Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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01.11.2012 Aufrufe

Großbritannien 1995 einen großen öffentlichen Bekanntheitsgrad. Dabei wurde die auf den Menschen übertragbare Form dieser spongiformen Enzephalophathie entdeckt, eine neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (nvCJD). 77 Sie wurde offensichtlich durch Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch aufgelöst. An Knockout-Mäusen wurde gezeigt, dass durch die Ausschaltung des sog. «Prion-Proteins» (PrP) die Infektion und damit die Krankheitsübertragung erfolgreich vermieden werden können (Valleron et al. 2001; Weissman et al. 2002). Die Forschung wurde vor allem an transgenen Rindern weiterentwickelt, bei denen die PRPs ausgeschaltet und die dadurch gegen diese Krankheit resistent sind (Ritch et al. 2007). Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Herstellung von transgenen Tieren wird sich in diesem Gebiet inzwischen wieder auf die Grundlagenforschung konzentriert. Beispielhaft sei hier Projekt das FUGATO-plus genannt. 78 Dessen wissenschaftliche Ziele bestehen in der Erforschung genetisch bedingter Faktoren für die Entstehung von Krankheiten der Fortbewegungsorgane bei Rindern, Schweinen, Pferden und Schafen auf molekularer Ebene. Hier handelt es sich also um eine Art von Grundlagenforschung im Bereich der Tiermedizin und der Nutztierhaltung und um keine direkten Eingriffe, wobei selbstverständlich diese Erkenntnisse auch zur Entwicklung neuer Ansätze für gentechnische Veränderungen dienen können. 2.2.2 Klonen in der Landwirtschaft Die Etablierung der Methode des somatischen Gentransfers in Nutztieren hat viele neue Möglichkeiten eröffnet. 79 Als primäres 77 Die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD) wurde 1920 zum ersten Mal beschrie- ben. Typische Symptome sind Demenz, Wesensveränderungen und Verlust der Bewe- gungskoordination. 78 http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/151278/; http://www.fz-juelich.de/ptj/ fugatoplus; http://www.kompetenznetze.de/service/ausschreibungen/2007/2007-01-01- FUGATO-plus-Optimierte-Zuechtungsverfahren-fuer-komplexe-Merkmale-bei-Nutz- tieren 79 Hoffnungen bestehen hinsichtlich der Rettung bedrohter Tierarten, und ein Nutzen wird auch im Heimtierbereich gesehen. Ziel des Klonens kann die Vervielfältigung hochwertiger Nutztiere zu reproduktiven Zwecken gelten. 80 Insgesamt gibt es fast 200 Labore weltweit, die sich mit Klonen von Nutztieren beschäftigen, vor allem in den USA, China, Japan, Südamerika und Großbritannien, dem in Europa in diesem Bereich führenden Land (CNN 2008). Die geklonten Tiere sollen als Reservoir hochwertigen Reproduktionsmaterials wie Spermien oder Eiern für die erfolgreiche Zucht von Nutztieren dienen. Außerdem ermöglicht das Klonen die Vermehrung von bereits erfolgreich etablierten transgenen Nutztieren, die schwierig zu herstellen sind. Im Jahr 2006 hat die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) den Verzehr von Fleisch und Milch aus geklonten Nutztieren (Rindern, Schweinen und Ziegen) als sicher erklärt und ihn genehmigt. Diese Bewertung basiert auf einer siebenjährigen Prüfung der Risiken und möglichen Nebenwirkungen des Konsums der Produkte. Nach dieser Prüfung erfolgte die Erarbeitung von drei Dokumenten zur Regulierung (Risikobewertung; Risikomanagement; Richtlinien für die Industrie; vgl. FDA 2008). Viele wissenschaftliche Studien stützen die Bewertung der FDA (Yang et al. 2007; Miller 2007; Rudenko et al. 2007). Zu dem gleichen positiven Ergebnis bezüglich der Produkte aus geklonten Rindern und Schweinen kam man auch in Europa (EFSA 2008, 2009) 81 , wobei hier stärker als im Fall der FDA die Nachteile für die Gesundheit von Tieren betont wurden. Das US-Landwirtschaftsministerium hat erklärt, dass in den USA ungefähr 600 geklonte Tiere existieren, von denen die überwiegende Mehrheit Rinder sind (CNN 2008). Da geklonte Tiere sehr teuer sind (CNN 2008), ist es in der näheren Zukunft sehr unwahrscheinlich, dass 80 Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass auch ohne Klonen heutzutage schon die am besten geeigneten Tiere für reproduktive Zwecke selektiert werden und dass entsprechende biotechnologische Verfahren (wie bspw. künstliche Besamung – durch Einführen des Spermas in den Körper des weiblichen Tieres –, In-vitro-Befruchtung – Befruchtung außerhalb des Körpers – sowie Superovulation – Stimulierung der Bildung einer hohen Zahl von Eizellen – und Embryotransfer mit anschließendem Austragen in Leihmuttertieren) in der Landwirtschaft weit verbreitet sind. 81 Auf EU-Ebene findet derzeit im Rahmen der Regulierung von novel food eine Aus- einandersetzung u. a. über Lebensmittel aus geklonten Tieren statt, bei der das Europä- ische Parlament eine restriktivere Position einnimmt als die Kommission (3.3.3). 80 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie 81

Großbritannien 1995 einen großen öffentlichen Bekanntheitsgrad.<br />

Dabei wurde die auf den Menschen übertragbare Form<br />

dieser spongiformen Enzephalophathie entdeckt, eine neue Variante<br />

der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (nvCJD). 77 Sie wurde<br />

offensichtlich durch Verzehr von BSE-verseuchtem Rindfleisch<br />

aufgelöst. An Knockout-Mäusen wurde gezeigt, dass durch die<br />

Ausschaltung des sog. «Prion-Proteins» (PrP) die Infektion und<br />

damit die Krankheitsübertragung erfolgreich vermieden werden<br />

können (Valleron et al. 2001; Weissman et al. 2002). Die Forschung<br />

wurde vor allem an transgenen Rindern weiterentwickelt,<br />

bei denen die PRPs ausgeschaltet und die dadurch gegen diese<br />

Krankheit resistent sind (Ritch et al. 2007).<br />

Aufgrund der Schwierigkeiten bei der Herstellung von transgenen<br />

Tieren wird sich in diesem Gebiet inzwischen wieder auf die<br />

Grundlagenforschung konzentriert. Beispielhaft sei hier Projekt<br />

das FUGATO-plus genannt. 78 Dessen wissenschaftliche Ziele<br />

bestehen in der Erforschung genetisch bedingter Faktoren für<br />

die Entstehung von Krankheiten der Fortbewegungsorgane bei<br />

Rindern, Schweinen, Pferden und Schafen auf molekularer Ebene.<br />

Hier handelt es sich also um eine Art von Grundlagenforschung<br />

im Bereich der Tiermedizin und der Nutztierhaltung und um keine<br />

direkten Eingriffe, wobei selbstverständlich diese Erkenntnisse<br />

auch zur Entwicklung neuer Ansätze für gentechnische Veränderungen<br />

dienen können.<br />

2.2.2 Klonen in der Landwirtschaft<br />

Die Etablierung der Methode des somatischen Gentransfers in<br />

Nutztieren hat viele neue Möglichkeiten eröffnet. 79 Als primäres<br />

77 Die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD) wurde 1920 zum ersten Mal beschrie-<br />

ben. Typische Symptome sind Demenz, Wesensveränderungen und Verlust der Bewe-<br />

gungskoordination.<br />

78 http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/151278/; http://www.fz-juelich.de/ptj/<br />

fugatoplus; http://www.kompetenznetze.de/service/ausschreibungen/2007/2007-01-01-<br />

FUGATO-plus-Optimierte-Zuechtungsverfahren-fuer-komplexe-Merkmale-bei-Nutz-<br />

tieren<br />

79 Hoffnungen bestehen hinsichtlich der Rettung bedrohter Tierarten, und ein Nutzen<br />

wird auch im Heimtierbereich gesehen.<br />

Ziel des Klonens kann die Vervielfältigung hochwertiger Nutztiere<br />

zu reproduktiven Zwecken gelten. 80 Insgesamt gibt es fast 200 Labore<br />

weltweit, die sich mit Klonen von Nutztieren beschäftigen, vor<br />

allem in den USA, China, Japan, Südamerika und Großbritannien,<br />

dem in Europa in diesem Bereich führenden Land (CNN 2008).<br />

Die geklonten Tiere sollen als Reservoir hochwertigen Reproduktionsmaterials<br />

wie Spermien oder Eiern für die erfolgreiche Zucht<br />

von Nutztieren dienen. Außerdem ermöglicht das Klonen die Vermehrung<br />

von bereits erfolgreich etablierten transgenen Nutztieren,<br />

die schwierig zu herstellen sind.<br />

Im Jahr 2006 hat die US-amerikanische Food and Drug Administration<br />

(FDA) den Verzehr von Fleisch und Milch aus geklonten<br />

Nutztieren (Rindern, Schweinen und Ziegen) als sicher erklärt<br />

und ihn genehmigt. Diese Bewertung basiert auf einer siebenjährigen<br />

Prüfung der Risiken und möglichen Nebenwirkungen des<br />

Konsums der Produkte. Nach dieser Prüfung erfolgte die Erarbeitung<br />

von drei Dokumenten zur Regulierung (Risikobewertung;<br />

Risikomanagement; Richtlinien für die Industrie; vgl. FDA 2008).<br />

Viele wissenschaftliche Studien stützen die Bewertung der FDA<br />

(Yang et al. 2007; Miller 2007; Rudenko et al. 2007). Zu dem<br />

gleichen positiven Ergebnis bezüglich der Produkte aus geklonten<br />

Rindern und Schweinen kam man auch in Europa (EFSA 2008,<br />

2009) 81 , wobei hier stärker als im Fall der FDA die Nachteile für<br />

die Gesundheit von Tieren betont wurden. Das US-Landwirtschaftsministerium<br />

hat erklärt, dass in den USA ungefähr 600<br />

geklonte Tiere existieren, von denen die überwiegende Mehrheit<br />

Rinder sind (CNN 2008). Da geklonte Tiere sehr teuer sind (CNN<br />

2008), ist es in der näheren Zukunft sehr unwahrscheinlich, dass<br />

80 Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass auch ohne Klonen heutzutage schon<br />

die am besten geeigneten Tiere für reproduktive Zwecke selektiert werden und dass<br />

entsprechende biotechnologische Verfahren (wie bspw. künstliche Besamung – durch<br />

Einführen des Spermas in den Körper des weiblichen Tieres –, In-vitro-Befruchtung –<br />

Befruchtung außerhalb des Körpers – sowie Superovulation – Stimulierung der Bildung<br />

einer hohen Zahl von Eizellen – und Embryotransfer mit anschließendem Austragen in<br />

Leihmuttertieren) in der Landwirtschaft weit verbreitet sind.<br />

81 Auf EU-Ebene findet derzeit im Rahmen der Regulierung von novel food eine Aus-<br />

einandersetzung u. a. über Lebensmittel aus geklonten Tieren statt, bei der das Europä-<br />

ische Parlament eine restriktivere Position einnimmt als die Kommission (3.3.3).<br />

80 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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