Heft 4 - Sauerländer Heimatbund e.V.
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Gefordert durch<br />
Der Ministerprasident<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
KREIS<br />
V^OLPE<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
ISSN 0177-8110<br />
Nr. 4/Dezember 1996<br />
SAUERLAND<br />
Zeitschrift des<br />
Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
L2767<br />
SAUERLAND<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND Nr. 4 / Dez. 1996<br />
Zeitschrift des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
SAUERLAND<br />
119<br />
M^s'SW *«# • i?;^*(- s «."s^*-<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Seite<br />
ilKS<br />
Das Jubildumsjahr des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es geht<br />
nun zu Ende. Im Laufe dieses Jahres bestand mehrfach<br />
Gelegenheit, die 75}dhrige Geschichte unseres <strong>Heimatbund</strong>es<br />
zu wUrdigen, insbesondere im Rahmen der Festveranstaltung<br />
am 31. August in Brilon.<br />
Der Vorstand des <strong>Heimatbund</strong>es ist der Auffassung, dali dieses<br />
Jubildum einen guten AnlaB bietet, etwas ndher auf die Geschichte<br />
des <strong>Heimatbund</strong>es einzugehen, ankniipfend an die<br />
„Chronik des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es e. V." unseres unvergessenen<br />
Heimatfreundes Theodor Tochtrop aus dem Jahre<br />
1975.<br />
Frau Dr Erika Richter, unseren Lesern und Leserinnen aus uielen<br />
Beitragen bekannt, hat es ubernommen, die vorhandenen<br />
Quellen in zum Teil miihevoUer Kleinarbeit zu sichten und auszuwerten.<br />
Wie wir meinen, ist ihr eine sehr Ubersichtliche Darsteilung<br />
der Arbeit des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es in den letzten<br />
Jahrzehnten gelungen; dafilr gilt ihr unser besonderer Dank.<br />
Zu danken haben wir auch den Heimatfreunden Friedhelm<br />
Ackermann und Hans Wevering, die sich in bewdhrter Zusammenarbeit<br />
der Bebilderung und Ausgestaltung der uorliegenden<br />
Ausgabe unserer Zeitschrift angenommen haben.<br />
Der Vorstand freut sich, dali er diese neue Ausgabe, die im verstdrkten<br />
Umfang erscheint, seinen Mitgliedern ohne Mehrkosten<br />
gewissermalien als vorweihnachtliche Gabe zueignen kann.<br />
Es erfullt uns mit Stolz, daR die katholische ebenso wie die evangelische<br />
Kirche durch Herrn Erzbischof Dr. Johannes Joachim<br />
Degenhardt und Herrn Superintendent Karl-Heinz Budde die<br />
Arbeit des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es in ihren Gruliworten uerstdndnisvoll<br />
gewiirdigt haben, ausgehend uon der christlichen<br />
Tradition des Kurkolnischen Sauerlandes, zu der sich der <strong>Heimatbund</strong><br />
immer wieder bekannt hat und bekennt.<br />
Dem Westfdlischen <strong>Heimatbund</strong>, der uns durch seinen Vorsitzenden,<br />
Landesdirektor Dr Scholle, ebenfalls ein GruRwort zugeeignet<br />
hat, ftihlen wir uns in der gemeinsamen Heimatarbeit<br />
besonders verbunden.<br />
Moge der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> auch in Zukunft seiner Aufgabe<br />
gerecht werden, einen Beitrag zur Forderung uon Heimatliebe<br />
und Heimatverstdndnis im Kurkolnischen Sauerland zu leisten.<br />
Dr. Adalbert Miillmann, 1. Vorsitzender<br />
m^,.*j^.^.%^<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
GruRworte 120<br />
Die Wurzel organisierter Heimatarbeit<br />
im Sauerland 123<br />
Die Anfange des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es 124<br />
Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
und die Borbergkapelle 126<br />
Der Heimatgedanke in der Endphase<br />
der Weimarer Republik 129<br />
Der SHB in der braunen Ara 130<br />
Der Neubeginn des SHB nach 1945 134<br />
Die Abkehr vom Heimatgedanken<br />
und seiner Renaissance 136<br />
Der <strong>Heimatbund</strong> und seine Zeitschrift 140<br />
Gesprach mit Knut-Friedrich Platz 142<br />
Die Jahrestagungen des SHB 144<br />
Sauerlandische Vergangenheit<br />
in Ausstellungen 148<br />
Veroffentlichung des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
IbO<br />
Landeskundliche Schriftenreihe<br />
und sonstige Bijcher des SHB 152<br />
Der Vorstand des SHB 155<br />
Die Zeitschrift Sauerland als Chronik 154<br />
Plattkuren im SHB 156<br />
Gesprach mit dem Vorsitzenden<br />
des SHB 158<br />
Ein Altarentwurf fur die Jesuitenkirche<br />
in Mannheim 160<br />
Ein Kreuz im sauerlandischen Walde 162<br />
Jupp-Schottler-Jugendherberge in<br />
Bamenohl 50 Jahre 164<br />
BUcher • Schrifttum 168<br />
Personalien 172<br />
Zutn Titelbild<br />
Unser weihnachtliches Titelbild fotografierte<br />
Friedhelm Ackermann in der Katholischen Pfarrkirche<br />
St. Pankratius in Hoinkhausen. Diese eindrucksvolle<br />
spatromanische Hallenkirche - uber<br />
den Fundamenten einer vermutlich abgebrannten<br />
kleineren Saalkirche des 11. Jahrhunderts - liegt<br />
am nordlichen Rand des ehemaligen Herzogtums<br />
Westfalen und gehort heute zur Stadt Riithen.<br />
Auf Einzelheiten zu Kirche und Altarbild gehen<br />
wir auf Seite 166 ausfuhrlich ein.<br />
Das Bildmaterial, vor allem im geschichtlichen<br />
AbriB, wurde von Friedhelm Ackermann und<br />
vielen Privatpersonen zur Verfijgung gestellt.<br />
Mltarbeiter dieses <strong>Heft</strong>es:<br />
Dr. Erika Richter, Meschede; Werner F Cordes,<br />
Schmallenberg; Dr. Ullrich Haupecke, Erftstadt;<br />
Christian Gobel sen., Brilon; Maria Sperling, Dr.<br />
Adalbert Mullmann, Brilon; Rudolf Bruschke,<br />
Arnsberg; Rudolf Salingre, Hellefeld; Ulrike Monreal,<br />
Olpe; Dieter Wiethoff, Meschede; Michael<br />
Gosmann, Arnsberg; Fritz Droste, Olsberg-Elpe;<br />
Dr. Arnold M. Klein, Olpe; Ullrich Wiegelmann,<br />
Olsberg; A. Wiegelmann, Olsberg.<br />
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SAUERLAND<br />
Grujiwort<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
erte Mitglieder des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>esI<br />
GruBwort<br />
Superimtendent<br />
Karl-Heinz Budde<br />
Zum 75-jdhrigen Bestehen grii/Se ich Sie im Namen des Evangelischen Kirchenkreises<br />
Arnsberg, des Evangelischen Kirchenkreises im Hochsauerland, und verbinde damit<br />
unsere guten Wilnsche fiir Ihr weiteres Wirken, das zum Ziel hat, Menschen so zu<br />
begleiten, da/3 ihr Wohn- und Lebensraum Heimat sein kann.<br />
Carl Zuckmayer stellt in seinem Roman „Als war's ein Stuck von mir" eingangs die<br />
Frage: „Wo ist man daheim? Wo mangeboren wurde oder wo man zu sterben wUnscht?"<br />
Fragen wir anders: Was macht Heimat aus? Es gibt viele Merkmale: Wo man geboren<br />
wird, wo man in geschiitztem Raum heranwachsen kann, wo man erwachsen werden<br />
und das Leben gestalten kann, wo man sein Lebenswerk zur Reife bringen kann, wo<br />
Leben Vollendung findet. Da/3 sie in der Tat mehr als Geburtsort sein kann und ist, zeigt<br />
die Erfahrung des Jahrzehnts nach dem zweiten Weltkrieg. Innerhalb kurzer Zeit kamen<br />
sehr viel Vertriebene aus dem Osten, fanden zundchst NotunterkUnfte, dann nach<br />
und nach Wohnungen; sie fanden zum Zwecke der Integration Forderung in den Schulen,<br />
bei der beruflichen Eingliederung oder bei der Griindung selbstdndiger gewerblicher<br />
Existenzen, durch Bodenreform und Lastenausgleich. Kirchlicherseits konnten<br />
mancherorts die evangelischen Christen nach und nach aus Schulsdlen, Bahnhofsvorhallen<br />
undprivaten Rdumen als Gottesdienststdtten ausziehen und ihre Gottesdienste<br />
in Kapellen und Kirchen der romisch - katholischen Pfarrgemeinden feiern, bis sie<br />
nach Gemeindegriindungen selbst in der Lage waren, ihre eigenen Kirchen zu bauen.<br />
Dies alles hat dazu beigetragen, da/3 entwurzelte Menschen hier wiederum Heimat fanden.<br />
Die aus einer ilber 800 -Jdhrigen Geschichte gewachsene Tradition im kurkolnischen<br />
Sauerland hat zu solchem integrierenden Handeln befdhigt, weil sie auf der<br />
Grundlage des Christentums basiert. Neue Lebenshorizonte und neue Lebensrdume zu<br />
erschlie/3en - gibt es eine vornehmere Aufgabe? Dazu braucht es empfindsame Herzen<br />
und wache Sinne, Menschen mit dem Mut zur Hoffnung.<br />
Auch in unserer Zeit sind wir dazu herausgefordert. Dem Sauerldndischen <strong>Heimatbund</strong>,<br />
alien Mitgliedern, die ihm angehoren, wilnsche ich die Kraft und den Willen<br />
dazu, das Ihre dazu beizutragen, da/3 auch in unseren Tagen unser Lebensraum zur<br />
Heimat wird fiir Menschen, die hier Zuflucht suchen.<br />
Ihrem Wirken wilnsche ich Gottes Segen und gutes Gelingen.<br />
Ihr •'<br />
Karl - Heinz Budde, Superintendent<br />
120<br />
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SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Grufiwort<br />
ehr geehrte Mitglieder des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>esl<br />
In diesem Jahr kann der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> aufsein fiinfundsiehzigdhriges<br />
Bestehen zurilckblicken. Zu diesem Jubildum mochte ich Ihnen ein herzliches Wort des<br />
Grujies sagen und meine besten GlUckwiinsche Ubersenden.<br />
Zum Geleit<br />
Als der <strong>Heimatbund</strong> am 28. September 1921 auf Initiative des Pfarrvikars Franz<br />
Hoffmeister gegriindet wurde, gehorte das urspriinglich Kurkolnische Sauerland gerade<br />
einhundert Jahre zum Bistum Paderborn. Denn am 16. Juli 1821 war unter Pius<br />
VII. eine Neuordnung der kirchlichen Verhdltnisse in den preufiischen Gebieten durch<br />
die Bulle „De salute animarum" erfolgt. Dadurch wurde das alte Bistum in seiner<br />
Ausdehnung bedeutend vergrofiert. Fortan gehorte es auch nicht mehr zur Mainzer,<br />
sondern zur Kolner Kirchenprovinz.<br />
Paderborner Bischof war damals Franz Egon Freiherr von FUrstenberg, der letzte<br />
Fiirstbischof unseres Bistums, der allerdings die geistliche Verantwortung filr die hinzugekommenen<br />
Gebiete wie zum Beispiel die um Arnsberg, Siegen und Dortmund seinem<br />
Generalvikar und Weihbischof Richard Dammers, einem gro/Sen Organisator, hervorragenden<br />
Seelsorger und Vater der Armen, ilberlie/].<br />
Inzwischen kann man wohl ohne Ubertreibung sagen: Was ware unsere Diozese ohne<br />
das Sauerland? Ihr wiirde nicht nur eine wunderschone Landschaft fehlen, sondern<br />
auch eine Gegend, die durch gute katholische Traditionen geprdgt ist. Bei dieser Gelegenheit<br />
mochte ich auch erwdhnen, da/] erfreulich viele Priester und Ordensleute aus<br />
dem Sauerland stammen.<br />
In einer Zeit wachsender Globalisierung und steigender Mobilitdt ist es sehr wichtig,<br />
da/3 der Mensch wei/], wo er zu Hause ist, wo er sich geborgen fiihlen kann. Aus diesem<br />
Grunde freut es mich, da/S der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> in umsichtiger und liebevoller<br />
Weise darum bemiiht ist, die eigene Heimat so zupflegen und zu erhalten, da/]<br />
ihre Menschen sich mit ihr identifizieren konnen und so auch zu ihrer eigenen Identitdt<br />
finden. Wer gem zu Hause ist, wei/] auch wer er ist. Und wer bei sich selbst zu<br />
Hause ist, vermag auch anderen Menschen Heimat zu schenken.<br />
Dr. Johannes<br />
Joachim Degenhardt,<br />
Erzbischof von Paderborn<br />
Das haben Sieja vor allem auch in den Jahren der Flucht am Kriegsende 1944/45<br />
bewiesen, als viele Fliichtlinge aus dem Osten bei Ihnen Unterschlupf fanden.<br />
So ist es iiberdies erfreulich, da/] Sie nach wie vor das Plattdeutsche pflegen und sogar<br />
regelmd/Jig - wiejetzt bei der Jubildumsfeier Ende September - eine Messe in Plattdeutsch<br />
feiern.<br />
Ich wiinsche Ihnen, da/] Ihr Verein noch lange bestehen bleibt, weiterhin gute Arbeit<br />
fiir diese Region und ihre Menschen leistet und so den kostbaren Schatz der Heimat zu<br />
bewahren vermag. Fiir Ihre Miihen und Ihren Einsatz danke ich Ihnen gem und sage<br />
Ihnen meine Anerkennung.<br />
Mit den besten Grii/]en und Segenswiinschen<br />
Ihr<br />
Erzbischof von Paderborn<br />
121<br />
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SAUERLAND<br />
Grujiwort<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
GruBwort<br />
des Westfalischen<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
T^^er Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> feiert in diesem Jahr sein 75jahriges Bestehen. Zu<br />
I I idiesem Jubildum ilbermittelt der Westfdlische <strong>Heimatbund</strong> seine herzlichen<br />
J '-^^ Gliickwilnsche, verbunden mit dem Dank fiir die fast ebenso lange gute und erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit.<br />
Erhaltung der Umwelt als Heimat - fiir dieses Ziel Ubernehmen die mittlerweile 520<br />
Heimatvereine in Westfalen Verantwortung. Sie fiihren die aus der Geschichte erwachsenden<br />
Traditionen fort und stellen sich zugleich den gegenwdrtigen Entwicklungen<br />
und Verdnderungen, um an der Gestaltung einer menschenwUrdigen und lebenswerten<br />
Zukunft mitzuwirken.<br />
Es kommt nicht von ungefdhr, daji der Westfdlische <strong>Heimatbund</strong> eine seiner stdrksten<br />
StUtzen im Kolnischen Sauerland hat. Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>, der sich am<br />
20. Januar 1922, ein gutes Vierteljahr nach seiner Griindung, dem Westfdlischen <strong>Heimatbund</strong><br />
anschlo/3, filhlt sich nach wie vor den Zielen seines Griinders Franz Hoffmeister<br />
verpflichtet, „aus Liebe zu Land und Leuten die kulturellen und politischen<br />
Krdfte der Heimat zu wecken". Diese Zielsetzung umfafit ein umfangreiches Aufgabenspektrum,<br />
das sowohl die Ortsbild- und Denkmalpflege wie auch den Natur- und Umweltschutz,<br />
ferner die Erhaltung der plattdeutschen Sprache und des Brauchtums<br />
einschliejit. Breiten Raum nehmen die Sammlung von ortsgeschichtlichen Quellen und<br />
die Erarbeitung der Orts- und Landesgeschichte, ebenso die Pflege und Bewahrung der<br />
regionalen Literatur und Kunst ein.<br />
Der Westfdlische <strong>Heimatbund</strong> und auch ich personlich wiinschen alien Heimatfreunden<br />
im Sauerland auch in Zukunft viel Erfolg bei der Verwirklichung ihrer Vorhaben.<br />
Moge es uns gemeinsam weiterhin gelingen, aus der Kenntnis der Vergangenheit<br />
bei der Losung unserer vielgestaltigen Gegenwartsprobleme mitzuwirken.<br />
Dr. Manfred Scholle<br />
Dr. Manfred Scholle<br />
Vorsitzender des Westfdlischen <strong>Heimatbund</strong>es<br />
Jr %.<br />
Meyn Suerland<br />
Hedwig Jungbluth-Bergenthal<br />
(1914-1987)<br />
X<br />
Bo vam Astmereg, haoch un frey,<br />
de Taoern weythien blenket,<br />
bo de schoinsten Doarper dey<br />
en frondlek Willkumm wenket,<br />
bo dai doiisend Biarge statt<br />
met Eiken, Bauken, Fichten,<br />
bo dai Allern nao op Platt<br />
vertellet dey Geschichten,<br />
do, mens do, kann ieck von Naot<br />
mieck un Jomer resten,<br />
un ne Schnie Roggenbraot<br />
schmecket mey do am besten.<br />
Un saggte ieck ack mol „AdjiiB"<br />
ug Wiesen, Fellern, Baumen,<br />
ieck kame wier, dat is gewiB,<br />
denn hey sin ieck terhaimen!<br />
JT<br />
122<br />
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SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Die Wurzel organisierter Heimatarbeit im Sauerland<br />
|QJereiti[:geimat5cl)ut3l6aitf riant) |<br />
•»<br />
^^^^^^0^^^^ ^<br />
an kann unser 20. Jahrhundert<br />
ohne tjbertreibung<br />
ein „bewegtes" Saekulum nennen.<br />
Es ist aber auch ein Jahrhundert<br />
der Bewegungen", beispielsweise der<br />
Jugend- und Frauenbewegung und der<br />
vielfaltigen gemaBigt reformerischen<br />
wie radikal revolutionaren Bewegungen<br />
zum Umsturz alles bisher Giiltigen. AUe<br />
diese Einzelbewegungen sind Bestandteile<br />
der epochalen Umwalzungen der<br />
Industriellen Revolution, die seit dem<br />
Ende des 19. Jahrhunderts auch die entlegensten<br />
Winkel Deutschlands erfaBte.<br />
Gegen diesen ProzeB mit seinen einschneidenden<br />
Eingriffen in bisherige<br />
Lebensformen stemmte sich aber eine<br />
andere „Bewegung" zum Schutz und zur<br />
Verteidigung aller bedrohten Werte, die<br />
sie unter dem Leitbild „Heimat" vereinte.<br />
Der Begriff „Heimat" mit seinem<br />
vielfaltigen Bedeutungsgehalt begann<br />
sich damals in seinen unterschiedlichen,<br />
auch schillernden Facetten zu entfalten.<br />
Er ist seither in zahllosen tiefschiirfenden<br />
Studien auf seinen rechtlichen,<br />
emotionalen, gar metaphysischen Gehalt<br />
analysiert worden.<br />
Hier geht es nicht um neue begriffliche<br />
Anstrengungen zur Definition von<br />
„Heimat", sondern um etwas viel Be-<br />
scheideneres. Angesichts der 75-Jahrfeier<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
soil in aller Kiirze auf seine wenig bekannten<br />
Wurzeln im Beziehungsgeflecht<br />
mit anderen Heimatbewegungen<br />
im westfalischen Raum verwiesen<br />
werden.<br />
Nahrboden aller Bestrebungen nach<br />
einem wirksamenHeimatschutz war die<br />
gemeinsame Sorge um den Erhalt des<br />
„Bodenstandigen" vor der Uberwaltigung<br />
durch die anbrandende Moderne.<br />
Mit groBem Engagement und Temperament<br />
hatte im Miinsterland Freiherr<br />
V. Kerkerinck-Borg gegen die architektonischen<br />
ScheuBlichkeiten im Gefolge<br />
der Griinderjahre und zur Bewahrung<br />
heimischer Traditionen nicht nur im<br />
Bauwesen aufgerufen Als sein Mitstreiter<br />
Karl Wagenfeld ihm 1913 die<br />
gemeinsame Organisation aller schon<br />
bestehenden Heimatschutz-Gruppierungen<br />
vorschlagt, verweist er auf den<br />
„Verein fiir Heimatschutz im Sauerland",<br />
in dem wir wohl die Wiege organisierter<br />
Heimatbestrebungen in unserem<br />
Raum vor uns haben.i)<br />
Er wurde am 13. Dezember 1913 in<br />
Arnsberg gegriindet als „ZusammenschluB<br />
all der Einzelkrafte zu einem wirkungsvollen<br />
Ganzen", wie es in den Erlauterungen<br />
zur Einladung nach Arns-<br />
Die<br />
Wurzel<br />
organisierter<br />
Heimatarbeit<br />
im<br />
Sauerland<br />
123<br />
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Die Anfdnge des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
berg heiBt. Dort wird der Mescheder<br />
Landrat v. Mallinckrodt zum 1. Vorsitzenden<br />
gewahlt. Zu den Griindungsmitgliedern<br />
gehbren nicht nur Manner<br />
mit bekannten Namen wie Freiherr v.<br />
Kerkerinck-Borg, Rinklage, Miinker,<br />
Hilchenbach, Feaux de Lacroix, Arnsberg,<br />
Thomee, Altena, sondern neben<br />
dem Regierungsprasidenten auch viele<br />
hohe Beamte seines Hauses, insgesamt<br />
eine hochkaratige Versammlung von<br />
„Hochwohlgeborenen", wie man sich damals<br />
anschrieb. Immerhin hatte der<br />
Verein 1914 schon 850 Mitglieder, 300<br />
allein in Altena, je 100 in Brilon und<br />
der Stadt Dortmund. Die bier abgebildete<br />
Vignette, die als Briefkopf diente, faBt<br />
im Kern zusammen, was dann weiter als<br />
Vereinszweck noch konkretisiert wird:<br />
„Der Schutz der Eigenart des Landschaftsbildes,<br />
der heimischen Tier- und<br />
Pflanzenwelt und der geologischen Eigentiimlichkeiten<br />
(Naturdenkmaler)".<br />
Aber neben der Pflege und Bewahrung<br />
der Natur, bier wohl bewuBt an die Spitze<br />
der Aufgaben gesetzt, werden weitere<br />
scbiitzenswerte Bereicbe aufgezablt: u.<br />
a. bodenstandige Bauweise, Pflege der<br />
Volkskunst und der Mundarten.<br />
Die wenigen Hinweise mbgen verdeutlicben,<br />
wie die angestrebte Verteidigung<br />
heimatlicher Werte damals<br />
der Mutterboden fiir nabezu iiberall<br />
gleichzeitig entstehende Organisationen<br />
gewesen ist, die sich dann in dem<br />
1915 gegriindeten Westfalischen <strong>Heimatbund</strong><br />
vereinigten.<br />
Der 1. Weitkrieg hat die Akti vita ten<br />
des Vereins fiir Heimatschutz im Sauerland<br />
stagnieren lassen, und als 1921<br />
Landrat Mallinckrodt zur Wiederaufnahme<br />
der Vereinstatigkeiten einlud,<br />
trat den Honoratioren aus der Kaiserzeit<br />
eine Bewegung entgegen, die<br />
zwar im Kern gleiche Ziele hatte, aber<br />
nach Zusammensetzung und Vorgehensweise<br />
vollig verandert war.<br />
Was war geschehen?<br />
Die Anfange<br />
des<br />
Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
Franz Hoffmeister<br />
Die junge Generation der Frontkampfer<br />
meldete sich nun. Im<br />
Erlebnis der verheerenden Materialscblachten<br />
und des millionenfachen<br />
Todes hatte im Weltbild der Kriegsteilnehmer<br />
die „Heimat" ihren besonderen<br />
Wert gewonnen. Im allgemeinen<br />
herrscht die Uberzeugung,daB sich<br />
„ HeimatbewuBtsein" erst im fortgeschrittenen<br />
Alter entwickelt und die jugendliche<br />
Psyche dafiir wenig empfanglich<br />
sei. Unser sauerlandischer Raum<br />
bietet nun das iiberraschende Gegenbeispiel.<br />
Da kommt ein gerade aus dem Krieg<br />
entlassener Primaner aus dem Dorf<br />
Ramsbeck im damaligen Kreis Mescbede.<br />
Er hat bei den Kampfen in Flandern<br />
ein Auge verloren, eine Hand ist verstiimmelt.<br />
Lange hat er im Lazarett gelegen<br />
in der Gefahr, sein Augenlicht<br />
vollstandig zu verlieren. Nun muB er in<br />
Paderborn das Abitur nachmachen. Was<br />
tut der 21jahrige Franz Hoffmeister, der<br />
zwar noch nicht das Reifezeugnis, aber<br />
ein offensichtliches Charisma besitzt: er<br />
griindet am 16 Februar 1919 mit einigen<br />
Freunden die „Vereinigung studieren-<br />
der Sauerlander" (V.s.S.) und gibt fiir sie<br />
eine zuerst handgeschriebene Zeitschrift<br />
„TrutznachtigaH" heraus. Aus<br />
neun Lesern werden scbnell liber 1000<br />
Bezieher. Die Leser sind vorwiegend<br />
Gymnasiasten und Studenten, sie bilden<br />
also eine unbezweifelbare „ Jugendbewegung"<br />
an Schulen und Universitaten.<br />
Hoffmeister hat den enormen<br />
Erfolg selbst erlautert. „Das rasche Aufbliiben<br />
des V.s.S. erklart sich aus der<br />
seelischen Haltung der Kriegsschiilergeneration:<br />
es war ein gut Teil<br />
Reaktion gegen den Krieg, militarischen<br />
Drill, kleindeutsche, heimatferne Geschichtsauffassung<br />
und mechanischen<br />
Unterrichtsbetrieb an den hoheren<br />
Schulen; es war ein Ringen um das wirklich<br />
Wahre, das Natiirliche, das Einfache,<br />
das Sauerlandische, das Organische,<br />
um die sauerlandische Volksgemeinschaft."<br />
^<br />
Damit nennt er einige Kultworte der<br />
Zeit, deren Pervertierbarkeit er nicht<br />
abnen konnte, deren Strahlkraft fiir begeisterungsfahige<br />
Gemiiter aber offensichtlich<br />
war. Das gilt insbesondere fiir<br />
den Begriff „Volksgemeinschaft".<br />
124<br />
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SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Die Anfdnge des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
Die Mitglieder empfanden die Kluft<br />
zwischen den sog. Gebildeten und den<br />
„Ungebildeten" als besonders hinderlich<br />
fiir das ersehnte sauerlandische Gemeinsdiaftsgefiihl.<br />
Hoffmeister war optimistisch, daB<br />
seine Vereinigung Gemeinsamkeit aller<br />
Volksteile stiften konne. „Wir werden<br />
aus der engen Rinne einer Vereinigung<br />
von Studierenden mehr und mehr ins<br />
Fahrwasser einer alle Volksschichten<br />
des kolnischen Sauerlandes erfassenden<br />
Heimatbewegung treiben."<br />
In den Ferien radeln und wandern<br />
die jungen Leute durch die sauerlandischen<br />
Dorfer, singen und spielen Theater<br />
in heimischer Mundart und finden<br />
iiberall ein groBes Eclio. Schon 1920 hat<br />
der V.s.S. 13 Ortsgruppen und 6 Ferienzirkel,<br />
die zu einer Arbeitsgemeinschaft<br />
zusammengeschlossen werden. Der Wille<br />
zu einer noch umfassenderen, festeren<br />
Organisation war aber offenbar<br />
stark ausgepragt. So ist der BeschluB<br />
der 4. Generalversammlung am 3. September<br />
1921 zu verstehen, die Vereinigung<br />
zu einem „Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>"<br />
(SBH) zu erweitern. Am 28. September<br />
1921 wurde der BeschluB im<br />
„Hotel zur Post" in Wennemen bei Meschede<br />
unter Vorsitz von Dr. Albert<br />
Kleffmann aus Altenhundem in die Tat<br />
umgesetzt. Derartige Beschliisse scheinen<br />
„in der Luft" gelegen zu haben,<br />
denn wenige Wochen vorher, am 17. August<br />
1921, war der „Heimatverein fiir<br />
das ehemalige Justizamt Olpe" gegriindet<br />
worden.3)<br />
sieht. Er will die „Starkung einer gesunden<br />
Heimatpflege im kolnischen<br />
Sauerland, das bis dahin am iiuBersten<br />
Schwanzende der gesamten niederdeutschen<br />
Bewegung trottete". Also: „fur den<br />
Gassenhauer das Volkslied- fiir die Zote<br />
den gesunden Humor - fiir den Stammtisch<br />
die Bank unter dem Lindenbaum -<br />
fiir eine fremde, so vielfach einseitig auf<br />
das Sexuelle zugeschnittenen Afterkunst<br />
das aus warmem Heimatgefiihl<br />
Geborene - fiir das Kilometerfressen im<br />
Auto und das Verschlingen der Natur im<br />
Stenographenstil das Wandern in Freude,<br />
das Erleben der heimatlichen Natur."<br />
Und ganz besonders eifert er gegen<br />
die verderbliche Wirkung des Kinos.4)<br />
Der heutige Leser mag die Schwarz-<br />
WeiB-Kontrastierung des jugendlichen<br />
Eiferers riihrend, teilweise auch erheiternd<br />
finden und zweifeln, ob er mit dem<br />
propagierten alternativen Lebensstil<br />
„fiir den Stammtisch die Bank unter<br />
dem Lindenbaum" die Zumutbarkeit fiir<br />
seine Landsleute nicht weit iiber Gebiihr<br />
strapazierte. Wenn aber nach Rudolf<br />
Alexander Schroder „das Herz der<br />
Geschichte iiberall in ihren Anfangen<br />
ist", so haben wir hier einen hochgestimmten<br />
Herzton von bezwingender<br />
Kraft in seiner leidenschaftlich antimodernistischen<br />
Emphase. Konnte ein so<br />
hoher Schwung Dauer haben?<br />
Theodor Propper,<br />
einer der engsten Mitarbeiter<br />
Hoffmeisters in der<br />
Griindungsphase des SHB<br />
Franz Hoffmeister blieb Schriftleiter<br />
der weiterhin „Trutznachtigall" genannten<br />
Vereinszeitschrift des SHB. Er<br />
woUte Vorsitz und Schriftleitung nicht<br />
in einer Hand wissen, hielt auch die<br />
Vereinsgriindung eigentlich fiir verfriiht,<br />
well er die Basis noch als zu<br />
schmal ansah. Gleichwohl entwarf er sofort<br />
einen ziindenden Aufruf an alle Loser<br />
mit dem charakteristischen Titel<br />
„Tat". Darin formulierte er die Ziele der<br />
Heimatverteidiger, protestfroh und<br />
iiberschwanglich im Sturm- und Drang-<br />
Ton eines Dreiundzwanzigjahrigen. Er<br />
wettert gegen die „das Volkstum zermiirbende<br />
moderne Siindflut", die er<br />
nun auch das Sauerland erreichen<br />
Trauerfeier 1993 am Grab Hoffmeister in Ramsbeck anldBlich der<br />
50. Wiederkehr seines Todesjahres.<br />
125<br />
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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Der Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong> und die Borbergkapelle<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Der<br />
Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong><br />
und die<br />
Borbergkapelle<br />
Borbergkapelle<br />
F<br />
iir seine Eintragung ins Vereinsregister<br />
des Bigger Amtsgerichts<br />
hatte sich der junge Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong> in der Satzung folgende<br />
Zielsetzung gegeben: "Auf der Grundlage<br />
des Christentums Erhaltung, Starkung<br />
und Vertiefung jeder berechtigten<br />
sauerlandischen Eigenart, Belehrung<br />
liber heimatliche Natur, Geschichte,<br />
Volkskunde und die Werke sauerlandischer<br />
Literatur und Kunst; Abwehr aller<br />
Auswiichse und Verirrungen der Volksanschauung,<br />
Schutz der heimischen<br />
Landschaft sowie der Natur- und Kunstdenkmaler."<br />
Ganz bewuBt stand die Berufung auf<br />
das Christentum an der Spitze, wobei in<br />
der Kommentierung des Textes der<br />
schon flir die V.s.S. formulierte Standpunkt<br />
der Interkonfessionalitat bekraftigt<br />
wurde. Dieser oekumenische Ansatz,<br />
wie wir heute sagen wiirden, wirkte<br />
sich in der Praxis allerdings nicht signifikant<br />
aus. SchlieBlich studierte der<br />
junge Hoffmeister katholische Theologie<br />
und trat 1923 ins Priesterseminar Paderborn<br />
ein, und auch seine engsten<br />
Mitarbeiter wie Theodor Propper und<br />
die Briider Riither waren iiberzeugte<br />
Katholiken, oft auBerdem in kirchennahen<br />
Amtern, zudem besaB das kurkolnische<br />
Sauerland noch ein weitgehend geschlossen<br />
katholisches Milieu. Die betont<br />
religiose Fundierung war von Beginn<br />
an aber ein Merkmal, das den SHB<br />
von den iibrigen Heimat-Organisationen<br />
in den westfalischen Landschaftsgebieten<br />
und auch von seinem<br />
sauerlandischen Vorgangerunterschied.<br />
Bis heute pragt sie die Tagungen des<br />
Bundes.<br />
Diese Grundhaltung macht verstandlich,<br />
daB schon im Herbst 1923 auf einer<br />
Vorstandssitzung des SHB in Wennemen<br />
das Mitglied Dr. Korling, spater<br />
Rechtsanwalt und Notar in Dortmund,<br />
den Vorschlag machte, auf dem Borberg<br />
bei Brilon eine Kapelle zu errichten. Allerdings<br />
war es bemerkenswert, daB der<br />
zustimmende VorstandsbeschluB in die<br />
letzte Phase der galoppierenden Inflation<br />
fiel.<br />
Der langjahrige spatere Kiister dieser<br />
Kapelle, Vinzenz Stratmann, 1992<br />
verstorben, hat uns einen lesenswerten<br />
Bericht zur Baugeschichte iiberliefert:<br />
„Neben den vielen Sammlungen, Planungen<br />
und Gesprachen mit Behorden,<br />
Bauleuten, Handwerkern und Fuhrleuten<br />
ging die Holz- und Materialbeschaffung<br />
ziigig voran, so daB am 24.<br />
Oktober 1924 der Grundstein gelegt<br />
werden konnte. Die Urkunde in lateinischer,<br />
hochdeutscher und plattdeutscher<br />
Sprache betonte neben iiblichen<br />
Zeitfeststellungen, daB die Kapelle der<br />
Friedenskonigin Maria gewidmet sein<br />
sollte. Die innere Ausstattung erhielt<br />
die Kapelle im Friihjahr 1925, den Altartisch<br />
aus der Olsberger Kirche, die<br />
Aufbauten aus Hachen, das Altarbild<br />
von dem Gymnasiallehrer Hollekamp,<br />
Brilon, fiir Gotteslohn Maler- Schmiedeund<br />
Dachdeckerarbeiten von Briloner<br />
und Olsberger Handwerksmeistern, die<br />
Glocke von Herrn Junker, Brilon, der<br />
Turmhahn wurde bei einer Hiihnerausstellung<br />
in Olsberg zusammenkollektiert;<br />
die Madonna am Giebel, aus<br />
mehrhundertjahrigem Eichenholz, aus<br />
dem alten Veltenschen Hause in Olsberg,<br />
schnitzte der Bildhauer Goldkuhle<br />
aus Wiedenbriick." 5'<br />
Damit wird eine vorbildliche Gemeinschaftsleistung<br />
in notvoUer Zeit dokumentiert.<br />
Zwar gab es auch einzelne kritische<br />
Stimmen in der Bevolkerung,<br />
aber zustimmende Tatkraft iiberwog,<br />
und die schnelle Fertigstellung des mutigen<br />
Projekts spricht fur sich. Die plattdeutsche<br />
Inschrift iiber dem Eingang<br />
der Kapelle „ Der laiwen Mutter Guaddes<br />
vam Gudden Friaen biigget van den<br />
Luien heyriimme" halt die Opferbereitschaft<br />
vieler beteiligter Sauerlander fiir<br />
die Nachwelt fest.<br />
Am 21. Mai 1925, dem Himmelfahrtstag,<br />
wurde die Kirche bei strahlendem<br />
Wetter unter groBer Anteilnahme<br />
der Bevolkerung durch den Briloner<br />
Propst Dr. Brockhoff und den Rektor<br />
Johannes Hatzfeld aus Paderborn<br />
eingeweiht. Hatzfeld war ein begeisterter<br />
Mitstreiter Hoffmeisters, der inzwischen<br />
ebenfalls die Priesterweihe empfangen<br />
hatte. Er iibernahm nun die<br />
Pfarrvikariestelle in Antfeld und wurde<br />
gleichzeitig 1. Vorsitzender des SHB.<br />
Mit dem Bau der Borbergkapelle hatte<br />
der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> sich ein<br />
126<br />
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> und die Borbergkapelle<br />
ausdrucksvoUes Denkmal gesetzt. In<br />
den mehr als 70 Jahren ihres Bestehens<br />
an einem, wie die immer neuen Ausgrabungsfunde<br />
bezeugen, besonders geschichtstrachtigen<br />
Ort, hat die Kapelle<br />
viele Feiern und Feste gesehen. Fine der<br />
friihen Saulen des <strong>Heimatbund</strong>es, der<br />
Briloner Studienrat Josef Riither, war<br />
auch ein engagiertes Mitglied des „ Friedensbundes<br />
deutscher Katholiken"<br />
(FdK). Diese pazifistische Bewegung<br />
war aus dem Erlebnis des 1. Weltkriegs<br />
mit seinen morderischen Exzessen erwachsen.<br />
Seit 1924 gab es auch eine<br />
Ortsgruppe des FdK in Brilon. Sie lud<br />
nach der Fertigstellung der Kapelle immer<br />
wieder zu Treffen, auch internationalen<br />
Begegnungen auf dem Borberg<br />
ein. Besonders bedeutsam war das Friedenstreffen<br />
im September 1931 von<br />
deutschen und franzosischen Teilnehmern,<br />
darunter der spater so beriihmt<br />
gewordene junge Diakon Franz Stock,<br />
der dem Heimatgedanken eng verbunden<br />
war.<br />
Der Neheimer Franz Stock war 1928<br />
nach Paris gegangen, um dort einige<br />
Semester Theologie zu studieren, spater<br />
wurde er Seelsorger der deutschen Gemeinde<br />
in Paris. Wahrend der deutschen<br />
Besetzung von Paris im 2. Weltkrieg<br />
erhielt er den Auftrag, die verurteilten<br />
Franzosen zur Hinrichtungsstatte<br />
auf dem Mont Valerien zu begleiten.Er<br />
hat diese schwere Aufgabe so hingebungsvoh<br />
erfiillt und damit so unvergleichlich<br />
fur die Aussohnung von Deutschen<br />
und Franzosen gewirkt, daB der<br />
damalige Kardinal von Paris,der spatere<br />
Papst Johannes XXIIL, mit Uberzeugung<br />
sagte, daB „Abbe Stock nicht ein<br />
Name, sondern ein Programm" sei.<br />
Seither hat die Borberg-KapeUe mit<br />
der Erinnerung an Franz Stock eine weitere<br />
Anziehungskraft gewonnen. GroBe<br />
Wallfahrten, Treffen und Feiern haben<br />
sie zum Inbegriff eines Ortes gemacht,<br />
der dem Frieden und der Versohnung<br />
unter den ehemals verfeindeten Vblkern<br />
dient. Fiir den Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
bedeutet der Bau eine verpflichtende<br />
Erinnerung an die Impulse seines Beginns,<br />
denen auch fiir die Zukunft weite<br />
Strahlkraft zu wiinschen ist.<br />
24. Oktober 1924, Grundsteinlegung der Kapelle auf dem Borberg.<br />
Die Urkunden werden gehalten von Josef Riither, links<br />
und Franz Hoffmeister, Mitte.<br />
Der Trager der 3. Urkunde ist nicht mehr bekannt.<br />
127<br />
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SAUERLAND<br />
Heimatgedanke in der Endphase der Weimarer Republik<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
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-
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Heimatgedanke in der Endphase der Weimarer Republik<br />
T. SHB und ein unermiidlicher Mit-<br />
iheodor Tochtrop, einer der besten<br />
Kenner der Entwicklung des<br />
arbeiter in alien Phasen seines Bestehens,<br />
hat sich durch seine 1975 veroffentlichte<br />
„Chronik des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es" ein sehr groBes Verdienst<br />
erworben. In seiner Besprechung<br />
des Buches bezeichnete Theo Hundt -<br />
von ihm wird spater noch mehr zu reden<br />
sein - die Schrift als ein quasi „geschichtlich<br />
aufgebautes Lehrbuch der<br />
organisierten Heimatarbeit". Es geht in<br />
der Chronik also im wesentlichen urn<br />
die Darstellung von Vorstandsbildungen<br />
und -sitzungen, um das Bundesorgan<br />
und seine Probleme, um Zusammenarbeit<br />
mit anderen Organisationen, kurzum<br />
alles, was sich unter dem Stichwort<br />
„ Verbandspolitik" fassen laBt. Diese<br />
spezifische Perspektive erklart auch,<br />
warum die Initiative des SHB zur Errichtung<br />
der Borbergkapelle unerwahnt<br />
blieb, obwohl diese Aktion sicher eine<br />
der bemerkenswertesten und dauerhaftesten<br />
Zeugnisse der friihen Verbandsgeschichte<br />
gewesen ist und daher hier<br />
nachgetragen werden muBte.<br />
Aber auch Tochtrop kann nicht umhin,<br />
nach einem ausfiihrlichen Bericht<br />
liber die hervorragend besuchte und<br />
glanzend verlaufene „ Clemens-August-<br />
Tagung" des SHB im September 1925,<br />
als der Einzug des Kurfiirst Clemens<br />
August in Arnsberg festlich nachgespielt<br />
wurde, in einem knappen Satz zu<br />
vermerken, 1926 babe kein Heimattag<br />
stattgefunden. Das sei, so erklart er<br />
anschlieBend, vielleicht „Ausdruck einer<br />
Krise gewesen, in die der <strong>Heimatbund</strong><br />
nach so viel Idealismus und<br />
Anfangserfolgen geraten war." 6) Er analysiert<br />
die „ Krise" aber nicht, sondern<br />
wendet sich unverziiglich den ab 1927<br />
fortgefiihrten Heimattagen zu, die allerdings<br />
„ein etwas anderes Gesicht" gehabt<br />
hatten.<br />
Wenden wir uns der Biographie<br />
Franz Hoffmeisters zu, die Theodor<br />
Proppper 1949 herausgegeben hat, so<br />
beschaftigt auch er sich mit den Griinden<br />
fur das „Nachlassen der ziindenden<br />
Kraft des Heimatgedankens". Zwar<br />
schlieBt die schwarmerische Tonart des<br />
Buches eine scharfe rationale Analyse<br />
seines Eindrucks aus, daB in manchen<br />
Ortschaften „die Glut der Heimatliebe<br />
zwar zur lodernden Flamme entfacht<br />
worden sei, um aber dann doch nach<br />
nicht allzu langer Zeit zu ersterben wie<br />
ein verglimmender Docht." Dieses Erlebnis<br />
bringt ihn aber zu der noch tiefer<br />
fiihrenden Frage nach den Ursachen fiir<br />
die Erfolge des Nationalsozialismus<br />
auch im Sauerland. Er konstatiert, „daB<br />
das sauerlandische Volk bereits vorher<br />
weithin irgendwie angekrankelt war;<br />
denn sonst hatte es dem Wollen der Heimatbewegung<br />
mit groBerer und beharrlicherer<br />
Aufgeschlossenheit begegnen<br />
miissen und es hatte sich andererseits<br />
auch, allein schon aus einem gesunden<br />
Instinkt, mit mehr Mut und Kraft der<br />
hereinbrechenden Flut des Nationalsozialismus<br />
entgegenstemmen miissen als<br />
es leider vielfach geschah".'''<br />
„ Irgendwie angekrankelt", meint der<br />
Zeitzeuge Propper. Dabei betonen wir<br />
heute gern die „Resistenz" des katholischen<br />
Westfalen gegeniiber dem NS-System<br />
und seinen Parolen. Aber wie begegnete<br />
der Katholizismus den Sauerlandern<br />
in der Zeit der ausgehenden<br />
20er Jahre? Nehmen wir vier zeitgleich<br />
auftretende sauerlandische Personlichkeiten,<br />
alle an der obereren Ruhr lebend,<br />
alle publizistisch aktiv, alle heimatbewuBt,<br />
alle katholisch. Da war Maria<br />
Kahle, die Lyrikerin, Kiinderin eines<br />
starken Deutschtums, gleichzeitig Verfasserin<br />
von Liedern zur Gottesmutter<br />
von durchaus katholischer Pragung,<br />
nehmen wir Ferdinand Freiherr von Liininck,<br />
kirchenfromm, aber stramm militant<br />
und nationaltbnend bei der Einweihung<br />
heimischer Kriegerdenkmaler,<br />
nehmen wir dagegen Josef Riither, iiberzeugter<br />
Katholik, aber leidenschaftlicher<br />
Pazifist und nehmen wir schlieBlich<br />
Dr. Lorenz Pieper, katholischer<br />
Geistlicher mit dem goldenen Parteiabzeichen<br />
- vier Spielarten des Bekenntnisses,<br />
in dem katholische Heimatfreunde<br />
ihren Glauben und ihre Heimatliebe<br />
mitteilten. Konnte es da eine sichere<br />
Orientierung geben, wo der Heimatgedanke<br />
unverfalscht aufgehoben war?<br />
Und wenn zudem Josef Riither in der<br />
„Trutznachtigair' gegen die Vergniigungssucht<br />
wetterte und die fiir einen<br />
traditionsbewuBten Sauerlander nahezu<br />
sakrosankten Schiitzenfeste heftig<br />
angriff, dann entfremdete er sich dem<br />
„ gesunden Volksempfinden" seiner<br />
Landsleute recht bedenklich. Er brachte<br />
damit aber zugleich viele Mitglieder des<br />
Der<br />
Heimatgedanke<br />
in der<br />
Endphase<br />
der<br />
Weimarer<br />
Republik<br />
Theodor Tochtrop<br />
*1901<br />
11981<br />
129<br />
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SAUERLAND<br />
Der SHB in der braunen Ara<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Josef Rather<br />
SHB auch im Vorstand gegen sich auf,<br />
die schon allein aus taktischen Griinden<br />
in einer Zeit wachsender finanzieller<br />
Schwierigkeiten Angriffe auf den einfluJ3reichen<br />
Schiitzenbund und auf die<br />
liebsten Lustbarkeiten eines sauerlandischen<br />
Gemiits fur mehr als schadlich<br />
hielten.<br />
Aber Josef Riither, ein unerbittlicher<br />
Vertreter seiner Uberzeugungen, wollte<br />
nicht einen ZoU von seinen rigiden Wertvorstellungen<br />
weichen. Die Anpassungsbereitschaft<br />
von Vorstandskollegen<br />
empfand er als untragbar. Er legte<br />
die Schriftleitung der Verbandszeitschrift,<br />
die schon 1928 den kampferisch<br />
klingenden Titel „TrutznachtigaU"<br />
gegen den eher defensiv getonten Namen<br />
„Heimwacht" ausgetauscht hatte,<br />
entschlossen nieder.<br />
Und Franz Hoffmeister? Wir haben<br />
den seit 1924 zum Priester Geweihten<br />
aus der obigen Galerie der Katholiken<br />
ausgespart. Wohl stand er in seiner<br />
Glaubigkeit Josef Riither nahe, aber er<br />
war wesentUch konzihanter, lebensfro-<br />
her und gemaBigter. Fur Riither war es<br />
gewiB kaum verstandlich, daB er, auch<br />
um die Existenz des SHB zu stabihsieren,<br />
sich 1930 um eine Verbindung des<br />
<strong>Heimatbund</strong>es und des sauerlandischen<br />
Schiitzenbundwesens bemiihte. GewiB<br />
tat er es auch mit dem Ziel, auf Auswiichse<br />
bei den Schiitzenfesten EinfluB<br />
zu nehmen. Immerhin gelang es noch,<br />
die Heimattagungen so zu gestalten,<br />
daB ein Beobachter des Balver Heimattages<br />
1930 schreibt: "Tagungsrummel,<br />
Kirmesbetrieb, das war hier unmoglich,<br />
weil die ganze Tagung den Stempel der<br />
fiir das Sauerland charakteristischen<br />
Heimatpflege trug, der in dieser Echtheit<br />
einzigartig ist. Die Heimatbewegung<br />
pulst hier aus den Tiefen des rehgiosen<br />
Lebens, aus der Erkenntnis,<br />
daB echte Kultur ohne den Untergrund<br />
der ReUgion der echtesten Krafte bar<br />
ist." 8'<br />
Mit einer solchen Wertung war aber<br />
fiir die schon weithin larmenden Propagierer<br />
einer „neuen Zeit" dem SHB das<br />
Urteil gesprochen.<br />
Der SHB<br />
in der<br />
braunen<br />
Ara<br />
Im Jahr 1932 wurde Franz Hoffmeister<br />
die Vikariestelle in Bochum-Wiemelhausen<br />
iibertragen.<br />
Er UeB sich bewegen, den Vorsitz des<br />
SHB und auch die Verbandsschrift vom<br />
Ruhrgebiet aus weiterzufiihren. Das<br />
ware schon in ruhigen Zeiten, insbesondere<br />
angesichts der damahgen Kommunikationsverhaltnisse,<br />
schwierig gewesen.<br />
Als dann mit der sogenannten<br />
„Machtergreifung" am 30. Januar 1933<br />
politische Umwalzungen groBten Stils<br />
hereinbrachen, gab Hoffmeister den<br />
Vorsitz ab.In einer Denkschrift vom 20.<br />
Oktober 1933 bezichtigt er sich selbst.<br />
Es sei nicht vorrangig die allgemeine<br />
wirtschaftliche Misere, die das Bundesleben<br />
im letzten Jahr recht schwach gemacht<br />
habe: „GroBere Schuld an dem<br />
Niedergang des SHB im letzten Jahr<br />
triigt der Unterzeichnete, der sich bei<br />
der letzten Generalversammlung im<br />
September vorigen Jahres leider zu dem<br />
falschen Schritt bestimmen lieB, die<br />
Bundesleitung trotz der Versetzung<br />
nach Bochum beizubehalten." Nun gehe<br />
es um einen „zeitgemaBen Umbau des<br />
SHB", und da der Unterzeichnete aus<br />
den genannten Griinden die Fuhrung<br />
des Bundes abgeben muB, scheint es<br />
richtig, sofort ganze Arbeit zu leisten" 9'<br />
Hoffmeister verweist auch auf die Anderungen<br />
im WHB, der inzwischen - d.h.<br />
im Zuge der allgemeinen Gleichschaltungsaktionen<br />
dem Reichsbund<br />
„Volkstum und Heimat" eingegliedert<br />
worden war, allerdings in den nachsten<br />
Jahren dank der wohlwoUenden Leitung<br />
durch den Landeshauptmann Kolbow<br />
im Rahmen des NS-Systems fortbestand,<br />
wenn auch in einer den Leitlinien<br />
der neuen Machttrager angepaBten<br />
Form. Die fallige Neuorganisation des<br />
SHB erfolgte unter dem Olper Landrat<br />
Dr. Ewers, der Hoffmeister persbnlich<br />
nahestand und seine Vorstellungen teilte.<br />
Wenn aber der verschuldete Verein<br />
1935 beim Amtsgericht Bigge den Antrag<br />
auf Liquidation und Loschung im<br />
Vereinsregister stellte - die Loschung er-<br />
130<br />
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SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Der SHB in der braunen Aera<br />
folgte am 26. Juni 1937- so ist das mehr<br />
als ein materieller Vorgang. Das erste,<br />
hochgemut begonnene Kapitel Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong> war damit abgeschlossen.<br />
Es war offensichtlich, dafi der<br />
Heimatgedanke nun eindeutig ideologisch-kultisch<br />
gefullt werden sollte. Der<br />
schon erwahnte Geistliche Dr. Lorenz<br />
Pieper, Redner auf dem 30. Gebirgsfest<br />
des Sauerlandischen Gebirgsvereins in<br />
Fredeburg 1934, deutete in uniiberbietbarem<br />
Pathos den Anspruch seiner Partei<br />
auf das „Heimat"verstandnis: „So ist<br />
also das Thema ,Nationalsozialismus'<br />
und Heimat' keine Zusammenkoppelung<br />
zweier grundverschiedener, auseinanderklaffender<br />
Begriffe, sondern<br />
ihre Ubereinstimmung „namlich zwei<br />
organisch einander entwachsende Begriffe,<br />
so einander entwachsen und entsprossen,<br />
wie aus der Wurzel der Stamm<br />
und die Krone eines Baumes entwachsen.<br />
Aus der Wurzel „Heimat" steigt<br />
Stamm und Krone ,Nationalsozialismus'<br />
empor." Selbstverstandlich sind im<br />
Kontext dieser Herleitung des Heimatgedankens<br />
„Rasse" und „Blut und Boden"<br />
Kernbegriffe der Rede. In seinem<br />
flammenden Appell hammerte der Redner<br />
den Zuhorern ein, daB jeder mit seinen<br />
„Bluts-Volks- und Schicksalsgenossen"<br />
Heimat verkorpere.i"'<br />
Damit wurde die Konfrontation mit<br />
dem Anspruch der Partei auf eine totale<br />
Zustimmung fiir viele Mitglieder des<br />
<strong>Heimatbund</strong>es zum Priifstein.<br />
Hier ist vor allem an Josef Riither zu<br />
denken, den seine Rolle in der katholischen<br />
Friedensbewegung langst bei vielen<br />
Nazis verhaBt gemacht hatte. Sie<br />
hatten schon 1931 versucht, das<br />
deutsch-franzosische Friedenstreffen<br />
auf dem Borberg zu storen. Damals waren<br />
sie nicht weit gekommen. Um so<br />
mehr nutzten sie nach 33 ihre Macht gegen<br />
unliebsame Zeitgenossen. Josef<br />
Riither wurde schon 1933 von seinem<br />
Dienst als Gymnasiallehrer in Brilon<br />
suspendiert, durfte seit 1938 nicht mehr<br />
publizieren und erfuhr auch in ganz direkter<br />
Weise Verfolgung, was ihn nicht<br />
hinderte, immer wieder den braunen<br />
Ungeist anzuprangern. Der aufrechte,<br />
in seiner Streitbarkeit unbequeme<br />
Christ, einer der seltenen Vertreter des<br />
Widerstands in unserem Raum, ist aber<br />
erst lange nach dem Krieg wegen seiner<br />
kompromiBlosen Antihaltung gerecht<br />
gewiirdigt worden.^i^<br />
Hoffmeister erlebte als Geistlicher in<br />
Bochum die Konfrontation weniger direkt,<br />
hatte aber wohl auch eine geschicktere<br />
Art, Konflikte anzugehen als<br />
der unbeugsame Riither. Durch seine intensive<br />
Jugendarbeit schiitzte er jedoch<br />
die Jungmanner seiner Pfarre vor dem<br />
EinfluB der NS-Ideologie. Ein Mitghed<br />
seiner dortigen Gruppe hat berichtet,<br />
wie Hoffmeister durch ein gekonntes,<br />
unerschrockenes Auftreten als dekorierter<br />
Frontsoldat den jungen Mann<br />
aus einem gefahrlichen Verhor durch<br />
den SA-Standartenfiihrer rettete, indem<br />
er alle Verantwortung fiir ein<br />
„Fehlverhalten" seiner Schiitzlinge<br />
iibernahm und den Nazifiihrer kleinlaut<br />
werden lieB.^^)<br />
Seine schwere Erkrankung bewahrte<br />
Hoffmeister vielleicht auch vor scharferen<br />
Auseinandersetzungen. 1938 erlitt<br />
er einen Schlaganfall. Eine Versetzung<br />
in das Sauerlanddorf Holthausen brachte<br />
nur eine kurzfristige Besserung. Er<br />
starb nach schwerem Leiden im Marz<br />
1943. Im August 1942 hatte er sein Testament<br />
verfaBt. Eine SchluBbemerkung<br />
darin zeigt sowohl seine entschiedene<br />
Ablehnung des Nationalsozialismus<br />
wie sein Bemiihen, andersdenkende<br />
Mitmenschen so wenig wie<br />
moglich zu verletzen. Er schreibt: „Keine<br />
Hakenkreuzfahne soil meinen Sarg<br />
decken oder bei der Beerdigung mitgehen.<br />
Die N.S.K.O.V. (Vereinigung der<br />
Kriegsopfer) bitte ich freundlich, diesen<br />
Wunsch zu respektieren." i^)<br />
Als sein Biograph Theodor Propper<br />
nach dem Krieg ein Buch iiber Hoffmeister<br />
herausgab, bat er vorher alle<br />
Freunde um eine Charakteristik des<br />
Verstorbenen. Wahrend alle den „strahlenden<br />
Menschen" und den „frohen Optimisten"<br />
hervorhoben,urteilt Riither<br />
ganz anders: er sei „eine bis ins Tiefste<br />
tragische Gestalt" gewesen. Zwar bestatigt<br />
er seine bekannt groBe Leistung<br />
nicht nur fiir den Sauerlander, sondern<br />
auch fiir den Westfalischen <strong>Heimatbund</strong>,<br />
der ja „in dem, was er Wesenhaftes<br />
hatte, stark von Hoffmeister be-<br />
131<br />
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Der SHB in der braunen Ara<br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
einfluBt" worden sei. Aber nicht nur seine<br />
Konzessionsbereitschaft gegeniiber<br />
„ Scheinfreunden" und „Festruben" hatten<br />
ihm Schwierigkeiten des Lavierens<br />
gebracht, sondern auch die Abwehr der<br />
dem christlichen Heimatgedanken<br />
feindlichen, immer mehr erstarkenden<br />
Machte." w) Das diistere Bild Riithers<br />
entspricht zwar seiner Grundhaltung<br />
und seinen personlichen Erfahrungen,<br />
aber er sah wohl auch tiefer als andere<br />
den schmerzhchen Zwiespalt des Christen<br />
Hoffmeister im Konflikt mit einer<br />
boswilligen Gegenmacht, die sein<br />
Lebenswerk und seinen Heimatglauben<br />
verbog und verdarb.<br />
Gedenkmedaille zum<br />
<strong>Heimatbund</strong>-Jubildum<br />
1975 zur 25jdhrigen<br />
Wiederbegriindung<br />
Y^^^^ ^^^-^.^A ^^^^^^^^^^^^^^^^^ iTTnf'.ij\^%tfiiiMar<br />
IjeiF, Aan m Rl&dBtta ftlmt in<br />
Un aQe fuie, 6of E|ev blatt,<br />
Un 6gi m Toufunft Butt un fuuomm<br />
Taum Biden nau Efcy copper tttt.<br />
© niutter Cuaft'a Dom flutten Jtfdtn<br />
fitip 6«vn«n Oudrptm un fleti Ctf^tn.<br />
^cg is oppe te Mfixi,<br />
bfu be ©uccidnffc ^simat&unft<br />
DC gapcUc tou ufcr lalioen niuttcr fuaDca<br />
mm guDOcn fdacn iniDtQQct.<br />
Oat fall feyn am (jaugcn £)femBiref)rta6a9t,<br />
6en 21. ntai 1925.<br />
Out Bloefen io^tt ttodi ©rolTen. Do fann Eflfmira root gitflsn<br />
tjEroajcn. IITe draf of mcht gicioen.<br />
Hoffmeister aufdem Borberg<br />
132<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerliinder <strong>Heimatbund</strong> „ Trutznachtigall"<br />
133<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Neubeginn des SHE nach 1945<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Neubeginn<br />
des SHB<br />
nach 1945<br />
Theodor Propper<br />
Bie Probleme des teilweise stark<br />
zerstorten Sauerlandes als<br />
Zufluchtsraum fiir die Vertriebenenstrome<br />
1945-47, auch die katastrophalen<br />
Verkehrs- und Versorgungsbedingungen<br />
sind schon oft dokumentiert<br />
worden. Auch die Heimatarbeit<br />
war davon betroffen, so daJ3 es - trotz<br />
mancher Ansatze im Vorfeld - bis 195o<br />
dauerte, ehe der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
neu gegriindet wurde. Die einzelnen<br />
Phasen dieses Vorgangs hat Theodor<br />
Tochtrop in seiner Chronik ausfiihrhch<br />
und mit der Sachkenntnis und dem<br />
Engagement des direkt BeteiHgten geschildert.<br />
Sie sollen jetzt nicht noch einmal<br />
wiederholt werden. Hier ist vielmehr<br />
der Ort, wichtige Namen aus der<br />
Zeit des Neuanfangs noch einmal ins BewuiBtsein<br />
zu riicken. UnerlaJBUch bleibt<br />
dabei aber der Hinweis, daI3 die „Namenlosen"<br />
mindestens ebenso wichtig<br />
waren. Das waren insbesondere die<br />
zahlreichen Interessierten in orthchen<br />
Heimatgruppen. die schon lange vor<br />
195o wieder aktiv waren. Als die eigentliche<br />
Basis haben sie eine gar nicht hoch<br />
genug einzuschatzende Bedeutung.<br />
Ohne ihre Einsatzbereitschaft waren<br />
die in der Offentlichkeit wirkenden Vertreter<br />
des Heimatgedankens gar nicht<br />
in der Lage gewesen, den Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong> in alter Form wieder erstehen<br />
zu lassen.<br />
Eine zentrale Rolle spielte dabei der<br />
schon mehrfach erwahnte<br />
THEODOR PROPPER (1896 - 1979),<br />
als Organist, spater sogar zum Kirchenmusikdirektor<br />
ernannt, seiner Vaterstadt<br />
Balve tief verbunden. Sie machte<br />
ihn 1964 in der berechtigten Anerkennung<br />
seiner Verdienste zu ihrem Ehrenbiirger.<br />
Hier kann das weit iiberregional<br />
bekannte und gewiirdigte musikalische<br />
Schaffen des Komponisten und<br />
Chorleiters Propper und auch sein<br />
schriftstellerisches und lyrisches Werk<br />
nicht angesprochen werden, obwohl<br />
auch das ohne den Heimatbezug - vieles<br />
in Sauerlander Platt geschrieben - gar<br />
nicht denkbar ist.<br />
Was ware aber der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
ohne ihn? Er griindete im August<br />
1921, also noch vor dem Ent-<br />
stehungsdatum des SHB, die Balver<br />
„Heimwacht" und organisierte 1922 die<br />
erste, damals noch mehrtagige, festliche<br />
und stark besuchte Jahresversammlung<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es in Balve.<br />
Er war ein enger Freund Hoffmeisters<br />
und blieb fiir ihn eine starke,<br />
ideenreiche und begeisterte Stiitze. Unmittelbar<br />
nach seinem Tod im Friihjahr<br />
1943 begann er mit einer Biographie<br />
Hoffmeisters, die dann 1949 im Bonifatius-Verlag<br />
Paderborn erschien. Die<br />
emotionale, von den Ausdrucksformen<br />
der Jugendbewegung gepragte Darstellung<br />
entspricht zwar nicht unserem<br />
heutigen Sprachgefuhl, aber sie ist nicht<br />
nur als Zeitzeugnis zum Verstandnis der<br />
ersten Jahrzehnte der Sauerlander Heimatarbeit<br />
von hohem Wert, sondern<br />
auch ein menschlich bewegendes Dokument<br />
der Freundschaft zwischen Hoffmeister<br />
und Propper.<br />
In den Jahren nach 1945 war es wiederum<br />
Propper, der sich mit starkem<br />
Engagement fiir die Neugriindung des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es im Sinne<br />
Hoffmeisters einsetzte, wie bei Tochtrop<br />
anschaulich nachzulesen. So war es fast<br />
selbstverstandlich, daB der erste Heimattag<br />
1951 wieder in Balve stattfand.<br />
Dort errichtete der SHB auf Proppers<br />
Initiative bin dann eine Hoffmeister Erinnerungsstatte,<br />
einen Brunnen, der in<br />
renovierter Form bis heute an den<br />
Schopfer des Bundes erinnert. Nach der<br />
kommunalen Neugliederung ist Balve<br />
zwar vom Kernraum des <strong>Heimatbund</strong>es,<br />
dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis<br />
Olpe abgetrennt, aber die Balver Heimatfreunde<br />
gehoren fraglos zu alien<br />
Veranstaltungen des SHB hinzu und beteiligen<br />
sich aktiv daran, ganz im Sinn<br />
des „Spielmann Gottes", wie Propper oft<br />
genannt wurde. Gerade im Jahr seines<br />
100. Geburtstags ist die Besinnung auf<br />
ihn und sein keineswegs nur sentimental<br />
getontes Heimatverstandnis fiir den<br />
gesamten Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> ein<br />
ernstzunehmendes Vermachtnis.<br />
THEODOR TOCHTROP (1901-1981)<br />
Auch der Name Theodor Tochtrop ist<br />
hier schon oft gefallen - ein Beweis, daJ3<br />
selbst ein knapper AbriB der Geschichte<br />
des SHB ohne seine Nennung gar<br />
nicht auskommt. Theodor Hundt hatte<br />
134<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Neubeginn des SHB nach 1945<br />
in einem Artikel zu Tochtrops 75. Geburtstag<br />
1976 betont, daB der Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong> neben seinem damals<br />
noch lebenden „Nestor" Propper<br />
„keinem Lebenden groi3eren Dank<br />
schulde". Grund genug, diesen Mann<br />
noch einmal besonders zu wiirdigen.<br />
Wie im Falle Proppers kann allerdings<br />
der enorme Umfang seiner Beitrage zu<br />
heimatkundlichen Themen und seine<br />
Leistung als Buchautor gar nicht zureichend<br />
dargestellt warden. Als Lehrer<br />
mit Leib und Seele hat er auch eine Reihe<br />
vorbildhafter Schriften und Horspiele<br />
fiir die schulische Heimatkunde verfaBt<br />
bzw. sie mitgestaltet. Auch als Naturschutzbeauftragter<br />
des Kreises Meschede,<br />
in dem er seit 1935 als Lehrer<br />
wirkte, konnte er seine fundierten<br />
Kenntnisse des oberen Sauerlandes zur<br />
Geltung bringen. Dem SHB gehorte er<br />
seit 1925 an, seine Bedeutung in der<br />
Neugriindungsphase wurde schon herausgestellt.<br />
Er war ab 1950 Mitglied des<br />
engeren Vorstandes. 1966 wurde er fiir<br />
die „6 schwersten Jahre", wie Th.<br />
Hundt formulierte, zum 2. Vorsitzenden<br />
des <strong>Heimatbund</strong>es gewahlt. Im 1968 geschaffenen<br />
Redaktionsstab der Bundeszeitschrift<br />
SAUERLAND wirkte er aktiv<br />
und unermiidlich „mit Sachverstand<br />
und Herz", wie es der Vorsitzende Dr<br />
Miillmann zu seinem 80. Geburtstag<br />
ausdriickte. Wenige Wochen spater, am<br />
11. Marz 1981 muBte er dem „Mann der<br />
Feder", die Grabrede halten und ihm<br />
nachrufen, daB er sich „um unser heimatliches<br />
Sauerland verdient gemacht<br />
habe". Auch er bleibt unvergessen.<br />
THEODOR SYLVESTER<br />
BONNINGHAUS (1897 - 1972)<br />
Nach den Ausfiihrungen Tochtrops<br />
hatte der 1. Oberkreisdirektor des Kreises<br />
Arnsberg, Theodor Bonninghaus, einen<br />
wesentlichen Anteil an der Neugrundung<br />
des SHB. Der Westfalische<br />
<strong>Heimatbund</strong>, schon 1945 von der britischen<br />
Militarregierung unter ihrem<br />
neuen Landeshauptmann Bernhard<br />
Salzmann wieder zugelassen, bestellte<br />
den Arnsberger Oberkreisdirektor zum<br />
neuen „Heimatgebietsleiter" fiir das<br />
kurkolnische Sauerland. Geschaftsfiihrer<br />
des Heimatgebiets wurde Theodor<br />
Breider. Bonninghaus lud zu mehreren<br />
Zusammenkiinften in den Jahren<br />
1946 - 49 „berufene Personlichkeiten",<br />
so Tochtrop, aus den vier kurkolnischen<br />
Kreisen ein, um die Heimatarbeit neu zu<br />
beleben. Lange wurde iiber die Kooperation<br />
mit dem WHB diskutiert. Zentralistische<br />
Vorstellungen und die Wiinsche<br />
nach moglichster Eigenstandigkeit<br />
standen sich entgegen, bis eine Satzung<br />
gefunden war, die von alien Teilen akzeptiert<br />
werden konnte.<br />
Am 28. Juli 1950 wurde in Arnsberg<br />
der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> neu gegriindet.<br />
OKD Bonninghaus wahlte man<br />
zum ersten, Theodor Propper zum zweiten<br />
Vorsitzenden. Gleichzeitig wurden<br />
auch mehrere Arbeitskreise gebildet: fiir<br />
Vorgeschichte, Geschichte, Schrifttum,<br />
Naturschutz, Baupflege, Heimatschutz<br />
und Heim und Handwerk. Sogar Arbeitskreise<br />
fiir Frauen- und Jugendfragen<br />
sollten gebildet werden. Anna<br />
Kayser aus Hespecke bei Elspe wurde<br />
als Vertreterin der Frauen zusiitzlich in<br />
den Vorstand berufen.<br />
Nachdem ein verheiBungsvoller Neuanfang<br />
gemacht war, muBte 1952 der<br />
Oberkreisdirektor Bonninghaus sein<br />
Amt wegen Arbeitsiiberlastung zur Verfiigung<br />
stellen. Er fand nach seiner kurzen<br />
Amtszeit einen Nachfolger, der bis<br />
1966 amtierte.<br />
DR. FRANZ RIPS (1914 - 1995)<br />
Die Stadt Balve, seit dem Beginn im<br />
SHB besonders rege, trat nach dem<br />
Weggang von OKD Bcinninghaus wieder<br />
einmal auf den Plan. Ihr Amtsdirektor,<br />
Dr. Franz Rips, stellte sich als Nachfolger<br />
vor und wurde von den Versammelten<br />
einstimmig gewahlt. Die von ihm<br />
neu eingerichtete Geschaftsstelle in Balve<br />
fdrderte den organisatorischen Ausbau<br />
des SHB und seinen kraftigen Aufschwung<br />
in den friihen 50er Jahren.<br />
Nun konnte auch wieder eine Bundeszeitschrift,<br />
„Der Sauerlandruf und ein<br />
Heimatkalender „De Suerlanner" erscheinen,<br />
der zunachst einen ganz<br />
groBen Erfolg hatte. 1957 wurde Dr.<br />
Rips zum Stadtdirektor von Menden gewahlt.<br />
Zwar erklarte er sich bereit, von<br />
seinem neuen Wohn- und Wirkungsort<br />
Menden aus den SHB weiterzufiihren,<br />
aber die Schwierigkeiten fiir die kommenden<br />
Jahre deuteten sich mit dieser<br />
Hoffmeister-Propper-<br />
Denkmal in Balve<br />
Theodor Sylvester<br />
Bonninghaus<br />
Dr. Franz Rips<br />
135<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Die Abkehr vom Heimatgedanken und seine Renaissance<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Entfernung schon an. Er konnte zwar<br />
durch seine Vortragstatigkeit mit<br />
gleichzeitig aktuellen und noch aus heutiger<br />
Sicht „zeitlosen" Themen Impulse<br />
geben, beispielsweise: „Die Heimatarbeit-<br />
eine vergebliche Miihe?" (1955),<br />
„Gefahrdung und Geborgenheit der<br />
Menschen in unserer technischen Welt"<br />
(1956) und „Heimatgedanken und Eu-<br />
ropaidee" (1958) . Seine starkere Beanspruchung<br />
in Menden fiihrte aber dazu,<br />
daB nach Tochtrop der SHB 1964/65 hinsichtlich<br />
einer starken Fiihrung „notleidend<br />
geworden war".i6' 1966 trat Dr.<br />
Rips von seinem Amt zuriick, blieb aber<br />
auch in den folgenden Jahrzehnten ein<br />
treuer Besucher der Veranstaltungen<br />
des SHB.<br />
Die Abkehr<br />
vom Heimatgedanken<br />
und seine Renaissance<br />
Die Mangel in der Fiihrung, von<br />
denen Tochtrop spricht, wirkten<br />
sich um so negativer aus, da sie<br />
in eine Phase fielen, als der Zeitgeist allem,<br />
was mit dem Begriff „Heimat" zu<br />
tun hatte, immer gleichgiiltiger, ja ablehnend<br />
begegnete.<br />
Hatten die beginnenden 50er Jahre<br />
mit ihrer Hochkonjunktur an Heimatfilmen<br />
und entsprechendem Liedgut das<br />
HeimatbewuBtsein - wenn auch manches<br />
Mai in sentimentalster Form - oft<br />
noch weiter gestiitzt und genahrt, als<br />
habe as keinen Bruch durch das „Tausendjahrige<br />
Reich" gegeben, so anderte<br />
sich das in der Folgezeit auffallend. Eine<br />
Ursache war gewiB die Faszination<br />
durch die rasante Modernisierung in alien<br />
Bereichen. So machte z.B. die steigende<br />
Mobilisierung mit ihren bekannten<br />
Reisewellen den heimischen Raum<br />
fiir weite Bevolkerungsteile unattraktiv.<br />
Und in der Sprache der sogenannten<br />
geistig Schaffenden gewann „Heimat"<br />
den Charakter von etwa Altfrankischem,<br />
weit Uberholten. Im intellektuellen<br />
Wortschatz versuchte man das<br />
ominose Wort ganz zu umgehen.<br />
„Heimatgefiihr' erscheint in der Untersuchung<br />
eines namhaften Soziologen<br />
der Zeit als „symbolische Ortsbezogenheit."i7)<br />
Sicher fiihrte aber auch die nun allmahlich<br />
beginnende Auseinandersetzung<br />
mit dem Nationalsozialismus<br />
dazu, „Heimat" und „Blut- und Boden"<br />
-Kult in ihrer verhangnisvollen Verbindung<br />
zu sehen, wozu etwa die vom<br />
zitierte Rhetorik eines Dr. Pieper die<br />
Moglichkeit hot. Heimatarbeit wurde<br />
damit speziell in progressiven Kreisen<br />
als faschistoide „Heimattumelei" verdachtigt.<br />
Ein westfalischer Wissenschaftler<br />
erklart diesen ProzeB der Ablehnung<br />
der Heimatbewegung folgendermaBen:<br />
„Die seit den spaten 1950er<br />
Jahren einsetzende Diskreditierung der<br />
Heimatbewegung zeigt, daB sie weniger<br />
als Opfer denn als Mittater (des Nazimus<br />
E.R.) betrachtet wurde."!^)<br />
Die Liste ablehnender AuBerungen<br />
lieBe sich lange fortsetzen. Sie bleibt<br />
auch nicht auf betont Progressive beschrankt.<br />
In einem offentlichen Gesprach<br />
zum Thema „Heimat" bekannte<br />
z.B. Norbert Bliim, sicher nicht der Prototyp<br />
eines Linksintellektuellen, daB fur<br />
ihn der Begriff ,,nicht sehr gefiihlsbeladen<br />
ist. Weil wir uns in einem ProzeB der<br />
globalen Verstadterung befinden, ist<br />
das, was wir mit Heimat und Landschaft<br />
verbinden, offenbar auf dem<br />
Riickzug, jedenfalls fiir mich."i9'<br />
Die fuhrenden Mitglieder des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es muBten spiiren,<br />
wie sie ins Abseits gerieten. Tochtrop begriindete<br />
1967 z.B. die finanziellen Verluste<br />
beim Vertrieb des Heimatkalenders<br />
„De Suerlanner", von dem sich der<br />
SHB dann auch bald trennte, erkennbar<br />
miBbilligend damit, dafi die Verteilung<br />
liber die Schulen nicht mehr funktioniere,<br />
denn „vor allem die junge Lehrergeneration<br />
lehnte es ab, sich dafiir einzusetzen,<br />
nachdem von oben herab das<br />
Thema Heimat immer kleiner geschrieben<br />
wurde."20'<br />
Damit spielte er auf neue Richtlinien<br />
des Kultusministeriums an, in denen<br />
die traditionelle Heimatkunde im Unterricht<br />
keinen Platz mehr hatte. Und<br />
noch 1971 erklarte er in einer Mitglie-<br />
136<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Die Abkehr vom Heimatgedanken und seine Renaissance<br />
derversammlung in Meschede, daB „die<br />
groBe Zeit des <strong>Heimatbund</strong>es vorbei<br />
sei."2i)<br />
Aber diese resignative Feststellung<br />
schatzte die Uberlebenskraft des SHB<br />
nicht richtig ein. Die Veranderungseuphorie<br />
in der Phase der ausgehenden<br />
60er Jahre zeigte sogar beim<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> ihre Wirkung.<br />
Schon 1967 war durch die Wahl von<br />
Werner Broermann, damals Amtsdirektor<br />
in Fredeburg, zum 1. Vorsitzenden<br />
ein neuer Schwung in die Heimatarbeit<br />
gekommen. Sie zeigte sich nach auBen<br />
vor allem in dem BeschluB, dem Bundesorgan<br />
eine andere Gestah zu geben.<br />
1968 erschien die Zeitschrift SAUER-<br />
LAND in Titel, Form und Inhalt modernisiert.<br />
Eine deutliche Aufwartsbewegung<br />
zeichnete sich dann in den 70er<br />
Jahren ab. Sie ist gewiB auch darauf<br />
zuriickzufiihren, daB der Begriff „Heimat"<br />
sein negatives Odium verlor und,<br />
um mit Reding zu sprechen, wieder<br />
„Farbe bekam".<br />
Es war aber nicht nur der wiedererwachende<br />
„Heimattrend", der die Bedeutung<br />
des SHB in den nachsten Jahren<br />
steigerte. Neue Kraft kam auch aus<br />
den eigenen Reihen. Werner Broermann<br />
gab den entscheidenden AnstoB. Ihn<br />
hielt es aber nicht auf dem Biirokratensessel<br />
in Fredeburg. Mit seinem Nachfolger,<br />
dem damaUgen Oberkreisdirektor<br />
von Brilon, Dr. Adalbert<br />
Miillmann, erhielt der Sauerlandische<br />
<strong>Heimatbund</strong> 1972 einen Vorsitzenden,<br />
der das Bundesschiff seither sicher, geschickt,<br />
stetig und erfolgreich gesteuert<br />
hat. Das tiberall kraftiger werdende<br />
HeimatbewuBtsein mag zur Fortune des<br />
auch politisch versierten Steuermanns<br />
gehoren. Es forderte den Kurs,<br />
schmalert aber nicht seine eigene Leistung.<br />
Von besonderer Bedeutung war fur<br />
die schwierigen Jahre nach der kommunalen<br />
Neuordnung seine groBe integrative<br />
Fahigkeit. So konnten auch die dem<br />
SHB nun „verlorenen" Gebiete wie das<br />
seit seinen Anfangen impulsgebende<br />
Balve im Vorstand prasent bleiben, seit<br />
langem durch Frau Use Thiell wirksam<br />
vertreten. Auch die Zusammenarbeit<br />
mit dem Kreis Olpe war zunachst durch<br />
den jahrzehntelang amtierenden 2. Vorsitzenden<br />
des SHB Theodor Hundt gesichert,<br />
sie wird bis heute durch seinen<br />
Nachfolger Karl-Josef Luster-Haggeney<br />
kooperativ mitgetragen. Ihm steht der<br />
langjahrige Olper Kreisheimatpfleger<br />
Giinther Becker, stets aktiv und konstruktiv<br />
Olper Belange fdrdernd, begleitend<br />
zur Seite. Der SHB Vorstand ist<br />
damit schon durch seine personelle Zusammensetzung<br />
immer noch gut „kurkolnisch"<br />
gepragt. Fiir Dr. Miillmann<br />
war und ist dieser Aspekt der Gemeinsamkeit<br />
einer traditionell gewachsenen<br />
und daher auch weiter zusammengehorenden<br />
Region ein ganz besonderes<br />
Anliegen.<br />
Doch braucht ein Vorstand fiir eine<br />
reibungslose, erfolgreiche Arbeit auch<br />
engagierte „Mitstreiter". Und hier ist<br />
vor allem Frau Hiltraud Schiittler zu<br />
nennen, die seit 1967 umsichtig und unermiidlich<br />
als Geschaftsfiihrerin waltete,<br />
bis sie nach nahezu einem Vierteljahrhundert<br />
(!) dieses Amt weitergeben<br />
wollte. 1992 beschloB der Kreistag des<br />
Hochsauerlandkreises, die Geschaftsfiihrung<br />
des SHB kiinftig durch Herrn<br />
Schliiter zu iibernehmen, der nun mit<br />
jugendlichem Elan und Geschick als<br />
neuer Geschaftsfiihrer amtiert.<br />
Ein Dauerthema der Chronik von<br />
Tochtrop blieb bisher noch unerwahnt,<br />
die finanziellen Engpasse, zwischen denen<br />
der SHB sich immer wieder mlihsam<br />
hindurchwinden muBte. Da freut es<br />
die Chronistin, daB sie dieses Klagelied<br />
nicht anzustimmen braucht. Die genannten<br />
bewahrten Geschaftsfiihrer<br />
wickelten jeweils die finanzielle Alltagsarbeit<br />
ab - bei inzwischen 3159 Mitgliedern<br />
kein Pappenstiel! - aber der SHB<br />
gewann versierte Schatzmeister als „Finanzminister":<br />
viele Jahre war es der<br />
hier ganz unvergessene Hans Werner<br />
Riemer von der VEW Arnsberg, der 1990<br />
als Vorstandsmitglied der VEW-AG<br />
nach Dortmund aufstieg. Als sein Nachfolger<br />
wacht nun der Sparkassendirektor<br />
Fred Uelsberg aufmerksam iiber die<br />
Finanzgeschicke des SHB. Zwar kann<br />
der Bund nicht mit Reichtiimern prunken,<br />
aber der Vorsitzende kann doch auf<br />
eine im ganzen intakte Finanzlage<br />
blicken.<br />
Seine nun fast ein Vierteljahrhundert<br />
umfassende Amtszeit an der Spitze des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es akribisch<br />
mit der Nacherzahlung von Vorstandssitzungen<br />
und -beschliissen festzuhalten,<br />
ware ermiidend und allenfalls einer<br />
/:<br />
Das Wort Heimat<br />
war leer geworden,<br />
verbraucht und verschlissen,<br />
Parolen batten es<br />
fertiggemacbt.<br />
Das Wort Heimat<br />
hat wieder Farbe bel
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Die Abkehr vom Heimatgedanken und seine Renaissance<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Dr. Adalbert MuUmann<br />
1. Vorsitzender<br />
Karl-Josef<br />
Luster-Haggeneg<br />
2. Vorsitzender<br />
Detlev Schluter<br />
Geschdftsfuhrer<br />
Geschichte des SHB in Buchform angemessen.<br />
Hier sollen nur streiflichtartig<br />
einige besondere Merkpunkte der letzten<br />
Jahrzehnte und Ergebnisse der Heimatarbeit<br />
in der gebotenen Kiirze vorgestellt<br />
werden.<br />
1) Wilhelm Schulte, Der westfalische <strong>Heimatbund</strong> und<br />
seine Vorlaufer, 2 Bde, Munster 1973. Darin der Brief<br />
Wagenfelds im vollen Wortlaut.tFber den Verein fiir Heimatschutz<br />
Franz Krins, Der Verein fiir Heimatschutz,<br />
in: Der Marker 13, 1964, S. 161.1ch danke Herrn Dr. Kathol<br />
sehr fiir seine Unterlagen iiber die Vereinsgriindung,<br />
an der sein Vater, Kreisbaurat Wilhelm Kathol,<br />
Meschede, 1913 teilgenommen hatte.<br />
2) Theodor Propper, Franz Hoffmeister, Leben und<br />
Werk, Paderborn 1949, S. 68<br />
3) Siehe auch Alfred Bruns, Aus den Anfangen des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es, SAUERLAND 3/1994,<br />
S-.IOO. Viel differenzierter, als es hier geschieht, hat<br />
Giinther Becker die Vorformen und Strange der Heimatvereinsgrundungen<br />
im Olper Raum verfolgt. G. Becker,<br />
Grlindung und erste Jahre des Heimatvereins fiir das<br />
ehemalige Justizamt Olpe im geschichtlichen Kontext<br />
der Heimatbewegung des ersten Jahrhundertviertels, in:<br />
Olpe in Geschichte und Gegenwart, Jahrbuch des Heimatvereins<br />
fur Olpe und Umgebung e.V. 4, Olpe 1996, S.<br />
13 - 30.<br />
4) „Tat", Trutznachtigall 1921, S. 14<br />
5) Ich danke Herrn Rosen von der Kreisverwaltung und<br />
Heimatfreund W.Saure fur die Vermittlung der gehalt-<br />
reichen Broschiire „Erinnerung an die Zukunft" 1931-<br />
91, 60 Jahre Borberg bei Brilon/Olsberg, hg. v. Franz<br />
Stock-Komitee f Deutschland 1992. Darin der Bericht<br />
von Vinzenz Stratmann S. 6 f<br />
6) Theodor Tochtrop,Chronik des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
e.V., Brilon 1975, S. 29<br />
7) Propper ebd. S.91<br />
8) Tochtrop ebd<br />
9) Propper ebd.S.94<br />
10) Ulrich Hillebrand,Das Sauerland unterm<br />
Hakenkreuz, Meschede 1989, S. 56<br />
11) Sigrid Blomeke, Nur Feiglinge weichen zuruck -Josef<br />
Ruther 1881-1972, Brilon 1992<br />
12) Friedrich Schroder, Franz Hoffmeister und die Aktualitat<br />
der Heimatbewegung in unserer Zeit, SAUER-<br />
LAND 3/1993, S. 5o f<br />
13) Propper ebd. S. 54<br />
14)ders. S.120<br />
15) Tochtrop ebd.S.60<br />
16) ders. S. 99<br />
17) Heiner Treinen, Symbolische Ortsbezogenheit. Fine<br />
soziologische Untersuchung zum Heimatproblem in:<br />
Kblner Zeitschrift fiir Soziologie und Sozialpsychologie<br />
17/1965. Zitiert nach A. Lehmann, Im Fremden ungewollt<br />
zuhaus, Munchen 1991, S. 87<br />
18) Karl Ditt, „Mit WestfalengruB und Heil Hitler", in:<br />
Edeltraud Klueting (Hg.) ,Antimodernismus und Reform,<br />
Darmstadt WBG 1991, S. 215<br />
19) Alexander Mitscherlich/Gert Kalow (Hg.), Hauptworte-Hauptsachen-Heimat-Nation,<br />
Miinchen 1971, Serie<br />
Piper, S. 14<br />
20) Tochtrop ebd. S. 108.<br />
21) Westfalische Rundschau vom 7.12. 1971.<br />
138<br />
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerliinder <strong>Heimatbund</strong> Die Abkehr vom Heimatgedanken und seine Renaissance<br />
Fred Uelsberg<br />
Kassenfuhrer<br />
Gunther Becker<br />
Elisabeth Thiell<br />
> t^'<br />
Hiltraud Schuttler<br />
•"hi<br />
Werner Riemer<br />
Jahrestagur^g des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es 1980 in Balv<br />
139<br />
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Der <strong>Heimatbund</strong> und seine Zeitscvhriften<br />
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75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Der<br />
<strong>Heimatbund</strong><br />
und seine<br />
Zeitschriften<br />
.hne ein gutes Organ ist ein Hei-<br />
\mathund kaum in der Lage,<br />
nach aujien zu wirken, doch vermag<br />
die fianzielle Belastung, die durch<br />
die Zeitschrift entsteht, eine Vereinigung<br />
auch zu ruinieren.<br />
Diese stoBseufzerartige Bemerkung<br />
Theodor Tochtrops, aus leidvoller Erfahrung<br />
gewonnen, fiihrte dazu, daB die<br />
Zeitschriftenfrage ein Dauerthema in<br />
der Geschichte des SHB wurde. Da der<br />
Chronist Tochtrop diesem Sorgenkind<br />
der Verbandsarbeit aber immer wieder<br />
ausfiihrliche Berichte widmete, sei hier<br />
die Historie des „Organs" nur als kurzer<br />
Uberblick rekapituliert.<br />
Von der „Trutznachtigair' und ihren<br />
im Wechsel tatigen Schriftleitern Franz<br />
Hoffmeister und Josef Riither, auch von<br />
der Anderung in der Namengebung: von<br />
„ Trutznachtigall" zu „Heimwacht" war<br />
bereits die Rede. Die Kosten fiir die<br />
„Heimwacht" batten in der Krisenzeit<br />
um 1930 die schwere Verschuldung des<br />
Bundes bewirkt, die seine Liquidation<br />
erforderlich machte. Auch der vom <strong>Heimatbund</strong><br />
herausgegebene Kalender „De<br />
Suerlanner" muBte 1932 sein Erscheinen<br />
einstellen. Er erschien allerdings<br />
1937 im gewandelten Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
(Protektorat Dr.Ewers, Josefa<br />
Berens-Totenohl, Heinrich Luhmann)<br />
wieder , nannte sich von 1938-42 „Der<br />
Sauerlander" und atmete den Geist der<br />
braunen Ara.<br />
fttmatblatttt\<br />
W' *«« 'urt6Inir*e6ouMlon6<br />
limnn hi eaxrlMtt<br />
etlpbtr 198 4<br />
6...tlliiH,li,|«,i„,i„i„,,|,|,.^,^^^.^^^^<br />
Nach der Neugriindung des SHB<br />
stand die „Organ"-frage wieder auf der<br />
Tagesordnung. Unverziiglich wurde zunachst<br />
die Herausgabe des Jahreskalenders<br />
- nun wieder „De Suerlanner"<br />
genannt - beschlossen.DaB er schon<br />
1951 und dann kontinuierhch 17 Jahre<br />
erscheinen konnte, ist das Verdienst<br />
Fritz Schumachers. Er hat fiir den SHB<br />
unermiidlich und erfolgreich gewirkt,<br />
daher sei seine Biographic hier knapp<br />
skizziert.<br />
Fritz Schumacher<br />
FRITZ SCHUMACHER (1903-1971)<br />
Der gebiirtige Hohenhmburger wurde<br />
1935 Lokalredakteur der „Tremonia"<br />
in Arnsberg. Nach dem Kriegsende, er<br />
kam als Schwerverwundeter zuriick,<br />
wurde er Lokalredakteur der „Westfalen-Post"<br />
und iibernahm diese Aufgabe<br />
140<br />
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SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Der <strong>Heimatbund</strong> und seine Zeitschriften<br />
'"r-t'Dwmxrtses<br />
ZeltsciiHftdes"<br />
Sauertanaer<br />
pAUERLAND<br />
nach einem Zwischenspiel von 1948-55<br />
als Verlagsleiter der Gebr. Lensing, von<br />
neuem. So war er durch Beruf und Neigung<br />
dem Sauerland verbunden, ein<br />
hervorragender Heimatkenner und -<br />
freund. Bis 1968 betreute er die Kalender<br />
„De Suerlanner" und der „Hinkende<br />
Bote", deren Gesamtauflage von<br />
1951-1968 laut Tochtrop die 100.000<br />
iiberschritt. Nicht vergessen werden<br />
darf aber auch sein groBer Beitrag zur<br />
Lokalgeschichte, sein Buch iiber den 2.<br />
Weltkrieg „Heimat unter Bomben" von<br />
1969.<br />
I<br />
Neben dem Heimatkalender soUte<br />
aber auch wieder eine Bundeszeitschrift<br />
erscheinen, so der BeschluB des Hauptvorstands<br />
des SHB 1953. Ihr Name ein<br />
Appell: „Sauerlandruf' - und ihr erster<br />
Schriftleiter wieder Josef Riither. Er gab<br />
dieses Amt aber schon 1954 an Artur<br />
Harder weiter, von ihm iibernahm es der<br />
als „Kalendermann" langst bewahrte<br />
Fritz Schumacher. Aus Kostengriinden<br />
sohte der „Sauerlandruf' nur zweimal<br />
im Jahr als Doppelnummer erscheinen.<br />
Er blieb aber standig ein kostenverschlingendes<br />
Produkt, wie Tochtrop<br />
mehrfach beklagt, 1967 nennt er ihn<br />
schlieBlich sogar einen „finanzieUen<br />
MiBerfolg".<br />
Damals muBte Fritz Schumacher aus<br />
Gesundheitsgriinden die Redaktion niederlegen.<br />
Doch kraft des Elans, der von<br />
dem neuen Vorsitzenden Werner Broermann<br />
ausging, gewann nun auch das<br />
neugestaltete Bundesorgan, jetzt SAU-<br />
ERLAND genannt, neues Leben. Am<br />
Anfang losten sich die Redakteure<br />
Heinz Dravenau (1968-69), Albert Zimmermann<br />
(1969/71) relativ schnell ah,<br />
brachten aber schon eine neue Farbigkeit<br />
und einen neuen Ton in die Zeitschrift.<br />
Dann iibernahm Siegfried Richter<br />
die Redaktion, wahrend Theodor<br />
Hundt Vorsitzender des Redaktionsausschusses<br />
war. Es gelang allmahlich,<br />
die Zeitschrift aus der finanziellen Risikozone<br />
herauszufiihren. Seit mehr als<br />
einem Vierteljahrhundert ist SAUER-<br />
LAND nun die lebendige Stimme des<br />
Bundes, immer bemiiht, aktuell und attraktiv<br />
das Bild des Sauerlands zur Geltung<br />
zu bringen. Dazu hat die Redaktionsleitung<br />
durch Knut Friedrich Platz<br />
wesentlich beigetragen.<br />
Albert Zimmermann<br />
Siegfried Richter<br />
ij!i!i;i!::::F<br />
Knut Friedrich Platz<br />
141<br />
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Gesprach mit K.F. Platz<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Gesprach<br />
mit<br />
Knut<br />
Friedrich<br />
Platz<br />
Die Fragen stellte<br />
Dr. Erika Richter.<br />
Der Vorsitzende des Redaktionsstabs<br />
der Zeitschrift Sauerland<br />
Knut Friedrich Platz ist nach<br />
seiner schweren Erkrankung zur Zeit<br />
noch in der Rehabilitations-Klinik in<br />
Niimbrecht. In einem Interview erinnert<br />
er sich an die Ubernahme des Amtes<br />
als Redakteur und die damit verbundenen<br />
Aufgaben. Er formuliert auch seine<br />
Wlinsche fiir die Zukunft der Zeitschrift,<br />
und wir hoffen, ihn bald wieder<br />
tatig mitwirkend erleben zu konnen.<br />
Lieber Herr Platz, aufSeite 172 dieser<br />
SAUERLAND-Ausgabe wird Ihr Lebensweg<br />
ausfiihrlich dargestellt. Meine<br />
Fragen beziehen sich direkt auflhr Wirken<br />
im Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>.<br />
Wann sind Sie ihm zum ersten Mai<br />
begegnet?<br />
Kreisdirektor a.D. Theo Hundt und<br />
Gemeindedirektor Franz-Josef Hackmann<br />
aus Kirchhundem machten mich<br />
mit den Zielen des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
und den Aufgaben zeitgemaBer<br />
Heimatpflege bekannt. Ich<br />
wurde Mitglied.<br />
Wie sehen und beurteilen Sie das Verhdltnis<br />
des Kreises Olpe und des SHB,<br />
der ja heute seine besondere Verankerung<br />
im HSK hat?<br />
An der Wiederbelebung des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es Ende der 60er<br />
Jahre waren Personlichkeiten aus dem<br />
Kreis Olpe besonders beteiligt. Auch die<br />
Zusammenarbeit der vier ehemals<br />
kurkolnischen Kreise auf dem Gebiet<br />
des Fremdenverkehrs begann um diese<br />
Zeit: der Name „Sauerland" sollte zu einem<br />
Markenbegriff werden. Das ist<br />
auch gelungen. Eine gewisse Eigenstandigkeit<br />
in der Heimatpflege bildete sich<br />
im Kreis Olpe e.V. heraus. Eine enge<br />
Verbindung der heimatpflegerischen<br />
Aktivitaten wiirde ich sehr begilBen.<br />
Hatte die Zusammenarbeit mit Theodor<br />
Hundt fiir Ihre Beziehung zum SHB<br />
eine besondere Bedeutung?<br />
Theodor Hundt offnete mir den Blick<br />
fiir die landschaftlichen und kulturellen<br />
Zusammenhange des Sauerlands. Seine<br />
immense Sachkenntnis in kunst- und<br />
kulturgeschichtlichen Dingen bewunderte<br />
ich stets, aber auch seine<br />
naturkundlichen Kenntnisse waren bedeutend.<br />
Seine Liebe zu seiner angestammten<br />
Heimat beeindruckte mich<br />
sehr. Er hat einen groBen Anteil daran,<br />
daB das Sauerland mir zur eigenen,<br />
selbstgewahlten Heimat wurde. Theo<br />
Hundt war nicht nur sehr gebildet, sondern<br />
forschte selbst und schrieb einen<br />
kritischen Stil im besten Deutsch.<br />
Wann haben Sie die Redaktionsarbeit<br />
an der Zeitschrift Sauerland ubernommen?<br />
Nach und nach beteiligte mich Theo<br />
Hundt an der Mitarbeit von Sauerland;<br />
besonders, nachdem wir zusammen<br />
zwei Bildbande iiber den neuen Kreis<br />
Olpe erarbeitet batten. Die Leitung des<br />
Redaktionsstabes iibernahm ich nach<br />
einer grundsatzlichen und richtungsweisenden<br />
Sitzung des erweiterten Vorstandes<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
im Jahr 1980. Damals begann nach der<br />
Periode Siegfried Richters die Zusammenarbeit<br />
mit dem Druckereileiter des<br />
Strobel-Verlages, Hans Wevering. Unser<br />
Heimatfreund Werner Arens aus Balve<br />
entwickelte ein neues Layout der Zeitschrift,<br />
dem der Vorstand zustimmte.<br />
Was waren Ihre besonderen Ziele bei<br />
Ihrer Arbeit fiir die Zeitschrift?<br />
Wie ich es von Theo Hundt iibernommen<br />
hatte, woUte auch ich eine Zeitschrift<br />
der Heimatpflege und nicht der<br />
Heimatkunde oder gar -geschichte. Aus<br />
unserer Sicht war das auch leichter, well<br />
in den „Heimatstimmen aus dem Kreis<br />
Olpe" eine wissenschaftlichen Anspriichen<br />
durchaus geniigende, entsprechende<br />
Publikation seit Jahrzehnten zur<br />
Verfiigung stand. Im Hochsauerlandkreis<br />
dachte und denkt man dariiber anders.<br />
Ein regionales Organ fiir Heimatgeschichte<br />
und Heimatkunde fehlt dort<br />
noch heute. Allerdings hat der Hochsauerlandkreis<br />
in seinem „Jahrbuch"<br />
seit jetzt 13 Jahren eine hervorragende<br />
Publikation, die ich mit Gewinn und<br />
Vergniigen lese und natiirlich sammle.<br />
Worin sahen - und sehen - Sie besondere<br />
Schwierigkeiten bei der Arbeit an einem<br />
solchen Verbandsorgan?<br />
142<br />
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75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Gesprdch mit K.F. Platz<br />
Ein Teil der Schwierigkeiten an der<br />
Redaktionsarbeit unserer Zeitschrift ist<br />
schon angedeutet. Viele gute und gutgemeinte<br />
Texte von engagierten und<br />
treuen Heimatfreunden konnten wir<br />
einfach nicht drucken. Aus AnlaB von<br />
Jubilaen oder besonderen historischen<br />
Ereignissen gab es natiirlich Kompromisse.<br />
Schwierig war und ist es auch,<br />
fundierte Beitrage zu besonderen Strukturproblemen<br />
des Sauerlandes zu bekommen.<br />
Manche Themen geraten auch<br />
aus politischer Riicksichtnahme zu<br />
kurz. Hier miiBte „Sauerland" selbstbewuBter<br />
und kritischer werden. Moderne<br />
plattdeutsche Texte - Prosa und Lyrik -<br />
fehlen uns auch.<br />
An welche positiven Erfahrungen<br />
denken Sie besonders gem zurilck?<br />
Die durchweg gute Zusammenarbeit<br />
mit Theo Hundt, Hans Wevering, von<br />
dem ich sehr viel lernte, und den iibrigen<br />
Mitghedern des Redaktionsstabes<br />
gipfelte in der gemeinsamen Freude<br />
liber ein gelungenes <strong>Heft</strong> - viermal im<br />
Jahr.<br />
i\nui i-^taiz iiiicl clie langjdhrige GeschdftsfUhrerin<br />
des SHB Hiltraud SchiMler<br />
Was wunschen Sie sich fiir die Zeitschrift<br />
in Zukunft? Sehen Sie Verdnderungen<br />
in der Schwerpunktlegung, die<br />
in den 70er/ 80er Jahren noch nicht so<br />
augeprdgt ivaren? Und wie schdtzen sie<br />
die Moglichkeiten der Heimatarbeit insgesamt<br />
fiir die Zukunft ein?<br />
Meine Wiinsche fiir die Zukunft von<br />
„Sauerland" habe ich schon genannt.<br />
Ich finde, daB Heimatarbeit immer<br />
wichtiger wird, wenn sie als Bemiihungen<br />
um die Pflege unserer Landschaft<br />
und Kultur verstanden wird. Das<br />
Sauerland muB sich in Westfalen noch<br />
deutlicher zu Wort melden als bisher.<br />
Heimatarbeit ist Identitatsvermittlung<br />
in einer Welt, die an Zusammenhang<br />
und iiberkommener Sinnstiftung verliert.<br />
Regionale Heimatarbeit weitet den<br />
Blick iiber die eigene Stadt und das eigene<br />
Dorf hinaus in groBere Bereiche, in<br />
denen der Mensch sich zu Hause fiihlen<br />
will und kann. Wir miissen noch viel<br />
mehr Mitmenschen gewinnen, sich in<br />
diesem Sinne zu engagieren. Ohne<br />
Heimatpflege ware iibrigens auch die<br />
kommunale Selbstverwaltung ein ziemlich<br />
hohles Gebilde. Beide Bereiche leben<br />
vom freiwilligen Mittun der Biirger.<br />
TheodorHundt<br />
* 13.5.1906 f 7.12.1994<br />
Dr. Erika Richter<br />
143<br />
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Jahreshauptversammlungrn des Sauerldndes <strong>Heimatbund</strong>es<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Die<br />
Jahrestagungen<br />
des SHB<br />
I chon in der Fruhzeit des SHB<br />
gehorten die „Heimattage" zu<br />
'den „erlebnisstarken Hohepunkten",<br />
wie es in der Chronik von Tochtrop<br />
heiBt. Balve 1922, Meschede 1923, Attendorn<br />
1924 machten den verheiBungsvollen<br />
Auftakt.<br />
Die Mitgliederversammlungen waren<br />
jeweils mit zusiitzlichen Arbeitskreisen<br />
verbunden, so daB eine Veranstaltung<br />
immer mehrtagig stattfand.<br />
Neben zeitbedingten Themen wie „Heimat<br />
und Volksgemeinschaft" standen<br />
auch schon als Dauerthemen sowohl<br />
Probleme der Denkmalspflege wie des<br />
Natur-und Landschaftsschutzes auf<br />
dem Programm der Teilnehmer, die sich<br />
damals noch in „Standesversammlungen"<br />
trafen.<br />
tjber die enorm besuchte „Clemens-<br />
August-Tagung" an einem Wochenende<br />
im September 1925 schwelgt in schonstem<br />
Siitterlin die Arnsberger Heimatchronik<br />
(siehe Seite 128). Nachdem<br />
zunachst die Besuchermassen erwahnt<br />
werden: zum sonntaglichen Hohepunkt<br />
entstromten den Ziigen ca. 12.000<br />
Schaulustige, heiBt es: „Wer vom<br />
Marktbrunnen aus die Tausende und<br />
Abertausende iiberschauen konnte, die<br />
dichtgedrangt den Alten Markt und den<br />
Steinweg fiillten, als Kurfiirst Klemens<br />
August hinausritt, mit Leibgarde und<br />
Heiducken, mit Pagen und Ehrenjungfrauen,<br />
mit Jagern und Meute unter<br />
Vorantritt der Landstande und Klosterschule,<br />
bei den feierlichen Klangen des<br />
alten Handel'schen Siegesmarsches<br />
„Seht,erkommt mit Preis gekront", der<br />
hat keinen Augenblick gezweifelt, daB es<br />
eine sauerlandische Volksgemeinschaft<br />
gibt."<br />
Die Heimattage in der zweiten Halfte<br />
der 20er Jahre in Assinghausen/Olsberg,<br />
Foerde-Grevenbriick und Winterberg<br />
waren zwar bescheidener im AusmaB,<br />
aber inhaltlich anspruchsvoll:" Jugend<br />
und Heimat" 1928", Heimat und<br />
Kunst" 1929," Religion und Heimat"<br />
1930. Die Sorgen der Veranstalter vor<br />
uniibersehbaren Entwicklungen im geistigen<br />
Klima Deutschlands mogen die<br />
Wahl der Themen mitbestimmt haben.<br />
Vom 10. Heimattag in Arnsberg 1932<br />
vermerkt Tochtrop lapidar: „Er stand<br />
bereits deutlich im Zeichen der politischen<br />
Unruhe jener Zeit."<br />
Auch in der NS-Zeit gab es sogenannte<br />
„Heimatgebietstage" Grevenbriick<br />
1935, Brilon 1936, Niedermarsberg<br />
1937, Meschede 1939. Es ist dem Chronisten<br />
zu glauben, wenn er von den<br />
„ Verzerrrungen" spricht, denen die Heimatarbeit<br />
in der Ara des „Blut- und Boden-Kults",<br />
des pangermanischen Unsinns<br />
und des unerbittlichen Rassismus<br />
ausgesetzt war. Sie haben dem Bild einer<br />
gutgemeinten sauerlandischen Heimatglaubigkeit<br />
einen langdauernden<br />
Schaden zugefiigt.<br />
Nach der Neugriindung des SHB<br />
wurde 1951 wieder ein festlicher „Heimattag"<br />
in Balve begangen, und der begeisterte<br />
Organisator Theodor Propper,<br />
enger Freund von Franz Hoffmeister,<br />
verkorperte den Versuch, die Kontinuitat<br />
zum alten Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
moglichst bruchlos wiederherzustellen.<br />
Dazu diente z.B. auch die seither<br />
wieder fraglose Tradition gewordene<br />
plattdeutsche Messe zum AbschluB der<br />
Mitgliederversammlungen, die allerdings<br />
seit den 6oer Jahren nur noch<br />
eintagig angelegt waren. Die wiederkehrenden<br />
Themen der Arbeitskreise „Heimat<br />
und Jugend", „Heimat und Geschichte",<br />
„Heimat und Naturschutz"<br />
ermoglichen einen Briickenschlag von<br />
den sogenannten „langen 50er Jahren"<br />
bis in die Gegenwart. Dabei muB jedoch<br />
der in den vergangenen Jahrzehnten<br />
mehrfach wechselnde Deutungsgehalt<br />
des Heimatbegriffs bedacht werden.<br />
Auch wenn z.B. die Jahreshauptversammlung<br />
auf Burg Bilstein 1955 das<br />
Thema „Pflege des Ortsbildes" hatte,<br />
von Tochtrop schon als Vorwegnahme<br />
der Aktion „Unser Dorf soil schbner<br />
werden" gewertet, so blieb bekanntlich<br />
auch die Vorstellung vom „schonen<br />
Dorf keineswegs konstant. Die Debatte<br />
auf dem Heimattag in Meggen/Elspe<br />
von 1956, wo das stark umstrittene<br />
„Schmallenberger Dichtertreffen" debattiert<br />
wurde, zeigte dann schon die<br />
uniibersehbaren Briiche zwischen den<br />
Generationen im Verstandnis von Heimat-Volkstum-Dichtung.<br />
Zwar blieben die Heimattage der folgenden<br />
Jahre z. B. in Fredeburg und<br />
144<br />
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SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Jahreshauptversammlungen des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
Heimattage und Mitgliederversammlungen<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
im Kurkolnischen Sauerland<br />
Meschede |<br />
1923, 1939,<br />
1953, 1963,<br />
1965, 1966,<br />
1967, 1968,<br />
1971 1991<br />
Warstein<br />
1976, 1990<br />
Oelinghausen<br />
1984<br />
Marsberg<br />
1937", 19'54,<br />
1989<br />
Arnsberg<br />
1925, 1932,<br />
1974,1977<br />
Hellefeld<br />
Brilon<br />
1936, 1960,<br />
1970,1973,<br />
1996<br />
1986<br />
Olsberg<br />
1927,1979<br />
Balve<br />
1922,1930,<br />
1951,1957,<br />
1980<br />
Eslohe<br />
1931,1993<br />
Sundern<br />
1978<br />
Medebach<br />
1985<br />
Schonholthausen<br />
1992<br />
Winterberg<br />
1929<br />
Attendorn<br />
1924,1972<br />
Hallenberg<br />
1981<br />
Bilstein<br />
1952,1955,<br />
1975,1982<br />
Wenden<br />
1987<br />
GrevenbrGck<br />
1928, 1935<br />
Elspe<br />
1956<br />
Obettiundem<br />
1995<br />
Schmallenbg.<br />
1969,19837<br />
1994<br />
Grafechaft<br />
1988<br />
Fredeburg<br />
1959, 1962<br />
Jahrestagung 1996 in Brilon<br />
145<br />
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SAUERLAND<br />
Die Jahreshauptversammlungen des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Brilon mit Themen wie „Brauchtumspflege"<br />
dem bisher giiltigen Kanon noch<br />
treu, aber die Risse im bisher von den<br />
Hiitern des herkommlichen Heimatbegriffs<br />
verteidigten Wertebestands waren<br />
da, und die Erosion setzte sich fort.<br />
Der Heimattag 1962 in Fredeburg wollte<br />
sich den neuen Entwicklungen mit dem<br />
Programm „Die Heimat im Strukturwandel<br />
unserer Zeit" stellen. Es war<br />
aber, laut Tochtrop, der letzte Sauerlander<br />
Heimattag bis 1975. In der Folgezeit<br />
gab es nur die vereinsrechtlich notwendigen<br />
Mitgliederversammlungen meist<br />
in der „Offenen Tiir" in Meschede. Sie<br />
schienen mit ihrem sparlichen Besuch<br />
Sinnbild des allmahlichen Absterbens<br />
des SHB zu sein.<br />
Jedoch bewies die Jahrestagung von<br />
1975, diesmal wieder auf Burg Bilstein,<br />
dafi das HeimatbewuBtsein neu erwacht<br />
war. Die Suche nach neuen Formen zeitgemaBer<br />
Heimatarbeit intensivierte<br />
sich. Die Vortrage begrenzten sich auf<br />
den Vormittag, jetzt immer an einem<br />
Samstag, den Nachmittag fiillten<br />
Exkursionsangebote zu interessanten<br />
Zielen nicht nur kunstgeschichtlicher,<br />
sondern auch wirtschafts- und technikgeschichtlicher<br />
Art. Der zunachst noch<br />
vom September bis November wechselnde<br />
Termin festigte sich auf die ersten<br />
Wochen nach den Sommerferien und gewann<br />
so einen sicheren Platz im BewuBtsein<br />
einer stetig wachsenden Zahl<br />
von Sauerlandern. Hatte es bei der Heimattagung<br />
in Medebach 1985 noch geheiBen,<br />
daB des Vorsitzenden Gesicht<br />
wie die Herbstsonne liber 150 Teilnehmer<br />
strahlte, so wuchs die Zahl in den<br />
letzten Jahren kontinuierlich. Im Jubilaumsjahr<br />
1996 in Brilon waren es ca.<br />
400, so daB sich immer groBere Raume<br />
mit Heimatfreunden fiillen.<br />
sprechend neuen Ansatzen reflektiert.<br />
So gait z.B. ein Referat 1981 in Hallenberg<br />
der Gefahrdung der heimischen<br />
Tierwelt, 1983 hieB es in Schmallenberg<br />
„Natur und Landschaft - ein wertvolles<br />
Erbe gemeinsam zu verteidigen", gleicherweise<br />
wurden aber auch der Denkmalschutz<br />
und die Bewahrung alter<br />
Bausubstanz immer wieder als ein wesentliches<br />
Ziel verantwortungsbewuBter<br />
Heimatarbeit referiert und diskutiert.<br />
Die inzwischen jede Versammlung<br />
begleitende groBformatige Fotodokumentation<br />
Friedhelm Ackermanns veranschaulicht<br />
den weithin unbekannten<br />
architektonischen Reichtum des Sauerlandes,<br />
sie will aber auch das BewuBtsein<br />
fiir seine Verteidigung gegeniiber<br />
unsachgemaBen Eingriffen oder gleichgiiltig<br />
hingenommenem Verfall scharfen.<br />
So konnten dank der Initiative des<br />
SHB in Enste bei Meschede bewahrenswerte<br />
Scheunen gerettet werden (s.<br />
SAUERLAND 1, 1994). Informativ sind<br />
auch die zu jedem Heimattag mittlerweile<br />
gehdrenden Bucherausstellungen,<br />
die das breite heimatkundliche Schrifttum<br />
der letzten Jahre bezeugen. Sie sind<br />
in den Pausen von den Interessierten<br />
stets umlagert. So sind die Heimattage<br />
durch feste Elemente strukturiert, aber<br />
noch wichtiger sind vielleicht die vielen<br />
Mdglichkeiten zur ungezwungenen Begegnung<br />
und zum Wiedersehen in anregender<br />
Geselligkeit, so daB das Wort<br />
vom „erlebnisstarken Hbhepunkt" der<br />
Heimatfreunde seine Giiltigkeit auch<br />
am Ende des Jahrhunderts bestiitigt.<br />
Die Wahl der Vortragsthemen bezeugt<br />
seither ein intensives Bemiihen,<br />
den Heimatgedanken nicht nur vergangenheitsbezogen,<br />
sondern sehr bewuBt<br />
gegenwarts- und zukunftsgerichtet zu<br />
verstehen und neue Aufgaben der Heimatpflege<br />
grundsatzlich zu bedenken<br />
wie in einem Referat „Heimatpflege<br />
heute" 1993 in Eslohe.<br />
Vor allem wurden aber die Probleme<br />
des landlichen Raumes im Sog einer immer<br />
rasanteren Modernisierung in ent-<br />
146<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Die Anfdnge des Sauerlander Heimathundes<br />
1984 Nonnenchor in Oelinghai 1990 Warstein, plattd. Gottesdienst<br />
^ ^ If!<br />
ilfi E:<br />
1995 SchloB Kortlinghausen 1983 Kloster Gmfschaft<br />
147<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
Ausstellungen des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Sauerlandische Vergang<br />
Nach einem lange verbreiteten Desinteresse<br />
der Nachkriegsdeutschen an<br />
allem Historischen erwachte in den 70er<br />
Jahren mit iiberraschender Intensitat<br />
wieder ein Bediirfnis, sich mit Phanomenen<br />
und Fragen der Vergangenheit<br />
zu beschaftigen. Die Zuwendung zur<br />
Geschichte fdrderte aber auch die schon<br />
erwahnte Renaissance des Heimatgedankens.<br />
Das Leben in einer hochtechnisierten,<br />
immer uniibersichtlicher werdenden<br />
Welt fiihrte zur Suche nach<br />
„begreifbarer" Identitat in anschaulich<br />
vermittelten historischen Raumen, Herkunft<br />
und Wurzelgrund versprechend.<br />
Diese neue Lust an der Geschichte sowohl<br />
der sogenannten groBen Personhchkeiten<br />
wie am Alltagsleben kleiner<br />
Leute UeB sich z.B. an dem enormen Zulauf<br />
zu Geschichtsausstellungen belegen:<br />
jener iiber die Staufer in Baden-<br />
Wtirttemberg oder der iiber die PreuBen<br />
in BerHn, um nur einige der spektakularsten<br />
zu nennen.<br />
Auch die Sauerlander lieBen sich von<br />
der Lust an der Presentation von Geschichte<br />
im dafiir besonders geeigneten<br />
Arnsberg anstecken.<br />
Nach der reich beschickten Auftaktausstellung<br />
„Madonnen im Sauerland"<br />
im Jahre 1975 folgte bereits 1977<br />
„Goldschmiedekunst im kurkolnischen<br />
Sauerland", eine Augenfreude fur alle<br />
Besucher wegen der wundervollen liturgischen<br />
Gerate, den Kelchen und Monstranzen,<br />
aber auch den kunstvollen<br />
profanen GefaBen. wie den reichverzierten<br />
Humpen, Pokalen, Schalen und<br />
Kannen.<br />
DieAusstellung von 1983 hatte einen<br />
hochwurdigen Schirmherrn, den Kardinal<br />
von Essen, Dr. Franz Hengsbach,<br />
dem Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> seit<br />
Jahrzehnten eng verbunden. Fiir die<br />
1977<br />
Goldschmiedekunst<br />
im kurkolnischen<br />
Sauerland<br />
aus<br />
8 Jahrhunderten<br />
Bewachung durch den Boxerclub<br />
1983<br />
Schiitzenwesen<br />
im kurkolnischen<br />
Sauerland<br />
Vorstellung der<br />
Dokumentation und<br />
Ausstellungskatalog<br />
148<br />
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SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Ausstellungen des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
ig enliel|itt:§||iiil|i^<br />
Schirmherrschaft iiber die Ausstellung<br />
„Schutzenwesen im kurkolnischen Sauerland"<br />
war er besonders pradestiniert,<br />
denn er betont in seinem Geleitwort im<br />
Katalog, daB er seit vielen Jahren Ehrenschiitzenbruder<br />
von St. Andreas in<br />
seinem Heimatdorf Velmede sei. Ein<br />
bloi3er Pflichtbesuch war es nicht, den er<br />
der vom Sauerlander Schiitzenbund in<br />
Verbindung mit dam SHB, dem Arnsberger<br />
<strong>Heimatbund</strong>, dem Hochsauerlandkreis<br />
und dem Kreis Olpe ausgerichteten<br />
Ausstellung abstattete, sondern<br />
eine interessierte und verstandnisvolle<br />
Wiirdigung aller Exponate, die das<br />
Schiitzenwesen in alien seinen Facetten<br />
dokumentierten.<br />
1988 verbanden sich die genannten<br />
Trager wiederum, nun zur Ausstellung<br />
„Jagd und Wild". Sie prasentierten damit<br />
einen anderen charakteristischen<br />
Bereich sauerlandischer Geschichte.<br />
Historische Gemalde, Fotos, Jagdgerate,<br />
viele Trophaen und ausgestopfte<br />
Tiere veranschaulichten die Jahrhunderte<br />
unter den jagdlustigen Kurfiirsten,<br />
die Entwicklung im 19. Jahrhundert<br />
von Wald und Wild bis zur Gegenwart<br />
mit ihren sehr gewandelten Anschauungen<br />
und Anspriichen beim Umgang<br />
mit der Natur.<br />
Die letzte Ausstellung aus dem<br />
Herbst 1995 zum 700jahrigen Geburtstag<br />
des Hauses Fiirstenberg, ein vielfaltiger<br />
Langsschnitt der Entwicklung einer<br />
traditionsreichen sauerlandischen<br />
Adelsfamilie ist den Freunden des SHB<br />
wohl noch in lebendiger Erinnerung.<br />
Auch hier wurde eine eindrucksvolle<br />
Prasentation von Dokumenten und Dingen<br />
vorgestellt, die den Rahmen der<br />
Fiirstenberg-Welt in den vergangenen<br />
Jahrhunderten bildeten.<br />
{""fniw:<br />
\M^: -;;.<br />
\ • ' •' '• ••<br />
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''" ' ^' ^ ''<br />
•<br />
1988<br />
Jagd und Wild<br />
im<br />
kurkolnischen<br />
Sauerland<br />
Titelseite der zur Ausstellung<br />
erschienenen Dokumentation<br />
• ^"^'' • .«^<br />
•••• —-^^•^<br />
1995<br />
Fiirstenberg-Ausstellung<br />
Aus der Ausstellung<br />
149<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
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SAUERLAND<br />
Veroffentlichungen des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Veroffentlichungen<br />
des<br />
Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
^as gehbrt noch zur Rtickschau<br />
auf die Aktivitaten des SHB in<br />
den letzten Jahrzehnten?<br />
Ganz ohne Zweifel ein Blick auf die<br />
stattliche Buchreihe, die unter seiner<br />
Regie entstand.<br />
Auch hier gibt es eine Vorgeschichte<br />
bis zur Griindungsurkunde von 1921.<br />
Als Ziele werden darin schon die "volkskundliche<br />
Sammeltatigkeit" und die<br />
„Unterstiitzung literarischer Arbeiten"<br />
genannt, letzteres wohl vor allem mit<br />
der Absicht einer Forderung plattdeutscher<br />
Dichtung aus der Region. Daher<br />
hatte der SHB bereits in den 2oer Jahren<br />
beispielsweise die "Suerlansken Baikelkes"<br />
veroffentlicht. Doch sollte auch<br />
die „Heimatkunst" im weiteren Sinne<br />
gefdrdert werden. Nach welchen zeitbedingten,<br />
uns Heutigen streckenweise<br />
eher befremdlichen Kriterien heimatliches<br />
Kunstschaffen gemessen wurde,<br />
zeigt ein Sonderheft der „Heimwacht"<br />
aus dem Jahr 1930 mit dem Titel „Unseren<br />
sauerlandischen Kiinstlern".<br />
Nach der Neugriindung des SHB<br />
hielt sich in den 5oer Jahren sein pubhzistischer<br />
Ehrgeiz, abgesehen von der<br />
Herausgabe der Zeitschrift und dem<br />
Heimatkalender, zunachst in Grenzen.<br />
Der Beginn von Veroffentlichungen heimatbezogenen<br />
Schrifttums war dann<br />
ausdriickhch historisch orientiert. Theo<br />
Hundt hat diesen Neuansatz ausfuhrlich<br />
nachgezeichnet. (SAUERLAND<br />
3/1984 S. lol ff) Die Kreise Olpe, Brilon,<br />
Arnsberg und Meschede kamen<br />
nach dem AnstoB durch den jungen Historiker<br />
Manfred Schone iiberein, die<br />
bisher nur sparhch erforschte Geschichtslandschaft<br />
des alten Herzogtums<br />
Westfalen besser zu erschUeBen.<br />
Unter dem Serientitel „Landeskundhche<br />
Schriftenreihe fiir das kurkolnische<br />
Sauerland" wurden 1966 und<br />
1967 zunachst zwei Dissertationen von<br />
Manfred Schone und EHsabeth Schumacher<br />
vorgestellt, in denen die letzten<br />
Phasen unseres Raumes vor der<br />
PreuBenherrschaft untersucht wurden.<br />
Es folgten Veroffentlichungen liber die<br />
Archivbestande der Kloster Drolshagen,<br />
Grafschaft und Meschede- alle diese Publikationen<br />
fmanziell unterstiitzt durch<br />
westfalische Institutionen und kommunale<br />
Stellen, die das Anliegen einer besseren<br />
historischen Aufarbeitung der<br />
kurkolnischen Geschichte mit den Initiatoren<br />
teilten.<br />
Wie in vielen Bereichen stagnierte<br />
auch auf diesem Feld der Herausgeber-<br />
Schwung in der die Aufmerksamkeit aller<br />
Heimatinteressierten absorbierenden<br />
Hochphase der kommunalen Neuordnung.<br />
Als sie abgeschlossen war,<br />
wurde der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> der<br />
Trager der Schriftenreihe. Ein Blick auf<br />
die Liste der inzwischen erschienenen<br />
Biicher, in der Mehrheit iibereinstimmend<br />
im festen, wappengeschmiickten<br />
griinen Einband, zeigt die kraftigen Impulse,<br />
mit denen der SHB inzwischen<br />
unsere Kenntnisse der Geschichte des<br />
kurkolnischen Sauerlands - historisch<br />
breit und thematisch vielfaltig - bereichert<br />
hat.<br />
Eine solche Liste liest sich schnell.<br />
Wer bedenkt aber die enorme Arbeitsleistung,<br />
die in der Entstehungsgeschichte<br />
jedes Buches steckt? SchlieBlich<br />
ist der SHB kein Verlag mit einem<br />
eigens mit Publikationsaufgaben betrauten<br />
Mitarbeiterstab. Von den vielen<br />
wichtigen „Geburtshelfern", die bei jeder<br />
Neuerscheinung aktiv waren, sei<br />
hier insbesondere erwahnt der unermiidliche<br />
Rudolf Brilschke<br />
Wenn er auch nach seinem Zuzug ins<br />
Sauerland 1971 zunachst im Sachbereich<br />
Organisation im Hauptamt des<br />
Kreises Arnsberg tatig war, so ist er in<br />
der Folgezeit allmahlich immer intensiver<br />
in den Bereich Kultur und in den engeren<br />
Kreis des SHB hineingeriickt.<br />
Mit der kommunalen Neuordnung<br />
offneten sich bekanntlich vielerorts<br />
ganz neue Aufgabenfelder. So wuchs<br />
nun der Ruf nach einem ernstzunehmenden<br />
Archiv fiir den Hochsauerlandkreis<br />
aufgrund der berechtigten<br />
Einsicht, daB in den bisherigen Altkreisen<br />
als „Archive" die bloBen Registraturen<br />
alter Aktenbestande firmiert<br />
batten. Rudolf Briischke absolvierte<br />
nun die entsprechende Ausbildung zum<br />
Kommunalarchivar und wurde der erste<br />
Kreisarchivar. 1988 erhielt er die Leitung<br />
des neugeschaffenen Kulturamtes.<br />
Neben vielen anderen Aufgaben wie z.B.<br />
der Redaktion des Jahrbuches des HSK<br />
hat Rudolf Briischke seit vielen Jahren<br />
die Betreuung der landeskundlichen<br />
Schriftenreihe iibernommen: immer<br />
kontaktbereit, aufgeschlossen und<br />
ideenreich, zuverlassig und von an-<br />
150<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Veroffentlichungen des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
steckendem Arbeitstempo und damit fur<br />
den SHB in jeder Weise ein Gliicksfall!<br />
Selbstverstandlich brauchen Biicher<br />
nicht nur „Geburtshelfer", sondern<br />
wenn wir im Bild bleiben, zu allererst<br />
„Vater". (Leider fehlt in der Verfasserliste<br />
abgesehen von Elisabeth Schumacher<br />
ein Anteil von „Miittern".)<br />
Unter den Autoren mu6 Archivdirektor<br />
Dr. Alfred Bruns , der sich insgesamt<br />
um die Erfassung und Prasentation<br />
der sauerlandischen Geschichte<br />
vielfach verdient gemacht hat, ein hervorragender<br />
Platz eingeraumt werden.<br />
Er hat beim SHB nicht nur die Herausgabe<br />
wichtiger historischer Werke angeregt,<br />
er hat vor allem viele neue und interessante<br />
Quellen aufgespiirt und war<br />
als Herausgeber selbst von erstaunlicher<br />
Produktivitat und Schnelligkeitlangst<br />
nicht immer eine Tugend von Archivaren...So<br />
gebiihrt ihm im Zusammenhang<br />
dieses Riickblicks eine ganz<br />
spezielle Wiirdigung.<br />
Nicht vergessen werden darf aber<br />
auch der Direktor des Staatsarchivs<br />
Miinster, Dr. Manfred Wolf, der in der<br />
Reihe der landeskundlichen Schriften<br />
die Geschichte bedeutender Kloster unseres<br />
Raumes durch die Bearbeitung ihrer<br />
Urkunden und Quellen erschlossen<br />
hat. Dank seiner profunden Sachkenntnis<br />
und gewissenhaften archivalischen<br />
Forschungsarbeit hat er uns die<br />
mittelalterlichen und friihneuzeitlichen<br />
Lebenswelten der Kloster und ihrer vielfaltigen<br />
AuBenbeziehungen erschlossen<br />
und damit die landesgeschichtliche Forschung<br />
auf einem wichtigen Sektor erhellt.<br />
Viele andere Namen waren zu nennen,<br />
aber der verfugbare Raum setzt<br />
Grenzen. AbschheBend bleibt die Hoffnung,<br />
daB der SHB auch in Zukunft seine<br />
Rolle als „Biichermacher" erfolgreich<br />
fortsetzen und die immer noch klaffenden<br />
Liicken im Geschichtsbild unserer<br />
Region schlieBen wird.<br />
Rudolf Briischke<br />
Beispiele erfolgreicher Biicher des SHB<br />
Friedhelm Ackermann<br />
151<br />
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SAUERLAND<br />
Veroffentlichungen des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Landeskundliche<br />
Schriftenreihe<br />
des<br />
Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
Manfred Scchone, 1966<br />
Das Herzogtum Westfalen unter<br />
hessen-darmstadtischer Herrschaft<br />
1802 - 1816<br />
Elisabeth Schumacher, 1967<br />
Das kolnische Westfalen im Zeitalter<br />
der Aufklarung unter besonderer<br />
Beriieksiehtigung der Reformen<br />
des letzten Kurfiirsten von<br />
Koln, Max Franz von Osterreich<br />
Helmut Richtering (Bearbeiter) Norbert<br />
Scheele (Herausgeber) 1969<br />
Das Archiv des ehemaligen Klosters<br />
Drolshagen* Urkunden und<br />
Akten nebst einem Anhang erganzender<br />
Arehivalien<br />
Manfred Wolf (Bearbeiter), 1972<br />
Das Archiv des Klosters Grafschaft<br />
• Urkunden und Akten<br />
Manfred Wolf (Bearbeiter), 1981<br />
Quellen zur Geschichte von Stift<br />
und Freiheit Meschede<br />
Alfred Bruns, 1987<br />
Die Juden im Altkreis Meschede<br />
1814 - 1874<br />
Die Schmallenberger Juden<br />
1934 - 1943<br />
Alfred Bruns, 1987<br />
Tagebuch der truchsessischen<br />
Wirren im Herzogtum Westfalen<br />
1583/84<br />
Walter Fritsch, Jutta Heutger-Berost<br />
Stromversorgung im Sauerland<br />
1891 - 1935<br />
Alfred Bruns, 1992<br />
Geschichtsforschung im Herzogtum<br />
Westfalen - Der Historische<br />
Verein zu Arnsberg<br />
Manfred Wolf (Bearbeiter) 1992<br />
Die Urkunden des Klosters Oelinghausen<br />
- Regesten -<br />
Karl-Heinz Forster, 1993<br />
Das Apothekenwesen im ehemaligen<br />
Herzogtum Westfalen<br />
Helmut Miiller (Bearbeiter), 1994<br />
Die Urkunden des Klosters Bredelar<br />
- Texte und Regesten<br />
Sonstige<br />
Biieher<br />
des<br />
Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
Friedhelm Ackermann, Alfred Bruns,<br />
1985<br />
Burgen, Schlosser und Kloster im<br />
Sauerland<br />
Eduard Belke, Alfred Bruns, Helmut<br />
Miiller, 1886<br />
Kommunale Wappen des Herzogtums<br />
Westfalen - Kurkolnisches<br />
Sauerland<br />
Reinhard Pilkmann Pohl, 1988<br />
Plattdeutsches Worterbuch des<br />
kurkolnischen Sauerlandes<br />
Egon Pfeifer, 1990<br />
Eugen Senge-Platten<br />
zum 100. Geburtstag<br />
Michael Gosmann u. a., 1995<br />
Fiirstenberger Skizzen - Streifzug<br />
durch 700 Jahre westfalische Familien-<br />
und Landesgeschichte<br />
Theodor Tochtrop, 1975<br />
Chronik des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
e.V.<br />
Dietmar Sauermann - Friederike<br />
Schepper - Norbert Kirchner,1983<br />
Schiitzenwesen im kurkolnischen<br />
Sauerland<br />
Wolfgang Drees, 1988<br />
Jagd und Wild im kurkolnischen<br />
Sauerland<br />
Ackermann - Schmidt, 1985<br />
Baudenkmaler der Stadt Sundern,<br />
Sauerlander Kulturgut, Band 1<br />
152<br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Vorstand des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
Oer Vorstand, erweiterte Vorstana una tiedaktionsausschuB im Jubildumsjahi ±5^<br />
Vorsitzender:<br />
Miillmann, Dr. Adalbert<br />
stellv. Vorsitzender:<br />
Luster-Haggeney, K.J.<br />
Geschaftsfiihrer:<br />
Schliiter, Detlef<br />
Kassenfiihrer:<br />
Uelsberg, Fred<br />
stellv. Geschaftsfiihrer:<br />
Platz, Knut-Friedrich<br />
stellv. Kassenfiihrerin:<br />
Thiell, Elisabeth<br />
erweiterter Vorstand:<br />
Becker, Giinther<br />
Bonemann, Theo<br />
Briischke, Rudolf<br />
Falk, Karl-Heinz<br />
Follmann, Bernd<br />
Funke, Dr. Jiirgen<br />
Halbfas, Prof. Dr. Hub.<br />
Gosmann, Michael<br />
Kennemann, Volker<br />
Klaus, Heinz-Werner<br />
Lange, Dietmar<br />
Miiller, Clemens<br />
Pardun, Heinz<br />
Rath, Josef<br />
Rehermann, Dr. Ernst H.<br />
Richter, Dr. Erika<br />
Saure, Werner<br />
Schmidt, Dr. Hubert<br />
Strothmann, Karl-Heinz<br />
Tigges, Franz-Josef<br />
Wiethoff, Dieter<br />
Redaktionsstab:<br />
Platz, Knut-Friedrich,<br />
Vorsitzender<br />
Wevering, Hans,<br />
techn. Redaktion<br />
Ackermann, Friedhelm<br />
Becker, Giinther<br />
Droste, Fritz<br />
Lettermann, Heinz<br />
Padberg, Heinz-Josef<br />
Richter, Dr. Erika<br />
Halbfas, Prof Dr. Hub.<br />
Intensive Arbeit zeichnen die Sitzungen des SHB-Vorstandes aus.<br />
Fotos: F. Ackermann<br />
153<br />
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© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Die Zeitschrift SAUERLAND als Chronik<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Die<br />
Zeitschrift<br />
SAUERLAND<br />
als Chronik<br />
Bie mannigfaltigen Aktivitaten<br />
des SHE im Bereich der Publikationen<br />
und Ausstellungen<br />
sind bereits aufgelistet worden, ebenso<br />
auch die wechselvolle Geschichte des<br />
Verbandsorgans, wie sie sich allein<br />
schon in der unterschiedlichen Namensgebung<br />
manifestierte. Aber wie ist es<br />
mit den Inhalten der Zeitschrift? Wenn<br />
sie ihre Aufgabe als Sprachrohr des<br />
Bundes erfiillt, miiBte sie uns iiber seine<br />
Auffassungen und seine Vorstellungen<br />
von der aktuellen Situation des Sauerlandes<br />
zutreffend Auskunft geben. Ist<br />
sie als Kronzeuge bei einer Zeitdiagnose<br />
der letzten Jahrzehnte brauchbar?<br />
Eine Lektiire unter dieser Fragestellung<br />
muBte bei der Zeitschrift SAU-<br />
ERLAND einsetzen, denn der vorangegangene<br />
„Sauerlandruf' erschien in den<br />
6oer Jahren nur unregelmaBig. Er spiegelt<br />
damit die stagnierende Verbandsarbeit<br />
in einer Phase, als ernsthaft iiberlegt<br />
wurde, ob der SHB sich nicht auflosen<br />
sollte.<br />
Das nicht nur bundesweit markante<br />
Jahr 1968 brachte schon mit seinem ersten<br />
Aufsatz in SAUERLAND 4/1968<br />
gleichsam wie einen Paukenschlag die<br />
These"Landlicher Raum muB lebenswert<br />
bleiben". Indirekt klingt damit die<br />
Krise an, die eine solche Forderung erzwang.<br />
Unter dem Schliisselwort<br />
„Struktur" werden alle Note der Region<br />
des sudlichen Sauerlandes debattiert<br />
z.B. die tiberdeutliche Schrumpfung der<br />
Landwirtschaft und der in ihr tatigen<br />
Bevolkerung. Im Jahrgang 1969 veranschaulicht<br />
die Zeitschrift mit aussagekraftigen<br />
Statistiken die absinkenden<br />
Entwicklungstendenzen bauerlicher<br />
Kulturarbeit, und schon erhebt sich als<br />
gespenstische Prognose der Begriff<br />
„Sozialbrache", gleich in mehreren Aufsatzen<br />
thematisiert. Zur Uberwindung<br />
der Strukturschwache in den Landkreisen<br />
werden Verbesserungen in der Verkehrsanbindung<br />
und die Weiterentwicklung<br />
des Fremdenverkehrs gefordert.<br />
Damit klingen „Dauerbrenner" in der<br />
Zeitschrift der folgenden Jahrzehnte<br />
an, immer wieder alarmierend artikuliert.<br />
Die Strukturschwache zeigte sich<br />
vor allem im Hinblick auf die gewerbliche<br />
Fortentwicklung. Da die Landespolitik<br />
vorwiegend die sog. „Ballungsrau-<br />
me" fdrdern wollte und den landlichen<br />
Regionen die Erholungsfunktion fiir die<br />
gestreBten GroBstadter zuwies, bremste<br />
eine forcierte Naturschutz-Gesetzgebung<br />
die industriellen Entwicklungsmoglichkeiten.<br />
Das Land fiihlte sich<br />
stiefmutterlich bedacht. Die Sorge der<br />
betroffenen Kommunalpolitiker, aber<br />
auch der Land- und Forstwirte fiillt als<br />
Klage und Protest in den Jahren 1969 -<br />
74 die Spalten.Nur die Debatten um die<br />
kommunale Neugliederung bilden einen<br />
ahnlichen Schwerpunkt in der Reflexion<br />
iiber bedrohliche kiinftige Veranderungen.<br />
Schlagen wir nun das <strong>Heft</strong> 3/1989<br />
auf, um die Entwicklung aus der Sicht<br />
eines Kommunalpolitikers 2o Jahre spater<br />
unter dem Titel „Das Sauerland im<br />
Spannungsfeld zwischen Entwicklungschancen<br />
und Umweltschutz" zu<br />
verfolgen. Wir erfahren, daB die Landwirtschaft<br />
in ihrer Gesamtbedeutung<br />
noch weiter zuriickgegangen ist: waren<br />
im Hochsauerlandkreis 197o noch 7,3%<br />
aller Beschaftigten in der Land- und<br />
Forstwirtschaft tatig, so sank der Anteil<br />
bis 1987 auf 3,2%, im Kreis Olpe von<br />
5,58% auf 2,41%. Dagegen babe sich, so<br />
fiihrt der Autor, Oberkreisdirektor<br />
Miihr, weiter aus, die Situation der gewerblichen<br />
Wirtschaft positiv entwickelt,"wobei<br />
gerade die Zahl der Beschaftigten<br />
im Dienstleistungssektor<br />
mit einem Zuwachs von 37,73% auf<br />
49,87% im HSK und von 22,67% auf<br />
36,85% im Kreis Olpe in der Zeit von<br />
197o bis 87 iiberproportional anstieg".<br />
Die Ende der 8oer Jahre besonders giinstige<br />
Lage auf dem Arbeitsmarkt in unserem<br />
Raum mit seiner in NRW geringsten<br />
Arbeitslosenquote wird besonders<br />
betont.<br />
Wenn auch eine Zeitschrift fiir Heimatfreunde<br />
kein statistisch orientiertes<br />
Wirtschaftsblatt.ist, so wird doch jeder<br />
aufgeschlossene Leser dankbar derartige<br />
Informationsmoglichkeiten wahrgenommen<br />
und sich den umwalzenden<br />
ProzeB vergegenwartigt haben, den wir<br />
miterleben. Er wandelt das Gesicht unseres<br />
Heimatraumes unaufhaltsam und<br />
steigert damit z.B. auch die Sorge um<br />
das vertraute charakteristische Ortsbild<br />
vieler Ansiedlungen. Um so aufschluBreicher<br />
und notwendiger waren<br />
154<br />
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75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Die Zeitschrift SAUERLAND als Chronik<br />
nun die neuesten Analysen iiber die heimische<br />
Gesamtlage z.B. auch iiber die<br />
sich in ihrer Zusammensetzung deutlich<br />
wandelnde heimische Bevolkerung<br />
am Ende des Jahrhunderts. Ein<br />
Zukunftswunsch an die Blattgestalter!<br />
Aber nicht nur der wirtschaftliche<br />
Strukturwandel und seine Konsequenzen<br />
interessieren.Im Zeitraum von<br />
bald 3o Jahren hat die Oekologie als<br />
Leitbegriff einen einen ganz neuen Stellenwert<br />
gewonnen. Das damit gemeinte<br />
Gedankengut ist allerdings fiir das Sauerland<br />
nichts Neues.Der Landschaftsschutz<br />
und z.B. der angemessene Ausbau<br />
der Naturparks ist schon in den<br />
friihen <strong>Heft</strong>en von SAUERLAND ein<br />
vielfach erortertes Thema. Schon 1975<br />
wird auch der „Gewasserausbau im<br />
Zeitalter des UmweltbewuBtseins" ausfiihrlich<br />
geschildert. Doch der bereits erwahnte<br />
Aufsatz von 1989 nennt nun<br />
auch die neuen Konfliktfelder, die sich<br />
fiir Landwirtschaft wie Fremdenverkehr<br />
unter der Zielsetzung „Umweltschutz"<br />
auftun. Der Tourismus war als<br />
verheiBungsvoUe Wachstumsbranche<br />
fiir das Sauerland in den ersten Nachkriegsjahrzehnten<br />
uneingeschrankt begriiBt<br />
worden. Nun muJ3 der „Fremdenverkehr<br />
in Einklang mit der Natur",wie<br />
es der damalige Landtagsabgeordnete<br />
Knipschild formuliert, iiberpriift werden.<br />
Auch mit einem solchen Aufsatz<br />
iiber den „sanften Tourismus" spiegeln<br />
sich in der Zeitschrift die Ansatze eines<br />
BewuBtseinswandels.<br />
Ein Perspektivenwechsel lieBe sich<br />
noch an vielen Einzelbeitragen veranschaulichen,<br />
etwa in der Erorterung der<br />
Wasserwirtschaft und der Forderung<br />
neuer Energien wie der Windkraft, der<br />
Einrichtung einer biologischen Station<br />
oder der Beschaftigung mit bedrohten<br />
Arten in Flora und Fauna- alles Themen<br />
der 9oer Jahre in SAUERLAND. Dazu<br />
gehort aber auch die Diskussion des immer<br />
noch unbefriedigenden Verkehrswesens<br />
oder die Auseinandersetzung<br />
mit dem Sorgenkind vieler heimatverbundener<br />
Beobachter: das Bauen auf<br />
dem Lande. Eine GegenmaBnahme gegen<br />
nicht landschaftsgerechte Eingriffe<br />
ist seit Jahrzehnten die Aktion „Unser<br />
Dorf soil schoner werden". Die Beitrage<br />
zu diesem Komplex, zum Teil auch<br />
durchaus selbstkritisch wie bei Theodor<br />
Hundt, sind zahllos: ein Hinweis, daB<br />
die Negativwirkungen durch unbedachte<br />
Veranderungen im Bild des landlichen<br />
Raumes sehr bewuBt nicht nur<br />
verbal angeprangert werden, sondern<br />
die Preise fiir die vielen sauerlandischen<br />
„Golddorfer" auch Beispiele setzen<br />
sollen.<br />
Ein aufmerksamer Leser wird selbst<br />
in der Sicht auf die Heimatgeschichte<br />
Veranderungen in den letzten Jahren<br />
konstatieren. Sie hatte immer ein<br />
besonderes Gewicht in der Zeitschrift<br />
besessen etwa mit der Erinnerung an<br />
bemerkenswerte, aber vergessene „Sauerlander<br />
Kopfe". Heimatgeschichtsschreibung<br />
wurde aber vielfach nur als<br />
„affirmativ", d.h. positiv getont verstanden.<br />
Zwar war schon bei der Neugriindung<br />
des <strong>Heimatbund</strong>es eine Aufarbeitung<br />
der jiingsten Vergangenheit gefordert<br />
worden, aber darum blieb es lange still.<br />
Sie setzt erst intensiv in den 80er Jahren<br />
ein z.B. mit Fragen nach jiidischen<br />
Schicksalen in unserem Raum oder nach<br />
der Bewertung der Literatur der 30er<br />
Jahre. Die Auseinandersetzung mit der<br />
Zeitgeschichte fortzufiihren, ware wohl<br />
auch ein wiinschenswertes Thema in<br />
kiinftigen <strong>Heft</strong>en.<br />
Alles in allem: SAUERLAND ist nie<br />
nur ein Bilderbogen heimatlicher<br />
Schonheiten gewesen, sondern ein ausdrucksvolles<br />
Zeugnis der Wandlungen<br />
des Zeitgeistes,die teilnehmend und<br />
kritisch gespiegelt werden. Und dieser<br />
Aufgabe soil das Verbandsorgan auch<br />
kunftig treu bleiben.<br />
\<br />
M<br />
Clemens Propper,<br />
unermiidlicher Vorkdmpfer<br />
einer auch geschichtsbewujSten<br />
Kommunalen<br />
Neugliederung<br />
Stellten den Bildband<br />
„Burgen, Schlosser und Kloster<br />
im Sauerland" vor:<br />
Alfred Bruns,<br />
Friedhelm Ackermann und<br />
OKD Dr Adalbert MuUmann<br />
155<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
Platt kuieren im SHE<br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Platt kuieren<br />
imSHB<br />
Hedwig<br />
Jungbluth-Bergenthal<br />
Kurl-Heinz Falk<br />
chon seit seinen Anfangen war die<br />
Pflege und Forderung des Platt-<br />
'deutschen ein besonderes Anliegen<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es. Die<br />
Mundart hatte schon in den ersten Jahrzehnten<br />
des 20. Jahrhunderts immer<br />
starker an Bedeutung verloren und gait<br />
als Verkehrssprache speziell bei den<br />
heranwachsenden Generationen als unpassend,<br />
wenn nicht unfein. Nicht umsonst<br />
forderte die von Ferdinand Tonne<br />
bewahrte „Pressekorrespondenz" des<br />
SHE von 1927 an die verschiedensten<br />
Adressatengruppen gerichtete Artikel,<br />
in denen der Wert des Plattdeutschen<br />
audriicklich hervorgehoben werden sollte<br />
(SAUERLAND 3/1996, S.92). Franz<br />
Hoffmeister hatte selbst schon 1924 aufmunternd<br />
gereimt: „Kuier platt, lot dik<br />
nit stuiern, dor anderer Luie kuiern!"<br />
Mit den starken Bevolkerungsverschiebungen<br />
nach dem 2. Weltkrieg ging<br />
der Gebrauch des Plattdeutschen noch<br />
welter zuriick. Jedoch wuchs mit dem<br />
Wiedererstarken des Heimatgedankens<br />
auch das Interesse an der heimischen<br />
Mundart, angeregt insbesondere auch<br />
durch die nie verstummte plattdeutsche<br />
Lyrik. Sie hatte in unserem Raum neben<br />
der bedeutenden und mit Recht vielgeriihmten<br />
Christine Koch in den letzten<br />
Jahrzehnten auch in Hedwig Jungbluth<br />
Bergenthal, Vorstandsmitglied<br />
des SHB und leider schon 1987 verstorben.eine<br />
ausdrucksvolle Vertreterin. Ihr<br />
verdanken wir einige anriihrende<br />
Sammlungen plattdeutscher" Reyme<br />
und Vertellekes".<br />
Frau Jungbluth-Bergenthal gehorte<br />
mit 17 anderen heimatbewuBten Frauen<br />
und Mannern zu einem seit 1982 vereinigten<br />
Arbeitskreis. Auf Betreiben von<br />
Karl-Heinz Strothmann, Arnsberg, hatte<br />
dieser sich zum Ziel gesetzt, ein<br />
„Plattdeutsches Worterbuch" des Kurkolnischen<br />
Sauerlandes zusammenzustellen:<br />
ein arbeits- und zeitaufwendiges<br />
Unterfangen. Es konnte nicht zuletzt<br />
1988 dank der wissenschaftlichen Betreuung<br />
durch Dr. Hans Taubken und<br />
Reinhard Pilkmann Pohl und die finanzielle<br />
Forderung vom HSK, dem Kreis<br />
Olpe und vom Landesverband Westfalen-Lippe<br />
zu einem erfolgreichen Ende<br />
gefiihrt werden. Seither nimmt das<br />
Worterbuch in der stolzen Reihe der Veroffentlichungen<br />
des SHB einen Ehrenplatz<br />
ein. Das groBe Kauferinteresse,<br />
das schnell eine zweite Auflage erforderte,<br />
iiberraschte selbst die Initiatoren, es<br />
ist der unverkennbare Beweis fur die<br />
Berechtigung dieser Form der Heimatarbeit.<br />
Kraftige Impulse erhielt die Pflege<br />
des Plattdeutschen aber auch durch die<br />
vielerorts im Kurkolnischen Sauerland<br />
neugegriindeten pattdeutschen Gesprachs-<br />
und Arbeitskreise, die bei ihren<br />
Treffen und Selbstdarstellungen einen<br />
enorm wachsenden Zustrom verzeichnen:<br />
9oo Besucher in Warstein 1996. Begeistert<br />
und begeisternd berichtet in<br />
den Vorstandssitzungen jeweils Karl H.<br />
Falk aus Attendorn vom Erfolg der<br />
„Plattdeutschen" iiberall im ehemals<br />
Kurkolnischen Sauerland, zu dem er<br />
selbst durch seine humorvolllen Beitrage<br />
in SAUERLAND wesentlich beitragt.<br />
Ein besonderes Anliegen der Heimatfreunde<br />
war aber schon seit den 2oer<br />
Jahren das Weiterleben der heimischen<br />
Mundart in der jungen Generation. Um<br />
ihm auch in der Gegenwart neuen Auftrieb<br />
zu geben, wurde der sog. „Plattdeutsche<br />
Lesewettbewerb" ins Leben gerufen.<br />
Diese Aktion ist in unserem<br />
Raum unloslich verbunden mit dem Namen<br />
Heinz Pardun, dem langjahrigen<br />
Heimatpfleger des HSK. Sein Name ist<br />
den SAUERLAND-Lesern auch durch<br />
viele griindlich fundierte historische<br />
Beitrage bekannt, aber neben seiner<br />
schriftstellerischen Tatigkeit hat Heinz<br />
Pardun intensiv den Plattdeutschen Lesewettbewerb<br />
betreut. Er kann die<br />
wechselnden Wettbewerbs-Geschicke<br />
als kompetenter Forderer am besten<br />
selbst darstellen. Er schreibt:<br />
„Um in der heranwachsenden Jugend<br />
wieder starkeres Interesse fur unsere<br />
heimische Mundart zu wecken, sind<br />
seinerzeit die plattdeutschen Schiilerlesewettbewerbe<br />
ins Leben gerufen worden.<br />
Der Westfalische und Lippische<br />
<strong>Heimatbund</strong> sowie der Westfalisch-Lippische<br />
Sparkassen- und Giroverband<br />
haben sich dankenswerterweise dafiir<br />
stark engagiert und bereitwilligst ihre<br />
Unterstiitzung gewahrt. Allgemein war<br />
man der Meinung, hiermit einen hoffnungsvollen<br />
Auftakt gesetzt zu haben.Die<br />
einzelnen Veranstaltungen in<br />
den Schulen, dank der verstandnisvollen<br />
Anleitung und Betreuung durch heimatbewuBte<br />
Lehrkrafte, sowie auch auf<br />
Kreisebene stieBen stets auf einen er-<br />
156<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Platt kuieren im SHB<br />
freulichen Widerhall; bei Eltern und<br />
Schiilern waren sie sehr beliebt. Und<br />
erst recht war die abschliefiende Lesung<br />
und Siegerermittlung nebst Ehrung in<br />
der Kurhalle von Bad Hamm fiir alle beteiligten<br />
Jugendlichen ein eindrucksvolles<br />
Erlebnis und ein unterhaltsamer AbschluB.<br />
Mit unverkennbarer Enttauschung<br />
muBte man aber im vergangenen Jahr<br />
(1995) zur Kenntnis nehmen, daB die bisherigen<br />
Schirmherren sich fortan nicht<br />
mehr in der Lage sehen, als Veranstalter<br />
und Sponsoren weiterhin tatig zu sein.<br />
Alle Bemiihungen des Westfalischen<br />
und Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es zur<br />
Fortsetzung in der bisherigen oder in einer<br />
gewandelten Form waren erfolglos.<br />
Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> hat<br />
daraufhin die Initiative ergriffen und<br />
Frau Regierungsprasidentin Dr. Raghilt<br />
Berve gebeten, die Schulaufsicht ihrer<br />
Behorde einzuschalten, um nach Moglichkeit<br />
in den Schulen Resonanz fiir<br />
eine Fortsetzung der plattdeutschen<br />
Schiilerlesewettbewerbe zu wecken. Die<br />
Sparkassen im HSK und Kreis Olpe haben<br />
dankenswerterweise sofort die Bereitschaft<br />
zu erkennen gegeben, auch in<br />
Zukunft ideelle und materielle Hilfe zu<br />
gewahren. Mit besonderer Dankbarkeit<br />
miissen wir betonen, daB Frau Regierungsprasidentin<br />
Dr. Berve das an sie<br />
herangetragene Anliegen verstandnisvoll<br />
aufgriff und den zustandigen Ltd.<br />
Regierungsschuldirektor Brauckmann<br />
beauftragt hat, sich dieser Aufgabe anzunehmen.<br />
Fiigen wir gleich hinzu, daB<br />
der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Herrn<br />
Brauckmann fur seine mit Initiative<br />
und Sachkunde gestalteten Bemiihungen<br />
sehr dankbar ist. Das Ergebnis der<br />
daraufhin bei den Schulen im kurkolnischen<br />
Sauerland durchgefiihrten Befragungen<br />
iiber eine Teilnahme liegt jetzt<br />
vor. Es zeigt nicht gerade eine iiberwaltigende<br />
Bereitschaft. Bei der Suche nach<br />
den Griinden wurde u.a. die Meinung<br />
vertreten, daB Lehrkrafte (vor allem<br />
jiingere), die hinreichend die plattdeutsche<br />
Sprache in Wort und Schrift beherrschenden,<br />
nicht mehr in groBerer<br />
Anzahl vorhanden sind, so daB die Betreuung<br />
interessierter Jugendlicher<br />
personell auf Schwierigkeiten stoBt.<br />
Der Vorstand des SHB hat daraufhin<br />
den BeschluB gefaBt, an die plattdeutschen<br />
Arbeitskreise und Vereinigungen<br />
im kurkolnischen Sauerland heranzutreten,um<br />
mit deren Hilfe interessierte<br />
und der plattdeutschen Sprache kundige<br />
Heimatfreunde zu gewinnen, die bereit<br />
sind, im schulischen Raum Vorbereitungs-<br />
oder Forderkreise zur Pflege<br />
unserer heimischen Mundart durchzufiihren<br />
oder doch dazu beizutragen. Vielleicht<br />
ist das ein Weg, um insbesondere<br />
im landlich gepragten Gebiet starkere<br />
Resonanz zu wecken.<br />
Jedenfalls; Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
gibt sein Vorhaben nicht auf. Nach<br />
wie vor betrachtet er es als eines seiner<br />
Hauptanliegen, alle sich bietenden Moglichkeiten<br />
zu nutzen und auch in Zukunft<br />
fur den Erhalt der plattdeutschen<br />
Sprache mit Nachdruck zu wirken".<br />
jg^'^*^^^^^<br />
Heinz Pardun<br />
Karl-Heinz Strothrnann,<br />
langjdhriger Kreisheimatpfleger<br />
im HSK und Motor<br />
des „Plattdeutschen<br />
Worterbuches".<br />
157<br />
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Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
Gesprdch mit dem Vorsitzenden des Sauerldnder <strong>Heimatbund</strong>es<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
Gesprach mit<br />
dem<br />
Vorsitzenden<br />
des<br />
Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es<br />
m<br />
trage: Sie sind seit 1972 Vorsitzender<br />
des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es.<br />
Sind Sie mit der Entwicklung<br />
des <strong>Heimatbund</strong>es zufrieden?<br />
Dr. Miillmann: Wenn man von den<br />
reinen Zahlen ausgeht, kann man Ihre<br />
Frage uneingeschrankt bejahen. Wir haben<br />
inzwischen iiber 3.000 Mitglieder<br />
aus alien Teilen des kurkolnischen Sauerlandes<br />
und auch dariiber hinaus. Die<br />
Teilnahme an unseren Jahrestagungen<br />
nimmt immer mehr zu, und unsere Publikationen<br />
finden nicht nur im Sauerland,<br />
sondern in ganz Westfalen Beachtung.<br />
Frage: Konnen Sie etwas zu den Aufgaben<br />
sagen, die der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
in der Vergangenheit als besonders<br />
wichtig angesehen hat?<br />
Dr. Miillmann: Wenn Sie sich die<br />
Themen unserer Mitgliederversammlungen<br />
ansehen, dann erkennen Sie,<br />
daB wir uns nicht etwa nur um geschichtliche<br />
Themen bemiiht, sondern<br />
immer wieder auch die Gegenwartsprobleme<br />
des Sauerlandes angesprochen<br />
haben, so die Umstrukturierung<br />
der Landwirtschaft, die Entwicklung<br />
des Verkehrs oder die Zukunftschancen<br />
unserer Dorfer.<br />
Frage: Hat die kommunale Neuordnung<br />
in der Mitte der siebziger Jahre die<br />
Arbeit des <strong>Heimatbund</strong>es beeinfluBt?<br />
Dr. Miillmann: Auch aus heutiger<br />
Sicht hat die damalige Neugliederung<br />
der Gemeinden und Kreise manche<br />
Wunden gerissen, die nur mit Miihe verheilt<br />
sind. Der Gesetzgeber hat sich leider<br />
bei der Festlegung der neuen Grenzen<br />
weniger von geschichtlichen und<br />
stammesmaBigen Gemeinsamkeiten leiten<br />
lassen als von - wirklichen oder vermeintlichen<br />
- wirtschaftlichen Zusammenhangen.<br />
Der Verlust ihrer kommunalen<br />
Selbstandigkeit hat viele Dorfer<br />
tief getroffen. Wider Erwarten ist es<br />
aber gelungen, durch das - gewissermaBen<br />
als Reaktion - aufbliihende Vereinsleben<br />
den Dorfern eine erfreuliche<br />
„innere Eigenstandigkeit" zu sichern.<br />
Auf der Kreisebene haben wir besonders<br />
die Abtrennung der Raume Balve und<br />
Warstein/Rxithen bedauert. Die Heimatfreunde<br />
in Balve, vereint in der „Heimwacht",<br />
stehen aber nach wie vor in gutem<br />
Kontakt zum kurkolnischen Sauer-<br />
land, ohne dabei die Zusammenarbeit<br />
innerhalb des neuen Markischen Kreises<br />
zu vernachlassigen. Ahnliches gilt<br />
auch fur Warstein, Belecke und Riithen<br />
im neuen Kreis Soest. Zu unserer Freude<br />
entsendet der Soester Kreistag in jeder<br />
Wahlperiode zwei offizielle Vertreter<br />
in den Vorstand des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es.<br />
Frage: MuB es den <strong>Heimatbund</strong> nicht<br />
bedenklich stimmen, daB seine Mitglieder<br />
meist der alteren Generation angehoren?<br />
Dr. Miillmann: Grundsatzlich sollte<br />
man sich dariiber freuen, daB viele Menschen<br />
sich in ihrem „dritten Lebensabschnitt"<br />
verstarkt mit ihrer Heimat,<br />
mit Ortsgeschichte und Brauchtum befassen.<br />
Mit der Zunahme der Lebenserwartung<br />
wird ihre Zahl sicher noch zunehmen,<br />
und es wird fiir uns eine wichtige<br />
Aufgabe in den kommenden Jahren<br />
sein, den Erwartungen dieses Personenkreises<br />
gerecht zu werden.<br />
Unabhangig davon woUen und miissen<br />
wir uns natiirlich um mehr Jugend<br />
bemiihen. In der Planung ist ein<br />
Jugendseminar, das wir demnachst mit<br />
Unterstiitzung des Westfalischen<br />
<strong>Heimatbund</strong>es in Arnsberg durchfuhren<br />
woUen. Allerdings sind in der Jugendarbeit<br />
besonders die ortlichen Heimatvereine<br />
gefordert, denen es leichter moglich<br />
ist, bei der Durchfiihrung konkreter<br />
Projekte - etwa im heimatbezogenen<br />
Umweltschutz - das Interesse der Jugendlichen<br />
zu wecken.<br />
Es ist sehr erfreulich, daB unsere<br />
Schulen sich in den letzten Jahren verstarkt<br />
den heimatbezogenen Problemen<br />
widmen. So hat der Hochsauerlandkreis<br />
kiirzlich in Verbindung mit dem Schulamt<br />
ein Buch „Unser Hochsauerlandkreis,<br />
Entwicklung und Wandel einer<br />
Region" vorgelegt, das wertvolle Anregungen<br />
fiir den heimatkundlichen Unterricht<br />
in der Primarstufe und der Sekundarstufe<br />
I bringt.<br />
Ubrigens werden wir uns auch darum<br />
bemiihen miissen, noch mehr Frauen<br />
fiir die aktive Mitarbeit in den Leitungsgremien<br />
unserer Heimatvereine<br />
und nicht zuletzt auch im Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong> selbst zu gewinnen.<br />
Frage: Damit haben Sie selbst schon<br />
Fragen der Zukunftsplanung angespro-<br />
158<br />
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SAUERLAND<br />
75 Jahre Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> Gesprdch mit dem Vorsitzenden des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
chen. Welche Aufgaben wird sich der<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> denn in den<br />
nachsten Jahren stellen?<br />
Dr. Mullmann: Neben der Fortfiihrung<br />
unserer bisherigen Aufgaben soilten<br />
wir uns verstarkt um das Baugeschehen<br />
im Sauerland kummern. Wer<br />
mit offenen Augen durch unsere Stadte<br />
und Dorfer geht, stellt ja mit Bedauern<br />
manche Fehlentwicklung fest, die das<br />
liberkommene Ortsbild fiir viele Jahre<br />
belasten wird. Wir hangen natiirlich<br />
nicht einer falsch verstandenen Fachwerk-Romantik<br />
an, aber wir woUen doch<br />
verstarkt auf eine „landschaftsgerechte"<br />
Baugesinnung hinwirken. Eine gute<br />
Hilfe kann hier die Broschiire sein, die<br />
der Olper <strong>Heimatbund</strong> kiirzlich in<br />
Zusammenarbeit mit uns unter dem Titel<br />
„Bauen und Wohnen im Sauerland"<br />
herausgegeben hat. Ebenso wichtig ist<br />
uns als Arbeitsgrundlage die<br />
Bilddokumentation unseres Vorstandsmitglieds<br />
Friedhelm Ackermann, in der<br />
in liber 6.000 Aufnahmen qualitatvolle<br />
iiberkommene Bausubstanz aus wohl alien<br />
Stadten und Dorfern des Sauerlandes<br />
festgehalten wird.<br />
Frage: In der Vergangenheit haben<br />
Sie wiederholt auf die christliche Tradition<br />
des Sauerlandes hingewiesen. Ist<br />
damit auch fur die Zukunft ein besonderes<br />
Anliegen verbunden?<br />
Dr. Mullmann: Flir diese Frage bin<br />
ich besonders dankbar, da sie uns in ein<br />
ebenso wichtiges wie schwieriges Gebiet<br />
fuhrt. Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
wiirde seine eigentliche Aufgabe verkennen,<br />
wenn er sich auf Wissensvermittlung<br />
etwa im Bereich der Heimatgeschichte<br />
oder der wirtschaftlichen<br />
Gegenwartsprobleme beschranken wiirde.<br />
Wir leben ja in einer Zeit, die immer<br />
mehr vom Wohlstandsdenken und von<br />
der „Individualisierung" aller menschlichen<br />
Lebensformen gepriigt ist. Ein gutes<br />
Beispiel ist etwa die Beobachtung,<br />
dal3 der Sonntag immer mehr zum<br />
„Gammeltag" verkommt. Der <strong>Heimatbund</strong><br />
sollte deshalb auch in Zukunft ein<br />
klares Bekenntnis zu den iiberkommenen<br />
Werten einer christlichen Tradition<br />
ablegen, wie sie das kurkolnische Sauerland<br />
in vielen Jahrhunderten gepragt<br />
hat. Unter diesem Gesichtspunkt konnen<br />
die Prinzipien „Glaube, Sitte, Heimat",<br />
die wir mit dem Sauerlander<br />
Schiitzenbund gemeinsam haben, neue<br />
Bedeutung gewinnen. Aus dieser bewuBt<br />
christlichen Grundauffassung heraus<br />
sollten wir uns auch anderen Forderungen<br />
nahern, etwa der starkeren<br />
Einbeziehung der wachsenden Zahl von<br />
Auslandern in unser ortliches Gemeinschaftsleben.<br />
Frage: Soil das heiJ3en, daJ3 der Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong> in Zukunft eine<br />
multikulturelle Gesellschaft anstrebt,<br />
wie sie in letzter Zeit verschiedentlich<br />
fiir den Bereich der Bundesrepublik propagiert<br />
wird?<br />
Dr. Mullmann: Wenn man darunter<br />
die Weckung des Verstandnisses fiir andere<br />
Kulturen und die Toleranz ihnen<br />
gegeniiber versteht, mochte ich die Frage<br />
selbstverstandlich voll bejahen. Das<br />
kann und darf aber nicht bedeuten, die<br />
in vielen Jahrhunderten gewachsene<br />
Art und Eigenart des Sauerlandes aufzugeben.<br />
Im Gegenteil wird sich der<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> bemiihen, in<br />
der Pflege von Brauchtum und Mundart<br />
- denken Sie etwa an das wachsende Interesse<br />
fiir das Plattdeutsche - die Eigenstandigkeit<br />
unserer Landschaft bewuBt<br />
herauszustellen, da sie die Grundlage<br />
fiir SelbstbewuBtsein und<br />
Selbstbehauptungswillen ist.<br />
Eine abschlie/Sende Frage: Was hat<br />
Ihnen in den vergangenen Jahren<br />
besondere Freude gemacht?<br />
Dr. Mullmann: Die Antwort auf diese<br />
Frage fiillt mir nicht schwer: mich<br />
freut immer wieder die gute Zusammenarbeit<br />
innerhalb von Vorstand und<br />
Redaktionsstab des Sauerlander<br />
<strong>Heimatbund</strong>es. Hier hat sich ein Freundeskreis<br />
zusammengefunden, der in ehrenamtlichem<br />
Einsatz und mit Unterstiitzung<br />
einer kompetenten Geschaftsfiihrung,<br />
mit Erfolg bemuht ist, der Arbeit<br />
des <strong>Heimatbund</strong>es die nun schon<br />
fast selbstverstandlich gewordene Qualitiit<br />
zu sichern. Vielleicht darf ich dieses<br />
Gesprach benutzen, um mich fiir diese<br />
harmonische Zusammenarbeit sehr<br />
herzlich zu bedanken, die mir- das<br />
mochte ich betonen - die Wahrnehmung<br />
meiner Aufgaben als Vorsitzender wesentlich<br />
erleichtert.<br />
Dr. Miillmann<br />
159<br />
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160<br />
SAUERLAND<br />
Ein Altarentwurf fiir die Jesuitenkirche in Mannheim<br />
Vorlage des Schmallenberger Bildhauers Johann Leonhard Falter<br />
von Werner F. Cordes<br />
Die 1991 abgeschlossene Innenrestaurierung der ehemaligen Jesuitenkirche<br />
Maria Immaculata ir} Buren und die damit verbundenen Untersuchungen<br />
haben das Wissen iiber die Kunst des Spdtbarock im siidlicher} Westfalen<br />
betrdchtlich erweitert. In der 1994 erschienenen Dokunaentation wird der<br />
Stand der Forschung verbindlich festgestellt.<br />
Besonders hervorzuheben sind die Arbeiten von Thomas Stangier und<br />
Dirk Strohmann zu den Kunstlerfamilien Metz und Falter/Destadt aus Attendorn<br />
und Schmallenberg (spdter Buren). Auch die groliartigen Werke der<br />
Stukkateure Bernhard und Johann Nepomuk Metz auBerhalb von Buren sowie<br />
die qualitdtvoUen Kirchenausstattungen des 1734 oder 1735 in Schmallenberg<br />
geborenen Bildhauers Johann Leonhard Falter und seines Vetters<br />
Adam Destadt (1748 - 1818), der dart ebenfalls als Bildhauer tdtig war, werden<br />
zusammenfassend gewurdigt.<br />
Von Falter lassen sich aufler in seinem Heimatort Schmallenberg, wo er<br />
die Figuren zum Hochaltar der Pfarrkirche schuf, Altdre und Einzelfiguren<br />
u.a. in Ahenruthen, Bigge, Borgentreich, Brilon, Brunskappel, Buren, Eversberg,<br />
Holthausen (b. Buren), Oberkirchen, Warstein, Weiberg (fruher Bigge),<br />
Winterberg und Wunnenberg nachweisen, und sicherlich werden sich in der<br />
Zukunft noch weitere Zuschreibungen ergeben.<br />
Ein wichtiges Beispiel der Schnitzkunst J. L. Falters ist der Delbrucker Altar,<br />
der erst seit einigen Jahren dem Werk des Bildhauers zugeordnet wird und<br />
der hier genauer betrachtet werden soil.<br />
res Rechtsnachfolgers, der Exjesuitenkommission,<br />
stand." Die enge Bindung<br />
des Bildhauers an die Burener Jesuiten<br />
zeigt sich an den Namenspatronen<br />
seiner Sohne. 1769 tritt der Rektor des<br />
Kollegs als Pate von Falters Sohn Ignatius<br />
Aloysius auf. 1775 wird ein anderer<br />
Sohn auf den Namen Franziskus Xaverius<br />
getauff.<br />
Zwischen Buren und dem Kloster<br />
Boddeken bestanden alte Beziehungen,<br />
weil die Herren von Buren und ihre<br />
Nachfolger seit dem Mittelalter Vogteirechte<br />
uber das Chorherrenkloster innehatten.<br />
Nach der Aufhebung des Klosters<br />
gelangte bezeichnenderweise das<br />
wohl wertvollste Inventarstuck, die 1744<br />
von Johann Patroklus Moller erbaute Orgel,<br />
1804 in die Burener Pfarrkirche.<br />
Da es als gesichert gelten kann, daB<br />
Johann Leonhard Falter von Buren aus<br />
den heutigen Delbrucker Altar fur Boddeken<br />
geschaffen hat, ist nach den Vorbildern<br />
dieses in Westfalen singularen<br />
Kunstwerks zu fragen.<br />
Leo Meyer hat in seiner Dissertation<br />
zum Thema „Der westfalische Altar in<br />
seiner Entwicklung von 1650 - 1780"<br />
den Hochaltar der Pfarrkirche in Delbruck<br />
bei Paderborn als eine „in ihrer Art<br />
einmalige Anlage" herausgestellt und fiir<br />
die Entstehung die „60er Jahre des 18.<br />
Jahrhunderts" angenommeni, Q[^Q QQtierung,<br />
die auch in das Handbuch von<br />
Dehio ubernommen wurde^.<br />
Seit der Ver5ffentlichung der Arbeit<br />
1938, gibt es zahlreiche neue Erkenntnisse<br />
iiber das Kunstwerk.<br />
Der Altar wurde ursprunglich fiir das<br />
Augustinerchorherrenkloster Boddeken<br />
bei Wewelsburg geschaffen und 1805 im<br />
Gefolge der Sakularisation nach Delbriick<br />
verkauft^.<br />
Bei einer Restaurierung im Jahre<br />
1973 konnte die unter mehreren Farbschichten<br />
verborgene erste Fassung teilweise<br />
freigelegt und der Altar nach diesem<br />
Befund neu gefaKt werden. Am<br />
obersten Gesims auf der Ruckseite wurde<br />
bei dieser Gelegenheit die Jahreszahl<br />
1782 entdeckt, welche seitdem als Entstehungsdatum<br />
angenommen wird'^.<br />
Der Altar hat im Originalzustand sicher<br />
wesentlich anders ausgesehen als<br />
heute. Die dem Historismus zuzuordnen-<br />
de Figur St. Johannes des Taufers uber<br />
dem Tabernakel entspricht nicht der<br />
Feingliedrigkeit der ubrigen Figuren und<br />
der kunstvollen Gestaltung des architektonischen<br />
Rahmens. In diesem Zusammenhang<br />
ergibt sich die Frage nach der<br />
ursprunglichen Ausfiillung des zentralen<br />
Interkolumniums durch ein Gemalde<br />
oder eine einzelne Skulptur, vielleicht<br />
auch eine Gruppe.<br />
Auffallig und storend wirkt die offensichtlich<br />
auf das HohenmaB des Altarraums<br />
in Delbruck zurechtgestutzte<br />
obere Abgrenzung, wobei die Volutenschwunge<br />
merkwiirdig ins Leere laufen.<br />
Auch die halbverdeckte Anbringung der<br />
Hl.-Geist-Taube innerhalb eines Wolkenkranzes<br />
auf dem Hintergrund von 14<br />
Strahlenbiindeln kann wohl kaum von<br />
Anfang an so gewollt gewesen sein.<br />
„Nach Figurenaufbau und Faltenstil"<br />
werden die zum Altar gehorigen Skulpturen<br />
„eindeutig" dem aus Schmallenberg<br />
stammenden Bildhauer Johann<br />
Leonhard Falter zugeschrieben^, der am<br />
27. Juni 1762 in Buren Katharina<br />
Lockener heiratete und spatestens ab<br />
1768 bis zu seinem Tode 1807 dort<br />
wohnte. D. Strohmann vermutet^, „daB<br />
er als Ortsansassiger in mehr oder weniger<br />
festen Diensten der Jesuiten und ih-<br />
Die zwischen 1760 und 1771 erfolgte<br />
Innenausstattung der Burener Maria-<br />
Immaculata-Kirche begann zu dem<br />
Zeitpunkt, als eines der groBten Bauvorhaben<br />
des Jesuitenordens im 18. Jahrhundert,<br />
die „Basilica Carolina" in<br />
Mannheim, welche als die bedeutendste<br />
Barockkirche Sudwestdeutschlands gilt,<br />
vollendet wurde.<br />
Zur Einweihung erschien eine opulente<br />
Festschrift im Folioformat mit elf<br />
ganzseitigen und acht doppelblattgroRen<br />
Kupferstichen. Das Werk durfte wohl zumindest<br />
in alien deutschen Niederlassungen<br />
des Ordens verfugbar gewesen sein<br />
und vor allem dort Interesse gefunden<br />
haben, wo man sich, wie in Buren, mit<br />
Bau- oder Einrichtungsprojekten beschaftigte.<br />
Die Provenienz des von uns<br />
benutzten Exemplars aus dem Besitz des<br />
Maurermeisters Anton Pfanner, der seit<br />
1745 an der Errichtung der „Basilica Carolina"<br />
beteiligt war, weist darauf bin,<br />
daB das Buch wegen der groBformatigen<br />
Kupferstiche fiir Kunstler und Handwerker<br />
brauchbar war.<br />
Der Band enthalt unter anderem den<br />
AltarriB des bedeutenden kurpfalzischen<br />
Hofbildhauers Paul Egell (1691 - 1752)<br />
fur den Hauptaltar („Ara Maxima") der<br />
Kirche. Auch in Buren muft dieser be-<br />
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SAUERLAND<br />
161<br />
,/<br />
X<br />
Der Delbriicker Altar uor der Restaurierung<br />
kannt gewesen sein, denn der Delbriicker<br />
Altar zeigt eine grundsatzliche<br />
Ubereinstimmung in Typus und Aufbau<br />
mit dem Mittelteil<br />
des Mannheimer<br />
Entwurfs.<br />
Der Sarkophagaltar<br />
mit dem aufgesetzten<br />
IHS-Zeichen<br />
im barocken<br />
Rahmen und den<br />
die geschwungene<br />
Form betonenden<br />
Profilleisten weicht<br />
kaum vom Kupferstich<br />
ab. Die Figurenstellung<br />
innerhalb<br />
der lichten Interkolumnien<br />
sowie<br />
der zweistockige<br />
Aufsatz aus<br />
doppelten Volutenschwiingen<br />
entsprechen<br />
ebenfalls<br />
dem Egellschen<br />
RiB. Der mittlere<br />
Saulenzwischenraum<br />
ist in beiden<br />
Fallen offensichtlich<br />
nicht fur ein<br />
Gemalde, sondern<br />
fur eine oder mehrere<br />
Skulpturen ge~<br />
dacht und deutet<br />
somit auf einen<br />
Bildhauer als Entwerfer^.<br />
Das raumlich<br />
hervortretende<br />
Tabernakel wie<br />
auch das reich profilierte<br />
Gebalk uber<br />
den Saulen sind<br />
afinlich konzipiert.<br />
Besonders auffallig<br />
wirken in beiden<br />
Fallen die aus den<br />
Volutenscfiwiingen<br />
wie Flammen emporzungelnden<br />
Akanthusverzierungen.<br />
Gegeniiber diesen<br />
Gemeinsamkeiten<br />
wirken die vorhandenen<br />
Unterschiede<br />
weniger bedeutsam.<br />
Das ikonographische<br />
Programm ist<br />
selbstverstandlich<br />
aus der ganz verschiedenen Bestimmung<br />
fur den Altar einer Hauptkirche des Jesuitenordens<br />
und das Augustinerchorherrenkloster<br />
Boddeken unterschiedlich.<br />
Die Kronung Mariens, deren Anbringung<br />
in Delbriick nicht uberzeugt, konnte,<br />
ahnlich wie auch spatere Ausfuhrungen<br />
des gleichen Motivs in Schmallenberg<br />
und Weiberg (fruher Bigge), vom<br />
Fresko in der Laterne der Biirener Jesuitenkirche<br />
angeregt sein. An die Stelle<br />
des reich abgestuften, aufwendigen Tabernakels<br />
im Mannheimer Vorbild ist<br />
beim Delbriicker Altar eine weniger reiche<br />
Gestaltung der Werkstatt Falter getreten;<br />
geblieben ist jedoch die raumliche<br />
Selbstandigkeit, mit der das Zentrum<br />
hervortritt.<br />
.JjLl.nliCa'<br />
L III olllLlI<br />
Entwurf von Paul Egell zum Hochaltar der<br />
Jesuitenkirche in Mannheim (Mittelteil)<br />
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SAUERLAND<br />
162<br />
Ein Kreuz im<br />
Sauerlandischen Walde<br />
Insgesamt sind Form und Reichtum<br />
des Egellschen Konzepts, das fur einen<br />
etwa 20 Meter hohen und um eine weitere<br />
Saule an jeder Seite breiteren Altar<br />
bestimmt war, nur reduziert, aber deutlich<br />
erkennbar iibernommen worden.<br />
Unter Berucksichtigung aller bekannten<br />
Tatsachen ist anzunehmen, daR Johann<br />
Leonhard Falter sich durch den<br />
Mannheimer Entwurf des Paul Egell zu<br />
dem Altar fiir das Kloster Boddeken hat<br />
inspirieren lassen.<br />
Der fiir die Herstellung in Frage kommende<br />
Zeitraum diirfte sich durch das<br />
Erscheinen der Festschrift von 1760<br />
einerseits und wahrscheinlich die Aufhebung<br />
des Jesuitenordens 1773 andererseits<br />
eingrenzen lassen, womit die eingangs<br />
erwahnte Datierung durch Leo<br />
Meyer sich als treffsicher erwiese.<br />
Die am obersten Gesims auf der<br />
Ruckseite aufgemalte Jahreszahl 1782<br />
konnte sich auf eine Fassung des Altars<br />
beziehen. Ein Gegenbeispiel fiir die<br />
Datierung ist der ahnlich fortschrittliche<br />
Attelner Altar aus dem Jahre 1761, an<br />
dem die Jahreszahl als Arbeit des Bildhauers<br />
oder Schreiners in geschnitzten<br />
Ziffern auf der Vorderseite im Hauptgesims<br />
angebracht ist^.<br />
Anmerkungen<br />
1 Leo Meyer, Der westfalische Altar in seiner Entwicklung<br />
von 1650 ~ 1780, Wattenscheid 1938, S.<br />
47 f,<br />
2 Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler,<br />
Bd. Westfalen, bearb. v. Dorothea Kluge u.<br />
Wilfried Hansmann, Munchen/Berlin 1969,<br />
S. 115,<br />
3 Kleiner Kirchenfuhrer St. Johannes Baptist Delbruck,<br />
ohne Orts- u. Jahresangabe, S, 2.<br />
4 Hilde Claussen, Einzelberichte zur Denkmalpflege<br />
fur die Jahre 1967 - 1973, in: Westfalen, <strong>Heft</strong>e fur<br />
Geschichte, Kunst u. Volkskunde, 53, Band, Munster<br />
1975, S, 391.<br />
5 Christoph Stiegemann, in: Liborius im Hochstift Paderborn,<br />
Paderborn 1986, S, 168f,<br />
6 Dirk Strohmann, Die Ausstattung und ihre Kunstler,<br />
in: Die ehemalige Jesuitenkirche Maria Immaculata<br />
in Buren, Bonn 1994, S. 142. Dort auch weitere Literatur<br />
zu J.L. Falter<br />
7 Strohmann (wie Anm. 6), S. 143.<br />
8 Klaus Lankheit, Paul Egell, Munchen 1988, Bd. I,<br />
S. 189.<br />
9 Fur Auskiinfte und Oberlassung von Bildmaterial zur<br />
Restaurierung der Altare bin ich den Herren Butt<br />
und Schafers von der Firma A. Ochsenfarth in Paderborn<br />
zu Dank verpflichtet.<br />
Bildnachweise<br />
1 A. Ochsenfarth Paderborn; 2 Reproduktion Klaus<br />
Rickert, Schmalienberg.<br />
Offene Augen, Liebe zur Natur, ein<br />
Gespiir, die Schonheiten der gewachsenen<br />
Umwelt zu erkennen, all das gehort<br />
dazu, Dinge „am Wegrand" zu beachten,<br />
die nicht nur dem Finder, sondern vielen<br />
Menschen Freude machen konnen.<br />
Was aus einem „eigenwillig gewachsenen<br />
Stamm" wurde, berichtet Bauerin<br />
Mathilde Rischen aus Eslohe-Bremscheid<br />
im Sauerland,<br />
Arnold Rischen am Hohkreuz im Walde<br />
Vater und Sohn der Familie Rischen,<br />
Eslohe, waren Ende Mai im hofeigenen<br />
Wald mit der Bevorratung von Brennholz<br />
beschaftigt.<br />
Plotzlich hatten sie einen eigenwillig<br />
gewachsenen Stamm vor der Sage: Eine<br />
Weide war durch eine Hainbuche gewachsen.<br />
„Das Stuck wollen wir mal zu<br />
Hause zeigen", reagierte zunachst Sohn<br />
Arnold. Der Vater, ein groBer Freund<br />
und Liebhaber der Natur, erkannte in<br />
diesem Gebilde nach eingehender Betrachtung<br />
einen Korpus. Wiederholt<br />
wurde mit Frau und Familie iiberlegt:<br />
„Was konnen wir daraus machen?<br />
Stellen wir es so, wie es ist, dort auf, wo<br />
es gefunden wurde, oder bieten sich andere<br />
Moglichkeiten? Wir mussen ihm ein<br />
Gesicht geben, dann wird jeder Vorubergehende<br />
einen Christus erkennen", das<br />
war die einhellige Meinung. Gesagt, getan.<br />
Ein Vetter der Familie Rischen, Paul<br />
Konig, fast SOjahrig, von Beruf Bildhauer,<br />
wurde zu Rate gezogen, und er versicherte:<br />
„Ich mache euch etwas Schones<br />
daraus." Wahrend er sich an die harte<br />
Schnitzarbeit machte, suchte Vater Rischen<br />
eine starke Eichenbohle. Den passenden<br />
Platz hatte er schon lange im<br />
Kopf, und so goR er an Ort und Stelle im<br />
Wald den Betonsockel. Endlich war es<br />
dann soweit, der Korpus wurde angeschraubt,<br />
das Kreuz aufgestellt. Gegen<br />
Unbilden der Witterung kam schlieRlich<br />
noch ein Dach dariiber. Nun steht es im<br />
Lieblingswald der Familie an einer Weggabelung<br />
auf einer alten Meilerstelle,<br />
umgeben von starken Fichten. Am 25.<br />
August 1988 nahm Monsignore Dr. Wilhelm<br />
Kuhne, Rektor der Landvolkshochschule<br />
Hardehausen, der Familie freundschaftlich<br />
verbunden, die Einweihung<br />
vor.<br />
„\A/as soil das Kreuz das dort am<br />
Weg steht?<br />
Es soil dem Wanderer, der voriibergeht,<br />
ein dreifaches uor Augen fuhren:<br />
Der Herr hat Deine Schuld getragen,<br />
du sollst dem Herrn das Kreuz<br />
nachtragen,<br />
das Kreuz wird Dich zum Himmel<br />
tragen."<br />
Deutscher <strong>Heimatbund</strong><br />
Der Deutsche <strong>Heimatbund</strong> teilt mit,<br />
daR der Bericht uber das 3. Symposium<br />
fiir Redakteure und Schriftleiter in<br />
Bocholt vorliegt. Die Veroffentlichung<br />
enthalt die wahrend der Veranstaltung<br />
gehaltenen Referate zu aktuellen Fragen<br />
der Redaktionen der Heimatzeitschriften.<br />
Ebenso liegt das Umweltspiel „H6chste<br />
Zeit fur Umweltschutz"vor. Ein Spiel<br />
fiir 2 bis 6 Spieler zwischen 8 und 12<br />
Jahren; es ist aber auch fur Erwachsene<br />
im Rahmen eines Familienspiels geeignet.<br />
Beide Veroffentlichungen konnen beim: Deutschen<br />
<strong>Heimatbund</strong>, Adenauerallee 68, 53113 Bonn<br />
kostenlos bezogen werden.<br />
Jetzt erschienen:<br />
Gunter„Wulli" Wulf<br />
TWIARSBRAKEN<br />
Arnsberger Originale<br />
Das Lesevergniigen auf 152 Seiten,<br />
mit Uber 100 Abbildungen,<br />
erhaltlich im Buchhandel.<br />
Verlag F. W. Becker, Arnsberg<br />
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SAUERLAND<br />
163<br />
CHRISTINE KOCH<br />
Christnacht in der T^uar^iqarf:^<br />
*<br />
rjx uisend scfinaizvitte TLngell^es<br />
I \schu)iawet dim ie %iarke-. 'Ddt is en<br />
I '^ Qeimrre van [angengidkn Locktn un<br />
guikmn Jittekpil "Bat is en Singen un JubilHiem,<br />
en 'Kucken un en Hiennaigen tau<br />
didm k^aimn Jesuskinneken in seyner annsidligen<br />
Stdinwaigel Unger me haugen<br />
CfiristSaume - hai is en lOenmg te hauge<br />
jiidr dai seyge 'Duarplqcirke - stdit se. Aiozver<br />
biu sefioin, Siufeyn! ^ey en klcdn Jingerken<br />
un do saugar enganz ^dnneken un<br />
fiundert Sfanke %ingeraugen weyset [inter<br />
„9\dutter, Siufeyn!" "Dai diusendscfinaiwitten<br />
Tngelkes siitt kfiin Menske, k^imes<br />
/tort didn wdiken 'Jiiigeiscfilag. %laine<br />
TidnnenSoimkes dridt se in der 'Hand, iiiver<br />
un ikver met junkeigen Lechtkes Sestidken.<br />
'Daifunke[gen Lecfitkes aunversindniks<br />
anders ase degiillenen Steerne vam HiemeL<br />
IQiin dinzeget wetl do uawen bteywen in<br />
dtir zvunderbaren 'Haeht. %[ain,ganz kkain<br />
fiet se idrk^maket, ddt se Tfatz fiet am Ddnmnboimken,<br />
kfain im Siandenk^en an usem<br />
Hidrguatt seynegraute Majestdt im armen<br />
Stafk. "Enganz kfain TLngelken lOaiget sik<br />
op de fioggesten Spitze im Cfiristbaume. Tio<br />
op dinmootfidller't inm, mirren im fiekksten<br />
Qtoria, un stott en ander TLngekken aan un<br />
iveyset met seyme ieehten 'Wajifingerken ungen<br />
in de IQdrke un siet: „ 'Kuck moot, fior<br />
mooO." Un dtit 'Wortgdit von TLngebnund<br />
tau TLngetmund, un din TLngeiken froget et<br />
andere: ,,'Wat is ddt met didm stitten bidiken<br />
Manne, ddtte singet, ddt seyne !Augen<br />
[ochtet?"<br />
"Dai stifle bkdike Mann aioersittet ungen<br />
in der kften 'Bank, i^ Haifduister un bidt<br />
Christdagesgebidre un Cfiristdageskaier. Iln<br />
mirren tiisker de aanddcfitegsten Qedanken<br />
op dinnwokiut doppestem, verscfihmtenstem<br />
Hidtensgrunne: „0 Hiemekskind, faivJet,<br />
alimdditeget, dut dinegij me taum Cfiristgescfienke:<br />
'Bkdut dinmooi, en dinzeg 'Moot<br />
wuat denken un scfireyioen kpnnen, wat in<br />
alie Hidrten gait, sau vJuat ganz Jeynes,<br />
'Wunderbares, wat siiji nilmmes kffnn, wat<br />
de ^rdnen bcket, Wat nit kofi fdtt un fiuter<br />
']\'eilinaclitticfi cjeschmuclite 'J(atfw[iscfie Vjarrliirclu: Si- CJconj in SdiUpruthen. 'Iliese pmchtyc,<br />
spatromaniscfk Haikniqrcfte mit ihmr quatitdtsvolknUusstattury aus dan 17. undlS. JatiTkunden<br />
wmde in dm ktzten Jahren wlbtUndig restauriert mid stdlt tin sakjaks 'Kiinstiutrt^besonde.rer<br />
Qiite im Kjeis 0[pe dar. foto: Jnedhilm !AtkaTnann<br />
wier tutt, wat didn Akkdagesstuaff widgbkoset<br />
iutem Hidrten, Wat de Suargenfakken<br />
gkaat streyket op der Mannesstem un akkdai<br />
kkainen engen Qedanken iutkoiset, watfudr<br />
en paar Stunnen wennegstens 'Lrenkust un<br />
'Erennaut vergidten kdtt! O, en dinzeg'Mook,<br />
en dinzeg Mook sau wuat kpnnen!" Iln ase<br />
dilt sonderbare Qebidt dildr ddt diusendstemmege<br />
Qkoria seynen 'Widgjungen kiarre<br />
taum Cfiristkinne in der Stdink^ippe, do<br />
woorte didm stikken bldiken Manne sau kiefite<br />
un warme umme't 'Hidrte; kiai kpnn nit<br />
anders, fmi moc/ite daun, watte akkseytjokiren<br />
nit mehr dofin kmrre, kiai mocktte metsingen:<br />
„0 setige 'Hadtt!" Un ase ddt sungen<br />
kiarre, do kidrre sekireywen kpnnt. Hundert<br />
sekwine un kmuge Qedanken bkitzeren op, un<br />
de 'Woorefungen sikivan sekwer. Slwwer et<br />
was jo Ckaistmisse. Jurt met atkem, wat van<br />
der Ere is!<br />
Uwer'tjokir vkicfite ftidt ddt, wat in seyner<br />
'Buast sekikopet, Juarm un Qestakt annuamen<br />
un seynen Widgfungen! Un wann<br />
nit, vliekite is dann ddt dine oder andere unger<br />
seynen 'Kingern, didm de Qedanken -<br />
grant un sekien sckioin - in de Jidr fkutt?<br />
'Vkickite didm Jungen met didn grauten<br />
sekiwuarten Augen, dai sau geren mettem<br />
Hidrwest didr de 'Bidrgegdit, wanne 'Boime<br />
un Qebiisk met bunten Jarwen mookti"<br />
'Vkiefite ddt zarte 'Dingekken met didm Sikwerstemmeken<br />
un didm sinnegen 'Wesen,<br />
wat sau sonderbare Jrogen stekken kf^nn?<br />
Oder ddt ganz kkeine !Hidrtebkaimeken, wat<br />
alk met me jokir de gidken 'Bkdekes ungern<br />
Boiumen in seyn Sckiiidrtken sockite un met<br />
!Augen betrackitere as' en "Dickiter? 'Vkicfite!<br />
'Vfickite!<br />
'Wai wait?<br />
Saueridnder Tiatt<br />
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164<br />
SAUERLAND<br />
Jupp-Schottler-Jugendherberge<br />
in Bamenohl 50 Jahre alt<br />
von Dr. Ulrich Haubecke<br />
Elisabeth Borchers<br />
Leipzig 1976<br />
Du bist ein Feind,<br />
hore ich freundschaftlich,<br />
vergiB das nicht.<br />
Wir konnen uns Freunde<br />
wie dich,<br />
hore ich feindlich,<br />
nicht leisten.<br />
Demnach, sage ich<br />
meinen Freunden den Feinden,<br />
gebt ihr euch Muhe<br />
mit unsern Gefiihlen.<br />
Ich will mich erkenntiich zeigen<br />
und mich reduzieren<br />
auf den Gang der Geschichte.<br />
Dieses Gedicht ist erstmals<br />
vor 20 Jahren in der FAZ erscliienen.<br />
Ahrens Werbeagentur<br />
Postfach 1104<br />
58797 Balve<br />
Fon 02375/2157<br />
Fax 02375/1253<br />
wir realisieren<br />
fijr Sie<br />
erfolgreiche<br />
Werbung -<br />
In diesem Jahr wird die Jupp-Schottler-Jugendherberge<br />
in Finnentrop-Bamenohl<br />
50 Jahre alt. Das ist ein Grund,<br />
innezuhalten und sich ein wenig zu besinnen.<br />
Als Jupp und Agnes Schottler erste<br />
Plane machten, war alles undenkbar<br />
und unmoglich. Millionen standen vor<br />
dem rauchenden TrQmmerhaufen<br />
„Deutschland" und konnten sich nicht<br />
vorstellen, wie es weiterging. Stadte,<br />
Dorfer und Betriebe waren zerstort. Alle<br />
Autoritaten waren erschuttert, ob sie es<br />
wahrhaben wollten oder nicht. Die unabweisbare<br />
Schuld und Mitschuld an der<br />
Katastrophe kam der totalen Selbstentwertung<br />
gleich. Werte und Tugenden<br />
schienen fur immer fragwurdig. Wer sich<br />
von der lahmenden Gegenwart nicht<br />
ilberwaltigen lassen wollte, hatte nur eine<br />
Moglichkeit: Er muRte den Blick fest<br />
auf die Zukunft richten.<br />
Finer der ersten war Jupp Schottler. Fines<br />
Tages stand er in einem kleinen Seitental<br />
der Lenne<br />
auf seinem Bein /^<br />
und begann zu-<br />
sammen mit Frau<br />
Agnes Lehm zu<br />
stampfen und Ziegel<br />
zu formen ...<br />
Viele kennen die<br />
nun schon legendare<br />
Geschichte.<br />
Die beiden hatten<br />
einen merkwUrdigen<br />
„Spleen". Wahrend<br />
alle Welt damit<br />
beschaftigt<br />
war, das Aschenhaufchen<br />
der eigenen<br />
Existenz zu<br />
huten und bald<br />
schon wieder der<br />
Wettlauf um den<br />
personlichen (vor<br />
allem materiellen)<br />
Erfolg beginnen<br />
wUrde, wollten sie<br />
ein Haus bauen<br />
und darin die<br />
ganze Welt zu<br />
Gast laden. Denn<br />
nichts war notiger<br />
als ein Treffpunkt<br />
fur die Sucher<br />
und die Verirrten,<br />
eine Begegnungs-<br />
Driiggelter Kapelle<br />
statte fiir junge Leute aus aller Herren<br />
und Frauen Lander, ein Ort, wo die Aufgeregtheiten<br />
zur Ruhe und das Verstreute<br />
zur Sammlung kommen konnte. -<br />
Mancher kam am Bauplatz in der Killeschlade<br />
vorbei und schuttelte verwundert<br />
oder spottisch den Kopf. Nicht wenige<br />
batten keinen Heller auf die Vision der<br />
beiden Ziegelbacker gesetzt, aber einige<br />
lieBen sich auch infizieren und packten<br />
mit an.<br />
Am 19. Oktober 1946 war Richtfest.<br />
In einer Welt voll ..Zerfall, Verzagen,<br />
MiBgunst, Egoismus, Zersplitterung",<br />
schrieb Robert Schmelzer damals, ..in<br />
diesem Chaos steckt ein grunendes Tannenbaumchen<br />
mit bunten Bandern auf<br />
dem First eines Hauses, das der Jugend<br />
dienen soil ..."<br />
Seit einem halben Jahrhundert ist das<br />
kleine Haus nun schon Anlaufstelle fur<br />
unzahlige Wanderer in jeglichem Sinn,<br />
Wie viele Sommer sahst Du, Friihlinge, Winter,<br />
weilie Kapelle in den Feldern iiber dem See,<br />
Zwolfeck, des' Mitte - schieferturmig<br />
iiber vierfach sich kreuzenden Adern -<br />
der Haarwind zaust. Wie viele Herbste?<br />
Was denn sind Jahre, Jahrhunderte,<br />
was denn ist Zeit...? Du schweigst.<br />
Wer eintritt, atmet tiefer, atmet<br />
die Kiihle der Mauern, fdllt in die<br />
Tiefe von Brunnen. Wer bist Du?<br />
Tauchst mich ein in heimliches<br />
Kreisen gruner Strudel aus Stein.<br />
Botschaften flieBen in den Kapitellen:<br />
Linien schwingen und enden -<br />
Rh\;thmen der Geometrie. Schlangen<br />
verzehren sich. Monde vergehen. Seher<br />
schauen Gesichte. Widderhorn und<br />
geschweiftes Tier, was versprecht ihr?<br />
Ich stehe im innersten Kreis.<br />
Unter dem dunklen Gewolbe.<br />
Schnittpunkt der Diagonalen.<br />
Ursprung der Radien.<br />
Ruhende Mitte.<br />
Im Einen.<br />
Du schweigst.<br />
Maria Sperling<br />
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SAUERLAND<br />
165<br />
Adresse fur Menschen und Gruppen, die<br />
sich etwas zu sagen hatten, Heimstatt fur<br />
die Herbergseltern und ihre Heifer, ftir<br />
Eichhornchien, Vogel, Katzen und Mause.<br />
Und dabei war es immer weit mehr,<br />
als sich in der Belegungsstatistik, in der<br />
Bettenzafil oder im Umsatz ausdriicken<br />
lieB. Es war und ist ein Zeichen, ein Symbol,<br />
eine wortlose GewiBheit, daii es ein<br />
Leben vor dem Tode gibt, daii man nicht<br />
mehr Gluck verbrauchen darf, als man<br />
selbst erzeugt, und daB die Wurde des<br />
Menschen und alles Lebendigen hoher<br />
zu veranschlagen ist als Geld oder Macht<br />
oder ideologische Formeln und Systeme.<br />
Wen wundert es, daB dieses kleine<br />
Haus weit uber seinen Standort hin<br />
ausstrahlte. Es war Impulsgeber fiir kulturelle<br />
Entwicklungen, Zufluchtsort fur<br />
Gefahrdetes und „Biwak" fur „Expeditionen"<br />
ins Unbekannte. Es existierte ohne<br />
Programm und Manifest, mit einer nur<br />
kleinen Ausbeute an Schlagzeilen und<br />
Ehrungen, unaufdringlich und verlaRlich.<br />
Ein Haus mit Eigenschaften. - Wer dabei<br />
war, wer es auch nur kurz beruhrte, weiB,<br />
wovon ich spreche. Und jeder hat seinen<br />
kleinen oder groBeren Teil der Geschichte<br />
mitgeschrieben, denn von Anfang an<br />
funktionierte alles nur durch das Mit- und<br />
Zusammenwirken der Bewohner, der<br />
standigen und der ambulanten.<br />
Seit vielen Jahren ist der Forderkreis<br />
der Jupp-Schottler-Jugendherberge,<br />
Finnentrop-Bamenohl e.V., mit dem<br />
„Hueseken" verbunden, das - wie Jupp<br />
einmal sagte - „innen groBer ist als<br />
auBen". Heute wie damals vor 50 Jahren<br />
leben wir in einer irritierenden Zeit.<br />
Chancen und Gefahren, Hoffnungen<br />
und Angste stehen einander schroff gegeniiber.<br />
Mancher mag zweifeln, ob die<br />
in Bamenohl geforderten Tugenden<br />
noch Geltung haben; Toleranz gegenuber<br />
dem Andersdenkenden, Gastfreundschaft<br />
fur den Fremden, globales<br />
Denken und lokales Handeln, „weiche"<br />
Technik und behutsamer Umgang mit<br />
den Geschenken der Natur. - Aber man<br />
muB sie nur aufzahlen, urn den Wert dieser<br />
„Wahrung" zu spuren. Und wenn<br />
sich der Horizont groBer Teile der jungen<br />
Generation durch fehlende Ausbildungsplatze<br />
und Arbeitslosigkeit verdustert,<br />
wenn sich langst schon wieder viele als<br />
uberflussig und unerwiinscht vorkommen,<br />
dann ist Herbergsweg 1 in Bamenohl<br />
wieder eine wichtige Adresse.<br />
Eisklettern im Saucrland<br />
Christian Gobel (23) aus Brilon,<br />
soeben zurilckgekehrt uon der Besteigung des<br />
Pik Korscher^ewskaja (7105 m) im fernostlichen Pamir,<br />
testet seine Kletterausrustung an der vereisten „Plasterlegge".<br />
Der sonst eher unscheinbare Wasserfall bei Ramsbeck bildet in<br />
strengen Wintern eindrucksvoUe Eiskaskaden.<br />
Foto und Text; Christian Gobel sen.<br />
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SAUERLAND<br />
166<br />
%atfioiische ^farrk^rche St ^anlqatius<br />
in 9{oinl
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
167<br />
MotivwafiC dent btkannten Tympanon<br />
cfer Soester !}{ofmelqrcfie dfimft.<br />
168 Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
BUCHER • SCHRIFTTUM<br />
STABT l« f ILSBERG<br />
Neuerscheinung!<br />
Der erste Teil eines umfassenden Ceschichtswerkes<br />
in 4 Biinden fur die Burger Olsbergs<br />
und Umgebung.<br />
Die im Jahre 1975 zur Stadt Olsberg<br />
zusammengeschlossenen 12 Dorfgemeinden<br />
gehorten schon in alter Zeit<br />
zum Lochtropgau, dessen Graf im Auftrag<br />
des Fursten (Konigs) zugleich Gerichtsherr<br />
uber die freien Bauern war.<br />
Diese Funktion'fiel Mitte des 11. Jahrhunderts<br />
als Erbe den Grafen von Arnsberg<br />
zu. Als 1102 der Kolner Erzbischof<br />
eine Teilung dieser Freigerichtsbarkeit<br />
erzwang, blieb die fur den Raum Olsberg<br />
zustandige Freigrafschaft Bigge arnsbergisch.<br />
Das wird 1275 urkundlich bestatigt.<br />
Allerdings hatte zu diesem Zeitpunkt<br />
schon die Tochter des Grafen Gottfrieds<br />
III., KomteR Mechthild, den Gra-<br />
...LIEBER<br />
UHl ALTER<br />
SCHNEIDER"<br />
H.&F. SCHNEIDER KDRNBRENNEREI<br />
NDTTLAR-HOCHSAUERLAND<br />
fen Heinrich 1. von Waldeck geheiratet.<br />
Ihr wurde als Mitgift u.a. die Freigrafschaft<br />
Bigge versprochen. Sie war jedoch<br />
1267 friih Witwe und geriet politisch<br />
mit dem Erzbischof von Mainz in<br />
Konflikt, der schlieRlich den Bann iiber<br />
sie verhangte. Das verhinderte die Ubergabe<br />
der Mitgift, so daB erst nach ihrem<br />
Tode der Sohn Otto von Waldeck urn<br />
1300 die Freigrafschaft Bigge iibernehmen<br />
konnte. Er erweiterte 1315 diesen<br />
Besitz urn die ostliche Halfte der Freigrafschaft<br />
Rudenberg (Elpe-/Valmetal)<br />
und gliederte auch seinen Besitzanteil<br />
(die Halfte) an der Burg Nordenau ein.<br />
So kam ein kleines waldeckischesTerritorium<br />
zustande, das die bisherigen arnsbergischen<br />
Rechte ubernahm. Als Graf<br />
Gottfried IV. 1368 - des Kampfes gegen<br />
den Kolner Erzbischof miide - seine<br />
Grafschaft an das Erzstift verkaufte, blieb<br />
dieser Teil waldeckisch, soweit nicht herzogliche<br />
und kirchlichklosterliche Hoheitsrechte<br />
entgegenstanden. Indessen<br />
waren die Waldecker Grafen durch die<br />
standigen Auseinandersetzungen mit<br />
Kurkoln so stark verschuldet, dal? sie<br />
1370 die Frei- und Femgerichte in Nordenau,<br />
Bigge und Rudenberg sowie seit<br />
1361 auch die Freigrafschaft Olsberg<br />
mit dem Bereich um Brilon (Altenburen/Keffelke)<br />
an die von Gogreben zu<br />
Goddelsheim verpfanden muRte.<br />
Durch diese Vorkommnisse unterscheidet<br />
sich die Heimatgeschichte des<br />
Raumes Olsberg sehr wesentlich von der<br />
des westlichen kolnischen Sauerlandes.<br />
Konnten diese Bewohner zufrieden sagen:<br />
„Unter dem Krumstab laBt es sich<br />
ganz gut leben", so resignierten die Freien<br />
im Assinghauser Grund miBliebig:<br />
„Umme us maket se in Koln kann Fanster<br />
op!" Das hieR; Man gait in Koln<br />
nichts.<br />
Im Wappen des<br />
ehemaligen Kreises<br />
Brilon steht in der<br />
oberen Halfte ne-<br />
';^s^ ben dem kurkolnischen<br />
Kreuz der<br />
Waldecker Stern,<br />
wodurch die geteilte<br />
Landeshoheit<br />
symbolisiert wird. Es ist aber diese Abweichung<br />
von der kurk5lnischen Geschichte<br />
des Sauerlandes bislang noch<br />
nicht dargestellt worden.<br />
IHRE DORtER IN DER GESCHICHTE<br />
v^<br />
+M1I<br />
H |BISUM| fWW% 1<br />
Dies hat Fritz Droste nunmehr ijbernommen.<br />
Das Gesamtwerk bis zum Jahre<br />
1802 umfaBt 4 Bande. Der nun vorgelegte<br />
1. Band beginnt mit dem Fund<br />
der Urne zu Gevelinghausen, die aus der<br />
Bronzezeit stammt. Es wird uber das keltisch-germanische<br />
Kulturdenkmal an<br />
den Bruchhauser Steinen auf dem Istenberg<br />
und die Beteiligung der Sugambrer<br />
und Marser in unserer Heimat an den<br />
Kampfen gegen die Romer berichtet.<br />
Das Geschehen im Mittelalter bezieht<br />
sich auf die Missionierung durch das Erzstift<br />
Koln und die Eingliederung in diese<br />
Diozese zur Zeit Karls des Grol^en. Es<br />
folgen die Aktivitaten der Kolner Erzbischofe<br />
in Gemeinschaft oder in Zwietracht<br />
zu den altesten Grafengeschlechtern<br />
in Meschede, Werl, Arnsberg und<br />
Waldeck, die zum Wohl und Wehe der<br />
Bewohner in Olsberg und Umgebung<br />
ausgetragen wurden.<br />
Das Buch ist zum Subskriptionspreis<br />
von 32,- DM (spater 43,- DM) beim Berufsbildungswerk,<br />
Josefsheim Bigge,<br />
Grafischer Bereich, Pappelallee 3,<br />
59939 Olsberg, zu erwerben. Red.<br />
„KINNERDAGE<br />
(BA4ViV(<br />
AN RANGE UN<br />
WASTER-BIE-<br />
KE" lautet der<br />
Titel eines Buches,<br />
das von<br />
Evamarie Baus-<br />
Hoffmann in<br />
Warsteiner<br />
Mundart (und<br />
hochdeutscher<br />
Ubersetzung)<br />
verfaRt wurde. In humorigen Schilderungen<br />
erinnert die Autorin an das Alltagsleben<br />
im Warstein der 30er und 40er<br />
Jahre. Das Buch, 144 Seiten stark, reich<br />
bebildert, ist zum Preis von 24,80 DM<br />
vom Eigenverlag (Goethestr. 35, 58730<br />
Frondenberg, Tel. 02373/7 2503) zu<br />
beziehen.<br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong>
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
169<br />
y{ediiHg Jungbbit-'B&rgtntaht<br />
Was uns das Christkjnd brachte<br />
f a, die Qeschtnk^ zu WeiUnacHten -<br />
\jruherl Ich trinmrt mich an dm Bunte<br />
Stoffpuppe, die meine Mutter aiis alien<br />
Jlicken selbstgebasttlt fiatte, so wie es<br />
die meisten Matter zvofil damals machten,<br />
denn die Qroscfien luaren rar. 'Diese Stoffpuppe<br />
mit den schioarzat 'Woiffiaaren und<br />
runden, gfanzcnden IQiopjaugen ist mir<br />
iiSer viek jahre die [ie6ste und dauerhafteste<br />
gewesen. Sie UBerstand rrmncfies ASenteuer,<br />
9idsse und "Kiifte, sefSst Stofie und<br />
'Kniiffe imgesch'Wistertichzn'H-andgemmge.<br />
Und was gab es sonst noch? SelSstgezimmerte<br />
Schaulietpferde, Tuppenwdgetcfien,<br />
diejedes Jahr vom 'Vater uAeder nzu<br />
angestricHen luurden, handgestricl
Sauerländer <strong>Heimatbund</strong><br />
SAUERLAND<br />
170<br />
Das Sauerlan<br />
Eine Bildreise<br />
durch<br />
das Sauerland<br />
und<br />
Wittgensteiner<br />
Land<br />
Die Schonheit der Sauerlander Nalur ist allgegenwartig<br />
und beherrscht alles. Machen Sie eine Foto-<br />
Reise durch dieses liebenswerte Fleckchen Erde.<br />
24,5 X 22,5 cm, 108 Seiten. 245 farbige Abbildungen, in<br />
3 Sprachen: deutscii, holiandisch, englisch, fester Einband<br />
Sauerland -<br />
Facetten einer<br />
Kulturregion<br />
Die Geschichte<br />
von der Entdeckung<br />
der<br />
Region, vom<br />
Bauen und<br />
Wohnen, von der<br />
Landschaft und<br />
ilirer Veranderung<br />
und von der<br />
religiosen Mentalitat<br />
ihrer<br />
Menschen.<br />
Reichhaltig illustriert.<br />
Format: 21 x 28 cm, 192 Seiten<br />
Kindheit<br />
im Sauerland<br />
und<br />
Wittgensteiner<br />
Land in<br />
friiherer<br />
Zeit Bd. II<br />
Der Titel sagt alles uber dieses interessante<br />
Buch aus den vergangenen Jahrzelinten.<br />
Format: 20,5 x 24,5 cm, 144 Seiten<br />
Sauerlander<br />
Weihnachtsbuch<br />
Ein Lesebuch mit<br />
weihnachtlichen -<br />
Geschichten.<br />
Format:<br />
15x21 cm,<br />
180 Seiten<br />
Erhaltlich iJber den Buchhandel<br />
Oder direkt vom Verlag.<br />
Grobbel Druck und Verlag<br />
57392 Schmallenberg • Wehrscheid 22<br />
Tel.: 0 29 74/96 23 - 0 • Fax: 0 29 74/12 !<br />
Kochen und Backen nach<br />
Sauerlander Art<br />
Meschede-Remblinghausen. Es ist in<br />
zwei stabilen Ringbijchern zusammengefaRt<br />
und laBt die Herzen kochender Hobby-<br />
und Berufskoche ebenso hoher<br />
schiagen wie die, vieler tuchtiger Hausfrauen<br />
und -manner: das jetzt in zweiter<br />
Auflage vorliegende Remblinghauser<br />
Koch- und Backbuch. Fur 25,- DM<br />
(Kochbuch) und 19,50 DM (Backbuch)<br />
werden die beiden Bucher angeboten.<br />
Neun Frauen der Kath. Frauengemeinschaft<br />
des schonen Sauerlanddorfes<br />
Remblinghausen, in der Nahe der<br />
Kreisstadt Meschede und des Hennesees,<br />
batten vor 10 Jahren die Idee, die<br />
besten Rezepte aus dem Dorf zu sammeln.<br />
700 handgeschriebene, mit<br />
groBer Fachkenntnis und viel Liebe zum<br />
Detail erklarte Koch- und Backrezepte<br />
kamen zusammen.<br />
Die erste Auflage von 2000 Stuck war<br />
schnell vergriffen. Begeisterte Dankesbriefe<br />
aus ganz Deutschland bestatigten:<br />
die Rezepte kommen an und werden<br />
fleiKig genutzt. Eine Hausfrau aus Bielefeld<br />
schrieb: „Mein Mann und ich sind<br />
begeistert. Unser Speisezettel ist viel abwechslungsreicher<br />
geworden. Alles<br />
schmeckt einfach lecker".<br />
Das Remblinghauser Koch- und Backbuch<br />
zaubert aber nicht nur in Deutschland<br />
schmackhaft gedeckte Tische, sondern<br />
hilft auch hungernden und kranken<br />
Menschen in Brasilien. Der Erlos des<br />
Verkaufs kommt namlich einer Sozialstation<br />
der Germeter Schwestern in Fortaleza<br />
zugute. Fur das Team von Schwester<br />
Elisabeth Stijmpfler ist jede harte Mark<br />
aus Deutschland „Gold" wert.<br />
Handirk 1996<br />
Die Bucher liegen in<br />
den Remblinghauser<br />
Geschaften, der Sparkasse<br />
und der Volksbank<br />
zum Verkauf aus.<br />
Da lohnt sicher ein Besuch<br />
des schmucken<br />
Ortes schon deswegen.<br />
Sie konnen aber auch<br />
bestellt werden bei Josi<br />
Koring, Zum Holze 17,<br />
59872 Meschede-<br />
Remblinghausen.<br />
Grafschaft, Latrop, Schanze<br />
und Bild<br />
in Wort<br />
Die 14. Ausgabe der jahrlich fijr die<br />
Orte Grafschaft, Latrop und Schanze<br />
(und dariiber hinaus) herausgegebenen<br />
Heimatnachrichten „HANDlRK"kommt<br />
wieder ab ca. Mitte Dezember in Umlauf.<br />
Die diesjahrige Ausgabe enthalt auf<br />
rd. 80 Seiten 18 Einzelberichte; ca. 50<br />
Bilder und Abbildungen lockern auch<br />
diesmal den HANDIRK in interessanter<br />
Weise auf.<br />
Der Bericht „Aktuelles - kurz berichtet"<br />
enthalt zudem viele Begebenheiten<br />
sowohl aus den Orten Grafschaft, Latrop<br />
und Schanze als auch aus anderen Orten<br />
der Stadt Schmallenberg und dariiber<br />
hinaus.<br />
Auch der diesjahrige HANDIRK wird<br />
dem zunehmenden HeimatbewuRtsein<br />
gerecht und eignet sich auch sehr gut als<br />
kleines Geschenk fur Verwandte, Freunde<br />
und Bekannte. Hierfiir bietet sich, wie<br />
auch fiir den eigenen Bedarf, die speziell<br />
fur den HANDIRK erstellte Sammelmappe<br />
(fur je 5 Ausgaben) an, die, wie<br />
auch noch alle bisherigen 13 Ausgaben,<br />
uber die nachstehend aufgefuhrte Adresse<br />
bezogen werden konnen.<br />
Herausgegeben von der St. Sebastian<br />
Schiltzenbruderschaft Grafschaft 1825<br />
e.V.; zu beziehen ijber: Hans Robert<br />
Schrewe, Grafschaft, HauptstraBe 20,<br />
57392 Schmallenberg.<br />
(Verkaufspreis 5,-<br />
pe: 3,- DM)<br />
DM; Sammelmap-<br />
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SAUERLAND<br />
171<br />
T^reikgnigssingen in %drbecke<br />
*<br />
Se Iqimen doan in Stoft undStoot,<br />
in Turpur, Soide, Sammet, "Sro/qjot<br />
Se Srdcfiten 'Wuifiraul
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172<br />
SAUERLAND<br />
PERSONALIEN<br />
Knut<br />
Friedrich<br />
Platz<br />
t^^<br />
60 Jahre<br />
Seit 1980, also seit uber anderthalb<br />
Jahrzehnten, ist er Vorsitzender des Redaktionsstabes<br />
unserer Zeitschrift. Ungezahlte<br />
Beitrage stammen aus seiner Feder,<br />
meist mit dem Kurzel „Red." oder<br />
„Pr' gezeichnet. Sein 60. Geburtstag am<br />
27. November gibt AnlaB, ihm nicht nur<br />
sehr herzlich fur seine langjahrige ehrenamtliche<br />
Arbeit zu danken, sondern<br />
gleichzeitig auch unseren Leserinnen<br />
und Lesern einen Einblick in das personliche<br />
„Umfeld" unseres Heimatfreundes<br />
Platz zu geben.<br />
Er wurde am 27. Novemberl935 in<br />
Berlin geboren. Die Familie stammt vaterlicherseits<br />
aus Aachen, mutterlicherseits<br />
aus dem Siidoldenburger Munsterland.<br />
Dem Studium der Rechtswissenschaften<br />
in Munster und Kiel von 1955 bis<br />
1959 folgten zwei Jahre als wissenschaftliche<br />
Hilfskraft am Institut fur Offentliches<br />
Recht und Politik der Universitat<br />
Munster sowie die Referendarzeit<br />
mit den beiden juristischen Staatsprufungen.<br />
Nach zweijahriger Tatigkeit in einer<br />
Anwalts- und Notariatspraxis im Munsterland<br />
wurde er Assessor bei der Stadtverwaltung<br />
in Weme.<br />
Ostern 1969 trat er als Kreisrechtsrat<br />
in den Dienst des Kreises Olpe. Er wurde<br />
Dezernent fur Jugend und Soziales<br />
und befaBte sich in der Neugliederungsphase<br />
der siebziger Jahre mit der Angliederung<br />
des ehemaligen Amtes Serkenrode/Kreis<br />
Meschede an den Kreis Olpe.<br />
1978 wurde er zum Kreisdirektor und<br />
damit zum allgemeinen Vertreter des<br />
Oberkreisdirektors gewahlt. In dieser<br />
Funktion ubernahm er zusatzliche Aufgaben<br />
im Kultur- und Fremdenverkehrsbereich.<br />
Seit 1963 ist Knut Friedrich Platz verheiratet.<br />
Seine Frau Christa Maria war<br />
Bibliothekarin; der Ehe entstammen vier<br />
Kinder.<br />
Dem Vorstand des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
gehort er seit Fruhjahr 1976<br />
an, dem Redaktionsstab seit 1978. Im<br />
Jahre 1980 wurde ihm durch BeschluR<br />
der Mitgliederversammlung die Leitung<br />
des Redaktionsstabes ubertragen.<br />
Es ist nicht einfach, seine Leistung in<br />
dieser ehrenamtlichen Funktion angemessen<br />
zu wurdigen. Unsere Leser und<br />
Leserinnen konnen selbst am besten beurteilen,<br />
wie sich unsere Zeitschrift nach<br />
Inhalt und Ausstattung in den letzten anderthalb<br />
Jahrzehnten entwickelt hat.<br />
Man wird sagen diirfen - und damit gebe<br />
ich die Meinung des gesamten Vorstandes<br />
wieder -, daB Knut Friedrich<br />
Platz wesentlichen Anteil an der Entwicklung<br />
nicht nur unserer Zeitschrift,<br />
sondern der Arbeit des <strong>Heimatbund</strong>es<br />
insgesamt hat.<br />
In enger Zusammenarbeit mit unseren<br />
Heimatfreunden Friedhelm Ackermann<br />
und Hans Wevering konnte er fundierte<br />
Anregungen fur die weitere AusgestaF<br />
tung unserer Zeitschrift geben; immer<br />
wieder hat er darauf hingewirkt, sich<br />
nicht nur mit regionalgeschichtlichen<br />
Fragen zu befassen, sondern auch mit<br />
den gegenwartigen Strukturproblemen<br />
des Sauerlandes. Das kommt auch in<br />
dem Gesprach zum Ausdruck, das er mit<br />
Frau Dr. Erika Richter gefuhrt hat und<br />
das in dieser Ausgabe an anderer Stelle<br />
wiedergegeben wird.<br />
Uns bleibt, unserem Freund Knut<br />
Friedrich Platz, der in den letzten zwei<br />
Jahren aus gesundheitlichen Grunden<br />
auf die gewohnte Mitarbeit weitgehend<br />
verzichten muRte, noch einmal fur die in<br />
vielen Freizeitstunden geleistete Arbeit<br />
zu danken und ihm baldige vollige Genesung<br />
zu wtJnschen.<br />
Auf weitere gute Zusammenarbeit, lieber<br />
Freund Platz! Dr. MuUmann<br />
*<br />
Rudolf Briischke<br />
vcrabschiedct<br />
Ende September ist Kreisoberverwaltungsrat<br />
Rudolf Bruschke, Arnsberg-<br />
Bruchhausen, aus gesundheitlichen<br />
Grunden aus dem aktiven Dienst beim<br />
Hochsauerlandkreis ausgeschieden,<br />
nachdem er am 13. Marz seinen 60. Geburtstag<br />
begehen konnte.<br />
Rudolf Bruschke war seit 1971 im<br />
Hauptamt der Kreisverwaltung tatig; im<br />
Jahre 1988 wurde er zum Leiter des Kulturamtes<br />
bestellt.<br />
Ihm ist<br />
der Aufbau des<br />
Kreisarchivs zu<br />
danken, das inzwischen<br />
auch<br />
von vielen Heimatfreunden<br />
genutzt wird.<br />
Er betreute die<br />
Partnerschaften<br />
des Kreises<br />
mit West Lothian<br />
in Schottland sowie mit Meggido in Israel.<br />
Besondere Verdienste erwarb er sich<br />
um die Herausgabe heimatbezogener<br />
Publikationen. An erster Stelle ist hier<br />
das ..Jahrbuch Hochsauerlandkreis" zu<br />
nennen, das 1985 zum ersten Mai erschienen<br />
ist und alljahrlich in 5.000 Exemplaren<br />
an interessierte Heimatfreunde<br />
geht.<br />
In der Schriftenreihe des Hochsauerlandkreises<br />
sind unter seiner Federfuhrung<br />
das Landratebuch (Band I), als<br />
Band II „Juden im Herzogtum Westfalen"<br />
und Band III ..Jiidisches Leben im<br />
Hochsauerland" erschienen.<br />
Der Sauerlander <strong>Heimatbund</strong> hat Rudolf<br />
Bruschke fur lange Jahre ehrenamtlicher<br />
Mitarbeit und fur viele wertvolle<br />
Anregungen zu danken. Er hat das - inzwischen<br />
vergriffene - Buch „Kommunale<br />
Wappen des Herzogtums Westfalen"<br />
sowie die letzten Publikationen im<br />
Rahmen unserer Landeskundlichen<br />
Schriftenreihe betreut. Wir freuen uns,<br />
daB wir Rudolf Bruschke auch in Zukunft<br />
zu unseren Mitarbeitern zahlen durfen.<br />
Dr. Adalbert MuUmann<br />
*<br />
Frau Regierungsprasidentin Dr.-Ing.<br />
Raghilt Berve, Arnsberg, wurde kurzlich<br />
mit dem Bundesverdienstkreuz 1.<br />
Klasse ausgezeichnet. Frau Dr. Berve ist<br />
von Beruf Architektin und hat viele Jahre<br />
in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
als Referentin gearbeitet.<br />
Im Jahre 1990 wurde sie die erste<br />
Regierungsprasidentin der Bundesrepublik.<br />
Gleich nach ihrem Amtsantritt wurde<br />
sie Mitglied des Sauerlander Heimat-<br />
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SAUERLAND<br />
173<br />
bundes. Wir erinnern uns gem ihres vielbeachteten<br />
Referats zum Thema „Die<br />
Zukunft des Sauerlandes aus der Sicht<br />
der Bezirksregierung Arnsberg", das sie<br />
bei unserer Mitgliederversammlung im<br />
Jahre 1991 in Meschede gehalten hat.<br />
*<br />
Am 8. Oktober vollendete Pralat Wilhelm<br />
Eilinghoff vom Josefsheim in<br />
Bigge - Stadt Olsberg - das 80. Lebensjahr.<br />
In den langen Jahren seines Wirkens<br />
in Bigge hat er wesentlich dazu<br />
beigetragen, die Einrichtungen fur die<br />
Betreuung der Korperbehinderten weiter<br />
auszubauen. Bei der Geburtstagsfeier<br />
konnte BUrgermeister Werner Menke<br />
darauf hinweisen, daE zwischen den Burgern<br />
der Stadt Olsberg und den Behinderten<br />
ein sehr enger Kontakt gepflegt<br />
werde, wie er innerhalb der Josefs-Gesellschaft<br />
wohl einmalig sei; Pralat Eilinghoff<br />
habe es vor allem verstanden,<br />
den Behinderten das Gefuhl heimatlicher<br />
Geborgenheit zu vermitteln.<br />
Mit Ablauf des Monats September ist<br />
Stadtdirektor Hans-Otto Hille, Marsberg,<br />
nach Ende seiner Wahlperiode aus<br />
dem Amt geschieden. Geboren in Grevenbruck,<br />
fuhlte er sich der Arbeit des<br />
Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es besonders<br />
verbunden. So hat er auch die Durchfuhrung<br />
unserer Mitgliederversammlung<br />
in Marsberg verstandnisvoll gefordert.<br />
Zum neuen hauptamtlichen BUrgermeister<br />
wurde der bisherige ehrenamtliche<br />
BUrgermeister, Hauptschullehrer Reinhard<br />
Schandelle aus Marsberg, gewahlt.<br />
Am 13. September 1996 verstarb im<br />
Alter von 88 Jahren Oberstudiendirektor<br />
i.R. Georg Rotter, langjahriger Stadtheimatpfleger<br />
in Brilon. Geboren in K6-<br />
nigshutte/Oberschlesien, kam er 1949<br />
als Studienrat nach Brilon, nachdem er<br />
lange Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft<br />
zubringen muBte. Seit 1971<br />
war er Leiter des Briloner Gymnasiums.<br />
Georg Rotter hat die Stadtepartnerschaft<br />
zwischen Brilon und der nordfranzosischen<br />
Stadt Hesdin begrundet. Von<br />
1968 bis 1979 leitete er nebenamtlich<br />
die Stadt- sowie die Kreis-Volkshoch-<br />
schule. Als Stadtheimatpfleger hat er<br />
sich ideenreich fur die Pflege iiberkommenen<br />
Brauchtums und die Erhaltung<br />
wertvoller Bausubstanz eingesetzt. Sein<br />
besonderes Augenmerk gait der Betreuung<br />
der Spatheimkehrer sowie der Integration<br />
der Vertriebenen und Fluchtlinge.<br />
*<br />
Mit dem Bundesverdienstkreuz wurde<br />
Stadtverwaltungsdirektor a.D. Reinhold<br />
Weber aus Schmallenberg ausgezeichnet.<br />
Seit 1940 war er bei der Amtsverwaltung<br />
und spateren Stadtverwaltung<br />
Schmallenberg tatig, seit 1967 als<br />
allgemeiner Vertreter des Hauptgemeindebeamten.<br />
Sein besonderes Interesse<br />
gait der Kulturforderung. So gehorte er<br />
1947 zu den Grundungsmitgliedern der<br />
Schmallenberger Kulturellen Vereinigung.<br />
Seit 1988 ist er Beisitzer in dem<br />
damals neu gegrundeten Forderverein<br />
„Wilzenberg-Turm" der heute als Heimat-<br />
und Geschichtsverein Schmallenberger<br />
Sauerland weitergefiihrt wird. Im<br />
„Schmallenberger Sauerland-Almanach"<br />
veroffentlicht er regelmaBig<br />
Beitrage zum Denkmalschutz. Ihm ist<br />
auch die Aufnahme der Stadt Schmallenberg<br />
in den Arbeitskreis der Historischen<br />
Stadtkerne wesentlich zu danken.<br />
*<br />
Dr. Wolfhard Freiherr von Boeselager,<br />
SchloE Hollinghofen/Arnsberg,<br />
wurde am 17. Oktober 60 Jahre<br />
alt. Er hat sich neben dem Ausbau des<br />
Freizeitbetriebes „Naturerlebnis Wildwald"<br />
in den letzten Jahren verstarkt<br />
seinen ehrenamtlichen Funktionen als<br />
stellvertretender Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Naturschutz und<br />
Umwelt (LNU) und als Mitglied des obersten<br />
Landschaftsbeirats in Dusseldorf gewidmet.<br />
Seine 1994 verstorbene Gattin<br />
Csilla ist als „Engel von Budapest" durch<br />
ihren Einsatz ftir die Vertriebenen und<br />
Fliichtlinge im Jahre 1989 bekanntgeworden.<br />
*<br />
Am 28. Oktober 1996 vollendete der<br />
Fabrikant Dieter Ruddies, Bad Fredeburg,<br />
das 75. Lebensjahr. In OstpreuKen<br />
geboren, begann er nach RUckkehr aus<br />
der Gefangenschaft am 1. Oktober<br />
1946 in einer kleinen Schreinerei in<br />
Berghausen mit der Herstellung von<br />
Holzwaren. Spater konzentrierte er sich<br />
auf die Produktion von Badezimmermobeln.<br />
Der Betrieb gehort inzwischen zu<br />
den fuhrenden Unternehmen der Branche<br />
und beschaftigte 1995 600 Mitarbeiter<br />
bei einem Umsatz von 125 Mio.<br />
DM. Als langjahriger BUrgermeister von<br />
Fredeburg und Mitglied des Kreistages<br />
hat er sich bleibende Verdienste um eine<br />
bUrgernahe Kommunalpolitik erworben.<br />
Hervorzuheben ist, daK er zusammen<br />
mit seiner Frau Ursula eine Stiftung mit<br />
einer Grundausstattung von<br />
500.000,00 DM errichtet hat, mit der<br />
ortliche, caritative und soziale Aufgaben<br />
gefordert werden sollen.<br />
Willi<br />
Weiskirdi t<br />
Der aus dem<br />
Kreis Olpe<br />
stammende einstige<br />
Wehrbeauftragte<br />
des<br />
Deutschen Bundestages<br />
litt<br />
schwer bis an<br />
seine letzten Lebenstage.<br />
Am 1.<br />
Jan. 1923 in Welschen Ennest geboren,<br />
kam der 19iahrige Abiturient 1942 an<br />
die Ostfront, wo er durch eine explodierende<br />
Panzergranate verwundet wurde.<br />
Trotz vieler Operationen qualten ihn die<br />
Verletzungen standig.<br />
Der Kriegsteilnehmer, der vom Militar<br />
nie wieder etwas wissen wollte, war<br />
durch ein katholisches Elternhaus gepragt.<br />
Ganz bewuBt wollte er am Aufbau<br />
des zerstorten Deutschlands mitwirken;<br />
schon 1946, in ihrem GrUndungsjahr,<br />
trat er der CDU bei. Bis 1949 studierte<br />
er Zeitungswissenschaft, Geschichte und<br />
Philosophie an der Universitat Munster<br />
und wurde (1949-52) Leiter des Presseamtes<br />
des Bundes der Deutschen Katholischen<br />
Jugend in Altenberg. Seine journalistische<br />
Laufbahn setzte er fort als<br />
Chefredakteur des BdKJ-Zentralorgans<br />
„Die Wart" (1952-55), als Chefredakteur<br />
des „Sonntagblattes" (1955-59).<br />
SchlieBlich ubernahm er die Chefredaktion<br />
von „Mann in der Zeit" und der von<br />
ihm begrUndeten katholischen Halbmonatszeitschrift<br />
„Weltbild" (1960-70).<br />
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SAUERLAND<br />
174<br />
Den viel gelesenen Journalisten und<br />
Redakteur holte 1970 Kurt Kiesinger als<br />
Sprecher der CDU Deutschlands nach<br />
Bonn.<br />
In dieser Zeit gewann er viele Freunde<br />
in alien Parteien. Mit seinen Kollegen<br />
von Presse, Funk und Fernsehen pflegte<br />
er geselligen Gedankenaustausch, besonders<br />
gem bei einem in der Nahe seiner<br />
Heimat gebrauten Krombacher Pils.<br />
Auch der damalige Sprecher der SPD,<br />
Lothar Schwartz, wurde sein Freund.<br />
1976 ging Willi Weiskirch in die groBe<br />
Politik. Er wurde im Wahlkreis Olpe-Meschede,<br />
spater Olpe-Siegen 11, insgesamt<br />
dreimal mit grower Mehrheit direkt gewahlt.<br />
Um seinen Wahlern nahe zu sein,<br />
kehrte er ins Sauerland zuruck und nahm<br />
Wohnung in Kirchhundem-Wurdinghausen.<br />
Der Mann, der Anfang der funfziger<br />
Jahre ein Buchlein mit dem Titel „Nie<br />
wieder KommiB" geschrieben hatte,<br />
wurde Mitglied des Verteidigungsausschusses<br />
und einer der wichtigen verteidigungspolitischen<br />
Sprecher seiner Fraktion.<br />
In der Zeit, die von heftigen wehrpolitischen<br />
Auseinandersetzungen uber die<br />
Nato und die Bundeswehr gepragt wurde,<br />
hielt er unbeirrt an seiner Vorstellung<br />
vom „Burger in Uniform" test. Er wollte<br />
die Bundeswehr als geachteten Bestandteil<br />
der Gesellschaft.<br />
Mit einer breiten Mehrheit aus alien<br />
Parteien wahlte ihn am 14.3.1985 der<br />
Deutsche Bundestag zu seinem Wehrbeauftragten,<br />
ein Amt, das er bis 1990<br />
„mit groRem Geschick und viel Einfuhlungsvermogen<br />
fur die Interessen der<br />
Bundeswehr fuhrte, wobei er ... auch<br />
keine Konflikte mit teilender Bundeswehrfuhrung<br />
scheute" (Eduard Ackermann).<br />
Auch in dieser Zeit blieb er seiner<br />
sauerlandischen Heimat eng verbunden,<br />
was u.a. die Ubernahme eines Vorstandsamtes<br />
im „Seminar fur Staatsburgerkunde<br />
e.V." - dem Trager der Politischen<br />
Akademie Biggesee - zeigt. Er war<br />
uberzeugt davon, daR die Heranbildung<br />
mundiger Burger fur Staat und Gesellschaft<br />
eine der wichtigsten Aufgaben in<br />
unserer Demokratie ist.<br />
Willi Weiskirch „geh6rte nicht zu den<br />
Lauten unter den Politikern, aber er war<br />
effektiv" (Eduard Ackermann). Dazu trug<br />
er sein schweres korperliches Schicksal<br />
mit groRer Geduld. Zuletzt zuruckgezogen<br />
mit seiner Frau in Kirchhundem<br />
lebend, aber mit vielen Freunden weiterhin<br />
verbunden, starb er am 11. September<br />
dieses Jahres in seiner Heimat.<br />
Knut Friedrich Platz<br />
Hans Frankenthal - 70<br />
Am 15. Juni 1996 feierte unser Heimatfreund<br />
Hans Frankenthal seinen 70.<br />
Geburtstag. Geboren in Schmallenberg<br />
als Sohn des Viehhandlers Max Frankenthal<br />
erlebte er den ganzen grausamen<br />
Wahnsinn des nationalsozialistischen<br />
Terrorregimes gegenuber den<br />
Juden, angefangen von den ersten Diskriminierungen<br />
bis hin zu den Aufenthalten<br />
in den Konzentrationslagern Auschwitz,<br />
Buchenwald und Theresienstadt.<br />
Als einer der wenigen uberlebenden<br />
des Holocaust setzte er spater seine<br />
ganze Kraft dazu ein, um durch seine<br />
Mitarbeit an verantwortlicher Stelle in judischen<br />
Organisationen, durch Vortrage<br />
und Mitwirkung an Veroffentlichungen<br />
gerade jungen Menschen die geschichtliche<br />
Wahrheit zu vermitteln und das unbegreifliche<br />
Geschehen der Verfolgung<br />
und Vernichtung von Deutschen, deren<br />
Verbrechen darin bestand, als Juden zur<br />
Welt gekommen zu sein, begreifbar zu<br />
machen. Briischke<br />
Seine Lebensgeschichte „Mein Leben als Deutscher<br />
judischen Glaubens" - ein bewegendes Dokument<br />
jungerer Zeitgeschichte - ist (u.a.) aufgezeichnet in der<br />
Publikation des Hochsauerlandkreises ..Judisches Leben<br />
im Hochsauerland" (Grobbel, 1994, S. 207 ff.).<br />
Heimatfreund<br />
Josef Brautigam f<br />
Im Alter von 82 Jahren verstarb am<br />
19. Oktober in Hellefeld Josef Brautigam.<br />
Alle Bewohner des „Alten Testaments"<br />
kannten ihn als einen Heimatfreund<br />
von echtem Schrot und Korn.<br />
Schon bei der 1100-Jahr-Feier des<br />
Kirchspiels Hellefeld im Jahre 1986<br />
wurde er als der „Altmeister der Hellefelder<br />
Geschichtsforschung" bezeichnet.<br />
Von ihm gingen wesentliche Impulse aus<br />
zur Erstellung eines Buches und der Jubilijumsfeier<br />
im Jahre 1986. Er kannte<br />
das Werk von Rudolf Kotschke uber die<br />
Rheinischen Urbare, worin Hellefeld<br />
zum ersten Male im Jahre 886 erwahnt<br />
wurde. Daher veranlaRte er schon 10<br />
Jahre vorher (1976) die Bildung eines<br />
vorbereitenden Arbeitskreises mit Burgern<br />
aus alien Dorfern.<br />
Als Kirchenbuchfuhrer und der lateinischen<br />
Sprache machtig ubersetzte er<br />
die Tauf-, Trau- und Sterbebucher der<br />
Pfarrei Hellefeld ins Deutsche und registrierte<br />
die Eintragungen von 1644 bis<br />
1856. Daher war er fur viele Familien<br />
am Ort und auRerhalb der kompetente<br />
Fachmann fur die Erstellung von Ahnenlisten.<br />
Unbiirokratisch und liebenswurdig<br />
half er so vielen Menschen ihre Identitat<br />
und die ihrer Familie zu finden. Aus Liebe<br />
zu seiner angestammten Heimat tat er<br />
das vollig uneigennutzig.<br />
Die Burger werden ihn sicher in guter<br />
und dankbarer Erinnerung behalten.<br />
Rudolf Salingre<br />
SAUCRIJ^ND, Zeitschrift des Sauerlander <strong>Heimatbund</strong>es<br />
(fruher Trutznachtigall. Heimwacht und Sauerlandruf)<br />
29. Jahrgang • <strong>Heft</strong> 4 • Dezember 1996<br />
ISSN 0177-8110<br />
Herausgcber und Vcrlag: Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
e.V., Postfach 1465. 59870 Meschede<br />
Vorsitzender: Dr. Adalbert Mullmann, Jupiterweg 7,<br />
59929 Brilon, Tel. (02961) 1340. Stellv. Vorsitzender:<br />
Karl-Josef Luster-Haggeney. Schwartmecke,<br />
57399 Kirchhundem-Oberhundem, Tel. (0 27 23)<br />
72538.<br />
Gcschaftsstelle: Hochsauerlandkreis, Kulturamt,<br />
Detlef Schluter, Postfach 1465, 59870 Meschede,<br />
Tel. (0291) 94-1462. Telefax: (0291) 94/1140.<br />
Konten: Sparkasse Arnsberg-Sundern<br />
(BLZ 46650005) 4000600.<br />
Jahresbeitrag zum Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
einschlieRlich des Bezuges dieser Zeitschrift 15,- DM.<br />
Einzelpreis 5,- DM.<br />
Erscheinungsweise vierteljahrlich.<br />
Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors.), Sebastiansweg<br />
10. 57462 Olpe. Tel. (02761) 81258 (d),<br />
63301 (p). Hans Wevering (techn. Redaktion. SchloRstral5e<br />
54, 59821 Arnsberg. Tel. (02931) 3262.<br />
Fax: (02931) 12983.<br />
Friedhelm Ackermann, Arnsberg. Gunther Becker,<br />
Lennestadt, Fritz Droste. Olsberg-Elpe. Heinz Lettermann,<br />
Olsberg-Bigge. Heinz-Josef Padberg, Meschede.<br />
Dr. Erika Richter, Meschede.<br />
Anzeigenverwaltung: Strobel-Verlag A. Strobel KG,<br />
Zur Feldmuhle 9, 59821 Arnsberg, Tel. (02931)<br />
890021, Fax: (02931) 890038.<br />
Layout: Werner Ahrens. Grafik-Designer grad BDG,<br />
Balve.<br />
Gesamtherstellung: Strobel-Druck, Niedereimerfeld 5,<br />
59823 Arnsberg. Tel. (02931) 9621-0.<br />
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Vertrauen hat gute<br />
Griinde!<br />
Es heiBt, daB wir eine besonders<br />
enge Beziehung zur Heimat haben<br />
und zu den Menschen, die hier woh-<br />
nen. Auf diese Einschatzung sind wir<br />
stolz.<br />
Das wirtschaftliche Wohlergehen der<br />
Menschen bei uns ist unser traditionelles<br />
Aniiegen - eine Verpflichtung,<br />
die wir seit jeher ernst nelimen. Deshalb<br />
pflegen wir den engen personliciien<br />
Kontakt mit unseren privaten<br />
und gewerbliclnen Kunden. Dieses<br />
vertrauensvolle IVIiteinander fordert<br />
das Verstandnis fur Ihre Wunsche<br />
und Probleme. Wir wissen, wo Sie der<br />
Sclnuh drijckt.<br />
Deshalb konnen Sie gut mit uns<br />
reden.<br />
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Ihre Geldberater<br />
Die Sparkassen des Sauerlandes<br />
Sparkasse Arnsberg-Sundern Vereinigte Sparkasse im Markischen Kreis Sparkasse Bestwig Sparkasse Hochsauer-<br />
land Brilon - Hallenberg - Medebach - Olsberg - Winterberg Sparkasse Finnentrop Sparkasse Attendorn - Lennestadt -<br />
Kirchhundem Sparkasse Meschede (Zweckverbandssparkasse der Stadt Meschede und der Gemeinde Eslohe)<br />
Stadtsparkasse Marsberg Sparkasse Olpe - Drolshagen - Wenden Stadtsparkasse Schmallenberg.<br />
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Wir fiihren Gutes im Schilde.<br />
Frisches Veltins.<br />
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