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Christus, Elf Visionen.

Rainer Maria Rilke, Christus Elf Visionen

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S 31<br />

<strong>Christus</strong> Elv <strong>Visionen</strong><br />

Das, was ich einmal litt,<br />

lobpreis` ich jetzt.<br />

Und Nächte giebt es, da die blasse Scham<br />

entflieht,<br />

da schenkt sich Jesus wie ein Lied<br />

mir hin,<br />

und meine Seele sieht,<br />

daß ich ein Wunder bin,<br />

das ihm geschieht."<br />

Die Schwestern waren Brust an Brust gepreßt<br />

und beide jung im Glühn des gleichen Scheines:<br />

"Dann bin ich mit dem großen Leben Eines<br />

und fühle tief: das ist das Hochzeitsfest,<br />

und alle Krüge wurden Krüge Weines."<br />

Da neigten die Mädchen sich Leib an Leib:<br />

es war, als ob derselbe Sturm sie streifte<br />

und sie umwob<br />

und dann die Blonde hob<br />

in einen Sommer hoch, darin sie reifte<br />

- zum Weib.<br />

Denn sie küßte die Schwester mit fremdem Kuß<br />

und lächelte fremd: "Vergieb, - ich muß. -<br />

Weißt du noch von dem blonden Gespielen?

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