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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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liche Fortschritte wahrgenommen (Bollo 2007; Hirsch et al. 2003;<br />

Morein et al. 2004; Narducci 2007; Scott 2005; Sutherland 2009).<br />

Eine der zahlreichen Hoffnungen in Bezug auf die Nanotechnologie<br />

ist zudem die Erwartung, dass durch sie eine Verminderung<br />

der Zahl von Tierversuchen und die Entwicklung effizienter Alternativmethoden<br />

möglich werden (NSF 2001). Die Idee ist hier, dass<br />

sich durch die Beobachtung und Kontrolle von Phänomenen auf<br />

der Nanometerebene die prognostischen Möglichkeiten erheblich<br />

erweitern lassen (vgl. <strong>Ferrari</strong> 2009b). Die Realität der Forschung<br />

spricht bisher aber eher dafür, dass durch den Aufstieg der Nanotechnologie<br />

Tierversuche zugenommen haben.<br />

So ist bspw. ein neuer Bereich der Toxikologie entstanden, die<br />

sog. Nanotoxikologie, die sich mit den Wirkungen von Nanopartikeln<br />

und -materialien auf lebende Organismen beschäftigt<br />

(Oberdörster 2005; Oberdörster et al. 2005; vgl. bspw. auch Alvarez<br />

2009; Müller et al. 2008, NNI 2008; Royal Society 2004).<br />

Forschungsprogramme zu dieser Thematik wurden und werden<br />

verschiedentlich gefördert, bspw. in dem Projekt Nanocare. 74 Auf<br />

der Nanometerebene spielen bei Materialien die Oberflächeneigenschaften<br />

gegenüber den Volumeneigenschaften vergleichsweise<br />

eine große Rolle, und beim Unterschreiten gewisser Größen<br />

müssen zunehmend quantenphysikalische Effekte berücksichtigt<br />

werden. Diese Besonderheiten bringen verschiedene Herausforderungen<br />

für die Überprüfung der Toxizität von Materialien mit<br />

sich, und die Studien dazu werden zu einem großen Teil mittels<br />

Tiermodellen durchgeführt. Solche Untersuchungen haben bspw.<br />

gezeigt, dass Nanopartikel, die sich in der Lunge oder im Darm<br />

von Tieren ablagern, deren Blutkreislauf und damit andere Organe<br />

(wie Gehirn oder Leber) erreichen können, und dass Nanopartikel<br />

unterschiedliche Aufnahmemechanismen je nach Zelltyp zeigen<br />

(Tetley 2007, Zhao und Nalwa 2006; Unfried et al. 2007). Wie<br />

Oberdörster (2010) zeigt, ist es für eine Verbesserung toxikologischer<br />

Testverfahren und speziell auch für eine Reduktion von Tierversuchen<br />

zentral, dass In-vitro-Verfahren gezielt für Nanopartikel<br />

validiert werden, um dadurch In-vivo-Effekte besser vorhersehen<br />

74 Dieses Projekt (2006–2009) widmete sich der Abschätzung von Effekten syntheti-<br />

scher Nanomaterialien auf die menschliche Gesundheit (s. dazu: http://www.nanoparti-<br />

kel.info).<br />

zu können. Ein großes Problem stellt dar, dass In-vitro- und Invivo-Studien<br />

oft zu gegensätzlichen Ergebnissen kommen. Studien<br />

an Ratten hatten bspw. zum Ergebnis, dass die Toxizität von Titandioxid<br />

nicht von der Größe und Oberfläche abhängt (Wahrheit et<br />

al. 2007), aber In-vitro-Studien zeigten, dass Nanopartikel stärker<br />

in der Lage sind, freie Radikale zu produzieren, die eine Störung<br />

der Zelle verursachen können (Drobne 2007). Seagrave und seine<br />

Gruppe (2002) wiederum testeten verschiedene Emissionen von<br />

Motoren auf deren Potenzial für In-vitro-Mutagenizität und Invivo-Entzündungen<br />

und stellten Parallelen zwischen In-vitro- und<br />

In-vivo-Toxizität fest.<br />

2.2 Nutz- und Arbeitstiere<br />

Wie schon der Begriff selbst sagt, dienen Nutztiere vorrangig<br />

menschlichen Bedürfnissen und zwar insbesondere ökonomischen<br />

in der Landwirtschaft. Sie dienen unmittelbar als Lebensmittel<br />

(Fleisch und Fisch), als Produzenten von Lebensmitteln (Milch<br />

und Eier) sowie von hochwertigen Einzelsubstanzen, als Lieferanten<br />

von Rohstoffen für Kleidung (Leder, Pelze, Wolle, Seide usw.)<br />

sowie für verschiedene industrielle und Forschungsbereiche und<br />

schließlich auch für dekorative und Einrichtungszwecke (Felle als<br />

Wandschmuck oder Teppichersatz). Die klassischen Arbeitstiere<br />

wie Last- und Zugtiere sowie Reittiere haben hingegen in der industrialisierten<br />

Welt weitgehend ihre ökonomische Bedeutung verloren<br />

und werden zumeist nur noch zu folkloristischen, feierlichen<br />

und Unterhaltungszwecken (bspw. Kutschfahrten), für den Sport<br />

(2.4) oder für militärische Zwecken eingesetzt (2.2.4).<br />

Bei der landwirtschaftlichen Nutzung von Tieren haben Eingriffe<br />

in Tiere zwecks Verbesserung ihrer Eigenschaften eine sehr<br />

lange Tradition. Schon die Selektion in der Züchtung ist darauf<br />

gerichtet, Nutztiere effizienter und gewinnbringender zu machen.<br />

Bekannt als dritte agrarische Revolution (nach der ersten in der<br />

Jungsteinzeit und der zweiten am Ende des 17. Jahrhunderts in Europa)<br />

ermöglichten technische Innovationen in der Landwirtschaft<br />

zwischen den 1930er und 1960er Jahren eine enorme Steigerung<br />

der landwirtschaftlichen Produktion. Dies wurde vor allem durch<br />

die Entwicklung der Agrikulturchemie, die Gewinnung von Stick-<br />

72 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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