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Heft 4 - Sauerländer Heimatbund e.V.

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Gefordert durch<br />

Der Ministerprasident<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

KREIS<br />

V^OLPE<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

ISSN 0177-8110<br />

Nr. 4/Dezember 1996<br />

SAUERLAND<br />

Zeitschrift des<br />

Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

L2767<br />

SAUERLAND<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND Nr. 4 / Dez. 1996<br />

Zeitschrift des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

SAUERLAND<br />

119<br />

M^s'SW *«# • i?;^*(- s «."s^*-<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Seite<br />

ilKS<br />

Das Jubildumsjahr des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es geht<br />

nun zu Ende. Im Laufe dieses Jahres bestand mehrfach<br />

Gelegenheit, die 75}dhrige Geschichte unseres <strong>Heimatbund</strong>es<br />

zu wUrdigen, insbesondere im Rahmen der Festveranstaltung<br />

am 31. August in Brilon.<br />

Der Vorstand des <strong>Heimatbund</strong>es ist der Auffassung, dali dieses<br />

Jubildum einen guten AnlaB bietet, etwas ndher auf die Geschichte<br />

des <strong>Heimatbund</strong>es einzugehen, ankniipfend an die<br />

„Chronik des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es e. V." unseres unvergessenen<br />

Heimatfreundes Theodor Tochtrop aus dem Jahre<br />

1975.<br />

Frau Dr Erika Richter, unseren Lesern und Leserinnen aus uielen<br />

Beitragen bekannt, hat es ubernommen, die vorhandenen<br />

Quellen in zum Teil miihevoUer Kleinarbeit zu sichten und auszuwerten.<br />

Wie wir meinen, ist ihr eine sehr Ubersichtliche Darsteilung<br />

der Arbeit des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es in den letzten<br />

Jahrzehnten gelungen; dafilr gilt ihr unser besonderer Dank.<br />

Zu danken haben wir auch den Heimatfreunden Friedhelm<br />

Ackermann und Hans Wevering, die sich in bewdhrter Zusammenarbeit<br />

der Bebilderung und Ausgestaltung der uorliegenden<br />

Ausgabe unserer Zeitschrift angenommen haben.<br />

Der Vorstand freut sich, dali er diese neue Ausgabe, die im verstdrkten<br />

Umfang erscheint, seinen Mitgliedern ohne Mehrkosten<br />

gewissermalien als vorweihnachtliche Gabe zueignen kann.<br />

Es erfullt uns mit Stolz, daR die katholische ebenso wie die evangelische<br />

Kirche durch Herrn Erzbischof Dr. Johannes Joachim<br />

Degenhardt und Herrn Superintendent Karl-Heinz Budde die<br />

Arbeit des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es in ihren Gruliworten uerstdndnisvoll<br />

gewiirdigt haben, ausgehend uon der christlichen<br />

Tradition des Kurkolnischen Sauerlandes, zu der sich der <strong>Heimatbund</strong><br />

immer wieder bekannt hat und bekennt.<br />

Dem Westfdlischen <strong>Heimatbund</strong>, der uns durch seinen Vorsitzenden,<br />

Landesdirektor Dr Scholle, ebenfalls ein GruRwort zugeeignet<br />

hat, ftihlen wir uns in der gemeinsamen Heimatarbeit<br />

besonders verbunden.<br />

Moge der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> auch in Zukunft seiner Aufgabe<br />

gerecht werden, einen Beitrag zur Forderung uon Heimatliebe<br />

und Heimatverstdndnis im Kurkolnischen Sauerland zu leisten.<br />

Dr. Adalbert Miillmann, 1. Vorsitzender<br />

m^,.*j^.^.%^<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

GruRworte 120<br />

Die Wurzel organisierter Heimatarbeit<br />

im Sauerland 123<br />

Die Anfange des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es 124<br />

Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

und die Borbergkapelle 126<br />

Der Heimatgedanke in der Endphase<br />

der Weimarer Republik 129<br />

Der SHB in der braunen Ara 130<br />

Der Neubeginn des SHB nach 1945 134<br />

Die Abkehr vom Heimatgedanken<br />

und seiner Renaissance 136<br />

Der <strong>Heimatbund</strong> und seine Zeitschrift 140<br />

Gesprach mit Knut-Friedrich Platz 142<br />

Die Jahrestagungen des SHB 144<br />

Sauerlandische Vergangenheit<br />

in Ausstellungen 148<br />

Veroffentlichung des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

IbO<br />

Landeskundliche Schriftenreihe<br />

und sonstige Bijcher des SHB 152<br />

Der Vorstand des SHB 155<br />

Die Zeitschrift Sauerland als Chronik 154<br />

Plattkuren im SHB 156<br />

Gesprach mit dem Vorsitzenden<br />

des SHB 158<br />

Ein Altarentwurf fur die Jesuitenkirche<br />

in Mannheim 160<br />

Ein Kreuz im sauerlandischen Walde 162<br />

Jupp-Schottler-Jugendherberge in<br />

Bamenohl 50 Jahre 164<br />

BUcher • Schrifttum 168<br />

Personalien 172<br />

Zutn Titelbild<br />

Unser weihnachtliches Titelbild fotografierte<br />

Friedhelm Ackermann in der Katholischen Pfarrkirche<br />

St. Pankratius in Hoinkhausen. Diese eindrucksvolle<br />

spatromanische Hallenkirche - uber<br />

den Fundamenten einer vermutlich abgebrannten<br />

kleineren Saalkirche des 11. Jahrhunderts - liegt<br />

am nordlichen Rand des ehemaligen Herzogtums<br />

Westfalen und gehort heute zur Stadt Riithen.<br />

Auf Einzelheiten zu Kirche und Altarbild gehen<br />

wir auf Seite 166 ausfuhrlich ein.<br />

Das Bildmaterial, vor allem im geschichtlichen<br />

AbriB, wurde von Friedhelm Ackermann und<br />

vielen Privatpersonen zur Verfijgung gestellt.<br />

Mltarbeiter dieses <strong>Heft</strong>es:<br />

Dr. Erika Richter, Meschede; Werner F Cordes,<br />

Schmallenberg; Dr. Ullrich Haupecke, Erftstadt;<br />

Christian Gobel sen., Brilon; Maria Sperling, Dr.<br />

Adalbert Mullmann, Brilon; Rudolf Bruschke,<br />

Arnsberg; Rudolf Salingre, Hellefeld; Ulrike Monreal,<br />

Olpe; Dieter Wiethoff, Meschede; Michael<br />

Gosmann, Arnsberg; Fritz Droste, Olsberg-Elpe;<br />

Dr. Arnold M. Klein, Olpe; Ullrich Wiegelmann,<br />

Olsberg; A. Wiegelmann, Olsberg.<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Grujiwort<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

erte Mitglieder des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>esI<br />

GruBwort<br />

Superimtendent<br />

Karl-Heinz Budde<br />

Zum 75-jdhrigen Bestehen grii/Se ich Sie im Namen des Evangelischen Kirchenkreises<br />

Arnsberg, des Evangelischen Kirchenkreises im Hochsauerland, und verbinde damit<br />

unsere guten Wilnsche fiir Ihr weiteres Wirken, das zum Ziel hat, Menschen so zu<br />

begleiten, da/3 ihr Wohn- und Lebensraum Heimat sein kann.<br />

Carl Zuckmayer stellt in seinem Roman „Als war's ein Stuck von mir" eingangs die<br />

Frage: „Wo ist man daheim? Wo mangeboren wurde oder wo man zu sterben wUnscht?"<br />

Fragen wir anders: Was macht Heimat aus? Es gibt viele Merkmale: Wo man geboren<br />

wird, wo man in geschiitztem Raum heranwachsen kann, wo man erwachsen werden<br />

und das Leben gestalten kann, wo man sein Lebenswerk zur Reife bringen kann, wo<br />

Leben Vollendung findet. Da/3 sie in der Tat mehr als Geburtsort sein kann und ist, zeigt<br />

die Erfahrung des Jahrzehnts nach dem zweiten Weltkrieg. Innerhalb kurzer Zeit kamen<br />

sehr viel Vertriebene aus dem Osten, fanden zundchst NotunterkUnfte, dann nach<br />

und nach Wohnungen; sie fanden zum Zwecke der Integration Forderung in den Schulen,<br />

bei der beruflichen Eingliederung oder bei der Griindung selbstdndiger gewerblicher<br />

Existenzen, durch Bodenreform und Lastenausgleich. Kirchlicherseits konnten<br />

mancherorts die evangelischen Christen nach und nach aus Schulsdlen, Bahnhofsvorhallen<br />

undprivaten Rdumen als Gottesdienststdtten ausziehen und ihre Gottesdienste<br />

in Kapellen und Kirchen der romisch - katholischen Pfarrgemeinden feiern, bis sie<br />

nach Gemeindegriindungen selbst in der Lage waren, ihre eigenen Kirchen zu bauen.<br />

Dies alles hat dazu beigetragen, da/3 entwurzelte Menschen hier wiederum Heimat fanden.<br />

Die aus einer ilber 800 -Jdhrigen Geschichte gewachsene Tradition im kurkolnischen<br />

Sauerland hat zu solchem integrierenden Handeln befdhigt, weil sie auf der<br />

Grundlage des Christentums basiert. Neue Lebenshorizonte und neue Lebensrdume zu<br />

erschlie/3en - gibt es eine vornehmere Aufgabe? Dazu braucht es empfindsame Herzen<br />

und wache Sinne, Menschen mit dem Mut zur Hoffnung.<br />

Auch in unserer Zeit sind wir dazu herausgefordert. Dem Sauerldndischen <strong>Heimatbund</strong>,<br />

alien Mitgliedern, die ihm angehoren, wilnsche ich die Kraft und den Willen<br />

dazu, das Ihre dazu beizutragen, da/3 auch in unseren Tagen unser Lebensraum zur<br />

Heimat wird fiir Menschen, die hier Zuflucht suchen.<br />

Ihrem Wirken wilnsche ich Gottes Segen und gutes Gelingen.<br />

Ihr •'<br />

Karl - Heinz Budde, Superintendent<br />

120<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Grufiwort<br />

ehr geehrte Mitglieder des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>esl<br />

In diesem Jahr kann der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> aufsein fiinfundsiehzigdhriges<br />

Bestehen zurilckblicken. Zu diesem Jubildum mochte ich Ihnen ein herzliches Wort des<br />

Grujies sagen und meine besten GlUckwiinsche Ubersenden.<br />

Zum Geleit<br />

Als der <strong>Heimatbund</strong> am 28. September 1921 auf Initiative des Pfarrvikars Franz<br />

Hoffmeister gegriindet wurde, gehorte das urspriinglich Kurkolnische Sauerland gerade<br />

einhundert Jahre zum Bistum Paderborn. Denn am 16. Juli 1821 war unter Pius<br />

VII. eine Neuordnung der kirchlichen Verhdltnisse in den preufiischen Gebieten durch<br />

die Bulle „De salute animarum" erfolgt. Dadurch wurde das alte Bistum in seiner<br />

Ausdehnung bedeutend vergrofiert. Fortan gehorte es auch nicht mehr zur Mainzer,<br />

sondern zur Kolner Kirchenprovinz.<br />

Paderborner Bischof war damals Franz Egon Freiherr von FUrstenberg, der letzte<br />

Fiirstbischof unseres Bistums, der allerdings die geistliche Verantwortung filr die hinzugekommenen<br />

Gebiete wie zum Beispiel die um Arnsberg, Siegen und Dortmund seinem<br />

Generalvikar und Weihbischof Richard Dammers, einem gro/Sen Organisator, hervorragenden<br />

Seelsorger und Vater der Armen, ilberlie/].<br />

Inzwischen kann man wohl ohne Ubertreibung sagen: Was ware unsere Diozese ohne<br />

das Sauerland? Ihr wiirde nicht nur eine wunderschone Landschaft fehlen, sondern<br />

auch eine Gegend, die durch gute katholische Traditionen geprdgt ist. Bei dieser Gelegenheit<br />

mochte ich auch erwdhnen, da/] erfreulich viele Priester und Ordensleute aus<br />

dem Sauerland stammen.<br />

In einer Zeit wachsender Globalisierung und steigender Mobilitdt ist es sehr wichtig,<br />

da/3 der Mensch wei/], wo er zu Hause ist, wo er sich geborgen fiihlen kann. Aus diesem<br />

Grunde freut es mich, da/S der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> in umsichtiger und liebevoller<br />

Weise darum bemiiht ist, die eigene Heimat so zupflegen und zu erhalten, da/]<br />

ihre Menschen sich mit ihr identifizieren konnen und so auch zu ihrer eigenen Identitdt<br />

finden. Wer gem zu Hause ist, wei/] auch wer er ist. Und wer bei sich selbst zu<br />

Hause ist, vermag auch anderen Menschen Heimat zu schenken.<br />

Dr. Johannes<br />

Joachim Degenhardt,<br />

Erzbischof von Paderborn<br />

Das haben Sieja vor allem auch in den Jahren der Flucht am Kriegsende 1944/45<br />

bewiesen, als viele Fliichtlinge aus dem Osten bei Ihnen Unterschlupf fanden.<br />

So ist es iiberdies erfreulich, da/] Sie nach wie vor das Plattdeutsche pflegen und sogar<br />

regelmd/Jig - wiejetzt bei der Jubildumsfeier Ende September - eine Messe in Plattdeutsch<br />

feiern.<br />

Ich wiinsche Ihnen, da/] Ihr Verein noch lange bestehen bleibt, weiterhin gute Arbeit<br />

fiir diese Region und ihre Menschen leistet und so den kostbaren Schatz der Heimat zu<br />

bewahren vermag. Fiir Ihre Miihen und Ihren Einsatz danke ich Ihnen gem und sage<br />

Ihnen meine Anerkennung.<br />

Mit den besten Grii/]en und Segenswiinschen<br />

Ihr<br />

Erzbischof von Paderborn<br />

121<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Grujiwort<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

GruBwort<br />

des Westfalischen<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

T^^er Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> feiert in diesem Jahr sein 75jahriges Bestehen. Zu<br />

I I idiesem Jubildum ilbermittelt der Westfdlische <strong>Heimatbund</strong> seine herzlichen<br />

J '-^^ Gliickwilnsche, verbunden mit dem Dank fiir die fast ebenso lange gute und erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit.<br />

Erhaltung der Umwelt als Heimat - fiir dieses Ziel Ubernehmen die mittlerweile 520<br />

Heimatvereine in Westfalen Verantwortung. Sie fiihren die aus der Geschichte erwachsenden<br />

Traditionen fort und stellen sich zugleich den gegenwdrtigen Entwicklungen<br />

und Verdnderungen, um an der Gestaltung einer menschenwUrdigen und lebenswerten<br />

Zukunft mitzuwirken.<br />

Es kommt nicht von ungefdhr, daji der Westfdlische <strong>Heimatbund</strong> eine seiner stdrksten<br />

StUtzen im Kolnischen Sauerland hat. Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>, der sich am<br />

20. Januar 1922, ein gutes Vierteljahr nach seiner Griindung, dem Westfdlischen <strong>Heimatbund</strong><br />

anschlo/3, filhlt sich nach wie vor den Zielen seines Griinders Franz Hoffmeister<br />

verpflichtet, „aus Liebe zu Land und Leuten die kulturellen und politischen<br />

Krdfte der Heimat zu wecken". Diese Zielsetzung umfafit ein umfangreiches Aufgabenspektrum,<br />

das sowohl die Ortsbild- und Denkmalpflege wie auch den Natur- und Umweltschutz,<br />

ferner die Erhaltung der plattdeutschen Sprache und des Brauchtums<br />

einschliejit. Breiten Raum nehmen die Sammlung von ortsgeschichtlichen Quellen und<br />

die Erarbeitung der Orts- und Landesgeschichte, ebenso die Pflege und Bewahrung der<br />

regionalen Literatur und Kunst ein.<br />

Der Westfdlische <strong>Heimatbund</strong> und auch ich personlich wiinschen alien Heimatfreunden<br />

im Sauerland auch in Zukunft viel Erfolg bei der Verwirklichung ihrer Vorhaben.<br />

Moge es uns gemeinsam weiterhin gelingen, aus der Kenntnis der Vergangenheit<br />

bei der Losung unserer vielgestaltigen Gegenwartsprobleme mitzuwirken.<br />

Dr. Manfred Scholle<br />

Dr. Manfred Scholle<br />

Vorsitzender des Westfdlischen <strong>Heimatbund</strong>es<br />

Jr %.<br />

Meyn Suerland<br />

Hedwig Jungbluth-Bergenthal<br />

(1914-1987)<br />

X<br />

Bo vam Astmereg, haoch un frey,<br />

de Taoern weythien blenket,<br />

bo de schoinsten Doarper dey<br />

en frondlek Willkumm wenket,<br />

bo dai doiisend Biarge statt<br />

met Eiken, Bauken, Fichten,<br />

bo dai Allern nao op Platt<br />

vertellet dey Geschichten,<br />

do, mens do, kann ieck von Naot<br />

mieck un Jomer resten,<br />

un ne Schnie Roggenbraot<br />

schmecket mey do am besten.<br />

Un saggte ieck ack mol „AdjiiB"<br />

ug Wiesen, Fellern, Baumen,<br />

ieck kame wier, dat is gewiB,<br />

denn hey sin ieck terhaimen!<br />

JT<br />

122<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Die Wurzel organisierter Heimatarbeit im Sauerland<br />

|QJereiti[:geimat5cl)ut3l6aitf riant) |<br />

•»<br />

^^^^^^0^^^^ ^<br />

an kann unser 20. Jahrhundert<br />

ohne tjbertreibung<br />

ein „bewegtes" Saekulum nennen.<br />

Es ist aber auch ein Jahrhundert<br />

der Bewegungen", beispielsweise der<br />

Jugend- und Frauenbewegung und der<br />

vielfaltigen gemaBigt reformerischen<br />

wie radikal revolutionaren Bewegungen<br />

zum Umsturz alles bisher Giiltigen. AUe<br />

diese Einzelbewegungen sind Bestandteile<br />

der epochalen Umwalzungen der<br />

Industriellen Revolution, die seit dem<br />

Ende des 19. Jahrhunderts auch die entlegensten<br />

Winkel Deutschlands erfaBte.<br />

Gegen diesen ProzeB mit seinen einschneidenden<br />

Eingriffen in bisherige<br />

Lebensformen stemmte sich aber eine<br />

andere „Bewegung" zum Schutz und zur<br />

Verteidigung aller bedrohten Werte, die<br />

sie unter dem Leitbild „Heimat" vereinte.<br />

Der Begriff „Heimat" mit seinem<br />

vielfaltigen Bedeutungsgehalt begann<br />

sich damals in seinen unterschiedlichen,<br />

auch schillernden Facetten zu entfalten.<br />

Er ist seither in zahllosen tiefschiirfenden<br />

Studien auf seinen rechtlichen,<br />

emotionalen, gar metaphysischen Gehalt<br />

analysiert worden.<br />

Hier geht es nicht um neue begriffliche<br />

Anstrengungen zur Definition von<br />

„Heimat", sondern um etwas viel Be-<br />

scheideneres. Angesichts der 75-Jahrfeier<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

soil in aller Kiirze auf seine wenig bekannten<br />

Wurzeln im Beziehungsgeflecht<br />

mit anderen Heimatbewegungen<br />

im westfalischen Raum verwiesen<br />

werden.<br />

Nahrboden aller Bestrebungen nach<br />

einem wirksamenHeimatschutz war die<br />

gemeinsame Sorge um den Erhalt des<br />

„Bodenstandigen" vor der Uberwaltigung<br />

durch die anbrandende Moderne.<br />

Mit groBem Engagement und Temperament<br />

hatte im Miinsterland Freiherr<br />

V. Kerkerinck-Borg gegen die architektonischen<br />

ScheuBlichkeiten im Gefolge<br />

der Griinderjahre und zur Bewahrung<br />

heimischer Traditionen nicht nur im<br />

Bauwesen aufgerufen Als sein Mitstreiter<br />

Karl Wagenfeld ihm 1913 die<br />

gemeinsame Organisation aller schon<br />

bestehenden Heimatschutz-Gruppierungen<br />

vorschlagt, verweist er auf den<br />

„Verein fiir Heimatschutz im Sauerland",<br />

in dem wir wohl die Wiege organisierter<br />

Heimatbestrebungen in unserem<br />

Raum vor uns haben.i)<br />

Er wurde am 13. Dezember 1913 in<br />

Arnsberg gegriindet als „ZusammenschluB<br />

all der Einzelkrafte zu einem wirkungsvollen<br />

Ganzen", wie es in den Erlauterungen<br />

zur Einladung nach Arns-<br />

Die<br />

Wurzel<br />

organisierter<br />

Heimatarbeit<br />

im<br />

Sauerland<br />

123<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

Die Anfdnge des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

berg heiBt. Dort wird der Mescheder<br />

Landrat v. Mallinckrodt zum 1. Vorsitzenden<br />

gewahlt. Zu den Griindungsmitgliedern<br />

gehbren nicht nur Manner<br />

mit bekannten Namen wie Freiherr v.<br />

Kerkerinck-Borg, Rinklage, Miinker,<br />

Hilchenbach, Feaux de Lacroix, Arnsberg,<br />

Thomee, Altena, sondern neben<br />

dem Regierungsprasidenten auch viele<br />

hohe Beamte seines Hauses, insgesamt<br />

eine hochkaratige Versammlung von<br />

„Hochwohlgeborenen", wie man sich damals<br />

anschrieb. Immerhin hatte der<br />

Verein 1914 schon 850 Mitglieder, 300<br />

allein in Altena, je 100 in Brilon und<br />

der Stadt Dortmund. Die bier abgebildete<br />

Vignette, die als Briefkopf diente, faBt<br />

im Kern zusammen, was dann weiter als<br />

Vereinszweck noch konkretisiert wird:<br />

„Der Schutz der Eigenart des Landschaftsbildes,<br />

der heimischen Tier- und<br />

Pflanzenwelt und der geologischen Eigentiimlichkeiten<br />

(Naturdenkmaler)".<br />

Aber neben der Pflege und Bewahrung<br />

der Natur, bier wohl bewuBt an die Spitze<br />

der Aufgaben gesetzt, werden weitere<br />

scbiitzenswerte Bereicbe aufgezablt: u.<br />

a. bodenstandige Bauweise, Pflege der<br />

Volkskunst und der Mundarten.<br />

Die wenigen Hinweise mbgen verdeutlicben,<br />

wie die angestrebte Verteidigung<br />

heimatlicher Werte damals<br />

der Mutterboden fiir nabezu iiberall<br />

gleichzeitig entstehende Organisationen<br />

gewesen ist, die sich dann in dem<br />

1915 gegriindeten Westfalischen <strong>Heimatbund</strong><br />

vereinigten.<br />

Der 1. Weitkrieg hat die Akti vita ten<br />

des Vereins fiir Heimatschutz im Sauerland<br />

stagnieren lassen, und als 1921<br />

Landrat Mallinckrodt zur Wiederaufnahme<br />

der Vereinstatigkeiten einlud,<br />

trat den Honoratioren aus der Kaiserzeit<br />

eine Bewegung entgegen, die<br />

zwar im Kern gleiche Ziele hatte, aber<br />

nach Zusammensetzung und Vorgehensweise<br />

vollig verandert war.<br />

Was war geschehen?<br />

Die Anfange<br />

des<br />

Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

Franz Hoffmeister<br />

Die junge Generation der Frontkampfer<br />

meldete sich nun. Im<br />

Erlebnis der verheerenden Materialscblachten<br />

und des millionenfachen<br />

Todes hatte im Weltbild der Kriegsteilnehmer<br />

die „Heimat" ihren besonderen<br />

Wert gewonnen. Im allgemeinen<br />

herrscht die Uberzeugung,daB sich<br />

„ HeimatbewuBtsein" erst im fortgeschrittenen<br />

Alter entwickelt und die jugendliche<br />

Psyche dafiir wenig empfanglich<br />

sei. Unser sauerlandischer Raum<br />

bietet nun das iiberraschende Gegenbeispiel.<br />

Da kommt ein gerade aus dem Krieg<br />

entlassener Primaner aus dem Dorf<br />

Ramsbeck im damaligen Kreis Mescbede.<br />

Er hat bei den Kampfen in Flandern<br />

ein Auge verloren, eine Hand ist verstiimmelt.<br />

Lange hat er im Lazarett gelegen<br />

in der Gefahr, sein Augenlicht<br />

vollstandig zu verlieren. Nun muB er in<br />

Paderborn das Abitur nachmachen. Was<br />

tut der 21jahrige Franz Hoffmeister, der<br />

zwar noch nicht das Reifezeugnis, aber<br />

ein offensichtliches Charisma besitzt: er<br />

griindet am 16 Februar 1919 mit einigen<br />

Freunden die „Vereinigung studieren-<br />

der Sauerlander" (V.s.S.) und gibt fiir sie<br />

eine zuerst handgeschriebene Zeitschrift<br />

„TrutznachtigaH" heraus. Aus<br />

neun Lesern werden scbnell liber 1000<br />

Bezieher. Die Leser sind vorwiegend<br />

Gymnasiasten und Studenten, sie bilden<br />

also eine unbezweifelbare „ Jugendbewegung"<br />

an Schulen und Universitaten.<br />

Hoffmeister hat den enormen<br />

Erfolg selbst erlautert. „Das rasche Aufbliiben<br />

des V.s.S. erklart sich aus der<br />

seelischen Haltung der Kriegsschiilergeneration:<br />

es war ein gut Teil<br />

Reaktion gegen den Krieg, militarischen<br />

Drill, kleindeutsche, heimatferne Geschichtsauffassung<br />

und mechanischen<br />

Unterrichtsbetrieb an den hoheren<br />

Schulen; es war ein Ringen um das wirklich<br />

Wahre, das Natiirliche, das Einfache,<br />

das Sauerlandische, das Organische,<br />

um die sauerlandische Volksgemeinschaft."<br />

^<br />

Damit nennt er einige Kultworte der<br />

Zeit, deren Pervertierbarkeit er nicht<br />

abnen konnte, deren Strahlkraft fiir begeisterungsfahige<br />

Gemiiter aber offensichtlich<br />

war. Das gilt insbesondere fiir<br />

den Begriff „Volksgemeinschaft".<br />

124<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Die Anfdnge des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

Die Mitglieder empfanden die Kluft<br />

zwischen den sog. Gebildeten und den<br />

„Ungebildeten" als besonders hinderlich<br />

fiir das ersehnte sauerlandische Gemeinsdiaftsgefiihl.<br />

Hoffmeister war optimistisch, daB<br />

seine Vereinigung Gemeinsamkeit aller<br />

Volksteile stiften konne. „Wir werden<br />

aus der engen Rinne einer Vereinigung<br />

von Studierenden mehr und mehr ins<br />

Fahrwasser einer alle Volksschichten<br />

des kolnischen Sauerlandes erfassenden<br />

Heimatbewegung treiben."<br />

In den Ferien radeln und wandern<br />

die jungen Leute durch die sauerlandischen<br />

Dorfer, singen und spielen Theater<br />

in heimischer Mundart und finden<br />

iiberall ein groBes Eclio. Schon 1920 hat<br />

der V.s.S. 13 Ortsgruppen und 6 Ferienzirkel,<br />

die zu einer Arbeitsgemeinschaft<br />

zusammengeschlossen werden. Der Wille<br />

zu einer noch umfassenderen, festeren<br />

Organisation war aber offenbar<br />

stark ausgepragt. So ist der BeschluB<br />

der 4. Generalversammlung am 3. September<br />

1921 zu verstehen, die Vereinigung<br />

zu einem „Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>"<br />

(SBH) zu erweitern. Am 28. September<br />

1921 wurde der BeschluB im<br />

„Hotel zur Post" in Wennemen bei Meschede<br />

unter Vorsitz von Dr. Albert<br />

Kleffmann aus Altenhundem in die Tat<br />

umgesetzt. Derartige Beschliisse scheinen<br />

„in der Luft" gelegen zu haben,<br />

denn wenige Wochen vorher, am 17. August<br />

1921, war der „Heimatverein fiir<br />

das ehemalige Justizamt Olpe" gegriindet<br />

worden.3)<br />

sieht. Er will die „Starkung einer gesunden<br />

Heimatpflege im kolnischen<br />

Sauerland, das bis dahin am iiuBersten<br />

Schwanzende der gesamten niederdeutschen<br />

Bewegung trottete". Also: „fur den<br />

Gassenhauer das Volkslied- fiir die Zote<br />

den gesunden Humor - fiir den Stammtisch<br />

die Bank unter dem Lindenbaum -<br />

fiir eine fremde, so vielfach einseitig auf<br />

das Sexuelle zugeschnittenen Afterkunst<br />

das aus warmem Heimatgefiihl<br />

Geborene - fiir das Kilometerfressen im<br />

Auto und das Verschlingen der Natur im<br />

Stenographenstil das Wandern in Freude,<br />

das Erleben der heimatlichen Natur."<br />

Und ganz besonders eifert er gegen<br />

die verderbliche Wirkung des Kinos.4)<br />

Der heutige Leser mag die Schwarz-<br />

WeiB-Kontrastierung des jugendlichen<br />

Eiferers riihrend, teilweise auch erheiternd<br />

finden und zweifeln, ob er mit dem<br />

propagierten alternativen Lebensstil<br />

„fiir den Stammtisch die Bank unter<br />

dem Lindenbaum" die Zumutbarkeit fiir<br />

seine Landsleute nicht weit iiber Gebiihr<br />

strapazierte. Wenn aber nach Rudolf<br />

Alexander Schroder „das Herz der<br />

Geschichte iiberall in ihren Anfangen<br />

ist", so haben wir hier einen hochgestimmten<br />

Herzton von bezwingender<br />

Kraft in seiner leidenschaftlich antimodernistischen<br />

Emphase. Konnte ein so<br />

hoher Schwung Dauer haben?<br />

Theodor Propper,<br />

einer der engsten Mitarbeiter<br />

Hoffmeisters in der<br />

Griindungsphase des SHB<br />

Franz Hoffmeister blieb Schriftleiter<br />

der weiterhin „Trutznachtigall" genannten<br />

Vereinszeitschrift des SHB. Er<br />

woUte Vorsitz und Schriftleitung nicht<br />

in einer Hand wissen, hielt auch die<br />

Vereinsgriindung eigentlich fiir verfriiht,<br />

well er die Basis noch als zu<br />

schmal ansah. Gleichwohl entwarf er sofort<br />

einen ziindenden Aufruf an alle Loser<br />

mit dem charakteristischen Titel<br />

„Tat". Darin formulierte er die Ziele der<br />

Heimatverteidiger, protestfroh und<br />

iiberschwanglich im Sturm- und Drang-<br />

Ton eines Dreiundzwanzigjahrigen. Er<br />

wettert gegen die „das Volkstum zermiirbende<br />

moderne Siindflut", die er<br />

nun auch das Sauerland erreichen<br />

Trauerfeier 1993 am Grab Hoffmeister in Ramsbeck anldBlich der<br />

50. Wiederkehr seines Todesjahres.<br />

125<br />

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SAUERLAND<br />

Der Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong> und die Borbergkapelle<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Der<br />

Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong><br />

und die<br />

Borbergkapelle<br />

Borbergkapelle<br />

F<br />

iir seine Eintragung ins Vereinsregister<br />

des Bigger Amtsgerichts<br />

hatte sich der junge Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong> in der Satzung folgende<br />

Zielsetzung gegeben: "Auf der Grundlage<br />

des Christentums Erhaltung, Starkung<br />

und Vertiefung jeder berechtigten<br />

sauerlandischen Eigenart, Belehrung<br />

liber heimatliche Natur, Geschichte,<br />

Volkskunde und die Werke sauerlandischer<br />

Literatur und Kunst; Abwehr aller<br />

Auswiichse und Verirrungen der Volksanschauung,<br />

Schutz der heimischen<br />

Landschaft sowie der Natur- und Kunstdenkmaler."<br />

Ganz bewuBt stand die Berufung auf<br />

das Christentum an der Spitze, wobei in<br />

der Kommentierung des Textes der<br />

schon flir die V.s.S. formulierte Standpunkt<br />

der Interkonfessionalitat bekraftigt<br />

wurde. Dieser oekumenische Ansatz,<br />

wie wir heute sagen wiirden, wirkte<br />

sich in der Praxis allerdings nicht signifikant<br />

aus. SchlieBlich studierte der<br />

junge Hoffmeister katholische Theologie<br />

und trat 1923 ins Priesterseminar Paderborn<br />

ein, und auch seine engsten<br />

Mitarbeiter wie Theodor Propper und<br />

die Briider Riither waren iiberzeugte<br />

Katholiken, oft auBerdem in kirchennahen<br />

Amtern, zudem besaB das kurkolnische<br />

Sauerland noch ein weitgehend geschlossen<br />

katholisches Milieu. Die betont<br />

religiose Fundierung war von Beginn<br />

an aber ein Merkmal, das den SHB<br />

von den iibrigen Heimat-Organisationen<br />

in den westfalischen Landschaftsgebieten<br />

und auch von seinem<br />

sauerlandischen Vorgangerunterschied.<br />

Bis heute pragt sie die Tagungen des<br />

Bundes.<br />

Diese Grundhaltung macht verstandlich,<br />

daB schon im Herbst 1923 auf einer<br />

Vorstandssitzung des SHB in Wennemen<br />

das Mitglied Dr. Korling, spater<br />

Rechtsanwalt und Notar in Dortmund,<br />

den Vorschlag machte, auf dem Borberg<br />

bei Brilon eine Kapelle zu errichten. Allerdings<br />

war es bemerkenswert, daB der<br />

zustimmende VorstandsbeschluB in die<br />

letzte Phase der galoppierenden Inflation<br />

fiel.<br />

Der langjahrige spatere Kiister dieser<br />

Kapelle, Vinzenz Stratmann, 1992<br />

verstorben, hat uns einen lesenswerten<br />

Bericht zur Baugeschichte iiberliefert:<br />

„Neben den vielen Sammlungen, Planungen<br />

und Gesprachen mit Behorden,<br />

Bauleuten, Handwerkern und Fuhrleuten<br />

ging die Holz- und Materialbeschaffung<br />

ziigig voran, so daB am 24.<br />

Oktober 1924 der Grundstein gelegt<br />

werden konnte. Die Urkunde in lateinischer,<br />

hochdeutscher und plattdeutscher<br />

Sprache betonte neben iiblichen<br />

Zeitfeststellungen, daB die Kapelle der<br />

Friedenskonigin Maria gewidmet sein<br />

sollte. Die innere Ausstattung erhielt<br />

die Kapelle im Friihjahr 1925, den Altartisch<br />

aus der Olsberger Kirche, die<br />

Aufbauten aus Hachen, das Altarbild<br />

von dem Gymnasiallehrer Hollekamp,<br />

Brilon, fiir Gotteslohn Maler- Schmiedeund<br />

Dachdeckerarbeiten von Briloner<br />

und Olsberger Handwerksmeistern, die<br />

Glocke von Herrn Junker, Brilon, der<br />

Turmhahn wurde bei einer Hiihnerausstellung<br />

in Olsberg zusammenkollektiert;<br />

die Madonna am Giebel, aus<br />

mehrhundertjahrigem Eichenholz, aus<br />

dem alten Veltenschen Hause in Olsberg,<br />

schnitzte der Bildhauer Goldkuhle<br />

aus Wiedenbriick." 5'<br />

Damit wird eine vorbildliche Gemeinschaftsleistung<br />

in notvoUer Zeit dokumentiert.<br />

Zwar gab es auch einzelne kritische<br />

Stimmen in der Bevolkerung,<br />

aber zustimmende Tatkraft iiberwog,<br />

und die schnelle Fertigstellung des mutigen<br />

Projekts spricht fur sich. Die plattdeutsche<br />

Inschrift iiber dem Eingang<br />

der Kapelle „ Der laiwen Mutter Guaddes<br />

vam Gudden Friaen biigget van den<br />

Luien heyriimme" halt die Opferbereitschaft<br />

vieler beteiligter Sauerlander fiir<br />

die Nachwelt fest.<br />

Am 21. Mai 1925, dem Himmelfahrtstag,<br />

wurde die Kirche bei strahlendem<br />

Wetter unter groBer Anteilnahme<br />

der Bevolkerung durch den Briloner<br />

Propst Dr. Brockhoff und den Rektor<br />

Johannes Hatzfeld aus Paderborn<br />

eingeweiht. Hatzfeld war ein begeisterter<br />

Mitstreiter Hoffmeisters, der inzwischen<br />

ebenfalls die Priesterweihe empfangen<br />

hatte. Er iibernahm nun die<br />

Pfarrvikariestelle in Antfeld und wurde<br />

gleichzeitig 1. Vorsitzender des SHB.<br />

Mit dem Bau der Borbergkapelle hatte<br />

der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> sich ein<br />

126<br />

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SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> und die Borbergkapelle<br />

ausdrucksvoUes Denkmal gesetzt. In<br />

den mehr als 70 Jahren ihres Bestehens<br />

an einem, wie die immer neuen Ausgrabungsfunde<br />

bezeugen, besonders geschichtstrachtigen<br />

Ort, hat die Kapelle<br />

viele Feiern und Feste gesehen. Fine der<br />

friihen Saulen des <strong>Heimatbund</strong>es, der<br />

Briloner Studienrat Josef Riither, war<br />

auch ein engagiertes Mitglied des „ Friedensbundes<br />

deutscher Katholiken"<br />

(FdK). Diese pazifistische Bewegung<br />

war aus dem Erlebnis des 1. Weltkriegs<br />

mit seinen morderischen Exzessen erwachsen.<br />

Seit 1924 gab es auch eine<br />

Ortsgruppe des FdK in Brilon. Sie lud<br />

nach der Fertigstellung der Kapelle immer<br />

wieder zu Treffen, auch internationalen<br />

Begegnungen auf dem Borberg<br />

ein. Besonders bedeutsam war das Friedenstreffen<br />

im September 1931 von<br />

deutschen und franzosischen Teilnehmern,<br />

darunter der spater so beriihmt<br />

gewordene junge Diakon Franz Stock,<br />

der dem Heimatgedanken eng verbunden<br />

war.<br />

Der Neheimer Franz Stock war 1928<br />

nach Paris gegangen, um dort einige<br />

Semester Theologie zu studieren, spater<br />

wurde er Seelsorger der deutschen Gemeinde<br />

in Paris. Wahrend der deutschen<br />

Besetzung von Paris im 2. Weltkrieg<br />

erhielt er den Auftrag, die verurteilten<br />

Franzosen zur Hinrichtungsstatte<br />

auf dem Mont Valerien zu begleiten.Er<br />

hat diese schwere Aufgabe so hingebungsvoh<br />

erfiillt und damit so unvergleichlich<br />

fur die Aussohnung von Deutschen<br />

und Franzosen gewirkt, daB der<br />

damalige Kardinal von Paris,der spatere<br />

Papst Johannes XXIIL, mit Uberzeugung<br />

sagte, daB „Abbe Stock nicht ein<br />

Name, sondern ein Programm" sei.<br />

Seither hat die Borberg-KapeUe mit<br />

der Erinnerung an Franz Stock eine weitere<br />

Anziehungskraft gewonnen. GroBe<br />

Wallfahrten, Treffen und Feiern haben<br />

sie zum Inbegriff eines Ortes gemacht,<br />

der dem Frieden und der Versohnung<br />

unter den ehemals verfeindeten Vblkern<br />

dient. Fiir den Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

bedeutet der Bau eine verpflichtende<br />

Erinnerung an die Impulse seines Beginns,<br />

denen auch fiir die Zukunft weite<br />

Strahlkraft zu wiinschen ist.<br />

24. Oktober 1924, Grundsteinlegung der Kapelle auf dem Borberg.<br />

Die Urkunden werden gehalten von Josef Riither, links<br />

und Franz Hoffmeister, Mitte.<br />

Der Trager der 3. Urkunde ist nicht mehr bekannt.<br />

127<br />

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SAUERLAND<br />

Heimatgedanke in der Endphase der Weimarer Republik<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Heimatgedanke in der Endphase der Weimarer Republik<br />

T. SHB und ein unermiidlicher Mit-<br />

iheodor Tochtrop, einer der besten<br />

Kenner der Entwicklung des<br />

arbeiter in alien Phasen seines Bestehens,<br />

hat sich durch seine 1975 veroffentlichte<br />

„Chronik des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es" ein sehr groBes Verdienst<br />

erworben. In seiner Besprechung<br />

des Buches bezeichnete Theo Hundt -<br />

von ihm wird spater noch mehr zu reden<br />

sein - die Schrift als ein quasi „geschichtlich<br />

aufgebautes Lehrbuch der<br />

organisierten Heimatarbeit". Es geht in<br />

der Chronik also im wesentlichen urn<br />

die Darstellung von Vorstandsbildungen<br />

und -sitzungen, um das Bundesorgan<br />

und seine Probleme, um Zusammenarbeit<br />

mit anderen Organisationen, kurzum<br />

alles, was sich unter dem Stichwort<br />

„ Verbandspolitik" fassen laBt. Diese<br />

spezifische Perspektive erklart auch,<br />

warum die Initiative des SHB zur Errichtung<br />

der Borbergkapelle unerwahnt<br />

blieb, obwohl diese Aktion sicher eine<br />

der bemerkenswertesten und dauerhaftesten<br />

Zeugnisse der friihen Verbandsgeschichte<br />

gewesen ist und daher hier<br />

nachgetragen werden muBte.<br />

Aber auch Tochtrop kann nicht umhin,<br />

nach einem ausfiihrlichen Bericht<br />

liber die hervorragend besuchte und<br />

glanzend verlaufene „ Clemens-August-<br />

Tagung" des SHB im September 1925,<br />

als der Einzug des Kurfiirst Clemens<br />

August in Arnsberg festlich nachgespielt<br />

wurde, in einem knappen Satz zu<br />

vermerken, 1926 babe kein Heimattag<br />

stattgefunden. Das sei, so erklart er<br />

anschlieBend, vielleicht „Ausdruck einer<br />

Krise gewesen, in die der <strong>Heimatbund</strong><br />

nach so viel Idealismus und<br />

Anfangserfolgen geraten war." 6) Er analysiert<br />

die „ Krise" aber nicht, sondern<br />

wendet sich unverziiglich den ab 1927<br />

fortgefiihrten Heimattagen zu, die allerdings<br />

„ein etwas anderes Gesicht" gehabt<br />

hatten.<br />

Wenden wir uns der Biographie<br />

Franz Hoffmeisters zu, die Theodor<br />

Proppper 1949 herausgegeben hat, so<br />

beschaftigt auch er sich mit den Griinden<br />

fur das „Nachlassen der ziindenden<br />

Kraft des Heimatgedankens". Zwar<br />

schlieBt die schwarmerische Tonart des<br />

Buches eine scharfe rationale Analyse<br />

seines Eindrucks aus, daB in manchen<br />

Ortschaften „die Glut der Heimatliebe<br />

zwar zur lodernden Flamme entfacht<br />

worden sei, um aber dann doch nach<br />

nicht allzu langer Zeit zu ersterben wie<br />

ein verglimmender Docht." Dieses Erlebnis<br />

bringt ihn aber zu der noch tiefer<br />

fiihrenden Frage nach den Ursachen fiir<br />

die Erfolge des Nationalsozialismus<br />

auch im Sauerland. Er konstatiert, „daB<br />

das sauerlandische Volk bereits vorher<br />

weithin irgendwie angekrankelt war;<br />

denn sonst hatte es dem Wollen der Heimatbewegung<br />

mit groBerer und beharrlicherer<br />

Aufgeschlossenheit begegnen<br />

miissen und es hatte sich andererseits<br />

auch, allein schon aus einem gesunden<br />

Instinkt, mit mehr Mut und Kraft der<br />

hereinbrechenden Flut des Nationalsozialismus<br />

entgegenstemmen miissen als<br />

es leider vielfach geschah".'''<br />

„ Irgendwie angekrankelt", meint der<br />

Zeitzeuge Propper. Dabei betonen wir<br />

heute gern die „Resistenz" des katholischen<br />

Westfalen gegeniiber dem NS-System<br />

und seinen Parolen. Aber wie begegnete<br />

der Katholizismus den Sauerlandern<br />

in der Zeit der ausgehenden<br />

20er Jahre? Nehmen wir vier zeitgleich<br />

auftretende sauerlandische Personlichkeiten,<br />

alle an der obereren Ruhr lebend,<br />

alle publizistisch aktiv, alle heimatbewuBt,<br />

alle katholisch. Da war Maria<br />

Kahle, die Lyrikerin, Kiinderin eines<br />

starken Deutschtums, gleichzeitig Verfasserin<br />

von Liedern zur Gottesmutter<br />

von durchaus katholischer Pragung,<br />

nehmen wir Ferdinand Freiherr von Liininck,<br />

kirchenfromm, aber stramm militant<br />

und nationaltbnend bei der Einweihung<br />

heimischer Kriegerdenkmaler,<br />

nehmen wir dagegen Josef Riither, iiberzeugter<br />

Katholik, aber leidenschaftlicher<br />

Pazifist und nehmen wir schlieBlich<br />

Dr. Lorenz Pieper, katholischer<br />

Geistlicher mit dem goldenen Parteiabzeichen<br />

- vier Spielarten des Bekenntnisses,<br />

in dem katholische Heimatfreunde<br />

ihren Glauben und ihre Heimatliebe<br />

mitteilten. Konnte es da eine sichere<br />

Orientierung geben, wo der Heimatgedanke<br />

unverfalscht aufgehoben war?<br />

Und wenn zudem Josef Riither in der<br />

„Trutznachtigair' gegen die Vergniigungssucht<br />

wetterte und die fiir einen<br />

traditionsbewuBten Sauerlander nahezu<br />

sakrosankten Schiitzenfeste heftig<br />

angriff, dann entfremdete er sich dem<br />

„ gesunden Volksempfinden" seiner<br />

Landsleute recht bedenklich. Er brachte<br />

damit aber zugleich viele Mitglieder des<br />

Der<br />

Heimatgedanke<br />

in der<br />

Endphase<br />

der<br />

Weimarer<br />

Republik<br />

Theodor Tochtrop<br />

*1901<br />

11981<br />

129<br />

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SAUERLAND<br />

Der SHB in der braunen Ara<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Josef Rather<br />

SHB auch im Vorstand gegen sich auf,<br />

die schon allein aus taktischen Griinden<br />

in einer Zeit wachsender finanzieller<br />

Schwierigkeiten Angriffe auf den einfluJ3reichen<br />

Schiitzenbund und auf die<br />

liebsten Lustbarkeiten eines sauerlandischen<br />

Gemiits fur mehr als schadlich<br />

hielten.<br />

Aber Josef Riither, ein unerbittlicher<br />

Vertreter seiner Uberzeugungen, wollte<br />

nicht einen ZoU von seinen rigiden Wertvorstellungen<br />

weichen. Die Anpassungsbereitschaft<br />

von Vorstandskollegen<br />

empfand er als untragbar. Er legte<br />

die Schriftleitung der Verbandszeitschrift,<br />

die schon 1928 den kampferisch<br />

klingenden Titel „TrutznachtigaU"<br />

gegen den eher defensiv getonten Namen<br />

„Heimwacht" ausgetauscht hatte,<br />

entschlossen nieder.<br />

Und Franz Hoffmeister? Wir haben<br />

den seit 1924 zum Priester Geweihten<br />

aus der obigen Galerie der Katholiken<br />

ausgespart. Wohl stand er in seiner<br />

Glaubigkeit Josef Riither nahe, aber er<br />

war wesentUch konzihanter, lebensfro-<br />

her und gemaBigter. Fur Riither war es<br />

gewiB kaum verstandlich, daB er, auch<br />

um die Existenz des SHB zu stabihsieren,<br />

sich 1930 um eine Verbindung des<br />

<strong>Heimatbund</strong>es und des sauerlandischen<br />

Schiitzenbundwesens bemiihte. GewiB<br />

tat er es auch mit dem Ziel, auf Auswiichse<br />

bei den Schiitzenfesten EinfluB<br />

zu nehmen. Immerhin gelang es noch,<br />

die Heimattagungen so zu gestalten,<br />

daB ein Beobachter des Balver Heimattages<br />

1930 schreibt: "Tagungsrummel,<br />

Kirmesbetrieb, das war hier unmoglich,<br />

weil die ganze Tagung den Stempel der<br />

fiir das Sauerland charakteristischen<br />

Heimatpflege trug, der in dieser Echtheit<br />

einzigartig ist. Die Heimatbewegung<br />

pulst hier aus den Tiefen des rehgiosen<br />

Lebens, aus der Erkenntnis,<br />

daB echte Kultur ohne den Untergrund<br />

der ReUgion der echtesten Krafte bar<br />

ist." 8'<br />

Mit einer solchen Wertung war aber<br />

fiir die schon weithin larmenden Propagierer<br />

einer „neuen Zeit" dem SHB das<br />

Urteil gesprochen.<br />

Der SHB<br />

in der<br />

braunen<br />

Ara<br />

Im Jahr 1932 wurde Franz Hoffmeister<br />

die Vikariestelle in Bochum-Wiemelhausen<br />

iibertragen.<br />

Er UeB sich bewegen, den Vorsitz des<br />

SHB und auch die Verbandsschrift vom<br />

Ruhrgebiet aus weiterzufiihren. Das<br />

ware schon in ruhigen Zeiten, insbesondere<br />

angesichts der damahgen Kommunikationsverhaltnisse,<br />

schwierig gewesen.<br />

Als dann mit der sogenannten<br />

„Machtergreifung" am 30. Januar 1933<br />

politische Umwalzungen groBten Stils<br />

hereinbrachen, gab Hoffmeister den<br />

Vorsitz ab.In einer Denkschrift vom 20.<br />

Oktober 1933 bezichtigt er sich selbst.<br />

Es sei nicht vorrangig die allgemeine<br />

wirtschaftliche Misere, die das Bundesleben<br />

im letzten Jahr recht schwach gemacht<br />

habe: „GroBere Schuld an dem<br />

Niedergang des SHB im letzten Jahr<br />

triigt der Unterzeichnete, der sich bei<br />

der letzten Generalversammlung im<br />

September vorigen Jahres leider zu dem<br />

falschen Schritt bestimmen lieB, die<br />

Bundesleitung trotz der Versetzung<br />

nach Bochum beizubehalten." Nun gehe<br />

es um einen „zeitgemaBen Umbau des<br />

SHB", und da der Unterzeichnete aus<br />

den genannten Griinden die Fuhrung<br />

des Bundes abgeben muB, scheint es<br />

richtig, sofort ganze Arbeit zu leisten" 9'<br />

Hoffmeister verweist auch auf die Anderungen<br />

im WHB, der inzwischen - d.h.<br />

im Zuge der allgemeinen Gleichschaltungsaktionen<br />

dem Reichsbund<br />

„Volkstum und Heimat" eingegliedert<br />

worden war, allerdings in den nachsten<br />

Jahren dank der wohlwoUenden Leitung<br />

durch den Landeshauptmann Kolbow<br />

im Rahmen des NS-Systems fortbestand,<br />

wenn auch in einer den Leitlinien<br />

der neuen Machttrager angepaBten<br />

Form. Die fallige Neuorganisation des<br />

SHB erfolgte unter dem Olper Landrat<br />

Dr. Ewers, der Hoffmeister persbnlich<br />

nahestand und seine Vorstellungen teilte.<br />

Wenn aber der verschuldete Verein<br />

1935 beim Amtsgericht Bigge den Antrag<br />

auf Liquidation und Loschung im<br />

Vereinsregister stellte - die Loschung er-<br />

130<br />

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SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Der SHB in der braunen Aera<br />

folgte am 26. Juni 1937- so ist das mehr<br />

als ein materieller Vorgang. Das erste,<br />

hochgemut begonnene Kapitel Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong> war damit abgeschlossen.<br />

Es war offensichtlich, dafi der<br />

Heimatgedanke nun eindeutig ideologisch-kultisch<br />

gefullt werden sollte. Der<br />

schon erwahnte Geistliche Dr. Lorenz<br />

Pieper, Redner auf dem 30. Gebirgsfest<br />

des Sauerlandischen Gebirgsvereins in<br />

Fredeburg 1934, deutete in uniiberbietbarem<br />

Pathos den Anspruch seiner Partei<br />

auf das „Heimat"verstandnis: „So ist<br />

also das Thema ,Nationalsozialismus'<br />

und Heimat' keine Zusammenkoppelung<br />

zweier grundverschiedener, auseinanderklaffender<br />

Begriffe, sondern<br />

ihre Ubereinstimmung „namlich zwei<br />

organisch einander entwachsende Begriffe,<br />

so einander entwachsen und entsprossen,<br />

wie aus der Wurzel der Stamm<br />

und die Krone eines Baumes entwachsen.<br />

Aus der Wurzel „Heimat" steigt<br />

Stamm und Krone ,Nationalsozialismus'<br />

empor." Selbstverstandlich sind im<br />

Kontext dieser Herleitung des Heimatgedankens<br />

„Rasse" und „Blut und Boden"<br />

Kernbegriffe der Rede. In seinem<br />

flammenden Appell hammerte der Redner<br />

den Zuhorern ein, daB jeder mit seinen<br />

„Bluts-Volks- und Schicksalsgenossen"<br />

Heimat verkorpere.i"'<br />

Damit wurde die Konfrontation mit<br />

dem Anspruch der Partei auf eine totale<br />

Zustimmung fiir viele Mitglieder des<br />

<strong>Heimatbund</strong>es zum Priifstein.<br />

Hier ist vor allem an Josef Riither zu<br />

denken, den seine Rolle in der katholischen<br />

Friedensbewegung langst bei vielen<br />

Nazis verhaBt gemacht hatte. Sie<br />

hatten schon 1931 versucht, das<br />

deutsch-franzosische Friedenstreffen<br />

auf dem Borberg zu storen. Damals waren<br />

sie nicht weit gekommen. Um so<br />

mehr nutzten sie nach 33 ihre Macht gegen<br />

unliebsame Zeitgenossen. Josef<br />

Riither wurde schon 1933 von seinem<br />

Dienst als Gymnasiallehrer in Brilon<br />

suspendiert, durfte seit 1938 nicht mehr<br />

publizieren und erfuhr auch in ganz direkter<br />

Weise Verfolgung, was ihn nicht<br />

hinderte, immer wieder den braunen<br />

Ungeist anzuprangern. Der aufrechte,<br />

in seiner Streitbarkeit unbequeme<br />

Christ, einer der seltenen Vertreter des<br />

Widerstands in unserem Raum, ist aber<br />

erst lange nach dem Krieg wegen seiner<br />

kompromiBlosen Antihaltung gerecht<br />

gewiirdigt worden.^i^<br />

Hoffmeister erlebte als Geistlicher in<br />

Bochum die Konfrontation weniger direkt,<br />

hatte aber wohl auch eine geschicktere<br />

Art, Konflikte anzugehen als<br />

der unbeugsame Riither. Durch seine intensive<br />

Jugendarbeit schiitzte er jedoch<br />

die Jungmanner seiner Pfarre vor dem<br />

EinfluB der NS-Ideologie. Ein Mitghed<br />

seiner dortigen Gruppe hat berichtet,<br />

wie Hoffmeister durch ein gekonntes,<br />

unerschrockenes Auftreten als dekorierter<br />

Frontsoldat den jungen Mann<br />

aus einem gefahrlichen Verhor durch<br />

den SA-Standartenfiihrer rettete, indem<br />

er alle Verantwortung fiir ein<br />

„Fehlverhalten" seiner Schiitzlinge<br />

iibernahm und den Nazifiihrer kleinlaut<br />

werden lieB.^^)<br />

Seine schwere Erkrankung bewahrte<br />

Hoffmeister vielleicht auch vor scharferen<br />

Auseinandersetzungen. 1938 erlitt<br />

er einen Schlaganfall. Eine Versetzung<br />

in das Sauerlanddorf Holthausen brachte<br />

nur eine kurzfristige Besserung. Er<br />

starb nach schwerem Leiden im Marz<br />

1943. Im August 1942 hatte er sein Testament<br />

verfaBt. Eine SchluBbemerkung<br />

darin zeigt sowohl seine entschiedene<br />

Ablehnung des Nationalsozialismus<br />

wie sein Bemiihen, andersdenkende<br />

Mitmenschen so wenig wie<br />

moglich zu verletzen. Er schreibt: „Keine<br />

Hakenkreuzfahne soil meinen Sarg<br />

decken oder bei der Beerdigung mitgehen.<br />

Die N.S.K.O.V. (Vereinigung der<br />

Kriegsopfer) bitte ich freundlich, diesen<br />

Wunsch zu respektieren." i^)<br />

Als sein Biograph Theodor Propper<br />

nach dem Krieg ein Buch iiber Hoffmeister<br />

herausgab, bat er vorher alle<br />

Freunde um eine Charakteristik des<br />

Verstorbenen. Wahrend alle den „strahlenden<br />

Menschen" und den „frohen Optimisten"<br />

hervorhoben,urteilt Riither<br />

ganz anders: er sei „eine bis ins Tiefste<br />

tragische Gestalt" gewesen. Zwar bestatigt<br />

er seine bekannt groBe Leistung<br />

nicht nur fiir den Sauerlander, sondern<br />

auch fiir den Westfalischen <strong>Heimatbund</strong>,<br />

der ja „in dem, was er Wesenhaftes<br />

hatte, stark von Hoffmeister be-<br />

131<br />

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Der SHB in der braunen Ara<br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

einfluBt" worden sei. Aber nicht nur seine<br />

Konzessionsbereitschaft gegeniiber<br />

„ Scheinfreunden" und „Festruben" hatten<br />

ihm Schwierigkeiten des Lavierens<br />

gebracht, sondern auch die Abwehr der<br />

dem christlichen Heimatgedanken<br />

feindlichen, immer mehr erstarkenden<br />

Machte." w) Das diistere Bild Riithers<br />

entspricht zwar seiner Grundhaltung<br />

und seinen personlichen Erfahrungen,<br />

aber er sah wohl auch tiefer als andere<br />

den schmerzhchen Zwiespalt des Christen<br />

Hoffmeister im Konflikt mit einer<br />

boswilligen Gegenmacht, die sein<br />

Lebenswerk und seinen Heimatglauben<br />

verbog und verdarb.<br />

Gedenkmedaille zum<br />

<strong>Heimatbund</strong>-Jubildum<br />

1975 zur 25jdhrigen<br />

Wiederbegriindung<br />

Y^^^^ ^^^-^.^A ^^^^^^^^^^^^^^^^^ iTTnf'.ij\^%tfiiiMar<br />

IjeiF, Aan m Rl&dBtta ftlmt in<br />

Un aQe fuie, 6of E|ev blatt,<br />

Un 6gi m Toufunft Butt un fuuomm<br />

Taum Biden nau Efcy copper tttt.<br />

© niutter Cuaft'a Dom flutten Jtfdtn<br />

fitip 6«vn«n Oudrptm un fleti Ctf^tn.<br />

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bfu be ©uccidnffc ^simat&unft<br />

DC gapcUc tou ufcr lalioen niuttcr fuaDca<br />

mm guDOcn fdacn iniDtQQct.<br />

Oat fall feyn am (jaugcn £)femBiref)rta6a9t,<br />

6en 21. ntai 1925.<br />

Out Bloefen io^tt ttodi ©rolTen. Do fann Eflfmira root gitflsn<br />

tjEroajcn. IITe draf of mcht gicioen.<br />

Hoffmeister aufdem Borberg<br />

132<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerliinder <strong>Heimatbund</strong> „ Trutznachtigall"<br />

133<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Neubeginn des SHE nach 1945<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Neubeginn<br />

des SHB<br />

nach 1945<br />

Theodor Propper<br />

Bie Probleme des teilweise stark<br />

zerstorten Sauerlandes als<br />

Zufluchtsraum fiir die Vertriebenenstrome<br />

1945-47, auch die katastrophalen<br />

Verkehrs- und Versorgungsbedingungen<br />

sind schon oft dokumentiert<br />

worden. Auch die Heimatarbeit<br />

war davon betroffen, so daJ3 es - trotz<br />

mancher Ansatze im Vorfeld - bis 195o<br />

dauerte, ehe der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

neu gegriindet wurde. Die einzelnen<br />

Phasen dieses Vorgangs hat Theodor<br />

Tochtrop in seiner Chronik ausfiihrhch<br />

und mit der Sachkenntnis und dem<br />

Engagement des direkt BeteiHgten geschildert.<br />

Sie sollen jetzt nicht noch einmal<br />

wiederholt werden. Hier ist vielmehr<br />

der Ort, wichtige Namen aus der<br />

Zeit des Neuanfangs noch einmal ins BewuiBtsein<br />

zu riicken. UnerlaJBUch bleibt<br />

dabei aber der Hinweis, daI3 die „Namenlosen"<br />

mindestens ebenso wichtig<br />

waren. Das waren insbesondere die<br />

zahlreichen Interessierten in orthchen<br />

Heimatgruppen. die schon lange vor<br />

195o wieder aktiv waren. Als die eigentliche<br />

Basis haben sie eine gar nicht hoch<br />

genug einzuschatzende Bedeutung.<br />

Ohne ihre Einsatzbereitschaft waren<br />

die in der Offentlichkeit wirkenden Vertreter<br />

des Heimatgedankens gar nicht<br />

in der Lage gewesen, den Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong> in alter Form wieder erstehen<br />

zu lassen.<br />

Eine zentrale Rolle spielte dabei der<br />

schon mehrfach erwahnte<br />

THEODOR PROPPER (1896 - 1979),<br />

als Organist, spater sogar zum Kirchenmusikdirektor<br />

ernannt, seiner Vaterstadt<br />

Balve tief verbunden. Sie machte<br />

ihn 1964 in der berechtigten Anerkennung<br />

seiner Verdienste zu ihrem Ehrenbiirger.<br />

Hier kann das weit iiberregional<br />

bekannte und gewiirdigte musikalische<br />

Schaffen des Komponisten und<br />

Chorleiters Propper und auch sein<br />

schriftstellerisches und lyrisches Werk<br />

nicht angesprochen werden, obwohl<br />

auch das ohne den Heimatbezug - vieles<br />

in Sauerlander Platt geschrieben - gar<br />

nicht denkbar ist.<br />

Was ware aber der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

ohne ihn? Er griindete im August<br />

1921, also noch vor dem Ent-<br />

stehungsdatum des SHB, die Balver<br />

„Heimwacht" und organisierte 1922 die<br />

erste, damals noch mehrtagige, festliche<br />

und stark besuchte Jahresversammlung<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es in Balve.<br />

Er war ein enger Freund Hoffmeisters<br />

und blieb fiir ihn eine starke,<br />

ideenreiche und begeisterte Stiitze. Unmittelbar<br />

nach seinem Tod im Friihjahr<br />

1943 begann er mit einer Biographie<br />

Hoffmeisters, die dann 1949 im Bonifatius-Verlag<br />

Paderborn erschien. Die<br />

emotionale, von den Ausdrucksformen<br />

der Jugendbewegung gepragte Darstellung<br />

entspricht zwar nicht unserem<br />

heutigen Sprachgefuhl, aber sie ist nicht<br />

nur als Zeitzeugnis zum Verstandnis der<br />

ersten Jahrzehnte der Sauerlander Heimatarbeit<br />

von hohem Wert, sondern<br />

auch ein menschlich bewegendes Dokument<br />

der Freundschaft zwischen Hoffmeister<br />

und Propper.<br />

In den Jahren nach 1945 war es wiederum<br />

Propper, der sich mit starkem<br />

Engagement fiir die Neugriindung des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es im Sinne<br />

Hoffmeisters einsetzte, wie bei Tochtrop<br />

anschaulich nachzulesen. So war es fast<br />

selbstverstandlich, daB der erste Heimattag<br />

1951 wieder in Balve stattfand.<br />

Dort errichtete der SHB auf Proppers<br />

Initiative bin dann eine Hoffmeister Erinnerungsstatte,<br />

einen Brunnen, der in<br />

renovierter Form bis heute an den<br />

Schopfer des Bundes erinnert. Nach der<br />

kommunalen Neugliederung ist Balve<br />

zwar vom Kernraum des <strong>Heimatbund</strong>es,<br />

dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis<br />

Olpe abgetrennt, aber die Balver Heimatfreunde<br />

gehoren fraglos zu alien<br />

Veranstaltungen des SHB hinzu und beteiligen<br />

sich aktiv daran, ganz im Sinn<br />

des „Spielmann Gottes", wie Propper oft<br />

genannt wurde. Gerade im Jahr seines<br />

100. Geburtstags ist die Besinnung auf<br />

ihn und sein keineswegs nur sentimental<br />

getontes Heimatverstandnis fiir den<br />

gesamten Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> ein<br />

ernstzunehmendes Vermachtnis.<br />

THEODOR TOCHTROP (1901-1981)<br />

Auch der Name Theodor Tochtrop ist<br />

hier schon oft gefallen - ein Beweis, daJ3<br />

selbst ein knapper AbriB der Geschichte<br />

des SHB ohne seine Nennung gar<br />

nicht auskommt. Theodor Hundt hatte<br />

134<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Neubeginn des SHB nach 1945<br />

in einem Artikel zu Tochtrops 75. Geburtstag<br />

1976 betont, daB der Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong> neben seinem damals<br />

noch lebenden „Nestor" Propper<br />

„keinem Lebenden groi3eren Dank<br />

schulde". Grund genug, diesen Mann<br />

noch einmal besonders zu wiirdigen.<br />

Wie im Falle Proppers kann allerdings<br />

der enorme Umfang seiner Beitrage zu<br />

heimatkundlichen Themen und seine<br />

Leistung als Buchautor gar nicht zureichend<br />

dargestellt warden. Als Lehrer<br />

mit Leib und Seele hat er auch eine Reihe<br />

vorbildhafter Schriften und Horspiele<br />

fiir die schulische Heimatkunde verfaBt<br />

bzw. sie mitgestaltet. Auch als Naturschutzbeauftragter<br />

des Kreises Meschede,<br />

in dem er seit 1935 als Lehrer<br />

wirkte, konnte er seine fundierten<br />

Kenntnisse des oberen Sauerlandes zur<br />

Geltung bringen. Dem SHB gehorte er<br />

seit 1925 an, seine Bedeutung in der<br />

Neugriindungsphase wurde schon herausgestellt.<br />

Er war ab 1950 Mitglied des<br />

engeren Vorstandes. 1966 wurde er fiir<br />

die „6 schwersten Jahre", wie Th.<br />

Hundt formulierte, zum 2. Vorsitzenden<br />

des <strong>Heimatbund</strong>es gewahlt. Im 1968 geschaffenen<br />

Redaktionsstab der Bundeszeitschrift<br />

SAUERLAND wirkte er aktiv<br />

und unermiidlich „mit Sachverstand<br />

und Herz", wie es der Vorsitzende Dr<br />

Miillmann zu seinem 80. Geburtstag<br />

ausdriickte. Wenige Wochen spater, am<br />

11. Marz 1981 muBte er dem „Mann der<br />

Feder", die Grabrede halten und ihm<br />

nachrufen, daB er sich „um unser heimatliches<br />

Sauerland verdient gemacht<br />

habe". Auch er bleibt unvergessen.<br />

THEODOR SYLVESTER<br />

BONNINGHAUS (1897 - 1972)<br />

Nach den Ausfiihrungen Tochtrops<br />

hatte der 1. Oberkreisdirektor des Kreises<br />

Arnsberg, Theodor Bonninghaus, einen<br />

wesentlichen Anteil an der Neugrundung<br />

des SHB. Der Westfalische<br />

<strong>Heimatbund</strong>, schon 1945 von der britischen<br />

Militarregierung unter ihrem<br />

neuen Landeshauptmann Bernhard<br />

Salzmann wieder zugelassen, bestellte<br />

den Arnsberger Oberkreisdirektor zum<br />

neuen „Heimatgebietsleiter" fiir das<br />

kurkolnische Sauerland. Geschaftsfiihrer<br />

des Heimatgebiets wurde Theodor<br />

Breider. Bonninghaus lud zu mehreren<br />

Zusammenkiinften in den Jahren<br />

1946 - 49 „berufene Personlichkeiten",<br />

so Tochtrop, aus den vier kurkolnischen<br />

Kreisen ein, um die Heimatarbeit neu zu<br />

beleben. Lange wurde iiber die Kooperation<br />

mit dem WHB diskutiert. Zentralistische<br />

Vorstellungen und die Wiinsche<br />

nach moglichster Eigenstandigkeit<br />

standen sich entgegen, bis eine Satzung<br />

gefunden war, die von alien Teilen akzeptiert<br />

werden konnte.<br />

Am 28. Juli 1950 wurde in Arnsberg<br />

der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> neu gegriindet.<br />

OKD Bonninghaus wahlte man<br />

zum ersten, Theodor Propper zum zweiten<br />

Vorsitzenden. Gleichzeitig wurden<br />

auch mehrere Arbeitskreise gebildet: fiir<br />

Vorgeschichte, Geschichte, Schrifttum,<br />

Naturschutz, Baupflege, Heimatschutz<br />

und Heim und Handwerk. Sogar Arbeitskreise<br />

fiir Frauen- und Jugendfragen<br />

sollten gebildet werden. Anna<br />

Kayser aus Hespecke bei Elspe wurde<br />

als Vertreterin der Frauen zusiitzlich in<br />

den Vorstand berufen.<br />

Nachdem ein verheiBungsvoller Neuanfang<br />

gemacht war, muBte 1952 der<br />

Oberkreisdirektor Bonninghaus sein<br />

Amt wegen Arbeitsiiberlastung zur Verfiigung<br />

stellen. Er fand nach seiner kurzen<br />

Amtszeit einen Nachfolger, der bis<br />

1966 amtierte.<br />

DR. FRANZ RIPS (1914 - 1995)<br />

Die Stadt Balve, seit dem Beginn im<br />

SHB besonders rege, trat nach dem<br />

Weggang von OKD Bcinninghaus wieder<br />

einmal auf den Plan. Ihr Amtsdirektor,<br />

Dr. Franz Rips, stellte sich als Nachfolger<br />

vor und wurde von den Versammelten<br />

einstimmig gewahlt. Die von ihm<br />

neu eingerichtete Geschaftsstelle in Balve<br />

fdrderte den organisatorischen Ausbau<br />

des SHB und seinen kraftigen Aufschwung<br />

in den friihen 50er Jahren.<br />

Nun konnte auch wieder eine Bundeszeitschrift,<br />

„Der Sauerlandruf und ein<br />

Heimatkalender „De Suerlanner" erscheinen,<br />

der zunachst einen ganz<br />

groBen Erfolg hatte. 1957 wurde Dr.<br />

Rips zum Stadtdirektor von Menden gewahlt.<br />

Zwar erklarte er sich bereit, von<br />

seinem neuen Wohn- und Wirkungsort<br />

Menden aus den SHB weiterzufiihren,<br />

aber die Schwierigkeiten fiir die kommenden<br />

Jahre deuteten sich mit dieser<br />

Hoffmeister-Propper-<br />

Denkmal in Balve<br />

Theodor Sylvester<br />

Bonninghaus<br />

Dr. Franz Rips<br />

135<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Die Abkehr vom Heimatgedanken und seine Renaissance<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Entfernung schon an. Er konnte zwar<br />

durch seine Vortragstatigkeit mit<br />

gleichzeitig aktuellen und noch aus heutiger<br />

Sicht „zeitlosen" Themen Impulse<br />

geben, beispielsweise: „Die Heimatarbeit-<br />

eine vergebliche Miihe?" (1955),<br />

„Gefahrdung und Geborgenheit der<br />

Menschen in unserer technischen Welt"<br />

(1956) und „Heimatgedanken und Eu-<br />

ropaidee" (1958) . Seine starkere Beanspruchung<br />

in Menden fiihrte aber dazu,<br />

daB nach Tochtrop der SHB 1964/65 hinsichtlich<br />

einer starken Fiihrung „notleidend<br />

geworden war".i6' 1966 trat Dr.<br />

Rips von seinem Amt zuriick, blieb aber<br />

auch in den folgenden Jahrzehnten ein<br />

treuer Besucher der Veranstaltungen<br />

des SHB.<br />

Die Abkehr<br />

vom Heimatgedanken<br />

und seine Renaissance<br />

Die Mangel in der Fiihrung, von<br />

denen Tochtrop spricht, wirkten<br />

sich um so negativer aus, da sie<br />

in eine Phase fielen, als der Zeitgeist allem,<br />

was mit dem Begriff „Heimat" zu<br />

tun hatte, immer gleichgiiltiger, ja ablehnend<br />

begegnete.<br />

Hatten die beginnenden 50er Jahre<br />

mit ihrer Hochkonjunktur an Heimatfilmen<br />

und entsprechendem Liedgut das<br />

HeimatbewuBtsein - wenn auch manches<br />

Mai in sentimentalster Form - oft<br />

noch weiter gestiitzt und genahrt, als<br />

habe as keinen Bruch durch das „Tausendjahrige<br />

Reich" gegeben, so anderte<br />

sich das in der Folgezeit auffallend. Eine<br />

Ursache war gewiB die Faszination<br />

durch die rasante Modernisierung in alien<br />

Bereichen. So machte z.B. die steigende<br />

Mobilisierung mit ihren bekannten<br />

Reisewellen den heimischen Raum<br />

fiir weite Bevolkerungsteile unattraktiv.<br />

Und in der Sprache der sogenannten<br />

geistig Schaffenden gewann „Heimat"<br />

den Charakter von etwa Altfrankischem,<br />

weit Uberholten. Im intellektuellen<br />

Wortschatz versuchte man das<br />

ominose Wort ganz zu umgehen.<br />

„Heimatgefiihr' erscheint in der Untersuchung<br />

eines namhaften Soziologen<br />

der Zeit als „symbolische Ortsbezogenheit."i7)<br />

Sicher fiihrte aber auch die nun allmahlich<br />

beginnende Auseinandersetzung<br />

mit dem Nationalsozialismus<br />

dazu, „Heimat" und „Blut- und Boden"<br />

-Kult in ihrer verhangnisvollen Verbindung<br />

zu sehen, wozu etwa die vom<br />

zitierte Rhetorik eines Dr. Pieper die<br />

Moglichkeit hot. Heimatarbeit wurde<br />

damit speziell in progressiven Kreisen<br />

als faschistoide „Heimattumelei" verdachtigt.<br />

Ein westfalischer Wissenschaftler<br />

erklart diesen ProzeB der Ablehnung<br />

der Heimatbewegung folgendermaBen:<br />

„Die seit den spaten 1950er<br />

Jahren einsetzende Diskreditierung der<br />

Heimatbewegung zeigt, daB sie weniger<br />

als Opfer denn als Mittater (des Nazimus<br />

E.R.) betrachtet wurde."!^)<br />

Die Liste ablehnender AuBerungen<br />

lieBe sich lange fortsetzen. Sie bleibt<br />

auch nicht auf betont Progressive beschrankt.<br />

In einem offentlichen Gesprach<br />

zum Thema „Heimat" bekannte<br />

z.B. Norbert Bliim, sicher nicht der Prototyp<br />

eines Linksintellektuellen, daB fur<br />

ihn der Begriff ,,nicht sehr gefiihlsbeladen<br />

ist. Weil wir uns in einem ProzeB der<br />

globalen Verstadterung befinden, ist<br />

das, was wir mit Heimat und Landschaft<br />

verbinden, offenbar auf dem<br />

Riickzug, jedenfalls fiir mich."i9'<br />

Die fuhrenden Mitglieder des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es muBten spiiren,<br />

wie sie ins Abseits gerieten. Tochtrop begriindete<br />

1967 z.B. die finanziellen Verluste<br />

beim Vertrieb des Heimatkalenders<br />

„De Suerlanner", von dem sich der<br />

SHB dann auch bald trennte, erkennbar<br />

miBbilligend damit, dafi die Verteilung<br />

liber die Schulen nicht mehr funktioniere,<br />

denn „vor allem die junge Lehrergeneration<br />

lehnte es ab, sich dafiir einzusetzen,<br />

nachdem von oben herab das<br />

Thema Heimat immer kleiner geschrieben<br />

wurde."20'<br />

Damit spielte er auf neue Richtlinien<br />

des Kultusministeriums an, in denen<br />

die traditionelle Heimatkunde im Unterricht<br />

keinen Platz mehr hatte. Und<br />

noch 1971 erklarte er in einer Mitglie-<br />

136<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Die Abkehr vom Heimatgedanken und seine Renaissance<br />

derversammlung in Meschede, daB „die<br />

groBe Zeit des <strong>Heimatbund</strong>es vorbei<br />

sei."2i)<br />

Aber diese resignative Feststellung<br />

schatzte die Uberlebenskraft des SHB<br />

nicht richtig ein. Die Veranderungseuphorie<br />

in der Phase der ausgehenden<br />

60er Jahre zeigte sogar beim<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> ihre Wirkung.<br />

Schon 1967 war durch die Wahl von<br />

Werner Broermann, damals Amtsdirektor<br />

in Fredeburg, zum 1. Vorsitzenden<br />

ein neuer Schwung in die Heimatarbeit<br />

gekommen. Sie zeigte sich nach auBen<br />

vor allem in dem BeschluB, dem Bundesorgan<br />

eine andere Gestah zu geben.<br />

1968 erschien die Zeitschrift SAUER-<br />

LAND in Titel, Form und Inhalt modernisiert.<br />

Eine deutliche Aufwartsbewegung<br />

zeichnete sich dann in den 70er<br />

Jahren ab. Sie ist gewiB auch darauf<br />

zuriickzufiihren, daB der Begriff „Heimat"<br />

sein negatives Odium verlor und,<br />

um mit Reding zu sprechen, wieder<br />

„Farbe bekam".<br />

Es war aber nicht nur der wiedererwachende<br />

„Heimattrend", der die Bedeutung<br />

des SHB in den nachsten Jahren<br />

steigerte. Neue Kraft kam auch aus<br />

den eigenen Reihen. Werner Broermann<br />

gab den entscheidenden AnstoB. Ihn<br />

hielt es aber nicht auf dem Biirokratensessel<br />

in Fredeburg. Mit seinem Nachfolger,<br />

dem damaUgen Oberkreisdirektor<br />

von Brilon, Dr. Adalbert<br />

Miillmann, erhielt der Sauerlandische<br />

<strong>Heimatbund</strong> 1972 einen Vorsitzenden,<br />

der das Bundesschiff seither sicher, geschickt,<br />

stetig und erfolgreich gesteuert<br />

hat. Das tiberall kraftiger werdende<br />

HeimatbewuBtsein mag zur Fortune des<br />

auch politisch versierten Steuermanns<br />

gehoren. Es forderte den Kurs,<br />

schmalert aber nicht seine eigene Leistung.<br />

Von besonderer Bedeutung war fur<br />

die schwierigen Jahre nach der kommunalen<br />

Neuordnung seine groBe integrative<br />

Fahigkeit. So konnten auch die dem<br />

SHB nun „verlorenen" Gebiete wie das<br />

seit seinen Anfangen impulsgebende<br />

Balve im Vorstand prasent bleiben, seit<br />

langem durch Frau Use Thiell wirksam<br />

vertreten. Auch die Zusammenarbeit<br />

mit dem Kreis Olpe war zunachst durch<br />

den jahrzehntelang amtierenden 2. Vorsitzenden<br />

des SHB Theodor Hundt gesichert,<br />

sie wird bis heute durch seinen<br />

Nachfolger Karl-Josef Luster-Haggeney<br />

kooperativ mitgetragen. Ihm steht der<br />

langjahrige Olper Kreisheimatpfleger<br />

Giinther Becker, stets aktiv und konstruktiv<br />

Olper Belange fdrdernd, begleitend<br />

zur Seite. Der SHB Vorstand ist<br />

damit schon durch seine personelle Zusammensetzung<br />

immer noch gut „kurkolnisch"<br />

gepragt. Fiir Dr. Miillmann<br />

war und ist dieser Aspekt der Gemeinsamkeit<br />

einer traditionell gewachsenen<br />

und daher auch weiter zusammengehorenden<br />

Region ein ganz besonderes<br />

Anliegen.<br />

Doch braucht ein Vorstand fiir eine<br />

reibungslose, erfolgreiche Arbeit auch<br />

engagierte „Mitstreiter". Und hier ist<br />

vor allem Frau Hiltraud Schiittler zu<br />

nennen, die seit 1967 umsichtig und unermiidlich<br />

als Geschaftsfiihrerin waltete,<br />

bis sie nach nahezu einem Vierteljahrhundert<br />

(!) dieses Amt weitergeben<br />

wollte. 1992 beschloB der Kreistag des<br />

Hochsauerlandkreises, die Geschaftsfiihrung<br />

des SHB kiinftig durch Herrn<br />

Schliiter zu iibernehmen, der nun mit<br />

jugendlichem Elan und Geschick als<br />

neuer Geschaftsfiihrer amtiert.<br />

Ein Dauerthema der Chronik von<br />

Tochtrop blieb bisher noch unerwahnt,<br />

die finanziellen Engpasse, zwischen denen<br />

der SHB sich immer wieder mlihsam<br />

hindurchwinden muBte. Da freut es<br />

die Chronistin, daB sie dieses Klagelied<br />

nicht anzustimmen braucht. Die genannten<br />

bewahrten Geschaftsfiihrer<br />

wickelten jeweils die finanzielle Alltagsarbeit<br />

ab - bei inzwischen 3159 Mitgliedern<br />

kein Pappenstiel! - aber der SHB<br />

gewann versierte Schatzmeister als „Finanzminister":<br />

viele Jahre war es der<br />

hier ganz unvergessene Hans Werner<br />

Riemer von der VEW Arnsberg, der 1990<br />

als Vorstandsmitglied der VEW-AG<br />

nach Dortmund aufstieg. Als sein Nachfolger<br />

wacht nun der Sparkassendirektor<br />

Fred Uelsberg aufmerksam iiber die<br />

Finanzgeschicke des SHB. Zwar kann<br />

der Bund nicht mit Reichtiimern prunken,<br />

aber der Vorsitzende kann doch auf<br />

eine im ganzen intakte Finanzlage<br />

blicken.<br />

Seine nun fast ein Vierteljahrhundert<br />

umfassende Amtszeit an der Spitze des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es akribisch<br />

mit der Nacherzahlung von Vorstandssitzungen<br />

und -beschliissen festzuhalten,<br />

ware ermiidend und allenfalls einer<br />

/:<br />

Das Wort Heimat<br />

war leer geworden,<br />

verbraucht und verschlissen,<br />

Parolen batten es<br />

fertiggemacbt.<br />

Das Wort Heimat<br />

hat wieder Farbe bel


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Die Abkehr vom Heimatgedanken und seine Renaissance<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Dr. Adalbert MuUmann<br />

1. Vorsitzender<br />

Karl-Josef<br />

Luster-Haggeneg<br />

2. Vorsitzender<br />

Detlev Schluter<br />

Geschdftsfuhrer<br />

Geschichte des SHB in Buchform angemessen.<br />

Hier sollen nur streiflichtartig<br />

einige besondere Merkpunkte der letzten<br />

Jahrzehnte und Ergebnisse der Heimatarbeit<br />

in der gebotenen Kiirze vorgestellt<br />

werden.<br />

1) Wilhelm Schulte, Der westfalische <strong>Heimatbund</strong> und<br />

seine Vorlaufer, 2 Bde, Munster 1973. Darin der Brief<br />

Wagenfelds im vollen Wortlaut.tFber den Verein fiir Heimatschutz<br />

Franz Krins, Der Verein fiir Heimatschutz,<br />

in: Der Marker 13, 1964, S. 161.1ch danke Herrn Dr. Kathol<br />

sehr fiir seine Unterlagen iiber die Vereinsgriindung,<br />

an der sein Vater, Kreisbaurat Wilhelm Kathol,<br />

Meschede, 1913 teilgenommen hatte.<br />

2) Theodor Propper, Franz Hoffmeister, Leben und<br />

Werk, Paderborn 1949, S. 68<br />

3) Siehe auch Alfred Bruns, Aus den Anfangen des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es, SAUERLAND 3/1994,<br />

S-.IOO. Viel differenzierter, als es hier geschieht, hat<br />

Giinther Becker die Vorformen und Strange der Heimatvereinsgrundungen<br />

im Olper Raum verfolgt. G. Becker,<br />

Grlindung und erste Jahre des Heimatvereins fiir das<br />

ehemalige Justizamt Olpe im geschichtlichen Kontext<br />

der Heimatbewegung des ersten Jahrhundertviertels, in:<br />

Olpe in Geschichte und Gegenwart, Jahrbuch des Heimatvereins<br />

fur Olpe und Umgebung e.V. 4, Olpe 1996, S.<br />

13 - 30.<br />

4) „Tat", Trutznachtigall 1921, S. 14<br />

5) Ich danke Herrn Rosen von der Kreisverwaltung und<br />

Heimatfreund W.Saure fur die Vermittlung der gehalt-<br />

reichen Broschiire „Erinnerung an die Zukunft" 1931-<br />

91, 60 Jahre Borberg bei Brilon/Olsberg, hg. v. Franz<br />

Stock-Komitee f Deutschland 1992. Darin der Bericht<br />

von Vinzenz Stratmann S. 6 f<br />

6) Theodor Tochtrop,Chronik des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

e.V., Brilon 1975, S. 29<br />

7) Propper ebd. S.91<br />

8) Tochtrop ebd<br />

9) Propper ebd.S.94<br />

10) Ulrich Hillebrand,Das Sauerland unterm<br />

Hakenkreuz, Meschede 1989, S. 56<br />

11) Sigrid Blomeke, Nur Feiglinge weichen zuruck -Josef<br />

Ruther 1881-1972, Brilon 1992<br />

12) Friedrich Schroder, Franz Hoffmeister und die Aktualitat<br />

der Heimatbewegung in unserer Zeit, SAUER-<br />

LAND 3/1993, S. 5o f<br />

13) Propper ebd. S. 54<br />

14)ders. S.120<br />

15) Tochtrop ebd.S.60<br />

16) ders. S. 99<br />

17) Heiner Treinen, Symbolische Ortsbezogenheit. Fine<br />

soziologische Untersuchung zum Heimatproblem in:<br />

Kblner Zeitschrift fiir Soziologie und Sozialpsychologie<br />

17/1965. Zitiert nach A. Lehmann, Im Fremden ungewollt<br />

zuhaus, Munchen 1991, S. 87<br />

18) Karl Ditt, „Mit WestfalengruB und Heil Hitler", in:<br />

Edeltraud Klueting (Hg.) ,Antimodernismus und Reform,<br />

Darmstadt WBG 1991, S. 215<br />

19) Alexander Mitscherlich/Gert Kalow (Hg.), Hauptworte-Hauptsachen-Heimat-Nation,<br />

Miinchen 1971, Serie<br />

Piper, S. 14<br />

20) Tochtrop ebd. S. 108.<br />

21) Westfalische Rundschau vom 7.12. 1971.<br />

138<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerliinder <strong>Heimatbund</strong> Die Abkehr vom Heimatgedanken und seine Renaissance<br />

Fred Uelsberg<br />

Kassenfuhrer<br />

Gunther Becker<br />

Elisabeth Thiell<br />

> t^'<br />

Hiltraud Schuttler<br />

•"hi<br />

Werner Riemer<br />

Jahrestagur^g des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es 1980 in Balv<br />

139<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

Der <strong>Heimatbund</strong> und seine Zeitscvhriften<br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Der<br />

<strong>Heimatbund</strong><br />

und seine<br />

Zeitschriften<br />

.hne ein gutes Organ ist ein Hei-<br />

\mathund kaum in der Lage,<br />

nach aujien zu wirken, doch vermag<br />

die fianzielle Belastung, die durch<br />

die Zeitschrift entsteht, eine Vereinigung<br />

auch zu ruinieren.<br />

Diese stoBseufzerartige Bemerkung<br />

Theodor Tochtrops, aus leidvoller Erfahrung<br />

gewonnen, fiihrte dazu, daB die<br />

Zeitschriftenfrage ein Dauerthema in<br />

der Geschichte des SHB wurde. Da der<br />

Chronist Tochtrop diesem Sorgenkind<br />

der Verbandsarbeit aber immer wieder<br />

ausfiihrliche Berichte widmete, sei hier<br />

die Historie des „Organs" nur als kurzer<br />

Uberblick rekapituliert.<br />

Von der „Trutznachtigair' und ihren<br />

im Wechsel tatigen Schriftleitern Franz<br />

Hoffmeister und Josef Riither, auch von<br />

der Anderung in der Namengebung: von<br />

„ Trutznachtigall" zu „Heimwacht" war<br />

bereits die Rede. Die Kosten fiir die<br />

„Heimwacht" batten in der Krisenzeit<br />

um 1930 die schwere Verschuldung des<br />

Bundes bewirkt, die seine Liquidation<br />

erforderlich machte. Auch der vom <strong>Heimatbund</strong><br />

herausgegebene Kalender „De<br />

Suerlanner" muBte 1932 sein Erscheinen<br />

einstellen. Er erschien allerdings<br />

1937 im gewandelten Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

(Protektorat Dr.Ewers, Josefa<br />

Berens-Totenohl, Heinrich Luhmann)<br />

wieder , nannte sich von 1938-42 „Der<br />

Sauerlander" und atmete den Geist der<br />

braunen Ara.<br />

fttmatblatttt\<br />

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6...tlliiH,li,|«,i„,i„i„,,|,|,.^,^^^.^^^^<br />

Nach der Neugriindung des SHB<br />

stand die „Organ"-frage wieder auf der<br />

Tagesordnung. Unverziiglich wurde zunachst<br />

die Herausgabe des Jahreskalenders<br />

- nun wieder „De Suerlanner"<br />

genannt - beschlossen.DaB er schon<br />

1951 und dann kontinuierhch 17 Jahre<br />

erscheinen konnte, ist das Verdienst<br />

Fritz Schumachers. Er hat fiir den SHB<br />

unermiidlich und erfolgreich gewirkt,<br />

daher sei seine Biographic hier knapp<br />

skizziert.<br />

Fritz Schumacher<br />

FRITZ SCHUMACHER (1903-1971)<br />

Der gebiirtige Hohenhmburger wurde<br />

1935 Lokalredakteur der „Tremonia"<br />

in Arnsberg. Nach dem Kriegsende, er<br />

kam als Schwerverwundeter zuriick,<br />

wurde er Lokalredakteur der „Westfalen-Post"<br />

und iibernahm diese Aufgabe<br />

140<br />

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SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Der <strong>Heimatbund</strong> und seine Zeitschriften<br />

'"r-t'Dwmxrtses<br />

ZeltsciiHftdes"<br />

Sauertanaer<br />

pAUERLAND<br />

nach einem Zwischenspiel von 1948-55<br />

als Verlagsleiter der Gebr. Lensing, von<br />

neuem. So war er durch Beruf und Neigung<br />

dem Sauerland verbunden, ein<br />

hervorragender Heimatkenner und -<br />

freund. Bis 1968 betreute er die Kalender<br />

„De Suerlanner" und der „Hinkende<br />

Bote", deren Gesamtauflage von<br />

1951-1968 laut Tochtrop die 100.000<br />

iiberschritt. Nicht vergessen werden<br />

darf aber auch sein groBer Beitrag zur<br />

Lokalgeschichte, sein Buch iiber den 2.<br />

Weltkrieg „Heimat unter Bomben" von<br />

1969.<br />

I<br />

Neben dem Heimatkalender soUte<br />

aber auch wieder eine Bundeszeitschrift<br />

erscheinen, so der BeschluB des Hauptvorstands<br />

des SHB 1953. Ihr Name ein<br />

Appell: „Sauerlandruf' - und ihr erster<br />

Schriftleiter wieder Josef Riither. Er gab<br />

dieses Amt aber schon 1954 an Artur<br />

Harder weiter, von ihm iibernahm es der<br />

als „Kalendermann" langst bewahrte<br />

Fritz Schumacher. Aus Kostengriinden<br />

sohte der „Sauerlandruf' nur zweimal<br />

im Jahr als Doppelnummer erscheinen.<br />

Er blieb aber standig ein kostenverschlingendes<br />

Produkt, wie Tochtrop<br />

mehrfach beklagt, 1967 nennt er ihn<br />

schlieBlich sogar einen „finanzieUen<br />

MiBerfolg".<br />

Damals muBte Fritz Schumacher aus<br />

Gesundheitsgriinden die Redaktion niederlegen.<br />

Doch kraft des Elans, der von<br />

dem neuen Vorsitzenden Werner Broermann<br />

ausging, gewann nun auch das<br />

neugestaltete Bundesorgan, jetzt SAU-<br />

ERLAND genannt, neues Leben. Am<br />

Anfang losten sich die Redakteure<br />

Heinz Dravenau (1968-69), Albert Zimmermann<br />

(1969/71) relativ schnell ah,<br />

brachten aber schon eine neue Farbigkeit<br />

und einen neuen Ton in die Zeitschrift.<br />

Dann iibernahm Siegfried Richter<br />

die Redaktion, wahrend Theodor<br />

Hundt Vorsitzender des Redaktionsausschusses<br />

war. Es gelang allmahlich,<br />

die Zeitschrift aus der finanziellen Risikozone<br />

herauszufiihren. Seit mehr als<br />

einem Vierteljahrhundert ist SAUER-<br />

LAND nun die lebendige Stimme des<br />

Bundes, immer bemiiht, aktuell und attraktiv<br />

das Bild des Sauerlands zur Geltung<br />

zu bringen. Dazu hat die Redaktionsleitung<br />

durch Knut Friedrich Platz<br />

wesentlich beigetragen.<br />

Albert Zimmermann<br />

Siegfried Richter<br />

ij!i!i;i!::::F<br />

Knut Friedrich Platz<br />

141<br />

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SAUERLAND<br />

Gesprach mit K.F. Platz<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Gesprach<br />

mit<br />

Knut<br />

Friedrich<br />

Platz<br />

Die Fragen stellte<br />

Dr. Erika Richter.<br />

Der Vorsitzende des Redaktionsstabs<br />

der Zeitschrift Sauerland<br />

Knut Friedrich Platz ist nach<br />

seiner schweren Erkrankung zur Zeit<br />

noch in der Rehabilitations-Klinik in<br />

Niimbrecht. In einem Interview erinnert<br />

er sich an die Ubernahme des Amtes<br />

als Redakteur und die damit verbundenen<br />

Aufgaben. Er formuliert auch seine<br />

Wlinsche fiir die Zukunft der Zeitschrift,<br />

und wir hoffen, ihn bald wieder<br />

tatig mitwirkend erleben zu konnen.<br />

Lieber Herr Platz, aufSeite 172 dieser<br />

SAUERLAND-Ausgabe wird Ihr Lebensweg<br />

ausfiihrlich dargestellt. Meine<br />

Fragen beziehen sich direkt auflhr Wirken<br />

im Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>.<br />

Wann sind Sie ihm zum ersten Mai<br />

begegnet?<br />

Kreisdirektor a.D. Theo Hundt und<br />

Gemeindedirektor Franz-Josef Hackmann<br />

aus Kirchhundem machten mich<br />

mit den Zielen des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

und den Aufgaben zeitgemaBer<br />

Heimatpflege bekannt. Ich<br />

wurde Mitglied.<br />

Wie sehen und beurteilen Sie das Verhdltnis<br />

des Kreises Olpe und des SHB,<br />

der ja heute seine besondere Verankerung<br />

im HSK hat?<br />

An der Wiederbelebung des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es Ende der 60er<br />

Jahre waren Personlichkeiten aus dem<br />

Kreis Olpe besonders beteiligt. Auch die<br />

Zusammenarbeit der vier ehemals<br />

kurkolnischen Kreise auf dem Gebiet<br />

des Fremdenverkehrs begann um diese<br />

Zeit: der Name „Sauerland" sollte zu einem<br />

Markenbegriff werden. Das ist<br />

auch gelungen. Eine gewisse Eigenstandigkeit<br />

in der Heimatpflege bildete sich<br />

im Kreis Olpe e.V. heraus. Eine enge<br />

Verbindung der heimatpflegerischen<br />

Aktivitaten wiirde ich sehr begilBen.<br />

Hatte die Zusammenarbeit mit Theodor<br />

Hundt fiir Ihre Beziehung zum SHB<br />

eine besondere Bedeutung?<br />

Theodor Hundt offnete mir den Blick<br />

fiir die landschaftlichen und kulturellen<br />

Zusammenhange des Sauerlands. Seine<br />

immense Sachkenntnis in kunst- und<br />

kulturgeschichtlichen Dingen bewunderte<br />

ich stets, aber auch seine<br />

naturkundlichen Kenntnisse waren bedeutend.<br />

Seine Liebe zu seiner angestammten<br />

Heimat beeindruckte mich<br />

sehr. Er hat einen groBen Anteil daran,<br />

daB das Sauerland mir zur eigenen,<br />

selbstgewahlten Heimat wurde. Theo<br />

Hundt war nicht nur sehr gebildet, sondern<br />

forschte selbst und schrieb einen<br />

kritischen Stil im besten Deutsch.<br />

Wann haben Sie die Redaktionsarbeit<br />

an der Zeitschrift Sauerland ubernommen?<br />

Nach und nach beteiligte mich Theo<br />

Hundt an der Mitarbeit von Sauerland;<br />

besonders, nachdem wir zusammen<br />

zwei Bildbande iiber den neuen Kreis<br />

Olpe erarbeitet batten. Die Leitung des<br />

Redaktionsstabes iibernahm ich nach<br />

einer grundsatzlichen und richtungsweisenden<br />

Sitzung des erweiterten Vorstandes<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

im Jahr 1980. Damals begann nach der<br />

Periode Siegfried Richters die Zusammenarbeit<br />

mit dem Druckereileiter des<br />

Strobel-Verlages, Hans Wevering. Unser<br />

Heimatfreund Werner Arens aus Balve<br />

entwickelte ein neues Layout der Zeitschrift,<br />

dem der Vorstand zustimmte.<br />

Was waren Ihre besonderen Ziele bei<br />

Ihrer Arbeit fiir die Zeitschrift?<br />

Wie ich es von Theo Hundt iibernommen<br />

hatte, woUte auch ich eine Zeitschrift<br />

der Heimatpflege und nicht der<br />

Heimatkunde oder gar -geschichte. Aus<br />

unserer Sicht war das auch leichter, well<br />

in den „Heimatstimmen aus dem Kreis<br />

Olpe" eine wissenschaftlichen Anspriichen<br />

durchaus geniigende, entsprechende<br />

Publikation seit Jahrzehnten zur<br />

Verfiigung stand. Im Hochsauerlandkreis<br />

dachte und denkt man dariiber anders.<br />

Ein regionales Organ fiir Heimatgeschichte<br />

und Heimatkunde fehlt dort<br />

noch heute. Allerdings hat der Hochsauerlandkreis<br />

in seinem „Jahrbuch"<br />

seit jetzt 13 Jahren eine hervorragende<br />

Publikation, die ich mit Gewinn und<br />

Vergniigen lese und natiirlich sammle.<br />

Worin sahen - und sehen - Sie besondere<br />

Schwierigkeiten bei der Arbeit an einem<br />

solchen Verbandsorgan?<br />

142<br />

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SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Gesprdch mit K.F. Platz<br />

Ein Teil der Schwierigkeiten an der<br />

Redaktionsarbeit unserer Zeitschrift ist<br />

schon angedeutet. Viele gute und gutgemeinte<br />

Texte von engagierten und<br />

treuen Heimatfreunden konnten wir<br />

einfach nicht drucken. Aus AnlaB von<br />

Jubilaen oder besonderen historischen<br />

Ereignissen gab es natiirlich Kompromisse.<br />

Schwierig war und ist es auch,<br />

fundierte Beitrage zu besonderen Strukturproblemen<br />

des Sauerlandes zu bekommen.<br />

Manche Themen geraten auch<br />

aus politischer Riicksichtnahme zu<br />

kurz. Hier miiBte „Sauerland" selbstbewuBter<br />

und kritischer werden. Moderne<br />

plattdeutsche Texte - Prosa und Lyrik -<br />

fehlen uns auch.<br />

An welche positiven Erfahrungen<br />

denken Sie besonders gem zurilck?<br />

Die durchweg gute Zusammenarbeit<br />

mit Theo Hundt, Hans Wevering, von<br />

dem ich sehr viel lernte, und den iibrigen<br />

Mitghedern des Redaktionsstabes<br />

gipfelte in der gemeinsamen Freude<br />

liber ein gelungenes <strong>Heft</strong> - viermal im<br />

Jahr.<br />

i\nui i-^taiz iiiicl clie langjdhrige GeschdftsfUhrerin<br />

des SHB Hiltraud SchiMler<br />

Was wunschen Sie sich fiir die Zeitschrift<br />

in Zukunft? Sehen Sie Verdnderungen<br />

in der Schwerpunktlegung, die<br />

in den 70er/ 80er Jahren noch nicht so<br />

augeprdgt ivaren? Und wie schdtzen sie<br />

die Moglichkeiten der Heimatarbeit insgesamt<br />

fiir die Zukunft ein?<br />

Meine Wiinsche fiir die Zukunft von<br />

„Sauerland" habe ich schon genannt.<br />

Ich finde, daB Heimatarbeit immer<br />

wichtiger wird, wenn sie als Bemiihungen<br />

um die Pflege unserer Landschaft<br />

und Kultur verstanden wird. Das<br />

Sauerland muB sich in Westfalen noch<br />

deutlicher zu Wort melden als bisher.<br />

Heimatarbeit ist Identitatsvermittlung<br />

in einer Welt, die an Zusammenhang<br />

und iiberkommener Sinnstiftung verliert.<br />

Regionale Heimatarbeit weitet den<br />

Blick iiber die eigene Stadt und das eigene<br />

Dorf hinaus in groBere Bereiche, in<br />

denen der Mensch sich zu Hause fiihlen<br />

will und kann. Wir miissen noch viel<br />

mehr Mitmenschen gewinnen, sich in<br />

diesem Sinne zu engagieren. Ohne<br />

Heimatpflege ware iibrigens auch die<br />

kommunale Selbstverwaltung ein ziemlich<br />

hohles Gebilde. Beide Bereiche leben<br />

vom freiwilligen Mittun der Biirger.<br />

TheodorHundt<br />

* 13.5.1906 f 7.12.1994<br />

Dr. Erika Richter<br />

143<br />

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SAUERLAND<br />

Jahreshauptversammlungrn des Sauerldndes <strong>Heimatbund</strong>es<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Die<br />

Jahrestagungen<br />

des SHB<br />

I chon in der Fruhzeit des SHB<br />

gehorten die „Heimattage" zu<br />

'den „erlebnisstarken Hohepunkten",<br />

wie es in der Chronik von Tochtrop<br />

heiBt. Balve 1922, Meschede 1923, Attendorn<br />

1924 machten den verheiBungsvollen<br />

Auftakt.<br />

Die Mitgliederversammlungen waren<br />

jeweils mit zusiitzlichen Arbeitskreisen<br />

verbunden, so daB eine Veranstaltung<br />

immer mehrtagig stattfand.<br />

Neben zeitbedingten Themen wie „Heimat<br />

und Volksgemeinschaft" standen<br />

auch schon als Dauerthemen sowohl<br />

Probleme der Denkmalspflege wie des<br />

Natur-und Landschaftsschutzes auf<br />

dem Programm der Teilnehmer, die sich<br />

damals noch in „Standesversammlungen"<br />

trafen.<br />

tjber die enorm besuchte „Clemens-<br />

August-Tagung" an einem Wochenende<br />

im September 1925 schwelgt in schonstem<br />

Siitterlin die Arnsberger Heimatchronik<br />

(siehe Seite 128). Nachdem<br />

zunachst die Besuchermassen erwahnt<br />

werden: zum sonntaglichen Hohepunkt<br />

entstromten den Ziigen ca. 12.000<br />

Schaulustige, heiBt es: „Wer vom<br />

Marktbrunnen aus die Tausende und<br />

Abertausende iiberschauen konnte, die<br />

dichtgedrangt den Alten Markt und den<br />

Steinweg fiillten, als Kurfiirst Klemens<br />

August hinausritt, mit Leibgarde und<br />

Heiducken, mit Pagen und Ehrenjungfrauen,<br />

mit Jagern und Meute unter<br />

Vorantritt der Landstande und Klosterschule,<br />

bei den feierlichen Klangen des<br />

alten Handel'schen Siegesmarsches<br />

„Seht,erkommt mit Preis gekront", der<br />

hat keinen Augenblick gezweifelt, daB es<br />

eine sauerlandische Volksgemeinschaft<br />

gibt."<br />

Die Heimattage in der zweiten Halfte<br />

der 20er Jahre in Assinghausen/Olsberg,<br />

Foerde-Grevenbriick und Winterberg<br />

waren zwar bescheidener im AusmaB,<br />

aber inhaltlich anspruchsvoll:" Jugend<br />

und Heimat" 1928", Heimat und<br />

Kunst" 1929," Religion und Heimat"<br />

1930. Die Sorgen der Veranstalter vor<br />

uniibersehbaren Entwicklungen im geistigen<br />

Klima Deutschlands mogen die<br />

Wahl der Themen mitbestimmt haben.<br />

Vom 10. Heimattag in Arnsberg 1932<br />

vermerkt Tochtrop lapidar: „Er stand<br />

bereits deutlich im Zeichen der politischen<br />

Unruhe jener Zeit."<br />

Auch in der NS-Zeit gab es sogenannte<br />

„Heimatgebietstage" Grevenbriick<br />

1935, Brilon 1936, Niedermarsberg<br />

1937, Meschede 1939. Es ist dem Chronisten<br />

zu glauben, wenn er von den<br />

„ Verzerrrungen" spricht, denen die Heimatarbeit<br />

in der Ara des „Blut- und Boden-Kults",<br />

des pangermanischen Unsinns<br />

und des unerbittlichen Rassismus<br />

ausgesetzt war. Sie haben dem Bild einer<br />

gutgemeinten sauerlandischen Heimatglaubigkeit<br />

einen langdauernden<br />

Schaden zugefiigt.<br />

Nach der Neugriindung des SHB<br />

wurde 1951 wieder ein festlicher „Heimattag"<br />

in Balve begangen, und der begeisterte<br />

Organisator Theodor Propper,<br />

enger Freund von Franz Hoffmeister,<br />

verkorperte den Versuch, die Kontinuitat<br />

zum alten Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

moglichst bruchlos wiederherzustellen.<br />

Dazu diente z.B. auch die seither<br />

wieder fraglose Tradition gewordene<br />

plattdeutsche Messe zum AbschluB der<br />

Mitgliederversammlungen, die allerdings<br />

seit den 6oer Jahren nur noch<br />

eintagig angelegt waren. Die wiederkehrenden<br />

Themen der Arbeitskreise „Heimat<br />

und Jugend", „Heimat und Geschichte",<br />

„Heimat und Naturschutz"<br />

ermoglichen einen Briickenschlag von<br />

den sogenannten „langen 50er Jahren"<br />

bis in die Gegenwart. Dabei muB jedoch<br />

der in den vergangenen Jahrzehnten<br />

mehrfach wechselnde Deutungsgehalt<br />

des Heimatbegriffs bedacht werden.<br />

Auch wenn z.B. die Jahreshauptversammlung<br />

auf Burg Bilstein 1955 das<br />

Thema „Pflege des Ortsbildes" hatte,<br />

von Tochtrop schon als Vorwegnahme<br />

der Aktion „Unser Dorf soil schbner<br />

werden" gewertet, so blieb bekanntlich<br />

auch die Vorstellung vom „schonen<br />

Dorf keineswegs konstant. Die Debatte<br />

auf dem Heimattag in Meggen/Elspe<br />

von 1956, wo das stark umstrittene<br />

„Schmallenberger Dichtertreffen" debattiert<br />

wurde, zeigte dann schon die<br />

uniibersehbaren Briiche zwischen den<br />

Generationen im Verstandnis von Heimat-Volkstum-Dichtung.<br />

Zwar blieben die Heimattage der folgenden<br />

Jahre z. B. in Fredeburg und<br />

144<br />

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SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Jahreshauptversammlungen des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

Heimattage und Mitgliederversammlungen<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

im Kurkolnischen Sauerland<br />

Meschede |<br />

1923, 1939,<br />

1953, 1963,<br />

1965, 1966,<br />

1967, 1968,<br />

1971 1991<br />

Warstein<br />

1976, 1990<br />

Oelinghausen<br />

1984<br />

Marsberg<br />

1937", 19'54,<br />

1989<br />

Arnsberg<br />

1925, 1932,<br />

1974,1977<br />

Hellefeld<br />

Brilon<br />

1936, 1960,<br />

1970,1973,<br />

1996<br />

1986<br />

Olsberg<br />

1927,1979<br />

Balve<br />

1922,1930,<br />

1951,1957,<br />

1980<br />

Eslohe<br />

1931,1993<br />

Sundern<br />

1978<br />

Medebach<br />

1985<br />

Schonholthausen<br />

1992<br />

Winterberg<br />

1929<br />

Attendorn<br />

1924,1972<br />

Hallenberg<br />

1981<br />

Bilstein<br />

1952,1955,<br />

1975,1982<br />

Wenden<br />

1987<br />

GrevenbrGck<br />

1928, 1935<br />

Elspe<br />

1956<br />

Obettiundem<br />

1995<br />

Schmallenbg.<br />

1969,19837<br />

1994<br />

Grafechaft<br />

1988<br />

Fredeburg<br />

1959, 1962<br />

Jahrestagung 1996 in Brilon<br />

145<br />

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SAUERLAND<br />

Die Jahreshauptversammlungen des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Brilon mit Themen wie „Brauchtumspflege"<br />

dem bisher giiltigen Kanon noch<br />

treu, aber die Risse im bisher von den<br />

Hiitern des herkommlichen Heimatbegriffs<br />

verteidigten Wertebestands waren<br />

da, und die Erosion setzte sich fort.<br />

Der Heimattag 1962 in Fredeburg wollte<br />

sich den neuen Entwicklungen mit dem<br />

Programm „Die Heimat im Strukturwandel<br />

unserer Zeit" stellen. Es war<br />

aber, laut Tochtrop, der letzte Sauerlander<br />

Heimattag bis 1975. In der Folgezeit<br />

gab es nur die vereinsrechtlich notwendigen<br />

Mitgliederversammlungen meist<br />

in der „Offenen Tiir" in Meschede. Sie<br />

schienen mit ihrem sparlichen Besuch<br />

Sinnbild des allmahlichen Absterbens<br />

des SHB zu sein.<br />

Jedoch bewies die Jahrestagung von<br />

1975, diesmal wieder auf Burg Bilstein,<br />

dafi das HeimatbewuBtsein neu erwacht<br />

war. Die Suche nach neuen Formen zeitgemaBer<br />

Heimatarbeit intensivierte<br />

sich. Die Vortrage begrenzten sich auf<br />

den Vormittag, jetzt immer an einem<br />

Samstag, den Nachmittag fiillten<br />

Exkursionsangebote zu interessanten<br />

Zielen nicht nur kunstgeschichtlicher,<br />

sondern auch wirtschafts- und technikgeschichtlicher<br />

Art. Der zunachst noch<br />

vom September bis November wechselnde<br />

Termin festigte sich auf die ersten<br />

Wochen nach den Sommerferien und gewann<br />

so einen sicheren Platz im BewuBtsein<br />

einer stetig wachsenden Zahl<br />

von Sauerlandern. Hatte es bei der Heimattagung<br />

in Medebach 1985 noch geheiBen,<br />

daB des Vorsitzenden Gesicht<br />

wie die Herbstsonne liber 150 Teilnehmer<br />

strahlte, so wuchs die Zahl in den<br />

letzten Jahren kontinuierlich. Im Jubilaumsjahr<br />

1996 in Brilon waren es ca.<br />

400, so daB sich immer groBere Raume<br />

mit Heimatfreunden fiillen.<br />

sprechend neuen Ansatzen reflektiert.<br />

So gait z.B. ein Referat 1981 in Hallenberg<br />

der Gefahrdung der heimischen<br />

Tierwelt, 1983 hieB es in Schmallenberg<br />

„Natur und Landschaft - ein wertvolles<br />

Erbe gemeinsam zu verteidigen", gleicherweise<br />

wurden aber auch der Denkmalschutz<br />

und die Bewahrung alter<br />

Bausubstanz immer wieder als ein wesentliches<br />

Ziel verantwortungsbewuBter<br />

Heimatarbeit referiert und diskutiert.<br />

Die inzwischen jede Versammlung<br />

begleitende groBformatige Fotodokumentation<br />

Friedhelm Ackermanns veranschaulicht<br />

den weithin unbekannten<br />

architektonischen Reichtum des Sauerlandes,<br />

sie will aber auch das BewuBtsein<br />

fiir seine Verteidigung gegeniiber<br />

unsachgemaBen Eingriffen oder gleichgiiltig<br />

hingenommenem Verfall scharfen.<br />

So konnten dank der Initiative des<br />

SHB in Enste bei Meschede bewahrenswerte<br />

Scheunen gerettet werden (s.<br />

SAUERLAND 1, 1994). Informativ sind<br />

auch die zu jedem Heimattag mittlerweile<br />

gehdrenden Bucherausstellungen,<br />

die das breite heimatkundliche Schrifttum<br />

der letzten Jahre bezeugen. Sie sind<br />

in den Pausen von den Interessierten<br />

stets umlagert. So sind die Heimattage<br />

durch feste Elemente strukturiert, aber<br />

noch wichtiger sind vielleicht die vielen<br />

Mdglichkeiten zur ungezwungenen Begegnung<br />

und zum Wiedersehen in anregender<br />

Geselligkeit, so daB das Wort<br />

vom „erlebnisstarken Hbhepunkt" der<br />

Heimatfreunde seine Giiltigkeit auch<br />

am Ende des Jahrhunderts bestiitigt.<br />

Die Wahl der Vortragsthemen bezeugt<br />

seither ein intensives Bemiihen,<br />

den Heimatgedanken nicht nur vergangenheitsbezogen,<br />

sondern sehr bewuBt<br />

gegenwarts- und zukunftsgerichtet zu<br />

verstehen und neue Aufgaben der Heimatpflege<br />

grundsatzlich zu bedenken<br />

wie in einem Referat „Heimatpflege<br />

heute" 1993 in Eslohe.<br />

Vor allem wurden aber die Probleme<br />

des landlichen Raumes im Sog einer immer<br />

rasanteren Modernisierung in ent-<br />

146<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Die Anfdnge des Sauerlander Heimathundes<br />

1984 Nonnenchor in Oelinghai 1990 Warstein, plattd. Gottesdienst<br />

^ ^ If!<br />

ilfi E:<br />

1995 SchloB Kortlinghausen 1983 Kloster Gmfschaft<br />

147<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

Ausstellungen des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Sauerlandische Vergang<br />

Nach einem lange verbreiteten Desinteresse<br />

der Nachkriegsdeutschen an<br />

allem Historischen erwachte in den 70er<br />

Jahren mit iiberraschender Intensitat<br />

wieder ein Bediirfnis, sich mit Phanomenen<br />

und Fragen der Vergangenheit<br />

zu beschaftigen. Die Zuwendung zur<br />

Geschichte fdrderte aber auch die schon<br />

erwahnte Renaissance des Heimatgedankens.<br />

Das Leben in einer hochtechnisierten,<br />

immer uniibersichtlicher werdenden<br />

Welt fiihrte zur Suche nach<br />

„begreifbarer" Identitat in anschaulich<br />

vermittelten historischen Raumen, Herkunft<br />

und Wurzelgrund versprechend.<br />

Diese neue Lust an der Geschichte sowohl<br />

der sogenannten groBen Personhchkeiten<br />

wie am Alltagsleben kleiner<br />

Leute UeB sich z.B. an dem enormen Zulauf<br />

zu Geschichtsausstellungen belegen:<br />

jener iiber die Staufer in Baden-<br />

Wtirttemberg oder der iiber die PreuBen<br />

in BerHn, um nur einige der spektakularsten<br />

zu nennen.<br />

Auch die Sauerlander lieBen sich von<br />

der Lust an der Presentation von Geschichte<br />

im dafiir besonders geeigneten<br />

Arnsberg anstecken.<br />

Nach der reich beschickten Auftaktausstellung<br />

„Madonnen im Sauerland"<br />

im Jahre 1975 folgte bereits 1977<br />

„Goldschmiedekunst im kurkolnischen<br />

Sauerland", eine Augenfreude fur alle<br />

Besucher wegen der wundervollen liturgischen<br />

Gerate, den Kelchen und Monstranzen,<br />

aber auch den kunstvollen<br />

profanen GefaBen. wie den reichverzierten<br />

Humpen, Pokalen, Schalen und<br />

Kannen.<br />

DieAusstellung von 1983 hatte einen<br />

hochwurdigen Schirmherrn, den Kardinal<br />

von Essen, Dr. Franz Hengsbach,<br />

dem Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> seit<br />

Jahrzehnten eng verbunden. Fiir die<br />

1977<br />

Goldschmiedekunst<br />

im kurkolnischen<br />

Sauerland<br />

aus<br />

8 Jahrhunderten<br />

Bewachung durch den Boxerclub<br />

1983<br />

Schiitzenwesen<br />

im kurkolnischen<br />

Sauerland<br />

Vorstellung der<br />

Dokumentation und<br />

Ausstellungskatalog<br />

148<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Ausstellungen des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

ig enliel|itt:§||iiil|i^<br />

Schirmherrschaft iiber die Ausstellung<br />

„Schutzenwesen im kurkolnischen Sauerland"<br />

war er besonders pradestiniert,<br />

denn er betont in seinem Geleitwort im<br />

Katalog, daB er seit vielen Jahren Ehrenschiitzenbruder<br />

von St. Andreas in<br />

seinem Heimatdorf Velmede sei. Ein<br />

bloi3er Pflichtbesuch war es nicht, den er<br />

der vom Sauerlander Schiitzenbund in<br />

Verbindung mit dam SHB, dem Arnsberger<br />

<strong>Heimatbund</strong>, dem Hochsauerlandkreis<br />

und dem Kreis Olpe ausgerichteten<br />

Ausstellung abstattete, sondern<br />

eine interessierte und verstandnisvolle<br />

Wiirdigung aller Exponate, die das<br />

Schiitzenwesen in alien seinen Facetten<br />

dokumentierten.<br />

1988 verbanden sich die genannten<br />

Trager wiederum, nun zur Ausstellung<br />

„Jagd und Wild". Sie prasentierten damit<br />

einen anderen charakteristischen<br />

Bereich sauerlandischer Geschichte.<br />

Historische Gemalde, Fotos, Jagdgerate,<br />

viele Trophaen und ausgestopfte<br />

Tiere veranschaulichten die Jahrhunderte<br />

unter den jagdlustigen Kurfiirsten,<br />

die Entwicklung im 19. Jahrhundert<br />

von Wald und Wild bis zur Gegenwart<br />

mit ihren sehr gewandelten Anschauungen<br />

und Anspriichen beim Umgang<br />

mit der Natur.<br />

Die letzte Ausstellung aus dem<br />

Herbst 1995 zum 700jahrigen Geburtstag<br />

des Hauses Fiirstenberg, ein vielfaltiger<br />

Langsschnitt der Entwicklung einer<br />

traditionsreichen sauerlandischen<br />

Adelsfamilie ist den Freunden des SHB<br />

wohl noch in lebendiger Erinnerung.<br />

Auch hier wurde eine eindrucksvolle<br />

Prasentation von Dokumenten und Dingen<br />

vorgestellt, die den Rahmen der<br />

Fiirstenberg-Welt in den vergangenen<br />

Jahrhunderten bildeten.<br />

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•<br />

1988<br />

Jagd und Wild<br />

im<br />

kurkolnischen<br />

Sauerland<br />

Titelseite der zur Ausstellung<br />

erschienenen Dokumentation<br />

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1995<br />

Fiirstenberg-Ausstellung<br />

Aus der Ausstellung<br />

149<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Veroffentlichungen des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Veroffentlichungen<br />

des<br />

Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

^as gehbrt noch zur Rtickschau<br />

auf die Aktivitaten des SHB in<br />

den letzten Jahrzehnten?<br />

Ganz ohne Zweifel ein Blick auf die<br />

stattliche Buchreihe, die unter seiner<br />

Regie entstand.<br />

Auch hier gibt es eine Vorgeschichte<br />

bis zur Griindungsurkunde von 1921.<br />

Als Ziele werden darin schon die "volkskundliche<br />

Sammeltatigkeit" und die<br />

„Unterstiitzung literarischer Arbeiten"<br />

genannt, letzteres wohl vor allem mit<br />

der Absicht einer Forderung plattdeutscher<br />

Dichtung aus der Region. Daher<br />

hatte der SHB bereits in den 2oer Jahren<br />

beispielsweise die "Suerlansken Baikelkes"<br />

veroffentlicht. Doch sollte auch<br />

die „Heimatkunst" im weiteren Sinne<br />

gefdrdert werden. Nach welchen zeitbedingten,<br />

uns Heutigen streckenweise<br />

eher befremdlichen Kriterien heimatliches<br />

Kunstschaffen gemessen wurde,<br />

zeigt ein Sonderheft der „Heimwacht"<br />

aus dem Jahr 1930 mit dem Titel „Unseren<br />

sauerlandischen Kiinstlern".<br />

Nach der Neugriindung des SHB<br />

hielt sich in den 5oer Jahren sein pubhzistischer<br />

Ehrgeiz, abgesehen von der<br />

Herausgabe der Zeitschrift und dem<br />

Heimatkalender, zunachst in Grenzen.<br />

Der Beginn von Veroffentlichungen heimatbezogenen<br />

Schrifttums war dann<br />

ausdriickhch historisch orientiert. Theo<br />

Hundt hat diesen Neuansatz ausfuhrlich<br />

nachgezeichnet. (SAUERLAND<br />

3/1984 S. lol ff) Die Kreise Olpe, Brilon,<br />

Arnsberg und Meschede kamen<br />

nach dem AnstoB durch den jungen Historiker<br />

Manfred Schone iiberein, die<br />

bisher nur sparhch erforschte Geschichtslandschaft<br />

des alten Herzogtums<br />

Westfalen besser zu erschUeBen.<br />

Unter dem Serientitel „Landeskundhche<br />

Schriftenreihe fiir das kurkolnische<br />

Sauerland" wurden 1966 und<br />

1967 zunachst zwei Dissertationen von<br />

Manfred Schone und EHsabeth Schumacher<br />

vorgestellt, in denen die letzten<br />

Phasen unseres Raumes vor der<br />

PreuBenherrschaft untersucht wurden.<br />

Es folgten Veroffentlichungen liber die<br />

Archivbestande der Kloster Drolshagen,<br />

Grafschaft und Meschede- alle diese Publikationen<br />

fmanziell unterstiitzt durch<br />

westfalische Institutionen und kommunale<br />

Stellen, die das Anliegen einer besseren<br />

historischen Aufarbeitung der<br />

kurkolnischen Geschichte mit den Initiatoren<br />

teilten.<br />

Wie in vielen Bereichen stagnierte<br />

auch auf diesem Feld der Herausgeber-<br />

Schwung in der die Aufmerksamkeit aller<br />

Heimatinteressierten absorbierenden<br />

Hochphase der kommunalen Neuordnung.<br />

Als sie abgeschlossen war,<br />

wurde der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> der<br />

Trager der Schriftenreihe. Ein Blick auf<br />

die Liste der inzwischen erschienenen<br />

Biicher, in der Mehrheit iibereinstimmend<br />

im festen, wappengeschmiickten<br />

griinen Einband, zeigt die kraftigen Impulse,<br />

mit denen der SHB inzwischen<br />

unsere Kenntnisse der Geschichte des<br />

kurkolnischen Sauerlands - historisch<br />

breit und thematisch vielfaltig - bereichert<br />

hat.<br />

Eine solche Liste liest sich schnell.<br />

Wer bedenkt aber die enorme Arbeitsleistung,<br />

die in der Entstehungsgeschichte<br />

jedes Buches steckt? SchlieBlich<br />

ist der SHB kein Verlag mit einem<br />

eigens mit Publikationsaufgaben betrauten<br />

Mitarbeiterstab. Von den vielen<br />

wichtigen „Geburtshelfern", die bei jeder<br />

Neuerscheinung aktiv waren, sei<br />

hier insbesondere erwahnt der unermiidliche<br />

Rudolf Brilschke<br />

Wenn er auch nach seinem Zuzug ins<br />

Sauerland 1971 zunachst im Sachbereich<br />

Organisation im Hauptamt des<br />

Kreises Arnsberg tatig war, so ist er in<br />

der Folgezeit allmahlich immer intensiver<br />

in den Bereich Kultur und in den engeren<br />

Kreis des SHB hineingeriickt.<br />

Mit der kommunalen Neuordnung<br />

offneten sich bekanntlich vielerorts<br />

ganz neue Aufgabenfelder. So wuchs<br />

nun der Ruf nach einem ernstzunehmenden<br />

Archiv fiir den Hochsauerlandkreis<br />

aufgrund der berechtigten<br />

Einsicht, daB in den bisherigen Altkreisen<br />

als „Archive" die bloBen Registraturen<br />

alter Aktenbestande firmiert<br />

batten. Rudolf Briischke absolvierte<br />

nun die entsprechende Ausbildung zum<br />

Kommunalarchivar und wurde der erste<br />

Kreisarchivar. 1988 erhielt er die Leitung<br />

des neugeschaffenen Kulturamtes.<br />

Neben vielen anderen Aufgaben wie z.B.<br />

der Redaktion des Jahrbuches des HSK<br />

hat Rudolf Briischke seit vielen Jahren<br />

die Betreuung der landeskundlichen<br />

Schriftenreihe iibernommen: immer<br />

kontaktbereit, aufgeschlossen und<br />

ideenreich, zuverlassig und von an-<br />

150<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Veroffentlichungen des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

steckendem Arbeitstempo und damit fur<br />

den SHB in jeder Weise ein Gliicksfall!<br />

Selbstverstandlich brauchen Biicher<br />

nicht nur „Geburtshelfer", sondern<br />

wenn wir im Bild bleiben, zu allererst<br />

„Vater". (Leider fehlt in der Verfasserliste<br />

abgesehen von Elisabeth Schumacher<br />

ein Anteil von „Miittern".)<br />

Unter den Autoren mu6 Archivdirektor<br />

Dr. Alfred Bruns , der sich insgesamt<br />

um die Erfassung und Prasentation<br />

der sauerlandischen Geschichte<br />

vielfach verdient gemacht hat, ein hervorragender<br />

Platz eingeraumt werden.<br />

Er hat beim SHB nicht nur die Herausgabe<br />

wichtiger historischer Werke angeregt,<br />

er hat vor allem viele neue und interessante<br />

Quellen aufgespiirt und war<br />

als Herausgeber selbst von erstaunlicher<br />

Produktivitat und Schnelligkeitlangst<br />

nicht immer eine Tugend von Archivaren...So<br />

gebiihrt ihm im Zusammenhang<br />

dieses Riickblicks eine ganz<br />

spezielle Wiirdigung.<br />

Nicht vergessen werden darf aber<br />

auch der Direktor des Staatsarchivs<br />

Miinster, Dr. Manfred Wolf, der in der<br />

Reihe der landeskundlichen Schriften<br />

die Geschichte bedeutender Kloster unseres<br />

Raumes durch die Bearbeitung ihrer<br />

Urkunden und Quellen erschlossen<br />

hat. Dank seiner profunden Sachkenntnis<br />

und gewissenhaften archivalischen<br />

Forschungsarbeit hat er uns die<br />

mittelalterlichen und friihneuzeitlichen<br />

Lebenswelten der Kloster und ihrer vielfaltigen<br />

AuBenbeziehungen erschlossen<br />

und damit die landesgeschichtliche Forschung<br />

auf einem wichtigen Sektor erhellt.<br />

Viele andere Namen waren zu nennen,<br />

aber der verfugbare Raum setzt<br />

Grenzen. AbschheBend bleibt die Hoffnung,<br />

daB der SHB auch in Zukunft seine<br />

Rolle als „Biichermacher" erfolgreich<br />

fortsetzen und die immer noch klaffenden<br />

Liicken im Geschichtsbild unserer<br />

Region schlieBen wird.<br />

Rudolf Briischke<br />

Beispiele erfolgreicher Biicher des SHB<br />

Friedhelm Ackermann<br />

151<br />

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SAUERLAND<br />

Veroffentlichungen des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Landeskundliche<br />

Schriftenreihe<br />

des<br />

Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

Manfred Scchone, 1966<br />

Das Herzogtum Westfalen unter<br />

hessen-darmstadtischer Herrschaft<br />

1802 - 1816<br />

Elisabeth Schumacher, 1967<br />

Das kolnische Westfalen im Zeitalter<br />

der Aufklarung unter besonderer<br />

Beriieksiehtigung der Reformen<br />

des letzten Kurfiirsten von<br />

Koln, Max Franz von Osterreich<br />

Helmut Richtering (Bearbeiter) Norbert<br />

Scheele (Herausgeber) 1969<br />

Das Archiv des ehemaligen Klosters<br />

Drolshagen* Urkunden und<br />

Akten nebst einem Anhang erganzender<br />

Arehivalien<br />

Manfred Wolf (Bearbeiter), 1972<br />

Das Archiv des Klosters Grafschaft<br />

• Urkunden und Akten<br />

Manfred Wolf (Bearbeiter), 1981<br />

Quellen zur Geschichte von Stift<br />

und Freiheit Meschede<br />

Alfred Bruns, 1987<br />

Die Juden im Altkreis Meschede<br />

1814 - 1874<br />

Die Schmallenberger Juden<br />

1934 - 1943<br />

Alfred Bruns, 1987<br />

Tagebuch der truchsessischen<br />

Wirren im Herzogtum Westfalen<br />

1583/84<br />

Walter Fritsch, Jutta Heutger-Berost<br />

Stromversorgung im Sauerland<br />

1891 - 1935<br />

Alfred Bruns, 1992<br />

Geschichtsforschung im Herzogtum<br />

Westfalen - Der Historische<br />

Verein zu Arnsberg<br />

Manfred Wolf (Bearbeiter) 1992<br />

Die Urkunden des Klosters Oelinghausen<br />

- Regesten -<br />

Karl-Heinz Forster, 1993<br />

Das Apothekenwesen im ehemaligen<br />

Herzogtum Westfalen<br />

Helmut Miiller (Bearbeiter), 1994<br />

Die Urkunden des Klosters Bredelar<br />

- Texte und Regesten<br />

Sonstige<br />

Biieher<br />

des<br />

Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

Friedhelm Ackermann, Alfred Bruns,<br />

1985<br />

Burgen, Schlosser und Kloster im<br />

Sauerland<br />

Eduard Belke, Alfred Bruns, Helmut<br />

Miiller, 1886<br />

Kommunale Wappen des Herzogtums<br />

Westfalen - Kurkolnisches<br />

Sauerland<br />

Reinhard Pilkmann Pohl, 1988<br />

Plattdeutsches Worterbuch des<br />

kurkolnischen Sauerlandes<br />

Egon Pfeifer, 1990<br />

Eugen Senge-Platten<br />

zum 100. Geburtstag<br />

Michael Gosmann u. a., 1995<br />

Fiirstenberger Skizzen - Streifzug<br />

durch 700 Jahre westfalische Familien-<br />

und Landesgeschichte<br />

Theodor Tochtrop, 1975<br />

Chronik des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

e.V.<br />

Dietmar Sauermann - Friederike<br />

Schepper - Norbert Kirchner,1983<br />

Schiitzenwesen im kurkolnischen<br />

Sauerland<br />

Wolfgang Drees, 1988<br />

Jagd und Wild im kurkolnischen<br />

Sauerland<br />

Ackermann - Schmidt, 1985<br />

Baudenkmaler der Stadt Sundern,<br />

Sauerlander Kulturgut, Band 1<br />

152<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Vorstand des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

Oer Vorstand, erweiterte Vorstana una tiedaktionsausschuB im Jubildumsjahi ±5^<br />

Vorsitzender:<br />

Miillmann, Dr. Adalbert<br />

stellv. Vorsitzender:<br />

Luster-Haggeney, K.J.<br />

Geschaftsfiihrer:<br />

Schliiter, Detlef<br />

Kassenfiihrer:<br />

Uelsberg, Fred<br />

stellv. Geschaftsfiihrer:<br />

Platz, Knut-Friedrich<br />

stellv. Kassenfiihrerin:<br />

Thiell, Elisabeth<br />

erweiterter Vorstand:<br />

Becker, Giinther<br />

Bonemann, Theo<br />

Briischke, Rudolf<br />

Falk, Karl-Heinz<br />

Follmann, Bernd<br />

Funke, Dr. Jiirgen<br />

Halbfas, Prof. Dr. Hub.<br />

Gosmann, Michael<br />

Kennemann, Volker<br />

Klaus, Heinz-Werner<br />

Lange, Dietmar<br />

Miiller, Clemens<br />

Pardun, Heinz<br />

Rath, Josef<br />

Rehermann, Dr. Ernst H.<br />

Richter, Dr. Erika<br />

Saure, Werner<br />

Schmidt, Dr. Hubert<br />

Strothmann, Karl-Heinz<br />

Tigges, Franz-Josef<br />

Wiethoff, Dieter<br />

Redaktionsstab:<br />

Platz, Knut-Friedrich,<br />

Vorsitzender<br />

Wevering, Hans,<br />

techn. Redaktion<br />

Ackermann, Friedhelm<br />

Becker, Giinther<br />

Droste, Fritz<br />

Lettermann, Heinz<br />

Padberg, Heinz-Josef<br />

Richter, Dr. Erika<br />

Halbfas, Prof Dr. Hub.<br />

Intensive Arbeit zeichnen die Sitzungen des SHB-Vorstandes aus.<br />

Fotos: F. Ackermann<br />

153<br />

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SAUERLAND<br />

Die Zeitschrift SAUERLAND als Chronik<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Die<br />

Zeitschrift<br />

SAUERLAND<br />

als Chronik<br />

Bie mannigfaltigen Aktivitaten<br />

des SHE im Bereich der Publikationen<br />

und Ausstellungen<br />

sind bereits aufgelistet worden, ebenso<br />

auch die wechselvolle Geschichte des<br />

Verbandsorgans, wie sie sich allein<br />

schon in der unterschiedlichen Namensgebung<br />

manifestierte. Aber wie ist es<br />

mit den Inhalten der Zeitschrift? Wenn<br />

sie ihre Aufgabe als Sprachrohr des<br />

Bundes erfiillt, miiBte sie uns iiber seine<br />

Auffassungen und seine Vorstellungen<br />

von der aktuellen Situation des Sauerlandes<br />

zutreffend Auskunft geben. Ist<br />

sie als Kronzeuge bei einer Zeitdiagnose<br />

der letzten Jahrzehnte brauchbar?<br />

Eine Lektiire unter dieser Fragestellung<br />

muBte bei der Zeitschrift SAU-<br />

ERLAND einsetzen, denn der vorangegangene<br />

„Sauerlandruf' erschien in den<br />

6oer Jahren nur unregelmaBig. Er spiegelt<br />

damit die stagnierende Verbandsarbeit<br />

in einer Phase, als ernsthaft iiberlegt<br />

wurde, ob der SHB sich nicht auflosen<br />

sollte.<br />

Das nicht nur bundesweit markante<br />

Jahr 1968 brachte schon mit seinem ersten<br />

Aufsatz in SAUERLAND 4/1968<br />

gleichsam wie einen Paukenschlag die<br />

These"Landlicher Raum muB lebenswert<br />

bleiben". Indirekt klingt damit die<br />

Krise an, die eine solche Forderung erzwang.<br />

Unter dem Schliisselwort<br />

„Struktur" werden alle Note der Region<br />

des sudlichen Sauerlandes debattiert<br />

z.B. die tiberdeutliche Schrumpfung der<br />

Landwirtschaft und der in ihr tatigen<br />

Bevolkerung. Im Jahrgang 1969 veranschaulicht<br />

die Zeitschrift mit aussagekraftigen<br />

Statistiken die absinkenden<br />

Entwicklungstendenzen bauerlicher<br />

Kulturarbeit, und schon erhebt sich als<br />

gespenstische Prognose der Begriff<br />

„Sozialbrache", gleich in mehreren Aufsatzen<br />

thematisiert. Zur Uberwindung<br />

der Strukturschwache in den Landkreisen<br />

werden Verbesserungen in der Verkehrsanbindung<br />

und die Weiterentwicklung<br />

des Fremdenverkehrs gefordert.<br />

Damit klingen „Dauerbrenner" in der<br />

Zeitschrift der folgenden Jahrzehnte<br />

an, immer wieder alarmierend artikuliert.<br />

Die Strukturschwache zeigte sich<br />

vor allem im Hinblick auf die gewerbliche<br />

Fortentwicklung. Da die Landespolitik<br />

vorwiegend die sog. „Ballungsrau-<br />

me" fdrdern wollte und den landlichen<br />

Regionen die Erholungsfunktion fiir die<br />

gestreBten GroBstadter zuwies, bremste<br />

eine forcierte Naturschutz-Gesetzgebung<br />

die industriellen Entwicklungsmoglichkeiten.<br />

Das Land fiihlte sich<br />

stiefmutterlich bedacht. Die Sorge der<br />

betroffenen Kommunalpolitiker, aber<br />

auch der Land- und Forstwirte fiillt als<br />

Klage und Protest in den Jahren 1969 -<br />

74 die Spalten.Nur die Debatten um die<br />

kommunale Neugliederung bilden einen<br />

ahnlichen Schwerpunkt in der Reflexion<br />

iiber bedrohliche kiinftige Veranderungen.<br />

Schlagen wir nun das <strong>Heft</strong> 3/1989<br />

auf, um die Entwicklung aus der Sicht<br />

eines Kommunalpolitikers 2o Jahre spater<br />

unter dem Titel „Das Sauerland im<br />

Spannungsfeld zwischen Entwicklungschancen<br />

und Umweltschutz" zu<br />

verfolgen. Wir erfahren, daB die Landwirtschaft<br />

in ihrer Gesamtbedeutung<br />

noch weiter zuriickgegangen ist: waren<br />

im Hochsauerlandkreis 197o noch 7,3%<br />

aller Beschaftigten in der Land- und<br />

Forstwirtschaft tatig, so sank der Anteil<br />

bis 1987 auf 3,2%, im Kreis Olpe von<br />

5,58% auf 2,41%. Dagegen babe sich, so<br />

fiihrt der Autor, Oberkreisdirektor<br />

Miihr, weiter aus, die Situation der gewerblichen<br />

Wirtschaft positiv entwickelt,"wobei<br />

gerade die Zahl der Beschaftigten<br />

im Dienstleistungssektor<br />

mit einem Zuwachs von 37,73% auf<br />

49,87% im HSK und von 22,67% auf<br />

36,85% im Kreis Olpe in der Zeit von<br />

197o bis 87 iiberproportional anstieg".<br />

Die Ende der 8oer Jahre besonders giinstige<br />

Lage auf dem Arbeitsmarkt in unserem<br />

Raum mit seiner in NRW geringsten<br />

Arbeitslosenquote wird besonders<br />

betont.<br />

Wenn auch eine Zeitschrift fiir Heimatfreunde<br />

kein statistisch orientiertes<br />

Wirtschaftsblatt.ist, so wird doch jeder<br />

aufgeschlossene Leser dankbar derartige<br />

Informationsmoglichkeiten wahrgenommen<br />

und sich den umwalzenden<br />

ProzeB vergegenwartigt haben, den wir<br />

miterleben. Er wandelt das Gesicht unseres<br />

Heimatraumes unaufhaltsam und<br />

steigert damit z.B. auch die Sorge um<br />

das vertraute charakteristische Ortsbild<br />

vieler Ansiedlungen. Um so aufschluBreicher<br />

und notwendiger waren<br />

154<br />

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SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Die Zeitschrift SAUERLAND als Chronik<br />

nun die neuesten Analysen iiber die heimische<br />

Gesamtlage z.B. auch iiber die<br />

sich in ihrer Zusammensetzung deutlich<br />

wandelnde heimische Bevolkerung<br />

am Ende des Jahrhunderts. Ein<br />

Zukunftswunsch an die Blattgestalter!<br />

Aber nicht nur der wirtschaftliche<br />

Strukturwandel und seine Konsequenzen<br />

interessieren.Im Zeitraum von<br />

bald 3o Jahren hat die Oekologie als<br />

Leitbegriff einen einen ganz neuen Stellenwert<br />

gewonnen. Das damit gemeinte<br />

Gedankengut ist allerdings fiir das Sauerland<br />

nichts Neues.Der Landschaftsschutz<br />

und z.B. der angemessene Ausbau<br />

der Naturparks ist schon in den<br />

friihen <strong>Heft</strong>en von SAUERLAND ein<br />

vielfach erortertes Thema. Schon 1975<br />

wird auch der „Gewasserausbau im<br />

Zeitalter des UmweltbewuBtseins" ausfiihrlich<br />

geschildert. Doch der bereits erwahnte<br />

Aufsatz von 1989 nennt nun<br />

auch die neuen Konfliktfelder, die sich<br />

fiir Landwirtschaft wie Fremdenverkehr<br />

unter der Zielsetzung „Umweltschutz"<br />

auftun. Der Tourismus war als<br />

verheiBungsvoUe Wachstumsbranche<br />

fiir das Sauerland in den ersten Nachkriegsjahrzehnten<br />

uneingeschrankt begriiBt<br />

worden. Nun muJ3 der „Fremdenverkehr<br />

in Einklang mit der Natur",wie<br />

es der damalige Landtagsabgeordnete<br />

Knipschild formuliert, iiberpriift werden.<br />

Auch mit einem solchen Aufsatz<br />

iiber den „sanften Tourismus" spiegeln<br />

sich in der Zeitschrift die Ansatze eines<br />

BewuBtseinswandels.<br />

Ein Perspektivenwechsel lieBe sich<br />

noch an vielen Einzelbeitragen veranschaulichen,<br />

etwa in der Erorterung der<br />

Wasserwirtschaft und der Forderung<br />

neuer Energien wie der Windkraft, der<br />

Einrichtung einer biologischen Station<br />

oder der Beschaftigung mit bedrohten<br />

Arten in Flora und Fauna- alles Themen<br />

der 9oer Jahre in SAUERLAND. Dazu<br />

gehort aber auch die Diskussion des immer<br />

noch unbefriedigenden Verkehrswesens<br />

oder die Auseinandersetzung<br />

mit dem Sorgenkind vieler heimatverbundener<br />

Beobachter: das Bauen auf<br />

dem Lande. Eine GegenmaBnahme gegen<br />

nicht landschaftsgerechte Eingriffe<br />

ist seit Jahrzehnten die Aktion „Unser<br />

Dorf soil schoner werden". Die Beitrage<br />

zu diesem Komplex, zum Teil auch<br />

durchaus selbstkritisch wie bei Theodor<br />

Hundt, sind zahllos: ein Hinweis, daB<br />

die Negativwirkungen durch unbedachte<br />

Veranderungen im Bild des landlichen<br />

Raumes sehr bewuBt nicht nur<br />

verbal angeprangert werden, sondern<br />

die Preise fiir die vielen sauerlandischen<br />

„Golddorfer" auch Beispiele setzen<br />

sollen.<br />

Ein aufmerksamer Leser wird selbst<br />

in der Sicht auf die Heimatgeschichte<br />

Veranderungen in den letzten Jahren<br />

konstatieren. Sie hatte immer ein<br />

besonderes Gewicht in der Zeitschrift<br />

besessen etwa mit der Erinnerung an<br />

bemerkenswerte, aber vergessene „Sauerlander<br />

Kopfe". Heimatgeschichtsschreibung<br />

wurde aber vielfach nur als<br />

„affirmativ", d.h. positiv getont verstanden.<br />

Zwar war schon bei der Neugriindung<br />

des <strong>Heimatbund</strong>es eine Aufarbeitung<br />

der jiingsten Vergangenheit gefordert<br />

worden, aber darum blieb es lange still.<br />

Sie setzt erst intensiv in den 80er Jahren<br />

ein z.B. mit Fragen nach jiidischen<br />

Schicksalen in unserem Raum oder nach<br />

der Bewertung der Literatur der 30er<br />

Jahre. Die Auseinandersetzung mit der<br />

Zeitgeschichte fortzufiihren, ware wohl<br />

auch ein wiinschenswertes Thema in<br />

kiinftigen <strong>Heft</strong>en.<br />

Alles in allem: SAUERLAND ist nie<br />

nur ein Bilderbogen heimatlicher<br />

Schonheiten gewesen, sondern ein ausdrucksvolles<br />

Zeugnis der Wandlungen<br />

des Zeitgeistes,die teilnehmend und<br />

kritisch gespiegelt werden. Und dieser<br />

Aufgabe soil das Verbandsorgan auch<br />

kunftig treu bleiben.<br />

\<br />

M<br />

Clemens Propper,<br />

unermiidlicher Vorkdmpfer<br />

einer auch geschichtsbewujSten<br />

Kommunalen<br />

Neugliederung<br />

Stellten den Bildband<br />

„Burgen, Schlosser und Kloster<br />

im Sauerland" vor:<br />

Alfred Bruns,<br />

Friedhelm Ackermann und<br />

OKD Dr Adalbert MuUmann<br />

155<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

Platt kuieren im SHE<br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Platt kuieren<br />

imSHB<br />

Hedwig<br />

Jungbluth-Bergenthal<br />

Kurl-Heinz Falk<br />

chon seit seinen Anfangen war die<br />

Pflege und Forderung des Platt-<br />

'deutschen ein besonderes Anliegen<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es. Die<br />

Mundart hatte schon in den ersten Jahrzehnten<br />

des 20. Jahrhunderts immer<br />

starker an Bedeutung verloren und gait<br />

als Verkehrssprache speziell bei den<br />

heranwachsenden Generationen als unpassend,<br />

wenn nicht unfein. Nicht umsonst<br />

forderte die von Ferdinand Tonne<br />

bewahrte „Pressekorrespondenz" des<br />

SHE von 1927 an die verschiedensten<br />

Adressatengruppen gerichtete Artikel,<br />

in denen der Wert des Plattdeutschen<br />

audriicklich hervorgehoben werden sollte<br />

(SAUERLAND 3/1996, S.92). Franz<br />

Hoffmeister hatte selbst schon 1924 aufmunternd<br />

gereimt: „Kuier platt, lot dik<br />

nit stuiern, dor anderer Luie kuiern!"<br />

Mit den starken Bevolkerungsverschiebungen<br />

nach dem 2. Weltkrieg ging<br />

der Gebrauch des Plattdeutschen noch<br />

welter zuriick. Jedoch wuchs mit dem<br />

Wiedererstarken des Heimatgedankens<br />

auch das Interesse an der heimischen<br />

Mundart, angeregt insbesondere auch<br />

durch die nie verstummte plattdeutsche<br />

Lyrik. Sie hatte in unserem Raum neben<br />

der bedeutenden und mit Recht vielgeriihmten<br />

Christine Koch in den letzten<br />

Jahrzehnten auch in Hedwig Jungbluth<br />

Bergenthal, Vorstandsmitglied<br />

des SHB und leider schon 1987 verstorben.eine<br />

ausdrucksvolle Vertreterin. Ihr<br />

verdanken wir einige anriihrende<br />

Sammlungen plattdeutscher" Reyme<br />

und Vertellekes".<br />

Frau Jungbluth-Bergenthal gehorte<br />

mit 17 anderen heimatbewuBten Frauen<br />

und Mannern zu einem seit 1982 vereinigten<br />

Arbeitskreis. Auf Betreiben von<br />

Karl-Heinz Strothmann, Arnsberg, hatte<br />

dieser sich zum Ziel gesetzt, ein<br />

„Plattdeutsches Worterbuch" des Kurkolnischen<br />

Sauerlandes zusammenzustellen:<br />

ein arbeits- und zeitaufwendiges<br />

Unterfangen. Es konnte nicht zuletzt<br />

1988 dank der wissenschaftlichen Betreuung<br />

durch Dr. Hans Taubken und<br />

Reinhard Pilkmann Pohl und die finanzielle<br />

Forderung vom HSK, dem Kreis<br />

Olpe und vom Landesverband Westfalen-Lippe<br />

zu einem erfolgreichen Ende<br />

gefiihrt werden. Seither nimmt das<br />

Worterbuch in der stolzen Reihe der Veroffentlichungen<br />

des SHB einen Ehrenplatz<br />

ein. Das groBe Kauferinteresse,<br />

das schnell eine zweite Auflage erforderte,<br />

iiberraschte selbst die Initiatoren, es<br />

ist der unverkennbare Beweis fur die<br />

Berechtigung dieser Form der Heimatarbeit.<br />

Kraftige Impulse erhielt die Pflege<br />

des Plattdeutschen aber auch durch die<br />

vielerorts im Kurkolnischen Sauerland<br />

neugegriindeten pattdeutschen Gesprachs-<br />

und Arbeitskreise, die bei ihren<br />

Treffen und Selbstdarstellungen einen<br />

enorm wachsenden Zustrom verzeichnen:<br />

9oo Besucher in Warstein 1996. Begeistert<br />

und begeisternd berichtet in<br />

den Vorstandssitzungen jeweils Karl H.<br />

Falk aus Attendorn vom Erfolg der<br />

„Plattdeutschen" iiberall im ehemals<br />

Kurkolnischen Sauerland, zu dem er<br />

selbst durch seine humorvolllen Beitrage<br />

in SAUERLAND wesentlich beitragt.<br />

Ein besonderes Anliegen der Heimatfreunde<br />

war aber schon seit den 2oer<br />

Jahren das Weiterleben der heimischen<br />

Mundart in der jungen Generation. Um<br />

ihm auch in der Gegenwart neuen Auftrieb<br />

zu geben, wurde der sog. „Plattdeutsche<br />

Lesewettbewerb" ins Leben gerufen.<br />

Diese Aktion ist in unserem<br />

Raum unloslich verbunden mit dem Namen<br />

Heinz Pardun, dem langjahrigen<br />

Heimatpfleger des HSK. Sein Name ist<br />

den SAUERLAND-Lesern auch durch<br />

viele griindlich fundierte historische<br />

Beitrage bekannt, aber neben seiner<br />

schriftstellerischen Tatigkeit hat Heinz<br />

Pardun intensiv den Plattdeutschen Lesewettbewerb<br />

betreut. Er kann die<br />

wechselnden Wettbewerbs-Geschicke<br />

als kompetenter Forderer am besten<br />

selbst darstellen. Er schreibt:<br />

„Um in der heranwachsenden Jugend<br />

wieder starkeres Interesse fur unsere<br />

heimische Mundart zu wecken, sind<br />

seinerzeit die plattdeutschen Schiilerlesewettbewerbe<br />

ins Leben gerufen worden.<br />

Der Westfalische und Lippische<br />

<strong>Heimatbund</strong> sowie der Westfalisch-Lippische<br />

Sparkassen- und Giroverband<br />

haben sich dankenswerterweise dafiir<br />

stark engagiert und bereitwilligst ihre<br />

Unterstiitzung gewahrt. Allgemein war<br />

man der Meinung, hiermit einen hoffnungsvollen<br />

Auftakt gesetzt zu haben.Die<br />

einzelnen Veranstaltungen in<br />

den Schulen, dank der verstandnisvollen<br />

Anleitung und Betreuung durch heimatbewuBte<br />

Lehrkrafte, sowie auch auf<br />

Kreisebene stieBen stets auf einen er-<br />

156<br />

SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Platt kuieren im SHB<br />

freulichen Widerhall; bei Eltern und<br />

Schiilern waren sie sehr beliebt. Und<br />

erst recht war die abschliefiende Lesung<br />

und Siegerermittlung nebst Ehrung in<br />

der Kurhalle von Bad Hamm fiir alle beteiligten<br />

Jugendlichen ein eindrucksvolles<br />

Erlebnis und ein unterhaltsamer AbschluB.<br />

Mit unverkennbarer Enttauschung<br />

muBte man aber im vergangenen Jahr<br />

(1995) zur Kenntnis nehmen, daB die bisherigen<br />

Schirmherren sich fortan nicht<br />

mehr in der Lage sehen, als Veranstalter<br />

und Sponsoren weiterhin tatig zu sein.<br />

Alle Bemiihungen des Westfalischen<br />

und Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es zur<br />

Fortsetzung in der bisherigen oder in einer<br />

gewandelten Form waren erfolglos.<br />

Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> hat<br />

daraufhin die Initiative ergriffen und<br />

Frau Regierungsprasidentin Dr. Raghilt<br />

Berve gebeten, die Schulaufsicht ihrer<br />

Behorde einzuschalten, um nach Moglichkeit<br />

in den Schulen Resonanz fiir<br />

eine Fortsetzung der plattdeutschen<br />

Schiilerlesewettbewerbe zu wecken. Die<br />

Sparkassen im HSK und Kreis Olpe haben<br />

dankenswerterweise sofort die Bereitschaft<br />

zu erkennen gegeben, auch in<br />

Zukunft ideelle und materielle Hilfe zu<br />

gewahren. Mit besonderer Dankbarkeit<br />

miissen wir betonen, daB Frau Regierungsprasidentin<br />

Dr. Berve das an sie<br />

herangetragene Anliegen verstandnisvoll<br />

aufgriff und den zustandigen Ltd.<br />

Regierungsschuldirektor Brauckmann<br />

beauftragt hat, sich dieser Aufgabe anzunehmen.<br />

Fiigen wir gleich hinzu, daB<br />

der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Herrn<br />

Brauckmann fur seine mit Initiative<br />

und Sachkunde gestalteten Bemiihungen<br />

sehr dankbar ist. Das Ergebnis der<br />

daraufhin bei den Schulen im kurkolnischen<br />

Sauerland durchgefiihrten Befragungen<br />

iiber eine Teilnahme liegt jetzt<br />

vor. Es zeigt nicht gerade eine iiberwaltigende<br />

Bereitschaft. Bei der Suche nach<br />

den Griinden wurde u.a. die Meinung<br />

vertreten, daB Lehrkrafte (vor allem<br />

jiingere), die hinreichend die plattdeutsche<br />

Sprache in Wort und Schrift beherrschenden,<br />

nicht mehr in groBerer<br />

Anzahl vorhanden sind, so daB die Betreuung<br />

interessierter Jugendlicher<br />

personell auf Schwierigkeiten stoBt.<br />

Der Vorstand des SHB hat daraufhin<br />

den BeschluB gefaBt, an die plattdeutschen<br />

Arbeitskreise und Vereinigungen<br />

im kurkolnischen Sauerland heranzutreten,um<br />

mit deren Hilfe interessierte<br />

und der plattdeutschen Sprache kundige<br />

Heimatfreunde zu gewinnen, die bereit<br />

sind, im schulischen Raum Vorbereitungs-<br />

oder Forderkreise zur Pflege<br />

unserer heimischen Mundart durchzufiihren<br />

oder doch dazu beizutragen. Vielleicht<br />

ist das ein Weg, um insbesondere<br />

im landlich gepragten Gebiet starkere<br />

Resonanz zu wecken.<br />

Jedenfalls; Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

gibt sein Vorhaben nicht auf. Nach<br />

wie vor betrachtet er es als eines seiner<br />

Hauptanliegen, alle sich bietenden Moglichkeiten<br />

zu nutzen und auch in Zukunft<br />

fur den Erhalt der plattdeutschen<br />

Sprache mit Nachdruck zu wirken".<br />

jg^'^*^^^^^<br />

Heinz Pardun<br />

Karl-Heinz Strothrnann,<br />

langjdhriger Kreisheimatpfleger<br />

im HSK und Motor<br />

des „Plattdeutschen<br />

Worterbuches".<br />

157<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

Gesprdch mit dem Vorsitzenden des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

Gesprach mit<br />

dem<br />

Vorsitzenden<br />

des<br />

Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es<br />

m<br />

trage: Sie sind seit 1972 Vorsitzender<br />

des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es.<br />

Sind Sie mit der Entwicklung<br />

des <strong>Heimatbund</strong>es zufrieden?<br />

Dr. Miillmann: Wenn man von den<br />

reinen Zahlen ausgeht, kann man Ihre<br />

Frage uneingeschrankt bejahen. Wir haben<br />

inzwischen iiber 3.000 Mitglieder<br />

aus alien Teilen des kurkolnischen Sauerlandes<br />

und auch dariiber hinaus. Die<br />

Teilnahme an unseren Jahrestagungen<br />

nimmt immer mehr zu, und unsere Publikationen<br />

finden nicht nur im Sauerland,<br />

sondern in ganz Westfalen Beachtung.<br />

Frage: Konnen Sie etwas zu den Aufgaben<br />

sagen, die der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

in der Vergangenheit als besonders<br />

wichtig angesehen hat?<br />

Dr. Miillmann: Wenn Sie sich die<br />

Themen unserer Mitgliederversammlungen<br />

ansehen, dann erkennen Sie,<br />

daB wir uns nicht etwa nur um geschichtliche<br />

Themen bemiiht, sondern<br />

immer wieder auch die Gegenwartsprobleme<br />

des Sauerlandes angesprochen<br />

haben, so die Umstrukturierung<br />

der Landwirtschaft, die Entwicklung<br />

des Verkehrs oder die Zukunftschancen<br />

unserer Dorfer.<br />

Frage: Hat die kommunale Neuordnung<br />

in der Mitte der siebziger Jahre die<br />

Arbeit des <strong>Heimatbund</strong>es beeinfluBt?<br />

Dr. Miillmann: Auch aus heutiger<br />

Sicht hat die damalige Neugliederung<br />

der Gemeinden und Kreise manche<br />

Wunden gerissen, die nur mit Miihe verheilt<br />

sind. Der Gesetzgeber hat sich leider<br />

bei der Festlegung der neuen Grenzen<br />

weniger von geschichtlichen und<br />

stammesmaBigen Gemeinsamkeiten leiten<br />

lassen als von - wirklichen oder vermeintlichen<br />

- wirtschaftlichen Zusammenhangen.<br />

Der Verlust ihrer kommunalen<br />

Selbstandigkeit hat viele Dorfer<br />

tief getroffen. Wider Erwarten ist es<br />

aber gelungen, durch das - gewissermaBen<br />

als Reaktion - aufbliihende Vereinsleben<br />

den Dorfern eine erfreuliche<br />

„innere Eigenstandigkeit" zu sichern.<br />

Auf der Kreisebene haben wir besonders<br />

die Abtrennung der Raume Balve und<br />

Warstein/Rxithen bedauert. Die Heimatfreunde<br />

in Balve, vereint in der „Heimwacht",<br />

stehen aber nach wie vor in gutem<br />

Kontakt zum kurkolnischen Sauer-<br />

land, ohne dabei die Zusammenarbeit<br />

innerhalb des neuen Markischen Kreises<br />

zu vernachlassigen. Ahnliches gilt<br />

auch fur Warstein, Belecke und Riithen<br />

im neuen Kreis Soest. Zu unserer Freude<br />

entsendet der Soester Kreistag in jeder<br />

Wahlperiode zwei offizielle Vertreter<br />

in den Vorstand des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es.<br />

Frage: MuB es den <strong>Heimatbund</strong> nicht<br />

bedenklich stimmen, daB seine Mitglieder<br />

meist der alteren Generation angehoren?<br />

Dr. Miillmann: Grundsatzlich sollte<br />

man sich dariiber freuen, daB viele Menschen<br />

sich in ihrem „dritten Lebensabschnitt"<br />

verstarkt mit ihrer Heimat,<br />

mit Ortsgeschichte und Brauchtum befassen.<br />

Mit der Zunahme der Lebenserwartung<br />

wird ihre Zahl sicher noch zunehmen,<br />

und es wird fiir uns eine wichtige<br />

Aufgabe in den kommenden Jahren<br />

sein, den Erwartungen dieses Personenkreises<br />

gerecht zu werden.<br />

Unabhangig davon woUen und miissen<br />

wir uns natiirlich um mehr Jugend<br />

bemiihen. In der Planung ist ein<br />

Jugendseminar, das wir demnachst mit<br />

Unterstiitzung des Westfalischen<br />

<strong>Heimatbund</strong>es in Arnsberg durchfuhren<br />

woUen. Allerdings sind in der Jugendarbeit<br />

besonders die ortlichen Heimatvereine<br />

gefordert, denen es leichter moglich<br />

ist, bei der Durchfiihrung konkreter<br />

Projekte - etwa im heimatbezogenen<br />

Umweltschutz - das Interesse der Jugendlichen<br />

zu wecken.<br />

Es ist sehr erfreulich, daB unsere<br />

Schulen sich in den letzten Jahren verstarkt<br />

den heimatbezogenen Problemen<br />

widmen. So hat der Hochsauerlandkreis<br />

kiirzlich in Verbindung mit dem Schulamt<br />

ein Buch „Unser Hochsauerlandkreis,<br />

Entwicklung und Wandel einer<br />

Region" vorgelegt, das wertvolle Anregungen<br />

fiir den heimatkundlichen Unterricht<br />

in der Primarstufe und der Sekundarstufe<br />

I bringt.<br />

Ubrigens werden wir uns auch darum<br />

bemiihen miissen, noch mehr Frauen<br />

fiir die aktive Mitarbeit in den Leitungsgremien<br />

unserer Heimatvereine<br />

und nicht zuletzt auch im Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong> selbst zu gewinnen.<br />

Frage: Damit haben Sie selbst schon<br />

Fragen der Zukunftsplanung angespro-<br />

158<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Gesprdch mit dem Vorsitzenden des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

chen. Welche Aufgaben wird sich der<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> denn in den<br />

nachsten Jahren stellen?<br />

Dr. Mullmann: Neben der Fortfiihrung<br />

unserer bisherigen Aufgaben soilten<br />

wir uns verstarkt um das Baugeschehen<br />

im Sauerland kummern. Wer<br />

mit offenen Augen durch unsere Stadte<br />

und Dorfer geht, stellt ja mit Bedauern<br />

manche Fehlentwicklung fest, die das<br />

liberkommene Ortsbild fiir viele Jahre<br />

belasten wird. Wir hangen natiirlich<br />

nicht einer falsch verstandenen Fachwerk-Romantik<br />

an, aber wir woUen doch<br />

verstarkt auf eine „landschaftsgerechte"<br />

Baugesinnung hinwirken. Eine gute<br />

Hilfe kann hier die Broschiire sein, die<br />

der Olper <strong>Heimatbund</strong> kiirzlich in<br />

Zusammenarbeit mit uns unter dem Titel<br />

„Bauen und Wohnen im Sauerland"<br />

herausgegeben hat. Ebenso wichtig ist<br />

uns als Arbeitsgrundlage die<br />

Bilddokumentation unseres Vorstandsmitglieds<br />

Friedhelm Ackermann, in der<br />

in liber 6.000 Aufnahmen qualitatvolle<br />

iiberkommene Bausubstanz aus wohl alien<br />

Stadten und Dorfern des Sauerlandes<br />

festgehalten wird.<br />

Frage: In der Vergangenheit haben<br />

Sie wiederholt auf die christliche Tradition<br />

des Sauerlandes hingewiesen. Ist<br />

damit auch fur die Zukunft ein besonderes<br />

Anliegen verbunden?<br />

Dr. Mullmann: Flir diese Frage bin<br />

ich besonders dankbar, da sie uns in ein<br />

ebenso wichtiges wie schwieriges Gebiet<br />

fuhrt. Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

wiirde seine eigentliche Aufgabe verkennen,<br />

wenn er sich auf Wissensvermittlung<br />

etwa im Bereich der Heimatgeschichte<br />

oder der wirtschaftlichen<br />

Gegenwartsprobleme beschranken wiirde.<br />

Wir leben ja in einer Zeit, die immer<br />

mehr vom Wohlstandsdenken und von<br />

der „Individualisierung" aller menschlichen<br />

Lebensformen gepriigt ist. Ein gutes<br />

Beispiel ist etwa die Beobachtung,<br />

dal3 der Sonntag immer mehr zum<br />

„Gammeltag" verkommt. Der <strong>Heimatbund</strong><br />

sollte deshalb auch in Zukunft ein<br />

klares Bekenntnis zu den iiberkommenen<br />

Werten einer christlichen Tradition<br />

ablegen, wie sie das kurkolnische Sauerland<br />

in vielen Jahrhunderten gepragt<br />

hat. Unter diesem Gesichtspunkt konnen<br />

die Prinzipien „Glaube, Sitte, Heimat",<br />

die wir mit dem Sauerlander<br />

Schiitzenbund gemeinsam haben, neue<br />

Bedeutung gewinnen. Aus dieser bewuBt<br />

christlichen Grundauffassung heraus<br />

sollten wir uns auch anderen Forderungen<br />

nahern, etwa der starkeren<br />

Einbeziehung der wachsenden Zahl von<br />

Auslandern in unser ortliches Gemeinschaftsleben.<br />

Frage: Soil das heiJ3en, daJ3 der Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong> in Zukunft eine<br />

multikulturelle Gesellschaft anstrebt,<br />

wie sie in letzter Zeit verschiedentlich<br />

fiir den Bereich der Bundesrepublik propagiert<br />

wird?<br />

Dr. Mullmann: Wenn man darunter<br />

die Weckung des Verstandnisses fiir andere<br />

Kulturen und die Toleranz ihnen<br />

gegeniiber versteht, mochte ich die Frage<br />

selbstverstandlich voll bejahen. Das<br />

kann und darf aber nicht bedeuten, die<br />

in vielen Jahrhunderten gewachsene<br />

Art und Eigenart des Sauerlandes aufzugeben.<br />

Im Gegenteil wird sich der<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> bemiihen, in<br />

der Pflege von Brauchtum und Mundart<br />

- denken Sie etwa an das wachsende Interesse<br />

fiir das Plattdeutsche - die Eigenstandigkeit<br />

unserer Landschaft bewuBt<br />

herauszustellen, da sie die Grundlage<br />

fiir SelbstbewuBtsein und<br />

Selbstbehauptungswillen ist.<br />

Eine abschlie/Sende Frage: Was hat<br />

Ihnen in den vergangenen Jahren<br />

besondere Freude gemacht?<br />

Dr. Mullmann: Die Antwort auf diese<br />

Frage fiillt mir nicht schwer: mich<br />

freut immer wieder die gute Zusammenarbeit<br />

innerhalb von Vorstand und<br />

Redaktionsstab des Sauerlander<br />

<strong>Heimatbund</strong>es. Hier hat sich ein Freundeskreis<br />

zusammengefunden, der in ehrenamtlichem<br />

Einsatz und mit Unterstiitzung<br />

einer kompetenten Geschaftsfiihrung,<br />

mit Erfolg bemuht ist, der Arbeit<br />

des <strong>Heimatbund</strong>es die nun schon<br />

fast selbstverstandlich gewordene Qualitiit<br />

zu sichern. Vielleicht darf ich dieses<br />

Gesprach benutzen, um mich fiir diese<br />

harmonische Zusammenarbeit sehr<br />

herzlich zu bedanken, die mir- das<br />

mochte ich betonen - die Wahrnehmung<br />

meiner Aufgaben als Vorsitzender wesentlich<br />

erleichtert.<br />

Dr. Miillmann<br />

159<br />

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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

160<br />

SAUERLAND<br />

Ein Altarentwurf fiir die Jesuitenkirche in Mannheim<br />

Vorlage des Schmallenberger Bildhauers Johann Leonhard Falter<br />

von Werner F. Cordes<br />

Die 1991 abgeschlossene Innenrestaurierung der ehemaligen Jesuitenkirche<br />

Maria Immaculata ir} Buren und die damit verbundenen Untersuchungen<br />

haben das Wissen iiber die Kunst des Spdtbarock im siidlicher} Westfalen<br />

betrdchtlich erweitert. In der 1994 erschienenen Dokunaentation wird der<br />

Stand der Forschung verbindlich festgestellt.<br />

Besonders hervorzuheben sind die Arbeiten von Thomas Stangier und<br />

Dirk Strohmann zu den Kunstlerfamilien Metz und Falter/Destadt aus Attendorn<br />

und Schmallenberg (spdter Buren). Auch die groliartigen Werke der<br />

Stukkateure Bernhard und Johann Nepomuk Metz auBerhalb von Buren sowie<br />

die qualitdtvoUen Kirchenausstattungen des 1734 oder 1735 in Schmallenberg<br />

geborenen Bildhauers Johann Leonhard Falter und seines Vetters<br />

Adam Destadt (1748 - 1818), der dart ebenfalls als Bildhauer tdtig war, werden<br />

zusammenfassend gewurdigt.<br />

Von Falter lassen sich aufler in seinem Heimatort Schmallenberg, wo er<br />

die Figuren zum Hochaltar der Pfarrkirche schuf, Altdre und Einzelfiguren<br />

u.a. in Ahenruthen, Bigge, Borgentreich, Brilon, Brunskappel, Buren, Eversberg,<br />

Holthausen (b. Buren), Oberkirchen, Warstein, Weiberg (fruher Bigge),<br />

Winterberg und Wunnenberg nachweisen, und sicherlich werden sich in der<br />

Zukunft noch weitere Zuschreibungen ergeben.<br />

Ein wichtiges Beispiel der Schnitzkunst J. L. Falters ist der Delbrucker Altar,<br />

der erst seit einigen Jahren dem Werk des Bildhauers zugeordnet wird und<br />

der hier genauer betrachtet werden soil.<br />

res Rechtsnachfolgers, der Exjesuitenkommission,<br />

stand." Die enge Bindung<br />

des Bildhauers an die Burener Jesuiten<br />

zeigt sich an den Namenspatronen<br />

seiner Sohne. 1769 tritt der Rektor des<br />

Kollegs als Pate von Falters Sohn Ignatius<br />

Aloysius auf. 1775 wird ein anderer<br />

Sohn auf den Namen Franziskus Xaverius<br />

getauff.<br />

Zwischen Buren und dem Kloster<br />

Boddeken bestanden alte Beziehungen,<br />

weil die Herren von Buren und ihre<br />

Nachfolger seit dem Mittelalter Vogteirechte<br />

uber das Chorherrenkloster innehatten.<br />

Nach der Aufhebung des Klosters<br />

gelangte bezeichnenderweise das<br />

wohl wertvollste Inventarstuck, die 1744<br />

von Johann Patroklus Moller erbaute Orgel,<br />

1804 in die Burener Pfarrkirche.<br />

Da es als gesichert gelten kann, daB<br />

Johann Leonhard Falter von Buren aus<br />

den heutigen Delbrucker Altar fur Boddeken<br />

geschaffen hat, ist nach den Vorbildern<br />

dieses in Westfalen singularen<br />

Kunstwerks zu fragen.<br />

Leo Meyer hat in seiner Dissertation<br />

zum Thema „Der westfalische Altar in<br />

seiner Entwicklung von 1650 - 1780"<br />

den Hochaltar der Pfarrkirche in Delbruck<br />

bei Paderborn als eine „in ihrer Art<br />

einmalige Anlage" herausgestellt und fiir<br />

die Entstehung die „60er Jahre des 18.<br />

Jahrhunderts" angenommeni, Q[^Q QQtierung,<br />

die auch in das Handbuch von<br />

Dehio ubernommen wurde^.<br />

Seit der Ver5ffentlichung der Arbeit<br />

1938, gibt es zahlreiche neue Erkenntnisse<br />

iiber das Kunstwerk.<br />

Der Altar wurde ursprunglich fiir das<br />

Augustinerchorherrenkloster Boddeken<br />

bei Wewelsburg geschaffen und 1805 im<br />

Gefolge der Sakularisation nach Delbriick<br />

verkauft^.<br />

Bei einer Restaurierung im Jahre<br />

1973 konnte die unter mehreren Farbschichten<br />

verborgene erste Fassung teilweise<br />

freigelegt und der Altar nach diesem<br />

Befund neu gefaKt werden. Am<br />

obersten Gesims auf der Ruckseite wurde<br />

bei dieser Gelegenheit die Jahreszahl<br />

1782 entdeckt, welche seitdem als Entstehungsdatum<br />

angenommen wird'^.<br />

Der Altar hat im Originalzustand sicher<br />

wesentlich anders ausgesehen als<br />

heute. Die dem Historismus zuzuordnen-<br />

de Figur St. Johannes des Taufers uber<br />

dem Tabernakel entspricht nicht der<br />

Feingliedrigkeit der ubrigen Figuren und<br />

der kunstvollen Gestaltung des architektonischen<br />

Rahmens. In diesem Zusammenhang<br />

ergibt sich die Frage nach der<br />

ursprunglichen Ausfiillung des zentralen<br />

Interkolumniums durch ein Gemalde<br />

oder eine einzelne Skulptur, vielleicht<br />

auch eine Gruppe.<br />

Auffallig und storend wirkt die offensichtlich<br />

auf das HohenmaB des Altarraums<br />

in Delbruck zurechtgestutzte<br />

obere Abgrenzung, wobei die Volutenschwunge<br />

merkwiirdig ins Leere laufen.<br />

Auch die halbverdeckte Anbringung der<br />

Hl.-Geist-Taube innerhalb eines Wolkenkranzes<br />

auf dem Hintergrund von 14<br />

Strahlenbiindeln kann wohl kaum von<br />

Anfang an so gewollt gewesen sein.<br />

„Nach Figurenaufbau und Faltenstil"<br />

werden die zum Altar gehorigen Skulpturen<br />

„eindeutig" dem aus Schmallenberg<br />

stammenden Bildhauer Johann<br />

Leonhard Falter zugeschrieben^, der am<br />

27. Juni 1762 in Buren Katharina<br />

Lockener heiratete und spatestens ab<br />

1768 bis zu seinem Tode 1807 dort<br />

wohnte. D. Strohmann vermutet^, „daB<br />

er als Ortsansassiger in mehr oder weniger<br />

festen Diensten der Jesuiten und ih-<br />

Die zwischen 1760 und 1771 erfolgte<br />

Innenausstattung der Burener Maria-<br />

Immaculata-Kirche begann zu dem<br />

Zeitpunkt, als eines der groBten Bauvorhaben<br />

des Jesuitenordens im 18. Jahrhundert,<br />

die „Basilica Carolina" in<br />

Mannheim, welche als die bedeutendste<br />

Barockkirche Sudwestdeutschlands gilt,<br />

vollendet wurde.<br />

Zur Einweihung erschien eine opulente<br />

Festschrift im Folioformat mit elf<br />

ganzseitigen und acht doppelblattgroRen<br />

Kupferstichen. Das Werk durfte wohl zumindest<br />

in alien deutschen Niederlassungen<br />

des Ordens verfugbar gewesen sein<br />

und vor allem dort Interesse gefunden<br />

haben, wo man sich, wie in Buren, mit<br />

Bau- oder Einrichtungsprojekten beschaftigte.<br />

Die Provenienz des von uns<br />

benutzten Exemplars aus dem Besitz des<br />

Maurermeisters Anton Pfanner, der seit<br />

1745 an der Errichtung der „Basilica Carolina"<br />

beteiligt war, weist darauf bin,<br />

daB das Buch wegen der groBformatigen<br />

Kupferstiche fiir Kunstler und Handwerker<br />

brauchbar war.<br />

Der Band enthalt unter anderem den<br />

AltarriB des bedeutenden kurpfalzischen<br />

Hofbildhauers Paul Egell (1691 - 1752)<br />

fur den Hauptaltar („Ara Maxima") der<br />

Kirche. Auch in Buren muft dieser be-<br />

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SAUERLAND<br />

161<br />

,/<br />

X<br />

Der Delbriicker Altar uor der Restaurierung<br />

kannt gewesen sein, denn der Delbriicker<br />

Altar zeigt eine grundsatzliche<br />

Ubereinstimmung in Typus und Aufbau<br />

mit dem Mittelteil<br />

des Mannheimer<br />

Entwurfs.<br />

Der Sarkophagaltar<br />

mit dem aufgesetzten<br />

IHS-Zeichen<br />

im barocken<br />

Rahmen und den<br />

die geschwungene<br />

Form betonenden<br />

Profilleisten weicht<br />

kaum vom Kupferstich<br />

ab. Die Figurenstellung<br />

innerhalb<br />

der lichten Interkolumnien<br />

sowie<br />

der zweistockige<br />

Aufsatz aus<br />

doppelten Volutenschwiingen<br />

entsprechen<br />

ebenfalls<br />

dem Egellschen<br />

RiB. Der mittlere<br />

Saulenzwischenraum<br />

ist in beiden<br />

Fallen offensichtlich<br />

nicht fur ein<br />

Gemalde, sondern<br />

fur eine oder mehrere<br />

Skulpturen ge~<br />

dacht und deutet<br />

somit auf einen<br />

Bildhauer als Entwerfer^.<br />

Das raumlich<br />

hervortretende<br />

Tabernakel wie<br />

auch das reich profilierte<br />

Gebalk uber<br />

den Saulen sind<br />

afinlich konzipiert.<br />

Besonders auffallig<br />

wirken in beiden<br />

Fallen die aus den<br />

Volutenscfiwiingen<br />

wie Flammen emporzungelnden<br />

Akanthusverzierungen.<br />

Gegeniiber diesen<br />

Gemeinsamkeiten<br />

wirken die vorhandenen<br />

Unterschiede<br />

weniger bedeutsam.<br />

Das ikonographische<br />

Programm ist<br />

selbstverstandlich<br />

aus der ganz verschiedenen Bestimmung<br />

fur den Altar einer Hauptkirche des Jesuitenordens<br />

und das Augustinerchorherrenkloster<br />

Boddeken unterschiedlich.<br />

Die Kronung Mariens, deren Anbringung<br />

in Delbriick nicht uberzeugt, konnte,<br />

ahnlich wie auch spatere Ausfuhrungen<br />

des gleichen Motivs in Schmallenberg<br />

und Weiberg (fruher Bigge), vom<br />

Fresko in der Laterne der Biirener Jesuitenkirche<br />

angeregt sein. An die Stelle<br />

des reich abgestuften, aufwendigen Tabernakels<br />

im Mannheimer Vorbild ist<br />

beim Delbriicker Altar eine weniger reiche<br />

Gestaltung der Werkstatt Falter getreten;<br />

geblieben ist jedoch die raumliche<br />

Selbstandigkeit, mit der das Zentrum<br />

hervortritt.<br />

.JjLl.nliCa'<br />

L III olllLlI<br />

Entwurf von Paul Egell zum Hochaltar der<br />

Jesuitenkirche in Mannheim (Mittelteil)<br />

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SAUERLAND<br />

162<br />

Ein Kreuz im<br />

Sauerlandischen Walde<br />

Insgesamt sind Form und Reichtum<br />

des Egellschen Konzepts, das fur einen<br />

etwa 20 Meter hohen und um eine weitere<br />

Saule an jeder Seite breiteren Altar<br />

bestimmt war, nur reduziert, aber deutlich<br />

erkennbar iibernommen worden.<br />

Unter Berucksichtigung aller bekannten<br />

Tatsachen ist anzunehmen, daR Johann<br />

Leonhard Falter sich durch den<br />

Mannheimer Entwurf des Paul Egell zu<br />

dem Altar fiir das Kloster Boddeken hat<br />

inspirieren lassen.<br />

Der fiir die Herstellung in Frage kommende<br />

Zeitraum diirfte sich durch das<br />

Erscheinen der Festschrift von 1760<br />

einerseits und wahrscheinlich die Aufhebung<br />

des Jesuitenordens 1773 andererseits<br />

eingrenzen lassen, womit die eingangs<br />

erwahnte Datierung durch Leo<br />

Meyer sich als treffsicher erwiese.<br />

Die am obersten Gesims auf der<br />

Ruckseite aufgemalte Jahreszahl 1782<br />

konnte sich auf eine Fassung des Altars<br />

beziehen. Ein Gegenbeispiel fiir die<br />

Datierung ist der ahnlich fortschrittliche<br />

Attelner Altar aus dem Jahre 1761, an<br />

dem die Jahreszahl als Arbeit des Bildhauers<br />

oder Schreiners in geschnitzten<br />

Ziffern auf der Vorderseite im Hauptgesims<br />

angebracht ist^.<br />

Anmerkungen<br />

1 Leo Meyer, Der westfalische Altar in seiner Entwicklung<br />

von 1650 ~ 1780, Wattenscheid 1938, S.<br />

47 f,<br />

2 Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler,<br />

Bd. Westfalen, bearb. v. Dorothea Kluge u.<br />

Wilfried Hansmann, Munchen/Berlin 1969,<br />

S. 115,<br />

3 Kleiner Kirchenfuhrer St. Johannes Baptist Delbruck,<br />

ohne Orts- u. Jahresangabe, S, 2.<br />

4 Hilde Claussen, Einzelberichte zur Denkmalpflege<br />

fur die Jahre 1967 - 1973, in: Westfalen, <strong>Heft</strong>e fur<br />

Geschichte, Kunst u. Volkskunde, 53, Band, Munster<br />

1975, S, 391.<br />

5 Christoph Stiegemann, in: Liborius im Hochstift Paderborn,<br />

Paderborn 1986, S, 168f,<br />

6 Dirk Strohmann, Die Ausstattung und ihre Kunstler,<br />

in: Die ehemalige Jesuitenkirche Maria Immaculata<br />

in Buren, Bonn 1994, S. 142. Dort auch weitere Literatur<br />

zu J.L. Falter<br />

7 Strohmann (wie Anm. 6), S. 143.<br />

8 Klaus Lankheit, Paul Egell, Munchen 1988, Bd. I,<br />

S. 189.<br />

9 Fur Auskiinfte und Oberlassung von Bildmaterial zur<br />

Restaurierung der Altare bin ich den Herren Butt<br />

und Schafers von der Firma A. Ochsenfarth in Paderborn<br />

zu Dank verpflichtet.<br />

Bildnachweise<br />

1 A. Ochsenfarth Paderborn; 2 Reproduktion Klaus<br />

Rickert, Schmalienberg.<br />

Offene Augen, Liebe zur Natur, ein<br />

Gespiir, die Schonheiten der gewachsenen<br />

Umwelt zu erkennen, all das gehort<br />

dazu, Dinge „am Wegrand" zu beachten,<br />

die nicht nur dem Finder, sondern vielen<br />

Menschen Freude machen konnen.<br />

Was aus einem „eigenwillig gewachsenen<br />

Stamm" wurde, berichtet Bauerin<br />

Mathilde Rischen aus Eslohe-Bremscheid<br />

im Sauerland,<br />

Arnold Rischen am Hohkreuz im Walde<br />

Vater und Sohn der Familie Rischen,<br />

Eslohe, waren Ende Mai im hofeigenen<br />

Wald mit der Bevorratung von Brennholz<br />

beschaftigt.<br />

Plotzlich hatten sie einen eigenwillig<br />

gewachsenen Stamm vor der Sage: Eine<br />

Weide war durch eine Hainbuche gewachsen.<br />

„Das Stuck wollen wir mal zu<br />

Hause zeigen", reagierte zunachst Sohn<br />

Arnold. Der Vater, ein groBer Freund<br />

und Liebhaber der Natur, erkannte in<br />

diesem Gebilde nach eingehender Betrachtung<br />

einen Korpus. Wiederholt<br />

wurde mit Frau und Familie iiberlegt:<br />

„Was konnen wir daraus machen?<br />

Stellen wir es so, wie es ist, dort auf, wo<br />

es gefunden wurde, oder bieten sich andere<br />

Moglichkeiten? Wir mussen ihm ein<br />

Gesicht geben, dann wird jeder Vorubergehende<br />

einen Christus erkennen", das<br />

war die einhellige Meinung. Gesagt, getan.<br />

Ein Vetter der Familie Rischen, Paul<br />

Konig, fast SOjahrig, von Beruf Bildhauer,<br />

wurde zu Rate gezogen, und er versicherte:<br />

„Ich mache euch etwas Schones<br />

daraus." Wahrend er sich an die harte<br />

Schnitzarbeit machte, suchte Vater Rischen<br />

eine starke Eichenbohle. Den passenden<br />

Platz hatte er schon lange im<br />

Kopf, und so goR er an Ort und Stelle im<br />

Wald den Betonsockel. Endlich war es<br />

dann soweit, der Korpus wurde angeschraubt,<br />

das Kreuz aufgestellt. Gegen<br />

Unbilden der Witterung kam schlieRlich<br />

noch ein Dach dariiber. Nun steht es im<br />

Lieblingswald der Familie an einer Weggabelung<br />

auf einer alten Meilerstelle,<br />

umgeben von starken Fichten. Am 25.<br />

August 1988 nahm Monsignore Dr. Wilhelm<br />

Kuhne, Rektor der Landvolkshochschule<br />

Hardehausen, der Familie freundschaftlich<br />

verbunden, die Einweihung<br />

vor.<br />

„\A/as soil das Kreuz das dort am<br />

Weg steht?<br />

Es soil dem Wanderer, der voriibergeht,<br />

ein dreifaches uor Augen fuhren:<br />

Der Herr hat Deine Schuld getragen,<br />

du sollst dem Herrn das Kreuz<br />

nachtragen,<br />

das Kreuz wird Dich zum Himmel<br />

tragen."<br />

Deutscher <strong>Heimatbund</strong><br />

Der Deutsche <strong>Heimatbund</strong> teilt mit,<br />

daR der Bericht uber das 3. Symposium<br />

fiir Redakteure und Schriftleiter in<br />

Bocholt vorliegt. Die Veroffentlichung<br />

enthalt die wahrend der Veranstaltung<br />

gehaltenen Referate zu aktuellen Fragen<br />

der Redaktionen der Heimatzeitschriften.<br />

Ebenso liegt das Umweltspiel „H6chste<br />

Zeit fur Umweltschutz"vor. Ein Spiel<br />

fiir 2 bis 6 Spieler zwischen 8 und 12<br />

Jahren; es ist aber auch fur Erwachsene<br />

im Rahmen eines Familienspiels geeignet.<br />

Beide Veroffentlichungen konnen beim: Deutschen<br />

<strong>Heimatbund</strong>, Adenauerallee 68, 53113 Bonn<br />

kostenlos bezogen werden.<br />

Jetzt erschienen:<br />

Gunter„Wulli" Wulf<br />

TWIARSBRAKEN<br />

Arnsberger Originale<br />

Das Lesevergniigen auf 152 Seiten,<br />

mit Uber 100 Abbildungen,<br />

erhaltlich im Buchhandel.<br />

Verlag F. W. Becker, Arnsberg<br />

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SAUERLAND<br />

163<br />

CHRISTINE KOCH<br />

Christnacht in der T^uar^iqarf:^<br />

*<br />

rjx uisend scfinaizvitte TLngell^es<br />

I \schu)iawet dim ie %iarke-. 'Ddt is en<br />

I '^ Qeimrre van [angengidkn Locktn un<br />

guikmn Jittekpil "Bat is en Singen un JubilHiem,<br />

en 'Kucken un en Hiennaigen tau<br />

didm k^aimn Jesuskinneken in seyner annsidligen<br />

Stdinwaigel Unger me haugen<br />

CfiristSaume - hai is en lOenmg te hauge<br />

jiidr dai seyge 'Duarplqcirke - stdit se. Aiozver<br />

biu sefioin, Siufeyn! ^ey en klcdn Jingerken<br />

un do saugar enganz ^dnneken un<br />

fiundert Sfanke %ingeraugen weyset [inter<br />

„9\dutter, Siufeyn!" "Dai diusendscfinaiwitten<br />

Tngelkes siitt kfiin Menske, k^imes<br />

/tort didn wdiken 'Jiiigeiscfilag. %laine<br />

TidnnenSoimkes dridt se in der 'Hand, iiiver<br />

un ikver met junkeigen Lechtkes Sestidken.<br />

'Daifunke[gen Lecfitkes aunversindniks<br />

anders ase degiillenen Steerne vam HiemeL<br />

IQiin dinzeget wetl do uawen bteywen in<br />

dtir zvunderbaren 'Haeht. %[ain,ganz kkain<br />

fiet se idrk^maket, ddt se Tfatz fiet am Ddnmnboimken,<br />

kfain im Siandenk^en an usem<br />

Hidrguatt seynegraute Majestdt im armen<br />

Stafk. "Enganz kfain TLngelken lOaiget sik<br />

op de fioggesten Spitze im Cfiristbaume. Tio<br />

op dinmootfidller't inm, mirren im fiekksten<br />

Qtoria, un stott en ander TLngekken aan un<br />

iveyset met seyme ieehten 'Wajifingerken ungen<br />

in de IQdrke un siet: „ 'Kuck moot, fior<br />

mooO." Un dtit 'Wortgdit von TLngebnund<br />

tau TLngetmund, un din TLngeiken froget et<br />

andere: ,,'Wat is ddt met didm stitten bidiken<br />

Manne, ddtte singet, ddt seyne !Augen<br />

[ochtet?"<br />

"Dai stifle bkdike Mann aioersittet ungen<br />

in der kften 'Bank, i^ Haifduister un bidt<br />

Christdagesgebidre un Cfiristdageskaier. Iln<br />

mirren tiisker de aanddcfitegsten Qedanken<br />

op dinnwokiut doppestem, verscfihmtenstem<br />

Hidtensgrunne: „0 Hiemekskind, faivJet,<br />

alimdditeget, dut dinegij me taum Cfiristgescfienke:<br />

'Bkdut dinmooi, en dinzeg 'Moot<br />

wuat denken un scfireyioen kpnnen, wat in<br />

alie Hidrten gait, sau vJuat ganz Jeynes,<br />

'Wunderbares, wat siiji nilmmes kffnn, wat<br />

de ^rdnen bcket, Wat nit kofi fdtt un fiuter<br />

']\'eilinaclitticfi cjeschmuclite 'J(atfw[iscfie Vjarrliirclu: Si- CJconj in SdiUpruthen. 'Iliese pmchtyc,<br />

spatromaniscfk Haikniqrcfte mit ihmr quatitdtsvolknUusstattury aus dan 17. undlS. JatiTkunden<br />

wmde in dm ktzten Jahren wlbtUndig restauriert mid stdlt tin sakjaks 'Kiinstiutrt^besonde.rer<br />

Qiite im Kjeis 0[pe dar. foto: Jnedhilm !AtkaTnann<br />

wier tutt, wat didn Akkdagesstuaff widgbkoset<br />

iutem Hidrten, Wat de Suargenfakken<br />

gkaat streyket op der Mannesstem un akkdai<br />

kkainen engen Qedanken iutkoiset, watfudr<br />

en paar Stunnen wennegstens 'Lrenkust un<br />

'Erennaut vergidten kdtt! O, en dinzeg'Mook,<br />

en dinzeg Mook sau wuat kpnnen!" Iln ase<br />

dilt sonderbare Qebidt dildr ddt diusendstemmege<br />

Qkoria seynen 'Widgjungen kiarre<br />

taum Cfiristkinne in der Stdink^ippe, do<br />

woorte didm stikken bldiken Manne sau kiefite<br />

un warme umme't 'Hidrte; kiai kpnn nit<br />

anders, fmi moc/ite daun, watte akkseytjokiren<br />

nit mehr dofin kmrre, kiai mocktte metsingen:<br />

„0 setige 'Hadtt!" Un ase ddt sungen<br />

kiarre, do kidrre sekireywen kpnnt. Hundert<br />

sekwine un kmuge Qedanken bkitzeren op, un<br />

de 'Woorefungen sikivan sekwer. Slwwer et<br />

was jo Ckaistmisse. Jurt met atkem, wat van<br />

der Ere is!<br />

Uwer'tjokir vkicfite ftidt ddt, wat in seyner<br />

'Buast sekikopet, Juarm un Qestakt annuamen<br />

un seynen Widgfungen! Un wann<br />

nit, vliekite is dann ddt dine oder andere unger<br />

seynen 'Kingern, didm de Qedanken -<br />

grant un sekien sckioin - in de Jidr fkutt?<br />

'Vkickite didm Jungen met didn grauten<br />

sekiwuarten Augen, dai sau geren mettem<br />

Hidrwest didr de 'Bidrgegdit, wanne 'Boime<br />

un Qebiisk met bunten Jarwen mookti"<br />

'Vkiefite ddt zarte 'Dingekken met didm Sikwerstemmeken<br />

un didm sinnegen 'Wesen,<br />

wat sau sonderbare Jrogen stekken kf^nn?<br />

Oder ddt ganz kkeine !Hidrtebkaimeken, wat<br />

alk met me jokir de gidken 'Bkdekes ungern<br />

Boiumen in seyn Sckiiidrtken sockite un met<br />

!Augen betrackitere as' en "Dickiter? 'Vkicfite!<br />

'Vfickite!<br />

'Wai wait?<br />

Saueridnder Tiatt<br />

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164<br />

SAUERLAND<br />

Jupp-Schottler-Jugendherberge<br />

in Bamenohl 50 Jahre alt<br />

von Dr. Ulrich Haubecke<br />

Elisabeth Borchers<br />

Leipzig 1976<br />

Du bist ein Feind,<br />

hore ich freundschaftlich,<br />

vergiB das nicht.<br />

Wir konnen uns Freunde<br />

wie dich,<br />

hore ich feindlich,<br />

nicht leisten.<br />

Demnach, sage ich<br />

meinen Freunden den Feinden,<br />

gebt ihr euch Muhe<br />

mit unsern Gefiihlen.<br />

Ich will mich erkenntiich zeigen<br />

und mich reduzieren<br />

auf den Gang der Geschichte.<br />

Dieses Gedicht ist erstmals<br />

vor 20 Jahren in der FAZ erscliienen.<br />

Ahrens Werbeagentur<br />

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In diesem Jahr wird die Jupp-Schottler-Jugendherberge<br />

in Finnentrop-Bamenohl<br />

50 Jahre alt. Das ist ein Grund,<br />

innezuhalten und sich ein wenig zu besinnen.<br />

Als Jupp und Agnes Schottler erste<br />

Plane machten, war alles undenkbar<br />

und unmoglich. Millionen standen vor<br />

dem rauchenden TrQmmerhaufen<br />

„Deutschland" und konnten sich nicht<br />

vorstellen, wie es weiterging. Stadte,<br />

Dorfer und Betriebe waren zerstort. Alle<br />

Autoritaten waren erschuttert, ob sie es<br />

wahrhaben wollten oder nicht. Die unabweisbare<br />

Schuld und Mitschuld an der<br />

Katastrophe kam der totalen Selbstentwertung<br />

gleich. Werte und Tugenden<br />

schienen fur immer fragwurdig. Wer sich<br />

von der lahmenden Gegenwart nicht<br />

ilberwaltigen lassen wollte, hatte nur eine<br />

Moglichkeit: Er muRte den Blick fest<br />

auf die Zukunft richten.<br />

Finer der ersten war Jupp Schottler. Fines<br />

Tages stand er in einem kleinen Seitental<br />

der Lenne<br />

auf seinem Bein /^<br />

und begann zu-<br />

sammen mit Frau<br />

Agnes Lehm zu<br />

stampfen und Ziegel<br />

zu formen ...<br />

Viele kennen die<br />

nun schon legendare<br />

Geschichte.<br />

Die beiden hatten<br />

einen merkwUrdigen<br />

„Spleen". Wahrend<br />

alle Welt damit<br />

beschaftigt<br />

war, das Aschenhaufchen<br />

der eigenen<br />

Existenz zu<br />

huten und bald<br />

schon wieder der<br />

Wettlauf um den<br />

personlichen (vor<br />

allem materiellen)<br />

Erfolg beginnen<br />

wUrde, wollten sie<br />

ein Haus bauen<br />

und darin die<br />

ganze Welt zu<br />

Gast laden. Denn<br />

nichts war notiger<br />

als ein Treffpunkt<br />

fur die Sucher<br />

und die Verirrten,<br />

eine Begegnungs-<br />

Driiggelter Kapelle<br />

statte fiir junge Leute aus aller Herren<br />

und Frauen Lander, ein Ort, wo die Aufgeregtheiten<br />

zur Ruhe und das Verstreute<br />

zur Sammlung kommen konnte. -<br />

Mancher kam am Bauplatz in der Killeschlade<br />

vorbei und schuttelte verwundert<br />

oder spottisch den Kopf. Nicht wenige<br />

batten keinen Heller auf die Vision der<br />

beiden Ziegelbacker gesetzt, aber einige<br />

lieBen sich auch infizieren und packten<br />

mit an.<br />

Am 19. Oktober 1946 war Richtfest.<br />

In einer Welt voll ..Zerfall, Verzagen,<br />

MiBgunst, Egoismus, Zersplitterung",<br />

schrieb Robert Schmelzer damals, ..in<br />

diesem Chaos steckt ein grunendes Tannenbaumchen<br />

mit bunten Bandern auf<br />

dem First eines Hauses, das der Jugend<br />

dienen soil ..."<br />

Seit einem halben Jahrhundert ist das<br />

kleine Haus nun schon Anlaufstelle fur<br />

unzahlige Wanderer in jeglichem Sinn,<br />

Wie viele Sommer sahst Du, Friihlinge, Winter,<br />

weilie Kapelle in den Feldern iiber dem See,<br />

Zwolfeck, des' Mitte - schieferturmig<br />

iiber vierfach sich kreuzenden Adern -<br />

der Haarwind zaust. Wie viele Herbste?<br />

Was denn sind Jahre, Jahrhunderte,<br />

was denn ist Zeit...? Du schweigst.<br />

Wer eintritt, atmet tiefer, atmet<br />

die Kiihle der Mauern, fdllt in die<br />

Tiefe von Brunnen. Wer bist Du?<br />

Tauchst mich ein in heimliches<br />

Kreisen gruner Strudel aus Stein.<br />

Botschaften flieBen in den Kapitellen:<br />

Linien schwingen und enden -<br />

Rh\;thmen der Geometrie. Schlangen<br />

verzehren sich. Monde vergehen. Seher<br />

schauen Gesichte. Widderhorn und<br />

geschweiftes Tier, was versprecht ihr?<br />

Ich stehe im innersten Kreis.<br />

Unter dem dunklen Gewolbe.<br />

Schnittpunkt der Diagonalen.<br />

Ursprung der Radien.<br />

Ruhende Mitte.<br />

Im Einen.<br />

Du schweigst.<br />

Maria Sperling<br />

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SAUERLAND<br />

165<br />

Adresse fur Menschen und Gruppen, die<br />

sich etwas zu sagen hatten, Heimstatt fur<br />

die Herbergseltern und ihre Heifer, ftir<br />

Eichhornchien, Vogel, Katzen und Mause.<br />

Und dabei war es immer weit mehr,<br />

als sich in der Belegungsstatistik, in der<br />

Bettenzafil oder im Umsatz ausdriicken<br />

lieB. Es war und ist ein Zeichen, ein Symbol,<br />

eine wortlose GewiBheit, daii es ein<br />

Leben vor dem Tode gibt, daii man nicht<br />

mehr Gluck verbrauchen darf, als man<br />

selbst erzeugt, und daB die Wurde des<br />

Menschen und alles Lebendigen hoher<br />

zu veranschlagen ist als Geld oder Macht<br />

oder ideologische Formeln und Systeme.<br />

Wen wundert es, daB dieses kleine<br />

Haus weit uber seinen Standort hin<br />

ausstrahlte. Es war Impulsgeber fiir kulturelle<br />

Entwicklungen, Zufluchtsort fur<br />

Gefahrdetes und „Biwak" fur „Expeditionen"<br />

ins Unbekannte. Es existierte ohne<br />

Programm und Manifest, mit einer nur<br />

kleinen Ausbeute an Schlagzeilen und<br />

Ehrungen, unaufdringlich und verlaRlich.<br />

Ein Haus mit Eigenschaften. - Wer dabei<br />

war, wer es auch nur kurz beruhrte, weiB,<br />

wovon ich spreche. Und jeder hat seinen<br />

kleinen oder groBeren Teil der Geschichte<br />

mitgeschrieben, denn von Anfang an<br />

funktionierte alles nur durch das Mit- und<br />

Zusammenwirken der Bewohner, der<br />

standigen und der ambulanten.<br />

Seit vielen Jahren ist der Forderkreis<br />

der Jupp-Schottler-Jugendherberge,<br />

Finnentrop-Bamenohl e.V., mit dem<br />

„Hueseken" verbunden, das - wie Jupp<br />

einmal sagte - „innen groBer ist als<br />

auBen". Heute wie damals vor 50 Jahren<br />

leben wir in einer irritierenden Zeit.<br />

Chancen und Gefahren, Hoffnungen<br />

und Angste stehen einander schroff gegeniiber.<br />

Mancher mag zweifeln, ob die<br />

in Bamenohl geforderten Tugenden<br />

noch Geltung haben; Toleranz gegenuber<br />

dem Andersdenkenden, Gastfreundschaft<br />

fur den Fremden, globales<br />

Denken und lokales Handeln, „weiche"<br />

Technik und behutsamer Umgang mit<br />

den Geschenken der Natur. - Aber man<br />

muB sie nur aufzahlen, urn den Wert dieser<br />

„Wahrung" zu spuren. Und wenn<br />

sich der Horizont groBer Teile der jungen<br />

Generation durch fehlende Ausbildungsplatze<br />

und Arbeitslosigkeit verdustert,<br />

wenn sich langst schon wieder viele als<br />

uberflussig und unerwiinscht vorkommen,<br />

dann ist Herbergsweg 1 in Bamenohl<br />

wieder eine wichtige Adresse.<br />

Eisklettern im Saucrland<br />

Christian Gobel (23) aus Brilon,<br />

soeben zurilckgekehrt uon der Besteigung des<br />

Pik Korscher^ewskaja (7105 m) im fernostlichen Pamir,<br />

testet seine Kletterausrustung an der vereisten „Plasterlegge".<br />

Der sonst eher unscheinbare Wasserfall bei Ramsbeck bildet in<br />

strengen Wintern eindrucksvoUe Eiskaskaden.<br />

Foto und Text; Christian Gobel sen.<br />

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SAUERLAND<br />

166<br />

%atfioiische ^farrk^rche St ^anlqatius<br />

in 9{oinl


Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

167<br />

MotivwafiC dent btkannten Tympanon<br />

cfer Soester !}{ofmelqrcfie dfimft.<br />


168 Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />

SAUERLAND<br />

BUCHER • SCHRIFTTUM<br />

STABT l« f ILSBERG<br />

Neuerscheinung!<br />

Der erste Teil eines umfassenden Ceschichtswerkes<br />

in 4 Biinden fur die Burger Olsbergs<br />

und Umgebung.<br />

Die im Jahre 1975 zur Stadt Olsberg<br />

zusammengeschlossenen 12 Dorfgemeinden<br />

gehorten schon in alter Zeit<br />

zum Lochtropgau, dessen Graf im Auftrag<br />

des Fursten (Konigs) zugleich Gerichtsherr<br />

uber die freien Bauern war.<br />

Diese Funktion'fiel Mitte des 11. Jahrhunderts<br />

als Erbe den Grafen von Arnsberg<br />

zu. Als 1102 der Kolner Erzbischof<br />

eine Teilung dieser Freigerichtsbarkeit<br />

erzwang, blieb die fur den Raum Olsberg<br />

zustandige Freigrafschaft Bigge arnsbergisch.<br />

Das wird 1275 urkundlich bestatigt.<br />

Allerdings hatte zu diesem Zeitpunkt<br />

schon die Tochter des Grafen Gottfrieds<br />

III., KomteR Mechthild, den Gra-<br />

...LIEBER<br />

UHl ALTER<br />

SCHNEIDER"<br />

H.&F. SCHNEIDER KDRNBRENNEREI<br />

NDTTLAR-HOCHSAUERLAND<br />

fen Heinrich 1. von Waldeck geheiratet.<br />

Ihr wurde als Mitgift u.a. die Freigrafschaft<br />

Bigge versprochen. Sie war jedoch<br />

1267 friih Witwe und geriet politisch<br />

mit dem Erzbischof von Mainz in<br />

Konflikt, der schlieRlich den Bann iiber<br />

sie verhangte. Das verhinderte die Ubergabe<br />

der Mitgift, so daB erst nach ihrem<br />

Tode der Sohn Otto von Waldeck urn<br />

1300 die Freigrafschaft Bigge iibernehmen<br />

konnte. Er erweiterte 1315 diesen<br />

Besitz urn die ostliche Halfte der Freigrafschaft<br />

Rudenberg (Elpe-/Valmetal)<br />

und gliederte auch seinen Besitzanteil<br />

(die Halfte) an der Burg Nordenau ein.<br />

So kam ein kleines waldeckischesTerritorium<br />

zustande, das die bisherigen arnsbergischen<br />

Rechte ubernahm. Als Graf<br />

Gottfried IV. 1368 - des Kampfes gegen<br />

den Kolner Erzbischof miide - seine<br />

Grafschaft an das Erzstift verkaufte, blieb<br />

dieser Teil waldeckisch, soweit nicht herzogliche<br />

und kirchlichklosterliche Hoheitsrechte<br />

entgegenstanden. Indessen<br />

waren die Waldecker Grafen durch die<br />

standigen Auseinandersetzungen mit<br />

Kurkoln so stark verschuldet, dal? sie<br />

1370 die Frei- und Femgerichte in Nordenau,<br />

Bigge und Rudenberg sowie seit<br />

1361 auch die Freigrafschaft Olsberg<br />

mit dem Bereich um Brilon (Altenburen/Keffelke)<br />

an die von Gogreben zu<br />

Goddelsheim verpfanden muRte.<br />

Durch diese Vorkommnisse unterscheidet<br />

sich die Heimatgeschichte des<br />

Raumes Olsberg sehr wesentlich von der<br />

des westlichen kolnischen Sauerlandes.<br />

Konnten diese Bewohner zufrieden sagen:<br />

„Unter dem Krumstab laBt es sich<br />

ganz gut leben", so resignierten die Freien<br />

im Assinghauser Grund miBliebig:<br />

„Umme us maket se in Koln kann Fanster<br />

op!" Das hieR; Man gait in Koln<br />

nichts.<br />

Im Wappen des<br />

ehemaligen Kreises<br />

Brilon steht in der<br />

oberen Halfte ne-<br />

';^s^ ben dem kurkolnischen<br />

Kreuz der<br />

Waldecker Stern,<br />

wodurch die geteilte<br />

Landeshoheit<br />

symbolisiert wird. Es ist aber diese Abweichung<br />

von der kurk5lnischen Geschichte<br />

des Sauerlandes bislang noch<br />

nicht dargestellt worden.<br />

IHRE DORtER IN DER GESCHICHTE<br />

v^<br />

+M1I<br />

H |BISUM| fWW% 1<br />

Dies hat Fritz Droste nunmehr ijbernommen.<br />

Das Gesamtwerk bis zum Jahre<br />

1802 umfaBt 4 Bande. Der nun vorgelegte<br />

1. Band beginnt mit dem Fund<br />

der Urne zu Gevelinghausen, die aus der<br />

Bronzezeit stammt. Es wird uber das keltisch-germanische<br />

Kulturdenkmal an<br />

den Bruchhauser Steinen auf dem Istenberg<br />

und die Beteiligung der Sugambrer<br />

und Marser in unserer Heimat an den<br />

Kampfen gegen die Romer berichtet.<br />

Das Geschehen im Mittelalter bezieht<br />

sich auf die Missionierung durch das Erzstift<br />

Koln und die Eingliederung in diese<br />

Diozese zur Zeit Karls des Grol^en. Es<br />

folgen die Aktivitaten der Kolner Erzbischofe<br />

in Gemeinschaft oder in Zwietracht<br />

zu den altesten Grafengeschlechtern<br />

in Meschede, Werl, Arnsberg und<br />

Waldeck, die zum Wohl und Wehe der<br />

Bewohner in Olsberg und Umgebung<br />

ausgetragen wurden.<br />

Das Buch ist zum Subskriptionspreis<br />

von 32,- DM (spater 43,- DM) beim Berufsbildungswerk,<br />

Josefsheim Bigge,<br />

Grafischer Bereich, Pappelallee 3,<br />

59939 Olsberg, zu erwerben. Red.<br />

„KINNERDAGE<br />

(BA4ViV(<br />

AN RANGE UN<br />

WASTER-BIE-<br />

KE" lautet der<br />

Titel eines Buches,<br />

das von<br />

Evamarie Baus-<br />

Hoffmann in<br />

Warsteiner<br />

Mundart (und<br />

hochdeutscher<br />

Ubersetzung)<br />

verfaRt wurde. In humorigen Schilderungen<br />

erinnert die Autorin an das Alltagsleben<br />

im Warstein der 30er und 40er<br />

Jahre. Das Buch, 144 Seiten stark, reich<br />

bebildert, ist zum Preis von 24,80 DM<br />

vom Eigenverlag (Goethestr. 35, 58730<br />

Frondenberg, Tel. 02373/7 2503) zu<br />

beziehen.<br />

© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

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SAUERLAND<br />

169<br />

y{ediiHg Jungbbit-'B&rgtntaht<br />

Was uns das Christkjnd brachte<br />

f a, die Qeschtnk^ zu WeiUnacHten -<br />

\jruherl Ich trinmrt mich an dm Bunte<br />

Stoffpuppe, die meine Mutter aiis alien<br />

Jlicken selbstgebasttlt fiatte, so wie es<br />

die meisten Matter zvofil damals machten,<br />

denn die Qroscfien luaren rar. 'Diese Stoffpuppe<br />

mit den schioarzat 'Woiffiaaren und<br />

runden, gfanzcnden IQiopjaugen ist mir<br />

iiSer viek jahre die [ie6ste und dauerhafteste<br />

gewesen. Sie UBerstand rrmncfies ASenteuer,<br />

9idsse und "Kiifte, sefSst Stofie und<br />

'Kniiffe imgesch'Wistertichzn'H-andgemmge.<br />

Und was gab es sonst noch? SelSstgezimmerte<br />

Schaulietpferde, Tuppenwdgetcfien,<br />

diejedes Jahr vom 'Vater uAeder nzu<br />

angestricHen luurden, handgestricl


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SAUERLAND<br />

170<br />

Das Sauerlan<br />

Eine Bildreise<br />

durch<br />

das Sauerland<br />

und<br />

Wittgensteiner<br />

Land<br />

Die Schonheit der Sauerlander Nalur ist allgegenwartig<br />

und beherrscht alles. Machen Sie eine Foto-<br />

Reise durch dieses liebenswerte Fleckchen Erde.<br />

24,5 X 22,5 cm, 108 Seiten. 245 farbige Abbildungen, in<br />

3 Sprachen: deutscii, holiandisch, englisch, fester Einband<br />

Sauerland -<br />

Facetten einer<br />

Kulturregion<br />

Die Geschichte<br />

von der Entdeckung<br />

der<br />

Region, vom<br />

Bauen und<br />

Wohnen, von der<br />

Landschaft und<br />

ilirer Veranderung<br />

und von der<br />

religiosen Mentalitat<br />

ihrer<br />

Menschen.<br />

Reichhaltig illustriert.<br />

Format: 21 x 28 cm, 192 Seiten<br />

Kindheit<br />

im Sauerland<br />

und<br />

Wittgensteiner<br />

Land in<br />

friiherer<br />

Zeit Bd. II<br />

Der Titel sagt alles uber dieses interessante<br />

Buch aus den vergangenen Jahrzelinten.<br />

Format: 20,5 x 24,5 cm, 144 Seiten<br />

Sauerlander<br />

Weihnachtsbuch<br />

Ein Lesebuch mit<br />

weihnachtlichen -<br />

Geschichten.<br />

Format:<br />

15x21 cm,<br />

180 Seiten<br />

Erhaltlich iJber den Buchhandel<br />

Oder direkt vom Verlag.<br />

Grobbel Druck und Verlag<br />

57392 Schmallenberg • Wehrscheid 22<br />

Tel.: 0 29 74/96 23 - 0 • Fax: 0 29 74/12 !<br />

Kochen und Backen nach<br />

Sauerlander Art<br />

Meschede-Remblinghausen. Es ist in<br />

zwei stabilen Ringbijchern zusammengefaRt<br />

und laBt die Herzen kochender Hobby-<br />

und Berufskoche ebenso hoher<br />

schiagen wie die, vieler tuchtiger Hausfrauen<br />

und -manner: das jetzt in zweiter<br />

Auflage vorliegende Remblinghauser<br />

Koch- und Backbuch. Fur 25,- DM<br />

(Kochbuch) und 19,50 DM (Backbuch)<br />

werden die beiden Bucher angeboten.<br />

Neun Frauen der Kath. Frauengemeinschaft<br />

des schonen Sauerlanddorfes<br />

Remblinghausen, in der Nahe der<br />

Kreisstadt Meschede und des Hennesees,<br />

batten vor 10 Jahren die Idee, die<br />

besten Rezepte aus dem Dorf zu sammeln.<br />

700 handgeschriebene, mit<br />

groBer Fachkenntnis und viel Liebe zum<br />

Detail erklarte Koch- und Backrezepte<br />

kamen zusammen.<br />

Die erste Auflage von 2000 Stuck war<br />

schnell vergriffen. Begeisterte Dankesbriefe<br />

aus ganz Deutschland bestatigten:<br />

die Rezepte kommen an und werden<br />

fleiKig genutzt. Eine Hausfrau aus Bielefeld<br />

schrieb: „Mein Mann und ich sind<br />

begeistert. Unser Speisezettel ist viel abwechslungsreicher<br />

geworden. Alles<br />

schmeckt einfach lecker".<br />

Das Remblinghauser Koch- und Backbuch<br />

zaubert aber nicht nur in Deutschland<br />

schmackhaft gedeckte Tische, sondern<br />

hilft auch hungernden und kranken<br />

Menschen in Brasilien. Der Erlos des<br />

Verkaufs kommt namlich einer Sozialstation<br />

der Germeter Schwestern in Fortaleza<br />

zugute. Fur das Team von Schwester<br />

Elisabeth Stijmpfler ist jede harte Mark<br />

aus Deutschland „Gold" wert.<br />

Handirk 1996<br />

Die Bucher liegen in<br />

den Remblinghauser<br />

Geschaften, der Sparkasse<br />

und der Volksbank<br />

zum Verkauf aus.<br />

Da lohnt sicher ein Besuch<br />

des schmucken<br />

Ortes schon deswegen.<br />

Sie konnen aber auch<br />

bestellt werden bei Josi<br />

Koring, Zum Holze 17,<br />

59872 Meschede-<br />

Remblinghausen.<br />

Grafschaft, Latrop, Schanze<br />

und Bild<br />

in Wort<br />

Die 14. Ausgabe der jahrlich fijr die<br />

Orte Grafschaft, Latrop und Schanze<br />

(und dariiber hinaus) herausgegebenen<br />

Heimatnachrichten „HANDlRK"kommt<br />

wieder ab ca. Mitte Dezember in Umlauf.<br />

Die diesjahrige Ausgabe enthalt auf<br />

rd. 80 Seiten 18 Einzelberichte; ca. 50<br />

Bilder und Abbildungen lockern auch<br />

diesmal den HANDIRK in interessanter<br />

Weise auf.<br />

Der Bericht „Aktuelles - kurz berichtet"<br />

enthalt zudem viele Begebenheiten<br />

sowohl aus den Orten Grafschaft, Latrop<br />

und Schanze als auch aus anderen Orten<br />

der Stadt Schmallenberg und dariiber<br />

hinaus.<br />

Auch der diesjahrige HANDIRK wird<br />

dem zunehmenden HeimatbewuRtsein<br />

gerecht und eignet sich auch sehr gut als<br />

kleines Geschenk fur Verwandte, Freunde<br />

und Bekannte. Hierfiir bietet sich, wie<br />

auch fiir den eigenen Bedarf, die speziell<br />

fur den HANDIRK erstellte Sammelmappe<br />

(fur je 5 Ausgaben) an, die, wie<br />

auch noch alle bisherigen 13 Ausgaben,<br />

uber die nachstehend aufgefuhrte Adresse<br />

bezogen werden konnen.<br />

Herausgegeben von der St. Sebastian<br />

Schiltzenbruderschaft Grafschaft 1825<br />

e.V.; zu beziehen ijber: Hans Robert<br />

Schrewe, Grafschaft, HauptstraBe 20,<br />

57392 Schmallenberg.<br />

(Verkaufspreis 5,-<br />

pe: 3,- DM)<br />

DM; Sammelmap-<br />

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SAUERLAND<br />

171<br />

T^reikgnigssingen in %drbecke<br />

*<br />

Se Iqimen doan in Stoft undStoot,<br />

in Turpur, Soide, Sammet, "Sro/qjot<br />

Se Srdcfiten 'Wuifiraul


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172<br />

SAUERLAND<br />

PERSONALIEN<br />

Knut<br />

Friedrich<br />

Platz<br />

t^^<br />

60 Jahre<br />

Seit 1980, also seit uber anderthalb<br />

Jahrzehnten, ist er Vorsitzender des Redaktionsstabes<br />

unserer Zeitschrift. Ungezahlte<br />

Beitrage stammen aus seiner Feder,<br />

meist mit dem Kurzel „Red." oder<br />

„Pr' gezeichnet. Sein 60. Geburtstag am<br />

27. November gibt AnlaB, ihm nicht nur<br />

sehr herzlich fur seine langjahrige ehrenamtliche<br />

Arbeit zu danken, sondern<br />

gleichzeitig auch unseren Leserinnen<br />

und Lesern einen Einblick in das personliche<br />

„Umfeld" unseres Heimatfreundes<br />

Platz zu geben.<br />

Er wurde am 27. Novemberl935 in<br />

Berlin geboren. Die Familie stammt vaterlicherseits<br />

aus Aachen, mutterlicherseits<br />

aus dem Siidoldenburger Munsterland.<br />

Dem Studium der Rechtswissenschaften<br />

in Munster und Kiel von 1955 bis<br />

1959 folgten zwei Jahre als wissenschaftliche<br />

Hilfskraft am Institut fur Offentliches<br />

Recht und Politik der Universitat<br />

Munster sowie die Referendarzeit<br />

mit den beiden juristischen Staatsprufungen.<br />

Nach zweijahriger Tatigkeit in einer<br />

Anwalts- und Notariatspraxis im Munsterland<br />

wurde er Assessor bei der Stadtverwaltung<br />

in Weme.<br />

Ostern 1969 trat er als Kreisrechtsrat<br />

in den Dienst des Kreises Olpe. Er wurde<br />

Dezernent fur Jugend und Soziales<br />

und befaBte sich in der Neugliederungsphase<br />

der siebziger Jahre mit der Angliederung<br />

des ehemaligen Amtes Serkenrode/Kreis<br />

Meschede an den Kreis Olpe.<br />

1978 wurde er zum Kreisdirektor und<br />

damit zum allgemeinen Vertreter des<br />

Oberkreisdirektors gewahlt. In dieser<br />

Funktion ubernahm er zusatzliche Aufgaben<br />

im Kultur- und Fremdenverkehrsbereich.<br />

Seit 1963 ist Knut Friedrich Platz verheiratet.<br />

Seine Frau Christa Maria war<br />

Bibliothekarin; der Ehe entstammen vier<br />

Kinder.<br />

Dem Vorstand des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

gehort er seit Fruhjahr 1976<br />

an, dem Redaktionsstab seit 1978. Im<br />

Jahre 1980 wurde ihm durch BeschluR<br />

der Mitgliederversammlung die Leitung<br />

des Redaktionsstabes ubertragen.<br />

Es ist nicht einfach, seine Leistung in<br />

dieser ehrenamtlichen Funktion angemessen<br />

zu wurdigen. Unsere Leser und<br />

Leserinnen konnen selbst am besten beurteilen,<br />

wie sich unsere Zeitschrift nach<br />

Inhalt und Ausstattung in den letzten anderthalb<br />

Jahrzehnten entwickelt hat.<br />

Man wird sagen diirfen - und damit gebe<br />

ich die Meinung des gesamten Vorstandes<br />

wieder -, daB Knut Friedrich<br />

Platz wesentlichen Anteil an der Entwicklung<br />

nicht nur unserer Zeitschrift,<br />

sondern der Arbeit des <strong>Heimatbund</strong>es<br />

insgesamt hat.<br />

In enger Zusammenarbeit mit unseren<br />

Heimatfreunden Friedhelm Ackermann<br />

und Hans Wevering konnte er fundierte<br />

Anregungen fur die weitere AusgestaF<br />

tung unserer Zeitschrift geben; immer<br />

wieder hat er darauf hingewirkt, sich<br />

nicht nur mit regionalgeschichtlichen<br />

Fragen zu befassen, sondern auch mit<br />

den gegenwartigen Strukturproblemen<br />

des Sauerlandes. Das kommt auch in<br />

dem Gesprach zum Ausdruck, das er mit<br />

Frau Dr. Erika Richter gefuhrt hat und<br />

das in dieser Ausgabe an anderer Stelle<br />

wiedergegeben wird.<br />

Uns bleibt, unserem Freund Knut<br />

Friedrich Platz, der in den letzten zwei<br />

Jahren aus gesundheitlichen Grunden<br />

auf die gewohnte Mitarbeit weitgehend<br />

verzichten muRte, noch einmal fur die in<br />

vielen Freizeitstunden geleistete Arbeit<br />

zu danken und ihm baldige vollige Genesung<br />

zu wtJnschen.<br />

Auf weitere gute Zusammenarbeit, lieber<br />

Freund Platz! Dr. MuUmann<br />

*<br />

Rudolf Briischke<br />

vcrabschiedct<br />

Ende September ist Kreisoberverwaltungsrat<br />

Rudolf Bruschke, Arnsberg-<br />

Bruchhausen, aus gesundheitlichen<br />

Grunden aus dem aktiven Dienst beim<br />

Hochsauerlandkreis ausgeschieden,<br />

nachdem er am 13. Marz seinen 60. Geburtstag<br />

begehen konnte.<br />

Rudolf Bruschke war seit 1971 im<br />

Hauptamt der Kreisverwaltung tatig; im<br />

Jahre 1988 wurde er zum Leiter des Kulturamtes<br />

bestellt.<br />

Ihm ist<br />

der Aufbau des<br />

Kreisarchivs zu<br />

danken, das inzwischen<br />

auch<br />

von vielen Heimatfreunden<br />

genutzt wird.<br />

Er betreute die<br />

Partnerschaften<br />

des Kreises<br />

mit West Lothian<br />

in Schottland sowie mit Meggido in Israel.<br />

Besondere Verdienste erwarb er sich<br />

um die Herausgabe heimatbezogener<br />

Publikationen. An erster Stelle ist hier<br />

das ..Jahrbuch Hochsauerlandkreis" zu<br />

nennen, das 1985 zum ersten Mai erschienen<br />

ist und alljahrlich in 5.000 Exemplaren<br />

an interessierte Heimatfreunde<br />

geht.<br />

In der Schriftenreihe des Hochsauerlandkreises<br />

sind unter seiner Federfuhrung<br />

das Landratebuch (Band I), als<br />

Band II „Juden im Herzogtum Westfalen"<br />

und Band III ..Jiidisches Leben im<br />

Hochsauerland" erschienen.<br />

Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> hat Rudolf<br />

Bruschke fur lange Jahre ehrenamtlicher<br />

Mitarbeit und fur viele wertvolle<br />

Anregungen zu danken. Er hat das - inzwischen<br />

vergriffene - Buch „Kommunale<br />

Wappen des Herzogtums Westfalen"<br />

sowie die letzten Publikationen im<br />

Rahmen unserer Landeskundlichen<br />

Schriftenreihe betreut. Wir freuen uns,<br />

daB wir Rudolf Bruschke auch in Zukunft<br />

zu unseren Mitarbeitern zahlen durfen.<br />

Dr. Adalbert MuUmann<br />

*<br />

Frau Regierungsprasidentin Dr.-Ing.<br />

Raghilt Berve, Arnsberg, wurde kurzlich<br />

mit dem Bundesverdienstkreuz 1.<br />

Klasse ausgezeichnet. Frau Dr. Berve ist<br />

von Beruf Architektin und hat viele Jahre<br />

in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

als Referentin gearbeitet.<br />

Im Jahre 1990 wurde sie die erste<br />

Regierungsprasidentin der Bundesrepublik.<br />

Gleich nach ihrem Amtsantritt wurde<br />

sie Mitglied des Sauerlander Heimat-<br />

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SAUERLAND<br />

173<br />

bundes. Wir erinnern uns gem ihres vielbeachteten<br />

Referats zum Thema „Die<br />

Zukunft des Sauerlandes aus der Sicht<br />

der Bezirksregierung Arnsberg", das sie<br />

bei unserer Mitgliederversammlung im<br />

Jahre 1991 in Meschede gehalten hat.<br />

*<br />

Am 8. Oktober vollendete Pralat Wilhelm<br />

Eilinghoff vom Josefsheim in<br />

Bigge - Stadt Olsberg - das 80. Lebensjahr.<br />

In den langen Jahren seines Wirkens<br />

in Bigge hat er wesentlich dazu<br />

beigetragen, die Einrichtungen fur die<br />

Betreuung der Korperbehinderten weiter<br />

auszubauen. Bei der Geburtstagsfeier<br />

konnte BUrgermeister Werner Menke<br />

darauf hinweisen, daE zwischen den Burgern<br />

der Stadt Olsberg und den Behinderten<br />

ein sehr enger Kontakt gepflegt<br />

werde, wie er innerhalb der Josefs-Gesellschaft<br />

wohl einmalig sei; Pralat Eilinghoff<br />

habe es vor allem verstanden,<br />

den Behinderten das Gefuhl heimatlicher<br />

Geborgenheit zu vermitteln.<br />

Mit Ablauf des Monats September ist<br />

Stadtdirektor Hans-Otto Hille, Marsberg,<br />

nach Ende seiner Wahlperiode aus<br />

dem Amt geschieden. Geboren in Grevenbruck,<br />

fuhlte er sich der Arbeit des<br />

Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es besonders<br />

verbunden. So hat er auch die Durchfuhrung<br />

unserer Mitgliederversammlung<br />

in Marsberg verstandnisvoll gefordert.<br />

Zum neuen hauptamtlichen BUrgermeister<br />

wurde der bisherige ehrenamtliche<br />

BUrgermeister, Hauptschullehrer Reinhard<br />

Schandelle aus Marsberg, gewahlt.<br />

Am 13. September 1996 verstarb im<br />

Alter von 88 Jahren Oberstudiendirektor<br />

i.R. Georg Rotter, langjahriger Stadtheimatpfleger<br />

in Brilon. Geboren in K6-<br />

nigshutte/Oberschlesien, kam er 1949<br />

als Studienrat nach Brilon, nachdem er<br />

lange Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft<br />

zubringen muBte. Seit 1971<br />

war er Leiter des Briloner Gymnasiums.<br />

Georg Rotter hat die Stadtepartnerschaft<br />

zwischen Brilon und der nordfranzosischen<br />

Stadt Hesdin begrundet. Von<br />

1968 bis 1979 leitete er nebenamtlich<br />

die Stadt- sowie die Kreis-Volkshoch-<br />

schule. Als Stadtheimatpfleger hat er<br />

sich ideenreich fur die Pflege iiberkommenen<br />

Brauchtums und die Erhaltung<br />

wertvoller Bausubstanz eingesetzt. Sein<br />

besonderes Augenmerk gait der Betreuung<br />

der Spatheimkehrer sowie der Integration<br />

der Vertriebenen und Fluchtlinge.<br />

*<br />

Mit dem Bundesverdienstkreuz wurde<br />

Stadtverwaltungsdirektor a.D. Reinhold<br />

Weber aus Schmallenberg ausgezeichnet.<br />

Seit 1940 war er bei der Amtsverwaltung<br />

und spateren Stadtverwaltung<br />

Schmallenberg tatig, seit 1967 als<br />

allgemeiner Vertreter des Hauptgemeindebeamten.<br />

Sein besonderes Interesse<br />

gait der Kulturforderung. So gehorte er<br />

1947 zu den Grundungsmitgliedern der<br />

Schmallenberger Kulturellen Vereinigung.<br />

Seit 1988 ist er Beisitzer in dem<br />

damals neu gegrundeten Forderverein<br />

„Wilzenberg-Turm" der heute als Heimat-<br />

und Geschichtsverein Schmallenberger<br />

Sauerland weitergefiihrt wird. Im<br />

„Schmallenberger Sauerland-Almanach"<br />

veroffentlicht er regelmaBig<br />

Beitrage zum Denkmalschutz. Ihm ist<br />

auch die Aufnahme der Stadt Schmallenberg<br />

in den Arbeitskreis der Historischen<br />

Stadtkerne wesentlich zu danken.<br />

*<br />

Dr. Wolfhard Freiherr von Boeselager,<br />

SchloE Hollinghofen/Arnsberg,<br />

wurde am 17. Oktober 60 Jahre<br />

alt. Er hat sich neben dem Ausbau des<br />

Freizeitbetriebes „Naturerlebnis Wildwald"<br />

in den letzten Jahren verstarkt<br />

seinen ehrenamtlichen Funktionen als<br />

stellvertretender Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Naturschutz und<br />

Umwelt (LNU) und als Mitglied des obersten<br />

Landschaftsbeirats in Dusseldorf gewidmet.<br />

Seine 1994 verstorbene Gattin<br />

Csilla ist als „Engel von Budapest" durch<br />

ihren Einsatz ftir die Vertriebenen und<br />

Fliichtlinge im Jahre 1989 bekanntgeworden.<br />

*<br />

Am 28. Oktober 1996 vollendete der<br />

Fabrikant Dieter Ruddies, Bad Fredeburg,<br />

das 75. Lebensjahr. In OstpreuKen<br />

geboren, begann er nach RUckkehr aus<br />

der Gefangenschaft am 1. Oktober<br />

1946 in einer kleinen Schreinerei in<br />

Berghausen mit der Herstellung von<br />

Holzwaren. Spater konzentrierte er sich<br />

auf die Produktion von Badezimmermobeln.<br />

Der Betrieb gehort inzwischen zu<br />

den fuhrenden Unternehmen der Branche<br />

und beschaftigte 1995 600 Mitarbeiter<br />

bei einem Umsatz von 125 Mio.<br />

DM. Als langjahriger BUrgermeister von<br />

Fredeburg und Mitglied des Kreistages<br />

hat er sich bleibende Verdienste um eine<br />

bUrgernahe Kommunalpolitik erworben.<br />

Hervorzuheben ist, daK er zusammen<br />

mit seiner Frau Ursula eine Stiftung mit<br />

einer Grundausstattung von<br />

500.000,00 DM errichtet hat, mit der<br />

ortliche, caritative und soziale Aufgaben<br />

gefordert werden sollen.<br />

Willi<br />

Weiskirdi t<br />

Der aus dem<br />

Kreis Olpe<br />

stammende einstige<br />

Wehrbeauftragte<br />

des<br />

Deutschen Bundestages<br />

litt<br />

schwer bis an<br />

seine letzten Lebenstage.<br />

Am 1.<br />

Jan. 1923 in Welschen Ennest geboren,<br />

kam der 19iahrige Abiturient 1942 an<br />

die Ostfront, wo er durch eine explodierende<br />

Panzergranate verwundet wurde.<br />

Trotz vieler Operationen qualten ihn die<br />

Verletzungen standig.<br />

Der Kriegsteilnehmer, der vom Militar<br />

nie wieder etwas wissen wollte, war<br />

durch ein katholisches Elternhaus gepragt.<br />

Ganz bewuBt wollte er am Aufbau<br />

des zerstorten Deutschlands mitwirken;<br />

schon 1946, in ihrem GrUndungsjahr,<br />

trat er der CDU bei. Bis 1949 studierte<br />

er Zeitungswissenschaft, Geschichte und<br />

Philosophie an der Universitat Munster<br />

und wurde (1949-52) Leiter des Presseamtes<br />

des Bundes der Deutschen Katholischen<br />

Jugend in Altenberg. Seine journalistische<br />

Laufbahn setzte er fort als<br />

Chefredakteur des BdKJ-Zentralorgans<br />

„Die Wart" (1952-55), als Chefredakteur<br />

des „Sonntagblattes" (1955-59).<br />

SchlieBlich ubernahm er die Chefredaktion<br />

von „Mann in der Zeit" und der von<br />

ihm begrUndeten katholischen Halbmonatszeitschrift<br />

„Weltbild" (1960-70).<br />

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SAUERLAND<br />

174<br />

Den viel gelesenen Journalisten und<br />

Redakteur holte 1970 Kurt Kiesinger als<br />

Sprecher der CDU Deutschlands nach<br />

Bonn.<br />

In dieser Zeit gewann er viele Freunde<br />

in alien Parteien. Mit seinen Kollegen<br />

von Presse, Funk und Fernsehen pflegte<br />

er geselligen Gedankenaustausch, besonders<br />

gem bei einem in der Nahe seiner<br />

Heimat gebrauten Krombacher Pils.<br />

Auch der damalige Sprecher der SPD,<br />

Lothar Schwartz, wurde sein Freund.<br />

1976 ging Willi Weiskirch in die groBe<br />

Politik. Er wurde im Wahlkreis Olpe-Meschede,<br />

spater Olpe-Siegen 11, insgesamt<br />

dreimal mit grower Mehrheit direkt gewahlt.<br />

Um seinen Wahlern nahe zu sein,<br />

kehrte er ins Sauerland zuruck und nahm<br />

Wohnung in Kirchhundem-Wurdinghausen.<br />

Der Mann, der Anfang der funfziger<br />

Jahre ein Buchlein mit dem Titel „Nie<br />

wieder KommiB" geschrieben hatte,<br />

wurde Mitglied des Verteidigungsausschusses<br />

und einer der wichtigen verteidigungspolitischen<br />

Sprecher seiner Fraktion.<br />

In der Zeit, die von heftigen wehrpolitischen<br />

Auseinandersetzungen uber die<br />

Nato und die Bundeswehr gepragt wurde,<br />

hielt er unbeirrt an seiner Vorstellung<br />

vom „Burger in Uniform" test. Er wollte<br />

die Bundeswehr als geachteten Bestandteil<br />

der Gesellschaft.<br />

Mit einer breiten Mehrheit aus alien<br />

Parteien wahlte ihn am 14.3.1985 der<br />

Deutsche Bundestag zu seinem Wehrbeauftragten,<br />

ein Amt, das er bis 1990<br />

„mit groRem Geschick und viel Einfuhlungsvermogen<br />

fur die Interessen der<br />

Bundeswehr fuhrte, wobei er ... auch<br />

keine Konflikte mit teilender Bundeswehrfuhrung<br />

scheute" (Eduard Ackermann).<br />

Auch in dieser Zeit blieb er seiner<br />

sauerlandischen Heimat eng verbunden,<br />

was u.a. die Ubernahme eines Vorstandsamtes<br />

im „Seminar fur Staatsburgerkunde<br />

e.V." - dem Trager der Politischen<br />

Akademie Biggesee - zeigt. Er war<br />

uberzeugt davon, daR die Heranbildung<br />

mundiger Burger fur Staat und Gesellschaft<br />

eine der wichtigsten Aufgaben in<br />

unserer Demokratie ist.<br />

Willi Weiskirch „geh6rte nicht zu den<br />

Lauten unter den Politikern, aber er war<br />

effektiv" (Eduard Ackermann). Dazu trug<br />

er sein schweres korperliches Schicksal<br />

mit groRer Geduld. Zuletzt zuruckgezogen<br />

mit seiner Frau in Kirchhundem<br />

lebend, aber mit vielen Freunden weiterhin<br />

verbunden, starb er am 11. September<br />

dieses Jahres in seiner Heimat.<br />

Knut Friedrich Platz<br />

Hans Frankenthal - 70<br />

Am 15. Juni 1996 feierte unser Heimatfreund<br />

Hans Frankenthal seinen 70.<br />

Geburtstag. Geboren in Schmallenberg<br />

als Sohn des Viehhandlers Max Frankenthal<br />

erlebte er den ganzen grausamen<br />

Wahnsinn des nationalsozialistischen<br />

Terrorregimes gegenuber den<br />

Juden, angefangen von den ersten Diskriminierungen<br />

bis hin zu den Aufenthalten<br />

in den Konzentrationslagern Auschwitz,<br />

Buchenwald und Theresienstadt.<br />

Als einer der wenigen uberlebenden<br />

des Holocaust setzte er spater seine<br />

ganze Kraft dazu ein, um durch seine<br />

Mitarbeit an verantwortlicher Stelle in judischen<br />

Organisationen, durch Vortrage<br />

und Mitwirkung an Veroffentlichungen<br />

gerade jungen Menschen die geschichtliche<br />

Wahrheit zu vermitteln und das unbegreifliche<br />

Geschehen der Verfolgung<br />

und Vernichtung von Deutschen, deren<br />

Verbrechen darin bestand, als Juden zur<br />

Welt gekommen zu sein, begreifbar zu<br />

machen. Briischke<br />

Seine Lebensgeschichte „Mein Leben als Deutscher<br />

judischen Glaubens" - ein bewegendes Dokument<br />

jungerer Zeitgeschichte - ist (u.a.) aufgezeichnet in der<br />

Publikation des Hochsauerlandkreises ..Judisches Leben<br />

im Hochsauerland" (Grobbel, 1994, S. 207 ff.).<br />

Heimatfreund<br />

Josef Brautigam f<br />

Im Alter von 82 Jahren verstarb am<br />

19. Oktober in Hellefeld Josef Brautigam.<br />

Alle Bewohner des „Alten Testaments"<br />

kannten ihn als einen Heimatfreund<br />

von echtem Schrot und Korn.<br />

Schon bei der 1100-Jahr-Feier des<br />

Kirchspiels Hellefeld im Jahre 1986<br />

wurde er als der „Altmeister der Hellefelder<br />

Geschichtsforschung" bezeichnet.<br />

Von ihm gingen wesentliche Impulse aus<br />

zur Erstellung eines Buches und der Jubilijumsfeier<br />

im Jahre 1986. Er kannte<br />

das Werk von Rudolf Kotschke uber die<br />

Rheinischen Urbare, worin Hellefeld<br />

zum ersten Male im Jahre 886 erwahnt<br />

wurde. Daher veranlaRte er schon 10<br />

Jahre vorher (1976) die Bildung eines<br />

vorbereitenden Arbeitskreises mit Burgern<br />

aus alien Dorfern.<br />

Als Kirchenbuchfuhrer und der lateinischen<br />

Sprache machtig ubersetzte er<br />

die Tauf-, Trau- und Sterbebucher der<br />

Pfarrei Hellefeld ins Deutsche und registrierte<br />

die Eintragungen von 1644 bis<br />

1856. Daher war er fur viele Familien<br />

am Ort und auRerhalb der kompetente<br />

Fachmann fur die Erstellung von Ahnenlisten.<br />

Unbiirokratisch und liebenswurdig<br />

half er so vielen Menschen ihre Identitat<br />

und die ihrer Familie zu finden. Aus Liebe<br />

zu seiner angestammten Heimat tat er<br />

das vollig uneigennutzig.<br />

Die Burger werden ihn sicher in guter<br />

und dankbarer Erinnerung behalten.<br />

Rudolf Salingre<br />

SAUCRIJ^ND, Zeitschrift des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />

(fruher Trutznachtigall. Heimwacht und Sauerlandruf)<br />

29. Jahrgang • <strong>Heft</strong> 4 • Dezember 1996<br />

ISSN 0177-8110<br />

Herausgcber und Vcrlag: Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

e.V., Postfach 1465. 59870 Meschede<br />

Vorsitzender: Dr. Adalbert Mullmann, Jupiterweg 7,<br />

59929 Brilon, Tel. (02961) 1340. Stellv. Vorsitzender:<br />

Karl-Josef Luster-Haggeney. Schwartmecke,<br />

57399 Kirchhundem-Oberhundem, Tel. (0 27 23)<br />

72538.<br />

Gcschaftsstelle: Hochsauerlandkreis, Kulturamt,<br />

Detlef Schluter, Postfach 1465, 59870 Meschede,<br />

Tel. (0291) 94-1462. Telefax: (0291) 94/1140.<br />

Konten: Sparkasse Arnsberg-Sundern<br />

(BLZ 46650005) 4000600.<br />

Jahresbeitrag zum Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />

einschlieRlich des Bezuges dieser Zeitschrift 15,- DM.<br />

Einzelpreis 5,- DM.<br />

Erscheinungsweise vierteljahrlich.<br />

Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors.), Sebastiansweg<br />

10. 57462 Olpe. Tel. (02761) 81258 (d),<br />

63301 (p). Hans Wevering (techn. Redaktion. SchloRstral5e<br />

54, 59821 Arnsberg. Tel. (02931) 3262.<br />

Fax: (02931) 12983.<br />

Friedhelm Ackermann, Arnsberg. Gunther Becker,<br />

Lennestadt, Fritz Droste. Olsberg-Elpe. Heinz Lettermann,<br />

Olsberg-Bigge. Heinz-Josef Padberg, Meschede.<br />

Dr. Erika Richter, Meschede.<br />

Anzeigenverwaltung: Strobel-Verlag A. Strobel KG,<br />

Zur Feldmuhle 9, 59821 Arnsberg, Tel. (02931)<br />

890021, Fax: (02931) 890038.<br />

Layout: Werner Ahrens. Grafik-Designer grad BDG,<br />

Balve.<br />

Gesamtherstellung: Strobel-Druck, Niedereimerfeld 5,<br />

59823 Arnsberg. Tel. (02931) 9621-0.<br />

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SAUERLAND<br />

Vertrauen hat gute<br />

Griinde!<br />

Es heiBt, daB wir eine besonders<br />

enge Beziehung zur Heimat haben<br />

und zu den Menschen, die hier woh-<br />

nen. Auf diese Einschatzung sind wir<br />

stolz.<br />

Das wirtschaftliche Wohlergehen der<br />

Menschen bei uns ist unser traditionelles<br />

Aniiegen - eine Verpflichtung,<br />

die wir seit jeher ernst nelimen. Deshalb<br />

pflegen wir den engen personliciien<br />

Kontakt mit unseren privaten<br />

und gewerbliclnen Kunden. Dieses<br />

vertrauensvolle IVIiteinander fordert<br />

das Verstandnis fur Ihre Wunsche<br />

und Probleme. Wir wissen, wo Sie der<br />

Sclnuh drijckt.<br />

Deshalb konnen Sie gut mit uns<br />

reden.<br />

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Ihre Geldberater<br />

Die Sparkassen des Sauerlandes<br />

Sparkasse Arnsberg-Sundern Vereinigte Sparkasse im Markischen Kreis Sparkasse Bestwig Sparkasse Hochsauer-<br />

land Brilon - Hallenberg - Medebach - Olsberg - Winterberg Sparkasse Finnentrop Sparkasse Attendorn - Lennestadt -<br />

Kirchhundem Sparkasse Meschede (Zweckverbandssparkasse der Stadt Meschede und der Gemeinde Eslohe)<br />

Stadtsparkasse Marsberg Sparkasse Olpe - Drolshagen - Wenden Stadtsparkasse Schmallenberg.<br />

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Wir fiihren Gutes im Schilde.<br />

Frisches Veltins.<br />

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