PDF - Saria Bio-Industries AG & Co. KG

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GESCHÄFTSBEREICH Phase 1 Der BSE-Schock und die Auswirkungen (2000–2001) Eigentlich ist die Kuh des Bauern Peter Lorenz aus dem schleswig-holsteinischen Hörsten, bei der am 24. November 2000 der erste Fall von BSE in Deutschland getestet wurde, der Auslöser für tiefgreifende Verschiebungen auf den europäischen Fleisch- und Agrarmärkten sowie bei den Entsorgern und Verwertern tierischer Nebenprodukte. Denn schon eine Woche später, am 2. Dezember 2000, trat das wohl schnellste deutsche Gesetz aller Zeiten, das Verfütterungsverbot für Mehle und Fette tierischen Ursprungs, in Kraft, und ab dem 1. Januar 2001 verhängte die EU dann das europaweite Verfütterungsverbot. Die sofortige Folge waren riesige Tiermehl- und Tierfettzwischenlager und die hektische Suche nach Verbrennungskapazitäten, z. B. in Kraftoder Zementwerken. Das BSE-Problem beschäftigte Europa schon seit Mitte der 80er Jahre und schon seit 1994 gab es ein EUweites Verfütterungsverbot für Tiermehle von Wiederkäuern. Nun aber war der Futtermittelmarkt auch für Schweine und Geflügel europaweit verbarrikadiert. Schon vor diesem Verbot hatte SARIA Bio-Industries überlegt, welche sinnvollen Einsatzmöglichkeiten es für die aus Schlachtabfällen gewonnenen Fette geben könne. Neben dem nach wie vor erlaubten Einsatz von tierischen Fetten z. B. in der Oleochemie (Erzeugung von Fettsäuren als Rohstoffbasis für Reinigungsmittel, Seifen, Glycerin etc.) bot sich der Einsatz als Alternativbrennstoff zur Energieerzeugung in den eigenen Produktionsanlagen an. Zug um Zug wurden darauf die Heizkessel und Brenner der TBAen umgerüstet. Mit den bekannten Erfahrungen zur Erzeugung von Biodiesel aus pflanzlichen Rohstoffen (insbesondere aus Rapsöl) und gebrauchten Altfetten (insbesondere Frittierfetten) im Hinterkopf ging SARIA nun einen Schritt weiter und begann, in Koope- Biodieselanlage Malchin 8 SARIAnews

ation mit dem österreichischen Anlagenbauer BDI (Bio-Diesel-International, Graz) eine Anlage zur Erzeugung von Biodiesel aus tierischen Fetten im mecklenburg-vorpommerschen Malchin zu planen. Phase 2 Phase 2 Entwicklungs- und Testphase (2001–2003) Am 5. Oktober 2001 war es dann so weit: die rund 10 Mio. € teure Anlage wurde offiziell eingeweiht. Nach einer mehrwöchigen Einfahrphase der komplexen Anlage konnten nun jährlich ca. 12.000 Tonnen Biodiesel (Fettmethylester=FME) erzeugt werden. Sicher zu der Zeit ein Wagnis, denn außer dem Einsatz in den firmeneigenen Fahrzeugflotten von REMON- DIS und SARIA waren noch keine weiteren Abnehmer in Sicht. Es ist insbesondere der Initiative von Norbert Rethmann zu verdanken, dass diese Biodieselproduktionsanlage in Malchin errichtet wurde und damit im Hinblick auf die Verwertung tierischer Fette in Europa ganz neue Wege eingeschlagen wurden. In der Folgezeit wurden von der Universität Rostock, Fachbereich Agrarökonomie und Verfahrenstechnik, unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. F. Tack eine erste »Ökobilanz für die Biodieselbereitstellung aus tierischen Fetten und Bewertung der Umweltfreundlichkeit« erstellt. Es folgten »Untersuchungen zum Verbrennungsverhalten von Fettsäuremethylester im Vergleich zur Verbrennung von Rapsmethylester und konventionellem Dieselkraftstoff«, ebenfalls von der Universität Rostock unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. habil. Egon Hassel erstellt. Auch die von den Fahrzeugherstellern MAN und Daimler-Chrysler gemachten Untersuchungen zum Verbrennungsverhalten und zu den Auswirkungen auf die Motoren waren durchweg positiv und führten zur generellen Freigabe für ihre Motoren. All diese Untersuchungen zeigten deutlich, dass Biodiesel, hergestellt aus tierischen Fetten, konventionellem Dieselkraftstoff und auch in weiten Teilen dem Biodiesel aus pflanzlichen Fetten überlegen ist. Wie alles begann ... 18.11.1998; Florida, USA Manfred Gellner und Klemens Rethmann besuchen den amerikanischen Rendering Kongress. In der Lobby treffen sie »zufällig« die beiden Österreicher Hammer und Gössler. Die beiden haben gerade in Kentucky eine kleine Biodieselanlage installiert. Dort wird vornehmlich Frittenfett eingesetzt. Nun versuchen sie, die bei den SARIA Vorstände von Ihrer Idee zu begeistern. Die sind zunächst skeptisch. LKW mit Tierfett bewegen. Ob das funktioniert? Ob die vorgelegte Kalkulation stimmt? Mit »Wir melden uns« wurde das Gespräch beendet. Zu Hause angekommen wird Dr. Eberhard Schmidt berichtet. Der Kollege im Vorstand und Cheftechniker kennt jeden Fettbestandteil mit Vor- und Zunamen. Bei vielen auch das Geburtsdatum. Schließlich leitete er jahrelang die Forschung und Entwicklung im Waschmittelwerk in Genthin – und die mussten aus wirklich schlechten Fettqualitäten Waschmittel produzieren. Zur Verblüffung der beiden kaufmännischen Kollegen spricht der Techniker von »kaltem Kaffee«. Sei ihm alles bekannt. Er habe mit den Österreichern schon gesprochen. Technisch sei das absolut kein Problem. Nur: die deutschen Vorschriften ...!! Dann trifft Norbert Rethmann in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Aufsichtsrates der TBA Tulln auf die Anlagenbauer aus Österreich. Kaum aus Tulln zurück, verdonnert der große Firmenchef Dr. Schmidt, sich jetzt wirklich mit dem Projekt zu beschäftigen. Gemeinsam mit Heiner Linder (damals noch nicht Dr. Linder) geht er das Projekt an. Einige Monate später fallen dann auch noch der Finanzvorstand der Gruppe, Herr Lohmann, und der oberste Steuerberater, Dr. Grimm, gemeinsam mit den Technikern im Finanzministerium ein, um die spannende Frage zu klären: »Ist das Biodiesel?« Einige Zeit später kommt die schriftliche Antwort: »Tierische Fette sind nachwachsende Rohstoffe, somit ist Diesel, hergestellt aus tierischem Fett, Biodiesel«. Endlich kann es losgehen. Linder fliegt in die USA, prüft die Technologie dort, ist dabei, als aus unserem Fett in Österreich Biodiesel hergestellt wird, sorgt dafür, dass dieser Biodiesel in einem LKW in Selm getestet wird. Technisch gibt es keine Probleme, also gibt es keinen Grund mehr, nicht dem Druck von Norbert Rethmann nachzugeben. Der Grundstein in Malchin ist gelegt. K.R. 9 SARIAnews

GESCHÄFTSBEREICH<br />

Phase 1<br />

Der BSE-Schock und die Auswirkungen<br />

(2000–2001)<br />

Eigentlich ist die Kuh des Bauern<br />

Peter Lorenz aus dem schleswig-holsteinischen<br />

Hörsten, bei der am 24.<br />

November 2000 der erste Fall von<br />

BSE in Deutschland getestet wurde,<br />

der Auslöser für tiefgreifende Verschiebungen<br />

auf den europäischen<br />

Fleisch- und Agrarmärkten sowie bei<br />

den Entsorgern und Verwertern tierischer<br />

Nebenprodukte.<br />

Denn schon eine Woche später, am<br />

2. Dezember 2000, trat das wohl<br />

schnellste deutsche Gesetz aller Zeiten,<br />

das Verfütterungsverbot für<br />

Mehle und Fette tierischen Ursprungs,<br />

in Kraft, und ab dem 1. Januar<br />

2001 verhängte die EU dann<br />

das europaweite Verfütterungsverbot.<br />

Die sofortige Folge waren riesige<br />

Tiermehl- und Tierfettzwischenlager<br />

und die hektische Suche nach Verbrennungskapazitäten,<br />

z. B. in Kraftoder<br />

Zementwerken.<br />

Das BSE-Problem beschäftigte Europa<br />

schon seit Mitte der 80er Jahre<br />

und schon seit 1994 gab es ein EUweites<br />

Verfütterungsverbot für Tiermehle<br />

von Wiederkäuern. Nun aber<br />

war der Futtermittelmarkt auch für<br />

Schweine und Geflügel europaweit<br />

verbarrikadiert.<br />

Schon vor diesem Verbot hatte<br />

SARIA <strong>Bio</strong>-<strong>Industries</strong> überlegt, welche<br />

sinnvollen Einsatzmöglichkeiten<br />

es für die aus Schlachtabfällen gewonnenen<br />

Fette geben könne.<br />

Neben dem nach wie vor erlaubten<br />

Einsatz von tierischen Fetten z. B. in<br />

der Oleochemie (Erzeugung von Fettsäuren<br />

als Rohstoffbasis für Reinigungsmittel,<br />

Seifen, Glycerin etc.)<br />

bot sich der Einsatz als Alternativbrennstoff<br />

zur Energieerzeugung in<br />

den eigenen Produktionsanlagen an.<br />

Zug um Zug wurden darauf die Heizkessel<br />

und Brenner der TBAen umgerüstet.<br />

Mit den bekannten Erfahrungen zur<br />

Erzeugung von <strong>Bio</strong>diesel aus pflanzlichen<br />

Rohstoffen (insbesondere aus<br />

Rapsöl) und gebrauchten Altfetten<br />

(insbesondere Frittierfetten) im Hinterkopf<br />

ging SARIA nun einen<br />

Schritt weiter und begann, in Koope-<br />

<strong>Bio</strong>dieselanlage<br />

Malchin<br />

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