Text - Sauerländer Heimatbund e.V.

4. Verbum
Die auffälligste Abweichung zur hochdeutschen Standardsprache ist
der Plural in den beiden Tempora Präsens und Präteritum. In der
Standardsprache gehen die 1. Person Plural und die 3. Person Plural
(sie) auf –en aus: Präsens wir sprechen, Präteritum wir sprachen; die
2. Plural hat den Ausgang –t: Präsens ihr sprecht, Präteritum ihr
spracht.
In den westfälischen Mundarten, zu denen die sauerländische
Mundart von Oberhundem gehört, hat der Plural nur einen Ausgang
für alle drei Personen (wir, ihr, sie). Im Präsens lautet er –t: vi
spriäket, i spriäket, soi spriäket. Im Präteritum lautet er –en: vi
spraken, i spraken, soi spraken. Das gilt ausnahmslos für alle Verben.
Das Partizip Präteritum hat in der hochdeutschen
Standardsprache die Vorsilbe ge-, im Oberhundemer Dialekt fehlt sie:
kuiert ‚gesprochen’, wasken ‚gewaschen’. Wird das Partizip Präteriti
wie ein Adjektiv gebraucht, dann steht auch in der Mundart ge- zu
Beginn: Et gewaskene Kleid ‚ein gewaschenes Kleid’, en gemaket
Berre ‚ein gemachtes Bett’.
Es folgt eine Übersicht über die Konjugation der Verben sein, haben,
gießen und kochen.
Das Verbum ‚sein’
Präsens
Präteritum
Indikativ
Konjunktiv
iëck sin iëck was iëck weer
diu bis diu weers diu weers
hoi is hoi was hoi weer
soi is soi was soi weer
et is et was et ween
vi sind vi weern vi weern
i sind i weern i weern
soi sind soi weern soi weern
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