />
seine entschiossene Haltung wahrend<br />
einer Pockenepidemie im Jahre 1817, als<br />
40 Hesborner Kinder von der Seuche<br />
befallen waren. Obschon keine Verpflichtung<br />
zur Schutzimpfung, eher noch<br />
Bedenken dagegen bestanden, lieB er sie<br />
in Hesborn durchfiihren. Er kann den<br />
Skeptikern vorhalten, daB es „zu bewundern<br />
ist, daB die geimpften nicht so hart<br />
litten, wie die ungeimpften."<br />
Leider ist uns kein Predigtkonzept von<br />
Pastor Harbecke erhalten geblieben.<br />
Dafiir wissen wir von seiner Griindung<br />
zweier Bruderschaften, der „Vom bittern<br />
Leiden unseres Herrn Jesus Christus"<br />
und der „Von Jesus, Maria und Josef. Sie<br />
sollten wohl Trost und Starke im Leid und<br />
Ruckhalt in der glaubigen Familie bewirken.<br />
AuBere Anerkennung erfuhr der<br />
Pastor bezeichnenderweise von weltlicher<br />
Seite: In besonderer Wurdigung seiner<br />
Lehrertatigkeit in Hallenberg in den<br />
Jahren 1803/04 bis 1810 verlieh ihm die<br />
Stadt den Ehrenburgerbrief, den ihm<br />
anIaBlich des Goldenen Priesterjubilaums<br />
der Burgermeister personlich iiberbrachte.<br />
Oberhaupt war er auch als Pfarrer<br />
immer noch in der Schularbeit tatig<br />
geblieben. Ihm war zuletzt die Aufsicht<br />
uber die Schulen des naheren Bezirks<br />
ubertragen worden.<br />
Am 7. Januar 1852 konnte der mittlerweile<br />
74jahrige Pastor Harbecke sein Goldenes<br />
Priesterjubilaum feiern, am prachtigen<br />
Hochaltar seiner Pfarrkirche, den er<br />
einst zusammen mit vielen weiteren<br />
Kunstwerken aus dem NachlaB der<br />
Glindfelder Klosterkirche fur seine F>farrkirche<br />
hatte sichern konnen. Vier Jahre<br />
spater, am 9. Februar 1856, starb er. Er<br />
hatte gehalten, was er auf den ersten Seiten<br />
seines vertrauten Kirchenbuches versprochen<br />
hatte, namlich „das Meinige<br />
getan, um fur meinen getreuen Nachfolger<br />
den Bestand der gleichsam verwilderten<br />
und verwusteten Pfarrey HeBborn<br />
wiederherzustellen."<br />
Vor ca. 15 Jahren ist das Grabdenkmal,<br />
das seine Gemeinde Pastor Harbecke<br />
gesetzt hatte, bei „Renovierungsarbeiten"<br />
um die Kirche abhanden gekommen.<br />
Dem verdienten Seelsorger, Lehrer,<br />
ja Vater seiner einst so armlichen<br />
Gemeinde soil nun ein neues Denkmal<br />
aufgestellt werden.<br />
Anton Wirtz, Hallenberg<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer 96 <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Familienforschung<br />
Auf Anregung des Vorstandes des<br />
Saueriander <strong>Heimatbund</strong>es trafen sich<br />
anIaBlich der Mitgliederversammlung<br />
der Westfaiischen Gesellschaft fur Genealogie<br />
und Familienforschung am 1. Juni<br />
in Dortmund dort aucii ein knappes<br />
Dutzend Famiiienforscher und -kundler<br />
des kurkolnisciien Sauerlandes. Sie nahmen<br />
untereinander fachliche Kontakte<br />
auf und informierten sich uber die Zlele<br />
und die Arbeitsweise der in Munster<br />
ansassigen westfalischen Gesellschaft.<br />
Man will untereinander in Verbindung<br />
bleiben und spater entscheiden, ob und<br />
wie eine Zusammenarbeit in einen organisatorischen<br />
Rahmen eingeordnet werden<br />
soil. Inzwischen haben sich weitere<br />
Interessierte beim Vorstand gemeldet.<br />
Dieser wird den Archivar der Stadt Weri,<br />
Harm Josef Deisting, bitten, demnachst<br />
einmal fiber den Stand der Familienforschung<br />
im Sauerland aus seiner Sicht zu<br />
berichten und evtl. weitere Vorschlage zu<br />
Bergbau-Museum<br />
und<br />
Besucherbergwerk Ramsbeck<br />
Information und Eriebnis fiir die ganze Familie<br />
bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit<br />
Wenn Sie im Hochsauerland<br />
sind, versaumen Sie nicht in<br />
der Bergfreiheit Ramsbeck<br />
das Bergbaumuseum mit Besucherbergwerk<br />
zu besichtigen.<br />
Im l\/luseumwird uber den<br />
Erzbergbau des Saueriandes<br />
vom Mittelalter bis zur lieutigen<br />
Zeit intormiert, das Besucherbergwerk<br />
zeigt den Abbau<br />
von Biei und Zink in den<br />
Originalstolien. Untertagefiihrung,<br />
Stellung von Helm und<br />
Schutzkleidung.<br />
Oftnungszeiten: Tagllch von<br />
9.00-17.00 Uhr, letzte Einfahrt<br />
16 Uhr. Einfahrt je nach Bedarf<br />
aile haibe Stunde.<br />
Vom 15. Oktober bis 15. MSrz<br />
montags geschlossen und<br />
vom 1. Adventssonntag bis<br />
einschi. 2. Weihnachtstag<br />
standig geschlossen.<br />
machen. Herr Deisting hatte sich in Dortmund<br />
bereiterklart, fur die sauerlandischen<br />
Forscher als fachliche Anlaufs- und<br />
Auskunftsadresse zur Verfugung zu stehen.<br />
PI.<br />
Familienkundliche Arbeitsgemeinschaft<br />
in Sundern<br />
Zu einer zweiten Zusammenkunft traf<br />
sich die familienkundliche Arbeitsgemeinschaft<br />
des Sunderner <strong>Heimatbund</strong>es,<br />
Verein fur Geschichte, Kultur und<br />
Heimatpflege. Nach einem einfuhrenden<br />
Referat von Gerhard Kuhn uber Sinn und<br />
Bedeutung der Familienforschung entwickelte<br />
sich ein angeregtes Gesprach<br />
ijber die Motive, die zur Beschaftigung<br />
mit der Familienforschung fuhren, und<br />
iJber den daraus fur den einzelnen Menschen<br />
und die Familie zu erzielenden<br />
ideellen Nutzen.<br />
Deutlich wurden im Referat die unterschiediichen<br />
Anforderungen an die Fami-<br />
Jew"*"' «<br />
fWitf<br />
Gruppenanmeldungen:<br />
Bergbaumuseum Ramsbeck - Telefon (02905) 250<br />
Auskunft erteilt auch das Verkehrsamt Bestwig,<br />
Telefon (02904) 81275<br />
lienforschung in den vergangenen Epochen<br />
der Geschichte, die haufig auf die<br />
Sicherung politischer und materieller<br />
Macht ausgerichtet waren. Heute konne<br />
sie frei von diesen Belastungen und ideoiogischen<br />
Zwangen dem Menschen und<br />
der Familie dienen. Familienforschung<br />
stelle eine notwendige Verbindung zwischen<br />
den vergangenen Generationen<br />
und der heutigen dar. Um mit Arthur<br />
Schopenhauer zu formulieren, schaffe sie<br />
das „vernQnftige SelbstbewuStsein" fiir<br />
die Gemeinschaft Familie.<br />
Der Referent machte deutlich, da3<br />
alles im menschlichen Leben in den von<br />
frijheren Generationen ererbten Denkgebauden<br />
und Traditionen wurzele, ob der<br />
einzelne wolle oder nicht, und ob er sie im<br />
Einzelfall als Gewinn oder als hemmende<br />
Last empfinde. Jeder musse mit ihnen<br />
und aus ihnen leben. Deshalb sei es wichtig,<br />
die Vergangenheit der Familie zu kennen,<br />
um sich selbst zu erkennen.<br />
Auch der heimatkundliche Bezug der<br />
Familienforschung kam zur Sprache. Oft<br />
beginnt das Interesse an der Heimatkunde<br />
bei der Familienforschung. G.K.<br />
Neue Mitglieder<br />
Gerhard Rusche, Drolshagen<br />
Wilhelm Hiinninghaus, Meschede<br />
Ewald Cramer, Meschede<br />
Josef Remberg, Munster<br />
Ulrike Grafin zu Vischering, Marsberg-<br />
Padberg<br />
Kurt Dreier, Meschede-Wallen<br />
Helmut Herrmann, Schmallenberg<br />
Peter Kuhlmann, Saalhausen<br />
Elmar Schwermer, Kirchhundem<br />
Detlef Alldorf, Arnsberg 1<br />
Werner Brochhausen, Arnsberg 1<br />
Detlev Becker, Arnsberg 23<br />
Franz Geue, Arnsberg 1<br />
Friedrich Nase, Arnsberg 1<br />
Alex Paust, Arnsberg 14<br />
Hans Josef Rocholl, Arnsberg 14<br />
Hans J. Bartmann, Bonn<br />
Anna Hellhake, Olsberg-Assinghausen<br />
Anton Nolke, Olsberg-Assinghausen<br />
Klaus Vorderwulbecke, Olsberg<br />
Engelbert Godde, Balve 1<br />
Franz W. Vohle, Balve 1<br />
Alois Hoffmann, Balve 1<br />
Robert Freese, Balve 1<br />
Roswitha Berken, Balve 1<br />
Karl Cordes, Balve-Helle<br />
Alfons Rohleder, Garbeck<br />
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Barock in Arnsberg<br />
SAUERLAND<br />
97<br />
Die Kunde, in Arnsberg werde ein barockes<br />
Stadtfest durchgefuhrt, mu6te<br />
selbst be! Heimatkennern erst elnmai ein<br />
Schmunzeln hervorrufen; wu6te man<br />
docii: Barocke Kunstzeugnisse gibt es In<br />
Arnsberg niciit<br />
Aber Arnsbergs barocke Vergangenheit<br />
war nicht der Grund fur dieses Stadtfest,<br />
sondern das Europaische Jahr der<br />
Musik mit den Jubiiaren Schutz, Handel,<br />
Bach und Scarlett!. Ganz allgemein soilte<br />
die ZOOjahrige Epoche des Barock ins BewuBtsein<br />
der Burger gebracht und iiire<br />
Reflexion als kunstlerische Aufgabe von<br />
moglichst vielen angegangen werden.<br />
Und dann stellte sich heraus, daB die<br />
Barockzeit doch nicht spurlos an<br />
Arnsberg vorbeigegangen war. Man denke<br />
an das Ensemble von Glockenturm<br />
und Stadtkapelle, an Hirschberger Tor<br />
und Propsteikirche, an die Klosterkirche<br />
in Rumbeck oder die Ruine des Lust- und<br />
Jagdschlosses Clemens Augusts.<br />
Mit der Unterstiitzung des Landes<br />
konnte die groSe Aufgabe, dieses Fest<br />
auszustatten, von Seiten der Stadt, des<br />
Verkehrsvereins, des <strong>Heimatbund</strong>es und<br />
mit viel Eigeninitiative und Engagement<br />
in Angriff genommen werden.<br />
An zwei Wochenenden, dem 18. Mai<br />
und dem 8. und 9. Juni, - eingebettet in<br />
Arnsberger Woche und Ruinenfest -<br />
wurde ein Programm kijnstlerischer Vielfalt<br />
von originaler Darstellung bis zur modernen<br />
Auseinandersetzung mit dem Barock<br />
angeboten. Das Spektrum der Veranstaltungen<br />
reichte von 3 Ausstellungen<br />
im Sauerland-Museum, einerPrasentation<br />
von ,.2 Hofischen Tanzen" (Ortrud<br />
Schmale) und J.S. Bach Concerti fur 3<br />
Cembali (Kammermusikkreis der VHS)<br />
ijber Theatervorstellungen - „Arnsberger<br />
Marktspiel" (Konrektorin Muller, Norbertusschule),<br />
„Peter Squentz" von<br />
Andreas Gryphius (Mariengymnasium) -<br />
bis zu Experimenten wie „Wortspiele" -<br />
Adaption barocker Lyrik mit Pantomime<br />
- und dem Ruinenfest auf dem SchloBberg,<br />
zu dessen Hohepunkten ein barokkes<br />
Feuerwerk unter Begleitung der<br />
Feuerwerksmusik von Handel und der historische<br />
Umzug und das Laienspiel „Clemens<br />
August und die Jagd" des Arnsberger<br />
<strong>Heimatbund</strong>es zahlten. Eine Probe<br />
aus Jurgen Diehls moderner Barock-Lyrik<br />
mag einen Eindruck vermitteln, wie<br />
auch die Fotos von einzelnen Veranstaltungen.<br />
Dr. Jurgen Richter<br />
Wortgewinst<br />
Fotos: Hanns-Jurgen Vormweg<br />
dikkdunkler glantz der stinkt umfrieSt der mQnder fetter<br />
trief umgiebt umschiebt dies teutschgesinnte wort in<br />
WECHSEL-ZEDDELN<br />
ietztes denck und ehren mahi in einem gedSchtnuB SERMONE<br />
aufgerichtet an euer satansklipp und lippen<br />
die unheilvoll gerlchtet ohren= facher SCHLAMPAMPEN<br />
IHRIHR edelwOlstiges neidtOkkisch beierkohren aergernQB:<br />
das pflanzreich ist durchsichtig wi ein glas<br />
das ertzreich lichtfixes wundernas<br />
der menschen einerLEI ein herrlichst lustgewQrm das kriecht<br />
das paaret sich zu iauter wunderwuchs in grOStem heiligem licht<br />
verkaufft den geist und all sein lippgestell zu wunder flucht:<br />
TRIUMF HOSANN TRIUMF HOSANNS HOSANNS schlimmgruntz<br />
ohn eingeweide ist die leichnam schand<br />
wir Wohnen nun ein einzig mal im irden freudenhaus<br />
viel jammerthai und grauSe wandelen ohn unschuld ohne schuld<br />
besudelt gar veil GOLDGERUCH<br />
aus „Wechsel—Zeddel, Wortgewinst". Jurgen Diehl 1985.<br />
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SAUERLAND<br />
98<br />
BUCHER • SCHRIFTTUM<br />
BarockaltSre<br />
Das im Verlag Dr. Rudolf Habelt, Bonn.<br />
1983 erschienene Buch von Angelika Seifert<br />
..Westfalische Altarretabel (1650-<br />
1720), ein Beitrag zur Interpretationsmethodik<br />
barocker Altarbaukunst",<br />
erschien in ..Habelts Dissertationsdrucke,<br />
Reihe Kunstgeschichte" als <strong>Heft</strong> 7. Das<br />
„<strong>Heft</strong>" ist ein 753 S. dicker, kartonierter<br />
Band im Format 21 x 14.5 cm und mefir als<br />
1 kg sciiwer. Davon sind 609 S. Text in<br />
Scinreibmascfiinenoffset. 72 Bl. Fotowiedergaben<br />
auf Kunstdruckpapier. Vom<br />
auBeren iier also ein unhandlictier Band<br />
ist das Bucli alierdings, was das innere<br />
Format angelnt. iioctiwissensciiaftlicfi, so<br />
hocii. daB man sicfi als Laie kaum berechtigt<br />
fuiilt. daruber zu urteilen. Es ist also<br />
ein Bucin, das man nicht ..liest", zumal die<br />
Verfasserin mit fachspezifiscinen Fremdwortern<br />
und Wortbiidungen verschwenderisch<br />
umgeht, sondern nur zur Hand<br />
nimmt. um sich ganz ernsthaft mit der<br />
Materie zu befassen. oder darin uber ein<br />
ganz besonderes Objekt etwas zu erfahren.<br />
Fur beide Falle konnte sich das Studium<br />
lohnen.<br />
Die Verfasserin geht ihr Thema sehr<br />
griindlich in zwei Hauptteilen an: I. Methodologie.<br />
11. Materialanalyse. Sie beginnt<br />
den erstenTeil mit den spezifischen<br />
kirciien- und kulturgescliichtlichen Verhaltnissen<br />
Westfalens. um dann in weiteren<br />
Kapiteln die Problematik des Barockaltars<br />
allgemein vielseitig zu untersuchen.<br />
Im zweiten Tell wird sie konkret. Sie<br />
untersciieidet fur Westfalen die Perioden<br />
Spatrenaissance (1600-1650).<br />
Fruhbarock (1650-1675). Hociibarock<br />
(1675-1720) und sclilieBt nocli ein Kapitel<br />
fur den Rest des 18. Jahrhunderts an. Fur<br />
die erste Barockperiode bedient sie sicli<br />
der Propsteikirciie in Recklinghausen.<br />
der Sieciienkapelle zu Beckum und des<br />
Doms zu Paderborn als Beispiel. Doch<br />
widmet die Verfasserin den Bereichen<br />
Paderborn und kolnisches Westfalen ein<br />
eigenes Kapitel. Aus dem ehemaligen<br />
Herzogtum Westfalen beschaftigen sie<br />
vor allem Belecke, die Arnsberger Stadtkapelle<br />
und die Altarstiftungen des Paderborner<br />
Bischofs Ferdinand v. Furstenberg,<br />
dessen EinfluB im Sauerland sie<br />
moglicherweise ubersdhatzt. Fur die<br />
Zweitperiode geht sie ein auf die Werkstatten<br />
der Papen. Rudolphi, Ambrosius<br />
von Olde, Hulse, der Groninger; fur den<br />
Rest des Jahrhunderts bezieht sie sich<br />
Kreuzkapelle Olpe<br />
auf Schlaun und Nagel. Damit beschlieBt<br />
sie grundsatzlich ihr Thema, nicht jedoch<br />
ihr Buch.<br />
Der mit S. 399 beginnende Anhang mit<br />
Abkurzungsverzeichnis, Altarindex, Verzeichnis<br />
der Werkstatten, Altarkatalog,<br />
Anmerkungen (fiJrTeil 1: Nr. 1-350,32 S.,<br />
Teil 11: Nr. 1-716, 36 S.) und Literaturverzeichnis.<br />
In diesem Anhang, dessen Seitenzahlen<br />
im Inhaltsverzeichnis ubrigens<br />
f ehlen, hat auch der, der nicht so tief in die<br />
Materie eindringen will, die Moglichkeit,<br />
fur sein konkretes Objekt Wissenswertes<br />
Foto: Werner Ruegenberg<br />
ZU finden. Eine nicht geringe Zahl von<br />
sauerlandischen Altaren findet sich im<br />
Index aufgefuhrt. und ein Teil von ihnen<br />
ist im Katalog mehr oder weniger ausfuhrlich<br />
gewijrdigt DaB einige Kirchen<br />
und Kapellen mit guten Barockaltaren<br />
fehlen, beispielsweise Kirchrarbach,<br />
Wormbach, Schlipruthen, Fehrenbracht<br />
und Schonholthausen, sei vermerkt. Im<br />
Katalog finden sich Balve. Belecke, Bodefeld,<br />
Geseke, Heddinghausen, Hesborn,<br />
Himmelpforten, Hoinkhausen, Korbecke,<br />
Menden (Rosenbergkapelle), Meschede,<br />
Obermarsberg, Oelinghausen, Osting-<br />
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SAUERLAND<br />
99<br />
hausen, Olpe (Kreuzkapelle). Wenden<br />
und Zuschen. Bei manchen mag der heimische<br />
Kenner etwas hinzuzusetzen oder<br />
gar auszusetzen haben, bei anderen findet<br />
er Anregungen, neu aufgezeigten<br />
Wegen nachzugehen.<br />
Der Bildanhang (ein Auszug aus dem<br />
Bildteil der Arbeit, der kompiett in Munster<br />
liegt) ist leider „auf Sparflamme gekocht".<br />
Die Biider sind durclnwegs zu<br />
klein, der Druck teils zu biaB, teils zu dunkel.<br />
Sie erwecken im Rezensenten den<br />
Wunsch nacln einem eigenen Bildband<br />
uber die Barockaltare des Sauerlands,<br />
doch Biid fur Bild im GroBformat Es gibt<br />
also eine Reiine Kritiken, die nicint zuletzt<br />
auch im Technischen liegen, aber es ist<br />
und bieibt ein Buch, das des Studiums<br />
wert ersciieint, und deshalb mindestens<br />
in die wissenschaftlichen Bibliotheken<br />
geinort. Preis: 48,00 DM.<br />
Theo Hundt<br />
Kreuzkapelle, innen<br />
Foto: Werner Ruegenberg<br />
Kreuzkapelle Olpe, linker Seitenaltar, gotische Pieta, dito Rochus<br />
Foto: Ochsenfarth<br />
Kreuzkapelle Olpe, rechter Seitenaltar von Duringer Foto: Ochsenfarth<br />
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100<br />
SAUERLAND<br />
700 Jahre Beckum<br />
Die Geschichte eines Dorfes<br />
im Sauerland<br />
Anfang Juli wurde ein Buch derOffentlichkeit<br />
vorgestellt, das uber seine regionale<br />
Bedeutung hinaus Beachtung verdient:<br />
,,700 Jahre Beckum" - Die Gesciiichte<br />
eines Dorfes im Sauerland.<br />
in metir als zweijaliriger Arbeit hat die<br />
bis 1975 selbstandige Gemeinde Beckum<br />
- heute Balve 5 - anlaBlich ihrer 700-<br />
Jahrfeier eine 300 Seiten starke Chronik<br />
erarbeitet. die sich vom inhalt und der Art<br />
der Darstellung her weit uber vergleichbare<br />
Pubiikationen anderer Orte hinaushebt<br />
Wer das Buch in die Hand nimmt,<br />
liest sich fest - so lebendig und interessant<br />
wurde hier das Leben einer sauerlandischen<br />
Dorfgemeinschaft von den<br />
Anfangen vor 700 Jahren bis in die Gegenwart<br />
dargestellt Die Chronik ist an<br />
keiner Stelle langweilig. was m.E. daraus<br />
resultiert, daB 23 verschiedene Autoren<br />
zu verschiedenen Themen mit ihrer jeweils<br />
eigenen Kenntnis der Materie<br />
und mit ganz individuellem Stil geschrieben<br />
haben.<br />
Wegen der Fulle des Gebotenen ist es<br />
leider nicht moglich, in diesem Rahmen<br />
auf jeden einzelnen Artikel des Buches<br />
einzugehen. Alle sind lesenswert und mit<br />
Sachkenntnis und Liebe geschrieben.<br />
Ohne die Beitrage der ubrigen Autoren<br />
abzuwerten, seien jedoch einige besonders<br />
interessante Aufsatze kurz<br />
erwahnt:<br />
Der Beitrag von iVlartina Werth befaBt<br />
sich mit der historischen Entwicklung der<br />
Gemeinde Beckum von der ersten<br />
urkundlichen Erwahnung am 15. Juli 1285<br />
bis zur Neuzeit. Die Autorin hat neben<br />
umfangreichen Nachforschungen in<br />
staatlichen und privaten Archiven die gesamte<br />
landesgeschichtliche Literatur<br />
zum Thema aufgearbeitet.<br />
Besonders erwahnenswert ist der<br />
umfassende wissenschaftliche Artikei<br />
von Hans Grunwald ,.Zur Fiora und Fauna<br />
des Raumes Beckum", dem jahrelange<br />
Beobachtungen und Forschungen in der<br />
Beckumer Flur vorausgingen. Aus der Feder<br />
des Beckumer Ortsvorstehers Reinhard<br />
Grendel stammt ein Beitrag iiber die<br />
Beckumer Hofe, der - reich bebiidert - einen<br />
besonderen Einblick in die soziologische<br />
Struktur der Dorfgemeinschaft ver-<br />
mittelt. Weitere Artikel befassen sich mit<br />
der Ur- und Fruhgeschichte, den Fiurbe-<br />
zeichnungen, landlicher Hauswirtschaft,<br />
der Postgeschichte des Dorfes, mit Berichten<br />
aus alten Ratsprotokollen der bis<br />
1975 selbstandigen Gemeinde, dem Vereinsleben,<br />
der Geschichte der Kirchengemeinde<br />
St. Nikolaus, der Schulgeschichte<br />
und dem Brauchtum in Beckum. Die<br />
Entwicklung von Industrie, Handel und<br />
Gewerbe wird in mehreren Beitragen behandelt<br />
Die engen Verflechtungen des<br />
Dorfes mit den benachbarten Adelssitzen<br />
Wocklum und Melschede und ihrer Bewohner<br />
werden geschildert, und auch die<br />
jungste Vergangenheit, d.h. die Zeit des<br />
Nationalsoziaiismus, die Kriegs- und<br />
Nachkriegszeit, die Eingliederung der heimatvertriebenen<br />
Ostdeutschen wird<br />
sachlich und informativ dargestellt. Von<br />
besonderem Interesse ist der Beitrag von<br />
Peter Witte uber das „Arbeitserziehungslager",<br />
das von der Organisation Todt<br />
vom Herbst 1944 bis Kriegsende im Steinbruch<br />
hinter dem Bahnhof Sanssouci<br />
unterhalten wurde. Uber dieses Lager ist<br />
meines Wissens bisher noch nirgends<br />
etwas veroffentlicht worden. Langjahrige<br />
Nachforschungen des Autors u.a. in internationalen<br />
Archiven und viele Gesprache<br />
mit Zeitzeugen gingen dem Bericht voraus.<br />
Diese beispielhafte Ortschronik, die<br />
von dem Balver Grafiker Werner Ahrens<br />
gestaltet und von der Sparkasse Balve-<br />
Neuenrade finanziell gefordert wurde,<br />
erschien zunachst in einer Auflage von<br />
1000 Exemplaren. Bei einem Preis von<br />
58,- DM ist die erste Auflage fast vergriffen.<br />
Das einzige, was mir an dem Buch nicht<br />
gefallt, ist der gelbe Einband. e.t.<br />
Freiheit Husten<br />
Festbuch und Lesebuch<br />
„Freiheit Husten - Geschichte und Geschichten<br />
einer der altesten Gemeinden<br />
des Sauerlandes" nennt sich stolz das<br />
Buch, das Gerhard Teriet und Werner<br />
Saure im Selbstverlag zum Jubilaum herausgegeben<br />
haben. Ober ein Jahr lang<br />
hat sich ein Redaktionsteam, von den<br />
Herausgebern gefuhrt, die Arbeit gemacht,<br />
ein volkstumliches Heimatbuch<br />
zu gestalten. Das ist ihnen voll gelungen.<br />
Obwohl das Buch kein wissenschaftliches<br />
Nachschlagewerk sein will, halt es, wie<br />
Stichproben zeigen, auch kritischer Begutachtung<br />
stand; die Herausgeber haben<br />
sich rechtzeitig der Mitarbeit wissen-<br />
schaftlicher Berater, vorwiegend aus<br />
MiJnster, versichert.<br />
Die einzelnen Beitrage von mehr als einem<br />
Dutzend Autoren sind kurz und verstandlich<br />
geschrieben, in drei Teile zusammengefaBt,<br />
namlich Geschichte und<br />
Geschichten aus Dorf und Freiheit Husten,<br />
Vereinsleben und Wirtschaftsleben.<br />
Die Bebilderung mit zahlreichen Fotos,<br />
Skizzen, Reproduktionen aus alten Karten<br />
und Abbildungen, Tabelien und Zeitungen<br />
zeugen in ihrer Auswahl und<br />
Anordnung von groBer Sorgfalt und Liebe<br />
zum Werk. Das Buch von 323 Seiten ist<br />
in biaues Leinen mit silbernem Aufdruck<br />
gebunden und mit farbigem Schutzumschlag<br />
versehen. Von der 3 OOOer Auflage<br />
zum Subskriptionspreis von 19,50 DM<br />
sind uber 2500 Exemplare schon verkauft.<br />
Es wird bald vergriffen sein, und<br />
das mit Recht. P|.<br />
Erlinghausen<br />
Der Verfasser, der nur funf Jahre als<br />
Lehrer in Erlinghausen gelebt hat, hat<br />
dem Dorf am Rande des Sauerlandes eine<br />
fast ausschlieBlich aus eigenen Forschungen<br />
gespeiste Dorfgeschichte geschrieben,<br />
die wissenschaftlichen Ansprijchen<br />
vollauf genijgen diirfte und die zudem<br />
lesbar ist. Das umfangreiche Buch ist<br />
ubersichtlich gegliedert und enthalt im<br />
Anhang abgedruckt Urkunden und<br />
Tabelien von Bedeutung fur die<br />
Geschichte des Dorfes, das bis zur Eingliederung<br />
in die Stadt Marsberg am<br />
1. Januar 1975 uber 160 Jahre eine selbstandige<br />
Gemeinde war. So sorgfaltig<br />
sollte jede Vereins-, Dorf- oder Stadtgeschichte<br />
im Sauerland sein!<br />
Erlinghausen. Eine Dorfgeschichte.<br />
Von Gerhard Broke!.<br />
Hrsg. von der Kath. Kirchengemeinde<br />
St. Vitus Erlinghausen. 1984.972 S. Gzln.<br />
50,- DM.<br />
Der alte Kreis Brilon<br />
Mit vielen alten Fotos, vornehmlich seit<br />
der Jahrhundertwende entstanden,<br />
weckt das Buch Erinnerungen der alteren<br />
Generation an ihre Kindheit Die Ansichten<br />
von Dorfern und Stadten, Landschaften,<br />
StraSen und Hausern, Wohnungen<br />
und Menschen, Festen und Gebrauchen<br />
werden von knappen Bildzeilen begleitet.<br />
GliJcklicherweise sind auch immer wieder<br />
Menschen bei Arbeit und Feier zu sehen.<br />
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SAUERLAND<br />
101<br />
Leider waren die Vorlagen fur die Bilder<br />
haufig niciit mehr ganz scharf; der brauniich-graue<br />
Druck vermittelt (unnotigerweise)<br />
den Eindruck besonderen Alters.<br />
Insgesamt jedoch ein gutes Bucii zum<br />
Erinnern und Nachdenken.<br />
Herausgeber: Berniiard Weber. Verlag<br />
Walter Podszun, Brilon. 1981.170 S.<br />
39,80 DM.<br />
Freiwillige Feuerwehr der<br />
Stadt Attendorn. 1885-1985<br />
Das Biichlein, in rotes Leinen gebunden<br />
und mit Goidaufdruck verseiien, ist<br />
mit groBer Sorgfalt und Liebe gemacht<br />
und groBzugig bebiidert. Es ist zugleicii<br />
eine Geschichte der letzten 100 Jaiire<br />
der Stadt Attendorn, eine ansprechende<br />
Dokumentation und eine gut iesbare<br />
dazu.<br />
Eine Dokumentation zum eininundertjahrigen<br />
Bestehen. Redaktion: Stadtar-<br />
ciiivar Otto Hoffer, Herausgeber: Freiwillige<br />
Feuerwehr der Stadt Attendorn.<br />
1985. 179 S.<br />
Bombenhagel auf Arnsberg<br />
im Luftbild<br />
Im Februar und Marz 1945 erlebte<br />
Arnsberg durch die fortwahrenden Bombenangriffe<br />
die schwersten Stunden seiner<br />
Geschichte. Deutsche und alliierte<br />
Luftbildaufnahmen zeigen die Bombentrichter<br />
in der schwer getroffenen Stadt.<br />
Das gesamte Stadtgebiet nach den verheerenden<br />
Angriffen ist nun, aus verschiedenen<br />
Luftaufnahmen zusammengesetzt,<br />
nach reprographischer GroBenanpassung<br />
auf einer Luftbildkarte (ca.<br />
80 X 60 cm) zu sehen. Auf der Ruckseite<br />
der Karte schildert Heinz Pardun die<br />
Angriffe, insbesondere auf den Eisenbahnviadukt<br />
iiber die Ruhr, und ihre Folgen.<br />
Karte und Text konnen beispielhaft<br />
stehen fiir das Schicksal vieler sauerlandischen<br />
Stadte und Stadtchen in jenen<br />
Monaten.<br />
Herausgeber: Arnsberger <strong>Heimatbund</strong><br />
e.V., Verlag A. Strobel KG Arnsberg,<br />
9,- DM. PI.<br />
Neue Wanderkarten<br />
Naturpark Ebbegebirge. Das Landesvermessungsamt<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
hat die Naturparkkarte Ebbegebirge im<br />
MaBstab 1:50 000 in iiberarbeiteter Auflage<br />
neu herausgegeben. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Sauerlandischen Gebirgsverein<br />
und dem Zweckverband Naturpark<br />
Ebbegebirge wurde diese Karte auf<br />
der Grundlage der Landeskarten aktualisiert.<br />
Sie beinhaltet den groBten Teil des<br />
sijdwestlichen Sauerlandes. Sie reicht<br />
von der westfalisch-bergischen Grenze<br />
im Westen bis zur mittleren Lenne im<br />
Osten, von der Linie Halver-Ludenscheid-<br />
ZINNGESCHIRR<br />
Schott Zinn GmbH • Horlecke 5<br />
5750 Menden • Tel. 02373/1328<br />
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SAUERLAND<br />
102<br />
Werdohl im Norden bis zum Siegerland<br />
im SiJden. Auf der Ruckseite findet der<br />
Wanderer historische, kunstgeschichtliche<br />
und naturkundliche Erlauterungen.<br />
Die Karte kostet im Buchhandel 9- DiVl.<br />
Olsberg. Eine weitere Umgebungswanderkarte<br />
1:25 000 erfaBt das Gebiet<br />
der Stadt Olsberg und die Umgebung von<br />
Bestwig bis Brilon und reicht von Sciiarfenberg<br />
im Norden bis Niedersfeld am<br />
sijdliciien Kartenrand.<br />
Das dichte Netz der Wanderwege des<br />
Saueriandisciien Gebirgsvereins, die<br />
Rundwege und ortlichen Wanderwege<br />
sowie die Hervorhebung interessanter<br />
touristisclner Objekte werden siciierlich<br />
Anregung geben zu vielen Wanderungen<br />
in diesem Gebiet. Die bebilderte Kartenruckseite<br />
entinalt ausfutnriiche informationen<br />
uber die Gemeinden, landeskundlictie<br />
Hinweise sowie Besclireibungen der<br />
Wanderwege.<br />
Die Karte ist fur 6,50 DIVI eriiaitiich bei<br />
der Kur- und Fremdenverkehrs GmbH,<br />
BaiinliofstraBe 4, 5787 Olsberg.<br />
Die S3ugetiere Westfalens<br />
Bine genaue Inventarisierung der in<br />
Westfalen vorkommenden Saugetiere,<br />
aufgenommen von der westfalischen<br />
Arbeitsgemeinscliaft in 1 Sjaiirigen<br />
Reciierchen: Vorkommen und Verbreitung,<br />
Bestand und Bestandsentwicklung,<br />
Feinde, Jaiiresrhytinmus, IViaBe und<br />
Gewiciite, dazu 76 Karten. Die genauen<br />
Kenntnisse ermogliclien es, Hinweise zur<br />
Bedroiiung und zum Scinutz gefainrdeter<br />
Arten zu geben. (Von den 74 Saugetierarten<br />
in Westfalen sind mittlerweile 10 ausgestorben).<br />
Bin Buch fiirjede Schulbibliothek.<br />
Herausgegeben von R. Schropfer, R.<br />
Feldmann und H. Vierhaus. Miinster<br />
1984. 393 S.<br />
Abinandlungen aus dem Westfalischen<br />
Museum fur Naturkunde, 46. Jahrgang,<br />
<strong>Heft</strong> 4. 36.- DM.<br />
Burgen, Schlosser und KISster<br />
im Sauerland<br />
Ackernnann's Dokumentation<br />
Seit Jahren schon bringt SAUBRLAND<br />
fast regelmaBig Fotos von Friedhelm<br />
Ackermann, und iiber sein gewaltiges<br />
Voriiaben, die gesamte historisch und<br />
kulturell bedeutsame Bausubstanz des<br />
kolnischen Sauerlandes in einer Fotodokumentation<br />
zusammenzutragen, wurde<br />
berichtet. Der Saueriander <strong>Heimatbund</strong><br />
fordert diese Arbeit nach Kraften. Injeder<br />
Generalversammlung wird sie behandeit<br />
und ist meist auch in Bildern prasent Im<br />
Hochsauerlandkreis ist Ackermann's<br />
Arbeit fast abgesclilossen, im Sudsauerland<br />
- Kreis Oipe - ist sie angelaufen, und<br />
<strong>Heimatbund</strong> und Heimatfreunde hoffen.<br />
da3 sie aucli tiier bald weiter fortschreitet<br />
Doch nun ist das groBe Unternehmen<br />
in ein neues Stadium getreten; es hat seinen<br />
ersten Bildband veroffentlicht „Burgen,<br />
Schldsser und KIdster im Sauerland"<br />
nennt sich das groBformatige Buch, als<br />
dessen Autoren Friedhelm Ackermann<br />
(fijr die Fotos) und Landesarchivdirektor<br />
Dr. Alfred Bruns (fur Text und historische<br />
Bilder) zeichnen. Herausgeber sind der<br />
Saueriander <strong>Heimatbund</strong> und das Schieferbergbaumuseum<br />
Holthausen. Das<br />
ietztere hat namlich im Zuge seiner vielen<br />
attraktiven Aussteliungen vor einigen<br />
Jahren auch eine solche fur diese Spezialreihe<br />
von Ackermann's Fotos veranstaltet.<br />
Erschienen ist der Bildband im Strobei-Verlag<br />
in Arnsberg. Auf 174 Seiten<br />
zeigt der solide Ganzleinenband mit farbigem<br />
Schutzumschlag mehr als 70<br />
GroBaufnahmen und zahlreiche kieinere<br />
Abbildungen, tells Fotos, tells Reproduktionen<br />
von Karten, Skizzen usw., eine<br />
ijberraschende Fulle an Bildern zum Thema.<br />
In der Regel sind jedem Objekt 2 Seiten<br />
gewidmet, ausnahmsweise, aber<br />
nicht eben seiten, auch mehr. zu jedem<br />
Objekt hat der Historiker Bruns einen<br />
\^<br />
^ f^ i^^<br />
Eine Erganzung zum Buch: Die beiden eiiemallgen SchlOsser der Herren von Horde und von Schnelienberg bei Schonholthausen, nach einer Skizze<br />
in einer ProzeSakte von 1700 im Staatsarchiv Munster. Der Weg zwischendurch fuhrt nach Faulebutter.<br />
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SAUERLAND<br />
103<br />
Zfach vergroSert aus dem Bildband. Seite 17: Die verschwundene Burg Siedlinghausen, aus einer Karte von 1658. Die Anlage verrat zwei Bauperioden:<br />
Die Kernburg mit Bergfried und Wohngebauden und ein iVIauerring mit vier Rundturmen und einem Torliaus. vorn Mitte; das sprictit fur<br />
ein betractitliclies Alter und ist burgenl
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104<br />
SAUERLAND<br />
Familienforschung<br />
Wer daran gehen will, eine Ahnentafel<br />
zu entwickeln oder einen Stammbaum zu<br />
erarbeiten, der tut gut, sich gleich<br />
anfangs umzusehen, ob nicht bereits<br />
Veroffentlichungen vorliegen, aus denen<br />
er Daten oder Anregungen entnehmen<br />
kann. Solche gedruckten Quellenwerke<br />
wurden in SAUERLAND bereits mehrfach<br />
erwahnt. Auch diesmal konnen wir auf<br />
zwei Neuerscheinungen hinweisen:<br />
„Chronik der Familien Gnacke<br />
und Frisse, 1835 -1985"<br />
Die 64 Seiten umfassende hartkartonierte<br />
Schrift, herausgegeben vom Hotel<br />
Gnacke in Nordenau, ist verfaSt von Else<br />
Roetz-Tommes. Familiengeschichtlich ist<br />
die Chronistin offenbar nicht „vom Fach",<br />
sie hatte sonst gewuBt, da6 es im 14./15.<br />
Jahriiundert noch keine Kirchenbiicher<br />
gab; das ist jedoch kein Schaden, da sie<br />
sich einer bereits vorhandenen Genealo-<br />
gie Gnacke von Bernhard Greiff bedienen<br />
kann. Die Gnacken erscheinen erstmals<br />
in einem kolnischen Verzeichnis von 1373<br />
als Lehnstrager des halben Gutes zu<br />
Werentroff (Wemtrop im Fredeburger<br />
Haverland). Sie besaBen einen eigenen<br />
freien Besitz und trugen einen weiteren<br />
als „Wachszensige" des Kiosters Grafschaft<br />
zu Lehen. DafiJr leisteten sie dem<br />
Kloster u.a. mit 3 Pferden Fahrdienste<br />
.,nach Warstein" (zu der dortigen Propstei<br />
Belecke). Die verschiedenen Steuerli-<br />
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SAUERLAND<br />
105<br />
sten weisen sie als sehr begijterte Vollbauern<br />
aus.<br />
Fur Nordenau ermittelt die Chronistin<br />
als Vorganger der Sohlstatte Frisse die<br />
Besitzer Veseler, Grotlie, Grotjohanns<br />
und Tiione. Der Hausname ist Joiianns".<br />
Caspar Frisse eroffnete 1835 eine Gastwirtschaft<br />
und beherbergte offenbar<br />
sciion in den 80er Jahren des Jaiirliunderts<br />
Gaste. 1889 iieiratete iiier Josef<br />
Gnacke, jungerer Soiin aus dem Hof in<br />
Werntrop ein. Seitdem tragen Hof und<br />
Gastfiaus seinen Namen. Er und seine<br />
Naciikommen liaben das Haus zu dem<br />
erstklassigen Hotel entwickelt, das es<br />
heute ist<br />
Das alies bericiitet die Ciironistin in<br />
gekonnter und gefalliger Manier, geht<br />
beiiaufig auf die allgemeinen Zeitumstande<br />
der jeweiligen Personen ein und<br />
maclit aus trockenen Ahnenlisten eine<br />
flussige Erzahlung, die aucii ein voiiig<br />
AuSenstehender mit interesse liest Das<br />
ist geradezu vorbiidiich.<br />
Familienkundlicii interessierte beachten,<br />
wie sich die Hofe uber Tochter vererben:<br />
in Werntrop ubernimmt der einiieiratende<br />
Mann, selbst wenn er erhebliciies<br />
Vermogen mitbringt und damit den<br />
Hof saniert, jeweils den Hofnamen<br />
Gnacke; in Nordenau wechseln die<br />
Namen der Hofbesitzer mit jeder Einheirat.<br />
in Werntrop also westfalisches<br />
Gewoiinheitsrecht, in Nordenau, das<br />
lange zu Waldeck gehorte, iiessisch-frankischer<br />
Brauch.<br />
Unvorteilhaft ist aber der Druck in<br />
brauner statt sciiwarzer Farbe. Vor allem<br />
die zahlreichen Abbildungen, Wiedergaben<br />
alter Schriftstiicke und vergilbter<br />
Fotos kommen in braun weit schlechter.<br />
Schade, sonst ware das Biichlein im Format<br />
21 X 17 oinne jeden Vorbehalt zu<br />
loben.<br />
Carl Josef Muller<br />
„MQIIer's in Flape, eine Familien-<br />
und Ortsgesciiichte"<br />
162 S., DIN A 5 in Schreibmaschinenoffset.<br />
zahlreiche Einschlagtafeln, aus DIN A<br />
4 verkleinert, mit Abbildungen, grun kartoniert.<br />
Etwa je zur Halfte der Familiengeschichte<br />
und dem Ort Flape gewidmet, ist<br />
dieser „Privatdruck" fur den Familienkreis<br />
Muller ebenso wie fiir die Heimatkunde<br />
interessant Nach knapper Wiedergabe<br />
der historischen Daten der<br />
bedeutenden Sohlstatten VoB, Sommer,<br />
Griine in Flape geht der Verfasser eingehender<br />
auf die Flaper Vorfahren der<br />
Begrijnder der Firma C & H Muller ein. Die<br />
Situation fur den Familienforscher ist bei<br />
den „Bilsteinisch Freien" in Flape schwieriger<br />
als im Vorland von Grafschaft, denn<br />
hier gibt es keine Lehnsurkunden und<br />
kein Kloster, das sorgsam Buch gefuhrt<br />
hat Urkunden mogen auch hier vorhanden<br />
gewesen sein, dochjeweils nur in den<br />
eigenen Truhen der Bauern, und dort<br />
waren sie vielen Gefahren ausgesetzt.<br />
Der Verfasser zahlt daher in seinem Quellenverzeichnis<br />
hauptsachlich Archive auf,<br />
drei private in Flape selbst Daneben<br />
nutzt er das Schrifttum, nicht zuletzt die<br />
„Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe".<br />
Man konnte seine fleiSige Arbeit<br />
durchaus als Beispiel dafiir heranziehen,<br />
wie wichtig eine eigene heimatkundliche<br />
Zeitschrift und fundiertes ortskundliches<br />
Schrifttum sind.<br />
Wenn auch nicht so professionell flussig<br />
geschrieben wie das aus Nordenau,<br />
gibt dies Buchlein doch dem Leser viele<br />
auch allgemein interessante Aufschlusse,<br />
wie etwa den Hinweis, da6 der<br />
StraBenbau in den Jahren nach 1816 in<br />
vielen Dorfern auch Not entstehen lieS.<br />
Die Moglichkeit, durch Vorspannleistung<br />
ein zusatzliches Verdienst zu gewinnen,<br />
entfiel namlich, als die alten, in gerader<br />
Linie uber Berg und Tal fiihrenden Verkehrswege<br />
durch dieTalstraSen abgelQst<br />
wurden. In Flape waren mehr als die<br />
Halfte der Bewohner Fuhrleute, zum gro-<br />
6en Teil Fernhandler, die mit Ro6 und<br />
Wagen standig unterwegs Guter aller Art<br />
beforderten. Sie fuhren z.B. mit Schinken<br />
und anderen Landesprodukten nach<br />
Frankfurt und kamen mit Wein oder<br />
Tabak zuruck, der hier im Sauerland „versponnen",<br />
d. h. zu dem wie ein Sell festgedrehten<br />
„Strang"-Tabak verarbeitet<br />
wurde. Die Muller's begriindeten schlieBlich<br />
eine Weinfirma, die vor allem mit den<br />
Weinen der „wei6en Vater" aus Algier ein<br />
Geschaft betreiben konnten, das weit<br />
uber die Grenzen Deutschlands hinaus<br />
ging. Die Weine waren „gesichert reine"<br />
MeBweine, wie sie die katholische Kirche<br />
fordert, die auch von Laien, die einen sauberen<br />
Wein schatzen, gekauft wurden.<br />
Obwohl diese Firma durch die Person des<br />
Verfassers offenbar hinter dem Buche<br />
steht ist es keineswegs als Loblied auf<br />
C & H Muller - Flape konzipiert, sondern,<br />
wie der Titel besagt, eine echte Familienund<br />
Ortsgeschichte. Sein einziger Mangel<br />
ist die minimal geringe Auflage, eben nur<br />
„fur den Familienkreis", und der Rezensent<br />
mu6 dem Verfasser danken, da3 er<br />
ihm ein Exemplar (nicht zur Rezension!)<br />
zugesandt hat. Wer sich dafiir interessiert,<br />
wird daher versuchen miissen, vielleicht<br />
im Archiv der Gemeinde Kirchhundem,<br />
im Kreisarchiv Olpe oder bei Freunden<br />
im Raum Flape ein Exemplar zu entleihen.<br />
Theo Hundt<br />
SAUERLAND. zeitschrift des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
(fruher Trutznachtigall. Heimwacht und Sauerlandruf)<br />
18. Jahrgang • <strong>Heft</strong> 3 • Sept. 1985<br />
ISSN 0177-8110<br />
Herausgeber und Verlag: Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> e.V..<br />
Postfach 1140, 5948 Sctimallenberg<br />
Vorsitzender: Dr. Albert Mullmann. Jupiterweg 7.5790 Brilon.<br />
Tel. (02961) 91370. Stellv. Vorsitzender: Karl-Josef<br />
Luster-Haggeney, Schwartmecke, 5942 Kirchhundem 3,<br />
Tel. (02723) 72538.<br />
Geschaftsstelle: Geschaftsfuhrerin Hiltraud SchUttler.<br />
Postfach 1140. 5948 Schmallenberg, Tel. (02972) 30062.<br />
Konten: Stadtsparkasse Schmallenberg (BLZ 46052855)<br />
40011116, Postscheckamt Dortmund (BLZ 44010046)<br />
4876-461.<br />
Jahresbeitrag zum Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> einschlieSlich<br />
des Bezuges dieser Zeitschrift 9,- DM. Einzelpreis 3.- DM.<br />
Erscheinungsweise vierteljahrlich.<br />
Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors.). SebastiansweglO,5960Olpe,Tel.(02761)<br />
81258(d).63301 (p).Hans<br />
Wevering (techn. Redaktion), SchloSstraSe 54.5760 Arnsberg<br />
2, Tel. (02931) 1853 (d), 3262 (p),<br />
Friedhelm Ackermann. Arnsberg, GOnther Becker, Lennestadt.<br />
Fritz Droste, Elpe. Theo Hundt, Olpe. Hedwig Jungblut-Bergenthal.<br />
Schmallenberg. Heinz Lettermann. 01sberg.<br />
Heinz-Josef Padberg, Meschede. Klemens PrOpper,<br />
Arnsberg. Siegfried Richter. Arnsberg. Werner Riemer.<br />
Arnsberg. Josef Wiegel. Schmallenberg.<br />
Anzeigenverwaltung: Geschaftsstelle.<br />
Layout; Werner Ahrens, Grafik-Designer grad, BDG, Balve.<br />
Gesamtherstellung: Strobel-Druck, Zur Feldmuhle 11,<br />
5760 Arnsberg 2, Tel. (02931) 18S3 u. 1851.<br />
%j|,d niSldlie§borii<br />
Eine Herbstkur bei uns - das Weihnachtsgeschenk fur Sie!<br />
Kur + Einkehr = 4780 Bad Waldliesbom, ® 02941/8002,34<br />
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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
106<br />
..Strunzerdaal" -<br />
das „Helmatblatt" des<br />
<strong>Heimatbund</strong>es der Stadt<br />
Olsberg<br />
Der 1979 gegrijndete riihrige <strong>Heimatbund</strong><br />
der Stadt Olsberg gibt seit 1981<br />
unter dem Namen „Strunzerdaal" ein eigenes<br />
Heimatblatt heraus. Inzwischen<br />
liegen drei Ausgaben mit einem Gesamtumfang<br />
von 288 Seiten vor. DerThemenkatalog<br />
ist breit gefachert. Historische<br />
Beitrage wechseln mit Artikeln Qber biirgerschaftliche<br />
Aktivitaten der Gegenwart,<br />
Gedichten und kurzen Notizen.<br />
Friedrich Wilhelm Grimmes ..Luafgesang<br />
oppet Strunzerdaal" eroffnet das<br />
erste <strong>Heft</strong>. Es enthalt zwei Dutzend meist<br />
kurze Beitrage, die gesciiiclntliciie Themen<br />
aufgreifen und von der Heimatarbeit<br />
in der Stadt Olsberg berichten. Bis auf<br />
vier stammen sie allesamt aus der Feder<br />
von Heinz Lettermann, der aucii die Redaktion<br />
des Heimatblattes ubernommen<br />
liat<br />
Reicin bebildert und themenreicii wie<br />
das erste <strong>Heft</strong> ist aucin das zweite, das im<br />
Dezember 1983 als DoppelFieft ersciiien,<br />
weii die Redaktionsmitglieder 1982 durcii<br />
die Herausgabe des Bildbandes „Stadt<br />
Olsberg - Bilder aus der Geschiciite ihrer<br />
Dorfer" in Ansprucii genommen waren.<br />
Der erste Teil bringt Bericiite und zeitgenossisciie<br />
Queilen zum Thema „Notzeiten",<br />
darunter eine Darstellung „Drangsaie<br />
und VerwQstungen in Olsbergs Dorfern"<br />
von F. Droste und unter dem Titel<br />
„Bat kost dat?" eine gelungene Dokumentation<br />
Qber den „Geldverfali in den<br />
zwanziger Jaiiren", die H. JVIiiller zusammengestellt<br />
inat Der zweite Teil enthalt<br />
aktuelie Nachrichten und Notizen Qber<br />
Ereignisse im Olsberger Stadtgebiet aus<br />
dem Zeitraum von Ende 1981 bis Herbst<br />
1983.<br />
Im dritten <strong>Heft</strong> nimmt eine Dokumentation<br />
der juristischen Auseinandersetzung<br />
um die im Brunskappeler Negertal<br />
geplante Talsperre breiten Raum ein. Das<br />
bei RedaktionsschluB am 15. Oktober<br />
1984 - einen Monat vor dem endgQltigen<br />
juristischen „Aus" fur das umstrittene<br />
Projekt - noch nicht rechtskraftige Urteil<br />
des Oberverwaltungsgerichts MQnster<br />
vom 4. Juni 1984 in Sachen ..Negertalsperre"<br />
ist im Wortlaut abgedruckt. Danach<br />
folgen Pressestimmen, die Qber die<br />
Gerichtsentscheidung berichten und sie<br />
kommentieren. Nicht nur der mit 144 Seiten<br />
respektable Umfang des fQr 9,80 DM<br />
erhaltlichen <strong>Heft</strong>es zeigt, daB „Strunzerdaal"<br />
inzwischen eine Publikation ist, die<br />
einen offenkundigen Nachholbedarf auf<br />
dem Gebiet heimatkundlicher Wissensvermittlung<br />
befriedigt; auch die Zahl von<br />
insgesamt zwolf Autoren, die zu dieser<br />
Ausgabe Beitrage geliefert haben, belegt<br />
das. Wenigstens zwei Arbeiten sollten<br />
erwahnt werden: ein Aufsatz Qber „Reformation<br />
und Gegenreformation unter<br />
BerQcksichtigung des heutigen Stadtgebietes<br />
Olsberg" von E. Vollmecke und die<br />
Wiedergabe eines Referates von Dr. Ph.<br />
Homberg uber den ..Forschungsstand zur<br />
vor- und fruhgeschichtlichen Besiedlung<br />
des Sauerlandes".<br />
Im Vorwort des dritten <strong>Heft</strong>es sprechen<br />
der Vorsitzende des <strong>Heimatbund</strong>es,<br />
F. Droste, Stadtheimatpfleger 0. Knoche<br />
und Redakteur H. Lettermann die Hoffnung<br />
aus, dafi mit dieser Ausgabe der<br />
Schritt zu einer heimatbezogenen Schriftenreihe<br />
getan ist. In der Tat ware es<br />
schade, wenn es bei den drei bisher<br />
erschienenen <strong>Heft</strong>en bliebe. Bei dem positiven<br />
Echo, das sie wegen ihres reichen<br />
Inhalts und ihrer leserfreundlichen Aufmachung<br />
gefunden haben, durfte es<br />
nicht schwer sein, aus dem „Heimatblatt"<br />
„Strunzerdaar' eine regelmaBig erscheinende<br />
Heimatzeitschrift mit einem festen<br />
Abonnentenstamm zu machen. Fur<br />
das sauerlandische Schrifttum ware das<br />
eine Bereicherung.<br />
Bezugsmoglichkeit uber die Banken und Sparkassen der<br />
Stadt Olsberg und den dortigen Buchhandel.<br />
GOnther Becker<br />
Aus westfSlischen Museen<br />
Das Westfalische Museumsamt des<br />
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe<br />
will kQnftig zweimal im Jahr den Qber 180<br />
IVluseen der Kreise und Kommunen und<br />
den sechs IVluseen des Landschaftsverbandes<br />
ein Forum schaffen, das Fachkollegen,<br />
Museumstrager und ein interessiertes<br />
Publikum uber Arbeitsergebnisse,<br />
geplante und laufende Vorhaben,<br />
Restaurierungen, Museums-Padagogik<br />
und neue Hauser informiert. in einer Auflage<br />
von 1.000 Exemplaren erschienjetzt<br />
das erste <strong>Heft</strong> der Reihe: „Aus westfalischen<br />
IVluseen", 1. Jahrgang, <strong>Heft</strong> 1. Im<br />
Titelbeitrag wird das Dortmunder<br />
Museum fur Kunst- und Kulturgeschichte<br />
im neuen Hause vorgestellt<br />
Darum gruppieren sich viele interessante<br />
und wissenswerte Beitrage aus der vielfaltigen<br />
Museumslandschaft Westfalens;<br />
darunter sind aus unserem Raum vertreten<br />
das Sauerland-Museum in Arnsberg,<br />
das Erzbergbaumuseum Bestwig-Ramsbeck,<br />
das Museum im Osthofentor in<br />
Soest und das Kreisheimatmuseum<br />
Attendorn. Das 96seitige <strong>Heft</strong> 1 der Reihe<br />
ist noch kostenlos beim Museumsamt zu<br />
erhalten; die nachsten <strong>Heft</strong>e werden zu<br />
einem noch nicht ermittelten Einheitspreis<br />
verkauft.<br />
Meggens Kirchenchor<br />
zu Cast in Wien<br />
Die diesjahrige Konzertreise des Kirchenchores<br />
St. Bartholomaus Meggen<br />
(Lennestadt) ging in diesem Jahr nach<br />
Wien. Nachdem der Chor 1974 Innsbruck,<br />
1976 Belgien, 1980 Polen und 1982<br />
Rom besucht hatte, wurden jetzt die in<br />
Rom geknupften Kontakte zum Wiener<br />
Lehrer-acapella-Chor vertieft. Auf dem<br />
umfangreichen Programm der Meggener<br />
stand neben Besichtigungsfahrten ein<br />
gemeinsamer Auftritt mit dem befreundeten<br />
Wiener Chor sowie ein Konzert in<br />
der Pfarrkirche St. Johann und ein Empfang<br />
im Wiener Rathaus.<br />
Der 1923 gegrundete Kirchenchor St.<br />
Bartholomaus Meggen steht seit 1952<br />
unter der musikalischen Leitung von<br />
Musikdirektor Prof. Dr. Gerhard Schulte,<br />
der ubrigens auch Vorsitzender des<br />
Kreisheimatbundes Olpe e.V. seit 5 Jahren<br />
ist. Unter seiner Fuhrung nahm der<br />
Chor einen bemerkenswerten Aufschwung.<br />
Zahlreiche geistliche und kirchliche<br />
Konzerte machten den Chor bald<br />
uber die Grenzen seines Heimatortes hinaus<br />
bekannt. Chorleiter und der Vorsitzende<br />
Georg Kiner (seit 1967) knQpften<br />
Verbindungen zu Choren des In- und Auslandes.<br />
Auch in Sendungen des Rundfunks<br />
und des Fernsehens wirkte der<br />
Chor mit bw<br />
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SAUERLAND<br />
107<br />
LESERBRIEF<br />
PERSONALIEN<br />
Zum Hesborner Kreuz<br />
Von samtlichen 22 deutschen Diozesen,<br />
denen ich das Marz-<strong>Heft</strong> (1/1985)<br />
von SAUERLAND zugeschickt habe, ist<br />
inzwischen die Antwort gekommen. daB<br />
es nirgendwo ein solches Kreuz gibt; also<br />
ein echtes Unikat<br />
Von funf Kunstsachverstandigen kam<br />
aber die Anregung und dringende Bitte,<br />
das Kreuz nocii einer tecfiniscii-restaurativen<br />
Untersuchung zu unterzieiien. da es<br />
unmogiicii „aus einem Gu6" sein kann.<br />
Der Landeskonservator in iViunster ist<br />
bereit, das Kreuz nun zu untersuchen.<br />
Das Ergebnis eriialt Prof. Dr. Wagner, der<br />
Verfasser des Artikels, der ebenfalls<br />
bereit ist, einen Aninang zu schreiben, urn<br />
sich ggfs. zu korrigieren.<br />
Hermann-Josef Kurze. Pfarrer, Hesborn<br />
Der Landtagsabgeordnete Karl Knipschild<br />
aus Sclimalienberg wurde vom<br />
PetitionsaussciiuB des Landtages Nordrhein-Westfalen<br />
zu dessen Vorsitzenden<br />
gewaiiit. Der PetitionsaussctiuB mu6 sich<br />
mit etwa 25 Eingaben pro Werktag, rund<br />
5.000 im Jahr, befassen. So viele Burger<br />
fijhlen sicli ungereciit oder falscli beliandelt<br />
von staatiictien Beliorden und wenden<br />
sicfi desFialb an diesen AussciiuB.<br />
GroBe Resonanz in der Offentliciikeit<br />
konnen die AussciiuBmitglieder ailerdings<br />
niciit erwarten, dafiir viel Kleinarbeit.<br />
*<br />
Im Altenzentrum des Caritas-Verbandes<br />
Arnsberg-Sundern vollendete die<br />
alteste Einwolinerin der Stadt, Schwester<br />
M. Helicena (Angela Helmes) am 4.<br />
Juli ilir 101. Lebensjalir. Sie ist die zweite<br />
i-lundertjaiirige in der mehr ais 175jaiirigen<br />
Gesciiiclite der Clemens-Scinwestern,<br />
die seit 1840 in Arnsberg wirken. Scliwester<br />
Helicena arbeitete zuletzt - 30 Jahre<br />
lang - als Krankenschwester im Marienhospital.<br />
*<br />
Bundesverdienstkreuze fQr<br />
Herbert Prott und Josef Niggemann<br />
Der Vorsitzende des Landschaftsbeirats<br />
beim Regierungsprasidenten Arnsberg,<br />
Dipl.-lng. Herbert Prott (74) aus<br />
Meschede erhielt aus der Hand von<br />
Regierungsprasident Richard Grunschlager<br />
das Bundesverdienstkreuz. Der<br />
Geehrte ist einer der ersten und bekanntesten<br />
NaturschiJtzer im Sauerland.<br />
Ab 1953 baute Herbert Prott die<br />
AuBenstelle fur Landschaftspflege des<br />
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe<br />
Mit dem VEW-Energiekonzept<br />
haben wir heute<br />
bereits die Entwiclclungen<br />
von morgen vorgezeichnet.<br />
Es faBt fortschrittliche<br />
Energietechniken auf<br />
der Basis von Kohle und<br />
Kernenergie zu einem wirtschaftlichen<br />
und umweltschonenden<br />
Energie-<br />
Gesamtsystem zusammen.<br />
In diesen Pionierleistungen:<br />
• unserem neuen Kraftwerk<br />
Werne, einem Kohle-Kombi-<br />
Block mit modernster<br />
Rauchgasentschwefelung,<br />
• dem VEW-Kohleumwandlungsverfahren,<br />
das mehr aus Kohle macht,<br />
• dem Thorium-Hochtemperatur-Reaktor<br />
THTR 300<br />
in Hamm-Uentrop,<br />
steckt ein gutes Stiick<br />
Zukunft der Stromversorgung,<br />
steckt ein<br />
gutes Stiick Zukunft<br />
fur uns alle.<br />
Wir sorgen mit Energie<br />
dafur, daB kommende<br />
Generationen weder im<br />
dunklen tappen noch in<br />
einer diisteren Umwelt<br />
leben miissen.<br />
Vereinigte Elektrizitatswerke<br />
Westfalen AG • Dortmund<br />
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108<br />
SAUERLAND<br />
auf, zunachst in Meschede, spater in<br />
Arnsberg. In 23 Dienstjaiiren pragte er<br />
die Landschaftsplanung wesentlich mit.<br />
Unter seiner Federfuhrung entstand der<br />
Teilplan ..Landschaft und Eriiolung" zum<br />
Raumordnungsplan fur das Erhoiungsgebiet<br />
Arnsberger Waid. Dieser Plan war<br />
Grundstein fiir aiie folgenden Naturparkplanungen.<br />
Auch in seiner Freizeit und<br />
nacii der Pensionierung blieb er dem<br />
Naturscinutz verbunden. Von 1966 bis<br />
1983 war er Hauptnatursciiutzwart im<br />
Sauerlandisciien Gebirgsverein. Seit 1968<br />
ist er im Natursciiutzbeirat des Verbandes<br />
Deutscher Gebirgs- und Wandervereine.<br />
Aucii an den Zielen der Landesgemeinschaft<br />
Naturschutz und Umweit hat<br />
er seit 1976 aktiv mitgearbeitet Seit<br />
diesem Jahr ist er aucii 1. Vorsitzender<br />
des (damais installierten) Landscliaftsbeirats<br />
beim Regierungsprasidenten<br />
Arnsberg.<br />
Dem Burgermeister der Stadt Olsberg,<br />
iiandigte Landrat Rolf Fullgrabe das Bundesverdienstkreuz<br />
am Bands aus.<br />
Seit iiirer Grundung im Jaiire 1962 ist<br />
Josef Niggemann Rektor der Reaisctiuie<br />
Olsberg. Von 1964 bis 1974 war er Mitglied<br />
des Rates von Bigge und spater Bigge-Oisberg,<br />
von 1969 bis 1974 aucti der<br />
Amtsvertretung Bigge. im Jaiire 1969<br />
wurde er erstmals zum Burgermeister<br />
gewaiilt, im Jaiire 1975 zum Burgermeister<br />
der neugegliederten Stadt Olsberg.<br />
in Anerkennung seiner Tatigkeit fur die<br />
Entwicklung der neuen Stadt walilte ihn<br />
der Rat sowolnl 1979 als auch 1984 wieder<br />
einstimmig zum Burgermeister. Burgermeister<br />
Niggemann ist uberortlich tatig<br />
im Kreistag des Hochsauerlandkreises,<br />
im Sparkassenzweckverband und im<br />
Verwaltungsrat der Sparkasse Hochsauerland<br />
und im VerwaltungsausschuS<br />
des Arbeitsamtes Meschede, wo er sich<br />
vor allem den Problemen der Behinderten<br />
widmet. Auf Landesebene arbeitet er<br />
im Jugend-. Sozial- und Gesundheitsausschu6<br />
des nordrhein-westfalischen Stadte-<br />
und Gemeindebundes.<br />
AnlaBlich eines Empfanges der Industrie-<br />
und Handelskammer Siegen<br />
(zustandig fur die Kreise Siegen-Wittgenstein<br />
und Olpe) zu seinem 50. Geburtstag<br />
rief der Prasident der IHK, Dr. Henning<br />
Schleifenbaum, einen jahrlich zu ver-<br />
Das Alpenhaus oberhalb von Schwartmecke, Selbecke und Oberhundem wurde 1935 von Essener<br />
Burgern eingeweihit. Ober 50 Jahre blieb die Oase der Ruhe Anziehungspunkt zahlreicher<br />
Wanderer aus nah und fern. Huttenwart Gunter Schapers mit Ehefrau Edith bewirtschaften das<br />
Alpenhaus (elf Schlafraume. 28 Betten - das Gastezimmer faSt bis zu 40 Personen) seit nunmehr<br />
13 Jahren.<br />
gebenden Preis in Hohe von 5.000 DM ins<br />
Leben. Der Preis wurde von der Siegerlander<br />
Wirtschaft gestiftet fur die „beste<br />
anwendungsbezogene naturwissenschaftliche,<br />
technische oder betriebswirtschaftliche<br />
Diplomarbeit, Dissertation<br />
Oder Habilitation" an der Universitat Siegen.<br />
Dr. Schleifenbaum ist gleichzeitig<br />
langjahriger Vorsitzender der Gesellschaft<br />
der Freunde und Forderer der Universitat-Gesamthochschule<br />
Siegen. Mit<br />
der Auszeichnung soil alien Diplomanden<br />
und Doktoranden ein Ansporn gegeben<br />
werden, praxisbezogener mit der Zielsetzung<br />
eines besseren Technologietransfers<br />
zu forschen, andererseits soil sie<br />
die Wirtschaftsregion Siegerland anre-<br />
gen, sich starker mit ihrer Universitat zu<br />
identifizieren. Fiir die Hochschule dankte<br />
deren Rektor, Prof. Dr. Gerhard Rimbach,<br />
fur diese hochwillkommene erste Initiative.<br />
In der Verwaltung des Hochsauerlandkreises<br />
ist als Nachfolger fur den am 11.<br />
April verstorbenen Dezernenten Franz<br />
K6per nunmehr Walter BSckeler (47)<br />
Dezernent fur Soziales, Jugend und Sport<br />
geworden. Bockeler ist seit 1965 bei der<br />
Kreisverwaltung; 13 Jahre war er Leiter<br />
des Amtes fur Schulverwaltung und Kultur<br />
und 5 Jahre leitete er das Hauptamt<br />
Der neue Dezernent, seit fast 10 Jahren<br />
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auch Mitglied des Vorstandes der Sauerlandklinik<br />
in Hachen, stammt aus Hirschberg.<br />
SAUERLAND<br />
Ein Mann von der Ruhr<br />
Bischof Dr. Franz Hengsbach<br />
10. September 1910-1985<br />
109<br />
Grubenbetriebsfuhrer Dipl.-Ing. Hans<br />
Gunther Schmidt als Leiter des Besucherbergwerks<br />
in der Grube Ramsbeck<br />
noch immer bergmanniscii tatig, starb im<br />
Alter von 65 Jaliren am 19. 8.1985.<br />
Dipl.-lng. Schmidt stammte aus Sciiiesien,<br />
war lange Jaiirzeinnte im Siegerlander<br />
Erzbergbau und im Ausland tatig,<br />
und war zuletzt Betriebsfuiirer der von<br />
der ' Firma Saciitleben (Metallgesellscliaft)<br />
ubernommenen Grube Ramsbeck,<br />
in der er nach der Stillegung 1974<br />
mit viel Engagement und Erfolg den Ausbau<br />
zum Besuciierbergwerk betrieb (s.<br />
SAUERLAND <strong>Heft</strong> 2/1984, S. 47-49).<br />
Am 15. September voilendete Dr.<br />
Alfons Mohr in Medebacii das 75. Lebensjahr.<br />
Der Jubilar stammt aus Alteninundem<br />
und nainm sich nacii der spaten<br />
Ruckkehr aus Kriegsgefangensctiaft der<br />
Geschichte von Medebacii und seiner<br />
Umgebung an. Sein erstes Werk war der<br />
Ende der 70er Jalire ersciiienene Kirchenfuiirer.<br />
Es folgte im Jalire 1980 der<br />
erste Teil des Bildbandes ..iVIedebacli und<br />
seine Ortsteile", dessen zweiter Band im<br />
Oktober ersciieint. Elirenamtlicli ist Dr.<br />
i\/Iohr seit Jaliren als Ortsheimatpfleger<br />
und Denkmalpfleger tatig. Dem treuen<br />
Freund seiner sauerlandischen Heimat<br />
gelten nachtraglich unsere herzlichen<br />
Gluckwijnsche.<br />
August-Macke-Preis<br />
fur Gunter Ferdinand Ris<br />
Die Stadt Meschede verlieh ihre nach<br />
dem in Meschede geborenen Maler<br />
August Macke benannte Auszeichnung<br />
in diesem Jahr an den 57jahrigen<br />
Kunstler Gunter Ferdinand Ris und eroffnete<br />
eine Ausstellung mit 66 Objekten<br />
aus der Zeit von 1956 bis 1985. Der Preistrager<br />
ist einer der bedeutendsten deutschen<br />
Bildhauer der Gegenwart. Er<br />
erhielt den mit 7.000,- DM dotierten<br />
Preis als Leistungspreis, der damit zum<br />
dritten Male vergeben wurde; viermal ist<br />
der August-Macke-Preis bisher als Forderpreis<br />
ausgesetzt worden.<br />
Hochwurdigster Herr Bischof Hengsbach!<br />
In herzlicher Mitfreude nimmt das kurkolnische Sauerland Anteil an der Feier Ihres<br />
75. Geburtstages.<br />
Wir danken Ihnen gleichzeitig dafur, da3 Sie die Arbeit des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
in den vergangenen Jahren so aufmerksam verfolgt haben. Ihre Ausfuhrungen<br />
anIaBlich der Eroffnung der Ausstellung „Schutzenwesen im kurkolnischen Sauerland"<br />
am 23. September 1983 in Arnsberg haben AnlaS gegeben, uns verstarkt um die<br />
christliche Substanz unserer sauerlandischen Heimat zu bemiihen, wie sie sich in<br />
800 Jahren gemeinsamer „kurk61nischer" Vergangenheit bewahrt hat.<br />
Es ware fur uns eine groBe Freude, wenn Sie gelegentlich Zeit fanden, unserer Zeitschrift<br />
einen Beitrag zur Sicherung und Forderung christlicher Wertvorstellungen in<br />
der modernen Arbeitswelt - gerade auch auf dem Lande - zu widmen.<br />
Der Begriff „Ruhrbischof", dem Sie in Ihrem langjahrigen segensreichen Wirken an<br />
der unteren Ruhr hohen Rang gegeben haben, wird auch bei Ihren Landsleuten und<br />
Freunden an der oberen Ruhr als ein Titel empfunden, der dem ganzen kurkolnischen<br />
Sauerland zur Ehre gereicht.<br />
Mogen Ihnen, hochverehrter Herr Bischof, noch weitere Jahre gottgesegneten Wirkens<br />
in Ihrer „zweifachen" Ruhrheimat geschenkt sein.<br />
Mit heimatlichen GruBen verbleibe ich '<br />
Ihr sehr ergebener<br />
Dr. Adalbert Mullmann<br />
1. Vorsitzender des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
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SAUERLAND<br />
no<br />
0, Du schdnes Sauerland De duieren Wiesenblaumen<br />
Beim Stobern auf dem Balken<br />
entdeckt: „Fuhrer fur Ferien, Urlaub und<br />
Erholung im Sauerland, Siegerland und<br />
Wittgenstein", vor genau 50 Jahren 1935<br />
iierausgegeben vom Landesverkeiirsverband<br />
Westfalen e.V. Dortmund,<br />
Schutzgebiihr 30 Pfennig.<br />
Im Vorwort liest man, da6 das Sauerland<br />
„unter den Reisezielen, die von Jahr<br />
zu Jahr mehr in Aufnahme kommen", mit<br />
an erster Stelle stehe. Die „Volksgenossen"<br />
hatten den Erholungswert der Region<br />
erkannt und wurden in groBen Scharen<br />
ihre Ferien hier verbringen wollen.<br />
„Wie stark dieser Wunsch bereits heute<br />
in weiten Teilen unseres deutschen Vaterlandes<br />
ist, beweist das Sauerlandlied,<br />
das die braunen Bataillone der SA bei<br />
ihren Marschen uberall zu singen pflegen.<br />
Die SchluBzeilen dieses Sauerlandliedes:<br />
Ein jeder mocht dich sehen gem,<br />
drum eilt herbei von nah und fern."<br />
Von Affeln bis Zinse im Kreis Wittgenstein<br />
verzeichnet der Fiihrer samtliche<br />
Orte mit Angaben uber Hotels, Pensionen<br />
und Privatquartiere. Der Preis fur Obernachtung<br />
mit Fruhstuck bewegte sich<br />
zwischen 1,50 und 2,— Reichsmark. Fur<br />
Vollpension muBte man durciisciinittlich<br />
3,50 RM aufwenden. Es gab allerdings<br />
auch schon Spitzenherbergen wie Hotel<br />
Gnacke in Nordenau, Schutte in Oberkirciien<br />
Oder Stormann in Schmallenberg, in<br />
denen man 5,- bis 5,50 RM fur Vollpension<br />
ausgeben konnte. Im Gasthof Rademacher<br />
in Weuspert (Faule Butter) konnte<br />
man das Sauerland fiir 1,75 RM bei<br />
Obernachtung mit Fruhstuck Oder 3,25<br />
RM Vollpension genieBen. Einige wenige,<br />
ganz fortschrittliche Betriebe boten sogar<br />
„Zimmer mit flieBendem Wasser" an.<br />
e.t.<br />
Tante Mariechen harr Qmmer ne oapene<br />
Hand. Dat wuBten alle, besonders<br />
de Blagen eot der Noberskopp. Un se<br />
nutzeren dat redlek QQt.<br />
Ennes Middages - Tante Mariechen<br />
harr siek grade en kitzken oppet Ohr<br />
laggt, geng de Klingel van der HOusediSr.<br />
Tante Mariechen questere eismol,<br />
dat se all wier opstohn mochte, machte<br />
dann awer doch op.<br />
Do stong Schmitten kloine Karl var<br />
der Diar, hSIt Tante Mariechen enpaar<br />
Bloimekes, dai hoi op der Wiese Oder<br />
amme Auwer pluggt harr, entgiegen<br />
un saggte: „Tante, ich wollte Dir ne<br />
BlumenstrauS bringen, hab ich extra<br />
fur Dich gesucht."<br />
Tante Mariechen was ganz geroihert,<br />
nahm dian Klolnen eismol met rin un<br />
gaffte me en Tuitelken met Gummibarkes,<br />
van dian dai Junge foot en paar in't<br />
Muilken stoppere. Dann frogere hoi<br />
trulhiarteg: „Tante, heute ist Zirkus<br />
oben auf n Wiesen. Gehste mit mir dahin?"<br />
,.Ach. Junge," saggte Tante Mariechen,<br />
„das ist nix mehr fur mich. Da<br />
kannste doch allein oder mit einem<br />
Euerer Jungens hin gehen." (De Nober<br />
harr droi van der Surte, un se mochten<br />
iarg recht un schlecht derdiar schlohn).<br />
.,Tante, ich hab aber kein Geld fQr'n<br />
Zirkus," drucksere Karlchen rQmme un<br />
de Mamma hat auch keins".<br />
„Aha", dachte Tante Mariechen un<br />
lachere haimiek, „derQmme dai Blaumen,"<br />
Na, se geng an't Schaap. halere droi<br />
Mark SQt'm bloen Kaffeekoppken un<br />
gaffte se Karlchen. „So, ich denke, dafQr<br />
kannst Du innen Zirkus gehen, und<br />
morgen erzahlst Du mir, was Du alles<br />
gesehn hast."<br />
Dai Kloine strohlere uwer't ganze Gesichtken,<br />
stak et Geld in de Taske, roip<br />
in der Diar namol .,danke", un wiag<br />
was hoi.<br />
Tante Mariechen schlurfere tefrian<br />
trilgge und laggte siek im Liegestauhl<br />
wier trechte.<br />
Et woar vlichte ne Vaieristunde vergohn,<br />
do schaltet namol an der H6Qsediar.<br />
Tante Mariechen, dai grade innikket<br />
woar, floag verstuiert op: „Wat is<br />
dann dQen Dag laos? Wellt se mey kennen<br />
Middagesschlop gOnnen?" Awer<br />
guettmoideg ase se was, geng se wier<br />
rout un soh ganz verwQnnert en Brauer<br />
vam kloinen Kari do stohn. Hoi hail Tante<br />
Mariechen ne StrSuB Wiesenblaumen<br />
hien un stoatere veriiagen: ..Die<br />
hab ich auf Kampers Wiese gefunden,<br />
und Du hast doch so geme Blumen."<br />
Tante Mariechen dachte siek iahr<br />
Deil, nahm en Jungen met rin, greip<br />
wier nom bloen KaffekOppken, driickere<br />
diam Kloinen droi Mark in de Hand<br />
un saggte: „Du willst doch sicher auch<br />
in den Zirkus, und die Mamma hat kein<br />
Geld dafur."<br />
„Ja," roip dai Junge un machte ne Luftsprung.<br />
„Tante Mariechen, Du bist die<br />
beste Tante von der ganzen Welt, und<br />
unser Fritzchen soil Dir auch noch en<br />
paar Blumen bringen!"<br />
„Nai, nai", roip Tante Mariechen,<br />
„kenne Blaumen mehr. saviell Vasen<br />
hav iek jo gar nit!" Awer de Junge was<br />
all ter Diar rOQt sprungen.<br />
Tante Mariechen sSchtere en kitzken,<br />
dachte an de duieren Wiesenblaumen<br />
un laggte siek wier oppet Ohr. Ase<br />
de Klingel awer taum drQdden mole<br />
geng, ahnere se all wat Un richtig! Do<br />
stong de drudde kloine Schmitte, harr<br />
wier en Bungelken Blaumen in der<br />
Hand, awer dutmol footens im Glase,<br />
„Tante, ich hab die Blumen sofort in<br />
ein leeres Geleeglas gestellt, well Du<br />
nicht soviel Vasen hast!"<br />
Un Tante Mariechen geng taum<br />
druddenmol an't bloe Kaffe-koppken,<br />
fang awer mens na twai Mark fiftig<br />
drinne, reikere Fritzken dat Geld un<br />
saggte: „Mehr hav iek nit mehr, awer<br />
wann Ey tau Droien innen Zirkus gatt,<br />
gierret sieker feyf Grosken ErmaBigung.<br />
Un nou schicket mey awer kenne<br />
Blaumen mehr. Iek make de Diar nit<br />
mer op."<br />
As de Junge rSut was, sOchtere Tante<br />
Mariechen namol un dachte an't liege<br />
Kaffekoppken: „Acht Mark fiftig!<br />
Duiere Wiesenblaumen! Guett, dat nit<br />
alle Dage Zirkus is, awer de Blagen wert<br />
sieker viell Spass hawen, un de amnen<br />
Zirkusluie mot schlieBleck aok liawen!"<br />
H. Jungblut-Bergenthal<br />
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SAUERLAND<br />
OberwoMste^?<br />
Wer denkt im Herbst nicht manchmal an die Drachen,<br />
die er in seiner Kindheit iiat steigen lassen und an das<br />
frohliche Spiel mit dem Wind.<br />
Die erwartungsvolle Kinderfrage war dann immer, ob<br />
er steigt oder nicht. Denn man hat gelernt, dal3 der Wind<br />
launisch ist.<br />
Bei der Aniage Ihrer Gelder sind Sie<br />
nicht von „launischen Winden" abhangig.<br />
Hier konnen Sie sich auf den Rat Ihres<br />
Geldberaters bei uns verlassen.<br />
^ Denn jetzt arbeitet die Zeit<br />
fur Sie, und Ihr Kontostand<br />
steigt mit Sicherheit.<br />
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REICHER GENUSS ENTSPRINGT DER NATUR.<br />
180 JAHRE ERFAHRUNG UND F E L S Q U E L LWA S S E R MACHEN KROMBACHER PILS SO EINZIGARTIG.<br />
Krombacher<br />
S^K^" mit Felsquellwasser gebraut<br />
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