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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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Jahren dann vor allem Telerobotik mit Lebewesen kombinierte.<br />

Seit Anfang der 1990er Jahre befasst er sich auch mit transgener<br />

Kunst, wobei es ihm vor allem um die veränderten Beziehungen<br />

zwischen Mensch und Natur geht. Kac legt Wert darauf, dass die<br />

in seinem Projekt gentechnisch veränderten Tiere tatsächlich mit<br />

nach Hause genommen werden können und als Heimtiere in der<br />

Familie leben bzw. als Pflanzen im heimischen Garten wachsen<br />

können (Kac 1998). Besonders kontrovers war die Herstellung<br />

eines gentechnisch veränderten Kaninchens namens Alba im<br />

Jahre 2000, in dessen Genom ein grünes Fluoreszenzgen (einer<br />

Quallenart) eingeführt wurde. 105 Diese Arbeit Kacs wurde «GFP<br />

Bunny» benannt und zum ersten Mal in Avignon öffentlich gezeigt.<br />

Alba wurde von einem Labor des französischen INRA (Institut<br />

Nationale de la Recherche) in Avignon unter der Leitung seines<br />

Direktors Louis-Marie Houdebine, eines renommierten Biotechnologen,<br />

hergestellt. Nach der Konferenz wollte Kac Alba mit nach<br />

Hause zu seiner Familie nehmen, aber das Kaninchen verblieb in<br />

dem INRA-Labor. In nachfolgenden Kunstwerken plädierte Kac<br />

für eine Befreiung von Alba: «Transgene Kunst versucht nicht, die<br />

öffentliche Diskussion zu moderieren, unterminieren oder darin<br />

zu vermitteln. Sie versucht, eine neue Perspektive zu eröffnen, die<br />

Ambiguität und Subtilität da bietet, wo man normalerweise nur<br />

affirmative (‹zugunsten etwas›) und negative (‹gegen etwas›) Polarität<br />

findet. ‹GFP-Bunny› betont die Tatsache, dass transgene Tiere<br />

normale Geschöpfe sind, die ebenso Teil des sozialen Lebens sind<br />

wie andere Lebensformen und somit ebenso viel Liebe und Umsorgung<br />

verdienen wie jedes andere Tier auch» (Kac 2002, o. S.).<br />

Dagegen wird seitens des INRA immer wieder betont, dass eine<br />

Genehmigung zur Mitnahme nie erteilt wurde, aus rechtlichen<br />

Gründen, aber auch weil sie wissenschaftlich und ethisch unverantwortlich<br />

wäre.<br />

Kacs Arbeit hat eine ethische Kontroverse über die Vertretbarkeit<br />

solcher Nutzung von Technologien und über das Verhältnis<br />

von Kunst und Wissenschaft ausgelöst, wobei auch diskutiert<br />

105 Alba ist ein Albinokaninchen, das nur bei einer bestimmten Lichtquelle leuchtet.<br />

Siehe dazu: http://www.ekac.org/transgenic.html. Eskin (2001) berichtet, dass Kac<br />

bereits im Jahr 1999 die Herstellung eines transgenen fluoreszenten Hundes als Zu-<br />

kunftsprojekt vorschlug.<br />

wurde, wie transgene Tiere zu behandeln sind – was ein Ziel des<br />

Künstlers war (vgl. Galus 2000). 106 Unbekannt ist allerdings, wie<br />

die Herstellung von Alba vonstatten ging und wie viele Tiere bspw.<br />

für diese genutzt wurden. Kac betont vor allem seine Faszination<br />

durch dieses Kaninchen, das gesund, schön und zärtlich sei (Eskin<br />

2001), thematisiert aber nicht die Risiken gentechnischer Veränderungen<br />

für Tiere oder rechtliche Fragen, bspw. mit Blick auf das<br />

Verbot der Kommerzialisierung transgener Tiere in Europa.<br />

Gigliotti (2005) kritisiert das nonkonformistische, anti-anthropozentrische<br />

und pro-experimentelle Selbstverständnis sowie eine<br />

Ignoranz ethischer Aspekte bei dieser Art von Kunst: «How, then,<br />

do these artists see their goal of a new art practice of creating life<br />

forms as part of a world view that is anti-anthropocentric, when in<br />

fact it continues along the very traditional, conformist, and conservative<br />

paths along which are littered with the bodies and lives<br />

of millions of animals?» (Gigliotti 2005, S.65). Dabei bezieht sie<br />

sich auf den erheblichen Tierverbrauch bei der Herstellung transgener<br />

Tiere sowie auf die Tatsache, dass diese Tiermodelle eine<br />

Zunahme von Tierexperimenten verursacht haben (Baker 2003).<br />

Tierschutzorganisationen kritisierten an Kacs Arbeit, dass es sich<br />

um eine bloße Instrumentalisierung von Tieren handele.<br />

Bei Arbeiten dieser Art handelt es sich um eine technologische<br />

Veränderung tierischer Eigenschaften für künstlerische Zwecke.<br />

Von Verbesserung kann hier die Rede sein in Bezug auf das Aussehen<br />

der Tiere und auf ihren Status als Kunstwerke sowie als Träger<br />

einer Botschaft. Das gentechnisch veränderte Kaninchen soll die<br />

Ambiguität der Überschreitung von Speziesgrenzen darstellen und<br />

als Symbol für eine neue Generation von Lebewesen dienen. Es<br />

lässt sich darüber streiten, inwieweit dies gelungen ist.<br />

2.4 Sporttiere<br />

Bei der Nutzung von Tieren im Sport kann man zwischen Rennen,<br />

menschlichen Spielen (wie Polo), Kampf, Jagd, Fischerei und Wettbewerben<br />

zum Zweck der Darbietung der Exzellenz von Sport-<br />

106 Auf Kacs Website findet sich eine ausführliche Dokumentation der öffentlichen De-<br />

batte über «GFP Bunny»: http://www.ekac.org/debates.html.<br />

98 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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