Produkte und Dienstleistungen, die zum Leben gehören - Saria Bio ...

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23.06.2014 Aufrufe

EXKURS Veränderung der Rahmenbedingungen Nur noch wenige Hürden für neue (alte) Wege in der Wertschöpfung tierischer Nebenprodukte Wenn sich die beiden Rahmenbedingungen "Wiederzulassung tierischer Proteine in der Nutztierfütterung" und "Förderung der Nutzung tierischer Biomasse zur Erzeugung regenerativer Energien" ändern, kann man auch wieder von einer echten Wertschöpfung tierischer Nebenprodukte reden, die der Fleisch- und Landwirtschaft, aber mehr noch der Natur und der Umwelt zugute kommt. Die Verarbeitung tierischer Nebenprodukte ist eine Dienstleistung für die Fleischwirtschaft. Das wird häufig nicht deutlich genug erkannt. Größtenteils liegt das daran, dass die Gedanken an tierischen Nebenprodukte aufhören, wenn sie beim Schlachtprozess im Konfiskatbehälter landen oder gleich durch Bodenschächte aus den Augen verschwinden. Den Wert tierischer Nebenprodukte zeigen die zahlreichen Bemühungen der Verarbeitungsbetriebe tierischer Nebenprodukte (VTN), sich zunehmend zu spezialisieren, um eine höhere Wertschöpfung aus der Verarbeitung der tierischen Nebenprodukte zu erzielen. Unter dem Druck steigender Futtermittelpreise ist Bewegung selbst in die Wiederzulassung tierischer Proteine gekommen. Bereits im November 2007 haben sich Bauern, Mäster, Züchter, Schlacht- und Fleischbetriebe für eine Wiederzulassung von tierischen Proteinen in der Fütterung ausgesprochen. Die neue zyprische Verbraucherschutzkommissarin, Androula Vassiliou, hat sogar angekündigt, noch vor Ende diesen Jahres einen Vorschlag zu unterbreiten, um die Verfütterung tierischer Proteine – außer von Wiederkäuern – an Schweine und Geflügel wieder zuzulassen. Zulassung in der Aquakultur Aus diesem Grund hat der europäische Dachverband der VTN, die EFPRA (European Fat Processors and Renderers Association), der Kommission einen eigenen Vorschlag unterbreitet: Zulassung von Nichtwiederkäuerproteinen in der Aquakultur. Dabei setzt die EFPRA neben der Rückverfolgbarkeit und Transparenz nommen. Da diese in der Regel keine anderen Nutztiere halten, ist auch hier eine Kreuzkontamination durch falschen Einsatz des Futters ausgeschlossen. Die Aquakultur hat in den letzten Jahren weltweit zweistellige Wachstumsraten. Tierische Proteine können hier aufgrund ihrer sehr guten Verdaulichkeit Fischmehl anteilig substituieren. „Die Verarbeitung tierischer Nebenprodukte ist eine Dienstleistung für die Fleischwirtschaft.“ auf Kanalisierung. Kanalisierung bedeutet, dass es durch streng regulierte Warenströme zu keinen unfreiwilligen Vermischungen (Kreuzkontaminationen) kommt: Rohwaren werden nur aus Betrieben gesammelt, die speziesrein schlachten oder getrennte Linien haben, und direkt zu den auf eine Spezies spezialisierten VTN geliefert. Die Proteine würden nur an die Fischfutterproduzenten verkauft, die ausschließlich Fischfutter und kein anderes Nutztierfutter herstellen. Somit wird ausgeschlossen, dass tierische Proteine in Futter für Rinder gelangen könnten. Fischfutter hingegen wird wiederum nur von Fischzüchtern abge- Die Nutzung tierischer Proteine in der Fütterung bedeutet nicht nur finanzielle Wertschöpfung, also Senkung der Gebühren für die Schlachtund Zerlegeindustrie. Tierische Proteine stellen überdies eine gut verdauliche Futterkomponente dar. Das geltende Verbot muss zurzeit durch 3,5 Mio. t pflanzliche Proteine kompensiert werden. Für den gleichwertigen Ersatz der in der EU erzeugten tierischen Proteine müssten z. B. in ganz Belgien und im Süden der Niederlande Sojabohnen angebaut werden. Wird zur Kompensation pflanzliches Protein aus Südamerika bezogen, sind die Folgen bekannt: Regenwaldrodungen, Wüstenbildung, 18 SARIAnews

Biodiesel aus tierischen Fetten ist derzeit der einzige Biokraftstoff der 2. Generation.“ Dr. Martin Alm, RTR Recyclat Tierischer Rohstoffe GmbH Verlust der Artenvielfalt. Die EU lässt also Regenwälder brennen, weil hier Futtermittel verbrannt oder als Dünger genutzt werden müssen. Zusätzlich dienen tierische Nebenprodukte nicht nur als Protein- sondern auch als Phosphat-Quelle. Biomasse als Verwertungsweg Vom deutschen Verfütterungsverbot für Fette hat insbesondere die europäische oleochemische Industrie profitiert, die daraus Seife, Waschmittel und Kosmetika herstellt. Dabei lag der Fokus auf Fetten der Kategorie 3. Nur wenige Betriebe in der EU nutzen Fette der Kategorie 2. Obwohl es möglich ist, wird Kategorie-1-Fett nicht genutzt. So mussten für diese Fette neue Verwertungswege gefunden und aufgebaut werden. Die wichtigste Nutzung ist die Verbrennung der Fette in den Dampfkesseln der VTN. Sie ersetzen dabei Gas oder Öl. Die Betriebe wurden dadurch energieautark und konnten die Energiekosten deutlich reduzieren. Dieses Verfahren hat die EFPRA als sichere Alternativ-Methode zur Abfallverbrennung beantragt. Ebenso ist die Herstellung von Biodiesel aus tierischen Fetten der Kategorien 1 bis 3 als sicher anerkannt. Der sichere Einsatz in Fahrzeugen und Motoren wurde wissenschaftlich und in der Praxis nachgewiesen. Biodieselanlagen dieser Art stehen in Deutschland, Österreich, Spanien, Schottland und Dänemark. Aber der deutsche Gesetzgeber hat bestimmt, dass lediglich Material der Kategorie 3 Biomasse im Sinne der deutschen Biomasseverordnung ist. Somit sind die Kategorien 1 und 2 von der Nutzung als Biomasse ausgeschlossen. Die europäische Biomassedefinition definiert hingegen Biomasse als „den biologisch abbaubaren Teil von Erzeugnissen, Abfällen und Rückständen der Landwirtschaft (einschließlich pflanzlicher und tierischer Stoffe) und der Forstwirtschaft“ – also alle tierischen Nebenprodukte. Diese deutsche Ausnahme ist einzigartig in Europa. Für die deutsche Schlachtindustrie heißt das, die Rinderrippe ist Biomasse, die Wirbelsäule nicht, der leere Darm ist Biomasse, der volle nicht, das geschlachtete Huhn ist Biomasse, das überfahrene nicht. Das gilt auch für Mehle und Fette, die in Zement-, Kraft- und Stahlwerken verbrannt werden müssen. Sie könnten genauso gut in Biomasseheizkraftwerken zur Erzeugung von erneuerbarer Energie eingesetzt werden. Im Jahre 2006 wurden z. B. 300.000 t Mehl und 143.000 t Fette der Kategorien 1 und 2 thermisch verwertet. Diese verbrannten Produkte haben einen Gesamt-Energiegehalt von rund 11 x 10 9 MJ entsprechend 3,05 Mio. MWh. Das entspricht dem jährlichen Verbrauch von 240.000 Haushalten mit ca. 1 Million Menschen. Hierbei wurde die Wärmenutzung (Kraft-Wärme-Kopplung) nicht mal berücksichtigt. Das wahre Potenzial liegt also viel höher. Leider gilt die Biomasseverordnung auch für die Herstellung von Biodiesel. Nur Kategorie 3-Biodiesel ist also Biodiesel. Während Deutschland diese Innovationen ausbremst, preist die dänische EU-Kommissarin für Landwirtschaft, Mariann Fischer- Boel, diesen Biodiesel, hergestellt aus tierischen Fetten der Kategorien 1 und 2, als Biokraftstoff der zweiten Generation, da er aus Reststoffen, Nebenprodukten und Abfällen produziert wird. Dadurch, dass tierische Biomasse aus Nebenprodukten entsteht, also nicht extra angebaut wird, ist die Ökobilanz nämlich nachweislich besser als die pflanzlicher Biomasse und somit förderungswürdiger, insbesondere dann, wenn neue, aufwändigere Techniken benutzt werden. (siehe auch Seite 34) Dr. Martin Alm, RTR Recyclat Tierischer Rohstoffe GmbH Fazit Bei Berücksichtigung aller Risiken muss die Wiederzulassung tierischer Proteine in der Nutztierfütterung ernsthaft und schnell überdacht werden. Außerdem muss die Nutzung der tierischen Biomasse als Biomasse zur Erzeugung regenerativer Energien mindestens unter den gleichen Förderungsrahmen gestellt werden wie die Nutzung pflanzlicher Biomasse. Dann kann man auch wieder von einer echten Wertschöpfung tierischer Nebenprodukte reden, die der Fleisch- und Landwirtschaft, aber mehr noch der Natur und der Umwelt zugute kommt. 19 SARIAnews

EXKURS<br />

Veränderung der Rahmenbedingungen<br />

Nur noch wenige Hürden für neue (alte) Wege in der Wertschöpfung<br />

tierischer Nebenprodukte<br />

Wenn sich <strong>die</strong> beiden Rahmenbedingungen "Wiederzulassung tierischer Proteine in der<br />

Nutztierfütterung" <strong>und</strong> "Förderung der Nutzung tierischer <strong>Bio</strong>masse zur Erzeugung regenerativer<br />

Energien" ändern, kann man auch wieder von einer echten Wertschöpfung tierischer<br />

Nebenprodukte reden, <strong>die</strong> der Fleisch- <strong>und</strong> Landwirtschaft, aber mehr noch der Natur <strong>und</strong><br />

der Umwelt zugute kommt.<br />

Die Verarbeitung tierischer Nebenprodukte<br />

ist eine Dienstleistung für<br />

<strong>die</strong> Fleischwirtschaft. Das wird häufig<br />

nicht deutlich genug erkannt.<br />

Größtenteils liegt das daran, dass <strong>die</strong><br />

Gedanken an tierischen Nebenprodukte<br />

aufhören, wenn sie beim<br />

Schlachtprozess im Konfiskatbehälter<br />

landen oder gleich durch Bodenschächte<br />

aus den Augen verschwinden.<br />

Den Wert tierischer Nebenprodukte<br />

zeigen <strong>die</strong> zahlreichen Bemühungen<br />

der Verarbeitungsbetriebe<br />

tierischer Nebenprodukte (VTN), sich<br />

zunehmend zu spezialisieren, um<br />

eine höhere Wertschöpfung aus der<br />

Verarbeitung der tierischen Nebenprodukte<br />

zu erzielen.<br />

Unter dem Druck steigender Futtermittelpreise<br />

ist Bewegung selbst in <strong>die</strong><br />

Wiederzulassung tierischer Proteine<br />

gekommen. Bereits im November 2007<br />

haben sich Bauern, Mäster, Züchter,<br />

Schlacht- <strong>und</strong> Fleischbetriebe für eine<br />

Wiederzulassung von tierischen Proteinen<br />

in der Fütterung ausgesprochen.<br />

Die neue zyprische Verbraucherschutzkommissarin,<br />

Androula Vassiliou,<br />

hat sogar angekündigt, noch vor<br />

Ende <strong>die</strong>sen Jahres einen Vorschlag zu<br />

unterbreiten, um <strong>die</strong> Verfütterung tierischer<br />

Proteine – außer von Wiederkäuern<br />

– an Schweine <strong>und</strong> Geflügel<br />

wieder zuzulassen.<br />

Zulassung in der Aquakultur<br />

Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong> hat der europäische<br />

Dachverband der VTN, <strong>die</strong><br />

EFPRA (European Fat Processors and<br />

Renderers Association), der Kommission<br />

einen eigenen Vorschlag unterbreitet:<br />

Zulassung von Nichtwiederkäuerproteinen<br />

in der Aquakultur.<br />

Dabei setzt <strong>die</strong> EFPRA neben der<br />

Rückverfolgbarkeit <strong>und</strong> Transparenz<br />

nommen. Da <strong>die</strong>se in der Regel keine<br />

anderen Nutztiere halten, ist auch<br />

hier eine Kreuzkontamination durch<br />

falschen Einsatz des Futters ausgeschlossen.<br />

Die Aquakultur hat in den<br />

letzten Jahren weltweit zweistellige<br />

Wachstumsraten. Tierische Proteine<br />

können hier aufgr<strong>und</strong> ihrer sehr<br />

guten Verdaulichkeit Fischmehl<br />

anteilig substituieren.<br />

„Die Verarbeitung tierischer Nebenprodukte ist<br />

eine Dienstleistung für <strong>die</strong> Fleischwirtschaft.“<br />

auf Kanalisierung. Kanalisierung<br />

bedeutet, dass es durch streng regulierte<br />

Warenströme zu keinen unfreiwilligen<br />

Vermischungen (Kreuzkontaminationen)<br />

kommt: Rohwaren<br />

werden nur aus Betrieben gesammelt,<br />

<strong>die</strong> speziesrein schlachten oder<br />

getrennte Linien haben, <strong>und</strong> direkt<br />

zu den auf eine Spezies spezialisierten<br />

VTN geliefert. Die Proteine würden<br />

nur an <strong>die</strong> Fischfutterproduzenten<br />

verkauft, <strong>die</strong> ausschließlich<br />

Fischfutter <strong>und</strong> kein anderes Nutztierfutter<br />

herstellen. Somit wird ausgeschlossen,<br />

dass tierische Proteine<br />

in Futter für Rinder gelangen könnten.<br />

Fischfutter hingegen wird wiederum<br />

nur von Fischzüchtern abge-<br />

Die Nutzung tierischer Proteine in<br />

der Fütterung bedeutet nicht nur<br />

finanzielle Wertschöpfung, also Senkung<br />

der Gebühren für <strong>die</strong> Schlacht<strong>und</strong><br />

Zerlegeindustrie. Tierische Proteine<br />

stellen über<strong>die</strong>s eine gut verdauliche<br />

Futterkomponente dar. Das<br />

geltende Verbot muss zurzeit durch<br />

3,5 Mio. t pflanzliche Proteine kompensiert<br />

werden. Für den gleichwertigen<br />

Ersatz der in der EU erzeugten<br />

tierischen Proteine müssten z. B. in<br />

ganz Belgien <strong>und</strong> im Süden der Niederlande<br />

Sojabohnen angebaut werden.<br />

Wird zur Kompensation pflanzliches<br />

Protein aus Südamerika bezogen,<br />

sind <strong>die</strong> Folgen bekannt: Regenwaldrodungen,<br />

Wüstenbildung,<br />

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