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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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Im 20. Jahrhundert haben Interventionen zur Veränderung des<br />

Äußeren von Tieren eine neue Bedeutung erlangt, u. a. aufgrund<br />

der Beliebtheit von Schönheitswettbewerben. Hierzu hat sich eine<br />

Diskussion über die Vertretbarkeit von menschlichen Eingriffen in<br />

Tiere aus ästhetischen Gründen entwickelt, deren Ergebnisse für<br />

die Bewertung künftiger Möglichkeiten eines ästhetischen «Animal<br />

Enhancement» relevant sein dürften. So werden in US-Fachzeitschriften<br />

verschiedene Praktiken der kosmetischen Chirurgie<br />

bei Tieren – wie das Kupieren des Schwanzes und der Ohren, die<br />

permanente Verhinderung des Hundebellens (durch Eingriffe an<br />

den Stimmbändern) oder die Krallenamputation bei Katzen – kontrovers<br />

diskutiert. Die beiden letztgenannten Praktiken sind bspw.<br />

in Europa durch Tierschutzgesetze verboten und werden dort als<br />

verbotene Eingriffe oder als Tierquälerei klassifiziert (Hirt et al.<br />

2007). Das Kupieren von Ohren ist indes in Europa bei einigen<br />

Hunderassen gestattet. 91<br />

In den USA engagieren sich verschiedene Tierschutzorganisationen<br />

gegen solche Eingriffe, wobei einige dieser Initiativen von Tierärzten<br />

ausgegangen sind, wie bspw. Vet4Petz. 92 Zu den kritisierten<br />

Eingriffen zählen die Verkleinerung von Ohren bei Perserkatzen,<br />

die erfolgt, um ihre Erfolgschancen bei Schönheitswettbewerben zu<br />

erhöhen (Hartwell 2004), die Abschaffung des Hundebellens, die<br />

diverse postoperative Schwierigkeiten nach sich ziehen kann, sowie<br />

die u. a. zur Schonung von Möbeln durchgeführte Krallenamputation<br />

bei Katzen, bei der auch die Zehenspitzen entfernt werden.<br />

Die letztgenannte Praxis kann auch zu einer erhöhten Aggressi-<br />

91 In Deutschland ist das Kupieren von Ohren seit 1987 gesetzlich verboten und seit<br />

1998 das Kupieren des Schwanzes (§6 TschG). Darüber hinaus gilt beim Verband für<br />

das Deutsche Hundewesen (VDH) seit 2002 ein Ausstellungsverbot für Hunde aus dem<br />

In- und Ausland, deren Ohren nach dem 1. Januar 1987 oder deren Rute nach dem<br />

1. Juni 1998 amputiert worden sind. Auch in Österreich (§ 7TSchG) und in der Schweiz<br />

(Tierschutzverordnung, Art. 21a) ist das Kupieren verboten. Ausnahmeregelungen gel-<br />

ten bei medizinischen Indikationen.<br />

92 Auf der Website der Vet4Petz liest man, dass der Staat New Jersey eine Initiative<br />

zum Verbot der Abschaffung des Bellens bei Hunden durch Eingriffe in den Stimm-<br />

bändern ergriffen hat. Siehe dazu:http://www.vet4petz.com/articles/cosmetic_surgery.<br />

htm. Siehe auch die Website von «In Defense of Animals» (IDA): http://www.idausa.<br />

org/facts/cossurgery.html.<br />

vität führen, weil die Katze nicht mehr ihr gattungsspezifisches<br />

Verhalten ausüben kann. (Katzen kürzen ihre Krallen regelmäßig,<br />

und das häufige Kratzen an geeigneten Gegenständen gehört zur<br />

täglichen Pflege einer gesunden Katze.) Im Jahr 2008 hat die American<br />

Veterinary Medical Association (AVMA) ihre Richtlinien<br />

zum Kupieren des Schwanzes und von Ohren dahingehend revidiert,<br />

dass diese Praxis bei einer Durchführung zu rein ästhetischen<br />

Zwecken abgelehnt wird. In diesem Zusammenhang erfolgten eine<br />

Auseinandersetzung mit der einschlägigen Forschung sowie eine<br />

Auswertung der klinischen Erfahrungen von Tierärzten und deren<br />

Bewertung durch das AVMA Animal Welfare Committee. 93 Hier<br />

wurden zunächst die Motive der Eingriffe kritisiert. Auch eine<br />

bloß kosmetische Chirurgie bringt ja bestimmte Risiken für das<br />

Wohlbefinden des Tieres mit sich, wie bspw. im Fall von Komplikationen<br />

bei der Anästhesie, Schmerzen, Blutungen und Infektionen.<br />

Das Kommitee differenzierte bei der Bewertung dieser Praktiken<br />

dementsprechend stark zwischen kosmetischen Zielen einerseits<br />

und therapeutischen oder präventiven Zielen andererseits. Der<br />

Beschluss des Gremiums wurde von vielen Tierschutzorganisationen<br />

begrüßt, vom American Kennel Club (AKC), einer Art US-<br />

Dachverband für die Registrierung von Hunderassen 94 , hingegen<br />

kritisiert. Laut AKC-Register werden das Kupieren von Ohren bei<br />

13 Rassen und das Kupieren des Schwanzes bei 48 Rassen durchgeführt.<br />

Hier handele es sich weder um Grausamkeiten noch um bloß<br />

kosmetische Eingriffe, sondern im Gegenteil um Maßnahmen zur<br />

artgerechten Haltung. 95 Die Position von AKC ist aber kontrovers,<br />

93 Siehe http://www.avma.org/issues/policy/animal_welfare/tail_docking.asp.<br />

94 Im AKC sind 158 verschiedene Hunderassen registriert und für jede Rasse existiert<br />

ein eigener Club, der Richtlinien für eine angemessene Haltung und für Eingriffe in die<br />

Tiere festlegt.<br />

95 So heißt es auf der AKC-Website: «The AKC recognizes that ear cropping and tail do-<br />

cking, as prescribed in certain breed standards, are acceptable practices integral to defining<br />

and preserving breed character, enhancing good health, and preventing injuries. These breed<br />

characteristics ensure the safety of dogs that on a daily basis perform heroic roles with Home-<br />

land Security, serve in the U.S. Military, and with Police Departments. These dogs protect<br />

tens of thousands of communities throughout our nation and work in the field. Any inference<br />

that these procedures are «cosmetic» and unnecessary is a severe mischaracterization that<br />

connotes a lack of respect and knowledge of history and the function of purebred dogs.»<br />

92 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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