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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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leichter entdeckt werden zu können. Auch aus diesem Grund setzt<br />

zumindest die US-Militärforschung mittlerweile stärker auf Insekten,<br />

insbesondere Motten und Käfer. 86 Trotz erster Erfolge bleiben<br />

aber zahlreiche technische Probleme ungelöst, zumindest insoweit<br />

sich das bei Forschungen sagen lässt, bei denen zum Teil militärische<br />

Geheimhaltung gilt. Bisher gelingt die Fernsteuerung der<br />

Tiere anscheinend nur in begrenztem Umfang, und die technischen<br />

Modifikationen der ersten Tiermodelle waren relativ einfach zu erkennen.<br />

Zu den Problemen zählen die Herausforderungen bei der<br />

Steuerung unter Realbedingungen (bspw. Störung vorprogrammierter<br />

Bewegungsabläufe bei starken Winden) – die bei einer<br />

Nutzung für Spionage noch durch die Notwendigkeit der Tarnung<br />

vermehrt würden –, die geringe Lebensspanne vieler Insekten (bei<br />

gleichzeitig erheblichem Arbeits- und Herstellungsaufwand) und<br />

eine mögliche Konkurrenz zwischen elektronischer Kontrolle und<br />

anderen Reizen (bspw. Licht bei Motten und die Wirkung von<br />

Pheromonen). Gleichwohl bleiben einige der Ziele, die mit diesen<br />

Projekten verfolgt werden, wie auch einige verwendete Methoden<br />

bemerkenswert. Im Fall der Experimente mit Motten wurde deren<br />

Thorax im Larvenstadium größtenteils durch ein Mikrosystem<br />

ersetzt, um das sich dann im Verlauf der Metamorphose Gewebe<br />

bildete. Langfristig sollen die technischen Bauteile mit von dem<br />

Insekt selbst erzeugter Energie versorgt werden.<br />

Ein anderer Ansatz, der ebenfalls in ziviler wie auch in militärischer<br />

Forschung verfolgt wird, ist die Nutzung von Tieren oder<br />

tierischem Material zur Steuerung technischer Artefakte (Di Pino<br />

et al. 2009). Nach frühen Vorläufern im Zweiten Weltkrieg, bei<br />

dem ein letztlich erfolgloses behavioristisches Forschungsprojekt<br />

zur Lenkung von Raketen mittels Tauben durchgeführt wurde,<br />

haben in den letzten zehn Jahren verschiedene Experimente mit<br />

tierischen Neuronen sowie mit ganzen Insekten stattgefunden.<br />

Nach Anfangsschwierigkeiten gelang es bspw. kultivierten, lebend<br />

entnommenen Rattenneuronen, mittels 60 Elektroden im<br />

Boden der Petrischale einen Kampfjet-Flugsimulator zu steuern<br />

(DeMarse und Dockendorf 2005). Diese Arbeiten sind wiederum<br />

im bereits angesprochenen Kontext der bionischen Forschung zu<br />

86 Insekten dienen ebenfalls als Inspiration und Vorbild für Roboter<br />

(siehe bspw. http://micro.seas.harvard.edu).<br />

sehen. Zu nennen ist hier bspw. das Konzept des animat, das in<br />

der Robotik und der Forschung zu Künstlicher Intelligenz und<br />

Künstlichem Leben (artificial life bzw. Alife) ein computersimuliertes<br />

oder robotisches «Tier» bezeichnet. Durch die Einführung<br />

neuronaler Kontrollsysteme wird dieses nichtbiologische Konzept<br />

sozusagen biologisiert und materialisiert. Mit Blick auf die Hirnforschung<br />

erhofft man sich davon einen Zuwachs an Erkenntnissen<br />

im Vergleich zu denen, die bei den in Kap. 2.1.8 beschriebenen<br />

Experimenten mit lebenden Tieren erreicht werden können. Aber<br />

auch ganze lebende Tiere (Insekten) werden zur Steuerung von<br />

Maschinen eingesetzt, bspw. Motten zur Steuerung von Robotern.<br />

Einer der Forscher in diesem Feld, Chuck Higgins 87 , hofft zudem,<br />

dass durch genetische Modifikation gezielt erzeugte Körperteile<br />

(Augen) von Insekten in der Zukunft als Bauteile für Tier-Roboter-Hybride<br />

dienen könnten. Während Higgins in diesem Zusammenhang<br />

von «bioelektronischen Systemen» spricht, nutzen<br />

mit neuronal kontrollierten animats arbeitende Wissenschaftler<br />

bisweilen den Ausdruck «semi-lebendige Tiere» zur Bezeichnung<br />

ihrer Schöpfungen.<br />

2.3 Heimtierhaltung und Kunst<br />

In der Heimtierhaltung existieren bereits viele Anwendungen,<br />

die dem Bereich des «Animal Enhancement» zugeordnet werden<br />

können. Sie reichen von Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zur<br />

Veränderung des Aussehens der Tiere durch chirurgische und andere<br />

Eingriffe. Auch das Klonen von Heimtieren wird von einigen<br />

Firmen als zukunftsträchtiges Geschäftsfeld angesehen. Darüber<br />

hinaus verwenden heutzutage zunehmend Künstler neue Technologien<br />

in ihrer Arbeit.<br />

2.3.1 Wellness für Heimtiere<br />

In den letzten Jahren hat sich der Markt für Wellness-Produkte<br />

für Heimtiere vergrößert, vor allem in Europa, den USA und<br />

Kanada (parallel zur Vergrößerung der Heimtierhaltung). Dabei<br />

87 Vgl. http://www.ece.arizona.edu/~higgins/.<br />

86 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

87

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