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Arianna Ferrari Christopher Coenen Armin Grunwald Arnold Sauter ...

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unterschiedlich lange Zeit im Körper des Patienten, aber sie werden<br />

in der Regel einmalig angewendet. Heutzutage beschränkt sich<br />

die Verwendung von Zellen für die Gentherapie auf zwei Typen:<br />

Stammzellen und postmiotische, ausdifferenzierte und langlebige<br />

Zellen (Cavazzana-Calvo und Fischer 2007). 36 Mit der Entwicklung<br />

von induzierten pluripotenten Stammzellen (IPS) haben<br />

sich neue Möglichkeiten für die Gentherapie eröffnet, weil diese<br />

Stammzellen weit vielfältiger als die adulten Stammzellen sind<br />

(Nakayama 2009, 2010). Heutzutage werden viele Tiermodelle mit<br />

solchen Zellen therapiert. Bekannt ist die erfolgreiche Behandlung<br />

von Sichelzellanämie und anderer Immunkrankheiten durch die<br />

Transplantation solcher Zellen in Mäuse (Hannah et al. 2007; Ye et<br />

al. 2009; Townes 2008). Neben Mausmodellen für diese Therapien<br />

schlagen einige Forscher auch die Verwendung von IPS aus dem<br />

Schwein vor, da dieses dem Menschen physiologisch ähnlicher als<br />

die Maus ist (Esteban et al. 2010).<br />

Schnell hat sich der Gedanke einer möglichen Nutzung der Ergebnisse<br />

der Gentherapie für die Verbesserung der Leistungen<br />

gesunder Menschen verbreitet, insbesondere mit Blick auf Leistungssportler<br />

im Sinne eines «Gendopings» (Gerlinger et al. 2008).<br />

Forschungen in diesem Bereich, der höchst kontrovers ist, werden<br />

an Tiermodellen durchgeführt. Versteht man «Enhancement» als<br />

Steigerung der artspezifischen Fähigkeiten, lässt sich sagen, dass<br />

Tiere hier «verbessert» werden. Allerdings ist zu beachten, dass<br />

es sich immer um Versuchstiere handelt, die dann in der Regel<br />

leidende vierjährige Ashanthi DeSilva eine Infusion autologer T-Lymphozyten erhielt.<br />

Sie überlebte und führt heute ein nahezu normales Leben. In diese Lymphozyten wurde<br />

ein normales funktionsfähiges ADA-Gen eingebracht. Die Forschung und Anwendung<br />

der Gentherapie auf Menschen ist strikt juristisch geregelt. Sie ist auch aufgrund der<br />

enormen Kosten umstritten. Für weitere Informationen siehe die Website der Deutschen<br />

Gesellschaft für Gentherapie, http://www.dg-gt.de/index.html, sowie eine Website, auf<br />

der alle trials zur Gentherapie weltweit aufgelistet sind: http://www.wiley.co.uk/gen-<br />

med/clinical/.<br />

36 Der Gentransfer kann ex vivo oder in vivo erfolgen: beim Ex-Vivo-Verfahren wer-<br />

den spezifische Zellen, vor allem Stammzellen, dem Körper entnommen, bekommen<br />

das therapeutische Genkonstrukt zugesetzt und werden wieder in den Patienten eingeführt.<br />

Beim In-Vivo-Verfahren wird das therapeutische Genkonstrukt direkt in Zellen<br />

des Patienten eingeführt. Siehe dazu Gerlinger et al. (2008).<br />

kurz nach dem Experiment getötet werden und denen somit eine<br />

etwaige Verbesserung gar nicht zugute kommt.<br />

Eines der bekanntesten Beispiele verbesserter Tiermodelle ist in<br />

diesem Zusammenhang die sog. «Schwarzenegger-Maus». Die Experimente<br />

wurden von Sweeney und seiner Gruppe an der Universität<br />

Pennsylvania im Rahmen der Forschung zu einer Therapie für<br />

Muskelschwäche (insbesondere die Duchenne-Muskeldystrophie)<br />

durchgeführt. Die daraus resultierende Maus war wesentlich größer<br />

und circa 30 % kräftiger als ihre nichtmodifizierten Artgenossen.<br />

Ihr wurde das Gen für das Protein IGF-1 (insulin-like growth<br />

factor I), das für die Regulierung des Muskelwachstums verantwortlich<br />

ist, injiziert (Barton-Davis et al. 1998; Musaro et al. 2001).<br />

Die Effekte dieses Proteins führten zu einer Reduktion der mit<br />

dem normalen Alterungsprozess einhergehenden Muskelatrophie<br />

(Musaro et al. 2001). Medien berichteten, dass sich – kurz nach der<br />

Veröffentlichung seiner Studie und der medialen Berichterstattung<br />

zu dieser – viele Menschen bei Sweeney meldeten, um sich als freiwillige<br />

Probanden für seine Forschung anzubieten (Cromie 1999;<br />

Berndt 2008). Die Ergebnisse sind hinsichtlich des menschlichen<br />

Dopings auch deshalb von Interesse, weil die Veränderungen in<br />

den Muskeln nicht im Blut nachweisbar sind, sondern nur im Gewebe,<br />

von dem bei Dopingkontrollen keine Proben entnommen<br />

werden dürfen (Le Ker 2008; vgl. DeFrancesco 2004).<br />

Ein weiteres relevantes Untersuchungsgebiet ist die Forschung<br />

zum Transkriptionsfaktor GDF-8 (Myostatin), der unter normalen<br />

Bedingungen dafür sorgt, dass das Wachstum von Skelettmuskeln<br />

gehemmt wird. Mutationen, die diesen Faktor deaktivieren, wurden<br />

in Rindern der Rasse «Belgian Blue» und «Piedmontese» gefunden.<br />

Um die unterschiedliche Fähigkeiten dieses Faktors sowie<br />

seine Interaktion mit anderen Proteinen zu testen, werden transgene<br />

Tiermodelle hergestellt (Walsh und Celeste 2005; Vecchione<br />

et al. 2010; vgl. dazu auch 2.2.1, wo auf dieses hervorstechende<br />

Beispiel eines «Animal Enhancement» für menschliche Zwecke<br />

weiter eingegangen wird).<br />

Andere Forschungen mit Relevanz für ein mögliches Gendoping<br />

zielen auf die Verbesserung der Sauerstoffversorgung sowie der<br />

Energiebereitstellung. Bei der Sauerstoffversorgung konzentriert<br />

sich die Forschung insbesondere auf die Manipulation von Erythropoietin,<br />

das (u. a. aufgrund der Dopingdebatte im Radsport)<br />

48 Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie Animal Enhancement | Beiträge zur Ethik und Biotechnologie<br />

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