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Nr.1 März 2013<br />

news<br />

die zeitung von saria bio-industries<br />

www.saria.com<br />

Internationalisierung<br />

und Spezialisierung<br />

mit neuen Partnern<br />

1<br />

SARIAnews


INHALT<br />

EDITORIAL<br />

Vorwort .............................................................................................................................................................................................................................. 3<br />

<strong>Saria</strong><br />

Interview: „Wir setzen auf Internationalisierung und Spezialisierung“ ............................................................................... 4<br />

teeuwissen<br />

Niederländischer Unternehmergeist von USA bis Asien .................................................................................................................. 6<br />

Hochsensible Wurstverpackungen für europäische Verbraucher ............................................................................................. 8<br />

Interview: „Gemeinsam Mehrwert schaffen“ .......................................................................................................................................... 10<br />

bioibÉ rica<br />

Für Mensch, Tier und Pflanze ............................................................................................................................................................................. 12<br />

Ein unentbehrlicher Wirkstoff ........................................................................................................................................................................... 14<br />

Arthrose, ein großes kleines Leiden ............................................................................................................................................................... 15<br />

Interview: „Eine weltweit starke und dynamische Einheit“ .......................................................................................................... 16<br />

PDM<br />

Britische Meilensteine ............................................................................................................................................................................................. 18<br />

Interview: „Partner in Sachen Synergien“ ................................................................................................................................................. 20<br />

DAKA<br />

Daka-Aktivitäten in Dänemark .......................................................................................................................................................................... 22<br />

Interview: „Die bleiben für länger“ ................................................................................................................................................................. 24<br />

GARNOVA<br />

Spanische Fusion mit großem Potenzial .................................................................................................................................................... 26<br />

Interview: „Zusammen durch herausforderndes Fahrwasser“ ..................................................................................................... 28<br />

SARIA<br />

SARIA Frankreich erweitert Verarbeitung von Geflügel-Nebenprodukten ......................................................................... 30<br />

D’Artagnan lässt volltanken ................................................................................................................................................................................ 30<br />

Tradition und Zukunft bei Heinrich Nagel ................................................................................................................................................ 31<br />

Zehn <strong>Bio</strong>gasanlagen und ein Erfolgsrezept .............................................................................................................................................. 32


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

verehrte Kunden, Lieferanten,<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sowie Partner der SARIA-Gruppe,<br />

Dr. Kurt Stoffel, Vorsitzender des Vorstands der SARIA-Gruppe.<br />

Internationalisierung und Spezialisierung<br />

sind zwei wichtige Grundaussagen<br />

unserer Unternehmensstrategie. Die<br />

Partnerschaften, die wir in der letzten<br />

Zeit realisieren konnten, weisen allesamt<br />

in diese Richtung. Daneben zeigen sie<br />

sehr enge Verbindungen zu unseren<br />

unternehmerischen Grundsätzen: Langfristorientierung<br />

der Entscheidungen<br />

sowie Dezentralisierung der Verantwortung<br />

bei klarer Fokussierung auf gute,<br />

offene und motivierte Führungs- und<br />

Fachkräfte als Fundament für eine<br />

erfolgreiche Entwicklung.<br />

Mit dieser Ausgabe der SARIAnews<br />

möchten wir Ihnen die neuen Partner<br />

ausführlich vorstellen.<br />

Seit Mai 2010 verbindet uns eine umfangreiche<br />

unternehmerische Partnerschaft<br />

mit der spanisch-niederländischen<br />

Teeuwissen-Gruppe. Wir stellen vor,<br />

welche Geschäftsfelder das Unternehmen<br />

bedient und welche Synergie effekte die<br />

Kooperation für Teeuwissen wie SARIA<br />

hat. Zudem ziehen Teeu wissen-CEO<br />

Jalal Laham und Robert Wind, beide<br />

geschäftsführende Inhaber der Gruppe,<br />

z usammen mit Manfred Gellner, SARIA-<br />

Vorstandsmitglied und SARIA-Vertreter<br />

in der Teeuwissen- Geschäftsführung,<br />

Zwischenbilanz.<br />

<strong>Bio</strong>technologie heißt die Branche, in<br />

der sich das spanische Unternehmen<br />

<strong>Bio</strong>ibérica auf die Entwicklung, Herstellung<br />

und den Vertrieb von <strong>Bio</strong>molekülen<br />

aus tierischem Zellgewebe spezialisiert<br />

hat. Die hochwertigen Spezialprodukte<br />

kommen etwa in Pharmazie, Tiermedizin<br />

oder Agrarchemie zum Einsatz.<br />

<strong>Bio</strong> ibérica-CEO José Escaich berichtet im<br />

Interview über die Möglichkeiten dieser<br />

Kooperation.<br />

Die britische Prosper De Mulder-Gruppe<br />

hat im September 2012 ihren ersten<br />

Jahrestag als UK-Landesgesellschaft<br />

unserer Unternehmensgruppe gefeiert.<br />

SARIAnews informiert über neue<br />

Projekte und grundlegende Veränderungen,<br />

und PDM-Geschäftsführer<br />

Andy Smith sowie SARIA-Vorstand<br />

Franz-Bernhard Thier, der zugleich<br />

Mitglied der Geschäftsführung von<br />

PDM ist, kommentieren die erfolg -<br />

reiche Fortsetzung der Zusammenarbeit.<br />

Seit Juli 2012 gehört auch die dänische<br />

Daka offiziell zur SARIA-Gruppe. Beide<br />

Unternehmen betreiben ähnliche Geschäftsfelder<br />

und sehen großes Poten zial<br />

darin, ihre Wettbewerbsfähigkeit zukünftig<br />

gemeinsam weiter auszubauen. Mehr<br />

dazu erfahren Sie in einem Bericht sowie<br />

in einem Interview mit Daka-CEO Lars<br />

Krause-Kjaer.<br />

Die GARNOVA-Gruppe schließlich ist<br />

das jüngste Mitglied des SARIA-Unternehmensverbundes.<br />

Vor allem im Nordosten<br />

Spaniens ist sie im Bereich der<br />

Ver arbeitung von tierischen Nebenprodukten<br />

aktiv. Die Akquisition und<br />

Fusion von 50 Prozent an GARNOVA<br />

mit unseren bestehenden spanischen Aktivitäten<br />

zur neuen SARIA <strong>Bio</strong>- <strong>Industries</strong><br />

España erfolgte Anfang Fe bruar 2013.<br />

Alles zu den Hintergründen der Zu sammenlegung<br />

sowie zu den Zukunfts per s-<br />

pek tiven erfahren Sie aus erster Hand<br />

im Interview mit Valentín García, Geschäftsführer<br />

der bisherigen spanischen<br />

SARIA-Landeseinheit, und Joan Vila,<br />

dem bis herigen GARNOVA-Geschäftsführer.<br />

Beide führen seit der Fusion vor<br />

wenigen Tagen gemeinsam die Geschäfte<br />

der „neuen“ SARIA in Spanien.<br />

Berichten können wir daneben aber auch<br />

über erfreuliche Entwicklungen von<br />

SARIA Frankreich unter Führung von<br />

SARIA-Vorstandsmitglied Jean-Louis<br />

Hurel. So konnten an den Standorten<br />

Issé und Étampes zwei weitere hochmoderne<br />

<strong>Bio</strong>gasanlagen in Betrieb<br />

genommen werden. Zusätzlich erfolgte<br />

in Le Havre der Spatenstich zum Bau<br />

einer <strong>Bio</strong>dieselanlage mit dem Partner<br />

Intermarché. Zudem ist es unserer Gruppe<br />

gelungen, in der Bretagne die Aktivitäten<br />

in der Verwertung von Geflügel-Nebenprodukten<br />

durch neue Partnerschaften<br />

deutlich auszubauen.<br />

Es gibt also wieder viel Neues über<br />

SARIA zu erfahren.<br />

Ihnen allen und ganz besonders den jenigen<br />

von Ihnen, die aus unseren Partnerunternehmen<br />

kommen oder in irgendeiner<br />

Weise mit unseren neuen Partnern<br />

verbunden sind und die SARIA news<br />

möglicherweise das erste Mal in der<br />

Hand halten, wünsche ich viel Spaß bei<br />

der Lektüre.<br />

Mit den besten Grüßen<br />

Ihr<br />

Dr. Kurt Stoffel<br />

3<br />

SARIAnews


saria<br />

„Wir setzen auf Internationalisierung<br />

und Spezialisierung“<br />

Neue Kooperationspartner, neue Märkte und Aktivitäten – die SARIA-Gruppe wächst geografisch wie auch<br />

hinsichtlich der Breite ihrer Geschäftsfelder. Im Gespräch fasst Dr. Kurt Stoffel als Vorstandsvorsitzender der<br />

Unternehmensgruppe die positiven aktuellen Entwicklungen sowie ihre Grundlagen zusammen und schildert,<br />

was dabei aus seiner Sicht besonders bemerkenswert ist.<br />

Herr Dr. Stoffel, welche globalen<br />

Tendenzen machen Sie für die zukünftige<br />

Entwicklung unserer Branche aus?<br />

Die Versorgung mit Rohstoffen,<br />

Nahrung und Futtermitteln sowie<br />

ökologisch saubere und bezahlbare<br />

Energie sind sicherlich bedeutende<br />

Zukunftsthemen, denen sich<br />

Gesellschaft, Politik und Wirtschaft<br />

werden stellen müssen.<br />

Die „Food and Agriculture<br />

Organization“ der Vereinten<br />

Nationen (FAO) beispielsweise<br />

schätzt, dass die Lebensmittelproduktion<br />

bis 2050 weltweit<br />

um 70 Prozent<br />

wachsen<br />

muss.<br />

Nur so können die bis dato dann neun<br />

Milliarden Menschen ernährt werden.<br />

Zugleich steigt mit wachsendem Wohlstand<br />

in den Schwellenländern auch<br />

der Fleischkonsum. Der sinnvolle Einsatz<br />

von tierischen Nebenprodukten<br />

etwa als Lebensmittel, Pharmawirkstoff,<br />

Dünger oder reiner Energiequelle wird<br />

seinen Teil zur Bewältigung dieser Entwicklungen<br />

beitragen.<br />

Welche strategische Ausrichtung verfolgt<br />

die SARIA-Gruppe mit ihren Partnern?<br />

Grundsätzlich setzen wir bei Partnerschaften<br />

mit anderen Unternehmen auf<br />

Internationalisierung und Spezialisierung.<br />

Daher haben wir uns 2010 zum<br />

Beispiel für eine Zusammenarbeit mit<br />

der Teeuwissen-Gruppe entschlossen.<br />

Teeuwissen ist weltweit führend in der<br />

Bearbeitung und Verwertung von Därmen<br />

und tierischen Nebenerzeugnissen<br />

wie etwa Industriefleisch. Über die<br />

Kooperation können wir Synergien<br />

realisieren und dabei die Breite und<br />

Qualität unseres jeweiligen Produktund<br />

Dienstleistungsangebotes für Kunden<br />

und Lieferanten deutlich ausbauen.<br />

Gemeinsam bieten wir Schlachthöfen<br />

die Abnahme aller Nebenprodukte<br />

aus einer Hand. Mit der unternehmerischen<br />

Präsenz zahlreicher Teeuwissen-<br />

Aktivitäten in Asien und Südamerika<br />

eröffnen sich dort auch für SARIA neue<br />

Möglichkeiten.<br />

Welche Chancen ergeben sich durch die<br />

Zusammenarbeit mit <strong>Bio</strong>ibérica?<br />

Wir haben zusammen mit unserem<br />

Partner Teeuwissen 90 Prozent der<br />

Anteile an <strong>Bio</strong>ibérica erworben. Zehn<br />

Prozent hält José Escaich, der seit vielen<br />

Jahren erfolgreich zusammen mit<br />

seinem Management-Team die Geschäfte<br />

des spanischen Unternehmens<br />

führt. Die Zusammenarbeit zielt dabei<br />

insbesondere auf das Thema Spezialprodukte.<br />

So ist <strong>Bio</strong>ibérica hoch spezialisiert<br />

in der Anwendung von Extraktionstechnologien<br />

zur Herstellung von<br />

pharmazeutischen Produkten aus tierischen<br />

Grundstoffen. Nehmen wir beispielsweise<br />

die typischen Beschwerden<br />

älterer Menschen. Dazu zählen vor allem<br />

Einschränkungen des Bewegungsapparates.<br />

<strong>Bio</strong>ibérica hat sich auf die<br />

Extraktion von Chondroitin, Glucosamin<br />

und Hyaluronsäure aus tierischem<br />

Zellgewebe spezialisiert. Chondroitin<br />

wird häufig zur Behandlung von Arthrose<br />

eingesetzt. Produkte auf Basis<br />

von Chondroitin und Glucosamin<br />

fördern die Knorpelproduktion des<br />

Menschen, während Hyaluronsäure die<br />

Gelenkfunktionen unterstützt. Zudem<br />

produziert das Unternehmen weltweit<br />

4<br />

SARIAnews


führend Heparin für internationale<br />

Pharma unternehmen. Der Wirkstoff<br />

wird beispielsweise als Blutverdünnungsmittel<br />

bei Krankenhausoperationen<br />

oder Chemotherapien zur Krebsbehandlung<br />

eingesetzt – damit ergibt<br />

sich für uns eine ganz neuartige Wertschöpfungskette.<br />

Welche Synergien erwarten Sie durch die<br />

Beteiligung an den Unternehmen PDM,<br />

Daka und GARNOVA?<br />

Die Unternehmen erbringen ähnliche<br />

Dienstleistungen wie SARIA und stellen<br />

sehr vergleichbare Produkte her. Sie<br />

sind in ihren jeweiligen Heimatländern<br />

Großbritannien, Dänemark und Schweden<br />

sowie Spanien führende Marktakteure.<br />

Zudem weisen sie teilweise<br />

Spezialisierungen im Bereich Blutverarbeitung<br />

oder bei der <strong>Bio</strong> dieselproduktion<br />

auf. Durch diese Be teiligungen haben<br />

wir unsere Präsenz in Europa deutlich<br />

gesteigert und sehen weiteres<br />

Wachstumspoten zial, etwa beim Thema<br />

ReFood. Große Metro polen benötigen<br />

nachhaltige Entsorgungskonzepte für<br />

Lebensmittel- und Speisereste. Wir sind<br />

mit unserer ReFood-Geschäftsaktivität,<br />

die sich auf die effiziente Sammlung<br />

und Verwertung dieser Reste spezialisiert<br />

hat, sehr lange schon in Deutschland<br />

und seit einigen Jahren nun auch<br />

erfolgreich in Frankreich, Polen und<br />

Großbritannien tätig. Nach Inbetriebnahme<br />

der <strong>Bio</strong>gasanlage am Hauptsitz<br />

von PDM in Doncaster im Jahr 2011<br />

wollen wir 2013 und 2014 zwei weitere<br />

An lagen in Großbritannien errichten.<br />

Darüber hinaus prüfen wir das innovative<br />

Konzept beispielsweise auch für Dänemark<br />

und sehen zudem Möglichkeiten<br />

in Spanien, wo SARIA und auch<br />

GARNOVA bereits heute schon ReFood-<br />

Rohwaren sammeln.<br />

So viele Partnerschaften und Akqui sitionen<br />

in einer sehr kurzen Zeitspanne –<br />

wie funktioniert das?<br />

Stabilität in der Unternehmensführung<br />

und die Ausrichtung auf unternehmerisch<br />

langfristige Perspektiven – mit<br />

beiden Aspekten geht die Möglichkeit<br />

einher, Partnerschaften aufzubauen, die<br />

auf Vertrauen und wechselseitiger Wertschätzung<br />

basieren. Hinzu kommen<br />

muss natürlich ein dauerhafter Vorteil<br />

für beide Partner, was gerne mit dem<br />

Begriff der „Win-win-Situation“ beschrieben<br />

wird. Die klare Unterstützung<br />

durch unsere Aufsichtsgremien stellt<br />

einen weiteren entscheidenden Erfolgsfaktor<br />

in unserem Familien unternehmen<br />

dar. Eine dezentrale Unternehmensführung<br />

sowie der Fokus auf engagierten,<br />

unternehmerisch ausgerichteten<br />

Fach- und Führungskräften sind wichtige<br />

Grundprinzipien von SARIA. Sie<br />

waren und sind für die Realisierung von<br />

neuen Partnerschaften zentral. So wurden<br />

und werden die Kooperationen mit<br />

den Führungsmannschaften und Teams<br />

in die Praxis umgesetzt, die wir im Rahmen<br />

der Gespräche und Verhandlungen<br />

weiter kennengelernt haben. Zusammen<br />

mit meinen Vorstandskollegen freue ich<br />

mich daher, feststellen zu können:<br />

SARIA als neuer Partner, Gesellschafter<br />

und Gegenüber wird geschätzt und willkommen<br />

geheißen!<br />

Wie geht es bei SARIA jetzt weiter mit<br />

den neuen Partnern?<br />

Bei allen Kooperationen läuft die<br />

Zu sammenarbeit natürlich unterschiedlich,<br />

aber sie hat überall gleichermaßen<br />

gut begonnen. Gemeinsame Führungsund<br />

Fachtagungen, der Austausch der<br />

Fachleute vor Ort und viele Einzel -<br />

projekte sorgen dafür, dass wir in allen<br />

Kooperationen bereits feststellen kön -<br />

nen: Wir schaffen „Win-win-Mehr wert“ –<br />

auch zum Wohl unserer Roh warenlieferanten<br />

und Kunden, und genau das<br />

ist unser Ziel und motiviert uns.<br />

Herr Dr. Stoffel, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

5<br />

SARIAnews


teeuwissen<br />

Niederländischer Unternehmergeist<br />

von USA bis Asien<br />

„Heutzutage enthält unser Produktangebot alles, was sich von Tieren verwerten<br />

lässt, und wir sind stolz darauf, ein dermaßen spezialisiertes Unternehmen<br />

geworden zu sein.“<br />

Schon Anfang der 70er Jahre war<br />

Teeuwissen bestrebt, einen möglichst<br />

hohen Anteil der tierischen Bestandteile<br />

zu verwerten, die bei der industriellen<br />

Schlachtung anfallen. Seitdem<br />

hat sich die niederländische Gruppe<br />

weltweit zu einem der größten Fachvertriebe<br />

für Fleisch, Nebenprodukte<br />

und Därme sowie tierische Rohstoffe<br />

zur Herstellung von Pharmawirkstoffen<br />

entwickelt.<br />

Die Teeuwissen-Gruppe mit Sitz im<br />

niederländischen Cuijk ist weltweit<br />

führend, wenn es um Sammlung,<br />

Verarbeitung sowie Handel von<br />

Produkten und Nebenprodukten der<br />

Fleischindustrie geht. Mit 4.000 Mitarbeitern<br />

betreibt das Unternehmen<br />

mehrere Produktionsstandorte und<br />

Kühlhäuser wie auch rund 200 Kutteleien<br />

an Schlachthöfen in Europa,<br />

Asien, Südamerika oder den USA.<br />

Aufgrund des weltweiten Netzwerkes<br />

kann Teeuwissen flexibel auf internationale<br />

Angebots- und Nachfragesituationen<br />

eingehen. Dabei kommt<br />

es wesentlich darauf an, Lieferungen<br />

nach Kundenspezifikationen zu gewährleisten.<br />

Die Mitarbeiter arbeiten<br />

nach strengen HACCP-Standards.<br />

Selbst Produkte, die gemäß islamischer<br />

Religionsvorschriften „halal“<br />

sein müssen, oder Produkte gemäß<br />

SKAL-Zertifizierung kann Teeu wissen<br />

liefern. Fünf Geschäftsfelder strukturieren<br />

die Aktivitäten.<br />

Pharmawirkstoffe<br />

Schon im Altertum war bekannt, dass<br />

der Verzehr bestimmter tierischer Organe<br />

die Gesundheit fördert oder Krankheiten<br />

heilt. Mittlerweile werden die<br />

Wirkstoffe für die Herstellung von<br />

Arzneimitteln extrahiert: Insulin für<br />

Diabetiker, Heparin als Blutverdünnungsmittel<br />

und Medikamente gegen<br />

Arthritis sind nur ein paar Beispiele<br />

für Erzeugnisse, deren Rohstoffe von<br />

Tieren stammen. „Bei Teeuwissen hat<br />

alles mit der Bauchspeicheldrüse vom<br />

Schwein angefangen, einem winzigen<br />

Organ, das insbesondere bei Säuen<br />

hohe enzymatische Aktivitäten aufweist“,<br />

erinnert sich Christian Drexlin,<br />

Direktor der Pharma-Division bei<br />

Teeuwissen. „Heutzutage wird daraus<br />

6<br />

SARIAnews


„Unser ultimatives Ziel bleibt stets, nicht ein Stück<br />

des Tieres zu verschwenden“, fasst Jalal Laham, Vorstandsvorsitzender<br />

der Teeuwissen-Gruppe, die Mission des Unternehmens zusammen.<br />

Pankreatin gewonnen, das zum Beispiel<br />

bei Pankreatitis, einer Erkrankung der<br />

menschlichen Bauchspeicheldrüse,<br />

sowie bei Gendefekten wie Mukoviszidose<br />

zum Einsatz kommt.“ Bis in die<br />

80er Jahre war das Organ zudem die<br />

einzige Quelle für Insulin. „Seitdem<br />

haben wir für alle unsere pharmazeutischen<br />

Nebenprodukte international<br />

Maßstäbe für große Pharmahersteller<br />

gesetzt“, so Drexlin weiter. „Mit effizienten<br />

Beschaffungs- und Verpackungsverfahren<br />

sowie einer optimalen<br />

Qualitätskon trolle und -sicherung sind<br />

wir zu einem der führenden Lieferanten<br />

aufgestiegen.“<br />

Fleischprodukte und Industriefleisch<br />

Teeuwissen vermarktet aber auch<br />

hochwertige Fleischprodukte, sogenannte<br />

Prime Cuts. Von Hähnchenbrust,<br />

Schweinelenden oder Roastbeef<br />

bis zu Chickenwings und Schweinerippchen<br />

– die Qualität ist durch die<br />

engen Verbindungen zu Schlacht höfen<br />

und Zerlegebetrieben sichergestellt.<br />

Zudem werden 45 Prozent des weltweiten<br />

Fleischbedarfes über verarbeitetes<br />

Fleisch gedeckt, etwa für den<br />

Einsatz in Hamburgern oder Würstchen.<br />

„Dabei ist selbst gemacht stets<br />

am besten“, sagt Floris Sijsma, Vertriebsdirektor<br />

bei Teeuwissen Products<br />

BV. „Wir sind stolz auf unsere eigenen<br />

Betriebe mit effizienten Anlagen zur<br />

Produktion von industriell verarbeitetem<br />

Geflügel-, Schweine- und Rindfleisch.“<br />

Auch Nebenprodukte wie<br />

Schweinemägen für den asiatischen<br />

Markt sammelt Teeuwissen in den<br />

eigenen Kutteleien. „In Europa wird<br />

häufig verkannt, welchen Wert<br />

bestimmte Fleischerzeugnisse auf<br />

Märkten wie Asien oder Afrika haben“,<br />

so Sijsma. „Für diese Regionen ist<br />

das Beschaffungsland Europa eine<br />

wichtige Quelle, um den Bedarf an<br />

Fleischprodukten zu decken.“ In platten-<br />

oder blockgefrostetem Zustand<br />

sowie in Kartons gehen die Produkte<br />

an die Kunden. Auch hier tragen<br />

Rückverfolgbarkeit und strenge<br />

Kon trollen bei der Verarbeitung zur<br />

Qualität bei.<br />

Petfood<br />

Laut European Pet Food Industry<br />

Federation (FEDIAF) betrug das<br />

Branchenvolumen von Petfood-<br />

Produkten 2010 rund 8,3 Millionen<br />

Tonnen. Das entspricht einem Umsatz<br />

von 13,5 Milliarden Euro. Nebenprodukte,<br />

die Teeuwissen für die<br />

Fertigung von Trocken- oder Nassfutter<br />

zur Verfügung stellt, sind etwa<br />

Schweinenieren, Rinderherzen oder<br />

Hühner mägen. „Nassfutter stellen wir<br />

nach Kundenwunsch auch gleich zu<br />

gebrauchsfertigen Mischungen zusammen“,<br />

schildert Petfood-Manager<br />

Richard Broekmeijer. „Wir bieten<br />

frische oder gefrorene Mixturen mit<br />

einem ausgewogenen Verhältnis an<br />

Eiweiß, Fett und Feuchtigkeit an –<br />

optional auch aus speziellen Inne reien<br />

oder Tiersorten.“ Für Haustiere sind<br />

zudem Knabbersnacks wie Ochsenziemer<br />

oder Schweineohren interessant,<br />

um ihren Spieltrieb zu befriedigen.<br />

Auch diese Produkte bietet Teeuwissen<br />

an. Das Unternehmen liefert ebenso<br />

Zutaten für Functional Food, das die<br />

Verdauung der Tiere fördert.<br />

Natur-, Kunstdärme und Ingredienzen<br />

Für die Herstellung von Salamis,<br />

Weiß wurst oder Nürnberger Rostbratwürst<br />

chen werden Naturdärme<br />

von Schwein oder Schaf benötigt.<br />

Teeuwissen stellt sie der Wurstindustrie<br />

in verschiedenen Kalibern<br />

und Größen zur Verfügung.<br />

Sie werden in den eigenen<br />

Kutteleien unverzüglich Mehr Infos im<br />

nach der Schlachtung gereinigt<br />

und gesalzen, um<br />

teeuwissen.nl<br />

Internet:<br />

sie zu konser vieren. Dann<br />

treten sie ihre Reise nach Asien<br />

an, wo die Naturdärme für den Vertrieb<br />

selektiert und konfektioniert<br />

werden. Der Darmschleim oder<br />

„Mucosa“ ist dabei keinesfalls als Abfallprodukt<br />

zu verstehen: Auch dieses<br />

Nebenprodukt liefert Teeuwissen unter<br />

anderem an <strong>Bio</strong>ibérica, denn das spanische<br />

Unternehmen produziert daraus<br />

den Wirkstoff Heparin-Natrium.<br />

Neben Naturdärmen vermarktet<br />

Teeuwissen auch Kunstdärme mit<br />

und ohne Bedruckung. Weil das Unternehmen<br />

sich als „One-stop-Shop“<br />

für die ganze Fleischwarenindustrie<br />

versteht, gehören auch Gewürze und<br />

funktionelle Ingredienzen zum Sortiment.<br />

Teil dieses Geschäftsfeldes sind<br />

beispielsweise Proteine. Sie können<br />

als wertvolle Zutat Eingang in verschiedenen<br />

Anwendungen finden,<br />

etwa bei Emulsionen oder Ummantelungen<br />

sowie als Konservierungsmittel.<br />

Teeuwissen-CEO Jalal<br />

Laham zwischen SARIA-<br />

Vorstand Manfred Gellner<br />

und SARIA-Vorstandsvorsitzendem<br />

Dr. Kurt Stoffel.<br />

Unten die weiteren geschäftsführenden<br />

Inhaber<br />

von Teeuwissen (v. l. n. r.):<br />

Felix und Fernando Ruiz,<br />

Gerard van Lieshout und<br />

Robert Wind.<br />

7<br />

SARIAnews


teeuwissen<br />

Hochsensible Wurstverpackungen<br />

für europäische Verbraucher<br />

Einsammeln, Reinigen und Kalibrieren − bis ein Naturdarm zur hochwertigen Wursthülle wird, muss er viele<br />

Verarbeitungsschritte durchlaufen. Die niederländische Teeuwissen-Gruppe hat sich auf das besondere Naturprodukt<br />

sowie seine Vermarktung spezialisiert.<br />

Wurst ist das älteste bekannte Fleischerzeugnis.<br />

Man könnte auch sagen:<br />

das erste <strong>Co</strong>nvenience-Produkt der<br />

Welt. Die Sumerer sollen die Wurst<br />

vor 6.000 Jahren erfunden haben.<br />

Ein Kochbuch aus Babylon nennt ein<br />

niederländischen Gruppe befinden sich<br />

beispielsweise über 15 verschiedene<br />

Schweinenaturdärme, aber auch<br />

Naturdärme von Schaf und Rind. Zu<br />

„Teeuwissen Operations“ mit Sitz in<br />

Katwijk bei Cuijk gehören die eigenen<br />

ihrer hervorragenden Kocheigenschaften<br />

kann die Membran Wasser<br />

aufnehmen und wieder abgeben.<br />

Auch die Luftdurchlässigkeit ist zum<br />

Beispiel besonders bei Dauerwürsten<br />

von Bedeutung: Die Wurst kann<br />

atmen, der Naturdarm fördert damit<br />

den Reifeprozess. Zudem ist er vollkommen<br />

geschmacksneutral.<br />

Rechts: Mitarbeiter<br />

reinigen und kalibrieren<br />

Därme, aus denen später<br />

Wurstspezialitäten<br />

werden.<br />

Rezept für gekochtes Fleisch, das in<br />

einen Ziegenmagen gefüllt wird. Auch<br />

Griechen und Römer waren mit der<br />

Herstellung von Wurstwaren vertraut.<br />

Im Mittelalter erlebte der Naturdarm<br />

eine Blütezeit, da er sich besonders<br />

zur Lagerung von Fleischerzeugnissen<br />

über die Wintermonate eignete. Mittlerweile<br />

werden allein in Deutschland<br />

jährlich 1,4 Millionen Kilometer Naturdarm<br />

verarbeitet.<br />

Auf der Erfindung der Wurst basiert<br />

eines der fünf Geschäftsfelder<br />

von Teeuwissen. Im Sortiment der<br />

europä ischen sowie einige amerikanische<br />

Kutteleien, in denen Därme direkt<br />

am Schlachthof gewonnen werden.<br />

„Teeuwissen Casings“ sortiert und konfektioniert<br />

die Produkte, „Topcasings“<br />

mit Sitz in Lochem beispielweise ist<br />

für den Vertrieb zuständig. Neben der<br />

hohen Qualität garantiert das Unternehmen<br />

damit die lückenlose Rückverfolgbarkeit<br />

der tierischen Rohstoffe.<br />

Die Natur des Darms<br />

Das deutsche Wurstangebot umfasst<br />

rund 1.500 Sorten. Mehr als die Hälfte<br />

wird im Naturdarm hergestellt. Dank<br />

Für manche Produkte sind Naturdärme<br />

sogar unentbehrlich. Echte Nürnberger<br />

Rostbratwürste beispielsweise dürfen<br />

nur im Naturdarm hergestellt werden.<br />

Auch Wiener und Frankfurter werden<br />

im sogenannten Schafssaitling gekocht.<br />

Schließlich sorgt er für den berühmten<br />

„Knackeffekt“. Für Weiß- und Bratwürste,<br />

Chorizo, Salami oder Peperoni-<br />

Wurst und „Hausmacher“ dagegen<br />

nutzt die Wurstindustrie Schweinenaturdärme.<br />

Der Herstellungsprozess<br />

Ein Naturdarm besteht aus drei<br />

Schichten: einer inneren Schleimhaut<br />

oder „Mucosa“, der darüber liegenden<br />

„Submucosa“, die hauptsächlich aus<br />

Kollagen besteht, sowie der äußeren<br />

Muskelschicht. Im Schlachthof wird<br />

das Magen-Darm-Paket eines Tieres<br />

zunächst aus dem frischen Schlachtkörper<br />

geschält und in den Kutteleibereich<br />

gebracht. Dort wird es in Einzelteile<br />

zerlegt und der Darm per Hand<br />

8<br />

SARIAnews


in eine Maschine eingespannt. Weiche<br />

Spezial-Gummirollen pressen den<br />

Darm sanft, um zuerst Inhalt und<br />

dann Mucosa zu entfernen, denn nur<br />

die mittlere Darmschicht wird als<br />

Wursthülle verwendet. Die innere<br />

Schleimhaut allerdings ist nicht minder<br />

wertvoll. Das spanische Unternehmen<br />

<strong>Bio</strong>ibérica zum Beispiel verarbeitet<br />

sie zum Pharmawirkstoff Heparin.<br />

Die gereinigten Därme werden gesalzen<br />

und damit konserviert. Das Mineral<br />

entzieht ihnen zudem Flüssigkeit.<br />

In Fässern transportiert Teeuwissen<br />

die Naturdärme dann zu Sortierbetrieben<br />

nach China.<br />

Kalibrieren in Casing City<br />

Nürnberger Bratwürstchen haben stets<br />

ein Kaliber von 18 bis 20 Millimetern,<br />

sonst wären es keine Nürnberger. Da<br />

viele Wursttypen standardisierte<br />

Ei genschaften haben, ist es notwendig,<br />

die Därme vor der Lieferung an<br />

die Lebensmittelindustrie zu sortieren.<br />

In Jintan und in Rugao City unterziehen<br />

Mitarbeiter die Produkte einer<br />

Qualitätsprüfung und selektieren sie.<br />

Insbesondere die sogenannte Casing<br />

City im chinesischen Rugao City ist<br />

für Teeuwissen eine etablierte Einrichtung<br />

für diese Tätigkeiten geworden.<br />

Dort werden die Därme entsprechend<br />

den Kundenwünschen in bestimmte<br />

Durchmesser und Längen geschnitten.<br />

Ein Dünndarm ist etwa 18 Meter lang<br />

und wird „Slag“ genannt. Davon sind<br />

in der Regel rund zwei Meter beschädigt<br />

und werden abgetrennt. Fünf<br />

Schweinedärme werden dann als<br />

„Hanks“ gebündelt. Ein am Darmbund<br />

angebrachter farbiger Ring oder Bindfaden<br />

zeigt die Kalibergruppe, in welche<br />

die Därme eingeordnet wurden. Bei<br />

einer anderen Methode werden die<br />

Naturdärme auf kleine „Tubes“ gerafft.<br />

So können professionelle Wurstmaschinen<br />

sie optimal verarbeiten.<br />

Schlussendlich werden die konfektionierten<br />

Därme erneut gesalzen und<br />

verpackt.<br />

Vertrieb an den Kunden<br />

Nach der Selektion in China verschifft<br />

das Unternehmen die verkaufsfertigen<br />

Naturdärme direkt nach Cuijik oder<br />

zu anderen Teeuwissen-Betrieben in<br />

Polen, Spanien sowie Brasilien oder<br />

den USA. Durch den weiten Transport<br />

nach China und zurück dauert der<br />

Verarbeitungsprozess von der Gewinnung<br />

im Schlachthof bis zur verkaufsfertigen<br />

Wursthülle bis zu sechs Monate.<br />

Bei sechs bis acht Grad Celsius und<br />

vor Licht geschützt können die Produkte<br />

aber problemlos über einen langen<br />

Zeitraum lagern.<br />

Teeuwissen liefert etwa 20 Prozent<br />

aller weltweit verarbeiteten Schweinenaturdärme.<br />

Seit Jahren ist das Unternehmen<br />

auf der Ernährungsmesse<br />

Anuga in Köln präsent sowie auf der<br />

Lebensmittelmesse „SIAL Paris“ und<br />

„SIAL China“ in Shanghai. 2013 will<br />

Teeuwissen seine Casings und andere<br />

Produkte erstmals auch auf der IFFA,<br />

der internationalen Leitmesse der<br />

Fleischwirtschaft, in Frankfurt am<br />

Main vorstellen.<br />

Seit Jahren ist<br />

Teeuwissen auf der<br />

Anuga in Köln sowie<br />

der SIAL Paris und<br />

SIAL China präsent.<br />

Jin Kewen, Gouverneur<br />

der Stadt Jintan, sowie<br />

Wan Long, Vorsitzender<br />

von Shineway, und<br />

Teeuwissen China-<br />

Geschäftsführer Zhou<br />

Jianqing (v. l. n. r.) lassen<br />

sich von Teeuwissen-<br />

CEO Jalal Laham einen<br />

Produktionsbetrieb in<br />

Luohe zeigen.<br />

9<br />

SARIAnews


teeuwissen<br />

Gemeinsam Mehrwert<br />

schaffen<br />

Im Mai 2010 beteiligte sich SARIA mit 25 Prozent an der niederländischen Teeuwissen-Gruppe.<br />

Die Erweiterung auf 50 Prozent folgte im September 2011. Knapp ein Jahr ist seitdem vergangen.<br />

Teeuwissen-CEO Jalal Laham und Robert Wind, beide geschäftsführende Inhaber der<br />

Gruppe, sowie Manfred Gellner, SARIA-Vorstandsmitglied und gleichzeitig Geschäftsführer von<br />

Teeuwissen, ziehen für SARIAnews Zwischenbilanz.<br />

Herr Laham, beschreiben Sie doch bitte<br />

einmal, wie es zu der Partnerschaft<br />

gekommen ist?<br />

Laham: SARIA und Teeuwissen sind<br />

in jeweils angrenzenden Marktsegmenten<br />

führend. Sie ergänzen sich<br />

hervorragend. Eine Partnerschaft lag<br />

also nahe: Die Kooperation gibt uns<br />

die Möglichkeit, Synergien zu nutzen<br />

und dabei die Breite und Qualität<br />

von Produkten wie Dienstleistungen<br />

für Kunden und Lieferanten<br />

deutlich zu erweitern.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit<br />

kann jeder Partner seine internationale<br />

Präsenz ausbauen und vertiefen.<br />

Mit welchem Projekt hat die Partnerschaft<br />

erste konkrete Formen angenommen?<br />

Wind: Startpunkt war bezeichnenderweise<br />

Twist an der deutsch-niederländischen<br />

Grenze. Die Teeuwissen-<br />

Tochter NWT produziert dort seit 1999<br />

Verpackungs- und Industriewaren für<br />

den Export sowie <strong>Co</strong>nvenience-Artikel<br />

für Endverbraucher. Durch eine Umschichtung<br />

der Logistik auf EUROmeat<br />

konnten wir die Lieferabläufe gemeinsam<br />

mit SARIA optimieren und viele<br />

Transportkilometer sparen.<br />

Gellner: Die anfängliche Beteiligung<br />

von 25 Prozent hat geholfen, das<br />

grundlegende Verständnis für die jeweiligen<br />

Geschäftsfelder und Stärken<br />

des anderen zu vertiefen. Vorher<br />

kannten beide Unternehmen sich vornehmlich<br />

aus der Marktperspektive.<br />

Seitdem sind wir auch strategisch enger<br />

zusammengewachsen. Um weitere<br />

Poten ziale zu identifizieren, haben wir<br />

im April 2012 ein Synergienteam aus<br />

Mitarbeitern von SARIA, Teeuwissen<br />

und <strong>Bio</strong>ibérica gegründet. Es soll<br />

bestehende Projekte fördern sowie<br />

zusätzliches Innovationspotenzial<br />

innerhalb der Kooperation aufzeigen.<br />

Gibt es bereits weitere Optionen der<br />

Zusammenarbeit?<br />

Wind: Ein Beispiel für die Inter aktion<br />

ist auch das <strong>Bio</strong>gasprojekt in Palafolls.<br />

Mittelfristig wollen wir hier in erneuerbare<br />

Energie investieren. Die<br />

Heraus forderung liegt darin, den<br />

Strombedarf des spanischen Standortes<br />

von <strong>Bio</strong>ibérica mit vorhan denen<br />

Rest stoffen zu decken, etwa Fetten,<br />

die bei der Gewinnung von Pharmawirkstoffen<br />

aus Mucosa anfallen. Das<br />

Wissen, wie man daraus <strong>Bio</strong>gas erzeugen<br />

kann, kommt von SARIA.<br />

Gellner: Zwischen den Organisationen<br />

sehen wir noch viele weitere<br />

kom plementäre Aktivitäten bei der<br />

Beschaffung, Entwicklung und im<br />

Vertrieb. SARIA ist spezialisiert auf<br />

tierische Nebenprodukte wie Knochen,<br />

Häute, Blut und Fett, Teeuwissen dagegen<br />

auf Organe wie Lungen, Nieren<br />

10<br />

SARIAnews


„Die Kooperation gibt uns die Möglichkeit, Synergien<br />

zu nutzen und dabei die Breite und Qualität von<br />

Produkten wie Dienstleistungen für Kunden und<br />

Lieferanten auszubauen.“<br />

oder Darmmucosa. Gemeinsam<br />

können wir mehr als 50 Prozent des<br />

Tieres verwerten. Das geht natürlich<br />

nur schrittweise, denn wir müssen die<br />

Mitarbeiter auf diesem Weg mitnehmen<br />

und das Zusammenwachsen parallel<br />

zum Tagesgeschäft organisieren.<br />

Welche speziellen Kernkompetenzen<br />

hat Teeuwissen in den letzten Jahren<br />

aufgebaut?<br />

Laham: Durch unsere internationale<br />

Präsenz wissen wir beispielsweise<br />

sehr früh und sehr genau, wie sich<br />

Kunden präferenzen in Nord- und<br />

Südamerika, Europa oder Asien<br />

ent wickeln. Wo sind Engpässe und<br />

Exportchancen? Zu welchen Konditionen<br />

wird gehandelt, und welche<br />

Beschaffenheit sollen die Artikel<br />

haben? Wir nehmen solche Veränderungen<br />

der Marktbedingungen<br />

sehr schnell wahr.<br />

Wind: Unser Produktportfolio ist zudem<br />

breit diversifiziert. Wir bedienen<br />

Marktsegmente von der menschlichen<br />

Ernährung bis zum Pharmawirkstoff,<br />

sind auf jedem Kontinent aktiv. Das<br />

macht uns weniger anfällig etwa für<br />

regionale Tierseuchen. Darüber hinaus<br />

betreiben wir unsere Kutteleien<br />

mit eigenen Mitarbeitern in Schlachthöfen<br />

weltweit. Unsere Rohstoffe<br />

sind daher stets rückverfolgbar – ein<br />

wichtiger Aspekt zum Beispiel für<br />

Pharmahersteller.<br />

Welche Herausforderungen und Chancen<br />

werden in Zukunft auf Teeuwissen<br />

zukommen?<br />

Laham: Die Gruppe hat sich von einem<br />

klassischen Händler für tierische Nebenprodukte<br />

bis hin zum Produ zenten für<br />

Fertigerzeugnisse entwickelt. Im nächsten<br />

Schritt möchten wir unser Wissen in<br />

Bezug auf technische Verfahrensweisen<br />

er weitern und unsere Forschungsbemühungen<br />

verstärken, um effektive<br />

Antworten auf die Herausforderungen<br />

der glo bali sierten Marktplätze zu finden.<br />

Dafür sind SARIA und <strong>Bio</strong>ibérica<br />

die idealen Partner.<br />

Gellner: Das sehe ich genauso. Das<br />

weltweite Teeuwissen-Netzwerk, das<br />

technische Know-how der SARIA-<br />

Gruppe und die Innovationskraft<br />

von <strong>Bio</strong>ibérica führen zu einem fast<br />

unerschöpflichen Schatz an neuen<br />

Möglichkeiten. Ohnehin herrscht<br />

ein starker Unternehmergeist bei<br />

Teeuwissen. Die Vielfalt an Produkten,<br />

die Nähe zu den Rohwaren und Handelsplätzen<br />

– schneller als bei jedem<br />

anderen Unternehmen kommen hier<br />

Informationen zusammen und werden<br />

in neue Ideen umge wandelt.<br />

Ein Blick in die Zukunft: Wie wird die<br />

weitere Zusammenarbeit zwischen<br />

Teeuwissen und SARIA aussehen?<br />

Laham: SARIA weiß, wie Materialflüsse<br />

aufeinander abzustimmen<br />

sind, wir liefern hochwertige Rohwaren,<br />

und <strong>Bio</strong>ibérica stellt Spezialprodukte<br />

her. In naher Zukunft können<br />

wir uns vorstellen, auch gemeinsame<br />

Standorte zu betreiben. Dank<br />

der räumlichen Nähe unserer Verarbeitungslinien<br />

könnten beispielsweise<br />

Rückstände aus dem Pharmabereich<br />

direkt vor Ort in Zutaten für<br />

die Petfood-Industrie umgewandelt<br />

werden. Es würden dabei nahezu<br />

keine Reststoffe entstehen. So nutzen<br />

wir unsere gegenseitigen Vorteile<br />

optimal, um den höchsten Mehrwert<br />

zu finden für das, was wir am besten<br />

können: Qualitätsprodukte aus tierischen<br />

Nebenprodukten.<br />

Sehr geehrte Herren, wir danken<br />

für das Gespräch.<br />

Die drei Interviewpartner:<br />

Robert Wind<br />

(links), Jalal Laham<br />

(oben) und Manfred<br />

Gellner.<br />

11<br />

SARIAnews


ioibÉ rica<br />

Für Mensch, Tier und Pflanze<br />

<strong>Bio</strong>technologie heißt die Branche, in der sich <strong>Bio</strong>ibérica auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von<br />

<strong>Bio</strong>molekülen aus tierischem Zellgewebe spezialisiert hat. Die Produkte des spanischen Unternehmens kommen in<br />

Pharmazie, Tiermedizin oder Agrochemie zum Einsatz. Sie sorgen für die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze.<br />

Seit seiner Gründung im Jahr 1975<br />

hat <strong>Bio</strong>ibérica einen bedeutenden<br />

Beitrag geleistet, um die Gesundheit<br />

und das Wohlbefinden von Menschen,<br />

Tieren und Pflanzen zu verbessern.<br />

Durch über 35 Jahre Forschung und<br />

Entwicklung hat sich das Unternehmen<br />

zu einem international führenden<br />

Anbieter von Spezialprodukten<br />

entwickelt.<br />

Große Produktvielfalt<br />

Heparin ist der weltweit am häufigsten<br />

verwendete Wirkstoff, der zum<br />

Beispiel in Krankenhäusern zum<br />

Einsatz kommt, wenn Blut nicht<br />

gerinnen darf oder Thrombosen entgegengewirkt<br />

werden muss. Andere<br />

Wirkstoffe wie Chondroitinsulfat,<br />

Glucosamin und Hyaluron säure<br />

werden bei der Behandlung von<br />

Gelenkkrankheiten eingesetzt. All<br />

diese mole ku laren Verbindungen<br />

gehören zur Familie der sogenannten<br />

Glyko saminoglykane: Es sind<br />

<strong>Bio</strong>moleküle mit hohem biologischem<br />

und thera peu tischem Wert,<br />

die <strong>Bio</strong>ibérica aus tierischem Gewebe<br />

gewinnt. Beim industriellen<br />

Extraktionsprozess erhält man weitere<br />

Nebenprodukte, die reich an<br />

Prote inen, Aminosäuren und Peptiden<br />

sind. Einige eignen sich etwa<br />

dazu, auf natürliche Art Stresssituationen<br />

beim Wachstum von Pflanzen<br />

zu vermeiden. Andere tragen<br />

mit ihrer Anziehungskraft dazu bei,<br />

Schädlinge zu bekämpfen, die beispielsweise<br />

Obst- und Olivenbäume<br />

befallen. Außerdem fördern einige<br />

der hochwertigen Proteine bei jungen<br />

Tieren eine gesunde Verdauung.<br />

Jede fünfte Dosis<br />

Heparin war das erste Produkt des<br />

Unternehmens. Derzeit wird jede<br />

fünfte Dosis weltweit von <strong>Bio</strong>ibérica<br />

hergestellt. Im klinischen Alltag<br />

trifft der Wirkstoff auf breite Zustimmung,<br />

unter anderem bei der<br />

Vorbeugung von arteriellen Krankheiten,<br />

Thromboembolien oder<br />

Koronarsyndromen.<br />

Gelenkgesundheit von <strong>Bio</strong>ibérica<br />

Die Vorsorge, Diagnose und Behandlung<br />

von Arthrose, Gelenk verlet zungen<br />

und anderen Muskel- oder<br />

Knochenstörungen bei Mensch und<br />

Tier ist ein ebenso wichtiger Schwerpunkt<br />

der Arbeit von <strong>Bio</strong>ibérica.<br />

Neben der Produktion und Ver marktung<br />

der knochenschützenden Sub -<br />

stanzen Chondroitinsulfat, Glucos amin<br />

12<br />

SARIAnews


Seit über 35 Jahren setzt <strong>Bio</strong>ibérica auf intensive<br />

Forschung und Entwicklung.<br />

Die Produkte des spanischen Unternehmens<br />

schützen Pflanzen etwa vor physischen Schäden.<br />

und Hyaluronsäure setzt das Unternehmen<br />

seit vielen Jahren auch auf<br />

personalisierte Medizin. Diesbezügliche<br />

Projekte laufen in Zusammenarbeit<br />

mit anerkannten wissenschaftlichen<br />

Instituten. Aktuelle Forschungsrichtungen<br />

konzentrieren sich etwa<br />

auf Diagnose- und Prognose-Chips,<br />

<strong>Bio</strong>marker oder Zellthera pien. Auf<br />

dem Fachgebiet der „Digestion“ entwickelt<br />

und vermarktet <strong>Bio</strong>ibérica<br />

Nahrungsergänzungsmittel für junge<br />

Tiere oder Tiere mit Verdauungsstörungen.<br />

Sie fördern den Appetit, die<br />

Verdauung und die Darmgesundheit.<br />

Entspannung für Pflanzen<br />

In der Landwirtschaft sind Feldkulturen<br />

Stressfaktoren wie Trockenheit,<br />

Schädlingen oder einem hohen Salzgehalt<br />

in Wasser und Boden ausgesetzt.<br />

Solche Umweltfaktoren beeinflussen<br />

die Erntemenge wie auch die<br />

Qualität des Ertrags. Auf Grundlage<br />

von Aminosäuren hat <strong>Bio</strong>ibérica<br />

eine breite Palette an Produkten entwickelt,<br />

die pflanzliche Mechanismen<br />

auf natürliche Weise fördern, um<br />

solchen Stressfaktoren vorzubeugen.<br />

Das Unternehmen stellt außerdem<br />

Lösungen zum Massenfang von<br />

Obstfliegen bereit, die weltweit Maßstäbe<br />

gesetzt haben.<br />

Umfassende Kontrolle<br />

<strong>Bio</strong>ibérica zeichnet sich auch hierdurch<br />

aus: die Kontrolle seiner Produkte<br />

von der Entwicklung bis zur<br />

Vermarktung. So stellt das Unternehmen<br />

die Rückverfolgbarkeit jedes<br />

einzelnen Verarbeitungsschrittes<br />

sicher. Einige Produktionsanlagen<br />

liegen in unmittelbarer Nähe der<br />

Haupt-Rohstoffquellen – genau dort<br />

also, wo Zulieferer ihrerseits mit der<br />

Gewinnung der Rohmaterialien<br />

beginnen. Am <strong>Bio</strong>ibérica-Standort<br />

Palafolls bei Barcelona werden einige<br />

der Herstellungsprozesse direkt abgeschlossen.<br />

Durch sie verwandelt sich<br />

das Ausgangsmaterial unter strengsten<br />

Qualitätskontrollen in ein Arzneimittel<br />

von höchster Reinheit.<br />

Menschen als treibende Kraft<br />

Von Beginn an setzte <strong>Bio</strong>ibérica<br />

auf die Stärken seiner Mitarbeiter.<br />

Mit Sachverstand und dem nötigen<br />

Wissen um die Bedürfnisse der<br />

Kunden verwandeln sie die Ideen<br />

des Unternehmens in wirkungsvolle<br />

Präparate. Motivierte und zielorientierte<br />

Fachkräfte tragen so zu einem<br />

soliden Unternehmen bei, das zuversichtlich<br />

in die Zukunft blickt.<br />

<strong>Bio</strong>ibérica in Zahlen<br />

• 386 Mitarbeiter<br />

• 58 laufende Forschungs- und<br />

Entwicklungsprojekte<br />

• Präsent in über 70 Ländern<br />

• 7 Produktionsstandorte:<br />

1.–3. Spanien: Palafolls und<br />

Olérdola (Barcelona) sowie<br />

La Puebla de Montalbán (Toledo)<br />

4. USA: Geneva (Nebraska)<br />

5. Brasilien: Palmas (Paraná)<br />

6. Italien: Quistello (Mantua)<br />

7. Polen: Stegers (Konitz)<br />

Zertifizierungen von <strong>Bio</strong>ibérica<br />

• ISO 50001 Energieeffizienz<br />

• ISO 9001 Qualität<br />

• ISO 14001 und EMAS Umweltmanagement<br />

• OHSAS 18001 Prävention von<br />

Risiken am Arbeitsplatz<br />

• SA 8000 Social Accountability<br />

13<br />

SARIAnews


ioibÉ rica<br />

Ein unentbehrlicher Wirkstoff<br />

Die Geschichte von <strong>Bio</strong>ibérica ist eng mit Heparin verbunden, dem ersten Produkt des Unternehmens.<br />

Seit der Gründung 1975 versteht der spanische Hersteller den Wirkstoff als unentbehrlich für die menschliche<br />

Gesundheit – und garantiert größtmögliche Sicherheit bei der Auswahl der Rohstoffe.<br />

Baltimore 1916: An der John-Hopkins-<br />

Universität extrahiert Jay McLean ein<br />

sogenanntes Phospholipid aus den<br />

Zellen einer Hundeleber. Scheinbar<br />

besitzt die Substanz gerinnungshemmende<br />

Eigenschaften, aber der junge<br />

Student kann seine Nachforschungen<br />

nicht fortführen. Er muss die Universität<br />

1917 verlassen, und William H.<br />

Howell, sein Professor, übernimmt.<br />

Dem Wissenschaftler gelingt die<br />

Isolation eines weiteren gerinnungshemmenden<br />

Stoffes aus dem Organ.<br />

„Hepar“ ist Griechisch und bedeutet<br />

„Leber“: Howell nennt das wasserlösliche<br />

Polysaccharid, das er findet,<br />

„Heparin“.<br />

Ohne sich dessen bewusst zu sein,<br />

gab Howell damals einem Wirkstoff<br />

seinen Namen, der aus dem klinischen<br />

Alltag heutzutage nicht mehr<br />

wegzudenken ist. Weltweit werden<br />

Millionen von Patienten mit Heparin<br />

behandelt. Es hilft etwa bei Arterien-,<br />

Venen- und Lungenthromboembolien<br />

oder kann peripheren Arterienerkrankungen,<br />

Koronarsyndromen und<br />

Atherosklerose vorbeugen. Zu sammengefasst:<br />

Heparin verhindert<br />

im Wesentlichen die Bildung von<br />

Blutgerinnseln.<br />

Qualität und Reinheit garantiert<br />

Auch <strong>Bio</strong>ibérica setzt auf ein genaues<br />

Verständnis des Wirkstoffes sowie<br />

intensive Forschung und Entwicklung.<br />

Heparin ist ein sehr komplexes<br />

Molekül aus D-Glucosamin und<br />

Hexuronsäure. Es wird aus der<br />

Darmschleimhaut des Schweins gewonnen.<br />

Die Auswahl und Prüfung<br />

der Rohstoffe erfolgt an sieben<br />

Produktions standorten in Spanien,<br />

Italien und Polen sowie Brasilien und<br />

den USA. Alle Niederlassungen des<br />

Unternehmens unterliegen strengen<br />

Qualitätskontrollen, zeichnen sich<br />

durch umweltfreundliche Prozesse<br />

aus und können auch auf<br />

spezielle Kundenanforderungen<br />

eingehen. Das Ergebnis<br />

ist ein Produkt höchster<br />

Reinheit. Derzeit wird<br />

schätzungsweise jede fünfte Dosis<br />

Heparin weltweit von <strong>Bio</strong>ibérica hergestellt.<br />

Innovation in die Zukunft<br />

Im Übrigen: Heparin und seine Derivate<br />

haben Potenzial für die Entwicklung<br />

weiterer Arzneimittel. Derzeit<br />

erforschen Studien die Wirkung<br />

der Substanz beispielsweise bei der<br />

Behandlung von Krebs, chronischen<br />

Lungenerkrankungen (COPD), Asthma<br />

und Lungenemphysemen. Darüber<br />

hinaus werden Einsatzmöglichkeiten<br />

für die Organtransplantation geprüft.<br />

Viele Untersuchungen befinden sich<br />

dabei in einem fortgeschrittenen<br />

Entwicklungsstadium – einige mit<br />

der Unterstützung von <strong>Bio</strong>ibérica.<br />

14<br />

SARIAnews


Arthrose, ein großes<br />

kleines Leiden<br />

<strong>Bio</strong>ibérica hat sich unter anderem auf Gelenkgesundheit spezialisiert.<br />

Ein großer Geschäftsbereich des Unternehmens konzentriert sich auf die<br />

Herstellung und kontinuierliche Weiterentwicklung von Produkten für<br />

die Arthrose-Behandlung.<br />

Schmerzen und eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten,<br />

das sind die<br />

Hauptsymptome bei Arthrose, einer<br />

chronischen Erkrankung der Gelenke<br />

durch übermäßige Belastung. Weltweit<br />

sind schätzungsweise 190 Millionen<br />

Menschen davon betroffen. Lan ge<br />

Zeit galt Arthrose dabei als „kleines“<br />

Leiden, weil im Alter doch häufig unabwendbar.<br />

Die Wahrnehmung hat<br />

sich indes geändert. Arthrose findet<br />

steigende Beachtung in Medizin und<br />

Forschung, denn auch junge Menschen,<br />

Sportler oder Personen mit<br />

Übergewicht leiden an Arthrose.<br />

Wirkstoffe gegen Arthrose<br />

Bislang wurden bei der Therapie entzündungshemmende<br />

Wirkstoffe oder<br />

Schmerzmittel eingesetzt. Sie bringen<br />

Linderung, aber die Anzeichen der<br />

Krankheit kehren nach Ende der<br />

Behandlung zurück. Zudem haben<br />

solche Medikamente Nebenwirkungen.<br />

Zu den neuen Behandlungsformen<br />

dagegen zählen sogenannte Chondroprotektiva<br />

wie Chondroitinsulfat,<br />

Glucosamin und Hyaluronsäure. Die<br />

Substanzen schützen das Gelenk und<br />

bremsen den Abbauprozess. Dabei<br />

wirken sie direkt im Gelenkknorpel,<br />

der Synovialmembran und im subchondralen<br />

Knochen – den drei Gelenkstellen,<br />

die üblicherweise von<br />

Arthrose betroffen sind.<br />

Zahlreiche Studien bestätigen den<br />

Nutzen von Chondroprotektiva. Die<br />

Wirkstoffe gehören zu den „Symptomatic<br />

Slow Acting Drugs in Osteoarthritis“<br />

(SYSADOA). Ihre Wirkung<br />

erfolgt zeitverzögert, dann allerdings<br />

mit Langzeitwirkung, die bis zu drei<br />

Monate nach Ende der Behandlung<br />

anhält. Chondroprotektiva haben<br />

keine bekannten Nebenwirkungen<br />

und können über lange Zeiträume<br />

eingenommen werden. Die Osteo -<br />

arthritis Research Society International<br />

(OARSI) oder die European<br />

League Against Rheumatism (EULAR)<br />

unterstützen Chondroitin- und<br />

Glucosamin sulfat zur Behandlung<br />

von Arthrose.<br />

Chondroprotektiva von <strong>Bio</strong>ibérica<br />

Die führende Marktstellung des<br />

spanischen Unternehmens auf dem<br />

Gebiet der Chondroprotektiva ist in<br />

Fachkreisen unumstritten. Die gesundheitsfördernden<br />

Möglichkeiten<br />

der Produkte untermauern auch<br />

umfangreiche klinische Studien<br />

sowie Publikationen zum Thema<br />

Knorpelschutz. Zudem bestehen<br />

langjährige Kooperationen mit international<br />

renommierten Forschungseinrichtungen.<br />

<strong>Bio</strong>ibérica arbeitet<br />

zum Beispiel zusammen mit den<br />

National Insti tutes of Health (NIH),<br />

dem Massachusetts Institut of<br />

Technology (MIT), dem britischen<br />

National Institute for Clinical Excellence<br />

(NICE) sowie den Universitäten<br />

von Montreal in Kanada, Lüttich in<br />

Belgien, A <strong>Co</strong>ruña und Pompeu<br />

Fabra in Spanien. Gemeinsam setzen<br />

sie Maßstäbe für bessere Gesundheitssysteme<br />

und eine gesteigerte<br />

Lebensqualität von Patienten.<br />

Mehr als 190 Millionen<br />

Menschen weltweit<br />

leiden unter Arthrose.<br />

<strong>Co</strong>ndrosan von<br />

<strong>Bio</strong>ibérica schafft<br />

Linderung.<br />

15<br />

SARIAnews


ioibÉ rica<br />

Eine weltweit starke und<br />

dynamische Einheit<br />

Der Standort Palafolls<br />

bei Barcelona.<br />

<strong>Bio</strong>ibérica ist Spezialist für pharmazeutische Wirkstoffe aus tierischen Nebenprodukten. Im Februar 2012 hat SARIA zusammen<br />

mit den weiteren Eigentümern der Teeuwissen-Gruppe und dem CEO von <strong>Bio</strong>ibérica, José Escaich, 100 Prozent<br />

der Anteile übernommen. SARIAnews sprach mit ihm über die Möglichkeiten der Kooperation.<br />

Herr Escaich, wie bewerten Sie<br />

die Zusammenarbeit der drei Unternehmen?<br />

Die Verbindung ist die natürliche<br />

Fortsetzung der bereits bestehenden<br />

strategischen Allianz zwischen<br />

Teeuwissen und <strong>Bio</strong>ibérica. Alle drei<br />

Unternehmen ergänzen sich perfekt<br />

ohne eine Überschneidung ihrer<br />

Geschäftsfelder. Zusammen bilden<br />

wir eine weltweit starke und dynamische<br />

Einheit im Geschäft mit<br />

tierischen Nebenprodukten. Das ist<br />

ein wirklich besonderes Alleinstellungsmerkmal.<br />

Eine strategische Allianz mit der<br />

niederländischen Gruppe besteht seit<br />

15 Jahren. Welche gemeinsamen Projekte<br />

haben Sie schon realisiert?<br />

Bei der Knorpelverarbeitung kooperieren<br />

wir seit 1999 mit Teeuwissen –<br />

seit 2004 auch im Bereich Darmschleim.<br />

Sowohl bei Chondroitinsulfat<br />

als auch Heparin haben wir unsere<br />

Marktstellung dadurch deutlich<br />

ausbauen können. Ein zukünftiges<br />

Projekt, über das wir derzeit nachdenken:<br />

eine Verarbeitungsanlage in<br />

Nordafrika. Teeuwissen könnte hier<br />

aus Garnelenresten Industriefleisch<br />

für die Lebensmittelindustrie gewinnen<br />

und <strong>Bio</strong>ibérica den Pharmawirkstoff<br />

Glucosamin. Wir hoffen, diesbezüglich<br />

bald eine Entscheidung<br />

treffen zu können.<br />

Gibt es konkrete Beispiele, wie Sie<br />

mit SARIA zusammenarbeiten?<br />

Wir haben gerade erst angefangen,<br />

mögliche Synergiefelder abzustecken,<br />

aber das Potenzial ist äußerst vielversprechend.<br />

Wir denken beispielsweise<br />

daran, gemeinsam eine <strong>Bio</strong>gasanlage<br />

an unserem Standort in Palafolls<br />

zu bauen. In diesem Geschäftsfeld<br />

hat SARIA viel Erfahrung.<br />

<strong>Bio</strong>ibérica könnte damit nachhaltige<br />

Energie aus Produktionsrückständen<br />

gewinnen, denen wir bisher keinen<br />

Wert beigemessen haben. Das Projekt<br />

ist besonders attraktiv, weil wir mit<br />

der Erzeugung von Strom zugleich<br />

auch die Produktionskosten senken.<br />

Das bringt uns auch näher an unser<br />

16<br />

SARIAnews


Mitarbeiter-Jahrestreffen 2011.<br />

strategisches Ziel, Selbstversorger in<br />

Sachen Energie zu werden.<br />

Welche Kernkompetenzen zeichnen<br />

<strong>Bio</strong>ibérica aus?<br />

Das sind eindeutig Motivation, Zielstrebigkeit<br />

und Fachkenntnisse. Wir<br />

verfügen über sehr kompetente Mitarbeiter.<br />

Ihr kontinuierlicher Wille<br />

zur Verbesserung von Prozessen und<br />

Produkten ist unsere wahre Antriebskraft.<br />

Dabei sind unsere Teams auf<br />

zwei Feldern herausragend: Aus tierischem<br />

Gewebe extrahieren wir zum<br />

einen <strong>Bio</strong>moleküle mit hohem biologischem<br />

und therapeutischem Wert.<br />

Des Weiteren entwickeln wir daraus<br />

dann mit Hilfe wissenschaftlicher<br />

Methoden Produkte für pharmazeutische<br />

Anwendungen, Pflanzen und<br />

Tiere.<br />

<strong>Bio</strong>ibérica stellt Arzneimittel aus tierischen<br />

Rohstoffen her. Sind damit<br />

Chancen oder Risiken verbunden?<br />

Ich glaube, daraus ergeben sich viele<br />

Vorteile. Zunächst: Wirkstoffe aus<br />

tierischen Rohstoffen haben wesentlich<br />

weniger Nebenwirkungen als<br />

synthetische Stoffe. Alsdann: Sie<br />

sind zudem wesentlich günstiger als<br />

synthetische Alternativen.<br />

Drittens: Da unsere Arzneimittel aus<br />

hochwirksamen Naturstoffen bestehen,<br />

ist es sehr unwahrscheinlich,<br />

dass generische Stoffe sie irgendwann<br />

ersetzen. Auch wenn mit<br />

tierischen Rohstoffen früher negative<br />

Assoziationen einhergingen, denke<br />

ich, dass dieser Vorbehalt überwunden<br />

ist.<br />

Was ist die größte Gemeinsamkeit von<br />

SARIA, Teeuwissen und <strong>Bio</strong>ibérica?<br />

Wir haben dieselbe Grundeinstellung<br />

bei dem, was wir tun und als richtig<br />

oder falsch bewerten. Das ist ein<br />

ganz klarer Berührungspunkt. Zudem<br />

sind alle drei Unternehmen überzeugt,<br />

dass der Erfolg eines Projektes<br />

vom Faktor Mensch abhängt. Bei<br />

<strong>Bio</strong>ibérica sind wir schnell und<br />

dynamisch sowie neugierig und anspruchsvoll,<br />

aber immer zielgerichtet.<br />

Mehr Infos im<br />

Internet:<br />

bioiberica.com<br />

bioiberica.es<br />

bioiberica.de<br />

Unsere Mitarbeiter sind der wichtigste<br />

Impulsgeber, wenn es darum geht,<br />

neue Lösungsansätze zu finden oder<br />

bereits existierende Produkte weiterzuentwickeln.<br />

Dieses Prinzip spüre<br />

ich auch bei SARIA und Teeuwissen.<br />

Wie wird sich die Zusammenarbeit<br />

der Partner in Zukunft weiterentwickeln?<br />

Heparin und Chondroitinprotektiva,<br />

Wirkstoffe zur Steigerung der Abwehrkräfte<br />

ebenso wie hochwertige<br />

Proteine als Nährstoff für Tiere und<br />

zur Reduzierung von Belastungen<br />

bei Pflanzen in ihrem Wachstumspro<br />

zess – das sind zweifelsohne<br />

Märkte mit Geschäftspotenzial für<br />

<strong>Bio</strong>ibérica, aber auch für SARIA und<br />

Teeuwissen. Die Produkte und das<br />

Know-how dafür haben wir nun innerhalb<br />

der Gruppe. Wenn wir jetzt<br />

Schritt für Schritt alle Elemente zusammensetzen<br />

und die Kooperation<br />

in Bewegung bringen, werden wir<br />

gemeinsam das Angebot wie auch<br />

die Qualität unserer Erzeugnisse wirkungsvoll<br />

verbessern. Werte und<br />

Ziele miteinander teilen: Das ist der<br />

Schlüssel zu einer positiven Zukunft.<br />

Und wir sind zuversichtlich!<br />

Herr Escaich, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

<strong>Bio</strong>ibérica-CEO<br />

José Escaich.<br />

17<br />

SARIAnews


PDM<br />

Im September 2012 hat PDM den ersten Jahrestag als Mitglied<br />

der SARIA-Familie und UK-Landesgesellschaft der Unternehmensgruppe<br />

gefeiert. Das Jahr war ereignisreich. Neue<br />

Projekte und grundlegende Veränderungen geben<br />

Anlass zu einem Rückblick mit guten Aussichten.<br />

ReFood UK-<strong>Bio</strong>gasanlage<br />

in Doncaster.<br />

Britische Meilensteine<br />

Mehr Infos im<br />

Internet:<br />

pdm-group.co.uk<br />

nortechfoods.co.uk Viel hat sich bewegt<br />

tquality.co.uk Das britische Unternehmen<br />

hat seine Organisation<br />

beispiels weise an die Strukturen<br />

der SARIA-Gruppe angepasst und<br />

Aufgaben gebiete neu abgegrenzt. Die<br />

sechs Bereiche Lebensmittel, ReFood<br />

und Petfood sowie Nebenprodukte,<br />

Risiko material und Joint Ventures unterstehen<br />

nun einzelnen Führungskräften,<br />

die bei PDM parallel von<br />

Fach ab teilungen wie Operations &<br />

Engi neering, Human Resources, Einkauf<br />

oder Finanzierung unterstützt<br />

werden. Aber nicht nur die Verwaltung<br />

hat Zeichen gesetzt. Auch operativ<br />

ist der Stein ins Rollen gekommen.<br />

Lebensmittel<br />

T.Quality zum Beispiel ist Teil des<br />

Lebensmittelbereiches von PDM: Fish<br />

& Chips, Chicken Nuggets, Kebap-<br />

Spieße oder fertige Pizza beläge wie<br />

geschnittene Tomaten und Pilze<br />

gehören ebenso zum Sor timent des<br />

führenden Lieferanten britischer<br />

Imbissgeschäfte und Fastfood-Ketten<br />

wie Mitnahmeverpackungen und Servietten.<br />

Das Unternehmen ent wickelt<br />

sein UK-weites Vertriebsnetz derzeit<br />

weiter und ex pandiert in neue Märkte.<br />

Daneben setzt Nortech Foods mit einem<br />

ähn lichen Produkt angebot an tierischen<br />

Fetten wie die SARIA-Tochter<br />

UNIMELT bei PDM auf Projekte zur<br />

Steigerung der Produktivität und<br />

senkt Umweltemissionen.<br />

Petfood<br />

Zutaten für Heimtiernahrung entstehen<br />

bei PDM an drei britischen<br />

Standorten: In Doncaster produziert<br />

das Unternehmen fertige Mischungen<br />

für Nassfutter. Um Kundenwünschen<br />

optimal zu entsprechen, hat Widnes<br />

18<br />

SARIAnews


die Verarbeitung auf Geflügel-<br />

Nebenprodukte für Trocken-Petfood<br />

umgestellt, und Nottingham hat die<br />

Kapazitäten für Federn erweitert.<br />

Der Standort<br />

Hartshill.<br />

<strong>Bio</strong>gas aus Speiseresten<br />

Auch ReFood UK macht Meilen: Seit<br />

September 2011 erzeugt eine <strong>Bio</strong>gasanlage<br />

in Doncaster erneuerbare<br />

Energie. Die Genehmigung zum Bau<br />

einer weiteren Anlage in Widnes<br />

sowie konkrete Pläne für eine dritte<br />

<strong>Bio</strong>gasanlage im Osten von London<br />

liegen vor. Im Rahmen seiner Expansionspläne<br />

hat PDM zudem weitere<br />

Standorte in ganz Großbritannien<br />

lokalisiert, die Teil eines flächendeckenden<br />

ReFood-Netzwerkes<br />

werden könnten. Den Hauptteil der<br />

organischen Reste sammelt der innovative<br />

Entsorger aktuell bei Supermärkten<br />

und Lebensmittelherstellern.<br />

Daneben expandiert ReFood mit der<br />

Entsorgung von Gastronomiebetrieben<br />

im ländlichen Raum.<br />

Ein Lord steht Pate<br />

Die Speisereste von gestern als Teil<br />

der Energie von morgen verstehen –<br />

um auf das ReFood-Entsorgungskonzept<br />

und sein beachtliches CO 2 -<br />

Einsparpotenzial aufmerksam zu<br />

machen, hat PDM eine Kampagne<br />

gestartet: „Vision 2020“ fordert<br />

Großbritannien auf, das Deponieren<br />

solcher Reststoffe bis 2020 zu verbieten.<br />

Dafür ist sogar ein „visionärer“<br />

Arbeitskreis einberufen worden. Er<br />

bringt Entscheider aus Lokalpolitik,<br />

Entsorgungswirtschaft, Lebensmittelbranche<br />

und Hotelgewerbe zusammen,<br />

um die Voraussetzungen sowie<br />

Herausforderungen für einen Aktionsplan<br />

zu diskutieren. Übrigens:<br />

Leiter des Arbeitskreises ist Lord<br />

Deben, der zugleich dem britischen<br />

<strong>Co</strong>mmittee on Climate Change (CCC)<br />

vorsitzt. Von 1993 bis 1997 war er<br />

britischer Umweltminister.<br />

Nebenprodukte, Risikomaterial<br />

und erneuerbare Energie<br />

Ein anderer Aktionsplan fokussiert<br />

die internen Einsparpotenziale und<br />

Wachstumsfelder bei PDM. So hat<br />

das Unternehmen etwa beschlossen,<br />

die Verarbeitungsanlage für Nebenprodukte<br />

in Hartshill zu modernisieren<br />

und effizienter zu machen. In<br />

Widnes sind diesbezügliche Maßnahmen<br />

für die Risikomaterial-Verwertung<br />

schon abgeschlossen, und im<br />

angegliederten <strong>Bio</strong>masse-Kraftwerk<br />

findet im Augenblick eine Generalüberholung<br />

statt: Die Revision der<br />

Wirbelschichtfeuerung wird die<br />

Kraft-Wärme-Kopplung verbessern,<br />

zugleich reduzieren sich so die Umweltemissionen.<br />

Für Wachstum hat<br />

bei PDM auch die Akquisition von<br />

Frome Vale aus Dorset gesorgt,<br />

einem Dienstleister für die Entsorgung<br />

von tierischem Risikomaterial.<br />

Richard De Mulder, Enkel des Anfang<br />

2012 verstorbenen Ehrenvorsitzenden<br />

Prosper De Mulder, verantwortet<br />

den Vertrieb für dieses Segment, das<br />

mittlerweile eng mit dem internationalen<br />

Sales-Team von SARIA zusammenarbeitet.<br />

Joint Ventures<br />

Mit der American Protein <strong>Co</strong>rporation<br />

(APC) zusammen betreibt PDM<br />

in Doncaster seit langem ein Joint<br />

Venture, das auf die Sammlung und<br />

Verarbeitung von Schweineblut spezialisiert<br />

ist. Eine weitere Linie für Rinderblut<br />

soll Anfang 2013 in Betrieb<br />

gehen. Ein zweites Joint Venture am<br />

Standort entwickelt Geschmacksverstärker<br />

für Heimtierfutter. PDM betreibt<br />

es gemeinsam mit SPF, der<br />

Petfood-Sparte der französischen<br />

Diana-Gruppe. Das dritte Joint Venture:<br />

Ähnlich wie die SARIA-Unternehmen<br />

„Gerlicher“ in Deutschland<br />

und „Allo à l’huile“ in Frankreich<br />

sammelt „PDM Oilsense“ gebrauchte<br />

Frittier fette aus der Gastronomie. Der<br />

britische Dienstleister stellt Kunden<br />

wie Kentucky Fried Chicken (KFC) dafür<br />

spezielle Sammelsysteme zur Verfügung.<br />

Die zunehmende Vernetzung<br />

der Gruppe zeigt sich auch hier: PDM<br />

liefert die wertvollen Rohstoffe zur<br />

Weiterverarbeitung an andere Ländergesellschaften<br />

der SARIA-Gruppe.<br />

Prosper De Mulder (1917 – 2012)<br />

Am 21. Februar 2012 verstarb Prosper<br />

De Mulder, Ehrenvorsitzender des<br />

Unternehmens und Sohn des gleichnamigen<br />

Firmengründers, im Alter<br />

von 94 Jahren. Dank De Mulders<br />

Tatkraft und Weitblick hat PDM<br />

sich zum größten Verarbeiter von<br />

tierischen Nebenprodukten in Großbritannien<br />

entwickelt.<br />

19<br />

SARIAnews


PDM<br />

Partner in Sachen Synergien<br />

Nach einem gelungenen ReFood-Joint Venture hatten SARIA und die britische Prosper De Mulder-Gruppe (PDM) ihre<br />

Partnerschaft im Juli 2010 mit einer SARIA-Beteiligung von 10 Prozent besiegelt – im September 2011 sind daraus<br />

51 Prozent geworden. SARIA-Vorstand Franz-Bernhard Thier sowie PDM-Geschäftsführer Andy Smith berichten<br />

über die erfolgreiche Fortsetzung der Zusammenarbeit.<br />

Herr Thier, wo war für Sie der ausschlaggebende<br />

Punkt, der erkennen<br />

ließ: SARIA und PDM passen gut<br />

zusammen?<br />

Thier: Beide Unternehmen sind in<br />

ähnlichen Geschäftsfeldern aktiv.<br />

Auf europäischer Ebene hatten wir<br />

daher schon seit vielen Jahren durch<br />

die European Fat Processors and<br />

Renderers Association (EFPRA) Kontakt<br />

zueinander. Bei Gesprächen<br />

über die Herausforderungen und<br />

Möglichkeiten der Branche wurde<br />

uns schnell klar: Wir verfolgen gemeinsame<br />

Ziele bei der Weiterentwicklung<br />

des Lebensmittelrecy clings.<br />

Zudem fokussieren beide Unternehmen<br />

qualitativ hochwertige Dienstleistungen.<br />

Die Kooperation zwischen SARIA und<br />

PDM startete mit einem ReFood-<br />

Joint Venture. Warum?<br />

Smith: In Deutschland betreibt<br />

SARIA das Recycling-Konzept für<br />

Speisereste schon seit Jahren erfolgreich<br />

im industriellen Maßstab. Auch<br />

PDM hatte bereits Erfahrungen mit<br />

der Verwertung von organischen<br />

Reststoffen gesammelt, die wir im<br />

<strong>Bio</strong>masse-Kraftwerk in Widnes zur<br />

Stromerzeugung einsetzen. Zugleich<br />

waren wir aber auf der Suche nach<br />

neuen Möglichkeiten. PDM hatte keine<br />

Erfahrungen mit <strong>Bio</strong>gasanlagen,<br />

SARIA wusste nur wenig über den<br />

britischen Markt. Durch das Joint<br />

Venture konnten beide Partner von<br />

Synergien profitieren.<br />

Thier: Am Standort Doncaster steht<br />

nicht nur eine <strong>Bio</strong>gasanlage: Wir<br />

haben das gesamte ReFood-Konzept<br />

exportiert, inklusive einer Infrastruktur<br />

für Logistik und der Verarbeitung<br />

von Speiseresten. Den Hauptteil der<br />

20<br />

SARIAnews


Franz-Bernhard Thier, SARIA-Vorstand und<br />

Mitglied der Geschäftsführung von PDM.<br />

Andy Smith, PDM-Geschäftsführer.<br />

Lebensmittelreste sammeln wir derzeit<br />

bei Großkunden. Supermärkte<br />

oder Lebensmittelhersteller beispielsweise,<br />

bei denen PDM früher ausschließlich<br />

Fleischreste abgeholt hat,<br />

lassen nun auch weitere Reststoffe<br />

über ReFood entsorgen.<br />

Welche Unterschiede gibt es beim<br />

Thema Speiseabfälle zwischen<br />

Deutschland und Großbritannien?<br />

Smith: Pro Jahr landen in UK über<br />

zwölf Millionen Tonnen Lebensmittelreste<br />

auf der Deponie – das ist<br />

mehr als in jedem anderen Land Europas.<br />

Kommunen und ihre Dienstleister<br />

sammeln die Reste sowohl bei<br />

privaten Haushalten als auch Gewerbekunden<br />

immer noch über den normalen<br />

Siedlungsmüll. Eine getrennte<br />

Sammlung findet nicht statt.<br />

Glauben Sie, dass sich daran mittelfristig<br />

etwas ändern wird?<br />

Thier: Kurzfristig betrachtet ist das<br />

natürlich eine beachtliche Hürde für<br />

unser Geschäftsmodell. Langfristig<br />

gesehen aber rechnen wir damit,<br />

dass die britische Regierung diesen<br />

Zustand ändern wird, etwa mit der<br />

Umsetzung bestehender EU-Richtlinien<br />

wie in Frankreich und Deutschland.<br />

Das Umweltamt von England<br />

und Wales lässt seine Kantinenreste<br />

bereits von ReFood entsorgen.<br />

Smith: Wir arbeiten verstärkt daran,<br />

das Deponieren von Lebensmittelresten<br />

in Großbritannien zu unterbinden.<br />

Ein Etappensieg ist die kontinuierliche<br />

Anhebung der Deponiesteuer.<br />

Unsere Argumente haben wir zudem<br />

in der Broschüre „Vision 2020“<br />

zusammengefasst. Sie ist in enger<br />

Abstimmung mit Interessenvertretern<br />

aus den Kommunen, mit Lebensmittelproduzenten<br />

sowie Bildungseinrichtungen<br />

entstanden und steht für<br />

jeden im Internet als <strong>Download</strong> bereit.<br />

Welche zukünftigen Perspektiven<br />

eröffnet die Zusammenarbeit?<br />

Thier: PDM wird seine Marktposition<br />

als größter Sammler und Verwerter<br />

von Lebensmittelresten in UK weiter<br />

ausbauen. Wir planen derzeit zwei<br />

weitere <strong>Bio</strong>gasanlagen in Widnes und<br />

Ost-London, die jeweils Strom für<br />

8.000 Haushalte erzeugen können.<br />

Smith: PDM ist nicht nur ReFood.<br />

Eine Herausforderung, mit der wir<br />

uns im Moment konfrontiert sehen,<br />

ist der intensive Wettbewerb um<br />

Rohstoffe im Bereich Rendering wie<br />

auch für Petfood. Investitionen werden<br />

uns hier kosteneffizienter machen.<br />

Auch in diesem Segment stärken<br />

wir so unsere Marktführerschaft.<br />

Wir wachsen zudem im kaufmännischen<br />

Bereich in die SARIA-Organisation<br />

hinein. Das PDM-Team ist aktiv<br />

in die Sales-Projekte der anderen<br />

Landesgesellschaften eingebunden.<br />

Vom Joint Venture-Partner zum<br />

Mehrheitseigner – wie wird die<br />

Beteiligung von SARIA im Management<br />

und bei den Mitarbeitern von<br />

PDM wahrgenommen?<br />

Smith: Wir kennen SARIA seit vielen<br />

Jahren als gut etabliertes Unternehmen<br />

auf dem europäischen Markt.<br />

Sowohl das Management als auch<br />

die Mitarbeiter haben die Entwicklung<br />

begrüßt. Auch PDM war bislang<br />

ein familiengeführtes Unternehmen.<br />

Die Gesellschafter waren immer aktiv<br />

in Führung und Strategie eingebunden<br />

und sind es weiterhin. Das persönliche<br />

Engagement ist daher viel<br />

deutlicher zu spüren als etwa bei<br />

Finanzinvestoren: Die Unternehmenskulturen<br />

basieren auf sozial<br />

verantwortlichem und nachhaltigem<br />

Handeln, das die Familien Rethmann<br />

und Prosper De Mulder über Jahre<br />

hinweg geprägt haben. Vor diesem<br />

Hintergrund sehen wir uns auch auf<br />

einem guten Weg, uns vollumfänglich<br />

als die UK-Landesgesellschaft der<br />

SARIA-Gruppe zu fühlen.<br />

Herr Smith und Herr Thier, vielen<br />

Dank für das Gespräch.<br />

21<br />

SARIAnews


DAKA<br />

Daka-Aktivitäten in Dänemark<br />

Seit dem 1. Juli 2012 gehört die dänische Daka offiziell mit 51 Prozent zur SARIA-Gruppe. Beide Unternehmen<br />

betreiben ähnliche Geschäftsfelder und sehen großes Potenzial darin, ihre Wettbewerbsfähigkeit zukünftig<br />

gemeinsam weiter auszubauen.<br />

Rote Ziegelgebäude, eine weitläufige<br />

Hoffläche – Bäume umsäumen das<br />

Areal der dänischen Verarbeitungsanlage<br />

für tierische Neben produkte.<br />

Hier in Randers werden alle gefallenen<br />

Rinder, Schweine und Pferde,<br />

Ziegen oder Schafe des Landes sowie<br />

Risikomaterial aus der Fleischwirtschaft<br />

gemäß der euro päischen Richtlinie<br />

2009/1069 verarbeitet. Wenn im<br />

November die Nerzsaison beginnt,<br />

werden in Randers zusätzliche Rohwaren<br />

aus der Pelzindustrie angeliefert.<br />

„Üblicherweise starten wir die<br />

An lagen montags gegen Mittag“, sagt<br />

Niederlassungsleiter John Jensen.<br />

„Wir produzieren dann ohne Unterbrechung<br />

bis zum Samstag. Pro<br />

Stunde können rund 40 Tonnen die<br />

Maschinen durchlaufen.“<br />

Die Verarbeitung von Risikomaterial<br />

musste Anfang der<br />

1980er Jahre nach einem<br />

Brand wieder aufgebaut<br />

werden. Der Standort wurde<br />

gänzlich neu aufgeteilt. Hinzu<br />

kam eine weitere spezialisierte Linie.<br />

Neben einer Kläranlage, zwei <strong>Bio</strong>filtern<br />

und einer Verbrennungseinheit<br />

für Brüden ist dem großflächigen<br />

Standort auch ein Lederlager angeschlossen,<br />

wo Häute und sogar<br />

Pferde schweife für die Besaitung von<br />

Violinenbögen gesammelt werden.<br />

„Der <strong>Bio</strong>filter ist mit Tongranulat<br />

gefüllt“, erklärt Jensen. „Die so gereinigte<br />

Luft geben wir mit einem<br />

Schuss Ozongas über den Kamin ab.<br />

Das reinigt sie zusätzlich.“<br />

ReFood in Randers<br />

Auch Lebensmittelreste und gebrauchte<br />

Speiseöle sammelt Daka<br />

in Randers. Die dänische Gesetzes lage<br />

ist diesbezüglich nicht einheitlich.<br />

Mancherorts sind etwa Restaurants<br />

verpflichtet, ihre organischen Reststoffe<br />

gesondert zu entsorgen.<br />

In anderen Regionen steht es den<br />

Restaurantbetreibern frei. Sie entscheiden<br />

sich dann aus ökologischen<br />

Aspekten für die Verwertung bei<br />

Daka. Aktuell verarbeitet man die<br />

Lebensmittelreste auf einer der in<br />

Randers vorhandenen Linien. Jensen:<br />

„Mittelfristig planen wir aber, die organischen<br />

Reste getrennt zu nutzen<br />

und sie etwa als <strong>Bio</strong>masse gemäß EU-<br />

Verordnung für die <strong>Bio</strong>gaserzeugung<br />

und damit für die Stromproduktion<br />

nutzen zu können. Zusätzliche Impulse<br />

erhoffen wir uns dabei natürlich<br />

von den umfangreichen Erfahrungen,<br />

die ReFood in Deutschland gesammelt<br />

hat.“<br />

Am Anfang ein Joint Venture<br />

Rund 100 Kilometer südlich von<br />

Randers liegt der Daka-Standort<br />

Løsning. Übersetzt heißt das „Lösung“.<br />

Hier begann 2006 die Zusammenarbeit<br />

zwischen SARIA und Daka mit<br />

einem Joint Venture im Bereich<br />

<strong>Bio</strong>diesel. Seitdem findet zwischen<br />

Løsning und ecoMotion Lünen ein<br />

regelmäßiger Wissensaustausch über<br />

die Herstellung von nachhaltigen<br />

Kraftstoffen statt. Daka ist der einzige<br />

Anbieter von <strong>Bio</strong>diesel aus tierischen<br />

Fetten in Dänemark. Der <strong>Bio</strong>diesel<br />

22<br />

SARIAnews<br />

Die <strong>Bio</strong>dieselgasanlage in Løsning.


gehört zu den Kraftstoffen der sogenannten<br />

zweiten Generation, denn er<br />

wird ausschließlich aus Reststoffen<br />

hergestellt. Die Rohstoffe dafür kommen<br />

aus Randers. Den Glauben an<br />

die Bedeutung des Produktes für den<br />

Energiemix der Zukunft verdeutlicht<br />

auch die Architektur des Produktionsgebäudes.<br />

Hier bei Daka in Løsning<br />

wird gleich mehrfach innovative<br />

Bewegung erzeugt: Ein schwarzes<br />

Blendmauerwerk durchschneidet<br />

dynamisch den Labor- und Verwaltungstrakt<br />

in Apricot. Dahinter<br />

befinden sich die Tanklager. Derzeit<br />

werden jährlich rund 50.000 Tonnen<br />

des klimafreundlichen <strong>Bio</strong>diesels als<br />

Beimischung an diverse Mineralölunternehmen<br />

verkauft. Die Produktion<br />

ist vollständig double-countingfähig.<br />

Der dort hergestellte Treibstoff<br />

stößt nur 17 Prozent CO 2 aus im Vergleich<br />

zu fossilem Diesel.<br />

Proteine in Løsning<br />

In Løsning sind weitere Aktivitäten<br />

der Daka-Gruppe angesiedelt. Auch<br />

die Hauptverwaltung mit rund 40<br />

Mitarbeitern hat hier ihren Sitz. Auf<br />

dem Nachbargelände der <strong>Bio</strong>dieselfabrik<br />

befindet sich zudem ein Verarbeitungsbetrieb<br />

für tierische Nebenprodukte,<br />

aus denen insbesondere<br />

Erzeugnisse für die Petfood- und<br />

Düngemittelindustrie hergestellt<br />

werden. Zu den Produkten gehört<br />

ein Mehl mit 40 sowie 58 Prozent<br />

Protein. Jährlich werden hier etwa<br />

140.000 Tonnen Nebenprodukte aus<br />

dänischen Schlachthäusern angeliefert.<br />

Seit einem Jahr ist der Standort<br />

mit einer zusätzlichen Linie unter<br />

anderem auch auf die Herstellung<br />

von Futterkomponenten für die Nerzindustrie<br />

spezialisiert, die für Dänemark<br />

große Bedeutung hat. Ein <strong>Bio</strong>filter<br />

und eine<br />

Verbrennungseinheit<br />

sorgen dafür, dass die Luft aus<br />

den Produktionsbereichen gereinigt<br />

und ohne Emissionen an die Umwelt<br />

abgegeben wird.<br />

Blutverarbeitung in Lunderskov<br />

Weitere 50 Kilometer Richtung<br />

Süden, in der Daka-Niederlassung<br />

Lunderskov, wird ein ganz besonderes<br />

Nebenprodukt verarbeitet:<br />

Schweineblut. Rot und weiß wie die<br />

Landesfahne sind die Produkte. Das<br />

klassische Blutmehl ist nicht für den<br />

menschlichen Verzehr geeignet und<br />

geht als Futtermittel in die Fisch-,<br />

Petfood- oder Pelzindustrie. Hämoglobinmehl<br />

dagegen hat Lebensmittelqualität,<br />

wird aber derzeit in der<br />

Regel als Futtermittel verkauft. Ein<br />

drittes Produkt, das für die Herstellung<br />

von Nahrungsmitteln geeignet<br />

ist und auch als solches eingesetzt<br />

wird: ein Pulver aus Blutplasma.<br />

Aufgrund der wertvollen Inhaltsstoffe<br />

nutzt es die Wurstindustrie beispielsweise<br />

als Emulgator oder Geliermittel.<br />

Durch seine weiße Farbe<br />

kann es mit ähnlichen Produkten aus<br />

der Milchindustrie konkurrieren. Die<br />

Schlachthöfe liefern Blut und Plasma<br />

in Lunderskov dabei getrennt an. Drei<br />

Linien stehen zur Weiterverarbeitung<br />

bereit. „Zunächst<br />

entziehen wir einen Großteil des<br />

Wassers, um Energie beim Trocknungsprozess<br />

einzusparen“, sagt<br />

Daka-Produktionsleiter Karsten<br />

Jensen Sorth und steigt eine Leiter<br />

hinauf. Oben auf dem haushohen<br />

Sprühtrockner ist es laut und heiß<br />

wie auf einem Vulkan.<br />

„Eine Zentrifuge im Inneren des<br />

Edelstahlzylinders zerstäubt hier das<br />

eingedickte Material“, beschreibt<br />

Sorth das Verfahren. „Es entsteht ein<br />

feiner Nebel mit maximaler Oberfläche.<br />

Die letzten Flüssigbestandteile<br />

verdunsten restlos auf dem Weg<br />

durch den heißen Luftsog.“ Auf den<br />

Boden des Sprühtrockners rieselt das<br />

fertige Pulver, das knirscht, wenn<br />

man es zwischen Daumen und<br />

Zeigefinger zerreibt.<br />

In Lunderskov verarbeitet Daka seit<br />

zwölf Jahren Schweineblut – seit gut<br />

fünf Jahren auf Lebensmittelniveau.<br />

Nach der nächsten Ausbaustufe sollen<br />

Hämoglobin und Plasma direkt vor<br />

Ort getrennt werden können, um diesen<br />

Arbeitsschritt unabhängig von<br />

den Schlachthöfen nach eigenen Qualitätsstandards<br />

betreiben zu können.<br />

Standort Lunderskov.<br />

Mehr Infos<br />

im Internet:<br />

daka.dk<br />

dakabio-industries.com<br />

dakaproteins.com<br />

dakabiodiesel.com<br />

23<br />

SARIAnews


DAKA<br />

„Die bleiben für länger“<br />

Seit 2009 ist Lars Krause-Kjaer als Vorstand für die Geschäftsentwicklung bei Daka verantwortlich. Erfahrungen<br />

hat der gebürtige Däne beispielsweise beim Molkereiunternehmen Arla sowie bei der Ölfabrik Aarhus gesammelt.<br />

Im Interview mit SARIAnews erklärt er, warum SARIA der perfekte Mehrheitseigner für Daka ist.<br />

Daka-CEO<br />

Lars Krause-Kjaer.<br />

Herr Krause-Kjaer, wie ist die Kooperation<br />

zwischen Daka und SARIA bis<br />

jetzt angelaufen?<br />

Bis zum 1. Juli war die Zusammenarbeit<br />

ja aus wettbewerbsrechtlichen<br />

Gründen noch nicht erlaubt. Im<br />

Juli waren dann Sommerferien.<br />

Seitdem allerdings hat sich schon<br />

einiges bewegt: Beispielsweise wollen<br />

wir die Verwertung von Lebensmittelresten<br />

in Dänemark ausbauen.<br />

Ein Projektleiter lernt aktuell in<br />

Deutschland das ReFood-Konzept<br />

kennen – vom Tourenmanagement<br />

über die Produktionsabläufe bis zur<br />

<strong>Bio</strong>gaserzeugung. In Randers läuft<br />

derzeit ein Benchmarking-Projekt<br />

an. Gemeinsam mit der<br />

technischen Abteilung<br />

von SARIA<br />

definieren wir<br />

dabei wesentliche<br />

Produktivitätsund<br />

Qualitätskennzahlen.<br />

Dabei geht es etwa<br />

darum, die Energiekosten für die<br />

Herstellung von Proteinmehlen zu<br />

reduzieren. Auch auf der Einkaufsund<br />

Vertriebsseite koordinieren wir<br />

unsere Aktivitäten im Augenblick<br />

mit SARIA.<br />

Welche Beziehungen hatten Sie vor<br />

dem Zusammenschluss mit SARIA zu<br />

Ihren Lieferanten?<br />

In Dänemark leben rund fünf Millionen<br />

Menschen. Der genossenschaftliche<br />

Gedanke hat eine lange Tradition.<br />

Fast alle großen Unternehmen<br />

der Landwirtschaft sind hier aus<br />

Genossenschaften erwachsen oder<br />

heute noch genossenschaftlich organisiert.<br />

Denken Sie etwa an Arla<br />

oder Danish Crown. Auch in unserem<br />

Namen findet sich das wieder. Daka<br />

steht für „dänische Proteinwerke<br />

in genossenschaftlichem Besitz“. In<br />

der Krise halten Genossenschaften<br />

zusammen. Da gibt es eine große<br />

Loyalität zwischen Lieferanten und<br />

Produzenten. Sie bilden einen Wertschöpfungskreislauf.<br />

Warum hat Daka sich dennoch dazu<br />

entschlossen, die Besitzverhältnisse<br />

neu zu strukturieren?<br />

Die Frage, die wir uns vorab gestellt<br />

haben: Wird Daka sich auf<br />

lange Sicht weiterentwickeln<br />

können?<br />

Globalisierte Märkte gelten auch<br />

für Fleischerzeugnisse und tierische<br />

Nebenprodukte. Seit ungefähr 15<br />

Jahren ist das dänische System deshalb<br />

unter Druck. Es gibt eine immer<br />

stärkere Tendenz bei den Farmern<br />

und Schlachthöfen, Dienstleister aus<br />

dem Ausland zu beauftragen, die<br />

attraktive Angebote machen. Diese<br />

Rohwaren fehlen uns dann natürlich.<br />

Geld verlässt den Kreislauf,<br />

und die Preise steigen. Wir sind sehr<br />

froh, dass es uns gelungen ist, die<br />

ehemaligen Gesellschafter für die<br />

Die Hauptverwaltung von Daka in Løsning.<br />

Zusammenarbeit mit einem<br />

leistungs starken und europaweit<br />

täti gen Partner zu gewinnen.<br />

Um bei sinkenden Rohwarenmengen<br />

weiter Gewinne zu erzielen, müssen<br />

Prozesse effizienter und Produkte<br />

spezieller werden?<br />

Das ist genau der Punkt. Solche Entwicklungen<br />

benötigen aber Zeit, und<br />

24<br />

SARIAnews


hier kommt das neue Modell zum<br />

Tragen. Durch das Joint Venture in<br />

Løsning konnten wir SARIA bereits<br />

seit 2006 kennenlernen. Das Unternehmen<br />

begleitet uns also schon<br />

eine ganze Weile. Uns verbinden bereits<br />

viele gemeinsame Erfahrungen.<br />

Es erschien daher folgerichtig, die<br />

Zusammenarbeit auszudehnen. Die<br />

SARIA-Gruppe hat in der Vergangenheit<br />

viele Kompetenzfelder aufgebaut<br />

und bewiesen, dass sie sich<br />

in einem schwierigen Marktfeld positionieren<br />

kann. Durch die Mehrheitsbeteiligung<br />

profitieren wir von<br />

wichtigem Prozess- und Produkt-<br />

Know-how. Auch Danish Crown als<br />

großer Anteilseigner der alten genossenschaftlichen<br />

Daka wusste, dass<br />

eine Weiterentwicklung von Daka<br />

nur unter den Top-Marktführern der<br />

europäischen Renderingbranche<br />

möglich ist.<br />

Was sagen die Mitarbeiter von Daka<br />

zu diesem Wechsel?<br />

In einer Genossenschaft spielen<br />

Emotionen eine wesentliche Rolle.<br />

Der Übergang in eine Kapitalgesellschaft<br />

mit neuen Besitzverhältnissen<br />

war notwendig, aber er ist uns nicht<br />

leichtgefallen. Wir haben lange<br />

und intensiv unsere Optionen<br />

ausgelotet. Natürlich bringt ein<br />

Wechsel der Besitzverhältnisse immer<br />

auch ein gewisses Maß an Unsicherheit,<br />

aber ich sehe SARIA<br />

in diesem Sinne als eine Art<br />

helfenden Freund: Mit SARIA<br />

können wir innovative Pro-<br />

dukte und Prozesse entwickeln sowie<br />

neue Geschäftsfelder erschließen. Die<br />

Mitarbeiter wollen Teil dieses<br />

Prozesses sein. Daher gehen sie sehr<br />

offen auf ihre neuen Kollegen zu. Und<br />

diese Offenheit bringen uns auch die<br />

SARIA-Mitarbeiter entgegen, die uns<br />

sehr herzlich willkommen heißen.<br />

Welche Gemeinsamkeiten gibt es<br />

zwischen Daka und SARIA etwa im<br />

Hinblick auf die Unternehmenskultur?<br />

Bis jetzt war Daka mehrheitlich im<br />

Besitz von Schlachthöfen – und gehörte<br />

damit nicht zum Kerngeschäft<br />

der Eigentümer, die Entwicklungen<br />

zunächst im Bereich der Fleischerzeugung<br />

förderten. Mit SARIA<br />

dagegen teilen wir die Leidenschaft<br />

für unser Kerngeschäft. SARIA und<br />

Daka sitzen auf derselben Seite des<br />

Verhandlungstisches, wenn Sie so<br />

wollen. Wir haben gemeinsame<br />

Ambitionen was tierische Nebenprodukte,<br />

<strong>Bio</strong>diesel oder die nachhaltige<br />

Verwertung von Lebens mittel -<br />

resten angeht. Zudem ist SARIA als<br />

Teil der RETHMANN-Gruppe ein<br />

Fami lienunternehmen und kein Finanzinvestor.<br />

Familien gründen ihre<br />

Entscheidungen auf langfristigen<br />

Über legungen. Herr Norbert Rethmann<br />

und seine Frau haben uns Anfang<br />

2012 bei unserem ersten Besuch<br />

in Deutschland zu sich nach Wamckow<br />

eingeladen. In den Augen des<br />

damaligen Entscheidungsgremiums<br />

war das eine wichtige Geste. Nach<br />

unserer Rückkehr nach Dänemark<br />

waren viele überzeugt: „Die bleiben<br />

für länger.“ Solche Signale sind nicht<br />

zu unterschätzen. Das persönliche Interesse<br />

der Familie Rethmann sowie<br />

des gesamten SARIA-Managements<br />

an unserer Unternehmensgruppe hat<br />

viel Vertrauen bei den Mitarbeitern<br />

von Daka geschaffen.<br />

Herr Krause-Kjaer, vielen Dank für<br />

das Gespräch.<br />

Der Standort Randers<br />

im Norden von<br />

Dänemark.<br />

Besuch von Daka-<br />

Führungskräften am<br />

SARIA-Standort im<br />

westfälischen Marl.<br />

25<br />

SARIAnews


GARNOVA<br />

Spanische Fusion mit<br />

großem Potenzial<br />

Die GARNOVA-Gruppe ist im Bereich der Verarbeitung von tierischen Nebenprodukten aktiv – vor allem im<br />

Nordosten Spaniens. SARIA hat 50 Prozent an Garnova erworben. Beide Gesellschaften fusionieren nun mit<br />

den bestehenden Aktivitäten zur neuen SARIA <strong>Bio</strong>-<strong>Industries</strong> España.<br />

Die Unternehmen Hijos de Canuto<br />

Vila sowie Grefacsa hatten ihre<br />

Geschäftsaktivitäten 2005 mit<br />

Grün dung der GARNOVA-Gruppe<br />

zusammengelegt. Danach war die<br />

spanische Bank Sabadell 2008<br />

ein gestiegen. Mit der positiven Entscheidung<br />

der zuständigen Kartellbehörden<br />

steht ab 2013 eine weitere<br />

Veränderung an: die Verschmelzung<br />

von GARNOVA mit SARIA Spanien.<br />

Die Geschäftsfelder von GARNOVA<br />

sind denen der bisherigen SARIA-<br />

Landesgesellschaft ähnlich, aber das<br />

Entsorgungsgebiet von GARNOVA ist<br />

ein anderes: Die Gruppe bietet<br />

Dienst leistungen in Katalonien,<br />

Valencia und Aragón. Dabei ist das<br />

Ziel des Unternehmens und seiner<br />

400 Mitarbeiter sehr nah an dem<br />

Leit motiv von SARIA: „Bei allen<br />

unse ren Dienstleistungen wollen wir<br />

zu den bevorzugten Partnern der<br />

Futtermittel-, Petfood- sowie<br />

Le bens mittel industrie gehören.“<br />

Risikomaterial aus Landwirtschaft<br />

und Schlachthöfen<br />

Mit einer Gesamtflotte von<br />

80 Spe zialfahrzeugen entsorgen<br />

beispiels weise Sereca <strong>Bio</strong> in<br />

Katalonien und Gesmer in der Region<br />

Valencia Risiko material und gefallene<br />

Tiere bei über 15.700 Landwirten.<br />

Das Logistik-Management von<br />

GARNOVA erfolgt ähnlich wie bei<br />

den SecAnim- Betrieben der SARIA-<br />

Gruppe durch mobile Lesegeräte, die<br />

Dienstleis tungen durchgängig transparent<br />

machen. Seit kurzem trennt<br />

das Unternehmen Rohmaterial<br />

bereits bei der Einsammlung in<br />

Qualitätskate gorien, um die Wertschöpfung<br />

bei der anschließenden<br />

Verarbeitung erhöhen zu können.<br />

Auch SARIA Spanien ist im Bereich<br />

der Entsorgung von tierischem<br />

26<br />

SARIAnews


Risikomaterial solide aufgestellt:<br />

Seit 2012 verar beitet beispielsweise<br />

SecAnim am Standort Segovia zusätzliche<br />

Mengen aus der Region<br />

Castilla La Mancha, die man durch<br />

eine öffentliche Ausschreibung für<br />

fünf Jahre hinzugewinnen konnte.<br />

Speisereste und gebrauchte<br />

Frittierfette<br />

Das Gegenstück zu ReFood heißt bei<br />

GARNOVA „Recifood“. Am Standort<br />

Llerona in der Nähe von Barcelona<br />

sammelt das Unternehmen Lebensmittelreste<br />

bei rund 250 Lebensmittelgeschäften<br />

und Supermärkten.<br />

Im Zentrum der Stadt Carpesa, in<br />

der Nähe von Valencia, hat das<br />

wir trotz der Krise zukünftig mit<br />

einem schnellen Zuwachs, da wir<br />

auch in Spanien ein gesteigertes<br />

Bewusstsein unserer Kunden beim<br />

Thema Umweltschutz wahrnehmen.“<br />

Indes ist die wirtschaftliche<br />

Situa tion in Spanien angespannt<br />

und bleibt schwierig: Der Kostendruck<br />

zwingt die Branche zur<br />

Konso lidierung. Die Fusion der<br />

beiden Unternehmen ist ein gutes<br />

Beispiel dafür, wie dennoch unternehme<br />

rische Handlungs spielräume<br />

genutzt, die Auslastung der Betriebe<br />

gesteigert und Logistikkosten<br />

gesenkt werden können.<br />

Mehr Infos<br />

im Internet:<br />

saria.es<br />

garnova.com<br />

zeichnet. „Dem Kraftstoff macht das<br />

nichts aus. Lediglich unsere Wertschöpfung<br />

ändert sich.“<br />

Den ersten Schritt einer partnerschaftlichen<br />

Zusammenarbeit haben<br />

GARNOVA und die spanische<br />

SARIA-Landesgesellschaft mit<br />

ihrer Fusion zur neuen SARIA<br />

Standort bei La <strong>Co</strong>ruña im Nordwesten von Spanien.<br />

Standort in Termens rund 150 Kilometer westlich von Barcelona.<br />

Unternehmen etwa 200 Kunden.<br />

Über die Tochtergesellschaft Cavisa<br />

erfasst GARNOVA auch gebrauchte<br />

Frittierfette mit zehn eigenen<br />

Fahrzeugen bei mehr als 7.000<br />

Restaurants und Caterern sowie<br />

Lebensmittelherstellern. In der<br />

Niederlassung in Llerona werden<br />

die Speiseölreste vorbehandelt und<br />

für Ab nehmer wie die <strong>Bio</strong> dieselund<br />

die oleochemische Industrie<br />

verkaufsfertig gemacht. Josep Vila,<br />

der den Einkauf bei Cavisa und Recifood<br />

verantwortet, erklärt: „Für<br />

die Mengenent wick lung bei Speiseresten<br />

und Fritteusen fetten rechnen<br />

Synergien durch die Fusion<br />

Überlegungen zur Stärkung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit gibt es auch<br />

im Bereich <strong>Bio</strong>diesel. Als erste <strong>Bio</strong>dieselanlage<br />

Spaniens ist Stocks del<br />

Vallès in Montmeló bei Barcelona<br />

2002 in Betrieb gegangen. Der<br />

Standort produziert jährlich rund<br />

31.000 Tonnen <strong>Bio</strong>kraftstoff der<br />

zweiten Generation. „Durch Investitionen<br />

in die Aufbereitungstechnik<br />

könnten wir hier bald qualitativ<br />

deutlich schlechtere Fette zu <strong>Bio</strong>diesel<br />

ver arbeiten,“ erwartet Miguel<br />

Vila, der für die <strong>Bio</strong>dieselaktivitäten<br />

von GARNOVA verantwortlich<br />

<strong>Bio</strong>-<strong>Industries</strong> España vollzogen.<br />

Die neuen Partner sind optimistisch,<br />

in Spanien gemeinsam gut voranzukommen.<br />

Die Verarbeitung von<br />

tierischen Nebenprodukten und die<br />

ReFood-Geschäftsaktivitäten bieten<br />

gute Chancen und Perspektiven in<br />

einem sicherlich herausfordernden<br />

Wirtschaftsumfeld.<br />

SARIAnews<br />

27


GARNOVA<br />

Zusammen durch herausforderndes<br />

Fahrwasser<br />

Nach vollendeter Fusion beginnt die Arbeit der neuen SARIA <strong>Bio</strong>-<strong>Industries</strong> España ab Februar<br />

2013. Valentín García, SARIA-Geschäftsführer der bisherigen spanischen Landeseinheit, sowie<br />

Joan Vila, bisheriger Geschäftsführer von GARNOVA, erläutern als gemeinsame zukünftige<br />

Geschäftsführung im Interview die Hintergründe und Perspektiven der Zusammenlegung.<br />

Herr García, wie genau sind die<br />

Beteiligungsverhältnisse bei SARIA<br />

España in Zukunft geregelt?<br />

García: Die spanischen Kartell behörden<br />

haben Ende Dezember 2012<br />

grünes Licht gegeben für den Erwerb<br />

von 50 Prozent an der GARNOVA-<br />

Gruppe. Im Anschluss an die Ak quisition<br />

fusioniert diese mit den<br />

bestehenden SARIA-Aktivitäten in<br />

Spanien. Damit entsteht die neue<br />

Landesgesellschaft SARIA <strong>Bio</strong>-<br />

<strong>Industries</strong> España. An der neuen<br />

Organi sation wird SARIA gut 71 Prozent<br />

halten. Einzelne Mitglieder der<br />

Familie Vila sind mit 22 Prozent<br />

beteiligt. Die restlichen Anteile liegen<br />

bei der Banco Sabadell.<br />

Alle Parteien haben den Zusammenschluss<br />

lange und intensiv diskutiert.<br />

Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?<br />

Vila: Wir haben uns die Entscheidung<br />

in der Tat nicht leicht gemacht,<br />

und wir begrüßen das Resultat.<br />

SARIA Spanien und GARNOVA<br />

verfolgen ähnliche Aktivitäten und<br />

bieten vergleichbare Produkte und<br />

Dienstleistungen. Allerdings bedienen<br />

sie geografisch andere Märkte:<br />

GARNOVA ist weniger im Norden<br />

Spaniens und Kastilien präsent, sondern<br />

betreibt Standorte in Katalonien,<br />

Valencia und Aragón. Die Zusammenarbeit<br />

wird der neuen Gesellschaft<br />

in Zukunft in vielen Bereichen<br />

Vorteile bringen. Die Arbeit hat aber<br />

gerade erst begonnen. Vielmehr stehen<br />

nach dem Closing die nächsten<br />

Schritte des Kennenlernens und der<br />

Neustrukturierung an.<br />

Das klingt perspektivenreich, aber die<br />

Marktsituation in Spanien ist weiterhin<br />

angespannt.<br />

García: Das stimmt. Die Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise, deren Ende noch<br />

nicht abzusehen ist, hat Auswirkungen<br />

auf die Rohwarensituation. Das<br />

wird es notwendig machen, in Zukunft<br />

noch wettbewerbsfähiger zu<br />

werden. Der spanische Rendering-<br />

Markt ist dabei weit weniger konsolidiert<br />

als andere westeuropäische<br />

Märkte. Zudem hat die technische<br />

Links: Verarbeitungsbetrieb<br />

in Beguda bei<br />

Girona. Rechts: der<br />

Standort Segovia nördlich<br />

von Madrid.<br />

28<br />

SARIAnews


„Unter dem derzeit hohen Wettbewerbsdruck stellt<br />

die Fusion eine gute Möglichkeit für uns dar,“ sind Valentín García<br />

und Joan Vila überzeugt von den Zukunftsaussichten der neu entstandenen SARIA Spanien.<br />

Die Geschäftsleitung der „neuen“ SARIA in Spanien (v. l. n. r.): Emmanuel Layous, Leitung Vertrieb, Francisco Fernández, Geschäftsleitung Norden/Westen, Josep<br />

Lluís Ferre, Geschäftsleitung Norden/Osten, Valentin García und Joan Vila, beide Geschäftsführer von SARIA Spanien, Juan Vazquez-Añon, Geschäftsleitung<br />

Zentrum, sowie kaufmännischer Leiter Carlos Olazabal.<br />

Leitung von SARIA zuvor die<br />

GARNOVA-Standorte in Katalonien<br />

besichtigt. Die Anlagen und Prozessabläufe<br />

entsprechen den Standards<br />

von SARIA in vollem Umfang –<br />

sowohl die Markt- als auch die<br />

betriebliche Situation sprachen also<br />

für die Fusion.<br />

Vila: Unter dem derzeit hohen Wettbewerbsdruck<br />

stellt die Fusion eine<br />

gute Möglichkeit für uns dar. Dahinter<br />

steht auch die Überzeugung,<br />

dass sich die spanische Branche,<br />

ähnlich wie dies in fast allen europäischen<br />

Ländern bereits wegen des<br />

hohen Wettbewerbs- und Kostendrucks<br />

erfolgt ist, konsolidieren<br />

muss. SARIA ist aus unserer Sicht<br />

ein guter Partner. Wir sehen viele<br />

Synergiepotenziale.<br />

Können Sie konkrete Beispiele<br />

nennen?<br />

Austausch von Know-how, zum<br />

Beispiel im Benchmarking unserer<br />

Verarbeitungsstandorte. Zudem rechnen<br />

wir mit verbesserten Verkaufsergebnissen<br />

für Fette und Proteine<br />

dank der Verkaufskoordination durch<br />

das internationale Sales-Team von<br />

SARIA. Aber wie gesagt, wir sind<br />

noch am Anfang unserer Überlegungen.<br />

Über weitere Themen und Projekte<br />

können wir also in der nächsten<br />

SARIAnews berichten?<br />

Vila: Ganz sicher. Definitiv werden<br />

wir in den nächsten zwei Jahren viel<br />

investieren, um uns weiter zu spezialisieren<br />

und unser Standortnetz<br />

sowie unsere Logistik an die Marktbedürfnisse<br />

anzupassen. Damit verbunden<br />

sein werden konkrete Projekte<br />

und Umstrukturierungen, über<br />

die wir gerne informieren.<br />

Geschäftsleitung der bestehenden<br />

Organisation SARIA Spanien sowie<br />

aus Führungskräften von GARNOVA<br />

einzurichten. Die Führung der neuen<br />

Gesellschaft werden Joan Vila und<br />

ich gemeinsam übernehmen. Wir<br />

kennen uns gut und freuen uns auf<br />

die Zusammenarbeit. Die weitere<br />

Struktur wird bei einem Führungstreffen<br />

der „neuen“ SARIA Ende<br />

Februar vorgestellt. Alle können aber<br />

bereits jetzt sicher sein, dass wir viele<br />

gute Ergänzungen durch die Verknüpfung<br />

der beiden Management-<br />

Teams sehen und realisieren werden.<br />

Sehr geehrte Herren,<br />

vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Großes Potenzial für<br />

Spanien sieht die Geschäftsleitung<br />

auch<br />

im ReFood-Konzept.<br />

García: Mit der Vergrößerung der<br />

Gruppe generieren wir zusätzliche<br />

Einkaufsvolumina und profitieren<br />

dadurch bei Investitionen sowie der<br />

Instandhaltung unserer Anlagen.<br />

Weiter ins Gewicht fallen wird der<br />

Wie sind die Aufgabenbereiche in<br />

der neuen Gesellschaft zukünftig<br />

aufgeteilt?<br />

García: Festgelegt ist, ein gemeinsames<br />

Führungsgremium aus der<br />

29<br />

SARIAnews


SARIA<br />

SARIA Frankreich erweitert Verarbeitung<br />

von Geflügel-Nebenprodukten<br />

Im Juni 2012 hat SARIA-Frankreich vom Geflügelproduzenten Doux die Verwertungsanlage Stanven im französischen<br />

Plouray gekauft. Die Gruppe baut ihre strategische Präsenz damit weiter aus.<br />

Der Standort Stanven im<br />

französischen Plouray.<br />

Auf dem französischen Markt ist die<br />

SARIA-Gruppe Marktführer für Proteine<br />

und Fette, die beispielsweise<br />

zur Herstellung von Heimtiernahrung<br />

verwendet werden. „Der Zukauf<br />

Stanven stärkt unsere diesbezüg liche<br />

Wettbewerbsposition“, freut sich<br />

SARIA-Vorstandsmitglied Jean-Louis<br />

Hurel. „Zudem liegt die Anlage direkt<br />

im Zentrum der französischen<br />

Geflügelzucht und erweitert unser<br />

Angebot an hochwertigen Erzeugnissen.“<br />

Der neue SARIA-Standort ist bei<br />

Plouray im Departement Morbihan<br />

in der Bretagne. „Bald wird SARIA<br />

Frankreich dort pro Jahr bis zu<br />

70.000 Tonnen Nebenprodukte verarbeiten“,<br />

ergänzt Jean-Yves Bordas,<br />

verantwortlich bei SARIA Frankreich<br />

für die Marke KERVALIS. SARIA hat<br />

zudem Anfang 2013 mit der Gruppe<br />

Doux eine weitere langfristige Zusammenarbeit<br />

zur Verarbeitung von<br />

Geflügel-Nebenprodukten am Doux-<br />

Standort Châteaulin, ebenfalls in der<br />

Bretagne, vereinbaren können.<br />

D’Artagnan lässt volltanken<br />

Gemeinsam mit der französischen Unternehmensgruppe Les Mousquetaires, den<br />

Eigentümern des großen französischen Einzelhandelsunternehmens Intermarché,<br />

baut SARIA Frankreich in Le Havre eine <strong>Bio</strong>dieselanlage. Sie wird tierische Fette<br />

und gebrauchte Speiseöle in klimafreundlichen Kraftstoff umwandeln.<br />

Am 8. November 2012 war die Grundsteinlegung.<br />

Die neue Anlage von ecoMotion<br />

France wird direkt im Hafengebiet der<br />

französischen Hafenstadt liegen. „Das<br />

erleichtert den Transport der Ware<br />

und eröffnet mittelfristig auch den<br />

Zugang zum europäischen Markt“, berichtet<br />

SARIA-Frankreich Geschäftsführer<br />

Serge Verdier. Ende 2013 soll<br />

die Produktion anlaufen. Absehbar<br />

25 Mitarbeiter werden dann 330 Tage<br />

im Jahr bis zu 75.000 Tonnen Kraftstoff<br />

erzeugen. „Der <strong>Bio</strong>diesel aus Le<br />

Havre gehört zu den nachhaltigen<br />

Kraftstoffen der sogenannten zweiten<br />

Generation, denn er wird ausschließ-<br />

lich aus tierischen Fetten und gebrauchten<br />

Frittierölen hergestellt“,<br />

erklärt Verdier. „Im Vergleich zu konventionellem<br />

Diesel reduziert das den<br />

Ausstoß von Kohlendioxid bei der<br />

Verbrennung um bis zu 83 Prozent.“<br />

ecoMotion France präsentiere dem<br />

französischen Markt damit eine wahre<br />

Alternative zu <strong>Bio</strong>kraftstoffen der<br />

ersten Generation, die etwa aus Mais<br />

oder Zuckerrohr erzeugt würden.<br />

Verdopplung der Kapazitäten<br />

Hinter den Vereinigten Staaten,<br />

Brasilien und Deutschland ist<br />

Frankreich der viertgrößte Hersteller<br />

von <strong>Bio</strong>kraftstoffen weltweit. Das<br />

Projekt ecoMotion markiert eine<br />

neue Etappe: Das geplante Angebot<br />

entspricht in etwa der Hälfte des momentan<br />

in Frankreich produzierten<br />

<strong>Bio</strong>diesels zweiter Generation. Den<br />

Rohstoff dazu liefert überwiegend<br />

SARIA. Einen weiteren Teil stellt Les<br />

Mousquetaires über seine Supermarkt-Sparte<br />

Intermarché zur Verfügung.<br />

Die gesamte Produktion aus<br />

Le Havre ist zunächst für das Tankstellennetz<br />

der Unternehmensgruppe<br />

vorgesehen.<br />

30<br />

SARIAnews


Tradition und Zukunft<br />

bei Heinrich Nagel<br />

Seit über 100 Jahren sammelt und verarbeitet die Heinrich Nagel GmbH & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong> gefallene Tiere und tierische Nebenprodukte<br />

in Schleswig-Holstein. Im September 2011 hat SecAnim die Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen aus<br />

Neumünster übernommen.<br />

Zwischen Nordsee und Ostsee, rund<br />

60 Kilometer nördlich von Lübeck,<br />

befindet sich der Standort Neumünster.<br />

Die Niederlassung hält vielseitige<br />

Dienstleistungen bereit: Neben der<br />

klassischen Tierkörperverwertung<br />

gibt es eine Verarbeitungslinie für<br />

Knochen, Fleischabschnitte und Fette<br />

sowie eine Anlage für die Aufbereitung<br />

von gebrauchten Frittierfetten.<br />

„Rund 85 Mitarbeiter sind bei uns<br />

beschäftigt, zum Teil sind sie schon<br />

40 Jahre im Betrieb“, freut sich<br />

Michael Zack, technischer Geschäftsführer<br />

bei Nagel. „Ihre langjährige<br />

Erfahrung, aber auch die Vielfalt unserer<br />

Dienstleistungen haben dabei<br />

geholfen, dass wir uns stets bedarfsgerecht<br />

an den kontinuierlich im<br />

Wandel begriffenen Markt anpassen<br />

konnten.“ Dank des eigenen Fuhrparks,<br />

der Kofferwagen, Abrollkipper<br />

und spezielle Sammelfahrzeuge mit<br />

Ladekran umfasst, stellt das Unternehmen<br />

immer das passende Fahrzeug<br />

für den Einsatz beim Kunden<br />

bereit. Der Standort ist verkehrstechnisch<br />

günstig gelegen: an der Autobahn<br />

A7, der Hauptverkehrsader<br />

Schleswig-Holsteins. Von dort aus<br />

sind Kunden unkompliziert zu erreichen<br />

und schnelle Dienstleistungen<br />

garantiert.<br />

Zusammenschluss schafft Synergien<br />

Mit der Beteiligung an der Firma<br />

Nagel konnte die SARIA-Gruppe ihr<br />

Entsorgungsgebiet im nördlichen Teil<br />

Deutschlands weiter ausbauen. „Wir<br />

sehen zudem viele Perspektiven“,<br />

erläutert Jan Stimberg, kaufmännischer<br />

Geschäftsführer bei Nagel. „Der<br />

Standort fügt sich gut in das bestehende<br />

Gruppennetzwerk. Unter anderem<br />

wäre es beispielsweise vorstellbar,<br />

ihn an das norddeutsche Re-<br />

Food-Konzept anzuschließen. Durch<br />

die Expansion des Speiseresteverwerters<br />

in Schleswig-Holstein eröffnen<br />

sich mögliche Synergieeffekte, die<br />

die Wertschöpfung der Gruppe weiter<br />

steigern werden.“<br />

Spielraum für Erweiterungen<br />

Das traditionsreiche Unternehmen<br />

Nagel verarbeitete im letzten Jahr<br />

knapp 55.000 Tonnen Rohwaren<br />

zu hochwertigen Fetten für die<br />

Rund 85 Mitarbeiter arbeiten bei Nagel in<br />

Fuhrpark, Produktion und Verwaltung.<br />

technische Industrie und die <strong>Bio</strong>diesel<br />

produktion sowie zu Mehlen,<br />

die je nach Qualität entweder als<br />

Brennstoff oder als Düngemittel verkauft<br />

wurden. Die Infrastruktur des<br />

großflächigen Standortes bietet<br />

Spielraum für Erweiterungen, etwa<br />

durch die bestehende Kläranlage sowie<br />

<strong>Bio</strong>filter zur Abluftreinigung.<br />

31<br />

SARIAnews


SARIA<br />

Zehn <strong>Bio</strong>gasanlagen<br />

und ein Erfolgsrezept<br />

Ob im Restaurant, Hotel, in Supermärkten oder Betrieben, die Lebensmittel herstellen oder verarbeiten – fast überall<br />

fallen Speisereste an, die im Idealfall zu nachhaltigem Strom, zu Wärme und Dünger recycelt werden. Die erste <strong>Bio</strong>gasanlage<br />

für solche Reststoffe ging 2005 für ReFood ans Netz. Mittlerweile produzieren zehn Anlagen in Deutschland,<br />

Frankreich und England Energie für rund 46.000 Haushalte.<br />

In Marl an der Rennbachstraße 101,<br />

dem ältesten Standort der SARIA-<br />

Gruppe, sehen Passanten seit Anfang<br />

des Jahres einen großen Gasballon<br />

zwischen den Wiesen und Feldern.<br />

„ReFood pure <strong>Bio</strong>kraft“ ist auf der<br />

weißen Außenhülle zu lesen. „Der<br />

Slogan steht deutschlandweit für<br />

innovative Speiseresteverwertung“,<br />

freut sich ReFood-Geschäftsführer<br />

Hans-Heinrich Lüdde. „Mit unserer<br />

neuen <strong>Bio</strong>gasanlage, die ausschließlich<br />

Lebensmittel- und Speisereste in<br />

erneuerbare Energie umwandelt,<br />

runden wir unser Dienstleistungskonzept<br />

nun auch in Nordrhein-<br />

Westfalen ab.“<br />

Eröffnung der <strong>Bio</strong>gasanlage Marl<br />

Am 4. Mai eröffneten Norbert<br />

Rethmann, Ehrenvorsitzender des<br />

Aufsichtsrates der RETHMANN-<br />

Gruppe, und Marls Bürgermeister<br />

Werner Arndt gemeinsam mit Gästen<br />

aus Politik, Wirtschaft und Verbänden<br />

die Anlage. „Die <strong>Bio</strong>gasanlage<br />

an der Rennbachstraße setzt die<br />

Möglichkeiten der modernen Kreislaufwirtschaft<br />

in die Tat um“, so<br />

Arndt. „Besonders positiv stellt sich<br />

die Situation dar, wenn sich das jeweilige<br />

betriebliche Vorhaben passgenau<br />

in die Ziele und Strukturen<br />

der betroffenen Kommune einfügt.<br />

Die Umwandlung gewerblicher Lebensmittelreste<br />

in klimafreundlichen<br />

Strom ist von großem Vorteil für die<br />

Region und den Klimaschutz.“<br />

32<br />

SARIAnews


Zur neuen Anlage mit einer Investitionssumme<br />

von 9,2 Millionen Euro<br />

gehören zwei Fermenter, ein Gasspeicher<br />

und ein Gärrestelager sowie zwei<br />

Blockheizkraftwerke (BHKW) mit einer<br />

Leistung von 3,1 Megawatt. Pro<br />

Jahr kann ReFood in Marl so bis zu<br />

88.000 Tonnen Lebensmittelreste in<br />

„grünen“ Strom für 7.200 Haushalte<br />

verwandeln. Den Hauptteil der gewonnenen<br />

Energie speist das Unternehmen<br />

in das kommunale Versorgungsnetz,<br />

der andere Teil wird für<br />

die eigenen Produktionsprozesse genutzt.<br />

Die Abwärme der Blockheizkraftwerke<br />

steht zudem für weitere<br />

Unternehmen am Standort zur Verfügung.<br />

des französischen Stromversorgers<br />

EDF. „Das Projekt repräsentiert die<br />

gesamte Wertschöpfungskette der Ernährungswirtschaft,<br />

da es Landwirte,<br />

Genossenschaften sowie Unternehmen<br />

der Lebensmittelindustrie zusammenbringt“,<br />

so Hurel weiter.<br />

Lebensmittelreste aus Gastronomie,<br />

Handel und Industrie verarbeiten.<br />

Ein BHKW mit 2,1 Megawatt<br />

Leistung transformiert das daraus<br />

gewonnene <strong>Bio</strong>gas in klimafreundliche<br />

Energie für etwa 4.900 Haushalte.<br />

Die vier ReFood-<br />

Produkte: Strom,<br />

Wärme, Vorprodukte<br />

für <strong>Bio</strong>diesel und<br />

Dünger.<br />

Neben Kogel, Genthin und Malchin<br />

in Mecklenburg-Vorpommern sowie<br />

Schwallungen in Thüringen ist Marl<br />

die fünfte ReFood-<strong>Bio</strong>gasanlage in<br />

Deutschland. Zusammen haben die<br />

Anlagen eine Leistung von elf Megawatt<br />

und können Strom für rund<br />

26.100 Haushalte produzieren.<br />

Gemeinschaftsprojekt VALDIS<br />

Aber nicht nur in Deutschland entstehen<br />

innovative <strong>Bio</strong>gasanlagen,<br />

die ausschließlich Lebensmittelund<br />

Speisereste verarbeiten. Am<br />

15. Oktober ging die <strong>Bio</strong>gasanlage<br />

VALDIS im französischen Issé offiziell<br />

in Betrieb. „Seit Januar 2012 sind<br />

gewerbliche Betriebe nun auch in<br />

Frankreich durch die Beschlüsse des<br />

französischen Gesetzes ‚Grenelle II’<br />

verpflichtet, ihre Lebensmittelabfälle<br />

zu trennen und so zu verwerten,<br />

dass der Ausstoß von Treibhausgasen<br />

minimiert wird“, sagt Jean-Louis<br />

Hurel, Vorstandsmitglied der SARIA-<br />

Gruppe und verantwortlich für die<br />

französischen Aktivitäten. Die Anlage<br />

in Issé ist als partnerschaftliches Projekt<br />

konzipiert zwischen <strong>Bio</strong>nerval,<br />

dem französischen Pendant zu Re-<br />

Food, und lokalen Unternehmen wie<br />

der Genossenschaft Terrena, dem<br />

Schlachthof Castel Viandes sowie<br />

Verdesis, einem Tochterunternehmen<br />

„Dank der neuen Dienstleistungen<br />

können Kunden nun auch in Frankreich<br />

ihre Lebensmittel- und Speisereste<br />

bei <strong>Bio</strong>nerval gemäß den neuen<br />

gesetzlichen Vorschriften entsorgen<br />

lassen. Damit vermeiden sie das<br />

Deponieren oder Verbrennen solcher<br />

Reststoffe und fördern zugleich die<br />

Produktion von erneuerbaren Energien<br />

in Frankreich.“<br />

VALDIS kann jährlich bis zu 61.000<br />

Tonnen verpackte und unverpackte<br />

<strong>Saria</strong>-Vorstand Jean-Louis Hurel zerschneidet<br />

das traditionelle Band zur Eröffnung der <strong>Bio</strong>gasanlage<br />

VALDIS. Neben ihm: Michel Pelissier,<br />

Präsident der französischen SARVAL-Aktivitäten<br />

von SARIA (2. v. l.), Laurent Clement von Verdesis<br />

(3. v. l.) und Alain Hunault, der Bürgermeister von<br />

Châteaubriand (4. v. l.) sowie die Vorsitzenden<br />

von Castel Viandes und Terrena, Jeff Viol (3. v. r.)<br />

und Hubert Garaud (1. v. r.). Hinter ihnen Norbert<br />

Rethmann, Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates<br />

der RETHMANN-Gruppe.<br />

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SARIAnews


SARIA<br />

Die zehn SARIA-<strong>Bio</strong>gasanlagen (v. l. n. r.): Kogel, Genthin, Schwallungen,<br />

Malchin, Marl, Benet, <strong>Bio</strong>gazyl, Issé. Unten: Doncaster, Étampes.<br />

<strong>Bio</strong>nerval in Étampes<br />

Eine weitere <strong>Bio</strong>gasanlage eröffnete<br />

<strong>Bio</strong>nerval zudem am 9. November<br />

im französischen Étampes bei Paris.<br />

„Auch hier kommt unser bewährtes<br />

Konzept für die biologische Verwertung<br />

von Lebensmittelresten zum Tragen“,<br />

betonte SARIA-Vorstand Hurel<br />

bei der Eröffnungsfeier. Laut der französischen<br />

Landwirtschaftskammer lag<br />

die installierte Leistung für <strong>Bio</strong>gasanlagen<br />

in Frankreich 2010 bei gerade<br />

einmal 164,8 Megawatt. Hurel: „Mit<br />

unserem Engagement verdeutlichen<br />

wir, dass wir aktiv zur <strong>Bio</strong>gasproduktion<br />

beitragen möchten, denn es gibt<br />

diesbezüglich viel Potenzial, sowohl<br />

für die Umwelt als auch für uns als<br />

Dienstleister.“<br />

Neben den Standorten Issé und<br />

Étampes produziert SARIA auch in<br />

Benet <strong>Bio</strong>gas sowie bei <strong>Bio</strong>gazyl in<br />

Les Herbiers in der Region Vendée.<br />

In den letzten drei Jahren hat die<br />

Gruppe dafür rund 45 Millionen Euro<br />

investiert und mehr als 60 Arbeitsplätze<br />

geschaffen. Zusammen haben<br />

die vier französischen SARIA-Anlagen<br />

eine Leistung von sechs Megawatt<br />

und können klimafreundlichen<br />

Strom für 13.700 Haushalte liefern.<br />

Dienstleistungen für Kunden<br />

Zurück nach Deutschland: Schon seit<br />

Ende der 80er Jahre besteht das<br />

spezialisierte ReFood-Entsorgungssystem<br />

für Küchen- und Speisereste,<br />

überlagerte Lebensmittel sowie gebrauchte<br />

Frittierfette aus Gastronomie,<br />

Handel und Industrie. „Früher<br />

wurden solche Abfälle zu Schweinefutter<br />

verarbeitet“, erklärt ReFood-<br />

Geschäftsführer Friedrich Hautkapp.<br />

„Mittlerweile entsteht daraus ein Teil<br />

der Energie von morgen.“<br />

Für Kunden stehen Sammelbehälter<br />

mit 120 oder 240 Litern Fassungsvermögen<br />

zur Verfügung sowie spezielle<br />

90-Liter-Behälter für ausgediente<br />

Frittieröle. Die Niederlassung Marl<br />

beispielsweise sammelt pro Monat mit<br />

rund 45 Spezialfahrzeugen 70.000 Behälter<br />

mit Lebensmittelresten. Das<br />

sind im Jahr etwa 90.000 Tonnen. Bei<br />

jeder Entsorgung tauschen Mitarbeiter<br />

die Behälter stets gegen von innen<br />

und außen gerei nigte Tonnen aus. Die<br />

Abholrhythmen und -zeiten vereinbaren<br />

Kunden dabei individuell. „Bei<br />

Großküchen beispielsweise stehen die<br />

Abfälle oft erst nach dem Mittagessen<br />

zum Abholen bereit“, schildert Re-<br />

Food-Mitarbeiter Heiko Klinkigt aus<br />

der Niederlassung Hüttenfeld. „Andere<br />

Kunden geben mir einen Schlüssel,<br />

damit ich die Behälter selbstständig<br />

in einer Garage oder einem Abstellraum<br />

austausche.“ Dank digitaler<br />

Vernetzung mit den Niederlassungen<br />

können die Fahrer auch kurzfristig<br />

auf geänderte Entsorgungsmengen<br />

eingehen oder flexibel neue Anfahrtsstellen<br />

in ihre Fahrt route aufnehmen<br />

– zum Beispiel bei einem Tiefkühlschaden<br />

in einem Supermarkt. Mobile<br />

Lesegeräte beim Einsatz vor Ort gewährleisten<br />

die lückenlose Rück ver -<br />

folg barkeit der ReFood-Dienstleistungen.<br />

Kunden bestätigen Zeit und Datum<br />

des Entsorgungstermins per Unterschrift<br />

auf einem elektronischen<br />

Lesegerät sowie die Anzahl an ausgetauschten<br />

Behältern. Einen Nachweis<br />

für Kontroll behörden erhalten sie für<br />

beliebige Zeiträume telefonisch, per<br />

Fax oder E-Mail.<br />

ReFood international<br />

In Spanien ist ReFood seit 2011 aktiv.<br />

Am Standort Arteixo im Nordwesten<br />

des Landes sammelt das Unternehmen<br />

Fleisch- und Fischreste beispiels weise<br />

aus Supermarktfilialen. Ein zweites<br />

Sammelgebiet liegt im Großraum<br />

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SARIAnews


Madrid. Auch in den Niederlanden,<br />

Belgien und Luxemburg ist ReFood<br />

mittlerweile engagiert und akquiriert<br />

Kunden über das eigene Vertriebsnetz.<br />

„Wir spüren hier zwar ein verstärktes<br />

Interesse an nachhaltigen Dienstleistungen“,<br />

berichtet Hautkapp, „anders<br />

als in Deutschland und Frankreich<br />

steht die gesetzliche Verpflichtung zur<br />

ökologisch nachhaltigen Verwertung<br />

von gewerblichen Lebensmittelresten<br />

aber noch aus.“<br />

Auch in Großbritannien gibt es die<br />

Tendenz zur Nachhaltigkeit: ReFood<br />

UK betreibt seit September 2011 eine<br />

<strong>Bio</strong>gasanlage im englischen Doncaster,<br />

die mit 2,8 Megawatt Leistung<br />

Strom für etwa 6.500 Haushalte gewinnen<br />

kann. „Der nachhaltige Umgang<br />

mit Lebensmittelresten ist in<br />

Großbritannien als Herausforderung<br />

für die Zukunft erkannt worden“, sagt<br />

Philip Simpson, kaufmännischer<br />

Direktor der PDM-Gruppe, mit der<br />

SARIA bereits 2009 ein ReFood-Joint<br />

Venture etabliert hat. In diesem Sinne<br />

plant das Unternehmen, an dem<br />

SARIA mittlerweile mehrheitlich beteiligt<br />

ist, für 2013 und 2014 weitere<br />

Anlagen in Widnes sowie in London.<br />

Die ReFood-Anlagen sollen jeweils<br />

rund 90.000 Tonnen Lebensmittelreste<br />

in Strom und Wärme für 9.700 Haushalte<br />

umwandeln können. Simpson:<br />

„Das Deponieren von organischen<br />

Reststoffen verschwendet schlichtweg<br />

Ressourcen. <strong>Bio</strong>gasanlagen sind eine<br />

ideale Alternative.“<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

Wenn die grünen Sammelbehälter<br />

in einer ReFood- oder <strong>Bio</strong>nerval-<br />

Niederlassung eintreffen, werden die<br />

Lebensmittelreste zunächst zerkleinert<br />

und Verpackungen wie Glas, Plastik<br />

und Blech entfernt. Auch Fleischreste<br />

werden in einigen Niederlassungen<br />

vorab getrennt und dann in anderen<br />

SARIA-Unternehmen gesondert verwertet.<br />

Im zweiten Schritt erhitzt ein<br />

sogenannter Hygienisator die <strong>Bio</strong>masse<br />

entsprechend der EU-Verordnung<br />

1069/2009 eine Stunde lang<br />

auf über 70 Grad Celsius. Die thermische<br />

Vorbehandlung macht sie<br />

unbedenklich in Bezug auf biologische<br />

Krankheitserreger und Keime.<br />

Zudem entfettet ReFood die <strong>Bio</strong>masse<br />

in einem „Dekanter“, bevor sie in die<br />

<strong>Bio</strong>gasanlage geht. So werden die<br />

Reststoffe von rund 52.000 europaweiten<br />

Kunden aus 75.000 Sammelstellen<br />

zu Rohstoffen für<br />

nachhal tigen Strom und Mehr Infos im<br />

umweltschonende Wärme. Internet:<br />

refood.de<br />

Das dabei entstehende Gärprodukt<br />

am Ende des Pro-<br />

refood.co.uk<br />

refood.eu<br />

zesses dient der Landwirtschaft<br />

als organischer Dünger, bionerval.fr<br />

refood.es<br />

der mineralische Düngemittel einspart.<br />

Die gebrauchten Frittierfette,<br />

die das Unternehmen einsammelt<br />

oder den Speiseresten entzieht, gibt<br />

ReFood als nachhaltigen Grundstoff<br />

an die <strong>Bio</strong> diesel industrie weiter.<br />

Übrigens: <strong>Bio</strong>gas spart CO 2<br />

Der Strom aus <strong>Bio</strong>gas zählt zu den erneuerbaren Energien, weil er CO 2 -neutral ist. Bei der Verbrennung im BHKW entsteht<br />

kein zusätzliches CO 2 wie etwa beim Einsatz von fossilen Energieträgern. Bei der Vergärung in der <strong>Bio</strong>gasanlage wird<br />

zwar Methangas freigesetzt, das bei der Stromerzeugung in Wasser und CO 2 zerfällt. Anders als bei fossilen Energieträgern<br />

stammt der Kohlenstoff aber nicht aus Kohle oder Erdöl, die ihn vor vielen Millionen Jahren eingelagert haben. In den<br />

Speiseresten ist CO 2 beispielsweise in Form von Glucose gebunden, das dem natürlichen Kohlenstoff-Kreislauf auf der<br />

Erdoberfläche entstammt. Wenn man den Energiemix innerhalb der europäischen Union zugrunde legt, entstehen bei der<br />

Erzeugung von Strom 460 Gramm CO 2 pro Kilowattstunde – bei der Energiegewinnung aus reiner Steinkohle sind es sogar<br />

928 Gramm. ReFood-Strom dagegen spart fossile CO 2 -Emissionen: Bei Strom für rund 46.000 Haushalte sind das 75.000<br />

Tonnen Kohlenstoff pro Jahr.<br />

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Redaktion:<br />

Nicolas Boy<br />

Marcel Derichs<br />

SARIA <strong>Bio</strong>-<strong>Industries</strong> <strong>AG</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>KG</strong><br />

Werner Straße 95<br />

59379 Selm<br />

Tel.: +49 2592 210-122<br />

Druck:<br />

Lonnemann GmbH, Selm<br />

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