01.11.2012 Aufrufe

Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

der Tiere mit dem Ziel, für menschliche Neugeborene besonders<br />

wertvolle Milch zu erzeugen (Wall et al. 1991; Grosvenor et al.<br />

1993). Transgene Ziegen wurden hergestellt, in deren Milch das<br />

antibakterielle Protein Lyzozym des Menschen enthalten ist. Dadurch<br />

soll die Milch für den menschlichen Konsum sicherer werden,<br />

aber es wurden auch Vorteile für die milchgebende Ziege festgestellt,<br />

wie eine verbesserte Darmflora und ein Schutz gegen Mastitis<br />

(Maga et al. 2006). Als weitere wichtige Anwendung erscheint<br />

die Steigerung des Anteils von Kasein-Komponenten in der Milch,<br />

zur verbesserten Produktion von Milchprodukten wie Käse und<br />

Joghurt (Bleck et al. 1995): Transgene Kühe wurden hergestellt,<br />

die Milch mit erhöhten Werten von β-Kasein und k-Kasein produzieren<br />

(Brophy et al. 2003; vgl. Wheeler 2007). Vielversprechend<br />

erscheint die Erhöhung des Anteils an Glycomacropeptid in der<br />

k-Kasein-angereicherten Milch von transgenen Kühen, das laut<br />

neueren Studien Schutz vor Toxinen, Bakterien und Viren sowie<br />

gegen Magen-Darmentzündungen bieten könnte (Brody 2000;<br />

Clare und Swaisgood 2000; vgl. Laible 2009). Die Forschung zur<br />

Produktion von Milch mit weniger Laktose für den menschlichen<br />

Konsum befindet sich noch in der experimentellen Phase mit<br />

Mausmodellen (Stinnakre et al. 1994). Andere Forschungsansätze<br />

richten sich auf die Reduzierung von gesättigten Fettsäuren<br />

und die Steigerung von ungesättigten Fettsäuren in Milch durch<br />

die Produktion von Enzymen, die bei der Konvertierung dieser<br />

Fettsäuren involviert sind, bspw. mit transgenen Ziegen (Reh et<br />

al. 2004). Auch wurden transgene Schweine hergestellt, in deren<br />

Genom das in Spinat enthaltene Gen FAD2 eingeführt wurde, das<br />

an der Synthese von besonderen Fettsäuren beteiligt ist (Saeki et<br />

al. 2004).<br />

Eine Modifikation der Zusammensetzung der Milch kann auch<br />

zur Erhöhung der Gesundheit der Tiere beitragen. Transgene<br />

Schweine, die das Protein alpha-Milchalbumin exprimieren, das<br />

eine entscheidende Rolle in der Synthese von Laktose und in der<br />

Regulation des Milchvolumens spielt, produzierten eine Milch, die<br />

höhere Anteile an Laktose und Kohlenhydraten hatte. Dies erwies<br />

sich als Vorteil für das Wachstum und Überleben von Ferkeln<br />

(Wheeler et al. 2001). Der größte Teil der heutigen Forschung zur<br />

Milchproduktion ist aber der Herstellung von Medikamenten für<br />

den Menschen, also dem Gene-Pharming (2.1.4), gewidmet.<br />

Ein auch aus tierethischer Sicht hochrelevantes Forschungsgebiet<br />

sind Untersuchungen zur Erhöhung der Krankheitsresistenz in<br />

transgenen Nutztieren, in dem unterschiedlichen Strategien verfolgt<br />

werden. In transgenen Mausmodellen hat sich die Idee der<br />

Produktion von monoklonalen Antikörpern in Milch, die dann<br />

diese Tiere direkt vor Infektionen schützen können, als fruchtbar<br />

erwiesen (Castilla et al. 1998). Eine andere Strategie besteht<br />

in der Störung der Viren-Eintrittsmechanismen. Dies wurde erfolgreich<br />

in Mausmodellen getestet. Beim Einsatz von transgenen<br />

Schweinen mit dem Mx1-Gen ergaben sich Probleme, für die aber<br />

in jüngster Zeit wiederum erfolgversprechende Lösungsansätze<br />

entwickelt wurden (Mueller et al. 1992; Leroy et al. 2006; Palm<br />

et al. 2007; Ono et al. 2006). Bei der Bekämpfung von Mastitis<br />

(Entzündung der Milchdrüsen) werden transgene Kühe hergestellt,<br />

in deren Milch das antibakterielle Peptid Lysostaphin enthalten<br />

ist, das die Milchdrüsen gegen die Entzündung schützt (Wall et al.<br />

2005; Donovan et al. 2005).<br />

Auch Fische werden gentechnisch verändert, bspw. zur Erhöhung<br />

der Kältetoleranz – durch das Einschleusen eines Antifreeze-<br />

Proteins (AFP) – sowie der Krankheitsresistenz, beides zwecks<br />

Erhöhung der Anpassungsfähigkeit an die spezifischen Haltungsbedingungen<br />

in Fischzuchten, (Dunham 2009; Marshall et al. 2004;<br />

Rembold et al. 2006). Studien haben gezeigt, dass die Einführung<br />

von Wachstumshormonen sowohl negative als auch positive Effekte<br />

auf die Fitness bzw. den Gesundheitszustand von Fischen<br />

haben kann (Devlin 1994; Pitkanen et al. 1999; Nam et al. 2001).<br />

Da transgene Fische ein Risiko für die Umwelt darstellen können,<br />

existiert auch eine breit angelegte Forschung über die Herstellung<br />

von sterilen Individuen (Devlin 2009). Darüber hinaus zielen viele<br />

Forschungsansätze auf die Verbesserung des kommerziellen Nutzens<br />

von Fischen durch verbesserte Nährwerte (Wheeler 2007). In<br />

diesem Zusammenhang wurde auch die Idee entwickelt, transgene<br />

Schweine herzustellen, die besonders reich an den in Fischen enthaltenen<br />

Omega-3-Fettsäuren sind (Lai et al. 2006).<br />

Die Steigerung des Wachstums ist ein Ziel bei anderen transgenen<br />

Nutztieren, wobei es aber zu erheblichen Problemen gekommen<br />

ist. Ein bekanntes Beispiel sind die sog. «Beltville»-Schweine,<br />

die weit größer als ihre nicht veränderte Artgenossen wurden, aber<br />

Gelenkprobleme (wegen Übergewichts), Bewegungsschwierigkei-<br />

76 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!