Grundlagen SanWesen/ABC-Abwehr - Sardog
Grundlagen SanWesen/ABC-Abwehr - Sardog
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<strong>ABC</strong>-<strong>Abwehr</strong>schule<br />
<strong>Grundlagen</strong>abteilung<br />
<strong>SanWesen</strong>/<strong>ABC</strong>-<strong>Abwehr</strong><br />
Lehrbehelf<br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>SanWesen</strong>/<strong>ABC</strong>-<strong>Abwehr</strong><br />
OStWm Boris SCHALKO<br />
DGKP & Referent für <strong>SanWesen</strong>/<strong>ABC</strong>-<strong>Abwehr</strong><br />
Tel.: 02262-72783-3150<br />
Email: abcabws.sanabc@bmlv.gv.at<br />
Version 0.1
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw Inhaltsverzeichnis<br />
1 A-ABWEHR 3<br />
1.1 PHYSIKALISCHE GRUNDLAGEN 3<br />
1.1.1 ATOMAUFBAU 3<br />
1.1.2 RADIOAKTIVITÄT 3<br />
1.1.3 STRAHLENARTEN 3<br />
1.1.4 IONISATION 4<br />
1.1.5 SCHUTZ VOR RADIOAKTIVITÄT 5<br />
1.2 BEDROHUNGSSZENARIEN 5<br />
1.2.1 AUSBRINGUNG VON STRAHLENQUELLEN 5<br />
1.2.2 DIRTY BOMB 5<br />
1.2.3 KOFFERBOMBEN 5<br />
1.3 STRAHLENPATHOLOGIE 6<br />
1.3.1 MOLEKULARE MECHANISMEN DER STRAHLENWIRKUNG 6<br />
1.3.2 AUSWIRKUNGEN FÜR DEN ORGANISMUS 7<br />
1.3.3 ERSTMAßNAHMEN 7<br />
2 B-ABWEHR 8<br />
2.1 BIOLOGISCHE KAMPFMITTEL 8<br />
2.1.1 VIREN 8<br />
2.1.2 BAKTERIEN 9<br />
2.1.3 PILZE 9<br />
2.1.4 TOXINE 10<br />
2.2 SCHUTZ VOR B-KAMPFMITTELN 10<br />
2.2.1 IMMUNSYSTEM UND SCHUTZIMPFUNGEN 10<br />
2.2.2 INFEKTIONSPFADE UND INFEKTIONSQUELLEN 10<br />
3 C-ABWEHR 12<br />
3.1 CHEMISCHE KAMPFSTOFFE 12<br />
3.2 WIRKUNGSWEISEN 13<br />
3.3 ERSTMAßNAHMEN 13<br />
3.3.1 COMBOPEN AUTOINJEKTOR 13<br />
3.3.2 HAUTENTGIFTUNGSPULVER 13<br />
4 LITERATURHINWEISE 14
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw A-<strong>Abwehr</strong><br />
1 A - A b w e h r<br />
1 . 1 P h y s i k a l i s c h e G r u n d l a g e n<br />
1.1.1 Atomaufbau<br />
Vereinfacht dargestellt lassen sich Atome durch drei Arten von Teilchen beschreiben:<br />
• Elektronen (negative Ladungsträger)<br />
• Protonen (positive Ladungsträger)<br />
• Neutronen (keine Ladung)<br />
Das Atom besteht aus einem Kern, der durch Protonen und Neutronen gebildete wird, und einer<br />
Hülle, in der sich die Elektronen bewegen.<br />
1.1.2 Radioaktivität<br />
Die Atomkerne der meisten natürlichen Elemente sind stabil, d.h. sie ändern sich nicht in Zusammensetzung<br />
und Energiegehalt.<br />
Sind mehr als 83 Protonen im Atomkern, neigt das Element dazu instabil zu werden (Abstoßungskräfte<br />
im Kern übersteigen die Fähigkeit der Kernkräfte diesen zusammenzuhalten) und unter Abgabe<br />
von Kernstrahlung zu zerfallen.<br />
Dieser Vorgang wird Radioaktivität genannt.<br />
1.1.3 Strahlenarten<br />
Es werden unterschieden:<br />
• Teilchenstrahlung:<br />
- α-Strahlung (1Alphateilchen = 2 Protonen + 2 Neutronen)<br />
- β-Strahlung (Elektronen)<br />
- Neutronenstrahlung (Neutronen)<br />
• Wellenstrahlung:<br />
- γ-Strahlung<br />
- Röntgenstrahlung<br />
1.1.3.1 Alphastrahlung<br />
Alphastrahlung hat durch ihre doppelt positive Ladung und die hohe Masse der α-Teilchen ein sehr<br />
hohes direktes Ionisationsvermögen.<br />
Die Energieabgabe erfolgt innerhalb einer sehr kurzen Distanz (hoher „Linearer Energietransfer“),<br />
die Eindringtiefe ist sehr gering.<br />
Die Reichweite liegt an der Luft bei einigen Zentimetern, die Abschirmung ist mit einem Blatt Papier<br />
möglich.
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw A-<strong>Abwehr</strong><br />
1.1.3.2 Betastrahlung<br />
Die β-Teilchen haben ein geringes direktes Ionisationsvermögen, ihre Reichweite in Luft beträgt<br />
einige Meter.<br />
Die Abschirmung erfolgt mit einem Metallblech von 1 mm, oder mit Kunststoff von 1-2 cm Dicke.<br />
1.1.3.3 Neutronenstrahlung<br />
Nur wenige Kerne geben bei ihrem Zerfall Neutronen ab, durch ihre elektrische Neutralität können<br />
Neutronen nur indirekt ionisieren.<br />
Die Reichweite beträgt in Luft einige hundert Meter.<br />
1.1.3.4 Gammastrahlung<br />
Gammastrahlung ist (wie z.B. Licht) elektromagnetische Wellenstrahlung. Die Ionisierung erfolgt<br />
indirekt, die Reichweite in Luft beträgt einige hundert Meter.<br />
1.1.3.5 Röntgenstrahlung<br />
Röntgenstrahlung ist wie γ-Strahlung eine elektromagnetische Wellenstrahlung, die aber ausschließlich<br />
künstlich hergestellt wird.<br />
1.1.4 Ionisation<br />
Die Ionisation ist jener Vorgang, bei dem Atome oder Moleküle Elektronen verlieren oder hinzubekommen<br />
und auf diese Weise elektrisch geladen werden. Diese Atome nennt man Ionen.<br />
Ionisation kann durch Zusammenstöße mit anderen Teilchen, durch Einwirkung elektromagnetischer<br />
Wellen (z.B. Wärme, Licht) oder durch chemische Reaktionen hervorgerufen werden.<br />
Man unterscheidet:<br />
a) direkt ionisierende Strahlung:<br />
Geladene Teilchen, die soviel kinetische Energie besitzen, dass sie durch Stoß<br />
zu ionisieren vermögen (α, β).<br />
b) indirekt ionisierende Strahlung:<br />
Elektromagnetische Strahlung (γ) oder ungeladene Teilchen, die imstande sind<br />
beim Durchgang durch Materie direkt ionisierende Teilchen freizusetzen oder<br />
Kernumwandlungen herbeizuführen.
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw A-<strong>Abwehr</strong><br />
1.1.5 Schutz vor Radioaktivität<br />
Um sich vor Radioaktivität zu schützen sind drei Grundregeln einzuhalten:<br />
1.1.5.1 Abstand<br />
Ebenso wie die Intensität einer Lichtquelle aus energetischen Gründen mit der Entfernung abnimmt,<br />
so verringert sich auch die Intensität einer (annähernd) punktförmigen Strahlenquelle.<br />
Quadratisches Abstandsgesetz:<br />
DL = Dosisleistung<br />
x = Entfernung<br />
DL x<br />
=<br />
(<br />
)<br />
DL<br />
x<br />
(0)<br />
2<br />
1.1.5.2 Abschirmung<br />
Beim Durchgang durch Materie verliert jede Strahlung infolge von Wechselwirkungen mit der Materie<br />
an Intensität.<br />
Die Halbwertsschicht (HWS) ist jene Dicke eines Materials, welche die Stärke der Strahlung um die<br />
Hälfte reduziert.<br />
1.1.5.3 Aufenthaltszeit<br />
Je kürzer die Spanne der Strahlenbelastung, desto weniger Strahlung wird absorbiert.<br />
1 . 2 B e d r o h u n g s s z e n a r i e n<br />
1.2.1 Ausbringung von Strahlenquellen<br />
Hierbei werden starke radioaktive Quellen so platziert, dass Personen im Wirkungsbereich verstrahlt<br />
werden.<br />
1.2.2 Dirty Bomb<br />
Es handelt sich um konventionelle Sprengkörper, die mit radioaktivem Material ummantelt sind,<br />
sodass es bei der Detonation zu einer Kontamination der Umgebung kommt. Es erfolgt jedoch keine<br />
Kettenreaktion wie bei einem Nuklearsprengkörper.<br />
1.2.3 Kofferbomben<br />
Als Kofferbomben werden kleine Nuklearsprengkörper, vorwiegend zum taktischen Einsatz bezeichnet.<br />
Bei der Detonation kommt es neben der Sprengwirkung auch noch zur massiven Freisetzung<br />
von radioaktiver und thermischer Strahlung.
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw A-<strong>Abwehr</strong><br />
1 . 3 S t r a h l e n p a t h o l o g i e<br />
1.3.1 Molekulare Mechanismen der Strahlenwirkung<br />
Trifft ionisierende Strahlung auf lebende Gewebe wird ein Teil davon absorbiert, der Rest geht ungehindert<br />
durch. Kern- u. Zellschädigungen können sich, je nach Höhe der Strahlendosis und der<br />
zellspezifischen Empfindlichkeit gegenüber Strahlung, von reparablen, leichten Schäden über Funktionsstörungen<br />
bis hin zum schnellen Zelltod präsentieren.<br />
Da die Zelle zu ca. 70% aus Wasser und zu ca. 30% aus Biomolekülen (Proteine, DNS, Lipide, Polysacharide,<br />
etc.) besteht erfolgt die Absorption der Strahlung anteilsgemäß.<br />
Durch die in Sekundenbruchteilen erfolgende Ionisation (= Herausschlagen von e - aus Atomen und<br />
Molekülen) entstehen Radikale (sehr reaktionsfreudig u. aggressiv), die in der Zelle Schäden anrichten<br />
können. Die durch die Wasserradiolyse entstehenden Schäden bezeichnet man als indirekte<br />
Wirkung, die Ionisation der Biomoleküle selbst als direkte Wirkung.<br />
Durch die Ionisation oder Radikale können folgende Schadensarten entstehen:<br />
• Bruch der Biomoleküle<br />
• chem. Veränderung bzw. Funktionsverlust (z.B. Enzyme)<br />
• Verletzungen od. Erstarrungen (z.B. Zellwand)<br />
• Verlust od. Veränderung der DNS und RNS<br />
Mikroskopische Erscheinungen treten Minuten bis Stunden nach der Exposition auf.<br />
Das Schadensausmaß ist abhängig von:<br />
• sind wichtige Biomoleküle betroffen?<br />
• sind wichtige Molekülabschnitte betroffen?<br />
• können die Moleküle repariert werden, wenn ja wie schnell?<br />
• ist die Reparatur korrekt oder fehlerhaft?<br />
• können die Moleküle ersetzt werden, wenn ja wie schnell?<br />
Die biologische Wirksamkeit von Strahlung ist abhängig von:<br />
• der Strahlenart (Eindringvermögen, Qualitätsfaktor)<br />
• Größe des betroffenen Körperteils<br />
• der Energiemenge<br />
• der Zeitspanne der Belastung<br />
• der Zellempfindlichkeit<br />
• Fähigkeit der <strong>Abwehr</strong>- u. Reparatursysteme<br />
Hier einige Beispiele für die unterschiedliche Empfindlichkeit verschiedener Körpergewebe:<br />
hoch<br />
Knochenmark, Lymphozyten, Keimdrüsen u. Keimzellen, Embryo<br />
Haarfollikel, Haut<br />
Leber, Niere, Magenwand, Schilddrüse, ZNS<br />
niedrig<br />
Bindegewebe, Knorpel, Muskel, PNS
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw A-<strong>Abwehr</strong><br />
1.3.2 Auswirkungen für den Organismus<br />
Die biologische Manifestation einer Strahlenbelastung gliedert sich wie folgt:<br />
deterministische Strahlenschäden<br />
stochastische Strahlenschäden<br />
akute Strahlenschäden<br />
Teratogenese Kanzerogenese Mutagenese<br />
Für die Auswirkungen auf den Gesamtorganismus sind auch die Größe des betroffenen Areals und<br />
die Zeitspanne, in der die Dosis aufgenommen wird, entscheidend. Wird also eine Dosis über einen<br />
längeren Zeitraum hin aufgenommen, so sind die Auswirkungen im Vergleich zur Sofortdosis gleicher<br />
Höhe geringer, da die Reparaturmechanismen in der Zwischenzeit zu wirken beginnen.<br />
Wie eingangs erwähnt spielt auch die Größe des betroffenen Areals, differenziert wird in Ganz- od.<br />
Teilkörperbestrahlung, in der Dosis-Effektrelation eine entscheidende Rolle. Auch ist es von Bedeutung<br />
ob sich die Exposition als externe Bestrahlung (Ganzkörper-, Teilkörperbestrahlung) oder<br />
als Interne Bestrahlung (Ingestion, Inhalation, Wundkontamination) präsentiert.<br />
Bei der Inkorporation werden die Radionuklide gemäß ihrer chemischen Eigenschaften verteilt und<br />
im Körper angereichert (z.B. Jod in der Schilddrüse, Strontium in den Knochen).<br />
Die tatsächliche Schädigung tritt dann direkt vor Ort durch die Strahlung auf = Radiotoxizität.<br />
1.3.3 Erstmaßnahmen<br />
Speziell nach dem Einsatz von Atomsprengkörpern bzw. „Dirty Bombs“ stehen die nicht durch ionisierende<br />
Strahlung hervorgerufenen Schädigungen im Vordergrund. Es sind dies die direkten und<br />
indirekten Druckschäden bzw. die Verbrennungen. Diese Verletzungen sind nach den allgemein<br />
gültigen Richtlinien der Ersten Hilfe zu versorgen.<br />
Zudem können die direkten Folgen einer Ganzkörperbestrahlung bereits in Erscheinung treten. Für<br />
den Ersthelfer ist die Einstufung in den jeweiligen Grad der Strahlenkrankheit weder möglich<br />
noch sinnvoll. Er orientiert sich nach dem Allgemeinzustand des Patienten, überwacht die Vitalfunktionen<br />
und setzt ggf. Maßnahmen der allgemeinen Erstversorgung.<br />
Es gilt die Maxime, Symptome so gut als möglich zu behandeln und den Patienten vor Umwelteinflüssen<br />
und Infektionen weitgehend zu schützen.<br />
Ebenso ist die rasche Übergabe an eine Fachabteilung von entscheidender Bedeutung für den weiteren<br />
Verlauf der Gesundheitsschädigung.
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw B-<strong>Abwehr</strong><br />
2 B - A b w e h r<br />
2 . 1 B i o l o g i s c h e K a m p f m i t t e l<br />
Unter biologischen Kampfmitteln ist eine Vielzahl an Krankheitserregern zusammengefasst, die im<br />
Zuge eines offenen oder verdeckten Konfliktes gegen Truppen oder die Zivilbevölkerung des Gegners<br />
eingesetzt werden können.<br />
Die Geschichte der biologischen Waffe reicht bis 1347 n.Chr. zurück als Tartaren mit Wurfmaschinen<br />
Pestleichen in die Stadt Kaffa (heute Feodosia) auf der Krim schleuderten um so die Belagerung<br />
zu beenden.<br />
Aus heutiger Sicht kommen folgende Erregergruppen in Frage:<br />
2.1.1 Viren<br />
Viren ist die Sammelbezeichnung für biologische Strukturen (in den bekannten Fällen meist Krankheitserreger)<br />
mit folgenden gemeinsamen Merkmalen:<br />
1. enthalten als genetische Information nur entweder DNA od. RNA<br />
2. verfügen nicht über die für Wachstum und Teilung erforderlichen Enzyme,<br />
sondern bedürfen dazu (meist spezifischer) Wirtszellen<br />
Viren messen 20-300 nm in Länge od. Durchmesser (passieren also Bakterienfilter) und bestehen<br />
aus:<br />
1. Nukleinsäuresequenz (DNA od. RNA)<br />
2. Proteinmantel (Kapsid)<br />
3. komplexe Viren sind von einer Hülle umgeben<br />
Abbildung 1:<br />
Größenvergleich (um die Viren<br />
ein kleines Bakterium)<br />
Durch ihre Vermehrung zerstören die meisten Viren die Wirtszelle, andere wiederum schädigen die<br />
Zelle in ihrer Funktion oder Teilungsfähigkeit.<br />
Beispiele für virale Erkrankungen sind:<br />
Ebola – hämorrhagisches Fieber, viele Durchfallerkrankungen, AIDS, FSME, Schnupfen, etc.
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw B-<strong>Abwehr</strong><br />
2.1.2 Bakterien<br />
Bakterien sind einzellige Kleinlebewesen ohne echten Zellkern. Sie bestehen aus Zellmembran,<br />
Zytoplasma, Zytoplasmamembran und Kernäquivalenten, haben zum Teil Geißeln und Kapseln und<br />
einen eigenen Stoffwechsel. Die Fortpflanzung erfolgt durch Querteilung nach Längenwachstum<br />
und zum Teil mit Sporenbildung.<br />
Abbildung 2: verschiedene Bakterien<br />
Die Bakterien entfalten ihre Pathogenität durch ihre Vermehrung und die damit einhergehende<br />
Reaktion des Immunsystems oder durch ihre Auscheidungsprodukte, die für den Körper giftig sind.<br />
Beispiele für bakterielle Erkrankungen sind:<br />
Pest, Tetanus, Cholera, Ruhr, Furunkel, Abszeß, Scharlach, etc.<br />
2.1.3 Pilze<br />
Pilze sind kleine pflanzliche Lebewesen, die 5-200 µm groß sind. Neben den bekannten Schimmelpilzen<br />
auf den Nahrungsmitteln und der beliebten Bierhefe gibt es eine Vielzahl humanpathogener<br />
Arten.<br />
Sie haben jeweils ein bevorzugtes Ziel im menschlichen Körper, die meisten aber sind in der Lage<br />
den gesamten Körper zu befallen. Erkrankungen die durch Pilze hervorgerufen werden nennt man<br />
Mykosen.<br />
Beispiele hiefür sind:<br />
Haut- u. Nagelpilz, Infektionen der Atmungsorgane oder des Verdauungsapparates
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw B-<strong>Abwehr</strong><br />
2.1.4 Toxine<br />
Toxine sind Giftstoffe von Mikroorganismen, Pflanzen oder Tieren mit nach unterschiedlichen Inkubationszeiten<br />
auftretender spezifischer Wirkung.<br />
Die bekanntesten Toxine sind:<br />
Botulinumtoxin (stärkstes bekanntes Gift), Tetanospasmin (neurotoxisch), Tetanolysin (hämolytisch)<br />
2 . 2 S c h u t z v o r B - K a m p f m i t t e l n<br />
2.2.1 Immunsystem und Schutzimpfungen<br />
Das Immunsystem ist ein komplexes funktionelles System zur Erhaltung der Individualstruktur<br />
durch <strong>Abwehr</strong> körperfremder Substanzen (Antigen) u. kontinuierlicher Elimination anomaler (z.B.<br />
maligne entarteter) Körperzellen, an der verschiedene Organe, im gesamten Organismus verteilte<br />
Zellen (v.a. Leukozyten) und Biomoleküle (Antikörper) beteiligt sind.<br />
Es gliedert sich in:<br />
• unspezifisches Immunsystem (gegen alles, langsam, sofort einsetzend)<br />
• spezifisches Immunsystem (nur jeweils gegen einen Erreger,<br />
schnell und hochwirksam mit der Fähigkeit der Erinnerung)<br />
Bei der Schutzimpfung wird das Immunsystem mit einem abgetöteten oder abgeschwächten Erreger<br />
konfrontiert um Gedächtniszellen zu bilden und so im Falle einer tatsächlichen Infektion mit dem<br />
pathogenen Erreger gewappnet zu sein.<br />
2.2.2 Infektionspfade und Infektionsquellen<br />
Der wichtigste Infektionspfad ist über die Atemwege. Die meisten BW liegen in Aerosolform vor<br />
und gelangen durch Inhalation in den Körper.<br />
Der Weg über den Verdauungstrakt stellt nicht die Hauptbedrohung dar, darf aber in Zusammenhang<br />
mit Störaktionen und terroristischen Anschlägen nicht außer acht gelassen werden.<br />
Den Weg über die Haut nehmen vor allem Mycotoxine, allerdings fällt bei Verletzungen die natürliche<br />
Barriere weg, und der weg in den Körper steht auch anderen Erregern offen.
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw B-<strong>Abwehr</strong><br />
Infektionsquellen<br />
Alimentäre Infektion<br />
Kontaktinfektion<br />
Tröpfcheninfektion<br />
Schmierinfektion:<br />
Überträgerinfektion<br />
Übertragung von Erregern durch verunreinigte Nahrungsmittel und<br />
Trinkwasser<br />
Keimübertragung von Mensch zu Mensch, oder von Tier zu Mensch<br />
durch Berührung oder Verletzung an verschmutzten Instrumenten<br />
Übertragung durch infektiöse Flüssigkeit aus Nase und Mund (z.B.<br />
Husten, Niesen)<br />
Keimübertragung durch Kontakt mit Gegenständen, die mit infektiösen<br />
Ausscheidungen behaftet sind<br />
Übertragung durch bestimmte Insekten oder höhere Tierarten, in denen<br />
sich die Erreger entwickeln, vermehren oder aufhalten<br />
Tabelle 1: Infektionsquellen
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw C-<strong>Abwehr</strong><br />
3 C - A b w e h r<br />
3 . 1 C h e m i s c h e K a m p f s t o f f e<br />
Ein chemischer Kampfstoff wird wie folgt definiert:<br />
„Ein C-Kampfstoff ist eine chemische Substanz, die aufgrund ihrer physiologischen Wirkung für<br />
den militärischen Einsatz zum Zwecke der Tötung, der erheblichen Verwundung oder der Kampfunfähigmachung<br />
des Gegners benützt wird.“ 1<br />
Ausgenommen aus dieser Definition sind „riot control agents“ -Reizstoffe wie z.B. Tränengas- Herbizide,<br />
Kunstnebel und militärisch verwendete Brandstoffe (z.B. Napalm).<br />
Die physikalischen Eigenschaften der bekannten C-Kampfstoffe erstrecken sich über die gesamte<br />
Bandbreite. Abhängig von den Umweltbedingungen können sie gasförmig, flüssig oder fest in Erscheinung<br />
treten. Der Dampfdruck variiert von hoch bis sehr niedrig, die Dichte kann geringer oder<br />
höher als die von Luft sein. Abhängig vom Reinheitsgrad des jeweiligen Stoffes verströmt er keinen<br />
bis charakteristischen Geruch.<br />
Die einzige allgemeine chemische Eigenschaft ist jene, daß die Kampfstoffe so stabil sind, daß sie<br />
Lagerung, Transport, Einsatz und Verbreitung unbeschadet überstehen, um im Ziel Wirkung zu<br />
zeigen. Manche sehr reaktionsfreudige Kampfstoffe denaturieren relativ rasch, während reaktionsträgere<br />
spezielle Reaktionspartner zur Inaktivierung benötigen.<br />
Bei Untersuchung der toxikologischen Eigenschaften muß in Betracht gezogen werden, daß nicht<br />
jeder Organismus einer Spezies gleich auf eine bestimmte Dosis reagiert. Die Reaktion ist von sehr<br />
vielen Faktoren abhängig, wobei z.B. genetischer Hintergrund, Alter und allgemeiner gesundheitlicher<br />
Zustand eine Rolle spielen.<br />
Die Einteilung der chemischen Kampfstoffe wird zumeist wie folgt getroffen:<br />
1. Nervenkampfstoffe (z.B. Sarin)<br />
2. Hautkampfstoffe (z.B. Schwefel-Lost)<br />
3. Blutkampfstoffe (z.B. Blausäure)<br />
4. Lungenkampfstoffe (z.B. Phosgen)<br />
Weiters gibt es noch zwei Gruppen von Stoffen, die gemäß NATO Definition zwar keine chem.<br />
Kampfstoffe sind, aber wegen ihrer Wirkung doch im selben Zusammenhang genannt werden:<br />
1. Reizstoffe (z.B. Adamsit)<br />
2. Psychokampfstoffe (z.B. LSD)<br />
In mancher Literatur werden die ersten vier Gruppen auch als verlustbringende Kampfstoffe, und<br />
die beiden anderen als störende Kampfstoffe bezeichnet.<br />
1 NATO Definition; NATO FM 8-9; „Handbook on the Medical Aspects of NBC Defensive Operations“
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw C-<strong>Abwehr</strong><br />
3 . 2 W i r k u n g s w e i s e n<br />
Nervenkampfstoffe stören das Reizleitungssystem und verursachen starke Krämpfe, erhöhte Sekretion<br />
der Drüsen und Atemnot.<br />
Hautkampfstoffe dringen zunächst symptomlos ein, danach kommt es zu einer massiven Blasenbildung<br />
an den betroffenen Stellen. Weiters ergibt sich in der Folge eine systemische Vergiftung.<br />
Blutkampfstoffe behindern den Sauerstofftransport in die Zellen, es kommt daher zu einer „inneren<br />
Erstickung“.<br />
Lungenkampfstoffe zerstören die Lungenbläschen, somit ist kein Gasaustausch mehr möglich –<br />
der Patient erstickt.<br />
Reizstoffe wirken vor allem im oberen Respirationstrakt und in den Augen. In normaler Dosierung<br />
hinterlassen sie keine bleibenden Schäden, bei Inhalation starker Konzentrationen kann es allerdings<br />
zu schweren Gesundheitsstörungen kommen.<br />
Psychokampfstoffe verändern das Erleben der Umwelt und die Reaktionen des Individuums auf<br />
gewonnene Eindrücke. Ziel ist es den Betroffenen handlungsunfähig zu machen, ohne ihn zu töten.<br />
3 . 3 E r s t m a ß n a h m e n<br />
Neben der Versorgung konventioneller Verletzungen kommt es hier besonders auf folgende Punkte<br />
an:<br />
• Bergung aus der Gefahrenzone<br />
• Dekontamination<br />
• Versorgen der Kampfstoffverletzungen<br />
• rascher Abtransport<br />
3.3.1 ComboPen Autoinjektor<br />
Der Autoinjektor dient zur Initialtherapie von Nervenkampfstoffvergiftungen. Er enthält Atropin<br />
(lindert die Symptome) und Oxime (Gegengift).<br />
Beim Auftreten der Symptome einer Nervenkampfstoffvergiftung wird dem Betroffenen ein Autoinjektor<br />
verabreicht. Tritt innerhalb der ersten 10 Minuten keine Besserung ein, so bekommt er<br />
den zweiten. Gleiches gilt für den dritten Autoinjektor.<br />
3.3.2 Hautentgiftungspulver<br />
Dient zur Beseitigung flüssiger Kampfstoffe auf Bekleidung oder Haut. Durch den Anteil von freiem<br />
Chlor wird der Kampfstoff neutralisiert.
<strong>Grundlagen</strong> SanW/<strong>ABC</strong>Abw Quellennachweis<br />
Bücher:<br />
4 L i t e r a t u r h i n w e i s e<br />
• WHO Report, Geneva 1970;<br />
„HEALTH ASPECTS OF CHEMICAL AND BIOLOGICAL WEAPONS“<br />
• KLIMMEK/SZINICZ/WEGER, Hippokrates Verlag 1983;<br />
„CHEMISCHE GIFTE UND KAMPFSTOFFE - WIRKUNG UND THERAPIE“<br />
• LUDEWIG/LOHS, Gustav Fischer Verlag 1988;<br />
„AKUTE VERGIFTUNGEN-RATGEBER FÜR TOX. NOTFÄLLE“<br />
• MARQUARDT/SCHÄFER, BI Wissenschaftsverlag 1994;<br />
„LEHRBUCH DER TOXIKOLOGIE“<br />
• WILSON/BRAUNWALD/ISSELBACHER/PETERSDORF/MARTIN/FAUCI/ROOT, McGraw-Hill,<br />
Inc. 1991;<br />
„HARRISON´S PRINCIPLES OF INTERNAL MEDICINE“<br />
• OECD Environment Monograph No.81, Paris 1994;<br />
„HEALTH ASPECTS OF CHEMICAL ACCIDENTS“<br />
• Dept. of the Army, Washington D.C., Feb. 1996;<br />
„HANDBOOK ON THE MEDICAL ASPECTS OF NBC DEFENSIVE OPERATIONS“<br />
• Dept. of the Army, Washington D.C., Apr. 1993;<br />
„HEALTH SERVICE SUPPORT IN A NUCLEAR, BIOLOGICAL AND CHEMICAL ENVIRONMENT“<br />
• Dept. of the Army, Washington D.C., 1989;<br />
„TREATMENT OF CHEMICAL AGENT CASUALTIES AND CONVENTIONAL MILITARY INJURIES“<br />
• U.S.AMRIID, 1997;<br />
„DEFENSE AGAINST TOXIN WEAPONS“<br />
• U.S.AMRIID, 1997;<br />
„MEDICAL MANAGEMENT OF BIOLOGICAL CASUALTIES“<br />
Merkblätter:<br />
Lehrbehelfe:<br />
• „A-<strong>Abwehr</strong>“, <strong>ABC</strong>AbwS<br />
• „B-<strong>Abwehr</strong>“, <strong>ABC</strong>AbwS<br />
• „C-<strong>Abwehr</strong>“, <strong>ABC</strong>AbwS<br />
• „<strong>SanWesen</strong>/<strong>ABC</strong>-<strong>Abwehr</strong> für den <strong>ABC</strong>-<strong>Abwehr</strong>offizier“, OStWm Boris SCHALKO