Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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ten und eine geringere Fortpflanzungsrate aufwiesen (Pursel et al. 1989; vgl. Pinkert et al. 1994; Pursel et al. 2004; Adams und Briegel 2005). Pursel und seine Gruppe (1989) haben die Hypothese aufgestellt, dass die bereits seit langer Zeit existierende Zuchtselektion zur Maximierung des Wachstums die Einführung von Wachstumshormonen ins Genom mittels Gentechnik ineffektiv gemacht hat. Allerdings ist die Überprüfung dieser Hypothese schwierig, da die für einen Vergleich notwendigen Wildtiere schon lange nicht mehr existieren (Devlin et al. 2009). Die Forschung richtet sich auch auf die Bestimmung der Rezeptoren und Proteine, die das Wachstum regulieren, und dazu werden auch transgene Nutztiere hergestellt (Snowder et al. 1994). Die meisten dieser Studien erfolgen allerdings mit Mäusen als Versuchstieren (McPherron, Lawler und Lee 1997). Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurden auch bei der Herstellung transgener Rinder Fortschritte erzielt, die in ihren Skelettmuskeln den menschlichen Wachstumsfaktor IGF-I exprimieren (Pursel et al. 1999). Darüber hinaus haben die Forschungen zum sog. Myostatin-Gen (GDF8), das ein Muskel-Wachstums-Hemmungs-Protein kodiert, im Kontext des «Gendopings» an Bedeutung gewonnen. Eine Mutation dieses Gens, bei der das Protein nicht mehr fähig ist, das Muskelwachstum zu kontrollieren, ist für das Phänomen der Doppelmuskulatur verantwortlich ist, die mit höherer Frequenz in zwei Rassen («Piedmontese» und «Belgian Blue») auftaucht (Kambadur 1997; McPherron und Lee 1997; vgl. 2.1.). Durch GDF8-Knock-out Mausmodelle konnte dann diese Rolle des Gens bestätigt werden, wobei die Mäuse ein abnormes Muskelwachstum zeigten (Mc- Pherron und Lawer 1997). Die Erforschung der unterschiedlichen Mutationen dieses Gens und seine phänotypische Expressionen können dazu beitragen, die Möglichkeiten zur Verbesserung des Körpers von Rindern zu erweitern (Bellinge et al. 2005; Grisolia et al. 2009). Andere Forschungen zielen darauf ab, das Fleisch von Nutztieren nahrhafter zu machen oder es den Tieren zu ermöglichen, mehr Nährwerte aus Pflanzen zu absorbieren. Es bestehen Hoffnungen, dass durch eine Veränderung der Fett- oder Cholesterinwerte im Körper der Tiere alle aus ihnen gewonnenen Produkte (Eier, Milch und Fleisch) für den menschlichen Konsum verbessert werden können (Wheeler 2007). Darüber hinaus gibt es auch Versuche zur Verbesserung der Nutztiere durch eine «nachhaltigere» Zucht. Golovan und seine Gruppe (2001) haben beispielsweise transgene Schweine hergestellt, die sehr jung Phytase in den Speicheldrüsen exprimieren (die sogenannten «Enviro-Pigs»). Phytase erhöht die biologische Verfügbarkeit von Phosphor aus den Phytinsäuren von Getreide und Soja, sodass diese Schweine fast keinen Phosphatzusatz im Futter mehr benötigen. Diese Veränderung könnte – durch die Verringerung der Umweltverschmutzung durch Phosphor in der Landwirtschaft – auch für die Umwelt vorteilhaft sein. Andere Vorschläge betreffen Aminosäuren und Glukose sowie die Mikroflora bei Wiederkäuern (Weimer 1998; vgl. Laible 2009). Nicht zuletzt sind seit längerer Zeit auch Eingriffe zur Erhöhung der Fruchtbarkeit und zur verbesserten Reproduktion von Tieren sowie zur Verbesserung der Qualität der aus Tieren gewonnenen Haare und Fibern von einer gewissen Bedeutung (Hollis et al. 1983; Pieper et al. 1985; Powell et al. 1994; Rotschild et al. 1994). In neuerer Zeit wurden zudem transgene Ziegen hergestellt, in deren Milch ein besonderes Protein enthalten ist, das in Spinnen verantwortlich für die Dehnbarkeit von Radnetzen ist (Karatza et al. 1999). 76 Heutzutage untersucht man zur Erhöhung der Qualität der Wolle auch nur die biologischen Eigenschaften der involvierten Gewebe (Rogers 2006; Yu et al. 2009) und nicht die der ganzen Tiere. Zu den Hauptzielen der heutigen Forschung zu transgenen Nutztieren gehören die Herstellung von geeigneten Schweinen für die Xenotransplatation (2.1.5) und ein besseres Verständnis der Mechanismen der sog. Prion-Genen, die für die spongiforme Enzephalopathie verantwortlich sind (Laible und Alonso-González 2009). Prominente Beispiele der pathologischen Rolle von Prion-Genen sind die Traberkrankheit in Schafen und Ziegen, BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) in Rindern sowie CWD (chronic wasting disease) in Rehen und Elchen. Diese Krankheit erreichte seit dem ersten menschlichen Todesfall in 76 Im Jahr 2002 erklärten die Biotech-Firma Nexia Biotechnologies Inc. und das U.S. Army Soldier Biological Chemical Command (SBCCOM) die Produktion unterschied- licher Seideproteine der Spinnen in Zellkulturen aus der Verwendung unterschiedlicher Gene dieser Spinnen (Lazaris 2002). 78 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie 79

ten und eine geringere Fortpflanzungsrate aufwiesen (Pursel et al.<br />

1989; vgl. Pinkert et al. 1994; Pursel et al. 2004; Adams und Briegel<br />

2005). Pursel und seine Gruppe (1989) haben die Hypothese<br />

aufgestellt, dass die bereits seit langer Zeit existierende Zuchtselektion<br />

zur Maximierung des Wachstums die Einführung von<br />

Wachstumshormonen ins Genom mittels Gentechnik ineffektiv<br />

gemacht hat. Allerdings ist die Überprüfung dieser Hypothese<br />

schwierig, da die für einen Vergleich notwendigen Wildtiere schon<br />

lange nicht mehr existieren (Devlin et al. 2009). Die Forschung<br />

richtet sich auch auf die Bestimmung der Rezeptoren und Proteine,<br />

die das Wachstum regulieren, und dazu werden auch transgene<br />

Nutztiere hergestellt (Snowder et al. 1994). Die meisten dieser Studien<br />

erfolgen allerdings mit Mäusen als Versuchstieren (McPherron,<br />

Lawler und Lee 1997). Nach anfänglichen Schwierigkeiten<br />

wurden auch bei der Herstellung transgener Rinder Fortschritte<br />

erzielt, die in ihren Skelettmuskeln den menschlichen Wachstumsfaktor<br />

IGF-I exprimieren (Pursel et al. 1999). Darüber hinaus<br />

haben die Forschungen zum sog. Myostatin-Gen (GDF8), das ein<br />

Muskel-Wachstums-Hemmungs-Protein kodiert, im Kontext des<br />

«Gendopings» an Bedeutung gewonnen. Eine Mutation dieses<br />

Gens, bei der das Protein nicht mehr fähig ist, das Muskelwachstum<br />

zu kontrollieren, ist für das Phänomen der Doppelmuskulatur<br />

verantwortlich ist, die mit höherer Frequenz in zwei Rassen<br />

(«Piedmontese» und «Belgian Blue») auftaucht (Kambadur 1997;<br />

McPherron und Lee 1997; vgl. 2.1.). Durch GDF8-Knock-out<br />

Mausmodelle konnte dann diese Rolle des Gens bestätigt werden,<br />

wobei die Mäuse ein abnormes Muskelwachstum zeigten (Mc-<br />

Pherron und Lawer 1997). Die Erforschung der unterschiedlichen<br />

Mutationen dieses Gens und seine phänotypische Expressionen<br />

können dazu beitragen, die Möglichkeiten zur Verbesserung des<br />

Körpers von Rindern zu erweitern (Bellinge et al. 2005; Grisolia<br />

et al. 2009).<br />

Andere Forschungen zielen darauf ab, das Fleisch von Nutztieren<br />

nahrhafter zu machen oder es den Tieren zu ermöglichen, mehr<br />

Nährwerte aus Pflanzen zu absorbieren. Es bestehen Hoffnungen,<br />

dass durch eine Veränderung der Fett- oder Cholesterinwerte im<br />

Körper der Tiere alle aus ihnen gewonnenen Produkte (Eier, Milch<br />

und Fleisch) für den menschlichen Konsum verbessert werden können<br />

(Wheeler 2007).<br />

Darüber hinaus gibt es auch Versuche zur Verbesserung der<br />

Nutztiere durch eine «nachhaltigere» Zucht. Golovan und seine<br />

Gruppe (2001) haben beispielsweise transgene Schweine hergestellt,<br />

die sehr jung Phytase in den Speicheldrüsen exprimieren<br />

(die sogenannten «Enviro-Pigs»). Phytase erhöht die biologische<br />

Verfügbarkeit von Phosphor aus den Phytinsäuren von Getreide<br />

und Soja, sodass diese Schweine fast keinen Phosphatzusatz im<br />

Futter mehr benötigen. Diese Veränderung könnte – durch die<br />

Verringerung der Umweltverschmutzung durch Phosphor in der<br />

Landwirtschaft – auch für die Umwelt vorteilhaft sein. Andere<br />

Vorschläge betreffen Aminosäuren und Glukose sowie die Mikroflora<br />

bei Wiederkäuern (Weimer 1998; vgl. Laible 2009).<br />

Nicht zuletzt sind seit längerer Zeit auch Eingriffe zur Erhöhung<br />

der Fruchtbarkeit und zur verbesserten Reproduktion von Tieren<br />

sowie zur Verbesserung der Qualität der aus Tieren gewonnenen<br />

Haare und Fibern von einer gewissen Bedeutung (Hollis et al.<br />

1983; Pieper et al. 1985; Powell et al. 1994; Rotschild et al. 1994).<br />

In neuerer Zeit wurden zudem transgene Ziegen hergestellt, in<br />

deren Milch ein besonderes Protein enthalten ist, das in Spinnen<br />

verantwortlich für die Dehnbarkeit von Radnetzen ist (Karatza et<br />

al. 1999). 76 Heutzutage untersucht man zur Erhöhung der Qualität<br />

der Wolle auch nur die biologischen Eigenschaften der involvierten<br />

Gewebe (Rogers 2006; Yu et al. 2009) und nicht die der ganzen<br />

Tiere.<br />

Zu den Hauptzielen der heutigen Forschung zu transgenen<br />

Nutztieren gehören die Herstellung von geeigneten Schweinen<br />

für die Xenotransplatation (2.1.5) und ein besseres Verständnis<br />

der Mechanismen der sog. Prion-Genen, die für die spongiforme<br />

Enzephalopathie verantwortlich sind (Laible und Alonso-González<br />

2009). Prominente Beispiele der pathologischen Rolle von<br />

Prion-Genen sind die Traberkrankheit in Schafen und Ziegen,<br />

BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) in Rindern sowie<br />

CWD (chronic wasting disease) in Rehen und Elchen. Diese<br />

Krankheit erreichte seit dem ersten menschlichen Todesfall in<br />

76 Im Jahr 2002 erklärten die Biotech-Firma Nexia Biotechnologies Inc. und das U.S.<br />

Army Soldier Biological Chemical Command (SBCCOM) die Produktion unterschied-<br />

licher Seideproteine der Spinnen in Zellkulturen aus der Verwendung unterschiedlicher<br />

Gene dieser Spinnen (Lazaris 2002).<br />

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