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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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stoffdüngemitteln und die Fortschritte in Pflanzen- und Tierzucht<br />

erreicht. Mit der Entwicklung der Gentechnik vermehrten sich die<br />

Möglichkeiten der Intervention in tierische Eigenschaften noch<br />

einmal und veränderten sich zudem qualitativ. Eine direkte Gestaltung<br />

der Tiere durch gezielte Manipulation ihrer Eigenschaften<br />

und Fähigkeiten schien nun in greifbarer Nähe zu sein. Wie so oft<br />

in der Wissenschafts- und Technikgeschichte stellte sich aber bald<br />

heraus, dass der Weg von der Vision zur Realisierung lang ist. So<br />

erlauben bspw. die bisherigen Techniken keine gezielte Einführung<br />

des Genkonstrukts ins Genom, und transgene Nutztiere zeigen<br />

eine Reihe phänotypischer Störungen und Probleme. Aktuell richten<br />

sich die Hoffnungen auf neue gentechnische Verfahren wie<br />

auch auf die Anwendung von Nanotechnologien, um die Eingriffe<br />

gezielter gestalten zu können. Ungeachtet der Schwierigkeiten und<br />

des Umstands, dass vieles bisher noch Vision und nicht Wirklichkeit<br />

ist, lässt sich festhalten, dass die moderne Tierzucht bereits<br />

weitgehend durch die Anwendung der Ergebnisse genetischer Forschung<br />

geprägt ist (Neumann 2009). Darauf wird im Folgenden<br />

zunächst anhand verschiedener Beispiele eingegangen. 75<br />

2.2.1 Transgene Nutztiere<br />

Mit der Genomforschung der 1990er Jahre erweiterten sich nicht<br />

nur die Kenntnisse über Nutztiere, sondern es kamen auch viele<br />

Hoffnungen auf hinsichtlich der Verwendung von transgenen Tieren<br />

als eine neue Generation von Nutztieren (gene farming, vgl.<br />

2.1.4). Neben den Erwartungen an eine Neugestaltung der Tiere<br />

und Verbesserung ihrer Leistungen bedeutete die Entwicklung des<br />

Klonens mittels somatischen Gentransfers einen weiteren Meilenstein<br />

(2.1.2). Durch diese Methode konnten die in der Herstellung<br />

aufwendigen transgenen Nutztiere ohne Verlust der Eigenschaften<br />

75 Eine interessante ethische Debatte hat sich auch zu der Vision entwickelt, Nutztiere<br />

durch gentechnische Modifikation so zu verändern, dass sie weniger unter den Hal-<br />

tungsbedingungen leiden oder dass sie sogar überhaupt nicht leidensfähig sind (2.1.2;<br />

3.3). Laible (2009) argumentiert in einem Überblicksartikel, dass solche denkbaren<br />

Techniken auch zum Vorteil der Tiere in einer Zeit des Klimawandels genutzt werden<br />

könnten. Durch gezielte gentechnische Veränderung könnten Tiere den neuen klimati-<br />

schen Bedingungen angepasst werden.<br />

vermehrt werden (Clark et al. 2000; Berg et al. 2007; vgl. <strong>Ferrari</strong><br />

2008). Andere Studien zeigten das Potenzial des Klonens (mittels<br />

somatischen Gentransfers) für das Gene-Targeting durch homologe<br />

Rekombination in Schafen und Schweinen (McCreath et al. 2000;<br />

Denning et al. 2001). Einige Autoren erhoffen sich die Gewinnung<br />

neuer Lebensmittel aus transgenen Tieren sowie die Herstellung<br />

gesünderer und effizienterer Tiere (Laible und Alonso-González<br />

2009; Modric und Mergia 2009). Weitere Hoffnungen richten sich<br />

auf das Potenzial gentechnischer Veränderung, Umweltverschmutzung<br />

zu reduzieren, die mit der Haltung und dem Konsum von<br />

Nutztieren einhergeht (Laible 2009).<br />

Die Anwendung dieser Techniken hat allerdings eine ethische<br />

Kontroverse bezüglich der Vertretbarkeit des Verzehrs von<br />

Fleisch und anderen Produkten dieser Tiere ausgelöst (2.2.2.).<br />

Selbst nach zwei Dekaden der Forschung zur Herstellung dieser<br />

Tiere gibt es zudem immer noch viele Schwierigkeiten, vor allem<br />

aufgrund der instabilen Insertion des Genkonstruktes ins Genom.<br />

Gene-Targeting ist deshalb noch kein Standardprozess im<br />

Nutztierbereich geworden (Laible und Alonso-González 2009).<br />

Überdies sind bei in der Landwirtschaft wichtigen Eigenschaften<br />

der Tiere komplexe biologische Strukturen und Prozesse involviert<br />

(Laible 2009).<br />

Aktuell wird intensiv an neuen Methoden zur Lösung der Probleme<br />

gearbeitet, um zu einer effizienten und gezielten gentechnischen<br />

Veränderung zu kommen, wie bspw. durch die Einführung<br />

von DNA mittels rAAV-Vektoren (rAAV: rekombinante Adenoassoziierte<br />

Viren). In der experimentellen Forschung wurden bereits<br />

einige Ergebnisse erzielt. Die Ausschaltung eines bestimmten<br />

Gens beim Rind kann bspw. die Allergenität von Kuhmilch für<br />

Kinder senken (Wal et al. 1998; Sabikhi 2007; Wang et al. 2008;<br />

vgl. Kolb 2002). Es gibt allerdings noch keine Daten zu eventuellen<br />

phänotypischen Störungen dieser Tiere. Transgene Kühe, Ziegen<br />

und Schafe werden auch zwecks Erhöhung der Milchproduktion,<br />

der Verbesserung des Nährwerts oder sonstiger Eigenschaften der<br />

Milch sowie der Produktion pharmakologisch wirksamer Proteine<br />

(«gene farming», vgl. 2.1.4) hergestellt. Hoffnungen richten sich<br />

insbesondere auf eine Erhöhung der Milchmenge bei Nutztieren in<br />

wärmeren Ländern wie Indien oder Brasilien, die normalerweise<br />

eine geringere Produktion aufweisen, sowie auf die Modifikation<br />

74 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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